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Full text of "Synopsis der mitteleuropaïschen Flora"

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| SYNOPSIS 
MITTELBUROPAISCHEN FLORA 


PAUL ASCHERSON 


DR. MED. ET PHIL., GEH. REGIERUNGSRATH 
PROFESSOR DER BOTANIK AN DER UNIVERSITÄT ZU BERLIN 


UND 


PAUL GRAEBNER 


DR. PHIL. ; 
CUSTOS AM KGL. BOTANISCHEN GARTEN DER UNIVERSITÄT BERLIN 


SECHSTER BAND 
(ERSTE ABTHEILUNG) ARDEN 
DICoTYLEDONES (Rosauzs [PraranacEar, 


ROSACEAE, 
(SPIRAEOIDEAE, RosoIDEAE)|) 


H-RIPZRG 
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 
y 1900— 1905 


Es wurden ausgegeben 


Bogen 1—4 am 28. December 1900 
is 6—15 „ 19. November 1901 
„  .16—25 „ 18. April 1902 
„ 26-35 „ 1. Juli 1902 
» .36—40 „ .30. Juni 1903 
(abgeschlossen im Druck August 1902) 
„  41—50 „ 2. September 1904 
„51-56 „ '20. Januar 1905 
Abgeschlossen Ende November 1904. 


Druck der Kgl. Universitäts-Druckerei von H. Stürtz in Würzburg. 


Vorrede. 


Der vorliegende Band bot insofern Schwierigkeiten, als in ihm 
Gattungen wie Rosa, Rubus und Potentilla abgehandelt werden 
mussten. Ohne unsere Mitarbeiter wäre es uns nicht möglich 
gewesen, die Arbeit jetzt fertigzustellen. Rob. Keller in Winter- 
thur und W. ©. Focke in Bremen haben die Gattungen Rosa 
resp. Rubus allein bearbeitet. Der grosse Umfang besonders der 
ersteren Gattung macht es unmöglich, noch weitere Unterfamilien 
der Rosaceae, wie beabsichtigt war, mit in diesen Band zu ver- 
einigen. Grosse Hindernisse bereitete die Fertigstellung der Gattung 
Potentilla, deren Bearbeitung Herm. Poeverlein in Ludwigs- 
hafen übernommen hatte. Nachdem ein Theil des Manuscriptes 
(die weissblühenden Arten der Gattung) bereits gesetzt war, musste 
unser Freund wegen dienstlicher Überlastung die Arbeit vorläufig 
einstellen und sogblieb nur die selbständige Fortsetzung von unserer 
Seite übrig, bei der Poeverlein seine weitere Hilfe zusagte. Die 
Abfassung des Manuskriptes wäre uns aber durch die unendliche 
Synonymie und Formenfülle, sowie durch die vielen unzulänglichen 
Bearbeiter, die „neue Arten“ beschrieben haben, nahezu unmöglich 
gewesen, wenn uns nicht Theod. Wolf in Dresden, zweifellos der 
beste Kenner der Gattung, zu jeder Zeit mit Rath und That zur 
Seite gestanden hätte. Ihm sind wir für seine grosse und dauernde 
Mühewaltung, für die Durchsicht des Manuscriptes und der Correc- 
turen zu aufrichtigem und lebhaftestem Danke verpflichtet. Karl 
Maly in Sarajevo hat uns freundlichst einen sehr ausführlichen 
Auszug der Potentilleenlitteratur des südöstlichen Gebietes und 
seiner eigenen Beobachtungen zur Verfügung gestellt, wir haben 


IV Vorrede. 


diese Notizen, da sie vielfach in schwer zugänglichen Arbeiten 
enthaltene Angaben umfassten, mit vielem Nutzen verwendet. 


Die Abgrenzung der Arten und Formen bei Potentilla bot 
sehr erhebliche Schwierigkeiten dar, denn von keiner der poly- 
morphen Arten und Gruppen ist der Formenkreis völlig bekannt. 
Zahllose unwichtige Abänderungen in Behaarung, Blattform ete. 
oder Öombinationen mehrerer solcher Abänderungen sind als „Arten“ 
beschrieben worden, fast stets willkürlich aus einer grossen Formen- 
masse, die über das ganze Gebiet zerstreut ist, an einem Orte 
herausgerissene Formen, durch deren Beschreibung die Kenntnis 
und richtige Gliederung des Formenkreises um nichts gefördert 
wird. Ausserordentlich viele von diesen sind dann noch von ihren 
eigenen Autoren nicht richtig wieder erkannt worden und die 
Namen auch auf andere Abänderungen übertragen. Neben der 
Feststellung dessen, was ein Autor unter einem bestimmten Namen 
verstanden hat, ist dann die Bewertung der Formen lediglich nach 
Herbarmaterial ausserordentlich schwer, denn einerseits ergaben 
zufällige Combinationen unwichtiger unbeständiger Formen in einer 
Pflanze eigenthümliche und auffällig abweichende Bilder, wie man 
sie nur an Abänderungen mit höherer Selbständigkeit (Rassen etc.) 
zu sehen gewohnt ist, andererseits giebt es in den verschiedensten 
polymorphen Gruppen der Gattung zahlreiche vollständig samen- 
beständige Formen, die sicher geographische Rassen darstellen. 
Eine Einigung darüber, welche Pflanzen als Rassen oder Abarten, 
welche als Unterabarten etc. anzusehen sind, wird sich nicht in 
allen Fällen erzielen lassen, ehe nicht die Formenkreise jeder Art 
durch langjährige Culturen geprüft werden. Wiy haben uns des- 
halb in der Mehrzahl der Fälle dem von Th. Wolf in seinem 
trefflichen Potentillenstudien gewählten Verfahren angeschlossen, 
eine Einteilung nach gewissen leicht festzustellenden Merkmalen 
gegeben und die durch ein prägnantes Merkmal ausgezeichneten 
Formen mit einem einheitlichen Namen belegt (etwa incisa, angusti- 
folıa etc.), trotzdem wir der Meinung sind, die wir auch an den 
betreffenden Stellen zum Ausdruck gebracht haben, dass sich später 
diese Formen höchstwahrscheinlich in beständige geographischen 
Rassen und minder beständige Formen gliedern werden, wenn es 
erst gelingt, den ganzen Formenkreis durch Cultur zu prüfen. — 
Formen, die sich uns als beständige darboten, die wir in der 
Cultur der botanischen Gärten (besonders der Berliner) als samen- 


Vorrede. W 


und rassenbeständig kennen gelernt haben, besonders aus den 
Gruppen der Rectae und Tormentillae haben wir hervorgehoben 
und möglichst für sie einen früheren Namen conserviert, selbst 
wenn feststeht, dass der Autor des Namens diesen keineswegs auf 
die ‚betreffende Pflanze beschränkt hatte, so haben wir z. B. den 
Namen sciaphila für eine sehr typische kleine zierliche, constante 
Form der P. silvestris angewendet, die wir mehrfach aus den Süd- 
. alpen lebend erhielten, die aber von Zimmeter und den späteren 
Schriftstellern mit allerhand unbeständigen kleinen Formen, die 
ähnliche Merkmale hatten, vermengt worden ist, wie Th. Wolf 
nachgewiesen hat. Dass wir mit den „Rassen“ überall das richtige 
getroffen haben, ist kaum anzunehmen, ebenso ist sicher, dass 
Formen minderen Grades, deren Merkmale im Herzen unseres 
Gebietes sich an einem einzelnen Exemplar so veränderlich zeigen, 
dass die Eintheilung den Eindruck arger Zersplitterung macht, in 
anderen Theilen anscheinend (nach dem Herbarmaterial) eine erheb- 
lich grössere Constanz zeigen. 


Wir haben, soweit es in unserer Kraft stand (ultra posse nemo 
obligatur), versucht, die Formenkreise herauszuschälen und darauf 
aufmerksam zu machen, wo nach unserer pflanzengeographischen 
Erfahrung bei anderen polymorphen Formenkreisen, das Auftreten 
geographischer Rassen zu erwarten ist. Wir möchten mit Th. Wolf 
an unseren Bemühungen den Wunsch knüpfen, dass diejenigen, die 
sich künftig mit Potentilla beschäftigen, nicht ihren Ehrgeiz im 
Aufstellen „neuer“ Arten und Varietäten suchen möchten, sondern 
sich ein Verdienst dadurch erwerben, dass sie die Veränderungs- 
fähigkeit und ÜConstanz der Formen in ihrem Forschungsgebiete 
feststellen. Wie das geschehen soll, dafür hat Th. Wolf in seinen 
„Sächsischen Potentillen“ (Potentillen-Studien I.) ein treffliches 
Beispiel gegeben. 


Berlin und Gross-Lichterfelde, den 19. November 1904. 


P. Ascherson. P. Graebner. 


SYNOPSIS 


| NTIRUROPAISHEN FLORA 


PAUL ASCHERSON 


Bo DR. MED. ET PHIL. 
Be PROFESSOR DER BOTANIK AN DER UNIVERSITÄT ZU BERLIN 


UND 


PAUL GRAEBNER 


DR. PHIL. 
ASSISTENT AM KGL. BOTANISCHEN GARTEN ZU BERLIN 


13. LIEFERUNG 


E\ SECHSTER BAND 
| BOGEN 1—5 

5] ROSALES 

Ei PLATANACEAE. ROSACEA: 


SPIRAEOIDEAE. ROSOIDEAE. ROSEAE. (Bearbeitet von Dr. R. KELLER.) 


LEIPZIG 
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 


1900. 


Ausgegeben am 28. December 1900. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


——= Neuigkeiten. =— 


POMPEJI 


IN LEBEN UND KUNST 


von 


| August Mau. 
Gr. 8. Geh. M. 16.—; in prächtigen Liebhaberhalbfranz gebund. M. 19.—. 


Was wir am Ende des Jahrhunderts von Pompeji, seiner Kunst und 
Kultur wissen, ist in vollendeter und allen Gebildeten zugänglicher Form von 
dem hervorragendsten Pompejikenner der Gegenwart in diesem Buche dar- 
gestellt worden. Vıele Abbildungen, meist in Autotypie, und zahlreiche Helio- 
gravüren und Pläne erläutern den Text. 


| Unsere 
volkstümlichen Lieder 


Hoffmann von Fallersleben. 
Vierte Auflage 


herausgegeben und neu bearbeitet von 


Karl Hermann Prahl. 
Gr. 8. M. 7.—; in Leinen gebunden M. 8.—. 

Hoffmann'’s grundlegendes Werk, dessen letzte Auflage im Jahre 1869 
erschien, harrte seit langem einer Neubearbeitung. Gerade in letzter Zeit ist 
auf dem Gebiete der deutschen Liederforschung ausserordentlich fleissig und 
erfolgreich gearbeitet worden, und unsere bisherigen Anschauungen über Volks- 
lied und volksthümliches Lied haben sich zum "heil wesentlich geändert. 

Das treffliche Werk hat in K. H. Prahl einen berufenen Bearbeiter ge- 
funden und ist in mancher Hinsicht als ein neues zu betrachten. Es wendet 
sich nicht etwa ausschliesslich an Literarhistoriker und Musikgelehrte, sondern 
an alle Gebildeten, die für unsere volksthümlichen Lieder, diese herrliche 
Schöpfung deutschen Geistes, Interesse und Verständniss haben. 


Studien 


über die 


Verbreitungsmittel der Pflanzen 


von 
Dr. M. Kronield 
in Wien. 


1. Theil: 


Windfrüchtler. 


Einleitung. — Windfrüchtler. — Schüttelfrüchtler. — Flugfrüchtler. — 
Compositen. — Typha. — Volksthümliches. — Flugproblem. 


Mit 5 Textfiguren. — 8°. M. 1.—. 


13. Reihe. NEW York 
SOTAnNICA 
ROSÄLES. Me 
2. Unterreihe. Be 
ROSINEAE. 


(Engler Syll. 2. Ausg. 127 [1898].) 


S. Band V. Fruchtblätter entweder zahlreich, seltener wenige oder 
nur 1. Samen ohne oder mit spärlichem, selten mit reichlichem Nähr- 
gewebe. 


Uebersicht der Familien. 


A. Blüthen aktinomorph, 3- bis $zählig, eingeschlechtlich, unscheinbar, in 
kugeligen Köpfen. Staubblätter so viel als Kelchblätter. Staubfäden 
viel kürzer als die Anthere. Samenanlagen orthotrop oder schwach 
hemianatrop. — Baum mit handförmig gelappten Blattspreiten und 
vom Blattstiel freien, zu einer röhrenförmig den Stengel umgeben- 
den Tute verbundenen Nebenblättern. Platanaceae. 


B. Blüthen meist 5- (4-) zählig, meist zweigeschlechtlich, fast stets gefärbt. 
Staubblätter meist mindestens doppelt so viel als Kelchblätter. 
Staubfäden (meist um das Vielfache) länger als die Anthere. Samen- 
anlagen anatrop. — Nebenblätter seitlich am Blattstiel, meist mit 
ihm mehr oder weniger hoch hinauf verbunden. 

I. Blüthen (bei uns stets) aktinomorph. Staubblätter meist zahlreich. 
Fruchtblätter meist zahlreich, wenn nur 1, bei der Fruchtreife 


nicht aufspringend, einsamig. — Kraut- oder Holzgewächse. 
Blattspreite ungetheilt, gefingert (selten handförmig gelappt) oder 
' gefiedert. Rosaceae. 


II. Blüthen (bei uns fast stets) zygomorph. Staubblätter (bei uns 
fast stets) 10. Fruchtblatt (bei uns stets) 1, bei der Fruchtreife 
meist 2klappig aufspringend (Hülse), mehrsamig. Kraut- oder 
seltener Holzgewächse, meist mit gefiederten, öfter 3zähligen, 
selten ungetheilten Blattspreiten. Leguminosae. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 1 


2 Platanaceae. 


Familie 


PLATANACEAR. 


Lindl. Nat. Syst. ed. 2. 187 [1836]. Baill. Hist. pl. III. 400. Jank6 

Engl. Jahrb. XI. 412 [1890]. Niedenzu Nat. Pfl. III. 2a. 137 [1891]. 

Platäneae Lestiboudois in Mart. Hort. bot. Monac. 46 [1825]. Urti- 

caceae 4 Unterfam.? Platanoideae A. Braun in Aschers. Fl. Brand. I. 
Einl. 57 [1864].) 


S. S. 1. Hohe, locker belaubte Bäume. Stengel und Blätter in 
der Jugend mit meist bald abfallenden, seltener theilweise bleibenden, 
eigenthümlich verzweigten Haaren (Quirlhaaren) dicht besetztt). Blätter 
spiralig, lang gestielt, meist 3- bis 5- (7-) lJappig, mit handförmig ge- 
stellten Hauptnerven, am Grunde keilförmig oder herzförmig, mit oft 
grossen, krautigen, gezähnten, unterwärts oder in ganzer Länge ver- 
bundenen, tutenförmigen, den Stengel umgebenden Nebenblättern. Stiel 
am Grunde die Achselknospe vollständig einschliessend. Blüthen 
eingeschlechtlich, oft mit Rudimenten des anderen Geschlechts, einhäusig, 
äusserst dicht in kugelförmigen, kopfartigen Gruppen mit dicker 
Spindel, die ährenförmig (mit einem Gipfelkopfe) an einem endständigen, 
langen, dünnen, hängenden, später zerfasernden Stiel angeordnet sind, 
3- (bezw. 6-) oder 4- (bezw. 8-) zählig. Blüthenboden flach. Kelchblätter 
flach, dreieckig oder trapezoidisch, aussen behaart. Blumenblätter eiförmig 
oder fast spatelförmig. Staubblätter vor den Kelchblättern stehend 
mit sehr kurzem Staubfaden und langer dicker, bis keulenförmiger 
Anthere; diese mit einem 4eckigen, oben fast dachförmig sich ver- 
breiternden Connectiv. Fruchtblätter (Karpiden) frei vor den Blumen- 
blättern, behaart, länglich, allmählich in den dicken, oberwärts hakig 
gebogenen, mit einer bauchseits herablaufenden Narbe versehenen Griffel 
verschmälert, mit meist einer (sehr selten 2) orthotropen oder sehr schwach 
hemianatropen Samenanlage; die Fruchtschale mit dem Samen zu einer 
Karyopse verwachsen. Früchtchen (Karpelle) meist durch gegen- 
seitigen Druck verkehrt - pyramidenförmig-4kantig-abgeplattet, oberwärts 
abgeplattet mit einem Griffelrest, am Grunde dicht lang behaart. Keimling 
lang, dünn mit linealischen oft ungleichen Keimblättern. Nährgewebe 
sehr spärlich. 


Die systematische Stellung dieser Familie ist vielfach umstritten ; sie ist mit den 
verschiedenartigsten Gruppen der Dikotylen in Verbindung gebracht worden. Clarke 
z. B. glaubte Beziehungen zu den Myricaceae, A. Braun solche zu den Urticaceae 
zu erkennen, so dass er sie sogar als eine Unterfamilie derselben ansprechen zu 
dürfen glaubte. Diese Annahmen sind aber wohl irrig, auch dass sie mit Liqui- 
dambar nahe verwandt seien, hat wenig für sich. Das Wahrscheinlichste ist nach 
neueren Untersuchungen, besonders von S. Schönland (Engl. Jahrb. IV. 308 


1) Diese im Frühsommer (Mai und Juni) abfallenden und zu kleinen Flöckchen 
zusammengeballt als ‚Platanenstaub‘ die Luft erfüllenden Haare können (besonders 
bei empfindlichen Personen) auf den Schleimhäuten der Augen und Lunge unange- 
nehme Reizerscheinungen hervorrufen (vgl. u. a. Dres Gartenflora XXXVII 
[1889] 393 mit Abbild.). 


Platanus. > 


[1883], Jankö (ebendort XI. 412 [1890]), dass sie Verwandte der Rosales sind. 
Durch die Form von Griffel, Narbe und Antheren neigen sie zu den Saxifrageae 
und Hamamelidaceae, aber weit näher sind sie nach Niedenzu (Nat. Pfl. III. 2. 
140) „vermöge ihrer Stammstructur, ihres Gehaltes an Phlorogluein, ferner durch 
die perigynen Blüthen mit völlig apokarpem Gynaeceum mit den ‚Rosaceae ver- 
wandt und hier durch die Ausbildung von Blüthenboden und Carpellen besonders 
mit den Spiraeoideae, bei denen ja überdies auch ähnliche Blattformen auftreten“. 


Nur die Gattung 
*+ PLATANUS), 


-([Tourn. Inst. 590] L. Gen. pl. [ed. 1. 358 (1737)] ed. 5. 433 [1754]. Nat. Pf. III. 
2a. 140. F. Jaennicke, Studien über die Gattung Platanus L. Nova Acta Leop. 
Carol. Ak. LXXVII Nr. 2 [1899].) 


(Platane, franz.: Platane; ital.: Platano; russ. [ursprünglich persisch]: YHHap?.) 


Charakter der Familie. 


5 bis 6 Arten in Nord-Amerika bis Mexico und im östlichen Mittelmeergebiet 
und Vorderasien. Ausser den aufgeführten Arten noch sehr selten cultivirt die kali- 
fornische P.racemösa (Nutt. N.-Am. sylv! I. 47 [1842]. P. californica Benth. Bot. 
Voy. Sulph. 54 [1844]) mit unterseits bleibend filzig behaarten Blättern. Ausserdem 
finden sich in America noch P. Mexicana (Moricand Bull. Ferr. 1830. 79. M&m. 
Soc. phys. Geneve VI. 30 t. 26 [1833]) in Mexico und P. Wrightii?) (Watson 
Proc. Amerie. Acad. X. 349 [1875]) in Arizona. 


Gesammtart P. vulgaris. 
(Spach Ann. se. nat. 2 Ser. XV. 292 [1841].) 


In der Jugend schnellwüchsige Bäume, deren Aussenrinde an den Aesten und 
jüngeren Stämmen in grösseren oder kleineren Stücken abblättert und die grün- 
gelbliche Innenrinde hervortreten lässt. Alte Stämme sind mit dunkelgrauer, 
rissiger Borke bedeckt. Das Holz ist als Werkholz wenig geschätzt, hart und schwer, 
aber nicht fest; als Brennholz nach Hartig dem von Fagus gleichwerthig. Die 
Artunterscheidung dieser Gruppe beliebter Zierbäume begegnet ungewöhnlichen 
Schwierigkeiten und daher ist gerade das Artrecht und die Stellung der am 
häufigsten angepflanzten P. acerifolia sehr streitig. In Ermangelung erheblicher 
Merkmale in Blüthe und Frucht ist man lediglich auf die Blätter angewiesen und 
diese sind, wie Jaennicke a. a. O. ausführlich nachweist, an demselben Baume 
(nicht nur in verschiedenen Altersstufen) äusserst veränderlich. Dieser Schriftsteller, 
dessen neuester und offenbar gründlichster Darstellung wir folgen, macht darauf auf- 
merksam, dass bei P. Oceidentalis und P. acerifolia das Vorhandensein oder Fehlen 
der Blattzähne mit einer verschiedenen Form der Blattlappen verbunden ist. 


A. Blätter nicht tief (höchstens bis etwas über die Mitte hinaus) gelappt, die 
Lappen, wenn reichlich gezähnt, eiförmig, wenn sparsam oder nicht gezähnt, 
dreieckig. Fruchtköpfe meist 1 bis 2. Früchte 1 bis 2 mm dick. 


* P. Occidentalis. }}. Bis 20 (im Vaterlande 50) m hoher Baum. Aeste 
mehr aufrecht. Blätter 3-, seltener 5lappig, oft breiter als ihre Länge, am 
Grunde herz- oder keilförmig oder abgestutzt, selten abgerundet; Behaarung unter- 
seits meist in den Aderachseln bleibend; Lappen oft am Grunde breiter als 
ihre Länge; Fruchtköpfe meist einzeln. 


1) zidravos, Name von P. Orientalis bei den Griechen, schon von Ari- 
stophanes erwähnt. 

2) Nach dem Entdecker Charles Wright, * 29. Oct. 1811, + 11. Aug. 1886 
zu Wetherfield (Connectieut) (Urban br.), welcher in den Grenzländern der Ver- 
einigten Staaten und Mexico’s, sowie auf Cuba die werthvollsten botanischen Samm- 
lungen gemacht hat. 


1* 


4 Platanaceae. Rosaceae, 


; Im Atlantischen Nordamerica in den Vereinigten Staaten vom Maine bis 
Florida und westlich bis Minnesota und Texas, ausserdem in Mexico einheimisch, 
bei uns viel seltener als die folgende angepflanzt und im nördlichen Gebiet nicht 
ganz winterhart. Bl. Mai. 

P. oceidentalis L. Spec. pl. ed. 1. 999 (1753). Dippel Laubholzk. 280 
fig. 152. Nyman Consp. 657. P. lobata Moench Meth. 358 (1794). P. hybridus 
Brot. Fl. Lusit. II. 487 (1804). P. vulgaris e. angulösa Spach Ann. se, nat. XV 
(1841) 292. 

Als Culturformen gehören hierher l. pyramidäta (Jaenn. a. a. O. 120 
[10] [1899]. vgl. Dippel Laubholzk. III. 279 [1893], P. pyr. Bolle h., nach Koehne 
Deutsche Dendrol. 206 [1893], P. orientalis «) pyr. Koehne a. a. O. [1893]) mit 
pyramidenförmiger Krone und öfter borstenförmig zugespitzten Blattzähnen und 
l. tubifera (Jaenn. a. a. O. [1899]) mit sehr lang röhrenförmigen Nebenblättern. 
Von buntblätterigen Formen unterscheidet Jaennike (a. a. O. [1899]) eine weiss- 
bunte m. Suttneri a. a. OÖ. und eine gelbbunte m. Kelseyäna!'). 


*+ P. aceriföolia. f}}. Bis über 20 m hoher Baum. Aeste ausgebreitet, 
Blätter 5-, seltner 3lappig, am Grunde gestutzt, ausgerandet oder herzförmig, 
selten keilförmig, unterseits kahl; die 3 vorderen Lappen schmäler als 
ihre Breite am Grunde. Fruchtköpfe meist 2. 

Häufig, besonders im mittleren und nördlichen Gebiete, namentlich als Allee- 
baum angepflanzt, auch in Parks, selten in Wäldern; selten verwildert. Mai; die 
Samen reifen nur in einzelnen heissen Sommern (Paeske). 

P. acerifolia Willd. Sp. pl. IV. 474 (1805). Nyman Consp. 657. P. orientalis 
var. acerifolia Ait. Hort. Kew. III. ed. 1. 364 (1789). Dippel Laubholzk. III. 
277. Koehne D. Dendrol. 206. P. vulgaris ö. acerifolia Spach Ann, Se. nat. 
2. Ser. XV. 292 (1841). 

Die Herkunft dieses so verbreiteten Zierbaums ist unbekannt. Nach Aiton 
a. a. O. soll er schon vor 1724 von Robert Furber eultivirt worden sein. Neuer- 
dings gilt er allgemein als Form von P. Orientalis, welcher Ansicht gegenüber 
Jaennieke darauf hinweist, dass er der P. Occidentalis näher steht; allerdings 
unterscheidet er sich durch Merkmale, die ihn der P. Orientalis näher bringen. 
Mithin ist es, wie Jaennicke mit Recht bemerkt, wahrscheinlich, dass er entweder 
eine Culturform der Amerikanischen Art darstellt (wie schon Heer vermuthete), 
oder einen Bastard derselben mit der Orientalischen. Die Angaben, dass P., acerifolia 
im Orient wild vorkomme, sind sehr unsicher, obwohl sie Bourgeau in Lykien 
beobachtet haben will (Bolle, Die Freiwillige Baum- und Strauchveget. Prov, 
Brand. 2. Aufl. 74). .Der beste Kenner der Örientalischen Flora meint diese 
Form mit den Worten: planta in ambulacris Europae culta cujus nomen et origo 
mihi incerta (Boissier Fl..Or. IV. 1162). Ebensowenig hat die Angabe in den 
Abruzzen (Tenore) neuere Bestätigung gefunden. 

Eine Form mit ganzrandigen Blattlappen ähnlich der var. liquidambarifolia 
der folgenden Art ist P, orientalis var. Reuteri?) (K. Koch Dendrol. II. 1. 467 
[1872)). 


B. Blätter bis weit über die Mitte hinaus 5- (7-) spaltig; die Ab- 
sehnitte (wenigstens die 3 vorderen) stark oder schwach gezähnt oder ganz- 
randig, lanzettlich, oft am Grunde verschmälert, mehrmal länger als ihre 
Breite am Grunde, Fruchtköpfe 3 bis 4 (6), selten 1 oder 2. Frucht 4 mm dick. 


* P. Orientälis. hj. Bis 25 m hoher Baum mit ausgebreiteten, oft mit 
fast den Boden berührenden Aesten. Blätter am Grunde meist keilförmig, seltner 
gestutzt oder herzförmig, unterseits kahl. 

Auf der Balkanhalbinsel und in Vorderasien (östlich bis Persien) einheimisch, 
im Mittelmeergebiet häufig, im übrigen Gebiet selten gepflanzt und im letzteren oft 
nicht winterhart. 


1) Nach dem Züchter F. Kelsey in New-York. . 
2) Nach Adolf Reuter, * 30. Dee. 1825 (br.), Hofgärtner auf der Pfaueninsel 
bei Potsdam, welcher stets ein lebhaftes Interesse für Dendrologie bekundete. 


Platanus. 5 


P. orientalis L. Sp. pl. ed. 1. 999 [1753]. Dippel Laubholzk. IH. 277 fig. 149. 
P. hispanica Ten. Cat. Ort. Napol. 1845. 91. P. orientalis ß. insuldris Alph. DC, 
Prodr. XVI. 2. 159 (1864). 


Diese Platane ist wie die anderen Arten ungemein schnellwüchsig. Die beiden 
grossen Bäume zu Trstenik (Cannosa) unweit Ragusa!!, welche nach örtlicher Ueber- 
lieferung um die Mitte des 17. Jahrhunderts gepflanzt wurden, maassen 1865 ca. 
10 m im Umfang (Weiss ZBG. Wien XVII 575). Sie erreicht ein hohes Alter 
und vegetirt noch Jahrhunderte wenn ihr Stamm ausgehöhlt ist. Die grösste be- 
kannte Platane ist wohl die in Bujukdere bei Constantinopel!! von 50 m Umfang, 
in deren Schatten das Kreuzheer unter Führung Gottfrieds von Bouillon ge- 
lagert haben soll. In der Stammhöhlung ist wie häufig im Türkischen Orient in 
ähnlichen Bäumen ein Kaffeehaus erbaut. Vgl. auch Hehn Culturpfl. 6. Aufl. 284. 


Die von Jaennicke aufgeführten Formen sind hinsichtlich ihrer Constanz 
an demselben Exemplare mehr oder weniger zweifelhaft. A. vitifolia (K. Koch 
Dendrol. II. 1. 467 [1872], P. vulgaris ß. vitifolia Spach a. a. O. [1841]) hat breitere 
Blattabschnitte und nähert sich der P. acerifolia; B. digitäta (Jankö Engl. 
Jahrb. XI. 450 [1890]) hat sehr schmale, verlängerte, C., liguidambarifolia 
(K. Koch Dendrol. II. 1. 467 [1872], Jaenn. a. a. O., P. vulgaris «a. lig. Spach a. a. O. 
[1841]) ganzrandige Blattabschnitte.e D. cunedta (Loudon Enc. of tr. and shr, 
929 [1842], Jaenn. a. a. O. [1899]. P. cuneata Willd. Sp. pl. IV. 474 [1805]. 
K. Koch Dendrol. II. 1. 470 [1872], Koehne D. Dendrol. 206. P. vulgaris y. flabelli- 
Jolia Spach a. a. ©. [1841], P. or. e. unduldta Dippel a. a. O. 277, 278 fig. 150 
ob Ait. Hort. Kew. ed. 1. III. 364 [1789]?) hat kleinere, kürzer gestielte, am Grunde 
deutlicher keilförmige Blätter. Sie soll nach K. Koch a. a. OÖ. 470 am Kaukasus 
wildwachsend, aber nur strauchig vorkommen, was indes von Radde (bei 
Jaennicke.a. a O. 160 [50], 170 [60]) in Abrede gestellt wird. 


64. Familie. 


ROSÄCEAE. 


(Juss. Gen. plant. 334 [1789] erw. Lam. u. DC. Fl. Franc. IV. 427 

[1805] Benth. u. Hook. Gen. pl. I. 600. Baillon Hist. pl. I. 346. Maxim. 

&ei. Hort. Petrop. VI. 105 [1879]. .Focke in Nat. Pfl. IH,3; :1. 
[1888]. Focke in Wohlfarth-Koch Syn. 723 [1892].) 


S. S. 1. Meist ausdauernde, seltner ein- oder zweijährige, krautige 
oder holzige, meist sommergrüne, hin und wieder auch immergrüne Ge- 
wächse mit meist spiraligen, sehr selten gegenständigen, verschieden ge- 
stalteten, ungetheilten oder getheilten, fast stets mit wenn auch mitunter 
hinfälligen Nebenblättern versehenen Blättern. Blüthen einzeln end- 
ständig oder in Aehren, Trauben, Rispen oder Trugdolden, meist mehr 
oder weniger ansehnlich, seltner klein und unansehnlich, oft gefärbt, 
aber sehr selten (nicht bei uns) blau oder violett, meist nicht duftend, 
zweigeschlechtlich, selten durch Fehlschlagen eines Geschlechts ein- 
geschlechtlich, dann meist 2 häusig, selten 1häusig, meist aktinomorph, 
selten (bei unseren kaum) zygomorph, meist 5zählig, öfter 4-, selten 
weniger oder mehrzählig. Blüthenachse flach, schüsselförmig, oder hohl 
becherförmig, am Rande die Kelchblätter tragend oder über die Perigon- 
blätter halbkugelig oder kegelförmig bis eylindrisch verlängert, meist zwi- 
schen den Staub- und Fruchtblättern einen drüsigen, scheibenförmigen 
Discus tragend. Kelch meist einfach oder mit einem (aus Nebenblättern 
gebildeten) Aussenkelch versehen; Kelchblätter krautig, meist bleibend, 


6 Rosaeeae, 


meist in der Knospenlage dachziegelartig, seltner klappig. Blumen- 
blätter fast stets vorhanden, mit den Kelchblättern abwechselnd, mit 
schmalem Grunde sitzend, in der Knospenlage dachziegelartig selten 
gerollt. Staubblätter!) meist zahlreich, oft 2- bis 4 mal so viel als 
Kelchblätter, selten nur 1 bis 5, fast stets von den Fruchtblättern 
durch einen kleinen oder grösseren Zwischenraum getrennt, in der 
Knospenlage einwärts gekrümmt mit meist fadenförmigen, freien Staub- 
fäden und meist kleinen Antheren. Fruchtblätter (bei uns) in der 
Mitte der Blüthe, meist zahlreich, selten wenige, 1 bis 5, meist frei, 
selten unter sich am Innenrande oder auch mit der hohlen Blüthenachse 
verbunden (im letzteren Fall einen unterständigen Fruchtknoten bildend), 
fast stets einfächerig, meist mit 2 (selten mehr) hängenden oder auf- 
steigenden, anatropen Samenanlagen. Griffel meist an der Spitze 
aus dem verschmälerten Fruchtblatte, selten bauchseits oder seitlich an 
demselben stehend, meist frei oder etwas, selten ganz miteinander ver- 
bunden, mit meist kleiner, selten grösserer Narbe. Frucht sehr ver- 
schiedenartig, meist Schliessfrucht, auch Steinfrucht, selten aufspringend, 
seltner die Früchtchen mit einem Theile der knorpeligen oder fleischig‘ 
werdenden Blüthenachse (Cupula, Kelchbecher) zu einer Scheinfrucht 
verbunden oder bei unterständigem Fruchtknoten oft die Blüthen- 
achse fleischig werdend und mit den mit ihr verbundenen Fruchtblättern 
eine Kernfrucht (Apfelfrucht) bildend.. Samen klein oder ziemlich 
ansehnlich, ohne oder mit sehr wenig, selten reichlichem Nährgewebe, 
meist in der Fruchtschale eingeschlossen bleibend. Keimblätter meist 
fleischig, mit gewölbten Aussenflächen. Würzelchen nach dem Nabel 
gerichtet. 

Etwa 2000 Arten, fast über die ganze Erde verbreitet, in manchen Gegenden 


häufiger, in vielen selten und nur in gewissen Gruppen vertreten; im Norden und 
auf hohen Gebirgen oft bis an die Grenze der siphonogamen Vegetation verbreitet. 


Die scharfe Präeisirung und Eintheilung ist wie schon Maximowiez (Act. 
Hort. Petrop. VI. 120, 239 [1879]) und Focke (Pfl. fam. III. 3. 2, 11) hervor- 
heben, äusserst schwierig und zwar wegen der ausserordentlichen Variabilität der 
Blüthenmerkwale. Wenngleich die Familie selbst und auch die einzelnen Unter- 
familien dadurch streng getrennt erscheinen, dass selbst die extremsten Formen sich 
mit den typischen gut verbinden lassen, so ist doch eben durch die Variabilität die 
Definition sehr erschwert. Ueber die Verwandschaftsverhältnisse der einzelnen 
Rosaceen - Gruppen untereinander und mit verwandten Familien, vgl. Focke 
(a. a. Ö. 11), dem wir uns bei dieser Darstellung der Familie in der Anordnung 
im Wesentlichen anschliessen, 


Uebersicht der Unterfamilien. 


A, Fruchtblätter mehrere bis viele (fast nur bei der selten angepflanzten 
Neillia 1, dann jedenfalls nicht Steinfrucht). 


I. Fruchtblätter (bei uns) frei, bei Exochorda wenigstens oben frei, 
nicht mit der Cupula verbunden. 


1) Vgl. Hofmeister Allg. Morphologie 475. Dickson Transact. BS. 
Edinburgh VIII. 468. Journ. of B. IV (1866) 273. Göbel BZ. 1882. 253. 
Engler in Nat. Pf. IIL 3, 6. 


Spiraeoideae. 7 


a. Fruchtblätter meist 2 bis 5, selten 1 oder bis 12. Früchtchen 

2- bis mehrsamig, selten einsamig, meist nach innen aufspringend, 

weder auf einer verlängerten Blüthenachse stehend, noch in eine 
becherförmig vertiefte Cupula eingesenkt. Staubfäden aus ver- 
breitertem Grunde verschmälert. — Meist Holzgewächse. Neben- 
blätter öfter fehlend. Spiraeoideae. 

b. Fruchtblätter meist zahlreich, meist auf der verlängerten, ge- 
wölbten, halbkugeligen bis säulenförmigen Blüthenachse köpf- 
chenartig gedrängt stehend oder in die becherförmige Cupula 
eingeschlossen. Früchtchen stets einsamig, nie aufspringend. 

— Kraut- oder Holzgewächse. Nebenblätter fast stets deutlich 

oft gross. Rosoideae. 

II. Fruchtblätter meist 5, seltner 1 bis 2, mit der bei der Frucht- 
reife fleischigen Cupula und meist auch untereinander verbunden. 
— Bäume oder Sträucher. Nebenblätter deutlich. Pomoideae. 

B. Fruchtblatt (bei uns stets) einzeln, nicht mit der Cupula verbunden. 
Steinfrucht. — Bäume oder Sträucher mit ungetheilten Blättern. 
Nebenblätter deutlich. Prunoideae. 


1. Unterfamilie. 


SPIRAEOIDEAE. 


(Agardh Class. pl. 20 [1825]. Aschers. Fl. Brand. I. 175 [1860]. 
Nat. Pfl. III. 3. 13. Spiraeaceae Dumort. Comm. bot. 59 [1822]. 
Humb. Bonpl. Kth. N. Gen. VI. 234 [1823]. DC. Prod. II. 541 [1825]. 
Nyman Consp. 214. A. Braun in Aschers. Fl. Brand. I. Ein]. 66 [1864]. 
Sazxifragaceae Unterfamilie Spiraeaceae K. Koch Dendrol. I. 303 
[1869].) 


S, oben. Unbestachelte Sträucher, selten Bäume oder ausdauernde 
Kräuter mit meist ungetheilten Laubblättern. Blüthen meist klein, 
weiss bis roth, in meist reichblüthigen Blüthenständen. Blüthenachse 
flach oder trichterförmig, nicht becher- oder röhrenförmig. Kelch- und 
Blumenblätter fast stets 5. Staubblätter 10 bis 20 oder mehr. Frucht- 
blätter meist in einem Kreise stehend. Samen ohne oder mit sehr 
wenig Nährgewebe. 


Ueber 70 Arten in 17 Gattungen in der gemässigten Zone der nördlichen 
Hemisphäre, in America bis jenseits des südlichen Wendekreises verbreitet, in 
Australien, im tropischen Asien und tropischen und südlichen Africa fehlend. — 
Die Unterfamilie ist augenscheinlich mit dem Sazxifragaceae am nächsten verwandt 
(vgl. Maximowiez a. a. OÖ. 123), wird desshalb auch von manchen Autoren 
dahin gestellt. Nach Focke ist sie aber auch mit den Pomoideae und Prunoideae 
nahe verwandt; es finden sich auch bei ihnen Spuren von Amyegdalin. 


Ueber die in unseren Gärten eultivirten strauchartigen Formen vgl. Zabel, 
Die strauchigen Spiräen der deutschen Gärten. Berlin 1893. 


Uebersicht der Tribus. 


A. Fruchtblätter sich zu einer 2- bis mehrsamigen Kapsel (meist Balg- 
kapsel) entwickelnd, frei oder verbunden. 


8 Rosaceae. 


I. Fruchtblätter frei oder doch nur am Grunde verbunden. Samen 


ohne Flügelrand. Spiraeeae. 
II. Fruchtblätter (bei uns) ganz verbunden. Samen mit Flügelrand. 
Quillajeae. 
B. Frucht einsamig, nicht aufspringend. Holodisceae. 
1. Tribus. 
SPIRAEEAE. 


(Maxim. Act. Hort. Petrop. VI. 213 [1879]. Focke Nat, Pfl. III. 3. 13.) 
S. oben. 


Uebersicht der Gattungen. 


A. Blätter ungetheilt, höchstens gelappt. .Fruchtblätter 1 bis (bei uns 
meist) 5, im letzteren Falle mit den Kelchblättern abwechselnd. — 
Sträucher. 

I. Nebenblätter ziemlich gross, hinfällig. Kein freier Discusring am 
Grunde der Staubblätter. Samenschale glänzend, steinhart. — 
Blätter meist 3- (bis 5-) lappig und eingeschnitten. Früchtchen 
aufgeblasen, 2klappig aufspringend. Physocarpus. 

II. Nebenblätter fehlend. Fast immer ein freier, tief gekerbter 

Drüsenring am Grunde der Staubblätter (vgl. indess Spiraea). 

Samenschale häutig oder lederig, runzelig. 

a. Blätter meist gekerbt oder gesägt. Blüthen meist 2 geschlecht- 
lich, nie in schmalen, rispig gehäuften Trauben. Fruchtblätter 
der hohlen Blüthenachse eingefügt, aber unter sich fast oder 
völlig frei. Spiraea. 

b. Blätter ganzrandig. Blüthen zweihäusig-vielehig, auf getrennten 
Stöcken männlich und zweigeschlechtlich (ob auch weiblich ? 
vgl. Zabel Strauch. Spir. 10) in schmalen einfachen Trauben, 
die an den Zweigenden end- oder achselständig zu unterwärts 
beblätterten Rispen gehäuft sind. Fruchtblätter am Grunde mit- 


einander verbunden. Sibiraea. 
B. Blätter gefiedert. 
I. Fruchtblätter mit den Kelchblättern abwechselnd. — Kraut- 


gewächs mit 2- bis 3mal fiederschnittigen Blättern. Aruneus. 
II. Fruchtblätter vor den Kelchblättern stehend. — Sträucher mit 
unpaarig gefiederten Blättern. Basilima. 


Ausser den erwähnten Gattungen werden bei uns eine Anzahl von Zier- 
sträuchern öfter angepflanzt, so die von Physocarpus durch nicht aufgeblasene, nur 
an der. Bauchnaht aufspringende Früchte verschiedene Neillia'!) (D. Don 
Prodr, Fl. Nep. 228 [1825]) bis 0,5 m hoher Strauch mit zu endständigen Rispen 
vereinigten Blüthentrauben und spitzen Kelchblättern, N. thyrsiflora (D. Don 
a. a. O. [1825]) aus dem Himalaya und Stephanändra?) (Sieb. u. Zuec. Abh. 


1) Nach Patrick Neill, * 1776 + 1851, Buchdrucker in Edinburgh, verdient 
um die Flora Schottlands, besonders um die Kenntniss der Meeres-Algen. 
2) Von orepavos Kranz und dvrne Mann — Staubblatt, 


Physocarpus. Spiraea. 9 


Acad. Münch. 111. [1843] 739 t. 4) kaum 1 m hoher Strauch mit in sehr kleinen, 
endständigen Doldentrauben stehenden Blüthen und abgerundeten Kelchblättern, in 
der Tracht an Ribes alpinum erinnernd: St. incisa, (Zabel in Wittmark Gartenz. IV 
[1885] 511. Spiraea ineisa Thunb. Fl. Jap. 213 [1784]. Steph. fleruosa Sieb. u. 
Zuce. 3. a. O. [|1843]) aus Japan. 


*+ PHYSOCÄRPUS:1). 


(Camb. Ann. sc. nat. I. 239, 385 [1824] als Seet. v. Spiraea. Maxim. Act. Hort. 
Petrop. VI. 219 [1879]. Focke Nat. Pfl. III. Koehne Deutsch. Dendrol. 208, 209 
als Gatt.) 


S. S. 8. Ansehnlicher Strauch mit ziemlich grossen, langgestielten Blättern. 
Blüthen ziemlich gross, in vielblüthigen, endständigen Doldenrispen. Blüthenstiele 
viel länger als der Kelch. Blumenblätter weiss, länger als die Kelchblätter. Staub- 
blätter über 20. Fruchtblätter meist 5, bauchseits am Grunde bis zur Mitte ver- 
bunden, am Grunde kurz gestielt, mit wenigen (meist 2 bis 4) am Grunde hängen- 
den, oberwärts aufsteigenden Samenanlagen. 


3 bis 4 Arten meist in Nordamerica, eine Art in Ostasien, die alle bei uns 
hin und wieder als Ziersträucher angepflanzt werden. Bei weitem am häufigsten 


*+ P. opuliföolius. }j. Aeste meist ziemlich aufrecht, bis 3 m hoch. 
Blätter langgestielt, am Grunde keilförmig, im Umriss rundlich oder eiförmig, meist 
3lappig, ungleich doppelt gekerbt-gesägt, unterseits kahl oder seltner weichhaarig. 
Blüthenstiele und der Kelehbecher aussen meist kahl, seltner dicht mit Sternhaaren 
besetzt. Kelchblätter oberseits von Sternhaaren dicht zottig-filzig, aufrecht. Frucht- 
blätter und Früchtchen kahl, letztere eiförmig, viel länger als die 
Kelchblätter. 

In Nordamerica sehr verbreitet von Canada und Oregon bis Florida und Cali- 
fornien, bei uns häufig angepflanzt und nicht selten in alten Parks und Gärten, auch 
ausserhalb derselben besonders an Bachufern verwildert (vgl. Höck Bot. Centr.bl. 
Beih. IX. 6. 415). Bl. Ende Mai, Juni. 

P. opulifolia Maxim. a. a. OÖ. 220 (1879). Koehne Deutsche Dendrol. 209. 
Spiraea opulifolia L. Spee. pl. ed. 1. 489 (1753). Nyman Consp. 215. Physocarpus 
ripdria Raf. New Flora N.-Am. III. Sylva 73 (1836). 


1. SPIRAEA3) 


([Tourn. Inst. 389. L. Gen. pl. ed. 1. 145] ed 5. 216 [1754] z. T. 
Maxim. Act. Hort. Petrop. VI. 213 [1879]. Nat. Pfl. IH. 3. 14. 
Spiraea * Fruticosae Nyman Consp. 214 [1878].) 


(Spierstaude, vlaem.: Spierstruik; rum.: Taulä; poln.: Tawola, Tawlina; 
böhm.: Tavolnik; russ.: Tasoısra, Bormanra; ung.: Bajnöca.) 


S. S. 8. Sträucher mit ungelappten oder schwach gelappten, 
oft kleinen, meist kurz gestielten Blättern. Blüthen selten eingeschlecht- 
lich, meist kleiner als bei vor., in verschieden gestalteten Blüthenständen. 
Blüthenstiele meist länger, selten kürzer als der Kelch. Blumenblätter 


1) Von pöoa die Blase und xaorös die Frucht, wegen der in der Reife 
aufgeblasenen Früchtchen. 

2) oneıgaıd, bei Theophrastos Name eines Strauches, der nach dem, 
was dieser Autor sagt nicht zu ermitteln ist (ob — Spireon bei Plinius [XXI, 9]?). 
Dalechamp erklärt ihn für Viburnum lantana, Fraas für Ligustrum vulgare; 
Clusius (Hist. I. 80) wandte den Namen zuerst auf 8. salieifolia, Tournefort 
auf unsere Gattung an. 


10 Rosaceae, 


weiss oder roth. Staubblätter 15 bis sehr viele, selten weniger. Frucht- 
blätter fast stets 5, sehr selten am Grunde ganz schwach verbunden, 
meist mit mehreren Samenanlagen. 


Diese etwa 40 in der nördlich gemässigten Zone verbreitete Arten umfassende 
Gattung steht der vorigen ziemlich nahe und ist desshalb von vielen Autoren, auch 
von uns noch in der Flora des nordostdeutschen Flachlandes 387, Physocarpus 
als Section zu Spiraea gezogen worden. Bei eingehenderem Studium der nächst- 
verwandten anderen Gattungen scheint es uns indessen gerathener, dem Vorgange 
unserer verehrten Freunde Focke (Nat. Pfl.) und Koehne (Deutsche Dendrol.), 
die beide vortreffliche Kenner der Rosaceae sind, folgend Physocarpus als Gattung 
zu trennen. — Von den Europäischen Arten werden unseres Wissens nur S. flabellata 
(Bert. in Guss. Pl. rar. Samn. et Apr. 205 [1826]) aus Mittel-Italien und der Iberischen 
Halbinsel und die nahe verwandte S. rhodoclada!) (Leresche u. Levier Deux 
exc, dans le Nord de l’Esp. et le Portug. 26 [1880]) aus Nord-Spanien nicht in 
unseren Gärten gezogen und kommen auch nicht im Gebiete vor (vgl. S. 11, 12). 


Aus der Section Petrophytum?) (Nutt. in Torr. u. Gray Fl. N.-Am. I. 417 
[1840]) mit in endständigen, köpfehenförmigen Trauben stehenden Blüthen wird der 
kleine, nordamericanische Zwergstrauch S. caespitösa (Nutt. a. a. O. 418 [1840]) 
selten bei uns angepflanzt. Bei uns nur die folgenden Sectionen mit nicht köpfchen- 
förmigen Blüthenständen, 


A. Chamaedryon?) (Ser. m DC. Prod. II. 542 [1825]. Koch Syn. 
ed. 2. 230 z. T. Koehne Deutsche Dendrol. 211). Blüthen in 
einfachen Doldentrauben, stets zweigeschlechtlich. Blumenblätter 
stets weiss. (Gekerbter Drüsenring stets vorhanden. Fruchtknoten 
stets dem Kelchbecher anhaftend, aber unter sich frei. 


I. Blüthenstände aus den vorjährigen Trieben aussprossend, fast 
sitzend. 


a. Blätter grasgrün, fiedernervig mit zahlreichen scharfen Säge- 
zähnen. 


*+ S. prunifölia. h. Bis 1,5 m hoch. Diesjährige Zweige und junge 
Triebe weichbehaart. Blätter länglich-elliptisch, beiderseits zugespitzt, 
meist jederseits mit 3 bis 4 Nerven, unterseits weich behaart. Blüthenstände 
meist 5blüthig. Kelchblätter etwas länger als der Kelchbecher, aufrecht abstehend, 
Staubblätter so lang als die Kelchblätter, kaum halb so lang als die Blumenblätter, 
Griffelrest an der Spitze der Früchtchen sitzend. 

In Europa einheimisch, bei uns recht häufig angepflanzt, doch nur selten ver- 
wildert. Bl. Ende April, Mai. 

S. prunifolia Sieb. u. Zuce. Fl. Jap. I. 131 (1835). 


Blüht bei uns in den Gärten meist gefüllt. 


*+ 8. Thunbergii#). ih. Bis 2 m hoch. Diesjährige Zweige und junge 
Triebe kahl. Blätter linealisch-lanzettlich, spitz, jederseits mit 5 bis 7 Nerven, 
Blüthenstände meist 3- bis 5blüthig. Kelchblätter so lang als der Kelchbecher. 


I) Von 6660» Rose und %A/döog Zweig, wegen der rosenrothen Zweige, 

2) Von zeroa, der Fels, das Felsengebirge und gpvrov, Pflanze, wegen des 
Standorts der Pflanze in der Heimath. 

3) yauaidovs, Pflanzenname bei Theophrastos, vielleicht von Teuerium 
chamaedrys; von zaual am Boden und öoös Eiche, also ein niedriges eichen- 
ähnliches Gewächs; auf unsere Section übertragen wegen Tracht und Blattschnitt 
einiger Arten. 

4) S. I. S. 196 Fusen. 3. 


Spiraea, 11 


Blumenblätter 4 bis 5 mm lang, kurz gestielt, eilänglich. Staubblätter etwas kürzer 
als die Kelehblätter, etwa !/3 so lang als die Blumenblätter. Griffelrest unter der 
Spitze der Früchtchen, 


In Japan heimisch, bei uns nicht selten angepflanzt und verwildert. Bl. Ende 
April, Mai. 
S. Thunbergüi Siebold bei Blume Bijdr. F. Nederl. Ind. III. 115 (1825). 


. X (.xX 1) $. Thumbergü X (hypericifolia X. crenifolia)? 
LE. 


b. Blätter graugrün oder bläulichgrün, 3-(—5-)nervig, ganzrandig 
oder oberwärts mit wenigen stumpflichen Zähnen. 


*+ S. hyperieifölia. fj. Haupttriebe stark, aufrecht bis 1,5 m hoch, die seit- 
lichen blüthentragenden schlaf, meist bogig überhängend, alle zuerst kurz behaart, 
später mit dunkelbrauner Rinde. Blätter verkehrt-eiförmig bis breit-lanzettlich, 
‚spatelförmig, spitz oder an der Spitze abgerundet, am Grunde keilförmig in den 
kurzen Stiel verschmälert bis 2 em lang, kahl oder behaart. Blüthenstände 
meist 5 bis 10blüthig mit fädlichen, selten über 1 cm langen Blüthenstielen. 
Kelchblätter etwa 2 mm lang, aufrecht, wenig länger als der Kelchbecher. Blumen- 
blätteretwa 3 mm lang, fast kreisrund, kurz genagelt, reinweiss. 


S. hypericifolia L. Spec. pl. ed. 1. 489 (1753). DC. Fl. Franc. V, 645 (1815). 
Dippel Handb. Laubh. III. 463. S. crenata L. Sp. pl. ed. 1. 489 (1753) nicht Pallas. 


In Portugal, Spanien, Mittel- und Süd-Frankreich (ob wirklich ursprünglich? 
Ob nicht abzutrennen? vgl. Zabel Strauch. Spir. 22), Süd-Russland, Vorder-, Nord- 
und Central-Asien einheimisch, im Gebiet häufig als Zierstrauch angepflanzt und 
zuweilen verwildert (vgl. Höck Bot. Centr.bl. Beih. IX. 6. 415). April bis Juni, 
eine der frühesten Arten, 


Findet sich in folgenden Abarten bezw. Rassen: 


A, typiea. Blätter breit-lanzettlich, oberwärts verbreitert und mehr oder 
weniger plötzlich zugespitzt, spitz, seltner stumpf, meist önervig. Blüthen- 
stände meist reichblüthigerr. Blumenblätter grösser, flacher, deutlich 
länger als die längsten Staubblätter. 


So wild weit verbreitet, im Gebiete am häufigsten angepflanzt und hin 
und wieder verwildert. Bl. Mai, Juni, eine der frühesten Arten. 


S. hypericifolia «a. typica Maxim. a. a. O. 178 (1879). $. hypericifolia 
Nyman Consp. 215 (1878). Koehne ‚Deutsche Dendrol. 212. SS. hypericifolia 
a. genuwina Ledeb. Fl. Ross. I. 12 (1844). 


B. oboyäta. Blätter verkehrt-eiförmig bis breit, mitunter einzelne fast 
rundlich, an der Spitze abgerundet, stumpf oder mit wenigen stumpf- 
lichen Zähnen, 3- bis önervig. Blüthenstände meist weniger (5 oder 6) blüthig. 
Blumenblätter kleiner, gewölbter, so lang oder kaum länger als die 
Staubblätter. 


Bl. Mai, Juni, 


S. obovata Waldst. u. Kit. in Willd. Enum. 541 (1809). Koehne Deutsche 
Dendrol. 212. Koch Syn. ed. 2. 1022. Nyman Consp. 215 Suppl. 105. 


Von Maximowicz.a. a. O. 179 in Nord-Persien angegeben. Angeblich 
in Ungarn einheimisch, nach Simonkai (br.) aber nach einer verwilderten 
Gartenpflanze beschrieben. Auch das Indigenat in Krain (Fleischmann 104) 
wenig wahrscheinlich. Zweifellos verwildert war wohl die von W. Koch 
(Synopsis ed. 2. 1022) an Weinbergsmauern bei Neuchätel angegebene Pflanze 
(wir haben von dort die folgende Art erhalten!). K. Koch (Regel’s Gartenflora 
1854, 410) u. Maximowicz a. a. O. ziehen hierher (ob mit Recht?) die 


12 Rosaceae. 


bereits S. 10 erwähnte 8. aa (Bertol. in Guss. Pl, rar. Samn. et Aprut. 205 
t. 40 [1826]), die nach Zabel (Strauch. Spir. 19) eine eigene (bisher nicht in 
Cultur befindliche) Abart der S. hypericifolia darstellt. 


Wird viel seltner als die vorige Unterart in Gärten gepflanzt, weil ihre 
Blüthen weniger ansehnlich erscheinen. 


Eine dritte Abart aus Sibirien S. thalictroides (Pall. Fl. Ross. I, 34 
[1784]. S. aquilegifolia Pall. Reise III. App. 734 [1776]. $. huperieifolia 
ß. thalietroides Ledeb. Fl, Ross. II. 13 [1844]) mit breiten, vorn tief gekerbten 
Blättern findet sich seltner in Gärten. 


Br 1.) $. Thunbergii X (hypericifolia X crenifolia)? 
BD. 18 

5% 1 SR, UBER x ceremifolia s. 8. 18. 

.%X 1.%X 3.? (S. hypericifolia X cerenifolia) X media? s.8.18. 

. X 2. 8. hypericifolia .X -cana s. S. 18. 


I. Blüthenzweige aus den vorjährigen Trieben entsprossend, kurz, 
selten ziemlich lang, am Grunde grosse vollkommene Laubblätter 
tragend, selten die obersten schwächeren eines Triebes mit kleineren 
Blättern. 


a. Blätter 3nervig, .die der Blüthenzweige kleiner und schmäler 
als die der Langtriebe, stets ganzrandig. Kelchblätter zur 
Fruchtzeit aufrecht. 


(1.) 8. erenifölia. ih. Haupttriebe aufrecht, bis 1 m hoch, 
seitliche (im nächsten Jahre blüthentragende) schräg aufrecht bis etwas 
überhängend; die jüngsten Triebe ganz kurz behaart. Blätter bläulich- 
grün, die der Langtriebe lanzettlich bis länglich bis 3 cm lang, aus 
keilförmigem Grunde bis über die Mitte verbreitert, spitz, über der 
Mitte gesägt, die der blüthentragenden Zweige lanzettlich, seltner bis 
2,5 cm lang, oberwärts verbreitert, ganzrandig, beide wie die Stiele der 
Blüthen in der Jugend kurz behaart. Blüthenstände meist ziemlich 
reich- (10- bis über 20-) blüthig, die untersten Blüthen meist in der 
Achsel kleinerer Laubblätter. Blüthen auf meist nicht über 0,5 cm 
langen, fadenförmigen Stielen, ziemlich klein. Kelchblätter etwa so lang 
als der Becher. Blumenblätter 2 bis höchstens 3 mm lang, fast kreis- 
rund, weiss. Staubblätter deutlich länger als die Blumenblätter. 
Früchtchen kürzer oder doch nur wenig länger als der Kelch, der 
Griffelrest endständig oder rückenseits (aussen) wenig unter der Spitze. 

Zweifellos einheimisch in Siebenbürgen an Kalkfelsen der unteren 
Region: Koppänder, Kluft bei Torda; Tepej (Töpehegy) bei Alsö-Räkos 
zw. Homoröd und Agostonfalva östlich von Reps (Köhalom); Kapellen- 
berg bei Kronstadt! (Simonk. 213) und in Ungarn im Marmaroser 
und Arader Comitat, Mätra, z. B. auf dem Särhegy bei Gyöngyös, im 
Heveser Walde (seit Kitaibel, Janka!!), Puszta Vacs bei Örkeny 
und Erdöhegy bei Tatär Sz. György auf der Kecskemeter Landhöhe 
(Neilreich Ung. 325, Nachtr. 99). Für Galizien (von Knapp 391 
und Zalewski [br.])‘ wohl mit Recht bezweifelt. Im übrigen Gebiet 
als Zierstrauch gepflanzt und selten verwildert, so Belgien: Vesdre-Thal 


Spiraea. 14 


bei Verviers. Schweiz: Neuchätel auf Weinbergsmauern Payot! Cornaz! 
(mitgeth. von Schinz). Böhmen: Schloss Skalken bei Watislaw im 
Mittelgebirge (Bubäk nach Oelakovsky Böhm. Ges. Wiss. Sitzb. 
1889. 464). Bl. Mai, Anf. Juni. 

S. crenifolia C. A. Mey. Beitr. Pflk. Russ. R. VI. 43 (1844). 
Nyman Consp. 214 Suppl. 105. S. crenata Pall. Fl. Ross. I. 35 
(1784). Koehne Deutsche Dendrol. 212. Nyman Consp. 215 Suppl. 105. 
S. hypericifolia a. latıifolia Ledeb. Fl. Alt. II. 215 (1830). $. vaccıni- 
‚folia vieler Gärten nicht Don. 


(Bulgarien; mittleres und südliches Russland; Kaukasus; Altai.) 
I* 

. X (.xX 1.) 8. Thunbergü X (hypericifolia X crenifolia)? 
Sun s 
.x 1. 8. hypericifolia X crenifolia s. S. 18. 
(.%X 1)xX 3? (S. hypericifolia X crenifolia) X media? s. S.18. 
1x2. X 3.) 8. erenifola: x. (cana X media)t- 8.18 
202 02.8 8...orenfolia. x, cama, 3... 11. 
EL 3..,9. crenipolia. x: media 3.8. 17. 
Von verwandten Arten werden die durch Staubblätter, die kürzer sind als 
die Blumenblätter, ausgezeichneten S. bracteata (Zabel Deutsche Gartenz. 1884. 
496. S. nippönica 1) Maxim. M&l. biol. Acad. St. Pötersb. VI. 455 [1886]), auffällig 
durch die nur vorn gekerbten auffällig grossen Blätter unter den Blüthenständen, 
aus Japan und S.trilobata (L. Mant. II. 244 [1771]) mit fast dreilappig-fieder- 
spaltigen, doppelt-gesägten Blättern, von Turkestan bis Nord-China verbreitet, in 
unseren Gärten nicht selten angepflanzt. Letztere Art wurde nach Zabel (Strauch. 


Spir. 43) in Nordost-Ungarn unter den Felsen Kohat bei Marmaros-Sziget 1885 von 
- L. Vägner gesammelt; es bleibt zu prüfen, ob sie dort nur verwildert war. 


b. Kelchblätter zur Fruchtzeit zurückgeschlagen. Blätter fieder- 
nervig, die der Blüthen- und Langtriebe gleich gestaltet. 
1. Blüthenstand grau-weichhaarig. 


2. (2.) 8. eana. fi. Haupttriebe meist 3 dm bis 1 m, seltner 
bis über 2,5 m lang, an der Spitze meist seitlich übergebogen, meist 
ziemlich locker oder in der Jugend dichter behaart; seitliche (im nächsten 
Jahre blüthentragende) gleichwie die Spitze der Haupttriebe ziemlich 
schlaff überhängend, an der Spitze dicht weichhaarig. Blätter 
klein, seltner über 3 cm lang und meist 1 cm breit, elliptisch, beider- 
seits zugespitzt, am Grunde mehr oder weniger plötzlich in einen kurzen, 
selten bis 2 mm langen Stiel verschmälert, oberwärts ziemlich plötzlich 
zugespitzt, stachelspitzig, oberseits locker anliegend graufilzig behaart, 
unterseits dicht anliegend zottig-filzig, in der Jugend fast weiss, 
seidig glänzend, ganzrandig oder seltner die der Haupttriebe, sehr selten 
die der Seitentriebe oberwärts mit 2 bis 3 scharfen spitzen Zähnen. 
Blüthenstände meist fast doldenartig, meist nicht über 1,5 cm lang und 
2 cm breit, ziemlich reich- (seltner 10- bis 15-, meist über 20- bis über 
30-) blüthig. Blüthen auf bis etwa 1 cm langen Stielen, ziemlich klein. 


1) Auf Hondo (Nippon), der Hauptinsel von Japan beobachtet. 


14 Rosaceae, 


Kelchblätter kürzer als der Becher. Blumenblätter kreisrund, kaum 
2 mm lang, selten etwas länger. Staubblätter so lang oder kaum 
länger als die Blumenblätter. Griffelrest endständig am Früchtehen 
mit der Spitze desselben rückwärts gebogen. Früchtchen dicht 
kurzhaarig. 

Auf sonnigen Hügeln, an Waldrändern, an steinigen buschigen 
Orten, in Felsspalten im östlichen Alpensystem: Venetien: Prov. Udine: 
Monte Cavallo bei Sacile (G. v. Martens, bestimmt von Koehne!); 
Kroatien: Risnjak ca. 1800 m (Sadler), neuerdings vergeblich gesucht 
(VukotinovidG ÖBZ. XXVI. 342); Plitvica-Seen; Sveto Brdo an 
Velebit! (Neilreich Croat. 230). Dalmatien: Biokovo (Pichler!); Bosnien! 
und Hercegovina! Bl. April bis Juli. 

S. cana Waldst. u. Kit. Pl. Hung. rar. III. 252 t. 227 (1812). 
Nyman Consp. 214. Koehne Deutsche Dendrol. 213. 


Durch die dichtbehaarten Blüthenstände und die in der Jugend silberig 
schillernden Blätter leicht kenntlich. 


(Serbien; Kleinasien ; Armenien.) [*] 


. X 2. $. hypericifola X cana s. 8. 18. 

S. crenifoha X cana s. 8. 17. 

S. cana X. media s. S. 16. 

x 3.) $. crenifolia X (cama X media)? s. 8. 17. 
S. cana X ulmifoha s. 8. 17. 


DD -_D 


XXXX 
BRD 
x 


2. Blüthenstand ganz kahl. 


Gesammtart S. ehamaedryfolia. 
(L. Spec. pl. ed. I. 489 [1753]|.) 


Die Nomenclatur der Arten dieser Gesammtart ist etwas verwirrt, da man 
nicht recht weiss, welche der 3 hierher gehörigen Arten L. meint. Während Jacquin 
den Linn&’schen Namen S. chamaedryfolia auf S. ulmifolia übertrug und damit 
bewirkt hat, dass eine Anzahl Schriftsteller diese Art noch heute so nennen, hielt 
Cambessödes (Ann, sc. nat. I. 362 [1824]) die $. media für die Linne’sche 
Art, eine Anschauung, der wieder Regel und Körnicke (Gartenflora VII. 48 
[1858]), K. Koch (Dendrol. I. 316) und Kerner (Veget. Verh. Ung. 138; Sched. 
Fl. exs. Aust.-Hung. II. 20 No. 442), auch Nyman (Consp. 214) entgegentreten, 
welche alle S. flexuosa für die Linn&@’sche 8. chamaedrifolia erklären. Bei der 
doch nie zu klärenden Unsicherheit halten wir es für besser, den Namen $. chamaedry- 
Jolia nur der Gesammtart zu lassen. Linn& hat sicher die Arten nicht unterschieden. 


3. (3.) S. media. h. Haupttriebe aufrecht oder oberwärts über- 
gebogen, meist 1 bis 1,5 m hoch wie auch die seitlichen Triebe ziemlich 
starr, alle stielrund. Blätter elliptisch, oft fast breit linealisch bis 
über 5 em lang und 2 cm breit, am Grunde oft ziemlich lang keil- 
förmig verschmälert, seltner plötzlich zugespitzt, fast abgestutzt, an der 
Spitze meist stumpf, abgerundet oder stumpflich, bis zur Mitte ganz- 
randig, über der Mitte (oft an den Haupttrieben ziemlich tief) ein- 
geschnitten-gesägt, meist jederseits mit 3 oder 4 Zähnen, die der 
blüthentragenden Zweige bis zur Spitze ganzrandig, an 


Spiraea. 15 


den Rändern seidig-zottig gewimpert, unterseits meist, wenigstens in 
der Jugend mit vereinzelten langen Haaren besetzt, ober- 
seits kahl. Blüthenstände meist fast kugelig oder etwa (bis 4 cm) 
verlängert, meist reich- (über 20-) blüthig. Blüthen auf ziemlich (an 
den untersten bis über 2 cm) langen Blüthenstielen, ziemlich gross. 
Kelchblätter halb so lang als der Kelchbecher. Blumenblätter 
breit bis rundlich, etwa 3 mm lang. Staubblätter so lang oder etwas 
länger als die Blumenblätter. Griffelrest rückenseits unterhalb der 
Spitze des Früchtchens. Früchtchen kahl oder meist spärlich, seltner 
dicht behaart, an der Spitze dichter bewimpert. 


An steinigen sonnigen Abhängen, an Felsen im östlichen Alpen- 
und im Karpatensystem: Steiermark: Graz: Peggau (Prokopp nach 
Maly Fl. Steierm. 244); Krain! Karst im Küstenlande; Kroatien! 
Bosnien; im Berglande Ungarns! Galiziens und Siebenbürgens. Im 
übrigen Gebiet als Zierstrauch; selten verwildert. Bl. Mai, seltner 
noch Juni. 

S. media Schmidt Oest. allg. Baumr. I. 53 (1792). Koehne 
Deutsche Dendr. 214. $. chamaedryfolia L. Spec. pl. ed. 1. 489 
(1753) z. T. Koch Syn. ed. 2. 231. Nyman Consp. 214 Suppl. 105. 
S. confüsa Regel u. Körnicke Gartenfl. VII. 48 (1858). 


Durch die an den Haupttrieben nur über der Mitte, meist nur an der Spitze 
gesägten, an den blüthentragenden Kurztrieben ganzrandigen oder doch fast ganz- 
randigen Blättern sehr leicht von der S. ulmifolia zu unterscheiden. 


Aendert ab: 

B. sericea. Blätter unterseits dicht lang anliegend seidig behaart, oberseits ziem- 
lich dieht kurzhaarig; in den Blüthenständen öfter hin und wieder ein ganz 
vereinzeltes Haar. — Im ganzen Gebiet der Art zerstreut, anscheinend indess 
ziemlich constant, da auch so in Gärten. — $. media var. sericea Maxim, Acta 
Hort. Petr. VI. 189 (1879). S. sericea Turez. Fl. Baical. Dahur. I. 358 (1842). 
Sp. confüsa ß. sericea Regel Tent. Fl. Ussur. 53 (1861). $. polönica Blocki 
exs.! (die meisten von Blocki in den Herbarien liegenden Pflanzen sind gross- 
blättrige Exemplare mit kräftigen, vorn ziemlich stark gesägten Blättern, die 
kleinblättrigen stimmen indess ganz mit den asiatischen Pflanzen überein. 

II. oblongifölia. Blätter schmäler, 2,5 bis 5,5 em lang, 1 bis 1,8 cm breit, 
länglich, nach beiden Seiten etwas verschmälert, meist alle ganzrandig oder doch 
nur an der Spitze mit einzelnen Zähnen, unterseits hellgrün, kurz zerstreut- 
behaart, oberseits dunkelgrün, später kahl. — So mehrfach im südöstlichen Ge- 
biete. — S. media «a. oblongifolia Dippel Handb. Laubh. 474 (1893). S. oblongif. 
W. K. Pl. rar. Hung. III. 261 t. 235 (1812). Koch Syn. ed. 2. 1022. Nyman 
Consp. 214 Suppl. 105. S. chamaedryfolia y. oblongifolia Camb. Ann. sc, nat. I. 
363 (1824). — Wohl kaum mehr als eine Abart, findet sich in allen Uebergängen 
zum Typus und auch zur vorigen Abart, obwohl sich in Gärten ganz (ob auch 
samen-?) beständige Formen dieser Abart finden. 


(Süd-Russland; Ural; Sibirien bis Nordostasien.) |* 


(.xX1)X 3.2 8. (hypericifoha X. crenifolia) X media s.S. 18. 
1. X 3. 9. crenifolia X media s. S. 17. 

HXBIX 3). 8.erenfolia_ X (cana x media)? =. S. 17. 
2% 8. 8. cana..Xx media: s. 5.16: 

x, S. media X flexuosa s. S. 16. 


/ 


16 Rosaceae, 


Dieser Art sehr nahe verwandt, vielleicht nur Unterart derselben ist S, flezuosa 
(Fisch. Ann. se. nat. I. 365 [1824]) aus Sibirien, Dahurien und der Mongolei nicht 
selten in Gärten, leicht durch die starkkantigen Triebe und Kelchblätter, die so lang 
sind als der Kelehbecher zu unterscheiden. — Sehr reichblüthig ist die sehr ähn- 
liche S. media X flexwosa (S. fleruosa X media Zabel Strauch. Spir. 27 [1893]. 
Ra) Deutsche Dendrol. 214 [1893]. $. oxyodon!) Zabel nach Koehne a. a. OÖ, 

4. (4.) $S. ulmifolia. h. Haupttriebe meist (oft ziemlich starr) 
aufrecht, an der Spitze übergebogen, bis 2 m hoch, alle mehr oder 
weniger kantig. Blätter eiförmig bis eiförmig-lanzettlich oder länglich, 
ziemlich gross, bis 7 cm lang und bis 4 cm breit, am Grunde ziemlich 
plötzlich verschmälert, oben spitz, vom unteren Viertel (oder Drittel) 
ab (öfter doppelt, dann fast lappig-) eingeschnitten-gesägt, die am 
Grunde der Blüthenstände erst von .oder etwas unter der 
Mitte ab gesägt, alle kahl oder spärlich gewimpert. Blüthenstände 
reich- (meist über 20-) blüthig, meist doldenförmig oder fast kugelig, 
bis 4 cm breit. Blüthen auf bis über 1 cm langen Stielen, gross. 
Blumenblätter bis 6 mm lang, fast kreisrund. Staubblätter 
meist länger als dieselben. Griffelrest endständig an der Spitze 
des Früchtchens. Früchtchen kahl, in der Reife glänzend, 
nur bauchseits gewimpert. 

‚ An sonnigen steinigen Abhängen, an Felsen, in Bergwäldern des 
östlichen Alpen- und Karpatensystems: Steiermark um Gilli; Krain! 
Küstenland; Kroatien; Bosnien; Bergland Ungarns (nordwestlich von 
Schemnitz an fehlend); Ost-Galizien und Siebenbürgen. Im übrigen 
Gebiete häufiger Zierstrauch, nicht selten verwildert. Bl. Mitte Mai, Juni. 

S. ulmifolia Scop. Fl. Carn. I. 349 t. 22* (1772). Koch Syn. 
ed. 2. 231. Nym. Consp. 214 Suppl. 105. S$. chamaedryfolia L. 
Spec. pl. ed. 1. 489 (1753) z. Th. Jacq. Hort. Vindob. II. 66 t. 140 
(1772). S. banätica?) Janka Math. &s term. közl. XII. 8. 166 (1876) 
vgl. ÖBZ. XXVI (1876) 168. Nyman Consp. 214 nach Simonkai br. 
S. chamaedryfolia var. ulmifolia Maxim. Act. Hort. Petrop. VI. 
186 (1879). Zabel Strauch. Spir. 25. 

Durch die Starkwüchsigkeit, die grössere Höhe, die kantigen Zweige und 
die grösseren, schon mindestens im unteren Drittel gesägten Blätter der Haupt- 


triebe und die stets gesägten grossen Plätter der Blüthenzweige von der vorigen 
Art leicht zu unterscheiden. 


(Serbien; Rumelien; Ostsibirien; Dahurien; Japan.) I* 
2. x 4 5. cana X ulmifola s. S. 17. 
„x 4 8. trilobata X ulmifolia s. S. 18. 

Bastarde. 


AAN VE 


*2.X 3. S. cana X media. fj. Der S. media ähnlich, von ihr durch 
folgendes verschieden: Niedrig, bis 0,5 m hoch. Triebe weich behaart. Blätter 


1) Von ö$ög scharf und ödodg Zahn, 
2) Im Temeser Banat, gewöhnlich nur Banat genannt, jetzt Comitat Krassö- 
Szöreny vgl. S. 403 Fussn: 1, dem südöstlichsten Theile Ungarns gefunden. 


Spiraea. 17 


grösser als bei S. cana, die der Haupttriebe oberwärts mit wenigen zugespitzten 
Zähnen. Blüthenstand dem von S. cana ähnlich, dieht weichhaarig oder dem von 
S. media ähnlicher, zerstreut behaart. Staubblätter so lang oder etwas länger als 
die Blumenblätter. 

Bosnien: Sarajevo (Blau! Beck!), ViSegrad (Beck Nat. Hofm, Wien XI. 55 
[158]). Früher nur aus Gärten bekannt, dort hin und wieder. Bl. Ende April, Mai. 

S. cana X, media Zabel Wittm. Gartenzeitung III (1884) 495. Strauch. Spir. 
31. Koehne Deutsche Dendrol. 214. 8. mollis K. Koch Gartenfl. III (1854) 404. 


A. I. b. 


* 2, X 4. S. cana X ulmifölia. ij. Der $S. ulmifolia ähnlich, von ihr 
durch folgendes verschieden: Zweige behaart. Blätter eiförmig, 2,5 bis 5 em lang 
und 1,2 bis 2,5 em breit, sehr ungleich, grob-gesägt, in der Jugend beiderseits 
graufilzig, später oberseits kurz behaart, unterseits graufilzig bleibend. Blüthen- 
stände filzig behaart. Kelchbecher und -blätter behaart. Staubblätter so lang oder 
wenig länger als die Blumenblätter. 

Von Zabel im Forstgarten in Hann. Münden aus Samen der S. cana gezogen, 
von dort aus verbreitet. Bl. Ende Mai, einzeln noch Juni. 

S. cana X ulmifolia Zabel Strauch. Spir. 28 (1893). S. cana X chamae- 
dryfolia (S. Gieseleriäanal)) Zabel Wittm. Gartenz. III (1884) 495. Koehne 
Deutsche Dendrol. 214. Dippel Handb. Laubholzk, III. 972. 


As ph 


*+1.X 2. S. ereniföolia X cana. fj. Niedrig, meist nur 0,5 m hoch. Blätter 
kurz gestielt, am Grunde keilförmig, die unteren der Langtriebe oberwärts 3nervig, 
die übrigen fiedernervig, an der Spitze abgerundet, ganzrandig oder mit vereinzelten 
dreieckigen Zähnen, am Rande und unterseits ganz kurz behaart. Blüthenzweige 
verlängert, beblättert. Blüthenstände, Kelchbecher und Kelchblätter behaart. Staub- 
blätter Ys kürzer als die Blumenblätter. 

Bisher nur in Gärten, aber dort verbreitet und verwildernd. Bl. Mai. 

S. erenifolia X cana A. u. G. Syn. VI. 17 (1900). S. cana X crenata 
(S. inflexa) K. Koch Gartenflora III (1854) 405. Koehne Deutsche Dendrol. 214, 
Dippel Handb. Laubholzk. III. 473. 

Nach Zabel (Strauch. Spir. 30) eine S. cerenifolia X (cana X media). 


Aendert ab: 
B. conferta ($. (cana X crenata) conferta Zabel Wittm. Gartenz. III [1884] 
495. Dippel a. a. O.). Blätter nur 3nervig. — Nicht selten. 


A. I. 


*1.X 3. S. erenifölia X media. fj. Der $. crenifolia ähnlich, von ihr durch 
Folgendes verschieden: Niedrig, meist nicht über 7 dm hoch, stärker behaart. 
Blätter 2 bis 5 cm lang und 0,7 bis 2,5 cm breit, in der Jugend behaart, später 
nur gewimpert, 3- oder meist zum Theil Önervig, vorn tiefer gesägt. Blüthenzweige 
verlängert, beblättert. Blüthen auf 8 bis 12 mm langen Stielen. Blumenblätter 
kürzer als die Staubblätter. 

Wild bisher nur in Podolien beobachtet, bei uns nur in Gärten, aber dort 
wegen ihres leichten Wachsthums sehr beliebt und verbreitet. Bl. Mai, Juni. 

S. erenifolia X media A. u. G. Syn. VI. 17 (1900). $. erenata X media 
K. Koch Dendrol. I. 320 (1869). Koehne Deutsche Dendrol. 212. 8. Pikoviensis2) 
Bess. Enum. pl. Volh. Podol. 46 (1820). Dippel Handb. Laubholzk. III. 466. 
S. Nieoudiertiüi 3) hort. Bosse Handb. Blumenz. 3. Aufl. III. 495 (1861). 


1) Nach Herrmann Gieseler, * 1839 7 7. Febr. 1900, Gartenmeister am 
Botanischen Garten in Göttingen (Zabel br.). 

2) Nach dem Fundorie bei Pikow in Podolien. 

3) Nach dem uns unbekannten Züchter Nicoudiert. 


w 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 


18 Bosaceae. 


AT, 


S. trilobata X ulmifolia (Zabel Strauch. Spir. 27 [1893]. S. chamaedry- 
folia X trilobata, S, Schinabeekil) Zabel Wittm. Gartenz. III [1884] 495) bis- 
weilen angepflanzt, 


A. 


* „x 1. 8. hyperieifölia X crenifölia. f}j. Blätter verkehrt-länglich- 
eiförmig, 3- oder nervig, meist alle ganzrandig oder die der Haupttriebe schwach 
gekerbt. Blätter an den blüthentragenden Trieben meist mehr oder weniger zu 
kleinen Laubblättern entwickelt. 

Bisher nur aus Gärten bekannt. 


S. hypericifolia X crenifolia A. u. G. Syn. VI. 16(1900). S. crenata X hyperici- 
folia (S. multiflora) Zabel Wittm. Gartenz. III (1884) 494. Koehne Deutsche 
Dendrol. 214. 


Ein schöner Strauch, der durch Reichblüthigkeit beide’ Erzeuger übertrifft. 


A. 


*+ .xX21.X 3. 8, (hypericifölia X crenifölia) X media? }h. 
Meist niedrigerer, aber bis über 2 m hoher, mehr oder weniger kugeliger dichter 
Strauch mit in der Jugend kurz weichhaarigen Trieben. Blätter der Haupttriebe 
fiedernervig, länglich bis schmal verkehrt-eiförmig-lanzettlich, meist jederseits mit 
2 bis 8 scharfen Sägezähnen, bis 3 cm lang und bis 1 cm breit. Blüthenstände 
beblättert mit kleineren Blättern sehr dieht. Blüthen gross. Blumenblätter länger 
als die Staubblätter. 


Von Zabel im Forstgarten zu Hann. Münden aus Samen der S. hyperieci- 
folia X crenifolia gezogen, dort verwildert!! Bl. Mai, Anf. Juni. 


S. (hypericifolia X crenifolia) X media? A. u. G. Syn. VI. 18 (1900). $. 
(erenata X hypericifolia) X ? media Koehne Deutsche Dendrol. 212 (1893). S. media 
x multiflora? — 8. media X (crenata hyperieifolia) (S$. argüta) Zabel Wittm. 
Gartenz. (1884) 494. Dippel Handb. Laubholzk. III. 465 (1893). 8. multiflora X 
Thunbergü Zabel Strauch. Spir. 22 (1893). 


Die Pflanze ist in Blüthe von ganz ausserordentlicher Schönheit, vielleicht 
die schönste Form der Gattung. Die schlanken Triebe des dichten Strauches sind 
ganz dicht mit schneeweissen Blüthen bedeckt und lassen dadurch den Strauch, 
der selbst in ganz grossen über mannshohen Exemplaren seine charakteristische 
runde Form behält, von Weitem auffallen. In Gärten sehr beliebt. 


A. 


. X 2. 8. hyperieifölia X cana. |}. Der $. cana sehr ähnlich, von 
ihr hauptsächlich durch Folgendes verschieden: Triebe ziemlich lang, abstehend in 
der Jugend kurz begrannt. Blätter beiderseits gleichmässig verschmälert, bis 2,5 em 
lang und 1,5 cm breit, der Haupttriebe vorn öfter mit 3 Zähnen, alle grau behaart 
mit kurzen anliegenden Haaren, unterseits heller, dichter und weichhaariger. 
Blüthen ziemlich gross. Staubblätter kürzer als die Blumenblätter. 


Nur aus Gärten bekannt. Bl. Mai, Juni. 
S. hyperieifolia X cana A. u. G. Syn. VI. 16 (1900). S. cana X hyperiei- 


folia (S. cinerea) Zabel Deutsche Gartenz. 1884. 494; Koehne Deutsche Dendrol. 
214. Dippel Handb. Laubholzk. III. 465. 


x 


1) Nach Joseph Schinabeck, Garten-Inspector und Lehrer an der Garten- 
bauschule in Weihenstephan bei Freising (Zabel br.). 


Spiraea. 19 


B. Blüthenstände mehrfach verzweigt, rispig. Gekerbter Drüsenring 

selten fehlend (vgl. II. b.). 

I. Calospira!) (K. Koch Gartenfl. III [1854] 397. Koehne 
Deutsche Dendrol. 211, 215. Dippel Handb. Laubholzk. III. 494). 
Blüthenstände flach, trugdoldenartig. Blüthen zuweilen eingeschlecht- 
lich. Blumenblätter weiss bis dunkelrosa oder gelblich. Fruchtblätter 
unter sich ganz frei. 

a. Staubblätter so lang oder kaum länger als die Blumenblätter. 


5. (5.) 8. decumbens. I. Klein mit niederliegenden, bis etwa 
5 dm langen, seltner längeren, sich bis 2 dm über dem Boden erheben- 
den kahlen Trieben. Blätter verkehrt-breit-eiförmig bis länglich-eiförmig 
oder verkehrt-eiförmig-lanzettlich, meist 1,5 bis 2,5, seltner bis 4 cm 
lang und meist etwa 1 bis 1,4 cm breit, am Grunde in einen kurzen 
bis wenige mm langen Stiel verschmälert, am Rande meist über der 
Mitte scharf und grob- (öfter doppelt-) gesägt, selten ganzrandig, an 
der Spitze stumpflich bis abgerundet, seltner spitz, unterseits hellgrün, 
beiderseits kahl. Blüthenstände ganz kahl, weniger- oder mehr- 
blüthig, öfter viel- (bis 50-) blüthig, meist sehr locker, zuweilen am 
Grunde der Verzweigungen mit deutlichen Laubblättern. Blüthen auf bis 
1,5 em langen, sehr dünnen Stielen, zweihäusig (auf getrennten 
Stöcken andro- bezw. gynodynamisch). Kelchblätter rundlich-dreieckig, 
spitz, kahl, nach dem Aufblühen zurückgeschlagen. Blumenblätter etwa 
2,5 mm lang, rundlich, meist so lang, seltner etwas kürzer als die 
Staubblätter, weiss. Griffelrest an der Spitze der länglichen in der 
Reife glänzenden kahlen Fruchtblätter. 

In Felsspalten, auf Geröllhalden auf Kalk in den südöstlichen 
Alpen zw. 460 und 800 m. Bisher nur im südwestlichsten Kärnten und 
in der benachbarten Provinz Udine: Kanalthal um Pontafel! und 
Leopoldskirchen; Fella-Thal zw. Pontebba und Resciutto! Bl. Mai, Juni, 
vereinzelt bis September. 

S. decumbens Koch in Mert. u. Koch Deutschl. Fl. III. 433 (1831). 
Sturm Fl. Heft 62 (1833). Syn. ed. 2. 231. Nyman Consp. 214 
Suppl. 105. $S. flexuösa Rchb. Fl. Germ. exc. 627 (1832) nicht 
Fischer. 


Hierher die Rasse: 


B. tomentösa. Triebe weichhaarig. Blätter schmäler, ver- 
kehrteiförmig-lanzettlich, oft schon unter der Mitte scharf gesägt, selten 
ganzrandig, spitz, stachelspitzig, beiderseits und besonders unter- 
seits dicht graufilzig. Blüthenstände meist wenigblüthig, dicht 
behaart. Kelchblätter breit dreieckig, filzig behaart, aufrecht-abstehend 
(Zabel). Blumenblätter meist etwas kürzer als die Staubblätter, 
weiss oder gelblich. Fruchtblätter behaart. 

An ähnlichen Orten wie der Typus, bis 1600 m ansteigend. Nur 
im nördlichen Venetien: Provinz Belluno: Piavethal zw. Perarolo und 


1) Von %@405 schön und omweio« Gewinde, welches Wort allerdings in dem 
Namen Spiraea steckt. Correeter wäre Calospirada. 


9* 


20 Rosaceae. 


Longarone! Venzone! Agordo (Parolini), Mte. Serva (Huter!), Val 
di Zoldo, zw. Titer und der Tiroler Grenze bei Primiero (Facchini, 
vgl. Hausmann FI. Tirol 249, Zabel Strauch. Spir. 77), Prov. Treviso 
(Visiani u. Saccardo Atti Ist. Ven. 3 Ser. XIV. 1736). 


S. decumbens v. tomentosa Poech Flora XXVII (1844) 510. 
S. lancifolia Hoffmansegg Preisverz. v. Pfl. 8. Nachtr. 44 (1825) ob 
mit Beschreib.? Nyman Consp. 214. Koehne Deutsche Dendrol. 215. 
Dippel Handb. Laubholzk. III. 475, 476 fig. 222. $. Hacqueti') 
Fenzl u. K. Koch in Regel Gartenfl. III. (1854) 400. $. decumbens 
var. Bellunensis Bizzozero Atti Ist. Ven. Ser. 6. I. 582 (1883)? 


Dürfte sich höchstens als Rasse aufrecht erhalten lassen, da die Merkmale 
zu gering und die Uebereinstimmungen zu gross sind, schliesslich auch die geo- 
graphische Verbreitung keine grosse Besonderheiten zeigt. Wenn nicht ausser der 
Behaarung, die ja auch bei den Spiraeen sehr wechselnd ist, die Tracht recht 
charakteristisch wäre, würde man die Form nur als behaarte Abart auffassen dürfen. 
Die Gestalt der Blätter gibt desshalb kein gutes Merkmal, weil sich bei typischer 
S. decumbens, wenn auch selten, Formen mit ebenso gestalteten Blättern finden. 
Nach Zabel (Strauch. Spir. 77, 78) variirt die Tracht erheblich je nach dem Vor- 
kommen auf Felsköpfen, die die Pflanze so dicht wie Vaccinium myrtillus und an 
dies in Wuchs und Blattform erinnernd, überzieht, in Felsspalten oder auf Geröll. 


Eine aus Kreuzung der Rasse mit der Hauptform hervorgegangene Form, 
S. pumilionum (Zabel h.), erzog Zabel (br.) im Forstgarten zu Münden. 


(Verbreitung der Rasse und der Art: Nur im Gebiet.) E 


b. Staubblätter wenigstens 1?/s mal so lang als die Blumen- 
blätter. 


*+ 8. Japönica. [j. Triebe in der Jugend zottig oder etwas 
weichhaarig, bis über 1 m hoch. Blätter in der Jugend röthlich, eiförmig oder 
eiförmig-lanzettlich bis länglich-lanzettlich, meist 5 bis 10 cm lang und 2 bis 4 em 
breit, kahl oder etwas behaart, meist schon unter der Mitte grob-, meist doppelt- 
drüsig-gesägt. Blüthenstände breit, flach, 7 bis 12 cm breit, behaart. 
Kelchblätter zurückgeschlagen. Blumenblätter 2 mm lang, heller 
oder dunkler karminroth. 

In Japan und China einheimisch, bei uns in vielen Formen in Gärten ge- 
zogen, hin und wieder verwildernd; in ganz strengen Wintern mitunter etwas 
zurückfrierend. Bl. Juni bis August. 

S. japonica L. fil. Suppl. 262 (1781). Koehne Deutsche Dendrol. 217. Dippel 
Handb. Laubholzk. III. 478. $. callosa Thunb. Fl. Jap. 209 (1784). S. Fortünei 2) 
Planch. Fl. des serres IX. 35 t. 871 (1853). 


. 8. Japonica X corymbosa s. S. 21. 
6. 8. Japonica X salieifolia s. S. 25. 
. 58. Japonica X Douglasiü s. S. 26. 
.(.X% .) 8. alba X (Japoniea X Douglasü) s. 8. 26. 


xXXKXX 


1) Nach Belzazar (Balthasar) Hacquet, * 1739 in Conquet (Bretagne), 
+ 1815 in Wien, Professor in Laibach, später in Lemberg, erforschte die Flora der 
Alpen Krains (Plantae alpinae carniolicae Viennae 1782) und der östlichen Karpaten 
und der Hochebene Ost-Galiziens (Neueste Reise durch die dacischen und sarmati- 
schen Karpaten. 4 Bände. Nürnberg 1790—6). Nach ihm ist eine auch in unserem 
Gebiet vorkommende Umbelliferen-Gattung von Necker (Elem. bot. I. 182 [1790]) 
benannt. 

2) S, I. S. 181 Fussn. 2. 


Spiraea. 21 


* S. corymbosa. |}. Triebe aufrecht oder aufsteigend, stielrund. Blätter am 
Grunde abgerundet oder plötzlich verschmälert, meist eiförmig, an der Spitze ab- 
gerundet, mit aufgesetztem Spitzchen, über der Mitte grob gesägt, oft etwas ein- 
geschnitten- und dann doppelt-gesägt, mit meist breiten, kurz zugespitzten Säge- 
zähnen, unterseits hellgrün. Blüthenstände dicht, kahl. Kelchblätter später 
aufrecht abstehend. Blumenblätter kaum über 2 mm lang, weiss oder 
‘gelblich-weiss. Staubblätter über 3 mal so lang als die Blumenblätter 
Fruchtblätter ganz frei. Griffel etwas über doppelt so lang als die Fruchtblätter. 

In Nordamerica von Britisch-Columbien bis Oregon und Virginien verbreitet, 
bei uns nicht selten in Gärten. Bl. Mitte Juni bis September. 

S. corymbosa Rafin. in Desv. Journ. de bot. appl. III. 168 (1814). Koehne 
Deutsche Dendrol. 218. Dippel Handb. Laubholzk. III. 477. Bot. Cab. t. 671. S. betuli- 
folia 2. S. corymbosa Maxim. Acta Hort. Petr. VI. 209 (1879). Zabel Strauch. Spir. 75. 

Steht der Ostasiatisch-Nordamericanischen S. betulifolia (Pall. Fl. Ross. I. 
33 t. 16 [1784]) sehr nahe und ist vielleicht von ihr nicht als Art verschieden 
(vgl. Koehne Deutsche Dendrol. 218). 


S. Japonica X corymbosa s. unten. 
S. corymbosa X salicifolia s. S. 25. 
S. corymbosa X alba s. S. 26. 

S. corymbosa X Douglasii s. S. 27. 


Bastard (B. I. b.). 


* S. Japönica X corymbösa. In sehr verschiedenen Formen, die theils 
S. Japonica, theils S. corymbosa ähnlich sind und auch in den Merkmalen mehr 
oder minder sich der einen oder andern Art nähern, in den Gärten gebaut. 

In Gärten künstlich erzeust und z. T. zufällig entstanden. 

S. japonica X corymbosa Koehne Deutsche Dendrol. 218 erw. S. Forxiil) 
(hort. in K. Koch Dendrologie I. 329 [1869]). S. corymbosa X japonica Zabel Strauch. 
Spir. 71 (1893). Koehne Deutsche Dendrol. 217. 


H. Spiraeäria?) (Aschers. Fl. Pr. Brand. I. 176 [1860]. Spiraria 
Seringe in DC. Prod. II. 514 [1825]. Koehne Deutsche Dendrol. 
211, 215). Blüthenstände pyramidal, echte Rispen darstellend, 
stets an der Spitze langer beblätterter Triebe. Blüthen stets 
zweigeschlechtlich. Blumenblätter weiss bis dunkelrosa. Frucht- 
blätter unter sich ganz frei oder vom Kelchbecher frei und 
dann unter sich etwas verbunden. 

a. Kelchblätter zur Fruchtzeit aufrecht. Blumenblätter 
weiss oder rosa. Drüsenring stark entwickelt. Fruchtblätter 
am Grunde etwas verbunden. 


Gesammtart S. salieifolia. 


(6.) (2.) 8. salieifolia. h. Haupttriebe fast stets starr auf- 
A bis über 1,5, selten über 2 m hoch, später gelbgrau. Blätter 
länglich- elliptisch, meist 4,5 bis 7 cm lang und 1,5 bis 2,5 cm breit, 
beiderseits zugespitzt, meist mehr oder weniger klein und gleichmässig 
gesägt, seltner etwas doppelt-gesägt, in der Jugend gewimpert. Blüthen- 
stände schlank pyramidenförmig, meist etwa 1 bis 1,5 dm lang, 
mit meist aufrecht abstehenden, weichhaarigen Aesten und 
weichhaarigen Zweigen, ziemlich dicht. Kelchbecher wie die kurz drei- 


1) Nach dem uns so wenig als K. Koch (a. a. ©.) bekannten Züchter Fox. 
2) Von Spiraea; die Form Spiraria ist in sehr ineorreeter Weise abgeleitet. 


ID 
ID 


Rosaceae, 


eckigen Kelchblätter kahl oder wenig behaart. Blumenblätter 
rundlich oder breit-eiförmig, etwa 3—4 mm lang, halb so lang als die 
Staubblätter, hell bis etwas gesättigt rosa. Fruchtblätter in der 
Reife an der Spitze wenig von einander entfernt, den rückwärts gebogenen 
Griffelrest an der Spitze tragend. 

In Nordasien und Nordamerica einheimisch, bei uns häufig in 
Gärten angepflanzt und aus dieser Cultur (oft an entlegenen Orten) 
an Waldrändern, auf sonnigen Hügeln, an Bachufern, auf Mooren voll- 
ständig verwildert und stellenweise eingebürgert, besonders verbreitet 
(schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts von Sieber! bemerkt) im 
südlichen Böhmen und im angrenzenden Mähren, sowie im Waldviertel 
Nieder-Oesterreichs und in Ober-Oesterreich, von Celakovsky, Oborny 
und Beck für einheimisch erklärt, was aber kaum anzunehmen, da das 
Indigenat selbst für das europäische Russland sehr zweifelhaft ist (vgl. 
Köppen Geogr. Verb. Holzg. Eur. Russl. I. 311). Bl. Juni, Juli, 
vereinzelt bis Herbst. 

S. salicifolia L. Spee. pl. ed. 1. 384 (1753). Nym. Consp. 215 
Suppl. 105. Koehne Deutsche Dendrol. 220. Dippel Handb. Laub- 
holzk. III. 485. Schmidt Oesterr. allg. Baumz. I t. 50. 


Aendert ab: B. grandiflora (K. Koch Dendrol. I. 311 [1869]. S. grandiflora 
Lodd. Bot. Cab. 20 t. 1988 [1833] nicht Sweet und nicht Hook [s. S. 30]). Blüthen 
grösser, schön hellrosa. — In Gärten. — II. nana (Koch a. a. O. [1869] vgl. Palla 
Fl. Ross. 36 t. 22). Niedrig, meist nicht über 5 dm hoch. — In Gärten. 


. x 6. $. Japonica X salicifolia s. S. 25. 
.%x 6. 98. corymbosa X salicifolia s. S. 25. 
6.xX ..%8. salcifoha X, alba =. 8. 23. 

x . 8. salicıfoia X Douglasii s. S. 24. 


(Im grössten Theil von Mittel- und Nord-Europa ähnlich wie bei 
uns eingebürgert.) * 


*+ 8, alba. fh. Haupttriebe schlank, 1 bis 2 m hoch, später röthlichgelb, 
in den Achseln der Blätter dieser Triebe oft kleine Kurztriebe, die nur zwei ganz 
kleinen nebenblattartigen Laubblättern entwickeln. Blätter elliptisch oder länglich 
elliptisch bis (bis 3,5 em) eiförmig-lanzettlich, 4 bis 9, meist etwa 6 em lang und 
1,5 bis 2,5 em breit, am Grunde verschmälert, oberwärts spitz oder kurz zugespitzt, 
scharf einfach- bis doppelt-gesägt, unterseits heller grün. Blüthenstände breit- 
pyramidenförmig, meist 1 bis 1,5 (bis 2,5) dm lang und unten bis 9 cm breit, 
mit fast w agerecht absteh enden Aesten, wie die Zweige mehr oder weniger 
behaart, locker. Kelehbecher wie die dreieckigen Kelchblätter zerstreut behaart. 
Blumenblätter rundlich, weiss, etwa halb so lang als die Staubblätter. 

In Nordamerica einheimisch, bei uns nicht selten in Gärten, selten verwildert: 
Hamburg (seit Sonder in Koch Syn. ed. 2. 1021); sonst selten und unbeständig. 
Bl. Juli, Aug. 

S. alba Du Roi Harbk. wild. Baumz. II. 430 (1772). Koehne Deutsche Dendrol. 
220 erw. Dippel Handb. Laubholzk. III. 483. S. salicifolia 8. panniculäta Ait. 
Hort. Kew. II. 189 (1789). S. undulata Borekh. Vers. forstbot. Beschr. 65 (1790). 
S. euneifolia Borkh. Handb. Forstbot. II. 1455 (1803). 

Die bei uns verwilderte und auch häufig angepflanzie Rasse ist 

B. latifölia. Blätter breit, eiförmig bis länglich-verkehrt eiförmig, sehr kurz 
gestielt, grob ungleich-gesägt. Blüthenstände sehr gross, bis 2,5 dm lang, unter- 
wärts oft ganz kahl. 


Spiraea. 23 


S. alba a. latifolia Dippel Handb. Laubholzk. III. 484 (1893). $. salicifolia 
6. latifolia Ait. Hort. Kew. II. 189 (1789). S. latifolia Borekh. Handb. Forstbot. II. 
1455 (1803). Koehne a. a. OÖ. $. carpinifolia Willd. Enum. pl. hort. Berol. 540 
(1809). Guimpel Fr. Holzg. t. 7”. S. oväta Raf. New-Fl. and Bot. N.-Amer. III. 
New Sylva 65 (1836). $. heterophylla Raf. a. a. O. (1836). 


Die Rasse C. lanceoldta (Torr. u. Gray Fl. N.-Am. I. 415 [1840]) mit 
schmäleren, meist nur 1,5 cm breiten Blättern, bei uns seltener. 


. X . 8. corymbosa X alba s. S. 26. 
6. X S. salicifolia X alba s. unten. 
.xX . 8. alba X Douglasü s. S. 25. 
x .(.X .. 8. alba X (Japonica X Douglasü) s. 8. 26. 


Bastard. 
BER. ar 


*6.X .S.salieifolia X alba. f} meist 1 bis 1,5 cm hoch, in den Merkmalen 
sehr schwankend, aber stets Combinationen zwischen beiden Erzeugern darstellend, 
Besonders charakteristisch ist die Gestalt der Blüthenstände, die gewöhnlich am 
Grunde ziemlich breit und an der Spitze schlank sind. Blüthen rosa. 

In verschiedenen Formen in Gärten gezogen. 

S. salicifoia X alba A. u. G. Syn. VI. 23 (1900). S$. alba X salicifolia 
(S. rosäalba) Dippel Handb. Laubholzk. III. 484 (1893). Hierher gehört 

B. rubella ($. rubella. $. alba latifolia X salicifolia Dippel a. a. O. [1893]). 
Blätter breiter. 


b. Kelchblätter schon zur Blüthezeit zurückgeschlagen. 
Blumenblätter dunkelrosa. Drüsenring fehlend. Fruchtblätter frei. 


Gesammtart S. tomentösa. 


*+ S. Douglaäsii !). }j. Haupttriebe ziemlich starr aufrecht bis 2 m hoch, 
in der Jugend, wie auch die gelblich-grauen Aeste etwas grau-filzig behaart 
oder fast kahl, später mit rothbrauner Rinde. Blätter länglich- bis schmal- 
eiförmig-länglich oder breit-eiförmig-lanzettlich, meist 6 bis 9 em lang und 2 bis 3 cm 
breit, in einen kurzen behaarten Stiel verschmälert, an der Spitze stumpflich oder 
spitz, über der Mitte oder im oberen !/ı grob und ungleich scharf-gesägt, oberseits 
kahl oder kurz weich-behaart, unterseits dicht weiss- bis graufilzig. 
Blüthenstände länglich, schmal, 1 bis fast 2 dm lang, dicht, mit grauweiss-filzig 
behaarten Aesten, deren untere oft von kleinen Laubblättern getragen werden, und 
Zweigen. Kelchbecher wie auch die Kelchblätter graufilzig behaart. Blumenblätter 
rundlich, halb so lang als die Staubblätter, heller oder dunkler rosa gefärbt. 
Fruchtblätter in der Reife an der Spitze nicht weit von einander 
entfernt, kahl oder bauchseits spärlich zottig bewimpert. 

Im westlichen Nordamerica von Britisch Columbien und Oregon bis Californien 
einheimisch, bei uns seit lange in Gärten sehr häufig angepflanzt, fast überall 
ungemein üppig wachsend und sich selbstständig stark vermehrend; stellenweise 
völlig verwildert und zuweilen an von Gärten abgelegenen Orten mehr oder weniger 
zahlreich anzutreffen (vgl. Höck Bot. Centr.bl. Beih. IX. 416). Bl. Juli bis Sept. 

S. Douglasi Hook. Fl. Bor. Amer, I. 172 (1833). Koehne Deutsche Dendrol. 
221. Dippel Handb. Laubholzk. III. 488. Bot. Mag. t. 5151. 


Die dieser Art nahe verwandte 8. Menziesivi2) (Hook. Fl. bor. Am. I. 173 
[1842]) durch unterseits ganz kahle Blätter leicht kenntlich, wird ebenfalls in mehreren 
Formen angepflanzt. 


1) 8. I. S. 189 Fussn. 2. 
2) 8. I. S. 202 Fussn. 4. 


24 BRosaceae. 


.. 8. Japoniea X Douglas s. 8. 26. 

.(.X% .) 9. alba X (Japonica X Douglasü) s. S. 26. 
S. corymbosa X Douglasüi s. 8. 27. 

. salieifolia X Douglasii s. unten. 

S. alba X Douglasiüi s. 8. 25. 

S. Douglasii X tomentosa s. unten. 


or &= 
XKAXKKX 
{02} 


*+ S, tomentösa. |}. Haupttriebe oft sehr starr aufrecht bis 1,5 m hoch, 
in der Jugend wie die Aeste dicht rostfarbig-filzig behaart, später mit 
brauner Rinde. Blätter meist länglich, öfter eiförmig bis eiförmig-lanzettlich, 
meist 3 bis 5 em lang und 2 bis 3 cm breit, am Grunde fast abgerundet oder mehr 
oder weniger deutlich in den kürzeren Stiel verschmälert, vom untern Drittel an 
allmählich nach oben verschmälert, spitz, von dort an auch grob ungleich- bis fast 
doppelt kerbig-gesägt, oberseits matt-dunkelgrün, unterseits dicht rostfarbig- 
filzig, selten gelbgrau-filzig. Blüthenstände meist 1 bis 2 dm lang, am Grunde oft 
bis 1 dm breit, die untersten Aeste derselben oft ziemlich verlängert, aus der Achsel 
von Laubblättern entspringend. Kelchbecher und die breit-eiförmigen spitzigen Kelch- 
blätter gelblich-filzig behaart. Blumenblätter rundlich-eiförmig oder eiförmig, kaum 
doppelt so lang als die Staubblätter, rosenroth. Fruchtblätter in der Reife an 
der Spitze (fast vom Grunde an) weit von einander abstehend, sehr 
dicht und lang wollig-spinnwebig, den Griffelrest unter der Spitze tragend. 

Im östlichen Nordamerica einheimisch, bereits seit Ende des vorigen Jahr- 
hunderts in unseren Gärten eingeführter bekannter Zierstrauch, stellenweise ver- 
wildert (vgl. Höck a. a. O. 415); besonders zahlreich und fest angesiedelt bei 
Görlitz: Schönbrunn (Baenitz!) und Falkenberg in Oberschlesien (Plosel!). 
Bl. Juli bis September. 

S. tomentosa L. Spec. pl. ed. 1. 489 (1753). Nyman Consp. 215. Koehne 
Deutsche, Dendrol. 221. Dippel Handb. Laubholzk. III. 489. Schmidt Oest. Baumz. I. t.51. 


S. Douglasii X tomentosa s. unten. 


Bastarde. 
B. IE; 


* S. Dougläsii X tomentösa. }}. In der Tracht der $. tomentosa am 
ähnlichsten, aber meist höher, mit meist gelbgraufilzigen Trieben. Blätter unterseits 
meist hellgelbgraufilzig behaart, ebenso die Blüthenstände, Kelchbecher und -blätter. 

Nur in Gärten, selten. 

S. Douglasii X tomentosa Dieck Catal. 1885. Koehne Deutsche Dendrol, 221. 
Dippel Handbuch Laubholzk. III. 490. $8. Californica der Gärten Koehne a.a.O, 
(1893). S$. fulvescens Dippel a. a. OÖ. (1893). 


B:L 


*+ 8, salicifölia X Dougläsii. |). Hibride Zwischenformen zwischen 
diesen beiden Arten, die bald der einen bald der anderen Art ähnlich sind und 
auch in ihren Merkmalen zwischen beiden schwanken, finden sich in Gärten unter 
verschiedenen Namen. Als Typus nach Koehne: Blätter schmäler als bei 
S. Douglasü, mehr elliptisch, vorn mehr spitz, von nahe dem Grunde an gleich- 
mässiger und kleiner gesägt, meist unterseits fast kahl, aber auch reichlich weich- 
haarig. 

“Nicht selten in Gärten in verschiedenen Formen, sehr üppig wachsend und 
leicht verwildernd. Bl. Juni bis August. 

S. salieifolia X Douglasii A. u.G. Syn. VI. 24 (1900). $. Douglasü X saliei- 
folia K. Koch Dendrol. I. 312 (1869). $. Douglasü X salieifolia? (8. Constäntiae!)) 
Schroeder in Dieck Catal. Zoeschen 1887 Nachtrag. Dippel Handb. Laubholzk. III. 486. 


1) Nach einer uns unbekannten Dame benannt. 


Spiraea. 25 


S. Douglasi X salicifolia Koehne Deutsche Dendrol. 221 (1893). — S: Billiardii 1) 
(S. Douglasiüü X salicifolia) Dippel a. a. ©. 486 (1893) mit schmäleren spitzen 
Blättern der 8. salicifolia in der Tracht näher stehend, sonst die Blätter wie 
S. Constantiae unterseits kahl oder fast kahl. — $. eximia Booth Catal. (S. Dou- 
glasii X salicifolia K. Koch a. a. O.) nach Dippel a. a. ©. 488 (1893). Der 
S. Douglasii näher stehend. Blätter breiter, an der Spitze abgerundet oder stumpf- 
lieh unterseits filzig behaart. 


B.all: 


* S. alba X Dougläsii. |). Meist der S$. Douglasii ähnlicher. Blätter 
elliptisch, spitz, ziemlich tief doppelt gesägt, unterseits fast nur an der Mittelrippe 
weichhaarig. Blüthen hellrosa. Kelchblätter zurückgeschlagen. Drüsenring öfter 
vorhanden, aber dann unvollkommen und unterbrochen. 

Nur in Gärten. 

S. alba X Douglasii Zabel Strauch. Spir. 103 (1893). Koehne Deutsche Dendrol. 
221. S. angustifolia Dippel Handb. Laubholzk. III. 487 (1893). S. Regeliäna ?) 
‚der Gärten, nach Dippel a. a. O. (1893) nicht Rinz. 


B. 


* „X 6. 8. Japönica X salieifölia. }j. Triebe gelb- bis röthlichbraun, 
anfangs kurzhaarig. Blätter 5—9 cm lang, 13—25 mm breit, länglich- bis lanzett- 
lich-elliptisch, ungleich scharf doppelt gesägt, zuletzt kahl. Blüthenstände breit- 
pyramidal, so breit als ihre Länge, dicht kurzhaarig. Blumenblätter rosa, wenig 
länger als die Staubblätter. s 

In Gärten. Bl. Juni—Aug. 

S. japonica X salieifolia Zabel Strauch. Spir. 86 (1893). Koehne Deutsche 
Dendr. 219. S, callosa semperflorens hort. Petrop. S. Fortünei semperflorens hort. 
S. semperflörens Zabel a. a. ©. (1893). Dippel Laubholzk. III. 492. 


B. 


* „X 6. 8. corymbösa X salicifölia. |}. Triebe zuletzt rothbraun, 
Blätter 1'/a bis kaum doppelt so lang als ihre Breite, in den oberen ®/s oder ?/s 


1) Nach dem Handelsgärtner Billiard in Fontenay aux roses bei Paris, 
‚der diese Form zuerst erzogen haben soll. 

2) Nach Eduard August [von] Regel, * 13. Aug. 1815 Gotha + 15. (27.) April 
1892 Petersburg als Staatsrath und Direetor des Botanischen Gartens, 1842—55 
Obergärtner des Botanischen Gartens in Zürich. R. war nicht nur ein hervorragender 
‘Gärtner, dem man die Einführung zahlreicher Central- und ÖOstasiatischer Arten in 
unsere Gärten verdankt, sondern auch ein verdienstvoller Systematiker, vorzüglicher 
Kenner der Europäischen, Nord-, Ost- und besonders der Centralasiatischen Flora. 
Von seinen zahlreichen und werthvollen Schriften nennen wir ausser der Zeitschrift 
„Gartenflora“, die er 1852 begründete und bis 1884 redigirte, als auch für unser 
Gebiet von Wichtigkeit die Flora Bonnensis, die er 1841 mit J. J. Schmitz ver- 
öffentlichte, die Monographia Betulacearum Mosq. 1861 in M&m. Soc. Nat. Mose; 
(diese Familie bearbeitete er auch in De Candolle’s Prodromus und Alliorum 
monographia (Arb. Bot. Ges. Petersb. 1875). Vgl. L. Wittmack Gartenzeitung 
IV. 373. vgl. Gartenflora 1892. 261. Von E. v. Regel’s Söhnen haben sich zwei 
‚durch Leistungen auf botanischem Gebiet bekannt gemacht: der älteste, Albert, 
„1845, erforschte 1876—84 Central-Asien und machte daselbst sehr reiche botanische 
Sammlungen; der jüngste, Robert, * 1867, Privatdocent an der Universität zu 
St. Petersburg, veröffentlichte ausser einigen Aufsätzen pflanzengeographischen und 
physiologischen Inhalts 1893 in russischer Sprache eine Neubearbeitung des I. Bandes 
der „Zimmerkultur‘ seines Vaters. Wir verdanken ihm die über ihn und seinen 
Bruder mitgetheilten Angaben. 


26 Rosaceae. 


scharf, oft doppelt gesägt, gewimpert, sonst kahl. Rispe dichtblüthig, sehr zerstreut 
behaart. Blumenblätter weiss, viel kürzer als die Staubblätter. 

In Gärten. Bl.? 

S. corymbosa X salicifolia Koehne Deutsche Dendr. 219 (1893). 


B. 


*.xX . 8. corymbösa X alba. Triebe rothbraun. Blätter rundlich-oval, 
3—6 em ang, 2—4 em breit, in den oberen ?/3 scharf- bis eingeschnitten-doppelt- 
gesägt, oberseits kahl, unterseits öfter auf den Hauptnerven kurzhaarig. Rispe 
eiförmig bis breit pyramidal, dicht kurzhaarig. Blumenblätter hellrosa, halb so lang 
als die Staubblätter. 

In Gärten. Bl. Juli. 

S. corymbosa X alba A. u. G. Syn. VI. 26 (1900). S. alba X corymbosa 
Zabel in Dieck Cat. 1885. S. notha!) corymbosa X latifolia Zabel Strauch. Spir, 
91 (1893) und $. difformis — alba X corymbosa Zabel a. a. O. 96 (1893). 


B 


: x . 8. Japönica X Dougläsii. }j. Triebe hellfarbig bleibend. 
Blätter 6 "bis 12 cm lang, meist lanzeitlich, unterseits graufilzig, von der Mitte ab 
gesägt. Blüthenstände sehr dicht, graufilzig, Blüthen dunkelrosa. 

Zuerst in der Kgl. Landesbaumschule zu Alt-Geltow bei Potsdam entstanden. 
Jetzt ziemlich verbreitet in Gärten. Bl. Juni bis August. 

S. Japonica X Douglasii Dippel Handb. Laubholzk. III. 495 (1893) erw. 
A. u. G. Syn. VI. 26 (1900). S. Douglasii X japonica (callosa) [S.Sanssouceidna 2)] 
K. Koch Berl. Allg. Gartenz. 1857. 214. Koehne Deutsche Dendrol. 221. Dippel 
Handb. Laubholzk. III. 496. S. Regeliana 3) (S. Douglasii X japonica [callosa]) 
Rinz Arb. Muse. 222 (1864), eine Form mit stumpflichen länglichen Blättern. 
S. longifolia Dippel a. a. ©. 494 (1893), der $. Japonica näher stehend. Nach 
Dippel a. a. O. 496 u. 497 gehören zu diesen Bastard noch $. Nobleäna &) 
Hook. Bot. Mag. LXXXVI t. 5169 (1860), die nach Koehne 221 S$, corymbosa X 
Douglasii (s. unten) ist, und S. pachystachys5) Walther nach K. Koch Wochenschr. 
Gärt. Pflanzenk. 1860. 218, welche nach Koehne a. a. O. aus der Östasiatisch- 
Nordamericanischen 8. betulifolia (s. S. 21), die sich auch in unseren Gärten findet, 
X Douglasii entstanden sein soll. Zabel (Strauch-Spir. 93, 94) deutet dagegen 
gerade umgekehrt 8. Nobleana als betulifolia X Douglasii und S. pachystachys als 
corymbosa % Douglasii. 


B. 


Reli 3 48. alba X (Japönica X Dougläsii) ist nach Dippel 
(Handb. Laubholzk. 487) wahrscheinlich ein schöner Zierstrauch, der die charak- 
teristischen kurzen Seitenzweige der S. alba zeigt mit anfangs behaarten Trieben. 
Blätter länglich bis länglich -lanzettlich, beiderseits (am Grunde in einen kurzen 
behaarten Stiel) verschmälert, 6 bis 10 cm lang, 1,6 bis 3 cm breit, von über dem 
Grunde ab scharf und grob eckig-gesägt, anfangs beiderseits, später fast nur unter- 
seits kurz weichhaarig. Blüthenstände breit-pyramidenförmig, am Grunde beblättert. 
Blüthen dunkelrosenroth. 
S. alba X (Japonica X Douglasiti) A. u. G. Syn. VI. 26 (1900). S.speeciosa, 
S. alba X Sanssoueiana? Dippel Handb. Laubholzk. III. 487 (1893). 


1) v»odog Bastard. 

2) Wegen der ehemaligen zu den Hofgärtnereien Sanssouci bei Potsdam gehörigen 
Landesbaumschule, in der der Bastard entstand. 

3) S. S. 25 Fussn. 2. 

4) Nach dem Englischen Gärtner Noble, der die Pflanze aus Samen zog. 

5) Von zayds dick und ordyvs Aehre. 


Spiraea. Sibiraea. Aruncus. 27 


B. 


* ,xX . 8. corymbösa X Dougläsii. Dieser verhältnissmässig selten 
schwer erkennbare Bastard in verschiedenen Formen vorhanden, 

S. corymbosa X Douglasii Koehne Deutsche Dendrol. 221(1893). $. Nobleäna !) 
Hook. Bot. Mag. LXXXVI t. 5169 (1860) nach Koehne (a. a. O.) vgl. indess 
S. Japoniea X Douglasii S. 26. Dippel führt als Formen dieses Bastardes auf: 
S. magnifica a. a. O. 489 (1893). $. oblongifolia? a. a. O. 493 (1893) nicht 
W. K. und S. majestica? a. a. O. 494 (1893). - 


SIBIRAEA?). 
(Maxim. Act. Hort. Petrop. VEIT [1879]. Nat EHI aHEN5N) 
S. S. 8. 


Nur eine Art: 


* 8, laevigäta. }}j. Haupttriebe aufrecht, bis 1,5 m hoch, dick, rothbraun ; 
alle Triebe in der Jugend behaart. Blätter eng, oft fast büschelig gestellt, schmal 
verkehrt länglich-eiförmig, seltner länglich, fast keilförmig, 3 bis 8 cm lang und 
bis 2 cm breit, in den sehr kurzen, am Grunde den Stengel kurzscheidig umfassen- 
den Stiel verschmälert, spitz oder stumpf, mit kurzem aufgesetztem Stachelspitzchen, 
ganzrandig, oberseits etwas (lorbeerartig) glänzend, etwas blaugrün, unterseits kaum 
heller mit undeutlichen Seitennerven. Blüthenstände 8 bis 12 cm lange, beblätterte 
Rispen darstellend, deren untere Verzweigungen zusammengesetzte, die oberen ein- 
fache Trauben darstellen. Blumenblätter weiss oder grünlichweiss. Griffelrest an 
der Frucht wagrecht abstehend. 

Im Altai und Tianschan heimisch, bei uns nicht selten in Gärten. Bl. Mai, 
oft zum zweiten Male in August. 

S. laevigata Maxim. Act. Hort. Petrop. VI. 214 (1879). Koehne Deutsche 
Dendrol. 223. Dippel Handb. Laubholzk. III. 461. Spiraea laevigata L. Mant. I. 
224 (1771). Spir. altaiensis Laxm. Nov. comm. Acad. Petrop. XV 554 (1771). 
Spir. altaica Pall. Reise Prov. Russ. Reich. II. App. 739 (1773). 


Erinnert ohne Blüthen an Daphne mezereum. 


2. ARÜNCUS>) 


([L. Syst. ed. 1. Gen. ed. 1. 310.] Adans. Hist. pl. I. 295 [1763]. 
Nat. Pfl. III. 3. 16. Spiraea sect. Aruncus Seringe in DC. Prodr. 
II. 542 [1825]. Koch Syn. ed. 2. 231.) 


S. 8. 8. Ansehnliche Stauden mit doppelt- (bis 3fach) 3zählig 
gefiederten Blättern ohne Nebenblätter. Blüthenstände aus zahlreichen 
traubigen Aesten zusammengesetzte Rispen. Blüthen 2häusig. Blumen- 
blätter in der Knospenlage gerollt. Staubblätter an der Innenseite der 
bei der Reife vertrocknenden Blüthenachse entspringend. Fruchtblätter 
meist 3. 


2 Arten über fast die ganze nördliche gemässigte Zone verbreitet. In Europa 
nur unsere Art. 


1) S. S. 26 Fussn. 4. 

2) Nach dem Vorkommen im südlichen Sibirien. 

3) Bei Plinius (VIII, 76) vorkommender Ausdruck für den Bart der Ziegen; 
die Pflanze (vgl. auch die neusprachlichen Namen) wurde von den Botanikern der 
Zeit vor Linn& als Barba caprae bezeichnet. 


28 Rosaceae, 


7. A. aruncus. (Geisbart; franz.: Barbe de bouc; ital.: Barba 
di capra; rumän.: u. a. Barba-papei, vgl. Grecescu 200; böhm.: 
Udatna.) %. Bis 2 m hoch. Stengel ziemlich starr aufrecht, knickig, 
oberwärts meist überhängend. Blätter (mit Stiel) bis fast 1 m lang, 
mit oft sehr langen am Grunde wie auch die Fieder- und Blättchenstiele 
verdicktem Stiel. Blättchen kurz (bis 5 mm) gestielt, breit eiförmig (bis 
länglich-eiförmig), meist bis 14 cm lang und bis 7 cm breit, oft lang 
zugespitzt, scharf doppelt gesägt. Blüthenstände bis über 5 dm lang, 
pyramidal. Blüthen ziemlich klein, bis 4 mm breit. Blumenblätter 
gelblich-weiss. Staubblätter so lang oder länger als die Blumenblätter. 
Fruchtblätter in der Reife schief länglich-lanzettlich, spitz, kahl, mehr 
oder weniger spreizend. 


In schattigen Thälern und Schluchten, besonders an Bachufern, in 
der montanen und subalpinen Region bis 1600 m aufsteigend; in die 
Ebene nur in Oberschlesien und Polen herabsteigend; fehlt auch im 
Ungarischen Tieflande und im nordwestlichen Theile des Berglandes; 
erreicht innerhalb des Gebiets die Nordwest- und Nordgrenze an der 
Linie Hoch-Vogesen! Saarbrücken! Trarbach a. d. Mosel; Hohensolms 
bei Wetzlar; Vogelsberg; Rhön; Liebenstein (Rottenbach!); Jena; 
Bibra a. d. Unstrut; Querfurt: Lothariusberg bei Lodersleben! zw. Bahn- 
hof Riestedt und Beyer-Naumburg (C. Lebing br., vgl. Vocke und 
Angelrodt Fl. Nordh. 72). Sächsisches und Schlesisches Bergland 
verbreitet!! auch in Oberschlesien bei Ober-Glogau, Kosel und am 
Annaberge; in Polen nördlich bis Warschau (Rostafinski 107) und 
Plock am Skrowa-Ufer bei Sikörz (Zalewski br... Im übrigen 
Gebiet zuweilen als Zierpflanze und hier und da verwildert. Bl. Juni, Juli. 


A. Aruncus Karsten Deutsche Fl. 779 (1880—3). Spiraea 
Aruncus L. Spec. pl. ed. 1. 702 (1753). Koch Syn. ed. 2. 231. 
Nyman Consp. 215 Suppl. 105. Pall. Fl. Ross. I t. 26. Aruncus 
silvester Kosteletzky Ind. h. Prag 138 (1844). Astilbe Aruncus Trevir. 
Bot. Zeit. XII. 817 (1855). 


Aendert (bei uns) wenig ab; auffällig sind die sich hin und wieder findenden 
Exemplare mit constant zweigeschlechtlichen Blüthen! 


Eine sehr schöne Pflanze, die sehr leicht kenntlich ist an dem der Actaea 
spicata sehr ähnlichen Laube, von ihr indessen leicht durch die 3 Fruchtknoten 
und die Dioecie sowie auch ohne Blüthen und Früchte durch den Mangel des un- 
angenehmen Geruchs zu unterscheiden. — Noch grösser und ohne Zweifel eine wirk- 
liche nahe Verwandtschaft andeutend ist die Aehnlichkeit mit der Saxifragaceen- 
Gattung Astilbe (Hamilton in D. Don Prodr. Fl. Nepal. 210 [1825]), mit der 
Treviranus (Bot. Zeit. XII. 817) unsere Gattung vereinigte, nach Maximowiez 
(a. a. ©. 169) aber mit Unrecht, da diese Gattung ausser erheblichen Verschieden- 
heiten im Bau der Blüthen (nur 10 Staubblätter, nur 2 mit der Cupula verbundene 
Fruchtblätter) auch Nährgewebe in ihren Samen besitzt. 


‘ 


Aruncus. Basilima. Exochorda. 29 


*7 BASILIMA!), 


(„Ann. of Nat. Hist.“ [1815]. Raf. New Fl. and Bot. N.-Amer. III. New Sylva 75 

[1836]. A. Br. in Aschers. Fl. Brandenb. I. Einl. 109, 934 [1864]. Sorbäria 2) 

Ser. in DC. Prodr. II. 545 [1825] als Seet. A. Braun in Aschers. Fl. Brandenb. I. 
177 [1860]. Nat. Pfl. III. 3. 16 als Gatt.) 


D:48..8. 
3 Arten in Asien, die bei uns auch angepflanzt sind, häufiger ist indess nur 


*+ B. sorbifolia. }}. Grundachse weit kriechend. Triebe aufrecht oder 
aufsteigend bis 2 m hoch, in der Jugend spärlich behaart, im oberen Theile meist 
krautig bleibend. Blätter einfach gefiedert, 1,5 bis 3 dm lang und 6 bis 12 cm 
breit, mit meist jederseits 6 bis 10 Fiedern und einen mehr oder weniger 
langen, in der Jugend behaarten, öfter röthlich überlaufenen Stiel. Fiedern sitzend, 
länglich lanzettlich, meist etwa 5 cm lang und 1,2 cm breit, nach dem Grunde 
verschmälert, lang zugespitzt, scharf und fein doppelt gesägt, in der Jugend 
unterseits mit Sternhaaren besetzt. Nebenblätter lanzettlich ganzrandig 
oder gezähnelt, gewimpert. Blüthenstände bis3 dm lange, breite, pyramiden- 
förmige Rispen, aus in den Achseln kleiner gelappter oder ganzrandiger Hoch- 
blätter entspringenden Trauben, zusammengesetzt, sternhaarig. Blüthen etwa 
9 mm im Durchmesser mit schüsselförmigem Kelehbecher. Kelchblätter klein, ei- 
förmig, spitz, später zurückgeschlagen. Blumenblätter eiförmig, etwa halb so lang 
als die längeren Staubblätter. Fruchtblätter (4 bis) 5. 

In Asien vom Ural bis Kamtschatka, Sachalin und Japan verbreitet, bei uns 
sehr häufig in Gärten, sich dort .oft sehr ausbreitend, auch ausserhalb derselben 
zuweilen verwildernd und durch die Ausläufer oft ganze Strecken dicht bedeckend 
(vgl. Höck Bot. Centr.bl. Beih. IX. 416; auch in den Apenninen Liguriens ver- 
wildert). Bl. Juni bis August. 

 _B. sorbifolia Rafın. New Fl. and Bot. N.-Amer. III. 75 (1836). Aschers. Fl. 
Brandenb. I. 934 (1864). Koehne Deutsche Dendrol. 223. A. u. G. Fl. Nordostd. 
Flachl. 338. Spiraea sorbifolia L. Spec. pl. ed. 1. 490 (1753). Pallas Fl. Ross. I 
t. 24. Spür. pinnata Moench Meth. 663 (1794). Sorbaria sorbifolia A. Braun in 
Aschers. Fl. Brand. 177 (1860). Dippel Handb. Laubholzk. III. 502. 

Besonders im ersten Frühjahr sehr auffälliger Strauch, da er sich von allen 
Laubhölzern am frühesten belaubt. 


Tribus. 
QUILLAJEAE°). 


(Baill. Hist. pl. I. 471 (1869). Focke Nat. Pfl. III. 3. 16. Qulla- 
joideae Koehne Deutsche Dendrol. 207, 223 [1893).) 


S. 8. 8. 
6 Gattungen mit gegen 20 Arten, meist in America, die einzige asiatische 
Gattung bei uns angepflanzt. 


* EXOCHÖRDA!). 
(Lindl. in Gard. Chron. 1858. 925. Nat. Pf. III. 3. 18.) 


Laubabwerfende Sträucher mit ganzrandigen oder an den Langtrieben vorn 
kerbig gesägten Blättern und ansehnlichen weissen, traubig gestellten Blüthen. 


1) Die Ableitung dieses Namens ist uns nicht bekannt. 

2) Von Sorbus, wegen Aehnlichkeit der Blattform mit Sorbus aueuparia. 

3) Nach der Südamericanischen Gattung Quwilläja (Mol. Sagg. Chil. 354 
[1782]), welehe nach dem einheimischen Namen der Pflanze, Quillay, benannt ist. 

4) Von 2% (2£) ausserhalb und yoodög Darm, hier Nabelstrang des Samens, 
wegen der von Lindley (irrthümlich) angenommenen abweichenden Befestigung 
des Nabelstranges ausserhalb des Fruchtblattes. 


30 Rosaceae, 


Blüthen 2häusig-vielehig, 2geschlechtlich oder 2häusig. Drüsenring sehr stark 
entwickelt. Kelchblätter in der Knospenlage dachig. Staubblätter 10—25(—30) in 
2 oder 3 Kreisen. Fruchtblätter unterwärts verbunden, oberwärts frei. Griffel 
etwa '/s so lang als das Fruchtblatt. Frucht eine Öseitige, 5furchige Kapsel, 
zuletzt zerfallend. 

3 Arten im kühleren Mittelasien. 


* E. grandiflöra. Ih. Bis 3 m hoch. Kahl. Blätter aus keilförmigem 
Grunde verkehrt länglich-eiförmig, die der Blüthentriebe 2mal so lang als breit, 
ganzrandig oder oberwärts kerbig-gesägt. Kelchblätter wimperig gezähnelt. Staub- 
blätter 10—15 (vor jedem Blumenblatt 2—3). 

Zierstrauch aus dem nördlichen China, bei uns jetzt nicht mehr selten gepflanzt. 
Bl. Mai, vereinzelt auch später. 

E. grandiflora Lindl. in Gard. Chron, 1858. 925. Koehne Deutsche Dendrol. 223. 
Spiraea grandiflora Hook. Bot. Mag. t. 4795 (1854) nicht Lodd. (s. S. 22) und 
nicht Sweet. 


Aendert ab: B. Albertil) (A. u. G. Syn. VI. 30 [1900]. E. Alberti Regel 


Act. Hort. Petrop. VIII. 696 t. 13 [1884]. Dippel Handb. Laubholzk. III. 506 
fig. 229). Blätter der Blüthentriebe 3mal so lang als breit. Staubblätter 17—25 


(vor jedem Blumenblatt 3—5). — So in der östlichen Bucharei, bei uns seltener 
gepflanzt. Von E. grandiflora höchstens als Rasse zu trennen. 
Tribus. 
HOLODISCEAE. 


(Focke in Nat. Pfl. III. 3. 12, 18 |1894].) 
8.8. 8. 


Die Stellung dieser von Focke (a. a, OÖ.) zu einen eigenen Tribus erhobenen 
Gruppe ist bei den verschiedenen Autoren recht abweichend. Viele, wie auch 
Koehne (Deutsche Dendrol. 264) stellen sie neben Rhodotypus, andere bringen sie 
wieder neben Spiraea. 


Nur eine Gattung 


HOLODISCUS?>). 


(K. Koch Dendrol. I. 309 [1869] als Seet. v. Spiraea; Maxim. Act. Hort. Petrop. 

VI. 253 [1879| als Gatt. Nat. Pfl. II. 3. 18. Schizonotus 3) Raf. N. Fl. and Bot. 

of North Amer, III. New Sylva 75 [1836]. ©. Kuntze Rev. gen. pl. I. 225 [1891]. 
Koehne Deutsche Dendrol. 264.) 


Hohe, oft baumartige Sträucher mit ungetheilten fiedernervigen oder fast fieder- 
lappigen, gezähnten, unterseits filzigen Blättern. Blüthen zahlreich in zu Rispen 
vereinigten Trauben. Blüthenachse flach schüsselförmig. Staubblätter 20 in 2 Kreisen, 
die 15 äusseren am Grunde verbunden. Fruchtblätter 5, frei mit den Kelehblättern 
abwechselnd, lang behaart, mit kurzem Griffel. Früchtehen vom Kelchbecher ein- 
geschlossen, lang behaart. 

2—3 Arten, von denen der tropische, von Guatemala über Costariea bis 
Neu-Granada heimische H. argenteus (Maxim. Acta Hort. Petr. VI. 254 [1879]. 
Spiraea arg. Mutis in L. fil. Suppl. 261 [1781]) nicht in Cultur ist, wogegen der 
vielleicht nicht als Art von der folg. zu trennende, von Oregon und Californien bis 
Colorado, Utah und Neu-Mexico verbreitete 7. dumosus (A. u.G. Syn. V1.30 [1900]. 
Spiraea dumosa Nutt. bei Torr. in Stansb. Exp. Saltlake 287 t. 4 [1852]. Sp. dis- 
color var, dumosa 8. Wats. Bot. Calif. I. 170 [1880]. Schizonotus argenteus var. 


1) Nach Albert von Regel, s. S. 25 Fussn. 2. 
2) Von ö/og ganz, unversehrt und dioxog Scheibe, wegen des ganzrandigen 
Drüsenrings. 


3) Von 0xiöo ich spalte und »@rog Rücken, wegen der nach der irrthüm- 
lichen Meinung des Autors am Rücken aufspringenden Früchtchen. 


Exochorda. Holodiseus. 31 


dumosus ©. Kuntze Rev. Gen. pl. I. 225 [1891]. Holodiscus discolor var. dumosa 
Dippel Handb. Laubholzk. III. 508 [1893]. Schizonotus dumosus Koehne Deutsche 
Dendrol. 565 [1893]), kleiner (bis 1 m hoch), mit kleineren Blättern, mehr zu- 
sammengezogenen Aesten und ganz kurzen Blüthenstielen, so dass Trag- und Vor- 
blätter dicht unterhalb des Kelches sitzen, bei uns erheblich seltener angepflanzt wird. 


* H. discolor. }}. Bis über 2 m hoch. Triebe ziemlich schlaff, gelblich- 
grau, behaart. Blätter auf 8 bis 18 cm langen behaarten Stielen, meist am 
Grunde abgestutzt, seltner breit keilförmig, eiförmig, 4—8 em lang und 3 bis 
7 cm breit, an der Spitze abgerundet, mehr oder weniger tief fiederlappig, wie 
die Fiederlappen oberwärts grob gekerbt, oberseits kahl oder spärlich behaart, 
unterseits grau- oder weissfilzig. Rispe gross, bis über 2 dm lang und bis 2 dm breit, 
ausgebreitet, mit dicht behaarten Aesten. Blüthen gelblichweiss bis hellgelb. 
Blüthenstiele etwa so lang als der Kelch, die Vorblätter und das 
Tragblatt daher vom Kelche etwas entfernt. 

Im westlichen Nord-America von Britisch Columbia bis Californien verbreitet, 
bei uns häufig angepflanzt. Bl. Juli, August. 

H. discolor Maxim. Act. Hort. Petrop. VI (1879) 254. Dippel Handb. Laub- 
holzk. III. 507. Spiraea discolor Pursh Fl. Amer. sept. I. 342 (1814). Schizonotus 
discolor Raf. N. Fl. and Bot. of North Amer. III. New Sylva 75 (1836). Koehne 
Deutsche Dendrol. 264 (1893). Schiz. argenteus OÖ. Kuntze Rev. Gen. pl. I. 225 
MSIpEzET. 


Zerfällt in 2 Rassen (oder Unterarten ?). 


» A. eu-discolor. Blätter unterseits weissfilzig. 
H. discolor A. eu-discolor A. u. G. Syn. VI. 31 (1900). H. discolor 
discolor Dippel Handb. Laubholzk. III. 508 (1893), Schizonotus discolor 
ß. discolor im engeren Sinne. Koehne Deutsche Dendrol. 265 (1893). 
B. ariifölius. Blätter unterseits grau behaart. 
H. discolor ariaefolia Dippel Handb. Laubholzk. III. 508 (1893). 
Spiraea ariaefolia Sin. in Rees Cyelop. XX XIII. 16 (1819). Bot. Reg. t. 1365. 
Spiraea discolor ariaefolia S. Wats. Bot. of Calif. I. 170 (1880). Sehizonotus 
discolor a. arüifolia Koehne Deutsche Dendrol. 265 (1893). 


2. Unterfamilie. 
ROSOIDEAE. 
(Bocke Nat, Pf. II. 2. 12,27 [1888],) 


S. S. 7. Meist Sträucher oder Stauden, seltner Bäume oder ein- 
jährige Kräuter. Blätter stets mit Nebenblättern. Blüthen oft mit 
Aussenkelch und zuweilen sehr wechselnder Zahl der Blüthentheile. 
Kelchblätter meist 4 bis 5. Griffel häufig seitenständig oder grund- 
ständig. Früchtchen niemals aufspringend, zuweilen in die vergrösserte 
Blüthenachse eingeschlossen. 

Gegen 800 Arten meist in der nördlichen gemässigten Zone, weniger in den 
Gebirgen der Tropen und auf der südlichen Halbkugel in der gemässigten Zone. 


Von der Unterfamilie der Spiraeoideae nicht leicht und öfter unsicher zu 
trennen. 


Uebersicht der Tribus. 


A. Blüthenachse krugförmig oder röhrig, die Früchte vollständig ein- 
schliessend, zur Fruchtzeit sich erweichend oder erhärtend. 

I. Blüthenachse krugförmig oder röhrig, zahlreiche Fruchtblätter ein- 

schliessend, zur Fruchtzeit sich erweichend. — (Fast stets stachelige) 

Sträucher. Roseae. 


32 Rosaceae. 


II. Blüthenachse krugförmig, 1 bis 2 (selten mehr) Fruchtblätter ein- 
schliessend, zur Fruchtzeit erhärtend, selten sich erweichend. Staub- 
fäden entweder mit verschmälertem Grunde oder oben unverschmälert 
an das verdickte Connectiv herantretend oder beides zugleich. 

Sanguisorbeae. 
B. Blüthenachse gewölbt, flach oder schwach concav. 

I. Blüthenachse flach oder schwach concav. Staubfäden nach dem 
Grunde verschmälert, fast keulenförmig, gleich nach dem Ver- 
blühen abfallend. Ulmarieae. 

II. Blüthenachse flach oder gewölbt. Staubfäden aus breiterem Grunde 
nach oben verschmälert. 

a. Fruchtblätter meist zahlreich, in ein Köpfchen geordnet, selten 
wenige, dann aber auch meist die Zahl der Staubblätter ver- 


ringert. Potentilleae. 
b. Fruchtblätter wenige (4 bis 6) im Kreise gestellt. Staubblätter 
zahlreich. Kerrieae. 

1. Tribus. 

ROSEAE. 


(DC. Prodr. II. 596 [1825]. Focke Nat. Pfl. IN. 3, 12, 46 [1888],) 
8. 8. 31. 


Bei uns nur die Gattung: 


3. ROSA). 
(Bearbeitet von Robert Keller2).) 


([Tourn. Inst. I. 636 t. 408.] L. Gen. pl. [ed. 1. 146], ed 5. 217 
[1754]. Lindl. Monogr. [1820]. Trattinnick Monogr. Rosac. [1823]. 
Crepin Primitiae Monogr. Ros. SB. Belg. [1869 u. folg.]. Christ, Rosen 
der Schweiz [1873]. Deseglise Cat. rais. d. g. Rosier SB. Belg. [1876]. 
Crepin Nouvelle Classific. d. Ros. [1891]. Creöpin Tableau analyt. d. 
Ros. europ. SB. Belg. [1892]. Focke Nat. Pfl. III. 3. 46 [1888].) 


(Rose; niederl. u. vlaem.: Roos; dän.: Hybentorn, Rose; franz.: Rosier, 

die Blume Rose; ital.: Rosajo, die Blume Rosa; rum.: Trandafir; poln.: 

Roza; wendisch: Roza; böhm.: Rüze; kroat.: Ruza; serb.: Pyxa; russ.: 
Posa; litt.: Erszk&t-roZe, die Blume Roze; ung.: Rözsa.) 


Meistens stachelige, selten stachellose Sträucher mit unpaarig ge- 
fiederten Laubblättern. Nebenblätter vorhanden. Blüthen zweigeschlecht- 
lich, endständig, einzeln oder in öfter durch Auszweigung aus den Vor- 
blättern der Seitenblüthen trugdoldigen Doldenrispen. Kelchbecher 
flaschenförmig, krugförmig oder kugelig, am verengerten Schlunde mit 
einem bisweilen kegelförmig erhabenen, meist flachen Drüsenring (Discus), 


1) Name der Blume bei den Römern. 
2) Die Cultur-Rosen von A. u. G. hinzugefügt. 


Rosa. 53 


Kelchblätter 5 (4), laubartig, ungetheilt oder meist die zwei äussersten 
beiderseits, das mittlere einseitig fiederspaltig!). Blumenblätter 5 (4), gelb, 
weiss oder meist roth. Staubblätter zahlreich. Fruchtblätter zahlreich, im 
Grunde des Kelchbechers sitzend oder kurz gestielt. Griffel endständig, 
Narbe kopfig, kahl oder oft dicht behaart. Früchtchen nussartig, ein- 
samig, von dem + fleischigen Kelchbecher umschlossen und mit dem- 
selben eine Scheinfrucht, die Hagebutte (niederl. u. vlaem.: Bottel; dän.: 
Hyben; franz.: fruit du Rosier sauvage, Grattecul; ital.: Cappone, 
Ballerino, Grattaeulo; poln.: Glög; wend.: Bogowe jablusko; böhm.: 
Sipek; kroat.: Sipak; serb.: Ilfnmar; russ.: Inmosmmes; ung.: Csipke) 
bildend. 


Ca. 70 Arten, die fast über die ganze gemässigte Zone der nördlichen Halb- 
kugel verbreitet sind, z. T. auch in die Gebirge der Tropen übergehen. Der süd- 
lichen Halbkugel fehlt die Gattung. 


In den Anschauungen über die Umgrenzung der Arten dieser vielgestaltigen 
Gattung bestanden von je her die grössten Ungleichheiten, denen sich selbst ein 
und derselbe Rhodologe nicht immer entziehen konnte. So unterschied Cr&pin 
(Tabl. möthod. d. Ros. europ. in SB. Belg. VIII (1869) 283 Species, die er auf 
XII Seetionen vertheilte. In seinem Tabl. analyt. d. R. europ. (a. a. O. XXXI. 
1892) sind diese Arten auf 31 reducirt, die auf V Sect. vertheilt werden. Des- 
eglise zählt ungefähr für das gleiche Gebiet in seinem Catalogue rais. 1876 gar 
405 Arten auf, die in XV Sect. gruppirt werden. Christ (R. d. Schw. 1873) war 
wohl der Erste unter den neuern Rhodologen, der nieht nur ein Auge für 
die Verschiedenheiten, sondern auch für die Zusammengehörigkeit 
hatte und aus diesem Grunde gegenüber seinen Vorläufern eine starke Zusammen- 
ziehung der ‚Arten‘ durchführte. Eine Abklärung in der Umschreibung der Arten 
haben aber weder diese, noch die zahlreichen neuern Arbeiten Cr&pin’s, in denen 
der Erweiterung des Artbegriffes das Wort geredet wird, noch die von ähnlichen 
Gesichtspunkten geleiteten Anschauungen Burnat’s, Schulze’s und Anderer 
gebracht. Denn nicht allein theoretische Grundsätzlichkeiten bestimmen hier die 
Stellung des Einzelnen, sondern ganz besonders die Art seines Studiums der Rosen, 
Wer ohne Voreingenommenheit seine rhodologischen Studien vor 
allem in der Natur macht, wem nicht die einzelnen Zweigstücke 
der Herbarien die einzige Quelle bleiben, aus der er seine An- 
schauung vom Artbegriff schöpft, der wird — wie es in der nachfolgen- 
den Darstellung der mitteleuropäischen Rosen geschah — den Artbegriff weit 
fassen. Denn in der Natur drängen sich die übereinstimmenden Merkmale der 
sog. „kleinen Arten‘ meist viel entschiedener auf als die unbedeutenden unter- 
scheidenden Abänderungen. Aus dem Studium in der Natur gewannen wir im 
weitern die Ueberzeugung — und wir wissen uns dabei in Uebereinstimmung mit 
erfahrungsreichen Rhodologen, Burnat, Christ, Gremli, Schulze — dass 
zwischen einer Reihe von Arten verbindende Uebergänge bestehen, welche 
in der Zutheilung bestimmter Abänderungen zu der oder jener Art eine gewisse 
Willkürlichkeit nicht vermeiden lassen. Daraus erklärt sich denn hinlänglich die 
nicht zu selten beobachtende Verschiedenheit der Auffassung verschiedener Rhodologen 
über die systematische Stellung ein und desselben Individuums. 


Die Blumen der Rosa-Arten werden wegen ihrer schönen Farbe, ihres Baues 
(in der Cultur sind sie meist gefüllt), oft auch wegen ihres köstlichen Dufts hoch- 


1) Dies war im Mittelalter z. B. dem Albertus Magnus bekannt und hat 
Anlass zu folgendem Räthsel gegeben: 
Quinque sumus fratres sub eodem tempore nati 
Bini barbati, bini sine crine creati 
Quintus habet barbam sed tantum dimidiatam, 


Ascherson u. Graebner,. Synopsis. VI. 3 


34 Rosaceae, 


geschätzt und viele Formen werden desshalb (einige schon seit den ältesten Zeiten) 
in den Gärten gezogen. Aus den Blumenblättern wird (meist im Mittelmeergebiet 
und im Orient) Rosenwasser und das kostbare Rosenöl bereitet. Die Scheinfrüchte 
der wilden Arten werden meist nur von Kindern und erwachsenen Hirten gegessen ; 
nur R. pomifera wird wegen derselben cultivirt. Ueber die arzneiliche Verwendung 
vgl. R. moschata (8. 35), R. Gallica (8. 50), R. Damascena (S. 52), R. canina. 


A. Griffel die innere Einfügungslinie der Staubblätter deutlich über- 
ragend (vgl. R. sempervirens B. S. 38, R. arvensis A. I. S. 41). 


I. Synstylae!) (D.C. Cat. Hort. Monsp. 137 [1813]). (Kletter- 
Rosen.) Stamm kletternd oder kriechend, mit gebogenen oder 
gekrümmten Stacheln. Nebenblätter bei unseren Arten hoch 
hinauf mit dem Blattstiel verbunden. Kelchblätter nach der 
 Blüthe zurückgeschlagen, vor der Fruchtreife abfallend, alle un- 
getheilt oder die äussern fiederspaltig. Griffel fast stets 
zu einer den ebenen oder schwach kegelförmig erhabenen Discus 
überragenden, schlanken Säule verwachsen, welche un- 
gefähr die Länge der inneren Staubblätter erreicht, selten frei 
und so stark verkürzt, dass die Narben ein die Mündung des 
Kelchbechers schliessendes Köpfchen bilden. 


a. Nebenblätter tief fransig-eingeschnitten. 


* R. multiflöra. (Büschel-Rose.) }}. Stengel bis 2 m hoch klimmend, zu- 
letzt kahl werdend, röthlich. Stacheln meist unter dem Blattstiel gepaart; Laub- 
blätter im Winter abfallend, die mittleren 5- bis 7-, öfter 9zählig. 
Nebenblätter mit lang-pfriemenförmigen, etwas abstehenden Oehrchen; Blättchen aus 
keilförmigem Grunde verkehrt-eiförmig bis eilänglich, stumpf oder kurz-zugespitzt, 
scharf gesägt, mattgrün, unterseits graugrün, meist weichhaarig. Blüthenstand 
pyramidal, meist sehr reichblüthig. Untere Hochblätter kammförmig eingeschnitten, 
wie die oberen lanzettlichen abfällig. Kelchbecher kugelig bis oval, behaart. Aeussere 
Kelchblätter mit 2—4 linealischen Fiedern. Blumenblätter klein, meist weiss 
Griffelsäule meist kahl. Scheinfrucht erbsengross. 

Zierstrauch aus Ostasien, besonders im wärmeren Theile des Gebietes gezogen. 
Bl. Juni, Juli. 

R. multiflora Thunb. Fl. Japon. 214 (1784). Crepin SB. Belg. XXV. 2. 181 
(1886). Koehne D. Dendr. 277. Dippel Laubholzk. III. 557. 


. multiflora X setigera s. 8. 44. 

. multiflora X moschata s. S. 44. 

. multiflora X sempervirens? s. S. 44. 
. multiflora X Chinensis s. S. 46. 

. multiflora X Gallica 

. multiflora X rugosa 


KXHKEX 
J.58: 
yubybuiis 


h s. am Schlusse der Gattung. 


b. Nebenblätter nicht eingeschnitten, wenn auch oft gezähnt oder 
drüsig-gewimpert. 
1. Blüthenstand pyramidal. 
* R. setigera. (Prairie-Rose.) }j. Stengel bis 2 m hoch klimmend, grün, 


an der Lichtseite geröthet. Stacheln zerstreut, fast gerade; Laubblätter im 
Winter abfallend, die der Laubtriebe 5-, der Blüthentriebe 3zählig. 


1) 0d» zusammen, in der naturgeschichtlichen Kunstsprache verbunden, ver- 
wachsen; oröfos Griffel. 


Rosa. 35 


Nebenblätter mit schwach - lanzettlichen, abstehenden Oehrchen. Blättchen aus 
abgerundetem Grunde eiförmig, zugespitzt, scharf gesägt, kahl oder behaart, 
oberseits glänzend dunkel-, unterseits graugrün. Untere Hochblätter laubig, wie 
die oberen bald abfallend. Blüthenstand ziemlich wenigblüthig, drüsenborstig ; 
Kelchbecher eiförmig; Kelchblätter ei-lanzettlich, die äussern mit 2—4 sehr schmalen 
Fiedern. Blumenblätter rosenroth., Griffelsäule kahl; Scheinfrucht ziem- 
lich klein. 


Zierstrauch aus dem östlichen Nordamerica (westlich bis Nebraska und Texas). 
Bl. Mitte Juni bis Ende Aug. 


R. setigera Rich. in Michaux Fl. Bor. Am. I. 295 (1803). Crepin SB. Belg. XXV. 
2. 196 (1886). Koehne D. Dendr. 278. Dippel Laubholzk. III. 555. Lindl. Monogr. 
Ros. t. 15. AR. rubifolia R. Br. in Ait. H. Kew. ed. 2. III. 260 (1812). 


. X. R. multiflora X setigera s. 8. 44. 
. X 9. R. setigera X arvensis s. 8. 44. 
„X (2X) R. setigera X (moschata X Chinensis) s. S. 46. 


* R. anemoniflöra. }}j. Stengel mit spärlichen fast geraden Stacheln ; 
Laubblätter lange bleibend, die der Laubtriebe meist 5-, die der Blüthen- 
triebe 3zählig. Nebenblätter mit schwach -lanzettlichen bis pfriemförmigen, 
aufrecht-abstehenden Oehrchen. Blättehen aus abgerundetem Grunde eiförmig 
bis ei-oval, zugespitzt, ungleich- bis doppelt-klein-scharf-gesägt, kahl, oberseits 
etwas glänzend, dunkelgrün, unterseits hell-graugrün. Blüthenstand wenig- zuweilen 
einblüthig. Blüthenstiele drüsig-borstig. Kelehbecher wie die länglich-lanzettlichen 
meist ganzrandigen Kelchblätter kahl. Blumenblätter dunkel carmoisinroth. 
Griffelsäule behaart. 


Zierstrauch aus Ost-Asien, nur im wärmeren Gebiet winterhart. Bl. Juni, Juli. 


R. anemonaeflora Fortune Journ. Hort. Soe. U. 315 (1847). Crepin SB, Belg. 
XXI. 2. 45 (1883) XXV. 2. 195 (1886). Dippel Laubholzk. III. 558. 


2. Blüthenstand doldenrispig (öfter arm- bis 1-blüthig). 


a. Hochblätter zeitig abfallend. Blüthenknospe sehr lang 
eiförmig, allmählich lang zugespitzt. 


* R. moschäta. (Moschus-Rose.) }j. Stacheln zerstreut, ziemlich stark, ge- 
krümmt; Blätter im Winter bleibend, die mittleren der Blüthen- 
triebe 5-, bis 7zählig. Nebenblätter mit lineal-lanzettlichen, abstehenden 
Oehrchen ; Blättchen aus meist abgerundetem Grunde oval bis länglich, oft zugespitzt, 
klein gesägt, meist behaart, unterseits etwas graugrün; Blüthenstand reichblüthig, 
drüsig behaart; Kelchbecher oval; Kelehblätter lanzettlich, in eine faden- 
förmige Spitze auslaufend, die äussern mit 2—4 Fiedern; Blumenblätter 
weiss; Griffelsäule behaart. 


In Gebirgen Süd- und Ost-Asiens und in Abyssinien einheimisch, im Orient 
und Mittelmeergebiet vermuthlich seit alten Zeiten eultivirt, hie und da eingebürgert, 
wie in Süd-Frankreich in Koussillon (R. ruscinonensis Desegl. u. Gren. in Billotia 
I. 33 (1864). Nyman Consp. 230 Suppl. 113); nur im wärmsten Theile des Gebiets 
winterhart und dort häufig angepflanzter Zierstrauch, im übrigen nur unter starker 
Deckung aushaltend. Bl. Juli—Sept. 


R. moschata Herrm. Diss. de Rosa I5 (1762). Nyman Consp. 230 Suppl. 113. 
Koehne D. Dendr. 278. Dippel Laubholzk. IH. 554. Hayne Arzneig. XI t. 33. 


Aus den Blumenblättern dieser Art soll im Orient und Nord-Afriea Rosenöl 
(s. unter R. Damascena S. 52) bereitet werden, das aber kaum in den Handel 
kommt, wesshalb auch nur die Pharm. Ross. diese Art als Stammpflanze nennt. 


„X RR. moschata X COhinensis s. S. 46. 
AR (2X) .R. setigera X (moschata X Ühinensis) s. S. 46. 
. X 10. R. moschata X Gallica \ 


.X:20. R. moschata X glutinosa | en au Sahlnanei ou Gattun, 


3* 


36 Rosaceae. 


b. Hochblätter lange bleibend; Blüthenknospe kurz und 
dick eiförmig, plötzlich in eine kurze Spitze verschmälert. 


1. Laubblätter den Winter überdauernd, die mittleren 
der blüthentragenden Zweige fast stets 5 zählig. Blätt- 
chen dick, lederartig, meist völlig kahl, glänzend. 
Hochblätter lanzettlich, nach der Blüthe abstehend 
oder zurückgeschlagen. Oehrchen der Nebenblätter 
etwas divergirend. Griffelsäule fast stets dicht behaart. 


8. (1.) sempervirens. (Ital.: Rosa di S. Giovanni.) h. Stamm 
kletternd, zerstreut bestachelt (Stacheln leicht gebogen, bisweilen am 
Grunde der Laubblätter gepaart, an den blüthentragenden Zweigen oft 
fehlend), selten, namentlich an den blüthentragenden Achsen, dicht mit 
feinen, nadelförmigen Stacheln und Drüsenborsten bekleidet. Laub- 
blätter 5- bis 7zählig, in der Mitte der blüthentragenden 
Achsen fast stets 5-, am Grunde des Blüthenstandes oft nur 
3zählig, Nebenblätter schmal, die obern an den blüthentragenden 
Zweigen in der Regel ebenso schmal wie die mittleren, mit vorgestreckten 
oder oft etwas abstehenden, schmalen Oehrchen, beiderseits kahl, am 
Rande zerstreut drüsig gewimpert. Blattstiel kahl, selten kurz behaart, 
mit Stieldrüsen und drüsenlosen Stacheln bekleidet. Blättchen länglich- 
oval, 2 bis 3 mal, seltner nur 1!/e mal so lang als breit, am Grunde 
abgerundet, selten etwas keilförmig verschmälert oder schwach herzförmig, 
vorn ineinelange, oft säbelklingenartig gebogene Spitze 
zusammengezogen, Endblättchen meist auffällig grösser 
als die Seitenblättehen. Zahnung der Blättchen meist einfach, 
selten zusammengesetzt. Zähne schmal, spitz, wenig tief, anliegend. 
Zähnchen drüsig. Blättchen selten unterseits am Mittelnery und an 
den Seitennerven etwas behaart. Subfoliardrüsen fehlen. Blüthen meist 
in mehr- bis vielblüthigen Blüthenständen, seltener einzeln !). Blüthenstiele 
lang, 3 bis 6, selten bis 10 mal länger als der Kelchbecher, meist 
dicht mit kürzeren und längeren Stieldrüsen bekleidet, denen hin und 
wieder vereinzelte, drüsenlose, nadelförmige Stacheln beigemengt sind. 
Hochblätter lanzettlich, lang zugespitzt, ganzrandig oder nach vorn zerstreut 
drüsig gezähnt oder gewimpert, lange bleibend. Kelchbecher oval oder 
kugelig, gleich den Blüthenstielen meist dicht mit Stieldrüsen bekleidet. 
Blüthenknospen breit eiförmig, plötzlich in eine kurze Spitze zusammen- 
gezogen. Kelchblätter eiförmig, mit ziemlich langer, aufgesetzter Spitze, 
auf dem Rücken meist dicht mit Stieldrüsen besetzt, selten drüsenlos, 
mit flaumigem Rande, viel kürzer als die Blumenblätter, alle ungetheilt 
oder die äussern mit 1 bis 2, selten 3 bis 4 kurzen, fast fadenförmigen 
Fiedern. Blumenblätter weiss, 1!/g bis 21/2 em lang. Griffelsäule 
meist in ihrer ganzen Länge zottig behaart, doch auch, 
wenn auch selten, völlig kahl; Scheinfrucht oval oder kugelig. 


1) Nach Cr&epin sind von 1000 Infloreseenzen 590 mehrblüthig, 410 ein- 
blüthig (vgl. SB. Belg. XXXIV. 2. 49 [1895)]). 


Rosa. 37 


In Hecken und Gestrüpp der immergrünen Region des Mittelmeer- 
gebiets: Im Südwesten des Gebietes längs der Mittelmeerküste bis zu 
ca. 700 m (Burnat Fl. Alp. mar. III. 1. 23 [1899]) .ansteigend; 
Riviera! Provence! Adriatisches Küstengebiet: Oesterreichisches und 
Kroatisches Litorale! Istrien! Dalmatische Küste! und Inseln! Hercego- 
vina! Montenegro! Im wärmeren Theile des Gebiets auch hin und 
wieder als Zierpflanze in Gärten (mit zu den Ayrshiret)-Rosen (s. auch 
S. 39, 43) gerechnet [nach Focke Pfl.mischl. 142]). Bl. Ende Mai, Juni. 

R. sempervirens L. Spec. pl. ed. 1. 492 (1755). DC. Prodr. II. 
597 (1825). Visiani Fl. Dalm. III. 242. Burnat et Gremli Ros. Alp. 
mar. 127 (1879) et Suppl. 48 (1882-—83). Crepin SB. Belg. XVII. 
1. 310 (1879) XXV. 2. 202 (1886) XXXI. 2. 71 (1892). Burnat 
Fl. Alp. mar. III. 1. 22 (1899). Koch Syn. ed. 2. 255. Nyman 
Consp. 230 Suppl. 113. Bot. Reg. t. 465. R. alba All. Fl. Ped. II. 
189 (1785) nicht L. R. balearica?) Pers. Syn. I. 49 (1805). R. atro- 
virens Viviani Fl. Ital. frag. I. 4 (1808). 


Veränderlich in der Grösse, Form und Bekleidung der Blättchen, Form der 
Scheinfrucht und Behaarung und Grösse der Griffel. Die Hauptformen gliedern 
sich in folgender Weise: 

A. Griffel zu einer die Länge der inneren Staubblätter erreichenden Säule ver- 
wachsen. 

I. Griffelsäule in der ganzen Länge dicht behaart. 

a. Endblättehen an den mittleren Laubblättern der blüthentragenden Zweige 

im Mittel 31/’.—5 em lang, selten etwas kürzer oder bis 8 em lang. 

1. typiea. Blüthenstiele, Kelehbecher und Kelchblätter stieldrüsig. 
Scheinfrucht oval. -—- Verbreitetste Form. — R. sempervirens A. 1. 
a. 1. iypica R. Keller in A. u.G. Syn. VI. 37 (1900). BR. sempervirens 
Deseglise SB. Belg. XV. 208 (1876). — Hierher gehört 2. scandens 
(DC. Fl. Fr. V. 533 [1815]. AR. scandens Miller Diet. Nr..8 [1768]. 
R. moschäta Mutel Fl. fr. I. 357 [1834], nieht Herrm.). Abänderung mit 
kugeligen Scheinfrüchten. — Etwas seltener aber von gleicher 
Verbreitung wie der Typus. . 

2. Biekn&llii3), Blattstiele, Blüthenstiele, Kelchbecher mit sehr zahl- 
reichen Stieldrüsen, welehe untermischt mit feinen, borsten- 
förmigen Stacheln an die blüthentragenden Zweige hinab- 
gehen. — Seealpen! selten. — R. sempervirens Bicknellüi Burnat Fl. 
Alp. mar, III. 1. 23 (1899). 

3. glabriflöra. Blüthenstiele, Kelchbecher und Kelehblätter drüsen- 
los. — Insel Lissa, selten. — R. sempervirens glabriflora Visiani Fl. 
Dalm. III. 242 (1852). 

b. mierophyllas). Endblättchen an den mittleren Laubblättern der 
blüthentragenden Zweige im Mittel 1—2 em, oder weniger als 1 cm lang. 

— Verbreitung des Typus, aber seltener. — R. sempervirens microphylla 

DC. Cat. hort. Monsp. 138 (1813). 

II. Griffelsäule kahl oder nur in ihrem unteren Theil behaart. 


1) Ayrshire, Grafschaft in Süd-Schottland. 

2) Auf den Balearen beobachtet. 

3) Nach Clarence Bicknell, * 27. Oct. 1842 (br.) Arzt in Bordishera, dem 
hervorragenden Erforscher der Ligurischen Flora (Flora of Bordighera and San Remo. 
Bord. 1896). 

4) Von wıxoög klein und pöAlor, Blatt. 


38 


tosaceac, : 


. Griffelsäule in der unteren Hälfte behaart. 


Nicaeensis!), Mittlere Laubblätter der Blüthenzweige 5—7 zählig. 
Blattstiel oft leicht behaart. Blättchen ziemlich gross, mit breiteren und 
tieferen, aber anliegenden Zähnen, welche auf der äusseren Seite 
öfter ein drüsiges Nebenzähnchen tragen. Mittelnerv der 
Blättchen an der Unterseite bisweilen zerstreut behaart. Aeussere 
Kelehblätter spärlich mit Drüsen bekleidet, innere fast oder völlig drüsenlos. 
— Seealpen! selten. — R. sempervirens micaeensis Burnat et Gremli 
Ros. Alp. mar. Suppl. 49 (1882—83). 


b. Griffelsäule kahl; Blättehen klein. | 


il. prosträta mit typisch gestalteten, kleinen, kahlen Blättehen. — Im 
Verbreitungsgebiet der typischen Form, aber seltener und allem An- 
scheine nach im Adriatischen Küstengebiete häufiger als im Südwesten. 
— R. sempervirens prostrata Desv. Journ. bot. II. 113 (1813). BR. pro- 
strata DC. Cat. hort. Monsp. 138 (1813). R. sempervirens var. leiostyla 2) 
Koch Syn. ed. 2. 255. R. arvensis var. prostrata Thory Prodr. gen. 
Ros. 135 (1820). 

2. mierötrichaö). Blättehen eiförmig, die seitlichen rundlich oder 
elliptischh, unterseits gleich dem stacheligdrüsigen Blatt- 
stiel dünn behaart. Nebenblätter wie die Hochblätter am Rande ge- 
wimpert. Blüthen klein. Kelchbecher länglich-eiförmig, drüsenlos. 
Kelehblätter ungetheilt, auf dem Rücken drüsig, — Canfanaro in Istrien. 
— .R. sempervirens mierotricha Borbäs Magy. Birod. Rözs. Ros. regni 
Hung. 340 (1880). 


B. Griffel frei, ein kurzes Köpfchen bildend. 


i 


brachystyla#). Kelchbecher klein, kugelig-eiförmig, mit etwas kegel- 


förmig erhabenem Diseus. Griffel etwas behaart. — Montenegro! selten. 
— R. sempervirens B. brachystyla R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 38 (1900). 
(Küsten von Portugal; nördliches Spanien; westliches und süd- 
liches Frankreich, nördlich bis zur Mündung der Loire; Italien; an 
beiden Küsten des Adriatischen Meeres; Balkanhalbinsel; Kleinasien: 
Troas; Nord-Africa.) *] 


(8. 


. X 8°? R. multiflora X, sempervirens? s. 8. 44. 


X 9. R. sempervirens X arvensis s. 8. 42. 

% 9) X 24. R. (sempervirens X arvensis) X agrestis 
s. am Schlusse der Gattung. 

X  .  R. sempervirens X ÜChinensis s. S. 46. 


2. Laubblätter im Winter abfallend, die mittleren der 
blüthentragenden Zweige meist 7-, selten 5 zählig. 
Blättchen dünn, nicht glänzend, kahl oder oft mehr 
oder weniger dicht behaart. Zähne breit, ziemlich tief. 
Griffelsäule kahl. 


9. (2.) R. arvensis. (Feld-Rose; vlaem.: Veld-Roos; franz.: Rosier 
des champs; ital.: Rosa corallina; böhm.: RüzZe plazivä) fh. Stamm 
mit breiten, stark gekrümmten Stacheln. Aeste mit leicht gebogenen, 
bisweilen auch stärker gekrümmten, schmalen Stacheln + reichlich be- 
wehrt, selten stachellos, oder mit Stieldrüsen und drüsenlosen, feinen 


1) Zuerst bei Nizza (im Alterthum Nicaea) beobachtet. 
2) Von Aeiog glatt, kahl und orölog- Griffel. 

3) Von wuızoög klein (hier: wenig) und Jgi$ Haar. 
4) Von #gayög kurz und oröfos. N 


Rosa. 39 


Stacheln oft ziemlich dicht besetzt. Nebenblätter schmal, die oberen 
gewöhnlich nicht breiter als die mittleren, am Rande zerstreut drüsig 
gewimpert. Blattstiel mit Stieldrüsen, bestachelt, kahl oder häufig mehr 
oder weniger stark flaumig behaart, selten filzig. Blättchen länglich 
bis rundlich oval, meist ca. 1!/amal so lang als breit, mit abgerundetem 
oder schwachherzförmigem, nicht selten auch keilförmigem Grunde, ziem- 
lich kurz zugespitzt oder selbst abgerundet, kahl oder meist unterseits 
an den Nerven, seltener beiderseits, mehr oder weniger dicht 
behaart, oben dunkelgrün, matt, unten weisslichgrün. Zahnung ein- 
fach, selten zusammengesetzt; Zähne verhältnissmässig wenig zahl- 
reich, mit kurzer, aufgesetzter Spitze, divergirend; Zähn- 
chen drüsig. Blüthen einzeln oder in mehr bis vielblüthigen Blüthen- 
ständen !). Hochblätter klein, lanzettlich, mit drüsig gewimpertem Rande, 
aufrecht, lange bleibend. Knospen breit-eiförmig, plötzlich kurz 
zugespitzt. Blüthenstiele drüsenlos oder meist mit sehr kurzgestielten 
oder fast sitzenden Drüsen bekleidet, meist 3—6mal so lang als der 
Kelchbecher. Kelchbecher drüsenlos, kugelig bis länglich-oval. Kelch- 
blätter breit-oval bis eiförmig-lanzettlich, meist plötzlich 
in eine mehr oder weniger lange Spitze übergehend, ungetheilt oder die 
3 äusseren fiederspaltig, mit linealischen oder linealisch-lanzettlichen, 
kurzen Fiedern, meist drüsenlos. Blumenblätter weiss, bald grösser, bald 
kleiner, meist 11/’e.—2!/a mal länger als die Kelchblätter. Griffel meist zu 
einer die inneren Staubblätter überragenden Säule verwachsen, selten stark 
verkürzt und frei. Scheinfrucht kugelig, birnförmig oder länglich-eiförmig. 

In Wäldern und Hecken im südlichen und mittleren Theile des 
Gebietes häufig; in den nördlichen Theilen selten oder fehlend; in den 
Central-Alpen bis zu etwa 1100 m, in den See-Alpen bis etwa 1400 m an- 
steigend. Die Grenzlinie ihrer nördlichen Verbreitung wird ungefähr durch 
folgende Orte gegeben: Belgien und Niederlande: Limburg; nörd- 
licher, nach br. Mittheilungen von Cr&pin, sehr selten. — Deutschland: 
Westfalen: Rheine 52° 17’; Hannover: Bersenbrück 52° 38°; Greene 
51° 50°; Braunschweig: Kreiensen 51° 50°; Ildeshausen 51° 52‘; 
Thüringen: Mühlhausen 51° 12°; Eittersberg bei Weimar 51° 2‘. 
Vollradisroda bei Jena 50° 50°. — Oesterreich: Salzburg: Lofer 
47° 35°; Oberösterreich: Andorf 48° 23°, Raab 48° 22°, Lambach 
48° 5° -Klaus 47° 18°; Mähren: Brünn (49° 12°); Ungarn: Bakony- 
wald 47°, Mätra 47° 40°, Grosswardein 47° 5°, Krassö 47° 40°. 
Nach Focke (Pfl.mischlinge) stammen die Ayrshire-Rosen der Gärten 
theilweise von R. urvensis. Bl. Juni, Juli. 

KR. arvensis Huds. Fl. Angl. ed. 1. 192 (1762). Willd. Sp. II. 
1066. Trattinn. Monogr. Rosac. II. 103 (1824). DC. Prodr. II. 597 
(1825). Christ Ros. Schw. 195 (1875). Orepin SB. Belg. XVII. 1. 323 
(1879). Borbäs Ros. Hung. 343 (1880). Haläcsy und Braun Nach- 
träge Fl. Nied.-Oest. 200 (1882). Crepin SB. Belg. XXV. 2. 203 (1886) 


!) Nach Cr&pin kommen auf 1000 Inflorescenzen 337 mehrblüthige und 663 
einblüthige (SB. Belg. XXXIV. 2. 49). 


40 Rosaceae. 


a. a. OÖ. XXXI. 2. 71 (1892). Burnat Fl. Alp. mar. III. 1. 25 (1899). 
Koch Syn. ed. 2. 254. Nyman Consp. 231 Suppl. 113. Guimpel Holzg. 
t. 95. R. silvestris Herrmann Diss. inaug. d. Ros. 10 (1762). R. repens 
Scopoli Fl. Carn. ed. 2. I. 355 (1772). R. serpens Wibel Prim. fl. 
Werth. 265 (1799). 


Die Art ändert in Bezug auf den Wuchs des Stammes, die stachelige Bekleidung 
der Aeste und Zweige, die Grösse, Form, Behaarung und Zahnung der Blättchen, 
die drüsige Bekleidung der Blüthenstiele, die Grösse der Blumenblätter, die Form 
der Kelchbecher, bezw. der Scheinfrüchte, sowie die Grösse der Griftel. 


Die Formenreihe lässt sich in folgender Weise gliedern: 


A. Stengel niederliegend oder kletternd. 
I. Griffel zu einer Säule verbunden, selten frei, von der Länge der inneren 
Staubblätter. 
a. Stacheln gleichartig, auch an den blüthentragenden Zweigen ohne Bei- 
mischung von Stieldrüsen und nadelförmigen Stacheln. 
1. Zahnung einfach. 
a. Blättchen kahl oder unterseits nur an den Nerven behaart. 

l. typica. Blättchen matt; Zähne breit, fast kerbig, mit aufgesetzter 
Spitze. Blüthenstiele mehr oder weniger reichlich 
mit kurz gestielten, zum Theil fast sitzenden Stiel- 
drüsen bekleidet. — Die gewöhnlichste Erscheinungsform der 
Art, welche im ganzen Verbreitungsgebiete der R. arvensis bald 
gross-, bald kleinblüthig, bald mit schmäleren, oft keilförmigen, 
bald mit breiten, rundlich-eiförmigen Blättchen, bald mit kugeligen, 
bald mit ovalen Scheinfrüchten getroffen wird. — Eine Abänderung 
mit ovalen oder länglich-ovalen Blättchen, länglich-ovalen Kelch- 
bechern, grossen Blüthen und länglich-ovalen Scheinfrüchten ist 
3. ovdta (Desvaux Journ. bot. II. 113 [1813]. R. ovata Lejeune 
Fl. de Spa II. 312 |1811]. Nyman Consp. 231). — Eine klein- 
blütbige Abänderung der R. arvensis ist $$ Rothiil) (R. Rothü 
Seidel in Rosen 148 [1825]). — Die Abänderung der R. arvensis 
mit + kugeligen oder birnförmigen Kelchbechern und Schein- 
früchten und kleineren Blüthen ist R. arvensis Deseglise SB. 
Belg. XV. 214 (1876). 

2.l&vipes. Blüthenstiele drüsenlos. — Im ganzen Ver- 
breitungsgebiete der Art, aber seltener als vorige. — R. arvensis 
var. laevipes Gremli Excurs. fl. Schw. 5. Aufl. 165 (1885). R. erronea 
Ripart n. Crep. SB. Belg. VIII. 233, 257 (1869). Nyman Consp. 231, 
eine zugleich durch drüsenlose Blattstiele charakterisirte Ab- 
änderung. 

b. Blättehen unterseits auch auf der Fläche behaart. 
pilifölia. Blattstiele flaumig-filzig, Blättchen meist klein, 
oberseits anliegend, .unterseits über die ganze Fläche 
mehr oder weniger dicht, bisweilen fast weich- und dünn- 
filzig behaart. — Im östlichen und stellenweise im südlichen Theile 
des Verbreitungsgebietes der Art häufig, selbst gemeiner als die kahlen 
oder spärlich behaarten Abänderungen. — R. a. b. pil. Borbäs 

Ros. regn. Hung. 344 (1880). — Hierher 2. transalpina (Christ 

Ros, Sch. 196 [1873]). Strauch klein, fast stachellos; Stacheln 

der diesjährigen Zweige schwach, gerade, sehr kurz. Blattstiel fein- 

filzig. Blättehen sehr klein, fast kreisrund, mit wenigen 
breiten Zähnen, auf den Nerven der Unterseite silberhaarig, 
auf der Oberseite sehr schwach behaart. Kelchblätter mit mehreren 
sehr kurzen, breiten Anhängseln., — Grigna ob Lecco, ähnlich auf 


1) S. II. S. 118 Fussn. 2. 


oh 


Rosa. 41 


dem Salvatore bei Lugano!! — Eine andere Abänderung der R. ar- 
vensis var. pilifolia ist 8. Baldensis!) (J.B. von Keller in Nach- 
träge Fl. Nied.-Oest. 202 [1882]. R. baldensis Kerner in Desegl. SB. 
Belg. XV. 217 [1876]. Nyman Consp. Suppl. 113). Blattstiel behaart, 
drüsig, stachelig. Blättchen oberseits angedrückt bebaart, unterseits 
hauptsächlich an den Nerven schwach dünn behaart. Mittelnerv mit 
kleinen, nadelförmigen Stacheln. — Monte Baldo! — Eine durch 
dunkelviolett überlaufene, blau bereifte Blüthen- 
stände und junge Triebe ausgezeichnete Abänderung ist SS aträta 
(Christ Ros. Schw. 196 [1873]). — Schweiz!! Nieder - Oesterreich, 
Bosnien. 
2. Zahnung der Blättchen doppelt. 
biserräta. Eine seltene Abänderung, die im ganzen Ver- 


breitungsgebiete der Art aber nur vereinzelt getroffen wird. — R. ar- 
vensis var. biserrata Crepin Bull. Ac. Belg. 2 Ser. XIV. 113 [42] 
(1862). 


b. Achsen namentlich an den oberen Theilen durch mehr oder weniger zahl- 
reiche, bisweilen diehtstehende Drüsenborsten und nadelförmige Stacheln 
ungleichartig bestachelt. 

glandulifera. Blättchen öfter mit doppelter Zahnung. Zähnchen 
drüsig. — Selten; Belgien; See-Alpen! Süd-Tirol! — R. arvensis A. I. 
b. glandulifera BR. Keller in A. u. G. Syn. VI. 41 (1900). BR. glandulifera 
Crepin SB. Bölge. XVII. 1. 326 (1879). — Besonders stark ist diese 
ungleiche Bestachelung ausgeprägt an 


2. gallicoide s2). Kelcehbecher oval, am Grunde mit feinen Drüsen. 
Aeussere Kelchblätter fiederspaltig, Fiedern drüsig gewimpert; 
Blumenkrone gross; Discus schwach kegelförmig erhaben. Scheinfrucht 
oval bis länglich-oval. — Südtirol! — R. arvensis var. gallieoides Crepin 
Bull. SB. Belg. XVIII. 1. 325 (1879). R. stylösa var. gallicoides Baker 
Journ. Linn. soc, XI. 240 (1868). R. gallicoides Deseglise SB. Belg. XV. 

218 (1876). Nyman Consp. 231. -—— Hierher gehört auch 
b.paradöxa3), eine Abänderung mitlänglich-ovalen, beider- 
ends verschmälerten, leicht behaarten Blättchen. Blattstiel, 
Blüthenstiel und Kelchbecher mit zahlreichen Stieldrüsen besetzt, welche 
in grosser Zahl an die Blüthenzweige berabsteigen und bisweilen auch 
an den älteren Achsen beobachtet werden, untermischt mit vereinzelten 
nadelförmigen Borsten. — Seealpen! — R. arvensis A. I. b. b. paradoxa 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 41 (1900). R. paradoxa Burnat et Gremli 
Ros. Alp. marit. 126 (1879). R. arvensi X Sepium Christ in Journ. of bot. 
(1876) 172. R.arvensis var. gallicoides Burn. et Gremli in Suppl. Ros. Alp. 
marit. 44 (1832—83). — Eine durch reichlicher zusammengesetzte 
Zahnung der Blättchen, kleine Krone, kugelige, vollständig mit Stiel- 
drüsen bedeckte Scheinfrüchte ausgezeichnete Unterabart der R. arvensis 
A. I. b. glandulifera ist 3. adenocladat) (R. adenoclada F. Hy Bull. 

Herb. Boiss. III. append. 9 [1895]). 

UI. Griffelsäule sehr kurz, bisweilen nur ein Köpfchen bildend. 
brevistyla. — Sehr selten; bisher nur in Süd-Tirol: Trient: 
Goceiadoro; Margone (Gelmi, Cr&pin br.). — R. arvensis var. brevistyla 

Gelmi DBM. II (1884) 40. Cröpin SB. Belg. XXXI. 2. 71 (1892). 
B. Stamm aufrecht, kräftig. 

bibracteäta. Blattstiel schwach behaart. Blättchen ziemlich 
gross, etwas dick, öfter oberseits etwas glänzend, oval, oft mit keiligem 


1) Nach dem ersten Fundorte, dem Monte Baldo bei Verona. 

2) Mit R. Gallica allerdings nur durch die nadelförmigen Stacheln üherein- 
stimmend. 

3) zaodöoSos, auffallend, seltsam. 

4) Von dönjv Drüse und »Addog Ast. 


42 Rosaceae. 


Grunde, kürzer oder länger zugespitzt, unterseits meist etwas behaart. Zähne 
breit, offen, bisweilen mit drüsigem Nebenzähnchen. Blüthenstand meist 
reichblüthig. Blüthenstiele stieldrüsig. Stieldrüsen meist etwas länger 
gestielt als an R. a. typ. Scheinfrucht oval, mit etwas vorspringendem Discus,. 
— In mehr oder weniger typischer Form durch das ganze Gebiet verbreitet; 
besonders häufig im südwestlichen Theil desselben auftretend. — FR. arvensis 
ß. bibracteata Seringe in DC. Prod. II. 597 [1825]. R. bibracteata Bastard 
in DC. Fl. fr. V. 537 (1815). Nyman Consp. 231. R. arvensis var. multi- 
flöra Boreau M&m. soe. ind. d’Angers (1841). R. arvensis var. bracteata Gren. 
et Godr. Fl. de Fr. I. 555 (1848). R. arvensis var. umbellata Godet Fl. Jura 
217 (1853). — R. conspieua (Boreau M&m. soc. acad. Maine et Loire 55 [1862]. 
Nyman Consp. 231) soll durch die kugeligen Scheinfrüchte mit fast ebenem 
Diseus von bibracteata abweichen, ein Merkmal, das indessen auch an Original- 
pflanzen so wenig constant ist, dass R. conspicua als Synonym zu R. arvensis 
bibracteata gezogen werden darf. — Aehnlich verhält es sich mit II. rustiedna 
(R. rusticana Deseglise Billotia I. 34 [1864]. Nyman Consp. 231), einer niedrigen, 
buschigen Unterabart der R. arvensis bibracteata. — Eine Abänderung mit 
ruthenförmigen Zweigen, die an ihrem Ende etwas drüsenborstig sind, ist 
R. bibracteata var. glandulösa Lloyd in Fl. de l’ouest ed. 4. 127 (1886). 


(Nordwest-Spanien; Frankreich; Britische Inseln; Italien; Balkan- 
halbinsel.) *] 


.X 9 R. setigera X arvensis s. 8. 44. 
8. X 9. R. sempervirens X arvensis s. unten. 
(8. X 9) X 24 R. (sempervirens X arvensis) X agrestis 
s. am Schlusss der Gattung. 
9. X  . .R. arvensis X Chinensis s. S. 46. 
9. X 10. R. arvensis X Gallica |\ =. am Schlusse 
9. x 17. R. arvensis X tomentosa | der Gattung. 
Bastarde. 
Ar RE} 


8. X 9. (3.) R. sempervirens X arvensis. |. Niedrig mit nieder- 
liegendem, kletterndem Stamm. .Schösslingsblätter meist 7 zählig; mitt- 
lere Blätter der blüthentragenden Zweige bald vorherrschend 7 zählig, 
bald öfter 5zählig, im Winter abfallend. Blättchen ziemlich klein 
bis mittelgross, elliptisch bis breit-oval, mehr oder weniger scharf zu- 
gespitzt, bisweilen mit verlängerter Spitze, oberseits etwas glänzend, 
unterseits blass, beiderseits kahl oder unterseits an den Nerven etwas 
behaart; Endblättchen oft merklich grösser als die Seitenblättchen; 
Zahnung einfach, selten mit einem Drüsenzähnchen; Zähne ziemlich tief, 
schmal, scharf zugespitzt, bisweilen anliegend wie bei R. sempervirens, 
bisweilen offener wie bei R. arvensis. Nebenblätter schmal, seltener 
ziemlich breit, mit langen, scharf zugespitzten, vorgestreckten Oehrchen, 
kahl oder unterseits wenigstens an den Nerven behaart. Blattstiel kahl 
oder mehr oder weniger behaart, mehr oder weniger drüsenreich und mit 
nadelförmigen Stacheln. Blüthenstand armblüthig, selten bis 8 blüthig, 
öfter Blüthen einzeln. Hochblätter abstehend, aber nicht zurückgekrümmt, 
noch zurückgeschlagen. Blüthenstiele bald mit zahlreichen, kürzer oder 
vorherrschend länger gestielten Drüsen besetzt, .bald nur spärlich mit 
Stieldrüsen bekleidet. Kelchbecher kugelig oder eiförmig, bis länglich- 


Rosa. 43 


eiförmig, drüsenlos oder bisweilen dicht mit Stieldrüsen besetzt. Kelch- 
blätter auf dem Rücken mehr oder weniger drüsig, ungetheilt oder die 
äusseren mit einigen Fiedern. Blumenblätter klein, weiss, wohlriechend. 
Griffelsäule kahl oder am Grunde schwach, selten dichter behaart. 
Scheinfrucht kugelig oder oval, oft frühzeitig, vor der Fruchtreife ab- 
fallend, doch auch in grosser Zahl reifend. 

In Hecken und Gebüsch mit den Erzeugern: Riviera! Montenegro! 
Nach Focke (a. a. O. 142) stammen die Ayrshire-Rosen der Gärten 
(Bot. Mag. 2054 [1819]) theilweise von diesem Bastarde. Bl. Juni, Juli. 

R. sempervirens X arvensis Duffort in Pons et Coste Annot. 
fasc. 2. 25 (1895), fasc. 4. 34 et. Exsice. 119 u. 135; R. per- 
virens Gren. in Crepin SB. Belg. VIII. ı. 257 (1869) und X VIII. 
1. 315 (1879). R. engolismensis'!) und R. irregulärıs Desegl. et Guillon 
in Ann. soc. bot. Lyon IX (1880—81) 6, 7 (conf. Pons et Coste 
a.a. O. fasc. 2. 26). Rt. Andörae?) Burnat et Gremli Ros. Alp. mar. 
Suppl. 45, 82 (1882—83). AR. sempervirens var. pubescens Coste in 
Coste et Pons Annot. fasc. 1. 6 (1894). R. sempervirens var. glandulösa 
Coste a. a. ©. 7 (1894). R. sempervirens var. pervirens Coste a. a. O. 
8 (1894). R. sempervirens var. brevepübens Coste a. a. O. 9 (1894). 
R. Dufförtii?) (R. arvensis X. sempervirens) Pons et Coste a. a. O. 
fasc. 3. 45 (1896). (Vergl. auch Burnat Fl. Alp. mar. III. 1. 30). 


Die als R. sempervirens X arvensis gedeuteten Zwischenformen dieser beiden 
Arten müssen möglicher Weise auf Grund weiter gehender Studien in zwei Gruppen 
getheilt werden, in eine Gruppe R. pervirens und eine Gruppe R. sempervirens 
X arvensis. Die Formen haben, wie die Synonymik zeigt, verschiedene Deutung 
erfahren. Zumeist wurden sie kurzweg als Varietäten der R. sempervirens aufge- 
fasst. Martin, der im Dep. Aveyron die Rose in grösserer Individuenzahl zu studiren 
Gelegenheit hatte, fasst die einen dieser Formen mit starken, lederartigen, hinfälligen 
Blättern als eine südliche Form der R. arvensis auf, andere hält er für Abkömm- 
linge der R. sempervirens, die unter dem Einfluss klimatischer Verhältnisse zu einer 
winterkahlen Pflanze wurden. (Vergl. Bull. S. B. Fr. XL [1893] 293). Coste 
äussert sich auf Grund seiner Beobachtungen in der Natur in folgender Weise: 
Sie als legitime Zwischenformen aufzufassen, dazu könnte sowohl ihre relative Häufig- 
keit als auch die oft vollständige Unabhängigkeit ihrer Verbreitung vom Verbreitungs- 
gebiete der R. sempervirens und R. arvensis verleiten. Cr&pin meint im An- 
sehluss hieran: Könnte nicht eine hibride Kreuzung auf weite Entfernung vorliegen 
und könnten nicht anderseits auch Umstände, die viele Jahre zurückliegen, bewirkt 
haben, dass die eine oder andere der beiden Arten, R. sempervirens und R. arvensis, 
aus der Nachbarschaft der R. pervirens verschwunden ist? Was Cre&epin bestimmt 
in diesen Formen hibride Erzeugnisse zu sehen, ist der Umstand, dass die einen 
sich mehr der BR. sempervirens, die anderen mehr der R. arvensis nähern. (Vergl. 
Pons und Coste Herb. Ros. Annot. fase. 3. 10 [1896].) 

Es scheint mir nicht unmöglich, dass in der That unsere R. sempervirens X 
arvensis neben zweifellosen Kreuzungsproducten dieser Stammarten auch Formen 
in sich schliesst, die wir nicht mehr berechtigt sind, für Bastarde zu erklären. Sie 
sind Abkömmlinge eines ursprünglichen Kreuzungsproductes, das zur Art wurde, 
deren Verbreitungsgebiet mehr oder weniger unabhängig von dem Verbreitungs- 
gebiete der Stammformen geworden ist. Es stünde alsdann die R. pervirens zu 
R. sempervirens und R. arvensis in analoger Beziehung wie R. Jundzillü zu 


1) Bei Angouleme (Engolisma) zuerst beobachtet. 

2) Andora, Ortschaft in den östlichen See-Alpen, südlich von Albenga. 

3) Nach Louis Duffort, * 7. März 1846 (br.), Apotheker in Masseube, Dep. 
Gers, vorzüglichem Kenner der dortigen Rosen. 


44 Rosaceae. 


R. canina X Gallica, die ebenfalls neben der sie verbindenden Art hibridigenen 
Ursprungs durch Kreuzung primäre Bastarde bilden. 

Die in der nachfolgenden Zusammenstellung einiger Abänderungen erwähnten 
Variationen sind noch nicht alle im Gebiete nachgewiesen. 


A. liostflal). Griffel völlig kahl oder nur ganz spärlich und meist nur 
am Grunde behaart. — R. sempervirens X arvensis A. liostyla R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 44 (1900). 

I. glabra. Blätter kahl. — R. sempervirens X arvensis A. I. glabra 
R. Keller a. a. ©. (1900). — Hierher gehört die als R. Andorae (Burnat 
et Gremli a. a. O. [1882]) beschriebene Abänderung der R. sempervirens X 
arvensis. — Sehr ähnlich und wesentlich nur durch die ausserordentlich dichte 
Bekleidung der Blüthenstiele und Kelehbecher mit kürzer und länger gestielten 
Drüsen abweichend ist R. pervirens var. glandulosa (Coste a. a. O. fasc. 
4. 8 [1897]. R. sempervirens var. glandulösa (Coste a. a. O. fasc. 4. 7 [1897] 
nicht 1894). 

II. pub&rula. Nebenblätter gewimpert, Blattstiel kurzhaarig, Blättchen 
unterseits am Mittelnerv behaart, bisweilen auch an den Seiten- 
nerven, öfter allmählich mehr oder weniger verkahlend. — Montenegro ! 
(Aveyron!). — R. sempervirens X arvensis A. II. puberula R. Keller in A. u.G. 
Syn. VI. 44 (1900). R. sempervirens var. puberula Coste a. a. O. fase. 1. 
6 (1894) nicht (1897). R. pervirens var. puberula Coste a. a. O. fasc. 3 
(1896). BR. sempervirens var. brevepubescens (Coste a. a. OÖ. [1896)). 

B. eriostfla2). Griffelsäule ziemlich dieht behaart; oberer Theil 
der Hochblätter zurückgeschlagen. — (Aveyron! im Gebiete noch nicht nachge- 
wiesen.) — R. sempervirens X arvensis B. eriostyla R. Keller in A. u. G. Syn. 
VI. 44 (1900). — R. pervirens var. eriostyla (Coste a. a. O. fase. 4. 8 1897]. 


(Südliches Frankreich westlich der Rhöne vielfach; im östlichen 
Mittelmeergebiet sehr selten.) *] 


8.xX 9) X 24. R. (sempervirens X arvensis) X agrestis 
7 g 
s. am Schlusse. 


N PN IT 


.xX 9. R. setigera X arvensis. 

Scheint in Gärten vorzukommen. 

R. set. X arv. A. u. G. Syn. VI, 44 (1900). R. ar. X set. Koehne D. 
Dendr. 278 (1893). 


ASAT: 


x . R. multifiöra X setigera. 

In Gärten? 

R. multiflora X setigera Koehne D. Dendr. 277 (1893), welcher mit Zweifel 
hierher R. platyphylla Thory in Redoute Ros. II. t. zu S. 69 (1821) nicht Rau 
zieht, welche indess nach Cr&pin (SB. Belg. XXXIH. 1. 130 (1894) eine Abart 
der R. multiflora mit grösseren rosa Blumen ist. 


AT 


x . R. multiflora X moschata. Von R. moschata Ze fein ge- 
zähnte Neben- und Hochblätter, einen mehr pyramidalen Blüthenstand und kürzer 
zugespitzte Knospen verschieden. 

In Gärten. 

R. multiflora X moschata A. u. G. Syn. VI. 44 (1900). R. moschata X 
Xultiflora Viviand-Morel Lyon hortie. Nr. 17 (15. Sept. 1891) nach Crepin SB, Belg, 
mXXIII. 1. 120 (1894). R. polyantha var. grandiflora Hort. Bernaix ; könnte nach 
Cr&pin.a.a. O. 121 vielleicht auch eine R. multiflora X sempervirens sein. 


1) S. S. 38 Fussn. 2, 
2) Von &gıov» Wolle und orökog Griffel. 


ne Sr 


Rosa. 45 


I. Indicae (Thory Prodr. gen. Rosae [1820]). (Asiatische 
Edel-Rosen) Stamm aufrecht. Stacheln zerstreut, gebogen 
oder hakig. Nebenblätter weit hinauf mit dem Blattstiel ver- 
bunden, die oberen mit schmalen, ausgespreizten Oehrchen. 
Mittlere Laubblätter der Blüthentriebe 3—5- (7-) zählig. Hoch- 
blätter schmal. Kelchblätter nach dem Verblühen zurück- 
geschlagen, vor der Fruchtreife abfallend, die äussern mit 
wenigen Fiedern oder alle ungetheilt. Griffel frei, etwa 
die halbe Länge der innersten Staubblätter erreichend. 


* R. Chinensis. f}. Laubblätter lange bleibend; Blättehen länglich, etwas 
zugespitzt, einfach -kleingesägt, glänzend dunkelgrün, unterseits hellsrün, die 2 
unteren meist deutlich kleiner, das endständige grösser; Blüthen meist einzeln 
seltner zu 2—3 auf schlanken, oft stieldrüsigen Stielen ; Blumenblätter hellrosa bis 
dunkelpurpurn, auch hellgelb oder weisslich; Scheinfrucht lange grün bleibend, 
zuletzt schmutzig-braun. 


Vermuthlich in China einheimisch (die wilde Stammform unbekannt), dort 
seit uralten Zeiten in Gärten, wie auch schon längst in Japan und Indien; im 
18. Jahrhundert nach Europa und den Colonien eingeführt, dort mit den Euro- 
päischen Edelrosen R. Gallica und deren Abkömmlingen vielfach gekreuzt, woher die 
grosse Mehrzahl der modernen Gartenrosen stammt. Nur im wärmeren Gebiet 
winterhart, sonst Deckung erfordernd. Bl. von Juni bis in den Herbst. 


R. COhinensis Jaegq. Obs. ‚bot. III. 7 t. 55 (1765). Koehne D. Dendr. 280. 
Dippel Laubholzk. III. 562. R. Indica Focke Pfl.mischl. 139 (1881), Nat. Pfl.fam. III. 
3. 47 (1888) ob L.? 


Findet sich in 2 Haupt-Formengruppen: 


A. Indiea. (Bengal-Rose.) Stengel grün, 1—2 m hoch. Stacheln roth. Blüthen 
meist mehrere, auf stieldrüsigen Stielen. — R. Chinensis a. indica Koehne 
D. Dendr. 281. Dippel Laubholzk. III. 563. AR. Indica Lindl. Monogr. 
Ros. 106 (1820) ob L.? Crepin SB. Belg. XIV. 168 (1875). Nouvelle Class. 
10 (1891). Redout& Ros. t. zu. S. 51 u. 3 t. zu S. 79. — Hierher gehören 
u. a. die Theerosen, R. fragrans Thory in Redoute Ros. I. 8. 61 mit t. 
(1817). Blumenblätter hellgelb. 


B. semperflörens. (Monatsrose.) Niedriger, unter 1 m. Stacheln öfter fast 
fehlend. Blüthen oft einzeln, auf oft kahlen Stielen. — PR. Chinensis Pß. 
semperflorens Koehne D. Dendrol. 281. Dippel Laubholzk. III. 562. R. 
semperflorens Curt. Bot. Mag. t. 284 (1794). Cr&pin Nouv. Class. 10 (1891). 
— Hierher gehören u. a. die als Unterlage für Veredelungen für wärmere 
Klimate geschätzte Manettil)-Rosen sowie die Liliput- oder Miss 
Lawrence-Rose R. semperflorens y. minima Sims. Bot. Mag. t. 1762 (1815). 


R. multiflora X Chinensis s. S. 46. 
R. moschata X Chinensis s. S. 46. 
R. (moschata X Chinensis) X setigera s. S. 46. 
R. (moschata X Chinensis) X Gallica s. am Schlusse der Gattung. 
30% R. sempervirens X Chinensis s. S. 46. 
9. X  . R. arvensis X Ühinensis s. S. 46. 
. X 10. R. Chinensis X Gallica s. am Schlusse 
(2% .)X R. (Chinensis X Damascena) X pimpinellifolia der 
. X. R. Ohinensis X pendulina Gattung. 


1) Nach Giuseppe Manetti, vor 1859 Director des Kaiserl. Gartens in Monza 
bei Mailand. 


46 Rosaceae, 


Bastarde. 
A. 


.X . R. multiflöra X Chinensis. |}ı- 
In Gärten (von Lille und Bernaix in Lyon erhalten). 
R. multiflora X Chinensis A. u. G. Syn. VI. 46 (1900). R. polyantha hort. 
nicht Sieb. u. Zuce. R. Chinensis X multiflora Koehne D. Dendr. 279 (1893). 
R. multiflora X indica Crepin SB. Belg. XXXII. 1. 118 (1894). 


A. 


.%X . R. moschäta X Chinensis. |). 

In Gärten (hierher rechnet man die sog. Noisette-Rosen, die nach Focke 
[Pfl.mischl, 140] zuerst von einem Herrn Fraser in Nord-America erhalten und durch 
den französischen Gärtner Philippe Noisette in den Handel gebracht wurden). 
Die Noisette-Hibriden entstanden aus Kreuzungen dieser Form mit R. Gallica. 

R. moschata X Chinensis A. u. G. Syn. VI. 46 (1900). R. Noisettiana 
Redout& Roses II. 77 (1821). Dippel Laubholzk. III. 56. R. Chinensis X moschata 
Koehne D. Dendr. 279. Dippel Laubholzk. a.a. O0. R. moschata X indica Cröpin 
SB. Belg. XXXII. 1. 121 (1894). 


A. 
.X(.X . R. setigera X (moschata X Chinensis). h- 


In Gärten (nach Koehne D. Dendr. 278.) 
R. setigera X (moschata X Chinensis) A. u. G. Syn. VI. 46 (1900). 


A, 


8. X . R. sempervirens X Chinensis. |}. 
In Gärten (nach Focke Pfl.mischl. 142 gehört hierher ‚Triomphe de Boll- 
willer‘“). 


R. semp. X Chin. A. u. G. Syn. VI. 46 (1900). R. sempervirens X Indica 
odorata Focke a. a. O. (1881). 


A. 


9. X .„ R.arvensis X Chinensis. |. 

In Gärten (nach Focke a. a. O.). 

R. arvensis X Chin. A. u. G. Syn. VI. 46 (1900). R. arvensis X Indica 
X odorata Focke a. a. O. (1881). R. arvensis ruga hort. nach Focke a. a. OÖ, 


B. Narben ein halbkugeliges Köpfchen bildend, dessen Aussenrand 
die innere Einfügungslinie der Staubblätter nicht überragt (vgl. 
jedoch R. siylosa; auch bei R. Gallica, R. agrestis und 
R. tomentella verlängern sich ausnahmsweise die Griffel als 
dicke, wollig behaarte Säule). 


I. Bänksiae (Crepin in Journ. R. Hort. Soc. XI. 3 [1889)). 
Stamm kletternd. Nebenblätter vom Blattstiel frei, zeitig ab- 
fallend, am Rande in fadenförmige Fransen zerschlitzt. 


*+ R. Bänksiael). }}. Stengel bis 4 m hoch kletternd, stachelig; Aeste und 
Zweige dünn, fast stets ohne Stacheln; Blätter im Winter bleibend; Blättchen 
3—5 (7), länglich bis breit lanzettlich, beiderseits glänzend, unterseits heller grün; 
Blüthenstand unregelmässig doldenrispig; Kelchbecher an den (sehr selten vor- 
kommenden) ungefüllten Blumen nur 1,5—2 mm dick, an den gefüllten grösser, 


1) Nach der Gattin von Sir Joseph Banks (s. I. S. 211 Fussn. 1), Dorothea 
h. Watson Hoggeson. 


Rosa. 47 


halbkugelig; Blumenblätter gelblich, seltner weiss. Zierstrauch aus S.W.China 
(Jün-nan); in Ost-Asien seit alten Zeiten eultivirt, nur im wärmsten Theile des 
Gebiets im Freien aushaltend, dort aber häufig und in Süd-Tirol in der Nähe von 
Trient bei S. Donä halb verwildert (Murr DBM. XVII. 68). Bl. Juni— Aug. 

R. Banksiae R. Br, in Ait. Hort. Kew. ed. 2. III (1811). Koehne D, Dendr. 281. 
Bot. Mag. t. 1954. 


II. Sträucher mit aufrechtem, nicht kletterndem Stamm, bald ge- 
drungen, bald mit bogig verlängerten, ruthenförmigen Aesten. 
Nebenblätter der oberen Laubblätter meist breiter als die der 
mittleren, alle hoch hinauf mit dem Blattstiel verbunden, ohne 
Fransen. 

a. Aeussere Kelchblätter fiederspaltig. 

1. Gällicae (Cröpin SB. Belg. XXXI. 70, 72 [1892]). 
Stamm mit gekrümmten Stacheln, welche mit geraden, 
nadelförmigen oder borstenförmigen Stacheln und Stiel- 
drüsen gemischt sind. Mittlere Laubblätter der blüthen- 
tragenden Zweige 5-, selten 3zählig, DBlüthen gross, 
meist einzeln und dann hochblattlos.. Kelchblätter nach 
der Blüthe zurückgeschlagen, vor der Fruchtreife ab- 
fallend. 


10. (4.) R. Gällica. (Essig-Rose; niederl.: Provinsche Roos; franz.: 
Rose rouge, R. de Provins; ital.: Rosa serpeggiante; rum.: Trandafir 
de cämp, T. pitic, Trandafir agiu; böhm.: Rüze nizkä) I. Unter- 
irdische Stämme, von denen oberirdische, !/;—1 m hohe ruthen- 
förmig verzweigte Stämme abgehen, weithin kriechend 
Zweige straff aufrecht, dünn, starr. Stacheln sehr ungleich, zum Theil 
stark, zusammengedrückt, nicht aus einem breiten Grunde entspringend, 
gekrümmt, gebogen oder gerade, zum Theil kurz nadelförmig, leicht 
abfallend, meist sehr dieht stehend, oft in eine Drüse endend. 
Blüthentragende Zweige dicht mit Drüsenborsten besetzt. Nebenblätter 
schmal, drüsig gewimpert, mit kurzen, spitzen, abstehenden Oehrchen. 
Blattstiel flaumig, mit Drüsen und Stacheln besetzt. Blättehen sehr 
starr, lederartig, zum Theil den Winter überdauernd, 
breit elliptisch bis rundlich eiförmig, am Grunde herzförmig oder abge- 
rundet, vorn abgerundet oder kurz zugespitzt, die seitlichen sitzend 
(Zahnung breit, stumpf, wenig tief, vorherrschend einfach; 
Zähne geschweift, rundlich bis dreieckig, mit kurzer aufgesetzter Spitze, 
am Rande oft mit mehreren feinen sitzenden Drüsen, 
selten mit meist wenig deutlichen Drüsenzähnchen); oben dunkelgrün, 
kahl, unten sehr blassgrün, oft weisslich, leicht anliegend behaart, 
mit scharf hervortretendem Nervennetz. Drüsen an der 
Unterseite fehlend oder vereinzelt an den Secundärnerven. Blüthen 
einzeln, seltener in 2—3 blüthigen und dann von kurzen Hochblättern ge- 
stützten Blüthenständen !), Blüthenstiele sehr lang, dicht drüsig, oft mit 


1) Auf 1000 Blüthenstände kommen nach Cre&pin (SB. Belg. XXXIV. 2. 35) 
790 einblüthige und 210 mehrblüthige, meist zweiblüthige Inflorescenzen. 


48 Rosaceae. 


eingestreuten, nadelförmigen Stacheln. Kelchblätter mit linealisch-lanzett- 
lichem Anhängsel, kürzer oder länger als die Blumenkrone, auf dem 
Rücken und an den Rändern drüsigstachelig; äusssere Kelchblätter 
fiederspaltig, mit zahlreichen linealisch-lanzettlichen Fiedern. 
Kelchbecher kugelig oder oval, meist reichlich mit Drüsenstacheln be- 
wehrt, die an der reifen Scheinfrucht abfallen. Blumenblätter sehr 
gross, sammtig, hell bis dunkel purpurn. Griffel kahl oder 
steifhaarig bis wollig, frei, bisweilen aber eine kurze Säule bildend. 
Scheinfrucht kugelig, birnförmig oder fast kreiselförmig, wenig fleischig, 
orange bis bräunlich, lange bleibend. 


Lichte Waldungen, Waldränder, Raine im südlichen und mittleren 
Theil des Gebietes, am Südfusse der Alpen stellenweise bis ca. 1300 m 
ansteigend. Riviera! Provence! Dauphin&@! Cottische und Grajische Alpen!! 
südliche, südwestliche! nördliche Schweiz!! südliches und mittleres 
Deutschland: Elsass! Lothringen, Baden; Rheinpfalz! Rheinland; Hessen; 
Thüringen!! Bayern; Kgr. Sachsen; Schlesien; Polen; Galizien; Böhmen; 
Mähren! Oesterreichische Alpenländer; Dalmatien; Bosnien!! Montenegro; 
Ungarn! Siebenbürgen. Auch als Zierpflanze sowie zum arzneilichen 
Gebrauch in Gärten; letzteres besonders um Lyon, Woassenaer und 
Nordwijk in Holland, den Vierlanden bei Hamburg (daher Hamburger 
Rose), Nürnberg (Flückiger, Pharmakognosie des Pfl.reichs 3. Aufl. 
784). Bl. Juli. 


R. gallica L. Spee. pl. ed. 1. 492 (17535). Christ Ros. Schw. 198 
(1873). Crepin Bull. Belg. XVII. 1. 343 (1879), XXXI 2. 72 
(1892). Nat. Pfl. II. 3. 47 (1888). Hayne Arzneigew. XI t. 30. 
Koch Syn. ed. 2. 255. Nyman Consp. 231 Suppl. 113. R. gallica 
DC. Prodr. II. 603 (1825) z. T. R. austriaca Crantz Stirp. Austr. I. 
86 (1768). Nyman Consp. 231 Suppl. 113. R. pümila Jacq. Fl. 
Austr. I. 59 (1773). 


Aendert ab: 


A. eriostylal). Griffel stark behaart bis wollig-filzig. — Dieser 
Formenkreis tritt im Gebiete besonders häufig und in zahlreichen Abänderungen 
auf. — R. Gallica A. eriostyla R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 48 (1900). 
R. galliea f. typica Christ. a. a. O. 199 (1873) z. T. — Abänderungen mit 
einfacher Zahnung sind 


II. haplodönta2). Blättehen mittelgross bis gross, elliptisch oder rundlich- 
elliptisch Zähne ohne sitzende oder gestielte Drüsen oder nur hin und 
wieder mit 1—2 Drüsen. Blüthen gross, Scheinfrüchte kugelig. — Ungarn. 
— R. gallica a. haplodonta Borbäs Ros. Hung. 367 (1880). — Abänderung 
mit doppelten Zähnen 


III. pümila. Blättehen klein oder mittelgros«, elliptisch oder länglich-elliptisch, 
unterseits behaart. Zahnung scharf, Zähne mit drüsigem Nebenzähnchen und 
mehreren sitzenden Drüsen. Kelehbecher birnförmig. — Sehr häufige Ab- 
änderung!! — R. gallica 8. pumila Braun in Beck Fl. Nied.-Oest. 779 (1892). 
R. pumila Jaeg. Fl. Aust. II. 59 t. 198 (1773). Nyman Consp. 231 
Suppl. 113. 


1) S. S. 44 Fussn. 2. 
2) Von arz/oög einfach und ödodg Zahn. 


Rosa, 49 


Abänderungen nach der Blättehenform: Blättehen länglich. — b. vires- 
cens (R. virescens Deseglise Essai monographique roses de France in 
Mem,. Soc. acad&m. Maine et Loire X. 73 [43] [1861]). Blättchen 2'/2, oft 
sogar fast 3 mal so lang als breit. Secundärnerven öfter drüsig, — 
ce. Pannonica!) (R. austriaca var. pannonica Wiesbaur in ÖBZ. XXIX. 
[1879] 143. R. gallica y. pannonica Braun a. a. O. 779 [1892]). Blättchen 
schmal, dünn. Blüthenstiel dieht mit borstigen Stieldiüsen und mit kleinen, 
zuweilen gebogenen und gegen den Grund verdickten, nadelförmigen Stacheln 
besetzt. — Niederösterreich, Ungarn ! — Eine besonders breitblätterige Ab- 
änderung der R. Gallica A. eriostyla ist 

d. cordifölia. Blättchen rundlich-herzförmig, bisweilen fast kreis- 
förmig, mit herzförmigem Grunde, unterseits behaart. — Ziemlich häufige 
Form des östlichen Theiles des Gebietes! — R. gallica &. cordifolia Braun 
a. a. ©. 779 (1892). R. cordifolia Host, Fl. Aust. II. 23 (1831). R. austriaca 
y. cordifolia J. B. von Keller in Haläesy und Braun Nachträge 207 (1882). 
— Extreme in der Grössenentwicklung der Blättchen sind folgende Ab- 
änderungen: e. cordäta (R.cordata Cariot im Herbarium Burnat) von der 
vorigen kaum anders als durch die besonders grossen Blättehen verschieden. 
Kelchblätter in ein breiteres Anhängsel sich verlängernd ; auch die Fiedern 
sind lanzettlich, gleich dem Anhängsel drüsig berandet. — Dauphine! — 
f.ruräalis (R. ruralis Desöglise in Ess. monogr. 79 [39] [1861]. Nyman Consp. 
231) ist im Gegensatz zu voriger die Abänderung der R. Gallica A. eriostyla 
mit kleinen, lanzettlich-ovalen, scharf zugespitzten, doppelt gezähnten Blätt- 
chen. — Hin und wieder; im westlichen Theile des Verbreitungsgebietes! 
dem Anscheine nach häufiger als im östlichen. 

Entgegengesetzte Abänderungen nach dem Grade der Behaarung der 
Blättehen sind 2. liophylla:) (Borbäs a. a. ©. 369 [1880]). Blättchen 
gross, dünn, oberseits kahl, unterseits nur an der Mittelrippe etwas behaart 
und drüsig. Blüthen gross. — Ungarn. — 3. muscipula (R. muscipula 
Boullu in Bull. SB. Lyon 2 Ser. XI. 75 [1884]). Blüthentragende Zweige mit 
zahlreichen pfriemlichen und borstenförmigen Stacheln dicht bekleidet, die 
in Drüsen enden, sodass die Zweige stark klebrig werden. Blättehen rundlich- 
oval, oberseits zerstreut behaart, unterseits am Mittelnerv dicht, auf der 
Fläche zerstreut behaart. — Dauphine! 

Abänderungen in Beziehung auf die Grösse oder Farbe der Blumenkrone 
sind b. offieinalis (Thory in Redout® Ros. I. 73 mit t. [1817]), die eigent- 
liche Rose de Provins3)), ist durch die schwarzpurpurne Blumenkrone aus- 
gezeichnet. — Da und dort durch das ganze Verbreitungsgebiet, häufig in 
Gärten. — ce. magnifica (R. gallica y. magnifica Borbäs Ros. Hung. 369 
[1880]). Blättchen gross, ausgewachsen fast kahl, oberseits etwas glänzend. 
Blüthendurchmesser ca. 7 em. — Ungarn. 

Eine Abänderung mit stark kegelförmig erhabenem Diseus ist 2. mira- 
bilis (R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 49 [1900]. R. mirabilis Deseglise et 
Ozanon M&m. Soe. ac. Maine et Loire XX VIII. 103 [1873]. Nyman Consp. 231) 

Die vorangehenden Abänderungen haben starre, aufrechte Zweige. Durch 
niederliegende, schlaffe Zweige ist 9. fläceida (R. austriaca &. flaceida 
J. B. von Keller in Haläesy und Braun Nachträge 208 [1882]) ausgezeichnet. 
Nebenblätter breit. Kelchzipfel wenigtheilig, lang zugespitzt. Blättchen 


beiderseits glänzend, verkehrt-eiförmig. — Bei Wien. 
B. liostyla#). Griffel kahl oder schwach behaart, nicht wollig. 
— R. Galliea var. leiost. Gelmi Prosp. Fl. Trent. 58 (1893). — Diese 


Formengruppe tritt viel seltener auf als A. eriostyla. Es sind deswegen auch 


1) 8. I. S. 140 Fussn. 1. 

2) Von Aeiog glatt, hier kahl und pöAAov Blatt. 

3) Nach der Stadt Provins (D&p. Seine-et-Marne) benannt, wo diese Form 
wohl zuerst angepflanzt wurde; der Sage nach wurde dorthin während der Kreuz- 
züge eine Rose aus dem Orient durch den Grafen Robert de Brie verpflanzt. 

4) S. S. 38 Fussn. 2. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 4 


50 Rosaceae. 


weniger Arten und Varietäten unterschieden worden, die Abänderungen dieser 
Abart darstellen, so 

II. Czaekiäna!). Drüsenborsten kurz, mehr oder minder dicht. Blättchen 
gross, elliptisch oder meist länglich-elliptisch, gegen den Grund schmal zu- 
gerundet, rückwärts + behaart, am Rande ungleich gesägt, Zähne bald 
drüsenlos, bald am Rande mit 2—3 sitzenden Drüsen. Blüthenstiele und 
Kelchbecher dicht steif-borstig. Kelchblätter mit schmalen Anhängseln. Griffel 
unten behaart, am obern Theil kahl. Scheinfrüchte kugelig oder birnförmig. 
Nieder-Oesterreich. — R. Gallica ı Czakiana Braun in Beck Fl. Nied.-Oest. 780 
(1892). R. Ozackiana Besser Enum. pl. Podol. Volh. 61, 77 (1821). 

III. eläta (R. gallica f. elata Christ R. Schw. 199 [1873]). Schlaffer etwa 1 m 1 
hoher Strauch. Grössere Stacheln fehlend. Blätteben länglich-oval, spitz. | 
Zahnung scharf, schmal. Scheinfrucht keulig-birnförmig. — Die häufigste 
Abänderung von B liostyla!! 

Durch kegelförmig erhabenen Diseus ist b. Tridentina?) (R. gallica 
var. tridentina Gelmi Herb.!) ausgezeichnet. Blättchen oft fast kreisrund, 
oder die der obern Laubblätter breit-oval. Kelchbecher birnförmig, in den | 
Blüthenstiel verschmälert. Blumenblätter durch feine, lange Haare gewimpert. 
Griffel völlig kahl. — Südtirol! 


Off. Die Blumenblätter, besonders der Abart 5b. Flores Rosae 


Gallicae, Flores Rosae rubrae, Rosa, Rose rouge ou R. de Provins, 
Rose (rum.), Ph. Belg., Dan. Gall. Helv., Neerl,, Rom., Ross. 


(Frankreich [fehlt im westlichsten und nördl. Theile]; Italien bis 
Sieilien; Serbien; Bulgarien; Thessalien; Macedonien; Griechenland; 
Mittel- und Süd-Russland; Kleinasien; Armenien; westliches Trans- 
kaukasien; in Tunesien nur verwildert [Bonnet u. Barratte Cat. 153].) 


* 
. x 10. R. multiflora X Gallica 
. X 10. R. moschata X. Gallica | s. am Schlusse 
9. x 10. R. arvensis X Geallica der Gattung. 
. X 10. R. Chinensis X Gallica 
10. X 11. .R. Gallica X Jundzillii 
10..xX 16. .R. Gallica X omissa 
10. X 17. R. Gallica X "tomentosa 
10. X 18. R. Gallica X rubiginosa 
10. X 22. R. Gallica X micrantha Schl 
10. x 24. R. Gallica X R. agrestis e or lee 
10. X. 28. .R. Gallica X. tomentella a 
10. x 30. R. Gallica X R. canina 
10. x. 31. R. Gallica X R. dumetorum 
10. x 32. R. Gallica X glauca 
10. X 33. R. Gallica X R. coriifolia 
10. X 39? R. Gallica X cinnamomea? s. 8. 52. 


Die drei folgenden Gartenrosen, von denen die beiden ersten wohl schon seit 
dem classischen Alterthum in Cultur befindlichen die Stammformen der Euro- 
päischen Edel-Rosen darstellen, sind zweifellos Abkömmlinge der R. Galliea:: 


1) Nach Thaddaeus Czacki, * 1765 + 1813, Begründer und Curator des Wol- 
hynischen Lyceums in Krzemieniec (Zalewski br.), auf dessen Veranlassung Besser 
nach Krzemieniec berufen wurde und Wolhynien und Podolien botanisch durchforschte. 

2) Bei Trient (im Alterthum Tridentum) beobachtet. 


Rosa. 51 


*+ R. centifolia !). (Centifolie, franz.: Rose A cent feuilles.) }}. Unterscheidet 
a; von R. Gallica, von AR sie nach der übereinstimmenden Ansicht der meisten 
neueren Schriftsteller Regel, Cr&pin, Koehne, Dippel nur eine Abart dar- 
stellt, durch Foigendes: Grundachse weniger weit kriechend ; Stacheln der Laub- 
triebe mehr ungleichartig, die grösseren stärker; Blättchen dünnhäutiger; Blüthen 
nickend (fast stets gefüllt); Kelehbecher eiförmig ; Kelchblätter länger und schmäler. 
Blumenblätter meist schön rosa. 

In Wäldern des östlichen Kaukasus einheimisch (welche Angabe auch neuer- 
dings von Radde Grundz. Pfl.verbr. Kauk. 186 bestätigt zu werden scheint); ver- 
muthlich seit alten Zeiten im Orient und Mittelmeergebiet, seit dem Mittelalter in 
Mittel-Europa mit stets gefüllten Blumen ceultivirt: „omnium florum princeps, die 
Königin aller Blumen“, wie sie sogar der sonst so nüchterne W. D. J. Koch be- 
zeiehnet; neuerdings vielfach durch die modernen aus Kreuzungen mit R. Chinensis 
hervorgezogenen Züchtungen verdrängt; selten verwildert, so Nürnberg: am alten 
Rotenberg zwischen Hopfengärten mit Parthenoeissus, dort Scheinfrüchte ansetzend 
(Schwarz FI. v. Nürnb. Erl. 266). Bl. Juni, Juli. 

R. centifolia L. Sp. pl. ed. 1. 491 (1753). Koch Syn. ed, 2. 256. Hayne 
Arzneigew. XI t. 29. R. gallica ß. centifolia Koehne D. Dendr. 282 (1893). 
Dippel Laubholzk. III. 566 (1893). 


Eine sehr auffällige, häufig cultivirte missbildete Form ist m. muscosa 
(Seringe in Mus. Helv. I. 18 [1818]. R. muscosa Ait. H. Kew. ed. 1. II. 207. 
[1789]. Bot. Mag. t. 69 [Moos-Rose, franz.: Rosier mousseux]) mit in grüne 
Plättehen umgebildeten Stieldrüsen am Blüthenstiel, Kelchbecher und Kelchblättern. 
Aehnliche Formen kommen auch bei der typischen R. Gallica vor. 


Off. Die Blumenblätter, Flores Rosae, Fl. R, centifoliae, Fl. R. pallidae, 
Rosa, Rose ä cent feuilles, R. päle, Ph. Austr., Belg., Dan., Gall. Germ., Hung,, 
Neerl., Ross. 


* R. Damascena?). (Portland-, früher auch Monatsrose, Rose de tous les 
mois.) |}. Unterscheidet sich von R. Gallica durch Folgendes: Stengel höher und 
dieker, mit gleichartigen, kräftiger hakigen, zusammengedrückten, 
oft roihen Stacheln. Nebenblätter deutlicher drüsig-gewimpert, die oberen kaum 
breiter. Blättchen eiförmig-länglich, einfach und drüsenlos-kerbig- 
gesägt, oberseits glänzend, unterseits oft behaart. Blüthenstand meist reichblüthiger, 
doldig bis doldenrispig. Scheinfrucht länglich, oben am breitesten, roth. 


Der Ursprung dieser seit alten Zeiten in Cultur befindlichen, in Mittel-Europa 
mit Sicherheit wohl erst im 16. Jahrhundert eingeführten Art ist im Dunkel gehüllt. 
Dass sie in Vorder-Asien aus R. Gallica entstanden, ist höchst wahrscheinlich, ob 
aber durch Kreuzung mit R. canina (Crepin), oder mit R. moschata (Christ, 
Focke) ist sehr fraglich. Jetzt (stets mit gefüllten Blumen) bei uns gezogen, oder 
wie die vorige besonders durch Abkömmlinge aus Kreuzungen mit R. Chinensis 
vielfach verdrängt. Bl. Juni, Juli, in manchen Formen (daher der Name R. calen- 
darum Borckh. Forstbot. Beschreib. Holzart. 338 [1790] nach dem älteren Namen 
R. omnium calendarum und R. centifolia bifera Poir. Enc. VI. 276 [1804]) bis in 
den oder wieder im Herbst, 


1) Der Name Rosa centifolia findet sich für eine gefüllte Rose schon bei 
Plinius (XXI, 4) nach den ööda &xarovrspvii« des Tiheoph rastos; letzterer 
nennt als Zahl der Blumenblätter von Gartenrosen 12 und 20; Herodotos VIII, 
138 schon früher 60. Die ersten gefüllten Rosen scheinen nach der Angabe des 
Vaters der Geschichte in Makedonien beobachtet und nach Plinius von dort in 
die Gärten gelangt zu sein (vgl. Fischer-Benzon 35), so dass die Cultur ge- 
füllter Rosen in den Balkanländern schon ins Alterthum hinaufreicht. Die Neu- 
griechen und die von ihnen beeinflussten Nachbarvölker betrachten dagegen die 
Zahl 30 als typisch, wesshalb die Gartenrose überhaupt rouevrdpv/iov, der 
Strauch zoıavrapviind heisst (Heldreich Nutzpfl. Griech. 66), woher auch 
der rumänische Name Trandafır stammt. 

2) Angeblich aus Damascus eingeführt, 


4* 


52 Rosaceae, 


R. Damascena Mill. Gard. Diet. ed. 8 Nr. 15 (1768). Koehne D. Dendr. 282. 
Dippel Laubholzk. III. 567. Redoute Ros. t. zu I. 63, 99, 121, II. 41, 43, 37, 85. 

Von den Formen dieser Art besitzt ein besonderes biologisches Interesse die 
jetzt fast verschwundene m. variegäta hort. (York- und Lancaster-Rose!) Roessig 
Rosen t. 33, bei der auf einen Stock mitunter weisse, rothe und gemischte Blumen 
vorkommen [ob ein wieder in seine Elemente zerfallender Pfropfbastard wie Cytisus 
Adami?)). 

Off. 1. Die Blumenblätter, Rosa, Rose de Damas, R. de tous les mois, R. de 
Puteaux, Rose (rumän.), Ph. Austr., Gall.,, Hung., Rom. 

2. Das aus denselben bereitete ätherische Oel, Oleum Rosae, ©. Rosarum, 
Essentia Rosae, Huile volatile de rose Ph. Belg., Dan., Gall., Helv., Neerl., Rom,, 
Ross. Dies Oel wird fast ausschliesslich in Ost-Rumelien in einem Distriet, dessen 
Ausbeute über Kazanlik in den Handel kommt, durch wiederhulte Destillation 
von Wasser mit mehrmals erneuerten Blumenblättern aus einer Rose gewonnen, 
die sich nur durch stärkeren Geruch von der typischen R. Damascena unter- 
scheidet, von Dieck unter dem Namen R. Gallica var. damase. f. trigintipetala 2) 
(in Wittmack Gartenflora XXXVIII (1889) 129, 160, Abbildungen 25, 29) in die 
Westeuropäischen Gärten eingeführt und auch nicht ohne Erfolg im Grossen z. B. 
um Leipzig angebaut worden ist. Seltener wird in diesem Ostrumelischen Gebiet 
R. alba als Oel-Rose eultivirt, vielleicht auch R. turbinata. Vgl. Flückiger 
Pharmakogn. des Pfl.reichs 3. Aufl. 167, Dieek in Wittm. Gartenflora XXXVII. 
98, 127, 158. 

(.X .)X 41. R. (Chinensis X Damascena) X pimpinellifolia \ s. am Schlusse 

. X  . R. Damascena X rugosa } der Gattung. 


*+ R. turbinäta. (Frankfurter Rose.) Stengel bis 2 m hoch, mit spärlichen, 
ungleichen, theils geraden, theils gebogenen, öfter ganz fehlenden Stacheln; Blüthen- 
triebe in der Regel ohne Stacheln. Laubblätter meist 5—7zählig; 
Nebenblätter der Blüthentriebe und Hochblätter meist sehr ver- 
breitert, erstere mit dreieckigen, abstehenden Oehrchen. Blättchen aus ab- 
gerundetem Grunde oval bis eiförmig, einfach gesägt, etwas lederartig, 
oberseits kahl, glänzend, unterseits graugrün, kahl oder auf dem Mittelnerv 
behaart. Blüthen zu 1—3; Blüthenstiele (und der Kelchbecher unterwärts) stiel- 
drüsig, letzterer bei der (fast allein in den Gärten vorhandenen) gefüllten Blume 
breit-kreiselförmig. Kelehblätter ungetheilt, seltner die äussern mit wenigen, 
schmalen Fiedern, nach dem Verblühen aufrecht. Blumenblätter lebhaft rosa. 

Zweifellos in der Cultur erhaltener Bastard der R. Gallica, nach Crepin’s 

Vermuthung (SB. Belg. XVIII 1. 363 (1879) vielleicht durch eine Kreuzung mit 
R. einnamome«a entstanden. Nicht selten in Gärten, öfter aus denselben verwildert. 
Bl. Juni, Juli. !/ 
R. turbinata Ait. Hort. Kew. ed. 1. II. 206 (1789). Koch Syn. ed. 2. 249. 
Nyman Consp. 231. Dippel Laubholzk. III. 566. Jacq. Fragm. t. 107. R. Franco- 
Jurtäna 3) Borckh. Forstbot. Beschr. Holz. 312 (1790). R. einnamomea? xX gallica 
Koehne D. Dendr. 283. 


2. Caninae (Crepin SB. Belg. XXXI. 2. 70, 71 [1892]). 
Stamm meist gleichartig bestachelt, mit geraden, gebogenen 
oder hakig gekrümmten Stacheln bewehrt. Mittlere Laub- 
blätter der blüthentragenden Zweige meist 7zählig. Blüthen- 
stand meist mehrblüthig. Hochblätter vorhanden, mehr oder 


1) Anspielung auf die Abzeichen der Englischen Königshäuser d. N., deren 
blutige Bürgerkriege im 15. Jahrh. daher als die Kriege der Weissen und Rothen 
Rose bekannt sind (vgl. Shakespeare King Henry VI. Part. I. Act II Scene IV). 

2) S. S. 51 Fussn. 1. 

3) Dieser schon bei Tournefort vorkommende Name deutet darauf hin, dass 
diese Rose in Frankfurt a. M. zuerst gezüchtet wurde. 


Rosa. 53 


weniger stark verbreitert. Kelchblätter nach dem Verblühen 

zurückgeschlagen, vor der Fruchtreife abfallend oder auf- 

gerichtet, den Kelchbecher bis zur Fruchtreife krönend 
und dann abfallend oder bleibend, die äussern fiederspaltig, 
sehr selten ungetheilt. 

a. Jundzilliae!) (Crepin SB. Belg. XXXI. 2. 80 [1892)). 
Stacheln ziemlich schlank, gerade oder fast gerade, selten 
mit nadelförmigen Stacheln untermischt. Blättchen meist 
gross, etwas starr, mit reichlich zusammengesetzter Zahnung 
und scharf hervortretendem Adernetz. Blüthenstiele mit 
Stieldrüsen und Stacheldrüsen besetzt, denen oft drüsen- 
lose, nadelförmige Stacheln beigemengt sind. Kelchblätter 
nach dem Verblühen zurückgeschlagen. 


11. (5.) R. Jundzillii). h. 0,5—2 m hoch. Zweige oft 
etwas bereift, bogig überhängend. Laubblätter 5—7zählig, mit 
meist genäherten, sitzenden oder kurz gestielten Seitenblättchen. Neben- 
blätter breit, kahl, mit drüsig gewimpertem Rande, unterseits drüsenlos 
oder bisweilen mit zahlreicheren Subfoliardrüsen. Blattstiel mit zahl- 
reichen, rothen, z. T. sitzenden, meist kürzer oder länger gestielten 
Drüsen besetzt, flaumig oder meist locker behaart bis völlig kahl, oft 
mit ziemlich zahlreichen Stachelchen bewehrt. Blättchen mittelgross 
bis gross (bis 7 cm lang und 41/2 cm breit), verlängert eiförmig, mit 
abgerundetem Grunde, vorn oft in eine sehr scharfe Spitze aus- 
laufend (Zähne scharf, spitz, tief, vorgestreckt mit mehreren 
drüsentragenden Zähnchen), kahl, bisweilen am Mittelnerv und 
den Seitennerven etwas behaart, selten und vielleicht nur im Jugend- 
zustande über die ganze Fläche behaart (Subfoliardrüsen selten 
völlig fehlend, meist zerstreut, selten in grösserer Zahl über die 
ganze Fläche verbreitet), oberseits dunkelgrün, bisweilen etwas bereift, 
unterseits blass, bisweilen stark weinroth angelaufen. Blüthen einzeln 
oder in mehrblüthigen Blüthenständen. Hochblätter breit, öfter mit lanzett- 
lichem Anhängsel oder blatttragend.. Blüthenstiel bis 4 mal so 
lang als der Kelchbecher; dieser schmal-oval, unter dem Discus 
halsförmig eingeschnürt bis kugelig, am Grunde oder über die ganze 
Fläche mit stacheligen Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter lanzettlich an 
der Spitze wenig verbreitert, auf dem Rücken drüsenreich, die äussern 
mit linealisch -lanzettlichen, dicht drüsig gezähnten oder gewimperten 
Fiedern. Blumenkrone gross (Durchmesser bis 7 cm), rosenroth, 
bisweilen fast purpurn. Griffel über dem Discus ein grosses, meist 
weisswolliges Köpfchen bildend. Scheinfrucht länglich-oval bis 
kugelig, gross. 

Durch den grössten Theil des Gebiets; im südlichen und nördlichen 
Theile selten oder fehlend. Bl. Juni. 


1) Nach Bonifacius Stanislaus Jundzill, * 1761 7 um 1830, Professor in 
Wilna, Verfasser einer Beschreibung der Pflanzen (des Russischen) Littauens: Opisanie 
roslin litewskich wediug uklada Linneusza. W Wilnie 1791. 


54 Rosaceae. 


R. Jundzillii Besser Cat. hort. Crem. 117 (1816). — Cröpin 
SB. Belg. XVII. 1. 231, 364 (1878). Tab. anal. in Bull. soc. bot. 
Belg. XXXL 2. 80 (1892). Nyman Consp. 234 Suppl. 115. R. glandu- 
lösa Besser Cat. hort. Crem. Supp. III. 20 (1811) nicht Bellardi. 
R. trachyphyjlla‘) Rau Enum. Ros. Wirceb. 124 (1816). Christ Ros. 
Schw. 141 (1873). Beck Fl. Nied.-Oest. 805 (1892). R. Jundzilliäna 
Besser Enum. Pod. et Vol. 46, 67 (1820, 1821). Christ R. Schw. 141 (1873). 


Christ (Bot. Centr. XVIII [1884] 391) sieht in dieser Art eine durch 
Hibridation entstandene Species. ,‚,Sie theilt in wunderbarem Grad die Facies und 
die Merkmale der R. gallica X canina. ... Und doch benimmt sich diese trachy- 
phylla ganz wie eine reine Art. Sie hat ihren Kreis von Varietäten wie jede andere 
Rosenart und sie nimmt ein weites, ziemlich geschlossenes Areal ein, das gar nicht 
mit dem Areal der gallica zusammenfällt...... Von der R. gallica X canina unter- 
scheidet sie sich lediglich durch einen etwas grösseren Grad der Einheit und Durch- 
dringung der Merkmale, auch ist die Zahnung des Blattes eine feinere, zusammen- 
gesetztere, tiefere... . Mit einer ‚zufälligen Uebereinstimmung‘‘ des Bastards mit 
der reinen Art ist nichts gesagt... . Wir sind berechtigt und genöthigt, — ge- 
nöthigt durch die Grundlage, auf welcher alle Systematik beruht: die Analogie der 
Gestaltung — eine Beziehung zwischen beiden Formen zu vermuthen. Wenn eine 
Art A sich herausstellt als identisch mit dem Bastard aus B u. C, so sind wir 
geradezu gezwungen, sie auch als ein Produkt aus B u. C zu betrachten. Ist sie 
deshalb lediglich ein Bastard in dem Sinne, dass eben jedes Individuum der leben- 
den R. trachyphylla einer soeben erfolgten Kreuzung einer canina mit gallica ihr 
Dasein verdankt? Nein, gewiss nicht, denn wir sehen Bestände der trachyphylla 
sich erhalten und fortpflanzen, ohne dass gallica auch nur entfernt dabei im Spiel 
ist. -Vielmehr können wir annehmen, es sei eben R. trachyphylla eine, durch fort- 
währende Fortpflanzung des einmal zu Stande gekommenen Bastards entstandene, 
in ihren Merkmalen stabil gewordene Rasse, der wir den Artbegriff nicht mehr 
versagen können, obschon genetisch die Art sich zurückführt auf einen Bastard 
zweier anderer Arten. Wir haben es nicht mit einem neuen und primären, sondern 
mit einem alten, sekundär gewordenen, mit einem atavistischen Bastard zu thun.... 
Wenn nun die R. trachyphylla eine fruchtbare Bastardform mit der Neigung zu 
stabiler Descendenz ist, so erklärt sich ihr Auftreten vollkommen. Vermöge der 
energischen Vitalität der Bastarde hat sie einen Parens, die an milde Hügel ge- 
bundene R. gallica, in ihrer räumlichen Ausdehnung überholt und ist in die Wald- 
region gedrungen. . . “ 


Die Art tritt in zahlreichen Abänderungen auf. 
A. Bestachelung gleichartig. 
I. Blüthenstiele mit Stieldrüsen und drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln. 


a. typica. Blattstiel flaumig bis fast filzig behaart, drüsig, 
mit grösseren und kleineren Stacheln besetzt. Blättchen elliptisch 
bis rundlich-oval, am Grunde abgerundet, oft etwas herzförmig aus- 
gerandet, scharf, aber nicht lang zugespitzt, oben dunkelgrün, unten bleich, 
mit scharf hervortretendem Adernetz (Zahnung sehr scharf, Zähne ab- 
stehend, mit der Spitze nach aussen gebogen, fein gezähnelt, Zähnchen 
drüsig), oberseits meist ganz kahl, unterseits mit mehr oder weniger 
stark behaarten Nerven; Subfoliardrüsen an dem Mittel- 
und den Seeundärnerven bald sehr spärlich, an den unter- 
sten Blättern aber meist über die ganze Fläche verbreitet. 
Hochblätter klein. Kelchblätter auf dem Rücken und am Rande dicht mit 
kürzeren und längeren, z, T. starren Stieldrüsen besetzt, die äusseren mit 
linealen Fiedern. Blumenkrone sehr gross, tief rosenroth bis purpurn. 
Griffel in ein kurzes Köpfchen vereint, dicht wollig. Scheinfrucht fast 


1) Von zoayög rauh und pöA/on» Blatt. 


Rosa. 55 


kugelig. — Durch das ganze Gebiet der Art!! — R. Jundzillü A. I. a. typiea 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 54 (1900). R. Pugeti !) Boreau in Desögl. 
Essai mon. 136 [96] (1861). Nyman Consp. 234 Suppl. 114. BR. trachy- 
phylla 1. Jundzilliana Christ Flora LX (1877) 405. R. Jundzilliana 
f. Pugeti\) Christ Ros. Schw. 141 (1873). R. Jundzilliana f. typiea 
Christ a. a. O. 142 (1873). — Christ’s R. Jundzilliana f. typica ist 
eine etwas gedrungenere, spärlich verzweigte, robuste, durch breitere, 
spärlicher behaarte,an Subfoliardrüsen ärmere Abänderung 
der R. Pugeti. Umgekehrt stellt die 


2. Tolosäna?) (Christ a. a. ©. 144 [1873]. R. tolosana Timbal- 
Lagrave Bull. Soc. hist nat. Toulouse IV. 173 [1871]) eine stärker be- 
haarte Abänderung dar. Blättchen ziemlich klein, schmal, ziem- 
lich lang zugespitzt. Blattstiel filzig, Nerven der Unterseite dicht, 
Fläche zerstreut behaart. — Eine überaus stattliche, nicht häufige Stand- 
ortsmodification, eine Waldform ist 


3. aspreticola3). Bis 3m hoher, flatteriger Strauch mit 
etwas gekrümmten, an den Schösslingen sehr grossen Stacheln mit stark 
verbreitertem Grunde. Blattstiel kahl bis dicht-flaumig behaart, drüsen- 
und stachelreich. Blättehen bis 7” cm lang und 48 em breit, 
breitoval bis fast kreisrund, mit kurzer gekrümmter Spitze und oft herz- 
förmigem Grunde (Zahnung breit, ziemlich tief, reichlich zusammengesetzt 
und stark drüsig), unterseits zerstreut behaart; Drüsen der 
Blattunterseite bald spärlich, von dem Mittelnervy wenige 
auf die Seitennerven übergehend, oft nur einzelne auf 
den anastomosirenden Nervillen des Blattrandes, im Alter 
selbst völlig fehlend, bald in grösserer Zahl über das ganze Nervennetz 
vertheilt. Blüthenstiel ca. 4mal so lang als der Kelchbecher. Kelch- 
blätter bis 31/2 em lang, mit lanzettförmigem, gezähntem Anhängsel. Schein- 
frucht kugelig oder birnförmig. — Schaffhausen; Benken Ct. Zürich!!! 
Vorarlberg. — R. Jundzillii A. I. a. 3. aspreticola R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 55 (1900). R. Jundzilliana f. aspreticola Christ Ros. 
Schw. 143 (1873). R. aspreticola Gremli h. 


Eine weitere Abänderung von A. I. a. ist 


4. flexuosa (R. flexuosa Rau Enum. Ros. Wire. 127 [1816]. Nyman 
Consp. 234 Suppl. 114, R. canina y. collına 5. flevuosa Koch Syn. 
ed. 1. 227 (1837) ed. 2. 252), eine reichbestachelte Abänderung 
der var. {ypica. Stacheln bis 1 cm lang und länger. Nebenblätter 
dicht drüsig gewimpert und unterseits mit Subfoliardrüsen. Blattstiel 
flaumig, diehtdrüsig. Blättchen oberseits sehr zerstreut behaart, unterseits 
an den Nerven behaart und drüsenreich. — Dauphin@! Vogesen, Elsass, 
Nieder-Oesterreich, Böhmen ete. 


b. trachyphylla#). Stacheln breit, stark, leieht gebogen bis leicht ge- 
krümmt. Nebenblätter breit, kahl, am Rande drüsig gewimpert. Blatt- 
stiel fast oder völlig kahl, mit rothen gestielten Drüsen besetzt. 
Blättehen genähert, verlängert eiförmig, scharf und verlängert 
zugespitzt (Zahnung zusammengesetzt, Zähnchen scharf, spitz, tief vor- 
gestreckt, Zähnchen drüsentragend), kahl, Subfoliardrüsen oft sehr 


1) Nach dem Abb& Francois Puget, * 8. Sept. 1829 in F&gere (Hte. Savoie), 
Vicar in Anneey, später Pfarrer in Pontchy, zuletzt in Viry (Hte. S.), 7 22. Juli 
1880 (Chabert br. durch H. Christ und Bonnet), verdient um die Kenntniss 
der Rosen Savoyens, dem besten Kenner der Flora Nord-Savoyens, über welche er in 
der Revue de l’Association florimontane 1855 und im Bull. SB. France X (18635) 
und XIII (1866) berichtete (Briquet br.). 

2) Bei Toulouse (in Alterthum Tolosa) in Süd-Frankreich zuerst beobachtet, 

3) Von aspretum, rauher steiniger Ort und -cola bewohnend. 

4) S. S. 54 Fussn. 1. 


56 Rosaceae. 


spärlich. Blüthenstiele etwa 2mal so lang wie der schmalovale oder 
kugelig-eiförmige Kelchbecher. Scheinfrucht kugelig bis länglich-oval, — 
Durch das ganze Gebiet der Art!! — R. Jundzillii A. I. b. trachyphylla 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 55 (1900), vgl. Crepin SB. Belg. XXXI. 
2. 80 (1892). R. trachyphylla Rau a, a. ©. 127 (1816) im engeren Sinne, 
Nyman Consp. 234 Suppl. 115. R. canina y. collina 4. trachyphylla 
Koch Syn. ed. 1. 227 (1837) ed. 2. 251. — Christ’s R. trachyphylia 
f, typica (Ros. Schw. 145 [1873]) ist die Abänderung der R. Jundzilli mit 
kleineren, länglich -ovalen, lang zugespitzten, kahlen Blättchen, deren 
Zahnung steil ist und deren Scheinfrüchte oval sind. — Häufig im Ver- 
breitungsgebiete der Art. 

2. Hampeäna!) ist eine Abänderung mit stachellosen 
blüthentragenden Zweigen. Blättchen länglich elliptisch 
klein, an den unteren Blättern stumpf oder undeutlich zugespitzt, an 
den oberen lang zugespitzt, am Grunde verschmälert oder abgerundet, 
kahl. Blütenstiele etwas drüsig, Drüsen spärlich, bis zur Reife zum Theil 
verschwindend. Kelchbecher länglich-eiförmig. — Harz! Eichs- 
feld; Thüringen! Bosnien, Hercegovina. — R. Jundzilli A. I. b. 2. Ham- 
peana R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 56 (1900), vgl. Crepin SB. Beleg. 
XXXI. 2, 80 (1892). R. alpina Hampe Pl. exs. G. F. W. Meyer Fl. 
Han, exe. 183 (1849) nicht L. R. Hampeana Griseb. in Garcke Fl. N.- u. 
Mitt.-Deutschl. 4. Aufl. 113 (1858) 2). Crepin SB. Belg. VIII. 329 (1869). 
In dieser wegen der unbewehrten Stengel ursprünglich als Verwandte der 
R. alpina aufgefassten, von Cr&pin.a.a,O. als Verwandte von R. montana 
gedeuteten Form, erkannte Christ (Ros. Schw. 147) eine R trachyphylla 
mit sehr sparsamen Drüsen und fehlenden Stacheln. 

3. retieuläta (R. Jundzilli var. reticulata Borb. Ros. Hung. 377 u. 
379 [1880]. R reticulata Kerner ÖBZ. XIX [1869] 332. Nyman Consp, 
Suppl. 115 R. Jundzilliana ß. reticulata J. B. v. Keller in Nachträge 
z. Fl. Nied.-Oest. 212 [1882]) ist eine unbedeutende Abänderung unserer 
trachyphylla mit grossen, eiförmig-elliptischen, steif- 
lederigen Blättehen mit offener, kurzer Zahnung und sphaeroidischen 
oder kugeligen Scheinfrüchten. — Oesterreich ! 

4. lioclada>3) (Borbäs Ros. Hung. 376 u. 383 [1880|) ist ebenfalls 
eine durch wehrlose Blüthenzweige ausgezeichnete Abänderung, 
Blättchen breit, rundlich-elliptisch, nicht zugespitzt, kahl, mit 
Subfoliardrüsen, bläulich gefärbt. Blüthen gehäuft, rosenroth, Schein- 
früchte eiförmig-kugelig. — Nieder-Oesterreich, Ungarn. 

Unbedeutende Abänderungen sind ferner 5. latifolia (R. trachy- 
phylla $. latifolia Christ a. a. ©. 147 [1873]. R. biformis Gremli Herb.), 
eine durch niederen Wuchs, in den oberen Theilen des Strauches 
fast fehlende Bestachelung, grosse, sehr breiteiförmige bis rund- 
liche, am Grunde abgerundete und vorn breit zugespitzte Blätt- 


!) Nach dem Entdecker Ernst Hampe, * 1795 in Fürstenberg a. Weser, 
r 1880 in Helmstedt, Apothekenbesitzer in Blankenburg a. H., hochverdient um 
die Flora des Harzes (Flora Hereynica Halle 1873) und hervorragendem Moos- 
kenner. 

2) Das von Cr&pin a. a. OÖ. nach Grisebach’s eigner Angabe angeführte 
Citat „Acta soc. nat. curios. Germ.‘“ bezieht sich nicht auf eine Veröffentlichung. 
Grisebach hat wohl, wie er Cr&pin br. mittheilte, seine R. Hampeana auf der 
31. Versammlung Deutscher Naturforscher und: Aerzte in Göttingen 1854 vorgelegt, 
aber weder im Tageblatt noch in dem erst 1860 erschienenen amtlichen Bericht 
über diese Versammlung konnten wir eine Erwähnung der Pflanze finden. Ganz 
unrichtig ist das gleichfalls von Grisebach herrührende Citat „R. alpina hereynica 
Koch Fl. Germ,“ Koch gibt in beiden Auflagen der Synopsis R. alpina nicht im 
Harz an. ler 

3) Von Aeiog hier: kahl und »Addog Ast. 


Rosa. 57 


chen mit etwas stumpfer Zahnung, kurz gestielte Blüthen und relativ 
kleine Blumenkronen ausgezeichnete Abänderung. — Schaffhausen, Würz- 
burg, Jena! ete. — 6. Aliothiil) (R. trachyphylla f. Aliothii Christ 
a. a. O. 147 [1873]. R. livescens var. Aliothii Braun in Beiträge 70 
[1885]. Zwergiger, '/s—!/s m hoher fi mit wenig verzweigten, oft 
ganz einfachen Stämmen; ältere Theile fast stachellos, Schöss- 
linge zerstreut bestachelt. Stacheln dünn, gerade oder nur sehr 
wenig gebogen. Nebenblätter schmal. Blättehen eiförmig, spitz, 
an den untern Blättern verkehrt-eiförmig keilig. Endblättchen 
auffallend grösser als die Seitenblättchen; alle beiderseits kahl, mit sehr 
vereinzelten Subfoliardrüsen. Blüthenstiele zerstreut stieldrüsig. Kelch- 
becher schmal-oval, unter dem Discus in einen dünnen Hals 
verschmälert. Kelchblätter mit sehr schmalem Anhängsel, Fiedern 
linealiseh-lanzettlich. Blumenkrone gross. — Schweiz! Ober- und Nieder- 
österreich! Thüringen: Steiermark; Ungarn. — Vielleicht eine Standorts- 
form dieser, eine Waldform ist b. Godetii2) (R. trachyphylla f. Godeti 
Christ a. a O. 149 [1873]. R. Godeti Grenier in Godet Suppl. Fl. 
Jur. 73 [1869]), eine schlaffe Zwergform, die an den Zweigen hin 
und wieder Stieldrüsen trägt, also Anfänge doppelter Be- 
stachelung zeigt; Blättchen ziemlich gross, dünn, öfter mit keiligem 
Grunde; Zahnung wenig tief; Subfoliardrüsen meist fehlend. Blüthen 
kleiner. — Jura: Chaumont! 

ec. &minens. Stacheln spärlich, an Aesten und Zweigen 
oft fehlend, schwach, leicht gekrümmt, bisweilen, namentlich unter- 
halb der Blüthenstiele, mit einzelnen borstigen Stacheln 
und Drüsenborsten. Blätter vorherrschend 5zählig, Blättehen ent- 
fernt. Nebenblätter schmal bis breit, am Rande durch feine Drüsen dicht 
gewimpert. Oehrchen unterseits oft mit Subfoliardrüsen, Blattstiel 
fast kahl, mit zahlreichen kurz gestielten kleinen Drüsen und einzelnen 
Stacheln. Blättehen breit-elliptisch oder oval, am Grunde 
abgerundet oder schwach herzförmig ausgerandet, kurz zugespitzt. Zahnung 
offen. Zähne breit mit kleinen drüsigen Zähnchen, kahl, Subfoliar- 
drüsen klein, meist ziemlich zahlreich, mit vereinzelten, 
kurz gestielten Suprafoliardrüsen. Blüthenstiele mehr oder 
weniger dicht mit Stieldrüserii bekleidet, oft 4—5 mal so lang als der 
kleine kugelige, am Grunde oder über einen grösseren Theil seiner Ober- 
fläche mit Stieldrüsen besetzte oder auch kahle Kelchbecher. Kelchblätter 
auf dem Rücken sparsam stieldrüsig. Griffel als wolliges Köpfchen den 


Diseus überragend. — Schemnitz in Ungarn! — R. Jundz. A. I. ec. eminens 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 57 (1900). R. trachyphylla var. eminens 


Kmet’ Herb. — Eine eigenthümliche die Formengruppe A mit der Formen- 
gruppe B verbindende Variation. 


Il. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 

decöra. Schössling bestachelt; Stacheln mit breitem Grunde oder 
gerade, gelblich, oder gleich den Blüthenzweigen unbewehrt. Blattstiel 
mit feinen Drüsen besetzt, mit vereinzelten Stacheln oder stachellos. 
Blättehen starr, lederartig, kahl, unterseits etwas bläulich be- 
reift, am Mittelnervundden Seeundärnerven mit vereinzelten 
Drüsen, oval-lanzettlich, etwas zugespitzt, Zahnung offen, Zähnchen 
drüsig. Kelehbeceher länglich-oval, drüsenlos. Kelchblätter 
auf dem Rücken drüsenlos. Fiedern der drei äusseren Kelchblätter 


1) Nach Siegismund Alioth, * 19. Juni 1819 7 12. Apr. 1878, Arzt in 
Arlesheim, später in Basel, eifrigem floristischem Sammler, der u. a. auch Spanien 
bereiste (Christ br.). 

2) Nach Charles Henry Godet, * 16. Sept. 1797 7 16. Dec. 1879, Professor, 
später Bibliothekar in Neuchätel, Verfasser von Flore du Jura Neuch. 1854 Suppl. 
1869 (Christ br.). 


Rosaceae, 


fast fadenförmig, mit einzelnen Drüsen. Scheinfrucht breit-oval. Griffel 
wollig behaart. — Alaunthal bei Krems. — R. Jundzillü A. decora R. Keller 
in A.u.G. Syn. VI. 57 (1900). R. decora Kerner in Desegl. SB. Belg. 
XV. 512 (1876). Nyman Consp. 234. — Eine robuste Abänderung dieser 
Abart ist b. Regelii!) (R. trachyphylla var. M. Schulze BV. Thür. V. 
27 [1887]). Etwa 1,5 m, von sehr schlaffem Wuchs. Stacheln 
schwach, aus breitem Grunde etwas gekrümmt, an den obern Theilen 
des |} oft fehlend. Blattstiel mässig drüsig, meist reichlich mit etwas 
gekrümmten Stacheln besetzt. Blättchen sehr gross, mit etwas 
keiligem Grunde, vorn kurz zugespitzt, mit etwas breiter, zusammen- 
gesetzter Zahnung, kahl, ohne oder nur mit vereinzelten Sub- 
foljardrüsen, Blüthenstiele lang, mit schmalen, oft laubigen Hoch- 
blättern. Kelcehbecher schmal-oval, in einen Hals ver- 
schmälert. Kelchblätter am Rande drüsig bis drüsenlos, auf dem 
Rücken drüsenlos, mit oft sehr langem, schmal-linealischem, am Rande 
schwach drüsigem Anhängsel, die ziemlich kleine blassrothe Blumenkrone 
überragend. — Selten, um Jena! 


B. Bestachelung ungleichartig, kräftige Stacheln mit nadelförmigen Stacheln und 


borstlichen Stieldrüsen vermischt. 


I. Blättehen kahl oder nur unterseits au Mittel- und Seitennerven zerstreut 
behaart. 


a. heteracäntha2), meist niederer Strauch. Blattstiel kahl oder kurz- 


haarig. Blättchen oberseits kahl, unterseits am Mittelnery 
und den Seitennerven zerstreut behaart, oft allmählich ver- 
kahlend oder völlig kahl. Subfoliardrüsen bald fehlend, bald 
in grosser Zahl die Unterseite der Blättehen decekend. — 
Eine im Allgemeinen seltene Abänderung, deren Verbreitung in engerer 
Beziehung zum Vorkommen der R. gallica zu stehen scheint. Da die 
mannigfachen Abänderungen z. T. gut fructificiren, dürften auch sie 
trotz grösster Aehnlichkeit mit AH. Gallica X Jundazillii als seeundäre 
Bastarde im Sinne Christ’s aufzufassen sein. — R. Jundzillü B. I. a. 
heteracantha R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 58 (1900). R. Jundzilliana 
f. heteracantha Christ Ros. Schw. 144 (1873). — Verschiedene leichte 
Abänderungen von B. I. a. sind als besondere Arten oder als Varietäten 
der R. J. trachyph. oder R. t. beschrieben worden, so: 2. minor 
(Borbäs Ros. Hung. 375 u. 381 [1880]). Blüthenzweige mit zahlreichen 
Drüsenborsten besetzt. Blättehen klein bis mittelgross, elliptisch, 
kahl, mit schwach hervortretendem Adernetz. — Ungarn ; Mähren. 

3. pseudoflexuösa. Stacheln schlank, leicht gebogen, an den 
blüthentragenden Zweigen sehr zahlreich, bald länger, bald kürzer mit 
nadelförmigen Stacheln und drüsentragenden Borsten vermischt. Neben- 
blätter der unteren Blätter dieht mit Subfoliardrüsen übersät, jene der 
obern mit drüsigen Oehrehen. Rand dicht drüsig gewimpert. Blättchen 
mittelgross, eiförmig, kurz zugespitzt, die der unteren und 
mittleren Blätter dieht mit Subfoliardrüsen besetzt, die 
der oberen mit dicht-drüsigen Mittel- und Seitennerven, oberseits dunkel- 
grün, kahl, unterseits hellgrün, mit scharf hervortretendem Adernetz, an 
Mittel- und Seitennerven zerstreut behaart. Krone mittel- 
gross, tiefrosa. Griffel wollig bis locker behaart. — Provence! — 
R. Jundzilliü B. I. a. 3. pseudoflexuosa R.. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
58 (1900). R. pseudoflexuosa Ozanon bei Desegl. in Billotia I. 42 


I) Nach Fritz Regel, * 17. Jan. 1853, Professor der Geographie an der 


Universität Würzburg, der in seinen Schriften über die Landeskunde Thüringens 
auch die Pflanzengeographie berücksichtigt hat. F. R. ist ein Neffe von E. v. Regel 
(s. S. 25 Fussn. 2). 


2) Von £regog ein anderer, verschieden und dxavd« Stachel. 


Rosa. 59 


(1864). Nyman Consp. 234, — Eine ganz ähnliche Abänderung ist 
b. speciösa (R. speciosa Desegl. in Billotia I. 39 [1864]. Nyman 
Consp. 234). 


b. extensa. Niederer }}. Stacheln spärlich, gerade. Zweige wehrlos 
oder fast wehrlos, dagegenan den blüthentragenden Achsen 
feine nadelförmige Stacheln tragend, welche zum Theil in 
Drüsenborsten übergehen. Blattstiel behaart, drüsig, etwas stachelig. 
Blättehen mittelgross, oval-elliptisch, am Grunde abgerundet, vorn 
kurz zugespitzt, oben kahl, unten an den Nerven behaart, zer- 
streut drüsig, mit zusammengesetzter drüsenreicher Zahnung. Blüthen- 
stiele sehr dieht mit Stieldrüsen und drüsenlosen borstlichen Stachelchen 
besetzt, etwas länger oder so lang wie die ovalen, zugespitzten Hochblätter. 
Kelchbecher oval, mit Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter drüsenreich, 
nachder Blüthe ausgebreitet, später sich aufrichtend und 
bis zur Fruchtreife bleibend. Griffel kurz, stark behaart. Schein- 
frucht kugelig. — Cöte-d’Or! im Gebiete selbst noch nicht nachgewiesen. 
— R. Jundzillii B. I. b. extensa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 59 (1900). 
R. extensa Des. et Ozanon in Bull. soc. Dauph. fasc, VIII. 328 (1881). 

Von der Stellung der Kelehblätter abgesehen gleicht diese Rose 
durchaus einer R. Jundzillü var. heteracantha. Dennoch ist vielleicht 
der Platz, den wir ihr zuweisen, nicht der richtige. Die Stellung der 
Kelchblätter nach der Blüthe ist im Allgemeinen ein so wenig veränder- 
licher Charakter der Art, dass man sich gegen die Vorstellung sträubt, 
es könnte der Abkömmling eines ursprünglichen Hibriden zwischen 
R. Gallica und canina diesen Charakter erworben haben. Das uns vor- 
liegende Material war leider zu gering, um beurtheilen zu können, ob 
der besondere Charakter der Varietät, die Stellung der Kelchblätter, mehr 
als eine zufällige, rein individuelle Erscheinung ist, Theoretisch wäre 
denkbar, dass die R. extensa eine Parallelart zu R. Jundzillii darstellte, 
deren Ursprung auf einen primären Hibriden R. Gallica X glauea zurück- 
zuführen wäre. Diesen selbst anzunehmen zögere ich, weil die Schein- 
früchte gut entwickelt sind. Ob R. glauca am Fundorte der R. extensa 
vorkommt, ist fraglich. 

II, Blattstiel dicht behaart. Blättchen oberseits zerstreut, unterseits auf der 
ganzen Fläche behaart. 

Cremsönsis. Blättchen gross bis mittelgross, eiförmig bis breit- 
elliptisch, die obersten elliptisch bis lanzettlich, die unteren stumpflich, die 
oberen zugespitzt. Zahnung kurz, scharf zugespitzt. Blüthenstiele lang, 
drüsenreich. Kelchbecher oval, dicht mit Drüsenborsten bekleidet. Kelch- 
blätter auf dem Rücken dicht drüsig - borstig. Scheinfrüchte kugelig, 
schliesslich fast stieldrüsenlos. — Krems, Niederösterreich! — R. Jundazillii 
B. II. Oremsensis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 59 (1900). R. eremsensis 
.J. Kerner exs. nicht Desögl. SB. Belg. XV. 578. R. trachyphylla ö. eremsensis 
Braun in Beck Fl. v. Nied.-Oest. 805 (1892). 


(Frankreich ; Süd-Russland; Transkaukasien; Armenien.) * 
10.xX 11. R. Gallica X Jundzillii s. am Schlusse der Caninae. 


b. Stacheln schlank, gerade oder leicht gebogen. Kelchblätter 
nach dem Verblühen aufgerichtet, lange bleibend. 

1. Rubriföliae (Crepin SB. Belg. XXXI. 2. 79 [1892)). 
Blättehen meist völlig kahl, einfach gezähnt. Kelchblätter 
schmal, lang, die äussern mit kleinen fädlichen Fiedern 
oder eleich den innern ungetheilt. Blumenkrone roth, 
klein, kürzer als die. Kelchblätter. Scheinfrucht kugelig, 
meist ziemlich klein. 


60 Rosaceae. 


12. (6.) R. rubrifölia. h. 1—3 m hoch, mit hechtblau oder 
oft röthlich angelaufenen Zweigen und Blättern. Stacheln 
aus länglichem Grunde gerade vorgestreckt oder oft leicht ge- 
bogen, selten stärker gekrümmt, an den blüthentragenden Zweigen 
meist klein, wenig zahlreich, selbst völlig fehlend. Schösslingsblätter 
vorherrschend 9zählig, an den blüthentragenden Zweigen 5—7 zählig. 
Nebenblätter oft sehr breit, kahl oder sehr selten am Rande und am 
Mittelnerv der Oehrchen behaart, mit unregelmässig drüsig gezähneltem 
Rande. Blattstiel kahl, meist drüsenlos oder drüsenarm, selten schwach 
flaumig oder ziemlich dicht mit kurzgestielten Drüsen besetzt, etwas 
stachlig. Blättchen mittelgross bis gross, elliptisch bis länglich- oval, 
am Grunde abgerundet, vorn zugespitzt (Zähne anliegend, convergirend 
oder etwas offener, bisweilen in einer Drüse endend; Zähnchen meist 
nur vereinzelt, drüsig, sehr selten zahlreicher, so dass die Zahnung 
zusammengesetzt wird; unteres Drittel oder Viertel des Blättchens 
ganzrandig), fast stets kahl, sehr selten am Mittelnerv etwas be- 
haart; Subfoliardrüsen fehlen gewöhnlich, sehr selten finden sie sich 
in grösserer Zahl nicht nur am Mittel-, sondern auch an den Seiten- 
nerven. Blüthenstand meist mehr- bis vielblüthig!). Blüthenstiele 
so Jang bis 2 mal so lang als der Kelchbecher, von den breiten, 
röthlich angelaufenen, oft laubigen Hochblättern umhüllt, 
drüsenlos oder mit vereinzelten Stieldrüsen, selten mit zahlreichen Stiel- 
drüsen und drüsenlosen Stacheln bewehrt. Kelchbecher kugelig, 
meist drüsenlos, bisweilen namentlich am Grunde etwas stieldrüsig. 
Kelchblätter am Rande drüsig gewimpert, auf dem Rücken drüsenlos 
bis dicht drüsig.. Griffel auf dem schmalen Discus ein breites 
wolliges Köpfchen bildend. Scheinfrucht ziemlich klein, kugelig. 

Eine häufige Rose buschiger Waldstellen der Thäler des ganzen 
Alpensystems, ferner auch in den Karpaten sowie im Jura (östlich bis 
Württemberg) und den Vogesen; in dem südlichen Theile der West- 
alpen bis zu ca. 1500 m, im nördlichen Theile bis zu 1400 m an- 
steigend, in den Centralalpen bis zu ca. 1100 m, in den Östalpen 
Niederösterreichs nach Braun (Hal. u. Br. Nachträge Fl. NÖ. 222) 
nicht über 950 m; östlich bis Oesterreich, Ungarn und Siebenbürgen ; 
südlich bis Dalmatien und Montenegro. Zuweilen angepflanzt und ver- 
wildert; so in den Niederlanden, in Thüringen bei Arnstadt und Jena, 
im Kgr. Sachsen bei Lichtenstein. Bl. Juni, Juli. 

R. rubrifolia Vill. Hist. pl. Dauph. III. 549 (1789). Lindley 
Monogr. Ros. 104 (1820). Tratt. Monogr. Ros. H. 92 (1823). DC. 
Prodr. II. 609 (1825). Christ Ros. Schw. 173 (1873). Crepin Bull. 
SB. Belg. XXI. 1. 78 (1882); XXXI. 2. 79 (1892); XXXIV. 1. 78, 107 
(1895). Keller Beiträge Ros. grajisch. Alp. N. G. Winterthur I. 72 [42] 
(1899). Burnat Fl. Alp. mar. III. a43 (1899). Koch Syn. ed. 2. 242. 
Jacg. Fragm. t. 106. R. ferruginea vieler Autoren, nicht Vill. Prosp. 46 


1) Nach Cr&pin kommen auf 1000 Blüthenstände 783 mehrblüthige und 
217 einblüthige (SB. Beig. XXXIV. 2. 36). 


a  \W 


Rosa. 61 


(1779). Deseglise SB. Belg. XV. 291 (1876). Burnat et Gremli Ros. Alp. 
mar. 119 (1879) und Suppl. 4!, 81 (1882 u. 83). Crepin a. a. O. 
ze 12 712113 (1888), XXVIM. 1. 172, 279 (1889); XXX. 1. 107 
(1891). Nouvelle classific. d. Ros. 16 (1891). Keller Bot. Centr. XIX. 
130 (1890); XLVII. 292 (1891). Haläcsy u. Braun Nachträge 222 
(1882). Braun in Beck Fl. Nied.-Oest. 778 (1892). Nyman Consp. 235 
Suppl. 115. R. glauca Pourret M&öm. Acad. Toulouse III. 326 (1788). 
R. rubicinda Hall. fill. Römer Arch. II 6 (1799). R. Ilseäna') 
Crepin SB. Belg. VIII. 334 (1869). 


R. ferruginea Villars, mit welchem Namen unsere Rose in sehr zahlreichen 
Floren und Monographieen belegt wird, ist eine Pflanze, deren systematische Stellung 
nicht mehr bestimmbar ist. Nach der Beschreibung a. a. O., in welcher es heisst 
foliis ... utrinque hirsutis, kann mit Sicherheit angenommen werden, dass R. ferru- 
ginea und R. rubrifolia entgegen der Angabe von Villars (1789) nicht synonym 
sind. Dagegen ist mit Villars R. rubrifolia Pourrets R. ylauca a. a. ©. identisch. 
Da dieser Name um ein Jahr älter ist als R. rubrifolia, müsste nach dem strengen 
Wortlaut der Nomenclaturgesetze R. rubrifolia als R. glauca bezeichnet werden 
und diese von Villars 1809 einer anderen Rosenart gegebene Benennung geändert 
werden. Der Name R. glauca im Sinne Villars hat sich aber in Herbarien und 
in der Litteratur so sehr eingebürgert, dass eine Correctur der Benennungen zweifel- 
los mehr Verwirrung als Ordnung brächte. 


Die Art zeichnet sich durch einen hohen Grad der Beständigkeit aus. Die 
wenigen Abänderungen sind in folgender Weise zu gruppiren. 


A. Zahnung vorherrschend einfach, 
I. Blätter völlig kahl. 


a. t$pica. Blüthenstiele, Kelehbecher und Rücken der Kelch- 
blätter ohne Stieldrüsen. — Durch das ganze Gebiet der Art ver- 
breitet!! — R. rubrifolia var. typica Christ Ros. Schw. 173 (1873). 


b. glaue&scens. Blüthenstiele mit Stieldrüsen besetzt, die bis- 
weilen auch an den Kelchbecher übergehen. Rücken der Kelchblätter 
und Rand mit Stieldrüsen besetzt, selten fast stieldrüsenlos. — 
Durch das ganze Gebiet der Art verbreitet!!! — R. rubrifolia A. I. b. 
glaucescens R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 61 (1900). R. glaucescens 
Wulfen Roem. Arch. III. 37 (1805). Nyman Consp. 236 Suppl. 115. 
R. rubrifolia 8. hispidula Seringe in DC. Prodr. II. 609 (1825). K. rubri- 
Jolia y. juräna Gaudin Fl. Helv. III. 347 (1828). R. ferruginea ß. glaucescens 
Braun in Beck Fl. Nied.-Oest. 778 (1892). 

ce. Gutensteinensis (R. GQutensteinensis Jaeq. Cat. hort. Vindob. 
1821 3) ist eine durch grössere und bleichere Blumenkronen ausgezeichnete 
Abänderung, deren Verbreitung auf die nordöstlichen Alpen beschränkt 
zu sein scheint. — Gutenstein in Niederösterreich! Oberösterreich; Ober- 
steiermark; auch in Siebenbürgen bei Reps (Köhalom) und auf der Piatra 
mare bei Kronstadt angegeben (Simonkai 208). — R. livida Host Fl. 
Austr. II. 25 (1831). R. rubrifolia ß. liwida Koch Syn. ed. 1. 225 
(1837) ed. 2. 250. R. ferruginea £. livida J. B. von Keller in Hal. 
u. Braun Nachträge 223 (1882). Nyman Consp. Suppl. 115. — Eine 
durch besonders zahlreiche gerade und pfriemliche Stacheln ausgezeichnete 


1) Nach Hugo Ilse, * 14, August 1835 + 25. Febr. 1900 (Forst-Assessor 
Ilse br.), Forstmeister a. D. in Pfalzburg, verdient um die Flora in Thüringen 
(Forstbotan. Wanderung im Thüringer Walde BV. Brand. VI. 1; Flora von Mittel- 
Thüringen Jahrb. Akad. f. gemeinn. Wiss. Erfurt 1866), der Provinz Branden- 
burg und den Centralkarpaten. (Noch eine Karpatenreise BV. Brand. X. 1.) 


11. 


Rosaceae. 


Abänderung ist 2. Carniolica (J. B. v. Keller in Hal. u. Braun Nach- 
träge 223 [1882]). 

In den Schedulae zur Fl. Austr.-Hung. II. 31 werden die R. Guten- 
steinensis, R. glaucescens und R. rubrifolia (Vill, sens. striet.) nicht als 
Abänderungen einer Art, sondern als 3 pflanzengeographisch verschiedene 
Repräsentanten der Subseet. Rubrifoliae aufgefasst. Nach den Darlegungen 
auf Nr. 460 und 461 soll die erstere die Abtheilung in den Nordostalpen 
(Obersteiermark, Ober- und Niederösterreich) vertreten mit einer verticalen 
Verbreitung von 500—1000 m, NR. glaucescens soll der Vertreter in 
höher gelegenen Thälern der Süd- und Centralalpen der Schweiz, des 
Tirols, Kärntens, Salzburgs sein, sowie in den höheren Thälern des Jura 
und im Hochgebirge Kroatiens. Ihre verticale Verbreitung soll zwischen 
1000—1500 m liegen. R. rubrifolia (im engeren Sinne) soll den Pyrenäen, 
dem niederen Jura, den warmen Thalgeländen und Ausläufern der Süd- 
alpen, des Karstes, Istriens, den nichtalpinen Theilen Kroatiens, Ungarns 
und Serbiens angehören. 

Weder die pflanzengeographische Charakterisirung noch die morpho- 
logische ist iudessen nach meinen Beobachtungen in den Central- und 
Westalpen in der Natur so durchgreifend, dass man die 3 Rosen als 
pflanzengeographisch und morphoJogisch ausgeprägte Arten auffassen könnte, 
selbst wenn man den Artbegriff recht eng zu fassen gewohnt ist. So 
dient die Serratur des Blättehens, auf welche ein besonderes Gewicht ge- 
legt wird, durchaus nicht zur Charakterisirung. An den stieldrüsigen 
Formen der Alpen gehen die Zähne bald bis zum Grunde, bald ist das 
untere Viertel ganzrandig. Die Zahl der Zähne beträgt bei einer Länge 
des Blättehens von 2,5 em bis 16, aber auch Blätichen von der Länge 
von 4,2 em können nur 16 Zähne haben, während wieder solche von 
3,6 cm 21, solche von 5 cm 36 Zähne besitzen können. In der Regel 
ist der Endzahn an der oberen Hälfte der Blätter eines Blüthenzweiges 
vorgezogen, an der unteren Hälfte wird er von den benachbarten Seiten- 
zähnen überragt. Ganz analog verhält sich übrigens auch die Abänderung 
der Art, der die Stieldrüsen an den Blüthenstielen und Kelchen fehlen, 
was übrigens um so weniger überraschen kann, als vom Unterengadin bis 
zum Mont Cenis beide Abänderungen an den gleichen Standorten getroffen 
werden und nur local eine Verschiedenheit in der Häufigkeit des Vor- 
kommens der einen und anderen Abänderung zu constatiren ist. Dagegen 
scheint die gross- und bleiehblüthige Abänderung den Central- und West- 
alpen zu fehlen. 

Kell&ril). Nebenblätteram Rande behaart; Blattstiel schwach 
flaumig; Mittelnerv zerstreut behaart; Secundärnerven bisweilen 
mit einzelnen Haaren. — Graubünden!! Tessin!! Wallis! sehr selten. — 
R. rubriyolia var. Kelleri Crepin Bull. Soc. Bot. Belg. XXXIV. 1. 79 (1895). 
R. ferruginea f. pubescens R. Keller in Bot Centr. XLII (1890) 130 und 
XLVII (1891) 292. 


B. Zahnung zusammengesetzt. 


I. 


11. 


praerupticola, Blättehen kahl, an den unteren Blättern der blüthen- 
tragenden Zweige mit zusammengesetzter Zahnung, an den oberen 
meist einfach gezähnt. — Montenegro. (Eine ähnliche aber hispide Abänderung 
sammelte Baldaccei im Distr. Kuöi! Montenegros.) — R. rubrifolia B. I. prae- 
rupticola R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 62 (1900). AR. ferruginea var. 
praerupticola (R. praerupticola) Braun in Beck Pl. a. Dr. Ign. Szyszylowiez 
in Cernag. et Alb. lect. 90 (1888). 

Gaillärdii2). Blattstiel weichhaarig, oft drüsenreich. Blätt- 
chen unterseits am Mediannerv zerstreut, an den Secundärnerven 


1) Nach dem Bearbeiter dieser Gattung, Dr. Robert Keller, * 24. Sept. 1854, 


Rector des Gymnasiums und der Industrieschule in Winterthur. 


2) Nach Georges Gaillard, * 15. Jan. 1865 in Sergey, Professor am Gym- 


nasium in Orbe (Vetter br.), dem hervorragenden Kenner der Rosen im Jura. 


Rosa. 63 


meist sehr spärlich behaart bis kahl. Mittelnery und öfter auch 
die Seitennerven mit Subfoliardrüsen — Jura: Aiguilles de 
Baulmes! — R. rubrifolia var. Gaillardii Crepin Bull. SB. Belg. XXXIV (1895) 
107. R. rubrifolia X R. omissa Gaillard Bull. Herb. Boiss, VI. 410 (1898). 
— Diese extremste Abweichung vom Typus hat zu verschiedenen Deutungen 
Veranlassung gegeben. Cr&pin sieht in ihr eine Varietät, welche die durch 
die Abart Kelleri eingeschlagene Abänderung in extremer Weise fortführte, 
Christ dagegen deutete sie als R. superferruginea X RR. tomentosa. Auch 
Schmidely kann es nicht verstehen, wie man annehmen kann, dass die 
constanteste Rose, welche in ihren weiten Verbreitungsgebiete nur in unbe- 
deutendsten Abänderungen auftritt, plötzlich an einem Orte in so weitgehen- 
der Weise vom Typus abweichen soll. Gaillärd selbst hält die Rose für 
ein Kreuzungsproduct zwischen R. rubrifolia u. R. omissa. Wenn diese 
Auffassungen vor allem wegen des localisirten Vorkommens der Varietät viel 
für sich haben, so darf doch auch anderseits darauf hingewiesen werden, dass 
sie zum Typus nicht unvermittelt steht. Bis zu meiner Entdeckung einer 
etwas behaarten Abart der R. rubrifolia im Jahre 1889 wurde stets die 
völlige Kahlheit dieser Rose als ein vorzügliches Merkmal betont. Seither 
ist diese damals scheinbar auch nur sehr localisirt in der Umgebung von 
Platta (Val Medels) auftretende Abänderung von Cr&pin und mir an weit 
auseinander liegenden Orten gefunden worden. Die Abart Gaillardii zeigt 
kaum einen stärkeren Grad der Behaarung als Kelleri, welche nie im Ver- 
dacht der Hibridität stand. Die Hispidität der Blüthenstiele und Kelch- 
becher ist wohl stärker, als sie im Allgemeinen bei der Abart glaucescens zu 
sein pflegt, indem neben den Stieldrüsen auch drüsenlose Borsten vorkommen. 
Als neue Abänderungen kommen hinzu die Entwicklung der Subfoliardrüsen 
einerseits und die zum Theil reichlich zusammengesetzten Zahnung anderseits, 
Gaillard selbst macht aber darauf aufmerksam, dass weder das eine noch 
das andere Merkmal stets in gleich extremer Entwicklung beobachtet werde, 
so dass auch die extremste Ausbildung der Abart Gaillardü thatsächlich in einer 
Abänderungsriehtung liegt, die stufenweise zum Typus zu verfolgen ist. Wir 
glauben also, dass, wenn auch der hibride Ursprung der Abart Gaillardii 
nicht absolut ausgeschlossen werden kann, zur Zeit seine Annahme nicht 
eine zwingende ist. 


(Pyrenäen; Cevennen; Auvergne; nördl. Apenninen; Serbien.) %] 


12. X 32. R. rubrifolia X. glauca s. am Schlusse der Oaninae. 
12.xX 40. R. rubrifolia x pendulina \ s. am Schlusse 
12. X 41. R. rubrifolia X pimpinellifolia | der Gattung. 


2. Vestitae (R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 63 [1900)). 
Blättchen meist beiderseits weichfilzig oder sammetartig behaart, 
selten mit einfacher, meist mit doppelter oder reichlich zusammen- 
gesetzter Zahnung. 

a. Blüthenstiele wollig behaart, mit Stieldrüsen und nadel- 
förmigen, feinen Stacheln besetzt. 


13. (7.) R. Orientälis. Ih. Zwergig. Stacheln ausserordent- 
lich spärlich, leicht gebogen bis gerade, nadelförmig mit breit- 
ovalem Grunde Jüngere Triebe dicht behaart, drüsenlos. Laub- 
blätter 5zählig. Blättchen zumeist so weit von einander entfernt, dass 
‚sie sich nicht berühren. Nebenblätter gut entwickelt, mit langen ab- 
stehenden zugespitzten, im Umriss länglich-ovalen Oehrchen, beiderseits 
dicht behaart, am Rande drüsig. Blattstiel filzig, mit kurzgestielten, 
schwarzbraunen Drüsen und einzelnen geraden, nadelförmigen Stacheln 


64 Rosaceae 


besetzt. Blättchen mittelgross bis klein (im Mittel ca. 1,5 cm 
lang und 1 cm breit), oval, am Grunde abgerundet, vorn stumpf ab- 
gerundet oder kurz zugespitzt (Zahnung vorherrschend einfach, 
ziemlich tief, Zähne breit, nach vorn gebogen, fast allmählich 
in eine schwarzbraune Spitze auslaufend, hin und wieder mit 
einem kaum hervortretenden drüsigen Nebenzähnchen), oberseits grün, 
dicht anliegend weichhaarig, unterseits grau, sammethaarig; am Mittel- 
nerv sehr spärliche Subfoliardrüsen. Blüthen einzeln. Hochblätter lanzett- 
lich, beiderseits behaart, am Rande drüsig gewimpert. Blüthenstiele 
ca. 1 cm lang, länger als die Tragblätter oder nur wenig kürzer, um 
ein geringes länger als der ovale Kelchbecher, der in 
seiner ganzen Ausdehnung mit den langen Stieldrüsen und 
nadelförmigen Stacheln des Blüthenstieles bewehrt ist. Kelch- 
blätter mit etwas verbreitertem, lanzettförmigem, ganzrandigem, filzigem 
Anhängsel, auf dem Rücken dicht mit Stieldrüsen besetzt, die beiden 
äusseren mit einem kurzen, linealisch-lanzettlichen Fieder- 
paar. Griffel wollig behaart. Scheinfrucht oval, kaum 1 cm lang. 

Auf Felsen in der subalpinen und alpinen Region nur im süd- 
östlichsten Gebiete. Sokogebirge, Distr. Ku@i, Montenegro (Baldacei- 
1898)). 

R. orientalis Dupont in DC. Prodr. II. 607 (1825). Boissier Fl. 
Or. II. 680 (1872). Crepin Bull. SB. Belg. XXI. 1. 33 (1882). Burnat 
et Gremli Genre Rosa, Revis. d. gr. d. Orientales, 84 (1887). 


Die Pflanze vom Sokogebirge weicht vom Typus, wie ihn Burnat und 
Gremli a. a. OÖ. beschrieben, wesentlich nur durch die etwas längeren Blüthen- 
stiele (10 mm statt 5—7 mm) und die stärkere Bekleidung derselben mit Stiel- 
drüsen ab. 


(Kleinasien und Assyrien bis Persien.) Fl 


ß. Blüthenstiele nicht wollig-behaart, meist mit Stieldrüsen 
besetzt, denen nicht selten nadelförmige Stacheln beigemengt 
sind, selten völlig drüsenlos. 
$. Achsen gerade; Stacheln vollkommen gerade, schlank. 

Oehrehen der Nebenblätter meist sichelförmig gegen den 
Blattstiel gekrümmt. Kelchblätter nach dem Verblühen 
aufgerichtet, die Scheinfrucht bis zu ihrem Zerfall 
krönend. 


Gesammtart R. villosa. 
(L. Spec. pl. ed. 1. 704 [1753].) 


14. (8.) R. pomifera. (Apfel-Rose, die Scheinfrucht im westlichen 
Gebiet Rosenapfel, sonst wie die anderer Arten Hagebutte oder Hambutte; 
niederl. u. vlaem.: Rottel-Roos; dän.: Spansk Hyben; franz.: Rosier- 
Pomme, R. Pommier; böhm.: RüZe duänoplodä.) . 30 cm bis 1 m, 
selten 1!/2 bis 2 m hoch, gedrungen, kurzästig. Stacheln gleich- 
artig in Bezug auf die Form, bisweilen mehr oder weniger ungleichartig 
in Bezug auf die Grösse, ziemlich schwach mit wenig verbreitertem, 


Rosa, 65 


aber etwas herablaufendem, ovalem oder länglich-ovalem Grunde, selten 
deutlich ungleichartig, indem namentlich an den blüthentragenden 
Zweigen neben kräftigeren auch dünne, nadelförmige oder borstige, zum 
Theil in Drüsen endende Stacheln vorkommen. Mittlere Laubblätter 
5—7zählig, an den Schösslingen bisweilen selbst 9zählig. Neben- 
blätter breit, mit vorgestreckten, scharf zugespitzten, ein- 
wärts gekrümmten Oehrchen, oben kahl oder locker anliegend 
behaart, unterseits filzig behaart bis kahl, mit vielen kurzgestielten 
Subfoliardrüsen, am Rande drüsig gezähnelt und gewimpert. DBlattstiel 
filzig behaart, selten verkahlend, locker und kurzhaarig, dicht mit un- 
gleich langen Stieldrüsen besetzt, stachellos oder auf der Unterseite 
dieht mit Stacheln bewehrt. Blättchen meist gross (bis 5 cm lang 
und 3 cm breit, an gewissen Abänderungen aber auch nur 0,9 cm lang 
und 0,5 cm breit), länglich-oval bis breit elliptisch, mit paral- 
lelen Seitenrändern, am Grunde abgerundet oder herzförmig aus- 
gerandet oder gegen den Grund verschmälert, vorn kurz zugespitzt oder 
abgerundet (Zahnung meist zusammengesetzt, tief, abstehend, oft 
etwas vorgestreckt, an den Zähnen aussen mit 1—3 stärker vortreten- 
den Zähnchen und 7 bis 12 sitzenden Drüsen, innen mit O bis 2 Zähnchen 
und meist mehreren sitzenden Drüsen, selten einfach, wenig tief und stumpf- 
lich), oberseits auliegend behaart bis seidenglänzend-filzig, 
selten kahl, unterseits weichfilzig, bisweilen mit seidigem Glanze, 
selten kahl oder nur am Mittelnerv behaart; Vertheilung der harzig 
riechenden Drüsen sehr wechselnd; Suprafoliardrüsen fehlen den Blätt- 
chen meist, sie können aber auch dicht mit denselben bekleidet sein; 
Subfoliardrüsen meist dicht über die ganze untere Fläche der 
oft graugrünen bis bläulichgrünen Blättchen gesäet, selten völlig 
fehlend. Blüthen einzeln, seltener in 3- und mehrblüthigen Blüthenständen }). 
Hochblätter breit lanzettl.,, so lang oder kürzer, häufig aber auch länger 
als die Blüthenstiele, in Bezug auf die Bekleidung den Nebenblättern 
gleichend. Blüthenstiele !/„—2mal so lang als der Kelchbecher, 
meist dicht mit kürzeren oder längeren Stieldrüsen und 
drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln bewehrt, selten nur mit 
vereinzelten Stieldrüsen bekleidet oder völlig drüsenlos. Kelchbecher 
gross, kugelig, eiförmig bis länglich-eiförmig, bisweilen unter dem Discus 
eingeschnürt und dadurch flaschenförmig, meist dicht mit nadelförmigen, 
drüsigen und drüsenlosen Stacheln bekleidet. Kelchblätter länger als 
die Blumenblätter, in ein blattartiges drüsig gezähntes Anhängsel endend, 
am Rande und auf dem Rücken dicht stieldrüsig, selten völlig drüsen- 
los, alle ohne oder (gewöhnlich) die 2 äusseren mit 1 oder mehr Paar 
dünner, fadenförmigen Fiedern. Blumenblätter ziemlich gross, roth, oft 
fast purpurn, seltener blassroth. Griffel ein grosses, wollig be- 
haartes, die Mündung des Kelchbechers abschliessendes Köpf- 
chen bildend. Scheinfrucht kirschengross, kugelig, selten länglich- 


1) Nach Cr&pin sind von 1000 Blüthenständen 688 einblüthig. Von den 312 
mehrblüthigen ist die Hälfte 2blüthig (SB. Belg. XXXIV. 1. 111 [1895)). 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 19) 


66 Rosaceae, 


eiförmig, die mittlere birnförmig, meist dicht weichstachelig, drüsig, wie 
die Blüthenstiele selten ohne Stieldrüsen und nadelförmige Stacheln, 
scharlachroth, breiig, von säuerlichem Geschmack. 


Häufige Rose der Berg- und subalpinen Region der Alpenthäler, 
in den Westalpen bis zu 2000 m ansteigend; im norddeutschen Flach- 
lande nur: Hamburg, Danzig! Posen, Schlesien; rheinisches Schiefer- 
gebirge! Ardennen, Vogesen! Schwarzwald, Jura! selten, Westalpen!! 
Centralalpen!! Ostalpen!! Montenegrinisches Gebirge. Vielfach wegen 
der ein wohlschmeckendes Compot gebenden Scheinfrüchte in Gärten ge- 
pflanzt und öfter aus den denselben verwildert. Bl. Juli. 


R. pomifera J. Herrmann, Dissert. inaug. de Rosa 16 (1762). 
Christ Ros. Schw. 81 (1873). Deseglise SB. Belg. XV. 582 (1876). Burnat 
et Gremli Ros. Alp. mar. 63 (1879) u. Suppl. 4 (1883). Crepin Bull. 
SB. Belg. XXI. 1. 100 (1882), XXXI. 2. 76 (1892). Nat. Pfl. IH. 
3. 48 (1894). Burnat Fl. Alp. mar. 118 (1899). Koch Syn. ed. 2. 253. 
Nyman Consp. 231. Guimpel D. Holzart. I t. 88. R. villosa L. 
spec. pl. ed. 1. 704 (1753) z. T. Lindley Monogr. Ros. 74 (1820). Regel 
Tent. Ros. Monogr. 34 (1877) z. T. Crepin SB. Belg. XXVIL 2. 74 
(1888) z. T, XXX. 1. 174 (1890). Nouv. classif. 16 (1891). R. Keller 
Mitth. N. G. Winterthur I. 54 (1899). R. villosa var. pomifera Desvaux 
Journ. bot. II. 117 (1813). Thory Prod. g. Ros. 65 (1820). DC. Prod. II. 
618 (1825). 


Eine hauptsächlich in der Bekleidung mit Haaren und Drüsen, der Grösse 
der Blättchen, der Form, Grösse und Bekleidung des Kelehbechers veränder- 
liche Art. 


A. Blättchen mittelgross bis gross. Scheinfrucht mittelgross bis gross. 


I. Blüthenstiele und gewöhnlich auch der Kelchbecher mehr oder weniger dicht 
mit Stieldrüsen und drüsenlosen, nadelförmigen oder borstigen Stacheln 
besetzt. 


a. Zahnung zusammengesetzt. 


1. Blättehen beiderseits mehr oder weniger dieht, unterseits meist weich- 
filzig behaart. 
a. Scheinfrucht kugelig oder kugelig eiförmig. 

]. reeöndita. Starker Strauch mit unterseits dicht-drüsigen 
Blättehen. Blüthen oft in mehrblüthigen Blüthenständen. Mittlere 
Blüthen und Scheinfrüchte fast stiellos, tief in den Hochblättern ein- 
gesenkt, birnförmig, die seitlichen länger gestielt. — Die häufigste 
Form des Alpengebietes. — R. pomifera f. recondita Christ Ros. 
Schw. 83 (1873). R. recondita Puget in Dösögl. Revis. seet. Toment. 
S.A. 46 (1866). — Nach der ausserordentlich wechselnden und oft 
allerdings anı gleichen Strauch ungleichartigen Entwicklung der 
Sub- und Suprafoliardrüsen wurden von Puget und D&seglise 
verschiedene Arten unterschieden. — A. Gaudini!) (R. Gaudini 
Puget in Desegl. a. a. O. 47 [1866]) besitzt etwas dünn behaarte 
Blättchen, die oberseits und unterseits drüsig sind. — 
y. typica (Christ in Flora LVIH [1874] 467) ist die nach der andern 
Seite gehende Abänderung. Blättehen sehr dicht behaart, beider- 
seits drüsenlos. — Eine durch länglich-elliptische Blättchen aus- 


1) S. II. S. 201 Fussn. 1. 


5 


Rosa. 67 


gezeichnete Abänderung von y. ist SS. exadenophyllat) (R. pomi- 
fera var. exadenophylla Borbäs Ros. Hung. 515 [1880]). — Diese Ab- 
änderungen begleiten die typische Abart recondita, sind aber in reiner 
Ausbildung viel seltener als diese. Namentlich tritt das völlige Fehlen 
der Subfoliardrüsen nicht häufig auf. — In noch extremerer Aus- 
bildung kommt die Behaarung bei d. sert’cea (Christ. Schw. 85 
[1873]) vor. Blättehen gross, länglich-oval mit starker, silbern 

. glänzender, langhaariger, wolliger Bekeidung, an den 
jungen Trieben weissglänzend filzig. — Unterengadin! — 
Eine weitere Unterabart ist 2. adenoclados?) (Borbäs a. a. O. 516 
[1880]), ausgezeichnet durch die mit Drüsenborsten be- 
kleideten blüthentragenden Zweige. 


Eine hauptsächlich durch ihr eigenthümliches Wachsthum 
ausgezeichnete Abänderung ist SS Hausmännii3) (R. pomifera 
var. Hausmannii Gelmi in Ros. Trent. 21 [1886]). Strauch mit 
kriechender Grundachse, ea. ''a m hoch. Stacheln fast 
fehlend. Blättchen gross, eiförmig - elliptisch, unterseits dicht 
behaart und drüsig. Kelchblätter einfach. Blüthenstiele kurz. 
Scheinfrüchte gross, kugelig, spärlich mit Drüsenborsten bekleidet. — 
Südtirol. — Das eigenthümliche Wachsthum ist, wie Gelmi (a.a. O.) 
erklärt, zweifellos eine Folge künstlicher Eingriffe. Hausmann 
schreibt von der betreffenden Rose in seiner Flora von Tirol ‚‚meist 
nur 1—2 Fuss hoch, stark kriechend und an günstigen Plätzen 
ganze Strecken überziehend, wird jedoch an den meisten Orten ab- 
gemäht oder vom Vieh abgebissen.‘“ 


RG) 


. resinösa. hi etwa 1 m hoch, mit schwachen blüthen- 
tragenden Zweigen, welche aus kurzen Achsengliedern lange 
Laubblätter treiben. Stacheln der Blüthenzweige aus schmal-ellip- 
tischem bis lanzettlichem Grunde lang, dünn, gerade. Nebenblätter 
am Grunde schmal, nach vorn zu in stark verbreiterte, abstehende 
spitze Oehrchen übergehend, dicht drüsig gewimpert, die der 
unteren Blätter reich an Subfoliardrüsen. Blattstiele lang, schwach- 
filzig. Blättehen entfernt stehend, dünn, beiderseits 
grün, von feiner, anliegender, fast seidenartiger, 
dünner, an den Nerven schimmernder Behaarung, 
unterseits mit feinen, bräunlichen Drüsen dicht über- 
zogen. Blüthenstiele 2—2!/2 mal so lang als der Kelchbecher, 
dicht stieldrüsig- weichstachelig. Tragblätter kahl oder unterseits 
gegen die Spitze drüsig, mit dicht drüsig gewimpertem Rande. 
Kelchbecher ziemlich klein. Kelchblätter lang, schmal, die 
äussern mit kleinen, linealen Fiedern. Blüthen rosenroth, klein. — 
Oberösterreich! Niederösterreich! Salzburg! Steiermark! — R. pomi- 
fera var. resinosa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 67 (1900), 
vgl. Crepin SB. Belg. XXXT. 2. 77 (1892). R. resinosa Sternberg in 
Flora IX. 1. Beilage 74 (1826). H. Braun in Flora LXVI. 464 
(1883). Nyman Consp. 232 Suppl. 113. .R. ciliato-petala Koch 
Syn. ed. 2. 253 (die Pflanze aus den Alpen, die Koch allerdings 
nieht gesehen zu haben erklärt). NR. Cremsensis4) Desegl. SB. 
Belg. XV. 578 (1876). J. B. Keller in Hal. u. Braun Nachtr. 255 
(1882) nicht Kerner Herb. — ß. umbrätica (Borbäs Ros. 
Hung. 518 [1880]) ist eine fast wehrlose, breitblätterige Abänderung 
der Abart resinosa, deren breitgedrückte Kelchbecher spärlich drüsen- 
borstig sind. — Kroatien. 


1) Von ex- ohne und ddjv Drüse, P&AAo» Blatt nicht gerade correet gebildet. 
2) S. S. 41 Fussn. 4. 

3) 8. I. S. 47 Fussn. 1. 

4) S. S. 59. Bei Krems in Nieder-Oesterreich gefunden, 


5* 


68 Rosaceae. 


b. Scheinfrucht verlängert, mehr oder weniger flaschenförmig. 
lagenoides. Kelchbecher länglich - eiförmig. — Veltlin ! 
Tirol!! Grajische Alpen!! — AR. pomifera var. lagenoides Favrat 
Herb. Crepin SB. Belg. XX VIII. 1. 204 (1889). 
2. Blättchen beiderseits oder doch auf der einen Seite kahl. 
a. Scheinfrucht kugelig oder breit eiförmig. 

1. Friburgensis'!). Niederer, kurzästiger |} mit kurzen, geraden 
Stacheln. Nebenblätter kahl, unterseits drüsig. Blattstiel 
drüsig, oben mit einzelnen Haaren, unten etwas stachelig. 
Blättehen oval-elliptisch, oben mit einigen Haaren, die 
mitdem Alter verschwinden, unterseitsmatthellgrün, 
schwach flaumig oder zerstreut behaart, allmählich 
etwas verkahlend. Subfoliardrüsen vorhanden. Kelchbecher 
kugelig oder eiförmig. Scheinfrucht birnförmig. — Freiburg! — 
R. pomifera var. Friburgensis Christ Ros. Schw. 84 (1873). 
R. Friburgensis Lagger et Puget in Desegl. SB. Belg. XV. 583 (1876). 
Nyman Consp. 231. — Eine Abänderung derselben mit etwas 
stärkerer Behaarung ist 

ß. glabrescens (R. Keller in A. u..G. Syn. VI. 68 (1900). 
R. villosa var. glabr. R. Keller N. G. Wint. I. 59 [1899)). 
Blättehen oberseits zum Theil kahl, zum Theil zerstreut 
behaart, unterseits zerstreut behaart, dicht mit Subfoliardrüsen 
übersät. — Grajische Alpen!! — Der var. Frib. steht ferner 
SS. Leventinensis (R. Keller in sched.) nahe. Stacheln etwas 
ungleieh, hin und wieder selbst nadelförmig,. Nebenblätter 
gross, breit, beiderseits kahl oder oberseits mit vereinzelten 
Haaren, unterseits ziemlich drüsenreich. Blattstiel etwas 
flaumig, dieht drüsig, mit ziemlich zahlreichen kürzeren 
und längeren, geraden Stacheln bewehrt. Blättchen oberseits 
+ diehtanliegend behaart, unterseits auch am Mittel- 
nerv völlig kahl. Subfoliardrüsen oft spärlich. Kelchbecher 
oval, unter dem Discus etwas eingeschnürt. — Canton Tessin: Val 
Leventina!! ziemlich häufig. 

2, Murithii2). Blättchen breit eiförmig, spitz, lebhaft grün, 
dünn, beiderseits haarlos, unterseits sehr spärlich 
mit Subfoliardrüsen besetzt. Zahnung einfacher, spitzer, mehr 


zusammenneigend als bei rec. — Oberwallis!! Leventina!! Freiburg. 
— .R. pomifera f. Murithii Christ Ros. Schw. 84 (1873). R. Murithii 
Puget in Bull. soc. Murith. II. 55 (1874). — Christ spricht 


(Flora 468 [1874]) die Vermuthung aus, dass diese kahlste unter 
den Abarten der R. pomifera, in welcher auch die länglich-elliptische 
Form der Blättchen nicht mehr die Norm ist, in welcher ferner 
die Drüsigkeit der Blättchen völlig zurücktreten kann, in welcher 
endlich die Zahnung oft eine wenig zusammengesetzte ist, das 
Kreuzungsproduet der /t. (Reuteri) glauca X pomifera sei. In 
den allgemeinen Ergebnissen (Bot. Cent. XVIII. 399 [1884]) wird die 
Auffassung ebenfalls vertreten. Cr&pin (SB. Belg. XXXIII. 1. 78 
[1894]) sieht in ihr nur eine kahle Abänderung der R. pomifera. 
Meine eigenen Beobachtungen in der Natur führen mich zuCr&pin’s 
Ansicht. Wenn einerseits die Kahlheit der Blättchen, ihre häufig 


1) Zuerst bei Freiburg in der Schweiz gefunden. 

2) Nach dem Canoniecus Murith, * 1742 + 1818, Pfarrer in Liddes, später 
Prior in Martigny, dem ersten Specialforscher über die Flora des Cantons Wallis 
(Guide du botaniste qui voyage dans le Valais Lausanne 1810). Seinem Andenken 
ist die Societ& Murithienne in Sion gewidmet, in deren seit 1872 erscheinendem 
Bulletin wichtige Beiträge zur Kenntniss der Schweizer Alpenflora niedergelegt sind. 


Rosa, 69 


geringe Drüsigkeit, die etwas veränderte Zahnung und die öfter 
aber nicht stets auftretende Kürze der Blüthenstiele an die Kreuzung 
mit der kahlen R. glauca denken liessen, so ist doch der ganze 
Habitus des Strauches, die charakteristische Bestachelung durchaus 
die einer R. pomifera. Da nun überdies diese kahlste Abänderung 
gut frucetifieirt, da sie ferner durch verschiedene Zwischenformen 
mit der normal behaarten Form in Verbindung steht, hat die An- 
nahme einer Hibridität etwas gazwungenes. 


b. Scheinfrucht oval bis länglich-oval, flaschenförmig. 


Franzönii!). f} schlank. Zweige verlängert, dunkel- 
roth, bereift. Bestachelung sparsam. Stacheln schwach, oft 
fastnadelförmig. Nebenblätter kahl, drüsig gefranst. Oehrchen 
länglich-oval, fein zugespitzt, unterseits oft drüsenreich. Blattstiel 
sehr schwach flaumig, bisweilen fast kahl, mit wenigen geraden 
Stacheln und zahlreichen, auf den Mittelnerv der Blättchen übertretenden 
Stieldrüsen. Blättehen entfernt stehend, länglich -elliptisch bis 
eiförmig-lanzettlich, am Grunde abgerundet, nach vorn wenig ver- 
schmälert, kürzer oder länger zugespitzt, dünn, oben dunkelgrün, 
unterseits weisslich grün, beiderseits kahl, vom Grunde an 
fein doppelt und dreifach gezähnt. Zahnung offen. Zähne bald kurz, bald 
verlängert und fein zugespitzt, oft etwas divergirend. Zähnchen mit 
feinen Drüsen. Subfoliardrüsen oft auf den Mittelnerv beschränkt, bis- 
weilen auch in grösserer Zahl auf den Nerven 2. und 3. Ordnung und 
meist wenigstens in der Nähe des Randes über die ganze Fläche zer- 
streut. Endblättehen meist lang gestielt. Hochblätter eiförmig, oft 
laubartig, kahl, am Mittelnerv mit Subfoliardrüsen. Blüthenstiele 
und Kelchbecher oft bläulich bereift, dicht mit Stieldrüsen 
bekleidet oder Kelchbecher stieldrüsenlos.. Kelchbecher oval bis 
längliceh-oval, durch diekürzereoderlängerehalsförmige 
Verschmälerung flaschenförmig. Kelchblätter lang und schmal, 
die Blumenblätter überragend, mit linealisch-lanzettlichem, feingezähneltem 
Anhängsel, die äussern mit wenigen fadenförmigen oder linealischen 
Fiedern. — Tessin: Valle Maggia! — R. pomifera f. Franzonü Christ 
in Flora LVII. (1874) 223. R. Franzoniü Christ Ros. Schw. 174 (1873). 
Nyman Consp. 236 Suppl. 116. R. pomifera X R. ferruginea Christ 
Bot. Centr.bl. XVIII. 399 (1884). Vergl. auch Cr&pin in Bull. SB. 
Belg. XXXII. 1. 83 (1893). 


b. Blättehen fast durchgängig einfach gezahnt. 


Engadinönsis. Bestachelung an den blüthentragenden Zweigen 
oft etwas ungleich. Blättchen mittelgross, breit- bis länglich - eiförmig. 
Zähne oft drüsenlos, dicht grau behaart, ohne Subfoliardrüsen. 
Blüthenstiele und Kelehbecher mehr oder weniger dicht mit Stieldrüsen 
und drüsenlosen Stacheln bewehrt. Kelchbecher oval. — Unterengadin!! 
— .R. pomifera f. engadinensis Christ Ros. Schw. 85 (1873). 

II. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 

Semproniäna?2). Kelchbecher ebenso wie die Schein- 
früchte kugelig, unbewehrt. Stacheln an den blüthentragenden 
Zweigen nur äusserst spärlich, schwach, gerade, an den Schösslingen dagegen 
zum Theil derber, verbreitert und etwas gebogen. Blattstiel schwach drüsig. 
Blättehen in Bezug auf Behaarung und Entwicklung der Subfoliardrüsen der 
var. recondita gleichend. Kelcehblätter auf dem Rücken drüsenlos. 


1) Nach Alberto Franzoni, * 1816 + 1886, Rechtsanwalt in Locarno, dem 
Erforscher der Insubrischen Flora (Le piante fanerogame della Svizzera Insubrica, 
Opera postuma ord. e annotata dal Dr. A. Lentiecehia con note ed aggiunte di 
L. Favrat [Zurigo 1888)). 

2) Nach dem Fundorte am Simplonpass (Mons Sempronius der Alten). 


70 Rosaceae. 


— Algaby am Simplon, 1700 m! — R. pomifera var. Semproniana Favrat 
und Schimper fil. Herb. Christ Flora LVII (1874) 468. Crepin SB. Belg. 
XXVII. 1. 211 (1889). R. pomifera X R. corüfolia Christ Bot. Centr.bl. 
XVII. 399 (1884). 
B. Blättehen mittelgross bis meist klein, Kelchbecher klein, oft drüsenlos oder 
gleich den Blüthenstielen mit zarten, nicht stechenden Stieldrüsen besetzt, 
Crepin bezeichnet im Herbar die hierher gehörigen Formen als var. | 
microphylla. Sie stellen durch den einen und anderen ihrer Charaktere die 
Verbindung zwischen R. pomifera und R. mollis dar. 


I. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 
a. Zahnung zusammengesetzt. 


1. Grenieri!). Sehr ästig; Stacheln ungleich, die starken 
untermischt mit sehr dünnen, die oft zahlreich und borsten- 
förmig sind, so dass sich an einzelnen Zweigen eine eigentliche Doppel- 
bestachelung entwickelt. Blättchen nicht nur kleiner als an der 
Abart recondita, sondern auch breiter, mit stärker gekrümmten 
Rändern. Zähne kleiner, steiler. Behaarung dicht, etwas schimmernd. 


— Seealpen! Hautes- Alpes! Schweiz! — R. pomifera f. Grenieri 
Christ Ros. Schw. 83 (1873). R. Grenieri Deseglise in Essai mono- 
graphique 128 (1861). — Kaum mehr als eine besonders klein- 


blätterige Abänderung dieser ist die b. minüta (R. minuta Boreau 
in Desegi. Ess. monogr. 127 [1861]). Blättehen im Mittel nur etwa 1 cm 
lang. Blüthen einzeln, Blüthenstiele kurz, völlig von den unterseits 
wollig behaarten Tragblättern bedeckt. Kelchbecher kugelig, + mit 
feinen Stieldrüsen besetzt. Krone sehr klein, dunkelroth, Schein- 
frucht kugelig, nur etwa erbsengross.. — Dauphin@! Schweiz! — Die 
gleiche Pflanze ist wahrscheinlich auch R. villosa var. minuta Rau Enu- 
meratio Ros. Wire. 156 (1816). — Eine ebenfalls kleinblätterige 
Abänderung mit weniger dicht behaarten, gelblichgrünen Blätt- 
chen, deren Stieldrüsen an Blüthenstielen und Kelchbecher weniger kräftig 
sind als an der Abart recondita ist 


c. personäta. Die Blättehen sind ziemlich weit entfernt, beider- 
seits, gegen den Grund keilig verschmälert, die Zähne scharf 
zugespitzt, vorgestreckt, einander genähert, die Subfoliardrüsen zahlreich. 
— Seealpen! Wallis! — R. pomifera ö. personata Burnat u. Gremli in 
R. Alp. mar. 64 (1879). R. personata Gremli Excurs.fl, 3. Aufl. 169 
(1878). R. pomifera X R. graveolens Favrat und Wolf Herb. 


2. pröxima. Nur etwa '!/s m hoch. Stacheln wenig zahlreich, ungleich, 
gerade. Blättehen oval-elliptisch oder länglich-elliptisch, oberseits an- 
liegend behaart, unterseits graufilzig, unterseits und z. T. auch 
oberseits drüsig. Zähne breit, mit 2—3 Zähnchen. Blüthenstiele 
einzeln oder zu 2—4, mit schwachen, fast haarförmigen Stiel- 
drüsen. Kelcehbecher kugelig, ohne oder nur mit vereinzelten Stiel- 
drüsen. Kelchblätter die Krone nicht überragend. — Schweiz: Freiburg. 
— KR. pomifera f. proxima Christ Flora LVII (1874) 469. R. proxima 
Cottet in Dösegl. SB. Belg. XV. 585 (1876). Nyman Consp. 231. 

3. Ogensis2). h} ziemlich stark und etwas ungleich bestachelt, 
neben kräftigeren bis 12 mm langen, öfter paarig angeordneten Stacheln 
nadelförmige und borstliche. Laubblätter 5zählig. Nebenblätter schmal 
bis ziemlich breit, mit kurzen, lanzettlichen, nur schwach sichelförmig 
gebogenen Oehrchen, oberseits dieht anliegend behaart, allmählich etwas 


1) Nach Charles Grenier, * 1806 7 1875, Professor der Botanik in Besancon, 
Verfasser der Flore de la chaine Jurassique, Paris 1865—75, sowie mit Godron 
der bekannten hochgeschätzten Flore de France. 

2) Oga, eine Ortschaft bei Bormio im obersten Veltlin. 


Rosa. ale 


verkahlend, unterseits wollig-filzig, sehr dicht mit feinen 
Drüsen übersäet. Blattstiel filzig, dieht mit kurzgestielten, 
z. T. fast sitzenden Drüsen besetzt und meist mit zahlreichen drüsen- 
losen und drüsentragenden Stacheln bewehrt. Blättehen im Mittel 
ca. 1,35 em lang und 1 cm breit (bald mit zusammengesetzten, 
bald mit vielen einfachen Zähnen); Zähne anliegend, vorgestreckt, 
aussen bisweilen mit 5—7, innen mit 1—3 sitzenden Drüsen und Drüsen- 
zähnchen, oberseits anliegend, unterseits filzig behaart 
und mit feinen Subfoliardrüsen. Blüthenstiele einzeln, kürzer 
oder länger als die Tragblätter mit langen, aber nicht starren 
Stieldrüsen besetzt, z. T. auch ohne Stieldrüsen. Kelch- 
becher kugelig. Kelchblätter auf dem Rücken dicht stieldrüsig, die 
äusseren mit lanzettlichen Fiedern. — Veltliin! — R. pomifera var. 
ogensis Cornaz Herb. Crepin SB. Belg. XX VIII. 1. 204 (1889). 


b. Zahnung vorherrschend einfach. 

Gib&llii!). }} sperrig verzweigt, ca. 1 m hoch, dieht bestachelt. 
Stacheln ungleich, neben kräftigen auch dünne, nadelförmige. Laub- 
blätter 5—9zählig. Nebenblätter breit, beiderseits zottig 
behaart, unterseits drüsig gewimpert. Subfoliardrüsen sehr vereinzelt. 
Blattstiel dicht filzig, mit kurz gestielten, nicht sehr zahlreichen 
Drüsen und nadelförmigen Stacheln. Blättchen länglich-oval, in Mittel 
etwa 2—2!/a em lang und 0,7—1,2 cm breit, scharf zugespitzt, oft gegen 
den Grundkeilförmig verschmälert, seltener abgerundet, beider- 
seits sehr dicht seidig-filzig behaart, weisslich schim- 
mernd. Subfoliardrüsen meist fehlend. Zähne spitz, breit, 
wenig tief. Zähnchen drüsig. Blüthenstiele meist einzeln, kurz, mit 
wenigen, schwachen Stieldrüsen, ohne Stacheln. Kelchblätter 
auf dem Rücken dicht drüsig, mit lanzettlichem, ganzrandigem, dicht zottig 
behaartem Anhängsel, einfach oder die äussern mit 1—3 kurzen lanzett- 
liehen Fiedern. Kelchbecher kugelig, klein, unbewehrt oder mit ver- 
einzelten Stieldrüsen. — Grajische Alpen!! — R. pomifera B.]I. b. Gibellii 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 71 (1900). — R. villosa var. Gibelliv 
R. Keller Mitteil NG. Winterthur Heft I. 57 (1899). 


Ii. Blüthenstiele kurz, drüsenlos, selten mit einzelnen schwachen Drüsen. 
’ 


Rho&ensis2). I ea. 1 m, gedrungen. Stacheln etwas ungleich, 
pfriemlich, die stärkern mit schwachen, fast borstenförmigen 
untermischt. Nebenblätter ziemlich breit, oberseits schwach behaart, 
unterseits filzig, dicht drüsig, am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel filzig, 
mit sitzenden und gestielten Drüsen und oft zahlreichen Stacheln. Blätt- 
ehen mittelgross bis klein, breit bis länglich-oval, gegen den Grund 
keilig verschmälert, vorn scharf zugespitzt, beiderseits wollig be- 
haart, sammetartig anzufühlen, seidig glänzend, unterseits 
mit zahlreichen Subfoliardrüsen. Zahnung zusammengesetzt. Zähne 
stark convergirend. Blüthenstiele in den Hochblättern verborgen. Kelch- 
becher ziemlich klein, kugelig bis eiförmig, bereift, ohne Stieldrüsen. 
Kelchblätter auf dem Rücken dicht drüsig, die äussern z. T. mit einzelnen 
fädlichen Fiedern. — Grajische Alpen!! Cottische Alpen! — R. pomifera 
1) Nach Giuseppe Gibelli, * 1831 + 1898, Prof. in Turin, hochverdient 
um die Flora Italiens, Mitverfasser (mit V. de Cesati und G. Passerini) des 
Compendio della Flora Italiana Milano 1868—86, dessen Tafeln von G. herrühren. 
Unter seinen sonstigen Schriften nennen wir (mit R. Pirotta): La Flora del Modenese 
e del Reggiano Modena 1882; (mit S. Belli): Rivista ceritiea delle speeie di Trifolium 
italiane (Mem. Acad. di Torino 2 Ser. XXXIX. XLI—XLIII. 1888, 1890—2); 
(mit F. Ferrero): Ric. anat. e morfol. dell’ ovolo e del semo della Trapanatans 
(Malpighia V. 1891). 

2) Nach der Valle della Rho bei Bardonecchia in Piemont, an der östlichen 
Einfahrt des Mont Cenis-Tunnels. 


2 Rosaceae, 


B. II. Rhoensis BR. Keller in A. u. G. Syn. VI. 71 (1900). R, villosa var. 

Rhoensis R. Keller Mitt. NG. Winterthur Heft I. 58 (1899). 

(England, Schottland, Dänemark, Skandinavien, Centralspanien, 
Pyrenäen, Nord-Apennin; Europ. Türkei, westliches und südliches Russ- 
land; Kleinasien, Armenien, Kaukasus und Transkaukasien.) * 


14. X 32. R. pomifera X glauca s. a. Schluss der Caninae. 
14. X 40. R. pomifera X. pendulina s. am Schlusse 
14. X 41. R. pomifera X. pimpinellifolia | der Gattung. 


15. (9.) R. mollis. (Dän.: Hyben-Rose.) ih bis 1!/g m, doch oft 
niedrig. Aeste meist glänzend röthlich purpurn, mehr oder 
weniger stark bläulich hereift. Stacheln meist gleichartig, am Haupt- 
stamm oft durch ihre sehr bedeutende Länge bis zu 1,5 cm, ausge- 
zeichnet. Blätter 5 —7zählig. Nebenblätter mit vorgestreckten + sichel- 
förmig gegen den Blattstiel gekrümmten Oehrchen, kahl oder dicht be- 
haart, ohne Subfoliardrüsen oder unterseits, selbst beiderseits dicht drüsig 
bekleidet. Blättchen meist mittelgross bis klein, rundlich- 
oval bis seltener länglich-oval, gewöhnlich beiderseits ab- 
gerundet oder vorn kurz zugespitzt, mit meist weniger zusammenge- 
setzter und weniger offener Zahnung als bei R. pom. und oft stumpferen 
Zähnen, oberseits mehr oder weniger dicht anliegend behaart, unter- 
seits fast filzig, sammetartig anzufühlen, meist seiden- 
glänzend; Subfoliardrüsen vorhanden, meist in der dichten Behaarung 
verborgen. Blüthen einzeln oder zu mehreren t). Blüthenstielenichtnur 
mit zarteren, sondern gewöhnlich auch mit spärlicheren 
Stieldrüsen bekleidet als bei v., seltener dicht drüsig. Kelch- 
becher oval oder kugelig, sehr häufig völlig drüsenlos, seltener 
mit zahlreichen Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter meist kurz, 
auf dem Rücken drüsenreich, die äusseren meist mit wenigen Fiedern. 
Blumenblätter roth bis intensiv roth, selten weiss abändernd, meist 
wenig kürzer als die grösseren Kelchblätter. Scheinfrucht meist klein, 
drüsen- und stachellos oder mit feinen Stieldrüsen besetzt, nicht weich- 
stachelig. 

Nördliches Deutschland (auf den Nordsee-Inseln fehlend)! Belgien ! 
In den Alpen sehr selten. Bosnien; Montenegro! Bl. Juni. 

R. mollis Smith Engl. bot. XXXV. 2459 (1812). Desäglise SB. 
Belg. XV. 577 (1876). Cröpin a.a. ©. XXXL 2. 77 (1892). Koch Syn. 253. 
R. mollissima Fries Novit. ed. 2. 51 (1828). De6söglise Essai monogr. 125 
(1861). Christ Ros. Schw. 78 z. T. (1873). Nyman Consp. 232 Suppl. 114. 
R. villosa L. spec. 704 z. T. R. villosa var. mollissima Rau Enum. 
Ros. Wire. 154 (1816). R. ciliato-petala Besser Pl. Pod. et Volh. 66 
(1821). Koch Syn. ed. 2. 253 mit Ausschluss der Pflanze aus den 
Alpen. R. tomentosa var. mollissima Dumortier Prodr. Fl. Belg. 95 
(1827). 

I) Nach Cr&pin (SB. Belg. XXXIV. 1. 111 [1896]) sind von 1000 Blüthen- 


ständen 814 ein-, 186 zwei- und mehrblüthig, so dass also bei R. mollis die Ein- 
blüthigkeit etwas häufiger ist als bei R, pomifera. 


ie a Ve 


Rosa. 7) 


R. mollis ist ein sehr schwer zu umschreibender Formenkreis, der einerseits 
in enger Verbindung namentlich mit den als R. pomifera mierophylia bezeichneten 
Abänderungen der R. pomifera steht, anderseits aber auch die scharfe Trennung 
gegen R. omissa vermissen lässt. Damit hängt die Unvollständigkeit und Unklar- 
heit unserer Kenntnisse über ihre geographische Verbreitung zusammen. Während 
z. B. Cr&pin einerseits die R. mollis (der Schweizer Autoren) der Alpen fast 
durchgängig als mit der nordischen A. mollis nicht zu identifieirende Abänderung der 
R. pomifera erklärt, anderseits die R. mollis (der Schweizer Autoren) des Jura für 
R. omissa erklärt, sieht ein nicht minder hervorragender Kenner der Gattung Rosa, 
Christ, in der R. omissa nur eine drüsenreiche Abänderung der A. mollis. Solche 
sich widersprechende Auffassungen wären unverständlich, wenn wir mit Cr&pin 
annehmen wollten, dass alle Arten der Gattung Rosa ebenso scharf und bestimmt 
umschrieben und von einander abgegrenzt wären, wie die irgend einer anderen 
Gattung. (Vergl. Cr&pin SB. Belg. XXVII. 2 [1888].) Wir stehen vielmehr 
durchaus auf dem Boden jener, welche mit Christ, Burnat etc. dafür halten, 
dass viele Arten dieser Gattung mit einander durch mehr oder weniger zahlreiche 
Zwischenformen verbunden sind. (Vergl. Burnat u.Gremli, Genre Rosa, Revision 
d. gr. d. Orientales VI [1887].) Dieser verbindenden Formen wegen muss die Ab- 
grenzung bestimmter Arten gegen einander einer gewissen nicht zu vermeidenden 
Willkürlichkeit anheimfallen. 


Im Gebiete selbst sind nicht sehr viele Abänderungen beobachtet worden. In 
mannichfaltigen Variationen scheint die Art dagegen in Skandinavien vertreten 
zu sein. 


A. Blättehen beiderseits oder doch unterseits dicht behaart. 
I. Blüthen roth. 


a. tfpica. Nebenblätter oberseits kahl oder spärlich behaart, unterseits 
dicht behaart, drüsig gewimpert. Blattstiel filzig, drüsenreich, bestachelt. 
Blättehen beiderseits weich behaart. Subfoliardrüsen spärlich oder fehlend. 
Zahnung offen. Zähnchen drüsig. Blüthenstiele ziemlich kurz, stieldrüsig. 
Kelchbecher rundlich eiförmig, kahl oder + stieldrüsig. Kelchblätter 
ziemlich kurz, am Rande und vor allem auf dem Rücken drüsig. Schein- 
früchte ziemlich gross, kugelig, die mittelständigen meist birnförmig. — 
Ueberall im Verbreitungsgebiete der Art. — R. mollis A. I. a. typica 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 73 (1900). KR. mollissima «. archetyp« 
Dumortier SB. Belg. VI. 47 (1867). 


b. Andrzejöwskii!), eine etwas ungleich bestachelte, durch reichliche 
Drüsigkeit der Blättehen, blüthenreiche Blüthenstände und lang gestielte 
Blüthen besonders charakterisirte Abänderung. Stacheln pfriemlich, 
dünn, anden blüthentragendenZweigenmiteinzelnen Borsten 
untermischt, die aus der Inflorescenz herabsteigen. Blättchen 
gross, sich berührend oder übergreifend, elliptisch bis verkehrt-eiförmig, 
dünn, trübgrün. Behaarung dicht, kurz, an der Oberseite schwächer 
als an der unteren, die reichlich mit feinen, bräunlichen Drüsen 
übersäet ist. Zahnung zusammengesetzt, breit, tief, mit zahlreichen 
Drüsenzähnchen. Blüthen in reichblüthigen Blüthenständen 
(S—10). Blüthenstiele2—3 malsolangalsdie Scheinfrüchte, 
dieht mit kurzen, weichen Stieldrüsen bekleidet. Stachelnde Drüsenborsten 
oder nadelförmige Stacheln fehlen. Kelchbecher kugelig, mit Stieldrüsen 
besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken mit Stieldrüsen. — Angeblich in 
Thüringen, wahrscheinlich auch im östlichen Theil des Gebietes gleich wie 
im angrenzenden westlichen Russland verbreitet. — AM. mollis A. I. b. 
Andrzejowskii R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 73 (1900), vgl. Crepin SB. 
Belg. XXXI. 2. 77 (1892). R. Andrzeiovü (sie!) Steven in Besser Cat. 
hort. Crem. Suppl. III. 19 (181?). Bess. Enum. Volh. 19 (1820). R. 


!) Nach Anton Andrzejowski, * 1884 7 1868, Professor in Wilna, um 
die Flora West-Russlands verdient. 


74 


Rosaceae, 


Andrzeiowsciäna Besser Enum. Volh. 61 (1821). R. Andrzejowseii Besser 
a. a. ©. 90 (1822). — Waldner zieht die Rose als ‚intermediäre Form“ 
zu A. tomentosa (Europäische Rosentypen 50 [1885]). 


. Arduennönsis!). Blättchen oval bis länglich-oval, zugespitzt, am 


Grunde abgerundet (Zähne offen reichlich zusammengesetzt), beiderseits, 
namentlich aber oberseits sehr locker behaart, sehr dicht mit zahl- 
reichen feinen Subfoliardrüsen bekleidet, öfter aueh mit 
+ zahlr@ichen Suprafoliardrüsen. Blüthen meist einzeln. Blüthen- 
stiele, Kelehbecher und der Rücken der Keichblätter sehr drüsenreich. 
Stieldrüsen nicht stachelig, nur an der Scheinfrucht mit einzelnen drüsen- 
losen, nadelförmigen Stachelborsten vermischt. — Belgien! Luxenburg, 
Rheinpreussen? — R. mollis var. Arduennensis Fonsny u. Collard Fl. 
Verv. 157 (1885). Z. arduennensis Crepin Bull. Ac. Belg. 2 Ser. XIV. 
101 [30] (1862). Nyman Consp. 232 NR. mollissima ß. arduenmensis 
Dumortier Bull. Soe. Bot. Belg. VI. 47 (1867). I. pseudorubiginosa 
Lejeune Fl. Spa I. 229 (1811). Koch Syn. ed. 2. 253. R. mollissima 
var. pseudorubiginosa Baker Journ. Linn. Soc. 214 (1871). — Eine 
robuste, gedrungene Abänderung mit dicht bereiften Zweigen, 
langen Stacheln, sehr dicht behaarten, blaugrau schimmern- 
den, weichen Blättchen, reichblüthigen Blüthenständen, kugeligen, 
fast drüsenlosen Scheinfrüchten ist b. coerülea (Baker a. a. O. 214 [1871]. 
R. villosa var. coerulea Woods Transact. Linn. Soe. XIII. 189 [1816)). 


Uebergangsformen zu /t. pomifera, die sich hier anschliessen, sind 


2. spin&scens. Von sehr gedrungenem Wuchs. Blättchen 
klein bis mittelgross, länglich-elliptisch (ca. 2!/2 mal so lang 
als breit), gegen den Grund oft keilig verschmälert, mit feiner, 
reichlich zusammengesetzter, wenig tiefer Zahnung. Blüthen einzeln. 
Kelchbecher dicht weichstachelig. Scheinfrucht sehr gross, rund- 
lich-oval, beiderends verschmälert, weichstachelig. — Wallis: Sitten! — 
R. mollis A. I. b. 2. spim. R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 74 (1900). 
R. mollissima f. spinescens Christ Ros. Schw. 80 (1873). 


3. Erici2). Kleiner, kaum über 1 m hoher ij. Stacheln sehr 
dünn, kurz pfriemlich, gerade, aus elliptischem Grunde wagrecht ab- 
stehend, an den Zweigen oft paarig. Blattstiel reichlich stieldrüsig. 
Nebenblätter beiderseits filzig behaart, unterseits drüsig, Blättchen 
länglich verkehrt-eiförmig, mit schmal abgerundetem Grunde, 
stumpf, oberseits weisslich-grau, unterseits bleich bläulich-grün, sehr 
weichfilzig, etwas drüsig. Zahnung offen, zusammengesetzt, gegen 
die Spitze fast kerbig abgerundet. Blüthenstiele meist 
einzeln, sehr kurz (3—6 mm), mit sehr spärlichen Stieldrüsen. 
Kelehblätter ungetheilt, auf dem Rücken mit schwarzrothen Drüsen. 
Scheinfrucht sehr gross, kugelig oder kugelig-eiförmig, borstig bestachelt. 
— Bosnien: Sarajevo, Travnik, — R. mollis var. Eriei J. B. von Keller 
ÖBZ. XXXIX (1889) 58. 


II. Blüthen weiss, aussen und am Rande etwas röthlich angehaucht. 


Scheützii3). Blättchen breit-oval, schwächer behaart, mit 


zahlreichen Subfoliardrüsen. Blüthen sehr kurz gestielt, klein. 
Kelchblätter wenig getheilt, gleich dem Kelchbecher dicht stieldrüsig, — Im 
Gebiete noch zweifelhaft. — BR. mollis A. II. Scheutzü R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 74 (1900), vgl. Cröpin SB. Belg. XXXLI. 2. 77 (1892). R. mollissima 


1) 8. II. S. 472 Fussn. 3. 
2) Zu Ehren von Professor Erich Brandis S. J. in Travnik (Bosnien), dem 


eifrigen Erforscher der Bosnischen Flora. 


3) Nach Nils Johan Wilhelm Scheutz, * 8. Apr. 1836 7 16. Febr. 1889 


(Murbeck br.), Lector der Botanik am Gymnasium in Wexiö, dem hervorragen- 
den Monographen der Skandinavischen Rosen, Verf. von Smälands Flora Wex. 1864. 


Rosa. 75 


var. Scheutzü Christ in Flora LVII. 511 (1874). Nyman Consp. 232 Suppl. 114. 
R. tomentosa f. albiflora Scheutz Herb. 


B. Blättehen dünn, fast kahl. 
glabräta. |} etwas heteracanth, indem die derberen Stacheln in 
nadelförmige und borstige Stacheln übergehen. Blättehen entfernt stehend, wenig 
drüsig. Scheinfrüchte ziemlich lang gestielt, klein, kugelig, — Selten. — 
R. mollis B. glabrata R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 75 (1900). R. mollissima 
f. glabrata Christ Flora LVIL (1874) 511. 
(Frankreich; Britische Inseln ; Dänemark ; Skandinavien; Nordwest- 


Russland; Kleinasien; Armenien; Kurdistan; Persien.) * 


15. X 17. AR. mollis X tomentosa s. S. 90. 
15. x 41. R. mollis X pimpinellifolia s. am Schlusse der Gattung. 


$$. Achsen, namentlich die blatttragenden oft ziekzackförmig. 
Stacheln gebogen bis gerade, wenn hakig, gekrümmt mit 
plötzlich verbreitertem Grunde. Nebenblätter mit kurzen, 
dreieckigen, divergirenden Oehrchen. Kelchblätter nach der 
Blüthe ausgebreitet oder aufrecht, lange bleibend, aber 
schliesslich sich von der reifen Scheinfrucht abgliedernd. 


16. (10.) R. omissa. Ih gedrungen, dickästig, 1—2 m. Stacheln 
oft lang ‚(bis 2!/e cm), mit etwas herabgezogenem Grunde, bisweilen 
etwas ungleich, indem neben den kräftigen, dünne, nadelförmige, kaum 
2 mm lange, bisweilen in einer Drüse endende vorkommen. Laubwerk 
bläulichgrün. Blätter 5—7zählig. Nebenblätter breit oder schmal, mit 
kurzen, dreieckigen, bisweilen in eine kürzere oder längere Spitze zu- 
sammengezogenen, meist divergirenden oder selten gerade vorgestreckten 
Oehrchen, mit drüsig gewimpertem Rande, oberseits kahl oder an den 
Oehrchen behaart, unterseits filzig behaart, oft mit sehr zahlreichen, im 
Filze versteckten Subfoliardrüsen. Blattstiel filzig behaart, mit zahl- 
reichen, kurzgestielten Drüsen und mehr oder weniger zahlreichen, leicht 
gebogenen bis geraden Stacheln.. Blättehen mittelgross bis klein 
(2—3 em lang, 1—2 cm breit), oval bis länglich-oval, beiderends ab- 
gerundet oder vorn kurz zugespitzt (Zahnung zusammengesetzt; Zähne 
‚nicht tief, aussen mit 4—Y sitzenden Drüsen und einigen mehr oder 
weniger scharf vorspringenden Zähnchen, innen mit 1—2 Zähnchen 
oder sitzenden Drüsen oder auch zahn- und drüsenlos; Zahnung bis 
zum Grunde reichend), oberseits dicht anliegend behaart, drüsenlos, 
unterseits wollig-filzig, mit Subfoliardrüsen. Blüthen einzeln 
oder in mehrblüthigen Blüthenständen!. Blüthenstiele kürzer 
als die eiförmigen oder lanzettlichen, oft laubartigen, 
mit Subfoliardrüsen besetzten Tragblätter, so lang oder 
kürzer oder etwas länger als der Kelehbecher, aber nicht selten nur 
halb so lang als die Scheinfrucht, mit zahlreichen, ziemlich kurzen 
Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher kugelig oder kugelig eiförmig oder 


1) Nach den Beobachtungen von Cr&pin sind unter 1000 Blüthenständen 
532 einblüthig, 468 mehr-, hauptsächlich 2- und 3blüthig (SB. Belg. XXXIV. 1. 111 
[1895)). 


76 Bosaceae. 


oval, unter dem Diseus oft etwas eingeschnürt, oft dieht mit zahlreichen, 
nicht stachelnden Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter meist kürzer 
als die Krone, auf dem Rücken dicht mit Stieldrüsen besetzt, die 2 
äusseren mit 2—3 Paar lanzettlichen Fiedern, alle oft mit blattartigem, 
lanzettlichem, drüsig gezähntem Anhängsel, sich sehr spät ab- 
gliedernd, noch an der reifen Frucht. Blumenblätter intensiv 
rosenroth. Griffel behaart bis wollig. Scheinfrucht kugelig oder 
eiförmig, in den Fruchtstiel verschmälert und dadurch birnförmig. 

Dauphin&! Savoyen! Schweiz, hauptsächlich im Jura!! Thüringen!! 
Kgr. Sachsen! Posen! Bl. Juni und Juli. 

R. omissa Deseglise Billotia I. (1864) 47. Rev. Sect. Toment. 
S.A. 12 (1866). Crepin Bull. SB. Belg. XXI. 1. 97 (1882), XXX.. 1. 
168 (1891), XXXI. 2. 79 (1892). Nyman Consp. 232. R. mollissima 
Christ Ros. Schw. 78 (1873) z. T. 


Eine noch häufig dem Formenkreise der R. mollis zugezählte Rose, die, wie 
wir mit Cr&pin annehmen, zur FR. tomentosa in näherer Beziehung steht als zur 
R. mollis. Sie kann als Bergform derselben aufgefasst werden (vgl. Cr&pina.a. 0. 
XXXI 2. 80 [1892]). Uns ist sie das Bindeglied zwischen den Villosae und 
Tomentosae (Crepin a. a. O. [1892]), weswegen wir sie beide als Subseet. Vestitae 
zusammenfassen (Villosae Boiss. Fl. Or. II. 681 [1872]). 

R. omissa tritt in verschiedenen, scharf ausgeprägten Abänderungen auf. 


A. Blüthenstiele mehr oder weniger reichlich, meist dicht mit Stieldrüsen besetzt. 
Kelchblätter auf dem Rücken und am Rande mit Stieldrüsen. Kelchbecher 
kahl bis dicht stieldrüsig. 


I. typieca. Stacheln von der Grösse abgesehen gleichartig. Blättchen 
weichhaarig, unterseits meist mit zahlreichen Drüsen. Blüthen- 
stiele kurz, von den Tragblättern umhüllt. Krone intensiv roth. — Schweiz, 
Jura!! — R. omissa A. I. typica R. Keller in A. u.G. Syn. VI. 76 (1900). 
— b. @illotii!) (R. Gillotii Deseglise et Lucand Ann. SB. Lyon IX 
15 [1882] nach Crepin Bull. SB. Belg. XXI. 1. 97 [1882] und XXX 1. 168 
[1891]) ist eine durch hin und wieder etwas ungleich bestachelte, 
blüthentragende Aeste und drüsig gewimperte Blumenblätter aus- 
gezeichnete, unbedeutende Abänderung des Typus. — Eine andere von der 
var. iypica ebenfalls nur unbedeutend abweichende Abänderung ist 


2. resinosoides. Stacheln ungleich, gerade oder leicht gebogen, 
schlanker und zum Theil borstlich. an den blüthentragenden Zweigen. Blatt- 
stiel sehr dicht behaart, drüsenreich, unten mit zahlreichen ungleichen 
Stacheln. Untere Blättehen verkehrt-eiförmig, obere oval bis länglich-oval, 
vorn abgerundet oder kurz zugespitzt, mit den Rändern sich deekend, dicht 
weichhaarig, unterseits graufilzig, mit zahlreichen röthlichen Drüsen. Blüthen- 
stiele meist etwas verlängert, in mehrblüthigen Blüthenständen, die 
mittlere Blüthe oft fast sitzend. Kelchbecher eiförmig, stieldrüsig, 
Kelchblätter kurz, mit kurzen Fiedern. Blumenkrone klein, lebhaft rosa. 
— Freiburg! Savoyen: Saleve. — R. omissa A. I. 2. resinosoides R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 76 (1900), vgl. Crepin SB. Belg. XXXI. 79 (1892). 
R.resinosoides Cr&pin in Billot Fl. exs. 3601. SB. Belg. XXI. 1. 98 (1882). 
Cottet Bull. SB. Frib. 168 (1891). Nyman Consp. 232. 


II. collivaga. Nebenblätter z. T. mit Subfoliardrüsen. Blattstiel der 
unteren Blätter meist ziemlich drüsenreich, der obern sehr 


1) Nach Francois-Xaxier Gillot, * 12. Noy. 1842 (br.), Arzt in Autun 
(Seine-et-Loire), verdient um die Kenntniss der Flora von Beaujolais, Savoyen, 
Corsica u. a. 


- 


Rosa. 77 


drüsenarm, spärlich bestachelt. Blättchen oval oder oval-elliptisch zu- 
gespitzt, aschgrau, unterseits mit hervortretenden Nerven. Mittelnerv mit 
einzelnen Subfoliardrüsen, die an den Blättehen der unteren Blätter 
auch meist nur vereinzelt an die Seitennerven übergehen. Zähne 
mit 2—3 meist schwachen Zähnchen, die nicht selten drüsenlos sind. Blüthen- 
stiele sehr kurz. Scheinfrucht oval, ziemlich gross, die mittlere birn- 
förmig. — Schweiz: Freiburg! — AR. omissa A. II. collivaga R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 77 (1900). R. collivaga Cottet in Cre&p. Bull. SB. 
Belg. XXI. 1. 97 (1882). Bull. SB. Frib. 167 (1891). — b. Tunoniensis!) 
(R. tumoniensis Desegl. Herb. Crepin SB. Belg. XXI. 1. 96 (1882) XXXI. 
2. 70 [1892]. Nyman Consp. 232) ist eine noch drüsenärmere Modification. 
— Savoyen. 

II. Schülzei2), eine die R. omissa und R. tomentosa verbindende Formen- 
gruppe. Stacheln gerade oder leicht gebogen, mit länglichem, etwas herab- 
laufendem Grunde oder aus breitem Grunde hakig gebogen, gleichartig oder 
etwas ungleich, Nebenblätter filzig, drüsig berandet, mit Subfoliardrüsen, 
Blattstiel filzig, meist drüsenreich und auch etwas stachelig. Blättchen z. T. 
gross (bis 4!/a em lang und 2,8 em breit), bisweilen aber auch klein (1/2 em 
lang und 0,6 cm breit), oval, am Grunde abgerundet, selten etwas herzförmig 
ausgerandet oder bisweilen auch fast keilig verschmälert, vorn abgerundet 
oder kurz zugespitzt, gelblich- bis graugrün, weichfilzig, seiden- 
glänzend, bisweilen mit Suprafoliardrüsen und meist mit 
ziemlich zahlreichen dunkelrothen Subfoliardrüsen. Zahnung 
offen, zusammengesetzt; Zähne ziemlich tief, breit, aber scharf 
zugespitzt, aussen mit 2—6, innen oft mit 1—2 kurz gestielten Drüsen 
oder Zähnchen. Tragblätter meist so lang oder selbst etwas länger als die 
Blüthenstiele, seltener von diesen deutlich überragt. Blüthenstiele 11/.—2 mal 
so lang als der Kelchbecher, mit Stieldrüsen und vereinzelten drüsenlosen, 
borstigen oder nadelförmigen Stacheln. Kelchbecher kugelig, oval bis länglich- 
oval, bisweilen vorn in einen Hals verschmälert, am Grunde oder über die 
ganze Fläche mit Stieldrüsen besetzt, oft weichstachelig. Aeussere Kelch- 
blätter mit mehreren, ziemlich breiten Fiedern, sehr lange, oft 
bis in den Winter bleibend. Griffel dicht weisswollig behaart. — 
Thüringen: um Jena sehr verbreitet!! — A. omissa A. III. Schulzei R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 77 (1900). R. tomentosa var. venüsta der Thüringischen 
Autoren, nicht Scheutz (vgl. M. Schulze Mitth. BV. Thüring. V. 5 
[1887]). R. venusta Sagorski Ros. von Naumb. 19 (1895), nicht Scheutz. — 
Es scheint, dass die R. omissa in ihrer typischen Ausbildung Mitteldeutsch- 
land fehlt und durch diese mit der R. venusta (Scheutz Studier öfver de 
Sceand. art. af slägtet Rosa 36 [1872]) vielfach identifieirte Abänderung ver- 
treten wird, die, wie vor allem M. Schulze’s Beobachtungen um Jena 
zeigen, durch einen hohen Grad der Veränderlichkeit ausgezeichnet ist. Bald 
sind die Blättchen reichlich, bald sehr spärlich mit Subfoliardrüsen besetzt; 
bald ist der Kelehbecher von langen Drüsenborsten ziemlich dicht weich- 
stachelig, bald aber auch kahl oder fast drüsenlos; bald sind die Blumen- 
blätter lebhaft rosa, bald blassrosa, oft fast weiss gefärbt. So zeigen diese 
Abänderungen bald engeren Anschluss an die typische R. omissa, bald 
ändern sie stärker in der Richtung nach R. tomentosa ab. Ganz ähnlich auch 
im Norden des Gebietes; oft ebenfalls mit der nahe verwandten R. vemusta 


1) Zuerst bei Thonon am Genfer See (Tunonium) gefunden. 

2) Nach Max Schulze, * 24. Nov. 1841 (br.), dem verdienstvollen und 
hervorragenden Erforscher der Magdeburger und Thüringer Flora, dem trefflichen 
Kenner der Orchidaceen, von Viola und Rosa. Von seinen grösseren Arbeiten 
nennen wir: Jenas wilde Rosen (Mitth. BV. Ges. Tbür. V. 1, 73 (1887). Die 
Orchideen der Flora von Jena (a. a. O. VII. 14 [1889]) und das Prachtwerk Die 
Orchidaceen Deutschlands, Deutsch-Oesterreichs und der Schweiz. Gera-Untermhaus 
1892 —4. Die Verf. der Synopsis sind ihrem langjährigen Freunde für manche 
werthvolle Mittheilung Dank schuldig. AUG. 


78 


IE 


N 


Rosaceae, 


identifieirt, welche sich noch mehr dem Formenkreise der R. tomentosa nähert. 
— Hierher gehört auch nach M. Schulze eine Schattenform: 

b. Ohristiit) (R. venusta f. Christii Dufft in ÖBZ. XXX. 383 [1880]), 
ein gedrungener, 1—1'!/2 m hoher Strauch. Stacheln lang, gerade, an 
den Blüthenzweigen zart, pfriemlich. Blattstiel graufilzig, drüsig, fast immer 
stachellos. Blättchen von mittlerer Grösse, breit- bis länglich-oval, oft mit 
herzförmigem Grunde, beiderseits mit kurzen, weichen Haaren dicht besetzt 
und mit ziemlich zahlreichen Subfoliardrüsen. Blüthen mittelgross, zu 3—6, 
Blüthenstiele ungefähr so lang wie die Scheinfrüchte. Kelch- 
becher meist spärlich stieldrüsig. Kelehblätter mit verlängertem, lanzett- 
lichem, gezähntem Anhängsel, gewöhnlich etwas länger, oder doch so 
lang als die sehr lebhaft rosenroth gefärbten Blumenblätter, die äusseren 
fiederspaltig mit 4—6 häufig etwas laubig verbreiterten Fiedern. Schein- 
früchte meist ziemlich klein, oft fast kugelig, vorn häufig etwas eingeschnürt. 
— Thüringen! 

Cujävica2). Stacheln schwach bis mittellang, z. T. fast ge- 
rade, z. T. leicht gebogen, mit etwas verbreitertem, oft herablaufendem 
Grunde. Laubblätter 5—7zählig. Blättehen genähert, mit den 
Rändern sich deekend oder berührend. Nebenblätter breit, mit 
abstehenden, sehr fein zugespitzten ÖOehrchen, beiderseits anliegend 
behaart, dieht mit sehr feinen Subfoliardrüsen bedeckt, in der 
Nähe des Randes namentlich an den jungen Laubblättern mit + zahl- 
reichen Suprafoliardrüsen. Blattstiel filzig, mit zahlreichen, 
zum Theil fast sitzenden, z. T. länger gestielten Drüsen, bald fast stachel - 
los, bald mit + zahlreichen, nadelförmigen Stacheln. Blättchen mittel- 
gross bis gross (bis 4 em lang und 2'/e cm breit), meist länglich- 
oval, oft mit fast parallelen Seitenrändern, am Grunde schwach 
herzförmig, vorn abgerundet oder meist ganz kurz zugespitzt, mit reichlich 
zusammengesetzter, nicht tiefer, oft fast kerbiger Zahnung 
und mit ziemlich breiten, oft mit sehr kurzer aufgesetzter Spitze versehenen 
Zähnen, die aussen mehrere, innen 0—2 Drüsenzähnchen oder sitzende 
Drüsen haben, weichhaarig, in der Jugend von schönem Seiden- 
glanz, oberseits dicht kurzhaarig, grün bis graugrün, unterseits weichfilzig, 
graugrün, mit scharf hervortretenden Adern. Subfoliardrüsen 
fein, meistin grosser Zahl überdie ganze Fläche der Blättchen 
zerstreut, hin und wieder mit einzelnen Suprafoliardrüsen. 
Blüthen einzeln oder zu 2—3. Blüthenstiele kürzer, so lang oder nur wenig 
länger als die Hochblätter, ?/s bis 1!/2 mal so lang als die reife Schein- 
frucht. Blüthenstiele dieht mit zarten Stieldrüsen besetzt, 
die in + grosser Zahl auch an den ovalen Kechbecher übergehen. Drüsige 
oder drüsenlose Stachelborsten fehlen. Kelchblätter über 2 cm 
lange, mit linealisch-lanzettlichem, drüsig gezähneltem Anbängsel, auf dem 
Rücken dicht drüsig, die äussersten mit 3—4 Paar linealisch- 
lanzettlichen, drüsig gezähnelten Fiedern, bis zur voll- 
ständigen Fruchtreife bleibend. Blumenblätter roth, breit, ca. 2!/2 cm 
lang und 2!/s em breit. Griffelköpfcehen + dicht borstig, aber 
kaum weisswollig behaart. Scheinfrucht gross, eiförmig. — Posen! 
— .R. omissa A. IV. Owavica BR. Keller in A. u. G. Syn. VI. 78 (1900). 
R. eujavica Spribille B. Abth. NV. Posen II. 5 (1895). R. tomentosa var. 
eujavica Crepin nach Spribille br. 

Misniensis?) Stacheln schlank, schwach, oft paarig, die obersten fast 
gerade. Nebenblätter mit abstehenden Oehrchen, die oberen schmal, die 
unteren breiter, wollig behaart, dieht drüsig gewimpert, dicht mitschwarz- 


1) 8. LS. 229 Fussn. 3. 
2) Nach Kujavien, einer Landschaft des Polnischen Reichs, zu der der im 


Kreise Inowrazlaw belegene Fundort gehörte. 


3) Bei Meissen (im mittelalterliehen Latein Misnia) gefunden. 


de ee 


Rosa. 79 


rothen Subfoliardrüsen. Blattstiel filzig, drüsenreich. Blättchen schmal, 
meist ca 2—2'/2 mal so lang als breit, bisweilen mit etwas parallelen Rändern, 
mittelgross bis klein (ca. 2 cm lang im Mittel), von dunkler Färbung, die 
untern meist sehr reichlich mit schwarzrothen Subfoliardrüsen, die obern 
meist nur am Mittelnerv und den Seitennerven drüsenreich. Behaarung 
dicht, weichfilzig. Zahnung sehr zusammengesetzt, drüsenreich. Blüthen 
meist einzeln. Blüthenstiele + dicht mit zarten Stieldrüsen besetzt, die bis- 
weilen auch in grösserer Zahl au den kugeligen oder kugelig - eiförmigen 
Kelchbecher übergehen, ohne nadelförmige Stacheln. Kelehblätter kürzer als 
die Blumenblätter, auf dem Rücken dicht drüsig, mit drüsig gezähntem An- 
hängsel, bis zur Fruchtreife bleibend, die äussern mit mehreren drüsig ge- 
wimperten, linealischen bis lanzettlichen Fiedern. Blumenkrone roth, im 
Durchmesser ea. 3—3!/a em. Griffelköpfchen kugelig, dicht behaart. Schein- 
frucht kugelig oder kugelig-eiförmig, — Meissen! — R. omissa A. V. 
Misniensis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 78 (1900). 

b. Geisingensis gleicht der Misniensis in der Form, der Färbung 
und der Drüsigkeit der Blättcheu, die aber grösser sind. In Bezug auf die 
Drüsigkeit der Blüthenstiele und Kelchbecher an A. pomifera sich anlehnend. 
Blüthenstiele dicht mit kräftigen Stieldrüsen und drüsenlosen, nadelförmigen 
Stacheln besetzt, welche den kugeligen Kelchbecher rings umgeben, länger 
als die Hochblätter. Kelchblätter etwas länger als die Blumenblätter, auf 
dem Rücken dicht drüsig, die äussern mit lanzettlichen oder linealisch- 
lanzettlichen, aber nicht fädlichen Fiedern. — Altenberg und Geising im 
Sächs. Erzgebirge. — R. omissa A. V. b. Geisingensis R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 79 (1900), R. mollissima f. Geisingensis J. B. v. Keller und 
Wiesbaur OBZ. XXXVI (1886) 328, 


VI. galliecoides. Gedrungener, 1!/„—2 m hoher Strauch. Jahrestriebe völlig 
aufrecht. Bestachelung stark; Stacheln gerade, pfriemlich, mässig entwickelt. 
Blattstiel filzig, reichdrüsig, stachellos.. Nebenblätter oben spärlich, unten 
dicht behaart und drüsenreich. Blättchen breit-elliptisch, oft breit 
zugespitzt, am Grunde abgerundet, bisweilen etwas keilig, sehr dicht 
stehend, mit den Rändern sich deckend (Zahnung sehr zusammen- 
gesetzt, tiefer als bei Schulzei) ; beiderseits seidig schimmernd, mit zahlreichen 
Subfoliardrüsen, freudiggrün, dünn. Blüthenstiele sehr lang (3 cm), 
nebst dem Kelchbecher reichlich mit Drüsenborsten besetzt. 
Kelchblätter fast ungetheilt, kürzer als die Blumenblätter. Blumen- 
blätter tief ausgerandet, lebhaft rosenroth. Scheinfrucht klein, kugelig, auch 
zur Reife von den aufrechten Kelchblättern gekrönt. — Thüringen: bei 
Gumperda selten! — R. omissa A. IV. gallicoides R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 79 (1900). KR. tomentosa var. venusta f. gallicoides Schulze BV. 
Ges. Thür. V. 5 (1887). 


B. Blüthenstiele stieldrüsenlos, kahl oder etwas behaart. Kelehblätter auf dem 
Rücken mit Stieldrüsen. Kelchbecher ohne Stieldrüsen. 

Lützeil). Stacheln schwach, leieht gebogen. Blättchen mittelgross bis 
gross (bis 5'/2 cm lang und 3 cm breit), oberseits locker anliegend behaart, 
grün, unterseits weichhaarig, grau, am Mittel- und an den Seitennerven mit 
Subfoliardrüsen, bisweilen über die ganze Fläche oder doch nahe am Rande 
mit rothen Subfoliardrüsen übersäet. Blüthen einzeln. Blüthenstiele lang 
(2 + 2!/a mal länger als der Kelchbecher). Kelchbecher bläulich be- 
reift, kugelig. Kelchblätter ziemlich lang, mit linealisch-lanzettlichem, drüsig 
gezähntem Anhängsel, die 2 äussern mit 1—2 Paar linealisch - lanzettlichen 
Fiedern, drüsig gewimpert. Blüthendurchmesser 4—4!/a cm. Griffel behaart. 
Scheinfrucht breit kugelig, unter dem Discus etwas eingeschnürt, — 
Thüringen: Sondershausen! — R. omissa B. Lutzei R. Keller in A. u. G. Syn. 
VI. 79 (1900). R. venusta var. Lutzei Sagorski Herb. 


1) Nach Günther Lutze, * 9, Jan. 1840 (br.), Realschullehrer in Sonder- 
hausen, um die dortige Flora verdient, 


s0 Rosaceae. 


(Auvergne; Grossbritannien [nach Cr&pin wahrscheinlich]; Skandi- 
navien.) ? x] 


10. X 16. R. Gallica X omissa | s. am Schlusse 

16. X 32. R. omissa X glauca der (aninae. 

16. X 40. R. omissa X. pendulina s. am Schlusse 
16. X 41. R. omissa X pimpinellifolia | der Gattung. 


17. (11.) R. tomentösa. (Filz-Rose; niederl.: Viltige Roos; dän.: 
Filtbladet Rose; poln.: Röza kutnerowata; böhm.: RüzZe plst’natä.) 
h 1ı—2 m hoch, stark, mit verlängerten, ausgebreiteten, nicht 
selten bogig überhängenden Aesten. Zweige oft bläulich be- 
reift. Stacheln + gebogen bis fast gerade, oft gepaart, mit breitem, 
etwas herablaufendem Grunde, kräftig (bis 1!/ge cm lang). 
Blüthentragende Zweige unter den Blüthenständen bisweilen mehr oder 
weniger dicht behaart und bisweilen mit Stieldrüsen oder drüsenlosen, 
borstigen Stacheln besetzt. Nebenblätter schmal bis breit, mit drüsig 
gewimpertem Rande, oberseits kahl, unterseits anliegend behaart, am 
Oehrchennerv drüsig oder oft auch ohne Subfoliardrüsen. Blattstiel 
filzig behaart, mit zahlreichen kurzgestielten, z. T. fast sitzenden Drüsen, 
unterseits mit mehreren kräftigen, hakigen Stacheln. Blättehen 5—7, 
meist von mittlerer Grösse, bisweilen aber auch klein, nur 
1!/ge cm lang und 1 cm breit, breitoval bis elliptisch, am 
Grunde abgerundet, vorn zugespitzt, bisweilen mit vorgezogener Spitze 
oder abgerundet, entfernt stehend oder mit den Rändern sich berührend. 
Zahnung einfach oder meist zusammengesetzt. Zähne ziemlich 
gross, zusammenneigend, breit, mit kurzer Spitze. 
Zähnchen meist drüsig. Blättchen oberseits fein behaart, bisweilen mit 
vereinzelten, sehr feinen Drüsen, unterseits weich grauhaarig-filzig, 
drüsenlos oder mit mehr oder weniger zahlreichen, bisweilen über die 
ganze Fläche ausgebreiteten Subfoliardrüsen. Hochblätter breit-eiförmig, 
verkehrt-eiförmig oder lanzettlich, oben spärl., unten dicht anliegend 
behaart, oft mit Subfoliardrüsen, so lang oder länger, oft aber auch 
nur halb so lang als die Blüthenstiele. Blüthen einzeln oder in mehr- 
blüthigen Blüthenständen !. Blüthenstiele stieldrüsenlos oder meist 
mit zahlreichen kürzern oder längern, nicht stachelnden Stieldrüsen be- 
setzt, kahl oder behaart, bis 4 mal länger als der Kelch- 
becher. Dieser ist oval oder kugelig, oft am Grunde mit Stieldrüsen, 
häufig bläulich bereift. Kelchblätter auf dem Rücken und 
am Rande oft drüsig, mit laubigem, gezahntem Anhängsel, die äussern 
mit breiten, lanzettlichen, drüsig gezähnten, bisweilen 
fiederig eingeschnittenen Fiedern, nach der Blüthe aus- 
gebreitet, später aufgerichtet, lange bleibend, aber meist vor der 
Fruchtreife abfallend, bisweilen aber auch noch die reife Schein- 
frucht krönend. Blumenblätter meist kürzer als die Kelchblätter, selten 


1) Nach Crepin a. a. O. 111 kommen auf 1000 Blüthenstände 499 ein- 
blüthige. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


= Botanische Neuigkeiten. —— 


| A. de Bary’s 
Vorlesungen über Bakterien. 


Dritte Auflage, 
“ durchgesehen und theilweise neu bearbeitet 
von 


W. Migula, 


a. ö. Professor an der Teehnischen Hochschule in Karlsruhe. 
Mit 41 Figuren im Text. 
Gr. 8. M. 3.60; in Leinen gebunden M. 4.60. 


Conspectus florae Graecae. 


Auctore 


E. de Haläcsy. 
Volumen I. Fascieulus II (signatura 15—36). 
8. M. 8.—. 


Monographieen 
afrikanischer 


Pflanzen-Familien- und -Gattungen 


herausgegeben von 


AM. Engler. 
V. Sterculiaceae Africanae. 


Bearbeitet von 
K. Schumann. 
Mit Tafel I—XVI und 4 Figuren im Text. 
Veröffentlicht mit Unterstützung der Kgl. preuss. Akademie der Wissenschaften. 


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Die Rohstoffe des Pflanzenreiches. 
Versuch einer technischen Rohstofflehre des Pflanzenreiches. 


Unter Mitwirkung von 
Prof. Dr. Max Bamberger in Wien; Dr. Wilh. Figdor in Wien; Prof. 
Dr. F.R. v. Höhnel in Wien; Prof. Dr. T. F. Hanausek in Wien; Dr. 
F. Krasser in Wien; Prof. Dr. Lafar in Wien; Prof. Dr. K. Mikosch in 
Brünn; Prof. Dr. H. Molisch in Prag; Hofrat Prof. Dr: A. E. v. Vogl in 
Wien; Prof. Dr. K. Wilhelm in Wien und Prof. Dr. S. Zeisel in Wien 


von 
Dr. Julius Wiesner, 
0. ö. Professor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen an der Wiener Universität. 
Zweite, gänzlich umgearbeitete und erweiterte Auflage. 
Erster Band: 
Gr. 8. 795 S. Mit 153 Textfiguren. — Geh. M. 25.—; in Halbfranz geb. M. 28.—. 
——. Band Il erscheint Mitte nächsten Jahres. { 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


Soeben beginnt zu erscheinen: 


Das Pflanzenreiıch. 


Regni vegetabilis conspeectus. 


Im Auftrage der Königl. preussischen Akademie der Wissenschaften 


herausgegeben von 


A. Engler. 


Lex. 8. 


Das Unternehmen erscheint in einzelnen für sich paginirten 
Heften. Jede Familie ist ein in sich abgeschlossenes Ganzes 
mit eigenem vollständigem Register. Text des systema- 
tischen Theiles in lateinischer Sprache. Familien von 
mehr als 2 Bogen Umfang bilden ein Heft für sich; 
kleinere werden in Heften von 2—4 Bogen vereinigt. 


Preis jedes Bogens M. —.80. 


Vom Jahre 1902 ab werden durchschnittlich jährlich 
50 Bogen erscheinen, bis dahin weniger. 


Bisher sind erschienen: 


Heft 1 (IV. 45.) Musaceae mit 62 Einzelbildern in 10 
Figuren von K. Schumann. M. 2.80. 
Heft 2 (IV. 8. u. 10.) Typhaceae u. Sparganiaceae 
mit 51 Einzelbildern in 9 Figuren von P. Graebner. 

M. 2.—. 

Heft 3 (IV. 9.) Pandanaceae mit 193 Einzelbildern in 
22 Figuren, darunter 4 Vollbildern, von ©. Warburg. 

M. 5.60. 

SE” Ausführliche Ankündigungen, die über Einrichtung, Gliederung 

und Erscheinungsweise des Unternehmens Auskunft geben, sind durch alle 


Buchhandlungen oder direkt von der Verlagsbuchhandlung erhältlich. Die 
beiden ersten Hefte legen die Buchhandlungen zur Ansicht vor. 


Druck der Kgl. Universitäts-Druckerei von H. Stürtz in Würzburg. 


DYNGORPS1S 


DER 


MIITTELEUROPAISCHEN FLORA 


VON 


PAUL ASCHERSON 


DR. MED. ET PHIL. 
PROFESSOR DER BOTANIK AN DER UNIVERSITÄT ZU BERLIN 


UND 


PAUL GRAEBNER 


DR. PHIL. 
ASSISTENT AM KGL. BOTANISCHEN GARTEN ZU BERLIN 


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SECHSTER BAND 
BOGEN 6—15 
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ROSACEAE 
ROSEAE. (Bearbeitet von Dr. R. KELLER.) 


LEIPZIG 
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 


1901. 


Ausgegeben am 19. November 1901. 


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Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


Im Jahre 1900 begann zu erscheinen: 


Das Pflanzenreich. 


Regni vegetabilis conspectus. 
Im Auftrage der Königl. preussischen Akademie der Wissenschaften 


herausgegeben von 


A. Engler. 
Lex. 8. 


Das Unternehmen erscheint in einzelnen für sich paginirten Heften. Jede 
Familie ist ein in sich abgeschlossenes Ganzes mit eigenem vollständigem 
Register. Text des systematischen Theiles in lateinischer Sprache. Familien 
von mehr als 2 Bogen Umfang bilden ein Heft für sich; kleinere werden in 
Heften von 2—4 Bogen vereinigt. 
Preis jedes Bogens ‚« —.80. 


Vom Jahre 1902 ab werden durchschnittlich jährlich 50 Bogen erscheinen, 
bis dahin weniger. 


Bis zum Sommer 1901 erschienen: 
Heft 1. (IV. 45.) Musaceae mit 62 Einzelbildern in 10 Figuren von K. Schu- 


mann. N 2.80. 
Heft 2. (IV. 8. u. 10.) Typhaceae u. Sparganiaceae mit 5l Einzelbildern 
in 9 Figuren von P. Graebner. IM 2.—. 
Heft 3. (IV. 9.) Pandanaceae mit 193 Einzelbildern in 22 Figuren, darunter 
4 Vollbilder, von ©. Warburg. Ib 5.60. 
Heft 4. (IV. 101.) Monimiaceae mit 309 Einzelbildern in 28 Figuren von 
Janet Perkins und E. Gilg. Ib 6.—. 


Heft 5. (IV. 75. u. 76.) Rafflesiaceae mit 26 Einzelbildern in 13 Figuren 
und Hydnoraceae mit 9 Einzelbildern in 5 Figuren von H. Graf 


zu Solms-Laubach. It 1.40. 
Heft 6. (IV. 242.) Symplocaceae mit 68 Einzelbildern in 9 Figuren von 
A. Brand. NM 8.—. 


Im Druck befinden sich: 
Heft 7. (IV. 12.) Naiadaceae von A. B. Rendle. 
Heft 8. (IV. 163.) Aceraceae von F. Pax. 
Heft 9. (IV. 236.) Myrsinaceae von G. Mez. 


Se Ausführliche Ankündigungen, die über Einrichtung, Gliederung 
und Erscheinungsweise des Unternehmens Auskunft geben, sind durch alle 
‘ Buchhandlungen oder direkt von der Verlagsbuchhandlung erhältlich. Die 
beiden ersten Heite legen die Buchhandlungen zur Ansicht vor. 


a ee EEE 


Rosa. s1 


ganz offen, blassrosa. Griffel behaart bis kahl.- Scheinfrucht 
kugelig oder oval, die. mittlere des Blüthenstandes meist kürzer gestielt, 
oft birnförmig, + dicht weichstachelig-drüsig, erbsen- bis kirschgross. 

In sehr zahlreichen Abänderungen durch das ganze Gebiet verbreitet; 
fehlt auf den Nordsee-Inseln. Bl: Juni. 

R. tomentosa Smith Fl. Brit. II. 539 (1800). DC. Prodr. II. 617 
(1825). Deseglise Ess. monogr. 122 (1861). Revision de la section 
Tomentosa. M&m. Soc. acad. de Maine et Loire XX (1866). Dumortier 
Soc. Bot. Belg. VI. 48 (1867). Christ Ros. Schw. 93 (1873). Deseglise 
SB. Belg. XV. 570 (1876). Burnat et Gremli Ros. Alp. marit. 68 (1879). 
Borbäs R. Hung. 509 (1880). Haläcsy u. Braun Nachträge z. Fl. v. 
Nied.-Oest. 248 (1882). Bräucker Deutschlands wilde Rosen 17 (1882). 
Crepin SB. Belg. XXI. 1. 84 (1882). Waldner Europ. Rosentyp. 37 
(1885). Cröpin Nouvelle Classific. d. Ros. 16 (1891). Beck Fl. Nied.- 
Oest. 814 (1892). Crepin Bull. SB. Belg. XXXI. 2. 78 (1892). Hasse 
Mitteleurop. Ros. 18 (1896). Schinz u. Keller Fl. Schw. 264 (1900). 
Koch Syn. ed. 2. 253. Nyman Consp. 232 Suppl. 114. Sturm D. 
Fl. Heft 18. 


Eine mannichfach abändernde Art. 


A. Zahnung einfach oder ein grösserer oder kleinerer Theil der Zähne mit einem 
oft drüsigen Nebenzähnchen, 
I. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 

a. farinul@nta. Stacheln der älteren Zweige kräftig, gebogen, mit 
breitem Grunde, an den blüthentragenden Achsen schwach, wenig 
zahlreich, oft fast fehlend, fast gerade. Nebenblätter der unteren 
Blätter schmal, der oberen breit, mit divergirenden, scharf zugespitzten 
Oehrehen,, oberseits spärlich, unterseits zottig behaart. Subfoliardrüsen 
meist fehlend. Blattstiel filzig, mit zahlreichen kurzgestielten, zum Theil 
im Filze fast verborgenen Drüsen. Endblättchen meist merklich 
grösser als die übrigen, gross bis mittelgross, eiförmig bis rund- 
lich-eiförmig, am Grunde oft deutlich herzförmig, vorn kurz zugespitzt, 
bisweilen in eine längere Spitze vorgezogen, oft auch abgerundet, Zähne 
breit, plötzlich in eine kurze, bisweilen drüsentragende 
Spitze zusammengezogen, hin und wieder mit drüsigem Zähnchen, 
Subfoliardrüsen fehlen. Blüthenstiele bis 4 mal länger als 
der Kelchbeeher, mehr oder weniger behaart. Kelchbecher 
kugelig-eiförmig, ohne Stieldrüsen. Kelchblätter auf dem Rücken 
drüsenlos, nach der Blüthe abstehend, später ausgebreitet, vor der 
Fruchtreife abfallend. Griffel behaart. Scheinfrucht kugelig bis 
eiförmig. — Dauphin&! Wallis; Vogesen! Königsberg; Bosnien! Viel 
seltener als die stieldrüsigen Abänderungen mit doppelt gezähnten Blättchen. 
— R. tomentosa A. ]. a. farinulenta R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 81 
(1901), vgl. Crepin SB. Belg. XXXI. 2. 78 (1892). R. farinulenta Crepin 
SB. Belg. VIII. 246 (1869). Nyman Consp. 232. R. villosa 6. nuda 
Seringe in DC. Prod. II. 618 (1825) z. T. — Eine Abänderung, deren 
Blüthenstiele einzelne Drüsen tragen, ist 2. rotunddta (Hasse 
a. a. ©. 21 [1896]). Sie ist überdies durch kugelige Scheinfrüchte, 
+ borstig behaarte Griffel ausgezeichnet. — Westfalen. — Ebenfalls eine 
wesentlich nur durch schwächere Behaarung abweichende Abänderung ist 

b. lanuginosa (R. lanuginosa Ravaud Herb, Crepin SB. Belg. XXX. 
1. 173 [1891] XXXI. 2. 78). Stacheln leicht gebogen, ziemlich kurz. 
Nebenblätter mit kurzen abstehenden Oehrchen, oberseits locker anliegend be- 
haart bis kahl, unterseits zottig-filzig. Subfoliardrüsen fehlen. Blattstiel filzig 


pec 21 1901 


Ascherson:u. Graebner, Synopsis. VI. 6 


RBosaceae. 


behaart, fast drüsenlos. Blättehen ziemlich gross (3—4 cm lang), oval, gegen 
den Grund verschmälert, vorn abgerundet oder kurz zugespitzt, oberseits 
fast loeker anliegend behaart, dunkelgrün, unterseits hell- 
grün, mit scharf hervortretenden Adern, drüsenlos, locker 
weichwollig behaart. Hochblätter oberseits kahl. Blüthenstiele 2—2"/2- 
mal so lang als die Scheinfrucht, + behaart. Kelchbecher oval. Kelch- 
blätter mit laubigem Anhiingsel, auf dem Rücken drüsenlos, die äussern 
mit wenigen, ziemlich kurzen, eiförmigen oder lanzettlichen Fiedern, amı 
Rande nur sehr zerstreut drüsig, Griffel kurz und spärlich be- 
haart. Scheinfrucht kugelig. — Dauphine! 

b. Alsätica!). Stacheln am Grunde der Blätter oft paarig. Blätter 
7zählig. Blättehen so weit entfernt, dass sie sich mit den Rändern 
nicht berühren. Blättcehen mittelgross, oval, mit etwas breiter 
Zahnung. Zähne bald einfach, bald zusammengesetzt. Zähn- 
chen drüsig. Subfoliardrüsen nur vereinzelt auf den Secundär- 
nerven. Hochblätter lanzettl., länger als die Blüthenstiele. Kelchblätter 
nach der Blüthe abstehend, mit gezähntem, lanzettlich verbreitertem, 
drüsenlosem Anhängsel, die äussern mit breit-lanzettlichen Fiedern. Griffel 
fast kahl. Scheinfrucht breitkugelig, am Grunde deutlich in den 
Fruchtstiel zusammengezogen. — Baselland! — R. tomentosa A. 1. b. 
Alsatica R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 82 (1901). AR. alsatica Favrat 
Herb. (1889), — Favrat sah in dieser Rose das Analogon zu seiner 
R. semproniana. Wie er diese für einen Hibriden R. corüfolia X pomi- 
jera hielt, so glaubte er auch, dass R. alsatica eine Kreuzung zwischen 
R. corüfolia und k. tomentosa sei. Ein zwingender Grund zu dieser An- 
nahme liegt nicht vor. Die Scheinfrüchte sind gut entwickelt, die Griffel 
fast kahl, Eigenschaften, die dem Kreuzungsproducte nicht zukämen. Die 
eigenthüinliche, seltene Abänderung ist vielmehr in der Formengruppe A 1, 
das Analogon zur var. dumosa in der Formengruppe A II, d.h. ein 
Uebergang von der Formengruppe A zur Formengruppe B. 

II. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 

a. cineräsecens. Zweige bläulich bereift. Stacheln fast gerade, mit 
verbreitertem Grunde, schlank, zerstreut. Blattstiel filzig, fast 
drüsenlos, oft mit Stacheln. Blätter 7zählig, an den Schösslingen 
7—9zählig. Blättehen eiförmig, zugespitzt, weichfilzig, 
unterseits drüsenlos, mit vorspringenden Nerven. Blüthenstiele und 
Kelchbecher drüsenborstig. Griffel behaart. Scheinfrucht kugelig, bisweilen 
eiförmig. — Eine ziemlich verbreitete Abänderung: Provence! Dauphine; 
Savoyen! Schweiz!! Elsass; Belgien; Luxenburg; Rheinpreussen; Tirol; 
Niederösterreich; Ungarn; Bosnien!! — R. tomentosa var. cinerascens Crepin 
Bull. Acad. Belg. 2 Ser. XIV. 106 [35] (1862). R. einerascens Dumortier 
Fl. Belg. 93 (1827). SB. Belg. VI. 48 (1867). — 2. cineräcea 
(R. eineracea Crepin Herb.) ist nach Borbäs (R. Hung. 503 [1880|]) 
eine Abänd., in deren Blattfilz mehr oder weniger zahlreiche 
Subfoliardrüsen verborgen sind. Die schmalblätterige und etwas 
drüsige Abänderung ist 3. subadenophylla?) (It. einerascens f. suba- 
denophylia Borbäs a. a. O. 510 [1880]). Blättehen eiförmig-elliptisch oder 
eiförmig-lanzettlich, unterseits an den Nerven spärlich-drüsig. — 
4. subdupliedta (Borbäs in ÖBZ. XXXIII [1883] 151) ist eine Ab- 
änderung, deren Blattzähne öfter ein drüsiges Nebenzähnchen tragen. — ° 
Eine zur folgenden Abart hinneigende Unterabart von A. II. a. cineras- 
cens ist b. lasioclada3) (R. cinerascens var. lasioclada Boullu in Pons 
et Coste Herb. Ros. Nr. 100 [1895]. Blüthenachsen schwach be- 
haart, allmählich verkahlend. Blättchen länglich-elliptisch. Griffelköpfehen 
über dem Discus etwas erhöht, behaart. Scheinfrucht kugelig bis eiförmig. 


1) Alsatieus, aus Elsass. 
2) Von sub- etwas, dd» Drüse und pÖ//ov Blatt. 
3) Von Adorog zottig und »Adöog Ast. 


b. 


Rosa. 83 


micans. Kräftiger, 1—3 m hoher |}, mit ruthenförmig überhängenden 
Aesten. Blüthentragende Zweige weissfilzig behaart. Stacheln 
leicht gebogen, mit scheibenförmigem, verbreitertem Grunde. Blattstiel 
dicht behaart, spärlich mit feinen Drüsen besetzt, etwas bestachelt. Blätt- 
chen zu 5—7, oval-elliptisch oder eiförmig, zugespitzt, einfach gezähnt, 
aber an den Zähnen öfter mit sitzenden Drüsen, ohne Sub- 
foliardrüsen, filzig behaart, glänzend. Blüthenstiele neben 
den Stieldrüsen + stark mit drüsenlosen Haaren bekleidet, meist 
kürzer als die Tragblätter. Kelchbecher oval, oben etwas zusammen- 
gezogen, am Grunde mit Stieldrüsen. Kelchblätter früh abfallend. Blumen- 
blätter lebhaft roth. Griffel behaart. Scheinfrucht kugelig oder eiförmie. 
— Eine ziemlich seltene Abänderung der Art: Dauphin&! Savoyen; Vogesen! 
Schweiz; Südtirol! Bosnien !! — X. tomentosa A. II. b. micans R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 83 (1901), vgl. Crepin SB. Belg. XXXI. 2. 78 (1892). 
R. micans Desegl. SB. Belg. XV. 555 (1876). Nyman Consp. 232. 
R. veliütina Chabert in Cariot Etude des fl. 677 (1865). — Hierher gehört 
auch R. t. var. eiliatopetala Ilse Herb. nicht auct. R. thuringiaca Crepin 
Bull. Acad. Brux. SB. Belg. VIII. 319 (1869). 


. deeölorans. |} sehr stark. Aeste bogig verlängert, herabhängend (bis 


3 m), von der Tracht einer R. canina. Schösslinge sich sehr 
rasch verlängernd, weinroth überlaufen. Stacheln ge- 
krümmt, stark, die der mehrjährigen Aeste breit. Blättchen fast gleich 
gross, auch die Endblättehen kaum grösser als die benach- 
barten Seitenblättehen, am Grunde abgerundet oder herzförmig aus- 
gerandet, die der blüthentragenden Zweige rundlich-eiförmig, sehr kurz 
und breit zugespitzt, an den Schösslingen oval, stumpf. Zähne, nament- 
lich an den Schösslingsblättern, sehr kurz, sehr klein und dicht, 
wenig hervortretend, kerbig. Behaarung dicht, unterseits mit stark hervor- 
tretenden Nerven. Subfoliardrüsen fast fehlend. Blüthenstand 
oft vielblüthig. Kelchblätter mit linealem, nicht laubig ver- 
breitertem Anhängsel, die äussern mit schmäleren, weniger zahlreichen 
Fiedern. Blumenblätter gross, blassrosa. Griffel stark behaart. 
Scheinfrucht klein, verkehrt-eiförmig bis fast kegelförmig, fast ohne Stiel- 
drüsen. — Nicht häufig; Schweiz; Belgien; Jena. — R. tomentosa 1. 
decolorans Christ Ros. Schw. 99 (1873). 
dumösa. Dicht bestachelter fj. Stacheln lang, gerade oder schwach 
gebogen, mit verbreitertem Grunde. Nebenblätter beiderseits behaart, mit 
drüsig gewimpertem Rande. Blattstiel dicht behaart, drüsig und stachelig. 
Blättchen ziemlich gross, oval-elliptisch, gegen den Grund etwas ver- 
schmälert, oberseits anliegend, unterseits + dicht filzig behaart, die 
unteren mit mehr oder weniger zusammengesetzter, die 
obern miteinfacher Zahnung. Zähne mit aufgesetzter scharfer Spitze. 
Blüthenstiele lang. Hochblätter beiderseits behaart. Kelchbecher ei- 
förmig, vorn verschmälert, + dicht stieldrüsig. Kelchblätter lang, spatelig, 
am Rücken drüsenreich, die äussern mit breiten Fiedern, nach der Blüthe ab- 
stehend bis aufgerichtet, vor der Fruchtreife abfallend. Blumenblätter 
blassroth. Diseus etwas erhaben. Griffel wollig. Scheinfrucht 
oval, mit Stieldrüsen besetzt. — Provence, Savoyen, Schweiz! Belgien etc. 
— .R. tomentosa A. II. d. dumosa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 83 
(1901), vgl. Crepin SB. Belg. XXXI. 2. 78 (1892). R. dumosa Puget in 
Deseglise Rev. sect. Tom. 40 (1866). 

2. Cottetii!) (R. Keller Herb.) ist eine Abänderung der Abart 
A... d., welche ungleichstachelig ist. Schösslingsblätter 


1) Nach Michel Cottet, * 15. Apr. 1825 in Bossonens, 7 9. Dec. 1896 
(Christ br.), Canonicus und: Pfarrer in Gruy®res, Canton Freiburg, mit Francois 
Castella, * 27. Aug. 1850 in Albeuse (Christ br.), Canonieus und Pfarrer in 
Romont, Canton Freiburg, Verfasser von Guide du Botaniste dans le Canton de 
Fribourg. Soe. Frib. des se. nat. VIII—XI. 1887—90. Frib. 1891. 


6* 


Rosaceae, 


oft 9zählig. Blattstiel sehr reichlich bestachelt. Blüthenstiele, Rücken 
der Kelehblätter und Scheinfrucht dieht mit Stieldrüsen besetzt. Griffel 
behaart, nicht wollig. — Freiburg! 
B. Zahnung der Blättchen zusammengesetzt (vgl. A. I. b. und A. II. a. 4., d.). 
I. Subfoliardrüsen fehlen oder sie finden sich nur am Mittelnerv, oder hin und 
wieder auch an den Seitennerven der untersten Blättchen. Blüthenstiele mit 
Stieldrüsen. 


a. Griffel kahl. 


1. 


De 


Gisleritl),. h 1—2 m, mit ziemlich zahlreichen, langen, 
geraden oder etwas gebogenen Stacheln bewehrt. Stacheln 
mit verbreitertem, scheibenförmigem Grunde. Nebenblätter schmal, 
oberseits kahl, unterseits dicht behaart, drüsig, am Rande drüsig ge- 
wimpert. Oehrchen kurz, gerade vorgestreckt oder etwas divergirend, 
Blüthenstiele lang, einzeln oder zu mehreren, am Grunde mit 
kleinen, kahlen, am Rande drüsigen Hochblättern. Kelchbecher eiförmig 
oder elliptisch, wenigstens am Grunde mit Stieldrüsen. Kelchblätter 
nach der Blüthe langsam sich erhebend, abstehend, früh abfallend. 
Blumenblätter gross, hellrosa. Scheinfrucht länglich-eiförmig, 
mehr oder weniger stieldrüsig. — Schweiz: Altorf. — R. tomentosa var, 
Gisleri Crepin SB. Belg. XXVII. 1. 85 (1888). R. Gisleri Puget 
in Desöglise SB. Belg. XV. 560 (1876). R. abietina f. Gisleri Christ Ros, 
Schw. 135 (1873). — Sehr nahe steht ihr db. confüsa (R. confusa 
Puget in Desegl. SB. Belg. XV. 573 [1873]. R. abietina f. confusa Christ 
a. a. O. 136 [1873], vergl. Crepin a. a. O.), eine etwas stärker be- 
haarte, drüsenreichere Abänderung der Abart Gisleri. Blattstiel filzig, 
drüsig, stachelig. Blättchen oval bis länglich-oval, zugespitzt, 
oft gegen den Grund deutlich verschmälert, oberseits anliegend, 
unterseits dieht filzig behaart. Mittelnerv mit einzelnen Drüsen, 
Kelchblätter bis zur Färbung der Scheinfrucht bleibend. Scheinfrucht 
länglich-elliptisch oder eiförmig, vorn etwas verschmälert, drüsig- 
stachelig gleich dem Fruchtstiel. — Savoyen. 

purpuräta. Grosser, ca. 2 m hoher, dicht verzweigter, gedrungener 
Strauch. Stacheln gebogen, kräftig, zahlreich. Zahnung wenig tief. 
Zähne klein, anliegend, Zähnchen klein, oft drüsenlos. 
Behaarung dicht, an den Nerven glänzend. Blüthenstiele so 
lang oder wenig länger als der Kelehbecher. Dieser schmal keulen- 
förmig. Kelchblätter am Rande fast drüsenlos, nach der Blüthe auf- 
recht abstehend, auf dem Rücken gleich dem Kelchbecher und den 
Blüthenstielen mit rothen Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher und 
blüthentragende Zweige blutroth überlaufen. Blumenblätter 
bleich. Scheinfrucht keulenförmig. — Jura. — NR. tomentosa f. pur- 
purata Christ Flora LIX (1876) 375. 


b. Griffel behaart. ’ 


1 


Blättehen mittelgross bis gross, 


a. subglobösa. Starker Strauch, meist reichlich mit derben 
Stacheln bewehrt. Nebenblätter meist schmal, dicht behaart, mit 
drüsig gewimpertem Rande. Blättcehen oval, weichfilzig, 
grob doppelt gezähnt, öfter hie und da einfach. Zähne wenig 
tief, leichtin Kerbungübergehend,.anliegend. Zähnchen drüsig. 
Blüthenstiele meist länger als die Tragblätter. Kelchbecher fast 
kugelig, oft mit Stieldrüsen dicht besetzt. Kelchblätter mit lau- 
bigem, spateligem Anhängsel. Fiedern der äusseren Kelch- 
blätter lanzettlich, oft fiederspaltig, am Rande drüsig gewimpert, 


1) Nach Anton Gisler, r 1888, Canonieus und Professor in Altorf, boch- 
verdient um die Flora des Canton Uri (vgl. Rhiner NG. St. Gallen 1891/2. 


Rosa. S5 


nach der Blüthe flach ausgebreitet, vor der Fruchtreife ab- 
fallend. Scheinfrucht kugelig. — Sehr verbreitete, häufigste Abart 
der R. tomentosa!! — R. tomentosa var. subglobosa Carion Cat. Pl. 
Saöne-et-Loire 53 (1859). Baker Journ. Linn. Soc. XI 217 (1871). 
R. subglobosa Smith Engl. Fl. II. 384 (1824) Koch Syn. ed. 2. 
253. Nyman Consp. 232. — Hierher gehört auch 

2. dimorpha!) (R. dimorpha Deseglise in Essai Monogr. 121 
[1861] nicht Besser), welche hauptsächlich durch die schmäleren 
Blättehen von dem Typus der Abart subglobosa abweicht. — Hasse 
hat (a a. OÖ.) zum Eintheilungsprincip der Formengruppe mit doppelt 
gezähnten Blättchen die Gestalt der Blättehen gewählt, die übrigens 
viel grösseren Schwankungen unterliegt als die Drüsigkeit. Er ordnet 
die var. subglobosa seiner var. latifolia (a. a. ©. 22) unter, seine var, 
longifolia eglandulosa — var. terebinthinacea (Hasse a. a. O. 23 
nicht Besser) ist eine schmalblätterige Abänderung der typischen 
subglobosa, steht somit der dimorpha nahe. — Eine Abänderung mit 
wiederholt sprossenden, zahlreichen Fruchtstielen von 
sehr verschiedener Länge, alle mit kurzen, spitzen Hochblättern und 
zerstreuten Stieldrüsen, die hie und da selbst fehlen, ist 8. prolifera 
(Bräucker a. a. O. 18 |1882])! 

$3 Billotiana?) (Cröpin in Wildem. u. Durand Prodr. Fl. 
Belg. Phan. 462 [1900]. R. Büllotiana Crepin SB. Belg. XXI. 1. 89 
[1882]) ist eine durch drüsenärmere Zahnung, oberwärts mehr oder 
weniger stark behaarte blüthentragende Zweige und etwas 
behaarte Blüthenstiele ausgezeichnete Unterabart, welche die 
Formengruppe B mit A. II. b. micans verbindet. — 888 setulosa 
(Crepin a. a. O. 19 [1882]) ist überdies durch das Vorhandensein 
von nadelförmigen Drüsenborsten an den Blüthenzweigen aus- 
gezeichnet. 


** typica (R. tomentosa f. typica Christ Ros. Schw. 95 [1873]) 
weicht durch die ovalen oder länglichen Scheinfrüchte ab. 
— Im montanen Gebiete der Voralpen und Alpen tritt diese Ab- 
änderung häufig auf!! 


23, Blättchen klein. 


intromissa. Blättchen länglich-oval, filzig, die der unteren 
Blätter mit kleiner, zusammengesetzter, drüsenreicher 
Zahnung. Blättehen der oberen Blätter oft mit einfacher 
Zahnung. Blüthenstiele dicht stieldrüsig, etwas länger als die filzigen, 
drüsig gewimperten, kleinen Hochblätter und als die mit den auf- 
rechten, starkdrüsigen, scheinbar bleibenden Kelchblättern 
gekrönte Scheinfrucht. Blumenblätter lebhaft rosa. Scheinfrucht 
schwach drüsig-borstig, oval, nach oben verschmälert. Griffel 
wollig behaart. — Schweiz! Belgien; ähnlich auch aus Schlesien! — 
R. tomentosa f. intromissa Christ Ros. Schw. 101 (1873). R. intro- 
missa Crepin SB. Belg. VIII. 298 (1869). Nyman Consp. 232. — 
Christ sieht in dieser Abänderung der RA. tomentosa eine diese Rose 
mit der R. corüfolia verbindende Formenreihe, indem er stufenweise 
Abänderungen der Abart intromissa namhaft macht, welche in Bezug auf 
die Form der Stacheln, die Form und Behaarung der Blättechen von 
zweifellosen Tomentosae zu Formen führen, die von „R. coriifolia kaum 
unterschieden‘‘ sind. 


II. Subfoliardrüsen an den unteren und mittleren Laubblättern jedes Zweiges 
mehr oder weniger reichlich vorhanden. 


al ee ii, A Fe 


„ns 


1) Öluoogpog zweigestaltig. 
2) 8. I. S. 61 Fussn. 2. 


86 Rosaceae. 


a. Griffel kahl oder spärlich behaart. 

H&rculisi). Grosser, an den älteren Trieben dicht bestachelter |}. 
Blüthentragende Zweige stachellos oder nur spärlich be- 
wehrt. Stacheln der Zweige kräftig, seitlich zusammengedrückt, mit ver- 
längertem Grunde, fast gerade, nur gegen die Spitze etwas gebogen, an 
den oberen Theilen der Zweige mit spärlichen, stacheligen 
Borsten und Haaren untermischt. Nebenblätter unterseits drüsig. 
Blattstiel dicht behaart, drüsig und stachelig. Blättehen gross (4—5 em 
lang und 3 cm breit), elliptisch, am Grunde abgerundet oder schwach 
herzförmig ausgerandet, vorn abgerundet oder kurz zugespitzt, dünn, 
oberseits kurz, locker behaart, unterseits weissfilzig, an 
den Nerven und auf der Fläche spärlich drüsig. Blüthenstiele länger 
als die lanzettlichen, unterseits behaarten Hochblätter. Blüthen ca. 5 em 
im Durchmesser. Kelchbecher eiförmig, drüsig borstig. Kelchblätter wenig 
kürzer als die Blumenblätter, auf dem Rücken drüsenreich, an der Spitze 
mit blattförmig erweitertem, tief gezähntem Anhängsel, die äussern reich- 
lich gefiedert. Fiedern lanzettlich gesägt, bisweilen fast fiederig gespalten, 
nach der Blüthe aufrecht, lange bleibend, Scheinfrucht kugelig 
oder kugelig-eiförmig, unter dem Discus zusammengezogen, 
borstig, mitdrüsenlosen oder drüsentragenden, nadelförmigen 
Stacheln. — Ungarn: Banat: Herkulesbäder bei Mehadia; Domugled. 
— .R. tomentosa B. II. Herculis R. Keller in A. u. G. Syn. 86 (1901). 
R. Herculis Borbäs Ros. Hung. 512 (1880). 


b. Griffel behaart bis weisswollig. 


1. eristäta. }} 2'/a—3 m. Stacheln von ungleicher Grösse, z. T. sehr 
lang, stark, leicht gebogen, mit breitem Grunde, z. T. pfriemlich, 
schwächer. Blättchen mittelgross bis gross, spitz, äusserst tief und 
steil gezähnt. Zähne drüsig gezähnelt. Behaarung dicht, an den 
Nerven seidig schimmernd. Tragblätter sehr stark ent- 
wiekelt, dicht, silbern glänzend behaart. Blüthenstiele die Trag- 
blätter etwas überragend, nebst dem Kelchbecher und den Kelchblättern 
sehr dicht mit langen Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher oval, nach vorn 
etwas eingeschnürt. Kelchblätter nach der Blüthe aufrecht, 
zusammenneigend, sehr lang, scheinbar bleibend. Griffel ein 
weisswolliges Köpfchen bildend. Scheinfrucht weichstachelig. 
— Schweiz: Bern; Unterwallis! seltene Bergform. Thüringen: Jena. — 
R. tomentosa f. cristata Christ Ros. Schw. 101 (1873). 


2. subvillösa. Schwacher fj. Stacheln schwach, fast gerade. Blättchen 
genähert, rundlich-ovalbiskreisrund. Endblättchen grösser 
als die benachbarten Seitenblättchen. Zahnung dicht, scharf. 
Zähne aussen oft mit 4—7 sitzenden Drüsen und 1—3 Zähnchen, innen 
mit 1 Zähnchen und 1—2 sitzenden Drüsen. Blättchen beider- 
seits seidig glänzend, unterseits dicht behaart, weisslichgrau. 
Blüthenstiele meist etwa 2 mal so lang als die Tragblätter. Kelchblätter 
sehr drüsig. Blumenblätter freudig rosenroth, tief ausgerandet. Griffel 
kurz, dicht weisswollig. Scheinfrüchte fast ohne Stieldrüsen, von 
den scheinbar bleibenden Kelchblättern gekrönt, kugelig. — Schweiz: 
Jura! Thüringen! — R, tomentosa f. subvillosa Christ Ros. Schw. 100 
(1873). 

Duerrnberg£eri2). f} von mittlerer Grösse. Stacheln gleichartig, 
klein, gekrümmt. Nebenblätter oberseits kahl oder zerstreut behaart, 
unterseits dicht behaart, drüsig, am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel 


= 


1) Nach dem Fundorte, den Herkulesbädern bei Mehadia in Süd-Ungarn. 

2) Nach Adolf Dürrnberger, * 4. Juni 1838 (Frau Olga Dürrnberger br.) 
+ 27. Oct. 1896, Hof- und Gerichts-Advocat in Linz, hochverdient um die Flora 
Ober-Oesterreichs.. Auch die Synopsis verdankt ihm eine werthvolle Mittheilung, 


N RE 


Rosa. 37 


dicht weissfilzig, drüsig und stachelig. Blättchen ziemlich gross, 
länglich-eiförmig, beiderseits abgerundet oder eiförmig, kurz zu- 
gespitzt, oft gegen den Grund sehr verbreitert und herzförmig ausgerandet. 
(Zahnung wie bei voriger); oberseits schwach behaart bis fast 
kahl, bläulichgrün, unterseits an den Nerven weiss- 
glänzend, sonst grauweiss-filzig. Blüthenstiele ca. 2 em lang, mit 
kurzgestielten Drüsen besetzt. Blumenblätter aufrecht oder abstehend 
auf dem Rücken mit wenigen Drüsen, blassrosa. Griffel weisswollig. 
Scheinfrucht gross, kugelig, mit zerstreuten Drüsenborsten. — Ober- 
österreich. — R. tomentosa var. Duerrnbergeri J. B. v. Keller, Weitere 
Beiträge zur Rosenflora von Oberöst. 53 (1893). 


III. Subfoliardrüsen an allen Laubblättern z. T. sehr reichlich über die ganze 
Fläche vertheilt, z. T. nur an dem Mittel- und den Secundärnerven, 


a. Blüthenstiele ohne oder mit vereinzelten Stieldrüsen. 

farinösa. |} gedrungen, Stacheln fast gerade. Blättchen sehr 
klein, mit den Rändern sich fast berührend, sehr kurz und fein 
doppelt gezähnt, oben grau, unten weisslich-filzig, mit 
körnigen Subfoliardrüsen dicht und gleichmässig über- 
zogen. Blüthenstiele ziemlich lang, ohne oder mit vereinzelten 
Stieldrüsen. Kelchbecher drüsenlos, kugelig. Blüthen sehr klein. 
Kelehblätter kurz, spitz auslaufend, scheinbar bleibend, auch die äusseren 
wenig getheilt. Blumenblätter lebhaft rosa. Griffel weisswollig. 
Scheinfrucht kugelig. — Würzburg; Thüringen! Tirol. — R. tomentosa 
e. farinosa Ser. in DC. Prod. II. 618 (1825). Christ Ros. Schw. 98 
(1873). R. farinosa Bechstein in Rau Enum. ros. Wire. 147 (1816). 
Forstbot. 243, 1046 (1824). Koch Syn. ed. 2. 253. Redout& Ros. t. 147. 
R. tristis Kerner herb. 


b. Blüthenstiele und oft auch die Kelchbecher dicht mit Stieldrüsen besetzt. 
1. Griffel kahl oder spärlich behaart. 

a. foetida. Grosser fi mit ruthenförmigen Aesten. Stacheln leicht ge- 
bogen bis fast gerade. Nebenblätter oberseits kahl, unten flaumig 
behaart und drüsig. Blattstiel flaumig behaart, drüsig, unterseits 
stachelig. Blättehen oval, am Grunde abgerundet oder herzförmig 
ausgerandet, scharf zugespitzt (Zahnung offen; Zähne lang, scharf 
zugespitzt, aussen und innen mit drüsentragenden Zähnchen), ober- 
seits fast kahl, unterseits graufilzig, durch die nicht sehr 
zahlreichen Subfoliardrüsen von terpentinartigem Geruch. Blüthen- 
stiele so lang oder wenig länger als die ovalen, oberseits kahlen, 
unterseits Jaumigen, drüsigen Tragblätter. Kelchbecher länglich- 
eiförmig, mit Stieldrüsen. Kelehblätter auf dem Rücken drüsen- 
reich, nach der Blüthe ausgebreitet, später aufgerichtet, vor der 
Fruchtreife abfallend. Blumenblätter hellrosa. Scheinfrucht oval. — 
Dauphin&! (besonders in Grossbritannien verbreitet) — R. tomentosa 
y. foetida Seringe in DC. Prod. II. 618 (1825). KR. foetida Bastard 
Suppl. Fl. Maine et Loire 29 (1812). Nyman Consp. 232 Suppl. 114. 
Redoute Roses t. 53. 

b. scabriüscula. f} ausgebreitet dünnästig, mit auffallend langen, 
zahlreichen, abwärts gebogenen, oft gepaarten Stacheln. Blätt- 
chen meist zu 5, klein, oval, in eine lange Spitze vor- 
gezogen,sehr scharf und fein doppelt gezähnt, mit zerstreuten, 
sehr feinen, sitzenden Subfoliardrüsen, oberseits spärlich be- 
haart. Blüthen sehr lang gestielt. Blüthenstiele 3—4 mal länger 
als der Kelchbecher, nicht weichstachelig, sondern fein stieldrüsig. 
Kelchblätter in ein schmal-linealisches Anhängsel auslaufend, vor der 
Färbung der Scheinfrucht abfallend. — Schweiz! Thüringen! — 
R. tomentosa var, scabriuseula Baker Monogr. of Brit. Ros. 217 (1869). 
R. scabriuscula Smith Engl. Bot. XXVII. t. 1896 (1824). Koch Syn. 
ed. 2. 253. Nyman Consp. 232 Suppl. 114. 


ss Rosaceae, 


c. euspidäta. fj mit zahlreichen, fast rechtwinklig verzweigten Aesten. 
Stacheln kräftig, leicht gebogen. Blätter 5zählig. Blattstiel reich- 
drüsig. Nebenblätter dicht gewimpert. Endblättchen bedeutend 
grösser als die übrigen, mit keiligem Grunde, rautenförmig 
zugespitzt (Zahnung fein; Zähne schmal), unterseits mit kurz- 
gestielten röthlichen Drüsen, die theilweise über die ganze Fläche 
verbreitet sind. Geruch stark terpentinartige. Blüthen lang ge- 
stielt. Griffel fast kahl. Scheinfrucht klein, kugelig-eiförmig. 
— Savoyen! Schweizer Jura! und Hochebene!! Alpenthäler; Thüringen ! 
u. anderwärts. — R. tomentosa var. cuspidata Godet Suppl. fl. Jur. 61 
(1869). R. pseudocuspidata Crepin in Bull. SB. Belg. XI. 89 (1872). 
R. cuspidata Deseglise in Rev. sect. Toment. 8 (1866) nicht M. Bieb. 


d. anthraciticat). Zweigelang, dünn. Stacheln schwach gekrümmt, 
klein, spärlich. Blättehen entfernt stehend, sehr lang, keilig-lan- 
zettlich, mit steiler, tiefer, schmaler Zahnung. Behaarung 
namentlich oberseits lockerer, Blättchen daher fast dunkelgrün. Sub- 
foliardrüsen zahlreich. Blüthenstiele sehr lang, dicht 
drüsig. Kelehbecher rundlich - eiförmig. Kelchblätter lang, schmal 
mit linealischem Anhängsel, nach der Blüthe abstehend. Blumen- 
krone klein, blassrosa, halb geschlossen. Griffel verlängert, 
fast kahl. Scheinfrüchte gut entwickelt. — Schweiz: Ct. Zürich !! 
Basler Jura; Pfalz; Westfalen! — R. tomentosa f. Anthraeitica Christ 
Flora LX (1877) 406. R. tomentosa X sepium Christ Ros. Schw. 103 
(1873). Vgl. auch Crepin Bull. SB. Belg. XXXII. 131 (1894). 


e. Hedevigae?2). }} mittelgross bis gross, mit ausgebreiteten Aesten 
und aufrechten, ziemlich dicht bestachelten Stämmen. Stacheln 
derb bis 1,5 em lang, aus länglichem Grunde allmählich sichel- 
förmiggekrümmt. Blätter 7zählig. Nebenblätter schmal, linealisch, - 
mit schmalen, dreieckigen Oehrchen, am Rande durch kleine Drüsen 
gewimpert. Blattstiel filzig, drüsig und stachelig. Blättcehen gross, 
breit- bis länglich-elliptisch, am Grunde schwach herzförmig, 
vorn zugespitzt (Zahnung breit,abstehend, mit Drüsenzähnchen 
und sitzenden Drüsen), beiderseits mit sehr kurzen Sammet- 
haaren dicht besetzt, auf der ganzen Unterfläche dicht drüsig, 
oberseits dunkelgrün, glänzend, unterseits blassgrün. Blüthenstiele 
länger als die Tragblätter, schwach drüsig-borstig. Kelchblätter mit 
langem, schmalem Anhängsel, auf dem Rücken dichtdrüsig mit kurzen, 
schmalen Fiedern, nach der Blüthe abstehend, vor der Färbung der 
Scheinfrucht abfallend. Blumenblätter ziemlich gross, blassrosa. Griffel 
kurz, spärlich behaart. Scheinfrüchte schwachdrüsig be- 
kleidet, eiförmig, über der Mitte sehr deutlich halsförmig 
verschmälert. — Südgalizien. — R. tomentosa B. II. b.1. e. Hede- 
vigae R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 88 (1901), AR. Hedevigae 
Blocki in ÖBZ. XXXVII (1887) 384. 


2. Griffel stärker behaart bis wollig. 


a. Stacheln gleichartig oder nur an den Blüthenzweigen mit ganz ver- 
einzelten Stieldrüsen und drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln. 


I. ceuspidatoides. Stacheln fast gerade oder leicht gekrümmt. 
Blätter 5—7 zählig. Blättchen breit-elliptisch bis länglich-elliptisch 
oder lanzettlich, weichfilzig, unterseits zerstreut drüsig. 
Zahnung zusammengesetzt. Tragblätter gross. Kelchblätter nach 
der Blüthe abstehend, bald abfallend.. Blumenblätter rosenroth. 
Scheinfracht gross, rundlich-elliptisch bis kugelig- 


. 
, 
| 
| 


1) Von anthracites. Steinkohle (&v#oa& Kohle); die Form wurde bei Wald- 
moor in der. Rheinpfalz auf. Kohlenkalk beobachtet. 
2) Der Autor giebt.nicht an, nach welcher Hedwig diese Eoem benannt ist. 


Rosa. sg 


eiförmig, drüsenlos oder mit Stieldrüsen. — Eine vorzugsweise 
nördliche und östliche Abänderung der R.t. — R. tomentosa B. II. 
b. 2. a. I. cuspidatoides R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 88 (1901). 
R.e. Crepin in SB. Belg. XI. 127 (1872) XXT. 94 (1882). — Vgl. Borbäs 
Bot. Centralbl. III (1880) 959 u. J. B. von Keller a. a. ©. V (1881) 
218. — PB. Zabelii!) (R. Zabelii Crepin SB. Belg. XXI. 1. 
94 [1882]) ist eine durch besonderen Drüsenreichthum ausgezeichnete 
Unterabart. Subfoliardrüsen sehr zahlreich, einzelne 
Blättchen mit Suprafoliardrüsen. Blüthenstiele und Kelch- 
becher sehr dieht mit Stieldrüsen bekleidet. Kelchbecher kugelig. 
Blumenblätter drüsig gewimpert. Scheinfrucht kugelig-eiförmig. — 
Norddeutschland. — y. umbelliflora (R. umbelliflora- Swartz in 
Scheutz Bidrag ete. in k. Vet. Akad. Förhandl. 2. 43 [1873]. 
R. cuspidatoides $. minor Scheutz in Studier Skand. art. ete. 37 [1872]. 
R. villosa y. subrubiginosa Wahlenberg Fl. Suec. ed. 3. 118 [1838]) 
ist ebenfalls eine Unterabart. Stacheln lang, gerade allmählich 
zugespitzt. Blättchen dicklich, länglich-oval bis lanzettlich, stark 
graufilzig, unten dieht drüsig, oben hin und wieder mit 
einigen Suprafoliardrüsen. Blüthenstiele lang. Kelchblätter 
kurz, nach der Blüthe abstehend, früh abfallend. Kelchbecher und 
Scheinfruceht oval. — Schleswig! Galizien!, aber ebenfalls vor- 
wiegend nordisch. — $$ longifrons (R umbelliflora f. long’frons 
Borbäs. — Die Verbindung mit den westlichen verwandten Abarten 
und Unterabarten wird durch 

** multiglandulosa (Hasse Westfäl. Ros. 23 [1896]) her- 
gestellt. Blättehen länglich-oval, ca. doppelt so lang als 
breit, am Grunde verschmälert, vorn zugespitzt (Zähne gross, 
scharf zugespitzt mit drüsigen Nebenzähnchen), unterseits dicht 
mit feinen, kurz gestielten, bräunlichen Drüsen über- 
sät. Blüthenstiele wenig länger als die Scheinfrucht, neben dem 
Kelchbecher und Rücken der Kelchblätter reichlich mit. ungleich 
langen Stieldrüsen besetzt. Kelehblätter mit lanzettlichem, zahn- 
losem Anhängsel, die äussern mit schmal-lanzettlichen, stieldrüsigen 
Fiedern, an der Scheinfrucht abstehend. — Westfalen. 


> capnoides?). Stacheln ziemlich zahlreich, an der Abgangs- 
stelle der Blätter oft zu 3, am Grunde verbreitert, leicht ge- 
bogen. Nebenblätter kurz, oberseits kahl, unterseits flaumig oder 
drüsig. Oehrchen gerade, zugespitzt. Blattstiel weissfilzig, drüsen- 
los oder mit einigen feinen Drüsen, bald stachellos, bald bestachelt. 
Blättehen zu 5—7, von mittlerer Grösse, oval, oberseits an- 
gedrückt kurzhaarig, unterseits flaumig-filzig behaart, drüsig, auch 
oberseits matt blaugrün. Blüthenstiele kürzer als die Deck- 
blätter. Kelchbecher oval bis länglich, stieldrüsig, Kelchblätter 
nach vorn spatelig verbreitert, auf dem Rücken drüsig; 
Fiedern der 3 äusseren Kelchblätter schmal, vor der vollen Reife 
der Scheinfrucht abfallend. Blumenblätter roth. Scheinfrucht ei- 
förmig. — Tirol! — R. tomentosa B. U. b. 2. a. 2. capnoides 
R. Keller in A. u. G. Syn. 89 (1901). R. capnoides Kerner in 
Deseglise SB. Belg. XV. 565 (1876). Nyman Consp. 232. Christ 
zieht die Rose zu R. abietina. 


1) Nach Hermann Zabel, Gartenmeister a. D. in Gotha, * 22. Sept. 1832 
in Neu-Katzow Kr. Wolgast, 1869—1895 Verwalter des Forstgartens in Hann. 
Münden, dessen äusserst reichhaltiges Arboretum von ihm zusammengebracht 
wurde, hochverdient um die Flora von Vorpommern (Uebersicht der Flora von 
Neu-Vorpommern und Rügen Archiv Fr. Naturg. Meckl. XIM. 14 (1859), Verf. 
der 8, 7 erwähnten Schrift über die strauchigen Spiraeen. Wir sind ihm für 
zahlreiche Mittheilungen verpflichtet. A, u.G, 

2) %»arvosıöng, vauchähnlich, schon im Alterthum für graue Farbe gebraucht, 


90 Rosaceae. 


b. Stacheln sehr ungleich. 


macracäntha?!)., Niedriger, gedrungener Zwergstrauch. 
Stacheln sehr reichlich, neben kleinen fast nadelförmigen 
ausserordentlich grosse, pfriemliche, die an den Schöss- 
lingen am Grunde stark verbreitert sind. Nebenblätter schmal, dicht 
drüsig gewimpert. Blättehen zu 5—7, klein, bald schmal-elliptisch, 
bald breiter, fast kreisföormig, Zahnung fein, scharf. Be- 
haarung oben dicht, silberglänzend, unten filzig. Sub- 
foliardrüsen sehr zahlreich. Tragblätter sehr klein, Blüthen- 
stiele kurz (ca. 1—1!/2 cm), doch die Tragblätter überragend, mit 
dem Kelchbecher, dem Rücken und Rande der Kelchzipfel dicht stiel- 
« und stachelig-drüsig. Kelchblätter sehr kurz, auch die äussern 
fast ungetheilt, nach der Blüthe aufrecht, die Scheinfrucht bei 
der beginnenden Färbung noch krönend. Blumenblätter schön rosen- 
roth. Griffelköpfehen wollig. Scheinfrucht gross, breit-oval, 
die mittlere eines Blüthenstandes meist etwas birnförmig in den 


Fruchtstiel verschmälert, weichstachelig. — Freiburg in Thüringen. — 
R. tomentosa var. macracantha Sagorski in Rosen von Naumburg 24 
(1885). 


(Frankreich; Britische Inseln; Dänemark; Skandinavien; Spanien ; 
Nördliches Italien; Serbien; Bulgarien; Russland; Kaukasus; östl. 


Kleinasien.) * 
9. x 17. R. arvensis X tomentosa? | s. am Schlusse 
10. x 17. R. Gallica X tomentosa | der Gattung. 
15. X 17. R. mollis X tomentosa s. unten. 
17. X 21. R. tomentosa X elliptica | s. am Schlusse 
17. X 32. .R. tomentosa X glauca der (anınae. 
17. x 40. R. tomentosa X pendulina \ s. am Schlusse 
17. X 41. R. tomentosa X pimpinellifolia | der Gattung. 


Bastard. 
BB: 11:-2:2. 9.8; 


15. X 17. (12.) R. mollis X tomentösa. h. Zweige bald 
deutlich, bald sehr schwach ziekzackförmig, z. T. völlig 
gerade. Bestachelung ungleichartig; neben kegelförmigen, voll- 
kommen geraden Stacheln, leicht gebogene und an der 
Spitze stärker gekrümmte, welche aus länger herablaufendem 
Grunde entspringen. Nebenblätter ziemlich breit, mit abstehenden, 
in eine feine Spitze ausgezogenen, oft leicht gegen den Blatt- 
stiel gebogenen Oehrchen, oberseits locker anliegend behaart, 
allmählich verkahlend, unterseits flaumig-filzig behaart; Oehrcehen mit 
zahlreichen Subfoliardrüsen, am Rande dichtdrüsig gewimpert. Blattstiel 
filzig, zerstreut mit ziemlich kurzgestielten, z. T. fast sitzenden, den 
Filz nicht überragenden, rothen Drüsen und vereinzelten, leicht gebogenen, 
nadelförmigen Stacheln besetzt. Blättchen gross (z. T. bis 5 cm 
lang und 3 cm breit), oval, gegen den Grund abgerundet oder meist 
breit keilförmig verschmälert, vorn scharf zugespitzt, selten abgerundet. 
Zahnung reichlich zusammengesetzt, ziemlich tief; Zähne 


I) Von uaroög lang, gross und dxavda Stachel. 


u ee 


Rosa. 91 


abstehend, scharf zugespitzt, aussen mit bis 6, innen 
meist 2—4 Drüsenzähnchen. Blättchen oberseits grün, anliegend 
behaart, unterseits blassgrün dichter, weichfilzig behaart, an den Nerven 
oft seidig glänzend, namentlich in der Nähe des Blattrandes mit 
zahlreichen Subfoliardrüsen. Blüthen meist einzeln oder in 
2—3blüthigen Blüthenständen. Kelchblätter lanzettlich, scharf zu- 
gespitzt, dichtdrüsig gewimpert, oberseits fast kahl, unterseits flaumig- 
filzig. Blüthenstiele kürzer als die Tragblätter, mit langen 
Stieldrüsen und einzelnen nadelförmigen, drüsenlosen, 
feinen Stacheln besetzt. Kelchbecher kugelig, über die ganze 
Fläche mit Stieldrüsen und nadelförmigen, drüsenlosen und drüsigen 

tacheln bekleidet. Kelchblätter die Blumenblätter etwas überragend, 
auf dem Rücken dicht mit Stieldrüsen besetzt, am Rande drüsig ge- 
wimpert, mit lanzettlichem, drüsig gezähntem Anhängsel, die äussern 
mit 1—3 Paar linealisch-lanzettlichen bis fädlichen, drüsig gewimperten 
Fiedern, nach der Blüthe aufgerichtet, an den spärlich 
reifenden Scheinfrüchten noch vorhanden. Blumenkrone 
offen, rosenroth. Griffel wollig.. Scheinfrucht kugelig, unter dem 
Discus etwas eingeschnürt. 

Schweizer Jura: Lappraz! Bl. Juni. 

R. mollis X. tomentosa Gaillard in Bull. Herb. Boissier VI. 422 
(1898). 

Es bedarf des ausserordentlich scharfen Blickes eines Gaillard, um in der 
vorliegenden Rose die Kreuzung der beiden nahestehenden Arten zu erkennen. 
Cröpin glaubt, dass dieselbe nur eine Abänderung der R. tomentosa darstelle. 
Ich selbst bin geneigt, der Anschauung Gaillard’s mich anzuschliessen, wenn 
auch definitive Entscheidung über diese Rose kaum auf Grund von Herbarmaterial 
erfolgen kann. Stellte sie wie Crepin glaubt und wie es das allgemeine Aussehen 
der einzelnen Herbarexemplare nahe legt, nur eine Abart der R. tomentos«a dar, 
dann würden die Grenzen zwischen der Gesammtart R. villosa und der R. tomentosa 
fast vollständig aufgehoben sein. Denn in Merkmalen, deren taxonomische Bedeutung 
gerade Cr&pin uns erkennen liess, wie in der Gestalt der Achsen, der 
Form der Nebenblätter, der Bestachelung, Stellung und Dauer 
der Kelchblätter, der Färbung der Blumenblätter nimmt diese Rose 
eine Mittelstellung ein oder nähert sich selbst der R. mollis in höherem Masse als 
der R. tomentosa. Da nun nach Gaillard’s Mittheilung die Scheinfrüchte selten 
sind und nur wenige normale Nüsschen entstehen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass 
die Mittelstellung die Folge einer Kreuzung ist, sehr gross. 


c. Stacheln mehr oder weniger stark gekrümmt, meist hakig ge- 
bogen, allmählich in den scheibenförmigen Grund verbreitert. 
1. Rubiginosae (Creöpin SB. Belg. XXXI. 2. 91 [1892]). 

Blättchen klein bis mittelgross mit zusammengesetzter Zahnung, 

unterseits fast stets mit sehr zahlreichen, die ganze Fläche 

deekenden, wohlriechenden (daher mehrere neusprachliche, 

auch der Alemannische Name Herrgottsschweiss), sehr selten 

völlig fehlenden Subfoliardrüsen. 

«&. Kelchblätter nach der Blüthe aufrecht oder abstehend, 
bis zur Fruchtreife bleibend oder wenig früher abfallend. 
Griffel stark bis wollig behaart. 


Ne] 
IV 


Rosaceae., 


$ Blüthenstiele stieldrüsig. Blättchen oval oder rundlich, 
am Grunde abgerundet, seltener länglich und am 
Grunde verschmälert. 


* Stacheln hakig gekrümmt, oft, namentlich im unteren 
und mittleren Theile der Zweige mit borstigen Stacheln 
vermischt. Blüthenstiele so lang oder meist länger 
als der Kelchbecher. 


18. (13.) R. rubiginosa. (Wein-, Eglantier- oder, Engelthier-Rose ; 
niederl.: Egelantier-Roos; vlaem.: Grove-Roos; franz.: Eglantier odorant; 
ital.: Rosa balsaminia; böhm.: Rüze vinnä.) I 1—2 m, aufrecht, ge- 
drungen, kurzästig, selten flatterig, mit ruthenförmig verlängerten 
Aesten. Schösslinge steif aufrecht. Bestachelung gleichartig 
oder oft + ungleich. Blätter 5—9-, am mittleren Theil der Aeste 
meist 7zählig. Nebenblätter ziemlich breit, mit leicht divergirenden 
oder gerade vorgestreckten Oehrchen, dicht drüsig gewimpertem Rande, 
kahl oder zerstreut behaart, unterseits bisweilen fast filzig. Subfoliar- 
drüsen meist zahlreich. Blattstiel kurz behaart mit zahlreichen braun- 
rothen, zum Theil stiellosen, meist kurz gestielten Drüsen besetzt, nahe 
dem Grunde oder über seine ganze Länge vertheilt mit bald geraden, 
bald leicht gebogenen, bisweilen in einer Drüse endenden borstigen 
Stacheln, seltener dicht stachelig. Blättchen ziemlich klein; 
mittlere Länge der Endblättchen ca. 1?/3—2 em, bisweilen aber auch 
nur 1 em lang, selten 3 em überschreitend, rundlich-oval bis 
elliptisch, bisweilen völlig kreisrund, am Grunde meist ab- 
gerundet, selten fast keilig verschmälert, vorn kurz zugespitzt oder 
abgerundet oder gestutzt (Zahnung kurz, offen, breit, fast 
rechtwinkelig, mehrfach zusammengesetzt; Zähnchen drüsig), ober- 
seits kahl oder locker anliegend behaart, hin und wieder mit einzelnen, 
selten zahlreichen Suprafoliardrüsen, unterseits anliegend behaart, oft 
fast filzig, selten kahl; Subfoliardrüsen meist sehr zahlreich, 
bei einigen Abänderungen spärlich oder völlig fehlend, braunroth, von 
angenehmem Apfelgeruch, oberseits braungrün, matt, selten 
gelbgrün. Blüthen einzeln oder in gedrungenem, oft sehr reichblüthigem 
(bis 20) Blüthenstand. Blüthenstiele 1—1!/a cm lang, selten länger, 
dicht mit Stieldrüsen und oft mit drüsenlosen längern Stacheln 
besetzt, selten drüsenlos. Kelchbecher kugelig oder oval, stieldrüsenlos 
oder mit Stieldrüsen und bisweilen auch mit drüsenlosen borstlichen 
Stacheln besetzt. Kelchblätter etwas länger als die Blumenblätter, mit 
lanzettförmigem, blattartigem, einfach oder doppelt gezähntem Anhängsel, 
die äussern fiederspaltig. Fiedern lanzettlich bis fädlich, jederseits mit 
3—4 einfach gezähnten oder drüsig gewimperten Fiederchen. Rücken der 
Kelchblätter dicht drüsig. Blumenblätter ziemlich klein, ca. 
1!/s—2 cm lang, lebhaft rosenroth, selten blassroth oder weiss. 
Griffel kurz, selten etwas verlängert, wollig behaart, sehr selten 
fast kahl. Scheinfrucht kugelig oder oval, drüsenlos oder oft am 
Grunde, seltener an der ganzen Oberfläche dicht mit borstenförmigen, 


ee 


Rosa. 93 


drüsigen und drüsenlosen Stacheln und mit Stieldrüsen besetzt, orange- 
bis blutroth. 

In der Ebene und Hügelregion durch das ganze Gebiet verbreitet; 
im südlichen Theile bis zu ca. 1400 m ansteigend (auf den West- und 
Östfriesischen Inseln fehlend); häufig auf Kalk. Bl. Juni, Juli. 

R. rubiginosa L. Mant. II. App. 504 (1771). DC. Prod. II. 615 
(1825). Godet Flore du Jura 214 (1853). Boissier Fl. Or. II. 686 
(1872). Christ Ros. Schw. 104 (1873). Burnat et Gremli Ros. Alp. 
mar. 69 (1879). Borbäs Ros. Hung. (1880) 497. Crepin Bull. SB. Belg. 
XXI. 1. 137 (1882). Waldner Europ. Ros. (1885) 41. Nat. Pfl. II. 
3. 48 (1888). M. Schulze Mitt. BV. Ges. Thür. V. 9. (1887). Cröpin 
SB. Belg. XXX. 1. 157 (1891). Journal des Roses, extr. 16 (1891). 
Bull. SB. Belg. XXI. 2. 82 (1892). Beck Fl. Nied.-Oest. 812 (1892). 
Burnat Fl. Alp. mar. III. 90 (1899). Keller NG. Winterthur 1. 65 
(1899). Schinz u. Keller Fl. Schw. 262 (1900). Koch Syn. ed. 2. 252. 
Nyman Consp. 233 Suppl. 114. Sturm D. Fl. Heft 18. R. Eglanteria') 
Sp: pL.ed. 1. 491 (1.753) nicht ‚ed. 2. 


Die Blätter der reichdrüsigen Formen duften angenehm, wie Borsdorfer Aepfel 
(vel. R. elliptica). Tritt ebenfalls in sehr zahlreichen "Abänderungen auf. 


A. Blumenblätter rosa bis purpurroth. 
I. Blüthenstiele stieldrüsig. 
a. Subfoliardrüsen vorhanden. 


1. Bestachelung ungleich, neben kräftigen, hakig gekrümmten, am Grunde 
stark verbreiterten Stacheln + zahlreiche, leicht gebogene bis gerade, 
borstenförmige, drüsenlose und drüsige Stacheln. 


a. umbelläta. Kräftiger, kurzästiger i. Ungleichartige Be- 
stachelung namentlich am unteren Theil der Jahres- 
triebe und der Aeste scharf ausgesprochen. An den blüthentragenden 
Zweigen gehen die feineren Stacheln auch an die Blüthen- 
stiele und an den Grund des Kelchbechers über. Blättchen unter- 
seits behaart. Tragblätter breit-oval, kürzer als die Blüthenstiele. 
Blüthenstand meist reichblüthig. Kelchblätter nach der 
Blüthe sich + aufrichtend, bis zur Färbung der Scheinfrucht bleibend. 
Griffel wollig. Scheinfrucht rundlich-oval. — Durch das ganze Gebiet 
verbreitet!! — NR. rubiginosa f. umbellata Christ Ros. Schw. 104 
(1873). R. umbellata Leers Fl. Herb. 117 (1775). Crepin SB. Belg. 
XXL 1. 140 (1882). Koch Syn. ed. 2. 252. Nyman Consp. 233 — 
2. echinocärpa:) (R. echinocarpa Ripart in Deseglise M&m, Maine- 
et-Loire [1861] 150. Crepin a. a. O. [1882]. Nyman Consp. 233) 

. ist eine Abänderung von a. mit ringsum dicht stieldrüsigen 
und stachelborstigen Scheinfrüchten. 
Eine geringe Abänderung ist 2, dimorphacäntha>s) (Crepin 
SB. Belg. XXI. 1. 143 [1882]. AR. dimorphacantha Martinis Bull. 
SB. Belg. VII. 248 [1868]. Nyman Consp. 233). Stacheln an den 
blüthentragenden Zweigen schwach, unter dem Blüthenstand 
mit zahlreichen, leieht gebogenen bis fast geraden, 
borstlichen Stacheln untermischt. Blättchen klein, elliptisch. 


1) Schon bei Tabernaemontanus: nach dem französischen Namen 
eglantier, aus dem Engelthier durch „Volks-Etymologie‘“ entstanden ist. 

2) Von Eyivog Igel und zaorzog Frucht. 

3) Von dfuogpog zweigestaliig und dzavda Stachel. 


94 


' Rosaceae, 


Zahnung ziemlich stumpf. Blüthen meist einzeln. Blüthenstiele 
von der Länge der reifen Scheinfrucht, sehr dieht mit Stiel- 
drüsen und Stacheln bewehrt. Griffel spärlich behaart. — 
Belgien! 

ß. Schülzei!) (Christ Mitt. BV. Thüring. V. 76 [1887]) ist 
eine stark behaarte Abänderung der Abart umbellata. Blättchen 
2. T. fast kreisrund bis rundlich-eiförmig mit stumpfer, breiter Zahnung, 
oberseits locker, unterseits dicht, fast zottig behaart, oft 
arm an Subfoliardrüsen. — Jena! 


y. Camädrae. Aeste oft ausserordentlich dicht mit kurzen; 
diekeren kegelförmigen und nadelförmigen geraden oder leicht ge” 
bogenen Stacheln besetzt, die auch an den Blüthentrieben, namentlich 
unter dem Blüthenstande oft in grosser Zahl vorhanden und mit 
einzelnen Drüsenborsten untermischt sind. Nebenblätter oberseits 
flaumig, unterseits filzig, mit zahlreichen feinen Subfoliardrüsen, mit 
dicht gewimpertem, aber zerstreut drüsigem Rande, an den Oehrchen 
dichtdrüsig gewimpert. Blattstiel filzig, sehr reichlich mit rothen, 
kurz gestielten Drüsen besetzt. Blättchen klein, meist wenig über 
1 cm lang, oval bis rundlich-oval, gedrängt stehend, mit den Rändern 
übergreifend, vorn abgerundet oder gestutzt. Zähne breit wenig tief, 
stumpf, mit kerbigen, oft kleinen hervortretenden Zähnchen und 
sitzenden Drüsen. Blättchen oberseits dunkel- bis graugrün, mit 
kurzer, dichter, anliegender Behaarung und vereinzelten Suprafoliar- 
drüsen, unterseits weichhaarig-graufilzig, mit scharf hervor- 
tretenden Adern und zahlreichen feinen Subfoliardrüsen. Blüthenstiele 
sehr dicht mit ungleich langen Stieldrüsen und nadelförmigen Stacheln 
besetzt, welche auch den Kelchbecher und Rücken der Kelchblätter 
bekleiden. Kelchbecher flaschenförmig, fast 1 cm lang. Kelchblätter 
kurz, an einzelnen Blüthen alle einfach, meist die äussern mit 1—3 
Paar kurzen lanzettlichen oder fädlichen Fiedern; Griffel fast kahl. 
— Tessin: Vol Camadra oberhalb Olivone!! — R. rubiginosa A. I. 
a. 1. b. y. Camadrae R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 94 (1901). 


SS. consanguinea (J. B. von Keller in Haläcsy und Braun 
Nachtr. Fl. NO. 243 [1882]. R. consanguinea Grenier in Fl. Jur. 
225 [1864]. Nyman Consp. 234) ist z. T. auch hierher zu ziehen, als Ab- 
änderung mit etwas grösseren, lebhaft rothen, etwaslänger 
gestielten Blüthen. Die Blüthenstiele sind gleich dem ovalen 
Kelehbecher dicht mit Stieldrüsen und nadelförmigen drüsenlosen 
Borsten besetzt, die Kelchblätter kürzer als die Krone. Griffel kurz, 
schwach behaart. Diese Rose wird vielfach mit Rapin’s R. Gallica 
x rubiginosa identifieirt. Godet sagt von ihr, dass, wenn die 
borstenförmigen Stacheln fehlen, sie das Ansehen einer R. rubiginosa 
habe. Cre&pin hält dafür (Bull. SB. Belg. XVII. 369 [1879] XXXIII. 
103 [1894]), dass R. consanguinea eine Form der R. Gallica X rubigi- 
nosa sein könne. Christ betont, dass die Hinneigung zur R. Gallica 
in der grösseren, tiefer gefärbten Krone und besonders in den 
langen, meist einzelnen Blüthenstielen, sowie in der verlängerten, 
ovalen oder keulenförmigen Scheinfrucht zum Ausdruck komme. 
Braun endlich führt sie als var. der R. rubiginosa an. Die Be- 
stachelung kann zur Entscheidung der Frage, ob eine Abart dieser 
Art oder ein Kreuzungsproduet der R. Gallica X rubiginosa vorliege, 
nicht benutzt werden. Viel entscheidender müsste die Art des Wachs- 
thums sein. Da scheint nun aber gerade Godet’s Bemerkung betr. 
die Gestalt anzudeuten, dass wenigstens ein Theil der von Rapin 
als Kreuzung angesprochenen Rose, nur eine etwas grossblüthige 


Rosa. 95 


Abänderung der AR. rubiginosa mit deutlicher verschiedener Be- 
stachelung ist. 

b. Braüniit). fi 2—2'/s m, mit dicht bewehrtem Stamme. Zweige 
verlängert, unterwärts nicht bewehrt. Grössere Stacheln pfriemlich, 
den grössten Theil der Jahrestriebe und Aeste bekleidend, schwächere 
Stacheln borstlich, oft drüsentragend, an den vorjährigen Aesten und 
am unteren Theil der Zweige spärlich. Blättchen elliptisch, beider- 
ends deutlich abgerundet, oberseits schwach, unterseits dicht behaart. 
Blüthen einzeln, Blüthenstiele stieldrüsig, kurz (”—12 mm). Kelch- 
becher kugelig, rings mit Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter auf dem 
Rücken dichtdrüsig, die äusseren spärlich gefiedert, nach der Blüthe 
aufrecht abstehend. Griffel wollig. Scheinfrucht drüsig-borstig. — 
Haglersberg am Neusiedler See. — R. rubiginosa A. 1. a. 1. b. Braunüi 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI, 95 (1901). R. Braunü J. B. von 
Keller in OBZ. XXXII (1882) 39. 

c. pulvinäris. Stacheln sehr zahlreich, die kräftigeren stark ge- 
krümmt, oft paarig oder zu 3, die schwächeren borstenförmig, oft zahl- 
reich. Blättehen an den blüthentragenden Zweigen sehr klein 
(etwa S—11 mm lang und 5—7 mm breit), meist stumpf, beider- 
seitsanliegend behaart, beiderseits dichtdrüsig. Blüthen 
kurz gestielt. Krone klein, 2—2,5 cm im Durchmesser. — Seealpen: 
Vallee inf, de Castiglione bei Isola! — R. rubiginosa var. pulvinaris 
Christ Journ, of Bot. XIV. 139 (1876). Burnat u. Gremli Ros. d. Alp. 
marit. 70 (1879). — Eine Unterabart ist durch schwach keilförmige 
Blättehen ausgezeichnet. 

d. pimpinelloides. Kaum 3 dm hoch. Stacheln gerade, sehr lang, 
pfriemlich, schmal, aber mit breitem Grunde. Jahrestriebe und 
untere Theile der Aeste mit sehr zahlreichen, borsten- 
förmigen, sehrdünnen Stacheln untermischt. Blättchen 
kleiner als an pimpinellifolia, rundlich verkehrt - eiförmig, 
fast kahl, mit zahlreichen feinen Subfoliardrüsen. Blüthenstiele 
kurz, drüsenarm, ohne Stacheln. Kelchbecher oval, kahl. Kelch- 
blätter auf dem Rücken schwachdrüsig, die äusseren mit spärlichen 
linealischen Lappen. Blüthen klein. Scheinfrucht länglich, 
klein. — Wilchingen Ct. Schaffhausen; Wiehl i. d. Rheinprovinz. — 
R. rubiginosa f. pimpinelloides Christ Ros. Schw. 108 (1873). 

2. spinosissima (Bräucker Deutschlands Wilde Ros. 29 [1882]. 
R. rubiginosa A. pimpinelloides G. F. Meyer Chloris Hanoverana 59 
[1836]) ist der vorigen in der Reductiou ihrer Theile gleich, unter- 
scheidet sich aber von ihr durch die sehr dicht mit scharfen und 
langen drüsenlosen Borstenstacheln besetzten Blüthenstiele und Schein- 
früchte. — Rheinpfalz. 

e. hörrida. Schössling sehr stark bewehrt. Grosse Stacheln 
aus breitem Grunde stark gekrümmt, mit zahlreichen kleineren ge- 
krümmten und borstenförmigen geraden untermischt. Stacheln der 
blüthentragenden Zweige fast gerade. Blattstieldicht bestachelt. 
Blättehen beiderseits anliegend behaart. Blüthen einzeln. Blüthen- 
stiele und Kelchbecher sehr dieht mit langen, gelben, 
drüsenlosen und drüsentragenden, nadelförmigen 
Stacheln bekleidet, die auch auf den Rücken der Kelchblätter 
übergehen. — Schleswig! — R. .rubiginosa horrida Lange Haandbog 
Danske Fl. 2. Udg. 337 (1857—9). Christ Flora I,X (1877) 432. — Sehr 
stark entwickelt sich häufig bei Verstümmelungen die Heteracanthie, 


1) Nach Heinrich Braun, * 13. Febr. 1851 (br.), Stadtrath in Wien, Ver- 
fasser zahlreicher monographischer Studien über mitteleuropäische Arten von Rosa, 
Tilia, Menta, Thymus, Galium; mit E. v. Haläcsy Verf. der Nachträge zur Flora 
von Nieder-Oesterreich Wien 1882, 


Rosaceae., 


so «dass der systematische Werth dieser Abänderung, die Lange 
zuerst in Dänemark beobachtete, zweifelhaft ist. 


. denudäta. Blättchen klein bis mittelgross, fast haarlos, mit 


ziemlich tiefer, offener Zahnung Blüthenstiele lang (bis 2 mal so 
lang als die Scheinfrucht). Kelchblätter auf dem Rücken und am 
Rande drüsenreich, nach der Blüthe ausgebreitet, bis zur Färbung 
der Scheinfrucht bleibend. — Hie und da im Verbreitungsgebiete der 
Art. — R. rubiginosa var. denudata Grenier Fl. Jur. 249 (1864). 


g. Prunieriänal). Stacheln der Zweige fast gerade, an den 


blüthentragenden, schlanken, verlängerten Zweigen oberwärts fast stets 
mit Drüsenborsten besetzt. Nebenblätter kahl, am Rande mit 
zahlreichen Stieldrüsen. Blattstiel fast kahl oder nur mit ganz 
vereinzelten Haaren. Blättchen nur am Mittelnerv unter- 
seits etwas behaart. Blüthenstiele ausserordentlich dieht mit 
Stieldrüsen besetzt, ebenso der nach beiden Seiten verschmälerte 
Kelchbecher. Scheinfrüchte ellipsoidisch, sehr klein (8—11 ınm), 
sehr borstig. — Dauphin@! — R. rubiginosa var. Prunieriana Moutin 
Bull. SB. Dauph. XIV. 579 (1887). 


2. Stacheln hakig gekrümmt, der Form nach gleich, in Bezug auf die 


Grösse öfter etwas ungleich oder nur mit vereinzelten, namentlich unter 
dem Blüthenstand auftretenden, schwächeren, borstenförmigen Stacheln. 


a. Griffel etwas verlängert. 


I. liostyla2). Eine kleinblätterige, kahle Abänderung. Griffel 
kahl oder nur mit vereinzelten Haaren. — Jena! — 
R. rubiginosa var. leiostyla Christ Mitt. Geogr. G. Thüringen II. 
303 (1885). : 

2, fallax, Stacheln spärlich, an den roth überlaufenen 
Blüthenzweigen oft fehlend. Blättchen ziemlich gross, 
11/o—3 cm, z. T. kreisrund, z. T. länger als breit. Blüthen einzeln 
oder in armblüthigem Blüthenstande. Blüthenstiele lang, 
2-2!/2 cm, sehr reichlich mit Stieldrüsen und braunrothen, an der 
Spitze gelben, drüsenlosen Stacheln bewehrt. Kelchblätter aus- 
gebreitet, lange vor der Reife der Scheinfrucht abfallend, auf dem 
Rücken dichtdrüsig, Griffel dieht behaart. Scheinfrueht 
oval, drüsenlos, am Grunde bisweilen drüsig-stachelig. — Grajische 
Alpen: Chiampernotto !! — R. rubiginosa var. fallax R. Keller Mitt. 
NG. Winterthur, Heft 1. 67 (1899). 


b. Griffel ein gedrungenes, + wollig behaartes Köpfchen bildend. 


I. comösa. Gedrungener Strauch mit oft verlängerten, ruthenförmigen, 
hin- und hergebogenen Aesten. Blattstiel kurz behaart. Blättcehen 
mittelgross bis klein, rundlich-oval, beiderends abgerundet oder 
vorn kurz zugespitzt (Zahnung doppelt bis mehrfach zusammen- 
gesetzt), oberseits kahl oder anliegend locker behaart, 
unterseits mehr oder weniger dieht behaart, mit zahl- 
reichen, oft weisslich schimmernden Subfoliardrüsen. Hochblätter breit- 
oval, nicht gross, diehtdrüsig gewimpert. Blüthenstiele stiel- 
drüsig; Stacheln nur vereinzelt oder völlig fehlend. Kelchbecher 
am Grunde oft stieldrüsig. Kelchblätter auf dem Rücken dicht 
stieldrüsig, sehr gross, nach der Blüthe aufrecht abstehend bis auf- 
recht, die äusseren. meist reichlich fiederspaltig.. Blumenblätter 
ziemlich klein, lebhaft rosenroth. Scheinfrucht meist kahl, oval, 
bisweilen keulig in den Fruchtstiel verschmälert. — In dieser Ab- 
änderung tritt die Art durch das ganze Gebiet am häufigsten auf!! 
— .R. rubiginosa ı. comosa Dumortier SB. Belg. VI. 52 (1867). 


ach dem Fundorte Prunieres, Dep. Isere. 
S. 38 Fussn. 2. 


Rosa. 97 


ı Ripart in Schultz Arch. Fl. France et d’Allemaagne 254 
Orepin SB. Belg. XXI. 1. 137 (1882). Nyman Consp. 233 
.14, 
p. apricorum (R. apricorum Ripart in Deseglise SB. Belg. 
XV. 534 [1876]. Crepin Bull. Soc. Bot. Belg. XXI. 1. 138 [1882]. 
Nyman Consp. Flor. Europ. 233) ist eine Unterabart von comosa 
mit rundlich-ovalen Blättchen, kugeligen Schein- 
früchten, an denen die Kelchblätter nicht aufrecht, sondern aus- 
gebreitet sind und angeblich früher abfallen, als an der typischen 
comosa. — Durch das ganze Gebiet, aber seltener als die typische 
comosa. — y. typica nennt Braun (Sched. Fl. exsice. Austr. 
Hung. III. 58 [1884]) eine Abänderung, welche vor der comosa 
wesentlich nur durch die schwächere Bestachelung, 
dünnere, sehr zarte Stieldrüsen, kugelige oder kugelig- 
eiförmige, stieldrüsenlose Scheinfrüchte und durch kleinere ab- 
stehende, z. T. zurückgeschlagene, vor der Röthung der Schein- 
frucht abfällige Kelchblätter ausgezeichnet ist. — d. comosella 
(R. comosella Deseglise u. Ozanon Bull. SB. Dauph. VIII, 327 [1881]. 
Crepin SB. Belg. XXI. 1. 141 [1882]) ist ebenfalls eine von comosa 
wenig abweichende Abänderung. Niederer Strauch mit schlanken 
Zweigen, mit langen, meist geraden oder fast geraden, anden 
Blüthenzweigen nadelförmigen Stacheln, mit ovalen oder 
elliptischen, meist stumpfen, kleinen Blättchen und kleinen, 
meist etwas verlängerten Scheinfrüchten, — Dauphine! 
— e. dolorösa (R. dolorosa Deseglise u. Ozanon SB. Dauph. IX. 
372 [1882]. Crepin SB. Belg. XXI. 1. 142 [1882]) gehört ebenfalls 
diesem Formenkreise an. Bestachelung spärlich, blüthentragende 
Zweige meist unbewehrt. Nebenblätter kahl. Blättchen ober- 
seits kahl, unterseits-am Mittelnerv behaart. Scheinfrucht ver- 
längert, nach vorn merklich verschmälert. — Dauphine! 


SS isacdntha!) (Borbäs Ros. Hung. 493 [1880]) ist eben- 
falls nur eine unbedeutende Abänderung der comosa, die ihr Autor 
durch die abstehenden, nicht aufgerichteten, bei der beginnenden 
Färbung, nicht erst bei der völligen Reife der Scheinfrucht ab- 
fallenden Kelchblätter und durch die loeker behaarten Griffel 
kennzeichnet. 


** acanthophora2) (J. B. von Keller in Haläcsy u. Braun 
Nachträge 244 [1882]) ist eine Abänderung, deren Zweige mit 
gepaarten, langen, ziemlich geraden, aberdoch gegen 
den Grund verbreiterten Stacheln bewehrt sind. Zweige 
einblüthig. Blüthen klein. — Niederösterreich. — Eine noch stärker 
'bestachelte Abänderung ist *** scleroxylon3) (J. B. von Keller 
a. a. O. 244 [1882)). Stacheln zum Theil wirtelig. Kelch- 
blätter lang. 


Eine durch besonders dunkle Färbung des Laubes ausgezeichnete 
Abänderung ist +} atriviridis (atroviridis Wiesbaur in Beiträge 
zur Rosenfl. von Oberöst. 26 [1891). 

2. {lagelläris. Strauch hoch, flatterig. Aeste ruthenförmig 
verlängert,sterile Triebe bogigüberhängend, Stacheln 
spärlich, an den Blüthenzweigen oft fehlend, lang, breit, 
stark gebogen, an den Blüthentrieben hier und da mit geraden 
schwachen Stachelborsten. Laub dunkelgrün, jung röthlich, kahl. 
Blättehen unterseits feindrüsig, länglich-keilförmig bis 


1) Von Zoog gleich und dxavd«a Stachel. 
2) Von dxavda und -Pogog tragend. 
3) Von 04/neög hart und £ö/ov Holz. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI]. 7 


98 


Rosaceae, 


oval. Zahnung weniger scharf und dieht. Blüthenstielr 

oder zu 2—3, doppelt so lang wie die Scheinfrucht, späı ı«' 
mit Stieldrüsen bekleidet, vereinzelt selbst drüsenlos. Kelch- 
becher drüsenlos. Kelchblätter lang, schmal, nach der Blüthe auf- 
recht oder ausgebreitet, lange bleibend, auf dem Rücken spärlich 
drüsig bis kahl. Blumenblätter dunkelrosa. Griffel wollig. Schein- 
frucht rundlich - oval. — Schaffhausen! — R. rubiginosa f. flagel- 
laris Christ Ros. Schw. 108 (1873). — Durch die Form der 
Blättchen und die schwache Drüsigkeit an R. Aeduensis (siehe 
unter R. elliptica S. 112) sich anlehnend und damit den Uebergang 
der R. rubiginosa zu R. elliptica vermittelnd. 


. mierophylla!). Kleiner Strauch. Blättchen klein bis sehr 


klein. Im Uebrigen der comosa ähnlich und nur die extrem redueirte 
Form dieser. — R. rubiginosa A. I. a. 2. b. 3. mierophylla R. Keller in 
A. u.G. Syn. VI. 98 (1901). — Hierher gehören die Unterabarten: 
ß. rotundifolia (Rau Enum. Ros. Wire. 136 [1816]. R. rotundi- 
Jolia Rchb. Fl. Germ exe. 617 [1832]. Nyman Consp. 233). Aeltere 
und blüthentragende Zweige mit sehr schlanken, bald geraden, bald 
leicht gebogenen Stacheln. Blättchen fast kreisrund. — 
Hin und wieder im Gebiete der Art. — Hat die Abart kräftige, 
hakig gekrümmte Stacheln, dann entspricht sie der Unterabart 
SS parvifolia (Rau a. a. O. [1816]), der * densa (R. densa 
Timbal-Lagrave SB. France XI. 141 (1864). Nyman Consp. 233. 
.Crepin Bull. SB. Belg. XXI. 1. 146 [1882]), wenn der Kelch- 
becher länglich-eiförmig ist. — ff minüscula (R. minuseula 
Ozanon et Gillot bei Gillot SB. Lyon. VIII. 1. 23 [1881]) ist eine 
zur ungleichartigen Bestachelung neigende Abänderung. An den 
älteren Trieben neben kräftigen, gebogenen Stacheln, 
kleinere, fast gerade, Blättehen länglich-oval, oft mit 
etwas keilförmigem Grunde, vorn abgerundet, meist oben völlig 
kahl und unterseits nur am Mittelnerv zerstreut behaart, Schein- 


frucht klein, kugelig, bisweilen nur erbsengross, ohne 
Stieldrüsen. — Dauphine! 


Eine bezüglich der Form der Blättchen besonders extreme 
Abänderung, die aber durch die vorhergehende Abänderung mit 
den gewöhnlichen Formen der R. rubiginosa A. I. a.-2. b. 5. 
mierophylla verbunden wird, ist BB. subeunedta (Burnat Herb. 
A. u. G. Syn. VI. 98 (1901). Blättchen breit verkehrt- 
eiförmig, am Grunde keilig verschmälert, vorn ab- 
gerundet oder kurz zugespitzt oder gestutzt. — Secalpen! — 
Gremli sah in ihr eine stieldrüsige R. elliptiea, Christ und 
Burnat eine Abänderung der R. rubiginosa. Die Blüthenstiele 
besitzen nicht die schwachen, ‚wenig zahlreichen Stieldrüsen stiel- 
drüsiger Abänderungen der R. elliptica, sind vielmehr dicht mit 
starken Stieldrüsen und einzelnen drüsenlosen Stacheln bewehrt. 


Eine Abänderung der Abart microphylla mit oberseits etwas 
drüsigen Blättchen ist bb. abbreviata (Cornaz Herb. A. u. G. 
Syn. VI. 98 [1901]. Stacheln zahlreich, leicht gebogen bis fast 
gerade, oft gepaart oder wirtelig zu 3. Blättchen ober- 
seits dicht anliegend behaart, mit zerstreuten Suprafoliar- 
drüsen, unterseits dicht behaart, sehr drüsenreich. Zahnung 
offen, divergirend. Blüthen einzeln oder zu 2. Blüthenstiele kurz, 
oft in den. Hochblättern verborgen. Kelchbecher drüsenlos oder 
mit vereinzelten Stieldrüsen und borstigen Stacheln. Kelehblätter 
auf dem Rücken dicht stieldrüsig, nach der Blüthe aufrecht, lange 
bleibend. Blumenblätter blassrosa.. Scheinfrucht ziemlich klein, 


1) Von wıxoög klein und pdAAo» Blatt. 


Bosa. 99 


kugelig-eiförmig bis kugelig. — Bormio 1260 m! — Dieser steht 
ce. minima (Burnat Herb. A. u. G. Syn. VI. 99 [1901]) sehr 
nahe. Sie weicht wesentlich nur durch die schmalen faden- 
förmig verlängerten Kelchblätter ab. — Seealpen! 


Eine dunkelroth überlaufene Abänderung dieser, deren schmale 
Kelehblätter am Rande stark weissflaumig-filzig be- 
haart sind, ist 22. eriocalyx!) (Christ in Flora LXII. 844 
[1879]). — Seealpen! 

4. lagynoides?) 2—3 m hoher |) mit zahlreichen Stacheln. Zahnung 
der Blättehen scharf, Zähne etwas verlängert. Blüthen einzeln oder 
meist in mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele viel 
kürzer als der Kelehbecher, in den Hochblättern verborgen, 
dicht mit Stieldrüsen und nadelförmigen Stacheln besetzt, die oft auch 
den Kelchbecher decken. Kelchbecher länglieh-oval, 2": 
bis 3mal länger als breit, vorn in einen Hals ver- 
schmälert und dadurch flaschenförmig. Kelchblätter auf 
dem Rücken dicht drüsig. Griffel behaart. — Lukmanier, zwischen 
Disentis und Platta!! — R. rubiginosa A.I. a. 2. b. 4. lagynoides 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 99 (1901). 

5. pseudohfstrix3). Blätter kahl. Blättchen klein, schmal, 
theis elliptisch, theils keilig in den Grund ver- 
schmälert, doch auch unten abgerundet. Blüthenstiele länger als 
die Scheinfrucht, fein und gleichmässig stieldrüsig. Schein- 
frucht sehr klein, kugelig. Griffel wollig, — Ct. Schaffhausen. — 
R. rubiginosa 1. pseudo-Hystrix Christ Ros. Schw, 108 (1873). 


6. pura. Schösslinge und blüthentragende Zweige völlig 
unbewehrt. Blättchen oval, von mittlerer Grösse bis klein, unter- 
seits behaart. Blüthenstiele kurz bis 2mal so lang als der eiförmige 
oder verkehrt eiförmige Kelehbecher. Kelchblätter unterseits spärlich 
drüsig. Griffel wollig behaart, Discus etwas erhaben. — Mähren. — 
R. rubiginosa var. pura J. B. v. Keller u. Formänek OBZ. XXX VI 
(1886) 117. 


c. Eine die Formengruppe A. I. a. 2. b. mit A. I. a. 1. b. 2. verbindende 
Abänderung ist 

spino-urceoldta (Crepin SB. Belg. XXI. 1. 145 [1882]). 

Aeste und Zweige dicht bestachelt, neben kräftigeren Stacheln auch 

borstige und nadelförmige. Blüthenstiele und Kelchbecher sehr 

dicht mit Stieldrüsen und zarten, drüsenlosen, borstigen Stachelchen 

besetzt, die z. T. auch an die blüthentragenden Zweige übergehen. 
Griffel meist fast spärlich behaart. — Belgien. 


b. Subfoliardrüsen fehlen oder sie sind nur vereinzelt auf den Nerven zerstreut. 
glabriüsceula (R. rubiginosa b) glabriusceula Petermann Anal. 
Pflanzenschlüssel 131 [1846]\. Hierher die Abänderungen: 


1. deeipiens. Wuchs und Bestachelung wie bei der Abart comosa, die 
Zweige aber im Allgemeinen länger und etwas überhängend. Blätt- 
chen mittelgross, breitoval bis kreisförmig, oft röthlich 
überlaufen (Subfoliardrüsen am Mittelnerv und hin und 
wieder vereinzelt an den Seitennerven vorhanden), beider- 
seits kahl, Blüthenstiele und oft auch unterer Theil des Kelchbechers 
dieht drüsig und stachelig, Kelehblätter auf dem Rücken dicht 
drüsig, abstehend bis zurückgeschlagen. Blumenkrone lebhaft 


1) Von Zoo» Wolle und »dAvS Kelch. 

2) Von Aayvvdgs — Aaynmvög Flasche, wegen der Form des Kelchbechers. 

3) Wegen Aehnlichkeit mit der unten zu erwähnenden R. Hystrix (Leman 
Bull. S. Philomath. 1818. 94 [10] nicht Lindl.); hystrix Stachelschwein, wegen des 
borstigen Kelchbechers, s. auch I. 8.173 Fussn. 1. 


RE 


100 


Nosaceae, 


purpurn gefärbt. Griffel ein wolliges Köpfchen bildend. Scheinfrucht 
oval, die mittlere oft keulig, länger als der Fruchtstiel. — Thüringen!, 
an der Geissfluh im Ct. Aargau in einer drüsenreicheren Uebergangsform 
zu comosa! — R. rubiginosa var. decipiens Sagorski Rosen der Flora 
von Naumburg. Jahresb. der Landesschule Pforta 1885. 26. Geogr. G. 
Thür. III. 302, 303 (1885). R. rubiginosa var, glaberrima Dufft Herb. 


2. purpürea (Sagorski in A. u. G. Syn. VI. 100 (1901). R. 
rubiginosa var. silesiaca f. purpurea Sagorski Ros. d. Fl. v. Naumburg 
27 [1885]) ist eine durch Anfänge doppelter Bestachelung und be- 
sonders grosse Blüthen ausgezeichnete Unterabart der Abart decipiens. 


2. Baumgartneri!) (R. Keller in A. u. G. Syn. 100 [1901]) ist eben- 
falls eine Abänderung von A. I. b. glabriuscula. Blüthentragende 
Zweige unbewehrt. Nebenblätter beiderseits kahl, mit dichtdrüsig 
gewimpertem Rande, ohne Subfoliardrüsen. Blattstiel kahl, mit zahl- 
reichen Drüsen und Stacheln. Blättehen ziemlich gross (1,5—2,7 em 
lang uud 1,2—1,8 cm breit), mit zusammengesetzter offener Zahnung, 
beiderseits völlig kahl. Subfoliardrüsen an einigen Blätt- 
chen völlig fehlend, an anderen auf den Mittelnerv und 
einen Theil der Secundärnerven beschränkt. Blüthenstiel 
kürzer als der Kelchbecher, ‘ziemlich dicht mit borstig-stacheligen Stiel- 
drüsen bewehrt, die auch an den Grund des ovalen, unter dem Discus 
eingeschnürten Kelchbechers übergehen. Kelchblätter länger als die 
sattrothen Blumenblätter. — Insubrisches Florengebiet: Fiesso ! 


1]. Blüthenstiele und Rücken der Kelchblätter ohne oder nur mit vereinzelten 
Stieldrüsen. 


a. 


1) 


Silesiaca2). Bestachelung gleichartig. Blätter typisch. Hochblätter gross, 
den Blüthenstand deckend, kahl, dicht drüsig gewimpert. Blüthenstiele 
stieldrüsenlos oder zart drüsenhaarig, Kelchbecher drüsenlos. 
Kelehblätteraufdem Rücken drüsenlos, sehr lang, die äusseren 
reichlich fiederspaltig, am Rande drüsig, auf der reifen, hellrothen Schein- 
frucht lange bleibend. Mittelständige Scheinfrucht keulig, fast 
stiellos. — Schlesien; Thüringen! — R. rubiginosa var. silesiaca Christ 
in Flora LX. 404 (1877). — Eine durch fehlende Subfoliardrüsen aus- 
gezeichnete Uebergangsform zu deeipiens Thüringen: um Rudolstadt! 


Jen&nsis. Blüthenstiele, Kelehbecher und Rücken der Kelchblätter ohne 
Stieldrüsen. Rand der Kelchblätter mit spärlichen Drüsenwimpern. Schein- 
früchte meist klein, kugelig. — Magdeburg; Thüringen ziemlich ver- 
breitet!! Ct. Zürich!! Ct. Tessin!! Grajische Alpen: zwischen Susa und 
Novalesa!! — R. rubiginosa var. jenensis M. Schulze Mitt. Geogr. Ges. 
Thüring. III. 79 (1884). Christ a. a. OÖ. 303 (1885). — Wohl nur eine 
Unterabart der ‚Abart Jenensis ist 


2, rubiginella (R. rubiginella Braun in Fl. exsiec. Aust. Hung. 
no. 1670. Sched. V..24 [1888]). Zweige des. Strauches verlängert ruthen- 
förmig, bestachelt oder unbewehrt. Nebenblätter beiderseits kahl oder 
mit zerstreuten Subfoliardrüsen, am Rande dicht drüsig gewimpert. Blatt- 
stiel etwas behaart und drüsig. Blättchen ziemlich gross (bis fast 4 cm 
lang und 2,8 em breit), breit elliptisch, gegen den Grund zugerundet oder 
breit verschmälert, vorn spitz, oberseits dunkelgrün, etwas behaart, da 
und dort mit Suprafoliardrüsen, unterseits stärker behaart 
und reichdrüsig. Blüthenstiele bisweilen mit einzelnen 
Drüsen. Kelchbecher ellipsoidisch. Kelehblätter auf dem Rücken kahl, 


Nach dem Entdecker Andreas Baumgartner, * 1844, Professor an der 


Cantonschule in Zürich. 


= 


Silesiacus, aus Schlesien. 


Rosa. 101 


am Rande drüsig gewimpert, nach der Blüthe aufgerichtet, sehr lange 
bleibend. Griffel behaart. — Tirol! 


c. Bernärdiil). Blüthenwagende Zweige spärlich bestachelt. Blättchen 
mittelgross, oval, vorn abgerundet oder kurz zugespitzt, am Grunde fast 
keilförmig verschmälert oder abgerundet. Zahnung zusammen- 
gesetzt, zusammenneigend, weniger offen als an comosa, oberseits 
zerstreut, unterseits dichter, an den Nerven fast zottig 
behaart. Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen Blüthenständen. 
Blüthenstiele ziemlich lang, meist völlig drüsenlos, oder 
aber, doch seltener zum Theil auch mit‘ mehr oder weniger zarten, 
einzelnen Stieldrüssn. Kelchblätter nach der Blüthe aufrecht bi 
ausgebreitet, lange bleibend, auf dem Rücken spärlich drüsig 
Blumenblätter roth. Griffel ziemlich dicht behaart. Scheinfrucht kugelig- 
eiförmig. — Dauphine! — R. rubiginosa var. Bernardii Crepin Bull. SB. 
Belg. XXX. 1. 158 (1890). R. Bernardii Moutin Bull. SB. Dauph. XIII. 
547 (1886). — Burnat und Gremli (Genre Rosa, Revis d. gr. d. 
Orientales 26 [1887]) halten dafür, dass diese Rose richtiger zu R. elliptiea 
gezogen würde. Sie zeigt eine gewisse Mischung der Charaktere beider 
Arten. Die relative Länge der Blüthenstiele, die Form und Zahnung der 
Blättehen können Merkmalen von Abänderungen der R. elliptica sehr 
ähnlich sein. Auf der anderen Seite ist die lebhafte Färbung der Blumen- 
krone ein ausgesprochenes Merkmal der R. rubiginosa, mit deren ge- 
wöhnlichen Abänderungen Bernardii durch eine Reihe von Uebergangs- 
formen verknüpft ist. 


B. Blüthen weiss oder sehr blass rosa. 
I. Bestachelung ungleich. 

a. Moutinii2). i} 1,7—2 m. Stamm und Aeste unten je mit zahlreichen 
kleinen, geraden oder leicht gebogenen Stacheln und kräf- 
tigeren, hakig gekrümmten. Zweige schlank; Stacheln hakig ge- 
krümmt; Blüthen-Aeste oft sehr verlängert, unter dem Blüthenstand bis- 
weilen mit borstlichen Stacheln. Blattstiel kahl, Blättehen meist klein, ober- 
seits kahl, unterseits am Mittelnerv etwas behaart. Blüthenstiele 
stieldrüsig, ziemlich kurz bis mässig lang. Kelechbecher klein, oval, 
drüsenlos oder mit Stieldrüsen besetzt. Krone klein, milchweiss, 
beim Verblühen mit leichtem, fleischfarbenem Anflug. Griffel dicht be- 
haart. Scheinfrucht orange, klein, kugelig-eiförmig bis elliptisch, von den 
aufgerichteten Kelehblättern gekrönt. -— Dauphin@! — R. rubiginosa var. 
Moutinii Crepin Bull. SB. Belg. XXI. 1. 148 (1882). — Hierher gehört 
die Unterabart 

2. aciculösa (R. Keller Mitt. NG. Winterthur I. Heft 68 [1899)]). 
Achsen mit hakig gekrümmten, kräftigen Stacheln. Blüthentragende Zweige 
mit nadelförmigen Stacheln und Stieldrüsen bewehrt. Blättchen breit oval, 
ziemlich klein (1—1,5 em lang und 0,8--1,2 cm breit), beiderseits 
anliegend behaart. Blüthenstiele kurz, gleich dem Kelchbecher dicht 
mit kürzeren Stieldrüsen und längeren drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln 
bekleidet. Kelchbecher oval. Kelchblätter auf dem Rücken dicht drüsig, 
nach der Blüthe ausgebreitet. Griffel behaart. — Grajische Alpen: Modane!! 

Eine Abänderung dieser, durch schwächere ungleiche Bestachelung, 
schwächere Behaarung der Blättchen, stärkere Bestachelung der Blüthen- 
stiele, spärliche Bekleidung der Kelchbecher, weisswollig behaarte Griffel 
ausgezeichnet, ist b. läctea (R. Keller a. a. ©. 68 [1899]). — Grajische 
Alpen: Bardonecchia!! 


1) Nach Francois-Jean-Joseph Bernard, * 31. Mai 1861 (br.), Lehrer in 
Prunieres, Dep. Isere. 

2) Nach Romain Moutin, * 18. April 1820 7 5. Nov. 1895 (Moutin und 
Bernard br.), Hauptmann a. D. in La Motte d’Aveillans, Dep. Isere, verdient 
um die dortige Flora, 


102 Rosaceae, 


b. imitans, Blüthentragende Zweige sehr kurz (i—3 cm lang), 
Blattstiel filzig behaart, reichdrüsig und stachelig,. Blättchen 
im Mittel kaum 1 cm lang, rundlich verkehrt-eiförmig, oft fast 
gestutzt, mit etwas keiligem Grunde, beiderseits behaart. Blüthen 
meist einzeln. Blüthenstiele sehr kurz, meist kaum !/a em lang, mit 
schwächeren Stieldrüsen und gelben, drüsenlosen, borstigen Stacheln. Kelch- 
becher am Grunde drüsig oder stachelig, schmal-oval, unter dem Discus 
verschmälert. Griffel wollig behaart, etwas erhaben. — Grajische Alpen: 
Bardonecechia!! — R. rubiginosa var. imitans R. Keller a. a. O. 69 (1899). 

II. Bestachelung gleichartig. 
a. Blättehen mit zahlreichen Subfoliardrüsen. 

a. albiflöra. Die Parallelform zu var. comosa, aber mit weissen Blumen- 
blättern. — In den Grajischen Alpen ziemlich häufig!! — R. rubiginosa 
var. albiflora R. Keller a. a. ©. 70 (1899). Von der Abart Gremlü durch 
die dunkle Färbung des Laubes und wollig behaarten Griffel ab- 
weichend. — Eine stark behaarte Abänderung mit weissen, aber röthlich 
abblühenden Blumenblättern und etwas kleineren Blättchen ist 2, pallida 
(R. Keller NG. Winterthur I. 71 [1899]). 

b. Rochemoll&nsis. Bis 2 m hoher f}j. Stacheln des Stammes und 
der Aeste lang, leicht gebogen, an den Zweigen spärlich, oft 
fehlend, klein, Blüthentragende Zweige kurz, 2—4 cm lang. 
Blattstiel dicht mit abstehenden Haaren besetzt, drüsenreich, fast stachellos. 
Blättehen rundlich eiförmig, klein, oberseits locker anliegend 
behaart, mit vereinzelten Suprafoliardrüsen, unterseitsan 
den Nerven dicht, auf der Fläche zerstreut behaart. Blüthen- 
stiel kürzer als der Kelehbecher, ziemlich dicht mit langen, derben, borstlichen 
Stacheln und + zahlreichen kräftigen Stieldrüsen, die beide auch an den 
Kelchbecher übergehen. Kelchblätter auf dem Rücken dicht drüsig, nach 
der Blüthe aufrecht. Griffel ein flaches, dieht behaartes Köpfchen 
bildend. Scheinfrüchte eiförmig bis kugelig eiförmig. — Rochemolles bei 
Bardonecchia!! — R. rubiginosa var. Rochemollensis R. Keller NG. Winter- 
thur I. 71 (1899). — Dies die weissblüthige Parallelform zur Abart 
microphylla. 

Eine nahestehende, in verschiedenen Abänderungen aber extremer 
ausgebildete Unterabart ist 

2. Sospitelli!). Blättchen mittelgross, bisweilen zu 9, elliptisch, 
meist etwa 2 mal so lang als breit, mit zahlreichen Supra- 
foliardrüsen. Blattstiel sehr dicht behaart, ohne Stacheln. Blüthen 
einzeln. Blüthenstiele mit kurzen Stieldrüsen besetzt. Blumenblätter 
weiss oder blassrosa. — Seealpen. — R. rubiginosa var. Sospitelli Burnat 
Fl. Alp. mar. III. 93 (1899). 
Gremlii!). Stacheln nicht zahlreich, sehr lang, hakig, gelb. Laub- 
blätter von gelbliehgrüner Färbung. Blüthenstiele 1—2mal 
so lang als die Scheinfrucht, mit zerstreuten kleinen Stieldrüsen 
und langen, gelben, borstlichen Stacheln. Kelchblätter lang 
und schmal, nach der Blüthe abstehend oder zurückgeschlagen, 
auf dem Rücken spärlich drüsig bis fast drüsenlos. Griffel etwas 
erhaben, schwach behaart. Scheinfrucht oval. — Seealpen! Dauphine ! 
Graj. Alpen!! Wallis! Ct. Zürieh!! Ct. Schaffhausen!! Hegau!! Jena! 


c 


1) Nach dem Fundorte Sospel (lat. Sospitellum) nördlich von Nizza. 

2) Nach August Gremli, * 15. März 1833 Kreuzlingen, 7 30. März 1899 
Egelshofen (Thurgau), früher Apotheker, seit 1876 Conservator des Herbars von 
E. Burnat in Nant sur Vevey, Ct. Waat, den verdienstvollen Bearbeiter der 
Schweizer Flora: Exeursionsflora für die Schweiz 1—8. Aufl. Aarau 1867 —1896. 
Beiträge zur Flora der Schweiz. Aarau 1870. Neue Beiträge zur Fl. d. Schw. 
5 Hefte. Aarau 1880—90; Monographen von Rosa, Rubus und Hieracium der 
Schweiz und (mit Burnat) der Seealpen sowie der Orient-Rosen. Vgl. Cavillier 
Bull. Marith. XXVII. XXVIII. 234. 


Rosa. 103 


. Mähren! — R. rubiginosa f. Gremlii Christ Ros. Schw. 107 (1873). 
R. Gremlü Christ in Gremli Exe.fl. d. Schw. 2 Aufl. 176 (1874). Nyman 
Consp. Suppl. 114. 


b. Subfoliardrüsen fehlend. 


leuceäntha!'). Die Parallelform zu AT. b. 1. deeipiens, — Thüringen. 

— R. rubiginosa B. II. b. leucantha R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 103 

(1901). 

(Spanien, Frankreich, Grossbritannien, Skandinavien, Italien bis 
Sieilien, Balkanhalbinsel; Rumänien; Süd-Russland.) * 

10. X 18. R. Gallica X. rubiginosa s. am Schlusse der (aninae. 

18. X 21. R. rubiginosa X elliptica s. S. 113. 

18. X 22. R. rubiginosa X micrantha \ s. am Schlusse der 

18. X 24. R. rubiginosa X. agrestis Rubiginosae. 

18. X 37. R.rubiginosa X montana s. am Schlusse der Caninae. 

18. X 40. R. rubiginosa X pendulina s, am Schlusse 

18. X 41. R. rubiginosa X. pimpinellifolia | der 

18. X  . .R. rubiginosa X lutea Gattung. 


** Stacheln meist leicht gebogen bis gerade. Strauch sehr 
niedrig (15—50 em, sehr selten 1 m und etwas darüber). 


19. (14.) R. Sieula?).. ih 30—50 em hoch, sehr selten 1 m und 
- etwas höher. Strauch meist fast gleichstachelig. Stacheln 
zahlreich, aus breitem Grunde leicht gebogen, bisweilen fast 
gerade, nadelförmig. Blätter 5—9zählig. Nebenblätter ziemlich 
breit, mit kurzen, breiten, meist etwas divergirenden Oehrchen, mit 
dicht drüsig gewimpertem Rande, sonst kahl, unterseits meist drüsig. 
Blattstiel kahl oder leicht, selten dicht behaart, meist mit zahlreichen 
kürzer und länger gestielten, z. T. fast sitzenden Drüsen und nadel- 
förmigen Stacheln besetzt. Blättchen klein, 5—15 mm lang und 
4—13 mm breit, breit-elliptisch, rundlich eiförmig bis 
kreisförmig, beiderends gleichförmig verschmälert oder gegen den 
Grund breit keilig, vorn kurz zugespitzt oder beiderends abgerundet. 
Zahnung zusammengesetzt, breit, wenig tief. Zähne stumpf 
oder + scharf zugespitzt. Zähnchen drüsentragend, innerer Zahnrand 
drüsenlos oder mit 1-—-3 sitzenden Drüsen, äusserer Zahnrand mit 2—7 
Drüsen und zumeist 1—2 nicht sehr stark hervortretenden Zähnchen. 
Oberseite der Blättchen glänzend, drüsenlos, sehr selten 
mit vereinzelten Suprafoliardrüsen, kahl, Unterseite kahl oder 
am Mittelnerv zerstreut behaart, dieht mit Subfoliar- 
drüsen besetzt, selten an einzelnen Blättehen fast drüsenlos. 
Blüthen klein, meist einzeln, selten zu 2—4. Blüthenstiele sehr 
kurz, 1—5 mm lang, kahl oder etwas behaart, stieldrüsig oder drüsen- 
los. Kelchbecher ellipsoidisch bis kugelig, meist drüsenlos, selten am 
Grunde mit vereinzelten Stieldrüsen. Kelchblätter ziemlich kurz, im 


1) Von Aeva0og weiss und dvdog Blüthe. 
2) Sieulus, Sieilianisch. 


104 Rosaceae. 


Mittel ca. 9 mm lang, mit drüsenlosem oder mehr oder weniger dicht 
drüsigem Rücken, die äussern mit wenig zahlreichen, lanzett- 
lichen bis linealischen, drüsig gefransten Fiedern, nach der 
Blüthe aufgerichtet oder aufrecht abstehend, bis zur Reife 
der Scheinfrucht bleibend und oft noch die reife Scheinfrucht 
krönend. Blumenblätter im Mittel ca. 10 mm lang, hell bis dunkel- 
roth. Griffel borstig behaart. Scheinfrucht klein, wenig über 
erbsengross, kugelig. 


Nur im südwestlichen Theile des Gebietes: Seealpen ! Provence! 
Dauphind! in der Bergregion bis zur unteren Alpenregion, 1000 bis 
etwa 1500 m. Bl. Juni, Juli. 


R. sicula Trattinnick Ros. Monogr. II. 86 (1823). Crepin Bull. 
"SB. Belg. XVIIL 1. 398 (1879). Burnat u. Gremli Revis. gr. Orient. 12 
(1887). Christ in Boissier Fl. Or. Suppl. 218 (1888). Cröpin in 
Battandier u. Trabut Fl. Alg. I. App. XIX (1890). Cröpin in Lojacono 
Flora Sicula I. 2. 185 (1892). SB. Belg. XXXI. 83 (1892). Burnat 
Fl. Alp. marit. III. 1. 107 (1899). Nyman Consp. 233 Suppl. 114. 
iR. Seraphini*) Guss. Syn. fl. Sieul. 1. 564 (1842). R. Serafini') 
Christ in Flora LX. 448 (1877) nicht Viv. 


Die sehr veränderliche Art ist aus dem Gebiete nur in wenigen Abänderungen 
bekannt geworden, 


A. veridica2). Bestachelung dicht, oft etwas ungleichartig, neben 
den grösseren, geraden oder leicht gebogenen Stacheln feinere, 
nadelförmige. Blättehen 6—15 mm lang, mehr oder weniger breit- 
oval, bisweilen fast kreisrund, fast kahl, mit breiter, wenig tiefer, 
fast kerbiger Zahnung. Blüthenstiele 1—3 mm lang, kahl und 
drüsenlos. Kelchbecher verkehrt-eiförmig bis kugelig. Kelchblätter 10—12 mm 
lang, auf dem Rücken + drüsig. Krone lebhaft rosa. Blüthen meist einzeln. 
— Seealpen; Hautes- Alpes! — R. sicula var. veridica Burnat u. Gremli 
Rev. group. Orient. 14 (1887). R. Serafini f. veridica Christ in Flora LX 
(1877) 448. R. Seraphini var. veridica Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. 83 
(1879). R. ucenensis3) Boullu in Cariot Etude fl. &d. 6. 256 (1879). 


I. Ligüstica&) (Burnat u. Gremli Revis. 15 [1887]. R. Seraphini 
f. ligustica Christ in Journ. of Bot. XIV. [1876] 141) ist eine Unterabart 
mit kleineren, 5—9 mm langen, verkehrt-eiförmig keiligen, vorn 
stumpfen, oft gestutzten Blättchen, die bisweilen nur im vorderen 
Theile gezähnt sind. — Seealpen! 


III. subsessiliflöra (Burnat u. Gremli Rev. 16 [1887]. R. subsessili- 
flora Boullu Ann. SB. Lyon VII. 1. 87 und 2. 326 [1881]. Crepin SB. Beleg. 
XXX. 1.159 [1891]) ist ebenfalls eine Unterabart, welche durch längere, 
relativschmälere Blättehen ausgezeichnet ist. Zahnung schmäler, 
schärfer zugespitzt. Blüthenstiele sehr kurz, nur 1—2 mm lang, 
oft mit einigen Drüsenborsten besetzt. Kelchbecher ellipsoidisch. 
Blumenkrone 9—10 mm im Durchmesser. — Seealpen! Provence! Dauphine! 


1) Die mit dieser Art von vielen Schriftstellern vereinigte R. Serafini (s. unten) 
wurde von -Viviani nach seinem Schüler Serafini, der sie ihn aus Corsiea 
mittheilte, benannt. 

2) veridicus, wahr redend, wahrhaftig. 

3) Von Ucena, dem classischen Namen des Tuap Oisans in der Dauphine. 

4) Ligusticus, aus Ligurien. 


Rosa. 105 


IV. Isaranat)(R. Keller in A. u.G. Syn. VJ. 105 [1901]. R. Cheriensis2) 
Moutin in Herb. nicht Desöglise), eine interessante Mittelform zwischen R. sieula 
Unterabart subsessiliflora, R. rubiginosa und R. elliptica, ist ein ziemlich 
kräftiger, über 1 m hoher Strauch, öfter mit stark gekrümmten, fast 
hakig gebogenen Stacheln, längeren Blättchen und etwa 1cm langen 
völlig drüsenlosen Blüthenstielen und länglichen Kelchbechern. — 
Dauphine! 

B. Thuretii3). }} meist 30—50 em. Stacheln zahlreich, ziemlich ungleich, die 
entwickelteren gebogen, bisweilen namentlich an den Schösslingen selbst stärker 
gekrümmt oder gerade, mit mehr oder weniger verlängertem Grunde, die 
schwächeren gerade, fast borstlich. Blattstiel meist ringsum kurzhaarig, seltener 
verkahlend. Blättchen klein (8—15 mm), breitelliptisch, bisweilen 
fast kreisrund, meist stumpf, oberseits + behaart und oft mit 
Suprafoliardrüsen, selten z. T. kahl oder völlig drüsenlos, unterseits 
mehr oder weniger dicht an den Nerven behaart, mit Subfoliar- 
drüsen. Blüthen meist einzeln. Blüthenstiele mit Stieldrüsen und 
drüsenlosen Stacheln, die bisweilen zahlreich an den Kelchbecher über- 
gehen, selten völlig stieldrüsen- und stachellos. Kelchblätter auf dem Rücken 
sehr drüsenreich, nach der Blüthe aufgerichtet oder aufrecht abstehend. Krone 
klein (10—15 mm lang), fleischroth. Griffel borstig behaart. — Provence! 
Piemont! R. sicula var. Thureti Crepin in Fiori u. Paoletti Fl. analit. Ital. I. 
592 (1898). R. glutinosa Gussone Syn. Fl. Sie. I. 563 (1842). R. glutinosa 
f. sicula Christ in Flora LX (1877) 446. R. Thureti Burnat u. Gremli Ros. 
Alp. mar. Suppl. 12 u. 78 (1883). Nyman Suppl. 114. .R. calabrıca var. 
Thureti Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. 79 (1883). Die Gruppe der R. Thureti 
vergleicht Burnat (Fl. Alp. mar. III. 1. 112) in ihrer systematischen Stellung 
mit der R. pervirens, der R. Chavini. Wie jene die Mittelformen zwischen 
der R. arvensis u. R. sempervirens, diese zwischen der R. canina u. R. montana 
umfasst, soll R. Thureti ein Formenkreis sein, der eine Reihe von Zwischenformen 
zwischen der R. Sicula u. R. glutinosa umfasst. Mit Burnat die Thureti als be- 
sondere Species aufzustellen vermeiden wir, weil nach unseren Beobachtungen die 
im Gebiete vorkommenden Formen sich sehr innig an R. Steula anschliessen, 
eine graduelle Entwicklung der normalen Charaktere der R. Sıeula in der 
Richtung der R. glutinosa darstellen. Im Uebrigen theilen wir die Auffassung 
des hervorragenden Kenners der Flora der Seealpen vollkommen insofern, als 
auch uns die R. Sieula durch die genannten Abänderungen in ähnlicher Weise 
mit der R.; glutinosa verbunden erscheint, wie bei einer Reihe anderer Arten 
je gewisse Abänderungen die Grenzen der Species verwischen. 


(Spanien; Italien; Sicilien; Griechenland; Kleinasien; Algier; 


Marokko.) 11 


20. (15.) R. glutinosa. ii 15—50 cm, selten bis 1 m, gedrungen. 
Zweige meist dicht bewehrt, ungleich bestachelt. Stacheln 
z. T. kräftig, oft schlank, aus breitem, etwas herablaufen- 
dem Grunde plötzlich zusammengezogen, leicht gebogen bis 
fast gerade, selten stark gekrümmt, z. T. den Stengel dicht 


1) Isara, antiker Name der Isre (die stammverwandte Isar heisst Isarus. oder 
Isargus). 

2) S. S. 109 Fussn. 2. 

3) Nach Gustave Thuret, * 1817 + 1875, hervorragendem Algologen, Ent- 
decker der sexuellen Fortpflanzung von Fueus, welcher mit seinem Mitarbeiter 
-Edouard Bornet auch die siphonogamische Vegetation der Umgebung von Antibes 
in der Provence erforschte, wo er vorzugsweise seine Algenforschungen ausführte ; 
die Ergebnisse sind in Ardoino’s Flore des Alpes maritimes (Pref. XII, XI) 
niedergelegt. 


106 Rosaceae, 


bedeckend, borsten- und nadelförmig, am oberen Theil der 
blüthentragenden Zweige in ein Drüsenköpfchen endend, hin- 
fällig; daher ältere Theile des hi oft einfach bestachelt; selten fehlen 
die feinen Stacheln. Laubblätter 5—7zählig, sehr selten 9zählig. 
Nebenblätter ziemlich breit, mit kurzen, oft fast fehlenden Oehrchen, 
kahl oder anliegend kurzhaarig, unterseits dicht, oberseits zerstreut drüsig. 
Blattstiel kurz bis flaumig behaart, selten kahl, sehr dicht mit kürzer 
oder länger gestielten Drüsen und geraden oder leicht gebogenen Stacheln 
besetzt. Blättchen klein bis mittelgross, elliptisch oder ver- 
kehrt-eiförmig bis rundlich verkehrt-eiförmig, am Grunde abgerundet 
oder undeutlich keilförmig verschmälert, vorn abgerundet oder kurz 
zugespitzt. Zahnung zusammengesetzt, offen, ziemlich tief. Zähne ziem- 
lich scharf, innen oft mit 1-3 sitzenden Drüsen, aussen mit 5—8 
Drüsen und 1—3 meist nicht sehr scharf hervortretenden Zähnchen, 
oberseits fast kahl oder über die ganze Fläche locker an- 
liegend behaart, unterseits am Mittelnerv bisweilen auch an 
den Seitennerven oder über die ganze Fläche behaart (Supra- 
und Subfoliardrüsen zahlreich), selten oberseits nur zerstreut drüsig 
oder selbst drüsenlos und dann meist stärker behaart. Blüthen meist 
einzeln, selten zu 2 oder 3. Blüthenstiele 2—-6 mm lang, kahl 
oder etwas behaart, dicht mit Stieldrüsen bekleidet. Kelch- 
becher oval bis kugelig, dicht mit Stieldrüsen und nadel- 
förmigen, drüsenlosen Stacheln besetzt, selten drüsen- und stachel- 
los. Kelchblätter 1—1!/2 em lang, nach der Blüthe aufrecht, die reife 
Scheinfrucht krönend. Fiedern wenig zahlreich, fadenförmig bis lanzett- 
lich, bisweilen selbst fehlend.. Rücken der Kelchblätter dicht drüsig 
oder stachelig. Blumenblätter roth, ca. 2 cm lang. Griffel wollig 
behaart, kurz, ein breites Köpfchen bildend. Scheinfrucht kugelig 
oder ellipsoidisch, bis 1 cm im Durchmesser. 

Felsige Orte der alpinen und subalpinen Region. Dalmatien: 
Krivosije bei Cattaro! Montenegro! Bl. Juni. 

R. glutinosa Sibth. u. Sm. Fl. Graec. prodr. I. 348 (1806). Fl. 
Graee. t. 482. Lindley Mon. Ros. 95 (1820). Christ Fora LVI. 349 
(1873). Burnat et Gremli Gen. Rosa, Rev. Orient. 50 (1887). Nyman 
Consp. 23 Suppl. 114. NR. rubiginosa x. cretica Seringe in DC. 
Prod. II. 616 (1825). R. pulverulenta M. B. Fl. Taur.-Cauc. I. 399 
(1808). Lindley Mon. Ros. 93 (1820). Gussone Fl. Sie. prodr. I. 575 
(1827), Syn. I. 564 (1842). R. pustulösa Bert. Fl. It. V. 195 (1842). 
Gussone Syn. II. 832 (1844). R. libanötica!) Boissier Diagn. Ser. 1. 
X. 4. (1849). R. caläbrica?) Huter, Porta u. Rigo exsicc. 434, 
ex it. Ital. III. 6 (1877). R. calabrica var. «. Burnat u. Gremli Ros. 
Alp. mar. 79 (1879). 

Im Gebiete in folgender Abart auftretend:: 


A. Dalmätica. !/—1 m hoch, dichte Büsche bildend.. Stämme aufrecht, 
hin- und hergebogen, in zahlreiche kurze Aeste aufgelöst, gleich den Schöss- 


1) Auf dem Libanon gefunden. 
2) In Calabrien gefunden. 


a 


Rosa. 107 


lingen und blüthentragenden Zweigen mit dicht gedrängten 
Stacheln und sehr vielen, zwischen den Stacheln stehenden, 
1—2 em langen Stieldrüsen besetzt. Stacheln gerade, wagrecht ab- 
stehend oder etwas aufwärts gerichtet, nadelförmig, aus einer rundlichen oder 
elliptischen Ansatzfläche plötzlich in die lange, dünne Spitze vorgezogen, 
Blattstiel am Grunde flaumhaarig, der ganzen Länge nach mit sehr zahlreichen, 
dicht gestielten kurzen Stieldrüsen und zerstreuten geraden Nädelchen besetzt. 
Blättehen rundlich verkehrt-eiförmig, plötzlieh in den Blattstiel 
zusammengezogen, oberseits mit kurzen zarten Flaumhaaren be- 
kleidet, unten kahl. Blüthen meist zu 3. Blüthenstiele so wie der 
kugelige Kelchbecher mit zahlreichen strohgelben, glänzenden, 
2—3 mm langen, mit dunkeln Drüsen abschliessenden Nadeln 
besetzt. Scheinfrucht kugelig, dichtstachelig, von den lange bleibenden 
Kelchblättern gekrönt. — Dalmatien: um Cattaro! — R. glutinosa A, Dalmatica 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 106 (1901), vgl. Christ in Boiss. Fl. Or. 
Suppl. 222 (1888). Nyman Consp. Suppl. 114. R. dalmatica Kerner OBZ. XX 
(1870) 10. Nyman Consp. Suppl. 114. — Baldacci sammelte in Montenegro! 
eine Abänderung mit etwas grösseren (16 mm langen und 9—12 mm breiten), 
gegen den Grund zum Theil ziemlich scharf keiligen, z. T. abge- 
rundeten Blättchen, die auf der Oberseite schwach behaart, sonst kahl sind, 
Scheinfrucht unter dem Discus halsförmig zusammengezogen, oval. 


B. lioelada!). Borstenförmige Stacheln fehlen. Blattstiel sehr kurz 
behaart. Blättehen unterseits am Mittelnerv etwas behaart. — 
(Albanien! im Gebiete selbst noch nicht nachgewiesen.) — R. glutinosa ß. 
leioclada Christ in Boiss. Fl. Or. Suppl. 222 (1888). 

(Mittelitalien [Apuanische Alpen]; Süditalien; Sicilien; Albanien; 

Macedonien; Bulgarien; Griechenland; Kreta; Kleinasien;, Syrien; 

Armenien; Kaukasus; Persien.) Ei 


. X 20. R. moschata X glutinosa s. am Schlusse der Gattung. 
20. x 32. R. glutinosa X glauca s. am Schlusse der Canınae. 


s$. Blüthenstiele meist stieldrüsenlos, selten mit einzelnen 
‘schwachen, nicht stachelnden Stieldrüsen. Blättchen läng- 
lich oder länglich verkehrt-eiförmig mit keilförmigem Grunde. 


21. (16.) R. elliptica. Ih 1—2 m hoch, selten höher, meist von 
ziemlich gedrungenem Wuchs, mit dichter Verzweigung. Be- 
stachelung gleichartig oder bisweilen etwas ungleich. Stärkere Stacheln 
mässig gekrümmt, an der Abgangsstelle der Laubblätter oft gepaart, 
daneben kleinere ähnlich gestaltete, selten völlig gerade. Blätter 
5—?zählig. Nebenblätter ziemlich schmal, mit divergirenden Oehrchen, 
beiderseits locker anliegend behaart oder fast kahl, unterseits mit zahl- 
reichen Subfoliardrüsen, dicht drüsig gewimpert. Blattstiel filzig behaart 
bis kahl, drüsig, mit # zahlreichen ziemlich kräftigen Stacheln. Blättehen 
meist mittelgross bis klein, selten bis 4 cm lang, schmal- 
elliptisch (bis 3 mal länger als breit) bis breit-elliptisch oder 
verkehrt-eiförmig, keilig und plötzlich spitzwinklig in den 
Blattstiel verschmälert, vorn abgerundet oder mehr oder weniger 
scharf kurz zugespitzt. Zahnung zusammengesetzt, verschieden tief, ab- 
stehend oder nach vorn gerichtet, selbst etwas convergirend, innen öfter 


» 1) Von Aeiog, hier: kahl und xAddog Ast. 


108 Rosaceae, 


mit 1—2 sitzenden Drüsen und einem schwach hervortretenden Zähn- 
chen, aussen mit 2—4 sitzenden Drüsen und 1—2 Zähnchen. Zahnung 
längs des keiligen Grundes kaum hervortretend. Blättchen 
oberseits anliegend behaart bis kahl, unterseits an den Nerven behaart 
bis filzig oder über die ganze Fläche + dicht bis fast filzig behaart, 
selten völlig kahl, mit zahlreichen kurz gestielten Subfoliar- 
drüsen, selten sind sie nur an den Nerven oder fehlen völlig. Supra- 
foliardrüsen selten und nur vereinzelt. Blüthen einzeln oder in mehr- 
bis vielblüthigen Blüthenständen (bis 17)!. Blüthenstiele gewöhn- 
lich so lang wie der Kelchbecher, seltener länger oder kürzer 
in den Hochblättern versteckt. Kelchblätter auf dem Rücken 
drüsenlos, selten drüsig, am Rande + drüsig gewimpert, nach 
der Blüthe aufgerichtet, die reife Scheinfrucht krönend, die 
äusseren mit linealen bis fädlichen Fiedern. Durchmesser der Krone 
3—4 em. DBlumenblätter fleischroth oder weiss. Griffel kurz, als 
dichtes weisswolliges Köpfchen den Discus wenig überragend. 

In der Bergregion durch das ganze Gebiet, vorzüglich auf Kalk. 
In den Westalpen steigt sie bis auf 500 m hinunter und auf ca. 2000 m 
‚an (vgl. R. Keller Mitth. NG. Winterthur I. 60 [1899]), in den 
Centralalpen liegt ihr verticales Verbreitungsgebiet zwischen 450—1535 m 
(vgl. Jaecard Cat. Fl. Val. in Neue Denkschr. Schweiz. Ges. ges. Naturw. 
XXXIV. 100 [1895]. Bl. Juni, an den höchsten Standorten im Juli; 
sie blüht eher als die R. agrestis gleicher Standorte. 

R. elliptica Tausch in Flora II. 465 (1819). Trattinnick Ros. 
Monogr. II. 68 (1825). DC. Prod. II. 625 (1825). Braun Abh. ZBG. 
Wien XXXV. 87 (1885). Cröpin Bull. Soc. Murith. XIX u. XX. 
12 (1892). Gremli Exe.fl. Schw. 7. Aufl. 164 (1893). Burnat Fl. 
Alp. mar. III. 1. 101. Schinz und Keller Fl. Schw. 263 (1900). 
R. cymösa Schleicher Herb., vgl. Cröpin in Ann. cons. bot. Geneve 
37 (1897). R. äspera Schleicher Cat. pl. Helv. ed. 4. 29 (1821), 
vgl. J. B. von Keller in DBM. IV. (1886) 172. R. graveolens Grenier in 
Gren. u. Godron Fl. France I. 560 (1847) z. T. Fl. Jur. 248 (1865). 
Christ Ros. Schw. 117 (1873). Borbäs Ros. Hung. 477 (1880). Crepin 
Bull. SB. Belg. XXI. 1. 170 (1882), a. a O. XXXL 2. 82 (1892). 
Braun in Beck Fl.: Nied.-Oest. (1892) 808. Keller in Mitth. NG. 
Winterthur I. 60 (1899). _Nyman Consp. 233 Suppl. 114. R. sepium 
var. elliptica Hasse in Beckhaus Fl. Westfalen 414 (1893). R. agrestis 
var, elliptica Hasse in Schlüssel z. Einf. in d. Stud. d. mitteleurop. 
Ros. 10 (1895). i 

Duftet strenger und. weniger angenehm als R. rubiginosa. Die zahlreichen 
Abänderungen lassen sich in folgender Weise gruppiren. 

A. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 
I. Blättehen mit zahlreichen Subfoliardrüsen. 

a. Griffel wollig behaart. 

1. Blumenblätter blassroth bis lebhaft rosenroth. 


1) Nach Cre&pin (SB. Belg. XXXIV. 2. 36 [1895]) sind von 1000 Blüthen- 
ständen 590 einblüthig und 410 mehrblüthig. 


Rosa. 109 


a.typica. DBestachelung etwas ungleich, Blättchen oberseits 
kahl oder zerstreut behaart, unterseits dichter bis 
flaumig behaart, dicht mit Subfoliardrüsen bedeckt, breit oval, 
vorn sehr oft abgerundet. Zahnung breit. Blüthenstiele in den 
Hochblättern versteckt, etwa so lang wie die kugelig eiförmigen 
oder ovalen Scheinfrüchte. — Die gewöhnlichste Erscheinungs- 
form der Art, deren durch den verschiedenen Grad der Behaarung 
_ wie die Form der Scheinfrüchte charakterisirte Abänderungen zur Be- 
gründung einer Reihe von Arten führten. — Durch das ganze Gebiet!! 
— .R. elliptica A. I. a. 1. a. typica R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
109 (1901). R. graveolens f. iypica Christ Ros. Schw. 117 (1873). 


2. Jordäni!l) (R. Jordani Deseglise Essai Mem. S. Ac. Maine- 
et-Loire X. 146 [1861]) ist eine durch sehr spärliche Behaarung 
der relativ grossen Blättchen und kugelige biskugelig-eiförmige 
Scheinfrüchte ausgezeichnete Unterabart. — Verbreitet!! — 3. Cheriecn- 
sis 2) (Deseglise Billotia 45 [1864]. Cr&pin SB. Belg. XXI. 1.174[1882]), 
ebenfalls eine Unterabart mit sehr spärlicher Behaarung der 
Blättehen, mit länglich-eiförmigen bis eiförmigen 
Scheinfrüchten. — Verbreite. — Aehnlich aber mit breiten, 
gegen den Grund breit verschmälerten, aber nicht keiligen 
Blättchen ist 4. latifolia (R. graveolens f. latifolia Favrat Herb.). 
— Wallis! 

Die Formenreihe der stärker behaarten Modifieationen wird ge- 
bildet durch #. Billwetii®) (R. Billietiü Puget Bull. SB. Belg. VIII. 
2. 337 [1869] XXI. .1. 172 [1882]). Blattstiel filzig. Blättchen 
klein, breitkeilig, vorn sehr stumpf, Zahnung kurz, stumpf, ober- 
seits angedrückt behaart, unterseits dünn-, an den 
Nerven diehtfilzig. Scheinfrucht eiförmig. — Seltener als die 
kahleren Unterabarten. — y. Lugdunensis4) (R. Lugdunensis 
Deseglise Ess. Monogr. 141 [1861]. Crepin SB. Belg. XXI. 1. 173 
[1882]). Blättchen klein bis sehr klein, beiderends gleich- 
mässig verschmälert, mit keiligem Grunde, scharf zugespitzt, ober- 
seits anliegend behaart, unterseits flaumig. Blüthen 
rosenroth. Scheinfrüchte klein, kugelig. — Wie vorige. 

b. caleärea. fj von gedrungenem Wuchs. Blättchen starr, dick, 
klein, hellgraugrün, kahl. Kelchblätter früh sich aufrichtend, 
lange bleibend. Blumenblätter lebhaft rosenroth. Griffel- 
köpfehen kurz, wollig. Scheinfrüchte häufig kugelig oder kugelig- 
eiförmig, die mittleren des Fruchtstandes oft keulenförmig. — In 
Mitteldeutschland, namentlich im Muschelkalkgebiet Thüringens sehr 
häufig!! — R. elliptica A. I. a. 1. b. calcarea R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI, 109 (1901). R. graveolens f. calcarea Christ Ros. Schw. 120 
(1873). — Eine durch besondersintensiv gefärbteBlumen- 
kronen und stärkere, länger gestielte Drüsen des Blattumrisses ab- 
weichende Unterabart ist 2. Thuringiaca!! (R. graveolens f. 


1) Nach Alexis Jordan in Lyon, * 29. Oct. 1814 7 7. Febr. 1897, einem 
der bedeutendsten Vertreter enger Artbegriffe und der Unveränderlichkeit dieser 
„Arten“. Aus seinen 50 Jahre fortgesetzten Culturen beschrieb er 1846—60 viele 
neue Arten, meist in den Schriften der Akademie, der Soc. Linn. und d’agric. in 
Lyon, Schultz’ Archives und Billot’s Annotations, und in SB. France. In den 
1866—8 mit Jules Fourreau, * 1846 + 1871, veröffentlichten Breviarium plan- 
tarum novarum und Icones Florae Europae erreicht die Zersplitterung der Formen 
ihr Extrem (z. B. 200 Erophila-Arten!). Vgl. Saint-Lager Ann. SB. Lyon XXI. 

2). Zuerst im Dep..Cher gefunden, 

3) Nach dem Cardinal Billiet,. * 1783 + 1873, Erzbischof von Chambery, 
um die Flora Savoyens verdient. (P. Billiet-Montlucon und A. Chabert br.). 

4) Lugdunensis, aus Lyon, im Alterthum Lugdunum. 


110 Rosaceae. 


Thuringiaca Christ Flora LX [1877] 403.) — Thüringen !! — Hierher 

gehört ferner 

ß. gypsophilat) (Sagorski in Jahresb. der Landesschule 
Pforta 31 [1885]). Oberer Theil des Strauches braunroth gefärbt. 
Blättchen sehr klein, elliptisch, beiderseits behaart, von 
bräunlicher Färbung. Kelchblätter früh sich aufrichtend, lange bleibend. 
Krone intensiv roth, sehr klein. — Thüringen: Gypsfelsen 
bei Nebra. 

SS angustäta (M. Schulze BV. Ges. Thür. V. 20 [1887]) ist 
eine schmalblätterige Unterabart der Abart calcarea. Nebenblätter 
sehr schmal, roth überlaufen. Blattstiel fast haarlos. Blättchen 
oft 2 mal so lang als breit, beiderends allmählich und 
gleichmässig verschmälert,nach vorn oftineinescharfe 
Spitze lang ausgezogen, oben kahl, unterseits dünn behaart, 
bisweilen ziemlich arm an Subfoliardrüsen. Zahnung sehr steil, 
reichlich zusammengesetzt und starkdrüsig, tief. — Jena. 

c. Klükii?). Blättehen rundlich eiförmig bis fast kreis- 
rund, am Grunde meist breitkeilig verschmälert, vorn ab- 
gerundet, gestutzt oder kurz zugespitzt. Kelchblätter nach der Blüthe 
allmählich sich ausbreitend, später aufgerichtet, die reife Scheinfrucht 
krönend. Griffel ziemlich stark behaart bis weisswollig zottig. Schein- 
frucht kugelig bis ellipsoidisch. — Semmeringgebiet! — R. elliptica 
A.1I.a.1.c. Klukü BR. Keller in A. u. G. Syn. VI. 110 (1901). 
R. Klukü Besser Cat. hort. Crem. 18 (1816). .R. graveolens var. Kluküi 
Braun in Beck Fl. v. Nied.-Oest. 809 (1892). — Durch die Form 
der Blättchen den Formenkreis der R. elliptica mit R. rubiginosa (Abart 
Jenensis) verbindend und oft von dieser sehr schwer zu unterscheiden. 
2. Blumenblätter weiss. 

a. Vaillantiäna®). ih 1—2 m. Stacheln kräftig, gebogen bis fast 
gerade, an den blüthentragenden Zweigen oft fehlend. 
Blattstiel laumig. Blättehen verkehrt-eiförmig, ziemlich 
gross,oberseitsangedrückt behaart,später kahl, unter- 
seits flaumig, drüsenreich, Drüsen gelblich; untere Blättchen 
hin und wieder mit Suprafoliardrüsen. Kelchbecher eiförmig 
oder kugelig. Scheinfrüchte gross, kugelig. — Savoyen, Dauphin&! — 
R. elliptica A. I. a. 2. a. Vaillantiana R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 110 (1901), vgl. Crepin SB. Belg. XXXI. 282 (1892). R. Vail- 
lantiana Boreau in Desögl. SB. Belg. XV. 526 (1876). Crepin SB. 
Belg. XXI. 1. 173 (1882). Nyman Consp. 233. — Eine wesentlich 
durch die Form der Blättchen und Scheinfrüchte verschiedene Ab- 
änderung ist 2, Bouvierit) (R. Bowvieri Crepin Bull. SB. Belg. XXI. 
1. 174 [1832]). Blattstiel ziemlich dicht behaart, drüsenreich. Blätt- 
chen meist ziemlich gross, breitoval, elliptisch, gegen den 
Grund wenig verschmälert, vorn stumpf oder kurz zugespitzt, 
schwach behaart, oft auch mit Suprafoliardrüsen. Schein- 
frucht gross, eiförmig. -- Savoyen! 

b. Schülzei5). Niedriger, bis ca. 0,75 m hoher |} von äusserst 
gedrungenem Wuchs. Nebenblätter und Hochblätter roth 


1) Von yöpos Gips und @iAog -liebend. 

2) Nach Krzysztof (Christoph) Kluk, * 1739 + 1796, Pfarrer in Ciechanöw 
in Podlachien (Polen), dem Begründer der Pflanzenkenntniss Polens und der 
polnischen botanischen Kunstsprache (Rostafinski 83). Sein Hauptwerk ist 
Dykeyonarz roSlinny (Pflanzenwörterbuch) Warsz. 1777—80. 3 Bände, 

3) Wohl nach Seb. Vaillant s. I. S. 350 Fussn. 1. 

4) Nach Louis Bouvier, Arzt in Lancy bei Gent, 1889 nach America aus- 
gewandert, Verf. von: Les Roses des Alpes 1876, Flore des Alpes de la Suisse et 
de la Savoie 1878 (Briquet br.). 

5) 8. S. 77 Fussn. 2. 


Kae 
u 


Rosa. el 


:laufen. Blättchen klein, hellgraugrün, mit ungemein 

‚reichen, dunkeln Suprafoliardrüsen. Blüthenstiele 
z....lieh lang, aus den Hochblättern hervorragend. Kelchbecher und“ 
-blätter blutroth. Krone sehr klein, rein milchweiss. Schein- 
frucht oval, oft in den Fruchtstiel keulig verschmälert. — Jena! — 
R. elliptica A. I. a. 2. b. Schulzei R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
110 (1901). R. graveolens var, Schulzei Christ bei M. Schulze, BV. 
Ges. Thür. V. 20 (1887), 

c. minüta. Mässig hoher Strauch mit z. T. schlanken Blüthentrieben. 
Bestachelung ungleich, neben langen, leicht gebogenen Stacheln 
ziemlich zahlreiche-schwache. Blattstiel filzig, drüsenreich. Blätt- 

. chen sehr klein, Endblättehen im Mittel ca. 0,8 cm lang, unterste 
Blättehenpaare nur ca. !/s so lang, verkehrt-eiförmig-keilig, 
fast deltoid, fast vom Grunde an gezähnt, der zahnlose Theil des 
Randes mit kurzgestielten Drüsen bekleidet; Zähne ziemlich tief (meist 
beiderseits mit mehreren Drüsenzähnchen), oberseits anliegend behaart, 
mit vereinzelten Suprafoliardrüsen, unterseits dicht 
drüsig, an den Nerven zottig behaart. Blüthen einzeln, kurz- 
gestielt. Kelchbecher eiförmig bis länglich eiförmig. Griffel schwach 
behaart. Scheinfrucht kugelig eiförmig. — Graj. Alpen: Jafferau!! 
— R elliptica A. I. a. 2. c. minuta R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
111 (1901). R. graveolens var. mınuta R. Keller NG. Winterthur I. 
61 (1899). 


b. Griffel kahl. 
liostglal). Blättehen oval, zum Theil kaum keilig, 
selbst abgerundet, vorn zugespitzt oder abgerundet, oberseits kahl, 
unterseits reichdrüsig, am Mittelnerv etwas behaart, sonst 
fast stets kahl. Kelchblätter am Rande drüsig gewimpert, flaumig, auf 
dem Rücken kahl und drüsenlos, nach der Blüthe aufrecht. Griffel 
etwas verlängert. — Graj. Alpen: Rochemolles bei Bardonecechia!! — 
R. ellintica A. I. b. liostyla R. Keller in A. u. G. Syn. 111 (1900). R. 
graveolens var. leiostyla R. Keller in NG. Winterth. I. 62 (1899). — Diese 
Rose zeigt eine derartig eigenthümliche Mischung der Charaktere, dass 
man mit Cr&pin (br.) geneigt sein möchte, an eine hibride Verbindung zu 
denken. Es könnte nach dem Aussehen zu urtheilen wohl nur an eine 
Kreuzung R. elliptica X micrantha gedacht werden. Diese letztere Rose 
beobachtete ich indessen im Thale gegen Rochemolles nicht, so dass doch 
wohl eine legitime Abänderung vorliegt. 
II. Subfoliardrüsen auf den Mittelnerv und die Seitennerven beschränkt, spärlich, 
oder selbst völlig fehlend. 
anadena2). Nebenblätter und Hochblätter kahl, mit drüsig gewimpertem 
Bande. Blattstiel kahl oder sehr zerstreut drüsig. Blättchen kahl. Sub- 
foliardrüsen fehlen gänzlich, oder sie sind nur hie und da, 
und zumeist nur spärlich, auf den Nerven zerstreut. — Um 
Jena hin und wieder! Naumburg. — R. elliptica A. II. anadena R. Keller 
in A. u. G! Syn. VI. 111 (1901). AR. graveolens var. anadena Christ bei 
Schulze BV. Ges. Thür. V. 20 (1887). R. graveolens var. thuringiaca f. 
subnüda Sagorski Ros. v. Naumb. 31 (1885). — Hierher gehört auch, 
wesentlich nur eine schmalblätterige Unterabart 
-  b. Vetteri3) (R. Keller in A. u.G. Syn. VI. 111 [1901]. R. Vetteri 
Favrat Herb. vgl. Gremli, Neue Beiträge zur Fl. d. Schw. I. 10 [1880)). 


1) Von Aeiog glatt, hier: kahl und oröfog Griffel. 

2) Von döyv» Drüse und «& privativum, also drüsenlos. 

3) Nach Johann Jakob Vetter, * 11. Jan. 1826, Stein (Ct. Schaffhausen) 
(br.), in Orbe (Canton Waat), Conservator des Barbey’schen Herbars in Valleyres, 
verdient um die Flora der Schweiz, Auch die Verf. der Synopsis verdanken ihm 
werthvolle Mittheilungen. 


112 


B. 


Rosaceae. 


Stacheln hakig. Nebenblätter kahl, drüsig gewimpert. Bla.. 

drüsig. Blättchen länglich-elliptisch, kahl, ohne . 
oder einzelne Blättchen mit drüsenarmen Mittel- und Secusu«. - 
Blüthenstiele sehr kurz, von den breiten Hochblättern eingehüllt. 
Kelchblätter lang, schmal, die äusseren mit wenigen Fiedern, nach dem Ver- 
blühen aufgerichtet. Krone blass rosenroth. Griffel wollig. Scheinfrucht 
länglich oval. — Wallis: Ausserbinn ! 


Blüthenstiele mit schwachen, zumeist spärlichen Stieldrüsen besetzt. Rücken 
der Kelehblätter drüsenlos oder stieldrüsig. 


hispida, die Parallelvar. zu A.I.a. 1. a. typica und von ihr nur durch die 
Charaktere B. verschieden. — Durch das ganze Verbreitungsgebiet der Art in 
verschiedenen Abänderungen nachgewiesen, jedoch viel seltener als die Formen- 
reihe A.!! — R.elliptica B. hispida RB. Keller in A. u. G. Syn. VI. 112 (1901). 
Hierher gehören: 


I. Corndziil) (R. Cornazi Gremli in Neue Beiträge IV. 97 [1887]. 
R. graveolens X rubiginosa Cornaz Herb.).,. Stacheln gerade oder fast 
gerade, etwas ungleich. Blättchen mittelgross, beiderends fast gleich- 
mässig verschmälert, am Grunde bisweilen undeutlich keilig, ober- 
seits kahl, unterseits zerstreut behaart, drüsenreich. Blüthen- 
stiele meist kurz (0,5—1,5 cm), bald kahl, bald mit feinen Stiel- 
drüsen bewehrt. Rücken der Kelchblätter drüsenlos oder mit 
zarten Stieldrüsen. Krone rosenroth. Griffel borstig bis weisswollig be- 
haart. Scheinfrucht oval bis länglich oval, die mittlere oft keulenförmig in den 
Scheinfruchtstiel verschmälert. — Veltlin: Bormio! — Eine andere Unterabart ist 


b. pseudograveolens (Moutin SB. Dauph. IX. 374 [1882]. SB. 
Belg. XXX. 1. 164 [1891]. Stacheln leicht gebogen bis stark 


gekrümmt. Nebenblätter breit, drüsig gewimpert, kahl, die der unteren. 


Blätter mit zahlreichen Subfoliardrüsen. Blattstiel spärlicn behaart bis kahl, 
drüsenreich. Blättchen verkehrt-eiförmig-keilig, mit scharfer, meist 
abstehender, bisweilen mehr anliegender convergirender Zahnung, oberseits 
zerstreut anliegend behaart, später kahl, unterseits zottig 
behaart, mit dem Alter etwas verkahlend. Subfoliardrüsen reichlich. 
Blüthenstiele (bis 1!/s em lang), meist mit zahlreichen Stieldrüsen 
bekleidet, selten z. T. drüsenlos. Kelchbecher oval bis länglich oval, Kelch- 
blätter auf dem Rücken drüsenlos, am Rande drüsig gewimpert. 
Griffel behaart, aber nicht wollig. Scheinfrüchte oval, unter dem Discus etwas 
eingeschnürt. — Dauphine, ähnlich aber mit + stieldrüsig bekleideter Schein- 
frucht im Trentino! 


Die nachfolgenden Variationen zeigen mehr oder weniger grosse Anklänge 
an Abänderungen der R. rubiginosa, sind also Uebergangsformen zwischen 
R. elliptica und R. rubiginosa, nämlich: 


"* Aeduensis2). Blättehen im Mittel ca. 2 cm lang, elliptisch, 
kaum doppelt so lang als breit, gegen den Grund verschmälert, aber 
selten scharf keilig, dagegen z. T. abgerundet, oberseits kahl, unter- 
seits am Mittelnerv behaart, drüsenreich. Blüthenstiele mit zahlreichen 
feinen Stieldrüsen. Kelchbecher länglich oval, drüsenlos, Kelch- 
blätter auf dem Rücken stieldrüsig. Blumenblätter intensiv roth. 
Griffel wollig behaart. Scheinfrucht kugelig‘ eiförmig. — An der westlichen 
Grenze des Gebietes (Bourgogne: Autun!). — R. elliptica "* Aeduensis R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 112 (1901), vgl. Crepin SB. Belg. XXXI. 2. 82 (1892). 
R. aeduensis Deseglise et Gillot Bull. SB. Belg. XIX. 1. 37 (1880). Crepin SB. 
Belg. XXX. 1. 166 (1891). 


1) Nach Edouard Co vna z, * 29. Sept. 1825 Marseille (br.), Arzt in Neuchäte], 


verdient um die dortige Flora und die des oberen Veltlin. 


2) Nach dem Gallischen Stamm der Aedni, in der späteren Landschaft Bourgogne. 


Rosa. 113 


+r Szaböitl). h 1-2 m. Zweige verlängert, spärlich bestachelt. 
Stacheln sichelförmig gekrümmt. Nebenblätter schmal, länglich, mit divergiren- 
den, zugespitzten Oehrchen, unterseits und am Rande drüsig,. Blattstiel drüsig, 
feinbehaart bis kahl, stachelig. Blättchen ziemlich gross, länglich- 
verkehrt-eiförmig oder kurz zugespitz, die der obersten Blätter 
lanzettlich, lang zugespitzt, alle unterseits an den Nerven reichlich, auf 
der Fläche spärlicher mit Subfoliardrüsen versehen, an den Nerven oder auch 
nur an der Mittelrippe behaart. Blüthenstiele ziemlich lang, der mittlere 
eines Blütnenstandes auch kürzer als die Scheinfrucht, fein und zerstreut 
stieldrüsig. Kelcehblätter auf dem Rücken spärlich drüsig, schmal, 
kurz, die äussern mit fädlichen Fiedern. Kelchbecher kugelig oder verkehrt 
eiförmig. — Ungarn. — R. elliptica 77 Szaboi R. Keller in A. u.G. Syn. VI. 
113 (1901). R. graveolens subspee. R. Szaboi Borbäs in Ros. Hung. 484 (1880). 

BB. hispidiglandulösa. Blattstiel dicht behaart. Blättchen mittel- 
gross bis klein, elliptisch, gegen den Grund verschmälert, oft selbst scharf keilig, 
vorn zugespitzt. Zahnung im unteren Drittel des Blättchens kaum hervortretend. 
Blättehen beiderseits anliegend behaart, unterseits drüsenreich. Blüthen- 
stiele etwa so lang wie der Kelchbecher, dieht mit Stieldrüsen be- 
kleidet, denen einzelne stachelig nadelförmige Drüsenborsten 
beigemengt sind, die zum Theil auch an den Grund des in den Blüthen- 
stiel sich verschmälernden Kelchbechers übergehen, oder über seine ganze 
Fläche zerstreut sind. Kelehblätter auf dem Rücken dicht stieldrüsig. 
Griffel dicht behaart. Scheinfrucht oval. — Unterengadin!!. Tirol: Landeck!! 
— .R. elliptiea BB. hispidiglandulosa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 113 (1901). 
R. graveolens X R. rubriginosa (?) R. Keller Englers B. Jahrb. XIX. Beibl. 11 
(1894). j 


(England; Frankreich [in den westlichen und nördlichen Theilen 
sehr selten oder fehlend; nördlich und südlich vom Gebiet nicht bekannt.) 
nis 
17. X 21. R. tomentosa X, elliptica s. am Schlusse der Caninae. 
18. X 21. R. rubiginosa X. elliptica? s. unten. 
21. X 32. R. elliptica X glauca s. am Schlusse der (aninae. 
21. x 41. R.elliptica X pimpinellifolia s.am Schlusse der Gattung. 


Bastard. 
3 1 Br Ar A ra WERT 0 


18. x 21. (17) R. rubiginösa X elliptica? h. Behaarung der 
Laubblätter wie bei R. rubiginosa comosa. Blättchen breit verkehrt- 
eiförmig, gegen den Grund keilförmig; Endblättchen mit abgerundetem 
Grunde; vorn abgerundet oder kurz zugespitzt. Zahnung ungleich, bald 
offen, kurz, breit, fast rechtwinklig, bald schmäler, vorgestreckt. Blüthen- 
stiele ziemlich reichlich stieldrüsig. Kelchbecher kahl, Kelchblätter auf 
dem Rücken kahl oder schwach drüsig, die äusseren fiederspaltig, mit 
schmalen Fiedern. Anhängsel aller Kelchblätter schmal. Blumenblätter 
lebhaft rosenroth. 


1) Nach Joseph von Szabö, * 14. März 1822 Kaloesa 7 10. April 1894 Budapest, 
seit 1860 Professor der Mineralogie und Geologie an der dortigen Universität (Staub hr.), 
eine Reihe von Jahren hindurch Redacteur der von der Ungarischen Akademie heraus- 
gegebenen Mathematikai &s termeszettudomänyi közlemenyck vonatkozölag a hazai 
viszonyokra (Mathematische und naturwissenschaftliche Mittheilungen, auf die Ver- 
hältnisse der Heimat bezüglich). 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 3 


114 Rosaceae. 


Mühlthal bei Jena (Haussknecht). 

R. rubiginosa X elliptica? R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 113 
(1901). R. graveolens X rubiginosa M. Schulze BV. Ges. Thür. V. 
21 (1887). 

Ich sah die Pflanze nicht. Nach der allerdings knappen Beschreibung, die 
Schulze (a. a. O.) von ihr giebt, hege ich indessen einige Zweifel, ob wirklich 
eine hibride Form vorliege. Gerade der Umstand, dass das Endblättehen keinen 
keiligen Grund hat, kann stutzig machen, da etwas keilförmige Verschmälerungen des 
Grundes der Seitenblättehen auch bei der ächten R. rubiginosa hin und wieder 
beobachtet werden. (Vergl. auch R. elliptica BB. hispidiglandulosa s. S. 113.) 


ß. Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen oder abstehend, 
frühzeitig abfallend. Griffel kahl oder schwach behaart. 


$ Blüthenstiele stieldrüsig (vgl. R. mierantha A.1l.). Blättchen 
oval oder rundlich, am Grunde abgerundet oder schwach 
herzförmig ausgerandet, seltener länglich und nach dem 
Grunde verschmälert. 


* Bestachelung meist gleichartig. Suprafoliardrüsen fehlen. 
Griffel etwas verlängert, säulenförmig hervortretend. 


22. (18) R, mieräntha'!). h bis 2 m hoch, flatterig; Jahres- 
triebe und ältere Aeste bogig überhängend, selten gedrungen, vom Wuchse 
der R. rubiginosa. Stacheln meist ziemlich zahlreich, selten an den 
blüthentragenden Zweigen völlig fehlend, # krummhakig, selten 
leicht gebogen bis fast, gerad, am Grunde stark verbreitert, 
herablaufend, hin und wieder namentlich unter dem Blüthenstand 
mit schlanken, borstenförmigen Stacheln, die nur in ganz seltenen Fällen 
den grösseren Stacheln in grosser Zahl beigemengt sind. Junge Triebe 
und Laubblätter oft röthlich. Laubblätter 5—7zählig. Neben- 
blätter und Hochblätter bald schmal, bald breit, doch selten stark ent- 
wickelt, drüsig gewimpert, + dicht behaart bis kahl, unterseits 
meist dieht mit röthlichen Drüsen besetzt. Blattstiel mehr 
oder weniger dicht behaart bis kahl, mit Stieldrüsen besetzt und meist 
auch stachelig. Blättchen mittelgross bis klein, selten 3—4 cm 
lang, elliptisch, durchschnittlich etwa 1!/3 so lang als: breit, selten 
doppelt so lang als breit, am Grunde verschmälert, abgerundet, 
selten etwas keilförmig, vorn stumpf oder etwas zugespitzt. 
Zahnung schmal, tief, zusammengesetzt, drüsig. Zähne 
innen drüsenlos oder mit 1—2 sitzenden Drüsen, aussen mit 2—5 Drüsen 
und einigen Drüsenzähnchen. Blättchen oberseits kahl oder zerstreut, 
selten dicht behaart, unterseits am Mittelnerv gewöhnlich behaart, seltener 
völlig kahl oder über die ganze Fläche + dicht behaart, mit zahl- 
reichen Subfoliardrüsen, sehr selten fast drüsenlos. 
Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen Blüthenständen?). Blüthen- 
stiele meist länger als die Scheinfrucht (1,5—3 cm) (den 


1!) Von wıxoög klein und &vdog Blüthe, 
2) Nach Cr&pin finden wir unter 1000 Blüthenständen 587 einblüthige und 
413 mehrblüthige (Bull. SB. Belg. XXXIV. 2. 36). © 


“ 


Rosa. 115 


Stieldrüsen oft längere drüsenlose, nadelförmige Stacheln beigemengt), 
selten stieldrüsenlos. Kelehbecher schmal-oval bis kugelig, meist völlig 
drüsenlos oder am Grunde, selten auf der ganzen Oberfläche, mit Stiel- 
drüsen und nadelförmigen Stacheln besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken 
meist schwachdrüsig, die äusseren mit linealisch-lanzettlichen 
bis fädlichen, drüsig-gewimperten oder gezähnten Fiedern. 
Blumenblätter klein bis mittelgross, fleischroth bis weiss, 
seltener dunkler gefärbt. Griffel lang, säulenförmig, kahl 
oder bisweilen am Grund des Narbenköpfchens etwas behaart. Schein- 
frucht oval bis kugelig. 


Durch das ganze Gebiet; im Norden, in Schlesien und Mähren 
selten; aus dem nordwestlichen Flachlande nicht bekannt; in den West- 
alpen aus der Ebene bis zu 1400 m, in den Centralalpen bis zu 
1300 m ansteigend. Bl. Juni. 


R. mierantha Smith Engl. Bot. XXXV. t. 2490 (1812). Christ Ros. 
Schw. 110 (1873). Desäglise SB. Belg. XV. 544 (1876). Burnat u, 
Gremli Ros. Alp. marit. 71 (1879). Borbäs Ros. Hung. 492, 496 (1880). 
Braun in Beck Fl. N.-Oest. 810 (1892). Burnat Fl. Alp. manrit. III. 84 
(1899). Keller Mitth. NG. Winterthur I. 63 (1839). Schinz u. Keller 
Fl. d. Schw. 263 (1900). Nyman Consp. 233 Suppl. 114. R. rubigı- 
nosa var. micrantha Lindley Monogr. Ros. 87 (1820). Seringe in DC. II. 
617 (1825). R. rubiginosa var. nemorälis Thory Prodr. d. genre 
rosier 110 (1820). R. rubiginosa var. memorösa Du Mortier Prodr. 
Fl. Belg. 93 (1827). 


Eine formenreiche Art, die im südlichen Theile des Verbreitungsgebietes sehr 
häufig durch besonders kleine, kahle, öfter auch drüsenärmere Blättchen aus- 
gezeichnet ist, die mit gewissen Formen der R. Pouzini grosse Aehnlichkeit hat. 
Es sind aber bei R. mierantha die Stacheln im Allgemeinen stärker gebogen. Die 
Drüsen haben bei R. mierantha einen anderen Geruch als bei R. Pouzini, sind 
auch grösser, dort von dem charakteristischen Apfelgeruch, ‚hier mehr balsamisch 
terpentinartig riechend. 


A. Blüthen roth. 
I. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 
a. Blätteben mittelgross bis gross. 
1. Blättchen beiderseits oder doch unterseits anliegend behaart. 
a. Griffel kahl. 

1. t$pieca. Strauch flatterig mit bogig überhängenden Aesten; 
Stacheln gleichförmig, am Grunde der Laubblätter oft paarig, 
krummhakig, mit breitem Grunde. Blattstiel, untere 
Fläche der Nebenblätter und Blättehen + dicht 
flaumhaarig, Oberfläche kahl oder sehr zerstreut 
behaart; Blattstiel, untere Nebenblätter und Unterfläche der 
Blättehen dicht mit rothen Drüsen bekleidet. Blüthen- 
stiele gleichförmig weichstachelig. Kelchröhre schmal 
oval. — Durch das ganze Verbreitungsgebiet der Art ziemlich 
häufig!! — R. mierantha var. iypica Christ Ros. Schw. 110 (1873). 
R. nemorosa Libert in Lejeune Fl. Spa II. 311 (1813). Nyman 
Consp. 233. 

ß. permizxta (R.permixta Döseglise SB. Belg. XV. 538 [1876]. 
Nyman Consp. 235 Suppl. 114) ist eine etwas grossblätterige, 
kahlere Abänderung der Abart f/ypica. PBlättehen rundlich, am 


g* 


116 


Rosaceae., 


Grunde abgerundet, Scheinfrüchte oval. — Ebenfalls sehr verbreitet!! 
— y. septicola (R. septicola Desöglise in Essai monog. M&m. S8.A. 
Maine-et-Loire X. 149 [1861]. Cr&pin Bull. SB. Belg. XXI. 1. 160 
[1882]. Nyman Consp. 233) ist ,eine Abänderung mit kugeligen 
Scheinfrüchten ! — ö. septicoloides (R. septicoloides Cr&pin SB. 
Belg. XXI. 1. 161 [1882]) ist eine Abänderung mit wehrlosen Zweigen 
und verlängerten Scheinfrüchten. — Dauphin&! 

2. mierocärpa!) ist eine die grossblätterigen Abänderungen mit 
den kleinblätterigen verbindende Abänderung der var. typica. Blatt- 
stiel filzig-zottig. Blättehen im Mittel ca. 1'/a bis fast 2 em 
lang, oval, gegen den Grund in den Blattstiel ver- 
schmälert, oft fast keilig, vorn abgerundet oder kurz 
zugespitzt, beiderseits anliegend behaart; Mediannerv 
unterseits fast zottig. Blüthenstiele dieht mit Stieldrüsen 
und nadelförmigen drüsentragenden und drüsenlosen 
Stacheln, die auch überden oberen Theilder blüthen- 
tragenden Zweige mehr oder weniger reichlich zer- 
streut sind, besetzt. Kelchbecher sehr klein. Scheinfrucht 
z. T. nur 0,6 cm lang und nicht länger als 1 cm, birnförmig oder 
oval, rings dicht mit kurzen kräftigen Stacheldrüsen besetzt. — 
Ct. St. Gallen: Ragaz: Vadura!! — R. mierantha var. mierocarpa 
R. Keller in NG. St. Gall. 1895/96. 206 (1897). 

9. salviifölia. Blattstiel drüsig, dieht graufilzig. Blättchen 
weit abstehend, sehr gross, breit, verkehrt-oval, keilig 
in denGrund verschmälert, stumpf oder sehr kurz zugespitzt; 
Oberseite matt, kurzhaarig, untere grauweiss, dicht kurz- 
haarig, an den Nerven oder auf der ganzen Fläche graufilzig. 
Zähne sehr gross, offen, gegen den Grund kleiner werdend, 
schliesslich verschwindend ; Subfoliardrüsen nicht sehr zahl- 
reich, auffallend gross, schwarzroth, sitzend, Blüthen klein. 
Kelchbecher länglich-oval, zerstreut drüsenborstig. Scheinfrüchte 
länglich-oval. — Bergform der westlichen Centralalpen! — R. 
micrantha f. salvifolia Christ R. Schw. 112 (1873). 

ß. Salvanensis?2) (R. Salvanensis de la Soie! Christ a.a.O, 
112 [1873]. Cottet Soc. Murith. III. 43 [1874]) ist eine Abänderung 
mit besonders spärlichen Subfoliardrüsen. 


b. Griffel behaart. 


Sagörskii3). fh 1—2'/e m hoch, etwas flatterig. Stacheln 
stark, krummhakig. Blattstiel weisslich-filzig. Blättchen 
gross, länglich-oval, grob doppelt gezähnt, stark und etwas filzig 
behaart, roth überlaufen; Subfoliardrüsen zahlreich. Blüthen 
klein, meist zu 3. Blütbenstiele mit starken Stacheldrüsen. Kelch- 
blätter sehr lang, auf dem Rücken stieldrüsig. Fiedern wenig zahlreich, 
schmal. Griffel kurz, wollig behaart. — Harz (Sagorski br.). 
Bibra bei Naumburg! — R. micrantha var. Sagorskii Christ Mitth. 
Geogr. G. Thüringen III. 304 (1885). Sagorski in Ros. Naumb. 28 (1885). 
— Christ schreibt über diese eigenartige Rose: „Sie vereinigt die 
Charaktere mehrerer Arten in seltenster Weise und ergiebt sich doch 
nicht als Hybride.‘“ Im Laub und Wuchs entspricht sie der R. mierantha, 
in den Blüthentheilen der R. rubiginosa. Die Scheinfrüchte ent- 
wickeln sich aber sehr gut, so dass an Hibridität nicht zu denken ist, 


1) Von wınoog klein und xaorzdg Frucht. 
2) Bei Salvan in Wallis gefunden. 
3) Nach Ernst Sagorski, * 26. Mai 1847 Saarbrücken (br.), Professor an 


der Landesschule Pforta bei Naumburg, dem hervorragenden thüringischen Rhodo- 
logen (Die Rosen der Flora von Naumburg. Progr. der Landessch. Pforta 1885), 
und mit Gustav Schneider, Verfasser der Flora der Centralkarpaten, Leipzig 1891. 


Rosa. 117 


2. Blättchen beiderseits kahl oder unterseits am Mittelnerv behaart. 

a. operta,a Blüthentragende Zweige unbewehrt oder oben 
mit vereinzelten borstigen und nadelförmigen Stacheln, 
an den älteren Aesten mit sehr kräftigen am Grunde verbreiterten 
Stacheln. Blattstiel etwas behaart, drüsig und stachelig. Blättchen 
oval, verkehrt-eiförmig oder abgerundet. Kelchbecher verlängert- 
eiförmig, mit Stieldrüsen bekleidet oder stieldrüsenlos. Scheinfrüchte 
verlängert-eiförmig. — Ziemlich verbreitet; Dauphine! Savoyen; Elsass! 
Westfalen! Kroatien! — R. mierantha A. I. a. 2. a. operta R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 117 (1901) vgl. Crepin SB. Belgs. XXXI. 2. 
86 (1892). R. operta Puget in Deseglise SB. Belg. XV. 540 (1876). 
Nyman Consp. 233. 

b. serräta. Kräftiger, stark drüsiger Strauch. Blättchen breit-oval, 
in den Grund verschmälert, mit tiefen, grossen, divergiren- 
den Zähnen. Blüthenstiele dicht stieldrüsig. Kelchblätter 
mit lanzettlichem Anhängsel, auf dem Rücken drüsig. Fiedern 
lanzettlich. Griffel ziemlich kurz. Scheinfrüchte rundlich-oval 
bis oval. — Savoyen; Wallis. — R. mierantha f. serrata Christ 
Ros. Sch. 113 (1873). 

c. Oulxensis!). } fast stachellos. Nebenblätter kahl, drüsig 
gewimpert, unterseits meist drüsenlos oder nur am Mittelnerv 
der Oehrchen drüsig. Blattstiel zerstreut behaart bis kahl, dicht 
drüsig, mit mehreren ziemlich kräftigen gelben, leicht gebogenen 
Stacheln. Blättchen im Mittel etwa 2 cm lang, oval, fast doppelt so 
lang als breit, scharf zugespitzt, beiderseits kahl oder am Mittelnerv 
zerstreut behaart. Subfoliardrüsen bald zahlreich, bald 
auch nur auf den Mittelnerv beschränkt. Zähne ziem- 
lich kurz, aber scharf zugespitzt, aussen mit 2—5, innen 
mit 1—2 Drüsenzähnchen. Blüthen einzeln oder in 2—3blüthigen 
Blüthenständen. Blüthenstiele etwa 11,2 mal so lang als der Kelch- 
becher, dicht stieldrüsig mit eingestreuten drüsenlosen, 
langen, nadelförmigen Stacheln. Drüsen und Stacheln gehen 
an den Grund des langen, flaschenförmigen, unter dem Discus 
verschmälerten Kelchbechers über. Blumenblätter roth, gross. Durch- 
messer der Blüthe 4--5 em. Griffel kurz. — Grajische Alpen: 
Savoulx, ea. 1400 m!! — R. mierantha var. Qulxensis R. Keller 
Mitth. NG. Winterthur T. 64 (1899). 

d. Provineiälis2). Unter den gross- und kahlblätterigen Abänder- 
ungen vor allen durch die sehr spärliche Entwicklung der 
Subfoliardrüsen ausgezeichnet. — Nebenblätter am Rande 
dieht drüsig gewimpert, an den unteren Blättern mit zahl- 
reichen Subfoliardrüsen, an den oberen ohne Subfoliar- 
drüsen. Blattstiel dieht drüsig, etwas bestachelt, sehr spärlich be- 
haart. Blättchen breit-oval, am Grunde abgerundet, vorn kurz zu- 
gespitzt. Zahnung zusammengesetzt, in der unteren Hälfte der Blättchen 
mehr abstehend, in der oberen mehr zusammenneigend. Zähne breit, 
aussen bis 5, innen öfter mit 1—2 Drüsenzähnchen. Subfoliardrüsen 
fehlen fast völlig; auf dem Mittelnerv und da und dort auf den 
Seitennerven treten sie auf. Blüthen in ziemlich reichen Blüthen- 
ständen. Die Stieldrüsen der Blüthenstiele sind bis- 
weilen wenig zahlreich. Kelchblätter mit laubig verbreitertem, 
lanzettlichem, drüsig gezähntem Anhängsel, auf dem Rücken drüsen- 
reich, die äussern reichlich flederspaltig, bis 6 Paar Fiedern, von 
denen die grösseren selbst wieder fiederig eingeschnitten sind. — 
Provence: Esterel! — R. mierantha var. Provincialis R. Keller in 


1) Oulx an der Dora Riparia. 
2) In der Provence (Provineia) gefunden; vgl. II. S. 41 Fussn. 3. 


118 


Rosaceae., 


A, u. G. Syn. VI. 117 (1901). — Eine von Subfoliardrüsen 
völlig freie, aber kleinblätterige Abänderung ist die einer 
R. Pouzini sehr ähnliche 2, eglandulosa (Pons in Herb. Pons et 
Coste) aus den Pyrenäen! 


. fallax. Stacheln gleichartig, hakig gebogen mit lang herabgezogenem 


Grunde, Nebenblätter sehr breit, drüsig gewiinpert, die unteren 
mit sehr zahlreichen Subfoliardrüsen, die oberen fast 
drüsenlos, unterseits dicht, oberseits- locker anliegend .behaart. 
Blattstiel filzig, mit kurzgestielten und sitzenden braunrothen 
Drüsen und spärlichen Stacheln. Blättehen rundlich-eiförmig, 
mit den Rändern sich deckend, mit abgerundetem, bisweilen 
schwach herzförmigem Grunde, oberseits anliegend behaart, unter- 
seits dieht haarig, an den Nerven silberglänzend grau- 
filzig,. Subfoliardrüsen sehr spärlich. Blüthenstand reich- 
blüthig. Blüthenstiele dicht mit ungleichen Stieldrüsen 
und drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln besetzt. 
Kelchbecher läuglich-oval, vorn halsförmig eingeschnürt. 
Kelchblätter mit lanzettlichen bis breit-lanzettlichen Fiedern und 
Jaubigem Anhängsel, auf dem Rücken dicht stieldrüsig. — Insubrisches 
Florengebiet: Brugnasco!! — R. micrantha A. I. a. 2. e. fallax R. 
Keller in A. u. G. Syn. VI, 118 (1901). R. mierantha var. R. Keller 
in Bot. Centrbl. XLVII. 230 (1891). — Eine einer hispiden Form der 
R.tomentella ähnelnde Abänderung, die durch die auffallend spärliche 
Entwicklung der Subfoliardrüsen in gewissem Sinne eine Parallelform 
zu R. rubiginosa A. I. b. 1. decipiens ist. 


. Vermolensis, eine in Bezug auf die Grösse der Blättehen die 


kleinblätterigen mit den grossblätterigen verbindende 
Abänderung. fi} sehr gross, reicblich sparrig verzweigt, auch an 
den Blüthenzweigen ziemlich stark bewehrt. Blattstiel 
stachelig, mit sitzenden und kurzgestielten Drüsen, locker abstehend 
behaart. Blättchen oval, im Mittel ca. 2 cm lang und 1,4 cm breit, 
scharf zugespitzt, am Grunde meist abgerundet, oberseits kahl, unter- 
seits am Mediannerv behaart, im jüngeren Zustande auch an den 
Seitennerven mit zerstreuten Haaren. Subfoliardrüsen an den 
unteren Laubblättern der Zweige reichlich vorhanden, 
an den oberen völlig fehlend oder doch auf den Mittel- 
nerv und die stärkeren Seitennerven beschränkt. Zahnung 
tief, zusammengesetzt; Zähne spitz, vorgestreckt, aussen mit 1—3 
drüsentragenden, scharf hervortretenden Zähnchen, innen zahnlos oder 
mit sitzender Drüse oder einem Zähnchen. Blüthenstiele kurz, 
0,5—0,7 em, von den lanzettförmigen Hüllblättern über- 
ragt, mit Stieldrüsen und drüsenlosen nadelförmigen 
Stacheln. Kelchblätter reichlich gefiedert, Fiedern z. T. fiederlappig. 
Kelehbecher kugelig bis kugelig-eiförmig. — Ct. St. Gallen: Vermol 
ob Mels!! — R. micrantha var. vermolensis R. Keller in Berichte 
NG. St. Gallen 1895/96. 209 (1897). 


b. Blättchen klein. 
1. Blättehen beiderseits oder doch unterseits behaart. 
a. grossiserräta. Kräftiger |). Achsen mit zahlreichen, oft laugen, 


meist leicht gebogenen Stacheln bewehrt. Blattstiel mit langen, 
abstehenden Haaren zottig bekleidet. Blättchen oval, 
scharf zugespitzt, am Grunde abgerundet, mit tiefen, schmalen, 
abstehenden, scharf zugespitzten Zähnen, die aussen 1—2 
Drüsenzähnchen haben, innen drüsenlos oder mit sitzender Drüse, 
oberseits kahl, unterseits mit langen, anliegenden Haaren und ziemlich 
zahlreichen Drüsen. Blüthen meist einzeln; Kelchröhre kugelig-eiför mig 
bis kugelig, am Grunde mit Stieldrüsen. — St. Gallen!! — R. mi- 
crantha var. grosseserrata R. Keller in NG. St. Gallen 1895/96. 207 (1897). 


Rosa. 119 


b. Burnätil). Zweige sehr dieht mit feinen Stacheln be- 
wehrt. Blättcehen breit-oval, starr, oberseits glänzend, kahl, 
unterseits an den Nerven behaart. Blumenkrone ziemlich intensiv 
roth. Scheinfrucht länglich, unter dem Diseus eingeschnürt. — See- 
alpen: Ceva! — AR. mieramtha var. Burnati R. Keller in A. u G. 
Syn. VI. 119 (1901). — Es stellt diese Abänderung in Bezug auf die 
Ungleichartigkeit der Bestachelung die extremste Abänderung der Art 
vor. Da sie zugleich mit einer gewissen Starrheit der Blättchen ver- 
bunden ist, möchte man wohl an eine Kreuzung mit R. Galliea denken, 
wenn man nicht in Bezug auf die Grösse der Blättchen und der Krone 
die normalen Verhältnisse der R. mierantha beobachtete. 

3. Blättehen kahl oder nur unterseits am Mittelnerv behaart. 

a. pseudo-Pouzini2). h klein, flatterig. Aeste dünn, hin- und 
hergebogen. Stacheln der blüthenlosen Zweige sehr stark, aus breitem 
Grunde lang und krummhakig, die der Blüthenzweige sehr zahlreich, 
dünner, schwach gebogen, sehr spitz. Blattstiel stark drüsig, Blätt- 
chen oval-lanzettlich, lang zugespitzt, lederig; Zahn- 
ung tief, zusammengesetzt; Zähne zusammenneigend; 
Zähnchen mit kleinen, gestielten Drüsen; Blattumriss dadurch drüsig 
gewimpert; Blättchen glänzend, völlig kahl; Mittel- und Seiten- 
nerven der Unterseite der Blättehen mit braunen kurz- 
gestielten Subfoliardrüsen, die an einzelnen Blättchen 
sehr zahlreich sind, an anderen fehlen. Blüthen meist 
einzeln, klein, lang gestielt.e Blüthenstiele zerstreut 
stieldrüsig. Kelehbecher länglich-oval; Kelchblätter kurz, 
auf dem Rücken zerstreut drüsig, die äusseren reichlich fiederspaltig, 
mit spitzen, drüsig gewimperten Lappen. Krone blassroth. Scheinfrucht 
verlängert-oval. — Unter-Wallis: an den heissen Felsen bei Branson, 
Follaterres! schon im Mai blühend. — R. mierantha A. 1.b. 2. a. pseudo- 
Pouzini R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 119 (1901). R. hispanica 
f. Pouzini Christ in Flora XXVII (1874) 470. — Eine zierliche 
Felsenform, welche namentlich in den fast drüsenlosen Individuen 
grosse Aehnlichkeit mit R. Pouzini (s. S. 151) hat. 

b. hystrix3). Aeste ruthenförmig, lang, aufrecht oder etwas gebogen, 
mit kurzen Seitenzweigen. Stacheln gleichförmig, sehr kräftig, an den 


1) Nach Fmile Burnat, * 21. Oet. 1828 (br.) in Nant sur Vevey, dem her- 
vorragenden Erforscher der Flora der Seealpen. Ausser seinem Hauptwerke Flore 
des Alpes maritimes (Geneve et Bäle), von dem bisher Bd. I. 1892, II. 1896, III. 1. 
1899 erschienen sind, nennen wir von seinen grösseren Arbeiten Catalogue des Festuca 
des Alp. mar. 1882, ferner mit W. Barbey, Notes sur un voyage botanique dans 
les iles Baleares et dans la province de Valence en Espagne 1882, mit A.Gremli 
(s. S. 102 Fussn. 2) Les Roses des Alp. mar. 1879 Suppl. 1882—3. Catalogue 
rais. des Hieracium des Alp. mar. 1883. Observ. sur quelques Roses de l’Italie 1883. 
Genre Rosa. Rev. du Groupe des Orientales 1887 (Le genre Rosa. R&sultats generaux 
des trav. de bot. syst. par le docteur H. Christ; traduit de l’all. du Bot. Centralbl. 
1884). Ausserdem bearbeiteten auf seine Veranlassung, unter dem Titel Materiaux 
pour servir & l’histoire de la Flore des Alp. mar. J. Briquet die Labiaten 
(III Theile 1891—5) Cytisus 1894. Bupleurum 1897 und H. Christ die Farne 1900. 
Die Verfasser der Synopsis sind Herrn Burnat für viele werthvolle Mittheilungen 
verpflichtet, und namentlich der Bearbeiter von Rosa weiss ihm besonderen Dank 
für die seltene Gastfreundlichkeit, die ihm das Studium des reichen Rosen-Materials 
seines prächtigen Herbars ermöglichte, und für zahlreiche Mittheilungen. 

2) Die mit dieser Form verwechselte R. Pouzini ist benannt nach N. Fulerand 
Pouzin, * 17.2? +. 25. Apr. 1822, Professor an der Rcole de pharmaeie in Monte- 
pellier (Flahault br.), Verf. von: Avis au botaniste qui doit parcourir les Alpes. 
Montpellier Floreal an VIII (1800) und einiger medieinischer bez. hygienischer Ab- 
handlungen (Flahault br.). 

3) 8. 8, 99 Fussn. 3. 


120 


Rosaceae. 


Abgangsstellen der Blätter oft paarig, Junge Triebe weinroth. 
Blattstiel etwas flaumig. Blättchen elliptisch bis lanzett- 
lich, meist in den Grund verschmälert, etwas keilig, an den 
Seitenblättehen meist abgerundet. Zahnung klein; Zähne schmal, 
ziemlich steil; Subfoliardrüsen bald spärlich, bald sehr zahlreich. 
Blüthenstiele sehr fein stieldrüsig. Kelchbecher länglich- 
eiförnig, stark eingeschnürt. — Eine ziemlich verbreitete Abänderung; 
Dauphine! Savoyen! westl. Schweiz! Vogesen! Belgien! Westfalen! — 
R. mierantha var. hystriv Baker Journ. Linn. S. XI. 222 (1869). 
R. Hystrix Leman Bull. Phil. 91 (1818) nicht Lindl. R. Lemanii !) 
Boreau Fl. Cent. ed. 3. II. 230 (1857). Nyman Consp. 233 Suppl, 114. 
R. mierantha var. Lemani Du Mortier SB, Belg. VI. 55 (1867). — 
Eine mannichfach abändernde Variation. — Hierher gehören 

2. calvescens (Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. 71 [1879] et 
Suppl. 8. 77 [1882—88], vergl. auch Burnat Fl. Alp. marit. III. 1. 
88 [1899]), eine durch häufige Ungleichartigkeit der Be- 
stachelung ausgezeichnete Abänderung. Namentlich an den 
blüthentragenden Zweigen treten nicht selten neben den 
kräftigen auch feine nadelförmige Stacheln auf, Blüthen- 
stiel mit Stieldrüsen und drüsenlosen borsten- und nadelförmigen Stacheln. 
— Seealpen! Veltlin! — Eine durch spärliche Bestachelung ausge- 
zeichnete Abänderung ist 

3. subspoliaäta (R. subspoliata Deseglise et Ozanon in Bull. Soe. 
Dauph. IX. 377 [1882]). Stacheln fast gerade. Blüthentragende 
Zweige völlig wehrlos oder doch nur mit einigen nadel- 
förmigen oder borstigen Stacheln, die zum Theil in Drüsen 
enden, zum Theil drüsenlos sind. Scheinfrüchte klein, kugelig. — 
Dauphin&! 

4. plieata (Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. Suppl. 10 [1882/83]) 
ist eine besonders schmalblätterige Abänderung. Blättchen 
länglich-elliptisch, scharf zugespitzt, am Rande gefaltet, 
oft mit stark vorspringenden Nerven. Zahnung scharf; 
Subfoliardrüsen oft etwas spärlich. Blüthenstiele und 
Kelchbecher dicht mit Stieldrüsen und nadelförmigen 
Stacheln bewehrt. — Seealpen: Col de Braus über Sospel! 

5. perpdärva (R. perparva Borbäs Ros. Hung. 490 [1880)) ist 
durch sehr kleine Blättehen ausgezeichnet, die nur unterseits 
am Mittelnerv etwas behaart sind. Krone sehr klein, 
im Durchmesser ca. 2 em. Scheinfrucht kugelig. — Ungarn. 

6. Delphinensis?2) (R. delphinensis Chabert Herb) ist eine 
durch besonders schmale Scheinfrüchte ausgezeichnete Ab- 
änderung. — Dauphine! 


II. Blüthenstiele ohne oder nur mit vereinzelten Stieldrüsen. 


a. 


nuda. Blättehen beiderseits oder doch unterseits an den Nerven behaart. 
— Belgien: Rochefort. Bosnien: VlaSie!! — R. micrantha A. Il. a. nuda 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 120 (1901). 

Meridionälis3). Stacheln sehr zahlreich, oft gepaart oder zu 3, 
sehr ungleich, neben kräftigen, leicht gebogenen bis fast geraden, gleich- 
geformten Stacheln nadelförmige. Blättehen kahl oder nur unter- 
seits am Mittelnerv behaart, oval, beiderends gleichmässig 
verschmälert. Zähne vorgestreckt, im unteren Theile des Blättehens 
divergirend, nach vorn convergirend. Subfoliardrüsen zahlreich. 
Blüthenstiel kaum etwas länger als der Kelchbecher, bald 
ohne, bald mit vereinzelten Stieldrüsen. Kelchblätter schmal, 


1) S. II. S. 468 Fussn. 2. 
2) Delphinensis, aus der Dauphine. 
3) Meridional, aus dem Süden (midi) Frankreichs. 


Rosa. 121 


verlängert, auf dem Rücken drüsig, am Rande drüsig gewimpert. Krone 
blassrosa, — Seealpen: S. Martino di Lantosca; Nandeubis! — R. mier. 
var. merid. Crepin SB. Belg. XXI. 1. 167 (1882). R. hispanica 1. neva- 
densis Christ Journ. of bot. XIV (1876) 140. R. meridionalis Burnat 
u. Gremli Ros. Alp. mar. 75 (1879). R. lantoscana !) Burnat u. Gremli 
Ros. Alp. mar. Suppl. 12 (1882). — Burnat und Gremli vermutheten 
in der R. meridionalis eine die R. Pouzini mit der R. micrantha ver- 
bindende Zwischenart. Sie ahmt in der That in hohem Masse gewisse Ab- 
änderungen der R. Pouzini nach, reiht sich aber doch eng an den Formen- 
kreis der Abart hysirix, speciell an die Abänderung calvescens an und stellt 
deren Abänderung mit kahlen, bez. stieldrüsenarmen Blüthenstielen dar. 
B. Blüthen weiss. 
I. Blättehen gross bis mittelgross. 

a. Hirciäna2). Kräftiger |} mit schlanken geraden Zweigen, zerstreut, seltener 
gegenständig bestachelt. Stacheln sehr kräftig mit verbreitertem 
Grunde, geneigt. DBlattstiel mit kleinen, schwachen, gelblich gefärbten 
Stacheln und zahlreichen Stieldrüsen bekleidet, ausserdem feinflaumig. 
Blättchen breit-elliptisch bis eiförmig, kurz zugespitzt oder 
abgerundet, mit doppelt bis dreifach drüsig gesägtem Rande, ober- 
seits kahl, trübgrün, unterseits blass, auf der Fläche zer- 
streut, an den Mittel- und den Seitennerven flaumig be- 
haart, mit zahlreichen, bräunlich gefärbten Subfoliar- 
drüsen. Hochblätter aus breit-lanzettlichem Grunde zusammengezogen, 
gegen die Spitze mit verbreitertem, gesägtem bis fast fiederspaltigen, 
drüsig gewimpertem Anhängsel. Blüthenstiele dieht drüsig- 
borstig, auffallend lang (2—3!/2 em). Kelehbecher eirund, am 
Grunde mit nadelförmigen Stieldrüsen bekleidet. Kelehblätter mit laub- 
artigem Anhängsel, wollig-filzig, auf dem Rücken und am Rande dicht 
stieldrüsig, so lang oder etwas länger als die kleine Blumenkrone, Griffel 
den etwas kegelförmig erhabenen Discus kurz überragend. 
Scheinfrucht blutroth, eiförmig, an der Spitze halsförmig zusammengezogen. 
— Kroatisches Litorale: Buccari. — R. mierantha B. I. a. Hirciana 
R. Keller in A. u.G. Syn. VI. 121 (1901). R. Hirciana Braun in ÖBZ. 
XXXII (1882) 6. 


b. leucopetala?). Stacheln sichelförmig gekrümmt. Untere Nebenblätter 
schmal, länglich, unterseits kahl oder drüsig, die oberen verbreitert, ohne 
Subfoliardrüsen. Blattstiel behaart, stieldrüsig, stachelig. Blättchen 
eiförmig bis rundlich-eiförmig, unterseits zerstreut drüsig 
und hauptsächlich an dem Mittelnerv behaart. Blüthen- 
stiele kurz, spärlich mit Stieldrüsen bekleidet, z. T. völlig 
drüsenlos. Kelchbecher eiförmig bis länglich-eiförmig. — Ungarn. — 
R. mierantha var. leucopetala Borbäs Ros. Hung. 492, 496 (1880). 

II. Blättchen klein. 

a. Hungärica. Reich verästelter, niederer |} mit oft ziekzackförmig hin- 
und hergebogenen Blüthenzweigen. Stacheln kräftig, gekrümmt. Neben- 
blätter länglich mit divergirenden spitzen Oehrcehen, kahl, unterseits und 
am Rande drüsig. Blattstiel drüsenreich, mit zerstreuten, gekrümmten 
Stacheln. Blättchen elliptisch, lang zugespitzt, Endblättchen 
mit keiligem Grunde, beiderseits völlig kahl, unterseits 
mit zahlreichen, über die ganze Fläche verbreiteten Drüsen. 


1) Bei S. Martino di Lantosca in den Sceälpen gefunden, 

2) Nach dem Entdecker Dragutin Hire, * 17. April 1853 Agram (br.), Volon- 
tär am Botanischen Garten und Institut der Universität Agram, um die Flora 
Kroatiens und Slavoniens verdient, Verf. mehrerer grösserer Arbeiten in den Ab- 
handlungen der Südslavischen Akademie. 

-3) Aevaog weiss, rera/ov Blumenblatt. 


122 Rosaceae, 


Blüthen klein, einzeln oder in armblüthigen Blüthenständen, Blüthen- 
stiele mit sparsamen, abstehenden, geraden, strohgelben, 
drüsentragenden Nadeln besetzt, vereinzelte unbewehrt. Kelch- 
becher länglich, bisweilen am Grunde mit einzelnen drüsentragenden 
Nadeln besetzt. Blumenblätter hin und wieder blassroth abändernd, 
Griffel meist stark und langzottig behaart, zu einem über den 
stumpf kegelförmigen Diseus hervorragenden Säulchen vereinigt. Sehein- 
frucht länglich, klein. — Ungarn! — R. micerantha var. Hungarica 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 121 (1901). R. hungarica Kerner in 
OBZ. XIX (1869) 234, 


b. lactiflöra. Bestachelung oft etwas ungleiehartig; neben 
kräftigen, am Grunde verbreiterten zusammengedrückten fast geraden 
Stacheln finden sich am oberen Theil der Achsen oft zahlreiche drüsen- 
lose, nadelförmige Stacheln. Blättchen. rundlich-oval bis elliptisch, kahl 
oder oberseits zerstreut behaart, unterseits an Mittel- und Seitennerven etwas 
behaart. Subfoliardrüsen wenig zahlreich. Blüthenstiele 
stieldrüsig, Kelchbecher klein, oval, am Grunde stieldrüsig. 
Blumenblätter milchweiss. Griffel kahl. Scheinfrucht klein, 
eiförmig. — Dauphine! — R, mierantha var. lactifora R. Keller in 
A.u.G. Syn. VI. 122.(1901) vgl. Crepin SB. Belg. XXXI. 286 (1892). 
R. lactiflora Deseglise SB. Belg. XV. 546 (1876). Nyman Consp, 233. 
R. Vaillantiana!) Cariot Etude d. fl, II. 187 (1865). — Sehr nahe steht 


2. polyacantha?2) (R. polyacantha Borbäs Ros. Hung. 494 [1830]), 
ein niederer, dicht bestachelter Strauch, mit etwas weniger aus- 
gesprochener Ungleichartigkeit der Bestachelung. Blätt- 
chen lanzettlich-eiförmig bis lanzettlich, unterseits mit 
zerstreuten Subfoliardrüsen. Blüthenstiele kurz, spärlich mit 
borstigen Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher länglich - eiförmig. Griffel 
spärlich behaart. Scheinfrüchte ellipsoidisch-eiförmig. — Kroatien! Istrien; 
Südtirol! 

(Mitteleuropa bis Schottland und Mittelmeergebiet; Marokko, Algier, 


Tunis, Kleinasien, Armenien, Kaukasus.) =] 


10. x 22. R. Gallica X micrantha s. am Schlusse der (aminae. 
18. X 22. R. rubiginosa X. micrantha s. S. 132. 


** Bestachelung sehr ungleichartig. Blättchen mit Subfoliar-, 
bisweilen mit Supra- und Subfoliardrüsen. 


23. (19.) R. ferox. Niedriger, sehr stark verzweigter h, mehr 
oder weniger dicht mit ungleichen Stacheln bewehrt. Kräftigere 
Stacheln sehr häufig gekrümmt, besonders die der Zweige, 
seltener fast gerade, gegen den Grund verbreitert, oft später hinfällig, 
schwächere nadelförmig borstig, oft in einer Drüse endend. Zweige 
oft mit drüsentragenden, kurzen Borsten dicht besetzt. 
Laubblätter 5 - 7zählig. Nebenblätter unterseits drüsig. Blattstiel mit 
zahlreichen Drüsen und Stacheln besetzt. Blättchen klein bis 
mittelgross, eiförmig, rundlich-eiförmig oder seltener elliptisch, zu- 
gespitzt, seltener stumpf, mit zusammengesetzter, drüsiger Zahnung, 
oberseits kahl, selten behaart, unterseits drüsig, selten mit Supra- 


1) S. 8. 110 Fussn. 3. 
2) noÄds viel, dxavda Stachel, 


Rosa. 123 


und Subfoliardrüsen. Blüthen einzeln oder zu drei, klein, Blüthen- 
stiele kurz, ca. 4—5, selten bis 13 mm lang, drüsenborstig. 
Kelehbecher drüsigborstig, länglich - elliptisch. Kelchblätter mit 
laubigem Anhängsel, am Rande und auf dem Rücken drüsig, nach der 
Blüthe zurückgeschlagen, frühzeitig abfallend, die äusseren fieder- 
spaltig, Fiedern schmal. Blumenblätter weiss. Griffel kurz, kahl 
oder schwach behaart. Scheinfrucht eiförmig, rundlich - eiförmig oder 
kugelig, dunkelroth. 

Siebenbürgen: bei Kronstadt (nach Crepin in SB. Belg. XXXI. 
2. 87). Bl. Juni. 

R. ferox MB. Cent. pl. rar. ross. I. (1810). Fl. Taur. Caue. I. 
339 (1819). Boissier Fl. Or. II. 687 (1872). Crepin Bull. SB. Belg. 
XVII. 1. 257 (1879). R. provineidlis MB. Taur. Caue. I. 396 (1808) 
nicht Ait. AR. hörrida Fischer Cat. hort. Gorenk 66 (1812). Nyman 
Consp. 233. 


(Krim, Kaukasus, Kleinasien.) I*| 


$$ Blüthenstiele meist stieldrüsenlos. Blättchen länglich oder 
länglich-verkehrteiförmig, meist mit keilförmigem Grunde. 


* Bestachelung meist völlig gleichartig. Griffel kahl oder 
etwas behaart, + säulenförmig verlängert, selten stärker 
behaart oder verkürzt. Kelchblätter frühzeitig abfallend. 


24, (20.) R. agrestis. I 1—2, selten 3 m. Aeste dünn, ver- 
längert, ruthenförmig. Stacheln stark, hakig gekrümmt, mit 
breitem herablaufendem Grunde. Laubblätter 5—7 zählig; 
Blättehen oft weit von einander abstehend. Nebenblätter schmal bis 
mittelbreit, oberseits kahl, unterseits meist etwas behaart, mit oder ohne 
Subfoliardrüsen. Blattstiel behaart, meist aber fast oder völlig 
kahl, mehr oder weniger dicht stieldrüsig, gewöhnlich mit 
Stacheln bewehrt. Blättehen 1,5—5 em lang und 0,7 bis 3 cm 
breit, meist doppelt so lang als breit, beiderends gleichmässig 
verschmälert; Zahnung tief, gross, steil, Zähne spitz, 
feingezähnelt; Zähnchen drüsentragend; Blättchen beiderseits kahl, 
oder oberseits kahl, unterseits mehr oder weniger dicht behaart, oder 
beiderseits, oben zerstreut, unten dichter behaart, mit kurzgestielten 
Subfoliardrüsen, selten drüsenlos oder mit einzelnen 
Suprafoliardrüsen. Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen Blüthen- 
ständen !). Hochblätter kurz, lanzettlich, Blüthenstiele so lang 
bis 2 mal so lang als der Kelchbecher. Kelchbecher oval bis 
kugelig. Kelchblätter auf dem Rücken drüsenlos, am Rande zerstreut 
gewimpert, mit linealem oder fädlichem, verlängertem Anhängsel, die 
äusseren mit schmalen, linealischen oder fädlichen, langen 
Fiedern. Blumenblätter kürzer als die Kelchblätter, klein, 2—3 em 


1) Nach Crepin sind von 1000 Blüthenständen 586 einblüthig, 414 mehr- 
blüthig (SB. Belg. XXXIV. 2. 36). 


124 Rosaceae. 


im Durchmesser, weisslich, selten fleischroth. Griffel kahl, 
selten fast borstenförmig behaart. Scheinfrucht eiförmig bis kugelig, 
selten länglich. 

In der Verbreitung fast mit R. mierantha zusammenfallend, etwas 
weniger weit nach Norden sich erstreckend, aus dem nordwestdeutschen 
Flachlande nicht bekannt. Ebenso scheint die Höhengrenze etwas tiefer 
zu liegen, in den Grajischen Alpen bei ca. 1300 m, in den Centralalpen 
bei 1200 m. Bl. Juni, in den südlichsten Gebieten Mai, in der höheren 
Bergregion auch erst anfangs Juli. 

R. agrestis Savi Fl. Pis. I. 475 (1798). Cröpin Bull. SB. Belg. 
XXI 1. 186 (1882. M. Schulze BV. Ges. Thür. V. 16 (1887). 
Christ in Boissier Fl. Or. Suppl. 218 (1888). Focke Nat. Pfl. III. 3. 
48 (1888). Gremli Excurs.fl. d. Schweiz 7. Aufl. 164 (1893). Burnat 
Fl. Alp. mar. III. 1. 96 (1899). Schinz u. Keller Fl. d. Schw. 263 
(1900). Koch Syn. ed. 2. 252. Nyman Consp. 233 Suppl. 114. R. sepium 
Thuillier Fl. Paris ed. 2. 252. VII (1798—9). Deseglise Ess. monogr. 
105 (1861). Dumortier SB. Belg. VI. 53 (1867). Christ Ros. Schw. 
115 (1875). Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. 87 (1879). Borbäs Ros. 
Hung. 477 (1880). Cr&pin Bull. SB. Belg. XXI. 181 (1882). Bräucker 
Deutschlands w. Ros. 34 (1882). Waldner Europ. Rosentypen 41 (1885). 
Beck Fl. Niederöst. 807 (1892). Crepin Bull. SB. Belg. XXXT. 2. 87 
(1892). R. Keller in Engler Bot. Jahrbücher XXI. Beiblatt 40 (1896). 
Keller Mitth. Winterthur I. 59 (1899). Koch Syn. ed. 2. 252. Nyman 
Consp. 233 Suppl. 114. Engl. Bot. t. 2653. R. rubiginosa o. sepium 
Seringe in DC. Prod. II. 617 (1825). d. R. canina sepium Koch in 
M.u.K. D. Fl. III. 471 (1831) Syn. ed. 2. 252. R. canina X rubigi- 
nosa Nitschke 34. Jahresb. Schles. Ges. vaterl. Kult. 54 (1856). Aschers. 
Fl. Prov. Brand. I. 202 (1860). 


Zeigt in der Grösse der Blättehen, im Grad ihrer Behaarung und Drüsigkeit, 
in der Form der Scheinfrüchte mancherlei Verschiedenheiten. Die kahlen und 
relativ grossblätterigen Abänderungen sind im Gebiete die verbreitetsten. Sehr 
selten sind Abänderungen, die durch ein stärkeres Zurücktreten der Subfoliardrüsen 
ausgezeichnet sind, das an einzelnen Blättchen selbst zu ihrem völligen Verschwinden 
führen kann. Ebenso selten sind die Abänderungen mit schwach stieldrüsigen 
Blüthenstielen. Sie lassen sich in folgender Weise gruppiren: 


A. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 
I. Blättehen wenigstens zum Theil mit zahlreichen Subfoliardrüsen, die nur 
selten auf den Mittel- und die Seitennerven beschränkt sind. 
a. Blattstiel kahl oder schwach behaart, Blättehen beiderseits oder ober- 
seits kahl und unterseits zerstreut anliegend behaart. 
1. Griffel + säulenförmig verlängert, kahl oder schwach behaart. 

a. t$pica. Aeste und Zweige mit kräftigen, hakig gekrümmten Stacheln 
bewehrt. Blättchen länglieh-elliptisch, mittelgross, mit 
tiefer, steil auseinander fahrender Zahnung. Kelch- 
becher oval; Griffel kahl oder schwach behaart. Schein- 
frucht eilänglich. — Sehr verbreitet!! — R. agrestis a. 1. a. 
typica R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 124 (1901). 

2. robüsta (R. sepium f. r. Christ R. Sch, 117 [1873]) ist eine 
Abänderung, deren Blättehen genähert, im Umriss verkehrt- 
‚seiförmig oder rundlich-elliptischh am Grunde + zu- 
gerundet, kaum keilförmig, vorn kurz zugespitzt oder ab- 


Rosa. - 125 


gerundet sind. Nerven unterseits etwas behaart. Scheinfrucht kurz 


 eiförmig. Griffel etwas verkürzt, oft behaart. — Genf, 


Wallis. 

3. arvdtiea (R. arvatica Puget in Baker Rev. of. Brit. Ros. 33 
[1864]. Crepin Bull. SB. Beleg. XXI. 1. 183 (1882). Nyman Consp. 
233) ist eine Abänderung mit beiderends gleichmässig ver- 
schmälerten, elliptischen, mittelgrossen bis "kleinen, unterseits 
mehr oder weniger behaarten Blättehen und länglich- 
ellipsoidischen Scheinfrüchten. — Verbreitet! 

4. virgultörum (R. virgultorum Ripart in Desegl. Billotia T. 
44 [1864]. Nyman Consp. 333) weicht wesentlich nur durch die 
kugeligen Seheinfrüchte ab. — Eine besonders grossblätterige 
Aue ist 

5. mentita (R. mentita Deseglise Billotia I. 43 [1864]. Crepin 
Bull. SB. Belg. XXI. 1. 182 [1882]. Nyman Consp. 233). Stachel- 
loser oder spärlich bestachelter Strauch. Blättchen fast 
haarlos, unterseits mit spärlichen Subfoliardrüsen, mit ovalem 
Umriss, nieht keilförmig verschmälert, mit grober, offener 
Zahnung, sehr langen Fruchtstielen und etwas erhöhtem 
Discus, Griffel etwas behaart. — Eine Waldform; Unterwallis! 
Savoyen. 


. pseudo-sepium (R. pseudosepium Callay, Crepin Bull. SB. Belg. 


XXT. 1. 183 [1882]) ist eine etwas stärker abweichende Abänderung der 
var. typiea. Blättcehen der kräftigen Zweige gross, an den 
blüthentragenden Zweigen klein, breit verkehrt - eiförmig, 


‚stumpf, gegen den Grund stark verschmälert, hin und wieder mit 


einigen Suprafoliardrüsen. Scheinfrucht gross -eiförmig bis 
kugelig-eiförmig. — Ardennen; ähnlich auch anderwärts! 


2. Griffel verkürzt, dicht behaart. 


di. 


b. 


mira. Stacheln kurz, fast gerade, auch an blüthentragenden 
Zweigen ziemlich zahlreich. Nebenblätter ziemlich breit, kahl, unter- 
seits an den Oehrchen mit Subfoliardrüsen. Blattstiel reichdrüsig, 
etwas bestachelt. Blättehen mittelgross bis klein, elliptisch, 
gegen den Grund verschmälert, selten scharf keilig, 
vorn abgerundet oder kurz zugespitzt, beiderseits kahl. 
Subfoliardrüsen sehr ungleich, nur selten die ganze 
Fläche ziemlich reichlich deckend, meist auf Mittel- 
und Seitennerven beschränkt. Blüthenstiele etwas länger als der 


ovale Kelchbecher. Griffel ziemlich kurz, behaart. — Tirol!! 
R. agrestis A. 1. a. 2. a. mira R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
125 (1901). — Eine durch Verkürzung und Behaarung der Griffel 


gegen inodora abweichende Abänderung. 


inodöra. Stacheln gekrümmt. Nebenblätter ziemlich breit, die 
unteren dicht drüsig gewimpert, die oberen meist drüsenlos, fast "kahl. 
Blattstiel kahl, dicht mit Stieldrüsen bekleidet, etwas bestachelt. Blätt- 
chen elliptisch, 2!/o—3!/2 em lang, mit stark verschmälertem, 

meist keiligem Grunde, selten fast abgerundet,. kürzer oder 
länger zugespitzt, mit offener, "zusammengesetzter Zahnung: ; drüsigen, 
bis zum Grund des Blattrandes gehenden Zähnchen, beiderseits kahl, 
nur an den Nerven der Unterseite etwas behaart. Subfoliardrüsen 
sehr zahlreich, Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen Blüthen- 
ständen. Hochblätter so lang oder meist etwas länger als die Blüthen- 
stiele. Kelchbecher oval. Kelehblätter ziemlich lang, mit lanzett- 
lichem, drüsig gezähneltem Anhängsel, auf dem Rücken drüsen- 
los, nach der Blüthe abstehend, früh abfallend, die äussern 
mit drüsig gezähnten Fiedern. Blumenblätter blassrosa. — Mähren! 
Ungarn! — R. agrestis A. I. a. 2. b. inodora R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 125 (1901). R. inodora Fries Nov. Fl. Suec. I. 9 (1814). 


126 


Rosaceae. 


Crepin Bull. SB. Belg. XXI. 1. 184 (1882). Nym. Consp. 233 Suppl. 114. 
Fl. Dan. t. MMCCXXXII. R. sepium n. inodora Braun in Beck 
Fl. N.-Oest. 808 (1892). — Eine durch die kurzen, behaarten Griffel 
und die abstehenden Kelchblätter gegen R. elliptica hinneigende Ab- 
Be Eine Abänderung der ANaEk inodora verbindet A. TI. a. 
mit A. I. b., nämlich 

ß. RT 1) (R. Br. H. Braun in Fl. exsiee, Aust. Hung. 
Nr. 1668 Sched. V. 23 [1888]. R. sepium n. inodora 2. Briacensis Braun 
a.a.0.808 [1892]). Blüthentragende Zweige meist stachellos. 
Blättchen länglich verkehrt-eiförmig, keilig oder beiderends gleich- 
mässig verschmälert, oberseits kahl, unterseits dicht behaart. 
Blattzähne scharf, sehr dicht gestellt. Blüthenstiele etwas länger als 
der Kelchbecher. Kelchblätter abstehend, z. T. selbst etwas 
aufgerichtet. Scheinfrüchte kugelig. — Ungarn. — Durch diese 
Unterabart wird die Abart inodora der R. elliptica in so hohem 
Maasse genähert, dass sie in den Formenkreis dieser übergreift. 

y. osmoidea?2) (R. sepium n. inodora 2. osmoidea Braun in 
Beck Fl. N.-Oest. 808 [1892]). — Von der vorigen Unterabart kaum 
anders als durch etwas geringere Behaarung verschieden. Da die 
Kelchblätter nach dem Verblühen wenigstens z. T. aufgerichtet sind, 
nähert sich auch diese Abänderung der R. elliptica in höherem Maasse 
als die typische inodora. — Nieder-Oesterreich. 


b. Blattstiel ringsum dicht behaart bis flaumig filzig. Blättchen beiderseits 
oder doch unterseits anliegend behaart. 


1. pub&scens. Blättchen gross, länglich-oval, gegen den Grund 


breit verschmälert, oberseits zerstreut anliegend behaart bis kahl, 
unterseitsdichter behaart, am Rande gewimpert, junge Blätter 
dieht filzig. Blüthen ziemlich gross. — Durch das ganze Gebiet 
verbreitet, aber seltener als die typieca!! — R. agrestis A. I. b. 1. 
pubescens R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 126 (1901). R. pubescens 
Rapin in Reuter Catal. pl. Geneve ed. 2. 73 (1861). R. sepium var, 
pubescens Christ Ros, Schw. 117 (1874). — Hierher gehört 


b. vinodora (R. vinodora Kerner ÖBZ. XIX [1869] 329. Cröpin 
Bull. SB. Belg. XXI. 1. 177 (1882). Nyman Consp. 233 Suppl. 114). 
Stamm mit kräftigen Stacheln bewehrt, Aeste und Zweige schwächer 
mit kleineren Stacheln besetzt. Blattstiel dicht graufilzig mit 
zahlreichen zwischen den Haaren des Filzes steckenden 
kurzen Stieldrüsen und spärlichen, strohgelben, etwas ge- 
krümmten Stacheln. Nebenblätter an der unteren Fläche und am 
Rande grauflaumig und mit kurzen Stieldrüsen. Blättchen ziem- 
lich klein bis mittelgross, elliptisch, an beiden Enden spitz, beider- 
seits graugrün, mit anliegenden Haaren und unterseits 
mit zahlreichen über die ganze Fläche zerstreuten Sub- 


foliardrüsen. Hochblätter grau-flaumhaarig. Kelchbecher läng- 


lich. Scheinfrucht klein, eiförmig. — Tirol! Niederösterreich. 

c. sepioides (R. sepioides Ozanon, Crepin Bull. SB. Belg. XXI. 
j. 180 [1882]) ist der vorigen sehr ähnlich, aber, namentlich an den 
blüthentragenden Zweigen viel stärker bewehrt. 


d. Belnensis3) (R. Belnensis Ozanon in Bull. soe. Dauph. VIIT. 
326 [1881]. Cr&pin Bull. SB. Belg. XXI. 1. 180 [1882]) ist eine Ab- 
änderung mit kugeligen Scheinfrüchten. Blüthentragende Zweige 
stachellos oder bestachelt. Blättchen elliptischh am Grunde ab- 
gerundet oder verschmälert, öfter fast keilig, oberseits anliegend behaart, 


1) Zuerst im Thale Bria@ bei Schemnitz gefunden. 
2) dou@öng riechend. 
3) Zuerst bei Beaune (lat. Belna) Dep. Cöte d’or gefunden (Saint-Lager br.). 


Rosa. 127 


allmählich verkahlend, unterseits auf der ganzen Fläche be- 
haart. Griffel kahl oder etwas flaumig. — Dauphine! Savoyen; Nieder- 
österreich. 

e. albiflora (R. albiflora Opiz in Flora V [1822] 268. R. sepium 
&. albilora Braun in Beck Fl. NÖ. 808 [1892]) ist eine klein-, 
sehmal- und steifblätterige Abänderung. Stacheln an den Zweigen 
oft gepaart. Blättchen lanz ettlieh. Scheinfrucht eiförmig. — 
Böhmen ; Mähren ! 


3. Boh&mica. Stark und kräftig bestachelter Strauch, Stacheln oft 
paarig. Nebenblätter schmal-lanzettlich, dieht behaart, mit 
zahlreichen Subfoliardrüsen, am Rande drüsig gewimpert. 
Blattstiel filzig, mit starken Stieldrüsen bekleidet. Blättehen 
eiförmig oder rundlich-elliptisch (Zahnung reichdrüsig, Kurz, 
offen), oben angedrückt behaart, hin und wieder mit Supra- 
foliardrüsen, unterseits dicht behaart, an den Nerven 
und in der Nähe des Randes mit Subfoliardrüsen, sonst 
drüsenlos, oder auf den Mittel- und die Seitennerven beschränkt. 
Kelchblätter auf dem Rücken spärlich drüsig, die äusseren fiederspaltig, 
Fiedern schmal. Griffel kahl. Scheinfrucht ellipsoid oder eiförmig. — 
Böhmen; Ungarn! — R. agrestis A. I. b. 2. Bohemica R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 127 (1901). R. densiflora Tausch ex Steudel Nomencl. 
bot. II 468 (1841). R. rubiginosa e. densijlora Ott Kat. Herb. Tausch 
Nr. 494 (1851). R. bohemica Braun ZBG. Wien XXXV. Abh. 79 
(1885). Nyman Consp. Suppl. 114. — Fälschlich ist die Pflanze 
von verschiedenen Autoren zu R. rubiginosa gezogen worden, Die 
Blüthenstiele sind nicht drüsig; die Kelehblätter sind nach der Blüthe 
zurückgeschlagen, bald abfallend, die Griffel kahl oder wenig behaart. 
Sie nähert sich dagegen der R. tomentella und weicht von ihren Ab- 
änderungen mit subfoliardrüsenreichen Blättehen namentlich durch die 
anders gestalteten Kelchblätter, die nicht die breiten Fiedern haben, ab. 
Eine nahe verwandte Abänderung ist 


a. spathulifolia (R. spathulaefolia Vukotinovi@ in Act. Acad. 
Slav. merid. lib. LXIX [1884]. R. Schlosseri !) Vuk. et Braun a. a. OÖ. 
LXXXIII [1886]. Blüthenzweige w ehrlos,. Nebenblätter 
zottig behaart, die unteren mit zahlreichen Subfoliardrüsen, die 
oberen kaum drüsig, Blattstiel zottig behaart, drüsenreich. 
Blättehen mittelgross bis gross (bis 4 em lang und 2 cm breit), 
beiderends gleiehförmig verschmälert, obere verkehrt - eiförmig keilig, 
oberseits sehr zerstreut, unterseits ziemlich dieht über 
die ganze Fläche behaart. Subfoliardrüsen meist reichlich, doch 
bisweilen auch auf Mittel- und Seitennerven beschränkt. Blüthen- 


stiele kurz. Scheinfrucht kugelig. — Kroatien ! 
II. Subfoliardrüsen auf der Blattfläche fehlend, meist völlig auf den Mittelnerv 
beschränkt. 


denudäta. Kräftiger, reichbewehrter krummstacheliger }j. Neben- 
blätter kahl, ohne Subfoliardrüsen oder an der Unterseite der 
Oehrcehen mit einzelnen Drüsen, am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel 
völlig kahl, bald fast drüsenlos und nicht bestachelt, seltener 
dicht drüsig. Blättchen oval, zum Theil keilig, z. T. am Grunde 


1) Nach Josef Calasanz Schlosser Ritter von Klekovski, * 1808 Heinrichs- 
wald (Mähren) } 27. April 1882 Agram, Landes-Protomedicus von Kroatien in 
Agram, um die Flora dieses Landes, wo er seit 1836 seinen Wohnsitz hatte, 
hoehverdient, mit Ludwig von Farka&-Vukotinovid, Verf. von Syllabus 
Florae eroaticae Zagrabiae 1857, Flora eroatica Zagr. 1869. $. hat auch um die 
floristische Erforschung seiner Heimat Mähren’ Verdienste. Vgl. Skofitz OBZ. 
XIX, 1 mit Porträt. 


128 


Rosaceae, 


abgerundet, kahl. Subfoliardrüsen oft auf den Mittelnerv be- 
schränkt. Hochblätter eiförmig-lanzettlich, kahl, ohne Subfoliar- 
drüsen, mit drüsig gewimpertem Rande. Blüthenstiele so lang oder kürzer 
als die Hochblätter. Griffel schwach behaart. — Grajische Alpen: Savoulx !! — 
R. agrestis II. denudata R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 127 (1901). R. 
sepium var. denudata BR. Keller in Mitth. NG. Winterthur 60 (1899). 


B. Blüthenstiele zerstreut stieldrüsig. 


N 


I. 


Haringiänal). Zweige unbewehrt. Blattstiel dicht behaart 
und drüsenreich. Blättehen elliptisch, gegen den Grund + keilig, 
beiderseits mit sitzenden oder sehr kurz gestielten Drüsen 
bekleidet, unterseits über die ganze Fläche behaart. Blüthen- 
stiele behaart mit vereinzelten Stieldrüsen, z. T. auch drüsenlos. Kelch- 
blätter auf dem Rücken drüsenlos oder mit vereinzelten Drüsen. Kelchbecher 
klein, drüsenlos. Blumenblätter blassrosa.. Griffel kahl oder fast kahl. 
Scheinfrucht kurz-eiförmig. — Nieder-Oesterreich. — R. agrestis B.I. Haringiana 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 128 (1901). R. sepium var. Haringiana Braun 
OBZ. XLV (1895) 321. 
Gizellae?). Kräftig bestachelte Aeste und Zweige; blüthentragende Zweige 
bisweilen stachellos. Stacheln gebogen bis gekrümmt. Mittlere Laub- 
blätter 5—7zählig. Blättehen entfernt ‚stehend, seltener so genähert, dass sie 
sich mit den Rändern berühren oder decken. Nebenblätter breit, scharf 
zugespitzt, mit vorgestreckten Oehrcehen, unterseits behaart, die der unteren 
Laubblätter meist dieht mit Subfoliardrüsen gedeckt, die der oberen meist bis 
auf die Oehrehen kahl und ohne Subfoliardrüsen, alle mit dieht drüsig ge- 
wimpertem Rande. Blattstiel zottig behaart bis fast verkahlend, meist mit 
zahlreichen Stieldrüsen besetzt, z. T. mit zahlreichen hakig gekrümm- 
ten Stacheln bewehrt. Blättehen von mittlerer Grösse, 2,5—3,5 em 
lang und 1,5—2,5 em breit, oval, am Grunde kurz verschmälert, bis- 
weilen selbst abgerundet, vorn kurz zugespitzt, mit offener Zahnung und 
scharf zugespitzten, schmalen, auf der Aussenseite mit drüsigen Zähnchen 
versehenen Zähnen, oberseits kahl, unterseits an den Nerven behaart, 
hin und wieder mit einzelnen Suprafoliardrüsen. Subfoliar- 
drüsen bald sehr zahlreich die Fläche deekend, bald aber 
auch spärlicher, selbst auf den Mittel- und die Seitennerven 
beschränkt. Blüthen einzeln oder zu mehreren. Blüthenstiele von 
den lanzettliehen Hochblättern umschlossen, kaum 1 cm lang, 
etwas länger als der Kelehbecher, zerstreut stieldrüsig. Kelchbecher 
kugelig-eiförmig, am Grunde oft mit einzelnen Stieldrüsen. 
Kelehblätter lang, mit grossem, lanzettliehem, tief drüsig 
gezähntem Anhängsel, drüsig gewimpert, auf dem Rücken dicht drüsig, 
die äusseren mit-3—5 Paar lanzettlichen bis linealisch-lanzett- 
lichen, drüsig gewimperten Fiedern. Blumenblätter weiss, mittel- 
gross bis klein. Griffel kahl; Discus kegelförmig erhaben. Scheinfrucht 
eiförmig bis kugelig-eiförmig. — Ungarn! Niederösterreich (?). — R. agrestis 
B. II. Gizellae R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 128 (1901). R. Gizellae 
3orbäs Ros. Hung. 486 (1880). R. sepüım 6. Gizellae J. B. v. Keller in 
Hal. u. Braun Nachtr. Fl. N.-Oest. 235 (1882). RR. caryophylläcea Christ 
Flora LVIII. 281 (1875) z. T., nicht Besser. 


Borbäs macht a.a. O. 487 einige Unterabarten der R. Gizellae namhaft. 
b. Neogradensis3) (R. Gizellae b. neogradensis Borbäs Ros. Hung. 487 
[1880]) ist die stark behaarte Abänderung mit kugelig-eiförmigen Schein- 
früchten. — e. löongipes (R. Gizellae e. longipes Borbäs Ros. Hung. 487 


1) Nach Johann Haring, * 17. Nov. 1845 Haslach (Steiermark) (br.), Lehrer 


in Stockerau (Nieder-Oesterreich), verdient um die Kenntniss der dortigen Flora. 


2) Nach Frau Gizella v. Borbäs, der Gattin des Monographen der Ungarischen 


Rosen s. II. S. 396 Fussn. 1. 


3) Im Neogsrader Comitat Ungarns gesammelt. 
be} >= 


Rosa. 129 


[1880]) ist durch lange Blüthenstiele und drüsig borstige Schein- 
früchte ausgezeichnet. d. ditrichöpodal) (R. Gizellae d. di-trichopoda 
Borbäs Ros. Hung. 487 [1880]) hat lanzettliche, beiderends lang verschmälerte 
Blättehen. Blüthenstiele behaart und stieldrüsig. Griffel spärlich 
behaart. — Verbreitungsgebiet der Unterabarten mit denen der Abart zu- 
sammenfallend. 


(Frankreich verbreitet, Italien bis nach Sicilien, im Norden selten: 
Dänemark, Schweden; Marokko, Algier, Tunis.) 


(8. X 9.) X 24. R. (sempervirens X arvensis) X agrestis s. am 
Schlusse der Gattung. 


10. x 24. R. Gallica X agrestis s. am Schlusse der Caninae. 
18. X 24. R. rubiginosa X agrestis s. S. 132. 
22. x 24. R. micrantha X agrestis s. S. 132. 
24. X 29. R. agrestis X Pouzini(?) s. am Schlusse der Caninae. 
24. X 41. R. agrestis x pimpinellifolia s. am Schlusse der 


Gattung. 


** Bestachelung fast stets sehr ungleich, neben grösseren ge- 
krümmten wenigstens an den Blüthenzweigen nadelförmige, 
oft in einer Drüse endende, gerade Stacheln. Griffel meist 
nicht säulenförmig hervortretend. 


25. (21). R. caryophylläcea. h mittelgross, 1—2 m hoch, ziem- 
lich gedrungen. Stacheln der Schösslinge und Aeste breit, hakig 
gekrümmt, an den blüthentragenden Zweigen fast gerade, 
meist mit + zahlreichen, borstenförmigen, z. T. in einer 
Drüse endenden Stacheln untermischt. Laubblätter 5—7 zählig. 
Nebenblätter kahl, unterseits mit zahlreichen, feinen Drüsen. Blattstiel 
etwas flaumig bis dicht behaart, bestachelt, sehr drüsenreich. Blättchen 
von mittlerer Grösse, ca. 2—2!/2 em lang und 1,2—bis 1,7 em breit, 
oval-elliptisch, gegen den Grund keilig verschmälert, vorn kurz zu- 
gespitzt bis abgerundet. Zahnung zusammengesetzt, Zähne nach aus- 
wärts gerichtet, auf der Aussenseite 1 bis mehrere Drüsenzähnchen 
tragend. Oberseite der Blättchen kahl, mit zahlreichen 
Suprafoliardrüsen, unterseits mit scharf hervortreten- 
dem  Adernetz, fast kahl bis dicht behaart, mit zahl- 
reichen Subfoliardrüsen. Blüthenstiele einzeln oder wenige, 
ziemlich kurz, von den Hochblättern umhüllt, drüsenlos, selten 
mit meist nur vereinzelten Stieldrüsen. Kelchbecher eiförmig, 
etwas kürzer als die Blüthenstiele. Kelchblätter nach der Blüthe 
zurückgeschlagen, aber ziemlich lange bleibend, auf dem 
Rücken und am Rande drüsig, die äusseren fiederspaltig. Blumen- 
blätter ziemlich klein, blassrosa, längs des oberen Randes drüsig ge- 
wimpert. Griffel kurz, ein weisswollig behaartes Köpfchen 
bildend. Scheinfrucht oval bis kugelig. 


1) Ödo (dı-) zwei, Foi£ Haar, moög Fuss, wegen der mit Haaren und Stiel- 
drüsen besetzten Blüthenstiele. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI, 9 


130 Rosaceae. 


Nur in Ungarn und Kroatien; die typische Form scheint im Ge- 
biete zu fehlen. 


R. caryophyllacea Besser Cat. hort. Crem. Suppl. IV. 18 (1819). 
Enum. pl. Volh. 19 (1820), 61, 68 (1821). Deseglise SB. Belg. XV. 
565 (1876). Cr&pin Bull. SB. Belg. XVII. 1. 260 (1879). Borbäs Ros. 
Hung. 488 (1880). Haläcsy und Braun Nachtr. z. Fl. N.-Oest. 236 (1882). 
Nyman Consp. 232 Suppl. 114, 363 nicht Christ Ros. Schweiz 122 
(1873). R. rubiginosa e. caryophyllacea Seringe in DC. Prod. II. 
617 (1825). 


Aendert namentlich in Bezug auf die Entwicklung der Suprafoliardrüsen und 
der Bekleidung der Blüthenstiele ab. 


A. Suprafoliardrüsen reichlich entwickelt, so dass sich die Blättchen auch ober- 
seits rauh anfühlen. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen, 


typica. R. caryophyllacea A. iypica R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
130 (1901). R. caryophyllacea f. typica Christ Ros. Schw. 124 (1873) z. T. 
— Ist im Gebiete durch die Abänderung 


Il. flavescens (R. caryophyllacea f. flavescens Kmet’ Herb.) vertreten. 
Bestachelung fast gleichartig, indem die borstenförmigen Stacheln an 
den blüthentragenden Zweigen nur ganz vereinzelt auftreten, selbst fehlen, 
Nebenblätter ziemlich breit, oberseits kahl, bisweilen mit vereinzelten 
Suprafoliardrüsen, unterseits zerstreut behaart, drüsenreich oder fast 
drüsenlos. Blattstiel flaumig, drüsig. Blättehen ziemlich gross, ca. 3'/2 em 
lang, oval, am Grunde abgerundet, selten etwas keilig verschmälert, 
vorn kurz zugespitzt (Zähne ziemlich lang und scharf zugespitzt), oberseits 
kahl, gelbliehgrün, unterseits behaart, bleichgrün, beiderseits drüsen- 
reieh. Blüthenstiele nur etwa 1 cm lang. Kelchbecher oval, z. T. länglich- 
oval. Kelehblätter lang, mit lanzettlichem, drüsig gezähneltem 
Anhängsel, die beiden äusseren mit 3—4 Paar lanzettlichen 
oder lanzettlich-linealischen, drüsig gezähnelten und gewimperten 
Fiedern, nach dem Verblühen zurückgeschlagen oder etwas abstehend. 
Griffel etwas säulenförmig hervortetend, behaart. — Ungarn! — 
Durch diese Abänderung, welche von typica namentlich durch die Form der 
Blättehen, der Kelehblätter und Griffel abweicht wird R. caryophyllacea mit 
R. tomentella verbunden. 


B. Suprafoliardrüsen + zahlreich, bisweilen fast fehlend. Blüthenstiele mit 
Stieldrüsen. 
Zalänal). Stacheln leicht gebogen, an den blüthentragenden 
Zweigen zahlreiche drüsenlose und drüsentragende borsten- 
förmige Stacheln. Nebenblätter von mittlerer Breite, unterseits 
sehr dieht mit feinen Drüsen übersät, behaart, dicht drüsig gewimpert. 
Blattstiel behaart, drüsenreich, etwas bestachelt. Blättehen mittel- 
gross bis gross, 3—4!/z em lang, 1,5—3 em breit, elliptisch bis ei- 
förmig, am Grunde abgerundet oder seltener + keilig verschmälert, vorn 
scharf zugespitzt. Zahnung reichlich zusammengesetzt. Zähne 
sehr scharf, innen mit 2—3, aussen mit zahlreichen (bis 8) Drüsenzähnchen. 
Oberseite der Blättchen behaart, bald sehr reichlich mit Supra- 
foliardrüsen versehen, bald, namentlich an den oberen Blättern 
arm an solchen, unterseits behaart, mit zahlreichen, sehr feinen 
Subfoliardrüsen. Blüthenstiele länger als der ovale oder kugelige 
drüsenlose Kelehbecher, zerstreut stieldrüsig. Kelchblätter mit lanzett- 
förmigem, drüsig gewimpertem Anhängsel, die äusseren mit drüsig gezähnten 
oder gewimperten lanzettlichen Fiederlappen. Griffel meist dicht behaart. 


1) Im Zalaer Comitat Ungarns gefunden, 


Rosa. 131 


Seheinfrueht fast kugelig. — Niederösterreich; Ungarn! — R. caryo- 
phyllacea «a. Zalana J. B. v. Keller in Haläesy u. Braun Nachtr. z. Fl. 
N.-Oest. 237 (1882). Borbäs Ros. Hung. 489 (1880). R. Zalana Wiesbaur in 
OBZ. XXIX. 142 (1879). Crepin SB. Belg. XXX]. 2. 87 (1892). — Die 
Niederösterreichischen Individuen sind ärmer an Suprafoliardrüsen als die 
Ungarischen. — Eine etwas schwächer behaarte, drüsenreichere Abänderung ist 


H. Zagrabiensis!) (R. Zagrabiensis Braun u. Vukotinovi@ in Herb.). 
Zweige mit schwachen, leicht gebogenen Stacheln. Nebenblätter ober- 
seits kahl, mit ziemlich zahlreichen Suprafoliardrüsen, unter- 
seits behaart, mit sehr feinen Subfoliardrüsen, am Rande durch 
feine Drüsen gewimpert. Blattstiel leicht flaumig, sehr dicht fein- 
drüsig, mit vereinzelten Stacheln. Blättehen beiderseits zerstreut kurzhaarig, 
mit ziemlich zahlreichen Supra- und sehr zahlreichen Subfoliardrüsen. Blüthen- 
stiele mit ziemlich zahlreichen Stieldrüsen. Kelehblätter auf 
dem Rücken zerstreut drüsig. Scheinfrucht kugelig. — Kroatien ! 


(West-Russland.) 


I] 


26. (22.) R. Serafini?). h. Niedrig, ca. 40 em bis 1 m hoch. 
Bestachelung ausserordentlich dicht und verschieden- 
artig. Die grösseren z. T. stark gekrümmten, z. T. leicht ge- 
bogenen Stacheln plötzlich aus dem mehr oder weniger ver- 
breitertem Grunde zusammengezogen, ausserdem gleichgestaltete 
kleinere, die allmählich in feine, nadelförmige Stacheln 
übergehen. Laubblätter 5zählig. Nebenblätter breit, kahl, drüsig 
gewimpert. Blattstiel kahl, drüsig, mit spärlichen Stacheln. Blätt- 
chen klein (5—12 mm lang und 3—8 mm breit), mit offener, 
tiefer, reichlich zusammengesetzter Zahnung (Zähne 
schmal, Zähnchen drüsig), kahl, oberseits glänzend, drüsen- 
los, unterseits mit zahlreichen, seltener auf den Mittel- und die 
Secundärnerven beschränkten Subfoliardrüsen. Blüthen einzeln. 
Blüthenstiele kürzer als die breit-lanzettlichen Hoch- 
blätter, ca. 3!/a mm lang, ohne Stieldrüsen. Kelchbecher 
kugelig-eiförmig, unter dem Discus oft etwas eingeschnürt, ohne 
Stieldrüsen. Kelchblätter kaum 1 cm lang, auf dem Rücken drüsen- 
los, die zwei äusseren mit 3—4 Paar schwach drüsig gewimperten 
Fiedern. Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen. Blumen - 
blätter kaum 1 cm lang. Griffel fast kahl. 

Ligurische Seealpen! (nordwestlichster Fundort). Bl. Juni. 

R. Serafini Viviani Fl. Lyb. spec. 67 (1824). R. Seraphini Viv. 
Fl. Cors. spec. nov. diagn. 8 (1824). Ur&pin Bull. SB. Belg. XXXT. 2. 
88 (1892). Burnat Fl. d. Alp. mar. Vol. III. 1. 105 (1899). Nyman 
Consp. 233 Suppl. 114. R. apennina Woods Tourist’s Fl. 123 (1850). 


(Centrales Mittelmeergebiet: Corsica, Sardinien, Sicilien ; Italienisches 
Festland; Rumelien.) x] 


1) Bei Agram (kroat.: Zagreb, lateinisch: Zagrabia) gefunden. 
2) S. S. 104 Fussn. 1. 


9* 


132 Rosaceae. 


Bastarde. 
B.FIL: b: 2 0.1.9 


22. X 24. (23.) R. mieräntha X agrestis? Grosser, sehr reich- 
blüthiger Strauch von der Gestalt der R. micrantha. Stacheln stark, 
breit, hakig gekrümmt. Blättchen oval, jung röthlich; Zahnung 
wie bei At. micrantha. Blüthenstiele länger als die Schein- 
frucht, drüsenlos wie die Scheinfrucht selbst und der Rücken 
der Kelchblätter, welche in der Länge und Gestalt ungefähr die Mitte 
zwischen beiden Arten halten. 

Isteiner Klotz in Ober-Baden. 

R. micrantha X. agrestis? R. Keller n A. u. G. Syn. VL 132 
(1901). R. micrantha X R. sepium Christ Ros. Schw. 115 (1873). 
R. agrestis X NR. mierantha Christ in Bot. Centr.bl. XVII. 399 
(1884). 


Crepin in Bull. SB. Belg. XXXIII. 131 (1894) glaubt, dass diese Rose, die 
ich nicht sah, eine Varietät der R. mierantha mit drüsenlosen Blüthenstielen sei, 


* 


ee 


18. X 22. (24) R. rubiginosa X mierantha. Wuchs mässig 
flatterig, fast gedrungen. Blattstiel und Blättchen schwach flaumig- 
behaart. Zahnung ziemlich tief, schmal, bald weniger offen als an den 
Blättchen der R. rubiginosa, bald wieder jener der R. rubiginosa 
ähnlicher. Blüthenstiele ziemlich lang, reichlich mit Stieldrüsen besetzt. 
Kelchbecher länglich-ovol, kahl. Kelchblätter auf dem Rücken schwach 
stieldrüsig.. Griffel ziemlich kurz, fast kahl. Scheinfrüchte 
nur sehr mangelhaft sich entwickelnd, meist vorzeitig ab- 
fallend; die entwickelten mit 1-—-2 Nüsschen. 

Thüringen ! 

R. rubiginosa X micrantha R. Keller n A. u. G. Syn. VI. 
132 (1901). R. mierantha X rubiginosa Max Schulze BV. Ges. Thür. 
V. 15 (1887). 

Bei der grossen Abänderungsfähigkeit beider Eltern ist die geschwächte Frucht- 


barkeit wohl das einzige Merkmal, das den Bastard dieser beiden einander so 
nahe stehenden Arten kennzeichnet. l*] 


BMI: 


18. X. 24. (25.) R. rubiginösa X agrestis. h über 2 m hoch, 
vom Aussehen einer R. rubiginosa, doch weniger gedrungen und 
mit etwas verlängerten, ruthenförmigen Zweigen, mit hakig 
gekrümmten, z. T. breiten, z. T. aber auch verschmälerten Stacheln, 
mit blaugrünem, jung geröthetem Laub. Blattstiel dünner oder 
dichter kurzhaarig. Blättchen mittelgross, etwa 1!/a mal so lang als 
breit, mit meist keilförmigem Grunde, nach vorn breit zugespitzt 
bis abgerundet, oberseits kahl, matt, unterseits am Mittelnerv und an 


3) 


Rosa. 133 


den Seitennerven mit einzelnen Haaren. Zahnung tief, auseinander- 
fahrend. Blüthenstiele lang (fast bis 21/a cm), die ovalen, mittel- 
mässig entwickelten, selten laubspreitigen Hochblätter weit über- 
ragend, mit oft auffallend kurzgestielten (bisweilen kaum !/ı mm 
langen) Stieldrüsen zerstreut besetzt. Kelchbecher kahl. Kelch- 
blätter auf dem Rücken kahl oder schwach drüsig, mit 
schmalen, ziemlich langen Fiederlappen und Anhängseln, die 
jedoch die ziemlich grosse, blassrosa gefärbte Krone nicht überragen, 
nach der Blüthe zurückgeschlagen, selten etwas abstehend. 
Griffel völlig kahl oder zerstreut behaart, etwas über den Discus 
hervortretend. Scheinfrüchte entwickeln sich nicht gerade selten in rundlich- 
ovaler Gestalt, vorn krugförmig verschmälert, mit 1—4 Früchten. In 
der Regel löst sich indessen bald nach der Blüthe der Stiel mit den 
verkümmerten Kelchbecher ab. 

Jenzig bei Jena! 

R. rubiginosa X agrestis R. Keller n A. u. G. Syn. VI. 132 
(1901). R. agrestis var. arvatica X R. rubiginosa var. comosa 
M. Schulze BV. Ges. Thür. V. 17 (1887). R. Maässii!) M. Schulze 
a. a. O. (1887). El 


2. Eucaninae (CUrepin SB. Belg. XXXI 2. 81 [1892]). Meist 
hohe Sträucher mit bogig überhängenden Stämmen oder Aesten. Blättchen 
meist mittelgross bis gross, kahl oder behaart. Subfoliardrüsen fehlend 
oder nur am Mittelnerv, selten vereinzelt oder zahlreicher auf die 
Seitennerven übertretend, oder in grösserer Zahl (ähnlich wie bei den 
Rubiginosae) über die ganze untere Blattfläche zerstreut (dann aber 
nie den für diese letztere Gruppe charakteristischen Wohlgeruch be- 
sitzend). 


a. Stacheln kräftig, hakig gekrümmt. 
$ Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen, frühzeitig 
abfallend. Griffel kahl oder behaart. 

* Discus meist stark kegelförmig erhöht; Griffel meist 
eine lange, kahle Säule bildend, doch kürzer als die 
Staubhlätter. Blüthenstiele lang, mit Stieldrüsen besetzt. 
Fiedern der äusseren Kelchblätter zahlreich. 


27. (26.) R. stylosa. h kräftig, aufrecht, bis ca. 3 m, mit 
überhängenden Aesten, reich bewehrt, selten fast stachellos. Stacheln 
des Stammes und der älteren Aeste aus sehr breitem Grunde 
kurz zugespitzt, dreieckig, mit leicht gebogener bis 


1) Nach Gustav Maass, * 2. Dec. 1830 Brandenburg a. H., Bureauvorsteher 
in Altenhausen Kr. Neuhaldensleben, hervorragendem Batologen, der auch für unsere 
Flora des Nordostdeuschen Flachlandes die Gattung Rubus bearbeitete, vorzüglichem 
Kenner von Rosa und Cirsium. M. hat den vom Aller-Verein in den Schriften 
des NV. Magdeburg 1894 herausgegebenen Nachtrag zu Schneider’s Flora von 
Magdeburg als Hauptmitarbeiter zusammengestellt. Wir verdanken unserem ver- 
ehrten Freunde auch sonst vielfache Unterstützung. Ne Ur 


134 Rosaceae., 


hakiger Spitze, die der Schösslinge hakig gekrümmt bis gerade. 
Laubblätter 5--7zählig. Nebenblätter bald ziemlich schmal, bald breit, 
mit gerade vorgestreckten, schmalen, scharf zugespitzten Oehrchen, am 
Rande zerstreut drüsig, unterseits locker anliegend behaart, am Rande 
gewimpert, oberseits, selten beiderseits kahl. Blattstiel zerstreut lang- 
haarig bis filzigzottig, selten fast kahl, stachelig oder bis- 
weilen stachellos, spärlich mit Stieldrüsen bekleidet oder drüsenlos. 
Blättchen oval bis länglich-oval, 1!/e—3 mal länger als 
breit, mittelgross bis gross (Endblättehen 1!/e—4 em, selten bis 
7? cm lang), nach beiden Seiten verschmälert oder am Grunde ab- 
gerundet oder schwach herzförmig ausgerandet und vorn scharf zu- 
gespitzt (Zahnung meist einfach, Zähne anliegend, zusammen- 
neigend, schmal und scharf zugespitzt oder breiter mit aufgesetzter 
Spitze, selten zusammengesetzt, Zähnchen drüsig), oberseits 
glänzend, kahl, unterseits matt, an den Nerven oder über die 
ganze Fläche behaart, selten beiderseits völlig kahl oder 
unten dicht, oben locker anliegend behaart. Subfoliardrüsen 
fehlen. Blüthen einzeln oder meist in mehr- bis viel- (bis 18-) blüthigen 
Blüthenständen. Tragblätter ziemlich schwach entwickelt, lanzettlich, 
kürzer als die Blüthenstiele, am Rande drüsig, unterseits, namentlich 
nach vorn oft behaart, sonst kahl. Blüthenstiele etwa 2—4 mal 
so lang als der Kelchbecher, zur Blüthezeit mit kurzen 
Stieldrüsen bekleidet, selten drüsenlos. Kelchbecher 
oval bis länglich-oval, vorn oft etwas eingeschnürt, nackt oder am 
Grunde mit Stieldrüsen. Kelchblätter auf dem Rücken 
drüsenlos oder zerstreut drüsig, die äusseren mit zahlreichen, 
scharf zugespitzten, linealischen oder lanzettlichen, 
drüsig gezähnten Fiederlappen. Blumenblätter ziemlich klein 
bis mittelgross, so lang oder meist etwas länger als die Kelchblätter, 
weiss oder rosa. Griffel kahl, selten am Grunde behaart, zu 
einer Säule vereint, welche zumeist etwa halb so lang 
ist wie die Staubblätter, selten fast deren Länge er- 
reicht oder auf ein den stark kegelförmig erhabenen 
Discus krönendes Köpfchen redueirt. Scheinfrucht kugelig 
oder meist oval bis länglich-oval. : 

Westlichstes Alpengebiet und besonders im (Französischen und) 
Schweizer Jura-Gebiet, von da aus spärlich weiter nördlich beobachtet, 
also durchaus auf den westlichsten Theil des Gebietes beschränkt. 
Provence! Dauphin&! Haute-Savoie! Piemont (einziger Standort bei 
Perosa |Rostan]); Schweiz: Genf! Waat! Neuenburg! Solothurn! (öst- 
lichster Standort des Verbreitungsgebietes der Art Fuhlen im Solothurner 
Jura!), Basel! Französ. Vogesen; Ober-Baden, Westfalen: Witten! 
Bl. Juni. 

R. stylosa Desvaux Journ. Bot. II. 317 (1809) a. a. O. IV t. 14. 
De Candolle Prodr. II. 599 (1825). Döseglise SB. Belg. XV. 219 (1876). 
Cröpin SB. Belg. XVII. 336 (1879). XXXL 2. 72, 133 (1892). 
Burnat Fl. Alp. mar. III. 1. 69 (1899). Schinz u. Keller Fl. d. Schw. 


Rosa. 135 


158 (1900). ‘Nyman Consp. 231 Suppl. 113. R. systyla M. u. K. 
Deutschl. Fl. III. 479 (1831). Koch Syn. ed. 2. 252 vgl. A.I.b. 1.d. 


Die Art ändert ausserordentlich in Bezug auf die Form, die Grösse, den 
Grad der Behaarung und die Zahnung der Blättchen, die Zusammensetzung des 
Blüthenstandes, die Bekleidung der Blüthenstiele, die Form der Kelchbecher und 
Scheinfrüchte, die Länge und die Verbindung der Griffel. In der nachfolgenden 
Zusammenstellung führen wir, um ein Bild der Variationsgrösse der Art zu geben, 
ihre wichtigsten Erscheinungsformen an, von denen allerdings eine Reihe aus dem 
Gebiete selbst, das übrigens gerade in Bezug auf unsere Art noch mangelhaft unter- 
sucht ist, zur Zeit noch nicht bekannt ist. 


A. Blättehen wenigstens unterseits am Mittelnerv behaart. 
I. Zahnung einfach oder doch nur mit vereinzelten Drüsenzähnchen. 
a. Blüthenstiele und Kelchbecher ohne Stieldrüsen. 

nuda, — R. stylosa A. I. a. nuda R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
135 (1901). — Tritt in verschiedenen Abänderungen auf, so 

1. chlorantha!) (R. chlorantha Sauze et Maillard Herh.). Be- 
stachelung an den Blüthenzweigen oft fast fehlend. Nebenblätter 
gleich den Tragblättern breit, dicht drüsig gewimpert. Blattstiel flaumig, 
bestachelt, mit vereinzelten Drüsen. Blättehen mittelgross, unter- 
seits am Mittelnerv behaart Zahnung einfach. Blüthen einzeln 
oder in armblüthigen Blüthenständen. Blumenblätter weiss. Griffel- 
säule kahl, etwa 1!/s mal so lang als der kegelförmig er- 
habene Discus. — Westlich der Rhone! im Gebiete selbst noch nicht 
nachgewiesen. 

2. obsetra (R. stylosa f. obseura Christ Ros. Schw. 195 [1873]) 
weicht von voriger hauptsächlich durch folg. Merkmale ab: Blüthen- 
zweige reichlich bestachelt, Blättchen schmal, oberseits 
zerstreut anliegend behaart, unterseits über die ganze 
Fläche, an den Nerven fast zottig behaart, Zähne hin und 
wieder mit einem Nebenzähnchen. Blüthenstiele ziemlich lang. Kelch- 
becher oval, meist länglich-oval, vorn halsförmig ver- 
sehmälert. Blumenblätter klein. Hochblätter stark entwickelt mit 
blattigem, gezähntem Anhängsel. — Zwischen Grand-Laney und Onex 
bei Genf! 

3. latistipulata (R. systyla var. latistipulata Boreau Cat. d. 
Maine-et-Loire 78 [1859]. Zweige stachellos. Nebenblätter sehr 
breit, beide» zusammen oit über 1 cm. Blättchen gross, bis 5 cm 
lang, elliptisch, oberseits kahl, unterseits am Mediannerv 
zerstreut behaart. Zahnung einfach, ganz vereinzelte Drüsenzähnchen. 
Hochblätter breit, mit blattigem Anhängsel. Blüthen einzeln oder zu zwei, 
Kelchbecher klein, kugelig-eiförmig. Griffelsäule kahl, 
ziemlich kurz. — Ist zur Zeit ebenfalls nur westlich von der Rhone! 
bekannt. 

b. Blüthenstiele stieldrüsig. 
1. Blättehen unterseits oft nur am Mittelnerv behaart. 

typica. Blättehen oberseits kahl, unterseits über die ganze Fläche 
+ dicht anliegend behaart. Blüthenstand meist reichblüthig,. Blüthen 
weiss. — Im Gebiete der Art häufig! — AR. stylosa A. I. b. 1. iypica 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 135 (1901). R. stylosa Desvaux Journ. 
Bot. II. 317 (1809) im engeren Sinne. R. stylosa «a. Desvauxiana 2) 
Seringe in DC. Prod. II. 599 (1825). Koch Syn. ed. 2. 252. 


1) Von xAwgög hier: bleich und &vdog Blüthe. 

2) Nach Augustin Nieaise Desvaux, * 1784 7 1856, Professor und Director 
des Botanischen Gartens in Angers, verdient um die dortige Flora (Flore de l’Anjou 
Angers 1827), Herausgeber des Journal de botanique Paris 1808, 1809 und des 
Journal de botanique appliqu&e A l’agrieulture, A la pharmacie et aux arts, Paris 
1813, 1814. 


136 Rosaceae, 


b. leucochroa!) (R.leucochroa Desvaux Journ. B. II, 316 [1809]. 
Nyman Consp. 231. R. stylosa ß. leucochroa Seringe in DC. Prod, 11. 
599 [1825]. Koch Syn. ed. 2. 252) gehört hierher und ist eine durch 
schwächere Behaarung ausgezeichnete Abänderung. 

c, [astigiata (R. fastigiata Bastard Essai Fl. Maine-et-Loire | 
Suppl. 31 [1812]) ist die Unterabart mit reichlich zusammen- 
gesetztem Blüthenstand, röthlichen Blüthen und etwas weniger 
stark vorspringenden Griffeln. — Im Verbreitungsgebiet der Art nicht 
selten ! 

d. systyla2) (R. systyla Bastard a. a. ©. 31 [1812]. Nyman 
Consp. 231 Suppl. 115) ist eine Abänderung mit einblüthigen Zweigen 
oder armblüthigem Blüthenstand und stärker vorspringenden 
Griffeln. — Mit Recht macht schon Boreau (Fl. d. centre de la 
France ed. I [1840]) darauf aufmerksam, dass die auch von D&seglise 
(in M&m. 8. Ac. Loire X. 63 [1861]) aufrecht erhaltene specifische 
Scheidung der Bastard’schen Arten nicht motivirt sei. Die vermeint- 
lichen Speciescharaktere sind in der That so durchaus individueller Natur, 
dass der gleiche Strauch in den einen Zweigen den Charakter der fasti- 
giata, in den anderen den der systyla, in dritten das Mittel beider zeigt. 

— Eine weitere ebenfalls durch rosenrothe Blüthen ausgezeichnete 
Abänderung ist 

e. erratica (R. errätica Ripart Herb. vgl. Cr&pin SB. Beleg. 
XXXlI. 2. 72 [1892]. Blättchen lanzettlich, bis 3mal so lang als 
breit, unterseits behaart. Blüthenstiele lang, spärlich mit 
Stieldrüsen besetzt. Griffel zu einer kahlen, nicht stark vor- 
springenden Säule vereint. 


2. Blättchen beiderseits behaart. 

puberula. Nebenblätter breit, beiderseits behaart. 
Blattstiel filzig, mit ziemlich zahlreichen, kurz gestielten Drüsen 
und gelblichen Stacheln. Blättchen oval, mit abgerundetem Grunde, 
unterseits dicht weichhaarig, seidig glänzend, oberseits 
locker anliegend behaart. Blüthen einzeln oder in mehr bis viel- 
blüthigen Blüthenständen. Stieldrüsen der Blüthenstiele bald 
reichlich, bald nur vereinzelt. Scheinfrüchte gross, ver- 
längert. Griffel ziemlich kurz, fast als Köpfchen den 
kegelförmigen Discus krönend. — Im Verbreitungsgebiet der Art 
hin und wieder. Valleyres! Nyon! Lausanne. — R. stylosa A. I. b. 2, 
puberula R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 136 (1901) vgl. Crepin 
SB. Belg. XXXI. 2. 72 (1892). R. puberula Ripart Herb. (1861). 

b. bunophila3) (R. bounophila Ripart Herb. [1872] vgl. Crepin 
SB. Belg. XXXI. 2. 72 [1892]) ist von puberula nur dadurch verschieden, 
dass die Griffel den Discus fast doppelt so lang über- 
ragen, als die der puberula. — Hierher gehört auch 


c. Turonicensis4) (R. turonicensis Chastaingt br. u. in Herb, 
[1883]), die bisher östlich der Rhone noch nicht beobachtet wurde, 
Buschig, ca. 2/’a m hoch. Stacheln der älteren Aeste aus breitem Grunde 
dreieckig, seitlich zusammengedrückt, mit leicht gebogener Spitze, zahlreich. 
Blattstiel filzig, meist mit zahlreichen Stieldrüsen und Stacheln. 
Blättehen oval, am Grunde abgerundet, vorn scharf zugespitzt (Zähne 
hin und wieder mit drüsigen Nebenzähnchen), oberseits zerstreut 


1) Azvnoyooog u. Aevandxoovg von weisser Farbe. 

2) S. S. 34 I'ussn. 1. 

3) Von ßovvösg Hügel und giAog -liebend. 

4) Nach der Stadt Tours bezw. der sie umgebenden Landschaft Touraine 
(pagus Turonicus, nach dem Gallischen Stamme der Turones), jetzt Dep. Indre- 
et-Loire. 


Rosa. 137 


anliegend, unterseits dicht behaart, wollig anzufühlen. 
Blüthenstiele 1!/amal so lang als der Kelehbecher, bisweilen nur 
mit vereinzelten Stieldrüsen bekleidet. Die zwei äusseren 
Kelchblätter reich fiederspaltig. z. T. bis 6 Paar Fiederlappen. Fiedern 
schmal, oft fast fädlieh. Diseus schwach erhaben. Griffel ziemlich 
kurz, ein den Diseus krönendes Köpfehen bildend, kahl. 

3. Blättehen unterseits dieht anliegend behaart, oberseits kahl oder zerstreut 
behaart. 

austrälis verbindet die Formengruppe a. u. b. Nebenblätter 

ziemlich breit. Blättehen eiförmig oder elliptisch, am Grunde tief herz- 
förmig, vorn scharf zugespitzt. Zahnung offen. Blüthenstiele z. T. 
mit, z. T. ohne Stieldrüsen, so lang bis 2mal so lang als die 
kugeligen Scheinfrüchte. — Dauphine! — R. stylosa A. I. b. 3. australis 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 137 (1901). R. australis Puget et Ripart 
Soc. Dauph. 1874 Nr. 874. 


II. Zahnung zusammengesetzt. (Unsere Formen mit stieldrüsenlosen Blüthen- 
stielen.) 
a. Griffel kahl. 
anceps. Blättcehen oval, scharf zugespitzt, oberseits kahl, 
unterseits am Mittelnerv leicht behaart. Zähnchen drüsig. 
Blüthen einzeln oder in armblüthigen Vereinigungen, mässig lang gestielt. 
Kelchbecher länglich-oval. Aeussere Kelchblätter mit langen 
linealen Fiedern. Griffel eine lange, die Staubblätter um 
ein geringes überragende Säule bildend. — Im Gebiete in 
dieser typischen, auffällig langgriffeligen Form noch nicht nachgewiesen, 
wohl aber öfter westlich von der Rhone! — R. stylosa A. II. a. 1. 
anceps R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 137 (1901) vgl. Cr&pin SB. Belg. 
XXXI. 2. 72 (1892). R. anceps Bouteiller Herb. 


b. Massilvanensis!) (R. massilvanensis Ozanon et Duflort 
in Magnier Serin. XI. 249 [1892]) ist eine Abänderung der anceps mit 
zusammengesetzterer Zahnung und kugeligen Schein- 
früchten. — Aehnliche Abänderungen, jedoch mit verkürzter 
Griffelsäule sind 


e. pseudocorymbifera (R. pseudocorymbifer« Rouy in Plantes 
de France Nr. 4304 [1876]), eine Unterabart mit etwas stärker be- 
haarten Blättehen und reichblüthigen Blüthenständen; 
Griffelnur etwa !/s so lang als die Staubblätter und 

d. pärvula (R. parvula Sauze et Maillard in Cat. d. dep. des 
Deux-Sevres 27 [1864] vgl. Crepin SB. Belg. XXXI. 2. 72 [1892]), 
von voriger wesentlich nur dadurch verschieden, dass die Blüthen 
meist einzeln stehen, 


b. Griffel über dem Diseus am Grunde behaart. 

congesta. fh} dicht, mit kräftigen Zweigen. Stacheln hakig ge- 
krümmt. Blattstiel fast kahl, häufig stachellos, mit vereinzelten Drüsen. 
Blättehen länglich-oval, 2—3mal länger als breit, mittelgross, 
oberseits kahl, unterseits nur am Mittelnerv und da oft 
nursehr zerstreut behaart. Blüthen in dichten reichblüthigen 
Blüthenständen. Blüthenstiele 1'/„—2mal so lang als der Kelch- 
becher. — Savoyen! — R. stylosa A. II. a. 1. congesta R. Keller in 
A. u.G. Syn. VI. 137 (1901) vgl. Crepin SB. Belg. XXXI. 2. 72 
(1892). R. congesta Ripart Herb. 

B. Blättchen völlig kahl. 
I. Zahnung einfach. 


a. Blüthenstiele stieldrüsenlos. 


1) Bei Masseube (Gers), lat. Massilva, gefunden. 


138 Rosaceae. 


virginea. Stacheln aus breitem Grunde hakig gekrümnit, seitlich 
zusammengedrückt, im Umriss dreieckig. Blattstiel schwach behaart, drüsen- 
los oder mit vereinzelten Drüsen bestachelt. Blättchen breit-oval, 


Zahnung offen, Zähne etwas breit. Blüthen einzeln, weiss. Blüthen- 
stiele oft nieht länger als die Hochblätter. Fiedern der 


äusseren Kelehblätter lanzettlich. Griftelsäule bald ziemlich lang, 
bald wenig erhaben, kahl. Scheinfrüchte kugelig. — Westlich der 
Rhone verbreitet! — R. stylosa B. I. a. virginea R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 138 (1901) vgl. Cr&pin SB. Belg. XXXI. 2. 72 (1892). R. virginea 
Ripart in Desögl. SB. Belg. XV. 226 (1876). Nyman Consp. 231. — Eine | 
verwandte dureh sehlanke Stacheln, offene Zahnung der Blättchen 
charakterisirte Abänderung ist 2. dübia (R. dubia Ripart Herb. [1861]). 


b. Blüthenstiele theils stieldrüsig, theils stieldrüsenlos. 
immitis. Blattstiel bald unbewehrt, bald bestachelt, meist 
völlig drüsenlos und fast kahl. Blättchen klein bis mittel- 
gross, im jugendlichen Zustande unterseits etwas behaart, ausgewachsen 
kahl, länglich-oval, beiderends verschmälert. Zahnung scharf. 
Blüthen einzeln oder in armblüthigen Blüthenständen, an den gleichen 

Blüthenzweigen z. T. mit stieldrüsigen, z. T. mit stieldrüsenlosen Blüthen- 

stielen. Discus stark kegelförmig erhaben. Griffelsäule 

etwa von der Länge des Diseus. — R. stylosa B. I. b. immitis 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 138 (1901) vgl. Crepin SB. Belg. XXXI. 
2. 72 (1892). R. immitis Deseglise in M&m. Soc. Acad. de Maine-et-Loire 
XXVIN. 17 (1873). Nyman Consp. 231. R. modesta Ripart in Crepin 
Bull. SB. Belg. VIII. 234 (1869) z. Th. 

ce. Blüthenstiele stieldrüsig. 

1. rusticänal). Blattstiel spärlich behaart, nur mit vereinzelten Drüsen 
und Stacheln bekleidet. Blättehen oval, mittelgross, vorn zu- 
gespitz, am Grunde abgerundet, kahl. Blüthen einzeln oder in 
armblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele ziemlich kurz, meist 
nur ca. 1!/g mal so lang als der ovale Kelchbecher. Kelchblätter 
reichlich fiederspaltig, einzelne Fiedern wieder fieder- 
spaltig. Blumenblätter blassrosa.. Discus kegelförmig. Griffel - 
kaum bis zu halber Staubblatthöhe den Diseus überragend. — R. stylosa 
B. I. e. 1. rusticana R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 138 (1901) vgl. 
Cröpin SB. Belg. XXXI. 2. 72 (1892). R. rusticana Deseglise in 
Billotia 34 (1865). SB. Belg. XV. 213 (1876). Nyman Consp. 231 (1876). 

b. levistyla (R. laevistyla Ripart Herb. |1872]) ist eine haupt- 
sächlich durch beginnende Doppelzahnung der Blättchen 
und völlig kahle Griffel leieht abweichende Unterabart. Einzelne der 
Exemplare weichen von der rusticana nur dadurch ab, dass die Blättchen 
durchschnittlich um ein geringes breiter sind. Der Blüthenstand ist 
öfter auch zusammengesetzter als bei rusticana. 

2. mutäbilis. Blüthenzweige stachellos. Blattstiel etwas behaart, 
spärlich mit Stieldrüsen und Stacheln bekleidet. Blättehen ziem- 
lich gross, oval, beiderends versechmälert, kahl. Zähne lang 
zugespitzt, anliegend. Nebenblätter und Hochblätter breit, Blüthen 
theils einzeln, theils in armblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele so 
lang oder nur wenig länger als die Hochblätter, reichlich mit 
zum Theil auffällig langen Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher 
länglich-oval, unter dem Discus etwas eingeschnürt. 
Blumenblätter lebhaft rosa. Griffel ziemlich kurz, kahl, 
den kegelförmigen Discus als ng: krönend. — R. 
stylosa B. I. e. 2. mutabilis R. Keller in A. u. G. Syn. VI, 138 (1901). 


1) Die 8. 42 aufgeführte R. arvensis B. II. rusticana ist R. a. B. U. 
pseudo-rustiedna (R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 138 [1901]. R. rusticana 
auct. nicht Desegl.) zu nennen. . 


Rosa. 139 


R. mutabilis Franchet Herb. — Von Boreau zu R. Andegavensis, 
von Cr&pin zu R. stylosa gezogen. Nach dem Herbarmaterial zu 
urtheilen, das mir in liebenswürdigster Weise von meinem verehrten 
Freunde Prof. Cröpin zum Studium überlassen wurde, stellt sie in der 
That eine stark gegen die R. canina neigende Abänderung der R. stylosa dar. 


II. Zahnung zusammengesetzt. 
Abänderungen dieser Art sind mir nicht bekannt geworden. 


Die Stellung der R. stylosa im Systenie der Rosen ist zur Zeit noch eine 
viel umstrittene. Cr&pin hat (Bull. SB. Belg. VIII. 234 |1869]) die R. stylosa 
und ihre Verwandten zur Sect. Stylosae zusammengefasst. Dieselbe schliesst er der 
Sect. Synstylae an. In dem Sketch of a new classification of Roses (Journal of the 
Royal Hortieultural Soeiety, XI [1889]) betont er speciell die Möglichkeit des 
hibridigenen Ursprungs in folgender Weise: ‚This section is very imperfeetly 
characterised. It is constituted by a Rose with numerous varieties, wich has quite 
the appearance of a fixed hybrid produced by erossing R. canina with some species 
of the section Synstylae‘“‘ Auch in seiner neueren Abhandlung über die R. stylosa 
in Bull. SB. Belg. XXXI. 2. 133—154 (1892) betont Crepin ausdrücklich die 
nahen Beziehungen zu den Synstylae und hält die Analogien, die andere Autoren 
zu der R,. canina fanden, für Täuschungen. Bezüglich ihres Ursprungs äussert er 
sich in folg. Weise: ,„.... mais jeen reviens au R. stylosa qui a tout A fait 
Pair d’&tre un produit hybride des R. arvensis et R. canina.‘“ Dass diese Auf- 
fassung eine neue Schwierigkeit hervorruft, nämlich die Erklärung der ausser- 
ordentlichen Beschränkung des Vorkommens des vermutheten Bastardes im Ver- 
gleich zur bedeutenden Verbreitung der angenommenen Stammeltern, verhehlt sich 
Crepin nicht. 

Deseglise (SB. Belg. XV. 192 [1876]) geht noch einen Schritt weiter, indem 
er, die Stylosae den Sempervirentes u. Arvenses gleichstellend, alle drei zu einer 
Gruppe Synsiylae vereinigt. 

Ganz anders Christ. Im System seiner Rosen (Ros. Schw. 45 [1873]) stellt 
er die R. stylosa in die Seet. Canineae, Subseet. Caninae, Gruppe b. Pilosae neben 
R. dumetorum u. R. corüfolia. Er weist ferner (a. a ©. 195) die Annahme einer 
Hibridation zwischen R. arvensis u. R. canina als unbegründet zurück, ebenso die 
Vereinigung der R. stylosa u. arvensis in eine Gruppe Stylorhodon (Dumortier Not. 
s. un nouv. genre Hulthemia 11 [1824]. SB. Belg. VI. 62 [1867]). Für die Beziehungen 
zu den (aninae nimmt er ferner die allen Rhodologen wohlbekannte Erscheinung 
in Anspruch, dass verlängerte, ‚lose in eine laxe Säule vereinigte‘ Griffel auch bei 
manchen (aninae beobachtet werden. -Eine starke Annäherung an R. dumetorum 
liegt da vor, wo die Drüsen des Blüthenstandes an R. stylosa fehlen und der Discus 
nieht so erhaben ist. } 

In „Allgemeine Ergebnisse aus der systemat. Arbeit am Genus Rosa“ (Bot. 
Centralbl. XVIII [1884] 576) steht Christ auf dem gleichen Standpunkt. „Es 
besteht absolut keine innere, sondern lediglich eine vermeintliche Beziehung zwischen 
R. stylosa u. R. arvensis. Der Irıthum rührt her von der einseitigen Anwendung 
eines Merkmales für die Bildung von Gruppen.“ AR. stylosa wird von ihm zur 
Gruppe Oynorhodon gezogen und innerhalb dieser zur Abtheilung Caninae, als „eine 
ächte von R. dumetorum nur sekundär verschiedene ('ynorhodon.‘ Aehnlich sprach 
sich schon vor 70 Jahren Koch aus: Man gebe einer Rosa canina die.... 
Griffel der R. arvensis und man hat... . die R. systyla vor sich. Er stellt sie 
aber in dieselbe Gruppe mit R. canina (M. u. K. Deutschl. Fl. III. 479 [1831]). 

Einer ähnlichen Auffassung begegnen wir bei Burnat und Gremli (Ros. 
Alp. mar. [1879] u. Suppl. [1882—83]). Sie ordnen als „especes de 2ieme ordre“ 
die R. stylosa an die Seite der R. dumetorum und betonen ausdrücklich die nahe 
Verwandtschaft zu R. canina und R. dumetorum. R. dumetorum f. longistyla 
(Suppl. 32) fassen sie als Bindeglied zu R. stylosa auf. 


Parmentier endlich prüfte die systematische Stellung der R. stylosa auf 
Grund der anatomischen Verhältnisse (Recherches anatomiques et taxonomiques sur 
les Roses in Ann. d. sc. nat, 8. serie VI. 62 u. ff., 70, 139 [1897]). Diese ergeben, 


140 Rosaceae. 


dass sie nicht zu den Synstylae gehört oder nähere Beziehungen zu denselben zeigt, 
dass sie dagegen durch dieselben als ein Glied der Eucaninae erscheint. Par- 
mentier hält auch nicht dafür, dass die Art ein alter, fixirter Bastard sei. Alle 
anatomischen Charaktere weisen auf Caninae, keine auf R. arvensis. Immerhin 
hält Parmentier auf Grund der anatomischen Merkmale dafür, dass die Ver- 
wandtschaft zu R. dumetorum nicht eine so nahe sei, um R. stylosa in den Formen- 
kreis ersterer Art einzuziehen. Sie ist ihm vielmehr der Repräsentant einer beson- 
deren Subseet. innerhalb der Seet. Caninae. 

Mir selbst ist die R. stylosa fast nur durch Exsiccaten bekannt. So hoch ich 
Cr&pin’s rhodologische Einsicht und Erfahrung auch schätze, so führt mich doch 
das eingehende Studium eines umfangreichen und vielgestaltigen Materiales, dessen 
Einsicht ich ihm zum grossen Theil zu verdanken hatte, immer entschiedener von 
der Vorstellung einer nahen Verwandtschaft zu den Synsiylae ab. Dieser Eindruck 
wurde durch das einzige lebende Exemplar der Pflanze, das ich in der Westschweiz 
sah, nur verstärkt. Für mich wurde R. stylosa eine der R. canina innerhalb der 
Eucaninae coordinirte Art. 


(Nordspanien, Frankreich, England, Irland vgl. Cr&epin SB. Beleg. 
KRRI02 133) =] 


** Discus flach oder wenig erhaben, selten kegelförmig. Griffel 
ein halbkugeliges, die Mündung des Kelchbechers deckendes 
Köpfchen bildend oder kurz säulenförmig hervortretend, 
kahl oder behaart. 

+ Stacheln kurz, mit stark verdicktem, breitem Grunde, 
seitlich zusammengedrückt. Blättehen meist behaart, oft 
mehr oder weniger reich an Subfoliardrüsen. Kelchblätter 
mit zahlreichen breit-lanzettlichen Fiedern. Griffel wollig 
behaart bis fast kahl, kurz säulenförmig hervortretend. 


28. (27.) R. tomentella. I ca. 11/2 cm hoch, mit abstehenden, 
verlängerten, stark hin- und hergebogenen Aesten und dicht stehenden, 
kurzen Zweigen. Jüngere Zweige oft rothbraun überlaufen, 
Stacheln gelbbraun, selten klein und bisweilen nur schwach gebogen. 
Laubblätter 5—7 zählig, selten 9zählig; Blättchen bald mit den Rändern 
sich berührend, bald sehr entfernt stehend. Nebenblätter ziemlich 
breit bis schmal, mit scharf zugespitzten,, vorgestreckten Oehrchen, 
oberseits kahl, unterseits anliegend behaart, drüsenlos, mit 
drüsig gewimpertem Rande, selten beiderseits behaart oder kahl, 
die der unteren Laubblätter bisweilen mit Subfoliardrüsen. Blattstiel 
dicht behaart bis zottig, selten nur schwach flaumig, mit 
kurzgestielten, rothen Drüsen, unten oft mit zahlreichen, 
ziemlich kräfiigen, gekrümmten Stacheln. Blättchen klein bis 
mittelgross, selten gross (Endblättehen an Schösslingsblättern im Mittel 
ca. 3cm lang und 2 cm breit, an den Laubblättern der Blüthenzweige 
2 cm lang und 1,3 cm breit), verkehrt-eiförmig oder meist ei- 
förmig, rundlich bis länglich-eiförmig, am Grunde abgerundet 
oder herzförmig, seltener breit keilförmig verschmälert, kurz zugespitzt, 
dieklich, unterseits meist mit scharf hervortretenden Adern 
(Zahnung kurz, breit, fast rechtwinklig, zusammengesetzt; Zähne 
mit 1—3 drüsentragenden Zähnchen, innen meist zahnlos, seltener 


Rosa. 141 


mit verlängerten, zusammenneigenden Zähnen und zahlreicheren Drüsen- 
zähnchen und sitzenden Drüsen), oberseits dunkelgrün, oft glänzend, 
+ dicht anliegend behaart bis kahl, jüngere Blätter oft 
filzig, unterseits hellgrün, dicht anliegend behaart bis filzig 
oder an den Nerven zottig und auf der Fläche locker be- 
haart, bisweilen, etwa den Mittelnerv ausgenommen, kahl; 
‚ Subfoliardrüsen fehlend, oder auf den Nerven + zahlreich, 
bisweilen die ganze Fläche dicht (wie bei R. rubiginosa) 
deckend oder doch nahe dem Rande in grösserer Zahl auf 
der Fläche. Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen Blüthenständen. 
Hochblätter breit, oft laubartig. Blüthenstiele mässig lang 
(1—2 cm), drüsenlos oder + dicht mit Stieldrüsen und eingestreuten 
drüsenlosen nadelförmigen Stacheln besetzt. Kelchbecher oval 
oder kugelig, selten länglich-oval, vorn halsförmig verschmälert, 
meist drüsenlos, selten am Grunde oder über die ganze Fläche mit 
Stieldrüsen und weichen, nadelförmigen Stacheln. Kelchblätter auf dem 
Rücken drüsenlos oder oft dicht stieldrüsig, nach der Blüthe 
zurückgeschlagen, vor der Fruchtreife abfallend. Blumen- 
blätter ziemlich klein, weiss oder blassröthlich. Griffel säulen- 
förmig hervortretend, kahl oder behaart, bisweilen wollig. Schein- 
frucht kugelig oder eiförmig, die mittlere des Blüthenstandes auch birn- 
förmig, drüsenlos bis weichstachelig, scharlachroth bis orangeroth, spät- 
reifend. 

Felsige und‘ buschige Abhänge der Hügel und Bergregion durch 
das ganze Gebiet, aber nach dem Norden seltener werdend; aus der 
Ebene bis zu ca. 1400 m ansteigend; im nordwestlichen Flachlande 
bisher nur in Belgien beobachtet. Bl. im südlichen Theil Ende Mai 
bis Mitte Juni, im mittleren und nördlichen Theil Mitte bis Ende Juni, 

R. tomentella Leman Bull. Soc. Philom. 94 (1818). Rapin Guide 
bot. Vaud. ed. 2. 199 (1862). Dumortier SB. Belg. VI. 56 (1867). 
Crepin Bull. SB. Belg. VIII. 241 (1869). Christ Ros. Schw. 127 (1873). 
Deseglise Catalogue raisonne Societ@ bot. Belg. XV. 492 (1876). 
Burnat et Gremli Ros. Alp. mar. 87 (1877). Borbäs Ros. Hung. 
472 (1880). Bräucker Deutschlands wild. Ros. 38 (1882). Haläcsy 
u. Braun Nachträge Fl. N.-Oest. 231 (1882). Waldner Europäische 
Rosentypen 32 (1885). M. Schulze BV. Ges. Thür. V. 22 (1887). Crepin 
SB. Belg.. XXXI. 2. 89 (1892). Beck Fl. N.-Oest. 806. (1892). 
R. Keller Engl. Jahrb. XXI. Beiblatt 38 (1896). R. Keller Mitth. 
NG. Winterthur I. 88 (1899). Burnat Fl. Alp. mar. III. 1. 77 (1899). 
Schinz u. Keller Fl. Schw. 261 (1900). Nyman Consp. 233 Suppl. 114. 
R.rubiginosa var. c. Rapin Guide bot. Vaud. 1. ed.101(1842). R. inodöra 
Hooker in Curtis Fl. Lond. New. ed. t. 117 (1817) nach Baker Engl. 
bot. III (1864). R. tomentosa v. dumetorum Gaud. Fl. Helv. III. 352 
(1828). R. canina v. tomentella Baker Journ. Linn. Soc. XI. 231 (1869). 
R. subeinerea var. tomentella Gentil Roses d. Sarthe 35 (1898). 


Eine sehr formenreiche Art, deren Abänderungen die Rubiginosae mit den 
Eucaninae verbinden, 


142 


Rosaceae, 


A. Ausgewachsene Blättchen unterseits wenigstens am Mittelnerv und an den 
Seitennerven + dicht anliegend behaart. 


T. Blättehen einfach oder vorherrschend einfach gezähnt. 
a. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 


obtusifölia. Stacheln namentlich an den Schösslingen sehr auf- 
fällig gekrümmt, seitlich stark zusammengedrückt, am 
Grunde sehr stark verbreitert, an den blüthentragenden Zweigen 
oft wenig zahlreich, mittelgross, am Grunde oft schwach verbreitert. Neben- | 
blätter ziemlich schmal, am Rande dicht drüsig gewimpert, "mit auseinander 
fahrenden Oehrehen. Blattstiel dicht behaart, fast filzig, meist 
etwas schimmernd. Blättehen mittelgross bis klein, oval oder 
oval-elliptisch, am Grunde oft schmal zugerundet, vorn 
namentlich an den Schösslingen scharf zugespitzt, oberseits behaart, 
meist allmählich verkahlend, unterseits dicht behaart, 
sehimmernd. Blüthenstiele so lang oder etwas länger als der eiförmige 
Kelehbecher. Griffel schwach wollig, allmählich verkahlend. — 
Durch das ganze Gebiet, aber viel seltener als die Abänderungen mit zu- 
sammengesetzter Zahnung!! — R. tomentella A. I. a. obtusifolia RB. Keller 
in NG. Winterthur I. 89 (1899). R. obtusifolia Desvaux Journ. bot. II. 317 
(1809). Nyman Consp. 235. Crepin SB. Belg. XXXI. 2. 89 (1892). R. camina 
var. obtusifolia Desvaux a. a. O. II. 115 (1813). R. leucantha 1) Bastard 
Essai Fl. d. Maine-et-Loire Suppl. 32 (1812). Nyman Consp. 235. R.canina 
var. leucantha Guepin Fl. Maine-et-Loire 339 (1838). R. collina var. 
leucantha Thory Prod. gen. ros. 72 (1820). R. collina var. obtusifolia 
Dumortier SB. Belg. VI. 192. (1867). R. dumetorum var. obtusifolia 
J. B. v. Keller in Hal. u. Braun Nachträge Fl. N.Oest. 276 (1882). — 
Crepin, der die Stellung so vieler kritischer Arten klargelegt hat, sprach 
wohl zuerst die Anschauung aus, dass die Abart obtusifolia die einfach 
gezähnte Abänderung der R. tomentella sei. (Vergl. Bull, SB. Belg. XXXT. 2. 
89 [1892].) Sie stellt das Bindeglied zwischen der R. dumetorum und der 
R. tomentella dar. — Eine die einfach gezähnte Abänderung mit den zu- 
sammengesetzt gezähnten Abänderungen der R. tomentella verbindende 
Unterabart ist 


2. Rhaetiea?2) (R. Keller A. u.G. Syn. VI. 142 [1901]. Blätt- 
chen breit-oval bis fast kreisrund, vorn kurz zugespitzt oder ab- 
gerundet, oberseits anliegend behaart, dunkelgrün, unterseits 
weich behaart, an den stark vorspringenden Nerven fast 
filzig, glänzend. Zahnung breit, Zähne abstehend, die vorderen 
öfter mit einem drüsigen Nebenzähnchen. Blüthenstand reich 
zusammengesetzt. Discus des kugelig-eiförmigen Kelchbechers kegelförmig, 
von dem ziemlich stark behaarten, gestrecekten Griffelköpf- 
chen gekrönt. — Ct. Graubünden: Disentis!! 


Blüthenstiele wenigstens zum Theil mit Stieldrüsen bekleidet. 


Pedemontänaö3). Gedrungener etwa 70—80 em hoher Strauch 
mit zahlreichen, bisweilen, namentlich an den Schösslingen, mit sehr zahl- 
reichen, gekrümmten Stacheln, denen oben an den Zweigen 
kleine borstige Stacheln beigemengt sind. Blättchen oval 
bis rundlich-oval, stumpf oder undeutlich zugespitzt, unterseits 
mit scharf vorspringenden, behaarten Nerven, sonst kahl. 
Subfoliardrüsen auf dem Mittelnerv bald zahlreich, bald 
fast fehlend. Zahnung breit, wenig tief, vorherrsehend einfach, 
mit vereinzelten, meist drüsenlosen Nebenzähnchen. Blüthenstiele 
einzeln oder zu mehreren, mit wenig zahlreichen Stieldrüsen, 


1) Von Aevndg weiss und &vdog Blüthe, 
2) Aus Rhaetien (Graubünden) vgl. I. S. 229 Fussn. 1. 
3) Pedemontanus, aus Piemont, 


Rosa. 143 


z. T. auch drüsenlos. Kelchbecher kugelig, drüsenlos. Discus etwas 
erhaben. Griffel wollig behaart. — Seealpen! — R, tomentella var. 
pedemontana Burnat et Gremli Ros. Alp. mar. Suppl. 20 (1882 — 1883). 
II. Zahnung zusammengesetzt. 
a. Secundärnerven drüsenlos oder nur da und dort, namentlich an den unteren 
Blättern, mit vereinzelten Subfoliardrüsen. 
1. Blüthenstiele drüsenlos. 
a.typiea. 1—2 m hoher mit abstehenden, verlängerten, 
stark hin- und hergebogenen Aesten. Zweige röthlich 
überlaufen. Stacheln auffallend gross. Junge Blätter 
oft weinroth überlaufen. Obere Nebenblätter schmal, unterseits 
etwas flaumig, drüsig berandet. Blattstiel filzig, mit kurzen, 
rothen Stieldrüsen und Stacheln. Blättehen diceklich, 
ziemlich klein, rundlich verkehrt-eiförmig, am Grunde abge- 
rundet oder herzförmig, vorn kurz, fast rechtwinklig zugespitzt, 
oben glänzend, dunkelbraungrün, kahl oder schwach behaart, 
unterseits blaugrün, dichthaarig, jüngere Blättchen feinfilzig, 
auf dem Mittel- und hie und da auf den Seitennerven 
und gegen den Blattrand hin mit einzelnen sehr kleinen, 
röthlichen, bisweilen völlig fehlenden Subfoliardrüsen. 
Zahnung fast rechtwinklig, kurz, breit; Zähnchen klein- 
drüsig. Kelcehbecher kugelig oder breit-oval. Kelchblätter 
mit breiten, am Rande filzigen, da und dort drüsigen oder 
fiederspaltigen Fiedern. Griffel wollig, etwas säulen- 
artig hervortretend. Frucht klein, breit-oval bis kugelig, — Im 
mittleren Theil des Verbreitungsgebietes der Art nicht selten !!— R. tomen- 
tella f. typica Christ Ros. Schw. 127 (1873). — Aendert in Bezug 
auf Form, Grösse und Behaarung der Blättehen nicht unwesentlich 
ab. — Hierher gehört 
2. sinudtidens (Christ a. a. O. 129 [1873]. Stacheln 
etwas kleiner und weniger herablaufend als an der eigentlichen 
R. tomentella A. II. a. 1. typica. Nebenblätter breit, roth überlaufen. 
Blattstiel flaumig, stark bestachelt und drüsenreich. 
Blättehen auffallend gross, rundlich, ganz kurz zugespitzt 
oder abgerundet, starr, mit tiefer Zahnung, geschweiften 
Zähnen, drüsigen Zähuchen, oberseits fast kahl, unterseits 
an den Nerven schwach behaart, an den untersten Blättern 
der Blüthenzweige bisweilen mit einzelnen Drüsen auf den kleinsten 
Nerven. Blüthenstiele in den grossen, laubartigen, röthlich überlaufenen 
Hochblättern verborgen, kahl, kaum so lang als die kugeligen Schein- 
früchte. Kelchblätter auf dem Rücken zerstreut-drüsig. 
Blumenblätter freudig rosenroth. Griffel stark wollig. — Neben 
der typica, aber wie es scheint etwas seltener!! — Eine verkahlende 
Abänderung der typica ist 


3. concinna (Christ a. a. O0. 128 [1873]. R. coneinna Lagger 
u. Puget in Cr&p. Bull. SB. Belg. VIII. 241 [1869]. Nyman Consp. 
233). Blättchen etwas länglich, lebhaft glänzend, dick- 
lich, in den Blattstiel verschmälert (Zahnung steil, 
Zähne geschweift, zusammenneigend), unterseits so schwach be- 
haart, dass nur noch der Mittelnerv etwas flaumig, die 
Seitennerven zerstreut behaart sind, selbst allmählich ver- 
kahlen. Anhängsel der Kelchblätter schmäler, bisweilen 
fast linealisch. Griffel kahl oder fast kahl. — Eine ebenfalls 
häufige, fast durch das ganze Gebiet verbreitete Abänderung der Art!! 
— Eine in entgegengesetzter Richtung abändernde Unterabart ist 

4. candscens (Christ Flora LVIII [1875] 201), die durch die 
starke Behaarung die R. tomentosa nachahmt. Stacheln krumm; 
Blattstiel sehr filzig, kleindrüsig; Blättchen länglich- 


144 Rosaceae, 


oval, mit sehr zusammengesetzter Zahnung, oberseits 
dieht behaart, unterseits filzig. Blüthenstiele lang, — Im 
Gebiete sehr selten: Wallis! 


b. Longael), Stacheln mittelgross bis gross, am Grunde der Blatt- 
stiele oft gepaart. Mittlere Laubblätter der blüthentragenden 
Zweige 5—7—9zählig,. Nebenblätter von mittlerer Breite, mit 
abstehenden oder vorgestreckten Oehrchen, drüsig gewimpertem Rande, 
unterseits dieht, fast wollig behaart, hin und wieder, 
namentlich am ÖOehrcehennerv mit einzelnen Subfoliardrüsen. 
Blattstiel filzig, öfter mit zahlreichen kurzgestielten, 
kleinen, braunrothen Drüsen besetzt, unterseits meist ziem- 
lich stark bestachelt. Blättehen mittelgross (ca. 3 em lang u. 1!/s em 
breit), oval, am Grunde abgerundet oder keilförmig ver- 
sehmälert (denen der R. agrestis bisweilen sehr ähnlich), (Zahnung 
reichlich zusammengesetzt), oberseits anliegend behaart, 
unterseits namentlich an den Nerven dicht behaart, 
Blüthenstiele lang (2—2!/a em). Kelchbecher oval bis länglich- 
oval. Griffel kahl oder schwach behaart. — Bormio! — R. tomen- 
tella var. Longae Cornaz in Herb. Cröpin Bull. SB. Belg. XX VIII, 
1. 206 (1889). 


c. Monregal@nsis2). Aeste schlank, verlängert, mit zahlreichen, 
langen, gebogenen Stacheln. Blättchen klein, oval bis 
breit-oval, abgerundet oder kurz zugespitzt, oberseits glänzend, 
kahl oder mit sehr vereinzelten Haaren, die wahrscheinlich nur auf 
die jungen Blätter beschränkt sind, unterseits an den Nerven 
behaart; Mittelnerv mit Subfoliardrüsen, Seitennerven meist drüsen- 
los Zähne sehr spitz, abstehend, aussen mit 2—3, selten 
mehr Drüsenzähnchen, innen 1—2 drüsig oder drüsenlos.. Blüthen- 
stiele etwa so lang oder wenig länger als die entwickelte kugelige 
Scheinfrucht. Griffel ziemlich kurz, sehr stark behaart; 
Diseus fast eben. — Seealpen! — R. tomentella var. monregalensis 
Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. Suppl. 19 (1882—83). Burnat Fl. 
Alp. mar. III. 1. 79 (1899). — Eine durch die Kleinheit der Blätt- 
chen und ihre schmale, scharfe, zusammengesetzte Zahnung einer 
R. Pouzini gleichende Abänderung. 


d. selerophylla3). Stacheln dünner und kürzer als bei iypica, doch 
ebenso stark gekrümmt. Blattstiel behaart, kurzdrüsig, mit vielen 
hakigen Stacheln. Blättehen länglich keilförmig, jenen der 
R. agrestis ähnlich, etwas lederartig, starr (Zahnung tief, 
offen, reichlieh zusammengesetzt), auf den Nerven der 
Unterseite behaart, sonst kahl. Kelehblätter lang, mit 
spitzem Anhbängsel. Krone hlassrosa. Griffel behaart. — Vogesen ; 
Thüringen! — R. tomentella f. sclerophylla Christ Flora LVH. 511 
(1874). R. sclerophylla Scheutz Studier 20, Nr. 3 (1872). Nyman 
Consp. 233 Suppl. 114. — In Abänderungen mit weniger typischer 
Gestalt der Blättehen auch anderwärts. 

2. Blüthenstiele mit Stieldrüsen besetzt. 

a. Friedlaenderiäna#). Nebenblätter breit, oberseits kahl, unter- 
seits behaart, am Rande drüsig gewimpert, mit vorgestreckten Oehr- 
chen. Blättehen gross (bis 4 em lang und 3 cm breit), rundlich- 
eiförmig bis fast kreisrund, am Grunde abgerundet oder herz- 


t) Nach Massimino Longa, Lehrer in Bormio. 

2) Bei Mondovi im südl. Piemont (Mons regalis) gefunden. 

3) 0%x.Amoög hart, g6AAov Blatt. 

4) Nach dem ArzteFriedländer, welcher an Besser für die Flora Galiziens 
und Podoliens Beiträge lieferte. 


Rosa. 145 


förmig ausgerandet, vorn in eine kurze Spitze zusammengezogen 
(Zähne breit, lang zugespitzt, mit mehreren Drüsenzähnchen), 
oberseits zerstreut, unterseits namentlich an den Nerven 
dicht behaart; Mittelnerv mit ziemlich zahlreichen Subfoliardrüsen. 
Blüthenstiele meist kürzer als die Hochblätter, dicht mit 
zarten Stieldrüsen bekleidet. Kelchblätter ziemlich lang, 
mit mehr oder weniger dicht drüsig gewimpertem Rande, 
mit lanzettlichem, oder linealisch -lanzettlichem, meist drüsig ge- 
zähneltem Anhängsel. Fiedern ziemlich lang, lanzettlich 
oder linealisch-lanzettlieh, oft etwas drüsig; Rücken der 
Kelchblätter drüsenlos oder sehr zerstreut drüsig. Kelchbecher oval 
bis kugelig-eiförmig. Griffel ein kürzeres, kugeliges, etwas 
behaartes Köpfchen bildend. — Provence! Dauphine — 
R. tomentella A. II. a. 2. Friedlaenderiana R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 144 (1901). R. Friedlaenderiana Besser in Cat. sem. hort. 
Crem, 1819. Enum. pl. Volh. 46 (1820, ohne Beschr.), 60, 63 (1821). 
Deseglise SB. Belg. XV. 393 (1876). Nyman Consp. 235. 


b. Orfanönsis. Dieht verzweigter, kurzästiger fj mit leicht 
gebogenen Stacheln. Nebenblätter der ausgewachsenen Blätter beider- 
seits kahl, am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel behaart, oft 
sehr dieht mit Drüsen und + zahlreichen Stacheln be- 
setzt. Blättehen im Mittel etwa 2 em lang und 1!/ cm breit, 
oval, am Grunde abgerundet oder schwach herzförmig ausgerandet, 
kurz zugespitzt, etwas starr (Zähne mässig lang, vorgestreckt oder 
etwas divergirend, mit drüsigen Zähnchen), oberseits kahl, unterseits 
an den Nerven behaart. Blüthenstiele etwa 2 mal so lang als 
die Scheinfrucht, mit sehr zahlreichen Stieldrüsen und 
einzelnen drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln, die 
auch an den Grund der Scheinfrucht übergehen. Kelch- 
blätter auf dem Rücken mit zahlreichen Stieldrüsen; 
Rand diehtdrüsig gewimpert. Griffel etwas säulenförmig 
über den fast ebenen Discus hervortretend, wenig behaart. Schein- 
frucht oval oder fast kugelig, unter dem Discus etwas eingeschnürt. 
— Piemont: Mt. Orfano, Val d’Ossola! — R. tomentella A. II. a. 2. 
b. Orfanensis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 145 (1901). 


e, hispidior. Blattstiel Aaumig, mit ziemlich zahlreichen, braunrothen, 
kurzgestielten, z. T. fast sitzenden Drüsen und gelblichen, z. T. 
kräftigen Stacheln bewehrt. Blättchen entfernt stehend, ungleich 
(1,8—4,1 em lang und 0,9—3 cm breit), beiderseits gleich- 
förmig verschmälert, gegen den Grund keilig, vorn kurz 
zugespitzt oder rundlich-eiförmig, beiderends abgerundet (Zahnung an- 
liegend, zusammenneigend, aussen mit 1—4 Zähnchen), oberseits kahl, 
unterseits an den Nerven behaart. Blüthenstiele 2—2!/ mal 
so lang als der ovale Kelchbecher, ziemlich dicht mit ungleich 
langen, zarten Stieldrüsen beseizt, die auch an den Grund 
des Kelehbechers übergehen oder ihn ringsum bedecken. 
Kelchblätter mit lanzettlichem, ganzrandigem oder gezähntem An- 
hängsel, auf dem Rücken dieht mit Stieldrüsen besetzt; 
Fiedern linealisch-lanzettlich bis lanzettlich, einge- 
schnitten gezähnt. Griffel ein kugeliges, kurzes, fast kahles 
Köpfehen, bildend. — Bergregion des Ct. Schwyz!! — R. 
tomentella A. II. a. 2. c. hispidior R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
145 (1901). 

d. Tannerönica stellt die extremste Abänderung der Gruppe A. II. a. 2. 
dar. Stacheln ziemlich kurz, gekrümmt oder gebogen, am Grunde 
wenig verbreitert; unter dem Blüthenstande mit feinen 
Stacheln, Borsten und Stieldrüsen besetzt. Blattstiel 
sehr drüsig, behaart. Blättehen von mittlerer Grösse, hreit- 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 10 


146 Rosaceae, 


elliptisch, + zugespitzt, oberseits kahl oder fast kahl, unterseits 
an den Nerven sehr stark, auf der Fläche lockerer behaart; Mittel- 
nery mit grossen schwarzrothen Drüsen besetzt. Zähnchen mit 
schwarzrothen Drüsen. Blüthenstiele so lang oder etwas kürzer 
als der Kelchbecher, von den breiten Hochblättern eingeschlossen, 
mit zahlreichen, feinen Drüsenstacheln gleich dem 
Grunde der Kelchbecher bewehrt. Kelchblätter auf 
dem Rücken und am Rande stark drüsig, mit stark entwickeltem 
Anhängsel. Krone blassroth, gross (bis 6 em im Durchmesser). 
Griffel ein kugeliges, wollig behaartes Köpfchen bildend, 
— Bergstock des Tanneron in den Seealpen! — R. tomentella A. II. 
a. 2. d. Tanneronica R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 145 (1901). 
R. tomentella var. 6. Burnat in Fl. Alp. mar. III. 1. 80 (1899). 


b. Subfoliardrüsen + zahlreich, wenigstens am Mittelnerv und den Secundär- 


nerven oder in der Nähe des Blattrandes in grösserer Zahl vorhanden. 
1. Blüthenstiele drüsenlos. 


a. sepioides!), Stacheln ziemlich zahlreich, aber wenig kräftig, 
gekrümmt, mit breitem, lang herabgezogenem Grunde, Laub- 
blätter 5—7-, selten 9zählig. Nebenblätter schmal, mit abstehen- 
den Oehrchen, oberseits kahl, unterseits anliegend behaart, 
die der unteren Laubblätter mit Subfoliardrüsen, die 
der oberen drüsenlos oder mit drüsigem Oehrchennery. Blattstiel 
dicht behaart, mit zahlreichen gelblichen Stacheln und 
kürzer oder länger gestielten Drüsen. Blättehen oval bis ver- 
kehrt-eiförmig, beiderends gleichförmig, am Grunde oft scharf 
keilförmig verschmälert, vorn scharf zugespitzt, seltener ab- 
gerundet (Zahnung tief, Zähne breit, mit 1—2 drüsigen Zähnchen), 
oberseits in der Jugend behaart, allmählich verkahlend, unter- 
seits namentlich an den Nerven behaart, etwas seidenglänzend. 
Blättehen der unteren Blätter über die ganze Fläche 
oder doch in der Nähe des Randesmitzahlreichen Drüsen, 
an den oberen Blättern oft spärlicher, auf die Mittel- und Seitennerven 
beschränkt. Blüthen einzeln. Blüthenstiele ziemlich lang. Kelch- 
becher oval. Kelehblätter am Rande + drüsig, auf dem Rücken 
fast drüsenlos. Anhängsel und Fiedern linealisch-lanzettlich, drüsig 
gezähnelt und gewimpert. Griffel etwas säulenförmig den 
kegelförmig erhabenen Discus überragend, kahl. — Ct. St.Gallen: 
Vättis!! — R. tomentella f. sepioides R. Keller in Bericht Thät. 
St. Gall. NG. 1895/96. 230 (1897). — Eine durch die Form der Blätt- 
chen und Reichthum an Subfoliardrüsen den Uebergang zwischen 
R. tomentella und R. agrestis vermittelnde Form. Ganz ähnlich aber 
durch etwas breitere und stärker behaarte Blättchen und kürzere und 
etwas behaarte Griffel abweichend, in Tirol!! — Hierher gehört auch 
eine von M. Schulze (BV. Ges. Thür. V. 22) als f. versus caryo- 
phyllaceam beschriebene Abänderung. Blättchen breit-oval, keilig, 
mit tiefer, sehr zusammengesetzter Zahnung, oberseits 
fast kahl, unterseits behaart, mit ungemein zahlreichen, 
häufig die ganze Fläche dieht deekenden Subfoliar- 
drüsen. Krone lebhaft rosenroth. Griffel weniger hervor- 
tretend, wollig. — Jena!! 

b. Alliönii2). Stacheln zahlreich, lang, gekrümmt oder gebogen, 
plötzlich in den verbreiterten, etwas herablaufenden 
Grund zusammengezogen. Nebenblätter schwach entwickelt. 
Blattstiel etwas behaart, + drüsig und stachelig. Blättehen 2—3 em 


1) Wegen der Aehnlichkeit mit R. agrestis (— R. sepium). 
2) S. II. S. 55 Fussn. 1 u. 186 Fussn. 1. 


Rosa. 147 


lang, 1,5—2 em breit, entfernt stehend, elliptisch. Zahnung breit, 
wenig tief. Zähne aussen mit 2—4 Zähnchen, oberseits kahl, 
unterseits dieht behaart. Subfoliardrüsen auf Mittel- 
und Seitennerven beschränkt. Blüthenstiele etwa 1'/amal so 
lang als die Scheinfrucht. Kelchblätter bis 3 cn lang, Anhängsel 
oft ganz, ziemlich schmal, Fiedern schmal, am Rande 
zerstreut drüsig, auf dem Rücken drüsenlos. Krone ziemlich 
gross (5--6 em im Durchmesser), weiss oder sehr schwach rosenroth. 
Griffel ein kugeliges, kahles Köpfchen bildend. — Riviera! 
— R.tomentella A. II. b. 1. a. Allionü R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
146 (1901). A. Allionii Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. Suppl. 16 
(1882—83). Burnat Fl. Alp. mar. III. 1. 81 (1899). 


ec. Granensis!). |} mit verlängerten Aesten und Zweigen. Stacheln 
etwas ungleich, die grösseren aus breitem Grunde leicht gebogen, 
die kleineren fast gerade. Blattstiel stark zottig behaart, 
mit kurzgestielten Drüsen und meist spärlichen Stacheln. Blättehen 
mittelgross, rundlich-oval bis elliptischh am Grunde abgerundet, vorn 
meist scharf zugespitzt (Zähne scharf zugespitzt, mit 2—4 Drüsen- 
zähnchen); oben fast, bisweilen völlig kahl, unten über 
die ganze Fläche anliegend behaart, an den Nerven 
wollig; Subfoliardrüsen oft in grösserer Zahldie Fläche 
deckend. Blüthenstiele kurz, meist völlig drüsenlos, 
einzelne mit 1 bis mehreren zarten Stieldrüsen. Kelch- 
becher kugelisg bis eiförmig. Kelcehblätter auf dem Rücken oft 
mit zerstreuten Stieldrüsen, am Rande drüsig gewimpert, 
lange bleibend. Krone klein, röthlieh. Griffel stark behaart. 
— Ungarn! — R. tomentella A. I. b. 1. ce. Granensis R. Keller in 
A. u.G. Syn. VI. 147 (1901). R. granensis Kmet’ Fl. Austr. Hung. 
exs. Nr. 469. Schedae II. 34 (1882). — Nach den Exemplaren, die 
ich sah, trifft die Angabe in der Beschreibung „post anthesin erecta*“ 
nicht zu. Die Kelchblätter sind zum grössten Theil zurückgeschlagen, 
einzelne scheinen abstehend zu sein. 


d. Misniensis2). |} etwa 2 m hoch. Zweige dünn, reichbestachelt. 
Blüthenzweige kürzer oder länger, meist unbewehrt. Stacheln des 
Stammes aus lang herabgezogenem Grunde hakig, an den Aestchen 
gebogen bis gerade. Nebenblätter breit, mit dicht drüsig gewim- 
pertem Rande, kahl. Oehrchen an der Spitze mitunter leicht behaart, 
bisweilen mit zahlreichen Subfoliardrüsen. Blattstiel dieht flaumig, 
stieldrüsig, mit gekrümmten Stacheln. Blättehen dieklich, oben 
grün, unten bläulich-grün, länglich-oval bis verkehrt- 
eiförmig, mittelgross (etwa 2,5 cm lang und 1,8 cm breit). Zahnung 
zusammengesetzt, Zähne gross, mit hornartiger Spitze, aussen mit 
1—3, innen oft mit 1 Drüsenzähnchen. Mittelnervy unterseits 
deutlich behaart, drüsig; Seitennerven leicht behaart, allmälich 
verkahlend, Blättehen vom Rande her zerstreut mit Subfoliardrüsen 
besetzt. Hochblätter sehr verbreitert, dicht drüsig und leicht haarig 
gewimpert. Kelchblätter auf dem Rücken leicht filzig behaart, die 
äussern mit linealisch-lanzettlichen, bisweilen kurzen, drüsig gezähnten 
Fiedern. Griffelköpfehen kurz säulenförmig erhaben, behaart. Blumen- 
krone hellrosa, im Durchmesser ca. 2,5 cm. Scheinfruchtlänglieh- 
eiförmig oderoval, meist in einen kurzen Hals verjüngt. 
— Meissen! — R. tomentella var. missniensis Hofmann in Sched. 
Pl. erit. sax. 1900. B. scabrata f. Missniensis Schlimpert in Isis 1899 
Abh. 15. — Die Abart zählt zu jenen in Sachsen häufigen Zwischen- 
formen, die R. tomentella mit R. dumetorum verbinden. Sie nähert 


1) Im Thale des Flusses Gran bei Schemnitz gefunden. 
2) 8. S. 78 Fussn. 3. 


10* 


148 Rosaceae, 


sich der R. tomentella A. II. a. 1. e. selerophylla (S. 144) durch die 
schwache Behaarung und die tiefe Zahnung. 
2. Blüthenstiele stieldrüsig. 

a. Borr&ril). Hoher fj mit sehr grossen, breiten Stacheln; 
an den blüthentragenden Zweigen einzelne aus dem Blüthen- 
stand herabsteigende, borstige, in einer Drüse endende 
Stacheln. Nebenblätter unterseits flaumig, Blattstiel Aaumig. Blätt- 
chen entfernt stehend, gross, rundlich, kurz doppelt gezähnt, 
matt bläulich grün, Subfoliardrüsen auf Mittel- und Seiten- 
nerven beschränkt. Blüthenstand bläulich bereift, sehr reich- 
blüthig. Blüthen lang gestielt; Blüthenstiele behaart 
und mit kurz gestielten, wenig zahlreichen Stieldrüsen 
bekleidet. Kelchbecher oval, drüsenlos. Kelehblätter drüsenlos, 
mit schmalem Anhängsel und Fiedern. Griffel kurz, behaart. Schein- 
frucht länglieh-oval. — Belgien; Schweiz. — R. tomentella var. 
Borreri Baker Journ. Linn. Soc. 236 (1869). R. Borreri Woods 
Transact. Linn. Soc. XII. 210 (1816). Koch Syn. ed. 2. 251. Nyman 
Consp. 233. 

b. Tiroliensis. fj reichlich bewehrt. Stacheln gelbbraun, seitlich zu- 
sammengedrückt, sichelförmig gekrümmt. Nebenblätter klein, schmal, 
länglich, spitz, flaumhaarig, am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel 
filzig, mit zerstreuten Stieldrüsen, unterseits mit zahlreicheren 
strohgelben kleineren und grösseren Stacheln. Blätt- 
chen von sehr ungleicher Grösse (1!,a—6 cm lang und 1—4 cm 
breit), beiderends spitz oder am Grunde etwas abgerundet, am Rande 
regelmässig doppelt gezähnt (Zähne scharf zugespitzt, aussen mit 1—3 
Drüsenzähnchen), oberseits glanzlos, anliegend behaart, 
unterseits weichhaarig, schimmernd; Subfoliardrüsen 
meist nur am Mittel- und den Seitennerven vorhanden. 
Blüthenstiele 1—1!/g cm lang, mit drüsentragenden Nadeln 
bewehrt. Kelcehbecher kugelig, am Grunde mit abstehen- 
den, drüsentragenden Nadeln besetzt. Kelchblätter‘ nach 
der Blüthezeit sieh etwas aufriehtend, zur Zeit der Fruchtreife 
sich ablösend, mit länglich-linealischem Anhängsel. Blumenkrone klein, 
etwa 3 cm im Durchmesser, blassrosa. Griffel kahl, Scheinfrucht 
kugelig. — Tirol! — R. tomentella f. Tyroliensis Christ Ros. Schw. 
132 (1873). R. tirolensis Kerner ÖBZ. XIX (1869) 331. Nyman 
Consp. 233. 

ec. Obornyäna2). fi sehr gedrungen, dicht und verworren 
verästelt. Junge Sprosse weinroth. Stacheln kurz, konisch, 
Blättehen klein, kurz breit keilig oder abgerundet, meist 
ziemlich stumpf endend, dick, aber weich (Zahnung steil, eng, 
etwas geschlängelt und sehr tief eingeschnitten), oberseits kahl 
oder zerstreut behaart, unterseits meist dieht behaart. Sub- 
foliardrüsen sehr zahlreich und meist gleiehmässig über 
die ganze Fläche verbreitet. Blüthenstiele mit feinen 
Stieldrüsen besetzt, die hin und wieder fehlen. Blumenkrone 
klein, weiss. Griffel kahl, kurz. Scheinfrucht klein. — 
Mähren! — R. tomentella f. Obornyana Christ Flora LX (1877) 402. 
R. Obornyana H. Braun in Kerner Fl. Austr. Hung. No. 471. Sched. II. 
35 (1882). Nyman Consp. Suppl. 114. 


1) S. II. S. 458 Fussn. 1. 

2) Nach Adolf Oborng, * 17. Juni 1840 Forsthaus Swata bei Steinitz, Director 
der Realschule in Leipnik, früher Professor am Gymnasium in Znaim, hochverdient 
um die Flora Mährens(Flora von Mähren und Oesterreichisch-Schlesien. Brünn 1882—6), 
hervorragendem Kenner von Rosa und Hieracium. 


Rosa. 149 


d. Schinziil). Gedrungener, sehr dicht bestachelter } mit kurzen, 
meist kaum 4 em langen Blüthenzweigen. Stacheln leicht 
gebogen, mit stark verbreitertem Grunde. Nebenblätter sehr 
schmal, mit kurzen, abstehenden, scharf zugespitzten Oehrchen, 
am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel flaumig behaart, + drüsen- 
reich, mit zahlreichen, gelben Stacheln, die sich bis 
auf die Mittelrippe des Endblättehens erstrecken.’Blätt- 
chen klein, im Mittel ea. 1'/ em lang und 1 cm breit, ellip- 
tisch, am Grunde abgerundet, vorn kurz zugespitzt (Zahnung tief. 
offen, Zähne aussen mit 1—5 Drüsenzähnchen), unterseits an den 
Nerven behaart, Subfoliardrüsen der unteren Blätter 
meist zahlreich, oft über die ganze Fläche zerstreut, 
schwarzroth, fast sitzend, bisweilen auf die Nerven beschränkt. 
Blüthenstiele kürzer als die kahlen, zerstreut drüsig gewim- 
perten Hochblätter und kürzer oder kaum so lang als der 
Kelchbecher, mit Stieldrüsen, die auch an diesen übergehen. Kelch- 
blätter auf dem Rücken stieldrüsig, mit lanzettförmigem An- 
hängsel. Discus schwach kegelförmig erhaben. Griffel kahl. 
— Graubünden!! — R. tomentella A. II. b. 2. d. Schinzii R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 149 (1901). 

B. Blättehen beiderseits kahl oder unterseits nur am Mittelnerv zerstreut 
behaart. 


I. Zahnung einfach oder nur mit vereinzelten Anfängen doppelter Zähne, 
Tiranensis?). Bestachelung typisch; Blüthenzweige bisweilen stachel- 
los. Laubblätter 5--7 zählig; Blättchen genähert, mit den Rändern sich be- 
rührend. Nebenblätter beiderseits kahl, am Rande zerstreut drüsig gewimpert. 
Blattstiel fast kahl, fast drüsenlos, mit vereinzelten Stacheln. Blätt- 
chen im Mittel etwa 2 em lang und 1,5 cm breit, oval bis rundlich- 
eiförmig, bisweilen fast kreisrund. Zahnung vorherrschend ein- 
fach, nur hin und wieder mit Anfängen doppelter Zahnung. 
Zähnchen bald drüsenlos, bald drüsig. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen, 
so lang oder etwas kürzer als die Hochblätter. Kelcehbecher oval. Kelch- 
blätter drüsenlos, mit zahlreichen, langen, gezähnten oder 
fiederig eingeschnittenen Fiedern. Blumenblätter weiss. Griffel 
kahl. Scheinfrucht kugelig oder kugelig-eiförmig. — Veltlin! — R,tomentella 
var. tiranensis Cornaz Herb. Vergl. Crepin Soe. B. Belg. XXVII. 1. 207 
(1889). 
II. Zahnung: zusammengesetzt. 
a. Secundärnerven drüsenlos oder nur mit vereinzelten Subfoliardrüsen. 
1. affinis. Blättchen entfernt stehend, oval bis länglich-oval, beider- 
ends verschmälert, unterseits am Mittelnerv und meist auch am 
Rande zerstreut behaart. Blumenblätter weiss. Griffel kahl oder nur 


1) Nach Hans Schinz, * 6. Dec. 1858 (br.), Professor und Direetor des 
bot. Gartens in Zürich, hochverdient als Forschungsreisender, Systematiker und Florist. 
S. bereiste 1884—6 das Deutsche Schutzgebiet in Südwest-Africa und dehnte später 
seine Studien über ganz Africa aus (Deutsch-Südwest-Afrika. Oldenburg und Leipzig 
1891. Beiträge zur Flora von Deutsch-Südwest-Afrika BV. Brand. XXIX u. XXXI 
|1887, 1889]. Beiträge zur Kenntuiss der Afrikanischen Flora. Bull. de 1’Herb. 
Boissier I—VII [1893—9]. Mem. de 1’Herb. Boissier Nr, 10, 20 [1900]. Th. Durand 
et H. Sehinz Conspeetus Florae Africae. Bruxelles, Berlin, Paris. Bisher er- 
schienen Vol. I. 2 [1898] und V [1895]). Ferner bearbeitete er die Amarantaccae 
für die Natürlichen Pflanzenfamilien von Engler und Prantl. Mit dem Be- 
arbeiter dieser Gattung veröffentlichte er 1900 die Flora der Schweiz. Der Letztere, 
sowie die Verfasser der Synopsis, sind ihrem verehrten Freunde für die mannig- 
faltigen Bemühungen zur Beschaffung von Litteratur und Herbarmaterial zu herz- 
lichem Danke verpflichtet. 

2) Nach Tirano im Veltlin, 


150 Rosaceae. 


mit vereinzelten Haaren. Scheinfrucht kugelig bis länglich-oval. — Dureh 
das ganze Gebiet verbreitet. — R. tomentella f. affinis Christ Ros. Schw. 
129 (1874). BR. affnis Rau Enum. Ros. Wire. 79, 169 (1816). Koch 
Syn. ed. 2. 251. Nyman Consp. 234. 

2. Tridentinal). Blüthentragende Zweige bisweilen mit borsten- 
förmigen Stacheln. Blättchen gross, länglich-eiförmig, beider- 
seits kahl, bisweilen mit vereinzelten Subfoliardrüsen, 
Blüthenstiele bald ohne, bald mit vereinzelten Stiel- 
drüsen. Kelehbecher eiförmig. Blumenkrone ziemlich gross, röthlich. 
Griffel behaart bis fast kahl. Scheinfrucht oval. — Hügel um Trient! 
— .R. tomentella var. tridentina Gelmi Ros. Trent. 28 (1886). 

3. gla ucoides. Stacheln aus verlängertem Grunde in eine gebogene, 
nicht hakig gekrümmte Spitze übergehend. Laubblätter 5—7zählig, 
etwas bereift. Nebenblätter breit, kahl, mit abstehenden Oehrchen. 
Blattstiel sehr schwach behaart, mit ziemlich zahlreichen Stiel- 
drüsen und einzelnen Stacheln. Blättehen bis 4!) em lang und 
3,2 em breit, mit wenig zusammengesetzter Zahnung (Zähne breit, 
offen, meist auf der Aussenseite mit einem drüsentragenden Zähnchen), 
unterseits am Mittelnerv, im jugendlichen Zustande auch an den Seiten- 
nerven zerstrent behaart. Kelchblätter auf dem Rücken drüsenlos, mit 
drüsig gewimpertem Rande, mit breitem (bis 4 mm), lanzettlichem, ge- 
zähntem bis eingeschnittenem Anhängsel. Fiedern bis 1 cm lang 
und 3 mm breit, eingeschnitten gezähnt. Kelchbecher oval. 
Blumenblätter ziemlich gross (Durchmesser ca. 4'/a cm), rosen- 
roth; Griffel kurz, dicht behaart, den kegelförmig erhabenen 
Diseus krönend. — Graubünden!! — R. tomentella B. II. a. 3. 
glaucoides R. Keller A. u. G. Syn. VI. 150 (1901). — Eine durch die 
grösseren, bereiften Blättchen und die ziemlich grosse, rosenrothe Blumen- 
krone der R. glauca sich nähernde Abänderung, deren Kelehblätter die 
Zugehörigkeit zur Art erkennen lassen. 

b. Blättchen wenigstens am Mitielnerv und den Seitennerven mit Subfoliar- 
drüsen. 

1. Beatrieis?). Stacheln zahlreich, kurz, ungleich, gebogen oder 
gekrümmt, am Grunde herablaufend. Blattstiel kahl, + drüsig, stachelig. 
Blättchen genähert, klein bis mittelgross (1,5—2,2 em lang, 0,8—1,3 em 
breit), elliptisch, beiderends gleiehmässig verschmälert. 
Blättehen der oberen Blätter der blüthentragenden Zweige 
am Mittel- und den Seitennerven drüsig, an den unteren 
und den Schösslingsblättern mit zahlreichen Subfoliar- 
drüsen. Zahnung ziemlich schmal, scharf zugespitzt, vorge- 
streckt, aussen mit 2—4, innen mit 1—2 Drüsen oder Drüsenzähnchen, 
Blüthenstiele drüsenlos, etwa von der Länge der Kelchbecher. Fiedern 
der Kelchblätter ziemlich breit, oft gezähnt oder eingeschnitten. 
Blumenkrone weiss oder blassrosa. Griffel kahl oder spärlich behaart. 
— Seealpen! — R. tomentella B. II. b. 1. Beatricis R. Keller in A. u.G. 
Syn. VI. 150 (1901). R. Beatricis Burmat u. Gremli Ros. Alp. mar. 
Suppl. 14 (1882—83). Burnat Fl. Alp. mar. III. 1. 83. — Eine die 
R. tomentella mit den Rubiginosae verbindende Abänderung. 

2. Haläesyi3). Aufrechter, buschiger Strauch mit dicht beblätterten 
Aesten, an den Zweigen mit zerstreuten, wenig gebogenen, ziemlich 


1) S. S. 50 Fussn. 2. 

2) Nach Beatrice di Tenda, Gemahlin des Herzogs Philippo Maria Vis- 
conti von Mailand, hingerichtet 1418 in Binasco (Burnat br.). 

3) Nach Eugen von Haläcsy, * 11. Nov. 1842 (br.), Arzt in Wien, Kaiser]. 
Rath, vorzüglichem Kenner der Flora der Oesterreichischen Länder, besonders Nieder- 
Oesterreichs (Nachtr. zur Fl. von Nieder-Oesterreich [mit H. Braun s. S. 95 Fussn. 1], 
Flora von Nieder-Oesterreich. Wien, Prag, Leipzig 1896) sowie der von Griechen- 
land (Conspectus Florae Graecae. I. fasc. 1, 2. Lipsiae 1900). 


Rosa. 151 


schwachen Stacheln besetzt. Nebenblätter kahl, drüsig gefranst, 
unterseits zerstreut-drüsig. ‚Blattstiel bestachelt, Naumig und 
stieldrüsig. Blättehen klein oder mittelgross, elliptisch oder 
eiförmig, spitz (Zahnung theils einfach, zum grösseren Theil 
zusammengesetzt; Zähne scharf zugespitzt, mit 2—3 Drüsenzähnchen), 
mit kleinen, fast sitzenden Subfoliardrüsen, die an den 
unteren Blättchen oft die ganze Fläche decken, an den oberen 
auf die Mittel- und Seitennerven beschränkt sind, am Mittelnerv, im 
jugendlichen Zustande auch an den Seitennerven behaart. Blüthen- 
stiele so lang oder etwas kürzer als die Scheinfrucht, zerstreut 
stieldrüsig. Kelchblätter auf dem Rücken zerstreut stiel- 
drüsig, nach der Blüthe zum Theil abstehend, lange bleibend. 
Blumenkrone weiss, bisweilen blassrosa angehaucht; Discus kegel- 
förmig, Griffel verlängert, kahl oder leicht behaart; Scheinfrüchte 
länglich-eiförmig oder eiförmig, am Grunde schwach drüsen- 
borstig. — Niederösterreich! — R. tomentella y. Haläesyi Braun in 
Beck Fl. v. Nied.-Oest. 807 (1892). R. Haldesyi Braun in Beck FI. v. 
Hernstein 396 (1884). 


(Durch ganz Europa, im Norden selten, z. T. fehlend.) *k 


10. X 28. R. Gallica x. tomentella s. am Schlusse 
18. X 28. R. rubiginosa X. tomentella - der 
28. X 33. R. tomentella x glauca Caninae. 


rr Stacheln am Grunde nicht auffällig verbreitert, meist schlank; 
äussere Kelchblätter weniger stark fiederspaltig, mit lineali- 
schen oder linealisch - lanzettlichen Fiedern. Griffel meist 
nicht säulenförmig hervortretend. 

AA. Zweige sehr schlank; Blättchen klein bis mittelgross, 
im jugendlichen Zustande oft röthlich angelaufen. Zahnung 
meist zusammengesetzt. Zähne auffallend schmal und 
tief, vorgestreckt. (Nur im südwestlichsten Theil des 
Gebietes.) 


29. (28.) R. Pouzini!). Strauch niedrig, selten 2 m hoch und 
höher; Zweige bogig, am Gipfel meist roth angelaufen. Stacheln nament- 
lich an den blüthentragenden Zweigen meist zahlreich, bisweilen aber 
an allen Achsen spärlich, gebogen bis hakig, schlank, am Grunde 
plötzlich verbreitert. Stachelborsten fehlen. Laubblätter 5—7, 
selten bis 9zählig. Nebenblätter kahl, am Rande + drüsig gewimpert, 
seltener unterseits zerstreut drüsig und + behaart. Blattstiel kahl 
oder zerstreut, seltener dicht kurzhaarig. Blättchen meist 
klein (jenen einer kleinblätterigen AR. micrantha ähnlich), oft sehr 
klein, + elliptisch, beiderends verschmälert, oft oberseits glänzend, 
die oberen sehr oft röthlich angelaufen. Zahnung scharf zu- 
gespitzt; Zähne unregelmässig, aber meist reichlich zusammen- 
gesetzt, mit drüsigen Zähnchen, bisweilen fast oder völlig einfach. 
Subfoliardrüsen fehlen, oder selten finden sie sich vereinzelt 


1) Vgl. S. 119 Fussn. 2. 


152 Rosaceae. 


auf den Secundärnerven. Behaarung meist völlig fehlend; 
bisweilen gehen einzelne Haare vom Blattstiel auf den Mittelnerv über 
oder breiten sich über die ganze untere Fläche aus; im jugendlichen 
Zustand sind die Blättchen bisweilen auch oberseits + anliegend be- 
haart, mit dem Alter meist völlig verkahlend. Blüthenstand häufiger 
ein- als mehrblüthig. Blüthenstiele meist + reichlich mit 
Stieldrüsen besetzt, selten zum Theil drüsenlos, zum Theil stieldrüsig, 
noch seltener völlig stieldrüsenlos, 1—3 mal so lang als die reife 
Scheinfrucht. Kelchblätter auf dem Rücken drüsenlos oder mit ver- 
einzelten Drüsen, nach der Blüthe zurückgeschlagen, vor der 
Fruchtreife abfallend, die äusseren mit wenigen Fiederlappen, 
Blumenblätter meist klein, blass bis lebhaft rosa, selten milchweiss. 
Griffel frei, ein kugeliges Köpfchen bildend, kahl oder mit ver- 
einzelten Haaren, sehr selten diehter behaart. Scheinfrucht 
mittelgross bis klein, meist völlig drüsenlos, ellipsoidisch bis länglich. 

Dauphine! Provence! Riviera! Steigt nach Burnat vom Küsten- 
gebiete bis ca. 1400 m an. Bl. Ende Mai, Juni. 

R. Pouzini Trattinnick Ros. monogr. II. 112 (1823). Deseglise 
Mem. S. A. Maine-et-Loire X. 113 (1861). Grenier Billotia 120 (1868). 
Crepin in Willkomm et Lange Prodr. Fl. Hisp. III. 215 (1874). 
Crepin Bull. SB. Belg. XXI. 1. 68 (1882) XXXT. 2. 90 (1892). Cr&pin 
in Batt. et Trabut Fl. Alg. Dicot. App. p. XIX (1888—1890). 
Crepin in Lojacono Fl. Sie. I. 2. 182. Burnat u. Gremli Roses Alp. 
mar. 96 (1879). Suppl. 22 (1882—1883). Burnat Fl. Alp. mar. III. 
1. 58 (1899). Nyman Consp. 235 Suppl. 115. R. micrantha DC. 
Fl. France V. 539 (1815). R. rubiginosa ı. parvifölia Seringe in 
DC. Prodr. II. 616 (1825). R. graveolens var. 8. Gren. u. Godr. Fl. 
France I. 561 (1848). R. hispänica Boiss. u. Reuter Pug. 44 (1852). 
R. hispanica f. Pouzini Christ in Flora LVII (1874) 470. Journ. of 
Bot. XIV (1876) 140. R. inconsiderata Deseglise in M&m. S. A. Maine- 
et-Loire XX VIII. 117 (1873). 


In der nachfolgenden Uebersicht stellen wir die nicht sehr zahlreichen Ab- 
änderungen der Art, welche im Gebiete beobachtet wurden, zusammen, 
A. Blätter kahl. 
I. Zahnung einfach. 

a. paueiglandulösa. Blättchen vorherrschend einfach gezähnt. 
Blüthenstiele ohne Stieldrüsen, Kelehblätter lang und schmal, 
auf dem Rücken drüsenlos. — Riviera! — R. Pouzini pauei- 
glandulosa Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. Suppl. 23 (1882-83). 
Burnat Fl. d. Alp. mar. III. 1. 61 (1899). 


b. Burnäti!). Von der vorigen nur dadurch verschieden, dass die Blüthen- 


stiele wenigstens zum Theil mit Stieldrüsen bekleidet sind. — Zwischen 
Castillion und Sainte Agnes oberhalb Mentone! — R. Pouzini A. I. b. 


Burnati Keller in A. u. G. Syn VI. 152 (1901). 
II. Zahnung doppelt oder meist + zusammengesetzt. 
a. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 


Aus dem Gebiete ist mir keine einschlägige Abänderung bekannt. 


1) S. S. 119 Fusen. 1. 


Rosa. 153 


b. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. s 

1. tfpiea. Blättchen klein bis mittelgross, ohne Subfoliardrüsen; Zahnung 
tief, schmal, vorwärtsgerichtet, oft etwas zusammenneigend, Zähne auf 
der Aussenseite mit einzelnen Drüsenzähnchen, auf der Innenseite drüsen- 
los. Krone blassrosa, Griffel kahl oder sehr zerstreut behaart — Es 
ist dies die gewöhnlichste Erscheinungsform der Art, die namentlich 
an der Riviera verbreitet ist. — R. Pouzini var. typica Burnat u. 
Gremli Ros. Alp. mar. 97 (1879). Suppl. 23 (1882—83). 

2. Delphinensis!). Blättchen eiförmig bis rundlich-eiförmig, 
vorn abgerundet oder kurz zugespitzt, mit zusammengesetzter, 
etwas breiter Zahnung, auf den Seeundärnerven mit ver- 
einzelten Subfoliardrüsen. Nebenblätter der unteren Laub- 
blätter mit zahlreicheren Subfoliardrüsen. Kelchbecher läng- 
lieh, — Isere! — R. Pouzini A. II. b. 2. Delphinensis R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 153 (1901). R. Pouzini Nr. 380, Soc. Dauph. 1875. 

3. leptoclada2). Strauch 1—1,5 m. Stacheln kräftig, zusammen- 
gedrückt, gekrümmt. Zweige schlank, hängend. Blättchen klein, 
oval, zugespitzt, bläulich bereift; Zähne aussen mit 2—6 Zähnchen, 
unterseits namentlich an den unteren Blättern oft mit + 
zahlreichen Subfoliardrüsen auf den Secundärnerven, 
an den oberen Blättern meist ohne Subfoliardrüsen. Blüthenstiele 
einzeln oder zu mehreren, z. T. mit, z, T. ohne Stieldrüsen. Kelch- 
blätter nach dem Verblühen abstehend, auf dem Rücken drüsen- 
los. Krone lebhaft rosa. Scheinfrucht länglich eiförmig, Griffel 
ziemlich stark behaart. — Dauphine! — R. Pouzini var. leptoclada 
Boullu Adnot. SB. Dauph. IV. 111 (1877). 

Eine eigenthümliche im Gebiete selbst noch nicht nachgewiesene 
Abänderung ist 


4. albidiflöra. Kelchblätter mit laubigem oft sehr ver- 
längertem Anhängsel, bis zur Fruchtreife bleibend. Krone 
sehr klein, milehweiss. Kelchbecher kugelig, unter den Kelch- 
blättern stark eingeschnürt. — R. Pouzini var. albidiflora Pons in 
Herb. Ros. fase. 1. 16 (1894)! 

B. Blätter namentlich im jugendlichen Zustande + behaart. 
I. Zahnung einfach. 

Tendae3). Zweige schlank, schwach röthlich angelaufen, stark ge- 
bogen und verlängert. Stacheln zahlreich, gekrümmt, plötzlich in 
den scheibenförmigen Grund verbreitert., Blättchen oval, klein; 
Zähne etwas verbreitert, weniger vorgestreckt, hin und wieder 
am Aussenrande mit einem Drüsenzähnchen, Blättehen unterseits ziem- 
lich dieht, oberseits locker anliegend behaart. Krone ziemlich 
klein, rosenroth; Griffel kahl. Scheinfrüchte oft atrophisch und früh ab- 
fallend. — Seealpen! — R. Pouzini var. Tendae Crepin in Bull. SB. 
Belg. XXI. 1. 68 (1882). Burnat Fl. Alp: mar. III. 1. 63 (1899). R. dume- 
torum var. Tendae Burnat u. Gremli Ros. d. Alp. mar. Suppl. 31 u. 79 
(1882—83). — In der für R. Pouzini so überaus charakteristischen Be- 
zahnung weicht B. I. Tendae nicht unerheblich vom Typus ab, sodass 
Burnat (Fl. Alp. mar. III. 1. 63 [1899]) geradezu die Frage aufwirft, ob 
nicht eine Kreuzung zwischen R. Pouzini und R. dumetorum vorliege. Die 
mangelhafte Entwicklung der Scheinfrüchte fände durch die Annahme des 
hibridigenen Ursprunges ihre natürlichste Erklärung. 

II. Zahnung doppelt oder + zusammengesetzt. 


a. Blüthenstiele ohne oder mit vereinzelten Stieldrüsen. 


1) Delphinensis, aus der Dauphine. 
2) Von Aertög dünn und »Addog Ast. 
3) In den Seealpen bei Tenda gefunden. 


Rosaceae. 


1. Oneliönsis!), Zweige verlängert, schlank, gegen die Spitze oft röthlich 


angelaufen, Stacheln gekrümmt, am Grunde plötzlich verbreitert, zahl- 
reich, an den blüthentragenden Zweigen oft sehr schlank, 
fast borstenförmig. Blättchen ziemlich gross, oberseits glänzend. 
Zahnung sehr scharf, vorgestreckt, z. T. einfach, öfter durch 
ein Drüsenzähnchen doppelt, beiderseits, oder doch unterseits + behaart, 
später bisweilen fast kahl. Blüthenstiele z. T. ohne Stieldrüsen, 
z. T. mit 1—6. Blüthen ziemlich gross (im Durchmesser bis 
5 em). Griffel + behaart. — Hin und wieder an der Riviera. — 
R. Pouzini var. — R. dumetorum var. platyphyjlla2) Burn. Herb. Crepin 
SB. Belg. XXI. 1. 69 (1882). Burnat Fl. d. Alp. mar. III. 1. 62 (1899). 
R. dumetorum var. oneliensis Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. Suppl. 30 
(1882—83). — Eine durch die relativ grossen Blättchen und Blüthen 
vom Typus der R. Pouzini abweichende Uebergangsform zu R. dumetorum. 


. polyad&na?). Stacheln ziemlich zahlreich, gebogen und hakig ge- 


krümmt, gelblich. Blättehen von mittlerer Grösse. Blattstiel etwas 
behaart, drüsig und stachelig, oval oder oval-elliptisch, meist 
zugespitzt, unterseitsam Mittelnervundanden Seitennerven 
etwas behaart, am Rande zerstreut gewimpert. Subfoliardrüsen 
fehlen. Zahnung etwas breit, unten doppelt, oben oft einfach. 
Blüthenstiele mit zahlreichen feinen Stieldrüsen besetzt, 
Kelehblätter auf dem Rücken sehr drüsenreich, die äusseren 
mit 2—3 ziemlich schmalen und verlängerten Anhängseln, nach dem 
Verblühen zurückgeschlagen, später ausgebreitet oder etwas aufgerichtet. 
Krone lebhaft rosenroth. Griffel behaart. Kelchbecher kugelig- 
eiförmig, mit zahlreichen feinen Stieldrüsen besetzt. — Riviera: 
Val de Cairos! Vallon de Merim! Gola di Cota! — R. Pouzini B. II. 
a. 2. polyadena R Keller in A. u. G. Syn. VI. 154 (1901). R. Pouzini 
f. IV. Burnat in Flore des Alp. mar. III. 1. 62 (1899). R. polyadena 
Burnat u. Gremli in Ros. d. Alp. mar. Suppl. 26 (1882—83). — Auch 
diese Rose weicht vom Typus der R. Pouzini nicht unerheblich in der 
Richtung gegen die hispiden Formen der R. dumetorum ab. 


. pub&scens. Blattstiel dicht behaart, armdrüsig. Blättchen 


unterseits namentlich an den Nerven behaart, drüsenlos. 
Zahnung z. T. einfach, z. T. doppelt, Zähne bisweilen aussen mit 2 
Drüsenzähnchen, weniger schmal als an der typischen Form. — 
Riviera! — R. Pouzini 6. pubescens Crepin in Willk. u. Lange Prodr. 
Fl. Hisp. III. 215 (1880). 


(Süd-Europa, Marokko, Algier, Tunis.) 11 
24. X 29. R. agrestis X Pouzini | s. am Schlusse der 
29. x 32. R. Pouzim X glauca | Caninae. 


BB. Blättehen meist mittelgross bis gross. Zahnmung einfach oder 


zusammengesetzt. Zähne weder auffallend schmal noch tief. 
I.I. Blättchen kahl, selten unterseits am Mittelnerv mit einzelnen 


Haaren. 


30. (29.) R. canina. h stark, 2—3 m hoch), selten zwergig und 


kaum 1 m hoch. Stämme sehr verlängert, bogig überhängend, mit 


1) Bei Oneglia an der Riviera gefunden, 

2) Von rAarög breit und pöAfonv Blatt. 

3) Von zoAög viel und dönyv Drüse. 

4) In seltenen Fällen werden weit höhere Dimensionen erreicht, so von dem 


berühmten „1000jährigen“ (in Wirklichkeit nur ca. 300 jährigen) Rosenstock, der 


Rosa. 155 


kürzeren und längeren bogigen Zweigen. Stacheln zahlreich oder nament- 
lich an den blüthentragenden Zweigen sehr spärlich, selbst fehlend, an 
den Schösslingen meist in sehr grosser Zahl, gleichgestaltet, wenn auch 
oft von ungleicher Grösse, breit hakig gebogen, selten leicht gebogen 
bis fast gerade. Laubblätter 5—7, sehr selten 9zählig. Nebenblätter 
an den Laubblättern der unfruchtbaren Zweige meist schmal, an den 
oberen Laubblättern der blüthentragenden Zweige + verbreitert, meist 
stark entwickelt, kahl, + drüsig gewimpert, unterseits fast stets ohne 
Subfoliardrüsen. Ochrchen gerade vorgestreckt oder abstehend. Blatt- 
stiel kahl oder + behaart, mit vereinzelten, bisweilen aber auch sehr 
zahlreichen Stieldrüsen besetzt, unten meist mit mehreren, bisweilen 
hakig gekrümmten, kleinen Stacheln. Blättchen entfernt stehend, seltener 
genähert und mit den Rändern sich berührend oder deckend, von sehr 
veränderlicher Grösse, die grössten ca. 41/e—5 cm lang und 2!/a—3 em 
breit, die kleinsten 1 em lang und wenig über t/a cm breit, elliptisch, 
beiderends ziemlich gleichmässig verschmälert, selten fast kreisrund, am 
Grunde abgerundet oder selbst schwach herzförmig ausgerandet, selten 
länglich, mit scharfer, verlängerter Spitze, doch auch stumpflich, selbst 
abgerundet (Zahnung einfach oder zusammengesetzt, Zähne gerade 
nach vorn gestreckt, oft etwas geschlängelt, Zähnchen meist 
mit einer Drüse), kahl, sehr selten am Mittelnerv auf der 
Unterseite mit einzelnen Härchen. Subfoliardrüsen fehlen, 
oder sie finden sich vereinzelt am Mittelnerv, nur selten 
gehen sie in grösserer Zahl an die Seitennerven über; 
oberseits meist dunkler als unterseits, matt oder etwas glänzend, bis- 
weilen leicht bereift. Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen Blüthen- 
ständen. Hochblätter lanzettl., bisweilen mit laubigem Anhängsel. Blüthen- 
stiele so lang oder meist 2—3mal länger als der Kelch- 
becher, selten kürzer, drüsenlos, selten mit Stieldrüsen 
bekleidet. Kelchbecher oval, länglich-oval bis fast flaschenförmig, 
nicht selten auch kugelig, stieldrüsenlos, selten am Grunde mit einzelnen 
Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken drüsenlos oder mit 
Stieldrüsen, am Rande + drüsig gewimpert, die äusseren mit + zahl- 
reichen, lanzettlichen bis linealisch-lanzettlichen, selten 
linealischen bis fädlichen Fiedern, nach der Blüthe zu- 
rückgeschlagen, vor dem Beginn der Färbung der Schein- 
frucht abfallend. Blumenblätter mittelgross bis gross, selten klein, 
hellrosa oder weiss, seltener intensiv roth gefärbt. Griffel frei, ein die 
Mündung des Kelchbechers verschliessendes Narbenköpfchen bildend, 
seltener verlängert, säulenförmig den Discus überragend, + dicht behaart 
bis völlig kahl. Discus flach, selten kegelförmig erhaben. Scheinfrucht 
er oval, seltener kugelig oder länglich bis flaschenförmig, schar- 
achroth. 


an der Apsis des Doms zu Hildesheim ca. 13 m hoch gezogen ist und an dem noch 
beträchtlicheren, 40 Schritt im Umkreis messenden, bei Ober-Haverbeck in der 
Lüneburger Heide, dessen abgestorbener Hauptstamm 83 cm im Umfang hat \gl. 
Roemer, der tausendjährige Rosenstock am Dome zu Hildesheim. Hildesh. 1892, 


156 Rosaceae, 


Durch das ganze Gebiet in zahlreichen Abänderungen verbreitet 
[ob auf den Nordsee-Inseln ursprünglich ?], bis in die Bergregion an- 
steigend. Bl. Juni. 

R. canına Linn& Spec. pl. ed. 1.491 (1753). De Candolle Prodr. II. 
613 (1825). Dumortier SB. Belg. VI. 57 (1867). Christ Ros. Schw. 
153 (1873). Deseglise SB. Belg. XV. 310 (1876). Regel Tent. Ros. 
Monog. 48 (1877). Burnat u. Gremli Ros. Alp. marit. 110 (1879). 
Borbäs Ros. Hung. 409 (1880). Bräucker Deutschl. wilde Ros. 81 
(1882). Haläcsy u. Braun Nachträge Fl. N.-Oest. 308 (1882). Burnat 
u. Gremli Ros. Alp. mar. Suppl. 34 (1882—83). Waldner Europ. Rosen- 
typen 28 (1885). Schulze BV. Ges. Thür. V. 29 (1887). Hasse Ros. 
Westf. 3 (1891). Beck Fl. N.-Oest. 783 (1892). Crepin Bull. SB. 
Belg. XXXI (1892). Keller Mitth. NG. Winterthur I. 89 (1899). 
Burnat Fl. Alp. mar. III. 1. 66 (1899). Schinz u. Keller Fl. Schw. 
259 (1900). Koch Syn. ed. 2. 250. Nyman Consp. 234 Suppl. 115. 
Hayne Arzneig. XI. t. 32. 


R. canina, welehe in Bezug auf die Form und Zahl der Stacheln, Grösse, 
Form, Farbe, Zahnung und Drüsigkeit der Blättehen, Zusammensetzung der Blüthen- 
stände, Bekleidung der Blüthenstiele, Form der Kelchbecher, Behaarung der Griffel 
den mannigfaltigsten Abänderungen unterliegt, wurde in eine endlose Zahl von 
Varietäten und Arten getheilt, denen zum grossen Theil eine durchaus individuelle 
Bedeutung zukommt. Wir legen der nachfolgenden Zusammenstellung, in der die 
wichtigsten Abänderungen, namentlich sofern sie uns ein Bild der wichtigsten Zu- 
stände des ganzen Formenkreises geben, nicht aber die zahllosen besonderen Be- 
nennungen selbst unbedeutendster Abänderungen angeführt werden sollen, die von 
Christ und Cr&pin befolgte Gruppirung, nach der Art der Zahnung der Blättchen, 
der Drüsigkeit der Blüthenstiele und der Entwicklung von Subfoliardrüsen zu 
Grunde, Merkmale, die entschieden weniger individuellen Schwankungen unterworfen 
sind, als Gestalt der Blättchen und Scheinfrüchte etc. 


A. Blättehen einfach gezähnt oder mit vereinzelten Nebenzähnchen. 
I. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 

a. Lutetiäna!). In ihrer typischen Ausbildung ein 2—3 m hoher, krumm- 
stacheliger Strauch mit 5—7zähligen Laubblättern. Nebenblätter 
kahl, schwach drüsig gewimpert. Blattstiel kahl, drüsen- 
los oder nur mit vereinzelten Drüsen, aber meist mit mehr oder 
weniger zahlreichen Stacheln.. Zahnung einfach, scharf, drüsenlos. 
Blättehen bald matt, selbst etwas bereift, bald (namentlich am beschatteten 
Theil des Strauches) glänzendgrün. Kelchblätter am Rande nur mit 
wenigen Drüsen, auf dem Rücken drüsenlos.. Scheinfrucht elliptisch. 
— Durch das ganze Gebiet häufig!! In Bezug auf die Grösse, Gestalt 
und Färbung der Blättchen, Form der Scheinfrüchte, den Grad der Be- 
haarung der Griffel ausserordentlich veränderlieh. — R. canina f. lutetiana 
Baker in Journ. of Linn. $S. XI. 225 (1869). R. lutetiana Leman Bull. 
Philom. 93 (1818). 

1. Abänderungen mit fast wollig behaarten Griffeln sind 
b. syntrichostyla2) (R. syntrichostyla Ripart in Deseglise SB. Belg. 
XV. 312 [1876]. Nyman Consp. 234). fi, relativ niedrig (i—2 m) 
mit kräftigen, am Grunde oft stark verbreiterten, hakig gekrümmten 
Stacheln, die an den blüthentragenden Achsen z. T. fast 
gerade werden. Blattstiel am Grunde etwas behaart. 
Blättehen spitz-oval; Endblättchen am Grunde abgerundet oder nur 


1) Bei Paris (Lutetia) zuerst beobachtet. 
2) oöv zusammen, Yoi& Haar, oröfos Griffel. 


in a 


Rosa. 157 


wenig verschmälert, oberseits dunkelgrün. Kelchblätter an der 
Spitze mit verbreitertem Anhängsel, die 3 äusseren mit 
schmalen, linealen Fiedern, so lang als die entfaltete, weisse Blumen- 
krone. Griffel frei, zu einer + hervorragenden, sehr 
dieht wolligen 8 Anke zusammengestellt. De kegelförmig. 

— Im östlichen und westlichen Theil des Gebietes, so in der Dauphine!, 

in Savoyen! Belgien, Oesterreich-Ungarn! — Fast identisch, aber an- 

scheinend mit etwas kürzeren Griffeln ist 

2. lasiostylis!) (R. canina f. lasiostylis Borbäs Ros. Hung. 414 
[1880)). 

e. nitescens (R. canina y. mitescens Braun in Beck Fl. v. N.-Oest. 783 
[1892]) ist eine Abänderung mit grossen, breiten Blättcehen 
und ellipsoidischen oder län glieh-ellipsoidisehen Schein- 
früchten mit ebenem Diseus. 

2, dilüeida (R. dilueida Desegl. et Ozanon in Bull. Soc. Dauph. IX. 
372 [1882]) ist eine grossblätterige, rothblüthige Abänderung 
mit kugeligen Scheinfrüchten ! 

9. euoxyphylla2) (R. canina f. euoxyphylla Borbäs Ros. Hung. 414 
[1880]) ist eine Abänderung mit roth angelaufenen, un- 
bewehrten Zweigen, grossen, oberseits schwach bereiften, im 
jugendlichen Zustande röthlichen, eiförmigen oder 
lanzettlichen, gegen den Grund keilig verschmälerten 
Blättehen, mit kurzgestielten Blüthen und kugelig-eiförmigen 
Scheinfr üchten. — Ungarn! 

d. submyrtillus (R. canina &. submyrtillus H. Braun in Beck Fl. v. 
N.-Oest. 783) ist eine kleinblätterige Abart mit unbewehrten 
Aesten und gegen den Grund ver schm älerten Blättchen. 


e. vaccinioides (vaceinoides H. Braun a. a. ©. 783 [1892]) ist durch 
schwach abgerundete Blättehen ausgezeichnet. 


2. Abänderungen der ZLutetiana mit + behaarten, aber nicht 
wolligen Griffeln sind 
b. senticosa (R. senticosa Acharius Act. Holm. 91 [1813]. Deseglise 
SB. Belg. XV. 316 [1876]), eine durch extreme Reduction ihrer Organe 
ausgezeichnete Abänderung der Varietät. fi zwergig; Aeste dünn, 
ruthenförmig, hin- und hergebogen. Zweige sehr stark verkürzt. 
Laubblätter daher in Büscheln scheinbar aus einem Punkte 
entspringend. Stacheln der Aeste kräftig, am Grunde verbreitert, 
gerade oder gebogen, öfter unter der Abgangsstelle der Blätter 
paarig. Nebenblätter feindrüsig gewimpert, in divergirende Oehrchen 
verlaufend. Blättehen sehr klein, jenen der R. pimpinellifolia 
ähnlich, rundlich verkehrt-eiförmig oder oval-elliptisch, 
die obersten eiförmig, spitz, gegen den Grund oft keilig. Blüthen 
meist einzeln, klein. Kelchblätter mit linealischem bis lanzettlichem 
Anhängsel. Blumenblätter weiss. Scheinfrucht kugelig, etwa 
erbsengross. — Auf steinigem, magerem Grunde, vereinzelt durch 
das ganze Gebiet beobachtet! — Durch die eigenthümliche Büschelung 
der Blätter stimmt mit ihr 
2. oxyodonta>) (R. oxyodonta Kerner Herb. R. canina &. oxyodonta 
J. B. v. Keller in Haläesy u. Braun Nachträge 311 [1882]) überein. 
h, kräftig, mit zerstreuten, kurzen, hakigen Stacheln be- 
wehrt. Stacheln der Zweige aus lang-elliptischem, etwas 
verbreitertem Grunde plötzlich verschmälert, kurz, klein 
bis sehr klein, stets sehr dünn, fein, stark gebogen, 


1) Adoos wollig, oröfog Griffel. 
2) 25 gut d.h. "typisch, d&05 scharf, spitz, göAAo» Blatt. 
3) ö&öÖg scharf, spitz, 66odg Zahn, 


158 


Rosaceae, 


Blättehen kreisrund oder rundlich-oval mit breitem, ge- 
stutztem Grunde, endständiger Sägezahn mit einem aufge- 
setzten, an den Blättern der sterilen Triebe oft langen, 
borstenförmigen Stachelspitzcehen. Blüthenstiele sehr 
kurz. Kelchblätter mit kurzem, fadenförmigem Anhängsel. Fieder- 
lappen der drei äusseren Kelchblätter sehr kurz, fadenförmig. — 
Nieder-Oesterreich. 


ec. glaueescens (R. canina var. glaucescens Desvaux Journ, Bot. II. 


114 [1813]. R. glaucescens Desvaux in M£rat Fl. Paris 192 [1812)). 
Zweige dick, Stacheln gross, wenig zahlreich. Blättchen 
elliptisch, klein, dicklich ; Zähne wenig zahlreich, kurz, liegend. Blätt- 
chen blau bereift, völlig drüsenlos. — Durch das ganze Gebiet 
verbreitet! — Eine von dieser durch die extreme Entwieklung 
der Bereifung ausgezeichnete Abänderung und durch grössere Blätt- 
chen charakterisirte Abänderung ist 

2. Desvardxii!) (R. canina x. Desvaurii H. Braun Ros. Polon. 30 
[1886]. Beck Fl. v. N.-Oest. 783 [1892]). — Durch glänzende 
Blättehen, also völligen Mangel der Bereifung ist 

3. nitens (R. canina var. nitens Desv. Journ. Bot. II. 114 [1813]. 
R. nitens Desvaux in M£rat Fl. Paris 192 |1812]. Nyman Consp. 234) 
ausgezeichnet. Hierher gehört auch 

4. flavidifolia (R. flavidifolia Vukotinovie Acta Acad. Slav. merid.: 
LXIX. 3. 9 [1886]. R. nitens Vukotin. a. a. OÖ. LXIX. 1. 38 [1884]). 
Blättehen ziemlich klein, gelblich, oberseits glänzend, 
unterseits bleiech, scharf zugespitzt, gegen den Grund stark, 
bisweilen keilig verschmälert. — Kroatien! 

5. Touranginidana?) (R. Touranginiana Deseglise u. Ripart Soc. 
Acad. d. Maine-et-Loire X. 162 [1861]. Nyıman Consp. 235) ist durch 
kreisrunde, mittelgrosse Blättehen mit zusammenneigender 
Zahnung und grosse, verlängerte breit-eiförmige oder länglich- 
ellipsoidische Scheinfrüchte ausgezeichnet. — Abänderungen 
mit fast geraden Stacheln sind 

ß. fallens (R. fallens Deseglise in Fourrean Cat. pl. cours 
du Rhöne 75 [1869, ohne Beschreibung] SB. Belg. XV. 318 [1876]. 
Nyman Consp. 235 Suppl. 115). Stacheln leicht gebogen bis fast 
gerade. Blättehen oval bis rundlich-elliptisch, am Grunde abgerundet, 


vorn kurz zugespitzt. — Durch das ganze Gebiet, aber nirgends 
häufig! — Hierher gehört auch $$ dolosa (R. dolosa Godet Fl. 


Jur. Suppl. 72 (1869) z. T. 


d, hispidula (R. hispidula Ripart bei Deseglise SB. Belg. XV. 386 


[1876] z. T.) ist eine Abänderung, die die Verbindung der R. canina mit - 
R. dumetorum einleitet. Nebenblätter kahl oder unterseits schwach 
behaart, am Rande gewimpert, schwach drüsig. Blattstiel behaart, 
Blättehen länglich, bald stumpf, bald zugespitzt, oberseits kahl, 
unterseits am Mittelnerv behaart. Kelchbecher oval. Blumen- 
krone weiss. Griffel behaart. — Durch das ganze Gebiet!! — Andere 
Uebergangsformen, deren Mittelnerv etwas stärker behaart ist, werden 
bei R. dumetorum namhaft gemacht werden. 


3. Abänderungen der Lutetiana mit kahlen Griffeln sind 
b. flexibilis (R. flexibilis Desegl. SB. Belg. XV. 317 [1876]. Nyman 


Consp. 235). Stacheln gekrümmt, an den blüthentragenden Zweigen 
ziemlich spärlich, Blättehen ziemlich gross, oval oder elliptisch-oval, 
gegen den Grund verschmälert, vorn abgerundet. Blüthenstand reich- 
blüthig. Blumenblätter ziemlich gross, weiss. Griffel kurz. 


1) S. S. 135 Fussn. 2. 
2) Nach Gustave Tourangin, * 1815 7 1872, welcher 1847—50 im D£p. 


Cher botanisirte (Le Grand Mem. S. Hist. du Cher Bourges 1888 nach Bonnet br.). 


Bosa. 159 


Discus kegelförmig erhaben. Scheinfrucht eiförmig, die mitt- 
lere verkehrt-eiförmig bis birnförmig. — Nördl. Frankreich; ähnlich 
auch im Gebiet! 

ec. exilis (R. exilis Crepin SB. Belg. VII. 220 [1868]). Stämmchen und 
Zweige dünn, lang aufrecht. Stacheln zahlreich, dünn, pfriemlich, 
wenig gebogen, Blattstiel lang, dünn, mit einzelnen Härchen und 
Stieldrüsen und zahlreichen gekrümmten kleinen Stacheln 
besetzt. Blättehen sehr klein, schmal und lang-lanzett- 
lich, mit abgerundetem Grunde, lang zugespitzt. Zähne sehr 
fein. Blüthen einzeln oder zu drei, klein, blassrosa. Scheinfrüchte 
verhältnissmässig gross, kugelig. Griffel kurz, kopfig. — Im Ge- 
biet der Nahe (Wirtgen herb. pl. Rhen. VIII. 238!). 

d. macroacäntha!) (R. macroacantha Ripart bei Desegl. SB. Belg. XV. 
314 [1876]. Nyman Consp. 234). Eine durch lange, gerade am 
Grunde verbreiterte Stacheln ausgezeichnete Abänderung der 
kahlgriffeligen Formen. 

2. mucronuläata (R. mucronulata Deseglise in Godet Fl. Jura 
Suppl. 71 [1869]. Deseglise SB. Belg. XV. 314 [1873]. Nyman 
Consp. 234). Stacheln theils gerade, theils leicht ge- 
bogen, kräftig, von voriger namentlich durch die kleinen 
Blättehen abweichend. Blättchen oval-elliptisch, zugespitzt, ober- 
seits etwas glänzend. Zahnung scharf, obere Zähne zusammen- 
neigend. Scheinfrucht eiförmig. — Gleich voriger hin und wieder, 
aber im Vergleich zu den krummstacheligen Abänderungen selten !! 

e. nemöphila2) (R. nemophila (Deseglise et Ozanon in Bull, 8. 
Dauph. IX. 393 No. 3283 [1882]). Reichstacheliger Strauch. Stacheln 
am Grunde scheibenförmig verbreitert, verlängert, 
leicht gebogen, z. T. fast gerade. Blattstiel drüsenlos, in der 
Furche etwas behaart. Blättcehen unterseits etwas bläulich be- 
reift, oval, gegen den Grund oft etwas stark, fast keilig 
verschmälert. Blüthenstiele mässig lang, oft von den Hochblättern 
überragt. Krone roth. Griffel zu einem nicht verwachsenen 
Bündel vereint; Disceus stark kegelförmig erhaben. 
Scheinfrucht eiförmig. — Dauphine! Nahe stehende, oft der R. stylosa 
zugezäühlte Abänderungen finden sich vereinzelt durch das ganze Gebiet! 

b. transitöria. Blattstiel kahl oder fast kahl. Blättehen kahl, drüsen- 
los, jene der unteren Blätter der blüthentragenden Zweige 
mit etwas zusammengesetzter, jene der oberen Blätter mit 
einfacher Zahnung. — Durch das Gebiet häufig!! — R. canina A.]1. 
b. transitoria R. Keller in A. n. G. Syn. VI. 159 (1901). — Crepin 
fasste (Bull. SB. Belg. VIII. 238 (1869) die „Caninaarten“, die in Bezug 
auf die Bezahnung zwischen den Uniserratae (var. Lutetiana) und Biser- 
ratae, bezw. Biserratae-Compositae stehen, als Gruppe Transitoriae zu- 
sammen. Nach unserer Auffassung von Varietät und Art bildet diese 
Gruppe einen der Lutetiana parallel gehenden Formenkreis, der indessen 
ohne Schaden in den einen seiner Glieder mit ZLutetiana, in den andern 
mit dumalis verbunden werden könnte. Ich führe im nachfolgenden 
einige Abänderungen der A. I. b. transitoria an. 

1. Abänderungen mit wolligen Griffeln. 

b. acipyhlla3) (R. canina var. aciphylla Lindley Monogr. Ros. 99 
[1820]. R. aciphylla Rau Enum. Ros. Wire. 69 [1816] t. 1. Koch 
Syn. ed. 2. 251. Nyman Consp. 235 Suppl. 115). Niederer Strauch 
mit kleinen, wenig zahlreichen, gekrümmten Stacheln. 
Blüthentragende Zweige zahlreich, sehr kurz, meist 


1) uanoög lang, duavda Stachel. 
2) vEmog Wald, piAog -liebend. 
3) drig Spitze, pöAAov Blatt. 


160 


GC 


d, 


Rosaceae, 


wehrlos. Blattstiel behaart. Blättehen klein, länglich-lan- 
zettlich, scharf zugespitzt; Zahnung scharf zugespitzt. Blüthenstiele 
kurz. Kelehbecher kugelig. Blumenblätter sehr klein, blassroth. 
Seheinfrucht kugelig, klein. — Hin und wieder, aber nirgends 
häufig ! 

montivaga (R. montivaga Deseglise M&m. Soc. Acad, Maine-et-Loire 
XXVII. 107 [1873]. Nyman Consp. 234). Zweige oft röthlich 
überlaufen, mit etwas ungleichen, wenig gebogenen bis fast 
geraden Stacheln. Blattstiel leicht behaart, mit einzelnen Drüsen, 
unbewehrt oder mit schwachen Stacheln. Endblättchen kreis- 
rund bis oval, am Grunde abgerundet, vorn kurz zugespitzt. Blüthen- 
stiele ziemlich kurz. Kelchblätter abstehend, frühzeitig ab- 
fallend. Kelchbecher oval. Blumenblätter roth. Scheinfrucht oval, 


ziemlich gross. — Eine Abänderung, die etwas gegen die Ueber- 
gangsform zwischen R. canina und R. glauea hinneigt. — Hierher 


gehört auch 

intereedens (R. canina var. intercedens Braun in Kerner Fl. 
Austr. Hung. exs. Nr. 1624. Schedae V. 6 [1888]. Beck Fl. N.-Oest. 785 
[1892]), eine Abänderung, deren Blättchen gegen den Grund sich all- 
mählich verschmälern. Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen. 


2. Abänderungen der transitoria mit behaarten, aber nieht wolligen 
Griffeln. 


b. 


c. 


d. 


spüria (Puget in Deseglise M&m. Soc. Acad. Maine-et-Loire XXVII. 
109 [1873]. Nyman Consp. 234). Hoher aufrechter Strauch mit 
purpurnen, etwas hechtblau bereiften, daher + auffallend 
rothvioletten Zweigen. Stacheln kräftig, aus verbreitertem Grunde 
lang und schlank, nur wenig gekrümmt, oft sogar gerade. Blättehen 
zu 5—7. Nebenblätter röthlich, an den sterilen Zweigen 
schmal, an den blüthentragenden breiter, durch feine Drüsen gewimpert ; 
Oehrehen spitz, gerade vorgestreeckt. Blattstiel röthlich, be- 
stachelt, oben flaumig, mit vereinzelten Stieldrüsen. Blättehen mittel- 
gross, am Grunde abgerundet oder etwas verschmälert. Blüthen meist 
einzeln. Blüthenstiele länger als die roth angelaufenen, 
ovalen Hochblätter. Kelehbecher eiförmig, Kelchblätter 
röthlieh angelaufen. Fiederlappen der drei äusseren Kelchblätter 
wenig zahlreich, schmallanzettlich, kurz. Blumenblätter ziemlich gross, 
hellroth. Griffel schwach behaart. Scheinfruecht ziemlich gross, eiförmig. 


_— Durch das ganze Verbreitungsgebiet der Art hin und wieder! 


frondosa (Braun in Beck Fl. N.-Oest. 786 [1892]. R. frondosa 
Steven in Sprengel Syst. II. 554 [1825]. Blüthenzweige unbe- 
stachelt. Blattstiel grösstentheils unbestachelt. Blättehen mittel- 
gross, eilänglich, gegen den Blattstiel verschmälert. 
Kelehbecher länglich-ellipsoidisch. Griffel leicht behaart. 
— Oesterreich, in ähnlichen, sehr schwach bestachelten, schmalblät- 
terigen Abänderungen durch das ganze Gebiet, vereinzelt! 
Kleinblätterige Abänderungen sind: 
myrtilloides (R. canina A. myrtilloides Braun in Beck Fl. v. N.-Oest. 
786 [1892]. R. m. Trattinniek Monogr. Ros. II. 20 [1823]. Nyman 
Consp. Suppl. 115). |} niedrig; Blättehen im Mittel 1,5 em 
lang und 1 em breit, eiförmig-elliptisch, zugespitzt, am Grunde 
abgerundet, oberseits glänzend. Blüthenstiele sehr kurz. Fiedern 
der äusseren Kelchblätter fast drüsenlos. Scheinfrucht eiförmig. — 
Nieder-Oesterreich, Mähren ! etc. verbreitet. 
2, vaceiniifolia (Braun ZBG. XXXV. Abhandl. 126 [1885]) ist 
die Abänderung dieser mit kugeligen Scheinfrüchten, 


3. ramosissima (R. canina var. ramosissima Rau Enum. Ros. 74 
[1816]. R. ramosissima Deseglise Essai Monogr..M&m, Soc. Acad, 


Rosa. 161 


Maine-et-Loire X. 103 [1861]. Nyman Consp. 235). Gedrungener 
Strauch mit kurzen, fast unbewehrten, blüthentragenden Achsen. 
Blättehen oval oder rundlich-oval. Kelchbecher eiförmig. Krone 
ziemlich gross, blassrosa. — Hin und wieder im Gebiete. 


3. Abänderungen mit kahlen Griffeln. 


b. valdearmäta (Braun in Beck Fl. v. N.-Oest. 786 [1892]) mit dichter, 
oft wirteliger und etwas ungleicher Bestachelung. 
Stacheln fein, wenig gebogen. Blättchen ziemlich klein, nach 
vorn zugespitzt, gegen den Grund schmal abgerundet. Scheinfrüchte 
eiförmig bis länglich-eiförmig. — Nieder-Oesterreich. 

U. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 


Andegavönsisi). Starker, 2—3 m hoher |}. Zweige aufrecht oder 
bogig überhängend. Stacheln breit, hakig, kurz. Blattstiel bisweilen dicht 
mit Stieldrüsen besetzt und mit zahlreichen starken Stacheln bewehrt. Blätt- 
chen mittelgross bis gross, breit-oval, nach beiden Seiten spitz zulaufend, 
daher verlängert rautenförmig (Zahnung tief, breit, Zähne geschweift), 
unterseits drüsenlos. Nebenblätter schmal, drüsig gewimpert, mit zuge- 
spitzten, linealischen, vorgestreckten Oehrchen. Blüthenstiele ea. doppelt 
so lang als die Scheinfrucht. Kelehbecher, Rücken der Kelch- 
blätter und Blüthenstiele mit röthliehen Stieldrüsen + reich- 
lich, zuw. ziemlich sparsam besetzt. Kelchbecher meist länglich- 
eiförmig. Kelchblätter oft kurz, am Rande spärlich drüsig bis fast drüsen- 
los. Fiederlappen der drei äusseren Kelchblätter schmal. Blumenblätter roth 
bis hellrosa. Diseus etwas erhöht, von den freien, kahlen oder schwach 
behaarten, scheinbar zu einer Säule vereinten Griffeln über- 
ragt. Scheinfrüchte länglich-oval, bisweilen mit einzelnen 
Stieldrüsen besetzt. — Durch das ganze Gebiet verbreitet, aber viel 
seltener als Lutetiana!! — R. canina Andegavensis Desportes Ros. Gall. 88 
(1828). R. Andegavensis Bastard Essai Fl. Maine-et-Loire 189 (1809), Suppl. 
29 (1812). Koch Syn. ed. 2. 251. Nyman Consp. 235 Suppl. 115. Redout& 
Ros. II t. zu S. 9. R. canına var. grandidentäta Desvaux Journ. Bot. II. 
115 (1813). R. canina var. glandulifera Woods Transact. Linn. S. XII. 225 
(1816). R. canina var. hispida Desvaux Journ. Bot. II. 115 (1813). R. 
canına var. glandulosa Grenier Fl. Jur. 243 (1864—69). 


1. Abänderungen der R. canina A. II. Andegavensis mit + stark be- 
haarten Griffeln 


condensäta (R. condensata Puget in Billotia I. 118 [1865]. 
Nyman Consp. 235). Gedrungener fj. Blättehen ziemlich stumpf. 
Stieldrüsen an den Blüthenstielen spärlich. Griffel oft 
fast wollig behaart. Scheinfrucht kugelig. — Savoyen. 

2. Abänderungen der Andegavensis mit kahlen Griffeln sind: 

b. agräria (R. agraria Ripart in Deseglise SB. Belg. XV. 350 [1876]. 
Nyman Consp. 235). Stacheln kräftig, leicht gebogen bis fast 
gerade, an den blüthentragenden Zweigen besonders schlank. Neben- 
blätter ziemlich gross, mit drüsig gewimpertem Rande. Oehrchen ge- 
rade vorgestreckt oder divergirend, spitz. Blattstiel drüsig. 
Blättcehen spitz-oval oder oval-elliptisch, z. T. auch stumpf. 
Drüsenborsten ziemlich spärlich. Blüthenstiele kürzer als 
die ovalen, zugespitzten Hochblätter. Kelehbecher eiförmig oder 
verkehrt-eiförmig, drüsenlos, oder am Grunde etwas drüsig. Discus 
wenig vorspringend. Krone blassrosa. Scheinfrucht ei- 
förmig. — Ziemlich verbreitet ! 


1) Aus der Stadt Angers (Andegavis) und der sie umgebenden Landschaft 
Anjou (Andegavi), benannt nach dem Gallischen Stamme der Andecavi oder Anticavi. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI, 11 


162 Rosaceae. 


c. Rousseliit) (R. Rousselii Ripart in Desdglise SB. Belg. XV. 353 
[1876]. Nyman Consp. 235). Blättehen rundlich-oval, z. T. fast 
kreisrund, mittelgross bis klein, kurz zugespitzt. Blüthen- 
stielemit zarten Stieldrüsen, dieauchan deneiförmigen 
Kelchbecher übergehen. Discus schwach kegelförmig 
erhaben. Scheinfrüchte fast kugelig. — Dauphine! ähnlich 
auch anderwärts im Gebiete! — Geradstachelige Abänderungen: 

d. hirsüta (R. hirsuta Deseglise et Ozanon in Bull. S. Dauph. VIII. 329 
[1881]. Stacheln leicht gebogen bis fast gerade, Blatt- 
stiel in der unteren Hälfte stark flaumig behaart, nach oben 
verkahlend, drüsenreich, etwas bestachelt. Blättchen mittelgross, 
länglich -elliptisch. Blüthenstiele kürzer als die gut entwickelten 
lanzettlichen Hochblätter. Kelchbecher ovoid, stieldrüsig. 
Kelehblätter auf dem Rücken abe ARMEE Griffel kurz. 
— Dauphine! 

e. orthacäntha?2) (Burnat u. Gremli Ros. d. A mar. Suppl. 37 
[1882—83]). Ueberaus schlanker Strauch mit leicht gebogenen 
bis geraden Stacheln. Blättchen klein, länglich-elliptisch, 
beidseitig verschmälert, jenen der R. agrestis ähnlich, mit 
spitzer, vorgestreekter Zahnung. Blüthen ziemlich klein 
mit lebhaft rosenroth gefärbter Krone. Blüthenstiele und 
Rücken der Kelchblätter mit ziemlich zahlreichen Stiel- 
drüsen. — Riviera! 

R. canına A. I. Lutetiana u. A. Il. Andegavensis werden durch 
Zwischenformen mit einander verbunden, die nur an einem Theil der 
Blüthenstiele Stieldrüsen tragen. Hierher gehört s 

tr edita (R. edita Deseglise SB. Belg. XV. 347 [1876]). Strauch 
ziemlich gross mit ruthenförmigen, z. T. unbewehrten, z. T. bestachelten 
Zweigen. Blüthen in reichblüthigem Blüthenstand. Blüthenstiele mit 
wenigen Stieldrüsen besetzt, z. T. stieldrüsenlos. Krone 
weiss. Scheinfrüchte fast kugelig g, unterhalb des Discus etwas ver- 
schmälert. — Hin und wieder! — tr Mollardiäna3) (Moutin in Bull. 
Soe. Dauph. XVI. 633 [1889]). Stacheln fast gerade bis leicht gebogen, 
z. T. auch nahe der Spitze hakig gekrümmt. Blättehen oval, bald am 
Grunde abgerundet, bald etwas keilig, vorn kurz zugespitzt oder stumpf, 
hin und wieder mit Anfängen doppelter Zahnung. Blüthenstiele ziem- 
lich kurz, bald stieldrüsig, bald stieldrüsenlos. Scheinfrucht 
ovoid. Discus etwas erhaben. — Dauphine! 


BB. hirtella ist die der transitoria parallel gehende Abänderung. Strauch 
gedrungen, drüsenreich. Blättchen kleiner und schmäler als an der 
typischen Andegavensis, doch meist ebenfalls rautenförmig, dicht 
stehend, mit Anfängen doppelter Zahnung, bes. gegen den Grund 
der Blättchen. Zähne tief, oft geschlängelt, ungleich, aus- 
einander fahrend, Zähnchen z. T. drüsig. Blattstiel, Rand 
der Nebenblätter und Rücken der Kelchblätter stark drüsieg. 
‚Kelehblätter mit langen, linealischen Anhängseln. Krone klein, hell- 
fleischroth. Blüthenstiele ziemlich kurz, gleich dem Kelchbecher 
mit kurzen Stieldrüsen besetzt. Scheinfrucht ziemlich klein, oval. 
Discus erhöht. Griffel kurz, kahl oder fast kahl. — Durch das ganze 
Gebiet, aber seltener als R. canina A. II. Andegavensis ! — R. canina f. hirtella 
Christ Ros. Schw. 161 (1873). R. hirtella Rip. Herb. R. canina var. 


1) Nach Alexandre-Vietor Roussel, * 28. Juli 1795 Melun, 7 17. Dee. 1874 
Paris, zuletzt Ober-Apotheker am Hospital Val de Gräce, hochverdient um die Flora, 
besonders die Kryptogamenflora Frankreichs und Algeriens. Vgl. de Roumegut&re 
SB. France XXI. 6. 

2) öodög gerade, dnavda Stachel. 

3) Nach dem Fundorte Le Mollard bei La Motte Saint-Martin (Isere). 


N 


Rosa. 163 


adenotricha1) Burnat u. Gremli Ros. d. Alp. mar. Suppl. 38 z. T. 
(1882—83). — Hierher 

II.II. vinedlis (R. vinealis Ripart in Deseglise Billotia I. 36 [1865]. 
Nyman Consp,. 235) ist eine durch ovale Blättchen, auf dem Rücken 
drüsenlose Kelchblätter, eiförmige Kelchbecher, grosse, schön roth ge- 
färbte Krone, kegelförmigen Discus, grosse, Jlänglich-eiförmige 
Scheinfrüchte und behaarte Griffel ausgezeichnete Abänderung. 
— Dauphine! Savoyen ; Schweiz! — III.II. Bihariensis2)(R. Andega- 
vensis var. Bihariensis Borbäs Ros. Hung 405 [1880]. Blüthen- 
tragende Zweige kurz, unbewehrt. Blättchen klein, eiförmig oder 
elliptisch, Blüthenstiele kurz; Kelchbecher kugelig-elliptisch. 
Griffel behaart. — Ungarn. — Hierher gehört wahrscheinlich auch IV, IV. 
subsystylis (Borbäs a. a. O. 407 [1880]) eine dicht bestachelte Ab- 
änderung mit eiförmigen bis eiförmig-lanzettlichen Blättchen und weiss- 
wollig behaarten, etwas verlängerten Griffeln. — Ungarn, 

B. Zahnung doppelt oder zusammengesetzt. 
I. Blättehen unterseits drüsenlos. 
a. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 

dumälis. Starker 1,5—2 m hoher f}. Stacheln breit hakig, ziem- 
lich entfernt stehend, einzeln oder zu zweien, derb aber ziemlich kurz. 
Blattstiel kahl, oberseits mit vereinzelten Haaren und Stieldrüsen, zerstreut 
bestachelt. Blättcehen oval, spitz, gleichförmig tief und scharf 
doppelt gesägt. Sägezähne lanzettlich in eine stiellose 
Drüse endend; Zähnchen drüsig, oft etwas bereift. Nebenblätter 
breit, mit scharf zugespitzten, auseinander fahrenden Oehrchen, am Bande 
dieht drüsig gewimpert. Hochblätter lanzettlich, drüsig gewimpert, 
etwas kürzer als die Blüthenstiele. Blüthen oft einzeln. Kelchbecher 
eiförmig. Kelchblätter mit drüsig gewimpertem Rande, auf dem 
Rücken drüsenlos oder zerstreut stieldrüsig. Blumenkrone 
mittelgross bis gross, lebhaft rosa. Griffel + behaa rt, bisweilen 
zottig, selten kahl. Scheinfrüchte gross, breit-oval. — Durch das ganze 
Gebiet häufig!! — R. canina var. dumalis Baker Journ. Linn. S. XI. 277 
(1869). R. dumalis Bechstein Forstbot. 227 (1810). Koch Syn. ed. 2. 
231. Nyman Consp. 234 Suppl. 115. R. canina var. glandulosa Bau 
Enum. Ros. Wire. 75 (1816). R. canina 6. sarmentösa Godet Fl. d. Jura 
215 (1853). 

Tritt der R. canina A. I. Lutetiana ähnlich in zahlreichen Unter- 
abarten auf, die sich durch die Form der Stacheln, der Blättchen, der 


Scheinfrüchte, den Grad der Behaarung der Griffel ete. von einander 
unterscheiden. 


1. Abänderungen mit nicht kugeligen Scheinfrüchten, behaarten Griffeln 
und krummen Stacheln sind 
b. squarrösa (R. squarrosa Rau Enum. Ros. Wire. 77 [1816]. Nyman 
Consp. 234 Suppl. 115). Niederer Strauch. Stacheln genähert, 
derb, seitlich zusammengedrückt, am Grunde verbreitert, nach vorn 
gekrümmt, die schwächern oft fast gerade. Nebenblätter drüsig ge- 
wimpert. Blattstiel drüsenreich, etwas behaart und stachelig. Blätt- 
chen klein, spitz-oval oder rundlich. Zähne spitz, Zähnchen mit 
röthlicher Drüss, Mittelnerv mit Stacheln und Drüsen. 
Blüthenstile ziemlich kurz, meist einzeln. Kelchbecher 
länglich. Kelchblätter drüsig berandet, mit schmalem 
Anhängsel. Blumenblätter roth bis blassroth. Discus kegel- 
förmig. Griffel kurz, borstig behaart. Scheinfrucht oval. 
— Dauphine; Savoyen; Vogesen; deutsche Mittelgebirge! Schweiz! 
Oesterreich. — Aehnlich ist 2, adscita (R. adseita Desöglise Billotia I. 
» 
1) dönv Drüse, Hoi Haar. 
2) Im Comitat Bihar gefunden. 


115 


164 


€ 


Rosaceae, 


34 [1866]), ebenfalls ein niederer, stark bewehrter Strauch. 
Blattstiel drüsig und etwas bestachelt. Blättehen klein, rundlich-oval 
oder oval-elliptisch, am Grunde abgerundet. Zähne scharf. Blüthen- 
stiele kurz. Kelchbecher länglich -eiförmig, gegen den Grund ver- 
schmälert. Kelehanhängsel ziemlich breit. Blüthen weiss 
oder blassrosa, Diseus kegelförmig. Griffel behaart. Schein- 
frucht gross, länglich-eiförmig. — Schweiz! 


.ordades!) (R. oreades Cottet et Cast. Guide du botaniste Cant. d. 


Fribourg 119 [1887]).- Kleiner, kaum 1 m hoher, sehr dicht ver- 
zweigter Strauch. Junge Zweige violett bereift. Stacheln 
zahlreich, klein, leicht gebogen. Blüthentragende Zweige kurz, 
Blattstiel drüsig, stachelig, kahl. Blättehen klein bis mittelgross, 
bereift, länglich-oval, gegen den Grund etwas ver- 
schmälert, die unteren stumpf, die oberen zugespitzt, Zahnung 
zusammengesetzt; Zähne öfter mit 2—3 Drüsenzähnchen. Blüthen- 
stiele kurz, meist einzeln. Hochblätter drüsig gewimpert. Kelch- 
becher eiförmig. Kelehblätter drüsig gewimpert, mit lanzett- 
lichem Anhängsel. Fiederlappen kurz, drüsig gewimpert. Krone 
intensiv roth. Griffel behaart, etwas säulenförmig verlängert. 
Discus schwach kegelförmig erhaben. Scheinfrucht klein, 
rundlich-eiförmig. — Ct. Freiburg. 


. laxifolia (R. laxifolia Borbäs Ros. Hung. 421 [1880]. Stacheln 


schlank, gebogen bis sichelförmig gekrümmt. Blattstiel spär- 
lich drüsig bis drüsenlos, mit Stacheln bewehrt, sehr spärlich behaart. 
Blättehen entfernt stehend, lanzettlich, verkehrt- 
eiförmig oder verkehrt-eiförmig-lanzettlich, gegen den 
Grund deutlich keilig, die grösseren oft rundlich verkehrt- 
eiförmig; oberseits dunkelgrün, glänzend, scharf doppelt 
gezähnt. Zähne lang vorgezogen, Zähnchen drüsig. 
Blüthenstiele mittellang, die Hochblätter kaum überragend. Kelch- 
blätter mit schmalen, nicht drüsig gewimperten Fiedern. Blumen- 
blätter intensiv rosenroth. Griffel behaart. Discus kegel- 
förmig erhaben. Scheinfrüchte eiförmig. — Ungarn. 


rubelliflora (Deseglise M&m, 8. Acad, Maine-et-Loire X. 109 [1861]. 
J. B. von Keller in Haläesy u. Braun Nachträge 295 [1882]). fi, mittel- 
gross bis klein. Stacheln am Stamm ee gerade. Aeste 
zicekzackförmig hin- und hergebogen, mit rothbrauner oder 
dunkelpurpurner Rinde und kurzen, sehr derben, gebogenen Stacheln, 
Blüthenzweige kurz, oft unbewehrt. Blattstiel kahl, mit ver- 
einzelten rothen Stieldrüsen und Stacheln bewehrt. Blättchen mittel- 
gross bis klein, die seitenständigen fast ungestielt, elliptisch, die end- 
ständigen langgestielt, oval, oberseits grün, matt, unterseits 
graugrün, mit vorspringenden Nerven, regelmässig doppelt 
gesägt. Sägezähne offen, mit drüsigen Zähnchen. Blumen- 
blätter lebhaft rosenroth. Discus erhaben. Griffel dicht 
behaart. Scheinfrucht länglich-eiförmig. — Eine ziemlich ver- 
breitete Abänderung der R. canina B. I. a. dumalis, so im Dauphine! 
Schweiz ! Deutschland; Nieder-Oesterreich ; Ungarn ! 

Grossblätterige Abänderungen sind: d.sarmentoi 'des (R. 
canina &. sar mentoides Braun ZBG. XXXVIIL Abh. 549 [1888]. Beck 
Fl. v. N.-Oest. 789 [1892]) mit eiförmigen oder länglich- 
eiförmigen Blättehen und unterseits grau bis bläulich-grün, 

y. insignis (R. insignis Grenier Fl. Jur. 243 [1864]), von voriger 
durch die etwas schmäleren Scheinfrüchte und vor allem die unterseits 
grünen Blättehen verschieden. 


!) Von öoos, Berg, nicht sehr correct gebildet: bergbewohnend. 


Rosa. 165 


6. leuca !) (Wiesbaur ÖBZ. XXXVI [1886] 330) ist durch fast 
oder völlig stachellose Blüthentriebe ausgezeichnet. Blätt- 
chen verkehrt-eiförmig-keilig. Kelchbecher oval. Griffel 
fast wollig behaart. — Böhmen! 


Geradstachelige Abänderungen sind: S$ firmula (R. fir- 
mula Godet Fl. Jur. Suppl. 71 [1869]) mit + behaarten, oft fast 
kahlen Griffeln. — S$$ Grupnensis?) (R. inelinata f. grupnensis 
Wiesbaur ÖBZ. XXXVI. 315 [1886]) mit wollig behaarten Griffeln. 


Abänderungen mit kugeligen Scheinfrüchten sind: 
++ intereedens(H. Braun Fl. Austr. Hung. Nr. 1624. Sched.V.6[1888]). 
Blättchen gegen den Grund keilig verschmälert. — Nieder-Oester- 
reich und anderwärts ähnlich! — +7 biserräta (Baker Journ. Linn. 
Soe. XI. 228 [1869]. R. biserrata M£rat Fl. Paris. ed. 1. 190 [1812]? 
Deseglise SB. Belg. XV. 338 [1876]. Nyman Consp. 234 Suppl. 115. 
Redout@ Ros. II. t. zu 130) ist eine drüsenreiche Abänderung der 
R.canina B. IJ. a. dumalis. Blattstiel ziemlich dieht mit rothen 
Drüsen besetzt, die sich auch auf den Mittelnerv der Unter- 
seite der Blättehen fortsetzen. Blättchen breit-oval, mit 
sehr zusammengesetzter Zahnung. Zähne tief, mit 3—4 
sehr kleinen Drüsenzähnchen. Nebenblätter und Hoch- 
blätter dieht drüsig gewimpert. Kelchblätter + dicht 
drüsig gewimpert, auf dem Rücken mit einzelnen Drüsen. 
Blumenkrone rosenroth, Scheinfrucht kugelig. Griffel dicht 
behaart. Durch das ganze Gebiet verbreitet und bisweilen mit breit- 
eiförmigen Scheinfrüchten abändernd!! 

BB. Sabränskyi3) (R. Sabranskyi Braun in Beck Fl. v. 
N.-Oest. 790 [1892]) ist eine fast kahlgriffelige Abänderung der 
vorigen mit etwas kegelförmig erhabenem Discus, kleinen Schein- 
früchten, grossen, breit-ovalen, tiefgezähnten Blättchen und wehr- 
losen Blüthenzweigen. — Nieder-Oesterreich. 

CC. ealophylla4) (Christ in Haläcsy u. Braun Nachtr. z. Fl. v. 
N.-Oest. 297 [1882]). }} klein, lockerästig. Schösslinge mit kürzeren, 
gelbbraunen, theils beinahe geraden, theils leicht gebogenen, 
kleinen Stacheln reichlich bewehrt. Blüthenzweige stachel- 
los. Nebenblätter schwarzdrüsig gewimpert, mit schmalen, in eine 
lange, feine Spitze auslaufenden, abstehenden Oehrchen. Blattstiel 
kahl, mit einigen starken, hakigen Stacheln besetzt. Blättchen entfernt, 
elliptisch-lanzettlich, an beiden Endeu spitz, vorn scharf 
zugespitzt, etwas glänzend, doppelt gesägt. Zähne convergirend, 
an der äussersten Spitze gleich den Zähnchen mit einer 
schwarzrothen Drüse, Blüthenstiele ziemlich lang, einzeln oder 
zu 4—5, die ovalen, zugespitzten Hochblätter überragend. Kelch- 
blätter schmal, sehr lang, in ein linealisches oder breitlanzettliches 
Anhängsel auslaufend, die äusseren am Grunde mit schmalen Fieder- 
lappen. Blumenblätter rosa. Discus flach. Griffel ein kurzhaariges, 
mittelgrosses Köpfehen. Scheinfrucht kugelig bis kugelig-eiförmig. — 
Nieder-Oesterreich. — Eine ähnliche durch schwach gebogene, 
an den Aesten gerade Stacheln ausgezeichnete Abänderung ist 

DD. rubescens (R. rubescens Ripart in Deseglise Essai Monogr. 
70 [1861]. Blattstiel fast drüsenlos. DBlättchen oberseits 
glänzend, grün, oval, alle spitz, die Endblättchen scharf zugespitzt, 


1) Aevnös weiss. 

2) Bei der Bergstadt Graupen unweit Teplitz in Böhmen gefunden. 

3) Nach Heinrich Sabransky, * 28. Apr. 1864 Presburg (br.), Distrietsarzt 
in Söchau (Steiermark), um die Flora West-Ungarns und Nieder-Oesterreichs, beson- 
ders um die Kenntniss der dortigen Rubus-Formen verdient. 

4) 4aAös schön, gVAAonv Blatt. 


166 


Rosaceae., 


mit abgerundetem Grunde, Blüthenstiele zu 1—3, von längeren, blass- 
grünen, am Rücken hell purpurn gestreiften, länglich - elliptischen, 
spitz- ovalen, oft laubigen, am Rande drüsig gewimperten Hoch- 
blättern gestützt. Kelchbecher breit-eiförmig oder kugelig. Kelch- 
blätter schmal, oft wenig getheilt, kürzer als die sattrosa Blumenblätter. 
— Öber-Ungarn ; Nieder-Oesterreich; Schweiz! — Eine Abänderung, 
deren junge Triebe und Blätter röthlich überlaufen sind, ist 


EE. Malmundariensis!) (Lejeune Fl. de Spa I. 231 [1811]. 
Koch Syn. ed. 2.251. Nyman Consp. 234. Redout& Roses II. t. zu 33). 
Nahe steht ihr II. II. Podolica (R. Podolica Tratt. Monog. Ros, 
II. 71 [1823]. Nyman Consp. Suppl. 115). Stämme und Aeste bläu- 
lich bereift; die blüthentragenden oft wehrlos. Blättchen elliptisch, 
scharf zugespitzt, unterseits bläulich bereift, äussere Kelchblätter wenig 
fiederspaltig. Scheinfrüchte kugelig, Griffel stark behaart. — Im öst- 
lichen Theile des Gebietes! 

FF. eriostjla2) (R.e. Ripart u. Desegl. SB. Belg. XV. 334 [1876]. 
Nyman Consp. 234 8uppl. 115) ist ein niederer Strauch mit + zahl- 
reichen, geraden oder leicht gebogenen Stacheln. Blatt- 
stiel fast stachellos, behaart, drüsig. Blättchen oval oder elliptisch- 
oval. Zahnung zusammengesetzt. Hochblätter länger als die 
Blüthenstiele, oval, zugespitzt, drüsig berandet. Kelchbecher oval. 
Fiedern der Kelchblätter lineal, drüsig berandet. Griffel wollig, 
kurz säulenförmig verlängert. Discus etwas erhaben. — Savoyen! 
Schweiz; Oesterreich. 


2. Abänderungen der R,.canina B. I. a. dumalis mit kahlen Griffeln. 
— Wir stellen hier 
b. glaberrima (R. glaberrima Dumortier Prodr. Fl. Belg. 94 [1827]. 


Nyman Consp. 234 Suppl. 115) voran, in der wir nur eine durch 
besondere Kahlheit ausgezeichnete Modifieation der R. c. dumalis 
zu sehen vermögen, eine Auffassung, der wir auch bei Christ in 
Brief an Burnat begegnen. fi 1—2 m. Zweige dünn. Stacheln 
gekrümmt, entfernt stehend. Blattstiel kahl, unten stachelig, mit 
spärlichen Stieldrüsen. Nebenblätter kahl, drüsig berandet. 
Blättehen völlig kahl, oberseits glänzend, auch unterseits 
grün, doppelt gezähnt, Zähnchen drüsig. Hochblätter oval-lanzettlich, 
zugespitzt, kahl, am Rande drüsig gewimpert. Kelchbecher oval, 
Kelchblätter kahl, glänzend, die äusseren doppelt fiederspaltig. 
Krone klein, gelblich-weiss, anfänglich von angenehmem Moschus- 
geruch. Griffel völlig kahl, kurz, Scheinfrucht oval. — Durch 
das Gebiet zerstreut! 


2. Insübrica3) (R. canina f. glaberrima ß. insubrica Christ Ros. 


Schw. 164 [1873]) mit zahlreichen kleinen, krummen Stacheln, be- 
sonders kleinen, rundlichen, scharf zugespitzten Blätt- 
ehen, tiefer, schmaler Zahnung, auffallend langen, doppelt 
bis dreifach fiederlappigen Kelchblättern, deren Lappen 
und Läppchen linealisch und völlig drasewlos sind, — Hügel- 
zone am Luganersee. 


ec. medioximat) (R. mediorima Deseglise Mem. S. Acad. d. Maine-et- 


Loire XXVIII. 110 [1873]. Nyman Consp. 231 Suppl. 115) ist eben- 
falls eine kahlgriffelige Abänderung. Blättchen fast kreisrund, 
unterseits seegrün; Krone rosenroth. — Ziemlich verbreitet! — 
Zwischen ihr und glaberrima hält 


1) S. II. S. 429 Fussn. 1. 
2) Von 2o:0» Wolle und orölog Griffel. 
3) 8. II. 8. 246 Fussn. 1. 
4) Vgl. I. S. 200 Fussn. 2. 


Rosa. 167 


d. oreogiton!) (R. canina y. oreogeton Braun in Beck Fl. v. N.-Oest. 
790 [1892]) ungefähr die Mitte. Blättehen elliptisch, mittelgross bis 
klein. Blumenblätter blassrosa, fast weiss. — Nieder- 
Oesterreich! — Kaum mehr als eine Modification der glaberrima ist 
auch 2. Carioti2) (R. Carioti Chabert in Cariot Etude des fleurs 
II. 677 [1865]. Nyman Consp. 234 Suppl. 115). Kräftiger, sehr 
dicht bestachelter Strauch. Stacheln hakig gekrümmt. Blattstiel 
kahl, etwas drüsig und bestachelt. Nebenblätter lanzettlich, lang, 
kahl, mit Stieldrüsen berandet, Oehrchen divergirend. Blättchen 
rundlich-oval, stumpf, oberseits grün, unterseits bläulich. 
Zahnung offen. Zähne scharf spitzig-stachelig, Zähnchen 
drüsig; Mittelnerv unterseits oft mit Stacheln. Blüthenstiele länger 
als die Hochblätter. Kelchbecher eiförmig, am Grunde abgerundet, 
vorn verschmälert. Krone mittelgross, weiss. Griffel kurz. Discus 
schwach kegelförmig. Scheinfrucht eiförmig. — Dauphine! 
Nieder-Oesterreich ! 

e. rörida (R. rorida Cottet et Castella Guide du botaniste 125 [1837)) 
ist eine Mittelform zwischen biserrata u. glaberrima. Grosser }} mit 
roth oder violett überlaufenen, jungen Zweigen, zahlreichen hakig 
gekrümmten Stacheln. Blattstiel ziemlich dieht behaart, mit 
zahlreichen, kleinen, rothen Drüsen besetzt, + bestachelt. 
Blättehen etwas lederartig, ziemlich gross, oval-elliptisch, gegen den 
Grund etwas verschmälert, die oberen zugespitzt, die unteren stumpf, 
oberseits grün, unterseits bläulich bereift, oft röthlich be- 
randet. Zahnung zusammengesetzt, Zähne mit röthlichen 
Drüsen. Blüthen einzeln oder zu mehreren, die mittlere sehr 
kurz gestielt. Kelchbecher verkehrt-eiförmig, bereift. Scheinfrucht 
gross, oval oder + birnförmig. Griffel kahl. — Ct. Freiburg. 

2. villosiuscula (R. villosiuscula Ripart in Desöglise SB. Belg. 
XV. 335 [1876]) steht der vorigen sehr nahe, Der Blattstiel ist 
noch etwas stärker behaart, die Scheinfrucht kugelig 
oder kugelig-eiförmig, die Griffel sind ebenfalls kahl. Das die vorige 
auszeichnende Colorit fehlt ihr. — Eine ähnliche Abänderung ist 

3. Chaboissaei?) (R. Chaboissaei Grenier Fl. Jur. 241 [1864]. 
Nyman Consp. 234), ausgezeichnet durch grosse, lebhaft 
glänzende, breit-ovale Blättehen mit kurzer, feiner, 
zusammengesetzter, drüsiger Zahnung und verlängerten, 
kahlen Griffeln. — Im westlichen Theil des Gebietes hin und 
wieder! 

Eine Abänderung mit stark kegelförmig erhabenem 
Diseus ist 8. pseudostylosa (R. Keller NG. St. Gallen 
1895, 1896. 241 [1897]). Blättchen ziemlich gross, mit tiefer, ab- 
stehender, reichlich zusammengesetzter Zahnung, die oberen scharf 


1) Von Öoog Berg und yelcov» Nachbar. In botanischen Namen wird dies 
Wort nach Analogie von Potamogeton (I. S. 301 Fussn. 2) stets durch -geton wieder- 
gegeben; allein nach Saint-Lager ist potamogeton bei Plinius XX VI. 33 nur ein 
Druckfehler der ersten Editionen ; die Handschriften haben auch dort potamogiton, 
welcher Name also auch in der botanischen Nomenelatur (wie Aponogiton I. S. 373) 
anzuwenden ist. -_ Au ıG- 

2) Nach dem Abb& Antoine Cariot, * 1820 Ecally + 1883 als Pfarrer zu 
Sainte-Foy bei Lyon, hochverdient um die Flora des mittleren Rhonegebietes, über 
welches er eine populäre Flora als 2. bis 6. Aufl. der Etude des fleurs von Chirat 
Lyon 1862—79 veröffentlichte. Vgl. Boullu SB. Iyon Ann. XI. 231. 

3) Nach dem Abbe Theodore Chaboisseau, * 1828 Lathus bei Montmorillon 
(Vienne) (Chabert br.), F 15. Febr. 1894 Athen, früher in Montmorillon .(Vienne), 
später in Giers-Uriage (Isere), hochverdient um die Flora Central-Frankreichs, Ent- 
decker der I. S. 171 erwähnten /soetes-Art. 


168 Rosaceae. 


zugespitzt. Blüthenstiele z. T. kürzer als die Hochblätter. Ueber 
den stark kegelförmig erhabenen Discus ragt eine bis 
3 mm lange, völlig kahle oder nur sehr schwach be- 
haarte Griffelsäule hervor. — St. Gallen!! hin und wieder 
durch das ganze Gebiet in ähnlicher Form! — Auf ähnliche Ab- 
änderungen innerhalb verschiedener Abarten der R. canina (und 
namentlich der R. dumetorum) ist die irrthümliche Angabe der Ver- 
breitung der R. siylosa im östlichen und nördlichen Theile des Ge- 
bietes zurückzuführen, 


2. Unter den kahlgriffeligen Formen stellt die 
b. oblönga (Ripart u. Deseglise SB. Belg. XV. 331 [1876]) gewissermassen 
die Parallelform zu firmula dar. }} klein bis mittelgross, mit ge- 
raden oder schwach gebogenen Stacheln bewehrt. Neben- 
blätter mit einzelnen Subfoliardrüsen. Blattstiel kahl, mit kleinen 
Drüsen, etwas bestachelt. Blättchen oval, spitz, oberseits glänzend | 
grün; Zahnung der biserrata,; Mittelnerv einzelner Blättehen mit 
kleinen Stacheln und einzelnen Drüsen. Blüthenstiele kurz. Kelch- 
becher eiförmig oder länglich-eiförmig. Kelchblätter mit spateligen 
Anhängseln, Fiederlappen schmal. Krone rosenroth. Schein- 
frucht ellipsoidisch. — Ct. Freiburg; Savoyen! — Aehnlich ist 
2. liostyla!) (R.leiost. Ripart in Cröpin SB. Belg. VIII. 238 [1869]), 
ebenfalls durch kahle Griffel, kräftige, gerade oder leicht 
gebogene Stacheln ausgezeichnet. Nebenblätter drüsig ge- 
wimpert, ohne Subfoliardrüsen. Blattstiel mit feinen Drüsen und 
vereinzelten Haaren, unten bestachelt. Blättehen oval oder oval- 
elliptisch, an der Spitze abgerundet, gegen den Grund etwas zu- 
sammengezogen. Zahnung wie bei biserrata, Zähnchen mit kleinen, 
röthlichen Drüsen. Blüthenstiele verlängert. Kelchbecher eiförmig 
oder ellipsoidisch. Scheinfrucht eiförmig. — Hin und wieder 

im Gebiete! 

e. Schlimperti?) (R. canina var. dumalis f. Schlimperti Hofmann 
Isis 1899 Abhandl. I. 12) ist ebenfalls dem kahlgriffeligen j 
Formenkreis zuzuzäblen. Hoher }j. Stacheln des Stammes aus ver- 
längertem Grunde hakig. Zweige dünn, Blüthenzweige wehr- 
los. Blattstiel reichlich mit gelben Stachelchen und einzelnen j 
Stieldrüsen besetzt. Blättchen entfernt stehend, oberseits dunkelgrün, 
unterseits heller, bläulichgrün, bisweilen weinroth überlaufen. End- 
blättehen länglich-oval, gegen den Grund verschmälert oder abge- 
stumpft, doch auch breit-oval. Zahnung doppelt bis dreifach. Zähn- | 
chen drüsig. Hochblätter so lang oder länger als die Frucht- 
stiele, breit-oval, lang zugespitzt, mit drüsig gewimpertem Rande. 
Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen, mit beginnender 
Fruchtreife theilweise horizontal abstehend, vor der 
Reife abfallend, die äusseren mit linealen Fiedern. Disceus breit,. 
schwach kegelförmig. Griffel in der Jugend leicht behaart, später 
verkahlend, säulenartig hervorragend. Blumenblätter hellrosa. Schein- 
frucht bald kugelig-eiförmig, bald länglich-oval, vorn halsförmig 
eingeschnürt und daher in der schmalen Form flaschenförmig. — 
Meissen, — Eine durch die Stellung der Kelchblätter charakterisirte 
Abänderung der dumalis. 


b. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. | 
1. Griffel kahl oder nur mit ganz vereinzelten Haaren. 


1) Von Aeiog glatt (kahl) und orölos Griffel. | 
2) Nach Alfred Moritz Schlimpert, * 10. Aug. 1837 7 27. März 1900, 
Apotheker in Köln a. d. Elbe, verdient um die Flora von Meissen. (Die Flora 
von Meissen in Sachsen DBM. IX—XII [1891—3], Rosenformen der Umgegend von 
Meissen [Isis 1899 Abh. I.].) Vgl. Hasse DBM. XVII. 64. 


Rosa. 169 


a. vertieillacänthal). Kräftiger ji mit krummen Stacheln meist 
reichlich bewehrt. Nebenblätter drüsig gewimpert. Blattstiel 
und Mittelrippe der Blättehen drüsig, Blättchen auffallend 
gross, breit-oval, kurz zugespitzt, rautenförmig; Zahnung 
tief, offen, reichlich zusammengesetzt; Zähnchen drüsig. 
Blüthenstand reichblüthig. Hochblätter gross, oft laubig. Blüthen- 
stiele ziemlich kurz, dieht mitlangen, borstigen Stieldrüsen 
besetzt, die auch auf den Grund des Kelchbechers übergehen. Rücken 
der Kelchblätter zerstreut stieldrüsig. Blumenblätter hell- 
rosa. Griffel kahl oder nur mit ganz vereinzelten Haaren. Schein- 


früchte gross, oval bis birnförmig. — Durch das ganze Gebiet, 
aber nirgends häufig!! — R. canina var. verticillacantha Baker Journ, 


Linn. S. XI. 232 (1869). R. vertieillacantha Merat Fl. Paris &d. 1. 190 
(1812)? Deseglise SB. Belg. XV. 357 (1876). Nyman Consp. 234. 
— Eine durch die Bestachelung gekennzeichnete Unterabart ist 


2. Cernagörae?) (R. Keller in A.u.G. Synopsis der Mitteleuropäischen 
Flora VI. 169 [1901]). Stacheln leicht gebogen, an den 
Blüthenzweigen oft fast gerade, schwach. Blattstiel sehr 
kahl und drüsenarm. Blättchen ziemlich schmal. Zähne schlank, 
zumeist mit drüsigen Nebenzähnchen. PBlüthenstiele mit ziemlich 
zahlreichen, an den Kelehbecher übergehenden Stieldrüsen. Kelch- 
blätter drüsig gewimpert und auf dem Rücken + stieldrüsig. Griffel 
sehr kurz, Scheinfrucht länglich-oval. — Montenegro! 


Durch die drüsenärmeren Abänderungen oder Abarten, deren 
Blättehen weniger zusammengesetzte Zahnung haben, wird der Formen- 
kreis der A. II. Andegavensis mit B. I. b. 1. a. vertieillacantha 
verbunden. 

Eine ähnliche verbindende Abänderung mit etwas leder- 
artigen Laubblättern ist SS transmota (R. transmota Crepin 
in Desöglise SB. Belg. XV. 366 [1876)]). 

b. Oenensis3). Stacheln zahlreich, am Stamme schwach gekrümmt; 
Aeste und Zweige schlank, bogig überhängend mit stärker gekrümmten 
Stacheln. Nebenblätter schmal, mit lang zugespitzten 
Oehrcehen, am Rande dicht drüsig gewimpert. Blättchen sehr kurz 
gestielt, breit, elliptisch, beiderends gleichförmig verschmälert, End- 
blättehen am Grunde abgerundet, beiderseits etwas glänzend, 
grün, sehr regelmässig doppelt gezähnt, Zähne zugespitzt, 
aussen mit 2—3, innen mit einem Drüsenzähnchen, 
Hochblätter schmal, linealisch-lanzettlich, lang zugespitzt, 
von dieht gedrängten Stieldrüsen gewimpert, das obere Ende des 
Blüthenstieles und der Grund des Kelchbechers mit spärlichen 
Stieldrüsen besetzt. Kelcehbeceher länglich, unter dem 
Discus etwas eingeschnürt; Kelehblätter nach der Blüthe 
wagrecht abstehend, vor der Fruchtreife abfallend, am Rande 
dieht drüsig gewimpert. Griffel zu einer kurzen Säule ver- 
eint. Scheinfrucht klein, Jänglich-eiförmig. — In Oesterreich! 
und Ungarn! auch anderwärts ähnlich. Ziemlich genau die Mittel- 
form zwischen Andegavensis, welcher sie in Bezug auf die Drüsigkeit 
gleicht und der vertieillacantha, deren zusammengesetzte Zahnung sie 
hat. — R. canina B. I. b. 1. b. Oenensis R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 169 (1901). R. oenensis Kerner in ÖBZ. XIX. (1869) 328. 
Haläcsy u. Braun in Nachtr. Fl. N.-Oest. 269 (1882). Nyman Consp. 234. 
R. Andegavensis y. oenensis Braun in Beck Fl. N.-Oest. 793 (1892). 

2. Griffel behaart. _ 


1) Bastardwort aus vertieillus Wirtel und &xavd« Stachel. 
2) Von Cernagora (Montenegro). 
3) Zuerst in Tirol im Thale des Inn (Oenus) gefunden. 


170 B.osaceae, 


a. Subö&rtil) ist eine der vertieillacantha schr verwandte Form mit 
+ stark behaarten Griffeln. Blättchen oval, bisweilen gegen 
den Grund keilförmig verschmälert. Zahnung sehr zusammen- 
gesetzt. Blüthenstiel dieht mit Stieldrüsen besetzt, 
denen oft nadelförmige, drüsenlose Stacheln beigemischt 
sind. Kelchbecher länglich-oval, unter dem Diseus etwas 
eingeschnürt, stieldrüsig und zerstreut stachelborstig. 
Rücken der Kelchblätter dicht stieldrüsig. — Im westlichen Theile des 
Gebietes hin und wieder! — R. canina B. 1. b. 2. a. Suberti R. Keller 
in A. u.G. Syn. VI 170 (1901). R. Suberti Ripart bei Deseglise 
SB. Belg. XV. 352 (1876). Nyman Consp. 235. — Die Abänderung 
gleicht in hohem Maasse gewissen Formen von R. Gallica X canina, 
die nicht zu selten stieldrüsigen Abarten der AR. canina zugezählt 
werden. 

b. hispidissima. Stacheln sehr stark krummhakig. Blättchen gross, 
länglich bis eiförmig, stumpf, grob doppelt gezähnt. Zähne zusammen- 
neigend, etwas stumpf, mit 2—5 feinen Drüsenzähnchen. Hochblätter 
gross, laubig; Blüthenstiel und Kelchbecher sehr dicht 
stieldrüsig und stachelig-borstig. Kelchblätter auf dem 
Rücken dünnfilzig behaart, nach dem Verblühen abstehend, früh ab- 
fallend, drüsig gewimpert, die äusseren mit lanzettlichen Fiedern. 
Griffel wollig. Scheinfrucht länglich birnförmig. — Wallis! 
und ähnlich da und dort im Alpengebiet. — R. canina f. hispidissima 
Christ Ros. Schw. 162 (1873). — Christ fasst diese Abänderung der 
R. canina wegen der starken Drüsigkeit und der Form der Schein- 
frucht als eine den Zusammenhang der R. Chavini und R. canina 
vermittelnde auf. Nach Cr&pin (SB. Belg. XXX. 1. 132) eine Ab- 
art der R. Chavini. 

c. Dollineriäna?2). Hoher Strauch. Zweige etwas verlängert, mit 
zerstreuten, gelbbraunen, kurzen, aus länglichem Grunde krummhakigen 
und stark nach abwärts geneigten, derben Stacheln. Blattstiel dick, 
mit grösseren und kleineren, hakigen Stacheln und zerstreuten Stiel- 
drüsen, fast kahl. Blättchen elliptisch, beiderends abgerundet, oder 
plötzlich scharf und kurz zugespitzt (Zähne schmal, länglich, nach 
vorn geneigt), oberseits dunkelgrün, unterseits bläulichgrün. Hoch- 
blätter roth überlaufen. Blüthenstiele 2—5 mal so lang als der 
schwach drüsenborstige Kelchbecher, reichlich mit Stieldrüsen besetzt. 
Kelchblätter auf dem Rücken drüsig, die äusseren reichlich fieder- 
spaltig. Anhängsel schmal-lanzettlich, gezähnt, Fiedern kurz, lanzett- 
lich, drüsig gezähnt, nach der Blüthe abstehend. Krone lebhaft roth. 
Griffel dicht behaart. — Nieder-Oesterreich. — R. canina B.I. b. 2. 
c. Dollineriana R. Keller in A. u.G. Syn. VI. 170 (1901). R. Ande- 
gavensis ı. Dollineriana Braun in Beck Fl. N.-Oest. 794 (1892). 
R. Dollineriana J. B. v. Keller in Haläcsy u. Braun Nachträge Fl. 
N.-Oest. 267 (1882). 

d. Schottiäna3). Ca. 2 m hoher fi. Aeste fast stachellos, 
Blüthenzweige unbewehrt, schlank, aufrecht abstehend. Neben- 


1) Nach Claude Subert, * 1766 Sancoins, 7 29. Sept. 1843, Apotheker in 
Bourges (vgl. Le Grand Not. biogr. et bibl. Hist. Bot. en Berry [1891] 36 nach 
Bonnet br.). 

2) Nach Georg Dolliner, * 11. Apr. 1794 Ratschach (Krain), r 16:Apr. 
1872, k. k. Werks-Chirurg in Idria, hochverdient um die Flora seiner Heimat Krain, 
aus der er Koch manche Mittheilung für dessen Synopsis machte, Verf. von Enum. 
plant. phan. in Austria inf. erescentium Vindob. 1842. Sein Herbar hinterliess er 
dem Landes-Museum in Laibach, 

3) Nach Heinrich Schott, * 1759 Breslau, + 1819 als Universitätsgärtner 
in Wien, welcher Besser bei der Bearbeitung seiner Primitiae Florae Galiciae 
unterstützte. 


Bosa. ayaı 


blätter schmal, linealisch, dieht drüsig gewimpert, mit feinen, 
schmalen, lang zugespitzten Oehrcehen, die unteren bisweilen 
mit Subfoliardrüsen. Blattstiel kahl, feindrüsig, stachelig oder 
unbewehrt. Blättchen oval, unterseits bläulichgrün , Mittelnerv 
mit Stieldrüsen, die hin und wieder auch ganz ver- 
einzelt auf die Seitennerven übergehen. Zahnung sehr zusammen- 
gesetzt. Zähne schmal, innen mit 1—2, aussen bis 5 Drüsenzähnchen. 
Blüthenstiele meist schwach stieldrüsig. Kelchbecher 
eiförmig, am Grunde oft mit wenigen Stieldrüsen besetzt. 
Kelchblätter lang, mit schmal - lanzettlichem Anhängsel, auf dem 
Rücken stieldrüsig. Blumenblätter gross, rosenroth, Griffel etwas 
verlängert, zottig behaart. Scheinfrucht klein, eiförmig bis kugelig. 
Oesterreich! (Russland). — R. canina y. Schottiana Seringe in DC. 
Prod. II. 613 (1825). R. glauca Schott in Bess. Enum. Volh. 60, 64 
(1821) nicht Vill. R. Schottiana Deseglise SB. Belg. XV. 358 (1876). 
J. B.v. Keller in Haläesy und Braun Nachträge Fl. N.-Oest. 268 
(1882). R. andegavensis 6. Schottiana Braun in Beck Fl. N.-Oest. 793 
(1892). — Authentische Exemplare sah ich nicht; dageger scheinen 
mir Exemplare, die hierher gezogen werden, dem vielgestaltigen 
Formenkreise der R. Gallica X camina anzugehören, 
II. Blättehen unterseits an den Secundärnerven + drüsenreich. 

a. seabräta. Strauch bald spärlich, bald reichlich bestachelt, Blüthenzweige 
bisweilen selbst stachellos. Nebenblätter mit vorgestreckten Oehrchen, am 
Rande dicht drüsig gewimpert, am Oehrchennerv, selten über die ganze 
Fläche der Oehrehen mit schwarzrothen Subfoliardrüsen, die 
bisweilen auch völlig fehlen. Blattstiel meist dicht mit kurzgestielten, 
oft fast sitzenden, schwarzrothen Drüsen besetzt. Blättchen oval, 
von mittlerer Grösse, kurz zugespitzt, häufig gegen den Grund fast 
keilförmig verschmälert. Mittel- und Seitennerven mit 
feinen schwarzrothen Drüsen besetzt, die einzelnen Blättchen 
an den Seeundärnerven bisweilen fehlen, während sie an anderen auch 
auf die Nervillen übergehen. Blüthenstiele meist kürzer als die Hoch- 
blätter, ohne Stieldrüsen. Kelchblätter mit lanzettlichem bis linealisch- 
lanzettlichem Anhängsel, auf dem Rücken drüsenlos oder nur mit 
vereinzelten Drüsen, die äusseren mit lanzettlichen oder linealisch-lanzett- 
lichen, am Grunde oft fiederig eingeschnittenen, drüsig gezähnten Fieder- 
lappen, nach der Blüthe bisweilen etwas abstehend. Griffel dicht be- 
haart, bisweilen fast kahl, schwach säulenförmig erhaben, 
oder ein kurzes, kugeliges Köpfchen. Discus flach oder + kegelförmig er- 
haben. Scheinfrucht kugelig. — Durch das ganze Gebiet, aber selten!! Eine 
kahlgriffelige Abänderung mit kegelföürmigem Diseus in der Schweiz!! — 
R. eanina var. scabräta Crepin in Scheutz Studier Skand. Ros. 23 (1872). 
Bull. SB. Belg. XXXI. 2. 90 (1892). Burnat Fl. Alp. mar. 169 (1899). 
R. scabrata Crepin Bull. SB. Belg. VIII. 241 (1869). Borbäs Ros. Hung. 
465 (1880). R. tomentella Abart scabrata vergleiche Christ Ros. Schw. 
130 (1873). R. nitidula (Besser) 6. scabrata Braun in Beck Fl. N.-Oest. 
804 (1892). — Wie verschiedenartig die systematische Stellung der vor- 
liegenden Abart beurtheilt wurde, ist schon aus der Synonymie ersicht- 
lich; es wird das aber noch augenfälliger, wenn wir die Seetionen 
bez. Subseetionen kennen lernen, in welche scabräta eingeordnet wurde. 
Cr&pin bildete aus ihr, ursprünglich zusammen mit Rosen, die heute zu 
R. Jundzillii, R. micrantha u. s. f. gezogen werden, die Gruppe Scabratae 
(Crepin a. a. O. VIII [1869]). Christ (Ros. Schw. 130 [1873]) sieht in 
der scabrata eine R.tomentella. Borbäs ordnete sie seiner Sect. Rubigi- 
nosae unter (Ros. Hung. a. a. O.). Braun endlich bringt sie in die Nähe 
der R. Jundzillüü. Diese grosse Ungleichheit der systematischen Beurtheilung 
einer bestimmten Rose wäre unverständlich, wenn nicht die Formenkreise 
verschiedener Arten ineinander greifen würden, wenn die verschiedenen 
Arten (in weitem Sinne) nieht durch verbindende Abänderungen mit einander 


172 Rosaceae. 


verknüpft würden. Im vorliegenden Falle kann allerdings nur eine ein- 
seitigeAnwendung eines beschränkten Eintheilungsprineips „Subfoliar- 
drüsen“ zu einer Einreihung in die Section Plubiginosae bestimmen. Die 
Gesammtheit der Charaktere weist der scabrata untrüglich die Stellung 
zu, die ihr Crepin heute gibt; denn durch mannigfaltigste Uebergänge 
ist sie mit der Formengruppe dumalis verbunden. Der Grad der Drüsig- 
keit der Blattunterseite (des Mittelnervs) der Unterabarten von dumalis 
wird in der allerdings viel selteneren Abart scabrata bedeutend gesteigert. 
So besteht also zwischen beiden nur ein gradueller Unterschied. Die Sub- 
foliardrüsen sind geruchlos und dieses eine Merkmal schon wird nie in der 
Natur eine scabrata mit einer Rose aus der Gruppe der Rubiginosae ver- 
wechseln lassen. Wohl aber können verkahlende und auch sonst nicht 
ganz typische Abänderungen der R. tomentella bisweilen nur schwer von 
R. canina B. II. a. scabrata unterschieden werden. 


b. Blondaeänal). Reich bestachelt. Laubblätter 5—7zählig. Nebenblätter 
schmal, mit dieht drüsig gewimpertem Rande, am Mittelnerv 
der Oehrchen bisweilen mit Subfoliardrüsen, selten über die ganze 
Fläche dieht drüsig. Blattstiel ziemlich dicht mit schwachen Stiel- 
drüsen besetzt. Blättchen oval, zugespitzt, etwas starr, mit ziemlich 
scharf hervortretenden Nerven; Seitennerven + drüsen- 
reich, selten an einzelnen Blättehen drüsenlos. Blüthenstiele stiel- 
drüsenreich. Kelchblätter auf dem Rücken zerstreut bis 
dicht drüsig, die äusseren mit lanzettlichen Fiedern. Griffel behaart, 
oft kurz säulenförmig verlängert. — Durch das ganze Gebiet, aber selten ! 
— R.canina var. Blondacana Crepin Bull. SB. Belg. XXXI. 290 (1892). 
R. Blondaeana Ripart in Deseglise M&m. Soc. Acad. Maine-et-Loire X. 133 
(1861). Nyman Consp. 234. R. trachyphylla var. Blondaeana Dumortier 
in Bull SB. Belg. VI. 57 (1867). R. nitidula f. Blondaeana Borbäs Ros. 
Hung. 464 (1880). — Durch diese Abart wird R. canina mit den kahlen, 
stieldrüsigen Abänderungen der R. tomentella verbunden. 


Auf den Blättern dieser Art, wie auch an anderen weniger ver- 
breiteten findet sich häufig eine durch den Stich von Rhodites rosae 
(Hartig, Zeitschr. Ent. Il. 194 [1840] Cynips rosae L. Syst. nat. ed. X. 
II. 917 [1759]) hervorgerufene holzige, mit haarähnlichen Auswüchsen 
bekleidete Mark-Galle (Kerner Pflanzenleben 2. Aufl. II. 481 t. zu 475 
fig. 12), die schon von Plinius (XXV. 2) als spongiola erwähnt wird, 
im Mittelalter (und auch später) als Bedegar oder Bedeguar 2), Fungus 
(Spongia) Cynosbati 3), Fungus Rosarum, Schlaf- oder Rosenapfel als Arznei- 
mittel geschätzt wurde und der das Volk auch heute noch eine schlaf- 
machende Wirkung zuschreibt. Die Hagebutten (Fructus Cynosbati), deren 
S. 33 erwähnte Namen meist auch auf den Strauch übertragen werden, 
und die Früchte (Senen Cyn.) waren früher gleichfalls im Gebrauch, jetzt 
nur noch 


Off. die Scheinfrüchte: Cynorrhodon *%) Ph. Belg., Gall. und die 
daraus bereitete Conserva Cynorrhodi Ph. Belg., Conserve de Cynorrhodon 
Ph. Gall. 


1) Nach Pierre Blondeau, * 1765 M&hun (Cher), 7 26. Apr. 1841 daselbst, 
Pfarrer in Plou 1824—35 (vgl. Le Grand Not. biogr. Hist. Bot. Berry 4 nach 
Bonnet br.). 

- 2) Dies Wort (bei den Arabischen Aerzten bädäward) stammt aus dem Persi- 
schen und bedeutet ursprünglich ‚vom Winde getragen (Steppenläufer)‘‘, später 
missverständlich erklärt ‚Geruch der Rose‘ (Imm. Löw br.), 

3) #vv6sßerog von %Ödo» Hund und Adrog Dorn bes. Brombeerstrauch, bei 
Dioskorides (I. 123) Name einer wilden Rose, 

4) Der Name findet sich bei Pliniusa.a.O.; von «do» Hund und dddo» Rose. 


re 


Rosa. 173 


(Fast ganz Europa, [fehlt in Norwegen nördlich von 68° 13‘, in 
Schweden nördlich von Angermanland, im nördlichsten Russland]. West- 
Asien; Nord-Africa.) * 


10. X. 30. R. Gallica X. canina | s. am Schlusse 

11.xX 30. R. Jundzillü X canına der 

12. X 30. R. rubrifolia X canıina Caninae. 

30. X 41. .R. canina X pimpinellifolia s. am Schlusse der Gattung. 


II. II. Laubblätter beiderseits oder doch unterseits am Mittelnerv 
behaart. 


31. (30.) R. dumetörum. Bestachelung und Wuchs der R. canina. 
Laubblätter 5—7 zählig, Blättchen meist ziemlich dicht stehend, mit den 
Rändern sich berührend oder einander mehr oder weniger deckend. 
Nebenblätter meist ziemlich breit, mit abstehenden Oehrchen, beider- 
seits oder unterseits anliegend behaart, selten fast kahl, 
am Rande gewimpert. Blattstiel dicht flaumig behaart, mit 
+ zahlreichen, kurz gestielten Drüsen, meist spärlich bestachelt. Blätt- 
chen meist mittelgross bis gross, rundlich-oval oder breit-elliptisch, meist 
mit abgerundetem, bisweilen herzförmigem Grunde, vorn 
meist zugerundet, stumpf, seltener spitz; Zahnung meist einfach, 
sehr selten + zusammengesetzt; Zähne breit, zusammenneigend, 
meist etwas abgerundet und dadurch fast kerbig; OÖber- 
seite der Blättchen kahl oder anliegend behaart, Unter- 
seite am Mittel- und Seitennerven oder über die ganze 
Fläche anliegend bis weichfilzig behaart. Hochblätter klein, 
lanzettlich, unterseits, bisweilen beiderseits behaart, am 
Rande drüsig gewimpert. Blüthenstiele einzeln oder in mehr- bis viel- 
blüthigen Ständen, mittellang bis lang, drüsenlos oder mit Stieldrüsen 
bekleidet, die Hochblätter fast stets überragend. Kelchbecher länglich- 
oval bis kugelig, drüsenlos, selten am Grunde oder über die ganze 
Fläche mit Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter behaart, mit lanzettlichem 
Anhängsel, Fiedern lanzettlich, gewimpert, am Rande drüsenlos oder + 
drüsig, nach der Blüthe zurückgeschlagen, frühzeitig ab- 
fallend. Blumenblätter blassrosa oder weiss. Discus eben oder + 
kegelförmig erhaben. Griffel oft etwas verlängert, kahl oder + behaart 
bis wollig. 

Durch das ganze Gebiet verbreitet; im nördlichen Theile, wie es 
scheint, öfter mit doppelter Zahnung als im südlichen. Im Allgemeinen 
eine Rose der Ebene, steigt sie in den Westalpen doch bis 1600 m an. 
. Bl. Juni, an den höheren Standorten auch erst im Juli. Nach M. Schulze 
um Jena immer etwas früher blühend als die R. canina gleicher 
Standorte. 

R. dumetorum Thuillier Fl. Par. 2 &d. 250 (1799). DC. in 
Lam. u. DC. Fl. France V. 534 (1815). Deseglise Essai Monogr. Nr. 62 
(1861). Grenier Fl. Jur. 247 (1864). Crepin Bull. SB. Belg. VIU. 
240 (1869). Christ Ros. Schw. 181 (1873). Deseglise SB. Belg. XV. 


174 Bosaceae. 


368 (1876). Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. 99 (1879). Borbäs Ros. 
Hung. 427 (1880). Bräucker Deutschl. w. Ros. 63 (1882). J. B. 
v. Keller in Haläcsy u. Braun Nachtr. Fl. N.-Oest. 273 (1882). Burnat 
u. Gremli Ros. Alp. mar. Suppl. 28 (1882—83). Waldner Europ. Ros. 
34 (1885). M. Schulze BV. Ges. Thür. V. 36 (1887). Hasse Ros. Westf. 
12 (1891). Cottet Bull. S. Fribourg. science. nat. VIII—XI ann, 141 
(1891). Braun in Beck Fl. N.-Oest. 795 (1892). Dürrnberger Beitr. Ros. 
Ob.-Oest. 46 (1893). R. Keller Jahresb. NG. St. Gall. 1895/96. 232 
(1897). Burnat Fl. Alp. mar. III. 1. 70 (1899). R. Keller Mitth. NG. 
Winterthur I. 90 (1899). Schinz u. R. Keller Fl. Schw. 259 (1900). 
Koch Syn. ed. 2. 251. Nyman Consp. 235 Suppl. 115. R. canına 
var. dumetorum Desvaux Journ. Bot. II. 115 (1813). Seringe DC. 
Prodr. II. 614 (1825). Baker Journ. Linn. S. XI. 229 (1869). Cr&pin 
Bull. SB. Belg. XXL 2. 90 (1892). R. Keller in Engler bot. Jahrb. 
XIX. Beibl. 47. 20 (1894) und XXI. 4. 36 (1896). Schlimpert Isis 1899 
Abhandl. 12. R. canina var. collina Godet Fl. Jura 215 (1853). 
Rapin Guide d. Bot. Vaud. 2 ed. 196 (1862). Koch Syn. ed. 2. 251. 
R. collina Lam. u. DC. Fl. France IV. 441 (1805) nicht Jacquin, 
Koch Syn. ed. 2. 251. Nyman Consp. 235. Dumortier Bull. SB. Belg. 
VI 55 (1867) z. T. R. collina var. dumetorum Thory Prod. gen. 
ros. 71 (1820). R. canina X tomentosa Nitschke 34. Jahresb. Schles. 
Ges. vaterl. Kult. 53 (1856). R. subceinerea Gentil Hist. Ros. Sarthe 
30 (1897). 


Die Art zeigt die gleiche Abänderungsfähigkeit wie R. canina. Dazu kommt 
der ausserordentlich wechselnde Grad der Behaarung der Blättchen, indem zwischen 
der bei R. canina A.1.a. 2. d. hispidula eben angedeuteten Behaarung alle Uebergänge 
fast bis zur dichten Bekleidung, wie sie sonst den Vestitae eigenthümlich ist, vorkommen 
(R. dumet. Woloszezakii). Diese innige Verbindung der R. dumetorum mit R. canina 
bestimmte schon frühzeitig einzelne Autoren, und in neuerer Zeit auch Crepin, 
in R. dumetorum die behaarte Abänderung der R. canina zu sehen. Andere, wie 
Burnat, zählen die leicht behaarten Abänderungen zu R. canina und beschränken 
die Bezeichnung R. dumetorum auf jenen Formencomplex, der durch stärker behaarte 
Blättehen ausgezeichnet ist und überdies auch gewöhnlich durch ein besonderes 
Gepräge charakterisirt wird. Cr&pin’s Anschauungsweise (vergl. Bull. SB. Belg. 
XXVI. 2. 17 [1888]) ist im vorliegenden Falle wohl verständlich. Würde aber 
das Prineip, dass alle Rosen, zwischen denen Uebergänge bestehen, den Inhalt 
einer Art ausmachen, consequent durchgeführt werden, dann käme man wohl dazu, 
die sämmtlichen Rosen der Subsect. Eucaninae (a. a. O. XXXI. 91 [1892]) zu 
einer Art zusammenzufassen, eine Consequenz, vor der Cr&pin (Journ. R. Hort. 8. 
p. III v. XI. 6 [1889]. Nouvelle classif. d. Ros. 15 [1891]) thatsächlich nicht 
zurückschreckt, um nur das Dogma zu retten, dass es zwischen allen Rosenarten 
scharfe, natürliche Grenzen gebe, dass alle Rosenarten isolirt seien, Dass bei einer 
derartigen Consequenz schliesslich die heterogensten Dinge unter einen Hut gebracht 
werden, könnte Niemand trefflicher darthun, als Cr&pin selbst, dieser hervorragendste, 
erfahrungsreichste aller Rhodologen. Er wird sich nicht der Einsicht verschliessen, 
dass gewisse Abänderungen der R. tomentella, die er (a. a. O.) in die R. canına 
einzieht, in dem Maasse in die Subsect. Rubiginosae hinüberspielen, dass man folge- 
richtig die beiden Subseet. als den Inhalt einer Art erklären müsste, eine offen- 
kundige Ungereimtheit. Nicht darin hat Christ, gegen den Cr&pin (a.a.0. XXVU. 
2 [1888]) sich wendet, Unrecht, dass er verschiedene, wohl charakterisirte Arten 
verbindende Abänderungen annimmt, sondern dass er dieselben ohne Vor- 
behalt für alle Rosenarten anzunehmen geneigt ist. Diese Anschauung kann Crepin 


Rosa. 175 


mit vollem Rechte zurückweisen. Während innerhalb einzelner Gruppen alles im 
Flusse zu sein scheint, jedes Merkmal der Art nach der oder jener Richtung ab- 
ändert, wodurch die ineinander eingreifenden Formenkreise der Arten entstehen, ist 
in anderen der Charakter der Species gefestigter, die Abänderungen sind auf ein 
Minimum beschränkt und dadurch die Arten viel schärfer umschrieben, also 
isolirter als in den anderen Fällen. In der Ablehnung der Annahme von Ueber- 
gangsformen zwischen verschiedenen Arten macht sich Crepin einer analogen Ein- 
seitigkeit schuldig, wie er sie an Christ tadelt. Er lässt allein die Thatsache der 
‚Existenz isolirter Rosenarten sprechen und lässt die Mischung der Formenkreise 
verschiedener Arten ausser Acht oder erweitert den Artbegriff in einer Weise, dass 
er schlechterdings so zu sagen alle zur Artunterscheidung dienenden Merkmale preis- 
geben muss. 


In den von Burnat zu R. canina gezogenen, leicht behaarten Abänderungen 
sehen wir die Zwischenformen zwischen der typischen, kahlen R. canina und der 
typischen, stärker behaarten R. dumetorum, die man mit gleichem Rechte der einen 
oder anderen Art zuweisen kann. 


A. Zahnung einfach oder mit nur vereinzelten Zähnchen. 
I. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 

a. platyphyllal). Nebenblätter kahl oder unterseits sehr spärlich behaart. 
Blattstiel dicht kurzhaarig,. Blättehen rundlich-eiförmig, tief ge- 
zähnt, oberseits kahl, unterseits am Mittelnerv und den 
Seitennerven, selten über die ganze Fläche zerstreut behaart. 
Blattrand spärlich bewimpert bis kahl. Kelchblätter fast kahl. Griffel 
behaart. Scheinfrucht eiförmig. — Durch das ganze Gebiet verbreitet! ! 
— R. dumetorum f. platyphylla Christ Ros. Schw. 184 (1873). R. platy- 
phylla Bau Enum. Ros. Wire. 82 (1816). Koch Syn. ed. 2. 251. Nyman 
Consp. 235 nicht Thory. 


Aendert in Bezug auf die Form der Blättehen und Scheinfrüchte, 
im Grad der Behaarung der Unterseite der Blättchen und Griffel. 


2. ürbica (R. dumetorum f. urbiea Christ Ros. Schw. 184 [1873]. R. urbica 
Leman Bull. Soc. Phil. 93 [1818]; vergl. auch Deseglise Essai Monog 
Ros. Nr. 63 [1861]. Haläcsy u. Braun Nachtr. N.-Oest. 277 [1882]. 
Nyman Consp. 235 Suppl. 115. R. collina var. urbica Dumort. SB. 
Belg. VI. 56 [1867]. R. canina var. urbica Baker Journ. Linn. S. XI. 
228 [1869]. Blättchen oval, ziemlich lang zugespitzt, am 
Mittelnerv und sehr zerstreut an den Seitennerven behaart, Schein- 
frucht länglieh-oval. — Durch das ganze Gebiet!! — Eine Reihe 
unbedeutender Abänderungen von urbica sind als besondere Arten be- 
schrieben worden, so 
b. rameälis (R. ramealis Puget bei Deseglise SB. Belg. XV. 372 [1876]. 

R. urbica &. ramealis J. B. von Keller in Haläesy u. Braun Nachtr. 
N.-Oest. 279 [1882]). Blattstiele unbewehrt. Griffel kurzhaarig, 
Scheinfrüchte verkehrt-eiförmig. — Im ganzen Gebiet verbreitet! 

ce. semiglabra(R.semiglabra Ripart in Deseglise SB. Belg. XV.373 (1876). 
R. urbica y. semiglabra J. B. von Keller in Haläcsy u. Braun a. a. O. 
278 [1882]) mit kugelig-eiförmigen Scheinfrüchten und stark behaarten’ 
Griffeln. — Durch das ganze Gebiet ziemlich häufig! —: Eine gross- 
früchtige Abänderung dieser ist 2. globäta c= globata Deseglise 
SB. Belg. XV. 374 [1876)). 

d. aeänthina?) (R. acanthina Deseglise et Ozanon in Bull. S. Dauph. IX. 
370 [1882]) isı durch die zahlreichen zu 3—8 fast quirlig am Stamme 
stehenden, fast geraden Stacheln ausgezeichnet. Griffel säulenförmig 

u über den Discus verlängert, wenigstens unterwärts behaart. Schein- 

früchte kugelig. — Dauphine! 


1) wAarög breit, p5AAov Blatt. 
2) Von &xravda Stachel. 


176 Rosaceae. 


e. piligera (R. hirta var. piligera H. Braun in Beck Fl. v. Südbosnien 
u. Hercegovina Annalen Nat. Hofmus. Wien II, 108 [1887]). Zweige 
bestachelt. Nebenblätter schmallanzettlich, unterseits behaart, oben 
kahl, mit scharf zugespitzten Oehrchen. Blattstiel lang und dicht 
haarig. Blättchen elliptisch oder verkehrt eiförmig-elliptisch, vorn 
stumpf, gegen den Grund breitkeilig verschmälert, oben kahl, unten 
am Mittelnerv wollig, an den Seitennerven locker behaart. Kelehbecher 
eiförmig. Discus stark kegelförmig erhaben. Griffel kahl oder 
spärlich behaart. — Bosnien. 

f. eontorta (R. dumetorum w. contorta Braun in Beck Fl. N.-Oest. 798 
[1892]) ist eine kleinblätterige Abänderung mit wolligen Griffeln und 
fast unbewehrten Blüthenzweigen. 

9. gracilenta (R. dumetorum zw. gracilenta Braun a. a. O. 799 [1892]. 
R. hirtifolia var. gracilenta Braun in ZBG. Wien XXXV. Abh. 109 
[1885]. Stacheln zart, fast gerade, oft paarig. Blättchen 
klein, öfter mit Anfängen doppelter Zahnung. Kelchblätter 
am Rande drüsig gewimpert. — Selten; Nieder-Oesterreich! und wohl 
auch anderwärts. 

h. Wiesbaüri!) (R. Wiesbauri Dichtl, R. urbiea öd. Wiesbauri Dichtl 
u. J. B. v. Keller in Haläcsy u. Braun Nachtr. Fl. N.-Oest. 279 
[1882]). Roth angelaufen. Blüthentragende Zweige kurz mit dicht- 
stehenden, z. T. quirligen Stacheln. Nervatur der Blättchen hervor- 
ragend, behaart, Mittelnerv flaumig. Kelchbecher länglich - walzen- 
förmig. Scheinfrüchte gross, vorn halsförmig verschmälert. — Nieder- 
Oesterreich ! 


Kahlgriffelige Unterabarten der urbica sind 


ß. sphaerocärpa?) (R. sphaerocarpa Puget bei Degelise SB. 
Belg. XV. 377 [1876]. Nyman Consp. 235). Blüthenzweige fast 
wehrlos. Blättchen oval, stumpf oder kreisförmig. Scheinfrucht 
kugelig. — Hin und wieder durch das Gebiet! 

y. platyphylloides?) (R. platyphylloides Deseglise u. Ripart 
in Fourreau Cat. pl. cours du Rhöne 75 [1869, ohne Beschr.] SB. 
Belg. XV. 376 [1876]. Nyman Consp. 235) weicht von voriger nur 
durch etwas stärkere Bestachelung und eiförmige Scheinfrüchte ab. 


6. Reüssiit) (R. Reussüi H. Braun ZBG. XXXV. Abh. 104, 
109 [1885]. Blättchen klein, rundlich-elliptisch, bisweilen an den 
anliegenden Zähnen ein Nebenzähnchen. Discus kegelförmig. 
Scheinfrüchte klein, eiförmig. — Ungarn! ; 

3. obseüra (R. obscura Puget in Fourreau Cat. Rhöne 75 [1869, ohne 
Beschreibung]. Desöglise SB. Belg. XV. 374 [1876]. Behaarung der 
platyphylla oder auch die schwächere der urbica. Bestachelung 
etwas ungleich. Blättchen oval-elliptisch. Diseus kegelförmig; 
Griffel schwach behaart. Scheinfrüchte länglich-eiförmig. — Hin 
und wieder, aber viel seltener als urbica! 


4. hirta (R. hirta Braun Verh. Zool. Bot. G. XXXV. 108 [1885]. R. dume- 
torum g. hirta Braun in Beck Fl. N.-Oest. 797 [1892]). Blättchen ei- 
förmig, am Grunde abgerundet, vorn zugespitzt oder stumpf, unter- 


1) Nach Johann Baptist Wiesbaur, * 15. Juni 1836 Wallnstorf bei Guns- 
kirchen unw. Wels (Ober-Oesterreich) (br.), Professor am Gymnasium in Duppau 
(Böhmen), dem eifrigen Erforscher der Flora Böhmens, Nieder-Oesterreichs und 
Ungarns, welcher Beiträge zur Kenntniss von Festuca, Rosa, Viola, Viscum, Veronica 
u. a. kritischen Gattungen lieferte. 

2) Von opdioa Kugel und xagrog Frucht. 

3) Von z/arög breit und p&//o» Blatt. 

4) Nach Gustav Reuss, } 12. Jan. 1861 in Gr. Röcze (Ungarn), Arzt, Verf. 
der sehr mangelhaften Kvetna slovenska. Stävnici 1853 (Flora der Slovakei. Schemnitz). 


EN. ee 


Rosa. 177 


seits an den Nerven dichter, auf der Fläche locker be- 
haart; Zähne gewimpert. Griffel dieht wollig-zottig, Schein- 
früchte länglich - eiförmig oder verkehrt -eiförmig. — Durch das ganze 
Gebiet! 


b. urbieoides ([R. urbicoides Crepin in Herb.], R. dumetorum 61. 
urbicoides Braun in Beck Fl. N.-Oest. 797 [1892]) ist eine durch 
längliche, gegen den Grund verschmälerte Blättehen und weniger 
stark behaarte Griffel ausgezeichnete Abänderung von hirta. 

e. perciliäta (R. dumetorum v. perciliata Braun in Beck a. a. O. 
797 [1892]) ist eine durch drüsig gewimperte Kelchblätter ausgezeichnete 
Unterabart von hirta. 

5. Gabrielis!) (R. Gabrielis F. Gerard in Magnier Scrin, Fl. select. IV. 84 
[1885]) ist durch die oberseits glänzenden, dunkelgrünen, unter- 
seits bläulich bereiften, abstehenden, Jänglich-elliptischen, scharf 
zugespitzten, scharf und offen gezähnten Blättchen ausgezeichnet. 
Diseus schwach kegelförmig; Griffel etwas verlängert, behaart. — 
Vogesen ! und ähnlich anderwärts, 

b. Thuilli&ri2). Bestachelung zerstreut, an den oberen Zweigen und Blatt- 
stielen fast fehlend.. Blättcehen gross, abgerundet, stumpf, die obersten 
breit-oval bis länglich, kurz zugespitzt, oberseits angedrückt und dünn 
behaart, unterseits auf der ganzen Fläche flaumig,’ am Rande 
dieht gewimpert. Kelchblätter behaart und gewimpert. Scheinfrucht oval. 


— Durch das ganze Gebiet nicht selten!! — R. dumetorum f. Thuilleri 
‘ Christ Ros. Schw. 185 (1873). R. submitis Grenier in Schultz Arch. 332 
(1852). 


2. piriformis (R. pyriformis Deseglise in Billot exs. Bull. SB. Belg. XV, 
387 [1876]) ist eine durch birmförmige Scheinfrüchte ausgezeichnete 
Abänderung. — Durch das ganze Gebiet sehr häufig!! 

3. leptotricha3) (R. dumetorum var. leptotricha Borbäs Ros. "Hung. 430 
[1882]) ist eine schmalblätterige Abänderung mit etwas langgestielten 
verlängerten Scheinfrüchten und wolligen Griffeln. — Hin und wieder! 

4. trichoneura4) (R. dumetorum f. trichoneura Christ Ros. Schw. 185 
[1873]. R. triehoneura Ripart bei Cr&pin SB. Belg. VIII. 240 [1869, 
ohne Beschr.]. Desöglise SB. Belg. XV. 375 [1876] z. T.) ist eine haupt- 
sächlich durch kleinere Blättehen und viel stärkere Be- 
stachelung abweichende Unterabart. Gedrungener Strauch. Stacheln 
auch an den oberen Zweigen und den Blattstielen zahlreich. Blättchen 
gedrängt stehend, klein, oval, Zahnung dicht, scharf, Scheinfrucht 
kugelig. — Durch das ganze Gebiet ebenso häufig wie die typische 
Thuillieri !! 

a. cinerösa (R. cinerosa Deseglise SB. Belg. XV. 380 [1876]. R. 
einerdscens Cariot Etudes d. fl. I. 185 [1865] nieht Dumortier) ist 
eine die trichoneura mit Tihuillieri verbindende Unterabart. Stacheln 
schwach, geneigt, Blättehen klein, eiförmig oder eiförmig-elliptisch. 
Scheinfrucht kugelig-eiförmig. Griffel wollig. — Hierher 
gehört ferner 

5. solstitialis (R. dumetorum 0. solstitialis Braun in Beck Fl. N.-Oest. 795 
[1892]. R. solstitialis Besser Prim. Fl. Gal. I. 324 [1809]. Koch Syn. 
ed. 2. 231. Nyman Consp. 235). Stacheln leicht gebogen, zum 
Theil fast gerade, mit verbreitertem Grunde. Blättchen elliptisch, am 
Grunde abgerundet, vorn kurz zugespitzt, die seitlichen kurz gestielt, 
mit wenig tiefer Zahnung und breiten Zähnen mit kurzem, auf- 

1) Nach Fräulein Gabrielle Parisot in Rambervillers (Vosges), welche bei 
der Präparation der Magnier’schen Flora selecta behülflich war (Gerard br.). 

2) S. II. S. 289 Fussn. 1. 

3) Von Zezrög dünn und dei Haar. 

4) Von #oi& Haar und vedgov Nerv. 


Ascherson u. Graebner, Symopsis. VI. 12 


178 Rosaceae. 


gesetztem Spitzchen, die hin und wieder ein drüsenloses oder drüsiges 
Nebenzähnchen tragen, graugrün, beiderseits weichhaarig. 
Blüthen kurz gestielt. Fiedern der Kelchblätter ziemlich 
breit, lanzettlich, Griffel etwas verlängert, behaart bis fast 
kahl. — Im östlichen Theil des Gebietes! — Durch die diehtere Be- 
haarung, die Form der Kelchblätter und der Griffel wird durch diese 
Rose bereits die Abänderung in der Richtung der einfach gezähnten 
Abänderung der R tomentella angedeutet. 


Abänderungen der R. dumetorum A. I. b. Thuillieri mit + stark 
kegelföürmigem Discus sind 

. Gremliäna!) (R. dumetorum ß. Gremliana Christ und J. B. von Keller 

in Hal. und Braun Nachtr. 275 [1882]). Stacheln derb, gerade, ge- 
paart, nach oben zu oft fast nadelförmig, oder nur wenig geneigt. 
Zweige kurz, dicht bestachelt. Nebenblätter schmal. Blattstiel filzig. 
Blättehen bläulich-blassgrün, länglich bis breit-elliptisch, die 
drei oberen genähert. Blüthen einzeln, kurz gestielt, sehr klein. 
Griffel auf dem kegelförmig erhabenen Diseus schwach wollig. 
— Nieder-Oesterreich. x 

3. Brächtii2) (R. Brachtii Braun in OBZ. XLIV. 20 [1894]). Blättchen 
klein, mit offener Zahnung. Kelehbecher länglich-oval. Diseus stark 
kegelförmig erhaben; Griffel kurz behaart. Scheinfrucht klein. — 
Nieder-Oesterreich ! 

4. longistyla (R. dumetorum %. longistyla Burnat u. Gremli Ros. Alp. 
mar. Suppl. 32 [1882—83]). Stacheln an den Blüthenzweigen sehr 
spärlich, klein, ziemlich schwach gebogen. Nebenblätter breit. 
Blättchen ziemlich gross, oval-elliptisch, gegen den Grund oft verschmälert, 
beiderseits weichhaarig. Blüthenstiele 1—1,5 em lang, die grossen, breiten 
Hochblätter kaum überragend. Discus stark kegelförmig, von 
‚den säulenförmig verlängerten (2!/—3 mm), behaarten Griffeln überragt. 
— Seealpen: Tenda! — Im Bau des Kelehbechers und der Griffel völlig 
identisch mit R. stylosa, schliesst sich die Pflanze im ganzen übrigen Bau 
durchaus dem Formenkreise der R. dumetorum an. 


Eine namentlich in Bezug auf die Bestachelung extreme Ab- 
änderung der R. dumetorum A. I. b. Thuillieri ist 

ß. orthacantha3) (R. dumetorum orthacantha R. Keller Herb.). 
h wit flatterigen, reichbestachelten Zweigen. Stacheln gerade 
oder leicht gebogen, mit ovalem, wenig herabgezogenem 
Grunde, gelblich, lang, etwas ungleich. Laubblätter 5—7zählig, 
Blättchen entfernt stehend. Nebenblätter schmal, mit vor- 
gestreckten, divergirenden Oehrchen, oberseits kahl, unterseits an den 
Oehrchen zottig behaart, am Rande gewimpert, zerstreut drüsig. Blatt- 
stiel abstehend zottig behaart, ziemlich reich an Stieldrüsen und Stacheln. 
Blättchen sehr klein, breit-oval bis oval, oft fast rautenförmig, 
beiderends + spitz auslaufend, mit breiten, kurzen Zähnen, oberseits 
dunkelgrün, locker anliegend behaart, unterseits graugrün, nament- 
lich an den Nerven langzottig behaart. Blüthen einzeln. 
Blüthenstiele kurz bis mässig lang, 1—1'/2 mal so lang als die länglichen, 
bläulich bereiften Kelchbecher, drüsenlos und kahl, oder am Grunde 
etwas behaart. Kelchblätter drüsenlos, mit lanzettlichen Anhängseln., 
Fiedern linealisch-lanzettlich, am Rande drüsig gewimpert. Griffel zer- 
streut behaart. — Val Ossola! 


ID 


1) S. S. 162 Fussn. 2. 

2) Nach Albert von Bracht, k. k. Hauptmann, * 1804 Prag, 7 in der 
Schlacht bei Custozza am 25. Juli 1848, welcher namentlich in Ober-Italien, aber 
auch in seiner Heimat bei Franzensbad, erfolgreich botanisirte. Sein Herbar hinter- 
liess er dem Böhmischen Museum in Prag (Celakovsky Prodr. Fl. Böhm. 915). 

3) öodög gerade, dzavda Stachel. 


ee 


Rosa. 179 


II. Blüthenstiele mit + zahlreichen Stieldrüsen besetzt, die bisweilen auch an 
den Kelchbecher übergehen. 

Deseglisei!). f} meist niedrig, mit schlanken, ruthenförmig ver- 
längerten, überhängenden Zweigen. Stacheln kräftig, am Grunde stark ver- 
längert, an den Zweigen schwach gebogen bis sichelförmig gekrümmt. Laub- 
blätter 5—7zählig, Blättchen entfernt. Nebenblätter schmal, beiderseits be- 
haart, am Rande der Oehrehen drüsig gewimpert. Blattstiel stark behaart, 
wehrlos, meist auch drüsenlos. Blättchen spitz-oval oder elliptisch, 
am Grunde abgerundet oder etwas verschmälert, mit kurzer, anliegender 
Zahnung (beiderseits, namentlich unterseits anliegend behaart). 
Blüthenstiele meist mehrfach länger als der Kelehbecher, mit schwachen, 
zerstreuten Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher oval. Kelchblätter be- 
haart, auf dem Rücken drüsenlos; Fiedern kurz. Blumenblätter fast 
weiss. Griffel verlängert, spärlich behaart. Scheinfrüchte länglich- 
oval bis fast kugelig. -——- Durch das ganze Gebiet, aber im Verhältniss zu 
den Abänderungen der Gruppe A. I. selten!! — R. dumetorum f. Deseglisei 
Christ Ros. Schw. 187 (1873). R. Deseglisei Boreau Fl. Cent. France ed. 3. 
II. 224 (1857). Nyman Consp. 235. R. collina y. Deseglisei Dumortier Bull. 
SB. Belg. VI. 56 (1867). — Sowohl in Bezug auf die Behaarung als auf 
die Drüsigkeit + stark abändernd; Abänderungen mit schwacher Be- 
haarung sind 
b. hispidula (R. hispidula Ripart bei Deseglise SB. Belg. XV. 386 [1876]. 

z. T.) Nebenblätter kahl oder unterseits schwach behaart, 
am Rande gewimpert und etwas drüsig. Blattstiel ziemlich dicht behaart, 
unterseits bestachelt. Blättehen oberseits kahl, dunkelgrün, unter- 
seits bleichgrün, am Mittel- und den Seitennerven, im ausge- 
wachsenen Zustande oft auch nur am Mittelnery behaart. Blüthenstiele 
meist ziemlich kurz. Kelchblätter auf dem Rücken drüsenlos. Griffel 
behaart. Scheinfrucht eiförmig bis kugelig-eiförmig. — Hin und wieder, 
wie die typische R. dumetorum A. II. Deseglisei!! — Ein Theil der 

Ripart’schen R, hispidula fällt mit R. dumetorum A. I. a. 2. urbica 

zusammen, ein anderer zeigt so schwache Behaarung, dass er nach unserer 

Eintheilung zu R. canina zu rechnen ist (vgl. S. 158 A. I. a. 2. d.). — 

Fast identisch ist 

2. Vaulxiäna?) (R. Vaulxiana Moutin in Bull. S. Dauph. XVL. 634 
[1889]), eine durch kugelige Scheinfrüchte ausgezeichnete Unterabart. — 
Dauphine! 

3. imitata (R. imitata Desöglise in M&m. S. Acad. Maine-et-Loire XXVII. 
120 [1873]. Nyman Consp, 231) ist eine durch birnförmige, deutlich 
in den Blüthenstiel verschmälerte Scheinfrüchte charakterisirte Abänderung. 
— Rhone! 

e. trichoideas) (R. trichoiden Ripart in Deseglise SB. Belg. XV. 386 
[1876]). Nebenblätter oberseits kahl, unterseits an den Oehrchen flaumig. 
Blattstiel behaart. Blättehen breit-oval, sıumpf, oberseits sehr zer- 
streut, unterseits diehter behaart. Blüthenstiel mit spärlichen 
Stieldrüsen; Kelehbecher länglich. Blumenkrone weiss. Griffel behaart. 
— Wie die vorigen. 


1) Nach Pierre Alfred D&s&glise, * 1823 Lamothe d’Insay bei Mehun-sur- Yevre, 
T 13. Dec. 1883 in Genf, wohin er nach 1870 seinen Wohnsitz verlegt hatte, her- 
vorragendem Rhodologen, welcher 'seit 1861 mehrere wichtige Arbeiten über die 
Rosen Frankreichs und der Alten Welt, namentlich 1876 in SB. Belg. XV. 176—405, 
491—602 den umfassenden Catalogue raisonne ou @num£ration methodique des 
especes du genre Rosier pour l’Europe, l’Asie et l’Afrigue veröffentlichte. Ausser- 
dem beschäftigte er sich mit der Gattung Menta und auch mit der Adventivflora von 
Genf. Vgl. Boullu Ann. SB. Lyon XI. 227. 

2) Bei Notre Dame-de-Vaux (Isere) gefunden. 

3) roıyosıdg, haarartig, haarig. 


180 


Rosaceae. 


Durch grösseren Reichthum an Stieldrüsen im Blüthenstand 
sind ausgezeichnet 


. Pesiänat) (R. dumetorum e. Pesiana Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar, 


Suppl. 29 [1882—83]). Blättehen oval, oberseits kahl oder zerstreut be- 
haart, unterseits dicht anliegend behaart. Blüthenstiele dieht mit Stiel- 
drüsen besetzt, Kelehbecher dieht stieldrüsig, Kelchblätter 
auf dem Rücken drüsig, Blumenblätter weiss; Griffel behaart. — See- 
alpen! — Eine Uebergangsform zu R. Pouzini. 


e. pseudo-collina (R. dumetorum f. pseudocollina Christ Ros. Schw. 188 


[1873]. R. dumetorum f. glandulosa Grenier Fl. Jur. 247 [1864] z. T. 
R. collina vieler Schriftsteller nicht Jacquin 2)). Gedrungener, dicht stacheliger 
Strauch. Blattstiel sehr dicht bestachelt. Blättchen rundlich-oval, stark 
genähert, mit den Rändern sich berührend oder selbst deckend, oben an- 
gedrückt, dünn behaart, unterseits auf der ganzen Fläche flaumig behaart, 
am Rande dicht gewimpert. Blüthen in mehrblüthigen Blüthenständen. 
Blüthenstiele bald mit wenigen Stieldrüsen, bald aber Stieldrüsen zahlreich 
und selbst an den Kelchbecher übergehend. Kelchblätter auf dem Rücken mit 
starken Drüsenborsten besetzt. Blumenblätter klein, hellrosa. Griffel kurz, 
wollig behaart, Scheinfrüchte fast kugelig. — Wie die typische R. dume- 
torum A. II. Deseglisei, aber noch seltener!! 


B. Zähne mit Nebenzähnchen. 


I. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 
a. Blättehen oberseits kahl, unterseits wenigstens am Mittelnerv + dicht und 


an den Seitennerven zerstreut behaart. 

hemitricha3). Wie R. dumetorum A.I.a., aber alle oder doch 
ein grösserer Theil der Zähne mit meist drüsigem Neben- 
zähnchen. — Im nördlichen und östlichen Theil des Gebietes in + zahl- 
reichen Abänderungen, wie es scheint häufiger als im südlichen. — 
R. dumetorum B. 1. a. hemitricha R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 180 
(1901). R. hemitricha Ripart in Döseglise SB. Belg. XV. 373 (1876). 
R. villosiiseula Boullu in Billotia 120 (1866). 


2. subgläbra (R. dumetorum f. subglabra Borbäs in Ros. Hung. 435 
[1880]. Zweige wehrlos, bisweilen röthlich angelaufen. Blattstiel 
spärlich stachelig. Blättchen eiförmig oder elliptisch, vorn kurz zu- 
gespitzt, am Grunde abgerundet oder etwas verschmälert (Zähne zum 
Theil mit Drüsenzähnchen), oberseits glänzend, kahl, unterseits 
bleichgrün, am Mittelnerv und wenigstens in der Jugend 
an den Seitennerven behaart. Griffel kahl oder sehr zerstreut 
behaart. Scheinfrucht kugelig. — Nieder-Oesterreich! Ungarn und wohl 
auch anderwärts. 

b. decalväata (R. dumetorum & „ decalvata Crepin nach Braun in Beck 
Fl. N.-Oest. 800 [1892]) ist eine durch behaarte oder kahle 
Blüthenstiele, eiförmige bis länglich-eiförmige Schein- 
früchte und leicht behaarte Griffel ausgezeichnete Unterabart der 
vorigen. — Sachsen! Nieder-Oesterreich! 


c. suboxyphyllat) (R. dumetorum f. suboxyphylla Borbäs Ros. Hung. 
427 [1880]) ist die Abänderung der R. dumetorum B. I. a. 2. subglabra 


1) Nach dem Pesio-Thal, wo Burnat diese Rose entdeckte. 
2) R. collina wird namentlich von den österreichischen Botanikern noch als 


Artbezeichnung für einen sehr ungleichartigen Formencomplex verwerthet, in welchem 
unter anderem auch Abänderungen der R. dumetorum A. II. eingezogen werden. 
R. collina Jacquin (Fl. Aust. II. 58 [1874]) ist eine hybride Bildung, deren Er- 
zeuger R. Gallica und R. dumetorum sind. (Vgl. Cr&pin Bull. SB. Belg. XXXII. 
1. 88 [1894], ferner Keller in A. u. G. Syn. am Schlusse der Caninae.) 


3) jur- halb (hier auf einer Seite), Hol& Haar. 
4) 680g scharf, spitz, p6/Ao» Blatt. 


Rosa. 181 


mit durchgängig doppelt gezähnten Blättchen; ähnlich 
aber mit dicht behaarten Griffeln ist 

d. Quädicat) (R. dumetorum f. quadica Braun BV. Landshut 11 Ber. 108 
[1889]), während — 2. inaequiserräta (R. dumetorum y,, inae- 
quiserrata Braun in Beck Fl. N.-Oest. 800 [1892]) die Abänderung 
dieser ist, die nur zum Theil doppelt gezähnte elliptische 
Blättchen hat und — 3. eulanceoläta (R. dumetorum 6 „ eulanceo- 
lata Braun a. a. ©. 800 [1892]) die analoge Abänderung mit elliptisch- 
lanzettlichen Blättchen ist. 

Durch breit- bis rundlich-eiförmige, stumpfe, doppelt 
gezähnte Blättehen von der Behaarung der R. dumetorum B. I. a. 2. 
subglabra, kugelige Scheinfrüchte und kahle Griffel ist 

e. amblyphylla2) (R. amblyphylla Ripart in Desöglise SB. Belg. XV. 
380 [1876]) ausgezeichnet. 

Gleiche Behaarung und Form zeigen die Blättchen der 2. unci- 
nella (RR. uncinella Besser En. pl. Pod. et Volh. 20, 62 [1820, 1821]. 
Koch Syn. ed. 2. 251. Nyman Consp. 235 Suppl. 115), aber die 
Zahnung ist unregelmässig doppelt, Griffel diehter behaart, Schein- 
früchte eiförmig, Zweige meist unbewehrt. — Im östlichen Theil des 
Gebietes hin und wieder. 

Die typische Behaarung der R. dumetorum B. I. a. hemitricha zeigt 

3. heterötricha3) (R. dumetorum f. heterotricha Borbäs Ros. Hung. 426 
|1880]). Blüthentragende Zweige oft wehrlos oder nur spärlich be- 
stachelt. Blättchen eiförmig. 

4. Leventinaet) (R. dumetorum B. I. a. 4. Leventinae R. Keller in 
A.u.G. Syn. VI. 181 [1901]) schliesst sich in Bezug auf die Behaarung 
an R. dumetorum B. ]I. a. hemitricha an. f, mit stark bestachelten 
Zweigen. Stacheln leicht gebogen, meist gepaart. Nebenblätter breit, 
mit langen, scharf zugespitzten abstehenden Oehrcehen, oberseits kahl, 
unterseits anliegend behaart, mit drüsig gewimpertem Rande. Blattstiel 
flaumig behaart, mit ziemlich zahlreichen kürzer und länger gestielten 
Drüsen. Blättchen ziemlich gross, rundlich-eiförmig, am Grunde ab- 
gerundet, bisweilen fast herzförmig ausgerandet, vorn abgerundet oder 
zugespitzt. Zahnung tief, anliegend, Zähne oft mit Drüsenzähnchen. 
Kelchbecher oval. Kelchblätter auf dem Rücken drüsig, mit breit- 
lanzettlichem, drüsig gezähntem Anhängsel, die äusseren mit kurzen, 
lanzettlichen, drüsig gewimperten Fiedern. Discus kegelförmig. 
Griffel behaart. — Leventina!! 

Eine besonders durch die Stacheln charakteristische Abänderung ist 


ß. Burnäti5) (R. dumetorum 6. Burnati Burnat u. Gremli in 
Ros. Alp. mar. Suppl. 21 [1882—83]. R. tomentella f. Burnati Christ 
in Journ. Bot. XIV [1876] 170. R. Burnati Burnat u. Gremli Ros. 
Alp. mar. 92 [1879]). Stacheln zahlreich, sehr lang, gerade, am 
Grunde wenig verlängert. Blättchen elliptischh mit unregel- 
mässiger, bisweilen fast vollständig doppelter Zahnung. Fiedern der 
Kelchblätter schmal. Blumenblätter ziemlich gross, ziemlich lebhaft rosa. 
Griffel behaart. — Seealpen! 


b. Blättehen beiderseits behaart. 


1) Nach dem Germanischen Volksstamme der Quaden, welche in Nieder- 
Oesterreich und Mähren sassen. 

2) dupidg stumpf, pöAAov Blatt. 

3) Eregog einer von beiden (Seiten), Yoi$ Haar. 

4) Nach der Thalschaft Leventina (Liviner Thal) im Ct. Tessin, dem Fund- 
orte dieser Unterabart. 

5) S. S. 119 Fussn. 1. 


1; 


Rosaceae, 


aemoniänal). Bestachelung spärlich, an den Blüthenzweigen 
oft fehlend, kräftigere Stacheln leicht gebogen bis gekrümmt, mit 
lang herablaufendem Grunde. Blattstiel kraus oder abstehend 
langhaarig, fast wollig. Blättchen oval, unterseits über die ganze 
Fläche, am Mittelnerv zottig behaart, oberseits zerstreut behaart, 
zum Theil allmählich verkahlend. Zahnung reichlich zusammen- 
gesetzt, Zähne oft mit 2—3 Drüsenzähnchen, selten auch einfach. 
Blüthenstiele etwa so lang wie die Hochblätter, einzeln oder zu mehreren, 
Kelchbecher kugelig. Kelchblätter auf dem Rücken drüsenlos, die 
äusseren mit zahlreichen breiten Fiedern. Griffel kurz, 
behaart. — Frankreich; Ungarn! — R. dumetorum var. Aemoniana 
Kmet’ Herb. R. Aemoniana Puget Herb. — Durch die Zahnung und 
die Gestalt der Kelchblätter zeigt die vorliegende Rose bereits bedeutende 
Annäherung an die R. tomentella, in deren Formenkreis überhaupt viele 
dieser durch doppelte Zahnung ausgezeichnete Abänderungen der R. 
dumetorum hinübergreifen, so dass nach Crepin’s Anschauungsweise 
R. tomentella in den grossen Formenkreis der R. canina einzuziehen ist. 


Wotoszezäkii2). Blüthenzweige kurz, stachelig. Stacheln hakig 
gekrümmt, unter dem Blüthenstand bisweilen gedrängt, paarweise. 
Nebenblätter weisslich behaart, mit kurzen lanzettlichen Oehrchen, am 
Rande mit grossen, schwärzlichen, fast sitzenden Drüsen 
besetzt. Blattstiel unbewehrt, mit sparsamen Stieldrüsen oder drüsenlos, 
zottig behaart. Blättehen länglich, schmal-lanzettlich, nach 
beiden Seiten verschmälert, vorn fein zugespitzt. Zahnung an 
dem keiligen Blattgrunde doppelt, nach vorn zum Theil dreifach. 
Zähne vorgestreckt, in eine schmale Spitze ausgezogen. Zähne z. T. 
mit 3—5 Drüsenzähnchen. Oberseite der Blättchen anliegend 
dünn behaart, Behaarung allmählich + vollständig verschwindend, 
unterseits grauzottig, am Rande gewimpert. Blüthen einzeln. 
Blüthenstiele so lang als der Kelchbecher, kahl oder flaumig. Hoch- 
blätter lanzettlich. Kelchbecher verkehrt-eiförmig. Kelchblätter schmal, 
beiderseits filzig, auf dem Rücken drüsenlos, mit linealisch-lanzettlichem 
Anhängsel. Fiederlappen kurz, breit-lanzettlich, gezähnelt. 
Blumenblätter sehr klein, schmal, länglich, verkehrt-eiförmig keilig. 
Griffel schwach wollig behaart. — Nieder-Oesterreich! — R. dumetorum 
eo. Woloszezakii Braun in Beck Fl. N.-Oest. 796 (1892). R. Woloszezakii 
J. B. von Keller in Haläcsy und Braun Nachtr. Fl. N.-Oest. 282 (1882). 
— Auch diese Abart ist eine gegen R. tomentella neigende Abänderung. 


. Lembachensis3). Blüthenzweige reichlich mit gebogenen bis fast 


geraden Stacheln bewehrt. Nebenblätter der oberen Laubblätter beider- 
seits kahl, mit schmalen vorgestreckten Oehrchen, am Rande drüsig ge- 
wimpert, jene der unteren Laubblätter breiter, unterseits auf der Fläche 
flaumhaarig. Blättchen klein bis mittelgross, die oberen spitz- 
oval, die unteren länglich-rautenförmig, Zahnung der unteren 
Blättehen gross, abstehend, z. T. einfach, jene der oberen 
zusammengesetzt, mit drüsigen Zähnchen. Oberseite der Blätt- 
chen zerstreut anliegend behaart, bisweilen allmählich ver- 
kahlend, Unterseite auf der ganzen Fläche flaumhaaris. 
Kelchblätter kurz, breit, beiderseits weissfilzig, die 


1) Von aiuövıog blutroth (Saint-Lager br.). 
2) Nach dem Entdecker Eustach Woloszezak, * 1. Oct. 1835 Stadt Jaworöw 


(br.), Professor der Zoologie, Botanik und Waarenkunde am Polytechnikum in 
Lemberg, hochverdient um die Flora Galiziens, Herausgeber der Flora Polonica 
exsiccata, 7 Centurien 1893—9 (die ersten 4 mit Prof. Anton Rehmann), Ver- 
fasser zahlreicher Aufsätze, auch in deutschen Zeitschriften (bes. über Salik). 


3) Nach dem Fundorte bei Lembach, unweit Kirchschlag im südöstlichsten 


Winkel Nieder-Oesterreichs. 


> 
EEE WE ENTE, 5 


Rosa. 183 


äusseren reichlich fiederspaltig, Fiedern lanzettlich, 
gezähnt. Kelchbecher verkehrt - eiförmig, mit erhöhtem Disecus. 
Griffel ein grosses weisswolliges Köpfchen bildend. Scheinfrucht 
breit-elliptisch. — Nieder-Oesterreich., — R. dumetorum e. Lembachensis 
J. B. von Keller in Haläcsy u. Braun Nachtr. Fl. N.-Oest. 276 (1882). 
— Eine der vorigen nahestehende Uebergangsform und von ihr durch 
die weniger zusammengesetzte Zahnung und die stärker behaarten Griffel 
verschieden. 


4. interpösita. f} durch dunkle Färbung auffällig. Blüthen- 
zweige meist wehrlos; starke Zweige am Grunde der Laubblätter 
mit grossen hakigen, meist gepaarten Stacheln. Nebenblätter oberseits 
kahl, unterseits dicht behaart, am Rande drüsig und langhaarig gewimpert. 
Blattstiel dieht filzig, stachellos, mit kürzeren oder längeren Stiel- 
drüsen besetzt. Blättehen lederig, oval, sich gegenseitig meist 
deckend, oberseits dunkelgrün, dieht angedrückt behaart, unterseits grau- 
grün, mit stark hervortretenden Aderu, weichhaarig, in manchen Fällen 
mit einzelnen Subfoliardrüsen, in anderen ohne solche. Zahnung un- 
gleich, z. T. einfach, z. T. doppelt; Zähne lang wimperhaarig. 
Hochblätter grosslaubig, oberseits kahl, unterseits dicht behaart, am 
Rande drüsig und haarig gewimpert. Fiedern der äusseren Kelchblätter 
länglich-oval bis linealisch. Anhängsel der Kelchblätter lanzett- 
lich, ganzrandig. Discus kegelförmig, Griffel säulenförmig sich 
erhebend, mässig behaart. Scheinfrucht klein, kugelig. — Meissen! — 
R. dumetorum $. interposita Schlimpert in Abh. der NG. Isis 13 (1899). 
— Ebenfalls eine die R. dumetorum mit R. tomentella verbindende 
Abänderung, die von Manchen, wie z.B. M. Schulze, zu letzterer ge- 
zogen wird. 


II. Blüthenstiele mit Stieldrüsen, 

caesia. Blättchen oberseits schwach behaart, unterseits 
weichhaarig. Zahnung unregelmässig doppelt. Blüthenstiele spär- 
lieh mit Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken drüsig. 
— Ungarn (?) — R. dumetorum B. II. caesia R. Keller in A, u. G. Syn. VI. 
183 (1901). R. caesia Baker Journ. Linn. Soc. XI. 232 (1869). 
(Durch fast ganz Europa [fehlt im nördlichsten Theile]; West- 

Asien; Nord-Africa.) * 


10. x. 31. R. Gallica X. dumetorum s. am Schlusse der Caninae. 


$$ Kelchblätter nach der Blüthe aufgerichtet, lange bleibend. 
Griffel ein grosses, die Mündung des Kelchbechers ab- 
schliessendes, wolliges Köpfchen bildend!). 
* Blättchen meist drüsenlos, selten mit + zahlreichen Sub- 
foliardrüsen, die meist auf den Mittelnerv und die Seiten- 
nerven beschränkt sind. 


32. (31) R. glauca. ii. Bis 2 m hoch, von etwas gedrungenem 
Bau. Zweige oft bläulich bereift. Stacheln sehr kräftig, aus 
breitem Grunde hakig gekrümmt oder seltener in eine nur 
leicht gebogene oder fast gerade Spitze ausgehend, auch an den Blüthen- 
trieben meist in grosser Zahl vorhanden, selten völlig fehlend. Mittlere 
Laubblätter 5—7zählig. Blättchen meist so genähert, dass sie sich 


1) An Uebergangsformen zu R. canina sind die Kelehblätter auch abstehend 
oder selbst zurückgeschlagen ; Griffelköpfehen auch lockerer behaart. 


184 Rosaceae, 


mit den- Rändern berühren. Seitenblättchen kurz, Endblättchen lang 
gestiel. Nebenblätter meist auffällig breit, mit langen, vor- 
gestreckten, scharf zugespitzten, bisweilen sichelförmig gekrümmten 
Oehrchen, beiderseits 'kahl, am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel kahl 
oder zerstreut behaart, mehr oder weniger reichlich mit Stiedrüsen und 
meist auch unterseits mit hakig gekrümmten Stacheln bewehrt. Blättehen 
meist mittelgross bis gross, breit-eiförmig bis rundlich- 
eiförmig, gegen den Grund verschmälert, seltener abgerundet oder 
herzförmig ausgerandet, vorn oft ziemlich lang und scharf zugespitzt 
(Zahnung tief, anliegend, einfach oder zusammengesetzt, Zähne lang 
zugespitzt, Zähnchen drüsig), beiderseits kahl, meist bläulich 
bereift, oberseits dunkel-, unterseits heller grün, selten unterseits an 
den Seitennerven mit + zahlreichen Subfoliardrüsen. Blüthen einzeln 
oder sehr häufig in reichblüthigen Blüthenständen. Hochblätter 
gross, breit, laubig, länger als die Blüthenstiele und 
den Blüthenstand umhüllend. Blüthenstiele meist sehr 
kurz, an der Mittelblüthe meist fast fehlend, drüsenlos oder seltener 
mit Stieldrüsen bekleidet, in Uebergangsformen zu R. canina die 
Hochblätter auch überragend. Kelchbecher kugelig, bereift, 
seltener oval oder selbst länglich-oval, fast flaschenförmig, kahl, selten 
mehr oder weniger drüsenreich. Kelchblätter mit lanzettlichem 
bis linealischem, ganzrandigem oder drüsig gezähntem Anhängsel, 
mit drüsig gewimpertem, flaumig behaartem Rande, auf dem 
Rücken drüsenlos oder + reichlich mit Stieldrüsen bekleidet, nach 
der Blüthe aufrecht abstehend oder aufgerichtet, selten 
zurückgeschlagen, lange bleibend, zur Zeit der Frucht- 
reife oder kurz vorher abfallend, die äussern mit linealisch- 
lanzettlichen, bisweilen fast fädlichen Fiedern. Blumenblätter 
ziemlich gross, lebhaft rosenroth. Griffel ein wollig be- 
haartes Köpfchen bildend, selten lockerer behaart. Scheinfrucht 
kugelig oder seltener eiförmig bis länglich-eiförmig, kahl oder seltener 
mit Stieldrüsen bekleidet. 

In der Berg- und subalpinen Region durch das ganze Gebiet ver- 
breitet; weniger verbreitet im nordöstlichen Flachlande Bl. Juni 
und Juli. 

R. glauca Villars bei Loisel. in Desv. Journ. bot. II. 336 (1809). 
Trattinick Monog. Ros. II. 223 (1823). Deseglise SB. Belg. XV. 
298 (1876). Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. 114 (1879). Borbäs 
Ros. Hung. 442, 459 (1880). J. B. von Keller in Haläcsy u. Braun 
Nachtr. Fl. N.-Oest. 225 (1882). Crepin Bull. SB. Belg. XXI. 50 
(1882). M. Schulze BV. Ges. Thür. V. 33 (1887). Cr&pin Bull. SB. 
Belg. XXVIIL 1. 169, 199 (1889), XXX. 1. 137 (1891), XXXL 2. 
84 (1892). Braun in Beck Fl. N.-Oest. 781 (1892). Keller in Engler 
bot. Jahrb. XIX. Beibl. Heft 2/3. 12 (1894). Jahresb. NG. St. Gallen 218 


1) Cre&epin fand auf 1000 Blüthenstände 347 2—4blüthige und 653 ein- 
blüthige (Bull. SB. Belg. XXXIV. 1. 100 (1895). 


ne ee ee Se a 


Rosa. 185 


(1897). Mitt. NG. Winterthur I. 78 (1898). Gaillard Bull. Herb. 
Boiss. VI (1898) 415. DBurnat Fl. Alp. mar. III. 1. 53 (1899). 
-Schinz u. Keller Fl. Schw. 260 (1900). Nyman Consp. 236 Suppl. 115. 
R. canina var. glauca Desvaux Journ. Bot. Ser. 2. II. 116 (1813). 
R. rubrifolia var. pinnatifida Seringe Mus. Helv. 1. 11 (1818). DC. 
Prod. II. 610 (1825). R. rubrifolia var. Reuteri!) Godet Fl. Jur. 
218 (1853). R. Reuteri!) Godet in Reuter Cat. Geneve &d. 2. 68 (1861). 
Desöglise M&m. S. A. Maine-et-Loire X. 99 (1861). Grenier Fl. Jur. 
238 z. T. (1864). Christ Ros. Schw. 165 (1873). Bräucker Deutschl. 
w. Ros. Nr. 100 (1882). Nyman Consp. Suppl. 116. .R. monticola 
a. Reuteri Rapin Guide cant. Vaud. 194 (1862). 


Aendert in Bezug auf die Form, Grösse, Zahnung und Drüsiskeit der Blätt- 
chen, die Form der Scheinfrüchte, die Bekleidung der Blüthenstiele und Kelch- 
becher ausserordentlich ab. Durch die Abänderungen wird R. glauca einerseits mit 
R. camina, anderseits mit R. corüifolia, ferner mit R. montana verbunden. Auch 
mit R. Uriensis und R. Rhaetica wird sie durch Zwischenformen verknüpft. 

Die Abarten lassen sich in folgender Weise übersichtlich ordnen: 


A. Kelchblätter nach der Blüthe aufgerichtet oder aufrecht abstehend bis zur 
Fruchtreife bleibend. Griffel ein grosses wolliges Köpfchen bildend. 
I. Zahnung der Blättehen einfach oder nur mit ganz vereinzelten Drüsen- 
zähnchen ; Subfoliardrüsen fehlen. 
a. Blüthenstiele und Kelchbecher ohne Stieldrüsen. 

typica. Stacheln zahlreich, kräftig, aus breitem Grunde 
ineine meisthakiggekrümmte Spitzeausgehend. Nebenblätter 
breit, am Rande zerstreut drüsig gewimpert. Blattstiel kahl, mit 
hakigen Stacheln bewehrt, zerstreut drüsig oder drüsenlos. Blätt- 
chen gross, sehr breit eirund, fast kreisrund, kurz zugespitzt, dunkel- 
grün, etwas bereift. Zähne tief, anliegend, oft in eine lange Spitze 
ausgezogen. Blüthenstiele ganz kurz, von den grossen, breiten 
Hochblättern umhüllt, ohne Stieldrüsen. Kelchblätter auf dem 
Rücken drüsenlos, die äussern mit zahlreichen linealischen oder linealisch- 
lanzettlichen Fiedern. Scheinfrucht rundlich-oval bis kugelig, die mittlere 
des Fruchtstandes meist fast stiellos, birnförmig, sehr gross, durch den 
breiten Discus stumpf. — Im Verbreitungsgebiete der Art häufig!! — 
R. glauca A. I. a. typica R. Keller in A. u. G. Syn. II. 185 (1901). 
R. glauca a. Reuteri Cottet in Guide d. bot. cant. I'ribourg 107 (1891). 

R. Reuteri f. typiea Christ 165 (1873). 


Als 2. archetypa?) (R. Reuteri f. archetypa Christ in Flora LVII [1874] 223) 
wird eine Abänderung der typica bezeichnet, die der Autor in folgender 
Weise kennzeichnet: Pflanze dunkelroth überlaufen. Stacheln 
kurz, krumm, Blättehen dunkelgrün, violett angehaucht, sehr gross, 
oval-rundlich, gestielt, gross und weit einfach gezähnt. 
Blüthenstand 3- bis 7 blüthig, von den grossen breit-ovalen Hochblättern - 
umgeben. Mittlerer Kelchbecher fast ungestielt, keulenförmig, seit- 
liche kurz gestielt. Kelehblätter schmal, mit schmalem Anhängsel, 
die äussern mit schmalen Fiedern. Blumenblätter gross, intensiv- 
roth. Köpfchen der Griffel kurz, gross, weisswollig. — In ähnlicher 
Form durch das ganze Gebiet der Art. 

3. pilosula (R. Reuteri f. pilosula Christ Flora LVII [1875] 295) ist 
die durch behaarte Blattstiele gekennzeichnete Abänderung der 
R. glauca A. I. a. typica. Einzelne Haare gehen auch auf den Mittel- 
nerv über. — Hin und wieder!! — Die Abänderung stellt eine Ver- 


1,78. 12172 Bussn. 1. 
2) doyervnog urbildlich. 


186 B.osaceae, 


bindung zwischen R. glauca und R. corifolia dar, — Abänderungen 
mit ovalen Scheinfrüchten sind: 


4. Gravetil) (R. glauea f. Graveti Borbäs Ros. Hung. 441 [1880]. 
R. Graveti Crepin Bull. SB. Belg. XXX. 1. 156 [1891]). Bestachelung 
kräftig, auch an die Blattstiele übergehend. Mittlere Nebenblätter sehr 
breit, an den Blättern der Schösslinge meist schmal. Blättchen klein, 
länglich-oval, scharf zugespitzt, mit anliegender Zahnung. Kelch- 
becher und Scheinfrucht oval. Kelehblätter abstehend, vor der Frucht- 
reife abfallend. — Belgien! Ungarn. 


5. faledta (R. faleata Puget in M&m. $. A. Maine-et-Loire XX VII. 106 
[1875]. R. glauca f. falcata Borbäs Ros. Hung. 441 [1880]. BR. imponens 
Ripart in Desöglise SB. Belg. XV. 298 [1876]. Blüthenzweige un- 
bewehrt. Blättehen länglich-oval, Zähne hin und wieder mit 
einem drüsigen Nebenzähnchen. Hochblätter lanzettlich. Blumenblätter 
hlassrosa. Scheinfrucht gross, oval bis länglich-oval. Griffel 


‘ etwas hervortretend, behaart, aber nicht wollig. — Hin und wieder 
im Verbreitungsgebiete der Art, doch selten; Dauphine! Savoyen, Schweiz! 
Ungarn ete. — Ebenfalls durch ovale Scheinfrüchte ist 


6. Orepinidna?2) (R. Orepiniana Desöglise in Baker Rev. Brit. Ros. 28 
[1864]. Dumortier SB. Belg. VI. 60 [1867]. Crepin SB. Belg. VIII. 
237 [1869] XXXI. 2. 84 [1892]. Nyman Consp. 236). fj niedrig, ge- 
drungen, mit krummhakigen Stacheln bewehrt. Schösslinge, junge 
Blätter und Nebenblätter röthlich angelaufen. Blattstiel stachelig, 
mit Stieldrüsen besetzt. Blättchen oval, zugespitzt, auf dem Mittel. 
nerv etwas drüsig. Hochblätter klein. Blüthen einzeln. Kelch- 
blätter mit grossem laubigem Anhängsel. — Belgien. 


b. Seringei:) (R. Reuteri f. Seringei Christ Ros. Schw. 170 [1873]). 
Stacheln fast gerade, bis leicht gekrümmt, meist allmählich aus 
den breiten Grund übergehend, dünn; Zweige, jüngere Laub- 
blätter und Hochblätter tiefroth-violett angelaufen, 
blau bereift. Nebenblätter schwach drüsig gewimpert. Blattstiel 
fast drüsenlos, mit mehreren krummen Stacheln besetzt. Blättchen 
deutlich gestielt, klein, oval-lanzettlich, keilig, scharf, 
z. T. aber auch gross, breit-oval und schmal zugespitzt, am 
Grunde ungezähnt. Zähne scharf, tief, bis zum Grunde sich er- 
streckend, vorgestreckt. Hochblätter sehr gross, drüsig gezähnelt. 
Blüthenstiele kurz, wenig länger als die Scheinfrüchte. Kelchbecher 
kugelig. Kelchblätter mit langem, linealischem Anhängsel, 


1) Nach Frederie Gravet, * 2. Aug. 1827 Wavre (Prov. Brabant) (br.) in 
Louette-St.-Pierre, Prov. Namur, Belgien, verdienstvollem Bryologen. 


2) Nach Francois Cr&pin, * 30. October 1830 in Rochefort (Provinz 
Namur), Professor und Direetor des Botanischen Gartens in Brüssel, dem hervor- 
ragendsten Kenner der Rosen, hochverdient um die Flora Belgiens, für welche er 
zuerst die kritische Grundlage geschaffen hat (Manuel de la Flore de Belgique 1—5 
edition. Bruxelles 1860—1885. Notes sur quelques plantes rares ou critiques de 
la Belgique. Faseieule I—V [Bull. Ac. roy. de Belg... Brux. 1859—1865). 
Crepin’s rhodologische Forschungsreisen erstrecken sich vorzugsweise auf das 
westliche und mittlere Alpengebiet. Die Verfasser der Synopsis und der Bearbeiter 
der Gattung Rosa sind ihrem langjährigen Freunde für zahlreiche, werthvolle Mit- 
theilungen zu Dank verpflichtet. 

3) Nach Nicolas Charles Seringe, * 1776 Longjumeau bei Paris F 1858 
Lyon als Professor und Director des Botanischen Gartens, früher in Genf und Bern, 
Bearbeiter der Gattungen Aconitum und Rosa, der Caryophyllaceae (ausser Silene) 
und Cucurbitaceae in De Candolle’s Prodromus. Von seinen zahlreichen Schriften 
ist für unser Gebiet besonders der Essai d’une monographie des Saules de la Suisse, 


Berne 1815 von Bedeutung. 
- 


Rosa. 187 


auf dem Rücken drüsenlos, die äusseren mit wenigenlinealischen 


Fiedern. — Schweiz: Grindelwald ! 
Christ fasst (a. a. O. 170 [1873]) diese Abänderung der R. 
glauca als einen Uebergang zu R. rubrifolia auf. — Eine 2. versi- 


Jslia (R. versifolia Godet in H.) geht nach Christ (a. a. O. 171 
[1873]) noch etwas mehr gegen R. rubrifolia, wird aber durch den 
breiten Discus der Scheinfrucht und die Zahnung der Blättchen der 
R. glauca zugewiesen. — Die Originalpflanzen Christ’s, deren Ein- 
sicht mir Cr&pin ermöglichte, ähneln in ihrem Ansehen sehr der 
R. rubrifolia, so dass Cr&pin (in Herb.) geradezu die Frage auf- 
wirft, ob in ihr nicht eine var. der R. rubrifolia vorliege. In der 
Bestachelung und Bezahnung der Blättehen ist aber entschieden der 
Charakter der R. glauca gewahrt. Eine hibride Zwischenform zwischen 
R. glauca und R. rubrifolia ist die Pflanze nicht, da ihre Frucht- 
barkeit nicht geschwächt scheint. 
b. Blüthenstiele (zuweilen auch Kelehbecher) mit + zahlreichen Stieldrüsen. 
tränsiens, Bis 2 m hoher ij. Stacheln meist paarweise 
unter den Laubblattansätzen, seitlich etwas zusammengedrückt, aus lang 
herabgezogenem Grunde in eine nach abwärts gerichtete Spitze vorgezogen. 
Blüthentragende Zweige und Schösslinge bereift. Stacheln der Blüthen- 
triebe bisweilen fast gerade: Nebenblätter mit rothem 
Saum oder ganz roth überlaufen, nach vorn etwas verbreitert, 
länglich, zugespitzt, die der obern Laubblätter breit ganzrandig oder an 
den Oehrehen drüsig gewimpert. Blattstiel oft röthlich über- 
laufen, mit vereinzelten Stieldrüsen und kleinen Stacheln oder unbe- 
wehrt. Blättehen länglich elliptisch, mit abgerundetem Grunde 
oder plötzlich zusammengezogen, z. T. vorn zugespitzt, z. T. abgerundet, 
mit abstehenden, ungleich grossen, drüsenlosen Zähnchen. Zahnung der 
unteren Blätter öfter etwas zusammengesetzt. Hochblätter breit 
eiförmig, zugespitz, + stark röthlich angelaufen, ganzrandig 
oder gegen die Spitze drüsig gewimpert. Blüthen einzeln oder in arm- 
blüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele mit abstehenden Stiel- 
drüsen und drüsigen, nadelförmigen Stachelchen besetzt. 
Kelehbecher am Grunde, seltener am ganzen Umfang mit 
Stieldrüsen und nadelförmigen, in einer Drüse endenden 
Stacheln besetzt, kugelig-eiförmig, oft etwas bereift. Kelchblätter erst 
zur Zeit der vollen Fruchtreife abfallend, mit linealischem Anhängsel, 
aufdem Rücken + reichlieh mit Stieldrüsen besetzt. Blumen- 
hlätter rosenroth, so lang oder etwas länger als die Kelchblätter. Schein- 
früchte kugelig, die mittlere häufig birnförmig in den Fruchtstiel ver- 
schmälert. — Durch das ganze Gebiet, aber meist nur vereinzelt!! — 
R. glauca. A. I. b. transiens R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 187 (1901). 
R. transiens Kerner in OBZ. XX (1870) 8. Deseglise SB. Belg. 304 
(1873). Crepin SB. Belg. XXI. 52 (1882) XXXII. 1. 74 (1893). — Fast 
identisch ist 
2. Rhactica!) (R. Rhaetica Kerner in Herb. nicht Gremli, vergl. Des- 
&glise a. a. O. 304 [1876] und Cröpin a. a. O. XXI. 53 [1882] 
XXXI. 1. 75 [1893]). Sie ist in allen Theilen drüsenreich. 
Nebenblätter und Hochblätter drüsig gewimpert. DBlüthenstiele und 
Kelchbecher dieht drüsig. Kelchblätter auf dem Rücken dicht 
drüsig. — Tirol! ähnlich auch anderwärts. 
3. Mayeri2) (H. Braun in Beck Fl. N.-Oest. 782 [1894]. R. Mayeri 
H. Braun in Oborny Fl. v. Mähren 889 [1886]) ist durch breit- 


1) Von Kerner in den Rhätischen Alpen in Central-Tirol beobachtet. 

2) Nach August Mayer, Gutsverwalter in Gr. Herrlitz (Oest. Schlesien), 7 18?, 
mit Rudolf Rohrer, + 1839, Buchdruckereibesitzer in Brünn Verf. von: Vor- 
arbeiten zu einer Flora des mährisch-schlesischen Gouvernements Brünn 1835. 


188 


Rosaceae. 


eirunde Blättchen ausgezeichnet. Blüthenstiele mit einigen Stiel- 
drüsen. Kelchblätter auf dem Rücken zerstreut kurz drüsig- 
stachelig. Scheinfrucht breitkugelig. — Niederösterreich, Mähren ; 
ähnliche breitblätterige Abänderungen auch anderwärts im Gebiete! 
intriedta (R. intrieata Grenier Fl. Jur. 239 [1864]. Nyman Consp. 236. 
R. glauca y. intricata Cottet in Guide bot. Frib. 107 [1891]) ist eine 
durch verkehrteiförmig-keilige Blättehen ausgezeichnete Ab- 
änderung, deren sehr kurze Blüthenstiele zerstreute Stieldrüsen 
haben, die vereinzelt auch an den Grund der Scheinfrucht 
übergehen. — Hin und wieder. 


b. adenophoral) (R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 188 [1901]) ist 
eine Unterabart mit schwach bestachelten Blüthentrieben, mit Blättchen, 
die vereinzelte Anfänge doppelter Zahnung zeigen, deren 
zerstreut-stieldrüsige Blüthenstiele 11/a—2 mal so lang sind wie die 
kugelig-eiförmigen Kelchbecher. — Hierher gehört ferner 


commutäta (R. commutata Cröpin SB. Belg. XXX. 1. 143 [1891] 
nicht Scheutz). Blättechen ziemlich gross, breit eiförmig, am Grunde 
abgerundet, vorn zugespitzt, mit zusammenneigender Zahnung und 
einzelnen Drüsenzähnchen. Blüthenstiele ziemlich lang, die 
Hochblätter überragend, bald reichlich, bald spärlicher 
mit Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher kugelig-eiförmig, bald nur 
am Grunde, bald über die ganze Fläche + stieldrüsenreich. Kelch- 
blätter mit lanzettlichem, ganzrandigem Anhängsel, Fiedern linealisch- 
lanzettlich, ganzrandig. Scheinfrucht kugelig-oval, vorn eingeschnürt. 
— Isere! — Diese Rose wird bisweilen als Abänderung der R. montana 
aufgefasst. Nach den mir vorliegenden Exemplaren, die mir Cr&pin 
überliess, ist aber dieser Uebergang kaum in anderer Weise angedeutet 
als durch die oft starke, drüsige Bekleidung der Blüthenstiele und 
Kelchbecher. 


II. Zahnung der Blättchen doppelt, indem die meisten Zähne von einem ge- 


wöhnlich eine Drüse tragenden Nebenzähnchen begleitet werden. 
a. Blüthenstiele und Kelchbecher ohne Stieldrüsen. Blattstiel flaumig, mit 


einzelnen Drüsen. 


a 


complicäta. Blättchen wie bei der R. glauca A. I. a. typica. 
Zahnung unregelmässig doppelt, Zähnchen drüsig. Aeussere 
Kelehblätter mit zahlreichen Fiedern, auf dem Rücken drüsenlos, fläum- 
lich. — Durch das ganze Gebiet verbreitet!! — R. glauca &. complicata 
H. Braun in Beck Fl. NÖ. 782 (1892). R. Reuteri $. intermedia 
Gren. Fl. Chaine Jur. 239 (1864). R. complicata Grenier Fl. a. a. O. 
(1864). Nyman Consp. 236. R. Reuteri f. Morthieri Godet Suppl. Fl. 
Jur. 75 (1869). R. Reuteri f. complicata Christ Ros. Schw. 166 (1873). 


b. Caballicensis?2) (R. Reuteri f. Caballicensis Christ in Bos. 
Schw. 167 [1873] z. T. R. Caballicensis Puget Herb. Nyman Consp. 236 
z. T.) ist eine etwas drüsenreichere Abänderung. Nebenblätter 
dicht drüsig gewimpert. Blattstiel mit zahlreichen Stieldrüsen. 
Blättehen doppelt gezähnt, alle Zähne mit drüsigem 
Nebenzähnchen. Rücken der Kelchzipfel drüsenborstig. — 
Verbreitung wie typica, aber allem Anscheine nach seltener!! 

ec. macrophülla3) (Favrat in Herb. Cornaz) ist eine besonders 
grossblätterige Abänderung. Nebenblätter sehr gross, breit, mit 
drüsig gezähntem Rande. Blättchen sehr gross, bis 4—) cm 


1) dd Drüse, -pögog tragend. 
2) Nach der Provinz Chablais in Savoien, welcher Name u. a. mit ager 


Caballiacus, Rossland erklärt worden ist (Egli 182). 


3) Von waxgög lang, gross und pö/Zov Blatt. 


Rosa. 189 


lang und 2"2a—3 em breit, nicht bereift, unterseits bleichgrün. 
Zahnung ungleich, bald einfach, bald mit einem, bald 
mit mehreren Drüsenzähnchen. Blüthenstiele 1'/„—2'/2 mal 
so lang als die Kelehbecher, aber doch von den grossen Hochblättern 
umhüllt. Kelchbeeher kugelig, klein. Kelchblätter drüsen- 
los. — Bormio! Aehnlich auch anderwärts! 

d. disereta (R. disereta Ripart bei Cr&pin Bull. SB. Belg. XXI. 1. 53 
[1882]) ist eine der Caballicensis nahestehende A'wänderung mitovalen 
Blättchen, eiförmigen Kelchbechern, schwachdrüsigen Kelchblättern, 
deren Blüthenstiele 1—2 Stieldrüsen tragen, 

2. inelinäta. Reichbestachelter, hoher 7. Stacheln fast gerade, 
aus kräftigem Ansatz in eine lange. dünne Spitze vorgezogen, 
ungleich gross. Blüthentragende Zweige zerstreut stachelig, manchmal 
röthlich überlaufen. Untere Nebenblätter fast schmal, obere breit, am 
Rande dieht drüsig gewimpert. Blattstiel zerstreut stieldrüsig 
und zerstreut behaart, unterseits etwas stachelig. Blättchen zu 5—7, 
bisweilen zu 9, breit-elliptisch, am Grunde abgerundet, vorn 
kurz zugespitzt, bläulich bereift, unregelmässig doppelt gezähnt. Zähne 
gross, Zähnehen drüsig. Hochblätter lanzettlich zugespitzt, am Rande 
mit kurzen Stieldrüsen dieht besetzt. Blüthenstand reich- 
blüthig. Blüthenstiel bis 2 und 2!/a mal so lang als der kugelig- 
eiförmige, nach oben plötzlich stark zusammengezogene 
Kelchbecher. Kelehblätter in ein langes, schmales, linealisches 
oder länglich-linealisches, ganzrandiges oder am Grunde grob gesägtes 
Anhängsel auslaufend, die äussern mit wenigen kleinen, 
schmalen Fiedern, z. T. auch ungetheilt. Blumenblätter tief 
rosenroth. Scheinfrucht kugelig, unter dem Discus plötzlich in 
einen sehr kurzen Hals zusammengezogen, klein. — Tirol! 
Aehnlich in Unterengadin. — R. glauca A. II. a. 2, inelinata R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 189 (1901). R. inelinata Kerner in ÖBZ. XIX. 
326 (1869). AR. Reuteri f. inclinata Christ Ros. Schw. 172 (1873). — 
Kerner sah in dieser Rose eine Verwandte der rubrifolia. Christ 
nähert sie der R. glauca und sieht in ihr eine die R. glauca und R. 
rubrifolia verbindende Abart. Die Art der Stacheln, die Form der 
Kelchblätter, die Reduction der Blüthentheile rufen in der That eine 
gewisse Aehnlichkeit mit R. rubrifolia hervor. Anderseits hängt inelinata 
durch eine Reihe weniger typischer Uebergänge durchaus mit dem Formen- 
kreis der R. glauca zusammen (vgl. auch Crepin Bull. SB. Belg. XXXII. 
1. 70 [1893)]). 

b. Blüthenstiele mit + zahlreichen Stieldrüsen, die bisweilen auch an den 
Kelchbecher und auf die Kelchblätter übergehen. 

1. hispido-caballicensis!). Stacheln + stark gekrümmt, bis leicht 
gebogen. Blättechen klein, länglich-oval, gegen den Grund meist 
keilförmig verschmälert, vorn schlank zugespitzt, mit langen, scharfen, 
theils einfachen, theils doppelten Zähnen und drüsigen Zähnchen. 
Blüthenstiele zerstreut stieldrüsig. Kelchbecher kugelig 
oder kugelig-eiförmig, mit + zahlreichen, oft über den 
ganzen Umfang zerstreuten Stieldrüsen. Kelchblätter auf 
dem Rücken zerstreut mit Stieldrüsen besetzt, mit ganz- 
randigem Anhängsel. Scheinfrucht kugelig. — Durch das ganze Gebiet 
der Art, aber nirgends häufig!! — R. glauca A. II. b. 1. hispido- 
caballicensis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 189 (1901). R. Reuter: 
f. caballicensis Christ Ros. Schw. 167 (1873) z. T. R. caballieensis 
Puget Herb. Nyman Consp. 236 z. T. 

Es schliessen sich hier zwei Rosen an, die beide gegen den 
Formenkreis der R. montana ausstrahlen, nämlich 


1) S. S. 188 Fussn. 2. 


1% Rosaceae. 


b. Martini!) (R. Martini Grenier in Crepin SB. Belg. XXI. 1. 54 [1882]. 
Nyman Consp. 235. R. globuläris var. ß. adenöphora?) Grenier 
Fl. Jur. 242 [1864]. R. fragrans Grenier in Herb.) unterscheidet 
sich von der vorigen wesentlich nur durch die viel stärkere 
stieldrüsige Bekleidung der Blüthenstiele, Kelchbecher 
und Kelchblätter. Da zudem die Stacheln öfter nieht stark 
gekrümmt sind und der Blüthenstand nicht reichblüthig ist, kommt 
in ihr die Abänderung gegen R. montana + deutlich zum Ausdruck. 
Die Blättehen sind indessen zum Teil einfach, z. T. doppelt gezahnt. 
— Genf! 

2. fallax ist eine von hispido-caballicensis stark abweichende Abart. 
Schössling reich bestachel. Stacheln fast gerade bis leicht 
gebogen, gegen den Grund stark verbreitert. Aeste etwas spär- 
licher bestachelt, Stacheln leicht gebogen, mit lang herabgezogenem 
Grunde. Laubwerk bläuliehgrün. Nebenblätter breit, längs des 
ganzen Randes oder oft auch nur längs des Randes der Oehrchen drüsig 
gewimpert. Blattstiel kahl oder nur mit vereinzelten Haaren. Blättchen 
oval, gegen den Grund verschmälert, vorn abgerundet oder kurz zu- 
gespitzt, mit tiefer, offener Zahnung. Zähne z. T. einfach, drüsen- 
los, vorherrschend doppelt, bisweilen auch mit 2 Drüsen- 
zähnchen. Blüthen meist einzeln oder zu 2. Blüthenstiele 
mit zahlreichen Stieldrüsen und einzelnen drüsenlosen, 
nadelförmigen Stacheln. Kelchbecher länglieh-oval, drüsen- 
los oder am Grunde mit einzelnen Stieldrüsen. Kelchblätter 
auf dem Rücken + reichlich mit Stieldrüsen besetzt, mit 
linealisch-lanzettlichem, ganzrandigem Anhängsel. Fiedern kurz, lanzett- 
lich, am Rande zerstreut-drüsig, Scheinfrüchte gross, bis 2 cm 
lang, länglich-oval, vorn halsförmig eingeschnürt. — 
Wallis!! — R. glauca A... b. 2. fallax R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 190 (1901). — Ueber die Beziehungen der R. glauca zur 
R. montana. siehe unten $. 192. 

III. Zahnung der Blättechen mehrfach zusammengesetzt, Zähnehen drüsig. 
a. Subfoliardrüsen fehlend. 

1. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. | 

a. myriodönta3). Nebenblätter breit, mit dicht drüsig ge- | 
wimpertem Rande. Blattstiel + drüsenreich, oft etwas be- 
stachelt, bisweilen auch etwas behaart Blättchen breit bis rund- 
lieh-eiförmig, gross, mit reichlich zusammengesetzter, 
scharfer Zahnung. Zähnchen drüsig. Kelchblätter auf dem 
Rücken drüsenlos, mit drüsig gewimpertem Rande, mit lanzett- 
lichem, bald ganzrandigem, bald etwas gezähntem Anhängsel. Schein- 
frucht ziemlich klein, kugelig. — Durch das ganze Gebiet der R. 
glauca nicht selten!!. — R. glauca A. II. a. 1. a. myriodonta 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 190 (1901). R. Reuteri f. myriodonta 
Christ Ros. Schw. 167 (1873). 

b. macracänthat). Strauch etwas gedrungen, sehr stark an den 
älteren Trieben mit auffällig langen (bis 1!/a cm), völlig ge- 
raden oder leicht gebogenen Stacheln bewehrt. Stacheln 
der Blüthentriebe schwächer, sehr zahlreich, leicht gebogen. Blatt- 
stiel dieht mit leicht gebogenen bis gekrümmten, relativ 
grossen Stacheln bekleidet, kahl, drüsenreich. Blättchen 
länglich-oval, reichlich doppelt so lang wie breit, gegen den 


1) Nach Bernardin Martin, Arzt in Aumessas (Gard), der diese Rose bei 
Bagnols-les-bains (Lozere) sammelte, 

2) 8. S. 188 Fussn. 1. 

3) uvgıwdovg mit zahlreichen Zähnen. 

4) uangös lang, dxavdea Stachel. 


Rosa. 191 


Grund verschmälert oder abgerundet, scharf zugespitzt. Zähne gross, 
zusammenneigend. Blüthen einzeln, schr kurz gestielt. Kelchbecher 
oval bis kugelig. Kelchblätter nach der Blüthe abstehend, später 
aufgerichtet, auf dem Rücken drüsenlos. Griffel ein wollig 
behaartes, breites, kurzes Köpfchen bildend. — Ct. St. Gallen: 
Rimmershere! !! — R. glauca a. 1. b. macracantha R. Keller in Ber. 
NG. St. Gallen 95,96. 320 (1897). 


e. pseudofaleäta. Stacheln lang, leicht gebogen, mit ovalem, 
kurz herablaufendem Grunde, an den kurzen Blüthentrieben sehr 
schwach. Nebenblätter sehr breit. Blättchen oval, zugespitzt, unter- 
seits bläulich grün. Blüthen einzeln. Kelchbecher länglich, 
unter dem Discus + stark halsförmig eingeschnürt. Ka 
blätter mit lanzettlichem, ganzrandigem Anhängsel, auf dem Rücken 
drüsenlos, die äussern mit wenigen Fiedern. Griffel etwas vorstehend, 
behaart, aber nicht weichwollig, — Ct. St. Gallen: 
— AR. glauca A. II. a. 1. ce. pseudofalcata R. Keller in A. u. G. 
Syn. vi 191 (1901). — Ahmt durch die Form der Scheinfrucht. und 
Bestachelung gewisse Abänderungen der R. glauca X pendulina (R. 
Salaevensis) nach. Da in der Nähe des Fundortes R. pendulina fehlt, 
kann indessen diese Kreuzung nicht in Frage kommen. Sehr nahe 
steht diese Abart der falcata, von der sie aber vor allem durch die 
zusammengesetzte Zahnung der Blättchen abweicht. 


2. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 


a. Haberiänal),. Blattstiel sehr drüsig. Blättehen oval, zugespitzt, 
Zähnchen drüsig. Kelehblätter mit drüsig gezähntem, lanzett- 
lichem Anhängsel, auf dem Rücken dicht stieldrüsig, 
die äusseren, mit kurzen, breiten, gezähnten und drüsigen Fiedern. 
Blüthenstiele dieht stieldrüsig. Griffel weisswollig oder lockerer 
behaart. — Hte.-Savoie! Schweiz!! und zweifellos auch in anderen 
Theilen des Verbreitungsgebietes der Art, aber überall selten. — 
R. glauca A. III. a. 2. a. “Haberiana R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
191 (1901). R. Haberiana Puget in Deseglise, Billotia 37 (1866). 
Nyman Consp. 234. R. Reuteri f. Haberiana Christ Ros. Schw. 168 
(1873). 


2. decipiens. 1!/—2 m hoher, etwas flatteriger }}, dessen Zweige 
auffällig stark bereift, bläulichviolett angelaufen 
sind, dessen Laubblätter in frischem Zustande ähnlich wie jene 
der R. rubrifolia etwas ins Bläuliche spielen. Aeltere Triebe der 
h, mit schmalen, langen, gekrümmten, aus breitem, herab- 
laufendem Grunde entspringenden Stacheln bewehrt. Blüthen- 
triebe meist stachellos. Laubblätter 7zählig, völlig kahl. 
Nebenblätter breit, mit convergirenden Oehrchen, drüsig gewimpert. 
Blattstiel + dicht mit Stieldrüsen und Stacheln. bekleidet. Blätt- 
chen meist weit abstehend, gegen den Grund nicht 
selten, fast keilförmig ve rschmälers, elliptisch oder ver- 
kehrt-eiförmig, + deutlich zugespitzt. Seitenblättchen gestielt, von 
unten nach oben (am gleichen Laubblatt) erheblich an Grösse zu- 
nehmend. Blättehen der mittleren und oberen Laubblätter ohne 
Subfoliardrüsen, die der unteren auf den Seitennerven 
oft mit einzelnen Drüsen. Blüthen meist in 2—3blüthigen 
Blüthenständen. Hochblätter röthlich angelaufen. Blüthen- 
stiele kurz, mit langen Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter 
auf dem Rücken und am Rande mit Stieldrüsen ziem- 
lich dieht besetzt. Scheinfrucht lang, oben ver- 
schmälert, am Grunde mit Stieldrüsen bekleidet. Griffelköpfehen 


1) Zuerst in Habere (Haute-Savoie) beobachtet. 


192 Rosaceae. 


gross, wollig. — Vättis, Ct. St. Gallen!! — R. glauca deeipiens 
R. Keller in Ber. NG. St. Gallen 1896/98. 222 (1897). 

b. pseudomontäna. Starker, 2—2'/2 m hoher f mit bogig über- 
hängenden Aesten. Stacheln gekrümmt bis leicht gebogen, mit 
lang herabgezogenem, seltener etwas verbreitertem Grunde, 
an den Blüthentrieben oft völlig fehlend. Achsen meist 
bereift. Nebenblätter der mittleren und oberen Laubblätter breit 
(zusammen bis 8 mm), mit breiten, meist abstehenden, oft lang und 
schmal zugespitzten Oehrchen, unterseits am Oehrchen-Nerv bis- 
weilen zerstreut drüsig, mit drüsig gewimpertem Rande. Blatt- | 
stiel bestachelt, drüsig, unten oft etwas behaart. Blättchen zu 5—7, 
meist entfernt stehend, mittelgross bis gross (2,2—4 cm 
lang), die seitlichen kurz gestielt, oval, oft gegen den Grund 
fast keilförmig verschmälert, vorn abgerundet oder gewöhn- 
lich scharf, oft fast lang zugespitzt. Zähne tief mit mehreren 
drüsigen Zähnchen. Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen 
Blüthenständen !), kurz gestielt. Blüthenstiele so lang oder wenig 
kürzer, bisweilen auch Hänger als der Kelchbecher, von den violett 
angelaufenen Hochblättern umschlossen, + dicht mit Stieldrüsen 
besetzt, die oft auch mit stärkeren, drüsenlosen, nadel- 
förmigen Stacheln untermischt sind. Kelchbecher oval 
bis länglich-oval, am Grunde oder über die ganze Fläche 
mit Stieldrüsen und stärkeren, nadelförmigen Stacheln 
besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken dicht drüsig, 
mit breitlanzettlichem, z. T. fiederspaltigem, z. T. tief eingeschnitten 
gezähntem, doch auch ganzrandigem und dünnlinealisch-lanzettlichem 
Anhängsel, die beiden äussersten mit 1—5 Paar lanzettlichen bis 
linealischen, am Rande oft zerstreut drüsigen Fiedern. Blumenblätter 
roth, etwas länger oder so lang wie die Kelchblätter. Griffel ein 
kugeliges, wolliges Köpfehen bildend, Scheinfrucht länglich- 
oval bis oval, nie kugelig, vorn oft in einen kurzen 
Hals verschmälert. — Im oberen Tessin häufig!! — R. glauca 
A. III. b. 2. b. pseudomontana R. Keller in A. u. G. Syn, 192 
(1901). B. pseudomontana R. Keller in B. Centralbl. XLVI. 323 
(1891). Vergl. Crepin Bull. SB. Belg. XXX. 1. 145 (1891) XXXL. 1. 

78 (1893). — Die Rose stellt ein Bindeglied zwischen R. glauca und 
R. montana dar, so vollkommen, dass einzelne Exemplare fast völlig 
in den Formenkreis der R. montana übergehen. Crepin, der vor 
Jahren meine Ausbeute sah, schreibt a. a. ©. (1891): ‚Trifft man 
unter zahlreichen Exempl. eine Auswahl, dann kann man mehrere 
finden, die völlig identisch mit gewissen Abänderungen 
der wahren R. montana erscheinen, unter dem Eindruck der 
Gesammtheit der Sammlung ist man aber gezwungen, in ihr etwas 
anderes (R. glauca) zu sehen.“ Die typische R. montana ist durch 
die geraden oder leicht gebogenen Stacheln, deren Grund oval, meist 
kaum herablaufend ist, die kleinen, verkehrt-eiförmig keiligen, weit 
abstehenden Blättchen, die längeren, dicht drüsigen Blüthenstiele, die 
meist länglichen, fast stets drüsenreichen Kelchbecher, die stark vor- 
wiegend einblüthigen Blüthenstände und die mit feineren Fiedern 
versehenen äusseren Kelchblätter sehr leicht von einer typischen 
R. glauea zu unterscheiden. An der vorliegenden Uebergangsform 
sind die Stacheln im Allgemeinen gebogener als an R. montana, aber 
gerader als an R. glauca. Von den Stacheln der ersteren sind auch 
die fast geraden Stacheln durch die Form des Grundes verschieden, 
indem der unter dem abstehenden Stacheltheil liegende Grundtheil im 


1) Von 174 Blüthenständen waren 65 °/o einblüthig, 19 °/o zweiblüthig, 14,3 %/o 
dreiblüthig, 1,1 °/o 4blüthig und 0,6 °/o 5blüthig. 


Rosa. 193 


Mittel 2—3 mal länger ist als der über ihm befindliche, während bei 

R. montana beide Theile gleich sind oder wenn der Grund etwas 

% herabgezogen ist, so wird der untere Theil kaum je mehr als 2 mal 

so lang als der obere. Die Blättchen weichen, da sie in der Regel 

nieht abgerundet sind, der Form nach, bes, aber nach der Grösse 

von denen der typischen R. montana ab. Die Blüthenstiele sind 

wohl zumeist etwas kürzer als bei dieser, doch länger als bei der 

typischen R. glauca. So hält also in zahlreichen Merkmalen die 

pseudomontana fast genau die Mitte zwischen den beiden Arten, ja 

sie nähert sich selbst in einzelnen Merkmalen in höherem Maasse der 

R. montana als der R. glauca, so vor allem in der starken stiel- 

drüsigen Bekleidung des Blüfhenstandes und in der Form der Kelch- 

becher. Cr&pin legt dem Blüthenstand zur Charakterisirung der 

R. montana in neuerer Zeit (Bull. SB. Belg. XXXIV. 1. 97 [1895]) 

mit Recht eine grosse Bedeutung bei, indem er auf Grund sehr zahl- 

reicher Vergleichungen feststellte, dass 87,6 %o der Blüthenstände der 

R. montana einblüthig sind. Ich selbst fand von 246 Blüthenständen 

87,4 °/o einblüthig. In diesem wichtigen Merkmal deckt sich unsere 

Uebergangsform mit der R. glauca, indem sie nur 65 °/o einblüthiger 

Blüthenstände aufweist (das Mittel der einblüthigen Blüthenstände ist 

für R. glauea nach Cr&pin’s auf über 8000 Blüthenständen fussender 
Beobachtung 65,3 °/o; Cr&pin a. a. O. 97 [1895)). 

b. Subfoliardrüsen am Mittel- und den Seitenneryen + zahlreich vorhanden. 

1. Blüthenstiele und Kelehbecher ohne Stieldrüsen. 
a. stephanoeärpa!). Kleiner, stacheliger Strauch. Nebenblätter 
breit. Blättchen oval, bläulich bereift, auf den Seitennerven + 
zahlreiche, au den oberen Blättchen bisweilen fast 
fehlende Subfoliardrüsen. Blüthenstiele sehr kurz. Griffel wollig. 
Scheinfrucht gross, verkehrt-eiförmig, von den bleiben- 
den Kelcehblättern gekrönt. — Eine im westlichen! und öst- 
lichen Theil des Gebietes vorkommende, seltene Abart. — R. glauca 
A. III. b. 1. a. stephanocarpa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 193 
(1901). R. stephanocarpa Ripart in M&m. 8. A. Maine-et-Loire XXVIH. 
115 (1873). — Aehnlich ist 
2. Delasoii?2) (R. Delasoüi Lagger et Puget bei Crepin SB. Belg. 
VII. 237 [1869]. R. Reuteri f. De la Soii Christ Ros. Schw. 168 
[1873]) eine durch gerade oder fast gerade Stacheln und 
oval-keulenförmige Scheinfrüchte ausgezeichnete Abänderung. — 
Wallis! — Hierher gehört nach Cr&pin auch 

3. Burseri3) (R, Burseri Braun in Herb. vergl. Crepin a. a.0.XXXIH. 
1. 75 [1893]). — Ferner 


1) or&pavog Krone, xaords Frucht. 

2) Nach dem Canonieus Gaspard Delasoie, * 1818 7 1877, Pfarrer in Bo- 
vernier, Ct. Wallis, hochverdient um die Flora dieses Cantons, besonders um die 
Kenntniss von Hieracium (das er monographisch bearbeitete), Rosa, Potentilla und 
Sempervivum (Jaceard XI). 

3) Nach Joachim Burser, * 1583 Kamenz, 7 1649 in Sore auf Seeland als 
Professor, früher Arzt in Annaberg. Derselbe brachte auf zahlreichen Reisen, die 
ihn u. a. nach Nieder-Oesterreich führten, ein ansehnliches Herbar zusammen, 
welches später nach Upsala gelangte und von Linn& benutzt wurde, welcher auch 
ihm (Sp. pl. ed. 1. 400 [1753]) die schöne Saxifraga Burseriäna wie Jaequin (L. Sp. pl. 
ed. 2. 471 [1762]) die Gattung Bursera widmete, welche der bekannten tropischen 
Familie den Namen gegeben hat. Schon vor Linn& hatte Petrus Martin in Acta 
Ups. 1724 p. 495, 530 einen Catalogus plantarum novarum e Bursero veröffentlicht. 
Eine Revision dieser Arbeit gab mit Linn&s Unterstützung sein Sohn Rolander 
Martin als Dissertation ‚de plantis Martino-Burserianis Ups. 1745‘ abgedruckt in 
Amoen ac. I. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis, I. 13 


194 


Rosaceae., 


ß. Cornäziil). Zweige reichlich bestachelt, Stacheln leicht 
gebogen bis gekrümmt, oft paarig oder zu 3 quirlig. 
Nebenblätter drüsig gewimpert, ohne oder nur mit vereinzeltem 
Subfoliardrüsen. Blattstiel mit ziemlich zahlreichen Stieldrüsen 
besetzt, oft fast stachellos. Blättchen etwas starr, oval, am 
Grunde abgerundet, vorn zugespitzt, unterseits bleichgrün, mit 
seharf hervortretenden Adern, zum Theil namentlich 
in der Nähe des Blättchenrandes, mit + zahlreichen 
Subfoliardrüsen, zum Theil ohne solche. Kelchblätter 
auf dem Rücken drüsenlos; Anhängsel ganzrandig, Fiedern 
ganzrandig. Scheinfrucht kugelig. — Veltlin! — R. glauca 
A. III. b. 1. a. $. Cornazü R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 194 
(1901). 


b. Slawodölica. f} ziemlich reichlich bestachelt. Nebenblätter breit, 


€. 


unterseits über die ganze Fläche oder doch am Oehrchen- 
nerv drüsig, selten ohne Subfoliardrüsen. Blattstiel sehr locker 
flaumig, drüsenreich, mit Stacheln bewehrt. Blättchen oval, gegen 
den Grund oft keilig verschmälert, deutlich gestielt, vorn 
abgerundet oder kurz zugespitzt, mit scharf hervortretenden Nerven. 
Subfoliardrüsen derunterenLaubplätter zahlreich, auch 
an den Nerven 3. u. 4. Ordnung, an den oberen oft spär- 
lich, meist auf den Mittel- und die Seitennerven be- 
schränkt. Kelchblätter auf dem Rücken fast oder völlig drüsenlos, 
Anhängsel und Fiedern der Kelchblätter ziemlich dicht drüsig ge- 
wimpert. Blüthenstiele etwa so lang wie die kugelige Scheinfrucht. 
— Slavodol bei Schemnitz in Ungarn! — R. glauca A. II. b. 1. b. 
Slawodolica R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 194 (1901). BR. slawo- 
dolica Kmet’ in Herb. 

affinis. Stacheln leicht gebogen bis gekrümmt, ziemlich zahlreich. 
Nebenblätter ziemlich breit, mit scharf zugespitzten, abstehenden 
Oehrchen, am Rande dicht drüsig gewimpert, die unteren über 
die ganze Fläche oder doch an den Oehrchen mit Sub- 
foliardrüsen, die drüsenreichsten mit einzelnen Supra- 
foliardrüsen. Blättchen verkehrt-eiförmig-keilig, vorn 
zugespitzt, mit zahlreichen Subfoliardrüsen, die untersten 
hin und wieder mit einzelnen Suprafoliardrüsen. Blüthen 
meist einzeln, Blüthenstiele etwa 1'!/a mal so lang als der ovale 
Kelchbecher. Kelchblätter auf dem Rücken dicht drüsise. 
— Tirol: Nauders!! — R. glauca A. III. b. 1. ce. affinis R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 194 (1901). — Durch diese Abänderung wird 
die R. Rhaetica aufs engste mit dem Formenkreise der R. glauca 
verbunden. 


2. Blüthenstiele mit + zahlreichen Stieldrüsen (vgl. A. III. b. 2. b. pseudo- 


montana S. 192). Bei dieser Verbindungsforn zwischen R. glauca und 
R. montana kommen Abänderungen vor, deren Blättchen am Mittelnerv 
und den Seitennerven + zahlreiche Subfoliardrüsen haben. 


a. Oenensis?2). Stacheln kurz, mit breitem Grunde, gebogen, aber 


nicht hakig gekrümmt. Nebenblätter dieht drüsig gewimpert, an 
den Oehrchen oft mit Subfoliardrüsen. Blattstiel mit kurzen 
Stieldrüsen bekleidet. Blättehen ziemlich klein, verkehrt- 
eiförmig, oft mit keilförmigem Grunde, mit zahlreichen 
Subfoliardrüsen. Zahnung drüsenreich; Zähne anliegend, aussen 
mit 3—5, innen mit 0—2 Drüsenzähnchen. Blüthenstiele mit 
zerstreuten, meist wenig zahlreichen Stieldrüsen. Kelch- 


blätter auf dem Rücken zerstreut stieldrüsig, mit drüsig gezähntem 


1), 8.8. 112. #Bussn.T. 
>) Am Inn (Oenus) beobachtet. 


BT. 


Rosa. 195 


Anhängsel, die äusseren mit drüsig gewimperten Fiedern. — Tirol: 
Landeck am Inn!! — R. glauca A. III. b. 2. a. Oenensis R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 194 [1901)). 

b. intercaläta. Zweige bläulich bereift. Stacheln aus + lang herab- 
gezogenem Grunde leicht gekrümmt, schwach, oft paarig, an den 
blüthentragenden Zweigen besonders klein. Laubblätter meist 5 zählig, 
bläulich bereift. Blättehen abstehend. Nebenblätter zum Theil 
sehr schmal, auch die oberen nicht auffällig breit, mit dicht 
drüsig gewimpertem Rande und scharf zugespitzten, vorgestreckten 
Oehrehen. Blättehen länglich bis breit-oval, am Grunde abgerundet, 
selten breitkeilig verschmälert. Nervatur unterseits, nament- 
lich in der Nähe des Randes oft ziemlich reichdrüsig. 
Blüthen einzeln. Blüthenstiele dicht mit Stieldrüsen 
besetzt. Hochblätter die Blüthenstiele umhüllend. Kelchbecher 
länglich-oval, bisweilen unter dem Discus halsförmig verschmälert 
oder eiförmig. Kelchblätter auf dem Rücken dicht drüsig, 
mit lanzettlichem,, ganzrandigem oder öfter drüsig gezähntem An- 
hängsel. Fiedern drüsig gewimpert, linealisch bis linealisch-lanzettlich. 
— Unterengadin!! Tirol!! — R. glauca A. III. b. 2. b. intercalata 
RB. Keller in A. u. G. Syn, VI. 195 (1901). — Auch diese Rose ist ein 
Bindeglied zwischen dem Formenkreise der R. glauca und R. Rhaetica. 


B. Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen, später sich z. T. erhebend, ab- 
stehend, selten fast aufrecht. Blüthenstiele gewöhnlich verlängert. Griffel 
meist gestreckter, selten ein wolliges, kugeliges Köpfchen bildend, meist nur 
zerstreut behaart. 

Diese Abtheilung umfasst eine Reihe z. T. als Arten beschriebener Ab- 
änderungen, welche den Charakter von Uebergangsformen zwischen der typischen 
R. glauea und R. canina an sich tragen. Sie ist nieht in ähnlicher Weise 
Gegenstand einlässlicher Studien geworden, wie die beiden durch sie verbundenen 
Typen. Daraus erklärt es sich, dass sie auch nicht die grosse Gliederung er- 
fuhr. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass wir in Bezug auf die Ver- 
schiedenheit der Bestachelung, die Mannigfaltiskeit der Form, Grösse und 
Zahnung der Blättehen, sowie ihrer Drüsigkeit, der Behaarung der Blüthen- 
stiele, der Bekleidung und Form der Kelchbecher bei umfassenden Studien in 
der Natur analogen Abänderungen begegnen werden, wie sie für R. glauca, 
bezw. R. canina bekannt wurden. So ist man dann natürlich auch über die 
Verbreitung der im Nachstehenden erwähnten Abänderungen noch sehr mangel- 
haft unterrichtet. 


I. Zahnung einfach oder nur mit vereinzelten Anfängen doppelter Zahnung. 
a. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 

1. subeanina, f} von der Gestalt der R. glauca A. I. a. iypica. Blättchen 
breit-eiförmig bis oval, gewöhnlich weniger stark bläulich bereift 
als bei jener, auch ohne Reif. Blüthenstiele meist ver- 
längert, die Hochblätter oft überragend, selten so kurz wie an der 
typischen R. glauca. Scheinfrucht oval, kugelig-eiförmig oder kugelig. 
Griffel seltener ein grosses, kugeliges, fast wollig behaartes Köpfchen 
bildend, meist + gestreekt und weniger dicht behaart bis 
fast kahl. — In dem unteren Theile des verticalen Verbreitungs- 
gebietes der R. glauca nicht selten!! — R. glauca u. subeanina Braun 
in Beck Fl. N.-Oest. 782 (1892). — Christ’s R. Reuteri f, subeanina 
Ros. Schw. 169 [1873]) ist nicht eine homogene Abänderung, sondern 
vielmehr ein Formencomplex, dessen Glieder wesentlich nur durch 
die Stellung der Kelehblätter verbunden erscheinen. — R. sub- 
canina R. Keller in BC. XLVII. 321 (1891) ist die zusammenfassende 
Bezeichnung für die Gruppe B. — Hierher gehören: 

b. melanophylloides!) (R. glauca melanophylloides J. B. v. Keller 


1) weiavöpvilog dunkelblätterig. 
13* 


196 


Rosaceae, 


DBM. IV [1886] 147). Stacheln quirlig, scharf. Blättchen gross, 
elliptisch oder .länglich -eiförmig, beiderseits gleichgefärbt. 
Zahnung grob. Griffel wollig behaart. Scheinfrüchte eiförmig 
bis kugelig-eiförmig. — Nieder-Oesterreich. 

ec, acutiförmis (R. glauca ß. acutiformis Braun in Oborny Fl. Mähr. 887 
[1885]). Blättehen länglich-elliptisch, beiderends gleichmässig 
verschmälert, unterseits bläulichgrün. Zähne hin und wieder mit 
drüsigen Nebenzähnchen. Griffel wollig. Scheinfrucht länglich, 
nach vorn in einen langen Hals verschmälert. — Mähren! 
Nieder-Oesterreich. 

d. Sandbergeri!) (R. Reuteri f. Sandbergeri Christ Ros. Schw. 156, 
166 1873). Gedrungener, verästelter fj. Blättehen gepähert, sich 
fast berührend, breit-oval, stumpf oder + deutlich zugespitzt, 
derb, mit feinen Stacheln auf dem Mittelnervy. Hochblätter 
sehr gross, roth überlaufen, die kurzen Blütbenstiele deckend. 
Blumenblätter klein, satt rosenroth. Griffel ein grosses, kurzes, 
weisswolliges Köpfehen bildend. Scheinfrucht kugelig, klein. 
— Würzburg. 

e. rigida (R. glauca v. rigida Braun in Beck Fl. N.-Oest. 782 [1892]). 
Zweige bestachelt oder wehrlos. Stacheln kräftig. Blättchen elliptisch, 
Zähne öfter mit drüsigen Nebenzähnchen. Blüthenstiele lang. Kelch- 
blätter reichlich fiederspaltig, abstehend bis aufgerichtet. Griffel + 
dicht behaart aber nicht weisswollig. Scheinfrüchte oval 
bis länglich. — Nieder-Oesterreich ! r 

F. salieifolia (R. glauca £. salieifolia Vukotinovid in OBZ. XXXVII. 

303 [1887]). Hauptstamm schwach bestachelt. Stacheln gerade, kurz, 
an den bogigen Zweigen kurz und hakig. Nebenblätter ziemlich breit, 
mit lang zugespitzten Oehrchen, beiderseits flaumig, am Rande drüsig 
gewimpert. Blattstiel am Grunde flaumig. Blättchen lanzettlich, 
beiderends verschmälert. Blüthenstiele verlängert, 
Scheinfrucht kugelig-eiförmig, ziemlich gross. Griffel kurz, 
diehthaarig. — Kroatien! — Hierher gehört auch die aus dem 
Gebiete noch nicht angegebene 
2. mitigäta (R. glauca mitigata Scheutz in Stud. Skand. Ros. 
[1872]), ein stachelloser oder fast unbewehrter fj mit 
grossen, grünen, oberseits glänzenden Blättchen. _Kelchbecher 
kugelig oder oval. Griffel behaart, aber nicht wollig. 


2. pub&rula. Nebenblätter sehr breit und lang (bis 4!/g em lang und 


zusammen 1 em breit). Oehrehen unterseits flaumig, am Rande 
gewimpert. Blattstiel flaumig behaart, stachelig, fast drüsenlos. 
Blättchen gross (bis 4 cm lang und 3 cm breit), die Seitenblättchen 
deutlich gestielt (Stielehen bis 3 mm lang), rundlich-eiförmig bis spitz- 
oval, oberseits kahl, unterseits am Mittelnerv.behaart, Blatt- 
rand zerstreut gewimpert. Blüthenstiel etwa so lang als der 
kugelig-eiförmige Kelchbecher. Kelchblätter auf dem Rücken drüsen- 
los, nach der Blüthe abstehend. Griffel etwas erhaben, 
dicht behaart bis fast kahl. — Ct. Graubünden: Platta!! — 
R. glauca B. I. a. 2. puberula R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 196 
(1901). — Es ist dies die der R. glauca A. I. a. 3. pilosula (S. 185) 
parallele Uebergangsform zu den Zwischenformen der R. dumetorum 
und R. corüfolia. 


1) Nach dem Geheimen Rath Karl Ludwig Fridolin (von) Sandberger, 


* 22. Nov. 1826 Dillenburg (Hessen-Nassau), 7 11. April 1898 Würzburg (Rost br.), 
Professor der Mineralogie und Geologie daselbst, welcher in dortiger Gegend und in 
der Rhön botanisirt (über die Flora der letzterwähnten auch einiges veröffentlichte 
vgl. I. S. 227), u. a. auch Rosen für Christ gesammelt hat. 


Rosa. 197 


b. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 


adenöphoral). Nebenblätter drüsig gewimpert. Blättchen läng- 
lich-oval. Blüthenstiele lang, mit zahlreichen Stieldrüsen, die 
auch in grösserer Zahl an den kugeligen Kelchbecher übergehen. Kelch- 
blätter ausgebreitet bis aufrecht, auf dem Rücken stieldrüsig. 
Griffel gestreckt, fast kahl. — Ct. St. Gallen: Vadura!! — R. 
glauca B. I. b. adenophora R. Keller in A. u. G, Syn. VI. 197 (1901). 
— Ebenfalls aus dem Ct. St. Gallen stammt eine Abänderung, durch 
welche die adenophora mit der typischen subcanina verbunden wird. Die 
langen Blüthenstiele sind z. T. drüsenlos, z. T. mit Stieldrüsen besetzt. 
Kelchbecher kugelig., Rücken der Kelchblätter drüsenlos. Griffel borstig 
behaart. 


II. Zahnung doppelt oder doch die meisten Zähne mit einem Drüsenzähnchen. 
a. diodus2). Nebenblätter breit, mit langen, zugespitzten Oehr- 
chen, am Rande drüsig gewimpert. Blättehen mittelgross bis gross, 
oval, + scharf zugespitzt. Zähne vorgestreckt, meist mit 
einem, selten 2 drüsigen Nebenzähnchen. Hochblätter breit- 
lanzettlich, gross, röthlich violett angelaufen, kürzer oder so lang 

wie die Blüthenstielee Blüthenstiele bis 2'/a cm lang, ohne Stiel- 
drüsen. Kelchbecher kugelig-eiförmig oder ellipsoidisch. Kelchblätter 
abstehend. Discus etwas kegelförmig erhaben, von den gestreckten, 


stark behaarten Griffeln überragt. — Tessin: Leventina!! — 
Im Ct. St. Gallen ähnlich, aber mit kugelisen, kürzer gestielten Schein- 
früchten und kürzeren, fast kahlen Griffen. — R. glauca B. II. a. diodus 


PR. Keller in A. u. G. Syn. VI. 197 °(1901). 


b. hispida. f} reich bestachelt. Nebenblätter breit, am Rande zerstreut 
drüsig gewimpert. Blattstiel oft drüsenreich. Blättchen klein, oval. 
Zähne anliegend, aussen mit einem, hin und wieder mit 2 
Drüsenzähnchen. Blüthen oft einzeln, doch auch in 3blüthigen 
Blüthenständen. Blüthenstiele die Hochblätter überragend, zerstreut 
mit kürzer oder länger gestielten Drüsen besetzt, denen 
auch einzelne, kurze nadelförmige, drüsenlose Stacheln 
beigemengt sein können. Kelchbecher ziemlich klein, kugelig-oval, 
unter dem Discus etwas eingeschnürt.. Kelchblätter auf dem Rücken zer- 
streut drüsig, nach der Blütheabstehend, bis zur Fruchtreife bleibend. 
Griffel etwas verlängert, borstig behaart. — St. Gallen: Amden!! 
— .R. glauca B. UI. b. hispida R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 197 (1901). 


III. Zahnung mehrfach zusammengesetzt; Zähne vorherrschend mit 2 oder mehr 
Drüsenzähnchen. 


a. Laubblätter ohne Subfoliardrüsen. 
1. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 


a. denticuläta. Nebenblätter breit, entfernt drüsig gezähnelt. Blatt- 
stiel fast drüsen- und stachellos. Blättehen gross, verkehrt-eiförmig, 
kugelig. Zähne anliegend, aussen mit 1—4, oft sehr wenig 
vortretenden Drüsenzähnchen. Hochblätter breit, gross, röth- 
lich violett angelaufen, den Blüthenstand umhüllend. Blüthen- 
stiele etwa so lang wie der ovale Kelchbecher. Kelchblätter nach 
der Blüthe theils abstehend, theils zurückgeschlagen. 
Griffelköpfehen gross, wollig behaart. — Tessin: Leventina!! — 
R. glauca B. III. a. 1. a. denticulata R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
137, (1901). 


1) Von dö7v Drüse und -pogog tragend. 
2) ödo zwei (in Zusammensetzungen dt-), 6dodg Zahn. 


198 


Rosaceae. 


db. Wartmänniil) steht in Bezug auf die Bezahnung der vorigen 
nahe, unterscheidet sich aber von ihr durch folgende Merkmale: 
Blättchen mittelgross bis gross, am. Grunde abgerundet, vorn scharf 
zugespitzt. Blüthenstiele verhältnissmässig lang, die gut 
entwickelten Hochblätter überragend. Kelchblätter abstehend, zum 
Theil aufgerichtet. Griffel verlängert, + behaart, aber nicht 
wollig. Scheinfrucht kugelig. — St. Gallen!! — R. glauca B. 
III. a. 1. b. Wartmanniüi R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 198 (1901). 


ce. mierophylla. f} reichlich bestachelt. Stacheln leicht gebogen, 
Nebenblätter dieht durchschwarzrothe Drüsen gewimpert, 
.an den Oehrchen, bisweilen selbst über die ganze Fläche mit Sub- 
foliardrüsen oder drüsenlos. Blattstiel namentlich im unteren 
Theile mit sehr zahlreichen schwarzrothen Drüsen, oft auch 
reichlich bestachelt. Blättchen klein (1—1!/s em, selten 2 em ' 
lang), lJänglich-eiförmig; Zahnung scharf, ziemlich tief, Zähne 
abstehend, aussen mit 1—4, innen öfter mit 1 Drüsen- 
zähnchen. Mittelnerv meist mit zahlreichen Subfoliar- 
drüsen. Blüthen einzeln. Blüthenstiele ziemlich kurz, Kelehblätter 
abstehend, bis zur Reife der Scheinfrucht bleibend, drüsig ge- 
wimpert, die äussern mit breiten, drüsig gewimperten Fiedern. Schein- 
frucht klein, kugelig. Griffel etwas verlängert, behaart, aber nicht 
wollig. — St. Gallen !! R. glauca B. III. a. 1. ec. microphylia 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 198 (1901). Es 


d. doleritica. Grosser Strauch mit äusserst starken, breiten, krummen 
Stacheln. Blatttstiel etwas flaumig, mit Drüsen besetzt, die auch 
an den Mittelneryv übergehen. Blättchen gross, hellgrün, unterseits 
bleich, sehr breit-oval bis fast kreisrund. Zähne oft ge- 
schlängelt, mit sitzenden Drüsen und 1—3 Drüsenzähn- 
chen besetzt. Blüthen zahlreich, zu 5—8, sämmtliche fast 
stiellos, Hochblätter sehr breit-oval, Tragblätter klein, lanzettlich, 
Kelehbecher gross. Kelchblätter blattig, nach der Blüthe zurück- 
geschlagen. Blumenblätter milchweiss. Griffel kahl, etwas ver- 
länger. — Kaiserstuhl. — AR. glauca B. II. a. 1. d. doler. 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 198 (1901). R. Reuteri f. doleritica 
Christ in Flora LVII. 198 (1874). — Ob diese Rose mit Recht zu 
R. glauca gezogen wird, ist mir fraglich. Stellung der Kelchblätter, 
Farbe der Blumenblätter und Griffel sprechen für R. canina, während 
allerdings die bedeutende Verkürzung der Blüthenstiele an R. glauca 
erinnert. 


2. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 


intromissa. fj} weniger gedrungen als bei der typischen R. 
glauca, mit langen, blüthentragenden Zweigen. Nebenblätter breit, mit 
gerade vorgestreckten oder abstehenden Oehrchen, am Rande durch 
kürzere oder längere Stieldrüsen gewimpert, am Oehrchennerv oft 
mit vereinzelten Subfoliardrüsen. Blattstiel namentlich unter- 
wärts sehr dieht mit gelblichen Drüsen besetzt, meist spär- 
lich bestachelt. Blättehen gross (bis 41/2 em lang und 3 cm breit), 
dünn. Zahnung zum Theil tief, offen. Blüthen meist einzeln, gewöhn- 
lich langgestielt, Blüthenstiele mit zarten Stieldrüsen be- 
kleidet. Kelchblätter nach der Blüthe abstehend oder zurück- 
geschlagen, auf dem Rücken zerstreut stieldrüsig. Schein- 


1) Nach Friedrich Bernhard Wartmann, * 8. Dec. 1830, Professor und 


Director des Naturhist. Museums in St. Gallen, verdient um die Förderung der 
Kenntnisse der ostschweizerischen Flora, Redacteur der Berichte der St. Gallischen 
NG., mit Theodor Sehlatter, * 27. Aug. 1847 (Bächler br.), Kaufmann und 
Erziehungsrath in St. Gallen, Verfasser der „Kritischen Uebersicht über die Gefäss- 
pflanzen der Kantone St. Gallen und Appenzell‘ (NG. St. Gallen) St. Gallen 1881—8. 


Rosa. 199 


frucht kugelig. — Griffelköpfchen gross, ziemlich dicht behaart. 
— St. Gallen: Toggenburg!! — R. glauca B. III. a. 2. intromissa 
R. Keller ip A. u. G. Syn. VI. 198 (1901). 
b. Unterseite der Blättehen am Mittel- und den Seitennerven mit + zahl- 
reichen Subfoliardrüsen. 
slandulifera. Nebenblätter dieht drüsig gewimpert. Blatt- 
stil drüsenreich. Blättehen oval, beiderends fast gleichförmig ver- 
schmälert, z. T. mit zahlreichen Subfoliardrüsen auf den 
Seitennerven. Blüthenstiele kurz. Kelchblätter abstehend, auf dem 
Rücken drüsenlos oder zerstreut drüsig. Griffel borstig behaart. 
Sceheinfrucht kugelig. — St. Gallen!! — R. glauca B. III. b. glandulifera 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 199 (1901). 


(Europa in den nördlichen und gebirgigen Theilen verbreitet; nach 
Süden selten werdend; Kleinasien, Armenien, Kaukasus und Trans- 
kaukasien.) * 


10.%. 32... Galliea. x glauca : ar 

12. X 32. R. rubrifolia X glauca | SE 

14. X 32. R. pomifera X glauca Br 

16. X 32. R. omissa X glauca | ed 

17. X 32. R. tomentosa x glauca j 

29. X 32... Ru. Pouzimi x: glauca ;s...8. 219. 

32. X 37. R. glauca X montana s. am Schlusse der Caninae. 
32. xX 40. R. glauca X pendulina s. am Schlusse 
32.xX 41. R. glauca X pimpinellifolia | der Gattung. 


33. (32.) R. eoriifolia. h. Gedrungen, ca. 1!/2 m hoch, dicht 
verzweigt. Aeste und Zweige oft bläulich bereift, mit gleich- 
förmiger, höchst selten etwas ungleichförmiger Bestachelung. Stacheln 
kräftig, am Grunde stark verbreitert, gekrümmt, an den Zweigen 
meist kleiner und etwas schwächer gekrümmt, mit lang herablaufendem, 
im Umriss keulenförmigem Grunde. Selten sind auch die kräftigeren 
Stacheln fast gerade (namentlich an Abarten, die sich der R. Uriensis 
nähern). Laubblätter 5—7zählig; Blättechen genähert, mit den Rändern 
sich berührend oder deckend.. Nebenblätter ziemlich breit, am 
Rande zerstreut bis dicht drüsig gewimpert, mit scharf zuge- 
spitzten, abstehenden Oehrchen, unterseits anliegend behaart bis 
weichfilzig, oberseits kahl oder locker anliegend behaart. Sub- 
foliardrüsen fast stets fehlend, höchst selten und nur vereinzelt an dem 
Hauptnerv der Oehrchen. Blattstiel filzig, drüsenlos oder mit 
einzelnen oder zahlreicheren kurzgestielten Drüsen, unbewehrt oder unter- 
seits mit wenigen kleinen Stacheln. Blättchen mittelgross bis klein, 
ziemlich starr, länglich bis breit-oval, selten fast kreisrund, gegen 
den Grund verschmälert, abgerundet, selten herzförmig ausgerandet, 
vorn kurz zugespitzt oder abgerundet, stumpf; Zahnung meist einfach, 
seltener + zusammengesetzt, nahe am Grunde oft fehlend, Zähnchen 
drüsig; Oberseite der Blättchen kahl, matt oder glänzend oder locker 
anliegend, selten dichter behaart; Unterseite meist + dicht, 
bis weichfilzig behaart, daher graugrün, bisweilen auch mit Aus- 


200 Rosaceae, 


nahme der Mittel- und Seitennerven kahl, bisweilen mit einzelnen 
Subfoliardrüsen. Hochblätter gross, lanzettlich, oft Jaubartig, die 
Blüthenstiele überragend; Behaarung jener der Blättchen ähnlich. 
Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthen- 
stiele sehr kurz bis mittellang (bei Uebergängen zu R. dumelorum), 
meist kahl, selten mit + zahlreichen Stieldrüsen. Kelchbecher kugelig 
oder oval bis länglich-oval, meist völlig drüsenlos, seltener am Grunde mit 
vereinzelten, oder über die ganze Fläche mit zahlreichen Stieldrüsen, 
Kelchblätter mit lanzettlichen Anhängseln, grau behaart, auf dem 
Rücken drüsenlos oder mit + zahlreichen, selten dicht stehenden Stiel- 
drüsen, nach der Blüthe ausgebreitet oder aufgerichtet, bis 
zur Fruchtreife bleibend, selten (an Uebergangsformen zu R. dume- 
forum) z. T. völlig zurückgeschlagen und dann früher abfallend, die 
äusseren mit einigen lanzettlichen oder linealisch-lanzettlichen Fiedern. 
Blumenblätter lebhaft rosenroth. Griffel dieht wollig behaart, 
ein grosses Köpfchen bildend. Scheinfrucht kugelig oder oval, die 
mittlere des Fruchtstandes oft birnförmig, ziemlich gross bis gross (bis 
21/2 cm lang). 


In der Bergregion des ganzen Greebietes, im südwestlichen Theil. 
des Gebietes meist in wenig typischen, Uebergängen zu R. dumetorum 
bildenden Abarten, seltner im nördlichen Flachlande. Bl. Juni. 


R. coriifolia Fries Novit. Fl. Suec. ed. 1. 33 (1814). Seringe in 
DC. Prod. II. 623 (1825). Godet Fl. d. Jura 213 (1853). Reuter 
Cat. pl. Geneve 69 (1861). Dumortier SB. Belg. VI. 59 .(1867). 
Christ Ros. Schw. 189 (1873). Flora LVII (1874) 474. LVIII (1875) 
296. LIX. 373 (1876). Deseglise SB. Belg. XV. 379 (1876). Burnat 
und Gremli Ros. Alp. mar. 106 (1879). Borbäs Ros. Hung. 437 
(1880). Crepin SB. Belg. XXI. 1. 56 (1882). Bräucker Deutschlands 
w. Ros. 66 (1882). J. B. v. Keller in Haläcsy und Braun Nachtr. 
Fl. N.-Oest. 228 (1882). Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. Suppl. 34, 
79 (1882—83). Braun Beiträge ZBG. Wien Abh. XXXV. 106 (1885). 
Waldner Europ. Ros.typen 35 (1885). J. B. v. Keller Ros. d. Hoch- 
gesenkes 9 (1887). M. Schulze BV. Thüringen V. 39 (1887). Crepin 
a. a.:O0. XXVIIH. 1. 51. 159 (1889), XXX. 2. 153 (1891). Cottet 
Bull. SN. Fribourg (1887—90) 143 (1891). Cr&pin Bull. SB. Geneve VII. 
161 (1892/94). SB. Belg.. XXXI. 2. 83 (1892). Braun in Beck Fl. 
v. N.-Oest. 794 (1892). Crepin.a. & OÖ. XXXN. 1. 73 (189). 
XXXIV. 2. 35 (1894). R. Keller in Engler Jahrb. XIX. Beibl. 
Nr. 47. 12 (1894). NG. St. Gallen 1895/96. 215 (1897). NG. Winter- 
thur I. 82 (1899). Burnat Fl. Alp. mar. III. 74 (1899). Schinz u. 
Keller Fl. Schw. 260 (1900). Koch Syn. ed. 2. 252. Nyman Consp. 235 
Suppl. 115. R. frutetörum Besser Cat. pl. hort. Crem. Suppl. III. 20 
(1812). Enum. pl. Volh. 18 (1820) 61 (1821). R. canina y. tomentösa 
Gaudin Fl. Helv. III. 350 (1828). R. canina var. corüfolia Baker 
Journ. Linn. S. XI. 235 (1869). R. glauca e. Pubescentes R. Keller 
in BC. XLVNH. 293 (1891). Engler Jahrb. XXI. Beibl. 51 (1896). 


Rosa. 201 


R. glauca var. coriifolia Cröpin in Fiori et Paoletti Fl. analit. Ital. 
1. 500 (1898). 


R. coriifolia tritt in sehr zahlreichen Abänderungen auf, die jenen der R, 
glauca im grossen und ganzen parallel gehen. Dazu kommt, dass der Grad der 
Behaarung, wie wir es schon bei R. dumetorum constatiren konnten, ein sehr un- 
gleicher ist, wenn schon hier die stark behaarten Abänderungen im allgemeinen 
häufiger sind, als die schwach behaarten. 


A. Blüthen kurz gestielt. Kelchblätter nach der Blüthe abstehend, später auf- 
gerichtet. Griffel wollig behaart. 
I. Zahnung einfach. 
a. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 
typiea. Sehr ästiger, gedrungener, kurzstacheliger Strauch, 
dessen junge Triebe oft anliegend behaart sind. Blattstiel filzig, 
meist stachellos mit einzelnen Stieldrüsen oder drüsenlos. Blättehen meist 
gedrängt stehend, mit den Rändern sich berührend, länglich- 
oval, gegen den Grund verschmälert, bisweilen abgerundet, vorn 
kurz zugespitzt oder abgerundet, oberseits grün, angedrückt 
behaart, unten graugrün, dieht weichhaarig. Zähne breit, 
dicht stehend, hin und wieder auch mit drüsigem Nebenzähnchen. Blüthen 
sehr kurz gestielt. Blüthenstiele in den grossen, verbreiterten, blatt- 
tragenden, graubehaarten Hochblättern versteckt. Aeussere Kelchblätter 
fast doppelt fiederspaltig, auf dem Rücken kahl. Blumenblätter lebhaft 
rosenroth. Griffelein diehtwolliges, grosses Köpfchen bildend. 
Scheinfrucht kugelig oder eiförmig. — Im Verbreitungsgebiete der Art 
nicht selten!! — AR. coriifolia typica Christ in Flora LIX. 373 (1876). 

R. corüifolia f. fruteiorum Christ Ros. Schw. 189 (1873) nicht R. frut. Besser, 

2. oblönga (R. corüfolia f. oblonga Christ Ros. Schw. 191 [1873]) ist 
eine durch sehr grosse, länglich-elliptische stumpfe, entfernt 
stehende Blättehen, kugelige, grosse Scheinfrüchte ausgezeichnete 
Abänderung. — Wallis, Grajische Alpen!! und anderwärts. 

3. pseudovendsa (R. corüfolia B. pseudovenosa H. Braun in Haläcsy 
u. Braun Nachtr. Fl. N.-Oest. 229 [1882], vergl. auch Beck Fl. 
N.-Oest. 794 [1892]. R. corüfolia f. venosa Christ Ros. Schw. 191 
[1873]) z. T. ist eine habituell nicht unwesentlich abweichende Felsen- 
form. Zweige und Hochblätter roth überlaufen. Stacheln 
der Blüthenzweige fast gerade, kurz. Blättchen sehr klein, beider- 
seits dieht anliegend behaart, mit stark vortretendem, 
silberweiss behaartem Adernetz. Blüthen sehr klein. Keleh- 
blätter auf dem Rücken etwas drüsig. Blüthenstand reichblüthig. Schein- 
früchte beiderends verschmälert. — Savoyen! Wallis; Oesterreich; ähn- 
lich auch anderwärts! 

4. lücida (R. corüfolia f. lucida Bräucker in Deutschlands wilde Rosen 69 
[1882]). fi sehr ästig, dicht laubig. Stacheln zerstreut, kurz. Neben- 
blätter breit, unterseits anliegend behaart. Blattstiel dicht behaart, 
wenig bestachelt. Blättchen dicht stehend, sich berührend, länglich- 
eiförmig bis breit-lanzettlich, allmählich in eine lange Spitze 
ausgezogen. Zahnung kurz. Oberseite dunkelgrün, glänzend, 
kahl, unterseits an den Nerven behaart. Hochblätter aussen 
anliegend behaart, die kurzen Blüthenstiele umhüllend. Kelchblätter 
kurz, die äusseren mit wenigen lanzettlichen Fiedern. Blumenblätter 
lebhaft rosa. Scheinfrucht kugelig.. — Eine durch sehr spärliche Be- 
haarung gegen R. glauca abändernde Abart der R, corüfolia A. 1. a. 
typica, die hin und wieder im Gebiete der Art gefunden wird! 

5. pseudopsis1) (R. pseudopsis Gremli Excurs.fl. 5. Aufl. 177 [1885], 
R. corüfolia b. pseudopsis Gremli 7. Aufl. 169 [1887]). Stacheln 


1) Von eödog Falschheit und örpıg Aussehen. 


202 Rosaceae, 


schlank, fast gerade, Blättchen elliptisch, beiderends gleichmässig 
verschmälert, mit tiefer Zahnung, oberseits kahl, unterseits an den 
Nerven (im Alter sehr zerstreut) behaart. — Wallis! 
b. Blüthenstiele mit Stieldrüsen, die bisweilen auch in grösserer Zahl an den 
Kelchbecher übergehen. 

1. Cimbrieal). f} reichlich bestachelt. Nebenblätter schmal bis mittel- 
breit, mit scharf zugespitzten, vorgestreckten Oehrchen, oberseits 
kahl, unterseits an den Oehrchen etwas behaart; Mittelnerv 
der Oehrchen oft etwas drüsig, Rand fast drüsenlos oder + drüsig 
gewimpert. Blattstiel dieht, fast filzig behaart, mit sehr zahl- 
reichen feinen Drüsen übersäet, etwas bestachelt. Blättchen 7zählig, 
mit den Rändern meist sich berührend oder selbst etwas deckend. 
Blättehen oberseits kahl, unterseits am Mittelnervy und 
meist auch an den Seitennerven behaart. Mittelnerv oft 
drüsenreich. Blüthen meist einzeln. Blüthenstiele etwa so lang wie 
der Kelchbecher. Kelehblätter auf dem Rücken meist mit 
zahlreichen Stieldrüsen bekleidet. Kelchbecher eiförmig, am 
Grunde mit einzelnen Stieldrüsen oder kahl. — Nord-Schleswig. — 
R. corüfolia * eimbriea Fridrichsen in Lange Haandb. Danske Fl. 4 
Udg. 762 (1888). 

Etwas stärkere Behaarung und vor allem stärkere Drüsigkeit zeigt 

2. Kerne&ri2). h 1—1,5 m hoch. Aeste mit kräftigen, gekrümmten, am 
Grunde verbreiterten Stacheln bewehrt. Blüthenzweige stachel- 


1) Auf der Schleswig-Jütischen Halbinsel, der Heimath der alten Kimbern, 
beobachtet. 

2) Nach Anton Ritter Kerner von Marilaun, * 12. Nov. 1831 Mautern in 
Niederösterreich, 7 21. Juni 1898 Wien, k. k. Hofrath, 1855—60 Realschullehrer, 
später Professor am Polytechnikum in Ofen, 1860—78 Professor der Botanik und 
Director des Botanischen Gartens in Innsbruck, seit 1878 in Wien, einem der her- 
vorragendsten und einflussreichsten Forscher auf den Gebieten der Floristik, Pflanzen- 
geographie und Biologie. Seine Hauptwerke auf ersterem Gebiet sind: Flora ex- 
siceata Austro-Hungarica, 28 Centurien 1881—96, deren Schedae (I—VII) besonders 
veröffentlicht wurden (fortgesetzt Cent. XXIX—XXXIV, Schedae VIII, IX von 
K. Fritsch) und die Vegetationsverhältnisse.des mittleren und östlichen Ungarns 
und angrenzenden Siebenbürgens (OBZ. 1867—78 leider nicht ganz vollendet), 
ferner nenne ich u. a. Niederösterreichische Weiden 11 Decaden Innsbr. 1863—70. 
Die Abhängigkeit der Pflanzengestalt von Klima und Boden. Monogr. der Gatt. 
Cytisus Sect. Tuboeytisus Innsbr. 1860. Die hybriden Orchideen der österr. Flora 
ZBG. 1865. Die Mohne der mittel- und südeurop. Hochgebirge Deutsch-Oesterr. 
Alpen V. 1868. Ueber die hybriden Saxifragen der österr. Alpenländer ÖBZ. 1870. 
Die Schafgarben - Bastarde der Alpen OBZ. 1873. Die Primulaceenbastarde der 
Alpen OBZ. 1875. Zur Geschichte der Aurikel Deutsch-Oesterr. Alpen V. 1875. 
Systematik u. a.: Gute und schlechte Arten Innsbr. 1866. Können aus Bastarden 
Arten werden? ÖBZ. 1871. Vorl. Mitth. über die Bedeutung der Asyngamie für 
die Entstehung neuer Arten Innsbr. 1875. Pflanzengeographie u. a.: Das Pflanzen- 
leben der Donauländer Innsbr. 1863. Die natürlichen Floren im Gelände der 
deutschen Alpen (in Sechaubach, Deutsche Alpen Jena 1870. Hier wurden die 
jetzt so gebräuchlichen Ausdrücke Atlantische, Baltische und Pontische Flora zuerst 
angewendet. Biologie: Kerner’s Hauptwerk: Pflanzenleben 2 Bände Leipzig und 
Wien 1887, 1891. 2. Aufl. 1896, 1898. Vel. R. v. Wettstein DBG. XVI (43). 
Für die Gattung Rosa hat K. stets ein besonderes Interesse bewiesen, und mehrere 
neue Formen theils selbst beschrieben, theills an Deseglise und Andere mit- 
getheilt. Auch ich hatte mich Seitens dieses hervorragenden Fachgenossen mancher 
Förderung und werthvoller Mittheilungen zu erfreuen. K.’s älterer Bruder Joseph, 
* 3. Jun. 1829 (Frau A. v. Wettstein br.), Landgerichtspräsident a. D. in Salz- 
burg, hat sich an verschiedenen Arbeiten seines Bruders, besonders über Salixz und 
Gentiana betheiligt. A. 


Rosa. 203 


los. Nebenblätter breit, mit divergirenden Oehrchen, am Rande drüsig 
gewimpert, fast kahl. Blattstiel dicht behaart, mit sitzenden und 
gestielten Drüsen, und röthlichen Stacheln oder stachellos. Blättchen 
elliptisch, mittelgross bis gross, oberseits grün, kahl oder zer- 
streut behaart, unterseits bläulich grün, anliegend be- 
haart, allmählich verkahlend und schliesslich nur an den 
Nerven behaart. Hochblätter breit, die Blüthenstiele überragend und 
umhüllend. Blüthenstiele gleich dem eiförmigen oder ellipsoidischen 
Kelchbecher drüsigborstig. Kelchblätter länger als die rosenrothen 
Blumenblätter, auf dem Rücken mit Stieldrüsen besetzt. Scheinfrucht 
kugelig, am Grunde oder über die ganze Oberfläche mit Stieldrüsen be- 
setzt. — Niederösterreich. — R. corüfolia A. I. b. 2. Kerneri R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 202 (1901). R. Gorenkensis!) J. B. von Keller 
in Haläcsy und Braun Nachtr. Fl. N.-Oest. 221 (1832) nicht Bess. 
R. Kerneri Braun in Beiträge ZBG. Wien XXXV. 80 (1885). Nyman 
Consp. Suppl. 115. 

3. militäris. Kräftiger, stark bewehrter Strauch. Stacheln meist leicht 
gebogen. Laubblätter 5—7zählig. Nebenblätter breit, drüsig ge- 
wimpert. Blattstiel dick, fast drüsen- und stachellos. Blätt- 
chen mittelgross, ca. 2,5 em lang, verkehrt-eiförmig, kurz zugespitzt, 
gegen den Grund keilförmig, mit den Rändern sich deckend, ober- 
seits kahl, unterseits anliegend behaart. Zahnung fast 
durchgehend einfach, nur hin und wieder ein drüsiges 
Nebenzähnchen. Blüthenstiele und Kelchbecher stark stiel- 
drüsig. Kelchblätter auf dem Rücken sehr dieht drüsig. Schein- 
frucht oval bis länglich-oval. — Grajische Alpen: Rochemolles!! — 
R. coriüfolia 6 militaris R. Keller in NG. Winterthur I. 84 (1899) 


Abänderung mit beiderseits + stark behaarten Blätt- 
chen sind 
4. Bovernieriäna?2). fj von mittlerer Grösse, zerstreut bestachelt. Stacheln 
krumm oder gebogen, am Grunde verbreitert. Zweige grün oder röth- 
lich überlaufen. Nebenblätter breit, mit abgerundeten, divergirenden 
Oehrehen und drüsig gewimpertem Rande. Blattstiel filzig be- 
haart. Blättchen gross, rundlich-oval bis elliptisch, mit 
einfachen, vereinzelt doppelten Zähnen, oberseits anliegend 
behaart, unterseits grau, dicht weichhaarig. Blüthen einzeln 
oder zu mehreren. Blüthenstiele dicht stieldrüsig, bisweilen mit 
eingestreuten, drüsenlosen, borstigen Stacheln. Kelchbecher 
kugelig bis länglich-eiförmig, am Grunde stieldrüsig. Kelchblätter auf 


dem Rücken dicht mit gelbbraunen Drüsen besetzt. — See- 
alpen! Cottische Alpen! Grajische, Alpen!! Wallis! — R. corüfolia 


Bovernieriana Christ Ros. Schw. 192 (1873). R. Bovernieriana Lagger 

und Delasoie in Desöglise SB. Belg. XV. 392 (1876). — Hiezu: 

b. cerasifera (R. cerasifera Timbal-Lagrave Bull. SB. France XI. 146 
[1864]) ist eine durch kleinere, elliptische, stark behaarte 
Blättehen und stark stieldrüsige Kelchbecher ausge- 
zeichnete Unterabart. — Eine der militaris ähnliche, aber viel stärker 
behaarte Abänderung ist 

5. comes. Grosser flatteriger Strauch. Schösslinge an den Abgangs- 
stellen der Laubblätter mit einem Stachelpaar. Stacheln breit, 
leicht gekrümmt, auch an den blüthentragenden Zweigen meist reich- 


1) Die mit dieser Form verwechselte R. Gorenkensis (Bess. Enum. pl. Volh. 
60 [1821, blosser Name R. Gorinkensis] „Fischer“ in Spr. Syst. IV. Curae post. 
200 [1827]) ist nach dem Gute Gorenki bei Moskau, wo F. E. L. Fischer als 
Director des Fürstlich Rasumowsky’schen Gartens (Catalogue des plantes du jardin 
de Gorenki 1808, 1812) wirkte, benannt. 

2) Nach Bovernier in Wallis, dem ersten Fundort. 


204 


Rosaceae. 


lich vorhanden, öfter jedoch schwach, fast borstlich. Schöss- 
lingsblätter öfter 9zählig, die übrigen Laubblätter meist 7-, seltener 
5- oder 9zählig. Blattstiel filzig, fast drüsen- und stachellos. 
Blättehen elliptisch bis verkehrt-eiförmig, mit abgerundetem oder keilig 
verschmälertem Grunde, vorn meist zugespitzt, selten stumpf, oberseits 
anliegend, unterseits ziemlich dicht behaart. Zahnung 
vorherrschend einfach; Zähne breit, kurz, mit kurzem, oft 
drüsigem Spitzchen. Blüthenstiele ziemlich lang (1—1,5 em), 
dieht mit kräftigen Stieldrüsen bewehrt. Kelchbecher klein, 
länglich-eiförmig, dicht stieldrüsig. Kelchblätter dicht stiel- 
drüsig. — Grajische Alpen: Bardoneechia!! — R. coriifolia f, comes 
R. Keller in Mitth. NG. Winterthur I. 85 (1899). 


II. Zähne von 1 oder mehreren drüsigen Nebenzähnchen begleitet. 


a. Zahnung vorherrschend doppelt. 
1. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 


Abänderungen, deren Blättchen wenigstens oberseits völlig kahl sind: 
a. glabr&scens. Stacheln schlank, gebogen bis gekrümmt, sehr häufig 
paarig. Laubblätter 5—7zählig; Blättehen entfernt stehend. Neben- 
blätter beiderseits kahl oder unterseits + stark anliegend behaart, an 
den Oehrchen oft flaumig, am Rande zerstreut drüsig gewimpert. 
Blattstiel dieht behaart, ziemlich drüsenreich und mit geraden drüsen- 
tragenden Stacheln. Blättchen oberseits kahl, unterseits 
im Jugendzustande am Mittelnerv und an den Seiten- 
nerven zerstreut behaart, im ausgewachsenen Zustande 
oft bis auf wenige Haare des Mittelnervs völlig ver- 
kahlend und dann der R. glauca pilosula gleichend. Kelchbecher 
länglich. — Unterengadin!! — R. corüifolia A. II. a. 1. a. glabrescens 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 204 (1901). — Eine etwas stärkere 
Behaarung zeigt 
b. Vagiänal). Blüthenzweige verlängert, mit stärkeren, sichel- 
förmig gekrümmten Stacheln bewehrt. Nebenblätter ziem- 
lich breit mit drüsig gewimpertem Rande, unterseits flaumig, 
mit langen, schmalen, dreieckisen, lang zugespitzten und 
stark abstehenden ÖOehrchen. Blattstiel flaumig, drüsen- 
los, oft bestachelt. Blättehen gross (3—4!/a cm lang und 2—3 em 
breit), breitoval, vorn nur kurz zugespitzt oder stumpf, die seit- 
lichen gestielt, an den oberen Laubblättern elliptisch, ziemlich lang 
und scharf zugespitzt. Zähne meist mit einem drüsigen Nebenzähnchen. 
Oberseite der Blättchen kahl, glänzend, intensiv grün, unter- 
seits bleichgrün, am Mittel- und den Seitennerven be- 
haart, auf der Fläche kahl oder sehr zerstreut behaart. Hochblätter 
die Blüthenstiele und Kelehbecher umschliessend, oft blatttragend. 
Blüthenstände mehrblüthig. Blüthenstiele kürzer oder so lang wie der 
Kelchbecher. Kelchblätter drüsenlos, verlängert. Diseus schwach 
kegelförmig erhaben, Griffel behaart. Scheinfrucht gross, kugelig, 
die mittelständige verkehrt-eiförmig. — Ungarn. — R. coriifolia A. 
I. a. 1. b. Vagiana R. Keller in A.u.G. Syn. VI. 204 (1901). R. 
Vagiana Crepin ZBG. Wien XX. 513 (1870). Nyman Consp. Suppl. 115; 
vergl. auch Borbäs Ros. Hung. 451 (1830). 
Noch stärker behaart und dem Typus dadurch mehr genähert ist 
c. subbiserräta (Borbäs Ros. Hung. 439 [1889]. Zweige und vor 
allem Schösslinge bläulich bereift. Stacheln an den Aesten und 
Zweigen reichlich, oft quirlig. Oehrchen der Nebenblätter nicht 
Jang zugespitzt. Blattstiel flaumig behaart, Blättchen leder- 
artig, mittelgross, eiförmig zugespitzt, abstehend kerbig ge- 
‘zähnt, Zähne mit Drüsenzähnchen, oberseits kahl, matt, unter- 


1) Am Flusse Waag (Väg) gefunden. 


ee Me 


Rosa. 205 


seits grau, anliegend behaart. Kelchbecher eiförmig oder kugelig- 


eiförmig. — Ungarn, ähnlich auch anderwärts, im Verbreitungsgebiete 
der Art!! — R. corüfolia f. subbiserrata Borbäs Ros. Hung. 439 
(1890). 


d. saxetänal) ist eine wesentlich durch die geraden oder leicht 
gebogenen Stacheln ausgezeichnete Abänderung. Blättchen mittel- 
gross bis gross, oberseits kahl, etwas glänzend, unterseits an- 
liegend behaart, unregelmässig gesägt. Kelchblätter oft 
mit rothen Stieldrüsen besetzt. Blumenblätter schön rosenroth. Schein- 
früchte kugelig oder kugelig-eiförmig, gross. — Niederösterreich; Tirol; 
in ähnlichen durch fast gerade Stacheln ausgezeichneten Abänderungen 
hin und wieder durch das ganze Verbreitungsgebiet der Art!! — 
R. corüfolia &. saxetana H. Braun in Beck Fl. N.-Oest. 794 (1892), 
R. saxetana H. Braun Rosae Polonicae in Spraw. Kom. fiz. Ak. Um. 
Krak. Sep. Abar. 37 (1886). 

e. {rutetörum. Nebenblätter länglich, fast kahl, mit abstehenden, 
eiförmig dreieckigen Oehrchen. Blattstiel dieht flaumig be- 
haart, drüsig, mit ziemlich zahlreichen, dicht gestellten, ziemlich ge- 
raden Stacheln. Blättehen meist rundlich verkehrt-eiförmig, 
vorn zugespitzt, oberseits kahl oder behaart, unterseits an 
den Nerven behaart. Hochblätter sehr verbreitert, die kurzen 
Blüthenstiele überragend. Aeussere Kelchblätter fiederspaltig, oft 
mit rothen, kurzen, kräftigen Stieldrüsen besetzt. Blumenblätter 
intensiv rosenroth gefärbt. Scheinfrüchte fast kugelig, gross. — 
Diese durch schwache Behaarung und relativ breite Blättchen aus- 
gezeichnete Abänderung findet sich zerstreut durch das ganze Gebiet 
der Art!! — R. corüifolia nm. frutetorum H. Braun in Beck Fl. 
N.-Oest. 795 (1892). R. frutetorum Besser Cat. hort. Crem. Suppl. III. 
20 (181°). .R. corüfolia f. frutetorum Christ Ros. Schw. 189 (1873) z. T. 

2. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. Kelchblätter auf dem Rücken mit + 

zahlreichen Stieldrüsen besetzt. 

a. Subfoliardrüsen fehlend. 

Il. Bernärdi?2). Stacheln oft gepaart, an den Blüthenachsen geneigt, 
schwach. Nebenblätter beiderseits behaart, mit scharf zu- 
gespitzten, vorgestreckten Oehrchen und dicht drüsig ge- 
wimpertem Rande. Blattstiel filzig, mit + zahlreichen, im 
Filze fast verborgenen, kurz gestielten kleinen Drüsen und spär- 
lichen Stacheln. Blättehen elliptisch, gegen den Grund ver- 
schmälert, bisweilen schmal abgerundet, oberseits locker an- 
liegend behaart, dunkelgrün, unterseits graugrün, an den 
hervortretenden Nerven stärker behaart. Blüthenstiele 
kurz, dieht stieldrüsig. Scheinfrucht kugelig, in ihrer 
ganzen Ausdehnung mit Stieldrüsen bekleidet. Kelchblätter 
aufgerichtet, lange bleibend, auf dem Rücken sehr dicht stiel- 
drüsig. — Dauphine! — R. corüfolia A. II. a. 2. a. 1. Bernardi 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 205 (1901). 

. Christii3), Kräftiger, krummstacheliger Strauch. Blüthen- 
achsen wehrlos oder selten zerstreut stachelig. Laubblätter 5- bis 
7 zählig. Nebenblätter ziemlich breit, dicht behaart, unter- 
seits + drüsenreich. Blatistiel mit sitzenden, im Filze fast 
verborgenen Drüsen, stachellos. Blättchen oval, mittelgross, ca. 


6) 


I) An felsigen Orten (in saxetis) ‚beobachtet. 

2) S. S. 101 Fussn. 1. 

3) Nach Dr. Hermann Christ in Basel, den Monographen der schweizerischen 
Rosen, der Farnkräuter der Schweiz (1900), s. I. S. 229 Fussn. 3. Verf, ist seinem 
verehrten Freunde für mancherlei Belehrungen auf rhodologischem Gebiete zu Dank 
verpflichtet. Keller. 


206 


Rosaceae, 


2—2!2 cm lang, scharf zugespitzt. Zahnung offen; Zähne 
spitz, oft mit 1—2 drüsigen Nebenzähnchen;; Oberseite ziemlich 
dieht anliegend behaart, Unterseite dichter, an den 
Nerven fast zottig behaart. Blüthen meist einzeln, sehr 
kurz gestielt. Blüthenstiele mit zahlreichen kurzen Stiel- 
drüsen bewehrt. Kelchblätter auf dem Rücken dicht stiel- 
drüsig, die 3 äusseren meist nur mit 1—2 Paar lanzettlichen 
Fiedern. Griffelköpfchen gross, wollig. Scheinfrucht kugelig, 
reichlich mit zarten Stieldrüsen bewehrt. — Grajische 
Alpen: La Thuile am kleinen St. Bernhard!! — R. corüfolia 
f. Christii R. Keller in Mitth. NG. Winterthur I. 85 (1899). 

3. Cenisial). Kurzstacheliger, gedrungener Strauch. Zahnung 
weniger zusammengesetzt als bei voriger, z. T. einfach, ver- 
kehrt-eiförmig, oft mit keiligem Grunde. Blättchen 
oberseits kahl oder nur zerstreut behaart. Blüthenstiele z. T. 
nackt, z. T. mit Stieldrüsen bekleidet. Kelchbecher oval, 
oben etwas eingeschnürt, nackt oder + reichlich mit Stieldrüsen 


besetzt. — Grajische Alpen: Um Bardonecchia nicht selten!! — 
R. corüfolia f. Cenisia R. Keller in Mitth. NG. Winterthur I. 
86 (1899). 


b. Subfoliardrüsen vorhanden. 

Parcensis. Nebenblätter unterseits dieht drüsig. Blättchen 
oval, scharf zugespitzt. Zähne zum Theil einfach. Oberseite locker 
anliegend behaart, Unterseite graufilzig, namentlich in der Nähe 
des Grundes mit Subfoliardrüsen. Blüthenstiele sehr kurz, 
gleich dem Kelchbecher mit Stieldrüsen besetzt. — Grajische Alpen: 
Monte Parc bei La Thuile. — R. corüifolia f{. Parcensis BR. Keller in 
Mitth. Winterthur I. 87 (1899). 

b. Zahnung reichlich zusammengesetzt; Zähne vorherrschend mit 2 oder mehr 
drüsigen Nebenzähnchen. 
1. Subfoliardrüsen fehlen oder sie kommen nur ganz vereinzelt auf den 
Seitennerven vor. 
a. Blüthenstiele drüsenlos. 

I. ein&@rea. f} niedrig, 1m kaum überschreitend, gedrungen. Stacheln 
ziemlich zahlreich, leicht gebogen, aber nicht hakig gekrümmt. 
Laubblätter 5—9zählig; Blättchen genähert, mit den Rändern sich 
berührend oder deckend. Nebenblätter ziemlich breit, unterseits 
wenigstens an den ÖOehrchen flaumig behaart, am 
Oehrcehennerv mit Subfoliardrüsen oder drüsenlos, oberseits kahl, 
am Bande sehr dieht drüsig gewimpert. Blattstiel wollig- 
filzig, sehr drüsenreieh und bestachelt. DBlättchen mittelgross, 
oval, breit-oval oder verkehrt-eiförmig-keilig, vorm 
kurz zugespitzt. Zahnung meist reich zusammengesetzt; 
Zähne spitz, abstehend, mit 1—6 Drüsenzähnchen oder fast sitzen- 
den Drüsen. Blättchen beiderseits anliegend + dicht, 
fast wollig behaart, oberseits bläulich, unterseits grau- 
grün. Mittelnerv mit ziemlich zahlreichen Subfoliardrüsen, von 
denen einzelne auch auf die Seitennerven übergehen. Blüthenstiele 
kurz (selten mit vereinzelten Stieldrüsen).. Hochblätter lanzettlich, 
die Blüthenstiele umhüllend. Kelchbecher kugelig. Kelchblätter 
mit drüsig gezähntem, lanzettlichem Anhängsel, auf dem Rücken 
drüsenreich; die äusseren mit lanzettlichen, drüsig gezähnten und 
gewimperten Fiedern. Blumenblätter klein, lebhaft rosenroth. Schein- 
frucht kugelig. — Savoyen: Saleve! Schweiz: Jura! — R. corü- 
folia f. cinerea Christ in Ros. Schw. 192 (1873). R. monticola 
var. Rapin Guide Vaud. &d. II. 195 (1862). R. cinerea Rapin in 
Grenier Fl. Jur. 238 (1864). 


1) Am Mont Cenis gefunden. 


a 


Rosa. 207 


Nahe steht ihr 

ß. Mannayettae!) (R. corüfolia ı Mannagettae H. Braun in 
Beck Fl. v. N.-Oest. 795 [1892]). Stacheln zart, klein. Blatt- 
stiel wehrlos.. Blättehen mittelgross, elliptisch oder eiförmig, 
scharf drüsig doppelt gesägt, dicht behaart, am Rande 
der Blättehenunterseite hie und da mit einzelnen Subfoliardrüsen. 
Kelehbecher klein. Kelchblätter auf dem Rücken hin und 
wieder mit Stieldrüsen. Scheinfrucht eiförmig oder kugelig-eiförmig. 
— Niederösterreich. 

2. Friesii2). Kräftigs, mit zahlreichen starken, krummen 
Stacheln bewehrt. Blattstiel filzig, drüsig, sehr stark bestachelt, 
lang und dick. Blättchen entfernt stehend, klein, meist rund- 
lieh-eiförmig. Zahnung wenig tief, Zähnchen sehr klein. 
Behaarung ziemlich dünn. Blüthenstiele kurz, selten so lang oder 
etwas länger als der Kelehbecher. Kelchbecher kugelig. Kelch- 
blätter auf dem Rücken drüsenlos. Blumenblätter klein, rosenroth. 
Scheinfrucht kugelig. — Bergregion der mittleren Schweiz! — 
BR. corüfolia”A. II. .b. 1. a. 2.’ Friesü R. Keller in A. w. 6. 
Syn. VI. 207 (1901). Vergl. Crepin SB. Belg. XXI. 58 (1882), 
XXVII. 1. 86 (1888). R. abietina f. eglandulosa Christ‘ in Ros. 
Schw. 137 (1873). R. Friesit Lagger u. Puget in Bull. S. Murith. IV. 
27 (1874) nicht Scheutz. 

3. viälis. ij dieht bebhlättert, mit kleinen, zarten, oft fast ge- 
raden, bisweilen gepaarten Stacheln. Blattstiel bestachelt. Blätt- 
chen mittelgross bis klein, elliptisch, am Grunde etwas ver- 
schmälert oder schmal abgerundet, vorn abgerundet oder kurz zu- 
gespitzt. Kelchblätter auf dem Rücken drüsenlos, filzig berandet. 
Kelchbecher eiförmig oder eiförmig-elliptisch. Blumen- 
blätter schön rosa. — Niederösterreich. — R. coriifolia $. vialis 
Braun in Beck Fl. N.-Oest. 795 (1892). 

.b. Blüthenstiele mit Stieldrüsen, die bisweilen auch an die Keichbecher 
übergehen. 


1. Naudersiäna. Stacheln fast schwach, mit breitem Grunde, 
gekrümmt. Nebenblätter breit, mit divergirenden Oehrchen, 
beiderseits kahl oder unterseits, namentlich an den Oehrchen, 
locker anliegend behaart. Blattstiel behaart, stachellos, drüsenreich. 
Drüsen kurz gestielt, kleinköpfig. Biättchen elliptisch, 
am Grunde abgerundet oder verschmälert, vorn abgerundet oder 
kurz zugespitzt, oberseits locker anliegend behaart, 
unterseits etwas dichter behaart, an den hervortretenden 
Nerven fast zottig. Zahnung ziemlich tief, breit, nach vorn 
convergirend. Zähne mit ein oder 2 drüsigen Nebenzähnchen. 
Blüthenstiele etwa so lang wie der Kelchbecher, zerstreut stiel- 
drüsig. Kelchblätter auf dem Rücken dicht stieldrüsig. 


1) Nach Günther Ritter Beck von Mannagetta, * 25. Aug. 1856, Custos 
der botanischen Abtheilung des naturwissenschaftlichen Hofmuseums, später auch 
1888—1899 Professor der Botanik an der Universität in Wien, seit 1899 Professor 
der Botanik und Director des Botan. Gartens der Deutschen Univ. in Prag, hoch- 
verdient um die Flora von Nieder-Oesterreich (Flora von Hernstein Wien 1884, 
Flora von Nieder-Oesterr. Wien 1890—3) und der nordwestlichen Balkanhalbinsel 
(Flora von Südbosnien und der angrenzenden Hercegovina, I. Ann. naturh. Hof- 
mus. Wien I, II. 1886—7. II. a. a. O. IV, V, VI, X, XI, XIII. 1890—1898), 
Fortsetzer von Reichenbach’s Icones Florae Germaniae (s. II. S. 215 Fussn. 1). 
Die Verf. der Synopsis sind ihm für manche werthvolle Mittheilungen zu Dank 
verpflichtet. 

2) Nach Elias Fries (s. I. S. 224 Fussn. 1). (Christ br.) 


208 


To 


Rosaceae, 


Blumenblätter rosenroth, ziemlich gross (2—2!s em). — Tirol: 
Nauders!! — R. corüfolia A. II. b. 1. b. 1. Naudersiana R. Keller 
in ‚A. u..G..8yn! VI. 207. (1901). 


. Gräjiea. Kräftiger, reich bewehrter, auch an den Blüıl:en- 


achsen stachelreicher Strauch. Blättehen verkehrt-eiförmig, 
gegen den Grund bald keilig verschmälert, bald abgerundet, vorn 
meist abgerundet; Zahnung zusammengesetzt, Zähne scharf, 
ziemlich tief, mit2oder mehr drüsigen Nebenzähnchen; 
Blättchen oberseits kahl, unten an den Nerven behaart. Blüthen 
einzeln, kurz gestielt. Blüthenstiele gleich dem ver- 
kehrt-eiförmigen Kelchbecher stieldrüsig. Kelchblätter 
auf dem Rücken dicht drüsig. — Grajische Alpen!! — R, 
corüfolia f. Grajica R. Keller NG. Winterthur I. 87 (1899). 


2. Subfoliardrüsen vorhanden. 
a. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 
I. tristis. Stacheln leicht gebogen bis fast gerade. Neben- 


blätter oberseits kahl, unterseits behaart, bisweilen an den Oehrehen 
mit einzelnen Subfoliardrüsen, am Rande drüsig gewimpert. 


Blattstiel ziemlich dieht behaart, oft reich an Stacheln und. 


Drüsen. Blättehen länglich-oval, gegen den Grund: stark ver- 
schmälert, oft fast keilförmig, vorn + scharf zugespitzt, oft 
in eine ziemlich lange Spitze ausgezogen. Seitenblättchen 
deutlich gestielt. Blättehen oberseits sehr zerstreut behaart, 
unterseits sehr zerstreut, an den hervortretenden 
Nerven dichter behaart. Subfoliardrüsen + zahlreich, 


bald nur an den Nerven, bald auch auf dem zwischenliegenden ° 


Gewebe. Blüthenstiel kürzer als der kugelige oder ovale Kelch- 
becher, stieldrüsenlos (oder bisweilen mit einzelnen Stieldrüsen, die 
auch hin und wieder am Kelchbecher auftreten). Kelchblätter auf 
dem Rücken ohne Stieldrüsen. — Tirol! — R. corüfolia 
A. II. b. 2. a. I. tristis R. Keller in A. u, G. Syn. VI. 208 
(1901). Vergl. Cr&pin SB. Belg. XXXII. 1. 59 (1893). R. tristis 
Kerner in Herb., vergl. Sched. Fl. Austr.-Hung. I. 5. Nr. 31 (1881) 
— Von Deseglise (SB. Belg. XV. 568 [1876]) als Synonym zu 
R. farinosa gezogen; vergl. auch Borbäs Ros. Hung. 508 (1888). 


. Wiesbauriänal). Stacheln schwach, leicht gebogen, oft 


gepaart, selbst quirlig. Nebenblätter bald sehr breit, bald schmal, 
mit scharf zugespitzten, vorgestreckten Oehrchen, 
am Rande drüsig gewimpert, oberseits kahl, unterseits leicht behaart, 
mit einzelnen Subfoliardrüsen. Blattstiel dieht flaumig- 
filzig behaart, mit kurzen, ziemlich zahlreichen Stieldrüsen. 
Blättchen ziemlich gross, bis 4 cm lang und 2!/a cm breit, 
elliptisch bis rundlich-eiförmig, oberseits locker anliegend behaart, 
unterseits fast weichhaarig, namentlich in der Nähe 
des Randes mit + zahlreichen, feinen Subfoliardrüsen. 
Zähne aussen mit 1—3, innen mit 0—2 drüsigen Nebenzähnchen. 
Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthen- 
stiele kurz, in den oft blattigen Hochblättern versteckt. Kelchblätter 
auf dem Rücken mit wenigen Drüsen, mit linealisch-lanzett- 
lichem, die Kronenblätter überragendem, gezähntem 
Anhängsel, die äusseren mit mehreren linealischen bis lanzett- 
lichen, drüsiggezähnten Fiedern. Kelehbecher oval. Scheinfrucht 
kugelig bis eiförmig. — N.-Böhmen: Mariaschein. — R. corüfolia 
A. U. b. 2. a. 2. Wiesbauriana R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 


1) S. S. 176 Fussn. 1. 


Rosa, 209 


208 (1901). Vergl. Crepin SB. Belg. XXVII. 22. 18388 und XXXI. 
2. 84 (1892). R. abietina b. Güntheri!) Wiesbaur Exs. z. T. 
nicht OBZ. 328 (1886). 

Die von Wiesbaur unter dem Namen R. Güntheri oder 
R. abietina f. Güntheri ausgegebenen Exsiccaten sind nicht identisch. 
Die mir vorliegenden Exemplare von Obergraupen sind etwas 
ganz anderes als jene von Mariaschein, die ich mit Crepin 
(vgl. a.a. O.) zu R. corüfolia ziehe. Sie haben einfach gezähnte 
Blättehen, ohne Subfoliardrüsen; verlängerte, behaarte, aber 
nicht wollige Griffel, und vor völliger Fruchtreife abfallende 
Kelchblätter. Sie gehören somit dem Formenkreise B. der R. corti- 
Jfolia an. 


b. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 

Segnasiäna. fj wit zahlreichen, krummen Stacheln be- 
wehrt. Laubblätter 5—7zählig, Blättehen genähert, zumeist mit 
den Rändern sich berührend oder deckend. Nebenblätter breit, 
oberseits kahl, unterseits anliegend behaart, an den unteren Laub- 
blättern mit zahlreichen Subfoliardrüsen. Oehrchen scharf zu- 
gespitzt, sichelförmig nach auswärts gekrümmt. Blattstiel 
filzig, sehr drüsenreich und mit vereinzelten Drüsenstacheln. Blätt- 
chen mittelgross bis klein, im Mittel 2—2,5 cm lang und ca. 
1,5—2 em breit, rundliceh-elliptisch, beiderends abgerundet oder 
vorn kurz zugespitzt. Zahnung tief, breit, Zähne aussen mit 
1—3 kleinen drüsigen Zähnchen und öfter auch auf der Innenseite 
mit einem Zähnchen, in eine feine Spitze auslaufend; Blättchen 
oberseits locker anliegend behaart, unterseits an den 
Nervenetwasstärker, über die Fläche schwächer behaart, 
am Mittel- und den Seitennerven zerstreut drüsig. Hochblätter 
die Blüthenstiele überragend, umhüllend. Blüthen zu mehreren, 
Blüthenstiele so lang bis halb so lang wie der bläulich bereifte Kelch- 
becher, zerstreut mit stacheligen Stieldrüsen besetzt, die 
auch an den ovalen oder kugeligen Kelchbecher über- 
gehen. Blumenblätter klein, tiefroth. Kelchblätter auf dem 
Rücken stieldrüsig. — Graubünden: Segnas!! — R. corüfolia 
A. II. b. 2. b. Segnasiana R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 209 (1901). 
— Eine die R. corüfolia mit R. Uriensis verbindende, letzterer sich 
nähernde Abänderung. 


B. Blüthenstiele + verlängert, meist so lang bis 2 mal so lang als der Kelch- 


becher. Kelchblätter abstehend oder zurückgeschlagen. Griffel hervortretend 
oder ein grosses, kugeliges Köpfehen bildend, behaart bis dicht wollig. 


Die hierher gehörigen Abarten bilden einen vielgestaltigen Formencomplex, 
der häufig in Anlehnung an eine bestimmte Abänderung mit dem Sammel- 
namen subcollina bezeichnet wird. Er umfasst die Gesammtheit der 
Variationen, die R. coriifolia A. mit R. dumetorum verbinden, 
Das eingehende Studium desselben führt vielleicht zu der Erkenntniss, dass er 
nicht weniger reichlich gegliedert ist, als der Formencomplex der R. corüfolia A. 
Jedenfalls zeigt er, wie vor allem die gründlichen Studien Braun’s (vergl. 
Abh. ZBG. Wien XXXV. 106 u. £. [1885]) und die Sammlungen Kmet’s 
erkennen lassen, bezüglich der Behaarung und Zahnung keine geringere 
Variationsfähigkeit als R. corüfolia. 


I. Zahnung einfach. 
a. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 


1. Blättehen oberseits kahl, unterseits wenigstens am Mittelnerv + dicht 
behaart. 


1) Nach dem Entdecker Anton Günther, jetzt Pfarrer in Neustadtl bei 
Friedland (Böhmen) (Wiesbaur br.). 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 14 


210 


Rosaceae. 


a. dimorphocärpal). Hoher, dicht verzweigter fi. Aeste und 


Zweige + dicht, oft quirlig bestachelt. Stacheln kräftig, hakenförmig 
gekrümmt, am Grunde verbreitert, jene der Blüthenzweige bisweilen 
fast gerade. Nebenblätter breit-lanzettlich, oberseits kahl, unter- 
seits locker anliegend behaart, am Rande drüsig gewimpert; 
Oehrchen scharf zugespitzt, abstehend. Blattstiel meist drüsenlos und 
unbewehrt, locker behaart. Blättchen mittelgross bis klein, 
elliptisch oder elliptisch-verkehrteiförmig, gegen den Grund kurz ver- 
schmälert, seltener abgerundet, vorn zugespitzt, mit offener, scharf 
zugespitzter Zahnung, oberseits kahl, unterseits an den 
Nerven behaart, auf der Fläche kahl oder sehr zerstreut 
behaart. Hochblätter verbreitert, oft laubig. Blüthenstiele kurz 
(6—9 mm lang), drüsenlos. Kelchbecher klein, kugelig bis ver- 
kehrt-eiförmig. Kelchblätter kurz, auf dem Rücken drüsenlos, nach 
der Blüthe zurückgeschlagen, später abstehend. Blumen- 
blätter klein, rosenroth. Griffel dieht behaart. Scheinfrucht 
klein, kugelig bis eiförmig. — Ungarn! — R, corüfolia B. I. a. 1. 
a. dimorphocarpa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 210 (1901). R. 
dimorphocarpa Borbäs u. Braun in Fl. exs. Austr.-Hung. Nr. 1646. 
Schedae V. 14 (1888). 


. Entraun&nsis2). Bestachelung etwas ungleich. Stacheln des 


Stammes, der Aeste und Zweige stark gekrümmt, plötzlich in einen 
stark‘ verlängerten, scheibenförmigen Grund verbreitert, an den 
Blüthenzweigen mit einzelnen, feinen, nadelförmigen 
und borstlichen, geraden und leicht gebogenen Stacheln. 
Blättchen rundlich-eiförmig, mit breiter, einfacher Zahnung oder 
mit einzelnen Drüsenzähnchen, oberseits kahl, unterseits dicht 
anliegend grauhaarig. Blüthenstiele kurz, drüsenlos. Kelch- 
becher kugelig. Kelchblätter nach der Blüthe theils zurück- 
geschlagen, theils abstehend, auf dem Rücken drüsenlos, 
mit schmalem Anhängsel, die äusseren mit wenigen schmalen Fiedern. 
Griffel kurz, wollig behaart. — Provence! — R. corüfolia y. 
Entraunensis Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. 109 (1879). 


. subeollina. Blättehen gegen den Grund verschmälert, oberseits 


sehr zerstreut behaart bis kahl, unterseits an den Nerven 
behaart. Hochblätter die Blüthenstiele umhüllend. Blüthenstiele 
sehr kurz. Kelchblätter öfter völlig zurückgeschlagen. — 
In den niederen Lagen des Verbreitungsgebietes der Art verbreitet !! 
— AR. corüfolia f. subcollina Christ Ros. Schw. 191 (1873) z. T. 


2. Blättchen beiderseits + dicht behaart. 


a. incäna, Strauch mit spärlich bestachelten Zweigen. Nebenblätter 
‚länglich, mit verlängerten, scharf zugespitzten, abstehenden Oehrchen, 


unterseits wollig behaart, am Rande drüsig gewimpert. Blatt- 
stil wollig behaart, stachelig und drüsenlos bis drüsenreich. Blätt- 
chen mittelgross bis gross, nicht lederartig, elliptisch, am Grunde ab- 
gerundet, vorn oft kurz zugespitzt (Zahnung einfach, selten mit 
einem drüsigen Nebenzähnchen), oberseits anliegend behaart, unter- 
seits dicht, im jugendlichen Zustande weichfilzig, etwas 
glänzend, graugrün mit stark hervortretenden Nerven. Blüthenstiel 
ziemlich kurz bis mässig lang (1—1,5 em lang), etwa so lang 
wie der kugelig-eiförmige Kelchbecher, von den graubehaarten Hoch- 
blättern umhüllt. Kelchblätter kurz bis mittellang, auf dem Rücken 
drüsenlos, mit lanzettlichem, ganzrandigem Anhängsel, nach der 
Blüthe zurückgeschlagen, lange bleibend, die äusseren mit 


1) Öfuoogpog zweigestaltig, zaozdg Frucht. 
2) Von dem Fundorte Entraunes im D£p. du Var. 


ie A 


Resa. 211 


wenigen lanzettlichen Fiedern, bisweilen fast einfach. Blumen- 
blätter rosenroth, Griffel wollig, — Ungarn! — R. corüfolia B. 1. 
a. 2. a. incana R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 210 (1901). R. incana 
Kitaibel in Schult. Oest. Fl. II. 70 (1814). Nyman Consp. Suppl. 115. 


2, älbida ist eine hauptsächlich durch weisse Blüthen ausgezeichnete 
Abart der vorigen. Strauch mit schlanken, leicht gebogenen, selten 
fast sichelförmig gekrümmten, am Grunde verbreiterten Stacheln 
bewehrt. Nebenblätter lanzettlich, oberseits zerstreut, unterseits 
anliegend behaart, am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel 
dieht behaart, bestachelt oder wehrlos, drüsenlos oder mit + zahl- 
reichen rothen Drüsen besetzt. Blättchen elliptisch bis Jänglich- 
elliptisch, gegen den Grund verschmälert, seltener ab- 
gerundet, vorn kurz zugespitzt, oberseits locker anliegend behaart, 
unterseits auf der ganzen Fläche weichfilzig behaart. Hochblätter 
die Blüthenstiele überragend. Blüthenstiele 4—6 mm lang. Kelch- 
becher eiförmig, Blumenblätter weiss oder blass rosen- 
roth. Griffel wollig. Scheinfrucht gross, kugelig. — Ungarn! 
— R. corifolia B. I. a. 2. a. 2. albida R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 211 (1901). R. albida Kmet’ in Fl. Austr -Hung. Nr. 1651. 
Schedae V. 16 (1888). R. incana f. albida Kmet’ in Herb. 

ß. Schemnitz&nsis!) unterscheidet sich von albida durch 
die meist drüsenreicheren, unbewehrten Blattstiele, durch die 
oberseits schwach behaarten oder fast kahlen, unter- 
seits zerstreut behaarten Blättchen, die kleineren Blumen- 
blätter und die eiförmigen Scheinfrüchte. — Ungarn! — R. corü- 
folia B. I. a. 2. a. 2. B. Schemnitzensis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
211 (1901). R. Schemnitzensis Kmet’ in Fl. Austr.-Hung. Nr. 1652. 
Sched. V. 17 (1888). — Eine nur wenig abweichende Unterabart ist 

$S patens (R. patens Kmet’ in Fl. Austr.-Hung. Nr. 1653. 
Sched. V. 17 [1888]). Blättchen länglich-elliptisch, Zahnung 
tief, Zähne spitz. Oberseite zerstreut, Unterseite dichter anliegend 
behaart. — Ungarn! 

3. ineanäscens. Hoher, reich verzweigter Strauch, dessen blüthen- 
tragende Zweige meist unbewehrt sind. Stacheln leicht gebogen 
bis gekrümmt. Nebenblätter beiderseits behaart, mit drüsig 
gewimpertem Rande. Blattstiel dicht zottig behaart, meist 
stachel- und drüsenlos, Blättchen von mittlerer Grösse, elliptisch 
oder eiförmig-elliptisch, mit abgerundetem Grunde, vorn kurz 
zugespitzt, Zahnung vorherrschend einfach, hin und wieder mit 
‚einem drüsigen Nebenzähnchen, ziemlich spitz. Blättehen beider- 
seits dieht behaart, unterseits seidig-filzig. Blüthenstiele - 
kurz (5—6 mm), drüsenlos. Kelchbecher eiförmig. Kelchblätter 
auf dem Rücken drüsenlos, ziemlich bald abfallend, die äusseren 
fiederspaltig. Blumenblätter blassrosa. Griffel dieht behaart. 
Scheinfrucht kugelig. -— Niederösterreich! Ungarn! — R. corü- 
folia B. I. a. 2. a. 3. incanescens R. Keller in A. u. G- Sy VE 
211 (1901). R. incanescens Braun in Fl. Austr.-Hung. Nr. 1619. 
Sched. V. 15 (1888). 

ß. campicola (R. campicola Braun a. a. O. Nr. 1650. 
Sched. V. 16 [1888]), eine Unterabart der vorigen, unterscheidet 
sich von ihr durch die bestachelten Blüthenachsen, die schärfere 
Zahnung der Blättehen, die längeren Blüthenstiele (ca. 1 em), die 
rosenrothen Blumenblätter und die wolligen Griffel. — Nieder- 
österreich ! 

b. gris&öscens. Hoher Strauch mit stacheligen Aesten und Zweigen. 


Stacheln kräftig, leicht gebogen bis fast gerade. Nebenblätter 


1) Bei Schemnitz gefunden, 
14* 


Rosaceae., 


schmal-lanzettlich, oberseits kahl, unterseits anliegend behaart, 
am Rande durch schwarzrothe Drüsen gewimpert. Blattstiel dicht 
weisshaarig bekleidet, stachel- und drüsenlos. Blättehen von 
mittlerer Grösse, eiförmig-elliptisch, am Grunde abgerundet, vorn kurz 
zugespitzt, Zahnung einfach, da und dort mit drüsigen Nebenzähnchen. 
Oberseite mit anliegenden Haaren dicht bekleidet, Unterseite 
weiss- und weichfilzig behaart. Hochblätter die Blüthenstiele 
überragend oder so lang wie dieselben. Blüthenstiele von mittlerer 
Länge, drüsenlos. Kelchbecher eiförmig oder länglich-eiförmig. 
Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen, später + auf- 
gerichtet, auf dem Rücken drüsenlos. Kronenblätter schön 
rosenroth. Diseus schwach kegelförmig erhaben. Griffel be- 
haart, aber nicht wollig. — Bosnien. — R. corüfolia var. grisescens 
H. Braun Ann. nat. Hofmus. Wien II. 109 (1887). 


c. Seaphusiensis!). f} niedrig, gedrungen. Stacheln zahlreich, 


kurz, stark gekrümmt. Blättchen oval, gegen den Grund breit 
keilförmig verschmälert, bisweilen abgerundet oder schwach herzförmig 
ausgerandet. Zähne stumpf, oft in Kerbung übergehend, öfter 
mit drüsigen Nebenzähnchen. Blättehen hellgrau, beiderseits mit 
dichter, besonders unterseits etwas schimmernder Be- 
haarung. Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen. Schein- 
frucht rundlich-oval, sehr kurz gestielt, Blüthenstiele von den grossen 
silberigflaumigen Hochblättern umhüllt. Blumenblätter sehr 
blass rosenroth, rasch ins Weisse verbleichend. Griffel weiss- 
wollig. — Hin und wieder durch das ganze Verbreitungsgebiet der 
Art an der unteren Grenze ihrer verticalen Verbreitung!!! — R. corü- 
folia i. Scaphusiensis Christ in Flora LVII (1874) 197. R. dume- 
torum f. obtusifolia Christ in Ros. Schw. 186 (1873). 


b. Blüthenstiele wenigstens zum Theil mit Stieldrüsen besetzt. 
1. pastorälis. Stacheln schlank, auch an den Blüthenzweigen meist 


zahlreich. Nebenblätter bald schmal, mit verbreiterten, zugespitzten, 
bald sehr breit mit kurzen, abstehenden Oehrchen, oberseits sehr zer- 
streut anliegend behaart bis kahl, unterseits dieht behaart 
bis wollig. Blattstiel wollig behaart, drüsen- und stachellos. Blätt- 
chen verkehrt-eiförmig, gegen den Grund breit verschmälert oder ab- 
gerundet, vorn kurz zugespitzt. Zahnung in der unteren Hälfte der 
Blättchen sehr schmal, oft erheblich über dem Grunde ver- 
schwindend, vorn tief. Zähne hin und wieder mit einem drüsigen 
Nebenzähnchen, oberseits anliegend, unterseits fast weich- 
filzig behaart. Blüthenstiele z. T. mit einzelnen Stieldrüsen, 
kurz; Kelchbecher birnförmig in den Blüthenstiel verschmälert, gross. 
Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen und abstehend, auf dem 
Rücken zerstreut drüsig, die äusseren mit breiten Fiedern. Discus 
schwach kegelförmig erhaben. Griffel wollig, aber nicht zu 


einem kugeligen Köpfchen ausgebreitet. — Tessin: Leventina!! — R. 
corüfolia B. I. b. 1. pastoralis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 212 
(1901). — Diese Abänderung stellt einen Uebergang zu R. dumetorum 


Deseglisei dar. 


. Kmet’iäna2) steht der incana sehr nahe. Nebenblätter schmal, mit 


kurzen, eiförmigen, zugespitzten Oehrchen, unterseits flaumig be- 
haart, am Rande gewimpert. Blattstiel flaumig, drüsig, spärlich be- 
stachelt. Blättehen von mittlerer Grösse, eiförmig, zugespitzt, ober- 
seits spärlich anliegend-behaart, an ausgewachsenen Blättchen 


1) Bei Schaffhausen (Scaphusia) zuerst gefunden. 
2) Nach Andreas Kmet’, * 19. Nov. 1841 (br.) Bzenica (Ct. Bars), katho- 


lischem Pfarrer in Pren£tov bei Schemnitz in Ungarn, verdient um die dortige Flora, 
namentlich auch um die Kenntniss von Rosa und Rubus. 


Rosa. 213 


bisweilen selbst fast verkahlend, unterseits namentlich 
an den Nerven dieht weichwollig. Blüthen einzeln; Blüthenstiele 
mit zarten Stieldrüsen. Kelchbecher eiförmig, unter dem Discus 
etwas zusammengezogen. Kelchblätter auf dem Rücken drüsenreich, 
auch die äusseren oft fast einfach, nach der Blüthe abstehend. 
Griffel wollig. — Ungarn! — R. coriifolia, B. I. b. 2. Kmet’iana 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 212 (1901). R. Kmetiana Borbäs Ros. 
Hung. 437 (1880). 


II. Zahnung vorherrschend doppelt, selten reichlicher zusammengesetzt. 
a. Subfoliardrüsen fehlen. 


1. 


hirtifölia. fj mit ziemlich spärlich bestachelten Zweigen, die hin 
und wieder am Abgang der Laubblätter paarig sind. Nebenblätter 
schmal linealisch-lanzettlich, kahl, am Rande drüsig gewimpert, mit 
scharf zugespitzten, abstehenden Oehrchen. Blattstiel flaumig-behaart, 
mit Stieldrüsen und Stacheln besetzt. Blättehen eiförmig-elliptisch, am 
Grunde abgerundet, mit doppelter, drüsiger, z. T. auch ein- 
facher Zahnung, oberseits etwas glänzend, kahl, unterseits am 
Mittelneryv und oft auch an den Seitennerven behaart. 
Hochblätter so lang oder länger als die Blüthenstiele. Blüthenstiele 
0,5—1 em lang. Kelchbecher kugelig. Kelchblätter nach der Blüthe 
zurückgeschlagen oder abstehend, die äusseren mit drüsig ge- 
wimperten Fiedern. Blumenblätter rosenroth, gegen den Grund weiss. 
Griffel weiss behaart. Scheinfrucht kugelig. — Salzburg; Niederöster- 
reich; Ungarn! — R. corüfolia B. II. a. 1. hirtifoia R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 213 (1901). R. hirtifolia Braun Abh. ZBZ. Wien 
XXXV. 109 (1885). 


. Hausmännil), h mit kräftigen, sichelförmig gekrümmten Stacheln 


bewehrt. Nebenblätter behaart. Blattstiel wollig. Blättchen klein 
bis mittelgross, eiförmig-elliptisch, zugespitzt, oberseits kahl oder zer- 
streut behaart, unterseits am Mittelnerv wollig, auf der Fläche an- 
liegend-behaart. Hochblätter oft laubig, so lang wie die Blüthen- 
stiele oder sie überragend. Blüthenstiele ca. 1 em lang. Kelchbecher 
eiförmig. Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen, auf 
dem Rücken drüsenlos.. Griffel wollig behaart. Scheinfrucht kurz 
eiförmig. — Tirol. — R. corüfolia var. Hausmanni Braun in Abh. 
ZBG. Wien XXXV. 106 (1885). 


. Aschersönii:). Stacheln leicht gebogen. Blüthenzweige bisweilen 


unbewehrt. Nebenblätter schmal, mit langen, verbreiterten Oehrchen, 
am Rande drüsig gewimpert, oberseits kahl, unterseits anliegend zer- 
streut behaart. Blattstiel flaumig, drüsig, stachelig. Blättchen von 
mittlerer Grösse, rundlich bis länglich-eiförmig, am Grunde abgerundet, 
vorn scharf zugespitzt, mit tiefer, abstehender, scharf zu- 
gespitzter, zusammengesetzter Zahnung. Zähne aussen 
mit 2—5, innen oft mit einem Drüsenzähnchen. Oberseite 
kahl, bläulich bereift, Unterseite sehr zerstreutanliegend behaart. 
Hochblätter lanzettlich, meist etwas kürzer als die ca. 1—1!/a cm langen 
Blüthenstiele. Kelchblätter nach der Blüthe z. T. zurückgeschlagen, 
z. T. abstehend, mit lanzettlichem, ganzrandigem Anhängsel, die 
äusseren mit lanzettlichen, z. T. fiederspaltigen Fiedern. Griffel + dicht, 
aber nicht wollig behaart. — Tessin!! — R. corüfolia B. I. a. 3. 
Aschersonü R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 213 (1901). 


b. Mit Subfoliardrüsen. 


Erlbergensis3). f mit kräftigen Stacheln bewehrt. Stacheln 


sichelförmig, am Grunde stark verbreitert, an den Blüthenachsen oft 


1) 8. I S. 47 Fussn. 1. 
2) S. I S. 287 Fussn. 2. 
3) Nach dem Fundorte Erlberg in der Nähe von Zell am See. 


214 Rosaceae, 


quirlig angeordnet. Nebenblätter breit-lanzettlich, mit drüsig gewimpertem 
Rande, kahl. Blattstiel wollig behaart, drüsenreich. Blättehen rund- 
lich-eiförmig, unregelmässig gezähnt, mit wenig zahlreichen Drüsen- 
zähnchen, oberseits kahl, unterseits an den Nerven und oft auch über 
die ganze Fläche sehr spärlich, am Mittelnery dicht behaart, oft 
an den Seitennerven mit einzelnen Subfoliardrüsen. Hochblätter 
breit eiförmig-lanzettlich, oft röthlich angelaufen, laubig. Blüthenstiele 
kurz, von den Hochblättern umhüllt. Kelehbecher kugelig oder kugelig- 
eiförmig, gross. Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen, 

später abstehend. Griffel dieht weisswollig. — Salzburg. — R. corü- 
Jfolia var. Erlbergensis Braun in Abh. ZBG. Wien KXXV. 106 (1885). 


(Nördliche und gebirgige Theile von Europa, westliches Asien.) 
+ 


10. X 33. R. Gallica X. corüifolia s. am Schlusse der Oaninae. 
28. X 33. R. tomentella X corüfolia s. S. 219. 
33. X 40. .R. corürfolia X pendulina s. am Schlusse der Gattung. 


$$ Blättchen mit zahlreichen Subfoliardrüsen und + zahlreichen, 
die Fläche der Blättchen dicht deckenden, selten fehlenden 
Suprafoliardrüsen. 


34. (33.) R. Rhaetica). ii 1!/2 bis 2m hoch, gedrungen. Stacheln 


meist zweierlei. Kräftige Stacheln leicht gebogen bis- 


gekrümmt, selten völlig gerade, meist plötzlich in den stark ver- 
breiterten, scheibenförmigen Grund übergehend; schwächere Stacheln 
nadelförmig, drüsenlos oder drüsig, mit Uebergängen zu 
den die Blüthenachsen in + grosser Zahl bekleidenden 
Stieldrüsen, selten (in Uebergängen zu R. corüifolia und R. glauca) 
treten diese stark zurück oder fehlen vollständig. Laubblätter 5—7 zählig. 
Blättchen meist genähert, mit den Rändern sich berührend oder deckend. 
Nebenblätter von mittlerer Breite, die oberen bisweilen sehr breit (zu- 
sammen bis 1 cm), mit vorgestreckten oder divergirenden, abstehenden 
Oehrchen, oberseits zerstreut behaart oder kahl, mit ver- 
einzelten Suprafoliardrüsen, unterseits flaumig-filzig 
oder kahl, mit zahlreichen Subfoliardrüsen, die oberen bis- 
weilen beiderseits fast drüsenlos, am Rande dicht drüsig gewimpert. 
Blattstiel filzig-zottig behaart, mit zahlreichen, kürzer oder länger 
gestielten, z. T. im Filze verborgenen Drüsen oder kahl, stachellos 
oder mit vereinzelten geraden, gelben Stacheln besetzt. Blättchen mittel- 
gross (ca. 2—2,5 cm lang), selten sehr klein, kaum 1 cm lang und 
®/a cm breit oder gross, über 4 cm lang und 3 cm breit, breit-oval, 
öfter verkehrt-eiförmig, am Grunde abgerundet, selten schwach 
herzförmig ausgerandet, nicht selten scharf keilig, jenen der 
KR. elliptica ähnlich, vorn abgerundet oder kurz zugespitzt (Zahnung 
zusammengesetzt; Zähne meist tief, meist abstehend, aussen 
mit 2—6, ja bis 10 sitzenden Drüsen und Drüsenzähnchen, 
innen mit 0—2 Drüsenzähnchen), oberseits anliegend behaart 


1) Zuerst in Graubünden (Rhaetia s. I S. 229 Fussn. 1) gefunden. 


EI WEBLORBLDRLOSBEERLTEDEE WEBER WERE 


Rosa. 215 


bis kahl, mit # zahlreichen, selten fehlenden Supra- 
foliardrüsen, unterseits flaumig-filzig behaart, bis völlie 
kahl, mit zahlreichen feinen, oft wachsgelben Supra- 
foliardrüsen. Hochblätter eiförmig-lanzettlich, scharf zugespitzt, gleich 
den Blättchen unterseits dicht behaart und drüsenreich, oberseits zer- 
streut behaart bis kahl oder beiderseits kahl, länger als die Blüthen- 
stiele. Blüthen meist einzeln !), selten 2- oder mehrblüthig. Blüthen- 
stiele meist sehr kurz, selten bis 2 mal so lang als der Kelchbecher, 
kahl oder mit Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher kugelig oder ei- 
förmig, ohne Stieldrüsen. Kelchblätter drüsig gewimpert, mit linealisch- 
lanzettlichem oder lanzettlichem, drüsig gezähntem Anhängsel, auf dem 
Rücken oft dicht mit Stieldrüsen besetzt, die äusseren mit 
mehreren drüsig gewimperten Fiedern, nach dem Verblühen sich auf- 
richtend, die reife Scheinfrucht krönend. Blumenblätter roth. 
Griffel ein wolliges Köpfchen bildend. Scheinfrucht kugelig oder 
eiförmig. 

Eine Rose der Bergregion von sehr beschränktem Verbreitungs- 
areal; Schweiz: Unterengadin!! Tirol: oberes Innthal!! Gschnitzthal; 
Veltlin: Bormio! Bl. Juni und Juli. 

R. rhaetica Gremli in Exeursionsfl. 4. Aufl. 164 (1881) nicht 
Kerner (s. S. 187). Schinz u. Keller Fl. d. Schw. 262 (1900. R. 
caryophyllacea Christ Ros. Schw. 122 (1873) z. T. nicht Besser. 
Killias Fl. d. Unterengadins 56 (1887—88). Gremli Beiträge V. 81 
(1890). Crepin SB. Belg. XXVIII. 1. 156, 201 (1889). R. coriifolia 
rhaetica Crepin a. a.O0. XXXI 2. 84 (1892). R. glauca u. R. corüi- 
folia var. R. Keller in Engler Jahrb. XIX. Beibl. 47, 14 (1894). 


Die verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Rose haben selbst von so her 
vorragenden Rhodologen wie Crepin und Christ ausserordentlich verschiedene 
Deutung erfahren. Christ identifieirte die Rose des Unterengadins mit der R. 
caryophyllacea Besser und reihte sie in die Subseet. Rubigineae, Abtheilung Sepiaceae 
ein. D&seglise, der die Besser’sche Art zu den Tomentosae zählte, that der 
Christ’schen caryophyliacea gar keine Erwähnung. Gremli hat die Christ’ sche 
Art, nachdem er sie als mit der R. caryophyllacea nicht identisch erkannt, in seiner 
Exeursionsflora (4. Aufl. 164 (1881) unter dem Namen R. Rhaetica fortgeführt, 
eine Bezeichnung, die wir beibehalten, da Kerner’s gleichlautender Name damals 
einer Spec. inedit. zukam. In der Beurtheilung ihrer systematischen Stellung folgte 
er ursprünglich Christ, schloss sich aber später der Anschauung Crepin’s an, 
insofern als er zwar ihre engen Beziehungen zu R. corüfolia und glauca anerkannte, 
sie aber doch als’ besondere Art weiterführte. In ebenso scharfsinniger als gründ- 
licher Weise hat sich Cr&pin mit unserer Rose nach einem Besuche des Unter- 
engadins und des Veltlins im Jahre 1889 befasst. Seine Beobachtungen führten ihn 
zu der Ueberzeugung, dass Christ’s R. caryophyllacea in engster verwandtschaft- 
licher Beziehung zu R. corüfolia und R. glauca steht, dass sie eine durch den 
Drüsenreichthum charakterisirte Varietät dieser darstelle. Ich selbst habe mich auf 
Grund meiner Studien im Unterengadin und Tirol dieser Auffassung Cr&pin’s 
angeschlossen und Christ’s Formen der R. caryophyllacea als Abänderungen der 
R. corüfolia und R. glauca eingefügt (Keller a. a. O. [1894]. Wenn ich diese 
Rose im Voranstehenden wieder als besondere Art dem Beispiele Gremli’s folgend 


1) Von 329 Blüthenständen waren 251 einblüthig, 38 zweiblüthig, 29 drei- 
blüthig, 9 vierblüthig, 2 fünfblüthig. 


216 Rosaceae. 


anführe, so geschieht es nicht desshalb, weil ich über die engen verwandtschaftlichen 
Beziehungen der R. Rhaetica zur R. corüfolia und R. glauca anders dächte als 
vor etlichen Jahren, sondern weil mir die Summe der sie kennzeichnenden und 
vom Typus dieser beiden Rosen unterscheidenden Merkmale ‘gross genug erscheint, 
um ihre specifische Trennung ebenso begründet erscheinen zu lassen, wie z. B. die 
auch von Cr&pin befürwortete Scheidung der R. montana von der R. glauca. 
Wie diese aufs engste mit einander verbunden sind durch Zwischenformen,, von 
denen mir Cr&pin erst kürzlich schrieb, man möchte sie für Hibride beider halten, 
wenn im Gebiete (er spielte auf meine Beobachtungen um Olivone an) R. montana 
vorkäme, in derselben Weise ist die typische R. Rhaetica mit der R. corüfolia und 
R. glauca so innig verbunden, dass die Abgrenzung von einer gewissen Willkür- 
lichkeit allerdings nicht frei ist. 

R. caryophyllacea aus dem östlichen Theile unseres Gebietes ist meiner Auf- 
fassung nach etwas ganz anderes als R. Rhaetica. Sie bildet mit R. Zalana einen 
Formencomplex, den wir den Rubiginosae einordneten. Ob er dereinst, wenn auch 
er in der Natur einem ebenso gründlichen Studium von ebenso berufener Seite 
unterworfen wird, wie R. Rhaetica, die ihm zugewiesene Stellung behaupten wird, 
muss dahingestellt bleiben. Dass er aber keines Falles mit unserer Bergrose, der 
R. Rhaetica, identifieirt werden kann, geht schon aus der anderen Stellung der 
Kelchblätter hervor. 


Aendert in Bezug auf die Art der Bestachelung, den Grad der Drüsigkeit 
und Behaarung der Blätter nicht unbedeutend ab. 


A. Blättehen beiderseits oder doch unterseits + dicht behaart. 
I. Blüthentragende Zweige mit + zahlreichen borsten- und nadelförmigen Stacheln 

besetzt. . 

a. typica. Gedrungener Strauch. Bestachelung namentlich an den 
Blüthenzweigen sehr ungleich, meist mit + zahlreichen 
Stieldrüsen untermischt. Nebenblätter unterseits dicht flaumig- 
filzig, drüsenreich. Blättchen meist oval, oberseits + dicht an- 
liegend, unterseits flaumig-filzig behaart. Subfoliardrüsen 
zahlreich, Suprafoliardrüsen bald die Oberseite der Blättchen 
dicht deckend, bald zerstreut. Zahnung drüsenreich. Blüthen- 
stiele meist sehr kurz, bald mit, häufiger ohne Stieldrüsen. Kelchbecher 
bald kugelig, bald eiförmig. — Unterengadin!! Veltlin: Bormio! — R. 
Rhaetica A. I. a. typica R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 216 (1901). 

b. castelli!). Strauch dieht mit kräftigen, gelben, leicht ge- 


bogenen Stacheln bewehrt. Stacheln der Blüthenstiele schwach, 


drüsenborstige sehr spärlich. Nebenblätter unterseits mit sehr zahl- 
reichen Drüsen, oberseits meist drüsenlos, am Rande dicht drüsig ge- 
wimpert. Blattstiel flaumig-behaart, drüsenreich, etwas bestachelt, Blätt- 
chen mittelgross bis gross, vorberrschend verkehrt-eiförmig- 
keilig, vorn scharf zugespitzt, mit offener, abstehender, drüsenreicher 
Zahnung; Blättehen oberseits kahl, meist mit vereinzelten Supra- 
foliardrüsen, oft auch drüsenlos, unterseits an den Nerven + 
behaart, auf der Fläche fast kahl, mit zahlreichen Subfoliar- 
drüsen. Blüthenstiele etwa 2 mal so lang als der kugelig-eiförmige 
Kelehbecher, drüsenlos oder mit sehr vereinzelten Drüsen. Kelchblätter 
auf dem Rücken spärlichdrüsig, die äusseren mit lanzettlichen, drüsig 
gezähnten Fiedern. — Tirol: Bei Schloss Nauders!! — R. Rhaetica A. 1. 
b. casteli R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 216 (1901). 

€. thermälis?). Stacheln fast gleichartig, schwach, auch an den 
Blüthenzweigen nur mit vereinzelten nadelförmigen Stacheln und 
Drüsenborsten. Nebenblätter unterseits bald sehr reich, bald arm an 
Drüsen, mit diehtdrüsig gewimpertem Rande, zerstreut flaumig-be- 
haart. Blattstiel flaumig-filzig, reich an kurzgestielten und 


1) Bei einem Schlosse (castellum) gefunden. 
2) In der Nähe der warmen Bäder (thermae) von Bormio gefunden. 


DEE. 


Rosa. 217 


sitzenden schwarzrothen Drüsen. Blättchen länglichoval, meist 
scharf zugespitzt, mit tiefer, scharfer, drüsenreicher Zahnung, 
oberseits sehr zerstreut, unterseits an den Nerven dichter be- 
haart; Subfoliardrüsen meist zahlreich, Suprafoliardrüsen 
zerstreut. Blüthenstiele kurz, mit kräftigen Stieldrüsen, die 
auch an den Grund des kugeligen Kelchbechers übergehn. Kelchblätter 
auf dem Rücken drüsig. — Veltlin! — R. Rhaetica A. I. c. thermalis 
R. Keller in A. u.G. Syn. VI. 216 (1901). R. thermalis Cornaz in Herb, 
II. Blüthentragende Zweige ohne nadelförmige Stacheln und Drüsenborsten. 

a. homoeacäntha!). Bestachelung gleichartig. Stacheln der Aeste 
leicht gekrümmt, jene der blüthentragenden Achsen fast gerade, schwach. 
Nebenblätter sehr breit, ohne Supra-, aber mit zahlreichen Sub- 
foliardrüsen, am Rande drüsig gewimpert, unterseits behaart. Blatt- 
stiel filzig bis flaumigzottig- behaart. Blättchen oval. Zahnung 
zusammengesetzt; Nebenzähnchen drüsig; sitzende Drüsen an den 
Zähnen wenig zahlreich. Blättchen oberseits zerstreut anliegend 
behaart, ohne oder mit vereinzelten, selten erwas zahlreicheren 
Suprafoliardrüsen, unterseits ziemlich dicht, bisweilen zottig be- 
haart, drüsenreich. Blüthenstiele ziemlich lang, drüsenlos. — 
Nauders!! — Aehnliche, aber in der Zahnung vom Typus der Rhaetica 
sich weniger entfernende gleichbestachelte Abänderung, deren Blättchen 
oberseits kahl und öfter mit + zahlreichen Suprafoliardrüsen versehen 


sind, auch in Engadin!! — R. Rhaetica A. II. a. homoeacantha R. Keller 
in A. u.G. Syn. II. 217 (1901). — Diese Abänderungen stellen Übergänge 
zur R. corüfolia dar. — Verwandt ist 


b. Levi&ri2). Bestachelung ziemlich gleichartig, an den Blüthen- 
zweigen schwächer als an den Aesten, ohne Stieldrüsen. Blättchen 
oval bis breit-oval, gegen den Grund abgerundet, nicht keilisg, 
nach vorn zugespitzt, ohne Suprafoliardrüsen, unterseits mit + 
zahlreichen kleinen Subfoliardrüsen. Blüthenstiele ohne Stiel- 
drüsen, wenig länger als der Kelehbecher. Kelchblätter auf dem Rücken 
fast drüsenlos. Scheinfrucht fast kugelig. — Veltlin! Unterengadin!! 
R. Rhaetica f. Levieri Gremli in N. Beitr. Fl. Schw. V. 81 (1890), R. 
caryophyllacea f. Levieri Christ in Ros. Schw. 123 (1873). 

Stark behaarte Unterabarten dieser sind 
2. Taraspensis3). Schösslinge blaubereift, mit kräftigen, breiten 
krummen Stacheln. Drüsige Stacheln fehlen; drüsenlose derb, lang,, 


1) Von öworog (öwoıog) ähnlich, gleichartig und &xavd« Stachel. 

2) Nach Emile Levier, * 14. Juni 1839, Arzt in Florenz, um die Kennt- 
niss der Flora Süd-Europas und des Orients, besonders Italiens (er erforschte u. a. 
die Umgebungen von Bormio im Veltlin, wo er sich einige Sommermonate als Bade- 
arzt aufzuhalten pflegt), Spaniens und des Kaukasus hochverdient, hervorragendem 
Kenner der Lebermoose. Von seinen zahlreichen botanischen Abhandlungen nennen 
wir besonders I Tulipani di Firenze ed il Darwinismo. Rassegna settim. No. 17. 
Roma 1878. L’Origine des Tulipes de la Savoie et de l’Italie. Archives Italiennes 
de biologie Paris 1884. Les Tulipes d’Europe. 8. Sc. nat. Neuchätel XII. 1884. 
Neotulipes, Pal&otulipes. Malphigia VIII. 401. 1894. Mit L. Leresche veröffentlichte 
er: Deux excursions botaniques dans le Nord de l’Espagne et le Portugal en 1878 
et 1879. Mit 8 Tafeln Lausanne 1880, mit Stephen Sommier Enumeratio plan- 
tarum 1890 in Caucaso lectarum. Mit 49 Tafeln. Acta Hort. Petrop. Vol. XVI. 
Petropoli et Florentiae 1900. In beiden Werken zeigt sich L. als hervorragender 
Ikonograph ; ferner zeichnete er sich aus als geistreicher Reisebeschreiber (A travers 
le Caucase. .Neuchätel 1894) und Polemiker (Le cas du docteur Otto Kuntze 
Flor. 1898). Ich verdanke meinem vieljährigen Freunde auch für die Synopsis 
werthvolle Mittheilungen. Auch der Bearbeiter von Rosa ist L. zu besonderem 
Dank verpflichtet. A. 

3) Bei Tarasp in Unterengadin gefunden. 


218 Rosaceae. 


schwach gebogen, allmählich in die Stacheln des Blattstieles übergehend. 
Blattstiel dieht behaart, spärlich mit Drüsen besetzt. Blätt- 
chen ziemlich gross, breit-oval, nicht keilig, kurz zugespitzt. Zahnung 
vorherrschend einfach und fast drüsenlos; Zähne nur z. T. mit 
drüsenlosen oder drüsigen, sehr schwachen Nebenzähnchen. Blättchen 
oberseits zerstreut, unterseits dicht behaart. Suprafoliar- 
drüsen fehlend, Subfoliardrüsen zahlreich, in den Haaren ver- 
steckt, allmählich abfallend. Kelchblätter auf dem Rücken drüsenlos 
Griffel wollig. — Unterengadin! Bormio! — R. Rhaetica A. II. b. 2. 
Taraspensis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 217 (1901). R. caryo- 
phyllacea f. Taraspensis Christ in Ros. Schw. 124 (1873). — In dieser 
Abänderung zeigt die R. Rhaetica die grösste Annäherung an R., corüfolia. 

3. villösa steht voriger nahe. Stacheln der Aeste lang, leicht gebogen. 
Nebenblätter breit, unterseits filzig-behaart, sehr drüsenreich, 
oberseits locker flaumig-behaart. Blattstiel filzig, mit zahlreichen, 
sitzenden und kurz gestielten Drüsen. Blättchen breit-oval, am Grunde 
abgerundet, vorn kurz zugespitzt. Zahnung zusammengesetzt, 
Zähne breit, kurz, oft stumpf, fast kerbig, anliegend. Oberseite 
graugrün, dicht anliegend behaart, Unterseite mit scharf hervor- 
tretender, kräftiger, drüsenreicher Neryvatur. Fläche bisweilen 
fast drüsenlos, in der Nähe des Blattrandes oft drüsenreich, dicht 
weichfilzig behaart. Blüthenstiele kurz, drüsenlos. — Unterengadin!! 
— R. Rhaetica A. II. b. 3. villosa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
218 (1901). 

B. Blättchen kahl. 

I. Killiäsii!),. fi gedrungen, mit dichtstehenden kurzen Zweigen, Be- 
stachelung doppelt. Kräftigere Stacheln hakig gekrümmt, mit ver- 
breitertem Grunde, an den Blüthenzweigen mit + zahlreichen, kleinen, 
schwach gebogenen, borstlichen Stacheln und Stieldrüsen untermischt. Neben- 
blätter kahl, mit zahlreichen Subfoliardrüsen. Blattstiel kahl oder 
schwach flaumig, diehtdrüsig, meist mit zahlreichen, z. T. nadel- 
förmigen Stacheln besetzt. Blättchen klein bis mittelgross, länglich ver- 
kehrt-eiförmig-keilig, vorn stumpf oder namentlich an den Schösslings- 
blättern kurz zugespitzt. Zahnung zusammengesetzt. Zähne tief, offen, 
aussen mit mehreren Drüsenzähnchen und sitzenden Drüsen. Blättchen 
beiderseits mit zahlreichen feinen Drüsen besetzt, die nament- 
lich unterseits oft ausserordentlich dicht stehen. Hochblätter gross, laubig. 
Blüthenstiele etwa so lang wie der Kelchbecher oder kürzer, drüsenlos oder 
mit einzelnen Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher oval oder kugelig-eiförmig. 
Kelchblätter auf dem Rücken diehtdrüsig, nach der Blüthe sich auf- 
richtend, bis zur Fruchtreife bleibend. Blumenblätter rosenroth. Griffel 
ein weisswolliges Köpfchen bildend. — Unterengadin !! Veltlin! — R. Rhaetica 
var. Killiasii Gremli in N. Beiträge z. Fl. Schw. V. 81 (1890). R. caryo- 
phyllacea 1. Killiasii Christ in Ros. Schw. 122 (1873). 

II. rupifraga. Achsen ungleich bestachelt. Kräftige Stacheln mit läng- 
lichem Grunde, schlank, leicht gebogen, z. T. selbst gerade, an den Blüthen- 
achsen mit + zahlreichen nadelförmigen Stacheln untermischt. Blättchen 
oval, am Grunde meist abgerundet oder breit verschmälert, vorn kurz 
zugespitzt, mit scharfer, drüsenreicher, zusammengesetzter 


1) Nach Eduard Killias, * 1. März 1829 7 14. Nov. 1891 Chur, Sanitäts- 
rath daselbst, Curarzt in Tarasp, hochverdient um die Naturgeschichte Graubündens, 
besonders auch um die Kenntniss der Moose (Orthotrichum Killiasü), Verf. von 
„Die Flora des Unterengadin NG. Graubündens“ XXXI. 1888—9. Ich bin K. für 
freundliche Führung während meines Curaufenthaltes in Tarasp (u. a. zeigte er mir 
das dort für Mittel-Europa von ihm aufgefundene Galium triflorum [vgl. Ascherson 
Mag. nöy. lap. VI. 97 (1882)]) zu herzlichem Danke verpflichtet. Vgl. Lorenz 
NG. Graub. N.F. XXXV. I. und P. Magnus BV. Brand. XXXIV. f. 1894, LVII. 

Ar 


Rosa. 219 


Zahnung, unterseits mit zahlreichen Subfoliardrüsen, die meist 
nieht nur auf die Nervatur beschränkt sind, oberseits drüsenlos oder 
hin und wieder mit vereinzelten Suprafoliardrüsen. Blüthen- 
stiele stieldrüsig, zum Theil auch am Grunde des Kelehbechers mit 
Stieldrüsen. — Tirol: Kaunserthal!! Trins. — R. Rhaetica B. U. rupifraga 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 218 (1901). R. proteai) b) rupifraga Braun in 
Abh. ZBG. Wien XXXV. 70 (1885). — Vergl. auch Cröpin SB. Belg. XXXI. 
1. 75 (1893). 1:1 


Bastarde. 


N RR 


28. X 33. (34.) R. tomentella X coriifolia? h. Stacheln der 
Aeste ziemlich kräftig, aber nicht auffällig verbreitert, krummhakig, 
oft gepaart, an den blüthentragenden Zweigen oft ziemlich schwach 
und weniger stark gebogen. Laubblätter 5zählig., Blättchen meist 
weit abstehend; Seitenblättchen deutlich gestielt. Nebenblätter meist 
schmal, mit gerade vorgestreckten, verlängerten, lang zugespitzten Oehr- 
chen, am Rande drüsig gewimpert, oberseits kahl, unterseits ziem- 
lich dicht behaart, die untersten bisweilen mit sehr zahl- 
reichen schwarzrothen Subfoliardrüsen besetzt. Blattstiel dicht 
flaumig-behaart, mit + zahlreichen, meist fast sitzenden, 
rothen Drüsen und unterseits mit einzelnen gebogenen Stacheln be- 
setzt. Blättchen von mittlerer Grösse, breit-oval, am Grunde ab- 
gerundet oder schwach herzförmig ausgerandet, seltener breit verschmälert. 
Zahnung zusammengesetzt. Zähne oft ziemlich tief und breit, 
mit 1—4 Drüsenzähnchen; Oberseite der Blättchen kahl, Unterseite 
locker anliegend-, an den Nerven etwas dichter behaart. Hochblätter 
lanzettlich, mit drüsig gewimpertem Rande, fast kahl, so lang bis halb 
so lang wie die Blüthenstiele.e Blüthen einzeln oder zu mehreren, 
lang gestielt. Blüthenstiele 1—2 em lang, kahl. Kelchbecher oval. 
Kelchblätter auf dem Rücken drüsenlos, nach der Blüthe auf- 
gerichtet bis abstehend, die äusseren fiederspaltig.. Fiedern 
laubig, eiförmig-lanzettlich, drüsig gezähnt. Griffel stark 
behaart, wenig über den Discus erhaben. Scheinfrüchte zum Theil 
wohl entwickelt, fruchtbar (mit 14—20 Nüsschen), zum Theil kümmer- 
lich entwickelt, wenig fruchtbar (nur bis 4 Nüsschen einschliessend), 
zum grossen Theil bald nach der Blüthe abfallend. 

Tessin: Olivone!! Bl. Juni und Anfang Juli. 

R. tomentella X coriüfolia? R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
219 (1901). 

Cr&pin vermuthet in dieser Rose eine Abänderung der R. corüfolia. Dass 
sie eine zwischen der R. tomentella und R. corüfolia stehende Form ist, wird 
aus der Beschreibung hinreichend ersichtlich. In der Form der Blättchen, dem 
Vorkommen der schwarzrothen Subfoliardrüsen, den verlängerten Blüthenstielen, 


vor allem in der Gestalt der Kelchblätter haben wir entschiedene Merkmale der 
R. tomentella, während der ganze Habitus des f}, die Bestachelung, die Bezahnung, 


1) proteus, vielgestaltig, nach dem Meergotte Proteus, der die verschieden- 
artigsten Gestalten annehmen konnte. 


220 Rosaceae. 


die Stellung der Kelchblätter nach der Blüthe auf R. corüfolia weisen. Fraglich 
ist, ob sie eine legitime Zwischenform darstellt oder aber eine hibriden Ur- 
sprungs. Die stark geschwächte Fruchtbarkeit, wie das vereinzelte Vorkommen 
bestimmen mich zu der letzten Annahme, EI 


B4iL82 26 2.0. 


29. X 32. R. Pouzini X glauca? f) ca. 1 m hoch, sehr verzweigt 
und gedrungen. Zweige schlank, verlängert, bis zum Gipfel bestachelt. 
Stacheln gekrümmt, mit breitem Grunde, an den Blüthentrieben bald reichlich, 
bald spärlich vorhanden. Laubblätter 5—7 zählig. Nebenblätter mässig breit, kahl, 
am Rande dieht drüsig gewimpert. Blattstiel bestachelt, reichlich mit Stieldrüsen 
besetzt, kahl oder sehr zerstreut behaart. Blättehen mittelgross bis klein 
(die grössten 2,5 cm lang und 1,5 cm breit), oval, am Grunde abgerundet, bisweilen 
etwas herzförmig ausgerandet, aber auch breit keilförmig verschmälert, vorn kurz 
zugespitzt. Zahnung zusammengesetzt. Zähne ziemlich tief, schmal, 
scharf zugespitzt, abstehend, aussen mit 2—4, innen oft mit 1 Drüsen- 
zähnchen. Beide Seiten der Blättchen kahl, am Mittelnerv unterseits mit 
Subfoliardrüsen. Hochblätter kürzer als die Blüthenstiele. Blüthen einzeln 
oder in mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele so lang bis 2 mal 
länger als der Kelchbecher, mit spärlichen, zarten Stieldrüsen 
besetzt. Kelchblätter ziemlich kurz, die längsten kaum 1!/a em lang, schmal, 
auf dem Rücken drüsenlos, am Rande etwas drüsig, mit ganzrandigem, lanzettlichem 
Anhängsel, nach der Blüthe aufgerichtet bis zur Fruchtreife bleibend, die äusseren 
mit lanzettlichen oder linealisch-lanzettlichen, zerstreut drüsig gewimperten Fiedern. 
Griffelköpfehen gross, wollig behaart, später etwas verkahlend. Scheinfrüchte schein- 
bar gut ausgebildet, kugelig, klein bis mittelgross. 

Im Gebiete selbst noch nicht nachgewiesen (Cevennen), 

R. glauca X Pouzini Coste in Pons et Coste Herb. Ros. 3e. fase. 49 (1897). 
R. Amiliavensis!) Coste et Simon in Bull. SB. France XLIII. 506 (1896). 


ß. Stacheln schlank, leicht gebogen, selten gekrümmt. Blüthen- 
stiele und meist auch der Kelchbecher mit + zahlreichen Stiel- 
drüsen besetzt. 


$ Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen, später sich 
oft etwas aufrichtend und abstehend, frühzeitig (vor der 
Reife der Scheinfrucht) abfallend. 


35. (35.) R. Chavini?). ii 2—3 m hoch, mit langen, flatterigen 
Aesten. Stacheln an den Aesten aus breitem Grunde + plötzlich in 
eine leicht gebogene, selten etwas stärker gekrümmte Spitze aus- 
gehend, an den blüthentragenden Zweigen bisweilen fast gerade, bald 
ziemlich zahlreich, bald fehlend. Oberste Theile der Blüthenachsen bis- 
weilen etwas ungleich bestachelt, indem aus dem Blüthenstand Drüsen- 
borsten und drüsenlose, nadelförmige Stacheln herablaufen. Aeste und 
Zweige nicht selten + stark röthlich angelaufen. Blättchen meist 
etwas entfernt stehend, mit den Rändern sich nicht berührend. Neben- 
blätter meist breit mit divergirenden Oehrchen, kahl, am Rande zer- 
streut drüsig. Blattstiel kahl, mit + zahlreichen, kürzer oder länger 


1) Bei Millau (Aveyron) gefunden. 
2) Nach Abbe Chavin, Pfarrer in Compesieres bei Genf, * 1799 7 1868, 
eifrigem Floristen, verdient um die Erforschung der Flora des Saleve (Briquet br.). 


Rosa. 221 


gestielten Drüsen besetzt, öfter mit gelblichen Stacheln bewehrt. Blätt- 
chen mittelgross, rundlich-eiförmig bis breit-elliptisch, gegen den Grund 
verschmälert, vorn abgerundet oder häufig kurz zugespitzt, kahl, 
oft bläulich bereift. Zahnung offen, zusammengesetzt; Zähne 
vorgestreckt, scharf zugespitzt; Zähnchen drüsentragend. Subfoliardrüsen 
fehlen. Hochblätter lanzettlich, mit drüsig gewimpertem Rande, bis- 
weilen laubblattartig, etwa so lang wie die Blüthenstiele.. Blüthen 
einzeln oder in mehrblüthigen Blüthenständen !). Blüthenstiele ziem- 
lich lang (1!/a—2 cm), meist ca. doppelt so lang als der Kelchbecher, 
dicht mit Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher oval bis kugelig, meist 
dicht mit Stieldrüsen bekleidet. Kelchblätter meist etwas kürzer 
als die röthlichen Blumenblätter, mit lanzettlichem, laubigem Anhängsel, 
auf dem Rücken dicht drüsig, die äusseren mit mehreren, lanzett- 
lichen, drüsig gezähnten oder gewimperten Fiedern, nach dem Verblühen 
zurückgeschlagen, später sich etwas aufrichtend und aus- 
breitend, vor der Reife der Scheinfrucht abfallend. Griffel bald 
fast kahl, bald ziemlich stark, aber nicht wollig behaart. 
Scheinfrucht oval, weichstachelig. 

West-Alpen: Provence, Dauphine, Savoyen! Grajische Alpen!! 
Wallis! Uri, Tessin. Veltln! Bl. Juni, Juli. 

R. Chavini Rapin in Reuter Cat. Gen®ve &d. 2. 68 (1861). Rapin 
Guide bot. Vaud. &d. 2. 195 (1862). Godet Fl. Jur. Suppl. 75 (1869). 
Deseglise SB. Belg. XV. 345 (1876). Crepin SB. Belg. XXI. 1. 74 
(1882). Gremli Excurs.fl. d. Schw. 5. Aufl. 179 (1885). Cröpin SB. 
Belg. XXX. 1. 124 (1891), XXXIL 2. 85 (1892), XXXIL 1. 69 
(1893), XXXIIL 1. 139 (1894). Crepin Bull. SB. Geneve VII. 162 
(1892—94). SB. Belg. XXXIV. 1. 110 (1898). Burnat Fl. Alp. 
mar. III. 1. 49 (1899). R. Keller Mitth. NG. Winterthur I. 72 (1899). 
Schinz u. Keller Fl. d. Schw. 260 (1900). Nyman Consp. 235 Suppl. 115. 
R.. montana f. Chavini Christ in Ros. Schw. 180 (1873). Burnat u. 
Gremli Ros. Alp. mar. 122 (1879) u. Suppl. 42 (1882/83). 

Rapin und Reuter vermuthen in der R. Chavini das Product einer 
Kreuzung der R.canina mit R. montana. Christ zieht R. Chavini mit einigen Ab- 
änderungen dieser (cuneata, latibractea, longipedunculata, Sembrancheriana) als 
Form zu R. montana, die Beziehungen zu R. canina in die Worte kleidend: In 
diesen beiden Varietäten (Chavini und latibractea) zeigt R. montana einen An- 
schluss an die Canina“, wie er denn auch die Diagnose seiner R. canina f. hispidissima 


mit den Worten begleitet ‚‚diese Form hilft mit den durch R. montana var. Chavini u.s.f. 
bezeichneten Zusammenhang der R. montana mit canina zu belegen.“ 


Burnat und Gremli schliessen sich (a. a. ©. 1879) dieser Auffassung 
Christ’s an. Sie ziehen im besonderen die Hibridität der Rose in Zweifel, da 
R. montana an den von ihnen beobachteten Standorten der R. Chavini nicht 
vorkommt. 


Cr&pin betont in einer einlässlichen Erörterung über R. Chavini (a. a. O. 
XXX. 1. 124 u. f. [1891]) ebenfalls die Zwischenstellung der R. Ohavini. 
„En combinant les caracteres de ces deux especes (R. canina und R. montana) 
il semble qu’on doive obtenir le R. Chavini.“ Auch er betont ihr Vorkommen an 


- 1) Nach Cr&pin sind = °%/o der Blüthenstände einblüthig und 31 0/6 mehr- 
blüthig (2—8 blüthig). 


229 Rosaceae, 


Orten, wo R. montana fehlt, macht aber zugleich darauf aufmerksam, dass damit 
der hibridigene Ursprung der R. Chavini nicht durchaus widerlegt sei. Es bestände 
die Möglichkeit, dass die R. montana an den betreffenden Localitäten verschwunden 
wäre oder dass die Kreuzung auf weite Strecke hin hätte erfolgen können. Er 
möchte, bevor nicht experimentell der hibride Ursprung der R. Chavini dargethan 
ist, in ihr eine Uebergangsgruppe zwischen der R. canina und R. montana sehen. 

Burnat (Flore Alp. mar. III. 1. 1900) vertritt neuerdings folgende Auffassung. 
R. Chavini zeigt gewisse Beziehungen zu R. canina, glauca und montana. „Plusieurs 
R. Chavini ont vraisemblablement une origine hybride (R. montana X glauca ou 
montana X canina) alors que d’autres paraissent &tre de v£eritables formes inter- 
m&cdiaires, qu’on rencontre ca et la en des distriets dont le R. montana est absent.‘ 

Auf Grund meiner einlässlicben Beobachtungen in den Grajischen Alpen ist 
Folgendes meine Auffassung dieser interessanten Rose. Ihre Hibridität ist mir durch- 
aus unwahrscheinlich, sofern man sie als primären Bastard verstanden haben will, 
weil sie an gewissen Localitäten in grösserer Individuenzahl unabhängig von dem 
einen oder anderen der vermeintlichen Erzeuger auftritt. So beobachtete ich sie 
z. B. in der Umgebung von Bardonecchia an Localitäten, wo zwar R. montana 
häufig war, wo aber R. canina fehlte, die überhaupt in Oulxthal selten ist. Die 
Beobachtung, die ich an einer ganzen Reihe von Sträuchern machte, dass von 2 
unmittelbar nebeneinander stehenden Sträuchern, die also in Bezug auf die physikalisch- 
chemischen Lebensbedingungen völlig gleichgestellt waren, ausnahmslos R. montana 
in der Entwicklung der R. Chavini um ein erhebliches voraus war, bestimmt mich 
in der R. Chavini eine der R. montana parallel gehende Art zu sehen. Die bio- 
logische Eigenthümlichkeit weist zweifellos auf das grössere Wärmebedürfniss der 
R. Chavini hin, zeigt also wohl an, dass sie eine Rose tieferer Lage ist, als 
R. montana. Während in den Grajischen Alpen R. montana bis zu 2000 m geht, 
findet R. C'havini nach meinen Beobachtungen bei ca. 1400 m die Grenze ihrer 
verticalen Verbreitung. Demgemäss besteht nach meinem Dafürhalten zwischen der 
R. Chavini und R. montana eine analoge Beziehung wie zwischen der R, canina 
und R. glauca, der R. dumetorum und corüfolia, der R. tomentella und abietina ete. 
R. Ohavini und montana sind klimatisch vicarirende Arten, erstere die Thal-, 
letztere die Bergart. Wie R. montana und R. glauca durch Abänderungen so eng 
mit einander verbunden sind, dass eine natürliche Abgrenzung beider Arten kaum 
je möglich wird, ebenso innig erscheint die Verknüpfung der R. Uhavini mit der 
R. canina. Aus diesen Wechselbeziehungen erklärt sich vollauf die Mittelstellung 
der R. Chavini zwischen R. montana und R. canina. 


Parmentier vertritt in seinen Recherches anatomiques (Ann. sc. nat. VII 
Serie Botanique 1898) endlich die Anschauung, dass R. Chavini eine ‚race mon- 
tagnarde‘‘ der R. canina sei. 

R. Chavini tritt in einer Reihe von Abänderungen auf, die sich in folgender 
Weise gruppiren lassen, 


A. Subfoliardrüsen fehlen an den Seitennerven oder sie finden sich nur ganz 
vereinzelt. 
I. Laubblätter kahl. 
typica. Stacheln gebogen, schlanker und gerader als an R. canina, 
aber meist etwas stärker als bei R. montana. Blättchen von mittlerer Grösse, 
mit doppelter, hin und wieder einfacher Zahnung. Blüthenstiele mit + zahl- 
reichen Stieldrüsen besetzt, ca. 2 mal so lang als der Kelchbecher. Dieser 
oval, am Grunde oder seltener in seiner ganzen Ausdehnung mit Stieldrüsen 
besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken + reichlich mit Stieldrüsen besetzt. 
Blumenblätter blass rosenroth. Griffel + stark behaart bis fast kahl. — 
Durch das ganze Verbreitungsgebiet der Art!! — R. Chavini A. I. typica 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 222 (1901). R. montana f. Ohavini Christ 
in Ros. Schw. 180 (1873). 
Abänderungen dieser Abart sind 
b. eunedta (R. montana f. euneata Christ a. a. O. 179). Pflanze grün, mit 
dünnen Zweigen. Stacheln schlank, fast gerade. Blättchen starr, 
keilig in den kurzen Stiel verschmälert, ziemlich lang zugespitzt. 


Rosa. 225 


Zahnung tief, doppelt, mit drüsigen Nebenzähnchen, offen, spitz. Hoch- 
blätter klein. Blüthenstiele mit kräftigen Stieldrüsen reichlich be- 
setzt, 1—2 mal so lang wie die entwickelte Scheinfrucht. Diese länglich- 
oval, mit zahlreichen Stieldrüsen besetzt. — Wallis! 

e. latibräctea (R. montana f. latibractew Christ a. a. ©. 179). Stacheln 
breit, stark gebogen. Blättchen gross, oval, stumpf, an den Laub- 
blättern der Schösslinge + scharf zugespitzt. Zahnung wenig hervor- 
tretend, oft fast einfach. Hochblätter sehr breit, sehr gross, die Frucht- 
stiele überragend. Scheinfrucht mit wenigen, kräftigen, nadelförmigen 
Stacheln. Mittlere Scheinfrucht des Fruchtstandes fast stiellos. — Wallis! 

d. longipedunculäta (R. montana f. longepedunculata Christ a. a. O. 
180. R. pedunculata Delasoie in Herb.). fi von flatterigem Wuchs. 
Stacheln lang, leicht gebogen. Blättehen weit abstehend, länglich- 
eiförmig, lang zugespitz. Zahnung doppelt, scharf, tief, mit drüsigen 
und z. T. drüsenlosen Nebenzähnchen. Blüthenstiele etwa 3 mal so lang 
als der Kelehbecher, dicht drüsig-stachelig. Kelehbecher oval, mit drüsigen 
und drüsenlosen, borstlichen Stacheln besetzt. Kelchblätter sehr lang, mit 
lanzettlich verbreitertem Anhängsel. Blumenblätter blass rosenroth, ziem- 
lich gross. Scheinfrucht oval, mit derben, langen, drüsigen und 
drüsenlosen, borstlichen Stacheln dieht besetzt. — Wallis. 

Hierher gehört auch Sembrancheriäna!) (R. Sembrancheriana 
Delasoie in Herb, R. montana f. Sembrancheriana Christ in Flora LVII. 
[1874] 475), eine durch lang gestielte, fast kahle Scheinfrucht und fast 
kahle Kelchblätter ausgezeichneten Unterabart mit länglichen, ovalen 
Blättehen. — Wallis. 

e. Laggeri?2) (R. Laggeri Puget in SB. Belg. XV. 362 [1876]). Stacheln 
gerade oder leicht gebogen, am Grunde verbreitert. Nebenblätter 
der unteren Laubblätter bisweilen mit einzelnen Subfoliardrüsen. Blatt- 
stiel drüsig und unterseits stachelig. Blättchen oval, zugespitzt oder 
stumpflich; Zahnung doppelt, Zähnchen drüsig. Oberseite dunkelgrün, 
Unterseite bläulich bereif. Mittelnerv. mit Subfoliardrüsen. 
Blüthenstiele drüsig-stachelig, kürzer als die Hochblätter. Kelch- 
becher oval, drüsig-stachelig. Kelchblätter nach der Blüthe sich 
etwas aufrichtend, abstehend, bis zur Fruchtreife bleibend. Blumen- 
blätter rosenroth. Griffel kurz behaart. — Freiburg. — In dieser Ab- 
änderung tritt die Annäherung an R. montana durch die etwas stärkere 
Aufrichtung der Kelehblätter sowie die stärkere Behaarung der Griffel 
mehr hervor. Die Abänderung steht zu R. Chavini und montana in einem 
ähnlichen Verhältniss wie R. glauca B. zu R. canina und R. glauca A. 

II. Laubblätter mit behaartem Blattstiele. 
puberula. Stacheln leicht gebogen. Nebenblätter unterseits wenigstens 
an den Oehrchen behaart. Blattstiel flaumig behaart. Blättchen 
unterseits am Mittelnerv behaart, allmählich verkahlend. Blüthenstand 
mehrblüthig. Blüthenstiele verlängert, dicht mit Drüsenborsten besetzt. Kelch- 
becher oval. Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen oder schwach 
ausgebreitet. Griffel schwach behaart. — Basses-Alpes! — R. Chavini 

A. II. puberula R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 223 (1901). R. Chavini 

var. Nr. 245 des Herb. Ros. u. Pons et Coste Herb. Ros. 4. fase. 20 (1898). 

B. Subfoliardrüsen vorhanden. 
I. Aretiäna3). Stacheln gekrümmt. Nebenblätter breit, drüsenlos oder mit 
oft zahlreichen Subfoliardrüsen. Blattstiel ziemlich dicht drüsig. 

Blättchen klein (im Mittel ca. 1,7 em lang und 1 cm breit), oval bis 


1) Nach dem Fundort Sembrancher. 

2) Nach Franz Lagger, * 1799 Münster (Wallis), 7 1870 Freiburg, Arzt 
daselbst, hochverdient um die Flora der westlichen Schweiz, besonders um die Kennt- 
niss von Carex, Sempervivum, Rosa, Hieracium. (Jaecard X.) 

3) Nach dem Fundort, dem Monte Areit bei Bormio, der nach einer Rhätischen 
Erdgöttin Aretia benannt sein soll (Cornaz br.). 


ID 
Fr 


Rosaceae. 


fast kreisrund, am Grunde abgerundet oder + keilförmig verschmälert, 
vorn kurz zugespitzt. Zahnung zusammengesetzt; Zähne spitz, offen, 
aussen mit mehreren (1—4) drüsentragenden Zähnchen, innen 
mit einem Drüsenzähnchen. Subfoliardrüsen auf den Secundär- 
nerven sehr ungleich vertheilt, bald völlig fehlend, bald sehr 
zahlreich. Blüthen meist zu mehreren. Blüthenstiele etwa 2 mal so 
lang als der Kelchbecher, sehr dieht mit Stieldrüsen und drüsen- 
losen Stacheln bewehrt. Kelchbecher dieht mit Stieldrüsen 
besetzt, oval bis kugelig. Kelchblätter auf dem Rücken sehr dicht 
stieldrüsig. Anhängsel und Fiedern lanzettlich, ziemlich breit. Griffel 
behaart. Scheinfrucht kugelig oder kugelig-eiförmig, ziemlich klein, 
weichstachelig. — Veltlin: Bormio! — R. Chavini f, aretiana Gremli in 
Exeurs.fl. Schw. 7. Aufl. 168 (1893). R. aretiana Cornaz in Herb, Vergl. 
auch Crepin SB. Belg. XX VIII. 1. 198. 1889 und XXX. 1. 126 (1891). 


II. mutäta ist eine die Gruppe B mit A verbindende Abänderung, die zu 
R. montana in einer ähnlichen Beziehung steht wie Laggert. Stacheln 
wenig zahlreich, schwach gebogen, am Grunde plötzlich scheiben- 
förmig verbreitert und verlängert. Blättchen ziemlich gross, oval-elliptisch, 
kurz zugespitzt, an den Blüthenachsen oft abgerundet, doppelt gezähnt, 
Zähne vorspringend;; Mittel- und Seitennerven mit Subfoliardrüsen, 
die meist nur spärlich vorhanden sind. Blüthen einzeln oder 
in mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele länger als der Kelch- 
becher, mit zahlreichen Stieldrüsen, die auch an den Grund 
des Kelchbechers und auf den Rücken der Kelchblätter übergehen, 
Kelchblätter nach der Blüthe abstehend, z. T. sich etwas auf- 
richtend. Blumenblätter lebhaft rosenroth. Griffel ziemlich 
stark behaart. — Seealpen! — R. Chavini var. 8. mutata Burnat in 
Fl. Alp. mar. 50 (1899). R. glauea y. mutata Burnat et Gremli in Ros. 
Alp. mar. 117 (1879). R. montana y. marsica!) Burnat et Gremli Ros. 
Alp. mar. Suppl. 39 (1882/83). 1] 


36. (36.) R. abietina. fh 1!/o—2 m hoch, gedrungen, mit ge- 
raden, schlanken Schösslingen, stachelreich, an den Blüthenzweigen 
bisweilen unbewehrt. Stacheln leicht gebogen bis gekrümmt, mit 
verbreitertem, herablaufendem Grunde, an den Schösslingen 
und Aesten bisweilen fast hakig gekrümmt, gegen den Grund all- 
mählich sich stark verbreiternd, jenen der R. tomentella ähnlich; 
an den Blüthenachsen meist klein, leicht gebogen bis fast gerade. 
Laubblätter 5—7 zählig, Schösslingsblätter selten bis 9zählig. Blättchen 
gestielt, entfernt stehend, doch auch genähert, mit den Rändern sich 
berührend oder übergreifend. Nebenblätter an den unteren Laubblättern 
meist schmal, an den oberen namentlich der Blüthenachsen breit, ober- 
seits kahl oder an den Oehrchen flaumhaarig, unterseits an 
den Nerven + langhaarig oder über die ganze Fläche an- 
liegend flaumig-, selten filzig-behaart, ohne oder mit + zahl- 
reichen, bisweilen die ganze Fläche deckenden Subfoliardrüsen, 
mit drüsig gewimpertem Rande. Oehrchen scharf zugespitzt, gerade 
vorgestreckt, schwach abstehend oder leicht gegen den Blattstiel ge- 
bogen. Blattstiel dick, dieht flaumigzottig, selten lockerflaumig 


i) Nach dem alten Italischen Stamme der Marsi, in deren Gebiet die zeit- 
weilig hierher gezogene, von Cr&pin (SB. Belg. XXX. 1. 147) zu R, montana 
gerechnete Godet’sche R. marsica vorkommt. 


{ 
£ 
. 
ü 


Rosa. 225 


behaart, mit zahlreichen, braunrothen, sehr kurz gestielten, 
im Filze fast verborgenen Drüsen, öfter mit verhältnissmässig zahl- 
reichen, gebogenen, am Grunde verbreiterten oder fast geraden Stacheln. 
Blättchen klein bis gross (1,5—4,5 em lang und 1% bis fast 3 cm 
breit), meist mittelgross, eiförmig oder elliptisch, selten rundlich-eiförmig, 
am Grunde abgerundet oder keilförmig verschmälert, selten schwach 
herzförmig ausgerandet, nach vorn allmählich in eine meist‘ kurze Spitze 
auslaufend, seltener abgerundet. Zahnung meist zusammengesetzt, 
Zähne breit, wenig tief, oft anliegend oder bei drüsenreicherer Zahnung 
offen, abstehend und verschmälert, aussen mit 1—5, innen mit 0—3 
Drüsenzähnchen oder sitzenden Drüsen; Zahnung oft auch gemischt, 
neben einfachen, zusammengesetzte Zähne. Blättchen oberseits an- 
liegend behaart oder kahl, unterseits über die ganze Fläche 
flaumig behaart, selten weichfilzig, seidenglänzend oder nur 
an den Nerven behaart, ohne oder Mittel- und Seitennerven 
mit + Subfoliardrüsen, die selten über die ganze Fläche zerstreut, 
häufiger in der Nähe des Randes in grosser Zahl auftreten. 
Hochblätter oval bis lanzettlich, lang zugespitzt, um Rande drüsig ge- 
wimpert, mit behaarten Nerven, so lang oder etwas kürzer als die 
Blüthenstiele. Blüthen meist einzeln, seltener in 2—8 blüthigen Blüthen- 
ständen!). Blüthenstiele ziemlich lang (ca. 2—3 cm), meist mit 
zahlreichen kürzer oder länger gestielten Drüsen besetzt, ohne 
nadelförmige Stacheln. Kelchbecher oval oder kugelig, am Grunde oder 
über die ganze. Fläche. mit Stieldrüsen oder drüsenlos. Kelchblätter 
auf dem Rücken meist dichtdrüsig, nach der Blüthe zurück- 
geschlagen, später meist etwas abstehend, mit lanzettlichem, 
ganzrandigem oder drüsig gezähntem, selten fiederspaltigem 
Anhängsel, die beiden äusseren mit 2—4 Fiederpaaren. Fiedern 
breit-lanzettlich bis linealisch-lanzettlich, drüsig gezähnt oder ge- 
wimpert, bisweilen selbst fiederspaltig. Blumerblätter rosenroth, 
ziemlich klein. Discus eben, selten schwach kegelförmig erhaben. 
Griffel fast stets + säulenförmig verlängert, kahl oder # stark 
behaart, aber nicht wollig. Scheinfrucht oval bis kugelig, nackt oder 
stieldrüsig, aber nicht weichstachelig. 

Dauphine! Schweiz: Waadt! Freiburg! Berner Oberland! Zug! 
St. Gallen!! Graubünden! Tessin!! Bl. Juni. 

R. abietina Grenier in Christ Ros. Schw. 132 (1873) z. T. Grenier 
Fl. Jur. III. 61 (1875). Crepin SB. Belg. XXI. 1. 61 (1882), XX VII 
7 (1888), XXX. 1. 104 (1891), XXXI. 2. 86 u. 88 (1892). Keller 
in Berichte NG. St. Gallen 1895/96. 226 (1897). Schinz u. Keller 
Fl. d. Schw. 261 (1900). Nyman Consp. 232 Suppl. 114. R. foetida 
Grenier Fl. Jur. 235 (1865) nicht Bast. R. Dematränea?) Lagger u. 


1) Von 168 Blüthenständen waren 73 °o 1blüthig, 12 °%o 2blüthig, 11 %o 
3blüthig, 3 %0 4blüthig und 1 °/o 8 blüthig. 

2) Nach dem Dechanten Dematra (D&matraz), * 1742 + 1824, Pfarrer in 
Corbieres, Ct. Freiburg, Verf. von Essai d’une monographie des rosiers indigenes 
du canton de Fribourg, Frib. 1816. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VT. 3b 


226 Rosaceae, 


Puget Bull. $. Murith. IV. 32 (1874). Crepin SB. Belg. XXVI. 1. 

103 (1888). Cottet in Guide bot. Frib. 146 (1891). R. Thomäsis!) 

Puget Bull. S. Murith. IV. 24 (1874). Crepin SB. Belg. XXVII. 1. 

103 (1888). 

Aendert in ähnlicher Weise ab wie R. Uriensis. 

A. Blättehen oberseits kahl, unterseits an den Nerven zerstreut behaart bis völlig 
kahl, in der Jugend auch über die ganze Fläche zerstreut anliegend behaart. 
I. typiea. f} 1—2 m hoch. Laubblätter 5—7zählig. Blättchen entfernt oder 

genähert. Nebenblätter oberseits kahl, unterseits meist zerstreut 
anliegend behaart, drüsenlos. Blattstiel flaumig behaart, meist 
drüsenreich, zerstreut bestachelt. Blättchen oval, gegen den Grund ver- 
schmälert oder abgerundet, vorn kurz zugespitzt, mit etwas ungleicher 
Zahnung. Zähne z. T. einfach, meist mit 1 bis mehreren drüsigen Neben- 
zähnchen, ohne Subfoliardrüsen. Hochblätter eiförmig-lanzettlich, scharf 
zugespitzt, am Rande drüsig gewimpert, oberseits kahl, unterseits sehr zer- 
streut behaart bis kahl, kürzer als die Blüthenstiele. Blüthen ziem- 
lich lang gestielt; Blüthenstiele stieldrüsig. Kelchbecher kugelig oder 
oval, stieldrüsig oder kahl. Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen, 
auf dem Rücken meist stieldrüsig, die äusseren mit mehreren meist 
lanzettlichen oder fiederig eingeschnittenen Fiedern. — Griffel verlängert, 
kahl oder + behaart. — Durch das ganze Verbreitungsgebiet der Art!! 
— R. abietina A. I. iypica K. Keller in A. u. G. Syn. VI. 226 (1901). 
R. abietina f. typica Christ in Ros. Schw. z. Teil (1873). 
Hierher gehört 
b. minüta. Gedrungener fi. Aeste mit kurzen, breiten Stacheln. 
Blüthentragende Achsen sehr kurz, stachellos. Laubblätter meist 
7zählig. Blättehen entfernt stehend. Nebenblätter schmal, lang und 
scharf zugespitzt. Blattstiel flaumig-filzig, drüsig. Blättchen klein 
(Endblättehen 1—2 em lang), die 3 oberen auffällig grösser als die 4 
anderen (das unterste Paar bisweilen kaum !/»z cm lang), Zahnung 
zasammengesetzt, tief, offen. Zähne abstehend, lang und scharf 
zugespitzt, mit 1—3 drüsigen Nebenzähnchen. Hochblätter lanzettlich. 
Blüthenstiele ziemlich kurz (1—1,5 em), mit zarten Stieldrüsen, 
die auch an den kugeligen Kelehbecher übergehen. Kelchblätter auf dem 
Rücken dicht stieldrüsig. Griffel verlängert, völlig kahl. — Ct. 
St. Gallen: Wesen!! u. Amden!! — R. abietina A.]. b. minuta R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 226 (1901). 

II. Dematränea2). f} 1,5—2 m hoch. Schössling gerade, bereift. Stacheln 
zahlreich, etwas ungleich, am Grunde der Achsen klein, schlank, fast 
gerade, am Grunde scheibenförmig verschmälert, die oberen kräftig, oft 
untermischtmitkleineren, schlankeren, weniggebogen. Neben- 
blätter schmal, oberseits kahl, unterseits oft anliegend behaart, am 
Rande drüsig gewimpert, die der unteren Laubblätter mit feinen Sub- 
foliardrüsen. Oehrchen gerade vorgestreckt oder etwas divergirend. Blatt- 
stil flaumig-filzig, drüsig, unterseits bestachelt. Blättchen rundlich- 
oval, am Grunde abgerundet, oberseits sattgrün, kahl, unterseits bläu- 
lich bereift, an den Nerven behaart, namentlich die unteren mit 
feinen Subfoliardrüsen übersät. Zahnung meist doppelt. Hochblätter 
breit-oval, zugespitzt, drüsig gewimpert, so lang oder kürzer als der stiel- 
drüsige Blüthenstiel. Kelehbecher eiförmig. Kelehblätter unterseits reich- 
drüsig, mit laubigem, fiederspaltigem und gezähntem Anhängsel, so lang 
wie die rosenrothen Blumenblätter. Griffel kurz, schwach behaart. 
Scheinfrucht kugelig oder kugelig-eiförmig. — Diese vor allem durch die + 
zahlreichen Subfoliardrüsen ausgezeichnete Abart wird ebenfalls 


1) 8. II. S. 97 Fussn. 1. 
2) S. S. 225 Fussn. 2. 


Rosa. 227 


durch das ganze Verbreitungsgebiet der Art beobachtet, findet sich aber 


seltener als die typica!! — R. abietina A. II. Dematranea R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 226 (1901). BR. Demairanea Lagger et Puget a. a. O. 
(1874). 


B. Blättehen unterseits + dieht anliegend, oberseits zerstreut behaart, seltener 
beiderseits fast weichfilzig. 

I. Thomäsii!). }} gedrungen, mit gebogenen oder fast geraden, am 
Grunde scheibenförmig verbreiterten Stacheln bewehrt. Nebenblätter 
schmal, oberseits kahl, unterseits wenigstens an den Oehrchen anliegend 
behaart, am Rande drüsig gewimpert. Oehrchen kurz, gerade vorgestreckt 
oder schwach abstehend. Blattstiel dieht behaart, mit feinen Stiel- 
drüsen und unterseits mit einzelnen Stacheln besetzt. Blättchen klein bis 
mittelgros, oval, zugespitzt oder stumpf. Zahnung etwas ungleich, 
neben einfachen vorherrschend zusammengesetzte Zähne; Nebenzähnchen 
drüsig, oberseits zerstreut, unterseits namentlich an den Nerven 
dieht, fast zottig behaart. Hochblätter sehr klein, lanzettlich. Blüthen- 
stiele stieldrüsig, die Hochblätter überragend. Kelchbecher gleich den Blüthen- 
stielen stieldrüsig oder kahl, eiförmig. Kelchblätter kürzer als die 
blassrothen Blumenblätter. Griffel kurz, kahl oder sehr schwach be- 
haart. — Bergregion des Reussthales! In unbedeutender Modification 
namentlich bezüglich der Grösse der Blättchen und der Form der Kelch- 
becher bezw. Scheinfrüchte auch anderwärts im Gebiete der Art!! — R. 
abietina B. I. Thomasii R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 227 (1901). R. 
Thomasii Puget a. a. ©. (1874). Nyman Consp. 234. 

Hierlier gehört 

b. Taminae. Schössling reichlich bestachelt. Stacheln sehr breit, 
gebogen, gelb, an den Aesten und Zweigen klein, fast gerade. Schöss- 
lingsblätter z. T. 9zählig. Nebenblätter ziemlich breit, unterseits 
weichhaarig, am Rande flaumig-filzig, zerstreut drüsig gewimpert. 
Blattstiel flaumig-filzig, mit zahlreichen kurz gestielten oder fast 
sitzenden Drüsen und unterseits meist mit mehreren, gelben, kleinen, ge- 
bogenen Stacheln. Blättchen mittelgross bis gross (bis 4 cm lang und 
2!/a cm breit), meist genähert, mit den Rändern übergreifend, oval, am 
Grunde abgerundet, selbst leicht herzförmig ausgerandet, vorn zugespitzt. 
Zahnung breit, wenig tief, Zähne kurz, kerbig, z. T. einfach, 
z. T. zusammengesetzt, mit drüsigen Nebenzähnchen. Blättchen beider- 
seits weichhaarig-filzig, unterseits seidenglänzend, sammt- 
artig anzufühlen. Blüthenstiele und Kelehbecher mit zahlreichen 
ungleichen Stieldrüsen besetzt. Kelehbecher auffallend klein, 
kugelig. Kelchblätter frühzeitig, vor der Färbung der Scheinfrucht ab- 
fallend, die äusseren mit lanzett-eiförmigen, drüsig gezähnten Fiedern. 
Griffel ein gestieltes, ziemlich stark behaartes Köpfchen 
bildend. — St. Gallen: Taminathal!! — R. abietina B. I. b. Taminae 
R, Keller in A. u. G. Syn. VI. 227 (1901). 

Eine andere einer R. tomentosa ähnelnde Abänderung ist 

e. St. Martini. Stacheln schlank, leicht gebogen, an den blüthen- 
tragenden Achsen fast. gerade. Nebenblätter wollig-filzig, mit dicht 
drüsig gewimpertem Rande, mit scharf zugespitzten, kurzen, dreieckigen 
Oehrehen, die der unteren Laubblätter mit zahlreichen Subfoliar- 
drüsen. Blattstiel filzig, namentlich in der unteren Hälfte mit zahl- 
reichen, schwarzrothen, kurz gestielten Drüsen, zerstreut 
stachelig. Blättehen 5—7zählig, dieht stehend, mit den Rändern über- 
greifend, klein bis mittelgross, oval, scharf zugespitz. Zahnung sehr 
ungleich, neben einfachen Zähnen auch solche mit einem Drüsenzähnchen 
und reichlich zusammengesetzte, aussen mit 3—4, innen mit 1—2 drüsigen 


1) S. II S.97 Fussn. 1. Nachzutragen sind Geburts- u. Todesjahr von Abram 
Thomas, * 1740.7 1824 (Jaecard V). 


15* 


228 Rosaceae. 


Nebenzähnchen. Blättchen sehr weichhaarig-filzig. Blüthenstiele 
gleich dem kugeligen Kelchbecher stieldrüsig. Griffel kurz, fast 
kahl. — St. Gallen: St: Martin bei Mels!! — R. abietina B. I. e. St. 
Martini R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 227 (1901). 


II. adenöphora!). Nebenblätter unterseits + dicht anliegend behaart, am ° 


Mittelnerv der Oehrchen, seltener über die ganze Fläche mit + zahlreichen 
Subfoliardrüsen. Blattstiel wollig behaart, drüsenreich. Blättchen ziemlich 
gross, oval, meist zugespitzt, mit drüsenreicher Zahnung, oberseits locker 
anliegend behaart, unterseits weichhaarig, am Mittel- und den Seitennerven 
und meist auch an den Nervillen, namentlich in der Nähe des Blattrandes 


+ drüsenreich. — Ct. Freiburg! und wohl auch anderwärts im Gebiete. — 
R. abietina B. II. adenophora RB. Keller in A. u. G. Syn. VI. 228 (1901). 


bel 


'8$ Kelchblätter nach der Blüthe aufgerichtet, lange bleibend. 


37. (37). R. montäna. fh mittelgross bis gross (?/a—3 m hoch), 
flatterig, langästig. Stacheln leicht gebogen bis fast gerade, fast, 


plötzlich in den breiten, länglich-ovalen Grund übergehend. 


Zweige oft dunkelroth. Laubblätter bald-bläulich-violett an- 


gelaufen, bald sattgrün, 5—7zählig, kahl. Blättchen meist entfernt 
stehend, die seitlichen deutlich gestiel. Nebenblätter ziemlich breit, 
mit abstehenden oder vorgestreckten Oehrchen, kahl,. violett über- 
laufen, am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel kahl, mit ziemlich 
zahlreichen braunrothen Stieldrüsen und az oder längeren 


Stacheln besetzt, oft dunkelroth “angelaufen. Blättchen ziemlich  - 


klein, rundlich verkehrt-eiförmig, mit keiligem Grunde, vorn 


gewöhnlich abgerundet oder selbst gestutzt, seltener kurz und undeut- 


lich zugespitzt, etwas starr. Zahnung zusammengesetzt; Zähne ziem- 
lich breit, bald anliegend, bald ‘offen, meist wenig tief; Zähnchen 
drüsentragend; Zahnung selten fast einfach. Blättchen beiderseits 
kahl. Schwarzrothe, ziemlich grosse Subfoliardrüsen finden 


sich auf dem Mittelherv, seltener auch auf den Seitennerven . 


oder + zahlreich über die ganze Fläche zerstreut. Hochblätter 
eiförmig bis eiförmig- lanzettlich, öfters laubartig, röthlich-violett an- 


gelaufen, kahl, am Rande drüsig gewimpert, meist länger als die Blüthen-. 


stiele. Blüthen einzeln oder. in mehrblüthigen Blüthenständen ?). 
Blüthenstiele meist kürzer, "seltener so lang oder etwas länger als 
der Kelchbecher, ausserordentlich dicht mit ungleichlangen, 
schwarzrothen Stieldrägen und nadelförmigen,, ‚drüsentragen- 
den oder drüsenlosen Stacheln besetzt, 'die auch in grosser 
Zahl an den Kelchbecher übergehen. 'Kelehbecher meist oval, 
unter dem Discus eingeschnürt, in einen kürzeren oder längeren Hals 
verschmälert, der mittlere eines dreiblüthigen Blüthenstandes oft birn- 
förmig. Kelchblätter so lang oder etwas länger als die Blumenblätter 
mit linealischem oder lanzettlichem Anhängsel, die 2 äusseren mit 


1) Von döjv Drüse und -Pdgog tragend. 
2) Nach Cr&pin (SB. Belg. XXXIV. 1. 100 [1895]) sind 88 °/o der Blüthen- 
stände einblüthig, 8 °/o 2 blüthig und 4 °/o 3- oder mehrblüthig. 


FE 


. Rosa. a 229 


mehreren (1—3 Paar) linealischen bis fädlichen Fiedern, nach 
der Blüthe sich aufrichtend, bis zur Fruchtreife bleibend. Blumen- 
blätter fleischroth, beim Abblühen weisslich verblassend. Griffel ein 
weisswolliges Köpfchen bildend. Scheinfrucht meist gross!), oft 
über 3 cm lang, länglich-oval bis rundlich-eiförmig, sehr selten fast 
kugelig, unter dem Discus meist etwas halsförmig verschmälert, daher 
+ flaschenförmig, weichstachelig. 

Seealpen! Cottische Alpen ; Grajische Alpen!! Provence! Dauphin&!! 
Savoyen! Wallis; Graubünden; Veltlin! Tirol. Bl. Juli. 

R. montana Chaix in Villars Hist. pl. Dauph. I. 346 (1786), 
III. 547 (1789). Grenier u. Godron Fl. France I. 558 (1848). Godet 
Fl. d. Jura 208 (1853) u. Suppl. 72 (1869). Reuter Cat. Fl. Gen®ve 65 
(1861). Rapin Guide bot. Vaud. 193 (1862). Grenier Fl. d. Jura 236 
(1864—69). Christ Ros. Schw. 178 (1873). Crepin SB. Belg. XXT. 1. 
71 (1882). Braun _ZBG. Wien XXXV. Abhandl. 120 (1885). Crepin 
a.a. Ö.XXX. 1. 133 (1891). Bull. SB. Geneve VII. 162 (1892— 94). 
ERuBelr XXX: 1: 95.:(1893),ra2: Or RARIV.1:97 (1895). 
Sehmidely Bull. SB. Geneve IX. 132 (1898—99). R. Keller Mitth. 
NG. Winterthur I. 74 (1899). Schinz u. Keller Fl: d. Schw. 260 (1900). 
Koch Syn. ed. 2.250. Nyman Consp. 236, Suppl. 115. 


Eine schwer zu umgrenzende Art, die durch gewisse Abänderungen mit der 
R. glauca verbunden wird. Einzelne der Abänderungen werden daher von dem 
einen Autoren der R. montana, von anderen der R.. glauca zugewiesen. Durch 
die Form der Stacheln,' die Grösse und Form der Blättehen, die Stärke der Be- 
kleidung der Blüthenstiele und Kelchbecher, den vorherrschend einblüthigen Blüthen- 
stand und die Form’ der Kelchblätter. ist die typische R. montana wohl leicht von 
der R. glauca zu unterscheiden. Gleich wie aber diese sämmtlichen Eigenschaften 
innerhalb des Formenkreises der R. glauca mannigfachen Veränderungen auch 
im Sinne einer Annäherung an R. montana unterliegen, zeigen sie eine, wenn auch 
im Allgemeinen geringere Veränderlichkeit im Formenkreise der R. montana, wo- 
durch die zwischen den SB beider Arten Brenden Grenzen völlig verwischt 
werden. t 
Die rungen der R. montanaı können in Ber Werke gruppirt werden: 
A. Blüthenstiele und Kelchbecher mit + zahlreichen, meist dicht stehenden, oft 
stacheligen Stieldrüsen besetzt. AAN 
I. Griffel wollig behaart. „“ 
- 4. Subfoliardrüsen fehlen an den’ Seitennerven oder sie finden sich nur ganz 
vereinzelt. 

1. typieca. Pflanze oft blutroth überlaufen, mit bläulieh violett 
bereiften? Laubwerk. Blättchen klein, rundlich-eiförmig- 
keilig, mit breiten, wenig tiefen Zähnen, die aussen. ein, selten 2 End- 
zähnchen tragen. Blüthenstiele und Kelehbecher dieht mit Stiel- 
drüsen und drüsigen Stacheln besetzt. Kelchbecher oval oder 
längliceh-eiförmig, vorn halsförmig verschmälert, die 
äusseren Kelchblätter mit schmalen Fiedern, alle auf dem Rücken 
dicht stieldrüsig. — Verbreitung der Art. — R. montana f. typica 
Christ Ros. Schw. 178 (1873). 

b. subsimplex (R. montana var. subsimplex Buser in Herb.) ist eine 
Unterabart, deren Blättehen öfter einfach gezähnt sind. 

e. grändifrons ist eine gegen R. glauca abändernde Abart. 2—2'/,; m 
hoher Strauch mit grünem, nicht roth überlaufenem , sondern bloss 


1) Villars gibt nach Exemplaren von Gap an: Kelchbecher klein. 


230 


Rosaceae, 


schwachbläulich bereiftem Laubwerk. Blattstiel drüsenlos 
oder mit wenigen Drüsen besetzt. Blättchen der Laubblätter der 
Schösslinge breit-oval, vorn zugespitzt, an den Laubblättern der 
Blüthenstiele rundlich, stumpf. Blüthenstiele nur etwa halb so lang 
wie die Scheinfrucht, mit Stieldrüsen weniger dicht besetzt 
als typica. Kelchbecher kahl oder am Grunde mit Stiel- 
drüsen. Kelchblätter sehr verlängert, auf dem Rücken schwach 
stieldrüsig. Blumenblätter gross, hellrosa. Scheinfrüchte sehr 
gross, flaschenförmig. — Jura. — R. montana f. grandifrons 
Christ Ros. Schw. 178 (1873). 
Eine vor allem durch die Form der Scheinfrucht abändernde 
Unterabart ist 
2. Riönii!) (R. montana f. Rionii Christ in Flora LVIII [1874] 
473). Zwergiger Strauch mit spärlichen geraden Stacheln. 
Blättchen gross, genähert, im Umriss kreisrund, mit keiligem 
Grunde. Scheinfrucht kugelig, auffallend stark mit Stieldrüsen 
besetzt. — Wallis: Bovernier. 


2. Gräjica. Grosser, flatteriger, reichbestachelter h. Stacheln fast ge- 


rade, mit breitem herablaufendem Grunde. Pflanze grün. Nebenblätter 
breit, dicht drüsig gewimpert, mit vorgestreckten oder leicht abstehenden 
Oehrehen. Blattstiel drüsig, mit leicht gebogenen, feinen Stacheln, 
Blättchen zu 5—7, ziemlich gross, länglich-eiförmig, lang 
zugespitzt, mit keiligem Grunde. Zahnung tief, spitz, zu- 
sammengesetzt; Zähnchen drüsig. Seitennerven hin und wieder 
mit einigen Subfoliardrüsen. Hochblätter länger als die Blüthen- 
stiele, drüsig gewimpert. Blüthenstiele dieht mit Stieldrüsen 
und kräftigen, drüsigen und drüsenlosen nadelförmigen 
Stacheln besetzt, die öfter an den oberen Theilen der 
blüthentragenden Achsen herablaufen. Kelchbecher oval, 
unter dem Diseus etwas eingeschnürt und halsförmig verschmälert, 
+ reichlich mit drüsenlosen Stacheln und Stieldrüsen 
besetzt. Kelchblätter lang, schmal, mit lanzettlicher zahnloser Spitze, 
auf dem Rücken und am Rande dicht stieldrüsig., — Forno-Alpi Graje!! 
— AR. montana A.I. a. 2. Grajica R. Keller in Mitth. NG. Winter- 
thur I. 76 (1899). — Durch die Form der Blättchen bereits in der 
Riehtung gegen R. glauca abändernd. 


. tränsiens. f} gross, flatterig, mit kurzen, kräftigen, leicht 


gebogenen Stacheln. Laubblätter meist 7zählig. Nebenblätter 
breit, drüsig gewimpert, beiderseits kahl. Blattstiel röthlich über- 
laufen, kahl mit Stieldrüsen und unterseits mit + zahlreichen leicht 
gebogenen Stacheln. Blättchen 3—4 cm lang, rundlich-eiförmig, 
kurz zugespiizt, mit zusammengesetzter Zahnung. Hochblätter 
breit-lanzettlich. Blüthen in mehr- bis vielblüthigen Blüthen- 
ständen. Blüthenstiele bis 2 em lang, dicht stieldrüsig. Kelch- 
becher oval, am Grunde oder über die ganze*Fläche mit Stieldrüsen 
besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken + dicht drüsig, die äusseren 
mit wenigen drüsig gezähnten, lanzettlich-linealischen, ziemlich 
langen Fiedern. Griffel ein grosses, wollig behaartes Köpfchen bildend. 
Scheinfrucht oval, von den aufgerichteten Kelchblättern gekrönt. — 
Grajische Alpen: Nolaget bei Bardonecchia!! — R. montana f. iransiens 
R. Keller in Mitth. NG. Winterthur I. 46 (1899). — Die Merkmale 
der R. montana und der R. glauca sind in dieser Rose in so hohem 
Maasse gemischt, dass man sie fast mit dem gleichen Rechte der R. glauca- 
pseudomontana anreihen könnte. Habituell gleicht sie in hohem Maasse 
den in ihrer Nachbarschaft stehenden typischen Sträuchern der R. montana. 
Sie hat ihr dunkleres Colorit, die gleiche Form der Stacheln, die 


1) S. I. 146 Fussn. 2. 


Rosa. 231 


Form ihrer Blättehen, ihre längeren Blüthenstiele.e Die Hinneigung zu 
R. glauca kommt in der Grösse der Blättehen, in der etwas schwächeren 
Bekleidung der Blüthenstiele und des Kelchbechers, in der Form der 
Kelchblätter, vor allem aber in der Zusammensetzung des Blüthenstandes 
zum Ausdruck. Auch hier liegt also wieder einer der Fälle vor, der 
lehrt, dass die Umgrenzung der Art oftmals wegen des Vorhandenseins 
von Uebergangsformen von einer gewissen Willkürlichkeit nicht frei ist. 
Eine ähnliche Stellung nimmt 
b. capitäta (R. montana var. capitata Christ in Herb. Favrat) ein. 
Achsen bläulich bereift oder roth angelaufen. Stacheln leicht 
gebogen, mit lang herablaufendem Grunde. Nebenblätter drüsig ge- 
wimpert, bläulich bereift, mit kurzen, abstehenden, scharf zu- 
gespitzten Oehrchen. Blattstiel röthlich, drüsenreich, bestachelt. 
Blättehen ziemlich gross, oval, am Grunde abgerundet, vorn 
zugespitzt, mit abstehender, breiter, zusammengesetzter Zahnung. 
Blüthenstiele sehr kurz, nur etwa !/s so lang wie die reife 
Scheinfrucht, einzeln oder zu ‚mehreren, drüsig stachelig. Schein- 
früchte länglich, unter dem Discus eingeschnürt, zerstreut stiel- 
drüsig. Aeussere Kelchblätter mit kurzer, fädlicher Fieder. Griffel 
wollig. — Wallis: Vercorin! 

4. Ravaüdi!). 2!/„—3 m hoher Strauch mit ruthenförmig gebogenen Aesten. 
Stacheln am Grunde mehr verbreitert als bei der fypica und stärker 
gekrümmt. Blättchen ziemlich gross (ca. 3 em lang und 2!/a cm breit), 
breit-oval, am Grunde abgerundet, die einen vorn abgerundet, die 
anderen kurz zugespitzt, schwach bläulich bereift. Blüthen einzeln oder 
öfter in mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele dicht mit Stiel- 
drüsen bekleidet, ziemlich kurz (ungefähr so lang wie der Kelchbecher). 
Kelchbecher dieht stieldrüsig, oval, unter dem Discus eingeschnürt. 
Kelehblätter mit lanzettförmigem, drüsig gezähntem oder ganz- 
randigem Anhängsel, die äusseren mit wenigen lanzettlichen Fiedern, 
mit zahlreichen Stieldrüsen dicht besetzt. Blumenblätter gross, 
lebhaft rosenroth. Scheinfrucht eiförmig-kugelig. — Isere! — 
R. montana A. I. a. 4. Ravaudi R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 231 
(1901). R. Ravaudi Boullu bei Deseglise SB. Belg. XV. 295 (1876). 
Crepin SB. Belg. XXXIV. 1. 103 (1895). — Cr&pin zählt diese Rose 
zur R. glauca. Unter den die R. glauca und montana unterscheidenden 
Merkmalen misst Cr&pin dem Blüthenstand eine ganz besondere Be- 
deutung zu. R. Ravaudi hat nun in der That einen öfter mehr- 
blüthigen Blüthenstand. 

5. longipeduneuläta ändert durch die langen Blüthenstiele in 
der Richtung nach der R. Chavini ab. Wuchs locker, flatterig. Stacheln 
schwach, bald kurz, bald lang, leicht gebogen, bald allmählich in den 
verbreiterten Grund übergehend, bald plötzlich verbreitert. Nebenblätter 
breit, mit drüsig gewimpertem Rande. Blattstiel mit + zahlreichen 
Stieldrüsen, unterseits mit kurzen, gebogenen Stacheln. Blättehen ziem- 
lich gross (bis 3!/ge em lang und 242 em breit), weit abstehend, 
elliptisch, gegen den Grund meist + breit-keilig verschmälert, vorn 
abgerundet oder lang zugespitzt, mit zusammengesetzter, tiefer 
Zahnung. Hochblätter breit-oval, lang zugespitzt, am Rande 
drüsig gewimpert. Blüthen einzeln oder zu 3. Blüthenstiele fast 
bis 2!/a em lang, die Hochblätter überragend, sehr dicht 
mit ungleichen, schwarzrothköpfigen Stieldrüsen besetzt, 
denen in Drüsen endende oder drüsenlose, nadelförmige 
Stacheln beigemengt sind, die in grosser Zahl auch an den 


1) Nach Louis-C&lestin-Mure Ravaud, * 17. Oct. 1822 7 10. April 
1898 Villard-de-Lans (Isere) (Abbe Valentin durch F. Bernard u. Saint- 
Lager br.), Pfarrer daselbst, hochverdient um die dortige Flora, besonders die 
Kenntniss der Rosen. 


232 


Rosaceae, 


Kelchbecher übergehen. Kelchbecher kugelig, unter dem Discus 
eingeschnürt. Kelchblätter lang, auf dem Rücken stieldrüsig, mit 
spateligem, ganzrandigem Anhängsel, nach der Blüthe aufrecht ab- 
stehend, die äusseren mit lanzettlichen, ganzrandigen Fiedern. Blumen- 
blätter ziemlich gross, blass rosenroth. Scheinfrucht kugelig- 
oval, mit kurzem Halse, weichstachelig. — Wallis! — R. montana f. 
longepedunculata Christ Ros. Schw. 180 (1873). 


b. Subfoliardrüsen zahlreich. 


1; 


Burmiensist). Laubblätter 5—7-, selten 9zählig. Nebenblätter 
roth überlaufen. Blättchen meist länglich-eiförmig, fast 2 mal so 
lang als breit, von mittlerer Grösse (ca. 2,7 em lang und 1,5 em breit, 
im Durchschnitt), am Grunde meist abgerundet, selbst schwach 
herzförmig ausgerandet, doch auch keilig, vorn kurz zugespitzt 
oder abgerundet. Subfoliardrüsen auf den Seitennerven zahl- 
reich, oft auch in grosser Zahl auf den Nervillen. Kelch- 
becher länglich-eiförmig oder kugelig. Stieldrüsen an den Blüthenstielen 
weniger zahlreich als an der typica, am Kelchbecher meist völlig 
fehlend. Rücken der Kelchblätter mit + zahlreichen, bisweilen fehlenden 
Stieldrüsen. — Veltlin: Bormio! — R. montana var. Burmiensis Crepin 
SB. Belg. XXVIII. 1. 194 (1889). R. Burmiensis Cornaz in Gremli 
Neue Beiträge z. Fl. d. Schw. III. 45 (1883). V. 82 (1890). Vergl. 
auch Crepin SB. Belg. XXXIV. 1. 102 (1895). — Der Reichthum der 
Subfoliardrüsen, zu denen gelegentlich auch einzelne Suprafoliardrüsen 
kommen sollen, liess Cornaz in dieser Pflanze einen Bastard R. 
montana X Rhaetica vermuthen. 


. Pliniäna?2). Laubblätter 5—7—9zählig. Blättehen ziemlich 


gross (ca. 3 em lang und 1,3 cm breit), oval bis breit-oval, 
gegen den Grund keilig verschmälert oder abgerundet, vorn meist kurz 
zugespitzt. Zahnung ziemlich tief, reichlich zusammengesetzt. 
Zähne aussen oft mit 5, innen mit 1—2 Drüsenzähnchen.: Subfoliar- 
drüsen meistaufden Mittelnervunddiestärkeren Seiten- 
nerven beschränkt. — R. montana var. Pliniana Cr£pin a. a. O, 
XXVIII. 1. 193 (1889). R. Pliniana Cornaz in Herb. Gremli Neue 
Beiträge V. 82 (1890). R. alpina X montana Christ in Herb. Gremli 
Exe.fl. d. Schw. 7 Aufl. 168 (1893). Vergl. auch Schmidely Bull. SB. 
Gen®ve VII. 148 (1892—94). — Zur letzteren Deutung ‘gab das Vor- 
kommen 9zähliger Laubblätter Veranlassung. Nach meinen Beob- 
achtungen sind ca. 8 °o der Laubblätter 9zählig, 72 °/o 7zählig und 
20 °/o 5zählig. Auch an der typiea wird gelegentlich die Neunzähligkeit 
der Laubblätter beobachtet. Ausser diesem Merkmale ist aber an dem 
mir vorliegendem Material der Pliniana kein einziges Merkmal vor- 
handen, das an R, pendulina erinnern würde. Die äusseren Kelchblätter 
sind völlig gleich jenen der typica fiederspaltig, indem an den 2 äusseren 
gewöhnlich 3 Paar linealisch-lanzettliche Fiedern vorkommen, von denen 
wenigstens die untere eine ansehnliche Grösse erreicht. Auch in der 
Bestachelung ist absolut keine Abänderung von der iypica zu ersehen. 
Völlig gerade, nadelförmige Stacheln, wie sie an den stacheligen Ab- 
änderungen der R. pendulina beobachtet werden, fehlen; ebenso ist 
aber auch keine Verminderung der Stacheln zu constatiren, wie sie 
unter dem Einflusse einer unbewehrten pendulina entstehen könnte. 
Auch die Form der Blättchen zeigt keinen Anklang an jene der pendulina. 


. punctilläta, der typica ähnlich, ist dadurch gekennzeichnet, dass die 


Blättehen der unteren Laubblätter + zahlreiche Subfoliardrüsen 
tragen, während sie jenen der oberen fast oder völlig fehlen. — Saleve, 


1) Bei Bormio (Burmium) in Veltlin gefunden. 
2) S. II. S. 334 Fussn. 1. Die Pflanze wurde in der Nähe der Pliniusquelle 


bei den Bädern von Bormio gefunden. 


Rosa. 233 


— R. montana f. punctillata Schmidely in Bull. SB. Geneve IX. 132 
(1898/99). 
II. Griffel kahl oder sehr schwach behaart. 
liostylal). Flatteriger, langästiger Strauch mit leicht ge- 
bogenen, ziemlich kurzen, aus breitem Grunde entspringenden Stacheln. 
Nebenblätter ziemlich breit, dieht drüsig gewimpert, mit abstehenden 
Oehrchen. Blattstiel drüsig, mit leicht gebogenen Stacheln. Blättchen mittel- 
gross bis klein, oval, kurz zugespitzt, mit keilförmigem Grunde, 
entfernt stehend. Zahnung zusammengesetzt; Zähne ziemlich tief, zu- 
sammenneigend; Zähnchen drüsig. Blüthenstiele ziemlich lang, einzeln, 
sehr dicht mit feinen Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher länglich- 
oval, mit eingeschnürtem Hals, dieht mit feinen, nichtstachelnden’ 
Stieldrüsen bekleidet. Kelchblätter lang, schmal, auf dem Rücken 
dicht stieldrüsig, nach der Blüthe aufrecht, äussere fiederspaltig, mit 
schmalen, wenig zahlreichen Fiedern. Griffel sehr schwach behaart. — 
Grajische Alpen: Rochemolles!! — R. montana f. leiostyla R. Keller in 
Mitth. NG. Winterthur I. 45 (1899). 
B. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 
Cr&pini?) Laubblätter oft neunzählig. Kelchbecher und Rücken 
der Kelchblätter ohne Stieldrüsen. Bormio! — NR. montana var. 
Orepini Cornaz in Herb. Vergl. auch Crepin SB. Belg. XXVII. 1. 195 


(1889). 
(Canarische Inseln (?); Algerien ; Spanien; Apenninen Mittelitaliens: 
Monte Velino; Sicilien; Griechenland.) #1 


18. x 38. R. rubiginosa X montana s. am Schlusse der (anınae. 
32. X 38. R. glauca X montana s. S. 241. 


38. (38.) R. Uriensis°). Ih ca. 1—1!/a m hoch, £ gedrungen; 
diehtästig, meist reichlich bestachelt, am Grunde der Laubblätter oft 
zu 3—4, fast quirlig. Aeste und Zweige nicht selten etwas bereift. 
Stacheln meist gleichartig, meist leicht gebogen und allmählich 
in den verbreiterten Grund übergehend, oft mit lang herab- 
gezogenem Grunde, selten ungleich, indem neben den kräftigen auch 
feine, gerade, nadelförmige oder borstliche, z. T. in einer 
Drüse endende Stacheln namentlich unterhalb des Blüthenstandes 
vorkommen. Laubblätter 5—7zählig, behaart, selten kahl. 
Blättchen bisweilen um die Breite der unteren Blättchen von einander 
abstehend, doch auch genähert und mit den Rändern sich berührend 
oder selbst deckend. Seitenblättchen gestielt. Nebenblätter meist breit, 
aussen geschweift-gebogen, mit ziemlich lang und scharf 
zugespitzten, leicht gegen den Blattstiel gebogenen Oehrchen, 
beiderseits kahl oder unterseits flaumig behaart und oben kahl 
‘oder oben anliegend-, bald locker, bald dichter und unten dichter, 
fast weichfilzig-behaart, ohne oder mit + zahlreichen Subfoliar- 
drüsen, die namentlich an den Nebenblättern der unteren Laubblätter 
die untere Fläche oft dicht decken. Blattstiel dick, flaumig bis 
filzig behaart, selten völlig kahl, mit kürzer oder länger gestielten 


1) Von Aelog (glatt) kahl und orölog Griffel. 
2) 8..S. 186 Fussn. 2. 
3). Zuerst im Canton Uri gefunden. 


234 Rosaceae. 


und fast sitzenden Drüsen meist in grosser Zahl bedeckt, unterseits 
mit gebogenen, gelblichen kurzen, meist wenig zahlreichen Stacheln. 
Blättehen meist mittelgross bis klein, 2!/js—1!/s cm lang und 
2—1 cm breit, doch auch sehr gross, bis 5 cm lang und 3,5 cm breit, 
meist oval, gegen den Grund verschmälert, vorn kurz zugespitzt, doch 
auch breit-oval bis kreisrund, mit abgerundetem oder selbst schwach 
herzförmigem Grunde oder länglich -elliptisch, über zweimal länger als 
breit, mit keiligem Grunde und vorn scharf zugespitzt. Zahnung meist 
doppelt; Zähne ziemlich breit, + abstehend mit 1 oder 2 Drüsen- 
zähnchen, selten vorherrschend einfach und dann meist-schmäler 
und anliegend. Blättchen beiderseits kahl oder unterseits an den 
Nerven oder auf der ganzen Fläche + dicht behaart und 
oberseits kahl oder beiderseits und dann oben locker an- 
liegend, unterseits fast weichfilzig behaart. Subfoliar- 
drüsen fehlend oder am Mittel- und den Seitennerven vor- 
handen, selten über die ganze Fläche zerstreut; Mittel- 
und Seitennerven meist scharf hervortretend. Hochblätter lanzettlich, 
oft ein scharf zugespitztes, lanzettliches Blättchen tragend, selten kürzer 
als die Blüthenstiele, bisweilen rothviolett angelaufen, kahl oder 
behaart, mit drüsig gewimpertem Rande. Blüthenstand ein- oder mehr- 
blüthig!). Blüthenstiele kurz, 1—1!/s cm, selten 2 cm lang, mit 
zahlreichen, bisweilen äusserst dicht stehenden, ungleichlangen 
Stieldrüsen und nadelförmigen, drüsenlosen oderin einer 
Drüse endenden Stacheln besetzt. Kelchbecher oval oder 
kugelig, selten unter dem Discus etwas eingeschnürt, dieht drüsig 
borstig. Kelchblätter 2—3 cm lang, nach der Blüthe sich aufrichtend, 
bis zur Fruchtreife bleibend, mit linealisch-lanzettlichem, ganz- 
randigem oder drüsig gezähntem oder gewimpertem Anhängsel, auf dem 
Rücken und längs des Randes mit + zahlreichen Stieldrüsen besetzt, 
die zwei äusseren mit 2 oder seltener 3 linealisch-lanzettlichen 
Fiedern. Blumenblätter rosenroth, 1!/s—2 cm lang. Griffel ein 
wolliges Köpfchen bildend. Scheinfrucht oval oder kugelig, 
sehr selten länglich-oval, +# flaschenförmig, von mittlerer Grösse, 
weichstachelig. 

Buschige, sonnige Abhänge der Bergregion. Schweiz: Ct. Uri! 
Graubünden!! St. Gallen!! Tessin!! Wallis! Tirol. Bl. Juli. 

R. uriensis Lagger u. Puget bei Crepin SB. Belg. VIII. 246 
(1869). Deseglise SB. Belg. XV. 559 (1876). Crepin SB. Belg. XXVII. 
1. 90 (1888), XXVIIL 1. 151. 221 (1889), XXIX. 2. 62 (1890), 
XXXI 2. 84, 85 (1892). R. Keller BC. -XLVI. 258 (1891). 
Berichte NG. St. Gallen 1895/96. 225 (1897). Schinz u. Keller Fl. 
d. Schw. 262 (1900). Nyman Consp. 232. R. conferta Puget, Cottet 
in Bull. S. Murith. IV (1874) 28 (1876). R. abietina f. uriensis 
Christ Ros. Schw. 135 (1873). R. glauca uriensis Crepin in SB. 


1) Von 535 Blüthenständen waren 360 (= 67 °/o) einblüthig, 61 zwei-, 
86 drei-, 18 vier-, 2 fünf-, 3 sechs-, 3 sieben-, 1 acht- und 1 neunblüthig. 


Rosa. 235 


Belg. XXXI. 2. 85 (1892) und R. coriifolia uriensis a. a. O. 84 
(1892). 


Diese ihrer beschränkten Verbreitung wegen wenig bekannte Rose wird von 
den wenigen Autoren, die sich einlässlicher mit ihr befassten, sehr ungleich beurtheilt. 

Cr&pin machte in seiner einlässlichen Beleuchtung der R. abietina (SB. 
Belg. XX VII. 1. 91 [1888]) zum ersten Mal auf die engen Beziehungen der R. Uriensis 
und der R. coriifolia aufmerksam. ‚Diese beiden Bergformen, wahrscheinlich Ab- 
kömmlinge der behaarten R. canina der Ebene, haben solche Aehnlichkeit, dass 
man sich fragen muss, ob man berechtigt ist, sie zu trennen.‘‘ Er betont schon 
ihre grosse Veränderlichkeit in Bezug auf die Grösse.und Form der Blättchen, ihre 
Zahnung, ihre Behaarung, ihre Drüsigkeit, die Form und Grösse der Kelchbecher, 
Dennoch ist er geneigt in der R. Uriensis Abänderungen zu sehen, welche in den 
Formenkreis der R. corüifolia und R. glauca zu ziehen sind. Das Vorkommen von 
Abänderungen, durch welche diese beiden Arten mit R. Uriensis verbunden werden, 
bestimmt ihn hierzu. Später (a. a ©. XXVII. 1. 222 [1889]) nimmt Cr&pin 
die Erörterung der Frage, ob R. Uriensis als Arttypus 2. Ordnung von R. corüi- 
folia und R. glauca deutlich gesondert sei, von neuem auf, um wieder zu betonen, 
dass, wenn zwar auch die Merkmale einer typischen R. Uriensis und typischen 
R. corüfolia und R. glauca eine gewisse Ungleichheit zeigen, doch eben dort und 
hier die verbindenden Abänderungen nicht fehlen, welche die Vereinigung der 
3 Rosen zu einer Art wahrscheinlich machen. Drei Jahre später (a. a. OÖ. XXXI 
2. 83 u. 84 [1892]) werden zwar R. corüfolia und glauca noch als besondere Arten 
angeführt (in der synoptischen Aufzählung der gleichen Arbeit sind sie vereint), 
aber R. Uriensis ist eingezogen und z. T. dem Fornienkreise der R. corüfolia, z. T. 
dem Formenkreise der R. glauca zugetheilt. Es ist dies die Folge der Auffassung 
Cr&pin’s von der Art, die wir, wie mehrfach betont, nicht zu theilen vermögen, 
eines Principes, dessen consequente Durchführung er selbst übrigens gelegentlich 
scheut, sonst würde wohl nicht R. Uriensis als Art zweiter Ordnung verschwunden 
sein, während die verwandte R. abietina erhalten bleibt. 

Vergleichen wir das Mittel der Eigenschaften zahlreicher Individuen 
der R. Uriensis einerseits mit denen der R. corifolia und glauca anderseits, so 
sind unseres Erachtens der unterscheidenden Merkmale genug, um die R. Uriensis 
des Artrechtes nicht minder werth zu erachten als die R. abietina. Die Bestachelung 
hat einen anderen Charakter; sie steht ungefähr in der Mitte zwischen jener der 
R. glauca und R. montana. Die Laubblätter sind anders, in ihrer typischen Form 
z. B. durch die Form der Nebenblätter, worauf mich Cr&pin selbst vor mehr als 
einem Decennium aufmerksam machte, sehr gut charakterisirt. Die Rauhheit der 
Blüthenstiele, Kelchbecher und Kelchblätter hat entschieden vielmehr vom Charakter 
jener der Arten der Subseetion Vestitae als der Eucaninae. Die übereinstimmenden 
Eigenschaften der drei Arten sind in erster Linie die den Bergarten im Gegensatz 
zu den vicariirendan Arten der Ebene allgemein zukommenden Eigenschaften, wie 
vor allem der gedrungene Bau, die Stellung der Kelchblätter, die intensivere 
Färbung der Blumenblätter, die Behaarung der Griffel. 

Durch gewisse Abänderungen der R. Uriensis einerseits, der R. corüfolia 
und R. glauca anderseits, werden, wie Cr&pin schon betont hat, diese 3 Rosen 
verbunden. 

Christ’s Auffassung, der die R. Uriensis in den Formenkreis der R. abietina 
einreiht, können wir aus den von Cr&pin (XXVII. 1. 150 [1889]) erwähnten 
Gründen nicht beipflichten. Unserer Auffassung nach stehen R. Uriensis und R. 
abietina zu einander in einer ähnlichen Beziehung wie R. corüfolia und R. glauca 
zu R. dumetorum und canina; die Coordination dieser beiden vicariirenden Arten 
fordert eonsequenterweise die Coordination der R. Uriensis und abietina. 

Die Formen gliedern sich in folgender Weise: 

A. Blättehen wenigstens oberseits kahl. 
glabriüseula. Nebenblätter kahl oder am Rande gewimpert; Blatt- 
stiel meist in der unteren Hälfte loeker flaumig behaart, selten fast 
völlig kahl. Blättchen völlig kahl oder unterseits am Mittelnerv 


236 


Rosaceae, 


und sehr zerstreut an den Seitennerven behaart. Subfoliardrüsen 


fehlen oder + zahlreich vorhanden. — Wallis! Tessin!! Graubünden!! seltener 
als die behaarten Abänderungen. — R. Uriensis A. glabriuscula R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 235 (1901). — Tritt in einer Reihe von Abänderungen auf, 
so als 


I. simplicidens. Aeste und Zweige bläulich bereift. Stacheln bis- 


weilen etwas ungleich, zum Theil gross, mit breitem, + stark herablaufen- 
dem Grunde, gebogen, selten unter dem Blüthenstand mit + zahl- 
reichen nadelförmigen Stacheln. Nebenblätter drüsig gewimpert, 
kahl, ohne oder am Oehrehennery mit einzelnen Subfoliardrüsen. 
Blättchen ziemlich gross (im Mittel ca. 3 cm lang und 2 cm breit), scharf 
zugespitzt mit offener, abstehender Zahnung, Zähne vorherrschend 
einfach, hin und wieder mit Drüsenzähnchen.  Seitennerven selten mit 
einzelnen Subfoliardrüsen, sonst gleich der Ober- und Unterseite der Blättchen 
kahl oder in der Jugend zerstreut behaart. Hochblätter oft roth- 
violett angelaufen, eiförmig-lanzettlich, scharf zugespitzt, mit drüsig ge- 
zähntem oder gewimpertem Rande. Blüthenstiele nur ca. 1 cm lang. Kelch- 
becher oval, seltener kugelig, der mittlere des mehrblüthigen Blüthenstandes 
oft birnförmig, oft violett angelaufen, gleich den Blüthenstielen dicht 
weichstachelig. — Tessin!! und wohl auch in den anderen Theilen des 
Verbreitungsgebietes der Art, die seltenste der Abänderungen der Art. — 
R. uriensis A. II. simplieidens R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 236 (1901). 


III. bisserräta von voriger wesentlich nur durch die doppelte, bisweilen 


auch reichlicher zusammengesetzte, drüsige Zahnung ver- 
schieden. Ferner sind die Nebenblätter und Hochblätter in der Regel 
etwas dichter drüsig gewimpert, der Blattstiel meist drüsenreicher, die Kelch- 
blätter auf dem Rücken drüsenreicher, die Fiedern drüsig gezähnt. — Mit 
voriger, aber häufiger, Tessin!! Graubünden! Wallis! — Charakteristische 
hierher gehörige Abarten sind a; 


b. adenöphoral). Nebenblätter dieht drüsig gewimpert, mit + zahl- 


reichen, bisweilen die Fläche dicht deekenden Subfoliar- 
drüsen. Blättchen oberseits kahl, unterseits zerstreut behaärt 
bis kahl, im jugendlichen Zustande auch über die ganze Fläche locker 
anliegend behaart, mit Subfoliardrüsen, die + zahlreich über 
die ganze Fläche, namentlich in der Nähe des Blättchen- 
randes zerstreut sind oder doch in grösserer Zahl vom Mittelnerv 
an die Seitennerven übergehen. — Tessin!! Graubünden !! und wohl auch 
in den übrigen Theilen des Gebietes der Art. — -R. Uriensis: A. III. b. 
adenophora R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 236 (1901). — Abänderungen, 
die hauptsächlich Extreme in der Art der Bestachelung darstellen, sind: 


€. in&rmis eine ausserordentlich selten auftretende Unterabart, deren blau 


bereifte Zweige gleich den kurzen Blüthenstielen stachel- 
los sind. Dagegen steigen hin und wieder einzelne Stieldrüsen 
oder drüsenlose nadelförmige Stacheln aus dem Blüthenstand 
in das oberste Interfolium hinunter. — Tessin: Leventina!! — R. Uriensis 
A. III. ec. inermis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 236 (1901). 


d. hispidissima. Am Abgang der kurzen Blüthenstiele stehen mehrere 


(bis 6) kräftige Stacheln rings um die Achse. Blüthentragende 
Zweige reich bestachelt, indem an den Abgangsstellen der Laubblätter 
die fast geraden Stacheln zu 2—4 angeordnet sind. In den obersten oder 
im obersten Interfolium finden sich meist vereinzelte Stieldrüsen 
und nadelförmige Stacheln. Nebenblätter der unteren Laubblätter 
der blüthentragenden Achsen mit + zahlreichen Subfoliardrüsen. 
Blattstiel sehr reichlich mit kurz gestielten, rothen Drüsen besetzt, 
namentlich in der unteren Hälfte mit verhältnissmässig zahlreichen, kräftigen 
Stacheln bewehrt. Blättchen am Mittelnery langhaarig, fast zottig, 


1) Von döjv Drüse und -pdoog tragend. 


Rosa. 237 


an den Seitennerven zerstreut behaart, allmählich verkahlend. Blüthen- 
stiele und Kelchbecher ausserordentlich dieht mit ungleich langen 
Stieldrüsen und nadelförmigen Stacheln besetzt. Kelchblätter 
mit langem, spatelig-lanzettlichem, meist ganzrandigem, oft etwas violett 


Leventina!! —-R. Uriensis A. II. d. hispidissima R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 236. (1901). 

e. Monnieri!l). Blattstiel dieht behaart, drüsig. Blättchen rundlich- 
oval, scharf zugespitzt. Zahnung tief, abstehend; Zähne aussen mit 
1—2 drüsigen Nebenzähnchen. Blättchen beiderseits kahl, ohne 
Subfoliardrüsen. Blüthenstiele sehr kurz, ohne Stieldrüsen. Kelchbecher 
verkehrt-eiförmig, ohne Stieldrüsen. Kelchblätter verlängert, mit laubigem 
Anhängsel, auf dem Rücken drüsenlos. ° Scheinfrucht sehr gross, birn- 
förmig, kahl. — Wallis, — NR. uriensis var. Monnieri Crepin SB. 
Belg. XXVIL. 1. 95 (1888). R. abietina f. Monnieri Christ in Flora LVII. 
475 (1874). — Diese von der typischen R. Uriensis am weitgehendsten 
abweichende Abänderung, die durch das Fehlen der Bekleidung der 
Blüthenstiele und der 'Kelchbecher eine höchst eigenartige Stellung ein- 
nimmt, :stelle ich. der Autorität Cr&epin’s folgend hierher, 

B. Blättchen. beiderseits ‚behaart. 
puwbä&scens. Nebenblätter oberseits kahl oder locker anliegend behaart, 
unterseits + dieht anliegend bis weichfilzig behaart. Blattstiel 
flaumig-filzig behaart. Blättehen wenigstens in der Jugend oberseits 
sehr zerstreut bis ziemlich-dieht anliegend behaart, unterseits 
über die ganze Fläche, bisweilen weichhaarig-filzig. — Durch das ganze 
ns der Art und häufiger als-die kahlen Abänderungen!! — R. Uriensis 
B. pubescens R. ‚Keller in A u. G@. Syn. VI. 237 (1901). — Hierher gehören 

folgende Unterabarten: .‘: 

I. Zahnung der Blättehen vorherrschend einfach, 

uniserräta. Dies ist die der simplieidens parallel gehende, von 
dieser durch die viel stärkere Behaarung abweichende Abart, die indessen 
nach meinen Beobachtungen sehr selten auftritt. — Tessin: Leventina!! — 

R. Uriensis B. I. uniserrata R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 237 (1901). — 

Eine durch die Form der Blättehen auffällige Abänderung ist 

b. elliptica. Blättehen mittelgross, länglich-elliptisch, mehr als 
2 mal so lang als.'breit, gegen den Grund oft ziemlich scharf keilig 
verschmälert, nach vorn. scharf zugespitzt, mit tiefer Zahnung und 
schlanken, schmalen Zähnen, im Jugendzustand beiderseits anliegend be- 


haart,: später oberseits‘ fast völlig verkahlend. — Graubünden: Platta!! 
— AR. Uriensis ‘B. - h;: elliptica R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 237 
(1901). ö Kir 


Verwandt: ist: ET 
c. Heörii2). Blüthentriebe stachellos. Laubblätter 7zählig. Blättchen 
entfernt stehend. Nebenblätter ziemlich lang und fast breit, mit abstehen- 
den :Oehrchen, unterseits behaart, oberseits kahl, am Rande flaumig 
gewimpert und zerstreut drüsig. Blattstiel flaumig-filzig, fast stachel- 
los und spärlich mit kurzen, fast sitzenden Drüsen besetzt. Blättchen 
länglich-elliptisch, meist beiderends gleichförmig verschmälert, zu- 
gespitz. Zahnung ungleich, wenig tief, z. T. einfach, z. T. mit 
1—2 Drüsenzähnchen. Blättehen beiderseits, unterseits ziemlich dicht, 
an den Nerven zottig behaart. Blüthenstiele von den Hochblättern 
umhüllt, mit kräftigen, stachelig-borstlichen Stieldrüsen 


1) Nach Monnier-Legrand, Prediger in St. Quentin (Aisne), welcher in 
der Schweiz Rosen sammelte (Christ br.), Enkel von Auguste Monnier, Professor 
der Botanik in Nancy, Verf. von Essai monographique sur les Hieracium et quelques 
genres voisins. Nancy 1829. 

2) 8. I. S. 229 Fussn, 2. 


Rosaceae, 


besetzt, die auch an den Grund des länglich-ovalen Kelchbechers 

übergehen. Griffel wollig. — Graubünden: Medels! — R. Uriensis B. I. 

c. Heeriü R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 237 (1901). R. abielina 1. 

Heerii Christ in Ros. Schw. 138. PR. tomentosa var. ? Cr&pin in Herb, 

II. Zahnung der Blättehen doppelt oder mehrfach zusammengesetzt. 
a. Blüthenstiele und Kelchbecher + dicht mit Stieldrüsen besetzt. 

1. typica. Nebenblätter meist dieht drüsig gewimpert, ohne oder die der 
untersten Laubblätter mit + zahlreiehen Subfoliardrüsen. Blatt- 
stiel meist mit zahlreichen kürzer oder länger gestielten, z. T. fast 
sitzenden Drüsen besetzt. Blättchen klein bis mittelgross, oval, ohne 
oder an den unteren Laubblättern am Mittel- und den Seitennerven 
mit vereinzelten Subfoliardrüsen. Kelchbecher und Schein- 
frucht oval, unter dem Diseus oft etwas eingeschnürt oder kugelig. — 
Uri! Wallis! Graubünden!! St. Gallen!! Tessin!! — R. Uriensis B. II. 
a. typica R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 238 (1901). — Hierher gehört 


b. rigidula. }j ziemlich niedrig. Blüthenzweige kurz. Aeste und 
Blüthenachsen ziemlich reichlich bestachelt. Stacheln am Grunde der 
Laubblätter paarig oder zu 3, fast quirlig, gerade oder leicht 
gebogen. Nebenblätter oberseits kahl oder sehr zerstreut behaart, 
unterseits flaumig, ohne oder an den Oehrchen mit vereinzelten 
Subfoliardrüsen, am Rande reichdrüsig gewimpert. Blattstiel 
flaumig behaart, drüsig, stachellos. Blättehen mittelgross, breit- 
elliptisch, vorn kurz zugespitzt oder stumpf, zum Theil länglich. 
Zähne abstehend, scharf zugespitzt, aussen mit 1—3 Drüsen- 
zähnehen, einzelne ohne Nebenzähnchen. Oberseite der Blättchen 
anliegend behaart, Unterseite weichhaarig. Subfoliar- 
drüsen fehlen. Blüthenstiele kurz, von den ovalen, zugespitzten, 
drüsig gewimperten Hochblättern umhüllt, mit kräftigen, aber 
nieht sehr zahlreichen Stieldrüsen und nadelförmigen 
Stacheln. Kelchbecher länglich-oval, nach vorn ver- 
schmälert, zersireut stieldrüsig oder drüsenlos. Kelchblätter 
ziemlich kurz, auf dem Rücken drüsenlos oder zerstreut stieldrüsig, 
mit linealisch-lanzettlichem Anhängsel. Discus kegelförmig er- 
haben. — Uri: Bürgeln! Amstäg, Wassen ete. — R. Uriensis B. I. 
a. 1. b. rigidula RB. Keller in A. u. G. Syn. VI. 238 (1901). Vergl. 
auch Cr&pin SB. Belg. XXVI. 1. 93 (1888). R. obovata Lagger u. 
Puget in Herb. AR. rigidulae Puget in Cottet Bull. S. Murith. IV. 
25 (1874). Nyman Consp. 235. BR. abietina f. typiea Christ in Bos,. 
Schw. 133 (1873). 2 

c. grändifrons. Blüthentriebe lang, reichlich mit kräftigen, z. T. fast 
krummhakigen Stacheln bewehrt. Nebenblätter sehr breit (z. T. 
zusammen fast 2 cm), oberseits sehr zerstreut behaart, allmählich ver- 
kahlend, am Rande gewimpert, unterseits namentlich an den Oehrehen 
flaumhaarig, die der unteren Laubblätter mit ziemlich zahlreichen 
Subfoliardrüsen, die der oberen am Oehrchennerv drüsig, Blatt- 
stiel flaumig-filzig behaart, in der unteren Hälfte mit zahlreichen, 
theils sitzenden , theils kurzgestielten, schwarzrothen Drüsen besetzt, 
oben fast drüsenlos, unterseits in der unteren Hälfte mit + zahlreichen 
gelben, leicht gebogenen Stacheln. Blättchen gross (bis 4'/2 em lang 
und fast 3!/g em breit), kreisförmig bis rundlich-eiförmig, 
amGrundeabgerundetoderoft schwach herzförmig aus- 
gerandet, vorn meist abgerundet, seltener kurz zugespitzt, mit 
tiefer, offener, breiter Zahnung, aussen mit 1—3, oft drüsen- 
losen, kerbigen Zähnchen, oberseits dunkelgrün, früh ver- 
kahlend, unterseits graugrün, über die ganze Fläche anliegend 
behaart. Hochblätter eiförmig. Blüthenstand reichblüthig. Kelch- 
becher kugelig-eiförmig, unter dem Discus eingesehnürt. Kelch- 
blätter z. T. sehr gross (bis 3 em’ lang), mit breit-lanzett- 


mw N 


u u ac Dr en Be 


Rosa. 239 


lichem, ganzrandigem oder drüsig gezähntem Anhängsel. Blumen- 


blätter roth, ea. 2 em lang. — Graubünden: Platta!! — R. Uriensis 
B. II. a. 1. ec. grandifrons R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 238 
(1901). 


d. longipeduneuläta. Stacheln an den Aesten schlank, leicht 
gebogen, an den Blüthenzweigen schwach. Laubblätter bläulich 
bereift. Blättchen gross, bis 4 cm lang, eiförmig, am Grunde 
abgerundet, vorn kurz zugespitzt, mit etwas geschweiften, 
kurzen, breiten Zähnen, beiderseits sehr zerstreut behaart, 
ohne Subfoliardrüsen. Hochblätter eiförmig, lang zugespitzt, kürzer 
als die Blüthenstiele. Blüthen einzeln. Blüthenstiele bis 
2 em lang, mit wenig stachelnden Stieldrüsen besetzt. 
Kelchbecher kugelig-eiförmig oder kugelig, nach der Blüthe von den 


aufgerichteten Kelehblättern gekrönt. — Tessin: Leventina!! — R. 
Uriensis B. II. a. 3. longipedunculata R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
239 (1901). 


4. gräcilis. Schlanker, dünnästiger Strauch, mit schwachen, 
geraden oder leicht gebogenen, am Grunde scheibenförmig verbreiterten 
Stacheln. Blüthenachsen rothviolett angelaufen. Nebenblätter schmal, 
an den Oehrchen unterseits flaumig behaart und mit + zahl- 
reichen, bisweilen auch fehlenden Subfoliardrüsen, am 
Rande drüsig gewimpert, oft violett angelaufen. Blattstiel flaumig- 
zottig behaart, mit ziemlich zahlreichen, sehr kurz gestielten 
Drüsen besetzt, in der unteren Hälfte mit Stacheln bewehrt. Blättchen 
mittelgross bis gross, oft sehr weit von einander abstehend, an 
den unteren Laubblättern länglich verkehrt-eiförmig-keilig, 
an den obersten breit-oval, vorn kurz zugespitz. Zahnung der 
schmäleren Blättchen anliegend, die der breiten abstehend, Blätt- 
chen beiderseits anliegend behaart, am Rande gewimpert. Sub- 
foliardrüsen fehlen. Hochblätter oval, zugespitzt, rothviolett an- 
gelaufen, kürzer oder so lang wie die Blüthenstiele; diese bis 2 cm 
lang. Kelchblätter nach der Blüthe aufrecht abstehend. Griffel be- 
haart, aber nicht wollig. — St. Gallen: Taminathal!! — R. Uriensü; 
B. I. a. 1. d. graeilis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 239 (1901). 
— Durch die langen Blüthenstiele und die schwächer behaarten Griffel 
kommt die Abänderung in der Richtung gegen die R. abietina zum 
Ausdruck, durch der Stellung der Kelchblätter wird sie aber der R. 
Uriensis zugewiesen. 

e. ruf&scens. Aeste, Zweige, Nebenblätter und Hochblätter stark 
rothviolett angelaufen. Stacheln zahlreich, an den Ab- 
gangsstellen der blüthentragenden Zweige zu 4—5 gehäuft, am Grunde 
der Laubblätter zu 2—3. Blättchen genähert, mit den Rändern 
sich berührend, mittelgross bis fast klein, länglich ver- 
kehrt-eiförmig-keilig, oberseits dunkelgrün, locker anliegend 
behaart, unterseits hell graugrün, an den Nerven filzig-zottig. 
Subfoliardrüsen fehlen. Blüthen einzeln. Hochblätter die dicht 
stieldrüsig bekleideten Blüthenstiele überragend. — St. Gallen: 
Vättis!! — R. Driensis B. II. a. 1. e. rufescens R. Keller in 
A. u. &. Syn. VI. 239°(1907). 


2. glandulifera. Nebenblätter, auch diejenigen der oberen Laubblätter 
dieht mit Subfoliardrüsen bedeckt. Blattstiel mit zahlreichen 
sitzenden oder + lang gestielten Drüsen bekleidet. Blättchen mit 
drüsenreicher Zahnung, unterseits am Mittelnerv und 
den Seitennerven mit + zahlreichen Subfoliardrüsen, die 
namentlich in der Nähe des Blättchenrandes der unteren Laubblätter 
meist reichlicher als an den oberen auf die Blattfläche übergehen. Hoch- 
blätter lanzettlich, unterseits mit zahlreichen Subfoliardrüsen. 
Kelchblätter nicht nur auf-dem Rücken, sondern auch am Rande mit 


240 


Rosaceae, 


zahlreichen gestielten und fast sitzenden Drüsen, welch 
letztere auch in grosser Zahl auf die Unterseite der laubigen lanzettlich- 
pfriemlichen Anhängsel übergehen. Kelchbecher oval; Kelchblätter wie 
bei den Abänderungen B. II. a. nach der Blüthe aufrecht und Griffel 
wollig behaart. — Tessin: Leventina!! — R. Uriensis B. II. a. 2. 
glandulifera R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 239 (1901). — Diese Ab- 
art der R. Uriensis wird durch zahlreiche drüsenärmere Abänderungen 
mit der typiea verbunden. Die typische glandulifera, deren Blättehen 
auch auf der Fläche, auf der Unterseite der Hochblätter und an den 
Kelchblättern bis hinaus an die Unterseite der Anhängsel mit Subfoliar- 
drüsen besetzt sind, ist selten. Drüsenärmere Abänderungen, an denen 
vor allem nur die Seitennerven Subfoliardrüsen tragen, scheinen im 
Tessin fast so häufig vorzukommen, wie de typica. — Hierher gehört 


b. Brueggeril). ij fast wehrlos. Blüthenachsen kurz, wehrlos, 
Nebenblätter oberseits kahl, unterseits anliegend behaart, mit 
sehr zahlreichen Subfoliardrüsen, dicht drüsig gewimpert. 
Blattstiel flaumig-filzig behaart, mit zahlreichen sitzenden oder 
kurz gestielten Drüsen, meist stachellos, doch auch mit kürzeren, ge- 
raden, nadelförmigen, z. T. in einer Drüse endenden Stacheln besetzt. 
Blättehen oval bis breit-oval, gegen den Grund breit keilförmig ver- 
schmälert, vorn breit und kurz zugespitzt oder abgerundet, miitel- 
gross, mit reichlich zusammengesetzter Zahnung. Zähne 
vorgestreckt, aussen mit 2—4, innen öfter mit einem Drüsenzähncher, 
oberseits sehr spärlich, unterseits an den Nerven zottig, auf 
der Fläche loekeranliegend behaart, über dieganze Fläche 
mit sehr zahlreichen Subfoliardrüsen. Blüthenstiele kurz, 
gleich dem Kelchbecher und den Kelchblättern dieht stieldrüsig 
und borstig stachelig. Kelchbecher oval; Kelchblätter mit ziem- 
lich breitem, lanzettlichem, drüsig gezähntem Anhängsel, nach der 
Blüthe aufgerichtet; Griffel wollig, — Graubünden: Flims.. — AR. 
Uriensis B. II. b. 2. Brueggeri R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 240 
(1901). R. abietina f. Brüggeri Christ in Herb. z. T., nicht Godet 
in Christ Ros. Schw. 134 (1873). | 

c. heteraeäntha?). Aeste und Zweigesehr ungleich bestachelt. 
Neben grossen, z. T. über 1 cm langen, allmählich in den breiten 
Grund übergehenden, leicht gebogenen Stacheln kommen sehr 
zahlreiche kleine, zum Theil-fast nadelförmige, gerade 
oder leicht gebogene Stacheln vor, denen unterhalb des 
Blüthenstandes einzelne in einer Drüse.endende borsten- 
förmige Stacheln beigemengt sind. Nebenblätter breit, beider- 
seits flaumig behaart, unterseits mit zahlreichen Subfoliar- 
drüsen. Blattstielfilzig, drüsenreich, wenigstens in der unteren 
Hälfte mit zahlreichen Stacheln. Blättchen rundlich-eiförmig, 
zum Theil fast kreisförmig, mittelgross, oberseits locker anliegend 
behaart, bald verkahlend, unterseits ziemlich dicht behaart. Sub- 
foliardrüsen auf Mittel- und Seitennerven beschränkt. 
Blüthenstiele kurz, gleich den kugeligen Kelchbechern ausser- 
ordentlich dieht mit zahlreichen drüsigen und drüsen- 
losen Stacheln bewehrt. — Tessin!! — R. Uriensis B. II. a. 2. 
ce. heteracantha R. Keller in A. u. G. Syn. VJ. 240 (1901). 


b. Blüthenstiele und Kelchbecher ohne Stieldrüsen. 


Addönsis3). Aeste und Zweige mit + zahlreichen leicht ge- 


bogenen bis geraden, am Grunde länglich-ovalen Stacheln besetzt. 


1) 8. II S. 153 Fussn. 1. 
2) Von Zreoog anders, verschieden und dxavda Stachel. 
3) Im Quellgebiete der Adda gefunden. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


Soeben erschien: 


Sinnesorgane im Pflanzenreich 


zur Perception mechanischer Reize 


von 


Dr. G. Haberlandt 
o. ö. Professor an der Universität Graz. 
Mit 6 lithographirten Doppeltafeln und einer Figur im Text. 
Gr. 8 1901. % 9.—. 


Ostwald’s 


Klassiker der exakten Wissenschaften 


Fe a Be | 
or 
— 


z. Z. herausgegeben von 
Prof. Dr. Arthur von Oettingen 
Leipzig. 


S. Gebunden. 


Erschienen. sind bis jetzt aus dem Gebiete der Botanik: 


Nr. 15. 


16. 
39. 


Theod. de Saussure, Chem. Untersuch. üb. d. Vegetation. (1804.) 
1. Hälfte. Mit 1 Taf. Uebers. v. A. Wieler. (96 S.) % 1.80. 
— — 2. Hälfte. Uebers. v. A. Wieler. (113 S.) % 1.80. 

L. Pasteur, Die in der Atmosphäre vorhandenen organisirten Körper- 
chen. Prüfung der Lehre von der Urzeugung. (1862.) Uebersetzt v. 
A. Wieler. Mit 2 Taf. (98 S.) 46 1.80. 

D. Joseph Gottlieb Kölreuter’s vorläufige Nachricht von einigen das 
Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen und Beobachtungen 
nebst Fortsetzungen 1, 2 und 3. (1761—1766.) Herausg. v. W. Pfeffer. 
(266 S.) „Ib 4.—. 

Chr. Konr. Sprengel, Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau 
und in der Befruchtung der Blumen. (1793.) Herausg. von Paul 
Knuth. In vier Bändehen. 1 Bändchen. (14 S.) Mb 2.—. 

— — 2. Bändchen. (1728) Mb 2.—. 

— — 3. Bändchen. (180 8) Ju 2.—. 

— — 4. Bändchen. (7 S. u. 25 Tafeln) M 2.—. 

Thomas Andrew Knight, Sechs pflanzenpbysiologische Abhandlungen. 
(1803—1812.) Uebersetzt u. herausg. v. H.Ambronn. (63 8.) M. 1.—. 
Ernst von Brücke, Pflanzenphysiologische Abhandlungen. I. Blüthen 
des Rebstocks. — II. Bewegungen der Mimosa pudica. — III. Elementar- 
organismen. — IV. Brennhaare von Urtica. (1844—1862.) Heraus- 
gegeben von A. Fischer (Leipzig). Mit 9 Textfiguren. (86 S.) fo 1.40. 
R. J. Camerarius, Ueber das Ge Wecht der Pflanzen. (De sexu plan- 
tarum epistola.) (1694.) Uebersetzt und herausgegeben von M. Möbius, 
Mit dem Bildniss von R. J. Camerarius. (78 8.) % 1.50. 
Marcellus Malpighi, Die Anatomie der Pflanzen. I. u. II. Theil. (1675 
u. 1679.) Bearbeitetv. M.Möbius. Mit 50 Abbildungen. (163 S.) Ab 3.—. 


. Gregor Mendel, Versuche über Pflanzenhybriden. Zwei Abhandlungen. 


(1865 u. 1869.) Herausgegeben v. Erich Tschermak. (62 8.) % 1.— 


DE Vollständige Verzeichnisse der „Klassiker“ sind durch alle Buch- 
handlungen und vom Verleger zu erhalten. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


Die Vegetation der Erde. 


Sammlung pflanzengeographischer Monographien 


herausgegeben von 


A. Engler und O. Drude 
ord. Professor der Botanik und Direktor ord. Professor der Botanik und Direktor 


des botan. Gartens in Berlin des botan. Gartens in Dresden. 


Soeben erschien: 
Band IV 


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Die Vegetationsverhältnisse der illyrischen Länder 


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Südkroatien, die Quarnero-Inseln, Dalmatien, Bosnien und die 
Hercegovina, Montenegro, Nordalbanien, den Sandzak Novipazar und 
Serbien 


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Dr. Günther Ritter Beck von Mannagetta 
ord. Professor der Botanik u. Direktor des botan. Gartens der k. k. deutschen Universität in Prag. 
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Lex.-8. 1901. geh. 6 30.—; in Ganzleinen geb. Ab 33.—. 
Subseriptionspreis (bei Abnahme der ganzen Sammlung): geh. Mb 20.—; 
in Ganzleinen geb. Ab 23.—. iM 


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Grundzüge der Pflanzenverbreitung auf der iberisch. Halbinsel 


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Lex.-8. 1896. geh. M 12.—; in Ganzleinen geb. Mb 13.50. 
Subseriptionspreis: geh. M 10.—; in Ganzleinen geb. .#. 11.50. 


‚I 


Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Karpathen 
von F. Pax. 


I. Band. Mit 9 Textfiguren, 3 Heliogravüren und 1 Karte. 
Lex.-8. 1898. geh. M 11.—; in Ganzleinen geb. 46 12.50. 
Subseriptionspreis: geh. Ab 9.—; in Ganzleinen geb. Ab 10.50. | 


III. 


Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Kaukasusländern 
von der unteren Wolga über den Manytsch-Scheider bis zur Scheitelfläche 
Hocharmeniens 
von Dr. Gustav Radde. 

Mit 13 Textfiguren, 7 Heliogravüren und 3 Karten. 

Lex.-8. geh. Ab 23.—; in Ganzleinen geb. bh 24.50. 
Subscriptionspreis: geh. Jb 19.—; in Ganzleinen geb. N 20.50. 


Druck der Kgl. Universitäts-Druckerei von H. Stürtz in Würzburg. 


SYNOPSIS 


DER 


\ITTELEUROPAISCHEN FLORA 


VON 


PAUL ASCHERSON 


DR. MED. ET PHIL. 
PROFESSOR DER BOTANIK AN DER UNIVERSITÄT ZU BERLIN 


UND 


PAUL GRAEBNER 


DR. PHIL. 
ASSISTENT AM KGL. BOTANISCHEN GARTEN ZU BERLIN 


18. unD 19. LIEFERUNG 
SECHSTER BAND 
BOGEN 16—25 


ROSALES 
ROSACEAE 
ROSEAE, (Bearbeitet von Dr. R. KeLLer.) SANGUISORBEAE: AGRIMONIINAE 


LEIPZIG 
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 


1902 


Ausgegeben am 18. April 1902. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


Im Herbst 1900 begann zu erscheinen: 


Das Pflanzenreiıch. 


Regni vegetabilis conspectus. 
Im Auftrage der Königl. preussischen Akademie der Wissenschaften 


herausgegeben von 


A. Engler. 
Lex. 8. 


Das Unternehmen erscheint in einzelnen für sich paginirten Heften. Jede 
Familie ist ein in sich abgeschlossenes Ganzes mit eigenem vollständigem 
Register. Text des systematischen Theiles in lateinischer Sprache. Familien 
von mehr als 2 Bogen Umfang bilden ein Heft für sich; kleinere werden in 
Heften von 2—4 Bogen vereinigt. 
Preis jedes Bogens 6 —.80. 


Vom Jahre 1902 ab werden durchschnittlich jährlich 50 Bogen erscheinen, 
bis dahin weniger. 


Bis zum Frühjahr 1902 sind erschienen: 
Heft 1. (IV. 45.) Musaceae mit 62 Einzelbildern in 10 Figuren von K. Schu- 


mann. Ib 2.80. 
Heft 2. (IV. 8. u. 10.) Typhaceae u. Sparganiaceae mit 51 Einzelbildern 
in 9 Figuren von P. Graebner. Ab 2.—. 
Heft 3. (IV. 9.) Pandanaceae mit 193 Einzelbildern in 22 Figuren, darunter 
4 Vollbilder, von O. Warburg. Ib 5.60. 
Heft 4. (IV. 101.) Monimiaceae mit 309 Einzelbildern in 28 Figuren von 
Janet Perkins und E. Gilg. Ib 6.—. 


Heft 5. (IV. 75. u. 76.) Rafflesiaceae mit 26 Einzelbildern in 13 Figuren 
und Hydnoraceae mit 9 Einzelbildern in 5 Figuren von H. Graf 


zu Solms-Laubach. Ib 1.40. 
Heft 6. (IV. 242.) Symplocaceae mit 63 Einzelbildern in 9 Figuren von 
A. Brand. Ib 5.— 

Heft 7. (IV. 12.) Naiadaceae mit 71 Einzelbildern in 5 Figuren von A, B. 
Rendle. N6 1.20. 

Heft 8. (IV. 163.) Aceraceae mit 49 Einzelbildern in 14 Figuren und 2 Ver- 
breitungskarten von F. Pax. Ib 9.—. 

Heft 9. (IV. 236.) Myrsinaceae mit 470 Einzelbildern in 61 Figuren von 
G. Merz. Ab 22.—. 


Im Druck befinden sich: 
Heft 10. (IV. 131.) Tropaeolaceae von Fr. Buchenau. 
Heft 11. (IV. 48.) Marantaceae von K. Schumann. 


SE” Ausführliche Ankündigungen, die über Einrichtung, Gliederung 
und Erscheinungsweise des Unternehmens Auskunft geben, sind durch alle 
Buchhandlungen oder direkt von der Verlagsbuchhandlung erhältlich. Die 
beiden ersten Hefte legen die Buchhandlungen zur Ansicht vor, 


Rosa. 241 


Laubblätter 5—7zählig, Blättchen genähert. Nebenblätter breit, mit 
leicht eonvergirenden, zugespitzten Oehrchen, oberseits kahl, unterseits 
+ dieht anliegend zottig behaart, mit zahlreichen Sub- 
foliardrüsen. Blattstiel flaumig-filzig, mit zahlreichen, sehr kurz 
gestielten, schwarzrothen, kleinen Drüsen. Stacheln spärlich. Blättchen 
mittelgross (ca. 2—2'/a em lang), rundlich-oval, am Grunde abgerundet, 
vorn abgerundet oder kurz zugespitzt. Zahnung zusammengesetzt. 
Zähne ziemlich tief, aussen mit 1—3 Drüsenzähnchen. Blättchen ober- 
seits zerstreut behaart, allmählich + verkahlend, unterseits ziemlich 
dieht, an den Nerven zottig behaart, mit + zahlreichen, 
über die ganze Fläche zerstreuten Subfoliardrüsen. Hoch- 
blätter lanzettlich, dicht drüsig gewimpert, nahe dem vorderen Ende + 
reichlich mit Subfoliardrüsen besetzt. Blüthenstiele ziemlich lang, die 
Hochblätter überragend, drüsenlos.. Kelchbecher kugelig-eiförmig oder 
kugelig. Kelchblätter auf dem Rücken drüsenlos, am Rande drüsig 
gewimpert, nach der Blüthe aufgerichtet, die äusseren mit linealischen 
oder linealisch-lanzettlichen Fiedern. Griffel wollig, ein kurzes, grosses 
Köpfehen bildend. — Veltlin: Bormio! — R. Uriensis B. II. b. Addensis 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 240 (1902). Vergl. Crepin SB. Belg. 
XXVII. 1. 196 (1889). AR. abietina var. addensis Cornaz in Herb. 


* 


Bastarde. 


DBSIE 8, 22.02 


32. X 37. (39). R. glauca x montäna. h 1—2,5 m hoch 
Stacheln ziemlich zahlreich, schlank, leicht gebogen, selten 
schwach sichelförmig gekrümmt, mit herablaufendem Grunde. _ Zweige, 
Nebenblätter und Hochblätter oft röthlich überlaufen. Mittlere Laub- 
blätter 7zählig. Blättehen meist entfernt stehend, seltener mit 
den Rändern sich berührend. Nebenblätter breit, mit vorgestreckten, 
scharf zugespitzten Oehrchen, beiderseits kahl, am Rande drüsig 
gewimpert. DBlattstiel nur sehr zerstreut behaart, mit Stiel- 
drüsen und einzelnen geraden oder leicht gebogenen Stacheln bewehrt. 
Blättehen mittelgross (2 em lang und 1,7 cm breit), rundlich-oval, 
vorn kurz zugespitzt oder abgerundet bis spitz-oval, gegen den Grund 
verschmälert. D ahnung an den Blättern des gleichen Zweiges, ja an 
den Blättchen des gleichen Blattes sehr ungleich, bald vor- 
herrschend einfach, bald mit einigen Drüsenzähnchen, 
bald zusammengesetzt, am äusseren Rande der Zähne 
2—4 Drüsenzähnchen. Die unteren Laubblätter haben im All- 
gemeinen eine zusammengesetztere Zahnung als die oberen; die obersten 
sind meist einfach gezähnt; Zähne anliegend, verlängert, zugespitzi. 
Blättchen kahl, oberseits bläulich bereift, unterseits bleich- 
grün, drüsenlos. Blüthen vorherrschend einzeln. Blüthenstiele bald 
von den breiten Hochblättern völlig umhüllt, bald dieselben um ein 
Geringes überragend, 0,7—1,5 em lang, sehr dicht mit kräftigen 
Stieldrüsen besetzt, denen vereinzelte drüsenlose, nadel- 
förmige Stacheln beigemengt sind. Kelchbecher länglich- 
oval, vorn etwas eingeschnürt, in seiner ganzen Ausdehnung 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 16 


242 - Rosaceae. 


dieht mit Stieldrüsen und drüsenlosen, feinen Stacheln 
besetzt, meist bald nach dem Verblühen abfallend. Kelch- 
blätter länger oder nur wenig kürzer als die Krone, schmal, mit 
linealischen Anhängseln, auf dem Rücken ausserordentlich 
dieht mit braunrothen Drüsen besetzt, am Rande flaumig-filzig, 
die äussern mit einigen linealisch-lanzettlichen bis fadenförmigen, drüsig- 
gewimperten Fiedern, nach der Blüthe aufgerichtet, bis zur vollständigen 
Fruchtreife bleibend. Blumenblätter z. T. intensivroth, z. T. blass- 
roth. Pollen sehr schlecht entwickelt (ca. 1,5—2 °/o gute Pollenkörner). 
Griffel wollig behaart. Scheinfrüchte gross, länglich-oval, dicht mit 
stacheligen Drüsenborsten besetzt; mit wenigen (2—4) entwickelten 
Nüsschen. 

Saleve: Prairie des Pitons! Bl. Juli. 

R. glauca X. montana Schmidely in Bull. SB. Geneve IX. 133 
(1898—99). R. permiscibilis Schmidely a. a. ©. 132. Gaillard 
in Bull. de !’Herb. Boiss. VII. 614 (1899). 


Nach Schmidely lassen sich zwei Abänderungen unterscheiden, die habi- 
tuell verschiedener sind, als in den einzelnen morphologischen Kennzeichen, 
indem die eine der R. glauea, die andere der R. montana in höherem Grade sich 
nähert. 


A. pulehra. Strauch vom Aussehen der R. glauca. Stacheln ziemlich zahl- 
reich, kräftig, mit verbreitertem Grunde, geneigt bis leicht sichel- 
förmig gekrümmt, auch an den Blüthenzweigen häufig. Laubblätter 
7zählig, dunkelgrün. Blättehen der unteren Laubblätter breitoval, gegen 
den Grund verschmälert, mit + reichlich zusammengesetzter, 
drüsenreicher Zahnung, die der obern elliptisch, etwas zugespitzt, mit 
vorherrschend einfacher Zahnung. Blüthenstiele kurz, gleich den Kelch- 
bechern und Kelchblättern dieht mit Stieldrüsen besetzt, die bisweilen 
an die oft röthlich angelaufenen Blüthenachsen hinabsteigen. Fiedern der 
äusseren Kelchblätter zahlreich. — Saleve! — R. glauca X montana 
f. pulehra Schmidely Bull. SB. Geneve IX. 132 (1898—99). 


B. permontäna. f} vom Aussehen der R. montana. Laubblätter bläulich be- 
reift. Nebenblätter schmal. Blattstiel drüsenarm. Blättehen der unteren Laub- 
blätter verkürzt, gegen den Grund verschmälert, die der oberen oval oder 
elliptisch, zugespitzt. Zahnung einfach oder etwas unregelmässig, 
drüsenarm. Hochblätter schmal. Blumenblätter wie «bei R. montana 
blassroth ins weisse abblühend. — Saleve! — R. glauca X montana f. per- 
wmontana Schmidely Bull. SB. Geneve IX, 133 (1898 — 99). E17 


u Beh ec ee se 


N 


B. II 4 0: 


18. X 28. (40.) R. rubiginosa X tomentella. Strauch ge- 
drungen, kurzästig, ca. 1!/’g m hoch; Aeste und Zweige mit 
zahlreichen Stacheln bewehrt. Stacheln der stärkeren Aeste und 
Zweige kräftig, ziemlich breit, hakig gekrümmt, mit verlängertem, scheiben- 
förmigem Grunde, an den Blüthenzweigen bald schwach, leicht gebogen 
bis gekrümmt, bald kräftig, stets reichlich vorhanden, am Grunde 
der Laubblätter paarig oder öfter zu 3—5 gehäuft. Laub- 
blätter 5—7 zählie, Blättchen genähert, Seitenblättchen gestielt. Neben- 
blätter lang, wenigstens die oberen breit, mit vorgestreckten, zugespitzten 


Rosa. 243 


O©ehrchen, oberseits kahl, unterseits kahl oder namentlich 
an den Oehrchen flaumig bis zottig behaart, ohne Subfoliar- 
drüsen oder an den unteren Laubbiättern am Oehrchennerv 
mit Drüsen, die selten über die ganze untere Fläche der Oehrchen 
zerstreut sind, am Rande + dicht drüsig gewimpert. Blattstiel 
flaumig-zottig behaart, mit + zahlreichen grossköpfigen, kurzen 
Stieldrüsen besetzt, unterseits mit + zahlreichen geraden, drüsentragen- 
den und gekrümmten, drüsenlosen Stacheln bewehrt, die bisweilen auch 
an den Mittelnerv übergehen. Blättchen mittelgross bis klein (1—2!/2 cm 
lang), oval bis breitoval, am Grunde abgerundet oder breit verschmälert, 
vorn scharf zugespitzt. Zahnung zusammengesetzt, tief; Zähne 
abstehend, schlank, aussen mit 1 bis mehreren Drüsenzähnchen. 
Oberseite des Blättchens kahl, Unterseite zerstreut anliegend-, 
an den Nerven zottig-behaart. Entwicklung der Subfoliar- 
drüsen sehr ungleich, an manchen Blättchen fast oder völlig 
fehlend, an anderen in grosser Zahl über die ganze Fläche 
zerstreut, am häufigsten auf die stärkeren Nerven beschränkt 
und nur in der Nähe des Randes in grösserer Zahl auch auf 
die Fläche vertheilt. Drüsen gross, mit rothbraunem Köpf- 
chen. Hochblätter oval, lang zugespitzt oder lanzettlich, kahl, am Rande 
drüsig gewimpert. Blüthen meist in mehrblüthigen Blüthenständen. 
Blüthenstiele bald sehr kurz, kaum !/s so lang, bald verlängert 
so lang bis 1!/jgmal so lang wie die Kelchbecher, mit mehr oder 
weniger zahlreichen kräftigen Stieldrüsen besetzt, die z. T. 
auch an den Grund des Kelchbechers übergehen. Kelchbecher kugelig 
oder eiförmig, nach dem Verblühen in grosser Zahl abfallend. Kelch- 
blätter nach der Blüthe abstehend oder selbst zurückgeschlagen, 
auf dem Rücken mit zahlreichen Stieldrüsen besetzt, mit lanzettlichem 
bis linealisch - lanzettlichem, ganzrandigem oder drüsig gezähntem An- 
hängsel, die äusseren mit mehreren linealisch-lanzettlichen, drüsig ge- 
wimperten oder fast fiederspaltigen Fiedern. Blumenblätter weiss. 
Discus schwach kegelförmig erhaben oder eben. Griffel bald ver- 
längert, bald kurz, behaart bis fast völlig kahl. Scheinfrucht 
kugelig, mit geschw ächter (auf ca. 50—20 °/o redueirter) Frucht- 
barkeit. 


Unter den Erzeugern bei Olivone (Tessin)!! Bl. Juli. 


R. rubiginosa X tomentella R. Keller in A. u. G. Syn. VI 
242 (1902). 


Ihrem Aussehen nach machen die 4 Sträucher dieser Kreuzung, die ich an 
den Abhängen der Cima Giü beobachtete, durchaus den Eindruck einer R. rubigi- 
nosa. Gleich dieser sind sie gedrungen, äusserst dicht und kurzästig verzweigt, ihr 
Laub von dunkler Färbung. Der Boden ist mit abgefallenen Kelchbechern über- 
‚sät, während andere benachbarte Sträucher gutentwickelte Scheinfrüchte hatten. Die 
Annahme, dass die schlechte Befruchtung der vorliegenden Sträucher auf besondere 
Witterungsverhältnisse zurückzuführen sei, ist daher nicht statthaft. Sie ist also eine 
Folge der Hibridation. Die Verlängerung der Griffel könnte in gleicher Weise für 
R. tomentella und R. mierantha sprechen. Da aber die Entwicklung der Subfoliar- 


16* 


244 Rosaceae. 


drüsen sehr stark vermindert, bisweilen selbst völlig unterdrückt ist, dürfte die An- 
nahme der R. tomentella als zweiten Erzeugers wohl begründet sein, 


=] 
B: IE 8%, 


18. X 37. (41.) R. rubiginosa X montäna. h ca. 2— 21/2 cm 
hoch, flatterig, vom Wuchse der R. montana. Aeste und Zweige schlank. 
Stacheln schlank, zum Theil mit stark herablaufendem Grunde, 
meist leicht gebogen bis leicht gekrümmt, an den Blüthen- 
zweigen bisweilen fehlend. Hin und wieder sind diese mit + zahlreichen 
Stieldrüsen und drüsenlosen, borstenförmigen Stacheln 
unterhalb des Blüthenstandes besetzt. Laubblätter 7zählig. Blättchen 
genähert, mit den Rändern sich berührend. Nebenblätter kahl, die 
oberen ziemlich breit, am Rande durch kurz gestielte schwarzrothe 
Drüsen gewimpert. Blattstiel kahl, ziemlich reichlich mit kurz gestielten 
schwarzrothen Drüsen bekleidet, stachellos oder zerstreut bestachelt. 
Blättehen klein, im Mittel ca. 11/2 cm lang, rundlich verkehrt- 
eiförmig, vorn abgerundet, oftmals sogar gestutzt, Zahnung offen, 
zusammengesetzt; Zähne breit; Zähnchen drüsig, zu 2—5 auf 
der Aussenseite, zu O—2 auf der Innenseite der Zähne. Blättchen kahl, 
unterseits am Mittelnerv und den Seitennerven mit + 
zahlreichen, meist zerstreuten Subfoliardrüsen. Blüthen 
meist einzeln. Blüthenstiele sehr dieht mit Stieldrüsen, und 
einzelnen nadelförmigen, in einer Drüse endenden Stacheln 
besetzt, die in sehr grosser Zahl an den ovalen Kelchbecher über- 
gehen, so lang oder etwas kürzer als der Kelchbecher, von den Hoch- 
blättern umschlossen. Kelchblätter kürzer als die Blumenblätter, auf 
dem Rücken dicht mit Stieldrüsen besetzt, die äusseren fieder- 
spaltig; Fiederlappen 2—4paarig, ziemlich breit, am Rande drüsig ge- 
wimpert. Blumenblätter ziemlich klein, ca. 1 cm lang, weiss. Griffel- 
köpfehen wollig behaart. 

Grajische Alpen: Valle Stretta bei Melezet!! Centralalpen: Unter- 
wallis. Bl]. Juni, Juli. 

R. rubiginosa X montana R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 244 
(1902). R. sanguisorbella de la Soie in Herb. 1872. R. montana 
f. sanguisorbella Christ in Ros. Schw. 187 (1873). R. montana X rubi- 
ginosa R. Keller in Mitth. NG. Winterthur I. 77 (1899). 1 


Im frischen Zustande sind die Laubblätter durch den charakteristischen, ange- 
nehmen Apfelgeruch der R. rubiginosa ausgezeichnet, welche durch den specifischen 
harzig würzigen Duft der R. montana leieht modifieirt ist. 


Baltgan 2a: 


20. X 32. R. glutinösa X glauca (?). }j. Junge Zweige röthlich, un- 
behaart. Bestachelung etwas ungleiehartig. Stärkere Stacheln meist leicht ge- 
bogen, z. T. aber auch fast gerade oder fast gekrümmt, fast plötzlich in 
den verbreiterten Grund übergehend, die grössten fast 1 cm lang; daneben spär- 
liche feine Stacheln, die z. T. in nadelförmige, in einer Drüse 
endende Stacheln übergehen. Ausserdem finden sich namentlich an den 


RE 


An A ee TE 


Bosa. j 243 


Blüthentrieben zahlreiche (50 und mehr im Interfolium) kürzer und 
länger gestielte Drüsen. Laubblätter 7 zählig. Nebenblätter breit (zusammen 
bis 8 mm), mit abstehenden, scharf zugespitzten Oehrchen, am Rande dichtdrüsig 
gewimpert, kahl, unterseits am Oehrchennerv mit einzelnen Subfoliar- 
drüsen oder meist ohne solche, höchst selten mit ganz vereinzelten Suprafoliar- 
drüsen. Blattstiel + drüsenreich, etwas bestachelt, sehr schwach behaart. 
Blättehen genähert, mittelgross (1,5—2 cm lang und eben so breit), gegen 
den Grund meist breit keilförmig verschmälert, vorn abgerundet, gestutzt 
oder mit kurzer, aufgesetzter Spitze. Zahnung tief, breit, reichlich zu- 
sammengesetzt. Zähne aussen mit 3—6 stärker oder schwächer vorspringenden, 
innen meist mit 2 Drüsenzähnchen. Oberseite der Blättchen kahl oder meist 
mit kurzen, anliegenden, über die ganze Fläche zerstreuten Haaren, 
unterseits bläulich bereift, an den Nerven mit Subfoliardrüsen, 
die bisweilen in der Nähe des Randes in grösserer Zahl auf die Fläche übergehen, 
höchst selten mit einzelnen Suprafoliardrüsen. Blüthenstiele etwa so lang 
wie der Kelchbecher, stieldrüsenlos oder mit 1—3 Stieldrüsen. Kelch- 
becher oval, mit + zahlreichen Stieldrüsen und nadelförmigen, 
drüsenlosen Stacheln besetzt. Kelchblätter nach der Blüthe abstehend, 
auf dem Rücken drüsenborstig, mit breitlanzettlichem, drüsig gezähntem, EAIna 
fiederspaltigem, laubigem Anhängsel, die äusseren mit breiten, lanzettlichen, drüsig 
gezähnten Fiedern. Griffel ein grosses, wolliges Köpfchen bildend. 


Nordgriechenland: auf dem Oetagebirge! — Da die beiden Erzeuger im Gebiete 
an gemeinsamen Standorten beobachtet werden, ist das Vorkommen dieser muth- 
wmaasslichen Kreuzung im Gebiete selbst nicht unmöglich. Bl. Juli, Aug. 

R. glutinosa X glauca Christ in Boiss. Fl. Or. Suppl. 223 (1888). R. Oeta 
Burnat u. Gremli in Genre Rosa 49 (1857). BR. montana var. Cr&pin in Herb. (1887) 
vgl. SB. Belg. XXVI. 2. 104 (1888). 


Burnat u. Gremli geben an, dass die Pflanze die Tracht einer R. glauca 
oder R. montana habe und wahrscheinlich ein Hibride zwischen R. glutinosa und 
einem Gliede aus der Untersection Caninae (Grlabratae) sei. Christ bemerkt 
diese Pflanze sei augenscheinlich ein Hibride zwischen R. glutinosa und R. glauca. 
Crepin bezweifelt die Richtigkeit dieser Deutung. „Ich bin geneigt“, schreibt er 
a. a. OÖ. „in der R. oeta eine drüsige und borstig bestachelte Form der R. montana 
zu sehen“. Es ist zu beachten, dass die ächte R. montana in Wallis mit uaterseits 
stark drüsigen Blättchen vorkommt. Anderseits sind nicht selten an ihr 1 oder 2 
obere Internodien zu finden, welche drüsenborstig sind. R. oeta hat die Facies einer 
zarten Form der R. montana. Auffällig ist die leichte Behaarung auf der Oberseite 
der Blättchen. 


Gegen Cr&pin’s Auffassung scheint mir zu sprechen 1. die Bekleidung der 
Achsen; 2. die gegenseitige Stellung der Blättchen, d. h. ihre starke, bis zur Be- 
rührung, z. T. bis zum Uebergreifen der Ränder reichende Annäherung; 3. die 
Behaarung der Blättchen ; 4. die Form der Kelchblätter. Wohl sagt Cr&pin, dass 
man nicht selten an dem obersten oder zwei obersten Internodien der Blüthenstiele 
stieldrüsige Bekleidung beobachte. An den vorliegenden Speeimen geht sie aber 
über die ganze Achse und man kann selbst an den älteren Theilen, aus denen die 
Blüthentriebe entspringen, die Narben abgefallener Stieldrüsen sehen. In dieser 
drüsigen Bekleidung der Achsen kommt der Einfluss der R. glutinosa zum Aus- 
druck. Ihr Vorhandensein erklärt alsdann auch in zwangloser Weise die Behaarung 
und gegenseitige Stellung der Blättchen. Welches ist nun die mit R. glutinosa ge- 
kreuzte Art, R. glauca oder R. montana? Das allgemeine Aussehen erinnert ent- 
schieden an R. montana mehr als an R. glauca. Die Form der Blättchen ist jener 
der Blättehen der R. montana ähnlich, Das Colorit kann sowohl durch montana 
wie durch glauca veranlasst sein. Die breiten Nebenblätter, welche mehr für R. glauca 
als R. montana sprechen, könnten auch durch R. glutinosa verursacht sein. Die 
Kelchblätter aber sind entschieden nicht diejenigen der R. montana. Die Fiedern 
sind nicht fädlich, sondern lanzettlich, die Anhängsel sogar auffällig verbreitert, 
laubig, Merkmale, die wir dem Einflusse der R. glauca zuschreiben. Die abnorme 
Entwicklung des Anhängsels, die an einzelnen Kelchblättern zu beobachten ist, 


246 Rosaceae. 


spricht mir für die hibridigene Natur. Denn auch bei anderen Hibriden, z. B. bei 
R. vestita (BR. tomentosa X pendulina), mache ich die Beobachtung dieser Juxurianten 
Entwicklung. Was uns im weiteren für Christ’s Auffassung gewinnt, ist die Kürze 
der Blüthenstiele und ihre äusserst spärliche Stieldrüsigkeit. Die Kreuzung der 
R. glutinosa mit Rs montana hätte wohl eine etwelche Verlängerung der Blüthen- 
stiele der R. glutinosa nach sich gezogen, vor allem aber wäre nicht eine auffallend 
schwache Bekleidung der Blüthenstiele im Verhältniss zum einen oder anderen Er- 
zeuger die Wirkung der Kreuzung gewesen. 


Burnat u. Gremli erwähnen als noch zu erklärendes Curiosum, dass die 
Kelchblätter zur Zeit der Fruchtreife nicht aufgerichtet seien. Die beiden Exemplare 
des Herbariums Boissier, die auch den beiden Autoren vorlagen, gestatten darüber 
kein sicheres Urtheil, da sie offenbar, wie schon das Datum des Sammelns (8. VII, 
1879; ca. 1840—2000 m) und das Aussehen des Kelchbechers verräth, die Blüthe- 
zeit nicht weit hinter sich haben. 


All diese Erwägungen bestimmen uns, Christ’s Deutung als der wahrschein- 
lichsten beizupflichten. 


B. II. a. 2. 


21. X 32. (42.) R. elliptiea X glauca. h 21/2 m hoch, kräftig, 
ziemlich dichtästig. Stacheln der Stämmchen gleichförmig, aus breitem 
Grunde hakig gekrümmt, an den blüthentragenden Zweigen meist 
leicht gebogen und plötzlich in den scheibenförmig verbreiterten Grund 
übergehend, am Grunde der Laubblätter bisweilen zu 2—5 gehäuft. 
Laubblätter 5—7zählig; Blättchen genähert, mit den Rändern sich be- 
rührend oder übergreifend. Nebenblätter breit, meist lang, beiderseits 
kahl, am Rande ziemlich dicht drüsig gewimpert, mit vorgestreckten, 
scharf zugespitzten Oehrchen. Blattstiel fast kahl, meist spärlich mit 
Stieldrüsen besetzt, deren Secret im Laufe des Sommers (wie über- 
haupt dasjenige aller Drüsen der Pflanze) eine weissliche Färbung 
annimmt, spärlich bestachelt. Blättchen von mittlerer Grösse (ca. 21/2 cm 
lang und 1,5 em breit, selten bis 31/e em lang), meist verkehrt- 
eiförmig-keilig, seltener elliptisch, vorn abgerundet oder kurz zuge- 
spitzt. Zahnung ungleich, theils einfach, theils zusammengesetzt, bald 
anliegend, bald offen, abstehend; Nebenzähnchen drüsig, zu 1—3 auf 
der Aussenseite der zusammengesetzten Zähne Zahnung längs des 
keiligen Grundes meist sehr schwach, fast auf die sitzenden 
Drüsen reducirt. Blättchenflächen beiderseits kahl, oberseits oft bläulich 
bereift, unterseits hellgrün, oft mit scharf hervortretender Nervatur, ohne 
Subfoliardrüsen oder an manchen Blüthenzweigen deutlicher 
mit stark verkümmerten, aber zahlreichen, weisslichen Drüsen- 
körperchen besetzt. Hochblätter oval, scharf zugespitzt, die Blüthen- 
stiele überragend. Strauch reichlich blühend. Blüthen einzeln oder zu 
mehreren. Blüthenstiele kurz, oft kaum !/g cm lang, kürzer oder so 
lang als der eiförmige oder bläulich bereifte Kelchbecher, kahl. Kelch- 
blätter nach dem Verblühen aufgerichtet, lange bleibend, fast 
drüsenlos, die äusseren fiederspaltig, Fiedern zerstreut drüsig gewimpert. 
Blumenblätter ziemlich lebhaft rosenroth gefärbt. Durchmesser der 
Blumenkrone 31/.—4 cm. Griffelköpfehen gross, dicht behaart. Schein- 
früchte oval bis länglich-oval, die mittlere des Blüthenstandes oft mit 


“ 


Rosa. DaT 


verschmälertem Grunde. Fruchtbarkeit vermindert, oft ge- 
langen nur 1—2, seltener 6 und 7 Nüsschen zur Aus- 
bildung. 

Schlesien: Schneebachthal bei Goldberg! Bl. Juni. 

R. elliptica X glauca R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 246 (1902). 
R. glauca X. graveolens (R. pseudoglauca) Pinkwart in DBM. XVII. 
24 (1899). 


Pinkwart schreibt über diese interessante Rose a. a. O. „Rosa pseudoglauca 
steht, wie schon die Bezeichnung andeutet, im allgemeinen der R. glauca näher, 
indess kommen auch die Charaktere der R. graweolens (elliptica) deutlich genug zum 
Ausdruck. Die Aehnlichkeit der Folia (Blättchen!) mit denjenigen dieser Species 
ist augenfällig. Das verkehrt-eiförmige Blatt (Blättehen!) derselben mit dem keil- 
förmigen Grunde und der stumpflichen Spitze ist unschwer wieder zu erkennen. 
Wie bei dieser sind die Flächen ziemlich dünn,. mattgrün gefärbt und mit nur 
schwach hervortretender und wie bei R. graveolens verlaufender Nervatur versehen. 
Weitere der R. graveolens eigene Merkmale lassen sich in den ziemlich stark ent- 
wickelten Drüsen der Blattstiele, den etwas ungleichen und nicht selten gehäuft auf- 
tretenden Stacheln der Blüthenzweige und vor allem in der oft weisslichen Färbung. 
der Drüsenausscheidungen erkennen, Die Beschaffenheit des Blattrandes lässt schliessen, 
dass die typische Form der R. glauca (mit einfacher Zahnung) bei der Kreuzung 
im Spiel gewesen ist, deren starkem Einfluss es also zuzuschreiben ist, dass die 
Sägung der R. graveolens einigermaassen, die Drüsigkeit der Blattunterseite im all- 
gemeinen fast bis zum Verschwinden zurücktritt.“ 

Einem Briefe Sagorski’s (9. 12. 97), den mir Pinkwart in freundlicher 
Weise zur Einsicht schickte, entnehme ich, dass M. Schulze-Jena entgegen der 
Annahme von Pinkwart und Sagorski in dieser Rose nur eine Abänderung 
der R. glauca sah. „Von graveolens“ schreibt er, „ist nur hier und da eine ähn- 
liche Blattform vorhanden, wie sie sich aber auch bei uns findet, sonst keine Spur 
von graveolens. Christ, dem ich sie gesandt, schliesst sich meiner Ansicht an.“ 
Dem gegenüber betont Sagorski, dass er „an den Blättern von einigen Blüthen- 
zweigen ebenso zahlreiche Subfoliardrüsen wie bei graveolens sah, und sind dieselben 
klein, weisslich und vielfach verkümmert“. Christ hat sich seither der Anschauung 
Pinkwart’s angeschlossen (vgl. DBM. XVII. 25 [1899]). Ich selbst sah die Pflanze 
zum ersten Male im Herbar Burnat, hielt aber Pinkwart’s Deutung für sehr 
fraglich, da ich keine Spur von Subfoliardrüsen beobachten konnte. An dem Materiale, 
das mir Pinkwart in liebenswürdigster Weise zur Verfügung stellte, vermag ich 
sie ebenfalls nicht, oder nur ganz vereinzelt zu sehen. Dagegen kann ich die 
äusserst stark verminderte Fruchtbarkeit der Scheinfrüchte constatiren. Ich stehe 
daher nicht an, die Deutung Pinkwart’s für nicht unwahrscheinlich zu halten. 


EI 


21T. a, 2: 6. 


24. X 29. (43.) R. agrestis x Pouzimi? h- Stacheln ziemlich 
zahlreich, oft paarig angeordnet, leicht gebogen, an den blüthen- 
tragenden Zweigen schlank, bisweilen fast gerade, am 
Grunde plötzlich in eine rundlich-ovale, nicht herabge- 
zogene Scheibe verbreitert, daneben auch stärker gebogene, mit 
etwas verlängertem Grunde. Mittlere Laubblätter 5—7zählig. Blätt- 
chen wenig genähert. Nebenblätter kahl, mit abstehenden Oehrchen, 
am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel kahl, + drüsig, mit gelblichen 
Stacheln bewehrt. Blättcehen ziemlich klein, im Mittel 1,5 cm 
lang und 1 cm breit, verkehrt-eiförmig, keilig, vorn abgerundet 


248 Rosaceae. 


oder kurz zugespitzt, am verschmälerten Theil mit einigen kleinen Drüsen- 
zähnchen, sonst mit tiefer, oft weit abstehender, bald wieder 
mehr anliegender Zahnung, aussen mit 2—4 Drüsenzähnchen, 
innen mit 1 Zähnchen oder zahnlos, völlig kahl, Mittelnerv und Seiten- 
nerven namentlich der Schösslingsblätter öfter mit Subfoliardrüsen. 
Blüthenstiele ca. 1 cm lang, drüsenlos oder mit vereinzelten 
Stieldrüsen. Kelchblätter verlängert, die äusseren mit 
linealischen oder linealisch-lanzettlichen Fiedern, nach 
dem Verblühen zurückgeschlagen. Kronenblätter blass rosen- 
roth. Griffel behaart. Scheinfrucht kugelig-eiförmig. 

Condamine in den Seealpen! Bl. Juni. 

R. agrestis X Pouzini R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 247 (1902). 
R. Condaminea Burnat in Herb. 

Schon Burnat und Gremli heben die Zwischenstellung dieser Rose zu R. 


agrestis und R. Pouzini hervor, die bei dem vereinzelten Vorkommen der Form 
auf die Kreuzung beider Arten zurückzuführen sein dürfte. Ei 


B..IL,. 3222 


11. X 17. (44) R. Jundzillii X tomentosa (?). Iı sehr spär- 
lich bestachelt. Schössling und Blüthenachsen oft stachellos. Stacheln 
schwach, fast nadelförmig, mit scheibenförmigem Grunde, gerade. 
Laubblätter 7zählig, die obersten 5zählig. Nebenblätter von mittlerer 
Breite, mit ziemlich langen, scharf zugespitzten, divergirenden oder gerade 
vorgestreckten Oehrchen und dicht drüsig gewimpertem Rande, ober- 
seits kahl oder an den Oehrchen behaart, unterseits 
flaumig behaart, dicht mit rothen Subfoliardrüsen be- 
deckt, an den Laubblättern der Schösslinge meist sehr drüsenarm. 
Blattstiel flaumig-filzig behaart, drüsenreich, stachellos oder mit 
spärlichen, geraden, meist in einer Drüse endenden, kurzen, gelben 
Stacheln besetzt. Blättehen der Schösslingsblätter gross (bis 4!/2 cm 
lang und 3 cm breit), breit-oval, mit herzförmigem Grunde, kurz und 
scharf zugespitzt, jene der Laubblätter der Blüthentriebe von 
mittlerer Grösse (2—3 cm lang, 1!/a bis fast 2!/a cm breit) oval, gegen 
den Grund bald keilig verschmälert, bald abgerundet, vorn kurz, 
aber scharf zugespitzt. Zahnung reichlich zusammenge- 
setzt; Zähne abstehend, breit, mit sitzenden Drüsen und 
Drüsenzähnchen (aussen mit 3—6, innen öfter mit 1—4 ungleichen 
Drüsenzähnchen). Oberseite der Blättehen dunkelgrün, anliegend 
behaart, Unterseite graugrün, weichfilzig behaart, mit + zahl- 
reichen, bald auf die ziemlich scharf hervortretenden 
Mittel- und Seitennerven beschränkten, bald die ganze 
Fläche dicht deckenden Subfoliardrüsen. Hochblätter breit- 
lanzettlich, scharf zugespitzt, mit dicht drüsig gewimpertem Rande, unter- 
seits filzig behaart, mit zahlreichen Subfoliardrüsen, oberseits anliegend 
behaart. Blüthen zu zwei. Blüthenstiele ziemlich lang (ca. 2 cm), 
mit zahlreichen, ziemlich kräftigen Stieldrüsen, die auch 


Bosa. 249 


an den Grund des kugeligen Kelchbechers übergehen. Kelchblätter 
drüsig gewimpert, mit linealischem oder lanzettlichem, drüsig gezähnteni 
Anhängsel, auf dem Rücken mit zahlreichen Stieldrüsen besetzt; 
die äusseren mit mehreren, ziemlich langen, linealisch-lanzettlichen, drüsig 
gewimperten Fiedern, nach der Blüthe zurückgeschlagen oder 
abstehend. Griffel etwas verlängert, ein grosses, fast wollig behaartes 
Köpfchen bildend. Reife Scheinfrucht bis zehn gut entwickelte Nüsschen 
einschliessend. 

Rheinpreussen: Gemünd an der Eifel! Bl. Juni. 

R. Jundzillii X tomentosa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 248 
(1902). 

Wirtgen, der Entdecker dieser interessanten, noch nicht sicher zu deutenden 
Rose, bezeichnete sie als R. tomentos« Smith? — Max Schulze schreibt: „Wäre 
sie steril, so würde ich sie R. tomentosa X trachyphylla nennen. Allerdings ist die 
Unfruchtbarkeit (für die Deutung als hibride Rose) nicht unbedingt nöthig, da die 
Pflanze mit der Zeit fruchtbar geworden sein kann. Es ist nicht ausgeschlossen, 
dass sie eine neue, stark pubeseirende Varietät der R. trachyphylla ist.“ In der 
That hat die Rose ımehr das Aussehen einer R. Jundzillii als einer R. tomentosa. 
Von dieser hat sie unserem Dafürhalten nach die starke Behaarung, den allerdings 
ungleichartig entwickelten Reichthum an Subfoliardrüsen, die Stellung der Kelch- 
blätter, die wenigstens z. T. abstehen und die (auf ca. ?/5) verminderte Fruchtbar- 
keit. R. tomentella, welche der Behaarung und Drüsigkeit wegen in Frage kommen 
könnte, würde die Stellung der Kelchblätter nicht in der angedeuteten Weise beein- 
flusst haben. Von ähnlichen Kreuzungen der R. Gallica X tomentosa weicht die 
vorliegende Pflanze vor allem durch das gänzliche Fehlen der die R. Gallicw kenn- 
zeichnenden Doppelbestachelung ab. #1 


B. I. a. 2. 


11. x 30. (45.) R. Jundzillii X canina. Ih 1—1,5, zuweilen 
nur 0,25 m hoch, wenig ästig, mit bogig überhängenden, ziemlich reich 
bestachelten, oft bräunlich überlaufenen Zweigen. Stacheln derb, zu- 
sammengedrückt, + stark gebogen bis fast hakig gekrümmt, 
am Grunde der Laubblätter oft paarig oder zu dreien, an den Blüthen- 
zweigen bisweilen mit vereinzelten, schwächeren, z. T. fast nadel- 
förmigen gemischt. Nebenblätter bald schwach, bald ziemlich breit, 
mit abstehenden, z. T. fast fadenförmig zugespitzten Oehr- 
chen, am Rande dicht drüsig gewimpert, kahl. Blattstiel kahl 
oder flaumhaarig, mit Stieldrüsen besetzt, unterseits meist mit zahl- 
reichen, grösseren und kleineren gebogenen, bisweilen in einer Drüse 
endenden Stacheln bewehrt. Blättchen zu 5—7, bald genähert, bald 
entfernt, breit oval bis länglich oval, am Grunde abgerundet oder etwas 
verschmälert, oder länger, vorn kürzer zugespitzt. Zahnung der 
oberen Blättehen der Blüthenzweige einfach oder hin und wieder 
mit einem Drüsenzähnchen, die der unteren Blättchen öfter zusammen- 
gesetzt; Zähne ziemlich gross, geschweift, meist scharf zuge- 
spitzt. Blättehen beiderseits kahl, unterseits mit stark vorspringen- 
der Nervatur am Mittelnerv oft mit + zahlreichen Subfoliar- 
drüsen. Hochblätter meist eiförmig-lanzettlich, in eine kürzere oder 
längere Spitze ausgezogen, oft laubig, am Rande dicht drüsig gewimpert, . 


250 Rosaceae 


sonst kahl. Blüthen einzeln oder zu 2—3. Blüthenstiele 3—4mal 
länger als der Kelchbecher, mit + zahlreichen kürzeren und 
längeren Stieldrüsen besetzt, zuweilen durchaus stieldrüsenlos. 
Kelchbecher oval, unter dem Discus eingeschnürt, drüsenlos. Kelch- 
blätter breit-eiförmig, mit langem, linealisch-lanzettlichem bis schmal- 
linealischem Anhängsel, auf dem Rücken drüsenlos, am Rande wollig 
behaart, die äusseren mit linealisch-lanzettlichen, entfernt drüsig ge- 
zähnten, bisweilen fiederig gespaltenen Fiedern, alle nach der Blüthe 
zurückgeschlagen, bei beginnender Reife der Scheinfrucht abfallend. 
Blumenblätter schön lebhaft rosagefärbt, meist gross (bis 3 cm 
lang und 3,7 cm breit), bisweilen die Kelchblätter überragend. Pollen- 
körner sehr mangelhaft entwickelt (nach Dr. Naumann 5/0 gut). 
Griffelköpfehen gross, ziemlich dicht behaart, später häufig ver- 
kahlend. Scheinfrüchte sehr spärlich sich entwickelnd, mit 1 oder 
wenigen Nüsschen, oval oder fast kugelig, unter dem breiten Discus ein- 
geschnürt. 


Thüringen: Gera: Röpsen! Bl. Juni. 


R. Jundzillü X canina R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 249 
(1902). R. canına X trachyphylla [R. Naumännii!)] M. Schulze 
in Mitt. BV. Thüring. N. F. IX. 38 (1896). 


Die Rose, welche ich der Freundlichkeit ihres Entdeckers, des Herrn Dr. Nau- 
mann in Gera verdanke, hält ziemlich genau die Mitte zwischen R. Jundzillii und 
R. camina. Die ausserordentlich verminderte Fruchtbarkeit der Rose beweist, wie 
schon M. Schulze a. a. ©. mit Recht betont, die hibridigene Natur dieser Rose. 


11 
Bf TERN, 


12. X 30. (46.) R. rubrifölia X ceanina. ih 1,5—2 m hoch, 
mit stark bereiften, hechtblau angelaufenen Aesten und Zweigen. 
Stacheln ziemlich lang, bald gerade bis leicht gebogen, bald zum 
Theil fast gekrümmt; bald allmählig in den + stark verbreiterten Grund 
übergehend, bald plötzlich in die verlängerte Scheibe verbreitert. 
Laubblätter 5— 7 zählig, Blättchen entfernt stehend. Nebenblätter ziem- 
lich schmal, röthlich angelaufen, kahl, mit schmalen, scharf zuge- 
spitzten, vorgestreckten Oehrchen, am Rande zerstreut drüsig gewimpert. 
Blattstiel drüsenlos, zerstreut bestachelt. Blättchen mittelgross bis klein, 
länglich-eiförmig, am Grunde abgerundet, vorn oft lang und scharf zu- 
gespitzt, einfach gezähnt; Zähne anliegend, sehr spitz, gegen 
den Grund oft völlig fehlend; Blättchen beiderseits kahl, bereift, 
unterseits bisweilen röthlich violett angelaufen. Hochblätter 


1) Nach dem Entdecker Ferdinand Christian Naumann, * 6. Febr. 1841 Thal- 
Ehrenbreitstein (br.), Marine-Stabsarzt a. D. in Gera, verdient um die dortige Flora. 
Derselbe machte während der Reise der „Gazelle“ 1874—6 namentlich in Melanesien 
umfangreiche Pflanzensammlungen, welche von Engler bearbeitet wurden und 
besonders werthvolle Beiträge zur Kenntniss der Seegräser lieferten (vgl. seine Briefe 
. BV. Brand. XVIII [1876] 26. 63). 


Es 


a 1 


Rosa. 251 


linealisch-lanzettlich, scharf zugespitzt, am Rande zerstreut drüsig ge- 
wimpert. Blüthen einzeln oder zu zwei. Blüthenstiele so lang bis 
mehrfach länger als der Kelchbecher, drüsenlos oder mit Stieldrüsen 
und drüsenlosen Stacheln besetzt, die auch an den Grund des 
Kelchbechers übergehen. Kelchbecher kugelig bis länglich- 
eiförmig. Kelchblätter auf dem Rücken drüsenreich bis fast drüsen- 
los, nach der Blüthe zurückgeschlagen oder abstehend, frühzeitig ab- 
fallend, die äusseren mit mehreren schmalen bis linealisch- 
lanzettlichen Fiedern. Discus bald eben, bald schwach erhaben. 
Griffel bisweilen etwas verlängert, + behaart, aber nicht ein wolliges 
Köpfchen bildend. Scheinfrucht klein, kugelig oder oval. 

Jura: Waldhaue des Golet du Pais, Reculet! Bl. Juli. 

R. rubrifoia X camina R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 250 
(1902). R. canına X. ferruginea Briquet Bull. SB. Geneve VII 
(1892-—4), ob Koehne? s. unten. 


Tritt in zwei Abänderungen auf: 

A. seopulösa. Zweige stark hechtblau. Stacheln gerade oder leicht 
gebogen, am Grunde plötzlich verbreitert. Blättchen hechtblau 
bereift oder röthlich angelaufen, mit spitzter, anliegender Zahnung, im 
unteren Theil ganzrandig. Blüthenstiele wenig länger als der Kelch- 
becher, drüsenlos. Kelchbecher ellipsoidisch oder länglich-eiförmig, 
drüsenlos. Aeussere Kelchblätter mit einigen sehmalen Anhängseln. Griffel 
schwach behaart. — Golet du Pais. — R. rubrifolia X canina A. scopulosa 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 251 (1902). BR. scopulosa Briquet in Bull. 
SB. Geneyve VII. 1892—94. — Christ sah diese von Briquet als R. canina 
x ferruginea gedeutete Rose für eine schöne Form der R. canina lutetiana. 
Briquet’s Deutung dürfte aber zweifellos das Richtige treffen. 


B. Paicheit). Stacheln leicht gebogen bis gekrümmt, meist allmählig in 
den + stark verbreiterten Grund übergehend, bereift. Laubblätter röthlich 
violett angelaufen. Blüthenstiele mehrfach länger als der Kelchbecher, 
mit Stieldrüsen und drüsenlosen Stacheln, die auch an den Grund 
des kugeligen, kleinen Kelchbechers übergehen. — Reeulet! — R. rubrifolia 
X canina B. Paichei (?) R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 251 (1902). Paiche, 
der diese Rose entdeckte, deutete sie als eine Kreuzung der R. canina Ande- 
gavensis mit R. rubrifolia. Wenn wir sie hier einordnen, so geschieht es immer- 
hin mit nicht ganz geringem Zweifel an der Richtigkeit dieser Deutung. Wohl 
kommt der Rose das so charakteristische Colorit der R. rubrifolia zu; im 
Uebrigen gleicht sie aber in hohem Maasse einer drüsenreichen Form der R. 
canina. Paiche hebt hervor, dass die Fruchtbarkeit geschwächt sei. Ich selbst 
zählte aber in einer Scheinfrucht nicht weniger als 19 wohl entwickelte Nüss- 
chen, ein Umstand, der zum hibriden Ursprung nicht gut im Einklang steht. 


Koehne (Deutsche Dendrol. 291 [1893]) verzeichnet die ungarische R. 
Pokornyäna2) Kmet’ (Uhorsk& Noviny 1883 Nr. 1. Borbäs ÖBZ. XXXII 


1) Nach dem Entdecker d. Form Philippe Paiche, * 1842 Genf (br.), ver- 
dient um die. Erforschung der Westschweizerischen, Savoyischen und Französischen 
Mittelmeer-Flora. Mit grossem Eifer und vieler Sachkenntniss hat er sich namentlich 
auch mit den kritischen Genera Potentilla, Hieracuım und Rosa befasst. Verf. ist 
Herrn Paiche für die grosse Zuvorkommenheit, mit der er ihm einige der seltenen 
und interessantesten Formen der Rosen des Saleve zur Verfügung stellte, zu Dank 
verpflichtet. 

2) Nach Rudolf Pokorny, * 18. April 1853 Hermann-Möstee (Böhmen), 
19. Sept. 1887 Prag, Verf. von Zpotulek po Slovenska (Streifzüge in der Slovakei) 
(Kmet’ br.). 


252 Bosaceae, 


11883] 225) als R. canina X ferruginea. Der Autor sieht in ihr eine R. Ilseana 
(S. 61) X spuria (S. 160). Vgl. auch Cr&pin SB. Belg. XXXIII. 1. 132 
(1894). 1*] 


BAT. 8,.:2. 


12. X 32. (47.) R. rubrifolia X glauca. ih Aeste und Zweige 
röthlich angelaufen. Stacheln schlank, leicht gebogen, meist 
fast plötzlich in den scheibenförmigen Grund verbreitert. Laub- 
blätter 5—7zählig; Blättchen abstehend. Nebenblätter breit, kahl, oft 
violett angelaufen, mit etwas abstehenden, scharf zugespitzten 
Oehrchen, am Rande sehr zerstreut drüsig gewimpert. Blattstiel 
röthlich angelaufen, drüsenlos oder nur mit ganz vereinzelten Stiel- 
drüsen, unterseits mit einzelnen Stacheln. Blättchen leicht bereift, 
mittelgross, oval, am Grunde abgerundet breit keilförmig verschmälert, 
vorn meist in eine kurze, scharfe Spitze zusammengezogen, mit ein- 


facher, grober Zahnung; Blattrand im unteren Drittel oder 


Viertel meist ganz. Öber- und Unterseite kahl. Hochblätter breit- 
oval, scharf zugespitzt, bläulich bereift, stark entwickelt, den Blüthen- 
stand umhüllend. Blüthen meist in mehrblüthigen Blüthenständen. 
Blüthenstiele der mittleren Blüthe etwa so lang wie der Kelchbecher 
oder kürzer, jene der seitlichen Blüthen bis dreimal so lang als der 
Kelchbecher, ohne Stieldrüsen. Kelchbecher kugelig-eiförmig, 
der mittlere oft birnförmig in den Blüthenstiel verschmälert, zum grossen 
Theil bald nach der Blüthe abfallend. Kelchblätter ziemlich 
lang, nach der Blüthe aufgerichtet, auf dem Rücken drüsenlos, 
die äusseren mit einigen linealisch-lanzettlichen Fiedern. 
Griffel wollig. Scheinfrüchte nur wenige oder gar keine gut 
entwickelten Nüsschen einschliessend. 

Waat! Bl. Juni, Juli. 

R. rubrifolia X glauca R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 252 
(1902). R. glauca X rubrifolia Gaillard in Bull. de ’Herbier Boissier 
VI. 424 (1898). Vergl. auch ‘'Crepin SB. Belg. XXXIV. 1. 121 
(1895). 

Die Pflanze ähnelt in so hohem Maasse einer R. ylauca, dass man nur auf 
Grund von Exsiceaten schwer zu einem abschliessenden Urtheil über diese Rose 
kommen könnte. Gaillard, der diese Rose entdeckte, liess sich in seiner An- 
nahme des hibriden Ursprungs wesentlich von der fast völligen Unfruchtbarkeit 
derselben leiten. Auf R. rubrifolia weist übrigens, wie Gaillard mit Recht 
betont, die Form der Stacheln, die Art der Zahnung der Blättchen, die Verlänger- 
ung der Blüthenstiele, die Gestalt der Kelchblätter, die weniger gefiedert und mit 
schmäleren Fiederlappen versehen sind, als bei einer typischen R. glauca, hin. — 
R. glauca Seringei, die gelegentlich auch als hibride Mittelform zwischen R. glauca 


und rubrifolia aufgefasst wird, ist eine Abänderung der R. glauca. (S. S. 186; 
vgl. auch Cr&pin SB. Belg. XXXII. 1. 133 [1894)). #1 


B..H, a0. 


14. X. 32. (48) R. pomifera X glauca. Grosser, spärlich 
bestachelter Strauch mit bläulich bereiften Achsen. Blüthentriebe 
mit leicht gebogenen oder geraden oder gegen die Spitze stärker 


FEW IUD N. 


Rosa. 253 


gekrümmten, spärlichen Stacheln. Laubblätter 7zählig. Nebenblätter 
sehr breit (zusammen 1 cm und darüber), mit grossen, scharf zuge- 
spitzten, z. T. vorgestreckten, z. T. sichelförmig gegen den Blattstiel 
gekrümmten Öehrchen, beiderseits kahl oder unterseits locker 
flaumig behaart, am Rande behaart und dicht drüsig gewimpert, die 
der unteren Laubblätter mit sehr zahlreichen Subfoliardrüsen. 
Blattstiel flaumig behaart, namentlich in der unteren Hälfte mit 
sehr zahlreichen kürzer oder länger gestielten Drüsen besetzt, unter- 
seits mit + zahlreichen, geraden oder leicht gebogenen, bisweilen in einer 
Drüse endenden Stacheln. Blättchen gross (die grössten über 4 em 
lang und fast 3 cm breit) elliptisch oder eiförmig, bisweilen mit fast 
parallelen Seitenrändern, bald gegen den Grund verschmälert, bald 
abgerundet, selbst schwach herzförmig: ausgerandet, vorn kürzer oder 
länger meist: scharf zugespitzt, mit zusammengesetzter Zahnung. 
Zähne scharf zugespitzt, vorgestreckt oder etwas abstehend, aussen 
mit 2—3, selten ohne, innen meist ohne, selten mit 1—2 Drüsenzähn- 
chen. Oberseite der Blättchen sehr zerstreut anliegend behaart, 
oft fast kahl, Unterseite an den Nerven zerstreut behaart, 
bisweilen fast kahl. Blättchen der unteren Laubblätter über die 
ganze Fläche zerstreut mit Subfoliardrüsen besetzt, die oberen 
an den Mittel- und den Seitennerven mit + zahlreichen Subfoliardrüsen. 
Hochblätter oval zugespitzt, oberseits kahl, unterseits locker flaumig 
behaart, ohne oder mit vereinzelten Subfoliardrüsen, mit dicht drüsig 
gewimpertem Rande, etwa 2mal so lang wie die Blüthenstiele. Blüthen 
einzeln oder in mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele kürzer 
oder so lang wie die Kelchbecher, mit + zahlreichen, nicht 
stacheligen Stieldrüsen besetzt, die auch an den Grund des 
Kelchbechers übergehen. Kelchbecher oval bis kugelig-eiförmig, 
unter dem Discus etwas eingeschnürt. Kelchblätter auf dem Rücken 
dicht drüsig, mit lanzettlichen, ganzrandigen oder vereinzelten drüsig 
gezähnten, behaarten Anhängseln, nach der Blüthe aufrecht, die 2 äussern 
mit 1—2 Paar linealisch-lanzettlichen Fiedern. Griffel ein grosses, wolliges 
Köpfchen bildend. 

Tessin: Prato!! Bl. Juli. 

R. pomifera X. glauca R. Keller in B. C. XLVI. 226 (1891) 
nicht Christ! Vgl. auch Crepin SB. Belg. XXXIH. 1. 79 (1894). 


I*] 
B. II. a. 2. 


16. X 32. (49.) R. omissa X glauca. h ziemlich niedrig, ge- 
drungen,. Stacheln leicht gebogen, am Grunde oft verbreitert, bald 
ziemlich schwach, bald kräftig. Laubblätter von dunkler Färbung, 
5—7zählig. Blättchen bald entfernt, meist genähert und mit den Rändern 
sich berührend. Nebenblätter der unteren Laubblätter ziemlich schmal, 
die der mittleren und oberen breit, mit vorgestreckten, breiten Oehrchen, 
am Rande dicht durch ungleich lange Stieldrüsen gewimpert, 
oberseits kahl oder nur in der Blattstielrinne behaart, unterseits kahl 


254 Rosaceae, 


oder etwas flaumig, an den unteren Laubblättern mit + 
zahlreichen, meist die ganze Fläche deckenden Subfoliardrüsen, 
an den oberen meist drüsenlos. Blattstiel etwas flaumig, mit 
kurz gestielten, rothen Drüsen, bald fast stachellos, bald unterseits 
mit längeren nadelförmigen, drüsenlosen oder in einer Drüse endenden, 
bald auch mit + stark gekrümmten Stacheln bewehrt. Blättehen von 
mittlerer Grösse, oval oder rundlich-eiförmig, am Grunde abgerundet, 
oft schwach herzförmig ausgerandet, bisweilen breit keilförmig verschmälert, 
vorn kürzer oder länger, meist sehr zugespitzt, bläulich bereift, 
mit zusammengesetzter, offener Zahnung, scharf zugespitzten 
Zähnen, welche aussen 1—5, meist 2 oder 3, innen 0O—2 drüsentragende 
Zähnchen haben, in der Jugend oberseits sehr zerstreut be- 
haart, aber früh verkahlend, unterseits am Mittelnerv 
mit einzelnen Haaren, mit zahlreichen, oft über die ganze 
Fläche zerstreuten Subfoliardrüsen oder nur an den Nerven 
drüsig. Hochblätter breit lanzettlich, oft laubig, unterseits wenigstens 
am Mittelnerv behaart, mit mehr oder weniger zahlreichen Subfoliar- 
drüsen, oberseits kahl, am Rande dicht drüsig und gewimpert. Blüthen 
einzeln oder in 3—5blüthigem Blüthenstand. Blüthenstiele die Hoch- 
blätter überragend, bald 2—3mal so lang als der Kelchbecher, bald 
stark verkürzt, m den Hochblättern verborgen, ziemlich dicht mit 
meist langen Stieldrüsen besetzt, denen einzelne drüsen- 
lose, nadelförmige Stacheln beigemengt sind. Kelchbecher klein, 
kugelig oder oval, unter dem Discus eingeschnürt, am Grunde oder 
über die ganze Fläche mit Stieldrüsen und einzelnen 
drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln besetzt, oder drüsen- 
und stachellos. Kelchblätter etwa so lang wie die Kronenblätter 
oder wenig kürzer, auf dem Rücken dicht mit kräftigen Drüsen- 
borsten besetzt, mit gewimpertem und drüsigem Rand und lanzett- 
lichem, drüsig gezähntem oder gewimpertem Anhängsel, nach der Blüthe 
aufgerichtet, bis zur Fruchtreife bleibend, die beiden äussern 
mit 2—4 Paar lanzettlichen, drüsig gezähnten oder gewimperten Fiedern. 


Blumenblätter lebhaft roth. Griffel wollig behaart. "Scheinfrucht 


kugelig. 
Savoyen: Salöve! Schweiz: Waatländer Jura! Bl. Juni, Juli. 


R. omissa X glauca R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 253 (1902). 
R. glauca X omissa Buser vergl. Crepin SB. Beleg. XXXIL 1. 
75 (1894); Paiche Bull. ’Herb. Boiss. III. 244 (1895); Gaillard 
Bull. ’Herb. Boiss. VII. 611 (1899). R. alpestris Rapin nach Buser 
a. a. O. (1894). 


Paiche und Gaillard haben in sehr ausführlicher Weise (a. a. O.) die 
Ergebnisse ihrer Untersuchungen über die Natur der R. alpestris in Reuter Cat. 
Geneve 68 (1861) auf Grund der Originalpflanzen Rapin’s dargethan. Ihre Identi- 
fieirung mit R, glauca X omissa durch Buser hatte Cr&pin nur mit einem „?* 
angenommen. Aus der Darlegung der beiden kenntnissreichen und scharf beobachtenden 
Forscher geht unzweideutig hervor, dass Rapin zwei verschiedene Pflanzen als 
R. alpestris bezeichnet hat, nämlich: R, glauen X tomentosa und eine Abart der 


Rosa. 255 


R. glauea. Bapin entdeckte die vorliegende Kreuzung im Jahre 1857 am Saleve 
(nach Gaillard). Sie findet sich in seinem Herbar unbenannt. Buser’s Ver- 
dienst ist es, diese seltene Rose wieder entdeckt und richtig gedeutet zu haben. 


B. II. a. 2. 


17. X 21. (50.) R. tomentosa X elliptica. Ih von gedrungenem 
Wuchs, stark ungleich stachelig, neben stärkeren, leicht gebogenen, 
schwächere fast gerade Stacheln. Blüthentragende Aeste oft neben den 
kräftigeren mit kleinen, geraden, fast nadelförmigen Stacheln, oft etwas 
bereift. Blätter 7zählig, Blättchen meist einander sehr genähert, mit 
den Rändern sich deckend. Nebenblätter ziemlich breit, am Rande 
behaart und drüsig gewimpert, mit divergirenden Oehrchen, oberseits 
kahl, unterseits kahl oder flaumig bis zottig behaart, 
ohne Subfoliardrüsen oder die unteren dicht mit ihnen übersäet, die 
oberen wenigstens an den Oehrchen süubfoliardrüsenreich. Blattstiel 
flaumig bis filzig behaart, bald reichlich, bald spärlich mit Stiel- 
drüsen besetzt, bald fast stachellos, bald dicht bestachelt. Blättchen 
mittelgross bis gross, breitoval bis elliptisch, gegen den Grund 
verschmälert, doch auch keilig oder abgerundet, vorn meist kurz zu- 
gespitzt, seltener abgerundet, bisweilen auch in eine verlängerte, ge- 
krümmte Spitze vorgezogen. Zahnung scharf, zusammengesetzt, tief, am 
Grunde der Blättehen zurücktretend, selbst verschwindend, 
aussen mit 1—2 Zähnchen oder sitzenden Drüsen, innen meist drüsen- 
los, oberseits locker anliegend behaart, selbst kahl, selten 
weichfilzig, unterseits dichter, bis filzig-zottig behaart, seidig 
schimmernd, sammetartig anzufühlen, selten locker und mit 
oder ohne Subfoliardrüsen an den Nerven etwas stärker behaart. 
Tragbl. breit, behaart, die Blüthenstiele umhüllend. Blüthen einzeln 
oder in mehr- bis vielblüthigen Vereinigungen. Blüthenstiele !}s 
bis 1 em lang, meist etwas länger als der ovale oder kugelie-eiförmige, 
oft etwas bereifte Kelchbecher, ohne Stieldrüsen. Kelchblätter 
auf dem Rücken drüsenlos, mit lanzettlichen, drüsig gezähnten, 
oft zottie behaarten Anhängseln; Fiedern der äussern Kelchblätter 
linealisch- bis breit-lanzettlich, alle nach der Blüthe aufgerichtet, lange 
bleibend. Kronenblätter ca. 1!/g em lang, rosenroth. Griffel ein kurzes 
behaartes bis wolliges Köpfchen bildend. Scheinfrüchte sehr selten sich 
ausbildend, rundlich oval, mit 1-2 Nüsschen, klein. 

Jena: im Mühlthal!; Saxon im Wallis! Bl. Juni. 

R. tomentosa X elliptica R. Keller in . u. G. Syn. VL'2 
(1902). R.-graveolens X tom. (R. Maurerit)) M. Schulze BV. Ge 
Thür. V. 21 (1887). 


Die Kreuzung tritt in 2 Abänderungen auf 
A. Maureri. Nebenblätter oberseits kahl, unterseits kahl bis flaumig 
behaart, ohne Subfoliardrüsen. Blattstiel flaumig behaart. Blätt- 


1) Nach Louis Maurer, * 24. Juli 1851 Jena (M. Schulze br.), Inspector 
‚des Botanischen Gartens in Jena, welcher auch in der Cultur einheimischer Pflanzen 
bei lebhaftem Interesse schöne Erfolge aufzuweisen hat. 


256 Rosacene, 


chen gross (an den Schösslingen bis 4'/2 em lang und 2,8 em breit, an den 
blüthentragenden Zweigen im Mittel 3 cm lang und 1,8 cm breit), oberseits 
locker anliegend behaart bis fast kahl, unterseits dichter, an 
den Nerven meist fast zottig behaart, seidig schimmernd. Sub- 
foliardrüsen fehlen. Hochblätter stark entwickelt, oft laubig. Kelch- 
becher und Scheinfrucht kugelig-eiförmig. — Jena! — R. tomentosa X elliptiea 
A. Maureri R. Keller in A. u. G. Syn. VJ. 255 (1902). R. Maureri = R, 
graveolens X tomentosa M. Schulze a. a. O. (1887). 

B. Vallesiacal). Nebenblätter oberseits kahl, unterseits zottig filzig 
behaart, die unteren dieht mit Subfoliardrüsen bedeckt, die obern wenigstens 
an den Oehrchen + drüsenreich, dieht drüsig gewimpert. Blattstiel filzig 
behaart, mit zahlreichen Drüsen und zerstreuten Stacheln. Blättchen 
mittelgross bis klein, oberseits dieht anliegend behaart, unter- 
seits dieht filzig zottig, mit Subfoliardrüsen. Kelchbecher oval. 
— Saxon! — R. tomentosa X elliptica B. Vall. R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 256 (1902). 


B. I. a. 2. 


17. x 32. (51). R. tomentöosa X glauca. I ziemlich ge- 
drungen, wenig fruchtbar. Stacheln kräftig bis mittelstark, 
mit + breitem, oft lang herablaufendem Grunde, schlank, 
leicht gebogen, am Grunde der Laubblätter oft paarig. Laubblätter 
5—7zählig, Blättehen genähert, oft mit den Rändern sich deckend, in 
der Jugend oft röthlich angelaufen. Nebenblätter oft sehr breit, 
mit vorgestreckten, zugespitzten oder kürzeren, breiten, abstehenden 
Oehrchen, oberseits kahl oder anliegend behaart, unterseits 
an den Oehrchen flaumig oder über die ganze Fläche an- 
liegend behaart bis weichhaarig-filzig. Subfoliardrüsen an 
den Oehrchen selten völlig fehlend, bisweilen die ganze Fläche 
in # grosser Zahl deckend. Rand meist dicht drüsig gewimpert. 
Blattstiel in der unteren Hälfte flaumig, nach oben allmählich ver- 
kahlend oder in der ganzen Länge filzig behaart, mit kürzeren oder 
längeren, meist zahlreichen Stieldrüsen, bald stachellos, bald spärlich 
mit geraden Stacheln besetzt. Blättchen von mittlerer Grösse bis gross 
(ca. 2—4 em lang), oval, am Grunde abgerundet, bisweilen breit keil- 
förmig verschmälert, nach vorn kurz und scharf zugespitzt. Zahnung 
zusammengesetzt. Zähne tief, scharf zugespitzt, vorgestreckt, 
die oberen + anliegend, zusammenneigend. Nebenzähnchen drüsig, zu 
2—6 an der äusseren, zu 0—2 an der inneren Seite der Zähne. 
Oberseite der Blättchen kahl, oder anliegend, locker filzig 
behaart, Unterseite am Mittelnerv mit zerstreuten früh schwindenden 
Haaren oder + dicht bis weichfilzig behaart. Subfoliar- 
drüsen an den unteren Laubblättern + zahlreich, nament- 
lich in der Nähe des Randes der Blättchen oft sehr zahl- 
reich, obere meist ohne Subfoliardrüsen. Hochblätter breit 
lanzettlich, stark entwickelt, oft laubig, oft bläulich bereift, mit dicht 
drüsig gewimpertem Rande, kahl oder oberseits locker anliegend, 
unterseits dicht behaart, länger oder so lang wie die Blüthenstiele, den 


1) S, II. 354 Fussn. 6. 


_ 


- Rosa. 257 


Blüthenstand umhüllend, seltener kürzer. Blüthen oft einzeln, 
doch auch in 2—5blüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele mit Stiel- 
drüsen und einzelnen oder zahlreicheren drüsenlosen, 
nadelförmigen Stacheln + dicht besetzt, die auch auf den Kelch- 
becher übergehen, 1/2 bis fast 4 mal so lang als der Kelchbecher. 
Kelehbecher kugelig oder ellipsoidisch, unter dem Discus oft etwas ein- 
geschnürt. Kelchblätter auf dem Rücken und am Rande dicht mit 
Stieldrüsen besetzt, mit lanzettlichen, ganzrandigen oder drüsig ge- 
zähnten oder dicht drüsig gewimperten Anhängseln, die Blumenblätter 
überragend, nach der Blüthe aufrecht bis zur Fruchtreife bleibend, die 
beiden ‘äussern mit 2—4 Paar lanzettlichen, drüsig gewimperten oder 
gezähnten Fiedern. Blumenblätter klein bis mittelgross (11/a—2?/2 cm 
lang), roth. Griffelköpfchen gross, kugelig, wollig behaart. Schein- 
frucht oval bis kugelig. 

Sehr selten unter den Erzeugern; Savoyen: Salve! Westschweiz: 
Jura! Bl. Juli. 

R. tomentosa X glauca R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 256 
(1902). R. glauca X tomentosa Crepin in SB. Belg. XXXIH. 1. 
69 (1894). Bull. SB. Geneve VII. 169 (1892—94). Schmidely Bull. 
SB. Geneve VIII. 46 (1895—97). Gaillard Bull. Herb. Boissier VI. 
423 (1898). 


So häufig in der montanen Region die beiden Erzeuger gemeinschaftlich ge- 
troffen werden, so gering ist die Zahl der Standorte, an denen ihre hibride Ver- 
bindung beobachtet wurde. Nach der Vielgestaltigkeit des Formenkreises beider 
Erzeuger sollte man erwarten, dass auch ihr Bastard in zahlreichen Abänderungen 
auftreten würde, Diese beschränken sich aber, so weit die Beobachtungen gehen, 
wesentlich auf den Unterschied der Behaarung. 


A. marginäta. Behaarung auf die Unterseite der Nebenblätter, 
den Blattstiel und die Nerven auf der Unterseite der Blättchen 
besehränkt. Nebenblätter breit und lang, unterseits an den Oehrchen be- 
haart, mit + zahlreichen Subfoliardrüsen. Blattstiel in der unteren Hälfte 
dichter anliegend, nach oben lockerer behaart, im Alter + verkahlend. Junge 
Blättehen oberseits mit vereinzelten Haaren, unterseits an den Nerven behaart, 
später verkahlend und oft schliesslich völlig kahl, oft etwas bereift. Blüthen 
oft einzeln. Blüthenstiele etwa 2 mal so lang als der kugelige Kelchbecher. 
— Saleve! Schweiz: Jura! — R. tomentosa X glauca A. marginata. R. Keller 
in A.u.G. Syn. VI. 257 (1902). (Vergl. Crepin, Gaillard u. Schmidely 
fa. a. O.]). R. marginata Rapin in Reuter Catal. pl. vasc. Geneve 2. 
ed. 66 (1861) nicht Wallroth. R. tomentosa var. marginata BRapin in Guide 
Bot. Vaud. 2. &d. 192 (1862). R. trachyphjlla f. marginata Christ Bos. 
Schw. 151 (1873). R. trachyphylla f. Cotteti Christ a. a. O. 152 (1873). 
(Vergl. auch Cr&pin SB. Belg. XXXIH. 1. 73 [1894]). R. Cotteti 1) .Puget 
in Deseglise SB. Belg. XV. 504 (1876). Nyman Consp. 234. 


B. puböscens. Stacheln leicht gebogen, schlank. Nebenblätter breit, mit 
abstehenden breiten Oehrchen, oberseits kahl oder sehr schwach behaart, 
unterseits anliegend behaart, mit zahlreichen, feinen. Subfoliardrüsen. 
Blattstiel filzig, mit länger und kürzer gestielten, z. Th. im Filze fast. 
verborgenen Drüsen, bald stachellos, bald spärlich mit geraden Stacheln. be- 
setzt. Zähne der Blättchen breit, mit zahlreichen drüsigen Nebenzähnchen. 
Oberseite der Blättehen anliegend lockerfilzig behaart, Unter- 


1) S. S. 83 Fussn. 1. 
Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 157 


258 Rosaceae, 


seite weichfilzig, die unteren Laubblätter mit Subfoliardrüsen. Hochblätter 
breit, oberseits locker anliegend, 'unterseits dicht behaart. Scheinfrucht oval. 
— Saleve; Jura! — R. tomentosa X glauca f. pubescens Schmidely in Bull. 
SB. Gen®ve VIII. 47 (1895—1897). Crepin SB. Belg. XXXIV. 1. 121 (1895). 
Vergl. Gaillard Bull. Herb. Boiss. VI. 423 (1898). — Cr&pin gebührt das 
Verdienst, auf die nahe Beziehung dieser, gewissen Abänderungen der R. 
tomentosa sehr ähnlichen Rose zu marginata hingewiesen zu haben. Nach 
Gaillard gelangen nur ca. 5 °/o der Scheinfrüchte zur Reife, so dass diese 
äusserst stark verminderte Fruchtbarkeit für den hibridigenen Ursprung spricht. 


:*] 
BT 


10. x 11. (52). R. Gällica X Jundzillii. h niedrig, meist 
nur 0,5—1 m. Bestachelung der Zweige meist sehr ungleich. 
Grössere Stacheln oft wenig zahlreich, leicht gebogen; nadelförmige 
und borstenförmige Stacheln und Drüsenborsten an den 
blüthentragenden Zweigen meist reichlich, selten treten sie nur 
vereinzelt auf. Laubblätter 5—7-, die obern bisweilen auch nur 3 zählig, 
etwas starr. Nebenblätter ziemlich breit bis schmal, mit meist spitzen 
Oehrchen, drüsig berandet, kahl, unterseits wenigstens an den Oehrchen 
mit Subfoliardrüsen. Blattstiel schwach flaumig bis fast kahl, meist 
mit zahlreichen sitzenden und ungleich langen Stieldrüsen und oft mit 
zahlreichen feinen leichtgebogenen Stacheln bewehrt. Blättchen 
mittelgross bis gross, oval bis rundlich-oval, am Grunde breit 
abgerundet oder herzförmig, vorn abgerundet oder kurz zugespitzt, nicht 
selten aber auch in eine etwas verlängerte Spitze ausgezogen (Zahnung 
offen, zusammengesetzt, Zähne scharf zugespitzt, schlank, 
die obersten etwas convergirend oder breit und etwas verkürzt, aussen 
mit 3—5, bisweilen sogar mit 9, innen mit 1—3 Drüsenzähnchen), 
oberseits glänzend, unterseits bleich mit scharf hervortretendem Ader- 
netz, beiderseits kahl, selten oben mit vereinzelten Haaren, unterseits 
an den Nerven zerstreut behaart, Blättehen namentlich der unteren 
Blätter meist mit ziemlich zahlreichen Subfoliardrüsen, die 
nur selten fast vollständig fehlen. Blüthen einzeln oder zu 2, mit 
lanzettlichen, bisweilen laubigen oder sehr kleinen, bisweilen selbst 
fehlenden Tragblättern. Blüthenstiele ziemlich lang, die Tragbl. über- 
ragend, sehr dicht mit Stieldrüsen und drüsenlosen, ziemlich kräftigen 
Stachelborsten besetzt. Kelchbecher oval bis kugelig, wenigstens am 
Grunde, selten über die ganze Fläche mit Stieldrüsen und Stachel- 
borsten bekleidet. Kelchblätter mit lanzettlichem bis schmal-linealischem, 
drüsig gezähntem oder gewimpertem Anhängsel, auf dem Rücken ziem- 
lich reichlich mit Stieldrüsen bekleidet, die äusseren fiederspaltig, mit 
3—6 Paar linealisch-lanzettlichen oder lanzettlichen, am Rande drüsig 
gewimperten Fiedern, nach der Blüthe zurückgeschlagen. Blumenkrone 
5—8 em im Durchmesser, lebhaft rosa bis hellpurpurn. Griffelköpfehen 
gross, spärlich behaart bis wollig. Scheinfrüchte zum grösseren 
Theil bald nach der Blüthe abfallend. 

Schweiz: Schaffhausen!! Baden: Jestetten!! Franken: um Würz- 
burg! Thüringen: um Jena! Erfurt! Singen! Bl. Juni. 


j Rosa. 259 


R. Gallica X Jundzillii R. Keller in Berichte der Schweiz. bot. 
Gesell. VI. 1 (1896). R. gallica X R. trachyphylla Christ Ergeb- 
nisse etc. in Bot. Centr. XVIIL 398 (1884). M. Schulze BV. Ges, 
Thür. V. 47 (1887). R. Christii!) M. Schulze a. a. O. 47 (1887). 
Vergl. auch Cröpin SB. Belg. XXXII. 1. 116 (1894). 


R. Jundzillii fassen wir (vergl. die Ausführung S. 54) mit Christ als 
einen zur Art gewordenen Descendenten eines ursprünglichen Hibriden R. Gallica 
X can. auf. Die Unterscheidung seiner Kreuzung mit einem seiner ursprünglichen 
Ascendenten, mit R. G., von einer blossen Abänderung der Art, muss also zweifel- 
los schwierig sein, da ja die Möglichkeit einer Abänderung in der Richtung der 
Kennzeichen der R. @. nicht von vorne herein ausgeschlossen ist. So kann viel- 
leicht ein bestimmtes Urtheil über den systematischen Werth einer derartigen, als 
Kreuzung angesprochenen Form auf Grund des Herbars nicht sicher, sondern nur 
auf Grund von Beobachtungen in der Natur gefällt werden. Die Hibridität wird 
zumeist hauptsächlich wegen der mehr oder weniger stark ausgesprochenen Un- 
gleichartigkeit der Bestachelung angenommen. Cre&pin, der nach dem Herbarmaterial, 
das ihm vorlag, das Vorkommen einer R. Gallica X Jundzillii bezweifelt (vergl. 
SB. Belg. XX XIII), macht unter anderem darauf aufmerksam (vergl. Keller, Berichte 
a. a.0.4), dass auch die ächte R. J. in ungleich bestachelten Formen getroffen werde. 
Damit büsst natürlich das zur Beurtheilung des Herbarmateriales beste Kriterium, 
Vorkommen von nadelförmigen Stacheln und Drüsenborsten, an Werth ein. Die 
anderen Kennzeichen, wie Starrheit der Blättehen, Grösse der Blumenkrone, sind 
für sich allein auch nicht beweisend. Sind aber alle diese Merkmale zugleich mit 
stark geschwächter Fruchtbarkeit verbunden, ist zudem das Vorkommen dieser 
heterakanthen Formen stets an die Gegenwart des R. G. geknüpft, dann kann meines 
Erachtens an der hibriden Natur der betreffenden Formen kaum gezweifelt werden. 
Das gilt aber sowohl für die Jenaer Formen, als für meine Funde im Canton 
Schaffhausen und um Jestetten. 


Aendert wenig ab. Der Formenkreis kann in folgender Weise gegliedert 
werden: 


A. pilösula. Blattstiel flaumig; Blättehen wenigstens unterseits an 
den Nerven + behaart. — Jena! Würzburg! — R. Gallica X Jundz. 
A. pilosula R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 259 (1902). — Es kann diese Ab- 
änderung durch Kreuzung der R. @. mit R. J. A. I. a. iypica entstehen; die 
Behaarung kann aber auch durch die R. G. auf den Hibriden vererbt werden. 
— Hierher gehört R. g. X trachyphylla var. Jundzilliana M. Schulze a. a. O. 48. 


B. glabra. Blattstiel schwach behaart, oft fast kahl; Blättehen kahl. — 
Jena! Jestetten!! Ct. Schaffhausen!! — R. Gallica X Jundzillii B. glabra 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 259 (1902). — Hierher R. gallica X trachy- 
phylla f. typica (M. Schulze a. a. ©. 47 — R. Christii M. Schulze a. a. O. 47). 
Zweige meist stark heterakanth und mit vielen Drüsennadeln besetzt. Blatt- 
stiel schwach flaumig bis unbehaart. Blättehen meist sehr gross und breit, zu 
5 oder 7, oberste bisweilen zu 3, nach vorn kurz zugespitzt bis abgerundet, am 
Grunde breit abgerundet bis herzförmig ausgerandet, auf den Nervillen mit + 
zahlreichen Subfoliardrüsen. Zahnung scharf hervortretend, zusammengesetzt, 
drüsenreich. Blüthenstiele die Tragblätter überragend, dicht stacheldrüsig. Kelch- 
becher oval, vorn etwas eingeschnürt, am Grunde stacheldrüsig. Blüthen bald 
einzeln, bald in 3blüthigen Blüthenständen. Kelchblätter auf dem Rücken 
stacheldrüsig, fiederspaltig, nach der Blüthe zurückgeschlagen. Kronenblätter 
gross, lebhaft rosenroth bis hellpurpurn. Griffel behaart bis wollig. — Jena- 
löbnitzer! und Taupadler Holz! — 1 


= 
1) 8. IS. 229 Fussn. 3. VI, S. 205 Fussn. 3. 


260 Rosaceae. 


B. II. a. 


10. X 16. (53). R. Gällica X omissa. Unfruchtbarer bis 
1 m hoher fi mit ungleichartiger Bestachelung. Auch die stärkeren 
Stacheln sind ziemlich schwach, leicht gebogen bis fast gerade. Nadel- 
förmige Stacheln und Drüsenborsten bald spärlich, bald an den Blüthen- 
trieben sehr reichlich. Nebenblätter oberseits kahl oder meist locker 
anliegend behaart, unterseits dicht filzig, mit zahlreichen Sub- 
foliardrüsen, mit dicht behaartem und dicht drüsig ge- 
wimpertem Rande. Blattstiel dicht filzig, drüsenreich, 
stark bestachelt. Laubblätter 5zählie, Blättchen genähert, meist 
gross (bis 5!/2 cm lang und 3?/2 cm breit), oval, nach vorn allmählich 
zugespitzt, am Grunde deutlich herzförmig ausgerandet, die obern meist 
breit abgerundet. Zahnung offen, zusammengesetzt, drüsen- 
reich; Zähne breit, kurz, aber scharf zugespitzt, abstebend, aussen 
mit 2—5 Drüsenzähnchen, innen mit 1—2. Oberseite der Blätt- 
chen anliegend kurzhaarig, Unterseite lockerfilzig, seidig 
schimmernd, namentlich in der Nähe des Randes mit zahlreichen 
Subfoliardrüsen versehen. Blüthen einzeln oder in armblüthigen Blüthen- 
ständen. Hochblätter schmal-lanzettlich, scharf zugespitzt, drüsig ge- 
wimpert. Blüthenstiele von verschiedener Länge (1,5 —3,5 cm), doch 
meist lang, dicht stieldrüsig. Kelchbecher oval, unter dem 
Discus halsförmig verengert, dicht mit Stieldrüsen be- 
setzt, bald nach der Blüthe abfallend. Kelchblätter auf dem Rücken 
dicht drüsig. Fiederlappen zahlreich (4—6 Paar an den beiden 
äussersten Kelchblättern), breit-lanzettlich, die unteren fiederspaltig, 
drüsig gewimpert, die oberen drüsig gezähnt oder linealisch-lanzettlich, 
das breit-lanzettliche Anhängsel drüsig gezähnt bis fiederig gespalten, 
nach der Blüthe wagrecht bis aufrecht abstehend. Blumenblätter 2 bis 
21/8 cm lang, rosenroth. Griffelköpfchen weisshaarie. 

Thüringen: Um Jena! Sondershausen! zwischen den Erzeugern. 
Bl. Juni. 

R. Gallica X omissa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 260 (1902). 
R. gallica X. tomentosa var. venusta M. Schulze BV. .Ges. Thüring. 
V. 45 (1887). 


Diese Kreuzung ist, wie schon aus der Beschreibung hervorgeht, von gewissen 
Abänderungen der R Gallica X tomentosa kaum zu unterscheiden, so dass das 
Vorkommmen unter den Erzeugern, als eines der entscheidensten Merkmale be- 
zeichnet werden muss. Der constanteste Unterschied gegenüber den nahestehenden 
Kreuzungsproducten der R. Gallica X tomentosa liegt, worauf schon Max Schulze 
hinweist, in der Art der Zahnung, die den Charakter der Zahnung der R, omissa 
A. III. Schulzei bewahrt hat, deren Zähne nicht wie bei den meisten Abänderungen 
der R. tomentosa zusammenneigend, sondern offener, abstehender sind. 


Schulze erwähnt (a. a. O. 45) eine Abänderung ‚ die hauptsächlich durch 
das schön grün gefärbte Laub, die geringe Entwieklung der Sub- 
foliardrüsen, die äusserst langen Blüthenstiele und die intensiver ge- 
färbten Blumenblätter von der typischen Kreuzung abweicht, nämlich 

B. gallic oides. Kr äftigere Stacheln lang, leicht gebogen bis fast gerade; 
nadelförmige Stacheln sehr spär li ie h, nur unterhalb des Blüthen- 
standes oft in grösserer Zahl zugleich mit bor stlichen Stieldrüsen vorhanden, 


„u 


Rosa. 261 


Nebenblätter mit langen, scharf zugespitzten Oehrchen. Subfoliardrüsen 
fehlen. Blättchen ohne oder nur mit vereinzelten Subfoliardrüsen, mit be- 
sonders tiefer, drüsenreicher Zahnung. Blüthenstiele bis 4 em lang, 
dieht mit Stieldrüsen und langen, zum Theil drüsenlosen, 
nadelförmigen Stacheln bewehrt. Kelchblätter sehr lang (bis 4 cm). 
Blumenkrone intensiv rosenroth. Griffel wollig, — Jena: Gumperda bei 
Kahla! — R. Gallica X omissa B. gallicoides R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
260 (1902). R. gallica X R. tomentosa var. venusta f. gallicoides M. Schulze 
a. a. ©. 45 (1887). ET 


B. Il. a. 


.10.x 17. (54). R. Gällicea X tomentosa. | oft kaum !/s m 
bis höchstens 11/2 m hoch. Stacheln ungleichartig, am Stamm 
und an den Aesten kräftigere, gerade bis wenig gebogene, lange, dünne, 
nur am Grunde stark verbreiterte, bisweilen schwache Stacheln, an den 
blüthentragenden Zweigenöfternadelförmige,drüsen- 
lose und drüsentragende Stacheln und Stieldrüsen, 
selten fast gleich 'bestachelt, indem die nadelförmigen und drüsigen 
Borsten fehlen oder nur ganz vereinzelt getroffen werden. Laubblätter 
5— 7 zählig, oft vorherrschend 5zählig. Nebenblätter bald breit, 
bald schmal, mit längeren, scharf zugespitzten, abstehenden Oehrchen, 
am Rande meist dicht drüsig gewimpert, oberseits meist locker anliegend 
behaart, seltener fast kahl oder dicht weichfilzig, unterseits dicht, 
filzig behaart, meist mit zahlreichen Subfoliardrüsen. 
Blattstiel filzig behaart, mit zahlreichen braunrothen, kurz ge- 
stielten Drüsen und zerstreuten, leicht gebogenen bis geraden oder 
schwach hakig gekrümmten Stacheln bekleidet. Blättchen mittel- 
gross bis sehr gross (bis 6 em lang), oval, ca. 1!/s2 mal so lang 
.als breit oder breit-oval bis rundlich, am Grunde abgerundet oder 
schwach herzförmig ausgerandet, vorn kurz zugespitzt (Zahnung_ bis- 
weilen zum Theil einfach, vorherrschend zusammen- 
gesetzt, selten vorherrschend einfach, mit breiten Zähnen, die oft am 
Rande sitzende Drüsen tragen, öfter reichlich zusammengesetzt, Zähne 
aus breitem Grunde fast plötzlich in eine scharfe, mässig lange Spitze 
zusammengezogen, Zähnchen drüsig, aussen bis 5, innen 1—2), ober- 
seits dicht anliegend bis zerstreut behaart, bisweilen gegen 
das Alter fast verkahlend, unterseits meist mit scharf hervortreten- 
dem Adernetz dicht anliegend behaart, weichfilzig, alle 
drüsenlos, oder die unteren Blätter drüsenreich, obere drüsenlos. Blüthen 
einzeln oder in reichblüthigen Vereinigungen, bald ohne, meist mit 
kurzen, lanzettlichen bis breit-lanzettlichen, behaarten und unterseits 
meist drüsigen, am Rande drüsig gewimperten Tragblättern. Blüthen- 
stiele lang, die Tragblätter ‚meist deutlich überragend, dicht mit 
Stieldrüsen besetzt, denen oft lange nadelförmige Stacheln bei- 
gemengt sind. Kelchbecher oval bis kugelig, bisweilen vorn halsförmig 
verschmälert oder birnförmig, am Grunde oder meist über die ganze 
Fläche dicht mit Stieldrüsen und drüsenlosen Stachelborsten besetzt. 
Kelchblätter lang, mit etwas verbreitertem, drüsig gewimpertem 


262 Rosaceae, 


oder gezahntem Anhängsel, auf dem Rücken dicht mit kurz gestielten 
zum Theil fast sitzenden Drüsen und längeren Drüsenborsten besetzt, 
äussere Kelchblätter mit 3—5 Paar breit-, länglich- oder linealisch- 
lanzettlichen, drüsig gewimperten, selten fiederspaltigen Fiedern, alle 
nach der Blüthe zurückgeschlagen, bisweilen wag- 
recht oder aufrecht abstehend, vor der Fruchtreife abfallend. 
Blumenkrone mittelgross bis gross, Kronenblätter flach aus- 
gebreitet, freudig rosenroth bis hellpurpurn. Griffel behaart, bis- 
weilen ein grosses, etwas erhabenes Köpfchen bildend. Scheinfrucht 
meist frühzeitig, bald nach der Blüthe abfallend, oft völlig fehlschlagend, 
selten ziemlich gut sich entwickelnd, kugelig, oval oder birnförmig. 

Schweiz: um Genf! Schaffhausen! Grossherzogthum Baden: Jestetten!! 
Württemberg: Stockheim! Tübingen. Thüringen: um Gera! Jena!! 
Singen! Erfurt! Böhmen: am Steinberg bei Mariaschein! Schlesien: 
Ungarn: am Koladka! unweit Sz. Antal (Ct. Hont). Galizien: bei 
Zaleszezyki. Bosnien bei Travnik!! Bl. Juni. 

R. gallica X R. tomentosa Rapin in sched. (1868). Christ Ros. 
Schw. 202 (1873). M. Schulze a. a. O. 43 (1887). R. therebinthinäcea!) 
Besser in Enum. Pod. et Volh. 21 (1820) 61, 66 (1821)? Koch 
Syn. ed. 2. 253. KR. tomentosa var. ß. fimbridta Döll 30. Jahresb. 
NV. Mannheim 70 (1864). R. gemevensis?) Puget bei Deseglise SB. 
Belg. XV. 567 (1876). Nyman Consp. 232. R. Düftii?) M. Schulze 
in Mitth. Geogr. G. Thür. II. 226 (1884). R. Wiegmännii*) M. Schulze 
Mitth. BV. Ges. Thür. V. 44 (1887). 


M. Schulze unterschied (a. a. O.) eine Reihe von Abänderungen, deren 
Entstehung er auf die Kreuzung der R. Gallica mit verschiedenen Abänderungen der 
R. tomentosa zurückführte. Der Formenkreis lässt sich in folgender Weise gliedern : 


A. Zahnung fast einfach. 


I. Mareyäna5) (R. Marcyana Boullu bei Deseglise SB. Belg. XV. 556 [1876]. 


Nyman Consp. 232). Nadelförmige Stacheln spärlich; Blättchen mittelgross, 
oft mit etwas keilföürmigem Grunde; Zahnung fast einfach, hin und 
wieder ein drüsiges Zähnchen; Behaaruug stark; Subfoliardrüsen fehlen. 

II. Mar inscheinensis 6) (R. "Mareyana fs Mariascheinensis Wiesbaur ÖBZ. 
XXXVI [1886] 327. R. Mariascheinensis J. B. v. Keller u. Wiesbaur Herb.) 
unterscheidet sich wesentlich nur durch die etwas häufiger auftretenden 
Drüsenzähnchen. 

B. Zahnung vorherrschend doppelt oder mehrfach zusammengesetzt. 

I. eglanudulösa. Subfoliardrüsen fehlen oder treten nur ver- 
einzelt auf. — R. Gallica X tomentosa B. I. eglandulosa R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 262 (1902). — Hierher gehören 


1) Terebinthinaceus, terpentinartig. 

2) Bei Genf (Geneva) gefunden. 

3) Nach Karl Dufft, * 14. Juli 1825 + 11. Oct. 1900 (M. Schulze br.), 
Rentner, früher Hofapotheker in Rudolstadt, um die dortige Flora, namentlich um 
die Kenntniss der Rosen verdient. 

4) Nach Friedrich Wiegmann, * 1. März 1836 Braunschweig, Rentner in 
Jena, früher Apothekenbesitzer in Jüterbog, Conchyliologen und Rosenkenner 
(M. Schulze br.). 

5) Nach dem Fundort Marey-l’Etoile im Dep. Rhöne. 

6) Bei Mariaschein unweit Teplitz in Böhmen gefunden. 


b. 


Rosa. 263 


tjpica (M. Schulze a, a. O. 43 [1887]). Stark bestachelter, ca. 0,5 m 
hoher Strauch, an den jungen Trieben besonders reich mit nadeligen, öfter 
drüsentragenden Stächelchen und Stieldrüsen untermischt. Blättehen hell 
graugrün, breit-elliptisch, am Grunde breit abgerundet, vorn kurz zu- 
gespitzt, unterseits filzig. Zahnung scharf und grob doppelt, Zähne breit. 
Blüthenstiele 2—3 mal so lang als der ovale Kelchbecher und gleich 
diesem mit ungleich langen Stacheldrüsen dicht besetzt. Griffel mässig 
behaart. Kelchbecher bald nach der Blüthe abfallend.. — Um Jena! 
selten. Erfurt! 


‚ Heimerlii!) (R. Heimerlii Braun ZBG. Wien XXXV. 129 [1885]. 


Nyman Consp. Suppl. 115) verbindet diese Abänderung mit dem Formen- 
kreis A. 1—1,5 m hoher h mit ungleichen Stacheln bewehrt. Blätter 
meist 5zählig, Blättchen elliptisch-eiförmig oder verkehrt-eiförmig, am 
Rande sehr ungleich, aber nicht tief, einfach oder doppelt 
gezähnt. Nebenzähnchen drüsig, an den oberen Blättern oft fehlend, 
Kelchbecher oval. Griffel dicht behaart. — Ungarn: Berg Koladka 
bei Sz. Antal, Ct. Hont! — 


. Wiegmännii (R. Wiegmannü M. Schulze a. a. 0. 44 [1887]), von voriger 


verschieden durch die stark entwickelten, am Grunde breit abgerundeten 
bis etwas herzförmigen, nach vorn meist stumpf zugespitzten Blättchen. 
Zahnung ähnlich wie bei voriger z.T. einfach, z. T. doppelt, 
nach dem Grunde der Blättehen oft zusammengesetzter und drüsiger. 
Scheinfrucht breit-oval bis kugelig. Griffel behaart bis 
wollig. — Jena! — Da die Scheinfrüchte sich fast immer entwickeln 
und reichliche Früchte ausbilden, vermuthet Schulze, „dass wir es, wie 
bei R. trachyphylla, mit einem secundären, fruchtbar gewordenen Bastard, 
also mit einer Art zu thun haben.“ Von R. Marcyana unterscheidet sie 
sich nach meinen Beobachtungen durch die zusammengesetzte Zahnung, 
während Schulze in ihr „eine entwickelte Form“ der Boullu’schen Art 
sieht. — Eine Abänderung der eglandulosa, deren Blättehen breite, scharf 
zugespitzte Zähne haben, die zahlreiche, drüsige Nebenzähnchen besitzten, 
deren Griffel etwas erhaben und fast kahl sind, sammelte Schmidely 
bei Nessy unweit Genf! 


II. adenöphora2). Subfoliardrüsen vorhanden. — R. Gallica X tomentosa 
B. II. adenophora R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 263 (1902). 


b. 


c. 


eristidta (C. Dufft Herb. 1885). Strauch mit sehr zahlreichen nadel- 
förmigen Stacheln. Nebenblätter an den Oehrehen mit Subfoliardrüsen. 
Blättehen mittelgross bis gross, oval, am Grunde abgerundet 
oder schwach herzförmig ausgerandet; Zahnung sehr zusammen- 
gesetzt, Zähne tief, offen, spitz, aussen mit 3—7 Drüsen- 
zähnchen oder fast sitzenden Drüsen und innen oft mit 1—3 
Zähnchen. Subfoliardrüsen sehr spärlich. DBlüthenstiele bis 
4 cm lang, mit zahlreichen, ungleichen Stieldrüsen und Stacheln. Kelch- 
becher oval, dicht stieldrüsig. Griffel behaart. — Gösselborn bei Singen 
in Thüringen ! 

seabriüscula (M. Schulze a. a.O. 44 [1887]). Nebenblätter oberseits dieht 
anliegend behaart, unterseits filzig, meist dicht mit Subfoliardrüsen bedeckt, 
mit dicht drüsig gewimpertem Rande. Blättchen meist gross (bis 


1) Nach Anton Heimerl, * 15. Februar 1857 Budapest (br.), Professor an 


der Staats-Ober-Realschule im XV. Bezirk in Wien, welcher zahlreiche werthvolle 
Beiträge zur Flora der Oesterreichischen Länder (auch ihrer Pilz- und Algenkunde) 


lieferte; von grösseren Arbeiten nennen wir Monographia Seet. „Ptarmica“ gen. 
Achilleae (Denkschr. Wien. Ak. Math. nat. Cl. XLVIII. 1884). Neuerdings be- 
schäftigt sich H. ausschliesslich mit monographischen Studien über die Phytolacca- 


ceae und Nyctayinaceae, welche er in Engler und Prantl’s Nat. Pflanzenfamilien 
bearbeitet hat. 


2) Von dönv Drüse und -pogog tragend. 


264 Rosaceae. 


6 em lang und 3,2 cm breit), oval, mit abgerundetem oder herzförmigem 
Grunde, vorn zugespitzt, Zähne breit, offen, scharf zugespitzt, 
auf der Aussenseite mit 3—5, auf der Innenseite oft mit 1—2 
Drüsenzähnchen oder sitzenden Drüsen. Subfoliardrüsen 
an den unteren Blättern sehr zahlreich, an den oberen oft spär- 
licher, bis völlig verschwindend. Blüthenstiele bis 4 em lang, dicht mit 
zarten, kürzeren und längeren Stieldrüsen besetzt. Kelchröhre oval bis 
kugelig-eiförmig, dicht mit Stieldrüsen besetzt. Fiedern der Kelchblätter 
schmal. — Jena: Schillerthal bei Löbigau! Jenapriesnitz! — Eine ähnliche aber 
kleinblätterige Abänderung, deren filzige Blättehen namentlich 
gegen den Rand und die Spitze reich an Subfoliardrüsen 
sind, ist 2, farinösa (M. Schulze Herb.). — Thüringen : Gösselborn! 


(Frankreich; West-Russland ?) x? 


BIL.a 


10. x 18. (55). R. Gällica X rubiginösa. I. Schlank, 1—2 m 
hoch, mit doppelter, oft ausserordentlich dichter Be- 
stachelung. Stärkere Stacheln leicht gebogen bis gekrümmt, 
oft lang, an den Schösslingen und den blüthentragenden Achsen meist 
mit zahlreichen, nadelförmigen oder drüsig-borstigen 
Stacheln. Mittlere Laubblätter vorherrschend 5zählig, die obersten 
bisweilen sogar nur 3zählig. Nebenblätter beiderseits kahl, am Rande 
dicht drüsig gewimpert. Blattstiel spärlich behaart, drüsenreich, meist 
mit mehr oder weniger zahlreichen, krummen Stacheln bewehrt. Blätt- 
chen oft gross (bis 5 cm lang und 3,2 cm breit), rundlich-eiförmig 
oder elliptischh am Grunde abgerundet oder schwach herzförmig, vorn 
abgerundet oder zugespitzt (Zähne sehr breit, wenig tief, etwas 
geschweift, mit kurzer, aufgesetzter Spitze, sitzenden Drüsen und einzelnen 
Drüsenzähnchen oder schmäler und reichlicher zusammengesetzt), beider- 
seits zerstreut behaart oder oberseits kahl, unterseits an den Nerven 
behaart oder völlig kahl, unterseits mit scharf hervortretendem Adernetz ; 
Subfoliardrüsen meist zahlreich. Hochbl. lanzettlich, gleich 
den Nebenblättern drüsig gewimpert, oft mit Subfoliardrüsen. Blüthen 
einzeln oder zu mehreren. Blüthenstiele sehr dicht mit Stiel- 
drüsen und nadelförmigen, drüsenlosen Stacheln besetzt, 
kurz bis ziemlich lang (!/a—3 em). Kelchbecher kugelig oder oval, 
oft etwas keulenförmig, am Grunde oder über die ganze Fläche bis- 
weilen sogar dicht mit Stieldrüsen bekleidet. Kelchblätter zum 
Theil stark verlängert (bis 3,7 cm), auf dem Rücken mit Stiel- 
drüsen besetzt, nach der Blüthe aufrecht oder abstehend 
oder zurückgeschlagen, die äusseren meist mit zahlreichen lanzett- 
lichen Fiedern. Blumenkrone mittelgross bis sehr gross 
(bis 6 cm im Durchmesser), purpurn. Griffel ein wolliges, bisweilen 
aber auch fast kahles Köpfchen bildend. Scheinfrüchte kugelig oder 
oval, zum Theil unfruchtbar und frühzeitig abfallend. 


Würzburg! Jena, Hohenfriedeberg in Schlesien! Genf! Comitat 
Kolos in Siebenbürgen! Bl. Juni. 


Rosa. 265 


R. gallica X. rubiginosa Christ Bot. Centr. XVIII. 398 (1884); 
Crepin SB. Belg. XXXIH. 1. 102 (1894). R. gallico- umbellata 
Rapin in Reuter Cat. Genev. 72 (1861). Guide du Bot. ed. 2 (1862) 
198. Christ Ros. Schw. 201. R. consanguwinea Grenier, Fl. Jur. 
225 (1864). Nyman Consp. 234. R. guassäta Grenier Soc. Em. Doubs 
4 Ser. IX. 439 [75] p. p. (1875). R. echinöclada*) Boullu Bull. soc. 
bot. Lyon (1892). Pons et Öoste Annot. Herb. Ros. fase. 1. 14 (1895). 
R. personäta Ripart bei Or&pin SB. Belg.. XXXIII. 1. 104 (1894). 


R. Gallica X rubiginosa ist wieder ein Kreuzungsproduct, das nur schwierig 
und an Herbarmaterial unter Umständen nicht mit Sicherheit von einer Kreuzung 
der R. Gallica mit R. mierantha unterschieden, ja bisweilen selbst mit einer Form 
der R. rubiginosa verwechselt werden kann. — Die ungleichartige Bestachelung ist 
ja vielen Variationen dieser Art ebenso eigen, wie dem Bastard R. Gallica X rubigi- 
nosa, wenn schon im Kreuzungsproduct die Gestalt der verschiedenen Stacheln von 
den Stacheln heterakanther R. rubiginosa etwas abweicht. Es treten namentlich die 
feinen nadelförmigen und borstigen Stacheln, die allmählichen Uebergänge der Stacheln 
zu Stieldrüsen, bei der hibriden Form ausgesprochener als bei der R. rubiginosa 
var. auf. Zudem wird unter dem Einfluss der R. Gallica eine Vergrösserung der 
Blättchen, der Kelch- und Blumenblätter, ‘wie eine Verlängerung der Blüthenstiele 
eintreten, so dass die Gesammtheit der Merkmale doch dem Kreuzungsproduct ein 
besonderes Gepräge gibt, das dasselbe von einer heterakanthen R. rubiginosa im 
Allgemeinen zu unterscheiden gestattet. 

Schwieriger gestaltet sich die Entscheidung zwischen der R. Gallica X rubi- 
ginosa und der R. Gallica X micrantha. Die R. Gallica B. liostyla kann mit 
R. rubiginosa sich kreuzend, einen Bastard erzeugen, dessen Griffel kahl oder spär- 
lich behaart sind. Ebenso kann aber R. Gallica mit R. micrantha ein kahlgriffeliges 
Kreuzungsproduct bilden, wie ja auch umgekehrt eine R. Gallica B. eriostyla mit 
einer R. mierantha sich kreuzend einen Bastard entstehen lassen kann, dessen Griffel 
behaart sind. Das einzige sichere Unterscheidungsmerkmal liegt alsdann in der 
Stellung der Kelchzipfel nach der Blüthe und in der Dauer derselben. Beim 
Kreuzungsproduct der R. Gallica mit R. micrantha sind dieselben stets zurück- 
geschlagen, frühzeitig abfallend, bei der R. Gallica X rubiginosa wenigstens zum 
Theil aufgeriehtet oder abstehend und lange, fast oder bis zur vollendeten Frucht- 
reife bleibend, sofern nicht Stellung und Dauer der Kelchblätter von der R. Gallica 
stärker beeinflusst werden als von der R. rubiginosa. In diesem Falle kann die 
Länge der Blüthenstiele zur Beurtheilung der systematischen Stellung nützlich 
werden. Die durch lange Blüthenstiele ausgezeichneten R. @. und R. m. werden 
ein Kreuzungsproduct bilden, das ebenfalls durch lange Blüthenstiele ausgezeichnet 
ist, während unter dem Einfluss der R. rubiginosa das Kreuzungsproduct mit R. 
Gallica eine Verkürzung der Blüthenstiele erfährt. 


Die R. Gallica X rubiginosa tritt in folgenden Abänderungen auf: 


A. Griffel spärlich behaart bis fast kahl. — Würzburg! — R. Gallica B. liostiyjla 

X rubiginosa Keller in A, u. G. Syn. VI. 265 (1902). 

B. Griffel mehr oder weniger stark bis wollig behaart. 
I. Stacheln ungleichartig. 

a. consanguinea. In der Tracht einer R. rubiginosa umbellata gleichend, 
doch schlanker, mit verlängerten hin- und hergebogenen Zweigen, grösseren 
Stacheln, denen der R. rubiginosa gleichend, daneben auch 
zahlreiche, nadelförmige und drüsentragende Borsten. Blätt- 
chen klein, mit zahlreichen Subfoliardrüsen. Kelchblätter zurückgeschlagen, 
vor der Fruchtreife abfallend. Krone sattpurpurn. Scheinfrüchte lang- 
gestielt, etwas keulig. — Genf! — R. Gallica X rubiginosa B. I. a. con- 
sanguinea Keller in A. u. G. Syn. VI. 265 (1902). R. consanguwinea Gren. 
Fl. Jur. 225 (1864). 


1) Von &yivog Igel und xAddog Zweig. 


266 


Rosaceae. 


b. echinöcladal) ist eine Abänderung mit sehr zahlreichen 
nadelförmigen Stacheln. Blättchen mittelgross, randlichoval, beider- 
seits drüsig und kahl. Kelchblätter ausgebreitet oder aufgerichtet. 
Blüthenstiele bis 3 cm lang. — R. Gallica X rubiginosa B. I. b. echino- 
clada Keller in A. u. G. Syn. VI. 266 (1902). R. echinoclada Boullu a.a.O, 
(1892). — Andere Abänderungen dieses Formenkreises sind 


2. 


Silesiaca?2). Sehr stark bestachelt. Stärkere Stacheln stark gekrümmt 
wie bei R. rubiginosa, schwächere nadelförmig, sehr dicht stehend. Obere 
Laubblätter 3—5, mittlere 5zählig. Nebenblätter beiderseits kahl, mit 
drüsig gewimpertem Rande. Blattstiel ziemlich dieht mit Stieldrüsen und 
Stacheln bekleidet. Blättchen z. T. von der Grösse der Blätt- 
chen der R. rubiginosa, z. T. gross, bis 5 em lang und 3,2 cm 
breit (Zähne sehr breit, wenig tief, etwas geschweift, mit kurzer, auf- 
gesetzter Spitze, mit wenigen Drüsenzähnchen und zahlreichen, sitzenden 
Drüsen ; Adernetz unterseits scharf hervortretend); beiderseits zer- 
streut anliegend behaart, unterseits mit ziemlich zahlreichen 
Drüsen. Blüthenstand meist reichlich zusammengesetzt, schirmförmig. 
Tragbl. lanzettlich. Blüthenstiele sehr dieht mit Stieldrüsen und nadel- 
förmigen Stacheln besetzt, mässig lang bis kurz (2 em bis !/a em), Kelch- 
becher kugelig, am Grunde mit Stieldrüsen und Stacheln besetzt. Kelch- 
blätter auf dem Rücken drüsig, zum Theil sehr lang (bis 3 em), nach 
der Blüthe abstehend oder aufrecht, einzelne auch zurückgeschlagen. 
Griffel ein weisswolliges Köpfchen bildend. — Hohenfriede- 
berg in Schlesien! (Herb. M. Schulze). — R. Gallica X rubiginosa 
B. I. 2. Silesiaca R. Keller in A.u.G. Syn. VI. 266 (1902). R. Gallica 
X rubiginosa var. umbellata Schulze Herb. 


. perglandulösa. Aeste und vor allem Blüthenzweige dicht mit 


drüsenlosen und drüsigen Stachelborsten besetzt. Laubblätter 
5zählig. Nebenblätter breit, in lanzettliche, scharf zugespitzte Oehrehen 
verlängert, mit drüsig gewimpertem Rande, unterseits dicht mit Sub- 
foliardrüsen bedeckt. Blattstiel etwas flaumig, dicht mit kürzeren 
und längeren Stieldrüsen bekleidet. Blättchen elliptisch, vorn zu- 
gespitzt, mit abgerundetem Grunde, vereinzelt rundlich-eiförmig, von 
mittlerer Grösse, oberseits kahl, unterseits an den Nerven 
zerstreut behaart, meist mit sehr zahlreichen Subfoliardrüsen, die 
auch an den Seitennerven zahlreich sind, an einzelnen Blättchen 
dagegen an den feinen Nerven fast fehlen. Zahnung reichlich 
zusammengesetzt, abstehend, nicht sehr tief. Zähne scharf zugespitzt, 
Zähnchen drüsig, Zähne auf der Aussenseite öfter mit 4—5 Zähnchen, 
innen oft mit 1—2. Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen Vereinig- 
ungen. Blüthenstiele dieht mit Stieldrüsen und mit zahlreichen doppelt 
so langen nadelförmigen Stacheln bewehrt, kurz (1—1,5 em). Tragbl. 
lanzettlich, kurz, unterseits dicht mit Subfoliardrüsen besetzt. Kelch- 
blätter lang (bis 3,7 em), auf dem Rücken drüsenreich, die äusseren mit 
3—4 drüsig gewimperten, lanzettlichen, ziemlich langen Fiedern, alle 
vorn mit lanzettförmigem, drüsig gezähntem und gewimpertem Anhängsel. 
Krone gross (Durchmesser 6 cm). Griffelköpfehen reichlich behaart. — 
Bergwiesen bei Boos Com. Kolos, Siebenbürgen! Herb. Mus. bot. Hungar. 
Budapest. — R. Gallica X rubiginosa B. I. b. perglandulosa R. Keller 
in A.u.G. Syn. VI. 266 (1902). R. Jundzilli var. perglandulosa Borbäs 
Ros. Hung. 375 u. 383 (1880). 


II. Stacheln gleichartig. 


comösa. Stacheln ziemlich kräftig, aus breitem Grunde wenig ge- 


krümmt. Nebenblätter mit dieht drüsigem Rande, unterseits etwas drüsig. 
Blattstiel stark drüsig und mit vielen Stacheln besetzt. Blättchen starr, 


1) S. S. 265 Fussn. 1. 
2) Silesiacus, aus Schlesien. 


Eu ee 


Rosa. 267 


grösser als bei R. rubiginosa, zu 5 oder 7, die jüngern mit zahlreichen Sub- 
foliardrüsen, die ältern vorn breit zugespitzt, am Grunde breit abgerundet 
oder etwas herzförmig, zumeist mit wenigen Subfoliardrüsen oder auch ohne 
solche. Zahnung breit, etwas liegend. Tragblätter oft fehlend, sonst mässig 
entwickelt, mitunter auch laubig. PBlüthenstiele einzeln etwa 1!/a mal 
so lang als die kugelige Scheinfrucht, nebst dem Grunde derselben stachel- 
drüsig. Kelchzipfel drüsig, fiederspaltig, mit lanzettlichen, drüsig gezähnten 
Anhängseln, früh hinfällig. Griffel ein weisswolliges Köpfehen bildend. — 
Jena. — R.gallica X rubiginosa var. comosa M. Schulze-a. a. O. 46 (1887). 
— Diese auch von Christ so gedeutete Rose fasst M. Schulze (br.) 
neuerdings als eine Abänderung der R. Jundzillii auf. 


(Frankreich.) 


1 


B+IT3 


10. X 22. (56.) R. Gällica X mieräntha. Kleiner Strauch. 
Zweige ungleich bestachelt, z. T. mit zahlreichen nadelförmigen 
Stacheln und Drüsenborsten dicht besetzt; kräftigere Stacheln 
meist spärlich, bisweilen selbst, namentlich an den blüthentragenden 
Achsen fast fehlend, wenn vorhanden, schlank mit breitem Grunde, 
leicht gebogen, bis fast gerade. Laubblätter 7zählig. Nebenblätter 
breit, dicht drüsig gewimpert, unterseits dicht mit Sub- 
foliardrüsen bekleidet, beiderseits kahl oder unterseits + dicht 
behaart, am Rande dicht drüsig gewimpert. Blattstiel kahl oder 
spärlich behaart bis flaumig, dieht drüsig, unterseits oft etwas be- 
stachelt. Blättchen von mittlerer Grösse (die grössten ca. 3—31/2 cm 
lang und 2,5—3 cm breit), oval oder meist rundlich eiförmig 
bis kreisförmig, vorn kurz zugespitzt, etwas starr; oberseits 
dunkelgrün, glänzend, unterseits blassgrün, mit scharf hervor- 
tretendem Adernetz. Zahnung zusammengesetzt, Zähne breit. Blätt- 
chen mit zahlreichen Subfoliardrüsen bekleidet, die der 
unteren Laubblätter oft mit + zahlreichen Suprafoliardrüsen; ältere 
Blättchen kahl, jüngere unterseits am Mittelnerv und an den Seiten- 
nerven zerstreut oder dicht behaart. Blüthen einzeln oder zu mehreren, 
lang gestielt, Blüthenstiele dieht mit Stieldrüsen und 
nadelförmigen Stacheln besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken 
und am Rande drüsenreich, mit lanzettlichem, drüsig gezähntem An- 
hängsel, die äusseren mit lanzettlichen bis linealisch-lanzettlichen, drüsig 
gewimperten Fiedern, nach der Blüthe zurückgeschlagen. Kelch- 
becher länglich oval, dicht mit Stieldrüsen bekleidet. 
Kronenblätter dunkel- bis rosenroth, 1,5—2 em lang. Griffel 
fast oder völlig kahl, oft etwas verlängert. Scheinfrucht kugelig 
eiförmig, bald ziemlich gut entwickelt, bald nur mit 2 Nüsschen, z. T. 
früh abfallend. { 

Dep. du Rhone: Eculey! (Cher!). Bl. Juni. 

R. Gallica X micrantha Rob. Keller in A. u.G. Syn. VI. 267 
(1902). R. sylvicola Deseglise et Ripart in M&m. S. Acad. Maine et 
Loire XXVII. 122 (1875); Cröpin SB. Belg. XXI. 1. 169 (1882) 
Nyman Consp. 233. 


268 Rosaceae. 


Zu den Originalpflanzen, die ich einsehen konnte, schrieb Crepin (29. Febr. 92): 
wahrscheinlich ein Hibride. Die Pflanze von Cher ist behaarter als die von Eeuley. 
Ihre Blüthen sind verhältnissmässig klein und hell gefärbt, kaum von denen der 
typischen R. micrantha verschieden. Die Griffel völlig kahl und etwas verlängert. 
Aber durch das Vorkommen zahlreicher, nadelförmiger Stacheln und Borsten, die 
in Stieldrüsen übergehen, sowie durch die Starrheit, Form und Grösse der Blättchen 
wird meinem Dafürhalten nach die Mischung der R. mierantha mit R. gallica un- 
zweifelhaft. 


Etwas fraglieher ist die Stellung der Form von Eeuley. 


Von letzterem Standorte stammt auch eine R, gallica X R. rubiginosa. Diese 
und die beschriebene Form wurden von Boullu unter dem Namen R. echinoclada 
(in Bull. trimest. 4 [1892] de la Soc. bot. de Lyon) vertheilt. Die einen Exemplare 
besitzen aufgerichtete Kelchblätter und behaarte Griffel. Sie fasse ich mit Crepin 
als die Kreuzungsproducte der R. Gallica X rubiginosa auf. Die Kahlheit der 
Griffel anderer und ihre nach der Blüthe zurückgeschlagenen Kelchblätter bestimmen 
mich, sie als R. Gallica X micerantha zu deuten, eine Anschauung, die, wie ich 
ohne Weiteres gestehen will, durchaus nicht einwandfrei ist. Da kahlgriffelige Ab- 
änderungen der R. Gallica auftreten, da diese ferner zurückgeschlagene Kelchblätter 
besitzt, ist theoretisch die Möglichkeit, wie schon früher gesagt wurde, nicht aus- 
zuschliessen, dass ein Kreuzungsproduct der R. Gallica mit der R. rubiginosa 
diese beiden Merkmale aufweisen könnte, die uns bestimmen, die Form als Ab- 
kömmling der R. Gallica und R. micrantha aufzufassen. 


(Frankreich.) x] 


es Ikea. 


10. X 24. (57.) R. Gälliea X agrestis. h ziemlich hoch, flatterig, 
mit langen, ruthenförmigen Aesten. Stärkere Stacheln bald 
leicht gebogen bis fast gerade, meist mehr oder weniger 
stark gekrümmt, mit herablaufendem Grunde; nadelförmige 
Stacheln und Drüsenborsten bald nur vereinzelt, haupt- 
sächlich unterhalb des Blüthenstandes auftretend, bald sehr reich- 
lich die blüthentragende Achse, vereinzelt auch ältere Zweige 
kleidend. Laubblätter 3—5—7zählig. Nebenblätter z. T. schmal, z. T. 
breit, oberseits, bisweilen auch beiderseits kahl oder unterseits + dicht 
behaart, mit dicht drüsig gewimpertem Rande. Subfoliardrüsen zahlreich. 
Blattstiel flaumig-filzig, bisweilen dicht filzig, doch auch kurzhaarig mit 
zahlreichen kürzer und länger gestielten Drüsen, zerstreut stachelig. Blätt- 
chen mittelgross bis gross (2—4 cm lang, 1,6—2,5 cm breit), ver- 
kehrt eiförmig keilig, oval mit breitkeiligem Grunde, 
vorn abgerundet oder kurz zugespitzt. Zahnung zusammengesetzt, Zähne 
bald länglich, abstehend, mit mehreren Zähnchen, bald breit, tief, di- 
vergirend, scharf zugespitzt, mit sitzenden Drüsen und Drüsenzähnchen ; 
Blättchen oberseits zerstreut anliegend behaart bis kahl, unterseits dicht 
behaart, fast weichfilzig oder mit dichter behaartem Mittelnerv, zerstreut 
behaarten Seitennerven und kahler Fläche, mit scharf hervor- 
tretendemAdernetz; Subfoliardrüsen zahlreich, Blüthen 
einzeln oder in 2- bis mehrblüthigen Vereinigungen. Hochblätter lanzett- 
lich, oft laubartig, ziemlich gross. Blüthenstiele kurz (1!/a cm), 
bis mittellang (2—3 cm), mit vereinzelten Stieldrüsen 
oder dicht mit Stieldrüsen und drüsenlosen, nadel- 


Rosa. . 269- 


förmigen Borsten besetzt, selten ohne Stieldrüsen. 
Kelchbecher oval, öfter am Grunde selten, dagegen in seiner 
ganzen Ausdehnung mit Stieldrüsen besetzt oder völlig drüsenlos. 
Kelchblätter bis 3 cm lang, auf dem Rücken dicht drüsig bis fast 
drüsenlos, mit linealisch-lanzettlichem, drüsig gezähntem 
Anhängsel; die äussersten mit mehreren (3—4) fädlichen oder lanzett- 
lichen, drüsig gewimperten Fiederlappenpaaren, nach der Blüthe zurück- 
geschlagen, frühzeitiv abfallend. Krone ziemlich intensiv roth (wie 
bei R. rubiginosa), mittelgross (3—4 cm im Durchmesser). Griffel 
etwas behaart, bisweilen kahl, bald als kurze Säule den Discus über- 
ragend, bald verkürzt. Scheinfrucht sehr selten sich ent- 
wickelnd und stets nur wenıge Früchte einschliessend. 


Schweiz: OÖt. Genf! Deutschland: Bingen, Bibra! Jena! Ungarn: 
Krnisov! Bl. Juni. 

R. Gallica x agrestis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 268 (1902). 
R. agrestis x gallica Christ Ergebnisse in Bot. Centr. XVII. 398 
(1884). R. gallıca X sepium Crepin in Bull. SB. Belg. XXXII. 1. 104 
(1894) R. sepium var. grandiflöora Rapin Herb. R. sepium var. 
c. Rapin in Guide du Botaniste 199 (1862). R. Klukii‘) Grenier 
Flore du Jura 248 (1864) nicht Bess. Nyman Consp. Suppl. 116. 
R. formösula Grenier in M&m. Soc. Em. Doubs 4 Ser. IX. [1874] 439 
[73] (1875). R. anısöpoda ?) Christ R. Schw. 120 (1873). Nyman Consp. 
Suppl. 116. R. sübdola Döseglise SB. Belg. XV. 528 (1876). Nyman 
Consp. 233. R. infesta Kmet’ in Sched. (1883).. R. Bibraeensis’?) 
Sagorski Herb. norm. Nr. 2936. 


A. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 
I. Blättehen beiderseits oder doch oberseits kahl. 
a. Subfoliardrüsen reichlich vorhanden. 


l. trachyphylloides®. Stacheln kurz, krumm, schmal, 
Blättchen gross, oval, die untersten keilig; Zahnung sehr 
zusammengesetzt, Zähne tief, schmal; beiderseits kahl. 
Blüthen sehr lang gestielt; der ganze Blüthenstand äusserst 
dieht drüsenborstig. Kelchblätter sehr lang, auf dem 
Rücken dieht drüsenborstig. Kelchbecher schmal oval. 
Krone sehr gross, Griffel wollig. — Bingen. — R. Gallica X 
agrestis A. I. a. 1. trachyphylloides R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 269 
(1902). R. anisopoda var. trachyphylloides Christ Flora 281 X XXIII 
(1875). R. agrestis X R. trachyphylla Christ Ergebnisse Bot. Cent. 
XVII. 399 (1884). R. gallica X sepium Crepin SB. Belg. XXXII. 
108 (1894). 


2. anisöpoda2). }j gedrungen, Zweige kurz, doppelt bestachelt, 
grosse, starkhakige Stacheln und dazwischen besonders gegen den Blüthen- 
stand hin, zahlreiche dünne, schwach gebogene, in die 
Stieldrüsen der Blüthenstiele übergehend. Untere Neben- 
blätter sehr dicht mit braunrothen Subfoliardrüsen besetzt. Blattstiel 


1) S. S. 110 Fussn, 2. 

2) @vıoog ungleich, xoös Fuss, d. h. Blüthenstiel. 

3) Nach dem Fundorte Bibra a. Unstrut. 

4) Wegen der Aehnlichkeit mit R. trachyphylla (s. S. 55). 


Rosaceae, 


behaart, dieht drüsig. Blättchen breit oval, von der Mitte an 
keilig und spitzwinklig in den Grund verschmälert, vorn sehr breit und 
kurz zugespitzt oder abgerundet. Zahnung am keiligen Theil der 
Blättehen schwach, am vorderen Theil tief, steil. Zähne 
spitz, auseinanderfahrend, mit drüsentragenden Zähnchen. Subfoliar- 
drüsen sehr zahlreich. Mittelnerv behaart. Blüthenstiele so 
lang bis dreimal so lang als der Kelchbecher, mit zer- 
streuten Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher oval, drüsenlos, 
Kelcehblätter auf dem Rücken schwach drüsig bis kahl, 
mit schmalem, linealischem, sehr verlängertem Anhängsel, die äusseren 
mit verlängerten, fadenförmigen bis linealischen Fiedern. Krone 
mittelgross, blassrosa.. Griffel lang hervortretend, rauh- 
haarig. Scheinfrucht oval. — Genf: Troönex, Compesieres! — R. Gallica 
X agrestis A. I. a. 2. anisopoda R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 269 
(1902). R. agrestis X gallica Christ in Ergebnisse Bot. Cent. XXXI. 
398 (1884). R. anisopoda f. typica Christ R. Schw. 120 (1873). 


b. Subfoliardrüsen spärlich vorhanden. 

munimönti. Blüthentragende Zweige stark ungleich stachelig. 
Mittlere Laubblätter 5- bis 7-, obere 3-zählig. Blattstiel flaumig, mit 
zahlreichen, z. T. fast sitzenden Drüsen. Blättehen mittelgross, 
oval, mit keiligem Grunde, oberseits kahl, unterseits am 
Mittelnerv ziemlich stark, an den Seitennerven zerstreut 
behaart bis kahl. Subfoliardrüsen sehr vereinzelt, oft, ab- 
gesehen vom Mittelnerv, fast fehlend. Blüthenstiele 2 bis 
2!/g em lang, mit zahlreichen Stieldrüsen und drüsenlosen 
Stacheln bewehrt. Kelchbecher am Grunde mit Stieldrüsen; Keleh - 
blätter nach der Blüthe zurückgeschlagen. Griffelköpf- 
chen behaart bis fast kahl. — Schwedenschanze bei Erfurt! — 
R. Gallica X agrestis A. I. b. munimenti R. Keller in A. u. G. Syn. 
VI. 270 (1902). R. gallica X graveolens (?) Reinecke H. — Diese durch das 
äusserst spärliche Vorkommen von Subfoliardrüsen höchst eigenthümliche 
Abänderung einer Kreuzung der R. Gallica mit einem Vertreter der 
Gruppe Sepiaceae wurde meist als R. Gallica X elliptica gedeutet. Eine 
sichere Entscheidung stösst allerdings bei der geringen Zahl unterscheiden- 
der Merkmale auf Schwierigkeiten. Der Einfluss der R. elliptica auf den 
Hibriden muss sich vor allem in der Stellung und Dauer der Kelchblätter 
und in der Bekleidung der Griffel geltend machen. Da R, Gallica' so häufig 
mit wolligen Griffeln vorkommt, dürfte auch das Kreuzungsproduct mit 
der durch wollige Griffel ausgezeichneten R. elliptica dieses Kennzeichen 
tragen. In diesen beiden Charakteren stimmt aber die Rose von der 
Erfurter Schwedenschanze ganz gut zu R. Gallica X agrestis. Die für 
R. agrestis charakteristische Schmalheit der Blättchen kann unter dem 
Einfluss der R. Gallica +; stark verwischt werden. An der Erfurter Rose 
beträgt das Verhältniss der Länge der Blättchen zur Breite im Mittel 
1:0,7, an der ungarischen R. infesta Kmet’ 1: 0,62, eine Differenz, welche 
zur Entscheidung der Stammarten kaum entschiedener ins Gewicht fallen 
kann, als die beiden Merkmale, auf welche wir das Hauptgewicht legen. 


II. Blättehen beiderseits behaart. 


inf&sta. An den blüthentragenden Zweigen finden sich neben kräf- 
tigeren Stacheln feinere in allen. Uebergängen zu Drüsen- 
borsten. Nebenblätter leicht behaart. Blattstiel flaumigfilzig. Blättchen 
1,6mal länger als breit, elliptischh mit breitkeiligem Grunde, bis- 
weilen auch fast abgerundet. Blüthenstiele kurz, mit vereinzelten 
Stieldrüsen, die auch an den Grund des ovalen Kelehbechers übergehen. 
Krone von mittlerer Grösse bis klein. Griffelköpfehen kahl oder 
locker behaart, etwas erhaben. — Ungarn: Krnisov! — R. Gallica X agrestis 
A. II. infesta R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 270 (1902). R. sepium X gallica (?) 
Crepin in Bull. SB. Belg.. XXXIII. 1. 109 (1894). R. infesta Kmet’ Fl. 


Rosa. 271 


exsiec. aust. hung. 462. Sched. II. 32 (1882). — Hierher gehört auch 
a. Bibracensis!) (R. Bibracensis Sagorski in Sched.). Nadelförmige 
Stacheln und Drüsenborsten spärlich. Blättchen im Mittel 1,4mal 
länger als breit, oval mit keiligem Grunde Krone intensiv roth, 
im Durchmesser ca. 31/a.—4 cm. Griffel nicht, verlängert, fast kahl. — Thü- 
ringen: Bibra! — Von Sagorski ursprünglich als R. agrestis var. arvatica 
x gallica gedeutet, wurde die Pflanze in neuerer Zeit (Sched. 1897) als 
R. gallica X elliptica vertheilt. Die gleichen Gründe, die ich bei muni- 
menti anführte, sprechen für die ursprüngliche Auffassung Sagorski’s. — In 
diese Gruppe gehört ferner R. agrestis var. pubescens X R, gallica Schulze 
BV.Ges. Thür.V. 46 (1887), durch besonders starke Behaarung der Blätt- 
chen und starke Bewehrung der Blüthenstiele und Kelch- 
becher ausgezeichnete Abänderung. Flatteriger, ziemlich hoher }) mit nur 
wenig zahlreichen, nadelförmigen Stacheln und Drüsen. Nebenblätter + pubes- 
eirend, mit dieht drüsig gewimpertem Rande, die unteren mit zahlreichen 
Subfoliardrüsen. Blattstiel dieht filzig. Blättchen gross, im 
Mittel 1,4 mal länger als breit, nach dem Grunde meist keilig verschmälert, 
nach vorn stumpfwinklig zugespitzt oder auch fast abgerundet, mit auf- 
gesetzter Spitze, oben dunkelgrün, + behaart bis kahl, unter- 
seits diehter, oft weichfilzig behaart. Zahnung breit, tief, 
abstehend. Blüthenstiele 2—3 cm lang, dieht mit Stieldrüsen und 
vereinzelten drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln bewehrt, 
die auch den ovalen Kelchbecher bekleiden. Griffel etwas hervor- 
tretend, kahl oder spärlich behaart. Krone lebhaft rosa, im 
Durchmesser 3!/a—4 em. — Jena! — 
B. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 
formösula. Blüthentragende Zweige sehr reichlich mit nadel- 
förmigen Stacheln bewehrt, Blättchen oval mit keiligem Grunde, 
oberseits kahl, glänzend, unterseits am Mittelnerv und an den 
Seitennerven zerstreut behaart. Subfoliardrüsen zahlreich. 
Kelehblätter fast drüsenlos. Kelehbecher länglich, drüsenlos. 
Krone gross, lebhaft rosenroth. Griffel etwas behaart. — Genf! (Im 
Dep. Maine et Loire! an verschiedenen Orten). — R. Gallica X agrestis B. 
formosula R. Keller in A. u. G. Syn. 271 (1902). R. formosula Grenier M&m. 
S. Em. Doubs 4 Ser. IX. [1874] 437 [73] (1875). R. anisopoda f. yrandiflora p.p. 
Christ R. Schw. 121 (1873). 


(Frankreich; Ober-Italien.) 


B. I. a. 


10. X 28. (58.) R. Gällieca X tomentella. Ih etwa 1 m hoch, 
mehr oder weniger ungleichstachelig. Kräftigere Stacheln 
gekrümmt, mit breitem Grunde, nadelförmige Stacheln an 
den blüthentragenden Achsen oft zahlreich, bisweilen aber auch sehr 
spärlich. Laubblätter 5—7zählig, Blättehen oft genähert, mit den 
Rändern sich berührend oder übergreifend. Nebenblätter breit, mit 
divergirenden Oehrchen, am Rande drüsig gewimpert, oberseits kahl, 
unterseits behaart, mit mehr oder weniger zahlreichen Subfoliardrüsen. 
Blattstiel filzig behaart, mit zahlreichen, ungleich 
langen Stieldrüsen und bald krummen, bald geraden oder leicht 
gebogenen Stacheln bewehrt. Blättchen durchschnittlich mittelgross, 
oval bis rundlich oval, am Grunde abgerundet, bisweilen herz- 
förmig ausgerandet, vorn abgerundet oder kurz zugespitzt (Zahnung 


*| 


1) S. S. 269 Fussn. 3. 


272 Rosaceae. 


zusammengesetzt, ziemlich tief, offen, Zähne mit 1 oder mehreren 
Drüsenzähnchen oder mit mehreren sitzenden Drüsen), unterseits hell- 
grün, bleich, mit scharf hervortretenden Nerven, an den Nerven, nament- 
lich am Mittelnerv und den Seitennerven + stark behaart, 
über die ganze Fläche meist mit ziemlich zahlreichen 
Subfoliardrüsen bedeckt. Blüthen einzeln oder zu mehreren. 
Tragbl. lanzettlich, ziemlich gross. Blüthenstiele bald kurz, bald 
verlängert, bald mit vereinzelten, bald mit zahlreichen, 
bald ohne Stieldrüsen. Kelchbecher klein, oval bis fast kugelig, 
am Grunde oft etwas drüsig. Kelchblätter auf dem Rücken drüsig, 
mit verlängertem, linealisch-lanzettlichem, drüsig gewimpertem Anhängsel, 
äussere reichlich gefiedert, Fiedern lanzettlich, ziemlich breit, 
mit Drüsenzähnchen, nach der Blüthe zurückgeschlagen. Blumen- 
krone gross (etwa 5!/g cm im Durchmesser), dunkelroth bis rosenroth. 
Griffelköpfehen gross, stark behaart, bisweilen zu einer dicken 
Säule einander genähert. Scheinfrüchte meist vor der Frucht- 
reife abfallend. 

Karlowitz bei Breslau! Bl. Juni. 

R. gallica X tomentella M. Schulze Herb. R. Kabäthi!) 
(= R. dumetorum X gallica) Ansorge Herb. R. venüstula Duffort 
Herb. 


Die Pflanze von Karlowitz wurde von Ansorge als R. dumetorum X Gallica 
gedeutet, M. Schulze sieht in ihr die Kreuzung von R. Gallica X tomentella. 
Crepin weist gewiss mit Recht (SB. Belg. XXXII. 1. 117 [1894]) darauf hin, 
dass die Unterscheidung der R. Gallica X dumetorum von der R. Gallica X tomen- 
tella höchst schwierig sein kann. Im vorliegenden Falle sprechen die Zahnung der 
Blättehen, ihre Subfoliardrüsen, die relativ breiten Kelchfiedern meinem Dafürhalten 
nach für M. Schulze’s Ansicht. — R. venustula aus dem Dep. Gers ist eine 
ähnliche Kreuzung, weiche von der R. Kabathi fast nur durch die schwache Drüsig- 
keit der Blüthenstiele und das Fehlen der Drüsen auf dem Rücken der Kelchblätter 
abweicht. — Nach Buser kommt die R. Gallica X tomentella auch bei Genf 
(Onex) vor. 


R. Gällica X tomentella var. obtusifölia. }j. Kräftig. Stacheln un- 
gleich, an vielen Blüthenzweigen neben etwas kräftigeren, leicht gebogenen 
Stacheln gerade, nadelförmige. Mittlere Laubblätter 5—7 zählig. Neben- 
blätter breit, unterseits dieht behaart, mit zerstreuten Subfoliardrüsen, oben 
kahl, am Rande dicht drüsig gewimpert. Blattstiel dieht behaart, mit zahl- 
reichen Stieldrüsen und mit Stacheln bewehrt. Blättehen meist gross (bis 4!/gcm 
lang und 3/3 cm breit), breitoval, am Grunde herzförmig, kurz zugespitzt. Zahnung 
sehr ungleich, meist einfach, Zähne breit, often, zugespitzt, doch auch zusammen- 
gesetzt, aussen mit 1—2 Drüsenzähnchen, Blättcehen oberseits zerstreut 
anliegend behaart, unterseits über die ganze Fläche dichter be- 
haart, mit drüsenreichem Mittelnery. Hochbl. lanzettlich, behaart, zum 
Theil mit laubartigen Anhängseln. Blüthen zu mehreren. Blüthenstiele 2—2!/2 mal 
so lang als der kugelige oder kugelig-ovale Kelehbecher, mit Stieldrüsen besetzt. 
Kelchbecher stieldrüsenlos. .Kelcehblätter lang, mit lanzettlichkem Anhängsel, am 


1).Nach Hermann Kabath, * 16. Aug. 1816 Braunsberg in Ostpreussen, 

(Domherr, Erzpriester Matern durch Niedenzu br.), 7 12. Dee. 1838 Lissa bei 
Breslau (Schube br.), Fürstbischöfl. Registratur-Assistent in Breslau, Verf. der 
schätzbaren Flora der Umgegend von Gleiwitz. Gleiw. 1846. Auch ich verdanke 
dem kenntnissreichen, wenn auch wunderlichenı Manne, werthvolles Material. A. 


Rosa. 273 


Bande drüsig gewimpert, auf dem Rücken zerstreut stieldrüsig.. Fiedern zahl- 
reich, meist lanzettlich, zum Theil drüsig gewimpert. Krone gross (Durch- 
messer 4—5 em), lebhaft rosa. Griffel behaart, den etwas kegelförmig 
erhabenen Discus als Säule überragend. Scheinfrucht unfruchtbar, bald 
nach der Blüthe abfallend. — (Angers!); im Gebiete selbst zur Zeit noch nicht 
nachgewiesen. — R. gallica X obtusifolia Hy Bull. Herb. Boiss. VI. (1898), App. 
IV. 9; Coste et Pons Herb. Ros. Fasc. IV. 37 (1898). R. Costedäna!) Hya.a. O. 
(1898). 


(Frankreich.) *] 
B. I. a. ao 


10. x 30. (59) R. Gällieca X ceanina. Niederer, ca. !/g m 
hoher bis mässig starker, ca. 11/2 m hoher h, mit dünnen, oft bogig 
überhängenden Zweigen. Stacheln ungleich, kräftigere ge- 
rade oder leicht gebogen, bisweilen auch gleich denen 
der R.canina stark gekrümmt, schwächere nadelförmig, 
drüsenlos oder in einer Drüse endend. Blüthenzweige 
bisweilen fast unbewehrt oder nur mit einzelnen nadelförmigen 
Drüsenstacheln, bald stark ungleichstachelig, mit zahlreichen 
Stieldrüsen und nadelförmigen, drüsenlosen und drü- 
sigen Stacheln. Laubblätter 5—7 zählig, die obern oft 3zählig. 
Nebenblätter kahl oder unterseits, namentlich an den Oehrchen schwach 
flaumig behaart, ohne oder am Öehrchennerv, selten über die ganze 
Fläche mit Subfoliardrüsen, am Rande + dicht drüsig gewimpert. 
Blattstiel + reichlich mit kürzer oder länger gestielten Drüsen besetzt, 
kahl oder zerstreut behaart, bisweilen fast flaumhaarig, oft etwas 
stachelie. Blättchen starr, fast lederartig, mittelgross 
bis gross (2—6!/a cm lang und 1,5—4,5 cm breit), breit-ellip- 
tisch bis fast kreisrund, oder länglich bis breit-eiförmig, 
am Grunde abgerundet oder herzförmig ausgerandet, bisweilen breit- 
keilförmig verschmälert, vorn abgerundet oder kürzer oder länger zu- 
gespitzt, mit einfacher oder zusammengesetzter, drüsenreicher Zahnung, 
deren Zähne bald schmal, lang zugespitzt, bald breit, stumpflich oder 
zugespitzt sind, sitzende Drüsen oder kleine, kerbige oder schärfer zu- 
gespitzte Zähnchen tragen, beiderseits kahl oder auf dem Mittelnerv 
und am Rand zerstreut behaart oder flaumhaarig, ohne 
oder am Mittelnerv und den Seitennerven, namentlich in der 
Nähe des Blättcehenrandes mit mehr oder weniger zahl- 
reichen Subfoliardrüsen. Nerven unterseits oft scharf her- 
vortretend. Hochblätter kurz, lanzettlich. Blüthen einzeln oder in 
mehrblütbigen Blüthenständen. Blüthenstiele ziemlich lang, meist + 
dieht mit Stieldrüsen, denen nicht selten nadelförmige, 
drüsige oder drüsenlose Stacheln beigemengt sind, 
selten nur mit vereinzelten Stieldrüsen oder selbst kahl. Kelchbecher 


1) Nach Abbe Hippolyte Coste, * 20. Dec. 1858 (br.), Pfarrer in St. Paul- 
des-Fonts (Aveyron), verdient um die Kenntniss der Rosen Frankreichs, mit Simon 
Pons, Arzt in Ille-sur-T&t-Pyren&es-Orientales, * 14. April 1861 Corbere (Pyr.-Or.) 
(br.), Herausgeber des Herbarium Rosarum. Fase. 1. II. 1895, 6 Ille-sur-Tet, III 
1897, IV 1898, V 1900 Millau (Aveyr.). 

Ed 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI]. 18 


274 Rosaceae. 


oval, länglich-oval, kugelig-eiförmig, kreiselförmig oder kugelig, bisweilen 
unter dem Discus halsförmig eingeschnür, am Grunde, seltener 
über die ganze Fläche mit Stieldrüsen und nadelförmigen, 
drüsigen und drüsenlosen Stacheln oder völlig kahl. Kelch- 
blätter lang, auf dem Rücken stieldrüsig, mit linealisch-lanzett- 
lichen, meist drüsig gezähnten Anhängseln, nach der Blüthe zurück- 
geschlagen, die äusseren reichlich fiederspaltig (die äussersten 
mit 3—5 linealischen oder linealisch-lanzettlichen Fiederpaaren), Fiedern 
drüsig gewimpert. Blumenblätter gross, bis 3 cm lang, 
schön rosenroth. Discus eben, bisweilen + stark kegel- 
förmig erhaben. Griffel ziemlich dieht behaart, selten fast kahl, 
bald ein Köpfchen bildend, bisweilen aber über den Discus kurz säulen- 
förmig erhaben. Scheinfrucht oval oder oft kreiselförmig, meist früh- 
zeitig abfallend und nur zum kleinsten Theil reifend. 

Lichte Waldungen, Waldränder, Raine mit den Erzeugern. See- 
alpen! Dauphine! Südwestliche! Nördliche Schweiz!! Südliches und 
mittleres Deutschland: Rheinlande! Württemberg! Thüringen!! Provinz 
Sachsen! Kgr. Sachsen! Schlesien! Oesterreich: Böhmen; Mähren! 
Galizien, Niederösterreich, Ungarn! Istrien, Kroatien! Bosnien!! Bl. Juni. 

R. Gallica X canina R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 273 (1902). 
R. gallica X canina Crepin SB. Belg. XXXII. 1. 88 (1894) z. T. 


Da die beiden Erzeuger durch einen bedeutenden Formenreichthum ausge- 
zeichnet sind, werden natürlicher Weise die Kreuzungsproducte selbst ebenfalls 
innerhalb mehr weniger weiter Grenzen abändern. Die Abänderungen betreffen 
vor Allem den Grad der ungleichen Bestachelung, die bisweilen sehr ausgesprochen, 
bisweilen kaum angedeutet ist, die Form und Grösse, vor Allem auch die Zahnung 
der Blättchen, die Form der Scheinfrüchte. Da die Zahnung der Blättehen der 
R. Gallica vorherrschend einfach ist oder die Zähnchen zumeist nur als schwache 
Kerben auftreten, die nur durch die am Ende sitzende Drüse etwas auffälliger sind, 
wird die bei den Kreuzungsproducten auftretende, scharf ausgesprochene, doppelte 
oder mehrfach zusammengesetzte Zahnung als die Einwirkung der R. canina auf- 
gefasst. (Vergl. M. Schulze Mitth. BV. Thüringen V. 48 [1887)). 


Nach der Bezahnung ergibt sich folgende Uebersicht: 
A. Zahnung der Blättchen einfach oder nur mit ganz vereinzelten drüsigen Neben- 
zähnchen. 


I. Jutetianoides. Stacheln gerade oder leicht gebogen, seltener 
stärker gekrümmt, oft ungleichartig, indem von den stärkeren Ueber- 
gänge zu schwächeren sind, die an den Blüthentrieben zu borstenför- 
migen, drüsigen oder drüsenlosen, feinen Stacheln werden, doch 
auch fast gleichartig, indem nur an den Blüthenzweigen vereinzelte Stiel- 
drüsen oder nadelförmige Stacheln auftreten. Nebenblätter kahl, 
drüsenlos, am Rande mit zerstreuten Drüsenwimpern. Blatt- 
stiel + stark drüsig und mit kleinen, gekrümmten Stacheln besetzt. Blätt- 
chen oval bis rundlich eiförmig, meist mit abgerundetem oder schwachherz- 
förmigem Grunde, meist kurz zugespitzt, mit einfachen, meist ziem- 
lich lang zugespitzten, etwas breiten Zähnen. Hochblätter kurz, 
lanzettlich. Blüthen einzeln oder in 2—4blüthigen Blüthenständen. Blüthen- 
stiele + reichlich stieldrüsig. Kelchbecher oval oder fast kugelig, 
oft unter dem Discus etwas eingeschnürt, kahl oder am Grunde, selbst 
über die ganze Fläche mit Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter 
auf dem Rücken drüsenlos oder zerstreut drüsig, drüsig gewimpert, 
mit lanzettlichem, meist drüsenlosem Anhängsel, die äusseren reichlich fieder- 


Kosa, 275 


spaltig, mit drüsig gewimperten Fiedern. Blumenblätter meist sehr gross, 

im Durchmesser 6 cm und darüber; meist lebhaft rosarot. Scheinfrucht zum 

grössten Theil bald nach der Blüthe abfallend, nur ganz vereinzelt bleibend 

und einzelne Nüsschen reifend. — Genf: Compesieres! Um Jena selten!! — 

R. Gallica X camina A.I. lutetianoides R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 274 

(1902). R. canina var. Lutetiana X gallica M. Schulze Mitth. BV. Ges. 

Thüringen V. 48 (1887). — Abänderungen mit einfach gezähnten Blättchen 

sind ferner: 

b. Waitziana!) (R. Waitziana') Trattiniek Monogr. Ros. I. 57 [1825]. 
Vergl. auch J. B. von Keller in Haläcsy u. Braun Nachtr. Fl. N.Oest. 
264 [1882]. Nyman Consp. Suppl. 116. R. Waitziana «. typica Braun in 
Beck Fl. Nied.Oest. 792 [1892]. Crepin SB. Belg. XXXII. 1. 96 
[1894]). 2—3 m hoher f} mit aufrechten Stämmen und etwas verlängerten 
Aesten und Zweigen. Stacheln der Stämme und Aeste zerstreut, 
fast gleichförmig gestaltet; aus schwachem Grunde leicht gekrümmt, 
unter den Blüthenstielen stets mit borstenförmigen unter- 
mischt. Blättehen rundlich eiförmig bis fast kreisrund, scharf 
einfach gesägt. Kelchbecher eiförmig, kahl oder am Grunde mit Stiel- 
drüsen. Kelchblätter auf dem Rücken drüsig. Discus erhöht. 
Griffel kurzhaarig, etwas verlängert. — Der Name Waitzian« 
wird speciell von den österreichischen Autoren (vergl. z. B. Braun in Beck 
Fl. N.Oest. 792 [1892]) in weiterem Sinne als Synonym zu R. Gallica. 
x camina gebraucht. Hierher gehört auch: 

2. transmota! (R. transmota Crepin SB. Belg. VIII. 268 [1869]. 
Nyman Consp. 234) von der typischen Waitziana vor allem durch ge- 
ringeren Drüsenreichthum verschieden. Kelchblätter am Rande 
mit wenigen Drüsen, auf dem Rücken drüsenlos. Diese Form wurde oben 
S. 169 bereits unter R. canina erwähnt, gehört aber nach neuerlichen 
Mittheilungen Cr&pin’s hierher. Ferner 

3. Aunieri!2) (R. Aunieri Cariot Et. d. Fl. 4. ed. II. 180 [1865]. 
Nyman Consp. 234) durch völliges Fehlen der ungleichen Be- 
stachelung ausgezeichnet. Blattstiel sehr drüsenreich, etwas be- 
haart. Blättehen fast kreisrund, mit anliegender Zahnung. 

ce. ämbigens (R. gallica X canina ce. ambigens Gremli in Beitr. z. Fl. d. 
Schw. 71 [1870]. Stacheln zahlreich, sehr ungleich, die 
grösseren gerade oder etwas gekrümmt, theils diek, fast kegelförmig, theils 
zusammengedrückt, die kleineren borstenförmig, mit vielen Stiel- 
drüsen gemischt. Blättchen mittelgross, elliptisch, kahl, und unter- 
seits auf dem Mittelnerv im Jugendzustande behaart, all- 
mählich verkahlend. Zähne breit, hin und wieder mit einem Drüsen- 
zähnchen. Blüthen langgestielt, Blüthenstiele mit schwachen Stiel- 
drüsen. — Ct. Schaffhausen! — Fast identisch ist: 

2. scotinophylias) (R. scotinophylla Boullu in Herb. Ros. Fase. I. 
Nr. 20. 14 [1895]). Blättchen breitoval, kurz zugespitzt. Discus etwas 
kegelförmig erhaben. — Provence! 

I. macräntha#). f} ziemlich reichlich, aber oft fast gleichartig bestachelt, 
unterhalb der Blüthen öfter mit borstenförmigen Stacheln. Blattstiel 
flaumig behaart, Nebenblätter unterseits flaumig. Blättchen 
mittelgross bis sehr gross (an Exempl. von Boreau bis 5,8 cm lang und 
4,2 cm breit), oval, vorn zugespitzt, am Grunde herzförmig, mit offener, hin 


1) Nach Karl Friedrich Waitz, * 1774 7 1848 Altenburg, Geh. Kammerrath 
daselbst, Verf. von Beschreibung der Gattung und Arten der Heiden. Altenburg 1805. 

2) Nach Antoine Aunier, * 25. Dez. 1784 7 9. Aug. 1859 Lyon, Tuch- 
händler daselbst, beschäftigte sich, nachdem er sich vom Geschäft zurückgezogen, 
eingehend mit der Naturgeschichte seiner Heimat (Magnin br. durch Bonnet). 

3) orozeıvdg dunkel, PöAA/or Blatt. 

4) uangog lang, gross, dvdog Blume. 


15* 


276 BRosaceae. 


und wieder doppelter Zahnung, oberseits kahl, unterseits an älteren Laub- 
blättern bisweilen ganz kahl, bisweilen am Mittelnerv behaart. 
Hochblätter ziemlich gross, lanzettlich, Blüthenstiele stieldrüsig. Kelch- 
becher länglich oval, am Grunde stieldrüsig. Kelehblätter bis 3/2 em 
lang, mit ziemlich breitlanzettlichem Anhängsel, die äusseren mit breiten 
Fiedern. Griffel etwas behaart. — (Maine-et-Loire!) — R,. Gallica X canina 
A. II. macrantha R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 275 (1902). — Crepin 
(SB. Belg. XXXII. 1. 89 [1894]) rechnet diese Abänderung zu R. Gallica X 
dumetorum. Uns erscheint sie wegen der ausserordentlich geringen Behaarung 

- als ein Kreuzungsproduet der R. Gallica X canina hispidula. — Hierher 
gehört auch R. canina X gallica M. Schulze Jenapriesnitz! (1891). Zweige mit 
zahlreichen Drüsenborsten, kräftigere Stacheln kurz, gekrümmt. Nebenblätter 
ziemlich schmal. Blattstiel behaart bis fast kahl. Zahnung der Blättchen 
anliegend, wenig scharf. Mittelnerv zerstreut behaart. Blüthenstiele 
dicht drüsig, Kelchbecher kugelig, ziemlich drüsenreich. Kelchblätter 
auf dem Rücken mit Stieldrüsen besetzt. Griffel dicht behaart. 


b. Leveilleit) (R. Leveillei Boullu Bull. SB. Fr. XXI. LXV [1876] 
vergl. auch Cariot Ftudes d. Fl. 6. &d. II. 242 [1879]) ist eine klein- 
blätterige Abänderung. Zweige nur spärlich mitnadelförmigen 

 Stacheln besetzt. Blattstiel etwas behaart, Blättehen in der Jugend am 
Mittelnerv behaart, allmählich + vollständig verkahlend. Zähne öfter 
mit drüsigem Nebenzähnchen. Blüthenstiele mit zahlreichen 
Stieldrüsen und nadelförmigen drüsigen und drüsenlosen 
Stachelchen. Kelchbecher klein, kugelig, vorn kurz halsförmig ver- 
schmälert. Griffel behaart. — Dauphin@! — Stärker behaarte Formen sind 
zu R. canina X dumetorum zu stellen (vgl. S. 279). 


II. cimelium?2) stellt die durch Subfoliardrüsen ausgezeichnete Ab- 
änderung der Gruppe A dar. Blüthenzweige mit vereinzelten nadelförmigen 
Stacheln oder Stieldrüsen, sonst unbewehrt. Blättehen mittelgross bis 
gross (2—5,5 cm lang und 1,5—3,5 em breit), breit-elliptisch oder elliptisch- 
eiförmig, am Grunde abgerundet oder schwachherzförmig ausgerandet, vorn 
stumpf oder kurz zugespitzt, mit etwasungleichmässiger Zahnung, 
indem die Zähne hin und wieder ein drüsiges Nebenzähnchen tragen, unter- 
seitsan dem Mittelnerv undden Seitennerven namentlich in 
der Nähe des Randes mit Subfoliardrüsen. Blüthenstiele drüsig. ' 
Kelchbecher kugelig-eiförmig, am Grunde oft etwas drüsig. Kelchblätter 
auf dem Rücken drüsig. Blumenblätter schön rosenroth. — Ungarn! — 
R. Gallica X canina A. 11I. cimelium R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 276 
(1902). R. cimelium Kmet’ in Oswald Almanach 167 (1893); R. Waitziana 
f. cimelium Kmet’ in Herb. 


IV. firmuloides. Reichverzweigter nur etwa !/s m hoher Strauch mit wenigen 
gebogenen bis völlig geraden, bis 1 em langen Stacheln, 
zwischen denen namentlich an den oberen Theilen des f}, besonders an den 
Blüthenachsen zahlreiche schwächere Stacheln mit Uebergängen 
zu borstigen, drüsenlosen und drüsigen Stacheln sind, Neben- 
blätter schmal, roth überlaufen, mit drüsig gewimpertem Rande, kahl. Blatt- 
stiel meist reichlich mit Drüsen und zerstreut mit Stacheln besetzt. Blätt- 
chen klein, oval, oft lang zugespitzt, am Grunde abgerundet oder etwas 
keilig, mittiefer, einfacher, hie und dadoppelter, breiter Zahn- 
ung. Hochblätter roth überlaufen, drüsig gewimpert. Blüthen einzeln. 
Blüthenstiele lang, ca. 2mal so lang als der Kelchbecher oder auch 
länger, mit zahlreichen Stieldrüsen und nadelförmigenStacheln, 
die auch an den Grund des ovalen Kelchbechers übergehen. 
Kelchblätter auf dem Rücken reich drüsig, mit fädlichen, drüsenlosen 


1) Nach Joseph-Henri L&veill&, * 1796 Crux-la-Ville + 1870 Paris, Arzt 
daselbst, hochverdientem Mykologen. 
2) neıumAıov Kleinod. 


Rosa. 277 


Anhängseln, die äusseren stark fiederspaltig, mit fadenförmigen bis 
linealisch lanzettlichen Fiedern. Blumenkrone von mittlerer Grösse, 
lebhaft rosa gefärbt. Griffel kahl oder fast kahl. — Jenapriesnitz! 
— .R. Gallica X camina A. IV. firmuloides R. Keller in A. u. G. Syn. 276 
(1902). R. canina f. firmula X gallica M. Schulze BV. Ges. Thür. V. 50 
(1887). 

B. Zahnung doppelt oder mehrfach zusammengesetzt. Zähnchen drüsig. 

I. Kosinsciänal). Stacheln gekrümmt oder gebogen, oberwärts mit wenigen 
nadelförmigen Stacheln oder Stieldrüsen vermischt. Blättchen breit, 
rundlich elliptisch, stumpf oder kurz zugespitzt oder auch mit längerer, 
sichelförmig gekrümmter Spitze, unterseits bleich, mit scharf hervortretenden 
Nerven. Zähne tief, scharf zugespitzt, meist etwas anliegend, die 
meisten mit drüsigen Nebenzähnchen. Blüthen einzeln oder in 
armblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele mit Stieldrüsen und sta- 
cheligen Drüsenborsten, die auch an den Grund des eiförmigen Kelch- 
bechers übergehen. Kelchblätter auf dem Rücken reichlichmitStiel- 
drüsen besetzt, die äusseren mit wenigen, schmalen Fiedern. Griffel 
wollig behaart. — Im Verbreitungsgebiet des Bastards nicht sehr selten! — 
R. gallica X canina B. I. Kosinsciana R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 277 
(1902). R. gallica X canina Crepin XXXIII. 1. 89 (1894). R. Kosinsciana 
Besser Cat. sem. h. Crem. 1819, Enum. Volh. et Pod. 46 (1820), 60 (ohne 
Beschreibung), 64 (1821). Deseglise Ess. Monogr. Nr. 55 (1861), Borbäs Ros. 
Hung. 400 (1880), Nyman Consp. 234. R. Waitziana var. Kosinsciana 
Borbäs a. a. ©. 405 (1880). R. andegavensis v. Kosinsciana Braun in Beck 
Fl. N.Oest. 796 (1892). Hierher gehört auch R. canina var. dumalis X 
gallica M. Schulze BV. Ges. Thür. V. 49 (1887). 

b. Morävica2) (R. Waitziana f. Moravica Borbäs a. a. O. 397 [1880)) ist 
eine Abänderung, deren blüthentragende Achsen ziemlich zahlreiche 
nadelförmige Stacheln und kräftigere Stieldrüsen haben. Blattstiele 
drüsig und etwas behaart. Blättchen schmäler, elliptisch oder ei- 
förmig, die untersten auch mit vereinzelten Subfoliardrüsen. 
Blüthenstiele lang, reichlich mit Stieldrüsen und eingestreuten 
Stacheln besetzt. Kelchblätter lang, die äusseren mit langen Fiedern; 
Kelchbecher eiförmig. — Mähren; Kroatien! 

ce. dryadcda?) (R. dryadea Ripart Deseglise SB. Belg. XV. 302 [1876]. 
Nyman Consp. 234) ist ebenfalls als die Kreuzung einer R. Gallica mit 
canına dumalis aufzufassen. fj mit kräftigen, am Grunde verbrei- 
terten Stacheln. Blüthenachsen mit Stieldrüsen. Blättchen oval 
oder rundlich, zugespitzt oder stumpf. Mittelnerv mit Stieldrüsen und 
Stacheln besetzt. Seitennerven zerstreut drüsig. Zähne tief, z. T. einfach, 
vorherrschend doppelt. Blüthenstiele kurz, von den ovalen, zu- 
gespitzten Hochblättern überragt, stieldrüsig. Kelchbecher eiförmig, 
mit feinen Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken 
drüsig.. Griffel behaart, aber nicht wollig. — Dauphine. 

d. insidiosa (R. insidiosa Ripart in Dösöglise SB. Belg. XV. 501 [1876)]) 
steht der vorigen sehr nahe. Zahnung der rundlich-eiförmigen, unterseits 
etwas drüsigen Blättchen doppelt. Kelchbecher klein, eiförmig, unter 
dem Diseus zusammengezogen. Kelchblätter auf dem Rücken drüsen- 
los, aber drüsig berandet. Griffel stärker behaart als an voriger. 
Diseus kegelförmig. — Dauphin@! angeblich auch im östlichen Theil 
des Gebietes. 


1) Nach den Brüdern Joseph und Zacharias Kosinski, Aerzten, welche 
Beiträge zu Besser’s beiden Florenwerken über Galizien und Wolhynien u. s. w. 
lieferten. 

2) Moravicus aus Mähren, 

3) Von Dryas, Baumnymphe (von dos Eiche), wegen ihres Vorkommens in 
Wäldern. 


278 Rosaceae. 


II. virgäta. Stacheln gleiehförmig. gerade, aber nicht lang, sparsam, 
an den blüthentragenden Zweigen fast fehlend. Blättchen doppelt 
gezähnt, Zähne eh nach vorn gerichtet. Blüthenstiele meist einzeln, 
mit kurzen Stieldrüsen. Kelchblätter reichdrüsig, die äusseren mit 
zahlreichen Fiedern. — Schweiz. — R. gallica X canina a. virgata Gremli 
Beitr. z. Fl. d. Schw. 71 (1870). Von R. Gallica X canina A. IV. firmu- 
loides durch die doppelte Zahnung verschieden. 

II. depr&ssa. Gestalt der R. Gallica. Stacheln klein, sichelförmig, hie 
und da mit kleineren, fast geraden Stacheln und vereinzelten Stieldrüsen. 
Blättchen gross, doppelt gezähnt, Zähne zugespitzt. Blüthen sehr 
gross, lebhaft rosa. — Schweiz. — R. gallica X canina d. depressa Gremli 
Beitr. z. Fl. d. Schw. 71 (1870). 

IV. Chabertil). }h 1—2 m hoch, Stacheln zerstreut, krumm oder gerade, 
an der Spitze der Blüthenzweige mit feinen, borstenförmigen, 
theils drüsenlosen, theils in einer Drüse endenden Stacheln. 
Nebenblätter breit, kahl, drüsig berandet; Blattstiel kahl; Blättehen mittel- 
gross, fast kreisrund, etwas stumpf oder oval und zugerundet, Zahnung 
reichlich zusammengesetzt. Zähne gross, offen, scharf zugespitzt, ab- 
stehend, innen mit 0—2, aussen mit 3—5 Drüsenzähnchen. Blüthen einzeln 
oder in 3—4blüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele, drüsig-borstig, 
meist kürzer als die ovalen, zugespitzten Hochblätter. Kelchbecher drüsen- 
los, eiförmig, gegen die Spitze zusammengezogen. Kelchblätter auf dem 
Rücken drüsenlos, mit lanzettlichem Anhängsel. Griffel kurz, behaart. 
— Auch diese durch die zusammengesetzte Zahnung der Blättchen 
besonders charakterisirte Abänderung der Kreuzung ist im westlichen und öst- 
lichen Theil des Gebietes nachgewiesen, so in Ungarn! Mähren! Provence: 
Seealpen! ete. — R. Gallica X canina B. IV. Chaberti R. Keller in A. u.G. 
Syn. VI. 278 (1902). R. Chab. Desöglise in Cariot Et. d. Fl. 4. ed. U. 180 
(1865) SB. Belg. XV. 360 (1876). Nyman Consp. Suppl. 116. R. gallica X 
canina Crep. SB. Belg. XXXIH. 1. 90 (1894). — Hierher gehört auch 
R. canina var. biserrata X gallica M. Schulze a. a. O. 49 (1887), von Chaberti 
durch die stärkere Drüsigkeit abweichend. — Schösslinge z. T. ausser- 
ordentlich dieht mit ungleich grossen Stachein besetzt (bei 40 
im Interfolium). Stärkste Stacheln gekrümmt, schwächere gebogen oder ge- 
rade. Nebenblätter ziemlich schmal, dieht drüsig gewimpert, unter- 
seits wenigstens an den Oehrchen mit Subfoliardrüsen versehen. Blatt- 
stiel drüsenreich. Blättchen gross, oval, am Grunde abgerundet oder herz- 
förmig ausgerandet, unterseits mit scharf hervortretendem Adernetz, hin und 
wieder mit einzelnen Subfoliardrüsen. Zähne ziemlich breit, mit 2 
oder mehr kleinen Drüsenzähnchen. Blüthen meist einzeln, Blüthen- 
stiele lang, meist mit zahlreichen Stieldrüsen und nadelförmigen, 
drüsigen und drüsenlosen Stacheln. Kelchblätter auf dem Rücken 


1) Nach Pierre Chabert, * 1796, 7 10. Juni 1867 Lyon, Schuhmacher da- 
selbst, welcher mit grossem Eifer die dortige Flora erforschte und besonders die 
Rosen, von denen er manche neue Formen Cariot und Boreau, bez. Deseglise 
mittheilte, sehr gut kannte. Nach ihm hat Cariot auch eine Campanula und 
einen Senecio benannt (Magnin br.). Pierre Chabert war, soweit bekannt, nicht 
verwandt mit zwei gleichnamigen Botanikern Südost-Frankreichs: E. Chabert, 
+ um 1895, etwa 75 Jahre alt, ehemals Friedensrichter in St. Vallier (Dröme), 
nach dem eine Carex von F. Schultz benannt ist (Magnin u. Alfr. Chabert 
br.) und Alfred Chabert, * 29. Febr. 1836 Chambery (br.), Militär-Oberarzt I. Cl. 
a. D. daselbst, nach dem u. a. ein Hieracium des Ct. Wallis von Wolf und ein 
Bunium Algeriens von Battandier benannt wurden. Der letztere botanisirte ausser 
in seiner Heimat Savoyen an verschiedenen Orten der Schweiz, Frankreichs und 
Algeriens und hat manche werthvolle Beiträge zur Flora dieser Länder und zu 
deren Geschichte veröffentlicht; auch die Verf. der Synopsis verdanken ihm manche 
schätzbare Mittheilung. 


Rosa. 279 


drüsenborstig, am Rande drüsig gewimpert. Blumenkrone im Durch- 
messer bis 6 cm, intensiv rotb. Kelchbecher oft reich an Stieldrüsen. Griffel 
stark behaart bis wollig.. — Genf! Rheinpreussen! Kgr. Sachsen! Um Jena!! 
— Hierher gehört auch 
b. Timeroyit) R. Timeroyi Chabert in Cariot Et. d. Fl. 4. &d. II. 180 [1865)]), 
ausgezeichnet durch etwas flaumige Blattstiele und breite, fast kreisrunde 
Blättehen. — Auch 
ce. protda?2) (R. protea Ripart Desöglise SB. Belg. XV. 503 [1876]) 
gehört nach Crepin (SB. Belg. XXXII. 1. 90 [1894]) hierher. Hoher 
h mit bogig überhängenden Aesten. Stacheln gebogen, am Grunde ver- 
breitert, oberwärts, namentlich an den Blüthentrieben mit nadelförmigen 
Stacheln und Stieldrüsen vermischt. Blättchen eiförmig bis länglich- 
eiförmig, unterseits bläulich bereift, mit drüsenreicher, zu-’ 
sammengesetzter Zahnung. Blüthenstiele sehr kurz, drüsig- 
borstig. Kelchbecher eiförmig, drüsig-borstig. Kelchblätter auf 
dem Rücken drüsig. Blumenblätter gross, purpurn. Griffel behaart. Discus 
kegelförmig. 
ıv* psilophylla). h '/’r—1"/2 m hoch. Stacheln stark, gerade oder gebogen. 
Stieldrüsen fehlen. Blättchen gross (bis 6 em lang), eiförmig oder rundlich 
eiförmig, jung unterseits auf den Nerven zerstreut behaart. Zahnung 
reichlich zusammengesetzt. Blüthenstiele mit Stieldrüsen und borsten- 
förmigen, drüsigen und drüsenlosen Stacheln besetzt, die auch an den 
kugeligen Kelchbecher übergehen. — Schweiz! — R. gallica X canına 
b. psilophylla Gremli Beitr. Fl. Schw. 71 (1870) nicht Rau. 


Max Schulze beschreibt in BV. Ges. Thür. V. 50 (1887) eine R. canina 
var. glaberrima X gallica in folgender Weise: Kaum 1 m hoher f} mit seltener, 
einfacher Bestachelung. Stacheln gekrümmter als bei allen anderen Kreuz- 
ungen der canina mit der gallica. Blattstiel wenig drüsig, mitunter ziemlich reich- 
lich bestachelt, selten einige Härchen tragend. Nebenblätter kahl, nur am Rande 
drüsig gezähnelt, ebenso die ziemlich entwickelten, zuweilen laubartigen Hoch- 
blätter. Blättehen zu 5 oder 7, rundlich oval, zuweilen fast kreisrund, 
deutlich gestielt, ihr Grund meist breit abgerundet oder auch breit in das Stielchen 
verlaufend, nach vorn abgerundet oder kurz zugespitzt, oben dunkelgrün glänzend, 
unten matt, völlig kahl und drüsenlos. Zahnung einfach, selten gedoppelt. 
Blüthenstiel kurz bis sehr lang, einzeln oder zu 2 bis 3 beisammenstehend (in 
letzterem Falle ist der centrale sehr kurz, die beiden seitlichen sehr lang), zer- 
streut stieldrüsig. Kelchbecher rundlich oval. Zipfel drüsenlos 
bis auf den schwach drüsigen Umriss, mit lanzettlichen, drüsenlosen Anhängseln. 
Griffel kahl oder schwach behaart. Blumenkrone mässig entwickelt, rosa. 
Pflanze halbsteril. — Jenapriesnitz! — Nach den Exemplaren, die mir mein Freund 
Max Schulze zur Einsicht schiekte, wage ich nicht, die Pflanze für Kreuzungs- 
product der R. Gallica X canina zu erklären. 


(Frankreich; Russland.) x? 


10. x 31. (60.) R. Gällica X dumetorum. h 0,3 bis 1 m’ 
hoch. Bestachelung oft ungleichartig; kräftigere Stacheln 
aus breitem Grunde gebogen bis hakig gekrümmt, schwächere nadel- 


1) Nach Mare-Antoine Timeroy, * 22. Aug. 1793 La Frette (Isere), 7 31. Nov. 
1856 Lyon, Buchhalter daselbst, welcher dort eifrig botanisirte und besonders 
A. Jordan (s. 8. 109 Fussn. 1) nahe stand, dem er u. a. die II. S. 283 erwähnte 
‚4era aggregata mittheilte. (Bonnet br. nach Mulsaut in Ann. Soc. Linn. Lyon 
V [1858].) 

2) Nach dem in Homer’s Odysee erw ähnten Meergotte Proteus, welcher vielerlei 
Gestalten annahm: also vielgestaltig. 

3) ılög kahl, pVAAorv Blatt. 


280 Rosaceae, 


förmig, gerade, in drüsenlose und drüsentragende, 
borstenförmige Stacheln übergehend, die namentlich 
an den Blüthentrieben oft in ausserordentlich grosser Zahl vor- 
handen sind, selten fast vollständig fehlen. Laubblätter 5—7 zählig, 
die oberen auch nur 3zählig.. Nebenblätter breit, unterseits dicht be- 
haart, oberseits meist kahl, am Rande + dicht drüsig gewimpert, mit 
langen, zugespitzten Oehrchen, die bisweilen am Nerv oder 
über die ganze Fläche Subfoliardrüsen tragen. Blatt- 
stiel dicht behaart, bisweilen fast filzig, + drüsenreich 
„und stachelig. Blättchen meist mittelgross bis gross (2—5 cm 
lang und 1,5—4,5 cm breit), starr, fast kreisrund, rundlich 
eiförmig bis länglich-eiförmig oder elliptisch, am Grunde abgerundet 
oder herzförmig ausgerandet, vorn kurz zugespitzt, mit einfachen, 
breiten, drüsenlosen Zähnen, selten mit zusammengesetzterer 
Zahnung, indem die Zähne Drüsenzähnchen und sitzende Drüsen tragen, 
unterseits am Mittelnerv und an den Seitennerven 
+ dieht behaart oder über die ganze Fläche, selten 
beiderseits und dann unterseits oft dicht, fast weich- 
filzig, oberseits zerstreut, anliegend behaart, ohne oder 
an den Seitennerven mit vereinzelten Subfoliardrüsen. Blüthen einzeln 
oder in mehrblüthigen Blüthenständen. Hochblätter gleich den 
Nebenblättern behaart, meist kürzer als die Blüthenstiele, lan- 
zettlich. Blüthenstiele bis 4mal so lang als die Kelchbecher, meist mit 
zahlreichen Stieldrüsen und vereinzelten, nadelförmigen, 
drüsenlosen oder in einer Drüse endenden Stacheln, 
selten kahl. Kelchbecher oval, am Grunde oder über die ganze Fläche 
mit Stieldrüsen und feinen, drüsigen oder drüsenlosen Stacheln, doch 
auch drüsenlos; Discus eben, bisweilen kegelförmig erhaben. Kelch- 
blätter auf dem Rücken dicht drüsig, seltener drüsenlos. Blumen- 
blätter gross, 2!/—3 cm lang, rosenroth, selten rein weiss. Griffel 
spärlich behaart bis weisswollig, bisweilen säulenförmig 
erhaben. Scheinfrüchte sehr mangelhaft sich entwickelnd. 

Lichte Waldungen, Waldränder, Raine mit den Erzeugern. Dau- 
phin&! Westliche! und nördliche!! Schweiz; Baden; Baiern ! Thüringen !! 
Prov. und Kgr. Sachsen! Schlesien! Galizien; Böhmen! Mähren! Nieder- 
österreich! Ungarn! Kroatien! Bl. Juni. 

R. Gallica X’ dumetorum R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 279 
(1902). Vel. auch R. gallica X canına Crepin SB. Belg. XXXII. 
1. 88. 

Die Abänderungen dieses Kreuzungsproductes beziehen sich ebenfalls auf den 
Grad der Ungleichartigkeit der Bestachelung, der Behaarung, Form und Grösse der 
Blättehen,, Drüsigkeit und Bestachelung der Blüthenstiele, Kelchbecher und Kelch- 
blätter, Form der Kelchbecher, bez. Scheinfrüchte und Behaarung der Griffel. 

Die Abarten und Unterabarten können in folgender Weise geordnet werden: 


A, Zahnung einfach oder nur mit vereinzelten Drüsenzähnchen. 
I. Blumenblätter + intensiv rosenroth gefärbt. 
a. collina. }} gedrungen, '/—2 m hoch. Aeste und Zweige gleichartig 
bestachelt; an den Blüthenstielen vereinzelte Stieldrüsen und nadel- 


1 
?) 
3 


) 
) 


Rosa. 281 


förmige Stacheln. Stacheln an den Stämmen und Aesten mit schmalem, 
länglichem Grunde, zusammengedrückt, gekrümmt, an den Zweigen mit 
rundlichem Grunde, gebogen. Nebenblätter mit lanzettlichen, an den 
Rändern von weissen Flaumhaaren und Drüsen gewimperten 
Oehrehen, unterseits meist + dicht anliegend behaart. 
Blattstiel kurz flaumhaarig mit Stieldrüsen und unterseits mit 
kurzen, gekrümmten Stacheln. Blättchen mittelgross bis gross, bisweilen 
auch klein, starr, meist breiteirund bis fast kreisrund, in 
einigen Abänderungen auch elliptisch bis fast länglich elliptisch, am 
Grunde abgerundet, herzförmig ausgerandet oder auch etwas verschmälert. 
Zähne einfach, breit, oft + anliegend, seltener hin und wieder mit 
einem Drüsenzähnchen. Oberseite der Blättehen kahl, dunkel- 
grün, in einigen Abänderungen auch zerstreut behaart; Unter- 
seite am Mittel- und den Seitennerven + stark behaart, 
bisweilen über die ganze Fläche flaumhaarig, am Rande 
gewimpert. Hochblätter eiförmig-lanzettlich , fast kahl, nach vorn mit 
drüsig gezähneltem Rande, so lang oder kürzer als die Blüthenstiele. 
Blüthen einzeln oder in wenigblüthigen Biüthenständen. Blüthenstiele 
mit + zahlreichen, feinen Stieldrüsen. Kelchbecher eiförmig, 
kahl oder am Grunde mit einzelnen Drüsenborsten. Kelchblätter 
auf dem Rücken mit Stieldrüsen besetzt, die äusseren mit lanzett- 
lichen, + drüsig-gezähnten Fiedern. Blumenblätter gross, 2a bis 
3 em lang, rosenroth. Griflel ein grosses, weisswolliges Köpfchen 
bildend.. — An den gemeinsamen Standorten der Erzeuger nicht gerade 
selten; Dauphin&! Westliche! und nördliche Schweiz!! Baden!! Bayern, 
Thüringen!! Prov. und Kgr. Sachsen ! Galizien; Mähren; Niederösterreich ; 
Ungarn! — R, Gallica X dumetorum A. I. a. collina R. Keller in A. 
u. G. Syn. VI. 280 (1902). R. Gallica X eamina fol. pubese. Crepin SB. 
Belg. XXXII. 1. 89 (1894). R. collina Jaeq. Fl. Austr. II. 58 t. 197 (1774). 
Vergl. auch J. B. von Keller in Haläcsy und Braun Nachtr. Fl. N.Oest. 
260 (1882). Koch Syn. ed. 2. 251. Nyman Consp. 235. Suppl. 115. — 
Abänderungen mit breiten, fast kreisrunden Blättchen und 
wollig behaarten Griffeln sind 
2. Christii!) (R. collina var. Christü J. B. v. Keller a. a. O. 261 
[1882]). R. Christii Wiesbaur O.BZ. XXIX. 146 (1879). R. canina X 
trachyphjlla Christ (br. an Wiesbaur) von der typischen colüina durch 
die in allen Theilen schwächere Behaarung abweichend, sodass bis- 
weilen nur noch die Mittelrippe behaart ist. — Niederösterreich. — Ganz 
ähnlich ist auch 


b. Leveillei2), die etwas stärker behaarte Modification der R. 
Leveillei Boullu in Herb., die eine Uebergangsform der Caninae hispidae 
(R. Gallica X canina z. T.) und Collinae (R. Gallica X dumetorum 
z. T.) darstellt. — Dauphin&! Vgl. S. 276. Von den von mir gesehenen 
Exemplaren der R. Leveillei sind einige so schwach behaart, dass man 
sie zu R. Gallica X canina stellen darf; andere etwas stärker bekleidete 
würden hier gesucht werden, müssen daher an dieser Stelle erwähnt 
werden.) — In entgegengesetzter Richtung ändert ab 


3. Clusiana3) (R. collina 6. Clusiana H. Braun in Beck Fl. 
N.Oest. 802 [1892]). Blüthentragende Achsen oft wehrlos. Nebenblätter 
manchmal auf der Fläche mit zerstreuten Subfoliardrüsen. Zahnung 
etwas unregelmässig. Unterseite der Blättchen auf der Fläche 
behaart, am Mittelnerv und hie und da an den Seitennerven mit Sub- 
foliardrüsen. Kelchblätter auf dem Rücken dicht drüsig borstig. 


s 


S. I. S. 229 Fussn. 3 u. VI. S. 205 Fussn. 3. 
S. S. 276 Fussn. 1. 
S. II. S. 441 Fussn. 1. 


2838 Rosaceae. 


Blumenblätter blass-rosenroth. Scheinfrüchte kugelig oder kugelig- 
eiförmig. — Niederösterreich. — Eine kahlgriffelige Abänderung ist 

4. Mygindit) (R. collina $. Mygindi Braun in Beck Fl. N.Oest. 
802 [1892]). Blüthenzweige fast wehrlos. Blättchen unterseits über 
die ganze Fläche behaart. Kelchblätter auf dem Rücken fast drüsen- 
los. — Niederösterreich. — Hierher gehört ferner 

5. corymbifera (R. coliina a corymbifera J. B. v. Keller in 
Haläcsy u. Braun Beiträge Fl. N.Oest. 261 [1882]). Nebenblätter breit 
lanzettlich, beiderseits oder unterseits dieht behaart; Blattstiel filzig; 
Blättehen beiderseits flaumhaarig. Hochblätter gross, beiderseits 
oder unterseits dicht. behaart. Blüthen in 3- bis vielblüthigen 
Blüthenständen, Blüthenstiele flaumhaarig nur mit vereinzelten 
Stieldrüsen. Kelchbecher eiförmig. Kelchblätter auf dem Rücken 
drüsenlos, an den Rändern drüsig gewimpert, mit langem, lanzettlichem, 
gesägtem Anhängsel. Blumenblätter blassrosa, fast weisslich. Griffel 
borstig behaart. — Hin und wieder im westlichen und östlichen Theil 
des Gebiets. 

Abänderungen mit relativ schmalen Blättchen sind 

8. Clotildea2) (R. Clotildea Timbal-Lagrave bei Cröpin SB. 
Belg. VIII. 260 [1869]. Vgl. auch Cr£pin a. a. ©. XXXII. 1. 91 [1894]. 
Deseglise SB. Belg. XV. 220 [1876]. Nyman Consp. 231), deren Blätt- 
chen oberseits kahl, unterseits behaart sind, im Gebiete, wie 
es scheint, noch nicht nachgewiesen. Nach den Darlegungen von De&s- 
eglise ist es nicht unwahrscheinlich, dass Timbal-Lagrave diesen 
Namen nicht nur auf eine Rosenform angewendet hat. — Stärker 
behaarte Abänderungen sind u 

y. leucographa3) (R. collina ß. leucographa J. B. v. Keller 
in Haläcsy und Braun Nachtr. Fl. N.Oest. 263 [1882)). Stacheln 
dünn, gerade. Nebenblätter dieht behaart. Blattstiel dieht be- 
haart, drüsen- und stachellos. Blättchen ziemlich klein, eiförmig bis 
elliptisch, spitz, am Grunde abgerundet, beiderseits dicht 
grau behaart. Blüthenstiele theils drüsenlos, theils stiel.- 
drüsig. Kelehbecher länglich-eiförmig. Kelchblätter auf dem 
Rücken fast drüsenlos. Griffel kahl bis borstig behaart. — Nieder- 
österreich. 

6. Vukotinovieiit) (R. Vukotinoviei Borbäs Herb. Vergl. 
Crepin Bull. SB. Belg. XXXII. 1. 97 [1894]. Kräftigere Stacheln 


1) Nach Franz von Mygind, * 1710 Broust bei Aalborg (Jütland), 7 6. April 
1789 Wien, Kaiserl. Hofrath bei dem Commereien -Direetorium (jetzt Handels- 
Ministerium), dem Freunde und Mitarbeiter N. J.v.Jaecquin’s und F.X.v.Wulfen’s 
(vgl. II. S. 312 Fussn. 1), welchen Letzteren er freigebig behufs seiner Alpenreisen 
unterstützte. M. botanisirte in Nieder-Oesterreich sowie im Oesterreichischen und 
besonders 1758 im Kroatischen Küstenlande; sein Herbar vermachte er der Uni- 
versität in Ofen (jetzt Budapest). Nach ihm benannte Jacquin (Stirp. amer. hist. 
24 [1763]) die Tropisch-americanische Celastraceen-Gattung Myginda. (Vgl. Hohen- 
bühel-Heufler ZBG. Wien XX. Abh. 879 [1870]. Von den von M. unter- 
schiedenen Arten ist neuerdings Arabis hispida (vgl. Kerner. Fl. Austr. Hung. 
Nr. 605, Schedae II. 102 [1882]) wieder zur Geltung gebracht worden. 

2) Timbal-Lagrave, welcher in Bull. Soc. Hist. nat. Toulouse IV. 172 
(1870) eine (schwerlich diese) R. Clotildea beschreibt, giebt keine Erklärung dieses 
Namens. 

3) Aevroyoap&w ich male weiss. 

4) Nach Ludwig von Farka$-Vukotinovid, * 13. Jan. 1813, 7 17. März 1893, 
Agram (Hirc br.) zuletzt (bis 1867) Obergespan des Kreuzer Comitats, später ein- 
flussreichem Landtagsabgeordneten, hochverdient um die Flora Kroatiens, mit J. C. 
Ritter Schlosser von Klekowski (s. S. 127 Fussn. 1) Verf, der Syllabus Florae 
Croaticae Zagr. 1857 und der Flora Croatiea Zagr. 1869. Vgl. J. A. Knapp ÖBZ. 
XXIX. 1 mit Bildniss. 


Rosa. 283 


aus breitem Grunde, hakig gebogen; nadelförmige Stacheln an 
den Blüthenachsen vorhanden, aber nicht sehr zahlreich. 
Nebenblätter breit, drüsig gewimpert, oberseits kahl, unterseits 
dicht behaart. Blattstiel fast filzig, mit kürzeren und längeren 
Stieldrüsen besetzt, mit ziemlich vielen, z. T. ziemlich grossen, ge- 
krümmten Stacheln. Blättehen gross, oberseits anliegend 
behaart, unterseits sehr dicht, fast filzig behaart. Blüthen 
in mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele dicht stiel- 
drüsig und mit nadelförmigen drüsenlosen und drüsigen Stacheln be- 
setzt; Kelchbecher am Grunde gleich den Blüthenstielen bekleidet. Kelch- 
blätter auf dem Rücken dicht drüsig, am Rande dicht drüsig gewimpert. 
Griffel etwas verlängert, behaart. — Kroatien! — R 
b. Boreykiänal). Starker, reichverzweigter, etwas gedrungener, fast 2 m 
hoher }}. Aeste und Zweige, namentlich die Blüthentriebe ungleichstachelig. 
Kräftige Stacheln spärlich, schwach abwärts gebogen, ziemlich lang; Blüthen- 
zweige stachelborstig. Nebenblätter unterseits dicht anliegend be- 
haart, am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel dieht behaart, mit 
zahlreichen Stieldrüsen und kleinen, theils geraden , theils gebogenen 
Stachelchen. Blättehen an den Blüthentrieben zu 3—5, eirund, mit: herz- 
förmigem Grunde, vorn zugespitzt, gross, oberseits anliegend, unter- 
seits dieht, an den Nerven oft zottig behaart, hin und wieder 
mit Subfoliardrüsen. Zähne bisweilen mit drüsigen Nebenzähnen. 
Hochblätter eiförmig lanzettlich, meist mit einem länglich lanzettlichen 
Blättchen, kürzer oder so lang wie die Blüthenstiele. Blüthen einzeln oder 
in mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele mit meist kräftigen, 
borstlichen Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher oval, unter dem 
Discus nicht selten halsförmig verschmälert, am Grunde oft drüsen- 
borstig. Kelchblätter auf dem Rücken mit Stieldrüsen besetzt. 
Blumenblätter gross, lebhaft rosenroth. ‚Griffel ein grosses, + dicht 
behaartes Köpfehen bildend. — Im ganzen Verbreitungsgebiet der Kreuzung 
von R. Gallica X dumetorum und oft zusammen mit collina!! R. Gallica 
X dumetorum A. 1. b. Boreykiana R. Keller in A. u.G. Syn. VI. 283 (1902). 
R. gallica X canina (dumetorum) Crepin SB. Belg. X VIII. 356 (1879) 
XXXII. 1. 89 (1894). R. Boreykiana Besser Cat. sem. h. Crem, 1820, 
Enum. Pod. et Volh. 61 (ohne Beschreibung), 65 (1821). Crepin a. a. O. 
XVII. 254 (1879) J. B. von Keller in Haläesy und Braun Nachtr. Fl. 
N.Oest. 257 (1882). Nyman Consp. 235. R. canina var. 6. collina Regel 
Tent. Ros. monog. 53 (1877). R. collina v. boreykiana Braun in Beck 
Fl. N.Oest. 803 (1892). — Stellt R. Gallica X dumetorum A. I. a. 
collina in Bezug auf die Behaarung in ihrer typischen Ausbildung 
die Kreuzung zwischen einer etwas stärker behaarten R. dumetorum platy- 
phylla X Gealliea dar, in welcher der Einfluss letzterer auf den Grad der 
Bestachelung stark zurücktritt, so haben wir in der R. Gallica X dume- 
torum A. I. b. Boreykiana in Bezug auf die Behaarung die Kreuzung 
zwischen R. Gallica X dumetorum Thuilleri, in welcher die Art der 
Bestachelung durch R. Gallica stark beeinflusst wurde. So wenig aber 
zwischen R. dumetorum platyphylla und Thuilleri einerseits, stark und 
schwach ungleichartig bestachelten Abänderungen der R. Gallica ander- 
seits scharfe Grenzen bestehen, ebensowenig ist zwischen den beiden Ab- 
änderungen collina und Boreykiana eine scharfe Grenze zu ziehen. Es 
kann, wie uns die Abänderungen der collina lehren, die stärkere Behaar- 
ung der Boreykiana mit der mangelnden Ungleichförmigkeit der Bestachel- 
ung verbunden sein, wie umgekehrt die Ungleichförmigkeit der Bestachelung 
der Boreykiana mit der geringeren Behaarung der typischen collina kom- 
binirt ist. Eine derartige mittlere Stellung nimmt 


1) Nach dem Marschall und Ritter Boreyko, Ehreninspector der Schulen des 
Kreises Rowno in Wolhynien, welchem Besser werthvolle Beiträge besonders für 
den Garten von Krzemieniec verdankte. 


Rosaceae. 


2. Lloyjdii!) (R. Lloydi Deseglise SB. Belg. XV. 391 [1876]. Nyman 
Consp. 235. R. collina Lloyd in Herb.) ein. Blättchen rundlich - oval 
mit tiefer, offener, einfacher Zahnung, oberseits kahl, 
unterseits an den Nerven, bisweilen nur am Mittelnerv stärker 
behaart. Hochblätter oberseits kahl, unterseits schwach behaart. 
Blüthenstiele länger als die Hochblätter, einzeln oder in mehr- bis 
vielblüthigen Blüthenständen, drüsenborstig. Blumenblätter rosenroth. 
Griffel wollig behaart. — Thüringen! Prov. Sachsen! Kgr. Sachsen! — 
Ein Theil der als R. dumetorum f. platyphylla X gallica von Schulze, 
Reinecke, Schlimpert u. a. bezeichneten Kreuzung. Hierher ge- 
hört auch 

b. vineticola (R. collina u. vineticola Braun in Beck Fl. Nied. 
Oest. 803 [1892]. R. Lloydi J. B. v. Keller in Haläcsy und Braun 
Nachtr. Fl. N.Oest. 257 [1882]), eine den Uebergang zu Friedlaenderiana 
vermittelnde Abänderung, die durch die öfter auftretende doppelte 
Bezahnung ausgezeichnet ist. — Zu den stärker behaarten Ab- 
änderungen der Boreykiana gehört 


3. percursöria (R. percursoria Borbäs und Vukotinovi@ Herb.) Kroatien! 


II. Blumenblätter rein weiss. Blumenkrone + gefüllt. 


alba. (Weisse Rose; niederl.: Witte Roos; dän.: Hvide Rose; franz.: 
Rose blanche; ital.: Rosa bianca; böhm.: Rüze bilä.) Bestachelung einfach 
oder etwas ungleichartig, indem an den Blüthenzweigen oft nadel- 
förmige Stacheln und Drüsenborsten auftreten. Stacheln gebogen. 
Nebenblätter unterseits dicht behaart, drüsig gewimpert. Blattstiel 
dicht behaart, mit zahlreichen Stieldrüsen und kleinen, theils geraden, 
theils schwach gebogenen Stacheln, die auch an den Mittelnerv übergehen. 
Mittlere Laubblätter 5zählig. Blättehen gross bis mittelgross, rund- 
lich-elliptisch, oft fast kreisrund, mit abgerundetem Grunde vorn 
oft kurz zugespitzt. Zahnung einfach oder mit vereinzelten Neben- 
zähnchen. Oberseite der Blättehen kahl, Unterseite dicht behaart, 
am Mittelnerv, hin und wieder auch an den Seitennerven mit einzelnen 
Subfoliardrüsen. Hochblätter breit lJanzettlich, meist in ein lan- 
zettliches Blättehen endend, meist kürzer als die Blüthenstiele. Blüthen 
meist in mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele meist ver- 
längert, + dicht mit Stieldrüsen und Drüsenborsten besetzt. 
Kelchbecher eiförmig, drüsenborstig. Kelchblätter nach dem Verblühen 
zurückgeschlagen, später z. T. etwas abstehend, früh abfallend, auf dem 
Rücken drüsenborstig, kürzer als die Blumenblätter. Griffel behaart, 
ein grosses Köpfchen bildend. Scheinfrucht eiförmig. — Häufig in Gärten 
eultivirt und als Gartenflüchtling hin und wieder verwildert. — R. Gallica 
x dumetorum A. II. alba R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 284 (1902). R. 
alba L. Spee. pl. 492 (1753). Seringe DC. Prod. II. 621 (1825). Christ Ros. 
Schw. 207 (1873). Deseglise SB. Belg. XV. 397 (1876). Crepin SB. Belg. 
XVII. 1. 356 (1879). M. Schulze Jena’s w. Ros. BV. Thüring. V. 56 (1887). 
Crepin Nouv. classif. 14 (1891). Koch Syn. ed. 2. 253. Nyman Consp. 
Suppl. 115. Hayne Arzneigew. XI. t. 31. Die Herkunft dieser seit langer 
Zeit eultivirten Rose ist unbekannt. Deseglise glaubt, dass sie in Asien 
spontan vorkomme, J. B. v. Keller (in Haläcsy u. Braun Nachtr. Fl. 
N.Oest. 259 [1882]) hält R. macrocärpa2) (Boissier in Fl. Or. I. 684 
[1872] nicht Merat. R. stupenda Crepin bei Boiss. a. a. O. [1872]. R. megalo- 
cärpa 3) Desegl. M&m. Soc. ac, Maine-et-Loire XVII. 117 [1873]) für ihre 
spontane Form, von der Boissier (a. a. O.) sagt, dass sie in Bezug auf 
die Gestaltung und in Bezug auf die Grösse der Blättehen mit alba über- 
einstimme. R. macrocarpa hat aber kahle Laubblätter und kann deshalb 


1) 8. II. S. 624 Fussn. 1. 
2) Von uaxoog lang, gross und zaozös Frucht. 
3) Von ueyag gross und xa070S. 


Rosa. 285 


nicht als Stammform in Frage kommen. Boissier selbst identifieirt R. alba 
mit R. Boreykiana Besser, die indessen schon durch die rosenrothen bis blass- 
rothen Blumenblätter von der Linn@’schen R. alba abweicht. Der erste, der 
auf den muthmaasslich hibriden Ursprung der R. alba hinwies, war Christ 
(a. a. ©. 207). Cre&pin schliesst sich dieser Auffassung an. Später hat 
Christ die R. alba als Abkömmling einer Kreuzung von R. Galliea X corü- 


folia erklärt (B. C. XVIII. 398 [1884]). Er stützt sich dabei auf einen 


Hibriden R. Gallica X ceorüfolia, der von Haussknecht auf grasigen Ab- 
hängen bei Walldorf (Weimar) unter den Eltern gesammelt wurde, „welcher 
ausser einem etwas gedrungenen Wuchs, wie er einer wilden Pflanze zukommt, 
ganz und gar die alba der Gärten darstellt, ausser dass sie um eine schwache 
Schattirung, und zwar lediglich in der Frucht, sich mehr der Gallica nähert“. 
Nach Cr&pin (SB. Belg. XXXII. 1. 99 [1894]) hat die Pflanze von Hauss- 


knecht Blättehen mit zusammengesetzter Zahnung und etwas aufgerichtete 


Kelchblätter. Aus diesem Grunde halten wir mit Cr&pin dafür, dass die 
Identifieirung der alba mit dieser wilden Rose nicht zutreffend ist. Schulze 
führt die alba ebenfalls auf eine Kreuzung der R. Gallica mit einer Ab- 
änderung der R. corüfolia zurück. Da bei alba die Kelchblätter frühzeitig 
abfallen, da sie nach der Blüthe zurückgeschlagen und höchstens hin 
und wieder etwas abstehend sind, ordnen wir die alba der R. Gallica X 
dumetorum unter. 


B. Zahnung doppelt oder zusammengesetzt. 
I. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 


a. 


b. 


sup&rba. Hoher |} mit schwachen, gebogenen, stark geneigten Stacheln, 
die an den Blüthenzweigen fast gleichförmig, nur etwas kleiner 
und weniger gebogen sind. Nadelförmige Stacheln und Drüsen- 
borsten fehlen. Nebenblätter breit, mit langen, lanzettlichen, abstehen- 
den, drüsig berandeten Oehrehen. Blattstiel schwach behaart, später 
+ verkahlend, mit Stieldrüsen und Stacheln besetzt. Blättehen ziemlich 
entfernt stehend, mittelgross bis gross, rundlich-elliptisch, nach vorn 
scharf zugespitzt, gegen den Grund plötzlich in ein Stiel- 
chen verschmälert, mit zusammengesetzter Zahnung; Zähne an- 
liegend, aussen mit 2—4 drüsentragenden Secundärzähn- 
chen; jüngere Blättehen oberseits mit sehr spärlichen, langen, 
anliegenden Haaren, bald verkahlend, unterseits an den 
Nerven etwas stärker behaart, im Alter + verkahlend. Blüthen 
in mehr-, meist 3blüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele stieldrüsig, 
mit vereinzelten nadelförmigen Stacheln und Drüsenborsten. Kelchbecher 
ellipsoidischh am Grunde mit Stieldrüsen. Kelchblätter mit blattartigem 
Anhängsel, auf dem Rücken mit Stieldrüsen besetzt, länger als 
die rosenrothen, grossen Blumenblätter. Discus kegelförmig. Griffel 
wollig-zottig. — Niederösterreich. — R. Gallica X dumetorum B. 1. 
a. superba R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 285 (1902). R. superba J. Kerner 
u. J. B. v. Keller in Haläesy u. Braun Nachtr. 263 (1882). 


ce. tortuösa (R. collina A. tortuosa Braun in Beck Fl. N.Oest. 803 [1892]) 
ist eine Uebergangsform, die dadurch ausgezeichnet ist, dass die Blättchen 
nur z. T., wenn auch meistens doppelt gezähnt sind. 


Friedlaenderiänat). Bestachelung ungleichförmig, indem 
namentlich an den Blüthentrieben + Drüsenborsten und 
Stacheln vorkommen. Nebenblätter breit, mit spitzen, unterseits zer- 
streut drüsigen Oehrehen, am Rande drüsig gewimpert. Blättchen breit- 
eiförmig bis fast kreisrund, mit zusammengesetzter Zahnung, die 
grösseren Zähne gewimpert, die kleineren drüsig, Oberseite 
der Blättchen kahl, Unterseite namentlich an den Nerven behaart, 
Mittelnerv mit einzelnen Drüsen und Stacheln. Hochblätter oft die Blüthen- 


1) 8. S. 144 Fussn. 4, 


286 


Rosaceae. 


stiele überragend. Blüthenstiele drüsenborstig. Kelehbecher kugelig, 
unter dem Discus etwas zusammengezogen, kahl oder wenigstens am Grunde 
stieldrüsig. Kelchblätter auf dem Rücken kahl, am Rande mit einzelnen 
Stieldrüsen. Griffel kurz, behaart. — Im östlichen und westlichen Theil 
des Gebietes hin und wieder, aber seltener als die einfach gezähnten Ab- 
änderungen der R. Gallica X dumetorum Dauphin®; Mähren! (Einzelne von 
Oborny als Boreykiana ausgegebene Hibride R. Gallica X dwmetorum 
stehen wegen der doppelten Bezahnung der Friedlaenderiana nahe, sind aber 
etwas stärker behaart als die typische Form dieser.) — R. Gallica X dume- 
torum B. I. b. Friedlaenderiana R. Keller in A. u. G. VI. 285 (1902). R. 
Friedlaenderiana Besser Enum. Pod. et Volh. 63 (1821) z. T. Vgl. Des- 
eglise SB. Belg. XV. 393 (1876). Crepin Bull. SB. Belg. X VIII. 1. 245 
(1879). R. canina $. dumetorum Regel in Tent. Ros. monog. (1877). R. 
Gallica X canina fol. pub. Crepin Bull. SB. Belg. XXXIII. 1. 90 (1894). 
Es mag auffallen, dass ich R, Friedlaenderiana zweimal aufführe. Authen- 
tische Exemplare sah ich nicht. Ich halte mich an Beschreibungen, aus 
denen sich mir ergiebt, dass Besser’s R. F. zwei Formen umfassen dürfte, 
eine mit nadelförmigen Stacheln (vgl. Döseglise a. a. O.), die andere ohne 
solche (vgl. Crepin a. a. OÖ. XVIIl. 1. 245). Erstere halte ich für hibrid, 
letztere habe ich S. 144 unter R. tomentella aufgeführt. — Hierher ge- 
hört auch 


2. interpösita (R. Gallica X dumetorum B. I. b. 2. int. R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 286 [1902]). Ziemlich reichlich bestachelter Strauch. 
Kräftigere Stacheln kurz, leicht gebogen mit verbreitertem Grunde, 
schwächere Stacheln an den obern Theilen nadelförmig, stellenweise mit 
Stieldrüsen untermischt. Mittlere Laubblätter 5-, obere 3zählig. Neben- 
blätter breit, mit ziemlich lang zugespitzten Oehrchen, am Rande durch 
schwarzrothe Drüsen dicht gewimpert. Öehrchen oder doch 
Oehrchennerv mit Subfoliardrüsen, am Mittelnerv und am Rande 
mit langen Haaren, sonst kahl oder Oehrchen unterseits flaumhaarig 
oder zottig. Blattstiel fläumlich, ziemlich drüsenreich, mit ver- 
einzelten Stacheln. Blättchen etwas starr, mittelgross (im Mittel ca. 3em 
lang und 21/2 cm breit), rundlich eiförmig, am Grunde abgerundet oder 
herzförmig ausgerandet, vorn kurz zugespitzt. Zahnung tief, offen; Zähne 
abstehend, ziemlich lang zugespitzt, aussen mit 1—3, innen 
mit 0—2 Drüsenzähnchen, z. T. auch einfach, langhaarig 
gewimpert. Blättchen oberseits kahl oder zerstreut an. 
liegend behaart, unterseits am Mittelnerv und an den Seitennerven 
locker behaart, jüngere Blättchen auch über die ganze Fläche behaart. 
Blüthen einzeln, ziemlich lang gestielt. Blüthenstiele die Hoch- 
blätter überragend, mit zahlreichen, kürzeren oder längeren 
Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter lang, auf dem Rücken mit + 
zahlreichen Stieldrüsen besetzt. Blumenblätter röthlich, 2—2!/, em 
lang. Discus schwach kegelförmig. Griffel behaart, kurz säulen- 
förmig. — Meissen! — 


II. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 


Guwepinil) (R. Guepini Desv. Fl. d’Anjou 325 [1827]. Deseglise Bull. 


SB. Belg. XV. 381 [1876]. R. collina var. constrieta Gu&pin Fl. Maine-et-Loire 
1 &d. [1830]. Vergl. auch Cr&pin Bull. SB. Belg. XXXIII. 1. 92 [1894]). 
Blüthenzweige fast gleich bestachelt, indem neben stärkeren nur vereinzelte 
nadelförmige Stacheln vorkommen. Blattstiel schwach behaart, drüsen- 
reich. Blättchen mittelgross bis gross, mit herzförmigem Grunde, vorn zuge- 
spitzt, unterseits behaart, oberseits kahl. Zähne mit drüsigen Neben- 


1) Nach Jean-Pierre Gu&pin, * 1779 7 1858, Arzt in Angers, Verf. der 


Flore de Maine-et-Loire. Angers 1830. 2 &d. 1838. Suppl. 1842. 3 ed. 1845. 
Suppl. I, II. 1850, 1856. 


. Rosa. 2831 


zähnchen und sitzenden Drüsen. Kelchblätter auf dem Rücken kahl. 
Blumenblätter gross, rosenroth. Griffel stark behaart. — Dauphine! — 


(Frankreich ; Russland.) 2» 


10. X. 32. (61.) R. Gallica X glauea. I von 0,3 bis selten 0,7 m. 
Stacheln meist zweierlei, kräftigere oft ziemlich schmal, bald 
leicht gebogen, fast gerade, bald hakig gekrümmt, an den Jahrestrieben 
oft aus breitem Grunde 3eckig hakig, bisweilen sehr zahlreich, und 
feinere, nadelförmige bisweilen zahlreich, seltener völlig fehlend. 
Nebenblätter bald breit bis sehr breit und gross, bald ziemlich schmal, 
kahl, am Rande wenig bis dicht drüsig gewimpert, an den ÖOehrchen 
bisweilen mit Subfoliardrüsen. Blattstiel stark drüsig, mitunter etwas 
weichhaarig, mässig bestachelt oder bisweilen mit zahlreicheren kurzen, 
hakig gekrümmten Stacheln besetzt. Laubblätter 5—7 zählig, die obersten 
bisweilen 3zählie.e Blättchen mittelgross bis sehr gross, 
eiförmig bis rundlich-eiförmig, bisweilen fast kreisförmig, am 
Grunde abgerundet oder oft schwach herzförmig ausgerandet, vorn ab- 
gerundet, mit kurzer aufgesetzter Spitze, an den Schösslingen öfter 
allmählich zugespitzt, die der jungen Triebe oft roth überlaufen (Zahnung 
breit, ziemlich tief, in eine ziemlich lange Spitze ausgezogen, etwas 
zusammenneigend, einfach oder hin und wieder mit drüsenlosen Neben- 
zähnchen oder mit scharfer, unregelmässig doppelter, oft drüsiger Zahnung 
oder mehrfach zusammengesetzt und alle Zähnchen drüsig), kahl, bis- 
weilen am Mittelnerv und den Secundärnerven mit ziemlich zahlreichen 
Subfoliardrüsen, häufig bläulich bereift. Hochbl. gross bis sehr gross, 
breit, kahl, an den Rändern zerstreut bis dicht drüsig gewimpert. Blüthen 
einzeln oder zu 2—3. Blüthenstiele kurz (!/a cm bis höchstens 
2 cm), die Tragbl. selten überragend, zerstreut oder seltener 
dicht mit Stieldrüsen und nadelförmigen Stacheln 
bewehrt, selten drüsen- und stachellos. Kelchbecher oval bis kugelig- 
oval, bisweilen etwas verlängert, bisweilen in den Blüthenstiel ver- 
schmälert, häufig am Grunde mit Stieldrüsen oder borstigen Stacheln 
bewehrt. Kelchblätter gross, bis 3 em lang, auf dem Rücken und am 
Rande drüsenlos bis reichdrüsig; die äusseren Kelchblätter reichlich 
fiederspaltig, Fiedern lanzettlich bis 1 em lang, alle nach der Blüthe 
zurückgeschlagen, selten zum Theil abstehend oder aufrecht, 
lange, zum Theil bis zur Fruchtreife bleibend. Blumenkrone 
meist gross, lebhaft hellpurpurn gefärbt. Griffel ein 
grosses, wolliges Köpfchen bildend. Scheinfrucht oval, länglich 
oval oder birnförmig, zum Theil gut entwickelt. 

Um Jena! Gera! Würzburg! Breslau (?), Znaim!(?). Bl. Juni. 

R. gallica X glauca Christ Bot. Centr. XVIII. 399 (1884). 
Max Schulze BV. Ges. Thüringen IV. 87 (1886). V 51 (1887). Cröpin 
Bull. SB. Belg. XXXIH. 1. 98 (1894). R. Waitziäna!) Reichenbach 
Fl. Germ. exe. 621 (1832). 


1) 8. S. 275 Fussn. 1. 


288 Rosaceae. 


Crepin zweifelt a. a. OÖ. noch an dem Vorhandensein dieser namentlich von 
M. Schulze eingehend studirten Kreuzung. Sie ist ja thatsächlich von der R, 
Gallica X canina nur durch wenige Merkmale sicher zu unterscheiden, nämlich 
durch die Stellung der Kelchblätter nach dem Verblühen und ihre Dauer, sowie 
durch die Länge der Blüthenstiele. Der Einfluss der R. glauca wird sich im Kreu- 
zungsproducte so geltend machen müssen, dass die Kelchblätter eine Tendenz zur 
Aufrichtung zeigen und dass sie länger dauern. Die langen Blüthenstiele der R. 
Gallica werden unter dem Einfluss der R. glauca eine Kürzung erfahren müssen. 
An dem schönen Material, das mein Freund M. Schulze mir in liebenswürdiger 
Weise zur Einsicht zustellte, kommen nun beide Merkmale entschieden zum Aus- 
druck. Die vollständige Aufrichtung der Kelchblätter ist allerdings sehr selten; aber 
sie fehlt doch nicht völlig. Etwas häufiger sind die Kelchblätter abstehend. Ent- 
schiedener macht sich der Einfluss der R. glauca in der Verlängerung ihrer Dauer 
geltend. Sind sie doch nicht selten an völlig reifen Scheinfrüchten noch vorhanden. 

Unter Rosen, die Oborny am Kühberg bei Znaim sammelte, fand ich, als 
„RB. Waitziana Tratt.‘“ bestimmt, einige Exemplare, die ich hierher zu ziehen ge- 
neigt .bin, weil die Kelchhlätter abstehen und die Blüthenstiele stark verkürzt sind 
(1 em). Eine sichere Entscheidung setzt aber ein umfangreicheres Untersuchungs- 
material voraus. 


Nach dem Vorgange M. Schulze’s (a. a. O.) können wir folgende Ab- 
änderungen unterscheiden: 

A. typica. Nebenblätter wenig drüsig, Zahnung der Blättehen völlig 
einfach, sehr selten mit drüsenlosen Nebenzähnchen. Kelch- 
blätter auf dem Rücken drüsenlos, ganz ausnahmsweise mit wenigen 
sehr kurz gestielten Drüsen besetzt; die Ränder, wie die meist lanzettlichen 
Anhängsel zeigen höchstens Spuren von Drüsen. — Um Jena! häufiger Bastard. 
— .R. gallica X glauca f. typica M. Schulze a. a. ©. 51 (1887). — Eine Ab- 
änderung mit sehr spärlichen bisweilen auch gänzlich fehlenden nadelförmigen 
und drüsentragenden Stacheln, sehr stark entwickelten Hochblättern und völlig 
drüsenlosen Blüthenstielen bezeichnet Schulze (a. a. ©.) als reced. ad R. 
glaucam. 

B. Zahnung zusammengesetzt. 

I. complicäta. Nebenblätter gleich den sehr grossen Hochbl. am Rande dicht 
drüsig gewimpert. Blattstiel stark drüsig, mit kurzen gekrümmten 
Stacheln besetzt. Blättehen mit scharfer, unregelmässig dop- 
pelter, oft etwas drüsiger Zahnung. Kelchblätter mit mehr oder 
weniger drüsenreichem Rande, auf dem Rücken drüsenlos oder mehr oder 


weniger drüsenreich. — Um Jena! noch häufiger als vorige. — R. gallica 
X glauca var. complicata M. Schulze a. a. ©. 52 (1887). R. Waitziana 
Reichenbach a. a. OÖ. (1832) im engeren Sinne. — Eine Abänderung mit 


drüsenlosen Blüthenstielen bezeichnet Schulze (a. a. ©. [1886]) als reced. 
ad R. glaucam v. complicatam. 

If. myriodönta!),. Blattstiel sehr diehtdrüsig. Nebenblätter und 
Hochbl. dieht drüsig gewimpert, bisweilen mit einzelnen Subfoliardrüsen. 
Zahnung der Blättcehen nicht selten mehrfach zusammen- 
gesetzt und drüsig. Kelehblätter’ mit drüsig gewimpertem Bande, 
auf dem Rücken drüsig. — Um Jena! Würzburg! Znaim! — R. gallica 
X glauca var. myriodonta Schulze a. a. OÖ. 52 (1887). Eine Abänderung 
mit drüsenlosen Blüthenstielen, Kelchbechern und Rücken der Kelchblätter 
bezeichnet M. Schulze (a. a. ©. 53 [1887]) als reced. ad R. glaucam v. 
myriodontam. 1] 


B. U: a. 


10. X 33. (62) R. Gällica X coriifölia. I meist niedrig, 
gedrungen, 0,3—1 m hoch, wenig fruchtbar. Stacheln meist 


1) wvgıödovg mit unzähligen Zähnen. 


Rosa. 289: 


ziemlich lang, wenig gekrümmt bis gerade oder kurz, aus 
breitem Grunde stark gekrümmt, meist mit + zahlreichen nadel- 
förmigen Stacheln und kräftigen Drüsenborsten unter- 
mischt, selten mit gleichförmiger Bestachelung. Nebenblätter 
unterseits grau behaart, selten mit vereinzelten Subfoliardrüsen, 
am Rande gewimpert, mit spärlichen, selten dicht stehenden Drüsen. 
Blattstielfilzig, mässig bestachelt, bisweilen mit zahlreichen, sitzen- 
den und gestielten Drüsen besetzt. Blättchen zu 5—7, bald klein, 
bald mittelgross bis gross, derb, oval bis breitoval, am Grunde 
abgerundet, bisweilen breit keilförmig verschmälert, meist 
zahnlos, vorn kurz zugespitzt oder abgerundet, am Rande gewimpert. 
Zahnung einfach oder seltener zusammengesetzt; Zähne breit, Zähnchen 
drüsig, Oberseite der Blättchen locker anliegend behaart, 
bisweilen kahl, Unterseite + dicht behaart, an den Nerven 
oft seidig schimmernd, ältere allmählich + verkahlend, selten 
mit einzelnen Subfoliardrüsen. Hochblätter sehr gross, breit, meist 
laubartig, unterseits behaart, mit spärlichen Drüsen am Rande. 
Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele 
ziemlich kurz, von den Hochblättern umhüllt, oft dicht 
mit ungleich langen, rothgestielten Drüsen und drüsen- 
losen Stacheln besetzt. Kelchbecher am Grunde oder über die 
ganze Fläche mit Stieldrüsen besetzt, denen nicht selten auch drüsen- 
lose und drüsentragende Stacheln beigemengt sind. Kelchblätter auf 
dem Rücken bald drüsenlos, bald dicht mit Stieldrüsen besetzt, die 
äusseren bisweilen doppelt fiederspaltig, nach der Blüthe zum Theil 
abstehend, z. T.aufgerichtet, doch auch zurückgeschlagen, 
lange bleibend. Blumenblätter meist sehr gross, heller oder dunkler 
rosa, bisweilen sehr blass. Griffel behaart bis weisswollig, 
seltener spärlich behaart. Entwickelte Scheinfrüchte mit 1—6 Nüss- 
chen, rundlich oval, oval oder öfter kreiselförmig. 

Thüringen!! angeblich in Schlesien. Bl]. Juni. 

R. gallica X coritfolia Christ in B. Centr.b. XVIII. 398 (1884). 
R. coriifolia X gallica M. Schulze BV. Ges. Thür. V. 55 (1887). 

Es bedarf dieses Kreuzungsproduct noch einlässlicher Studien in der Natur. 
Die Schwierigkeit der Unterscheidung von R. Gallica X dumetorum macht es ver-, 
ständlich, dass oft der eine Hibride für den anderen genommen wurde. So wird 
gelegentlicn R. collina und Boreykiana fälschlicherweise als R. Gallica X corüfolia 
gedeutet. Wie wir schon früher betonten, ist das einzige sicher unterscheidende 
Merkmal die Stellung und die Dauer der Kelchblätter, ein Kriterium, das nun 
leider häufig deswegen nicht in genügender Klarheit zur Verfügung steht, weil der 
grösste Theil der Blüthen nicht zur Entwicklung der Scheinfrüchte gelangt. Die 
Verkürzung der Blüthenstiele, die starke Entwicklung der Hochblätter, die wollige 
Behaarung der Griffel sind Merkmale, die für sich allein über die Stellung der 
Kreuzungsproducte nicht ein sicheres Urtheil ermöglichen. 

Die Thüringischen Hibriden unterscheiden sich von einander theils nach der 


Behaarung, theils nach der Zahnung der Blättehen, zum Teil auch nach der Art 
der Bestachelung. 


A. Zahnung einfach. 


E; apricoides. Stacheln kurz, aus breitem Grunde stark ge- 
krümmt, gleichförmig. Nadelförmige Stacheln und Stacheldrüsen 


Ascherson u. Graebner, Synopsis VI. 19 


290 Rosaceae, 


nur sehr vereinzelt, auch gänzlich fehlend. Blattstiel drüsenreich, Be- 
haarung der Blättchen beiderseits sehr locker. Blüthenstiele 
dicht mit blutrothen Stacheldrüsen besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken 
reichlich mit Drüsen besetzt, an der Scheinfrucht bald zurückgeschlagen, 
öfter wagrecht abstehend oder aufstrebend. Blumenblätter sehr 
gross, blassrosa. Scheinfrüchte oft scheinbar normal entwickelt, aber nur 
mit 1—6 ungleich grossen Nüssehen. — Lichtenhain bei Jena!! — R. Gallica 
X corüfolia A. I. apricoides R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 289 (1902). 
R. corüfolia f. typica X gallica f. aprica M. Schulze BV. Ges. Thüring. 
V. 55 (1887). Den Standort lernte ich seiner Zeit unter der Führung meines 
Freundes Max Schulze kennen. 

II. typica. Stacheln meist ziemlich lang, wenig gekrümmt bis 
fastgerade, ungleichartig, miteingemischten, nadelförmigen 
Stacheln und Drüsenborsten. Blättchen oberseits angedrückt 
locker behaart, unterseits dichter, an den Nerven seidig 
schimmernd. Zahnung dicht, Zähne breit. Blüthenstiele kurz, mit un- 
gleich langen Drüsen besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken drüsenlos oder 
+ reichlich drüsig. Aeussere Kelchblätter bisweilen doppelt fiederspaltig, 
z. T. zurückgeschlagen, z. T. abstehend oder aufrecht, lange 
bleibend. Griffel behaart bis weisswollig. — Um Jena! — R. corü- 
folia f. typica X gallica M. Schulze a. a. ©. 55. — Eine ebenfalls ungleich 
bestachelte, diehter behaarte Abänderung, deren Blattzähne öfter Drüsen- 
zähnchen tragen, deren Kelchblätter stark drüsig und behaart, deren Schein- 
früchte rundliceh-oval oder kreiselförmig sind, ist R. corüfolia X gallica f. 
versus R. albam M. Schulze a. a. O. 56 (1887)! 


B. Zahnung doppelt oder mehrfach zusammengesetzt. 


complicatoides. Bestachelung ungleichartig.. Nebenblätter be- 
haart, mit vereinzelten Subfoliardrüssen, am Rande drüsig gewimpert, 
Blattstiel kurzhaarig, dünnfilzig, stark drüsig, zerstreut bestachelt. Blättchen 
gross, oberseits fast kahl, unterseits an den Nerven oder über 
die ganze Fläche behaart, am Rande gewimpert, sehr selten mit einzelnen 
Subfoliardrüsen. Zahnung doppelt, Zähnchen drüsig. Kelchblätter auf 
dem Rücken ziemlich dieht mit Stieldrüsen besetzt. Griffel wollig, — Thü- 
ringen: um Jena! — R. Gallica X corrifolia B. complicatoides R. Keller 
A.u. G. Syn. VI. 290 (1902). R.coriüfolia var. complicata X gallica M. Schulze 
a. a. ©. 56. 1887. Hierher gehört auch der von Christ mit R. alba identi- 
fieirte Strauch von Weimar (s. S. 285). 


Zweifelhaft ist die Stellung einer von mir (B. Centr.b. XXXV. 311 [1888]) 
als R. corüfolia X gallica gedeuteten Rose von Winterthur. Die Kelchbecher sah 
ich nie so deutlich entwickelt, dass über die endgültige Stellung der Kelchblätter 
ein völlig sicheres Urtheil gewonnen werden konnte. Meine ursprüngliche Meinung 
stützte sich auf das Vorkommen einzelner abstehender Kelchblätter. 


I*1 


b. Alle Kelchblätter ungetheilt, oder, wenn getheilt (bei den 
Carolinae und Zuteae) nur mit spärlichen, kleinen Fiedern. 

1. Blüthenstand mehr- (3- bis viel-) blüthig, mit Hochblättern, 

auch falls nur eine Blüthe ausgebildet ist, der Stiel mit 1 

oder mehreren Hochblättern (vgl. jedoch R. pendulina). 

a. Carolinae (Crepin Nouv. class. ros. 17 [1891]. Koehne 

Deutsche Dendrol. 276, 292. Dippel Handb. Laubholzk. 

III. 578°. Obere Nebenblätter und die Hochblätter schmal 

oder verbreitert. Blüthenstiele, Kelchbecher und Kelch- 

blätter fast stets stieldrüsig. Kelchblätter nach dem 


Rosa. 291 


Verblühen ausgebreitet oder etwas aufrecht, 
vor der Reife abfallend, die äusseren ganzrandig 
oder mit spärlichen Anhängseln. Die Fruchtknoten 
im Kelchbecher nur grundständig. 

In Europa keine Arten. 


*+ R. Carolina (Sumpfrose). }} etwa 2m hoch, mit schlanken Aesten. Rinde 
des Stammes und der Aeste rothbraun. Stacheln meist unter den Blattstielen 
gepaart, kurz, gekrümmt, mitunter fast fehlend.. Nebenblätter lang, 
sehmal, einwärts zusammengefaltet, mit schmalen, divergirenden Oehr- 
chen. Blattstiel flaumig behaart, meist ohne Stieldrüsen, zuweilen mit Stacheln be- 
setzt. Blättchen zu 7 bis 9, an den Blüthenzweigen meist zu 7, bald ziemlich 
klein, nur 1 5—4 cm lang und 6—14 mm breit, bald gross bis 7 cm lang und bis 
2,5 em breit, aus breitem oder schmalem keiligem Grunde elliptisch, bis länglich 
lanzettlich oder verkehrt länglich-eiförmig, vorn stumpflich,. spitz oder zugespitzt 
(Zahnung fein und scharf), oberseits dunkelgrün, unterseits etwas graugrün, 
kahl oder flaumig behaart. Hochblätter klein und ziemlich schmal, drüsig. Blüthen 
meist zu mehreren bis vielen. Blüthenstiele kurz, stieldrüsig. Kelchbecher kugelig 
bis rundlich-eiförmig, stieldrüig, Kelchblätter fast stets ganzrandig, 
schmal und lang mit laubartigem Anhängsel, am Rande weissfilzig. Blumenblätter 
ziemlich gross (ca. 2 cm), dunkelrosa.. Scheinfrucht kugelig bis breit birn- 
förmig (8—10 mım dick), ziegelroth. 

In Nordamerica von Neuschottland und Canada südlich bis Florida, westlich bis 
Minnesota, Missouri und Arkansas an feuchten Orten verbreitet, bei uns nur selten ge- 
pflanzt; sehr selten verwildert (s. Höck B. Centr.bl. Beitr. IX. 411). Bl. Juli, August. 

R. carolina L. Spec. pl. ed. 2. 703 (1762). Koehne Deutsche Dendrol. 292. 
Dippel Handb. Laubholzk. III. 578. Lindl. Monogr. t. IV. R. virginiana Du 
Roi Harbk. Baumz. II. 353 (1772) nicht Mill. R. palüstris Marsh. Arbust. Amer. 
136 (1785). R. corymbosa Ehrh. Beitr. Naturk. IV. 21 (1789). R. pennsylwanica 
Mich. Fl. Bor. Amer. I. 296 (1803). BR. hudsonica1) Redoute Ros. I. 95 t. 
(est, 95).(1817). 


X . R. Carolina X hümilis s. S. 292. 
X . R. Carolina X rugosa 
RX . R. Carolina X Virginiana } Eur 


*- R. hümilis. |} ausläufertreibend, meist nur bis 1 m hoch, mit schlanken 
Aesten. Rinde des Stammes und der Aeste rotbraun. Stacheln stets unter 
dem Blattstiele gepaart, gerade, wagerecht abstehend oder etwas 
geneigt, ausserdem (besonders an den Schösslingen) zahlreiche kleine 
Stachelborsten. Nebenblätter verschieden gestaltet. Blattstiel kahl 
oder flaumig behaart, meist drüsig und mit feinen Stacheln besetzt. Blättchen zu 
5—9, meist 2—4 cm lang und 6—12 mm breit, aus keiligem Grunde verkehrt- 
eiförmig-elliptisch bis elliptisch, vorn stumpf oder spitz (Zahnung einfach oder 
zusammengesetzt, ziemlich tief, mitunter mit drüsig gezähnelten Zähnen), ober- 
seits lebhaft- bis gelblich-grün, mehr oder weniger glänzend, unterseits hellgrün, mehr 
oder weniger weichhaarig bis kahl. Blüthen zu 1—8. Blüthenstiele ziemlich kurz, 
meist stieldrüsig, selten kahl. Kelchblätter lang, mit laubartigem Anhängsel, 
zuweilen miteinigen Fiedern. Blumenblätter mittelgross bis gross (ca. 1,5 cm), 
so lang oder etwas länger als die Kelchblätter. Scheinfrucht rundlich oder 
rundlich-eiförmig, 1,2—1,7 em dick. 

Im östlichen Nordamerica einheimisch, an trockneren Orten wachsend, bei 
“uns angepflanzt und verwildert. 

R. humilis Marsh. Arbust. Amer. 136 (1785). Koehne Deutsche Dendrol. 292. 


1) Wegen des Vorkommens der Pflanze am Hudson-River, an dessen Mündung 
New-York liegt. Derselbe, wie das bekannte Binnenmeer im arktischen Nordamerica, 
die Hudson-Bay, sind nach ihrem Entdecker, dem -Englischen Seefahrer Henry 
Hudson benannt, * um 1550, der 1610, von seiner meuternden Mannschaft in 
einem Boote ausgesetzt, ein unaufgeklärtes Ende fand. 


19* 


292 


[7 


Rosaceae. 


Zerfällt in folgende Rassen: 


A. parviflöra. Bis über 1 m hoch. Grundachse weit kriechend. Stachelborsten 


überall an den Zweigen, fast stets auch an den blüthentragenden Zweigen, 
Nebenblätter sämmtlich schmai, mit schmalen divergirenden 
Oehrchen. Blattstiel bestachelt und mit Stieldrüsen besetzt. Blättehen zu 7 
(selten zu 9), an den blüthentragenden Zweigen zu 5—7, mehr oder weniger 
entfernt (Zahnung einfach oder die Zähne drüsig gezähnelt), oberseits hellgrün, 
mattglänzend, unterseits mitunter flaumig behaart. Hochblätter schmal. 
Blüthenstiele länger. Aeussere Kelchblätter mit Fiedern. 

In den nördlichen und östlichen Vereinigten Staaten Nordamericas von 
Maine bis Wisconsin, Indian Territory, Louisiana und Georgia verbreitet. 
Bl. Juni, Juli. 

R. humilis ß. parviflora Koehne Deutsche Dendrol. 293(1893). R. humilis 
Marsh. a. a. O. (1785) im engeren Sinne. Dippel Handb. Laubholzk. III. 580 
(1893). Bot. Reg. t. 452. R. parviflora Ehrh. Beitr. Naturk. IV. 11 (1789). 


.ltaeida. Bis 1 m hoch. Grundachse kurz kriechend. Stachelborsten nur an 


Schösslingen und am Grunde des Stammes, an den blüthentragenden Zweigen 
fehlend. Nebenblätter an den blüthentragenden Zweigen ver- 
breitert, mit breiten aufreehten Oehrchen. Blattstiel meist nicht 
bestachelt. Blättehen zu 9, an den blüthentragenden Zweigen theils zu 7, ge- 
nähert, mit den Rändern sich etwas deekend, dicklich, verkehrt-eiförmig-ellip- 
tisch bis elliptisch (Zahnung einfach), oberseits dunkelgrün, stark glänzend, 
unterseits kahl oder ziemlich kahl. Hochblätter verbreitert. Blüthen- 
stiele kürzer. Kelchblätter meist ungetheilt, selten 1 oder 2 äussere 
mit 1 bis 3 Fiedern. 

In Nordamerica von Neufundland bis Pennsylvania und Newyork ein- 
heimisch, bei uns häufiger gepflanzt als vorige Rasse und zuweilen verwildert. 
Bl, Juni, Juli. 

R. humilis a. lueida Koehne Deutsche Dendrol. 293 (1893). R. lueida 
Ehrh. Beitr. Naturk. IV. 11 (1789). Dippel Handb. Laubholzk. III. 579. 
Guimpel Fremde Holzgew. t. 93. R. caroliniana Mich. Fl. Bor. Amer, I. 295 
(1803). R. fraxinea Willd. Enum. pl. hort. Berol. Suppl. 37 (1813). 


. R. Carolina X humilis s. unten. 

. R. humilis X cinnamomea s. 8 308 
. R. humilis X rugosa } RER j 
. R. humilis X Virginiana s. S. 309. 

. R. humilis X pimpinellifolia s. S. 313. 


KXXXX 


R. nitida (Willd. Enum. plant. Hort. Berol. 544 [1809]. R. rubrispina, 
Bose Nouv. cours agrie. XIII. 267 [1814]), der vorigen ähnlich, unterscheidet 
sich von ihr durch die stets mit vielen Stachelborsten bewehrten Aeste, die. 
einzeln, selten zu 2 bis 3 stehenden Blüthen mit ungetheilten Kelchblättern. 
Bei uns hin und wieder gepflanzt, stammt gleichfalls aus Nordamerica (Neu-. 
fundland bis Massachusets). Bl. Juni. 


Bastard. 
B. I. b. 1. a. 


x . R. Carolina X humilis B. lueida. fj kugelig, bis 
1,5 m eh in der Tracht der R. humilis am ähnliehsten. Stacheln schwach _ 
gebogen, ausserdem an den Schösslingen unregelmässig zerstreute, oft fast fehlende 
Stachelborsten. Nebenblätter der blüthentragenden Zweige mehr oder weniger 
verbreitert. Blattstiele meist unbestachelt. Hochblätter etwas bis stark ver- 
breitert, seltener schmal. Kelcehblätter ungetheilt oder einzelne mit 
vereinzelten Anhängseln. Blumenblätter lebhaft rosa. 
Von Zabel im Forstgarten in Hann. Münden gezogen. Bl. Juni bis 
zum Frost. 


Rosa. 293 


R. Carolina X humilis B. lucida (R.Marvae@raebneriae!) A.u,G. 
Syn. VI. 292 (1902). R. carolina X humilis Zabel in Hort. Münd. 


Diese Pflanze scheint sehr bemerkenswerth, wegen der verschiedenen Blüthe- 
zeit der Erzeuger blüht sie fast den ganzen Sommer, in Folge der nahen Ver- 
wandtschaft beider ist sie ziemlich gut fruchtbar. Im Herbst färbt sich der 
kugelige Busch lebhaft roth und gelb, so dass er mit den rothen Früchten und 
zugleich mit Blüthen besetzt sehr auffällt. 

Cr&pin erwähnt (SB. Belg. XXVIII. 2. 28 [1889], XXXIII. 1. 124 
[1894]) in Nordamerica wildwachsende Zwischenformen von R. Carolina und 
R. humilis, die er mit Best und Watson für hibrid hält. 


b. Cinnamömeae (DC. bei Seringe Mus. Helv. I. 2 [1818)). 
Blüthentragende Zweige oft wehrlos oder + dicht drüsig borstig; 
Stacheln gerade oder gekrümmt, unter den Laubblättern oft 
gepaart, selten fehlend. Obere Nebenblätter + verbreitert, all- 
mählich in die breiten vorgestreckten Oehrchen übergehend oder 
Nebenblätter der Schösslingsblätter eingerollt, mit röhrig zusam- 
menneigenden Rändern. Kelchblätter nach dem Verblühen 
(meist sofort) aufgerichtet, auch an der reifen Frucht bleibend, 
ganzrandig, sehr selten abfallend). Blumenblätter roth. 


Ausser den ausführlicher beschriebenen Arten dieser Gruppe werden 
neuerdings noch eine Reihe anderer in unseren Gärten häufiger gepflanzt, 
von denen Erwähnung verdienen: R. Beggeridna?) (Schrenk Enum. pl. 
nov. 73 [1841]. Koehne Deutsche Dendr. 294. Dippel Laubholzk. III. 592. 
R. Regelii3) Reut. Cat. hort. Gen. 4 [1867]) mit pfriemlichen geraden 
oder etwas gebogenen, ungleichen Stacheln, hellblaugrünen, einfach- oder 
doppelt (R. Silverhjelmi 4) Schrenk Bull. Ac. St. P&tersb. II. 195 [1844]) 
oder zusammengesetzt drüsig gezähnten (R. Lehmannidna 5) Bunge Mem. 
Sav. Etr. Pötersb. VII. 287 [1851]) Blättchen, weissen Blüthen und kleiner, 
fast kugeliger, zuletzt fast schwarzer Scheinfrucht, von der oft der obere 
Theil sich mit dem Kelche ablöst. Aus Nordostpersien bis zum Altai. — 
R. laxa (Retz. in Hoffm. Phytogr. Beitr. 39 [1803]. Koehne a. a. O. 295. 
Dippel a. a. O0. 592. R. songarica Bunge in Ledeb. Fl. Alt. II. 226 [1830]) 
mit kräftigen, gebogenen Stacheln, hellgrünen, scharf gesägten Blättchen, 
weisser Blüthe und eiflaschenförmiger Scheinfrucht mit bleibendem Kelche. 
Aus Turkestan, der Dsungarei und dem Altai. — R. pisocarpa6&) (A. Gray 
Proc. Amer. Akad. art. se. 1872. 382. Koehne a. a. ©. 295. Dippel a.a. O. 
589) mit schlanken Stacheln (dazwischen keine Borsten), rosa gefärbter 
Blüthe und kleinen, kugeligen, erbsenförmigen, rothen Scheinfrüchten aus 


1) Nach Marie Graebner geb. Kessler, * 12. Febr. 1852 Burg bei 
Magdeburg, Mutter von P. Graebner, an dessen Arbeiten sie sich als begabte 
Künstlerin mehrfach betheiligte. 

2) Es ist uns nicht gelungen, etwas über die Persönlichkeit zu ermitteln, nach 
der Schrenk diese Rose benannt hat. 

3) 8. S. 25 Fussn. 2. 

4) Bei Schrenk a.a. O. steht nichts über Silverhjelm. Wir haben auch 
anderweit nichts über ihn erfahren können. 

5) Nach Alexander Lehmann, * 1814 Dorpat 7 1842 Simbirsk, welcher 
1839—42 Turkestan bereiste. Die botanischen Ergebnisse seiner Reise wurden 
1851 von seinem Lehrer A. Bunge in den M&m. Sav. Etr. der Akad. zu St. Peters- 
burg VII. 181 als Alexandri Lehmann Reliquiae Botanicae (a. u. d. T. Bunge, 
Beitrag zur Kenntniss der Flora Russlands und der Steppen Central-Asiens) ver- 
öffentlicht. 

6) Von zioog Erbse und xzugros Frucht. 


294 Rosaceae. 


Britisch-Columbien und Oregon. — R. Californica (Cham. u. Schlecht. 

Linnaea II. 55 [1827]. Koehne a. a. O. 295. Dippel a. a. O. 591), der 

vorigen ähnlich, aber in dem unteren Theile Borsten zwischen den Stacheln, 

Blüthenstand sehr reichblüthig und Scheinfrüchte eiförmig-kugelig, mit 

verengertem, kurzem Halse, gelbroth. Aus Californien bis Nevada und 

Britisch-Columbien. 

1. Stacheln + hakig gekrümmt, paarig unter den Laubblättern. 
Mittlere Laubblätter 5—7zählig. Nebenblätter der Schöss- 
lingsblätter eingerollt. Blättchen einfach gezähnt. Blüthen- 
stiele kürzer als die Hochblätter, drüsenlos. 


39. (63.) R. einnamomea. (Zimmetrose; franz.: Rose cannelle.) 
h; !/a—1!/2 m hoch, mit ruthenförmigen Aesten. Rinde des Stammes 
und der Aeste braunroth. Stacheln schwach, bald ziemlich gleich- 
artig, bald ungleichförmig, mit oft ausserordentlich lang herablaufen- 
dem Grunde, am unteren Theil des Stammes und der Zweige 
neben kräftigen, oft sehr zahlreiche, dichtstehende, nadel- 
förmige oder borstliche, gerade oder leicht gebogene Stacheln. 
Nebenblätter an den blüthentragenden Zweigen meist ziemlich breit, 
flach, mit vorgestreckten, divergirenden, bisweilen auch sichelförmig ge- 
krümmten, convergirenden Oehrchen, am Rande völlig drüsenlos oder 
zerstreut drüsig gezahnt, gewimpert, unterseits behaart. Blattstiel 
flaumig behaart, oft völlig unbewehrt oder mit zerstreuten, kurzen, 
leicht gebogenen bis geraden Stacheln besetzt, oft mit ziemlich zahl- 
reichen, kurz gestielten, in der Behaarung fast verborgenen, kleinköpfigen 
Stieldrüsen. Blättchen einander meist genähert, mit den Rändern 
sich berührend oder deckend, von sehr wechselnder Grösse, bald ziemlich 
klein, nur e. 1,5 em lang, bald gross, bis 41/2 cm lang, meist von 
mittlerer Grösse oder eher klein, oval bis länglich oval oder verkehrt 
eiförmig, am Grunde nicht selten keilförmig verschmälert, vorn abgerundet 
oder kurz zugespitzt; Zahnung einfach, Zähne breit, kürzer oder 
länger zugespitzt, liegend, convergirend. Oberseite fast bläulich grün, 
ziemlich dicht anliegend kurzhaarig, Unterseite dicht an- 
liegend behaart, grau, flaumig filzig, mit scharf hervortretendem 
Adernetz; Subfoliardrüsen fehlen. Blüthen einzeln oder zu mehreren. 
Hochblätter lanzettlich, ziemlich gross, die Blüthenstiele umhüllend. 
Blüthenstiele 1/2 bis kaum 1 cm lang, ca. so lang bis 1!/2mal so lang 
als der kugelige Kelchbecher. Kelchblätter fast stets einfach, die 
äusseren nur selten mit einigen kurzen, fädlichen Fiedern, mit 
lanzettlichem, laubartigem, bisweilen gezähntem Anhängsel, am Rande 
und auf dem Rücken flaumig behaart, mit kleinen, im Flaum fast ver- 
borgenen Drüsen, länger als die Blumenkrone. Blumenblätter roth. 
Griffel ein grosses, wollig behaartes Köpfchen bildend. Scheinfrucht 
klein, kugelig bis fast scheibenförmig, drüsenlos, frühreif. 


Pflanze der Berg- und Voralpenregion der Alpen und des Jura; 
an Ufern, Torfmooren, in der Ebene wohl zumeist nur verwildert; in 
den Centralalpen bis zu 2100 m ansteigend. — Piemont! Centralalpen!! 
Tirol! Niederösterreich; an den Flüssen bis zur Donau herabsteigend ; 


Rosa. 295 


vielleicht auch einheimisch an den Gipsbergen von Nord-Thüringen 
(Frankenhausen) und am Südharz! Böhmen: Mittelgebirge. In Gärten 
nicht selten mit gefüllten (R. foecundissima Münchh. Hausvater V. 279 
[1770]. Koch Syn. ed. 2. 249) oder halbgefüllten Blumen und an Hecken, 
in Gebüschen verwildert. Bl. Juni, Juli. 


R. cinnamomea L. Syst. ed. 10. 1062 (1759). Sp. pl. ed. 2. 703 
(1762). Seringe in DC. Prod. 605 (1825). Christ Ros. d. Schw. 57 (1873). 
Deseglise SB. Belg. XV. 271 (1876). Regel Tent. Ros. monog. 39 
(1877). Bräucker Deutschl. w. Rosen 10 (1882). Waldner europ. Ros. 
typ. 31 (1885). Crepin Nouvelle classif. 19 (1891). SB. Belg. XXXI. 
2. 74 (1892). Beck Fl. N.Oest. 777 (1892). Crepin Bull. Herb. Boiss. 
V. 143 (1897). Schinz u. Keller Fl. Schw. 268 (1900). Koch Syn. 
ed. 2. 248. Nyman Consp. 236 Suppl. 116. Guimpel Holzgew. t. 85. 

Eine bei uns sehr wenig abändernde Art. 


B. fulgens (Christ in Flora LVIII [1875] 273) ist eine im Aussehen von der gewöhn- 
lichen Erscheinungsform etwas abweichende Modification. || sehr kurzästig, 
ohne verlängerte, ruthenförmige Zweige. Laubblätter gross, lebhaft grün. Blätt- 
chen von der Grösse der Blätteben der typischen R. glauca, breit elliptisch, 
stumpf, dünn, oberseits freudig grün, unten blassgrün bis bläulichgrün. Zahnung 
breit, zusammenneigend. Blüthenstiele ganz kurz. Kronenblätter sehr gross, 
übergreifend, prächtig purpurn. — Wallis! 


(Französisch-Lothringen; Skandinavien; Russland; West-Sibirien ; 
Kaukasusländer; Armenien.) * 


39. X  .  R. einnamömea x rugösa 
39. X . RR. cinnamömea X aciculärıs } s. S. 307. 
39. X 40. R. cinnamömea X pendulina 


2. Stacheln oder Borsten gerade, ungleich, sämmtlich zerstreut (selten 
am Blattgrunde gepaart, so nur bei R. rugosa), entweder an 
allen Stengeltheilen sehr zahlreich oder an den oberen sehr 
spärlich bis ganz fehlend. 


a. Stacheln oder Borsten an allen Stengeltheilen meist auch an 
den blüthentragenden Zweigen zahlreich (vgl. R. pendulina). 


*- R. rugösa (Kartoffelrose). f} meist 1 bis 1,5, seltener bis 2 m hoch, 
ausläufertreibende Aeste oft sehr kräftig, starr, zwischen den Stacheln 
+ filzig. Stacheln meist ganz oder am Grunde behaart, sehr scharf. 
Blattstiel filzig behaart, meist ziemlich dicht bestachelt. Nebenblätter drüsig, klein- 
gesägt, die oberen stark verbreitert mit dreieckigen, spitzen, aufrechten, etwas diver- 
girenden Oehrchen. Blättehen zu 5—9 meist 1,5—4—5 enı lang und 1—2,5 em 
breit, dick und fest (Zahnung meist einfach, selten doppelt kerbig gesägt), oberseits 
kahl, sehr dunkel- und mehr oder weniger glänzend grün, wenig runzelig, unter- 
seits graugrün behaart und oft mit glänzenden Drüsen versehen. Blüthen zu 
1—3 oder an der Spitze von Langtrieben zu mehreren. Blüthenstiele 
kurz, von den breiten Hochblättern bedeckt, kahl oder mit filzigen Haaren und 
mit Borsten oder Stieldrüsen bekleidet. Kelchbecher kahl und unbewehrt. Kelch- 
blätter mit blattartig verbreitertem länglichem Anhängsel. Blumenblätter gross, 
3—3,5 cm lang, vorn herzförmig ausgerandet, dunkelrosa, selten weiss. Schein- 
frucht gross, bis 2,5 em im Durchmesser, kugelig-flachgedrückt, scharlachroth, mit 
aufrechten Kelchblättern. 


296 Rosaceae, 


In Ostasien von Nord-China bis Kamtschatka, Sachalin und Japan einheimisch, 
bei uns häufig gebaut, besonders wegen der als Compot beliebten Hagebutten; hin 
und wieder verwildert. Bl. Juni, vereinzelt bis zum Herbst. 

R. rugosa Thunb. Fl. Jap. 213 (1784) Koehne Deutsche Dendrol. 297. Dippel 
Handb. Laubholzk. III. 586 Lindl. Monogr. t. XIX. R, ferox Lawr. Coll. of. ros. 
t. 42 (1797) nicht M. Bieb. R. Kamtschatica Redout& Roses I, 47 (1817). R. 
Regeliäna \) Andre Ilustr. hart. 11 (1871) nicht R. Andreae2) Lange Ind. sem. 
hort. Havn. 1874 23. 


Diese Art ist an ihrem eigenthümlichen, etwas an das der Kartoffel erinnernde 
Laub (daher der deutsche Name) sehr auffällig. — Sehr veränderlich, wird in den 
‚Gärten in einer jetzt ziemlich grossen Zahl von Culturvarietäten gepflanzt, theils 
solchen, die durch die Grösse ihrer Früchte, theils solehen, die durch die Schönheit 
ihrer (gefüllten ete.) Blüthen auffallen. Die eine lebhaft purpurrothe Abart mit 
gefüllten Blüthen ist unter dem Namen „Kaiserin des Nordens“ beliebt. — Ueber 
die übrigen Gartenvarietäten vgl. P. Lambert Festkatalog Spez. Ros. Trier 1900/1901 
62 (1900) 3). 


IX IR, Chinas x mean } 5. am Schlusse der Gattung, 
x . R. Damascena X rugosa s. S. 319. 
39. X . R. cinnamömea X rugosa s. 8. 307. 
es . R. rugosa X aciculäris s. S. 297. 
x R. rugösa X Virginidna s. S. 307. 


* R. aciculäris. f} aufrecht, niedrig, meist nicht über 1 m hoch. Aeste 
nicht sehr kräftig, kahl. Stacheln kahl. Blattstiel meist + weichhaarig 
und + drüsig behaart, mit zerstreuten oder ohne Stacheln. Nebenblätter meist 
drüsig gewimpert, mit divergirenden Oehrchen. Blätter zu 5—7, selten 9—11 
(y. Nipponensis 4) Koehne Deutsche Dendrol. 298 [1893], R. nipponensis Crepin 
Bull. Soc. bot. Belg. XIV. 7 [1875] meist aus abgerundetem Grunde länglich, meist 
1,5—5 em lang und 1—3 cm breit (Zahnung grob, meist einfach, selten doppelt), 
oberseits hellgrün, unterseits meist blaugrün, kahl oder behaart. Blüthen einzeln, 
selten zu mehreren. Blüthenstiele meist stieldrüsig. Kelchbecher länglich, kahl, 
seltener etwas stieldrüsig. Kelchblätter mit langem, schmal laubartig verbreitertem 
Anhängsel. Blumenblätter verkehrt eiförmig-rundlich, rosa. Schein- 
frucht eirundlich, bis 1,2 cm im Durchmesser, scharlachroth, mit aufrecht zu- 
sammenneigenden Kelchblättern. 

Im nördlichen Europa und Asien, von Skandinavien bis Sachalin und Japan, 
im nördlichen Nordamerica und den Rocky Mountains einheimisch, bei uns mit- 
unter angepflanzt. Bl. Mai, Juni. 

R. acieularis Lindl. Monogr. ros. 44. t. VIII (1820). Koehne Deutsche Dendrol. 
298. Dippel Handb. Laubholzk. III. 594 (Fig. 244). R. oxyacantha5) M. Bieb. Fl. 
Taur.-caue, III. 333 (1819). 

Kommt in mehreren geographischen Rassen vor, ausser der oben erwähnten 
Nipponensis noch B. Fennica (Lallemant nach Koehne Deutsche Dendrol. 298 [1893]) 
an allen Theilen drüsenlos, in Europa und Asien und ©. Bourgeauidna6) 
(Crep. SB. Belg. XVI. 29 [1876]. Dippel Handb. Laubholzk. III. 585 [1893] fig. 245. 
Koehne Deutsch. Dendrol. 298 [1893]. R. Bourgeauiana Cr&p. SB. Belg. XIV. 9 
[1875]) mit drüsigen Nebenblättern, Blättchen und meist auch Blüthenstielen in 
Nordamerica. 


1) 8. S. 25 Fussn. 2. 

2) Nach Fdouard Francois Andre, * 17. Juli 1840 Bourges (Wittmack br.), 
Landschaftsgärtner in Paris, Redacteur der Revue Horticole. 

3) Dieser Katalog ist eine ganz ausserordentlich gute und wissenschaftliche 
Zusammenstellung aller Gartenrosen mit Beschreibungen und genauen Angaben 
ihrer Abkunft. 

4) Auf Nippon, der Hauptinsel von Japan gefunden. 

5) Von 6&ög scharf und &xavda Stachel. 

6) S. II. S. 344 Fussn. 2. 


Rosa. 297 


. R. rugosa X acieuläris s. unten. 
. R. cinnamomea X acieularis \ S 


BL er ee 30% 
. R. acieularis X Virginidna 


xXRKX 


Bastard. 
Bein. 2200: 


? R. rugosa X acicularis. Als diese Kreuzung ist eine Pflanze von Dieck 
in Zöschen vertheilt, die aber nach Koehne zweifelhaft ist. 
R. acieularis X rugosa Dieck in Koehne Deutsche Dendrol. 298 (1893). 


$. Blüthentragende Zweige wehrlos oder mit wenigen geraden 
borstenförmigen, selten kräftigeren Stacheln bewehrt. Mittlere 
Laubblätter an den Blüthenzweigen meist 9-(seltener 4-—7-)zählig. 
Nebenblätter auch an den Schösslingen flach, ziemlich breit, 
Blüthenstiele lang. 


* R. Virginiana. |} mit weit kriechender Grundachse, meist 1—2 m hoch, 
seltener höher. Aeste und Zweige schlank, blaugrün, später braunroth, nur am 
Grunde reichborstig; blüthentragende Zweige fast stets wehrlos. Blattstiel kahl 
oder flaumig behaart, wehrlos, selten etwas drüsig. Untere und mittlere Nebenblätter 
verbreitert, mit divergirenden, obere mit aufrechten Oehrchen. Blättchen an 
den Laubtrieben bis zu 9, an den blüthentragenden Zweigen zu 5—7, in der Grösse 
veränderlich, 2—6 em lang und 1—2,5 cm breit, aus keilförmigem Grunde 
elliptisch oder breit oderschmal verkehrteiförmig-länglich, meist 
“ über der Mitte am breitesten, meist spitz (Zahnung einfach mit vor- 
wärts gerichteten, nicht drüsigen Zähnen), oberseits mattgrün, unterseits kahl 
oder meist weich behaart. Hochblätter lanzettlich. Blüthenstiele kahl, un- 
bewehrt. Blüthen zu 2—8, selten mehr, hie und da auch einzeln. Kelchblätter 
mit langem, vorn etwas verbreitertem, laubartigem Anhängsel, auf dem Rücken zu- 
weilen stieldrüsig. Blumenblätter ziemlich gross, weisslich oder rosa. 
Scheinfrucht meist aufrecht, eiförmig-rundlich bis kugelig. 

Im östlichen und mittleren Nordamerica einheimisch, bei uns nicht selten 
gepflanzt und in Folge der kriechenden Grundachse aus diesen Culturen leicht 
verwildernd. — Bl. Ende Juni bis Mitte Juli. 5 

R. virginiana Mill. Gard. Diet. no. 10 (1759) Koehne Deutsche Dendrol. 298. 
Dippel Handb. Laubholzk. III. 582. R. Soländri!) Tratt. Monogr. Ros. II. 150 
(1823) der Typus. 


Sehr veränderlich, von den zahlreichen Formen erscheint hier erwähnenswerth 
die Rasse: 


B. blanda. Aeste und Zweige oberwärts wehrlos. Blättchen unterseits kahl. — Bei 
uns nicht selten gepflanzt, zuweilen verwildert (Höck, B. Centr.bl. Beih. 
IX. 412. 

R. virginiana ß. blanda Koehne Deutsche Dendrol. 299. R. blanda Ait. 
Hort. Kew. II. 202 (1789). Jaeq. Fragm. t. 105. R, fraxinifolia Gmel. Fl. Bad. 
II. 413 (1806) nicht der übrigen Autoren. 


Stellt nach einigen den Typus der Art dar. 


Ohinensis X Virginiana s. am Schlusse der Gattung. 
. Carolina % Virginiana s. S. 308. 

. hümilis X Virginiäna s. S. 309. 

. rugösa X Virginiana 

. acieuläris X Virginiana 1 a 
Virginiana X pendulina s. S. 306. 


xXXXXXX 
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1) Nach Daniel Solander, * 1738 in Norrland, 7 1782 London als Unter- 
bibliothekar am British Museum, einem Schüler Linn&@’s, der mit Banks (s. I. S. 211 
Fussn. 1) Capt. Cook auf dessen ersten Reise 1769—71 als Botaniker begleitete. 


298 Rosaceae, 


40. (64.) R. pendulina. h, aufrecht, !/ı bis ca. 3 m hoch, mit 
wagrecht abstehenden, meist kurzen Aesten. Stamm unterwärts mehr 
oder weniger bewehrt, oberwärts nebst den Aesten und Zweigen wehrlos 
oder mehr oder weniger dicht mit meist nadelförmigen oder 
borstlichen, geraden "Stacheln bewehrt. Blattstiel kahl oder selten 
behaart, mit mehr oder weniger zahlreichen, kürzer oder länger gestielten 
Drüsen und drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln bekleidet, Nebenblätter 
schmal, mit ziemlich breiten, eiförmigen, zugespitzten, divergirenden 
ÖOehrchen. Blättchen zu 7—-11, mittelgross bis klein, selten mehrere 
em lang und breit, länglich- eiförmig. bis rundlich, stumpf oder 
zugespitzt (Zahnung sehr selten einfach oder meist mehrfach zu- 
sammengesetzt, tief. Zähne in eine vorgestreckte, schmale Spitze 
auslaufend; Zähnchen drüsig, auf der Aussenseite des Zahnes bis 5), 
oben dunkelgrün, unten blass, kahl oder mehr oder weniger stark, 
unterseits selbst dicht anliegend behaart; Mittelnerv drüsig, en 
drüsenlos oder mit mehr oder weniger zahlreichen Drüsen, oder selten 
unterseits dicht drüsig, Blüthenstiele meist drüsig. Blüthen einzeln, 
seltener zu 2—4. DBlüthenstiele meist mehrfach länger als 
der Kelchbecher, drüsenlos oder häufiger mit Stieldrüsen und 
drüsenlosen Stacheln bekleidet, hochblattlos oder mit kurzen, 
lanzettförmigen Hochblättern; zur Blüthezeit aufrecht, später oft bogig 
gekrümmt. Kelchbecher kugelig bis länglich flaschenförmig, meist 
eiförmig, oben in einen Hals verschmälert, drüsenlos oder mehr 
oder weniger dicht mit Stieldrüsen und drüsenlosen Stachelborsten be- 
kleidet. Kelchblätter ungetheilt, mit lanzettförmig verbreiterter, ganz- 
randiger oder drüsig gezähnter Spitze, auf dem Rücken nackt oder drüsig, 
so lang oder länger als die Blumenblätter. Blumenblätter lebhaft 
rosenroth bis purpurn, herzförmig ausgerandet. Griffel wollig. 
Scheinfrucht kugelig bis flaschenförmig, von den aufgerichteten 
oder zusammenneigenden Kelchblättern gekrönt, zuletzt meist. etwas 
überhängend, hellroth, kahl oder drüsig-weichstachelig. 

Aus der montanen Region von ca. 500 m an in die Alpenregion 
bis zu 2500 m aufsteigend. Alpen, von den Westalpen bis nach 
Bosnien; Jura; Mittelgebirge, von den Vogesen ‚bis zu den Karpathen 
nördlich bis zum Erzgebirge und den Sudeten: fehlt im westlichen Mittel- 
deutschland. Bl. Ende Mai, in den Höhenlagen im Juni und An- 
fang Juli. 

R. pendulina L. a. pl. ed. 1. 492 (1753). Braun in Beck Annal. 
k. k. nat. Hofmuseum Wien II. 2. 100 (1887). Formänek u. J. B. 
v. Keller in Ros. d. Hochgesenkes 1 (1887). Braun in Beck Fl. Nied.- 
Oest. 775 (1892). Crepin Bull. Herb. Boiss. V. 135 (1897). Burnat 
Fl. Alp. mar. III. 1. 38 (1899). Koch Syn. ed. 2. 248. R. cinna- 
momea L. Sp. pl. ed. 1. 491 (1753). R. alpına L. Sp. pl. ed. 2. 
703 (1762). Jacquin Fl. Aust. III. 43 t. 279 (1778). Trattinick Monog. 
Ros. II. 198 (1823). Gren. wu. Godr. Fl. France I. 556 (1848). Des- 
eglise Ess. monogr. 53 (1861). Gren. Fl. Jur. 227 (1864). Christ Ros. 
Schw. 58 (1873). Regel Tent. Ros. monogr. 12 (1877). Burnat u. Gremli 


Rosa. 299 


Ros. Alp. mar. 55 (1878). Borbäs Ros. Hung. 527 (1880). Bräucker 
Deutschl. w. Ros. 7 (1882). Crepin SB. Belg. XXI. 1. 126 (1882). 
J. B. v. Keller in Haläcsy u. Braun Nachtr. z. Fl. Nied.Oest. 215 
(1882). Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. Suppl. 1, 73 (1882—83). 
Waldner Europ. Rosentypen 43 (1885). Gelmi Rose del Trentino 15 
(1886). Crepin SB. Belg. XKvI. 1. 109 (1888). Sagorski DBM. 
Nr. 9 (1889). R. Keller Bot. Centr. XLVIH. 195 (1891). Wiesbaur 
u. Haselberg Beitr. z. Rosenfl. v. Oberösterreich ete. 5. 1891. Crepin 
a. a. O. XXXL 2. 75 (1892). Crepin SB. Geneve VII. 164 (1892— 94). 
Dürrnberger Weitere Beitr. z. Rosenfl. v. Oberösterreich 7 (1893). ‘Crepin 
Bull. Herb. Boiss. VI..8 (1894). R. Keller Engler bot. Jahrb. XIX. 
Beiblatt 47. 2 (1894). Crepin Ann. Conservat. Jardin bot. Geneve I. 
27 (1897). R. Keller Jahresberichte St. Gall. NG. 1895/96. 181 (1897). 
Gaillard Bull. Herb. Boiss. VI. 405 (1894). R. Keller in Mitth. NG. 
Winterthur I. 44 (1899). Schinz u. Keller Fl. d. Schweiz 265 (1900). 
Koch Syn. ed. 2. 248. Nyman Consp. 236 Suppl. 116. R. rupestris 
Crantz Stirp. austr. ed. 1. fasc. 2. 23 (1763). R. glandulösa Bellardı 
App. ad fl. Pedemont. in Act. Taur. 1790. 230 nicht Koch Syn. 


Der älteste Name, den Linn& unserer Art gab, war R,. einnamomea (vergl. 
Cr&pin in Bull Herb. Boiss. V. 135 [1897]). Aber auch der Name R. pendulina 
ist älter als der Name PR. alpina. Jener erscheint schon in der ersten Auflage der 
Spec. für die Formen der Art mit länglichen, also typischen, Scheinfrüchten, 
während dieser erst in der 2. Auflage und zudem für die verhältnissmässig seltene 
Abänderung mit kugeligen Scheinfrüchten gebraucht wird, Dem strengen Wortlaute 
der Nomenclaturgesetze entsprechend sollte also die heute meist als R. alpina be- 
zeichnete Art R. cinnamomea genannt werden, welcher Name von Linne erst 1759 
(Syst. 10 ed.) in dem heute üblichen Sinne gebraucht wurde; während diese selbst 
ursprünglich (Spec. ed. 1) Linn&’s R. spinosissima darstellte. 

Die striete Befolgung der Nomenclaturgesetze brächte also für die 3 in Frage 
kommenden Arten zweifellos mehr Verwirrung als Aufklärung, wesshalb es geboten 
erscheint, über den Buchstaben des Gesetzes den Geist desselben zu stellen. Diesem 
aber, glaube ich mit Braun (vgl. Abhandlungen der ZBG. Wien XXXV. 111 [1885]) 
wird am besten dadurch nachgelebt, dass der Name R, pendulina an Stelle von 
R. alpina wieder zu Recht gezogen wird, wie das nach dem Vorbilde Braun’s 
seit mehr als einem Decennium bei den österreichischen Autoren üblich geworden ist. 

R. pendulina ist eine ausserordentlich. veränderliche Art. Sie tritt in unbe- 
wehrten und bewehrten, bisweilen dichtstacheligen Abänderungen auf. In Bezug 
auf’ die Form und Grösse der Laubblätter ist sie mannigfachen Abänderungen unter- 
worfen, ebenso in Bezug auf deren Bezahnung, Behaarung und Drüsigkeit. In der 
Zusammensetzung des Blüthenstandes zeigt sie sehr geringe Schwankungen. Weitaus 
in den meisten Fällen ist sie einblüthig, hin und wieder 2—3-, sehr selten 4 blüthig. 
Grosse Veränderlichkeit zeigt sie aber wieder in der drüsigen Bekleidung des Blüthen- 
standes, ebenso in der Grösse und namentlich in der Form des Kelchbechers. Zahl- 
reiche dieser Abänderungen sind als besondere Arten beschrieben worden. 


Die nachfolgende Zusammenstellung soll ein Bild der wichtigsten Abänderungen 
der R. pendulina geben. 
A. Blättehen länglich eiförmig. 
I. Blättehen kahl oder unterseits höchstens am Mittelnerr schwach behaart. 
a. Blüthenzweige wehrlos oder nur mit vereinzelten, meist borstigen Stacheln 
bewehrt. 
1. Zahnung einfach. 
In der Litteratur begegnet man hin und wieder Angaben ‚von ein- 
fach gezähnten Abänderungen der R. pendulina z. B. R. alpinoides (Des- 


En 


300 


Rosaceae. 


eglise in Bull. S. sc. d’Angers 1878). R. alpina var. simplieidens 
Schmidely in Ann. SB. Lyon VII. 178 (1878—79). R. alpinoformis 
Haynald in Borbäs Ros. Hung. 526 (1880). Vergl. auch Cr£pin in SB. 
Belg. XXI. 1. 127 (1882) und XXXIII. 1. 27 (1894). Dennoch ist es 
sehr zweifelhaft, dass die ächte R. pendulina wirklich in einfach ge- 
zähnten Abänderungen auftrete. Crepin konnte für die oben genannten 
vermeintlichen Abarten der R. pendulina den hibriden Ursprung (R.pendu- 
lina X glauca) nachweisen. 


2. Zahnung zusammengesetzt. 


a. Blüthenstiele, Kelchbecher nnd Kelchblätter ohne Stieldrüsen, 
levis. — Namentlich im centralen und westlichen Theile des 
Gebietes, aber viel seltener als b!! — R. pendulina A.1. a. 2. a. levis 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 300 (1902). R. alpina x. laevis Seringe 
in DC. Prodr. II. 612 (1825). 


b. Blüthenstiele mit Stieldrüsen, denen oft + zahlreiche, drüsenlose 
borstige Stacheln beigemengt sind. 
setösa. Scheinfrucht gleich den Blüthenstielen mit + zahl- 
reichen Stieldrüsen, die auch meist in grösserer Zahl auf die 
Kelchblätter übergehen. Scheinfrucht oval bis länglich oval. — Durch 
das ganze Gebiet verbreitet, im östlichen und nordöstlichen Theile in- 
dessen viel seltener als die drüsigen und behaarten Abänderungen !! 
— R. alpina A. I. a. 2. b. setosa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 300 
(1902). R. pendulina «. typica Braun in Beck Fl, v. N.Oest. 975 
(1892). R. alpina f. pyrenaica Christ in Ros. Schw. 59 (1873). 


Extreme Abänderungen in Bezug auf die Gestalt der Schein- 
früchte sind 

2. lagenäria (R. lagenaria Villars in Fl. Dauph. III. 553 
(1789). Nyman Consp. 237. .R. alpina ß. lagenaria Seringe in DC, 
Prod. II. 611 (1825). R. pendulina 6. lagenaria Braun in Beck Fl. 
N.Oest. 775 (1892). Kelchbecher verlängert, nach vorn in einen 
Hals verschmälert, flasehenförmig, bald drüsenlos, bald mit 
+ zahlreichen, bisweilen dieht stehenden Stieldrüsen und drüsenlosen 
Stachelborsten besetzt. — Eine sehr häufig im centralen und west- 
lichen Theil des Gebietes auftretende Abänderung der Art!! 

3. alpina (Braun in Beck Fl. N.Oest. 7775 [1894]. R. alpina 
L. Spee. ed. II. 703 [1863]. R. alpina var. globosa Desvaux in Journ. 
bot. III. 2. 119 [1813]. Kelcehbecher kugelig, bald drüsenlos, 
bald mit + zahlreichen Stieldrüsen besetzt. — Viel seltener als vorige!! 


Eine durch besonders grosse Blättehen ausgezeichnete Abänderung 
von b. ist 

ß. latifolia (R. alpina ı. latifolia Seringe in DC. Prod. 612 
[1825]. Koch Syn. ed. 2. 248). Blättchen 4—6 cm lang und 
3—5 em breit, elliptisch, stumpf. Hin nnd wieder durch das 
ganze Gebiet der iypica!! Nach meinen vieljährigen Beobachtungen 
im Brühlbachtobel bei Kyburg (Winterthur) ist A. latifolia eine Stand- 
ortsmodification, die durch die besonderen Beleuchtungsverhältnisse 
bedingt wird. Der gleiche Strauch, der am schattigen Standorte ausser- 
ordentlich grosse Laubblätter namentlich an den Schösslingen trieb, 
wurde, nachdem er in Folge eines Kahlschlages einen sonnigen Stand- 
ort erhielt, normalblätterig. 


Durch Entwicklung von Subfoliardrüsen ist ausgezeichnet 


** Pyrendiüca (R.pyrenaica Gouan in ill, et observ. bot. 37 (1773). 
Nyman Consp. 237 Suppl. 116. R. alpina y. pyr. Ser. in DC. Prodr. 
I. 611 (1825). Koch Syn. ed. 2. 248. Nebenblätter unterseits öfter 
mit + zahlreichen Subfoliardrüsen. Blattstiel drüsenreich. 
Blättchen unterseits am Mittelnerv mit Subfoliardrüsen, 
die meist nur vereinzelt an die Seitennerven übergehen. — 


Rosa. 301 


Gleich den vorigen Abänderungen hin und wieder namentlich im cen- 
tralen und westlichen Theile des Gebietes! ! 
b. Blüthenzweige gleich dem Stamm und den Aesten mit + zahlreichen 
borstigen Stacheln bewehrt. Zahnung zusammengesetzt. 
1. Borbäsii!). Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. — Fiume. — R. pendulina 
A. I. b. 1. Borbasü R. Keller in A. u. G. 'Syn. VI. 301 (1902). .R. 
intercalaris Borbäs in Herb. Vergl. Crepin in SB. Belg. XXI. 128 (1882). 


2. aculeäta. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. — Durch das ganze Gebiet 
zerstreut, aber seltener als die Abänderung der Gruppe A. I. a.!! — 
R. pendulina A. I. b. 2. aculeata R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 301 
(1902). R. alpina 2. aculeata Seringe in DC. Prodr. II. 611 (1825). 

Hierher gehört 

b. adjeeta (R. adjecta Deseglise in M&m. Acad. Maine et Loire 
XXVII. 104 [1873]. Nyman Consp. 236). Stacheln der blüthentragen- 
den Zweige wenig zahlreich. Blattstiel drüsig, zerstreut behaart bis 
kahl. Blättchen oberseits kahl, unterseits kahl oder am Mittel- 
nerv zerstreut behaart. Zahnung unregelmässig, neben zusammen- 
gesetzten vereinzelte einfache Zähne. Blüthenstiele verlängert. 
Kelehbecher länglich, drüsig stachelig. Diese zur iypica überführende 
Abänderung der aculeata tritt neben diesen beiden häufiger auf als die 
reich bestachelte aculeata !! 

Eine drüsenreiche Abänderung ist 

2. megalophylia?2) (R. Malyi var. megalophylla Borbäs in Ros. 
Hung. 526 und 536 [1880]). Blüthenstiele mit zahlreichen Stacheln und 
Borsten dicht bedeckt. Blättehen 2,5—4 em lang und 1,5—2 cm breit, 
unterseits über die ganze Fläche mit Subfoliardrüsen besetzt. Schein- 
frucht oval oder länglich oval. — Dalmatien; in ähnlichen Abänderungen 
auch in Bosnien !! 

Il. Blättchen wenigstens unterseits + dicht behaart. 

a. Blüthenzweige wehrlos. 
1. Subfoliardrüsen fehlen oder sie finden sich nur vereinzelt. 
a. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 
levipes. Blättchen unterseits locker anliegend behaart. 
Kelehbecher und Kelehblätter drüsenlos. — Ungarn. — R. alpina 
f. laevipes Borbäs in Ros. Hung. 528 (1880). 
b. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 

1. pubeseens. Blättehen unterseits locker anliegend behaart, 
oberseits kahl. Kelehbecher und Kelchblätter drüsenlos oder spärlich 
mit Drüsen besetzt. Durch das ganze Verbreitungsgebiet der Art 
hin und wieder. in den Central- und Westalpen indessen selten. !! 
R. alpina f. pubescens Koch Syn. ed. 1. 224 (1857) ed. 2. 248. R. 
alpina &. norica3) J. B. von Keller in Haläcsy u. Braun Nachtr., 
217 (1882). 

Eine durch sehr lange, flaschenförmige Scheinfrüchte aus- 
gezeichnete Abänderung ist: 

ß.longilagenäria. Blattstiel flaumig behaart, drüsen- 
reich, Blättehen unterseits über die ganze Fläche an- 
liegend behaart. Zahnung ungleich, z. T. zusammengesetzt, 
drüsig, z. T. einfach. Blüthenstiele ziemlich kurz, so lang oder 
selbst kürzer als die reife Scheinfrucht. Kelchblätter drüsenlos oder 
auf dem Rücken spärlich drüsig. Scheinfrucht 3—3!/s em 
lang, fast spindelförmig, in den Blüthenstiel verschmälert, 
vorn in einen langen, schmalen Hals zusammenge- 


1) S. II. S. 396 Fussn. 1. 
2) Von ueyag gross, pbAAov Blatt. 
3) S. II. S. 493 Fussn. 1, 


302 Rosaceae. 


zogen, zerstreut mit Stieldrüsen besetzt. — Mähren. — R. pen- 
dulina f. longilagenaria J. B. v. Keller u. Formänek in Rosen 
des Hochgesenkes 2 (1887). 


Eine durch kugelige Scheinfrüchte ausgezeichnete Abänder- 
ung ist 
$$S Crodtica (R. eroatica Kitaibel in Linnaea XXXIH. 589 
[1863]). Stamm spärlich bestachelt. Blüthenzweige wehrlos oder 
mit vereinzelten, geraden Stacheln besetzt. Blättchen 7—9-zählig. 
Nebenblätter scharf zugespitzt, drüsig gewimpert. Blattstiel spärlich 
bewehrt. Blättehen elliptisch. Zahnung zusammengesetzt, scharf 
zugespitzt. Unterseite der Blättchen am Mittelnerv fast wollig be- 
haart, auf der Fläche mit langen anliegenden Haaren locker be- 
kleidet. Blüthenstiele mit langen Drüsenborsten besetzt. Kelch- 
becher und Scheinfrucht kugelig, mit zerstreuten Drüsenborsten be- 
kleidet. — Kroatien; ähnlich auch hin und wieder im Alpengebiet! 
2. adenöphoral). Zweige wehrlos. Blätter 5—7 zählig. Blattstiel mit 
kurzen, borstlichen Drüsen und mit sehr spärlichen, geraden Stacheln 
besetzt. Nebenblätter kahl, am Rande drüsig gewimpert. Blättchen 
länglich-eiförmig, stumpf, oberseitsangedrückt, unterseits 
an den Mittelrippen und den Seitennerven fast wollig behaart. 
Blüthenstiele mit kürzeren und längeren Drüsenborsten dicht besetzt. 
Kelchbecher kugelig, mit langen Drüsenborsten dicht bekleidet. Kelch- 
blätter mit lanzettlichem Anhängsel, auf dem Rücken stieldrüsig, 
am Rande drüsig gewimpert. — Ungarn! Kroatien, Mähren, wahr- 
scheinlich auch im nördlichen Theile des Verbreitungsgebietes der Art. 
— R. pendulina A. II. a. 2. adenophora R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 302 (1902). R. adenophora Kitaibel a. a. O. 587 (1863). 
Nyman Consp. Supp]. 166. 
2. Blättchen mit Subfoliardrüsen. 

a. Ebelii2). Zweige gelblich, wehrlos. Nebenblätter breiteiförmig-ellip- 
tisch, unterseits mitröthlichen Subfoliardrüsen + dicht 
bekleidet, am Rande drüsig gewimpert, mit kurzen, abstehenden 
Oehrchen. Blattstiel z. T. kahl, z. T. mit längeren Haaren besetzt; 
mit + zahlreichen rothen Stieldrüsen. Blättehen oberseits 
kahl, unterseits an den Nerven oder über die ganze 
Fläche mit Subfoliardrüsen, behaart, am Rande mit scharfer, 
zusammengesetzter, drüsenreicher Zahnung. Blüthenstiele 
mit röthliehen Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher drüsenlos oder 
am Grunde mit einzelnen Stieldrüsen, klein, ellipsoidisch. Kelchblätter 
auf dem Rücken mit + zahlreichen Stieldrüsen, mit spateligem An- 
hängsel. — Bosnien. — R. pendulina subsp. Ebelii Braun in Beck 
Ann.d.k. k nat. hist. Hofmus. II. 2. 101 (1837). 

b. balsämea. Blättehen oberseits locker anliegend, unterseits fast wollig 
behaart. Kelehbecher drüsenborstig bekleidet und Kelchblätter drüsig. 
— Ungarn, Bosnien! Mähren ete. — R. pendulina A. II. a. 2. b. 
balsamea R. Keller in A. u. G. Syn. II. 302 (1902). R. balsamea 
Kitaibel in Linnaea XXXII. 590 (1863). 

b. Blüthenzweige gleich den Stämmen und Aesten + reichlich mit meist 
borstlichen Stacheln bewehrt. 

intercaläris. Zweige mit geraden, ungleichen, meist 

borstlichen Stacheln bewehrt. Blattstiel behaart, mit kräftigen Stiel- 


1) Von dv Drüse und -P0g0o5 tragend. 

2) Nach Paul Wilhelm Sositheus Eugen Ebel, * 29. Juni 1815 Königs- 
berg, Privatdocent daselbst, später (seit 1846) Gutsbesitzer in Württemberg (Caspary 
h. nach Abromeit br.), 7 19. Dez. 1854 Hoheneck, O.-A. Ludwigsburg (Grad- 
mann br.), welcher 1841 eine Reise nach Montenegro machte (Zwölf Tage auf 
Montenegro, 2 Hefte, Kön. 1842—1844. Verf. der Dissertation De Armeriae genere 
Reg. 1840). a 


Rosa. 303: 


drüsen besetzt. Blättehen oval oder elliptisch, mit etwas ungleicher, 
fast drüsenarmer Zahnung, oberseits kahl, unterseits an den 
Nerven behaart. Kelchbecher meist ohne Stieldrüsen. Kelchblätter 
auf dem Rücken drüsenreich. — Verbreitung gleich jener der aculeata!! 
Wie alle behaarten Abarten im mittleren und westlichen Theil des Ge- 
bietes viel seltener auftreten als die kahlen, so ist die intercalaris 
auch seltener als die aculeata, deren leicht behaarte Abänderung sie 
ist. — R. pendulina A. II. b. intercalaris R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
302 (1902). R. intercalaris Deseglise in Mem. Acad. Maine-et-Loire XX VIII. 
104 (1873). Nyman Consp. 236. R. alpina d. intercalaris J. B. v. Keller 
in Haläesy und Braun Beiträge Fl. Nied.Oest. 216 (1882). — Eine fast 
nur durch auffällige Verkürzung der Blüthenstiele und 
kräftigere Stacheln abweichende Abänderung ist 


2. brachüjelada!) (R. alpina 6. brachyclada Burnat u. Gremli Ros. Alp. 
mar. 56 [1879]). Ziemlich gedrungener, kurzästiger Strauch. Blättchen 
unterseits an den Nerven behaart. Blüthenstiele nur etwa so lang wie 
der Kelchbecher. — Seealpen. 


Eine durch die langen, flaschenförmigen Scheinfrüchte 
abweichende Unterabart ist 


b. subgentilis (R. alpina $. subgentilis J. B. v. Keller in Haläcsy 
und Braun Nachtr. 216 [1882]). Stacheln wenig zahlreich. Blätt- 
chen beiderseits verschmälert, klein, unterseits an den Nerven 
leicht behaart und etwas drüsig. Kelchblätter schmal. Kelch- 
becher klein, sehr schmal, eilänglich. — Niederösterreich und in ähn- 
lichen Abänderungen hin und wieder im Gebiete der Art! 

B. Blättehen breit- bis rundlich-eiförmig, meist klein (denen der R. pimpinellifolia 
ähnlich). 
I. Blättchen kahl. 
a. Blüthenzweige unbewehrt oder nur mit vereinzelten, borstigen Stacheln. 
1. Sternbörgii2). Niederer, kaum 30 em hoher Strauch. Nebenblätter 
sehr schmal‘, mit scharf zugespitzten Oehrchen, am Rande dicht drüsig 
gewimpert. Blattstiel kahl, fast stachel- und drüsenlos.. Blättchen 
klein, vom Grund an mit tiefer, scharfer, drüsenreicher 
Zahnung. Blüthenstiele drüsenlos oder mit vereinzelten 
Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher kugelig oder länglich-eiförmig. Kelch- 
blätter bald kurz, bald verlängert, mit pfriemlichem, ganzrandigem An- 
hängsel, drüsenlos oder auf dem Rücken + reichlich mit Stieldrüsen 
besetzt. — Im östliehen Theile des Gebietes hin und wieder! — R. 
pendulina y. Sternbergii Braun in Beck Fl. v. Nied.Oest. 775 (1893). 
R. afinis Sternberg in Flora IX. (1826) I. Beilage 80. R. alpina 
y. Sternbergii Braun in Haläcsy und Braun Nachträge 216 (1882). — 
Sternberg’s R. affinis stellt nach dem genauen Wortlaut der 


1) Boayös kurz, »iddog Ast. 

2) Nach Kaspar Moritz Grafen von Sternberg, * 1761 Prag + 1838 Brezina 
bei Rokitzan in Böhmen, Besitzer der Herrschaft Radnitz, Hof- und Kammerrath 
der Hochstifte Regensburg und Freising, später bis 1807 Vicepräsident der Landes- 
direction in Regensburg. St. war ein vielseitiger Kenner und freigebiger und er- 
folgreicher Förderer der Naturwissenschaften ; er stiftete mit Hoppe die Botanische 
Gesellschaft in Regensburg und hatte den Hauptantheil an der Gründung des Böh- 
mischen Museums in Prag. Er erwarb sich hohe Verdienste um die Flora seines 
Heimatlandes Böhmen (Botanische Wanderungen in den Böhmerwald. Nürnb. 1806) 
wie um die der Alpen (Reise durch Tirol und die österreichischen Provinzen Italiens. 
Regensb. 1806. Revisio Saxifragarum iconibus illustrata. Mit 31 Tafeln. Regensb. 
1810) und war einer der Begründer der wissenschaftlichen Palaeophytologie (Versuch 
einer geogr.-bot. Darstellung der Flora der Vorwelt. 2 Bände mit 160 Taf. Leipzig 
und Prag 1820—38). Nach ihm benannten Waldstein und Kitaibel (Pl. rar. 
Hung. II. 179 [1805]) die Amaryllidaceengattung Sternbergia. 


Rosaceae. 


Beschreibung jene Abänderung der Abart dar, welche durch kugelige 
Scheinfrüchte und sehr zerstreut stieldrüsige Blüthenstiele ausgezeichnet ist. 
2. scabriüsceula. Niederer Strauch. Blättchen rundlichoval bis 
fast kreisrund, zum Theil mit stumpfer, fast kerbiger Zahnung, 
auf den Seitennerven mit einzelnen kleinen Subfoliardrüsen. 

Blüthenstiele mit sehr feinen, dieht stehenden, weichen Stiel- 

drüsen besetzt. Kelchblätter bald drüsenlos, bald auf dem Rücken + 

dicht mit Drüsen besetzt. Scheinfrucht bald kugelig, bald länglich-oval bis 

flaschenförmig, weichstachelig. — Wallis! — R. pendulina B. I. a. 2. 

scabriuscula R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 304 (1902). — In den 

Central- und Westalpen sind jene im östlichen Theile des Gebietes nicht 

selten auftretenden, durch niederen Wuchs, durch die Form und Grösse 
der Blättehen R. pimpinellifolia nachahmenden Abänderungen selten. 
b. Aeste und meist auch die Blüthenzweige mit + zahlreichen, meist borsten- 
förmigen Stacheln besetzt. 
1. Subfoliardrüsen fehlen oder sie treten nur vereinzelt auf den Seiten- 
nerven der Blättchen auf. 

a, gentilis. Niederer Strauch mit borstigen Stacheln. Neben- 
blätter schmal mit dicht drüsig gewimpertem Rande, mit eiförmig- 
lanzettlichen Oehrchen. Blattstiel mit wenig zahlreichen, borstlichen, 
weichen Stacheln und Stieldrüsen besetzt. Blättehen mit den 
Rändern sich berührend, breit bis rundlich-eiförmig, 
am Grunde breitabgerundet, ganzrandig. Zahnung zu- 
sammengesetzt, drüsenreich. Subfoliardrüsen fehlen. Blüthen- 
stiele + dicht mit Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher oval bis länglich- 
oval, mit Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken stiel- 
drüsig. Blumenblätter tiefrosenroth. Scheinfrucht länglich-eiförmig, 
beiderends verschmälert. — Monte Maggiore (Istrien); auch in Kroatien, 
Ungarn und Bosnien in mehr oder weniger typischer Form! — R. 
pendulina B. I. b. 1. gentilis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 304 
(1902). R. gentilis Sternberg Flora IX. (1826) Beilage 1. 79. Koch 
Syn. ed. 2. 247. Nyman Consp. 237 Suppl. 116. R. affinis und R. 
Sternbergii sind von vielen Autoren (vergl. Deseglise SB. Beleg. 
XV. 264 [1876]) als Abänderungen der Kreuzung der R. pendulina 
mit R. pimpinellifolia aufgefasst worden. Nach Borbäs (Ros. Hung. 
526 [1882]) und Cr&pin (SB. Belg. XXXII. 1. 36 [1894]) — ersterer 
sah die Originalexemplare, letzterer erschliesst es nach der Herkunft 
der Sternberg’schen Rose — liegen in beiden Rosen zweifellose 
Abänderungen der R. pendulina vor, die allerdings, worauf schon 
Sternberg (a. a. O.) aufmerksam macht, in gewissem Sinne Ab- 
änderungen der R. pimpinellifolia nachahmen. 


In den Centralalpen tritt diese Abänderungsgruppe in zwei Ab- 
arten auf, nämlich: 


l.cürtidens. Stämme und Aeste + bestachelt. Nebenblätter an 
den Schösslingsblättern schmal, an den Laubblättern der Blüthentriebe 
ziemlich breit. Blättehen breit-oval, stumpf, mit zahl- 
reichen, z. T. einfachen, kurzen, breiten Zähnen. — En- 
gadin. — R. pendulina B. I. b. 1. a. eurtidens R. Keller in A. u.G. 
Syn. VI. 304 (1902). R. alpina f. curtidens Christ Ros. Schw. 61 (1873). 


2,reversa. Stämme und Aeste ziemlich reichlich mitungleichen, 
pfriemlichen Stacheln bewehrt. Blattstiel mit zahlreichen, kleinen, 
Stacheln und rothen Stieldrüsen besetzt, die beide auch auf den Mittel- 
nerv der Blättehen übergehen. Blätichen entferntstehend, breit- 
oval, starr, oben dunkel, unten blassgrün, am Mittelnerv oft zer- 
streut behaart. Seitennerven der Blättchen der unteren Laubblätter 
mit einzelnen rothen Subfoliardrüsen. Blüthenstiele mit 
zahlreichen Stieldrüsen besetzt, die auch auf den Rücken der 
Kelchblätter übergehen, nach dem Verblühen bogig abwärts 


Rosa. 305 


gekrümmt. Scheinfrucht oval, drüsenlos, am Grunde abgerundet, 
nach vorn verschmälert. — Engadin! — R. pendulina B. I. b. 1. 
b. reversa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 304 (1902). R. alpina f. 
reversa Christ Ros. Schw. 61 (1873). 
2. Subfoliardrüsen + zahlreich, meist die ganze Fläche des Blättchens 
dicht deckend. 

Mälyi!). Niederer, ca. 30 cm hoher Strauch. Stämme und Aeste 
reichlich bestachelt. Blüthentragende Zweige wehrlos. Stacheln ge- 
rade, von ungleicher Grösse, aus rundlichem, scheibenförmigem Grunde 
plötzlich nadelförmig vorgezogen. Nebenblätter schmal, nach vorn stark 
verbreitert, am Rande dicht drüsig gewimpert, unterseits mit + 
zahlreichen, selten fehlenden Subfoliardrüsen. Blattstiel 
kahl, mit zahlreichen Stieldrüsen und unterseits auch mit einzelnen 
nadelförmigen Stacheln. Blättehen genähert, mit den Rändern sich 
deckend, klein, 1—2 cm lang und 0,6—1,6 cm breit; rundlich- 
eiförmig. Zahnung sehr zusammengesetzt; Zähne aussen mit 
3—5, innen mit einem Drüsenzähnchen. Obere Blättchenfäche lebhaft 
grün, untere weisslich-grün, mit zahlreichen, über die 
ganze Fläche zerstreuten, dunkeln Drüsen besetzt, kahl. 
Blüthenstiele anfänglich aufrecht, später zurückgekrümmt, dicht mit 
Stieldrüsen besetzt. Kelehbecher kugelig-eiförmig, bald kahl, bald 
am Grunde, bald über die ganze Fläche mit langgestielen Drüsen besetzt. 
Kelchblätter auf dem Rücken mit Stieldrüsen, mit länglich-linealischem, 
ganzrandigem oder drüsig gefranstem Anhängsel. Scheinfrucht kugelig- 
eiföürmig. — Dalmatien; tritt auch in Ungarn und Bosnien in einer Reihe 
von Modificationen auf, die z. T. durch geringere, z. T. durch reich- 
lichere Bewehrung der Achsen von der von Kerner beschriebenen Abart 
abweichen!!! — R,. pendulina B. I. b. 2. Malji R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 305 (1902). R. Malyi Kerner in ÖBZ. XIX. (1869)325. Nyman 
Consp. Suppl. 116. — Vergl. auch Wiesbaur in ÖBZ. XXXIII (1883) 
395; R. Keller in Engler’s Bot. Jahrb. XV. 493 (1893). 

II. Blättchen wenigstens een + reichlich behaart. 
a. Blüthenzweige unbewehrt oder nur mit vereinzelten Stacheln; 
1. Subfoliardrüsen fehlen oder sie finden sich bald nur vereinzelt, bald 
zahlreicher an den Seitennerven. 

Hierher gehört die 

b. acanthodermis 2) (R. pendulina var. acanthodermis Borbäs in 
ÖBZ. XLV. [1892] 188). Stamm + stark bestachelt. Mittel- und 


1) Nach dem Entdecker Franz de Paula Maly, * 18. Febr. 1823 Winar bei 
Prag, f 11. Sept. 1891 Wien als Hofburggarteninspector, früher seit 1868 Hofgärtner 
am Belvedere. Derselbe erwarb sich grosse Verdienste um die Erforschung der Ge- 
birgsflora der Oesterreichisch-Ungarischen Monarchie, die er auf zahlreichen der 
Einsammlung lebender Pflanzen gewidmeten Reisen durchzog; auch bereiste er 
1859/60 im Gefolge des Erzherzogs Maximilian (späteren Kaisers von Mexico + 1867) 
Brasilien. Die von ihm entdeckten europäischen Neuheiten wurden von Schott, 
Kerner und Antoine beschrieben; von Letzterem der wohl bemerkenswertheste 
Fund, Pinus leucodermis (I. S. 212). Wir-erhielten diese Angaben von seinem Sohne 
Karl, * 24. Oct. 1874 in Wien, Eisenbahnbeamten in Sarajevo (früher in Bozen), 
dem die Herausgeber der Synopsis mehrfache werthvolle Mittheilungen und schönes 
Material verdanken. Derselbe hat in den letzten Jahren in den W. Mitth. des 
Bosn. Here. Landesmuseums einige Mittheilungen über die Flora des Occupations- 
gebiets und Tirols veröffentlicht. Nicht verwandt ist die Familie von Franz Maly 
mit Joseph Karl Maly, * 3. März 1797 Prag 7 25. Jan, 1866 Graz, Arzt daselbst, 
Verf. der bekannten werthvollen Werke: Enum. pl. phan. imperii Austriaci uni- 
versi, Vindob. 1848 und Flora von Steiermark, Wien 1868. Vgl. Skofitz ÖBZ. 
XI (1861) ale 


2) Von dxavd« Stachel und ö£gue Haut. 
Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 20 


306 Rosaceae. 


Seitennerven der Blättchen mit Stieldrüsen. Zahnung nicht tief. Kelch- 
becher breiteiförmig, drüsenlos. — Ungarn. 

2. Subfoliardrüsen zahlreich. 

Bosniaca. Niederer, ca. 30 cm hoher Strauch, unbewehrt. Neben- 
blätter unterseits dieht drüsig, meist etwas behaart. Blattstiel 
zerstreut drüsig, flaumig, meist völlig stachellos. Blättchen klein. 
Zahnung reichlich zusammengesetzt. Zähne convergirend bis 
abstehend, aussen mit zahlreichen (3—8), innen mit 1—5 kleinen Drüsen- 
zähnchen. Blättchen unterseits + reichlich behaart, durch 
sehr zahlreiche, feine, balsamisch riechende Subfoliar- 
drüsen klebrig. Blüthenstiele mit + zahlreichen Stieldrüsen. Kelch- 
blätter mit drüsig gezähntem oder ganzrandigem, linealisch-lanzettlichem 
Anhängsel, auf dem Rücken drüsig oder drüsenlos, Kelchbecher bald 
drüsenlos, bald drüsig, bisweilen dicht weichstachelig. — Bosnien!! — 
R. pendulina B. II. a. 2. Bosniaca R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 306 
(1902). R. Malyi «. bosniaca J. B. v. Keller, Wiesbaur ÖBZ. XXXIH 
(1883) 349. 

b. Aeste, Zweige und Blüthentriebe mit + zahlreichen Stacheln bewehrt. 

1. adenoneüral) unterscheidet sich von der oben erwähnten gentilis 
nur durch die Behaarung der Unterseite der Blättehen und die fehlenden 
oder nur an den Seitennerven spärlich vorhandenen Subfoliardrüsen. — 
Ungarn. — R. pendulina B. II. b. 1. adenoneura R. Keller in A.u.G. 
'Syn. VI. 306 (1902). R. gentilis var. adenoneura Borbäs in Ros. Hung. 
526, 534 (1880). 

2. setäcea. Blättchen mit zahlreichen Subfoliardrüsen. — Stämme, Aeste 
und Blüthenzweige mit + zahlreichen, meist borstlichen Stacheln 
besetzt. Sonst wie Bosniaca. — Bosnien!! — R. pendulina B. II. b. 2. 
setacea B. Keller in A. u. G. Syn. VI. 306 (1902). R. Malyi «. bos- 
niaca J. B. v. Keller f. setacea Wiesbaur ÖBZ. XXXIII (1883) 393. 


Eine durch spärlichere Bewehrung der Achsen ausgezeichnete Ab- 
änderung ist b. diplotricha?2) (R. Malyi f. diplotricha Borbäs in Ros. 
Hung. 536 {1880)). 
(Auvergne; Pyrenäen; Nord- und Mittel-Spanien; Apenninen; 
Serbien; Bulgarien; Tbessalien.) =] 


. X 40. R. Chinensis X. pendulina s. S. 371. 
12. X 40. R. rubrifüla X pendulina s..S. 319.. 
14. X 40. R. pomifera X pendulina s. S. 321. 
16. X 40. R.. omissa X. pendulina s. S. 329. 

17. X 40. R. tomentösa X. pendulina s. 8..331. 
18. X 40. R. rubiginösa X pendulina s. S. 346. 
32. X 40. R. glauca X pendulina s. S. 353. 

33. X 40. R. corüfolia X pendulina s. S. 359. 
37. X 40. R. montäna X pendulina s. 8. 361. 
39. X 40. R. cinnamömea X. pendulina s. S. 307. 

. X 40. R. Virginidna % pendulina s. unten. 
40. X 41. R. pendulina X pimpinellifölia s. S. 314. 


Bastard. 
B: IL. 2b. 12.2, Rs 


. X 40. R. Virginiana X pendulina. 
Scheint nach Koehne (Deutsche Dendrol. 299) in Gärten vorzukommen. 


1) Von ddr» Drüse und vedoov Nerv. 
2) Von dır/oög doppelt und, Foi£ Haar. 


Rosa, 307 


R. Virgin. X pend. A. u. G. Syn. VI. 306 (1902). R. pendulina X vir- 
giniana Koehne a. a. O. (1893). 


B: I. bi) 15123 


.X  .„R. rugösa X Virginiäna. 
In Gärten. Von Koehne nicht gesehen. 
R. rugosa X virginiana Koehne a. a. O. 298 (1893). 


B. I. b. 1. B. 2. 
. X  .„R. acieuläris X Virginiäna. 
In Gärten. 
R. acicularis X wirginiana Koehne a. a. O. (1893). 


B. ib. 1. 


39.X .R. einnamömea X rugoösa. 

Von Zabel in Münden aus einer Aussaat von R. cinnamomea erhalten. 

R. einnamomea X rugosa Koehne a. a. ©. 297 (1893). R. macracäntha 1) der 
Gärten, nicht Rip. R. rugosa X cinnamomea Crepin SB. Belg. XXXIII. 1. 123 
(1894). 

Be Io m,12D: 

39. X .R. einnamömea X. aciculäris. 

In Gärten. 

R. einnamomea X acieularis A. u. G. Syn. VI. 307 (1902). R. acieularis X 
einnamomea Koehne a. a. O. (1893). 


B.DWh. 1b: 


39. X 40. ? (65.) R. einnamomea X pendulina?. h. Aeste 
und z. T. auch die Zweige rothbraun. Stacheln fehlen. Laub- 
blätter z. T. 5-, z. T. 7zählig. Nebenblätter etwas ungleich, bald breit, 
bald ziemlich schmal, mit vorgestreckten oder divergirenden, dreieckigen 
Oehrcehen, oberseits fast oder völlig kahl, unterseits dicht an- 
liegend behaart, mit + zahlreichen, die Oehrchen meist: dicht 
deckenden Subfoliardrüsen,: am Rande dicht drüsig gewimpert. 
Blattstiel filzig behaart, mit zahlreichen kurz gestielten und einzelnen 
längeren, fast borstigstacheligen Drüsen. Stacheln fehlen. Blättchen 
mittelgross (ca. 2!/g cm lang und 1,8 cm breit), oval, gegen den 
Grund verschmälert oder oft abgerundet. Zahnung zusammengesetzt; 
Zähne ziemlich breit, zugespitzt, wenig abstehend, aussen mit mehreren, - 
drüsigen Nebenzähnchen und sitzenden Drüsen, innen oft mit 1, selbst 
2 Drüsenzähnchen. Oberseite dunkelgrün, ‚kahl oder mit einzelnen 
Haaren namentlich nahe dem Grunde und der Rinne des Mittelnervs, 
unterseits graugrün, anliegend, an den Nerven bisweilen 
fast zottig behaart, z. T. ohne, z. T. mit zahlreichen, über 
die ganze Fläche zerstreuten Subfoliardrüsen. Blüthen 

‘einzeln. Blüthenstiele, Kelehbecher und Rücken ‘der Kelchblätter 
dieht mit Stieldrüsen besetzt. Blüthenstiele so lang bis doppelt 
so lang als der ovale, vorn halsförmig verschmälerte 
Kelchbecher. Kelchblätter nach dem. Verblühen aufrecht, mit 


1) Von uaxgog lang und &xavda Stachel. 
20* 


308 Rosaceae. 


lanzettlichem, drüsig gezähntem Anhängsel, alle einfach oder die 
äusseren mit einer Fieder. Griffel wollig behaart. 

Unter den Erzeugern bei Ardez in Unterengadin! Bl. Juli. 

R. cinnamomea X pendulina? R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
307 (1902). R. alpina x cinnamomea Crepin SB. Belg.. XXVIIL 
1. 185 (1889); XXXIIL 1. 32 (1894). 


Cr&pin, der mir in liebenswürdigster Weise seinen interessanten Fund zum 
Studium und zur erstmaligen Beschreibung überliess, bemerkte auf der Etiquette: 
M. Killias a comunniqu& les @chantillons que je lui avais envoye d M. Christ 
qui y a reconnu le Rt. cinnamomea X alpina. Killias (br.) 16. I. 1889. — Cr&pin 
selbst, der allerdings in der Annahme von Hibriden äusserste Vorsicht walten lässt, 
will die definitive Annahme dieser hibriden Verbindung von neuen Untersuchungen 
abhängig machen. (Vergl. Cr&pin, a. a. O. XXXII. 1. 32 [1894].) 

Die Rose zeigt unserem Dafürhalten nach in hohem Grade die Mischung von 
Charakteren der R. cinnamomea mit solehen der R. pendulina. Die Reduction der 
Blättehenzahl der Laubblätter, die Behaarung der Blättchen, die oft auffällige Ver- 
kürzung der Blüthenstiele und das Auftreten einer Fieder an einem Kelchblatte sind 
die von R. cinnamomea auf die Kreuzung übertragenen Eigenschaften, der Mangel 
der Bestachelung, die Zusammensetzung der Zahnung, die Kahlheit der Oberseite 
der Blättchen, die Drüsigkeit der Blüthenstiele, Kelchbecher und Kelchblätter, die 
von der R. pendulina vererbten Charaktere. 

Ein Merkmal aber ist der vorliegenden Rose eigen, das dem vorausgesetzten 
Ursprung nicht gerade widerspricht, aber doch stutzig machen kann, ein Merkmal, 
das den Verdacht anderer Herkunft entstehen lassen kann, nämlich der an einzelnen 
Blättehen auffällige Reichthum an Subfoliardrüsen. Die Blättehen von R. einna- 
momea haben keine Subfoliardrüsen, ebenso fehlen sie in der Regel an den 
Blättchen der R. pendulina der Centralalpen. Die Frage des Ursprungs der Ardezer 


Rose ist in der That noch nicht völlig abgeschlossen. I*I 
BEHbrN. 
.X  .„R. Carolina X rugösa. 


Von Zabel in Münden durch Kreuzung der Stammarten erhalten (Focke 


Pfl.Mischl. 142). 
R. Carolina X rugosa A. u. G. Syn. VI. 308 (1902). R. rugosa X carolina 


Crepin SB. Belg. XXXIN. 1. 123 (1894). 


DB... b. 1. 


.X  .„R,. Carölina X Virginiäna. 
Cr&pin (SB. Belg. XXXII. 1. 124) glaubt diese Combination auch vielleicht 
in einer wildwachsenden Rose Nordamericas zu erkennen. Sie könnte leicht auch 
in unseren Gärten entstehen. 


R. Carol. X Virg. A. u. G. Syn. VI. 308 (1902). R. carolina X blanda 
Crepin a. a. O. (1894). 
B.113p.41. 
.%X  „R. hümilis X cinnamömea. 
In Gärten. 
R. humilis X ceinnamomea A. u. G. Syn. VI. 308 (1902). R. cinnamome« 
X humilis Koehne Deutsche Dendrol. 294 (1893). 


BIT. mM, 


.%  .R. hümilis X rugösa. 
In Gärten. 
R. humilis X rugosa Koehne a. a. O. (1893). 


Rosa. 309 


B.U.bs E 


.X  „R. hümilis X Virginiäna. 
In Gärten. (Focke Pfl.Mischl. 142.) 
R. humilis X Virginiana A. u. G. Syn. VI. 309 (1902). R. negleeta Bruhin 
nicht Ripart. R. blanda X lieida Focke a. a. ©. (1881). 


2. Blüthen meist einzeln, ohne Hochblätter am Stiel (vel. R. 
pendulina). 

a. Pimpinelliföliae (DC. bei Seringe Mus. Helv. I. 3 [1818)). 
Mittlere Laubblätter der blüthentragenden Zweige 9—11- 
zählig. Obere Nebenblätter schmal, mit plötzlich verbreiter- 
ten, stark divergirenden Oehrchen. Kelchblätter ganzrandig. 
Reife Scheinfrucht schwärzlich. 


41. (66.) R. pimpinellifolia. Ih 10—40 cm, selten 1 m und 
darüber. Stamm unterirdisch, stark verzweigt, mit zahlreichen aufrechten, 
oben verzweigten Stämmchen. Zweige aufrecht abstehend oder recht- 
winklig.. Zweige sehr dicht mit längeren, geraden, derben 
und kürzeren nadelförmigen bis borstenförmigen, meist 
etwas nach rückwärts gerichteten Stacheln besetzt, die aus 
schmalem, herablaufendem Grund entspringen; seltener sind die Stacheln 
spärlich vorhanden oder fehlen völlig. Laubblätter 5—11zählig. 
Nebenblätter kahl und drüsenlos, selten mit drüsig gewimpertem Rande. 
Blattstiel kahl, selten etwas behaart, zerstreut stieldrüsig oder drüsenlos, 
oft mit + zahlreichen Stacheln. Blättchen klein, fast kreisrund 
bis breit-elliptischh Zahnung meist einfach, Zähne scharf, 
rechtwinklig, offen, kurz oder selten + zusammengesetzt, 
Zähne mit 2—3drüsigen Zähnchen, kahl, oberseits dunkelgrün, unter- 
seits hellgrün, ohne oder nur mit vereinzelten, selten mit zahlreichen 
Subfoliardrüsen. Blüthen ziemlich langgestielt. Hochblätter ge- 
wöhnlich fehlend, selten als kurzes, schuppenförmiges Blatt vorhanden. 
Blüthenstiele stieldrüsenlos oder + dicht mit Stieldrüsen besetzt. Kelch- 
becher kugelig, sehr selten länglich. Kelchblätter kürzer als die 
offene Blumenkrone, schmallanzettlich, auf dem Rücken und am Rande 
drüsenlos. Blumenblätter milchweiss, selten rosenroth, gross. Griffel 
ein grosses, weisswolliges Köpfchen bildend. Scheinfrucht zusammen- 
gedrückt kugelig, selten länglich, unter dem Discus eingeschnürt. 

Kalkliebende Felsen-Pflanze, die durch den grössten Theil des 
Gebietes verbreitet ist: Westalpen: Provence! Dauphine! Grajische 
Alpen!! Savoyen! Schweizerischer Jura vom Salve bis Schaffhausen !! 
Vogesen; Rheinpfalz; Niederrheinisches Bergland; Hessen; Belgien; Baden; 
Württemberg; Bayern; Thüringen; Dünen der Niederländischen Küste 
und auf den Inseln der Nordsee; Oesterreich-Ungarn ; Bosnien !! Monte- 
negro. Verticale Verbreitung bis ca. 2000 m. Nicht selten angepflanzt 
und verwildert. Bl. von Ende Mai bis Mitte Juni je nach den Stand- 
orten; selten einzeln Aug. — Oct. 

R. pimpinellifolia L. Syst. nat. ed. X (1759). Spee. pl. ed. 2. 
703 (1762). Dumortier Societ€ Bot. Belg. (1867) 39. Christ Ros. 


310 Rosaceae. 


Schw. 92 (1873). Borbäs Ros. Hung. 537 (1880). Bräucker Deutsch- 
lands wilde Rosen 8 (1882). Waldner Europ. Rosentypen 28 (1885). 
Crepin Bull. SB. Belg. XXXI. 2. 73 (1892). Engler Bot. Jahrb. XXI. 
Beiblatt, Nr. 46, 53 (1896). Burnat Fl. d. Alp. mar. Vol. III. 1. 35. 
R. Keller NG. Winterthur I. 34 (1899). Koch Syn. ed. 2. 246. 
Nyman Consp. 257 Suppl. 116. Gruimpel Holzg. t. 86. AR. spino- 
sissima L. Sp. pl. ed. 1. 491 (1753). Grenier Fl. Jurass. 226 (1864). 
Haläcsy u. Braun Nachtr. Fl. Nied.Oest.- 113 (1882). Burnat u. Gremli 
Ros. Alp. mar. 61 (1879). Beck Fl. Nied.Oest. 776 (1892). Nyman 
Consp. 237 Suppl. 116. Fl. Dan. t. CCOXCVII. 


Die Abänderungen lassen sich in folgender Weise gruppiren: 


A. Zahnung einfach. 
I. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 

a. typica. Bestachelung reichlich, meist sehr dicht. Blättehen kahl, 
Krone weiss, ins gelbliche spielend. Scheinfrucht breitkugelig. — R. 
pimpinellifolia var. typica Christ Ros. Schw. 63 (1873). — Durch das ganze 
Verbreitungsgebiet der Art. 


2. lagenoides!) (R. Keller in Mitth. NG. Winterthur 35 [1899]) ist eine 
durch ovale, nach vorn flaschenförmig verschmälerte Kelch- 
becher ausgezeichnete Modification. — Bardoneechia! — Eine Modi- 
fieation, deren Griffel nur am Grunde zottig behaart, sonst kahl sind, ist 

b. liostjla2) (Koch Syn. ed. 1. 222 [1837] ed. 2. 247). — R. 
mierocdrpa 3) Besser Cat. hort. Crem. Suppl. IV. 20 (181?). Enum. pl. 
Volh. 18 (1820)? R. melanocärpa4) Link Enum. hort. Berol. II. 57 
(1821)? 

2. inermis (De Candolle Fl. Franc. [V.438 [1805]. R. mitissima Gmel. 
Fl. Bad. IV.358 [1826]) ist eine Modification mit wehrlosen Aesten und 


Blüthenzweigen und etwas schwächer behaarten Griffeln, — Durch 
das ganze Gebiet, aber seltener als die bewehrte iypica. — Hierher auch 


R. poterüifolia (Besser Enum. pl. Volhyn. 62 [1821]. Nyman Consp. 237. 
 R. pimpinellifolia a. spinosa Neilreich Fl. N.Oest. 893 [1859], R. 
\ spinosıssima y. spinosa J. B. v. Keller, Haläcsy u. Braun Nachträge 
214 [1882]. R. spinosissima y. poteriifolia Beck Fl. v. N.Oest. 776 [1892]), 
eine_besonders kleinblätterige Modification, deren Stengel 
dieht drüsigborstig sind. — Hin und wieder, namentlich im östl. Theil 
des Verbreitüngsgebietes der Art. — fissisepala (Borbäs Ros. Hung. 
539, 552 [1880] ist. eine Unterabart mit fiederspaltigen Kelch- 

blättern. — Durch das ganze Gebiet, hie und da! 
8. rosea (R. pimpinellifolia y. rosea Koch Syn. ed. 1. 223 [1837] 
ed. 2. 247) ist durch die_ rosenrothen Blumenblätter ausgezeichnet. 

— Selten; Seealpen! 

b. Mathomti@t7i5). Stacheln der Aeste sehr kräftig, lang, mit breitem, 
verlähgertem Grunde, ohne borstliche Stacheln. Zweige borstlich bestachelt. 
ebenblätter drüsig gewimpert, mit langen, drüsiggezähnelten, vorgestreckt 
‚“ abstehenden Oehrchen. Blattstiel behaart, meist drüsen- und wehrlos. 


1) Aaynvosıdig flaschenförmig. 

2) Von Aeiog glatt (kahl), oröfog Griffel. 

3) wızoözagmos kleinfruchtig. 

4) Von ue/ag schwarz und zagx0g, Frucht. 

5) Nach dem Sammler R. Mathonnet, jüngerem Bruder von Antoine M., 
* 1769 + Febr. 1849 Villard d’Arene (Hautes-Alpes), Zollwächter daselbst, welcher 
die dortige Flora gut kannte und zahlreiche namhafte Botaniker, wie Mutel, J. B. 
Verlot, den noch lebenden Abbe Boullu durch die Berge seiner Heimat geführt 
hat (br. Mittb. seiner Nichte, Mlle. Adele M., an Saint-Lager). 


Rosa. 311 


Blättchen ziemlich gross, kahl. Griffel behaart. Scheinfrüchte gross, 
birnförmig gegen den Grund lang verschmälert, kurz- 
gestielt, fast sitzend. — Provence; Dauphine! Savoyen! Schweiz; 
Vogesen. — R. pimpinellifolia A. I. b. Mathonnetüi R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 310 (1902). R. Mathonneti Crepin Bull. SB. Belg. VIII. 263 
(1869). Nyman Consp. 237. 
II. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 
a. spinosissima, Blättchen kahl. Blüthen weiss. R. pimp. ß. spinosiss. 
Koch Syn. ed. 1. 222 (1837) ed. 2. 247. R. spinosissima L. Sp. pl. ed. 1. 
491 (1753) in engerem Sinne, Nyman Consp. 237 Suppl. 116. Findet sich 
ebenfalls in einer Reihe von Abänderungen, so als 
2. megalacäntha!) (Borbäs Ros. Hung. 538, 549 [1880]). Borsten und 
nadelförmige Stacheln kurz, verhältnissmässig spärlich, Pfriemen- 
stacheln derb, lang, "zahlreich. Blättehen elliptisch, klein. 
Blüthenstiele dieht gelblich weichstachelig. Kelchbecher klein, 
kugelig, dieht borstig oder nur am Grunde borstigdrüsig. — Nieder- 
österreich, Ungarn, 

b. sorboides (Braun Abhand. ZBG. Wien XXX VIII. 514 [1888]) ist eine Ab- 
änderung mit länglichen bis elliptischen, gegen denGrund 
keiligen Blättehen. Blüthenstiele und Kelchbecher schwach drüsig 


borstigs. — Niederösterreich, 
b. subdiminüta. Reichlich bestachelter Strauch mit kleinen Blättchen und 
Blüthen. Krone rosenroth. — Niederösterreich und anderwärts. — R. 


pimpinellifolia ı. subdiminuta Braun in Beck Fl, v. Niederöst. 777 (1892). 


2. ciliosa (Braun a. a, ©. [1892]) ist eine Abänderung mit kleinen Blätt- 
chen, deren Zähne ab und zu ein drüsiges Nebenzähnchen 
tragen. Kelchblätter am Rande drüsig gewimpert, bisweilen auch 
etwas fiederspaltig. Griffel weisswollig. — Niederösterreich. 

B. Zahnung zusammengesetzt, 

I. Ripärtii2). Zweige röthlich mit zahlreichen wagrecht abstehen- 
den ungleichen Stacheln. Nebenblätter drüsig gewimpert. Blattstiel 
+ mit kleinen zarten Drüsen und borstlichen Stacheln besetzt. Blättchen 
rundlich-oval, kahl, oberseits dunkelgrün, unterseits blass, auf dem 
Mittelnervund den Seeundärnerven mit + zahlreichenkleinen 
Subfoliardrüsen. Blüthenstiele stieldrüsig, selten z. T. unbewehrt. 
Kelehbecher kugelig, drüsenlos oder am Grunde mit Stieldrüsen. Krone weiss, 
mit gelblichem Nagel. Griffel wollig. Scheinfrucht kugelig, — Dauphine! 
Bingen. — R. pimpinellifolia var. Ripartii R. Keller in A, G. Syn. VI. 
311 (1902). R. Ripartii Deseglise Essai monogr. 47 (1861). NEN Consp. 287, 

II. myriacäntha3). Dicht bestachelt. Stacheln oft rückwärts gerichtet. Blätt- 
chen sehr klein, unterseits mit zahlreichen Subfoliardrüsen. — 
Dauphine! — R. pimpinellifolia &. myriacantha Seringe in DC. Prod. II, 
608 (1825). R. m. Lam. u. DC. Fl, Fr. IV. 439 (1805). Koch Syn. ed. 2. 247. 
Nyman Consp, 237 Suppl. 116. 


(Nord-Spanien; Frankreich; Britische Inseln; Dänemark ; Norwegen: 
Süd-Schweden [sehr selten: Bohuslän] ; Bed ae bis Wilna, 
Kiew, Poltawa; Kaukasusländer; Rumänien; Bulgarien; Serbien; Athos; 
Griechenland [?]; Italien [Festland]; Sibirien; Dsungarei; Turkestan; 
Mandschurei; N.W.China.) 


1) Von ueyag gross, dnavda Stachel. 

2) Nach Jean-Baptiste-Joseph-Marie-Solange-Eugene Ripart, * 1814 Bessines 
(Haute-Vienne), + 17. Oct. 1878 Bourges, Arzt daselbst, verdient um die dortige 
Flora, besonders die Kenntniss der Kryptogamen, Rosa und Rubus. Sein Rosen- 
herbar ist im Besitz des Bot. Gartens in Brüssel, $. Le Grand Not. biogr. et 
bibl. 30 nach Bonnet br. 

3) Von wvoio: unzählige, dxavda Stachel. 


312 Rosaceae. 


La Pe ar DR 0 engen pimpinellifölia 
BIS 
12. x 41. R. rubrifölia X. pimpinellifolia s. 8. 320. 
14. x 41. R. pomifera X pimpinellifolia s. 8. 326. 
15. x 41. R. mollis X pimpinellifolia s. S. 328. 
16. X 41. R. omissa X pimpinelliföha s. S. 330. 
17. x 41. R. tomentösa X pimpinelliföolia s. 8. 341. 
18. X 41. R. rubiginösa X pimpinellifolia s. 8. 347. 
21. X 41. R. elliptica X pimpinellifolia s. 8. 348. 
24. X 41. R. agrestis X pimpinellifolia? s. 8. 350. 
30. X 41. R. canina X pimpinellifölia s. S. 351. 
32. x (17. x 41.) R. glauca X. (lomentosa X. pimpinellifölia) 
SIR = 515159 
. x 41. R. hümilis X pimpinellifolia s. 8. 313. 
40. x 41. R. pendulina X pimpinellifolia s. S. 314. 
41. X  . R. pimpinellifölia X lütea s. 8. 313. 


b. Listeae(Crep.Nouv.Class. 25 [1891]. Koehne Deutsche Dendrol. 
276. 300. P. Lambert Festkatal. Spez. Ros. Trier 1900/1901. 
64 [1900]). Mittlere Laubblätter der blüthentragenden Zweige 
5—7zählıg, obere Nebenblätter wenig verbreitert. Aeussere 
Kelchblätter meist mit einigen Fiedern. Scheinfrucht ziegelroth. 


*- R. Iutea. fi bie 4 m hoch. Stacheln gerade, zwischen ihnen 
am unteren Theile der Stengel viele Stachelborsten. Nebenblätter nicht oder 
schwach gesägt, drüsig bewimpert. Blättchen ziemlich klein, 1,5—3 em lang 
und 1,2—2,4 cm breit, aus abgerundet-keilförmigem Grunde eiförmig-rundlich oder 
eiförmig-elliptisch (Zahnung doppelt drüsig gesägt), oberseits kahl oder fast kahl, 
dunkelgrün, unterseits wenig heller und zuweilen etwas drüsig, schwach angenehm 
duftend. Blüthenstiele kahl oder stachelborstig.. Blüthen zu 1—3, bei uns oft 
gefüllt. Kelchbecher rundlich, kahl. Kelchblätter lang zugespitzt, mit etwas ver- 
breitertem Anhängsel, drüsenstachelig, Blumenblätter ziemlich gross, gelb. Schein- 
frucht kugelig, oft fehlschlagend. 

In Kleinasien, Armenien und Persien einheimisch, bei uns oft gepflanzt und 
aus den Anpflanzungen leicht verwildernd, stellenweise im südlichen Gebiet völlig 
eingebürgert, so Wallis: Gipsfelsen unterhalb Nax (Jaecard 103), Nieder-Oester- 
reich: Spittelwald bei Bruck a. L.; Kroatisch-Haslau (Beck Fl. NÖ, 772). Bl. Juni. 

R. lutea Mill. Gard. Dict. ed. 8 Nr. 4 (1768), Dippel Handb. Laubholzk. III. 
597. Guimpel Holzgew. t. 84. R. Eglanteria1) L. Amoen. acad. V. 220 (1760) nicht 
Sp. pl. ed. 1 vgl. S. 93). Koehne Deutsche Dendrol. 300. R. foetida Herrm. Diss, 
Ros. 18 (1762) nicht Bastard. R. chlorophjlia 2) Ehrh. Beitr. Naturk. II. 138 (1788). 


Aendert ab 
B. punicea. (Türkische Rose, Kapuzinerrose.) Blumenblätter innen sammetartig 
grell ziegelroth, aussen lebhaft gelb, mitunter roth gestreift. — Nicht selten. 


— R. Eglanteria punicea Redout& Les ros. I. t. zu S. 71 (1817)- R. punicea 

Mill. Gard. Diet. Nr. 12 (1768). R. bicolor Jacq. Hort. Vindob. I. t. 1 (1770). 

18. X  ..R. rubiginosa X lütea s. S. 348, 

41. X  ..R. pimpinellifolia X hitea s. S. 313. 

Dieser Art nahestehend ist die aus derselben Heimat stammende R. hemi- 
sphaerica3) (Herrmann Diss. Ros. 18 [1762]. R. sulphürea Ait. Hort. Kew. 


27 S.08: 935Russn.; 1 
2) Von yAwoös gelbgrün und pöiio» Blatt. 
3) Von juıopaigıov Halbkugel, nach der Form des Kelchbechers. 


Rosa. 513 


ed. 1. II. 201 [1789]), die sich durch gekrümmte grössere Stacheln und unregel- 
mässig eingeschnitten-gesägte Nebenblätter unterscheidet. Hierzu (von P. Lambert 
[Festkatal. Spez. Ros. Trier 1900/1901 64] zu vor. gezogen) gehört die in den Gärten 
als Persian Yellow bekannte halbgefüllte grossblätterige Abart. 


Von anderen Sectionen, die gleichfalls durch den Mangel der Hochblätter am 
Blüthenstiel ausgezeichnet sind, sind zwei neuerdings in die Gärten eingeführte 
Arten wegen ihrer sehr auffälligen Tracht bemerkenswerth und zwar R. laevi- 
gyata (Michx. Fl. Bor. Am. I. 295 [1803] Koehne D. Dendr. 301) mit fast freien 
abfälligen Nebenblättern, fast stets 3zähligen, glatten, blanken Blättern und kletternden 
Zweigen mit hakigen Stachein; aus Ostasien (Seet. Laevigatae Thory Prodr. Gen. 
Ros. [1820]. Cr&pin Nouv. Class. 28 [1891]). — R. mierophfjlla!) (Roxb. in 
Lind]. Monogr. Ros. 9. 146 [1820]. Koehne D. Dendr. 301. Dippel Laubhk. III. 600) 
mit 11—15zähligen Blättern, dicken, geraden Stacheln und nur am Grunde des 
Kelehbechers auf einem Höcker stehenden Fruchtknoten, im blattlosen Zustande 
einem Crataegus ähnlich; aus Japan (Seet. Microphyllae Crepin Nouv. Class, 
29 [1891]). 


Bastarde, 
B.. IE D. 2: 


41.X .R.pimpinellifölia X lüutea. fh}. Eine als R. iutea X spinosissima 
bezeichnete Rose, die thatsächlich in den Merkmalen zwischen beiden Arten die Mitte 
hält; die Blätter schwanken in der Zahl der Blättehen, die Kelchblätter besitzen oft 
einige Fiedern, die Farbe der Blumenblätter ist innen schön lebhaft gelb, nach der 
Spitze zu verbleichend, lebhafter als bei der gelblich-blühenden Gartenform der R. 
pimpinellifolia. 

Aus dem Forstgarten in Hann. Münden nach dem Botanischen Garten in Berlin 
eingeführt. Bl. sehr reichlieh Anf, Juni. 

R. pimpinellifolia X lutea A. u. G. Syn. VI. 313 (1902). 


Crepin (SB. Belg. XXXIII. 1. 125 [1894]) führt eine offenbar etwas von 
der obigen Pflanze verschiedene R. lutea X pimpinellifolia auf. Dieselbe hat im 
Wesentlichen die Merkmale der letzteren Art, aber gelbe, stets gefüllte Blüthen. 
Zuweilen in Gärten gezogen. 


B. II. b. 


.X 41. R. hümilis X pimpinellifolia? f} etwa 1 m hoch. Alle Aeste und 

Zweige dieht mit feinen Stachelborsten besetzt oder die blüthentragenden Zweige 
mehr oder weniger kahl. Stacheln unter den Blättern gepaart, lang, dünn, gerade, 
rückwärts gerichtet. Nebenblätter schmal mit plötzlich verbreiterten divergirenden 
Oehrchen, spärlich drüsig. Blattstiel kahl, selten mit vereinzelten Drüsen. Blättchen 
zu 9, an den Laubtrieben auch zu 11, denen von R. pimpinellifolia ähnlich (Zahn- 
ung einfach, nicht scharf), ganz kahl. Blüthen zu 1—3. Blüthenstiele der 
seitlichen Blüthen mit je 2 ziemlich schmalen Hochblättern, alle 
dünn, kurz oder etwas lang, fein stieldrüsig, selten kahl. Kelchbecher meist stiel- 
drüsig. Kelchblätter mit kurzem oder ziemlich langem nieht oder deutlich laub- 
artig verbreitertem Anhängsel, stieldrüsig. Blumenblätter etwa 2 em lang, dunkel- 
rosa, Scheinfrucht etwa 9—10 mm dick, mit dem oft verengerten Halse 12—15 mm. 
lang, mit lange bleibendem zuletzt abfallendem Kelch. 

Selten in Gärten. Bl. Anfang Juni, Juli. 

R. humilis X pimpinellifolia? A. u. G. Syn. VI. 313 (1902). R. oxyacänthos 2) 
K. Koch Dendrol. I. 232 (1869) nicht M. Bieb. R. Kochidnad), (R. humilis X 
spinosissima?) Koehne Deutsche Dendrol. 293 (1893). R. oxyacanthoides der Gärtner 
nach Koehne a. a. ©. (1893). 


1) uınoopvilog kleinblättrig. 

2) Von ö&ös spitz und dxavda Dorn. 

3) Nach Karl Heinrich Emil Koch, * 1809 bei Weimar, + 1879 Berlin, 
seit 1835 Professor der Botanik in Jena, seit 1847 in Berlin. K. botanisirte um 


314 Rosaceae. 


BRD: 


40. X 41. (67.) R. pendulina X pimpinellifolia. I !/»—2 m 
hoch, bald gedrungen, kurzästig, bald locker mit verlängerten Aesten 
und Zweigen, die bald grün, bald röthlich oder purpurn überlaufen sind. 
Bestachelung sehr verschiedenartig, bisweilen durch gleichartige, 
kräftigere Stacheln gebildet, in anderen Fällen ungleich aus kräf- 
tigeren und borstenförmigen Stacheln gemischt, bald fast voll- 
ständig fehlend. Kräftigere Stacheln gerade, aus mehr oder weniger 
stark verbreitertem Grunde entspringend, oft rückwärts gerichtet, ziem- 
lich lang (bis 1 cm und darüber) und dann meist wenig zahlreich. 
Borsten- und nadelförmige Stacheln namentlich an den blüthen- 
tragenden Zweigen oft ausserordentlich dichtstehend. Laub- 
blätter 7”— 11zählig; Blättchen bald genähert, mit den Rändern sich 
berührend, bald entfernt. Nebenblätter bald sehr schmal, mit ver- 
breiterten stark abstehenden Oehrchen, bald breit, beider- 
seits kahl, bisweilen namentlich an den Oehrchen mit + zahl- 
reichen, selbst die Fläche dieht deekenden Subfoliardrüsen; 
am Rande dicht drüsig gewimpert, grün oder selten purpurn überlaufen. 
Blattstiel + reichlich mit Stieldrüsen und nadelförmigen, geraden, bis- 
weilen in einer Drüse endenden Stacheln besetzt oder wehrlos, kahl oder 
zerstreut, auch flaumig behaart. Blättchen mittelgross bis klein 
(ca. 3—1 cm lang und 1,5—0,5 cm breit), länglich oval (bis 3mal 
länger als breit) oder breit-oval (kaum 1!/a mal so lang als breit), 
selten fast kreisförmig, am Grunde keilig oder breit verschmälert 
oder abgerundet, vorn kürzer oder länger zugespitzt oder abgerundet. 
Zahnung einfach, offen. Zähne meist scharf zugespitzt, verlängert 
oder + verbreitert und verkürzt, drüsenlos oder mit ganz vereinzelten 
drüsigen Nebenzähnchen oder mit zusammengesetzter 
Zahnung. Blättchen beiderseits kahl oder am Mittel- und den Seiten- 
nerven, selten auf der ganzen unteren Fläche anliegend behaart, ohne 
Subfoliardrüsen. Hochblätter bisweilen in Form sehr kleiner, a 
licher ECAUDRER. vorhanden. Blüthen einzeln. Blüthenstiele so 
lang bis 5mal so lang als der Kelchbecher mit oder ohne 
Stieldrüsen, bisweilen mit drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln be- 
wehrt. Scheinfruchtstiel oft zurückgekrümmt. Kelchbecher kugelig 


Jena (Das natürliche System des Pflanzenreichs, nachgewiesen in der Flora von Jena. 
Jena 1839), bereiste zweimal, 1836—8 und 1843—4, die Kaukasusländer, Armenien 
und N.O.Kleinasien (Reise durch Russland und den Kaukasischen Isthmus, 2 Bände, 
Stuttg. u. Tüb. 1842—3. Wanderungen im Orient, 3 Bände, Weimar 1846/7. Catal, 
pl. quas in itin,. per Caucas..... colleg. Linnaea XV—XVII [1841—3]. Beiträge zu 
einer Flora des Orientes Linnaea XXI—XXIV [1848—51]) und beschäftigte sich 
in Berlin hauptsächlich mit Gartenpflanzen, um deren Kenntniss er sich als lang- 
jähriger Adjunet am Botanischen Garten, General-Secretär des Vereins zur Be- 
förderung des Gartenbaues in den Kgl. Preuss. Staaten und Herausgeber der von 
diesem Verein veröffentlichten Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde grosse 
Verdienste erwarb. In seinen späteren Jahren widmete er sich vorzugsweise der 
Gehölzkunde (Dendrologie, 2 Bände, Erlangen 1869—73). Vgl. u. a. ©. Bolle, 
Monatsschr, V. Gartenb. Pr. St. XXII (1879) 361, mit Bildniss. 


Rosa. 315 


bis oval, unter dem Discus eingeschnürt, oben oft in einen kürzeren 
oder längeren Hals verschmälert, drüsenlos oder mit Stiel- 
drüsen und nadelförmigen Stacheln besetzt. Kelchblätter einfach, 
linealisch, kürzer als die Blumenblätter, doch auch verlängert, mit 
ganzrandigem, laubigem, linealisch-lanzettlichem Anhängsel, auf dem 
Rücken und am Rande drüsenlos oder + dichtdrüsig, nach der Blüthe 
sich aufrichtend und zusammenneigend, die völlig reife Schein- 
frucht krönend. Blumenblätter röthlich bis milchweiss, gross. 
Griffel wollig behaart. Scheinfrucht kugelig bis eiförmig durch den 
Hals oft -+ verlängert, drüsenlos oder + dicht weichstachelig, zum 
grossen Theil frühzeitig abfallend und oft nur ganz vereinzelt völlig 
ausreifend, von gelbrother bis dunkelrother Färbung. 


Am Standorte beider Erzeuger häufig. Seealpen! Provence; Cot- 
tische und Grajische Alpen!! Dauphin&! Savoyen! Schweiz: durch den 
A) I P y 
ganzen Jura in den Cantonen Waat! Neuenburg! Solothurn!! Aar- 
gau!! Zürich!! (Lägern). Vogesen. Südtirol! Kärnten; Ungarn! Kroatien ; 
Bosnien. Bl. Juni, Juli. 


R. pendulina X. pimpinellifoia R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
314 (1902). R. reversa Waldsten u. Kitaibel Pl. rar. Hungar. III. 
293 (1812). Cröpin SB. Beleg. VIII. 328 (1869). Borbäs Ros. Hung. 
539 u. 544 (1880); Crepin SB. Belg. XXXIII. 1. 35 (1894); Burnat 
Fl. Alp. marit. III. 1. 42 (1899). R. rubella auct. ob Smith (?) Engl. 
Fl. II. 374 (1824) ? _ Godet Fl. Juf. 205 (1853), Suppl. 65 (1869). 
Rapin Guide Vaud. 190 (1862). Crepin SB. Belg. VIII. 328 (1869). 
Christ Ros. Schw. 69 (1873). Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. 57 
(1879) Suppl. 2 (1882—83). Borbäs Ros. Hung. 541 (1880). Christ 
B.C. XVII. 396 (1884). Gelmi Ros. Trent. 16 (1886). Crepin a. a. O. 
XXXII. 1. 33 (1894). Nyman Consp. 237 Suppl. 116. R. pimpinelli- 
Folio-alpina Reuter Cat. Gendve 64 (1861). Christ Ros. Schw. 65 
(1873). R. pimpinellifolia X alpina Christ B.C. XVII. 399 (1884). 
Cröpin Bull. SB. Geneve VII. 165 (1892—94); SB. Belg. XXXIL. 
1. 33. 143 (1894). R. alpino-pimpinellifolia Christ Ros. Schw. 67 
(1873). R. alpina X pimpinellifolia Schmidely Bull. SB. Geneve 
VIII. 50 (1895—97). Gaillard Bull. Herb. Boiss. VI. 417 (1898). 
R. Keller Mitth. NG. Winterthur I. 47 (1899). R. gentilis Deseglise 
SB. Belg. XV. 264 (1876) nicht Sternberg Flora IX. 79 (1826). 


Die Synonymik dieser ausserordentlich vielgestaltigen Kreuzung ist in meister- 
hafter Weise von Cr&pin (a. a. OÖ. XXXIII. 33) klargelest worden. R. rubella 
Smith ist nach Christ (Ros. Schw. 69) ein „an pimpinellifolia eng sich anlehnender, 
durch rothe, längliche, herabgebogene (Schein)-Frucht sich sofort unterscheidender 
Typus“ der mit dem Hibriden fälschlich identificirt worden sei; ein Jahrzehnt später 
(B.C. X VIII. 396 [1884]) identificirte er die R. rubella mit dem Hibriden, wenn 
schon R. pendulina in England nicht vorkommt und ein wilder Standort der R. 
rubella in England nicht bekannt ist. Er schloss sich damit einer Anschauung an, 
die namentlich Baker (Rev. Brit. Ros. 4 [1864] und Monog. Brit. Ros. 203 [1871]) 
verfochten hat. Die Abbildung und die kurze Beschreibung der R. rubella stimmen 
nach Cr&pin ganz gut zu gewissen Abarten der R. pimpinellifolia. Dieser Um- 
stand in Verbindung mit dem Fehlen der R pendulina in England und dem 


316 Rosaceae. 


spontanen Vorkommen der R. rubella machen die Synonymie dieser mit R. pendulina 
X pimpinellifolia fraglich. 

Die Vielgestaltigkeit der Erzeuger, besonders der R. pendulina, bedingt einen 
ausserordentlichen Formenreichthum des Hibriden. Es lassen sich die Abänderungen, 
die vielfach als besondere Arten beschrieben wurden, in folgender Weise gruppiren: 


A. Zahnung der Blättchen einfach oder nur mit vereinzelten Drüsenzähnchen. 
J. Stämme, Aeste und Zweige unbewehrt oder nur mit wenig zahlreichen, stärkeren 
und zerstreuten, borstenförmigen Stacheln. 
a. Blüthenstiele, Kelchbecher und Kelchblätter drüsenlos. 


Hierher gehört: 

2. pendula (R. rubella f. pendula Christ Ros. Schw. 70 [1873]). Stacheln 
erster Ordnung ziemlich lang, dünn, wenig zahlreich; borsten- 
förmige Stacheln an den Schösslingen, Aesten und Zweigen fehlend 
oder fast fehlend. Blättchen ziemlich gross, länglich-oval mit 
tiefen Zähnen. Blüthenstiele kurz. Blumenblätter aussen weiss, 
innen zart rosenroth. Stiel der Scheinfrucht abwärts gebogen, ca. 
2mal so lang als die breiteiförmige, gegen den Grund verschmälerte, 
vorn in einen kurzen Hals zusammengezogene, orangerothe Schein- 
frucht. — Neuenburger Jura: Chaumont. — Aehnliche Abänderungen auch 
anderwärts im Verbreitungsgebiete des Hibriden z. B. in Südtirol! 
Savoyen! Schweiz. Jura!! Grajische Alpen!! 

b. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. — Ziemlich verbreitet in den Grajischen 

Alpen!! Saleve! Waatländer und Neuenburger Jura! Südtirol! 

Hierher gehört: 

2. Ozanöniil) (R. Ozanonii Dösöglise in Mem. S. A. Maine-et-Loire X. 
88 [1861]) eine durch grosse, rundlich-ovale, am Mittelnerv behaarte 
Blättcehen, spärlich stieldrüsige oder zum Theil drüsen- 
lose Blüthenstiele und»öfter kleine Kelchbecher ausgezeichnete Ab- 
änderung. Kelchblätter auf dem Rücken drüsig. Blumenblätter weiss 
oder blass-rosenroth. — Dauphine! 


II. Stämme, Aeste und Zweige meist mit zahlreichen borstlichen Stacheln besetzt. 
a. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. -— Auch in dieser Abänderung durch das 
ganze Gebiet verbreitet. 
Hierher gehört: 

2. Mediterränea?2) (R.rubella f. mediterranea Christ in Journ. of Bot. 
XIV.(1876) 138. — Vergl. auch Burnat u. Gremli Ros. Alp. mar. 59 (1879). 
Aeste mit ziemlich zahlreichen, langen, schlanken Stacheln. 
Blattstiel durch lange Haare spinngewebehaarig. Blättchen 
klein, ovalelliptisch, genähert, unterseits bläulich grün, über die ganze 
Fläche mitlangen, zottigen, anliegenden Haaren. Kelchblätter 
am Ende nicht verbreitert, ziemlich breit, mit wollig behaartem Rande, 


Blumenblätter blass rosenroth. — Seealpen! — Aehnlich aber doch nicht 
identisch in der Dauphine! ; 
b. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. — In dieser Abänderung tritt der Hibride 
am häufigsten und durch das ganze Gebiet verbreitet auf. — Hierher ge- 
hören: 


l. recürva (R. rub, f. rec. Christ R. Schw. 70 [1873]). }} niedrig, ea. '/am, 
mit kurzen, dicken, röthlich-gelbbraunen Aesten, mit zahlreichen 
Stachelborsten. Kräftigere Stacheln fast fehlend. Blättchen oval, 
ziemlich gross; Zähne scharf, offen, kurz, hin und wieder mit 
Drüsenzähnehen. Blüthen kleiner als an R. pimpinellifolia. Blumen- 


1) Nach Charles Ozanon, * 22. April 1835 Chalon-sur-Saöne (br), Grund- 
besitzer in St. Emiland bei Couches-les-Mines (Saöne-et-Loire), um die Kenntniss 
der Rosen hochverdient. 

2) mediterraneus am Mittelmeer vorkommend, 


ur se 


Rosa. 317 


blätter rosenroth, gegen den Rand und aussen weisslich. Scheinfrucht- 
stiel etwa so lang wie die Scheinfrucht, dicht stieldrüsig, abwärts 
gebogen. Scheinfrucht gelb bis orange, kugelig, vorn allmählich 
in einen Hals verschmälert. — Solothurner Jura: Ravellenfluh!! in 
ähnlichen Abänderungen auch im Neuenburger! und Waatländer Jura! 
in Tirol! am Saleve! in den Grajischen Alpen!! Cottische Alpen! 

b. variegata (R. pimpinellifolia X alpina var. variegata Bernoulli in 
Herb.) ist eine Abänderung mit etwas behaarten, kleinen 
Blättchen, Schösslinge sehr reich an borstenförmigen und 
nadelförmigen Stacheln. Blüthenzweige fast stachellos. Blattstiel 
zerstreut behaart. Blättchen oval oder verkehrt eiförmig keilig, 
mit tiefer, abstehender, scharf zugespitzter, vorherrschend einfacher 
Zahnung. Mittelnerv unterseits zerstreut behaart. Kelchbecher 
kugelig-eiförmig, gleich den kurzen Kelchblättern ziemlich 
dicht mit Stieldrüsen besetzt. —- Solothurner Jura! — Eine 
durch lockeren Wuchs ausgezeichnete Abänderung, der kräftigere 
Stacheln fehlen, ist 

c. eläta (R.rubella f. elata Christ Flora LVII. 196 [1874]). f} bis über 
1 m hoch. Blattstiel mit Drüsen besetzt, etwas flaumig. Blättchen 
ziemlich ‚gross, elliptisch, am Mittelnerv zerstreut behaart. 
Blüthenstielesehrlang, mit langen Drüsenstachelchen gleich 
der kugelig-eiförmigen Scheinfrucht bewehrt. Kelchblätter lang, 
linealisch zugespitzt, drüsenreich. — Basler Jura! 

2. medioximat) (R. pimpinellifolio-alpina 2. medioxima Christ in Ros. 
Schw. 66 [1873]) steht ziemlich genau in der Mitte zwischen der R. 
pimpinellifolia und einer stärker drüsigen R. pendulina. Blättchen 
länglich-oval, stumpf; Zähne tief, schmal, drüsenlos. Blüthen- 
stiele, Kelchbecher und Kelchblätter dieht mit weich- 
stacheligen Drüsen besetzt. Blumenblätter sehr gross, milch- 
weiss mit schwach rosafarbenem Anflug. Scheinfrucht meist gut aus- 
gebildet, Jlänglich-oval mit kurzem Halse. — Durch das ganze Ge- 
biet ziemlich häufig, so am Saleve! im Solothurner Jura! und ander- 
wärts ähnlich! — b. Sauzeäna?) (R. Sauzeana Boullu in Bull. SB. 
Lyon 2 Ser. V. 3 [1887]) ist durch leichte Behaarung des Blattstieles 
und der Nerven der Unterseite der Blättehen ausgezeichnet. 

3. sorbifolia (R. sorbifolia Godet in Herb. R. rubella f. sorbifolia 
Christ Ros. Schw. 71 [1873]. fh 1/a—2 m hoch. Stacheln und 
Borsten sehr zahlreich. Laubblätter 9—13zählig. Nebenblätter 
dicht stieldrüsig gewimpert. Blättchen klein, länglich-elliptisch 
(21/a—3 mal länger als breit), mit tiefen, scharf zugespitzten Zähnen. 
Blüthenstiele lang, dicht stieldrüsig. Kelchblätter mit langem, 
linealisch-lanzettlichem Anhängsel. Blumenblätter milchweiss. Frucht- 
stiel auswärts und etwas abwärts geneigt. Scheinfrucht verkehrt-eiförmig 
bis kugelig, vorn kurz flaschenförmig verschmälert, roth bis orange. — 
Neuenburger Jura! 

B. Zahnung doppelt; Zähne vorherrschend mit einem oder oft auch mit zwei 
drüsigen Nebenzähnchen, 

I. Stamm, Aeste und Zweige ohne oder nur mit vereinzelten borstigen Stacheln. 

a. Blüthenstiele, Kelehbecher und Kelchblätter ohne Stieldrüsen. — Im Schwei- 

zerischen Jura! seltener am Saleve! tritt diese Abänderung in kahl- 
blättriger Abart auf. 


b. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. — Mit voriger und wie es scheint etwas 
häufiger als dieselbe. Am Saleve! in Abänderungen mit ziemlich grossen 
Blättchen und dadurch habituell der R. pendulina ähnlich ; ferner in Ab- 
änderungen, deren Blattstiele und Mittelnerv der Blättehen + behaart sind. 


1) 8. I. S. 200 Fussn. 2. 
2) Nach dem Entdecker Abbe Sauze, * 7. März 1828 St. Geoirs (Isere), 
r 23. März 1894 Marcieu (Isere) (Abbe Mion durch St. Lager br.), Pfarrer daselbst. 


318 Bosaceae. 


Hierher gehört protögenes!) (R. protogenes Ozanon in SB. Belg. 
VIII. 261 [1869]). Aeste und Zweige meist stachellos. Obere Neben- 
blätter ziemlich breit, am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel sehr zer- 
streut behaart bis kahl, drüsig und mit nadelförmigen Stacheln. 
Blättehen von mittlerer Grösse, oval, beiderends abgerundet, am Mittelnerv 
drüsig und sehr zerstreut behaart. Kelchblätter auf dem Rücken 
drüsenlos, Blumenblätter weiss. — Dauphine! — 


II. Stämme, Aeste und Zweige mit + zahlreichen, oft ausserordentlich dicht 
stehenden, borstigen Stacheln. 


a. nuda. Blüthenstiele, Kelehbecher und Kelchblätter drüsenlos.. — Eine 
seltene Abänderung, die ich in den Grajischen Alpen!! sammelte. Sie 
wird auch vom Saleve angegeben. — R. pendulina X pimpinellifolia B. 
II. a. nıda R. Keller in A. u. G. Syn. Vl. 318 (1902). 


b. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 
1. Blättchen kahl. 


Favräti2). Niederer, kurzästiger Strauch mit ausserordent- 
lieh dicht stachelborstigem Stamme, Aesten und Zweigen. 
Nebenblätter sehr schmal, mit abstehenden, bisweilen fast ge- 
spreizten, seltener fast gerade vorgestreckten, linealisch-lanzettlichen, 
scharf zugespitzten, unterseits drüsigen, am Rande dicht drüsig gewim- 
perten Oehrchen. Blattstiel dicht drüsig, mit ziemlich zahlreichen, 
nadelförmigen Stacheln bewehrt. Blättchen sehr klein, ca. 2mal so 
lang wie breit, mit doppelter oder mehrfach zusammengesetzter Zahnung. 
Zähnchen oft in ziemlich lang gestielten Drüsen endend. 
Mittelnerv unterseits reichdrüsig.. Blüthenstiele von mittlerer Länge, 
sehr dieht mit Stieldrüsen nnd nadelförmigen Stacheln 
besetzt. Kelchbecher oval, drüsenlos. Kelchblätter drüsenlos. Blumen- 
blätter resenroth, — Saleve! — R. pendulina X pimpinellifolia B. I. 
b. 1. Favrati R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 318 (1902). 


Hierher, eine Verbindung der Gruppe A.u. B. darstellend, gehört 


b. Villarsiäna3). Aeste dunkelroth berinde, mit + zahl- 
reichen, geraden oder leicht gebogenen, nadelförmigen 
Stacheln. Nebenblätter mit breiten, abstehenden Oehrchen, am Rande 
dicht drüsig gewimpert. Blattstiel bald zerstreut, bald dicht drüsig, 
unbewehrt oder mit einzelnen nadelförmigen Stacheln. Blättehen oval, 
Zahnung ungleich, mit einfachen, ziemlich tiefen und zasammen- 
gesetzten, drüsigen Zähnen. Blüthenstiele zerstreut stieldrüsig. 
Kelchbecher kugelig-eiförmig, Rücken der Kelchblätter fast drüsenlos. — 
Dauphin@! — R. pendulina X pimpinellifolia B. II. b. 1. b. Villarsiana 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 318 (1902). R. Villarsiana Sieber in 
Pl. exs. it. alp. Delph. 1829. 


Abänderungen der Gruppe B. II. b. 1. beobachtete ich auch in 
den Grajischen Alpen am Mt. Cenis. 


2. Blättehen unterseits wenigstens an den Nerven + stark behaart. — Im 
östlichen Theile des Gebietes sind die relativ stark behaarten Abänder- 
ungen der R pendulina besonders verbreitet. Denientsprechend tritt der 
Bastard R. pendulina X pimpinellifolia namentlich in Ungarn, ‚Kroatien 
und wohl auch in Bosnien in besonders stark behaarten Abänderungen 
auf. Hierher gehören: 


1) zowroyerng Erstgeborener. 

2) Nach Louis Favrat, * 27. Juli 1827 7 27. Jan. 1893 Lausanne, Lehrer 
daselbst, hochverdient um die Flora der West-Schweiz, Wallis und Tessin. Sein 
Herbar ist im Besitz des Polytechnieums in Zürich. Vgl. bes. Wilezek Bull. 8. 
Vaud. XXIX. 229 mit Bildniss. 

3) 8. I. S. 261 Fussn. 2. 


ae Fu > 


Rosa. 319 


a. Simkoviesiit) (R. Simkovicsii Kmet’ ÖBZ. XXXIV. 15 u. 18 [1884]; 
vergl. auch Braun in Abh. ZBG. Wien XXXV. 117 [1885]. Nyman 
Consp. Suppl. 116. R. reversa Simkovies ÖBZ. XXXIIL 103 [1883)). 
Blüthenachsen mit zahlreichen geraden oder leicht geneigten 
Stacheln und Borsten besetzt. Laubblätter 7— 9zählig. Blatt- 
stiel behaart, mit kräftigen Stieldrüsen und geraden Stacheln besetzt. 
Blättchen mittelgross bis klein, elliptisch, stumpf oder undeutlich 
zugespitzt, oberseits kahl oder zerstreut anliegend behaart, 
unterseits an den Nerven, oder über die ganze Fläche 
ziemlich dieht anliegend behaart. Zahnung etwas ungleich ; 
Zähne z. T, einfach, doch vorherrschend mit einem, bisweilen mit 
mehreren Drüsenzähnchen. Blüthenstiele mit borstlichen Stiel- 
drüsen besetzt. Kelchbecher kugelig, nach vorn in einen Hals zu- 
sammengezogen, dieht stieldrüsig- weichstachelig. Kelch- 
bläiter auf dem Rücken dieht mit sitzenden und gestielten 
Drüsen besetzt. Blumenblätter rosenroth oder weisslich. Scheinfrucht 
eiförınig oder länglich-eiförmig, orangeroth. — Ungarn. — 

b. Holikensis?) (R. reversa f. Holikensis Kmet’ in Sched. R. Holi- 
kensis Kmet’ in ÖBZ. XXXIV. 18 [1884]. Nyman Consp. Suppl. 116). 
Aeste und Zweige wie bei voriger Abänderung bewehrt, schlank. Neben- 
blätter breit, unterseits anliegend behaart, drüsenlos oder an den 
Oehrchen mit einzelnen Subfoliardrüsen. Blattstiel mit 
Stieldrüsen und sitzenden Drüsen besetzt, zerstreut behaart, meist 
stachellos. Blättehen gross bis mittelgross, länglich-ellip- 
tisch, gegen den Grund oft keilförmig verschmälert, selten abgerundet. 
Zahnung ungleich, meist scharf zugespitzt und drüsenreich, unter- 
seits an den Nerven oder über die ganze Fläche behaart. 
Blüthenstiele meist verlängert, dicht borstig-drüsig. Frucht- 
stiele nickend. Kelchbecher kugelig oder kugelig-eiförmig, nach vorn 
verschmälert, kahl oder + stieldrüsig. Kelchblätter auf dem Rücken 
dieht drüsig, kürzer als die blassrothen oder weissen Blumenblätter. 
— Ungarn! Kroatien. — 


(Dep. Pyrenses-Orientales.) 


IBSSIT. 


. X  . R. Damascena X rugösa. 
In Gärten unter dem Namen Souvenir de Yeddo. 
R. damascena X rugosa Koehne Deutsche Dendrol. 283 (1893). 


Bs-II. 


12. X 40. (68) R. rubrifölia X pendulina. } ziemlich hoch, 
schlank; Aeste schwarzroth, reichblüthig. Blüthentragende Zweige 
verlängert, ohne oder nur mit vereinzelten, fast geraden 
Stacheln. Stacheln fast spärlich, am Grunde der Stämme schlank, 
gerade, mit etwas verbreitertem Grunde, an den mittleren Aesten und 

‘an den Schösslingen + stark gewölbt, bisweilen mit zahlreichen 


1) Nach Ludwig Simkovies seit 1886 Simonkai, *9 Jan. 1851 Nyiregyhäza 
(Ct. Szabolez) (br.), Professor am Obergymnasium im VII. Bezirk und Privatdocent an 
‚der Universität Budapest, hochverdient um die Flora Ungarns und Siebenbürgens, Verf. 
des trefflichen Werkes Erdely edenyes floräjänak helyesbitett foglalata, Enumeratio 
Florae Transsilvanicae vasculosae eritica. Budap. 1886. Die Verf. der Synopsis sind 
S. für werthvolle Mittheilungen verpflichtet. 

2) Am Berge Holik bei Schemnitz gefunden. 


320 Rosaceae. 


feinen, nadelförmigen Stacheln vermischt. Laubblätter 5 — 9- 
zählig, namentlich unterseits oft röthlich angelaufen. Schösslings- 
blätter 9zählig. Nebenblätter breit, mit 3eckigen, abstehenden 
Oehrchen, kahl, mit drüsig gewimpertem Rande, oft rothviolett 
angelaufen. Blattstiel kahl, + drüsig und stachelig. Blättchen ellip- 
tisch oder verkehrt-eiförmig, vorn abgerundet oder zugespitzt, gegen den 
Grund keilig verschmälert, ziemlich gross (im Mittel ca. 3 em lang und 
1,8 em breit). Zahnung einfach oder zusammengesetzt, oder oft sehr 
unregelmässig, ziemlich tief; Zähne weniger anliegend als bei R. rubri- 
folia, aber nicht so abstehend wie bei R. pendulina. Oberseite der 
Blättchen dunkelgrün oder röthlich angelaufen, Unterseite blässer, bläu- 
lich grün oder roth violett angelaufen. Blüthenstand 1- oder mehrblüthig 
(bis 4blüthig). Hochblätter breit, laubig. Blüthenstiele lang, 
+ reichlich mit Stieldrüsen besetzt, selten drüsenlos. 
Kelchbecher oval bis länglich-oval, vorn halsförmig verschmä- 
lert, kahl oder mit einzelnen Stieldrüsen, zum grossen 
Theil nach der Blüthe abfallend. Kelchblätter einfach, auf dem 
Rücken + reich an Stieldrüsen oder drüsenlos, mit lineali- 
schem oder linealisch-lanzettlichem Anhängsel oder die äusseren 
mit 1—3 schmalen Fiedern, nach der Blüthe abstehend, später 
aufgerichtet und bis zur völligen Fruchtreife bleibend. 
Blumenblätter lebhaft rosenroth, gross. Staubblätter sehr un- 
gleich, mit schlecht entwickelten Pollenkörnern. Griffel 
ein wollig behaartes Köpfchen bildend. Scheinfrucht oval, vorn hals- 
förmig verschmälert, gewöhnlich nur 1—3 Nüsschen ein- 
schliessend. 

Unterengadin! Waatländer Jura! Salve! BI. Juli. 

R. rubrifolia X pendulina R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 319 
(1902). R. ferruginea X alpina Christ in Killias Fl. d. Unterengadin 
57 (1887—1888). R. Brueggeri!) Killias br. Crepin SB. Belg. 
XXVII 1. 174 (1889). R. alpina X rubrifolia Cröpin a. a. O. 
XXXII. 1. 31 (1894). Schmidely Bull. SB. Gen&ve VIII. 48 (1895 —97). 
Gaillard Bull. Herb. Boissier IV. 314 (1896), VI. 419 (1898). 
=] 


B. I. 


12. x 41. (69.) R. rubrifölia X pimpinellifolia. h ca. 1m 
hoch, vom Aussehen einer R. pimpinellifolia. Zweige röthlich bis 
dunkelroth angelaufen. Laubwerk hechtblau bereift. 
Stämme und Aeste mit starken, geraden, etwas nach rückwärts gerich- 
teten Stacheln bewehrt, untermischt mit sehr schlanken, nadelförmigen, 
z. T. kürzeren, fast borstlichen Stacheln. Schösslinge mit 
Stacheln von ungleicher Länge, die blüthentragenden Zweige mit spär- 
lichen, schwachen Stacheln bewehrt. Nebenblätter zum Theil breit, z. T. 
schmal, mit vorgestreckten, ziemlich breiten, diver- 


#3. LI. 8. 153 Eussn. 1. 


RL 


Rosa. Sal 


girenden Oehrchen, kahl, am Rande + drüsig gewimpert, vorn 
drüsig gezähnelt. Blattstiel kahl, drüsenlos und stachellos oder nur mit 
ganz vereinzelten Drüsen und Stacheln. Blättchen klein, elliptisch, 
spitz oder rundlich, stumpf, gegen den Grund keilig ver- 
schmälert. Zahnung einfach oder mit drüsigen Zähnchen, Zähne 
ziemlich tief, scharf zugespitzt, liegend, vorwärts gerichtet. Blüthen 
meist einzeln, seltener zu 2 oder 3 mit laubigen Hochbl. Blüthen- 
stiele 1—3 cm lang, meist zerstreut stieldrüsig. Kelchbecher 
drüsenlos oder mit einzelnen Stieldrüsen, kugelig, vorn etwas ein- 
geschnürt. Kelchblätter einfach, am Rande wollig behaart und zer- 
streut stieldrüsig, auf dem Rücken drüsenlos, kürzer oder nur ganz 
wenig länger als die Krone. Blumenblätter klein, am Rande leb- 
haft rosenroth, in der Mitte weiss mit gelblichem Nagel. 
Scheinfrucht ? 

Savoyen: Salöve! Bl. Juli. 

R. rubrifolia X pimpinellifoha: R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
320 (1902). R. pimpinellifoha X. rubrifolia Gaillard Exe. rhod. 
Salve in Bull. de ’Herbier Boissier VI. 832 (1898). 

Gaillard will in der unregelmässigen Zahnung und in der Hispidität des 
grössten Theiles des Blüthenstieles eine atavistische Wirkung der Kreuzung sehen. 
Es sind aber beides Charaktere, welehe den Eltern durchaus nicht fremd sind. R. 
rubrifolia hat häufig mit Stieldrüsen bekleidete Blüthenstiele. Die drüsigen Neben- 
zähnchen treten an den Specimen, die ich sah, nur selten auf, wie sie an R. pimpi- 
nellifolia ja auch oft beobachtet werden. Die Annahme eines Rückschlages in Eigen- 


schaften von Ascendenten der Stammeltern ist also nicht nöthig zur Erklärung der 
Eigenschaften der Kreuzung. 


»..1. 


14. X 40. (70.) R. pomifera X pendulina. h 30 cm bis 11/2 m, 
mit etwas ungleichen, geraden, bald kräftigen, bald fast 
borstenförmigen Stacheln bewehrt oder unbewehrt. Schöss- 
ling und blüthentragende Achsen oft blau bereift. Laubblätter 5—11- 
zählig. Nebenblätter oben kahl, unten behaart, selten beiderseits kahl 
oder behaart, dieht mit Subfoliardrüsen bedeckt, am Rande 
gewimpert. Öehrchen meist vom Blattstiel abgewendet, seltener gegen 
den Blattstiel gebogen. Blattstiel mit feinem Flaum besetzt, seltener 
fast kahl, öfter aber filzig, meist ziemlich dicht mit gestielten Drüsen 
und oft mit zahlreichen kürzeren und längeren, z. T. drüsentragenden 
Stacheln bekleidet. Blättchen oval, rundlich-eiförmig bis länglich-eiförmig, 
1!’ —3mal länger als breit, am Grunde abgerundet oder schwach herz- 
förmig ausgerandet oder häufig keilförmig verschmälert, vorn kürzer oder 
länger zugespitzt oder abgerundet, bisweilen mit fast parallelen Seiten- 
rändern. Zahnung fast stets reichlich zusammengesetzt. 
Zähne oft tief, vorgestreckt, in eine fast haarfeine Spitze aus- 
laufend, aussen und innen mit Drüsenzähnchen. Blättchen beider- 
seits kahl oder meist unterseits wenigstens an den Nerven + 
dicht behaart, selten beiderseits behaart und zwar unterseits, sehr 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 21 


322 Rosaceae. 


selten oberseits weich seidig-filzig, glänzend. Subfoliardrüsen sehr 
selten auf den Mittelnerv beschränkt, meist auch über die Seiten- 
nerven vertheilt, nicht selten unterseits über die ganze 
Fläche dicht drüsig; Blättchen oft mit den Rändern sich berührend, 
selbst theilweise sich deckend, bisweilen entfernt. Hochblätter fehlend 
oder in Form von 1—3 meist kleinen, lanzettlichen Blättern vorhanden. 
Blüthen einzeln oder in oft 3blüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele 
sehr selten kahl, meist + dicht mit Stieldrüsen, Drüsen- 
borsten und drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln bekleidet, 
die Hochblätter fast stets weit überragend, bis 3!/amal so lang als 
der Kelchbecher, dieser meist oval oder länglich, flaschenförmig, 
vorn in einen Hals verschmälert, selten kugelig, kahl oder meist + 
dieht mit Stieldrüsen bekleidet. Kelchblätter einfach oder die 
äussern öfter mit 1 oder mehreren fadenförmigen bis linealisch- 
lanzettlichen, kurzen Fiedern, vorn in ein lanzettliches, laubiges, 
drüsig gezähntes Anhängsel verbreitert, nach dem Verblühen aufrecht, 
zusammenneigend. Blumenblätter roth, von den Kelchblättern über- 
ragt. Griffel ein weisswolliges Köpfchen bildend. Scheinfrucht mittel- 
gross bis gross, zum grösseren Theil bald nach dem Verblühen 
abfallend, nackt oder stieldrüsig, weichstachelig. 

Dauphine. Savoyen; Piemont!! Freiburg; Wallis!! Tessin!! Uri; 
Graubünden!! Tirol. Bosnien. Bl. Juli. 

R. pomifera X pendulina R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 321(1902). 
R. alpina X pomifera Christ in Flora LVII. 467 (1874). B.C. XVII. 
399 (1884). Crepin SB. Belg. XXXII. 1. 20 (1894). 


Nach dem Grade der Behaarung und Drüsigkeit lassen sich zwei Hauptab- 
änderungen unterscheiden, denen sich zahlreichere Unterabänderungen unterordnen. 


A, Christiil), Nebenblätter oberseits kahl, unterseits, namentlich an 
den Oehrehen fläumlich behaart, meist reichlich mit Subfoliar- 
drüsen bedeckt. Blattstiel fläumlich, + drüsenreich. Blättchen 
oberseits kahl, unterseits zerstreut behaart oder durch anliegende 
Haare etwas flaumig, selten kahl oder nur am Mittelnerv mit einzelnen 
Haaren. Mittel- und Seitennerven + drüsig oder Subfoliardrüsen über die 
ganze Fläche zerstreut, selten auf den Mittelnerv beschränkt. Blüthenstiele 
und Kelchbecher bald mit + zahlreichen Stieldrüsen besetzt, bald drüsenlos. 
— Durch das ganze Verbreitungsgebiet des Hibriden!! — R. pomifera X 
pendulina A. Christü R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 322 (1902). R. alpina 
x pomifera var. Ohristii BR. Keller in Mitth. NG. Winterthur I. 49 (1899). — 
Es stellt diese Abänderung innerhalb des Kreuzungsproductes der R. pomifera 
mit BR. pendulina die Homologie zu spinulifolia innerhalb des Kreuzungs- 
productes von R. tomentosa X pendulina dar. Die Abänderungen der Christi 
sind folgende: 

I. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 

a. psilophylla2). f} 1—1'/2 m hoch. Schössling stark bereift, oft 
unbewehrt, an den Blüthenachsen oft mit spärlichen, seltener zahl- 
reichen, langen, geraden, ziemlich kräftigen Stacheln. Schösslingsblätter 
9—11, übrige Laubblätter 7”—9zählig. Nebenblätter breit, oberseits 
kahl, unterseitsfastkahl,mitzahlreichen Subfoliardrüsen, 


1) 8. I. S. 229 Fussn. 3 und VI. S. 205 Fussn. 3. 
2) aıÄög kahl, pvAAov Blatt. 


Rosa. 323 


drüsig gewimpert. Blattstiel loeker kurzhaarig, drüsenreich und 
oft mit zahlreichen, geraden Stacheln. Blättchen weit abstehend, 
elliptisch, bisweilen mit fast parallelen Seitenrändern, vorn abgerundet oder 
kurz, oft scharf zugespitzt. Zahnung zusammengesetzt, Zähne schmal, 
aussen mit 1—8 drüsentragenden Zähncehen. Oberseiteder Blättchen 
kahl, Unterseite am Mittelnerv zerstreut behaart, mit + 
zahlreichen, bisweilen fast fehlenden Subfoliardrüsen. Blüthen einzeln, 
selten zu 2—3. Hochblätter so lang bis halb so lang wie die Blüthenstiele. 
Blüthenstiele, Kelehbecher und Rücken der Kelchblätter dieht mit 
Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter einfach oder die 2 äusseren 
mit 1—2 Paar fast fädlichen Fiedern. Scheinfrucht oval, nach 
vorn halsförmig verschmälert. — Grajische Alpen!! — AR. pomifera X 
pendulina A. I. a. psilophylla R, Keller in A. u. G. Syn. 322 (1902) A. 
alpina X pomifera var. Christi 1. psilophylla R. Keller in Mitth. NG. 
Winterthur I. 49 (1899). 


b. longierüris. Spärlich bestachelter, sparrig verästelter h. Pflanze roth 
überlaufen. Nebenblätter kahl, drüsig gewimpert. Blattstiele sehr lang, 
dieht mit gestielten rothen Drüsen und einem sehr feinen, 
allmählich verkahlenden Flaum besetzt. Blättchen zahlreich (7”—11), 
sehr entfernt, gross, verlängert elliptisch, vorn in eine lanzett- 
liehe Spitze verschmälert, mit tiefen, scharf zugespitzten Zähnen, oberseits 
kahl, unterseits dieht drüsig, im jugendlichen Zustande sehr dünn 
und zerstreut behaart, später kahl. Hochblätter klein, einzeln. Blüthen- 
stiele sehr lang, dreimal so lang als die Kelcehbecher, gleich 
diesem mitrothen, weichen, nicht steehenden Drüsenborsten 
besetzt. Kelchblätter dieht drüsig, einfach oder die äusseren 
ausnahmsweise mit einer Fieder, auffallend lang, linealisch, nicht 
laubig, die lebhaft rosenroth gefärbten Blumenblätter überragend. Schein- 
frucht sehr gross, länglich flaschenförmig, in einen langen Hals 
verschmälert. — Eine der häufigeren Erscheinungsformen des Hibriden !! 
— R. pomifera X pendulina A. I. b. longieruris R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 323 (1902). R. alpina var. pyrenaica X pomifera Christ in B.C, 
XVII. 399 (1884). R. pomifera var. longieruris —= R. pomifero X alpina? 
Christ Ros. Schw. 85 (1873). — Hierher gehören die von Favrat in 
Herb. unterschiedenen Abänderungen R. alpina X pomifera f.intermedia 
und A. alpina X pomifera f. hispida, diese durch die langen, nadel- 
förmigen, drüsenlosen und drüsigen Stacheln an den Blüthenstielen und 
Kelchbechern ausgezeichnet. — Wallis: Münster! 


€. laxa. Strauch schlank, weitästig, reichlich mitgeraden Stacheln 
bewehrt. Laubblätter 5—7zählig. Blattstiel fast kahl, mit meist 
zahlreichen, hellgelben, geraden Stacheln und kurzen, hellen 
Stieldrüsen. Blättchen sehr weit abstehend, verkehrt eiförmig keilig, 
stumpf oder kurz zugespitzt, mit ungleicher, z. T. einfacher, z. T. zu- 
sammengesetzter Zahnung, beiderseits kahl. Subfoliardrüsen 
meist wenig zahlreich. Blüthen meist einzeln oder zu 2. Blüthen- 
stiele kürzer bis 1'!/amal so lang als die mit Stieldrüsen bekleideten Kelch- 
becher, dicht mit Stieldrüsen besetzt. Hochblätter fehlen. Kelch- 
blätter auf dem Rücken drüsig, die äusseren mit 1 bis mehreren 
fädlichen Fiedern. — Grajische Alpen!! — R. pomifera X pendulina A. 
I. c. laxa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 323 (1902). R. alpina X pomifera 
var. Christi f. laxa R. Keller in Mitth. NG. Winterthur I. 50 (1899). 

II. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 

Gombensis!). Blüthenzweige wehrlos oder mit wenigen geraden 
Stacheln besetzt. Nebenblätter breit, oberseitskahl, unterseits drüsig, 
mit abstehenden Oehrchen. Blattstiel drüsig, leicht behaart, unterseits etwas 
stachelig. Blättehen zu 5—7, gross, elliptisch oder oval-lanzettlich, ober- 


1) Nach der Thalschaft Goms im Rhonethal von Lax bis Oberwald oberhalb Brieg. 
21* 


324 


Rosaceae, 


seits dunkelgrün, sehr zerstreut behaart, rasch verkahlend, unterseits 
grau, anliegend behaart, mit Subfoliardrüsen. Zahnung zu- 
sammengesetzt, Zähne tief, Nebenzähnchen drüsig, Blüthen einzeln oder in 
mehrblüthigen (bis 4) Blüthenständen. Hochblätter breit oval, oberseits kahl, 
unterseits drüsig. Kelchbecher eiförmig. Kelchblätter einfach, oder selten 
die äusseren mit 1—3 kurzen, fadenförmigen Fiedern, lang, die Blumenblätter 
überragend, mit spateligem, gezähntem Anhängsel, auf dem Rücken 
drüsenlos oder spärlich drüsig. Blumenblätter tief rosenroth. Schein- 
früchte verlängert, vorn halsförmig verschmälert. — Oberwallis: Goms! 
— R. pomifera X pendulina A. II. Gombensis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
323 (1902). A. gombensis Puget in Bull. S. Murith. III. 54 (1874). Nyman 
Consp. 231. R. pomifera f. gombensis Christ in Flora LVII. (1874) 467 = 
R. alpina f. laevis X pomifera Flora a. a. OÖ. und B.C. X VIII 399 (1884). 
R. alpina X pomifera; f. laevis Favrat in Herb. 


B. Blättehen beiderseits behaart. 


velütina. Nebenblätter filzig behaart. Blattstiel filzig. Blättchen 


beiderseits weichhaarig, seidig-filzig, + stark seidenglänzend oder ober- 
seits locker anliegend behaart; unterseits dicht weichhaarig filzig. Subfoliar- 
drüsen bisweilen fast fehlend, meist + zahlreich am Mittel- und den Seiten- 
nerven, selten dicht über die ganze Fläche zerstreut. — Grajische Alpen!! — 
R. pomifera X pendulina B. velutina R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 324 
(1902). R. alpina X pomifera var. velutina BR. Keller in Mitt. NG. Winter- 
thur I. 51 (1899). — Sie ist das Homologon der vestita innerhalb des Formen- 
kreises der R. tomentosa X pendulina. 


I. hystrix1i). Laubblätter 5—7zählig, selten 9zählig. Blättehen oval, beider- 


seits abgerundet oder vorn kurz zugespitzt und bisweilen mit keiligem Grunde, 
Seitenränder oft etwas parallel. Zahnung sehr zusammengesetzt. 
Zähne tief, aussen mit 5—8, innen oft mit 3—5 drüsigen Zähnchen ; Blätt- 
chen beiderseits anliegend weichhaarig, seidig schimmernd. 
Subfoliardrüsen geib, in der Behaarung verborgen, spärlich, oft 
fast fehlend. Blüthenstiele und Kelchbecher dieht mitlangen (bis 0,5 em), 
nadelförmigen, drüsenlosen und drüsentragenden Stacheln 
bekleidet, die in grösserer Zahl auch an die Blüthenzweige hinab- 
steigen. Kelchbecher kugelig-eiförmig. Kelchblätter einfach, lang, mit 
linealischem Anhängsel, auf dem Rücken dicht stieldrüsig. — Grajische 
Alpen!! — R. pomijera X pendulina B. I. hystrix R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 324 (1902). R. alpina X pomifera var. velutina f. hystrix R. Keller 
in Mitth. NG. Winterthur I. 52 (1899). 


. pseudovestita. f} schlank, ca. 1m hoch, mit bläulich-bereiften, 


spärlich bestachelten, z. T. wehrlosen Zweigen. Stacheln kräftig, 
gerade. Laubblätter 5—9zählig, am Schössling oft 11zählig. Neben- 
blätter oberseits fast kahl, unterseits flaumig und dicht drüsig oder 
spärlich behaart und fast drüsenlos, am Rande drüsig gewimpert. Blattstiel 
filzig, drüsenreich, unterseits mit kurzen Stacheln bewehrt. Blättehen mit 
den Rändern sich berührend oder selbst deckend, oval, bisweilen mit fast 
parallelen Rändern, mittelgross bis klein. Zähne lang zugespitzt, zusammen- 
neigend, meist mit mehreren Drüsenzähnchen. Oberseite der Blättchen locker 
anliegend behaart, Unterseite weichfilzig, seidenglänzend, mit etwas 
hervortretenden Nerven. Subfoliardrüsen an den unteren Blättern 
vorhanden, an den oberen meist fehlend. Blüthenstiele ziemlich 
kurz, 1—1,5 em lang, dieht mit Stieldrüsen und Stacheldrüsen 
bekleidet. Kelchbecher kugelig bis länglich-oval, vorn halsförmig 
eingeschnürt oder verlängert, dieht mit Stieldrüsen und feinen, 
drüsenlosen Stacheln besetzt, selten fast drüsenlos. Kelehblätter auf 
dem Rücken dieht stieldrüsig, einfach oder die 3 äusseren mit 1—2 
fadenförmigen Fiedern, mit lanzettlichem, laubigem, drüsig gezähntem An- 


1) S. I. S. 173 Fussn. 1; wegen der dichtbestachelten Kelchbecher. 


III. 


IV. 


Rosa. 325 


hängsel. Scheinfrucht oval, weichstachelig. — Grajische Alpen!! — R. pomi- 


fera X pendulina B. II. pseudovestita R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 324 
(1902). R. alpina X pomifera var. velutina f. pseudovestita RB. Keller in 
Mitth. NG. Winterthur IT. 51 (1899). 

pulchella. 30—60 em hoher, meist kurzästiger Strauch. Stacheln 
fehlend oder in Form gerader, nadelförmiger, feiner Stacheln 
vorhanden. Zweige etwas bereift. Nebenblätter ziemlich breit, beider- 
seits behaart, unterseits meist dieht drüsig, am Rande dicht drüsig 
gewimpert. Blattstiel filzig behaart, ziemlich dieht mit Stieldrüsen und 
vereinzelten Stacheln besetzt. Blättehen zu 5—7, abstehend, klein. End- 
blättehen 1—2 em lang, länglich-elliptisch, bisweilen mit fast paral- 
lelen Seitenrändern, gegen den Grund oft keilförmig verschmälert, vorn 
zugespitzt. Zahnung zusammengesetzt; Zähne schmal, langgestreckt, 
in eine schmale Spitze verlängert, zusammenneigend; Zähnchen drüsentragend, 
zu 2—6 auf der Aussenseite der Zähne. Blättchen beiderseits ziemlich 
dieht anliegend behaart, reich an Subfoliardrüsen. Blüthen 
einzeln. Blüthenstiele so lang bis 1'/amal so lang als der Kelchbecher, beide, 
gleich dem Rücken der Kelchblätter mit weichen, kurzen Stieldrüsen 
bekleidet. Kelchblätter einfach. Griffel dieht wollig. Scheinfrucht klein, 
oben in einen ziemlich langen Hals verschmälert, bald nach der Blüthe ab- 
fallend. — Grajische Alpen!! — R. pomifera X pendulina B. III. pulchella 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 325 (1902). R. alpina X pomifera var. velu- 
tina f. pulchella R. Keller in Mitth. NG. Winterthur I. 52 (1899). 
distans. f} ea. 1!/s m hoch, von schlankem Wuchs. Zweige etwas be- 
reift. Bestachelung spärlich, neben kürzeren, borstenförmigen lange, 
gerade, kräftigere Stacheln. Laubblätter 5—9, meist 7zählig. Neben- 
blätter meist sehr breit, oberseits sehr zerstreut, unterseits 
dichter behaart und reichlich mit Subfoliardrüsen bedeckt, am 
Rande drüsig gezähnelt, zwischen den Drüsenzähnen kleine, fast sitzende 
Drüsen. Blättchen länglieceh-elliptisch oder länglich-verkehrteiförmig, 
oft mit keiligem Grunde, deutlich gestielt, sehr weit von einander 
abstehend, oberseits locker, unterseits dichter behaart, aber nicht 
filzie. Subfoliardrüsen fehlen oder sie finden sich nur vereinzelt auf 
den Seitennerven der unteren Blättehen. Zahnung reichlich zusammen- 
gesetzt, tief, offen. Zähne in eine lange, schmale Spitze aus- 
laufend, zusammenneigend, Zähnchen drüsig. Blüthen einzeln oder zu 
zweien, lang gestielt. Blüthenstiele, Kelehbecher und Rücken der Kelchblätter 
dieht mitz. T. weichstacheligen Stieldrüsen bekleidet. Kelchblätter 
meistalle einfach, linealisch-lanzettlich, mit lanzettlicher, gezähnter Spitze, 
bis 31/2 em lang, selten die äusseren mit 1—2 linealisch-lanzettlichen, kurzen 
Fiedern. Griffel wollig behaart. Scheinfrucht länglich -eiförmig, in einen 
Hals verschmälert. — Graijsche Alpen!! — R. pomifera X pendulina B. IV. 
distans R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 325 (1902). R. alpina X pomifera 
var. velutina f. distans R. Keller in Mitth. NG. Winterthur I. 53 (1899). — 
Eine die Formenreihe der velutina mit jener der Christi verbindende Ueber- 
gangsform. 


. bathyodöntal), 3,4—2 m hoch, fast stachellos. Zweige blau 
y ol g 


bereift, kurz. Nebenblätter meist schmal, mit abstehenden Oehrchen, be- 
haart, unterseits drüsig. Blattstiel ziemlich dieht behaart, mit 
zahlreichen, schwarzrothen Drüsen und feinen Stacheln. Blättchen zu 7, an 
den Schösslingsblättern auch zu 9, mit den Rändern sich berührend oder 
deckend, deutlich gestielt, Jänglich-elliptisch, mit keilförmigem 
Grunde, meist scharf zugespitzt. Zahnung tief, sehr zusammen- 
gesetzt; Zähne aussen oft bis 9, innen bis 4 Drüsenzähnchen 
oder sitzenden schwarzrothen Drüsen. Behaarung oberseits 
dicht anliegend, glänzend, unterseits weichfilzig; Subfoliar- 


1) Ausg tief, ddoös Zahn. 


326 Rosaceae. 


drüsen spärlich. Blüthen einzeln. Blüthenstiele 1—2mal länger als 
der. Kelchbecher, beide gleich dem Rücken der Kelchblätter mit zahl- 
reichen Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter einfach, ziemlich lang. 
Kelehbecher länglich oval, unter dem Discus halsförmig verschmälert. Griffel 
wollig. — Grajische Alpen!! — R. pomifera X pendulina B. V. bathyo- 
donta R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 325 (1902). R. alpina X pomifera 
var, velutina f. bathyodonta R. Keller in Mitth. NG. Winterthur I. 54 (1899). 
(Toscana.) #1 
D.41L 


14.%X 41.(71.) R. pomifera X pimpinellifolia. fi 1/,—1!/s m hoch, 
gedrungen,sparrigästig. Stacheln bald fast völlig fehlend, 
schwach, gerade, borstenförmig oder sehr ungleich, nämlich 
wenig zahlreiche kräftige, bis 1?/s cm lange, gerade Stacheln, neben 
zahlreichen borstenförmigen oder kürzere und längere 
kräftige Stacheln, pfriemliche Stacheln, die auch an den Blüthen- 
zweigen nicht fehlen, neben eingestreuten schwachen, borsten- und nadel- 
förmigen Stacheln. Blüthentragende Zweige bisweilen + dicht behaart. 
Laubblätter der blüthentragenden Zweige 5-, meist 7—9- 
zählig; Schösslingsblätter 9—-11zählig. Nebenblätter ver- 
schieden gestaltet, oft breit, bald aber auch sehr schmal mit plötz- 
lich verbreiterten, stark divergirenden Oehrchen, beider- 
seits behaart, oberseits meist locker, unten dichter, bis filzig, mit 
ziemlich zahlreichen, oft sehr dicht die Fläche deckenden Subfoliar- 
drüsen, selten oberseits kahl, unterseits zerstreut, am Mittelnerv des 
Oehrcehens zottig behaart, drüsenarm, am Rande meist dicht drüsig 
gewimpert, an den Oehrchen oft drüsig gezähnelt. Blattstiel filzig, 
reichlich mit kurzen, fast sitzenden, rothen oder längeren gelblichen 
Stieldrüsen bewehrt, stachellos oder mit zahlreichen geraden, feinen 
Stacheln. Blättehen von ungleicher Grösse, 1—4!/a cm lang, fast kreis- 
rund bis länglich-elliptisch, oft mit herzförmigem Grund, selten breit- 
keilig verschmälert, vorn abgerundet oder oft kurz zugespitzt, bisweilen 
mit deutlich parallelen Seitenrändern (Zahnung oft einfach oder 
mit vereinzelten Ansätzen zu doppelter Zahnung oder zusammen- 
gesetzt; Zähne gross, vorgestreckt, mit 1—2, selten mehr, feinen, 
drüsentragenden Zähnchen), oberseits locker oder dichter anliegend 
behaart, selten kahl, selten mit vereinzelten Suprafoliardrüsen, unter- 
seits mehr oder weniger filzig, weichhaarig, bisweilen zottig, 
Subfoliardrüsen meist spärlich, oft selbst fehlend. Blüthen 
einzeln oder zu 2-—-3, hochblattlos oder mit schuppenförmigen bis 
lanzettlichen, beiderseits behaarten Hochblättern. Blüthenstiel 1!/g 
bis 3mal so lang als der Kelchbecher, drüsenlos oder meist dicht 
mit Stieldrüsen und vereinzelten drüsenlosen borstlichen 
Stacheln besetzt. Kelchbecher ziemlich klein, kugelig oder länglich- 
oval, vorn halsförmig verschmälert, drüsenlos oder mit einzelnen Stiel- 
drüsen, meist dicht drüsig-borstig. Kelchblätter 11/.—3 em lang, ein- 
fach oder die äusseren mit 1—3 fadenförmigen, kürzeren Fiederlappen, 
lanzettlich, drüsig gewimpert, auf dem Rücken meist mit zahlreichen 


Rosa. 327 


Stieldrüsen besetzt, nach dem Verblühen aufrecht. Kronenblätter weiss 
(immer ?). Griffel ein weisswolliges Köpfchen bildend. Schein- 
früchte bald nach der Blüthe zum grössten Theil abfallend. 

Unter den Eltern; bisher nur in den Grajischen Alpen!! Bl. Juli. 

R. pomfera X pimpinellifolia R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
326 (1902). R. pimpinellifolia X. pomifera Crepin SB. Belg. XXX. 
1. 112 (1891); XXXILL 1. 53 (1894). R. Keller in Mitth. NG. Winter- 
thur I. 36 (1899). 


Cr&pin entdeckte diese sehr seltene Kreuzung im Jahre 1890 zwischen La 
Thuile und Pont Serrand am Kleinen St. Bernhard. Ich selbst habe sie in den 
Jahren 1897 und 98 in 4 unter sich beträchtlich verschiedenen Colonien beobachtet. 

A. Blüthenstiele stieldrüsig. 

I. Cr&piniänal). Stacheln zahlreich, gerade, bis 1,7 cm lang, zum 
Theil borstenförmig, auch an den Blüthenachsen meist zahlreich vor- 
handen. Nebenblätter oft sehr schmal mit stark divergirenden 
Oehrchen, oberseits kahl oder zerstreut behaart, unterseits am Mittel- 
nerv der Oehrchen zottig behaart, sonst fast kahl, ohne oder nur mit 
vereinzelten Subfoliardrüsen. Blattstiel ziemlich dicht bis filzig be- 
haart, mit zahlreichen Stieldrüsen und borstenförmigen Stacheln. Blättchen 
klein bis mittelgross (1—3,5 em lang), rundlich bis länglich oval, meist 
scharf zugespitzt, am Grunde fast keilig verschmälert oder abgerundet, selbst 
schwach herzförmig ausgerandet, oberseits zerstreut behaart bis fast 
kahl, unterseits zottig bis dünnfilzig behaart, meist ohne Sub- 
foliardrüsen. Zahnung zusammengesetzt. Blüthen oft in mehr- 
blüthigen Vereinigungen. Blüthenstiele 11/g em lang, dieht mit kürzeren 
und längeren, drüsentragenden und drüsenlosen, borsten- 
förmigen Stacheln besetzt. Kelchblätter ca. 2 em lang, einfach oder 
die äussern mit einer bis mehreren fadenförmigen Fiedern. Scheinfrucht kugelig, 
ziemlich gross. — Rochemolles, 1700 m!! — .R. pimpinellifolia X pomifera 
f. Crepiniana R. Keller a. a. O. 42 (1899). 

U. Parc&nsis. Stacheln ungleich, kräftige gerade, neben zahlreichen, 
fast borstenförmigen, an den Blüthenzweigen meist spärlich, oft völlig 
fehlend. Nebenblätter ziemlich breit, beiderseits behaart, unterseits sehr 
dicht mit Subfoliardrüsen bedeckt. Blattstiel filzig, drüsenreich, fein- 
stachelig. Blättchen klein, 1—2 em lang, fast kreisrund bis breit- 
elliptisch, kurz zugespitzt, am Grunde abgerundet oder herzförmig, oben 
ziemlich dicht anliegend behaart, unten dicht filzig, mit 
vereinzelten, selten zahlreichen, bisweilen auch fehlenden 
Subfoliardrüsen. Zahnung einfach oder meist doppelt. Blüthenstiele 
dicht stieldrüsig. Scheinfrüchte kugelig, klein, frühzeitig abfallend.. — 
Zwischen La Thuile und Pont Serrand! La Thuile am Mont Pare!! — R. 
Ppimpinellfolia X pomifera f. Parcensis R. Keller a. a. ©. 37 (1899). 

III. Alliönii2),. Kräftige, gerade, pfriemliche Stacheln ziemlich 
zahlreich, borstenförmige Stacheln zerstreut. Nebenblätter 
breit, beiderseits dicht behaart, unterseits mit zahlreichen Sub- 
foliardrüsen. Blattstiel filzig, reichlich mit kurzen, fast sitzenden, rothen 
Drüsen versehen, stachellos. Blättehen oval, + deutlich zugespitzt, am 
Grunde abgerundet oder schwach herzförmig, oft mit deutlich parallelen 
Seitenrändern (Zahnung zusammengesetzt), oberseits dicht an- 
liegend behaart, unterseits durch lange, anliegende Haare 
zottig behaart, sammetweich anzufühlen, ziemlich arm an Sub- 
foliardrüsen. Blüthenstiele, Kelchbecher und Rücken der Kelchblätter 
mit langen, kräftigen Stieldrüsen und einzelnen drüsenlosen 


1) 8. S. 186 Fussn. 2. 
2) S. S. 55 Fussn. 1 u. 186 Fussn. 1. 


328 Rosaceae, 


Stacheln dicht bewehrt. Kelchbecher oval bis länglich, vorn ein- 
geschnürt. — Zwischen Pont Serrand und Golettaz!! — AR. pimpinelli- 
folia x. pomifera f. Allionü R. Keller in Mitth. a. a. O. 38 (1899). 


B. Blüthenstiele drüsenlos oder mit vereinzelten schwachen Stieldrüsen besetzt. 


Bernardensis!). Stacheln meist fast völlig fehlend, seltener 
an älteren Trieben etwas reichlicher, sehr schwach, gerade, borsten- 
förmig. Blüthentragende Zweige oben + dicht behaart. Blattstiel filzig, 
oft fast drüsen- und stachellos oder bisweilen ziemlich reichlich mit sehr kurzen, 
honiggelben Stieldrüsen besetzt. Blättchen mittelgross bis gross, meist 
elliptisch verlängert, oft mit herzförmigem Grunde, oberseits loeker an- 
liegend behaart, unterseits filzig, Subfoliardrüsen sehr spärlich, oft 
fehlend; Zahnung oft einfach oder nur mit vereinzelten Ansätzen 
zu doppelter Zahnung. Blüthenstiele 2!/’„—3mal so lang als der kleine, 
kugelige, drüsenlose, selten mit einzelnen Drüsen besetzte Kelchbecher. — Ober- 


halb Pont Serrand bei La Thuile!! — R. pimpinellifolia X pomifera 1. Ber- 
nardensis R. Keller a. a. O. 36 (1899). 1] 
EM, 


15. X 41. R. mollis X pimpinellifölia. fi gedrungen, dicht ver- 
zweigt. Aeste gerade, sehr dicht mit ungleich langen, z. T. sehr 
schlanken bis 2 em langen, nadelförmigen Stacheln besetzt, denen 
oft in grosser Zahl feine, drüsentragende, borstliche Stacheln beigemengt 
sind. Laubblätter 7”—9zählig; Blättchen meist genähert, mit den Rändern sich 
berührend. Nebenblätter ungleich, bald ziemlich breit, mit vorgestreckten, selbst 
leicht econvergirenden ÖOehrchen, bald schmal und mit dreieckigen, gespreizt 
abstehenden Oehrchen, oberseits sehr locker anliegend behaart oder kahl, unterseits 
flaumig oder nur an den Oehrchen locker anliegend behaart, mit zahlreichen, 
die ganze Fläche deckenden oder auf den Oehrchennerv beschränkten Subfoliar- 
drüsen. Blattstieil flaumig, bisweilen fast filzig behaart, selten fast 
kahl, mit zahlreichen kürzer oder länger gestielten Drüsen besetzt, unterseits bald 
spärlich mit röthlichen Stacheln besetzt, bald mit zahlreichen nadelförmigen 
Stacheln bewehrt. Blättchen von mittlerer Grösse (bis 3 cm lang) bis klein 
(1 em lang), länglich-oval, beiderseits abgerundet oder vorn kurz zugespitzt. Zahn- 
ung zusammengesetzt, Zähne ziemlich tief, scharf zugespitzt, aussen mit 2—6 
ungleichen Drüsenzähnchen oder sitzenden Drüsen, innen nicht selten mit 1—2 
Drüsenzähnchen. Oberseite dunkelgrün anliegend behaart oder fast 
kahl, Unterseite diehter, fast weichhaarig filzig oder nur an den 
Mittel- und Seitennerven behaart, mit + zahlreichen, namentlich in 
der Nähe des Blattrandes oft dicht stehenden, doch bisweilen auch fast fehlenden 
Subfoliardrüsen. Hochblätter lanzettlich bis oval, ziemlich lang zugespitzt, + 
dicht behaart bis fast kahl, kürzer oder so lange wie die Blüthenstiele. Blüthen 
einzeln oder in mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele so lang bis 
2mal so lang wie der kugelige Kelchbecher, mit + zahlreichen, 
bisweilen dicht stehenden Stieldrüsen und weichen, drüsenlosen oder 
in einer Drüse endenden Stacheln besetzt, die auch den Kelchbecher in 
seiner ganzen Ausdehnung bekleiden. Kelchblätter ziemlich kurz, auf dem Rücken 
dichtdrüsig und weichstachelig, mit lanzettlichem, drüsig gezähntem An- 
hängsel, alle einfach oder die äusseren mit 1—2 kurzen, fädlichen 
Fiedern, nach der Blüthe aufgerichtet, die reife Scheinfrucht krönend. Blumen- 
krone gross, im Durchmesser 5—6 em, im Aufblühen röthlich-weiss, in 
voller Blüthe weiss. Griffelköpfehen gross, wollig behaart. Scheinfrucht kugelig, 
weichstachelig, oft völlig unfruchtbar. 


Im Gebiete selbst noch nicht nachgewiesen. (Schottland! [der R. mollis etwas 
näher stehend] ; Skandinavien! [mehr gegen R. pimpinellifolia neigend)). 


1) Am Kleinen St. Bernhard gefunden. 


‚ Rosa. 329 


’ R. mollis X. pimpinellifolia R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 328 (1902). R. 
pimpinellifolia X mollis Crepin SB. Belg. XXXIII. 1. 50 (1894). R. pimpinelli- 
Jfolia X mollis Christ Bot. Centr.bl. XVIII. 399 (1884) ist A. omissa X pimpi- 
nellifolia. 


BIT, 


16. X 40. (72.) R. omissa X pendulina. h gedrungen, Zweige 
bläulich bereift. Stacheln fast gerade, doch stets leichte 
Biegung zeigend, lang (bis ca. 1 cm), an den Schösslingen meist 
ziemlich reichlich, oft gepaart; blüthentragende Achsen oft völlig wehrlos, 
bisweilen mit vereinzelten nadelförmigen, schwachen Stacheln besetzt. 
Laubblätter 5—7—9 zählig, an den Schösslingen meist 9—11zählig, 
Blättchen bald genähert, mit den Rändern sich deckend, bald etwas 
entfernt. Nebenblätter der Schösslingsblätter bald schmal, bald ziemlich 
breit, mit vorgestreckten, divergirenden Oehrchen, am Rande 
dicht drüsig gewimpert,oberseitskahl, unterseits fein flaumig bis 
dichtfilzig behaart, an den Laubblättern der blüthentragenden Achsen 
sehr breit, am Rande dicht drüsig gewimpert, oberseits kahl, unterseits 
behaart, sehr diehtmitschwarzrothen Subfoliardrüsen besetzt. 
Blattstiel flaumig bis filzig, dicht mit schwarzrothen, z. T. fast sitzenden 
Stieldrüsen besetzt, unterseits mit einzelnen, ziemlich kräftigen, geraden 
oder leicht gebogenen Stacheln. Blättchen mittelgross bis gross (21/a 
bis 4 cm lang), von veränderlicher Gestalt, bald elliptisch oder länglich- 
oval, beiderseits verschmälert, gegen den Grund bisweilen keilförmig, 
vorn kurz, aber scharf zugespitzt, bald verkehrt- oder rundlich-eiförmig, 
vorn abgerundet, die seitlichen kurz gestiel. Zahnung sehr zu- 
sammengesetzt, tief. Zähne zusammenneigend, lang zugespitzt, 
aussen bis 6, innen bis 4 Drüsenzähnchen. Blättchen oberseits kahl, 
dunkelgrün oder schwach bläulich bereift, unterseits am Mittelnerv 
und hin und wieder an den Seitennerven behaart, oder ober- 
seits anliegend, unterseits dünn filzig behaart, beiderseits etwas 
glänzend.. Schwarzrothe Subfoliardrüsen am Mittelnerv 
und den Seitennerven + zahlreich, bisweilen fast auf den 
Mittelnerv beschränkt, doch auch, namentlich nahe am Rande 
die ganze Fläche ziemlich dicht deckend. DBlüthen meist 
einzeln oder in 3 blüthigen Blüthenständen. Hochblätter lanzettlich bis 
breit-lanzettlich, mit dicht drüsig gewimpertem Rande, auf der Rücken- 
seite + dicht flaumig bis zottig behaart, oftreichan Sub- 
foliardrüsen, nicht selten röthlich angelaufen, z. T. länger als die 
Blüthenstiele. Blüthenstiele dieht mit ungleich langen Stiel- 
drüsen und drüsenlosen feinen Stacheln besetzt, oder nur 
zerstreutstieldrüsig, 1—3mal so lang als der ovale oder länglich- 
ovale, vorn meist halsförmig verschmälerte Kelchbecher. Dieser sehr 
dicht mitlangen Stieldrüsen und nadelförmigen, drüsen- 
losen und drüsigen Stachelborsten bekleidet oder völlig 
unbewehrt. Kelchblätter auf dem Rücken sehr dicht mit Stieldrüsen 
besetzt, mit lanzettlichem, drüsig-gezähntem Anhängsel, die äusseren mit 
einem Paar linealisch-lanzettlichen Fiedern oder alle einfach, länger oder 


330 Rosaceae, 


kürzer als die Blumenkrone, nach dem Verblühen aufgerichtet, bis zur 
völligen Fruchtreife bleibend. Blumenblätter tiefroth, 2!/je—3 cm 
lang; Griffel wollig behaart. Scheinfrucht oval, länglich-eiförmig bis 
flaschenförmig. 

Sehr selten unter den Erzeugern. Savoyen am Salve! Waat- 
länder Jura am Suchet! Bl. Juli. 

R. omissa X pendulina R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 329 (1902). 
R. alpina x. omissa Crepin Bull. SB. Geneve VII. 169 (1892— 1894). 
SB. Belgique XXXIV. 1. 114 (1895). Schmidely Bull. SB. Geneve 
VIII. 49 (1895—97). Gaillard Bull. Herb. Boissier VI. 419 (1898). 


R. Tredecim- Ärborum!) Buser Herb. 


Von Buser wurde die vorliegende Rose entdeckt und als eine Kreuzung der 
R. pendulina mit R. omissa erkannt. 


Aehnlich wie die Kreuzung der R. pendulina mit R. iomentosa und R. pomi- 
era tritt die Kreuzung der R. pendulina mit R, omissa in zwei Hauptabänder- 
ungen auf. 


A. glabrescens (R. alpina X omissa f. glabrescens Schmidely in Bull. SB. 
Geneve VIII. 49 [1895—97]). Blättehen oberseits kahl, unterseits am Mittel- 
nerv, bisweilen zerstreut auch an den Seitennerven, behaart. Blattstiel flaumig. 
— Saleve. — Hierher gehört: 

U. pseudoalpina (R.alpina X omissa f. pseudoalpina Paiche in Herb.) eine 
der R. alpina sich stark nähernde Abänderung. Aeste stachellos oder mit 
vereinzelten nadelförmigen Stacheln. Nebenblätter breit, mit dicht 
drüsig gewimpertem Rande, vorgestreckten, scharf zugespitzten Oehrchen, 
oberseits kahl, unterseits sehr fein fläumlich bis kahl, mit 
+ zahlreichen, schwarzrothen Drüsen. Blattstiel sehr fein fläumlich, 
kurzhaarig, mit zahlreichen kürzer oder länger gestielten, z. T. fast sitzenden 
Drüsen, öfter unterseits mit einzelnen, verhältnissmässig kräftigen, leicht ge- 
bogenen bis geraden Stacheln. Blättchen gross (3—4 cm lang), elliptisch 
bis rundlich-eiförmig, beiderends abgerundet, oder gegen den Grund breit 
verschmälert, vorn kurz zugespitzt. Zahnung zusammengesetzt, oft 
tief; Zähne abstehend, fein zugespitzt, aussen mit mehreren, innen öfter mit 
1—3 Drüsenzähnchen. Oberseite der Blättchen dunkelgrün, kahl; 
Unterseite bläulich-grün, sehr zerstreut behaart, zerstreut 
drüsig. Hochblätter breit-lanzettlich, zugespitzt, öfter röthlich "angelaufen, 
oberseits kahl, unterseits zerstreut behaart, drüsenreich. Blüthen einzeln 
oder in 3blüthigen Blüthenständen,, langgestielt. Blüthenstiele 3—3!/a cm 
lang, dieht mit Stieldrüsen besetzt, wie der längliche unter dem 
Diseus halsförmig verschmälerte, z. T. auch mit drüsenlosen, nadel- 
förmigen Stacheln bewehrte Kelchbecher. Kelchblätter einfach, auf dem 
Rücken und am Rande dicht stieldrüsig, mit lanzettlichem, gezähneltem 


Anhängsel. Blumenblätter gross, bis 3 cm. Griffel ein wolliges Köpfchen. 
Scheinfrucht länglich-eiförmig bis flaschenförmig. — Saleve! — Vergl. auch 


Crepin SB. Belg. XXXIV. 1. 115 (1895). 

B. pubescens (R. alpina X omissa f. pubescens Schmidely a. a. O.) Neben- 
blätter unterseits dicht behaart. Blattstiel flaumig-filzig. Blättchen beiderseits 
behaart, etwas’ glänzend. — Saleve! [* 


B. IE 


16. X 41. (73.) R. omissa X pimpinelliföolia. Schössling 
ungleich bestachelt, neben langen, leicht gebogenen, bis fast ge- 


1) Nach dem Fundort Les treize arbres am Saleve. 


- Rosa. 331 


raden Stacheln kürzere nadelförmige. Grund der Stacheln verlängert. 
Blüthentragende Zweige bald wehrlos, bald aber auch mit 
langen, bisweilen paarig gestellten, leicht gebogenen 
Stacheln. Schösslingsblätter 7—9zählig; Blättchen mit den 
Rändern sich berührend ; Blätter der blüthentragenden Zweige 7 zählig. 
Nebenblätter meist breit, die oberen öfter verschmälert, mit 
breiten, abstehenden, scharf zugespitzten Oehrchen, dicht 
drüsig gewimpert, oberseits kahl, unterseits dicht behaart, mit zahlreichen 
feinen Subfoliardrüsen. Blattstiel flaumig und abstehend behaart, mit 
Stieldrüsen und Stacheln. Blättchen mittelgross bis klein (im 
Durchschnitt ca. 2 cm lang), oval am Grunde abgerundet oder herz- 
förmig ausgerandet, kurz und scharf zugespitzt, mit tiefer, feiner, scharfer 
Zahnung (Zähne abstehend, die oberen öfter convergirend, aussen, 
nach oben zu auch innen mit mehreren Drüsenzähnchen), oberseits dunkel- 
grün, anliegend behaart, unterseits heller, anliegend dicht- 
haarig, mit zahlreichen Subfoliardrüsen besetzt. Blüthen 
einzeln oder in 2—3blüthigen Vereinigungen. Stützblätter lanzettlich, 
scharf zugespitzt, oft blatttragend, unten behaart und mit Subfoliar- 
drüsen. Blüthenstiele 1—1!/a em lang, bisweilen die Tragbl. über- 
ragend, durch kräftige Stieldrüsen dicht weichstachelig. Kelchbecher 
oval bis kugelig, am Grunde, seltener über die ganze Fläche zerstreut 
mit Stieldrüsen und drüsenlosen, stacheligen Borsten besetzt. Kelch- 
blätter nur etwa halb so lang als die Kronenblätter, auf dem Rücken 
und am Rande dicht mit Stieldrüsen bekleidet; schmal linealisch oder 
linealisch-lanzettlich auslaufend, die äusseren mit 3—4 linealisch-lan- 
zettlichen, dichtdrüsigen Fiedern; nach der Blüthe aufgerichtet, an der 
reifen Seheinfrucht noch vorhanden. Krone gross; Durchmesser 
5!/a cm. Griffel behaart, aber nicht wollig. Scheinfrucht oval bis 
kugelig. 

Savoyen: Saleve! Bl. Juli. 

R. omissa X. pimpinellifolia Buser in Schmidely Herb. Cr&pin 
Bull. SB. Belg. XXXII. (1894) 49. R. pimpinellifolia X mollis Christ 
B.C. XVII 399 (1884). R. coronata der Genfer Autoren nicht 
Crepin. 11 


Bulk 


17. X. 40. (74.) R. tomentösa X pendulina. ji 1—3 m hoch. 
Stacheln gerade oder leicht gekrümmt, z. T. borstlich-nadel- 
förmig, z. T. kräftiger, aus breiterer Basis entspringend, ihrer Zahl 
nach sehr ungleich, bald an den meisten Achsen fehlend, nament- 
lich häufig an den Blüthentrieben, bald zerstreut, bald 
dicht. Nebenblätter breit mit drüsig gewimpertem Rande und diver- 
girenden, bisweilen lang zugespitzten Oehrchen, oberseits kahl oder 
zerstreut anliegend behaart, unterseits mehr oder weniger 
dicht flaumhaarig-filzig, mit Subfoliardrüsen meist dicht be- 
kleidet. Blattstiel behaart bis filzig, mit kürzeren oder längeren 
Stieldrüsen reichlich bedeckt, oft mehr oder weniger feinstachelig. Blättchen 


332 Rosaceae. 


zu 5-—9, oft mit den Rändern sich berührend, oval bis länglich-oval, 
zugespitzt, oberseits kahl oder anliegend behaart, unter- 
seits weichhaarig-filzig bis völlig kahl; Mittelnerv oder auch 
die Seitennerven, seltener die ganze Fläche dicht mit Subfoliar- 
drüsen bekleidet. Zahnung selten einfach, meist sehr zusammen- 
gesetzt, offen. Zähne meist tief, schmal, lang zugespitzt, di- 
vergirend; Zähnchen drüsig. Blüthenstiele meist einzeln, seltener 
einen 2—6 blüthigen Blüthenstand bildend, so lang bis 2!/gmal so lang 
als die reife Scheinfrucht. Hochblätter selten fehlend, meist vorhanden 
und kürzer als der Blüthenstiel, lanzett, oberseits kahl oder anliegend 
behaart, unterseits weichfilzig, selten nur locker anliegend behaart, meist 
dicht drüsig gewimpert. Kelchbecher kugelig bislänglich-eiförmig, 
oben in einen Hals verschmälert, drüsenlos oder meist reichlich 
mit Stieldrüsen und vereinzelten oder zahlreicheren feinen nadelförmigen 
Stacheln bekleidet. Kelchblätter einfach, linealisch-lanzettlich, 
fadenförmig zugespitzt oder mit laubigem Anhängsel oder die 2 äus- 
seren mit 1—4 fadenförmigen oder linealisch-lanzettlichen 
Fiederpaaren und breitem, gezähntem, laubigem Anhängsel, auf dem 
Rücken meist dieht drüsig, baldetwas kürzer, bald auch länger 
als die Blumenblätter, nach der Blüthe ausgebreitet, später aufgerichtet, 
bleibend. Blumenblätter 1,5—3 cm lang, breit-verkehrteiförmig, tief 
ausgerandet, dunkelroth bis hellrosa. Pollenkörner sehr unvoll- 
ständig entwickelt. Griffel wollig. Scheinfrucht Jänglich-flaschen- 
förmig bis kugelig, oben in einen Hals verengert, im reifen Zu- 
stand von den aufrechten, bleibenden Kelchblättern gekrönt, meist nur 
1 oder 2 gut entwickelte Nüsschen einschliessend }). 

Dieser Bastard dürfte im ganzen Verbreitungsgebiete der Erzeuger 
nachweisbar sein, wo sie beide in grösserer Individuenzahl auftreten, 
so: Frankreich: Dauphine; Savoyen! Schweiz: Jura (Waat! Neuenburg! 
Solothurn! Aargau!! Basel); Alpen (Wallis! Bern! Freiburg, Grau- 
bünden!); Voralpen und Ebene (Schwyz! Zürich !! Thurgau!! St. Gallen!!); 
Deutschland: Elsass; Schlesien! Oesterreich: Böhmen! Niederösterreich ; 
Tirol; Ungarn! Kroatien! Bosnien. Bl. Juni,_Juli. 

R. tomentosa x. pendulina R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 331 
(1902). R. alpina X. tomentosa Christ in B.C. XVII. 399 (1884). 
R. Keller Fl. v. Winterthur 61 (1891). Crepin Bull. SB. Geneve VII. 
170 (1892/94). SB. Belg. XXXIIL 1. 10 (1894). Schmidely Bull. SB. 
Geneve VIII. 48 (1895/97). R. Keller Jahresber. NG. St. Gallen 
1895/96 189 (1897). Gaillard Bull. Herb. Boiss. VI. 417 (1898). 
Schmidely Bull. SB. Geneve IX. 136 (1898/99). R. alpina X mollis 
Christ B.C. XVIIL 399 (1884). R. Keller B. Centr.bl. XXXV. 171 (1888). 


Am Kreuzungsproduct erscheinen dieselben Abänderungen, die an den beiden 
Erzeugern beobachtet werden — Abänderungen im Grade der Bestachelung, in der Form 
und Grösse, dem Grad der Drüsigkeit, der Behaarung und der Zahnung der Blätt- 
chen, in der Form und Grösse der Kelehbecher bezw. der Scheinfrucht, in der 


1) Die Untersuchung einer grösseren Zahl von reifen Scheinfrüchten ergab: bei 
2° 0, 60°/0 1, 28/0 2, 4°/o 3, 2%/0 4, 2°/0 5 und 2°/o 7 gut entwickelte Nüsschen. 


Rosa. 333 


Drüsigkeit der Blüthenstiele, Kelehbecher und Kelchblätter — in den mannich- 
faltigsten Combinationen, wodurch zahlreiche, früher zum Theil als besondere Arten 
aufgefasste Abänderungen des Bastardes entstehen, die ohne scharfe Grenzen in ein- 
ander übergehen und welche da, wo das Kreuzungsproduct häufiger auftritt, in 
grosser Vielgestaltigkeit nachweisbar sind. 


Sie lassen sich in 2 Haupterscheinungsformen unterordnen, von denen die eine 
durch die starke Behaarung mehr der R. tomentosa, die andere durch die schwache, 
auf den Blättehen selbst fehlende Behaarung mehr dem anderen Erzeuger, der R. 
pendulina sich nähert, 


A. spinulifölia. } 1—3 m hoch, mit dieken schlanken Stämmen und dicht 
verzweigten Aesten. Stacheln meist etwas ungleich, kräftigere neben 
nadelförmigen, oft am unteren Theile der Hauptstämme und Aeste ziem- 
lich zahlreich, lang (bis fast 2 cm), gerade oder leicht gebogen, gegen den Grund 
plötzlich in eine ziemlich breite, ovale, nicht herabgezogene Scheibe verbreitert, 
an den Blüthenzweigen oft fehlend. Nebenblätter + verbreitert, ober- 
seits kahl, oft bläulich bereift, unterseits leicht flaumig, anliegend 
behaart, oft drüsenreich, namentlich an der Unterseite der kurzen, scharf 
zugespitzten, abstehenden Oehrchen, am Rande dicht drüsig gewimpert. Blatt- 
stiel bald dicht behaart, bald fläumlich, bisweilen selbst nur 
nahe dem Grunde behaart, nach oben verkahlend; bald reichlich mit 
Stieldrüsen und unterseits mit feinen, borstenförmigen, geraden Stacheln 
bewehrt, bald drüsenarm und stachellos. Blättehen meist 5—7zählig, ver- 
einzelt auch 9zählig, meist genähert, mit den Rändern sich berührend, 
meist mittelgross, rundlich-oval bis länglich-oval, am Grunde abgerundet oder 
verschmälert, bald stumpf, häufiger + scharf und meist lang zugespitzt. Blätt- 
chen oberseits kahl, unten durch anliegende Haare flaumig 
oder kahl, auf den Nerven, seltener auf der ganzen unteren 
Fläche oder nur am Mittelnery drüsig Zahnung zusammen- 
gesetzt. Zähne ziemlich breit, tief, abstehend, sehr scharf und lang 
zugespitzt, aussen mit 3—5, innen mit 0—2 drüsentragenden Zähnchen. 
Blüthen einzeln oder in armblüthigen Blüthenständen (selten mehr bis 10- 
blüthig). Hochblätter oval oder elliptisch, zugespitzt, oberseits kahl, 
unterseits flaumig anliegend behaart und drüsig. Blüthenstiele die 
Hochblätter überragend, so lang bis mehrfach länger als der Kelchbecher, 
meist mit sehr zahlreichen Drüsenborsten und vereinzelten drüsen- 
losen, nadelförmigen Stacheln besetzt. Kelchbecher oval bis läng- 
lich oval, nach vorn halsförmig verschmälert unter dem Discus 
eingeschnürt, selten fast kugelig, mit kurzem Halse, meist mit zahlreichen 
Stieldrüsen und nadelförmigen, in einer Drüse endenden oder drüsen- 
losen borstigen Stacheln besetzt. Kelchblätter lang, einfach 
oder dieäusseren mit wenigen, linealischen oder fadenförmigen 
Fiedern, mit lanzettlichem, oft laubigem Anhängsel, auf dem Rücken dicht 
mit Stieldrüsen besetzt, nach der Blüthe abstehend, später aufgerichtet, 
zusammenneigend, bis in den Winter hinein an den reifen Schein- 
früchten bleibend, die äusseren mit 1—3 schmalen, fädlichen Fiedern 
oder oft alle einfach. Blumenblätter lebhaft rosenroth, gross. Pollen 
sehr mangelhaft entwickelt. Griffelköpfehen wollig behaart. Schein- 
früchte gross, meist flaschenförmig, weichstachelig, nur sehr wenige (meist 
1—2) wohl entwickelte Nüsschen einschliessend. — Savoyen! Dau- 
phine; Schweiz (Waat; Neuenburg! Basel, Solothurn, Freiburg, Bern, Grau- 
bünden! Schwyz, Zürich!! St. Gallen!!); Elsass, Schlesien! Ungarn! — R. to- 
mentosa X pendulina A. spinulifolia R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 333 
(1902). R. spinulifolia Dematra Ess. monogr. 8 (1818). Trattinick Monogr. 
Ros. II. 108 (1823). Gaudin Fl. Helv. III. 356 (1828). Reuter Cat. pl. 
Geneve 65 (1861). Rapin Guide bot. Vaud. 191 (1862). Christ Ros. Schw. 
87 (1873). Deseglise SB. Belg. XV. 561 (1876). Crepin SB. Belg. XXI. 1. 
82 (1882). Cottet Bull. SN. Fribourg 1887—90 173 (1891). R. Keller in 
Ber. NG. St. Gallen 1895—96 189 (1897). Koch Syn. ed. 2. 250. Nyman 


334 Bosaceae, 


Consp. 232 Suppl. 114. 363. Redout& Roses III. t. zu S. 7. — R. alpina X 
mollis Christ in B.C. X VIII. 399 (1884). (R. alpina X tomentosa z. T. siehe 
oben). 

Sire in Chaumont war wohl der erste, der die hibride Natur einer hierher 
gehörigen Abänderung 1871 erkannte, sie indessen als mollis X pendulina 
(alpina X mollissima) deutete. Dieser Ansicht pflichtete Cr&pin im Jahre 
1882 bei (Crepin a. a. O. 82 [1882]) und später auch Christ. Crepin er- 
kannte später in ihr die kahle Abänderung der R. tomentosa X pendulina, 
eine Auffassung, welche durch die ausserordentlich mannichfaltigen Hibriden 
dieser beiden Arten, die ich im Brühlbachtobel bei Kyburg (Ct. Zürich) be- 
obachtete, eine treffliche Stütze fand. — Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, 
dass kahle Formen der omissa X pendulina des Jura oft mit spinulifolia 
identificirt werden. 


I. Behaarung der Blättehen auf den Mittelnerv beschränkt. Subfoliardrüsen 
des Mittelnervs mehr oder weniger zahlreich, auf den Seitennerven fehlend 
oder in mässiger Zahl vorhanden. Sepalen einfach oder nur mit vereinzelten, 
fadenförmigen Fiedern. 


a. denudäta. Aeste mit derben, geraden Stacheln und mit feineren 
Stachelborsten. Nebenblätter unterseits dieht drüsig. Blattstiel 
behaart, dieht mit Stieldrüsen und einzelnen geraden Stacheln 
bekleidet. Blättchen schmal oval, spitz, beiderseits kahl, unter- 
seits nur spärlich auf den Nerven drüsig oder drüsenlos. Kelch- 
becher kahl oder nur am Grunde mit einzelnen Stieldrüsen. Rücken der 
Kelchzipfel drüsenlos oder spärlich mit Drüsen bekleidet. — Schweiz. 
Jura: Chaumont. — R. tomentosa X pendulina A.I. a. denudata R. Keller 
in A. u. G.Syn. VI. 334 (1902). R. spinulifolia f. denudata Grenier Fl. d.]. 
Chaine Jurassique 230 (1864—69). Hierher gehören auch: 2, glabres- 
cens (R. spinulifolia C. glabrescens Deseglise in SB. Belg. XIV. 340 
[1875]; XV. 562 [1876]; Vergl. auch OBZ. XXXVI. 145 u. f. [1886)), 
durch kleine, fast kreisrunde Blättchen ausgezeichnet, die gleich den 
Kelchblättern drüsenarm oder drüsenlos sind. Ferner 3. glabräta 
(R. spinulifolia F. glabrata Deseglise a. a. O. XIV. 343 und XV. 563). 
Vergl auch OBZ. XXXV. 145 u, f. (1886). ih mit wehrlosen Aesten 
und Zweigen. Blättehen oval. Kelchblätter drüsenreich. Scheinfrucht 
eiförmig, drüsenlos. 


Aehnliche Modifieationen, die ich als zu R. pendulina hinneigend, 
auffasse (vergl. auch Crepin SB. Belg. XXXIIL 1. 13. 1894), werden 
wohl überall zu finden sein, wo spinulifolia neben R. pendulina in etwas 
grösserer Zahl vorkommt. Verschiedene Sträucher im Brühlbachtobel bei 
Kyburg (vergl. R. Keller B. Centr.bl. XXXV. 171 [1888)]). 


b. Wasserburgensis. Steht der vorigen nahe, besitzt aber meist einen 
2-—3blüthigen Blüthenstand, diehtdrüsige Blüthenstiele, Kelch- 
becher und Kelchblätter, einen länglich-eiförmigen Kelehbecher, grosse, 
dunkelrosa gefärbte Blumenblätter. — Bei der Ruine Wasserburg hinter 
Sulzbach im Elsass. — R. tomentosa X pendulina A. I. b. Wasser- 
burgensis R. Keller in A. u.G. Syn. 334 (1902). R. Wasserburgensis Kirsch- 
leger Flore d’Alsace I. 247 (1852). R. alpina X tomentosa Crepin SB. 
Belg. XXXIII. 15 (1894). Nyman Consp. 234. 

2. Sueffertiit) (R. Süfertii Kirschleger Fl. d’Als. I. 247 [1852]. Nyman 
Consp. 232. KR. spinulifolia X alpina Godet in Christ Bos. Schw. 89 
[1873]. R. spinulifolia X alpina pyrenaica (?) Waldner Europ. Ros.- 
typen 52 [1885]). R. alpina X tomentosa Crepin in SB. Belg. XXXII. 
1. 15. (1894) unterscheidet sich von‘ R. Wasserburgensis durch die 


1) Nach dem Apotheker Süffert in Rappoltsweiler, der in der Umgebung 
dieser Stadt um 1820 botanisirte; in diesem Jahre trat Kirschleger als Lehrling 
in seine Offiein (Fl. d’Als. I. LXXXV, XCIV). 


Rosa. 335 


kleineren Blättchen, dieeinzelstehenden Blüthen und den kugelig- 


eiförmigen Kelchbecher. — Rappoltsweiler im Elsass, 
II. Blättehen unterseits anliegend behaart, nicht filzig. Subfoliardrüsen nicht 
zahlreich. 


a. VUechtritziänatl). Aeste und Zweige mit z. T. starken, aus breiter 
Basis entspringenden, pfriemlichen, geraden Stacheln bewehrt. 
Blüthenzweige wehrlos. Nebenblätter am Rande dicht drüsig. Blattstiele 
mitschwachem Flaum, zerstreut stieldrüsig. Blättehen z. T.sehr gross, 
zu 5—7, länglich-eiförmig, oben kahl, unten zart flaumig, auf 
dem Mittelnery schwach drüsig. Blüthenstiele 3—4mal länger als die 
Scheinf.; diese dieht stieldrüsig. Kelchzipfel einfach oder mit 2 faden- 
förmigen Fiedern, dieht drüsig. Scheinf. birnförmig, aufrecht. — Görbers- 
dorf in Schlesien! — R. tomentosa X pendulina A. II. a. Uechtrizuana 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 335 (1902). R. spinulifolia f. Uechtriziana 
Straehler Verhandlungen des bot. Ver. d. Prov. Brandenburg XIX. Jahrg. 
35 (1877). — Sie wird als A. alpina X venusta gedeutet. R. alpina X 
tomentosa Crepin SB. Belg. XXXII. 1. 15 (1894). 


b. umbelläta. Nebenblätter unterseits bisweilen fast locker filzig be- 
haart, dieht drüsig gewimpert. Blattstiel + dieht behaart, oft drüsen- 
reich und unten mit borstlichen Stacheln besetzt. Blättchen deutlich gestielt, 
entfernt stehend, zu 7—9, oval, spitz auslaufend, oben dunkel, unten hell- 
grün. Subfoliardrüsen auf dem Mittelnerv und vereinzelt 
auch auf den Seitennerven. Blüthen selten einzeln, meistin 3—5- 
blüthigen Blüthenständen. Hochblätter klein, lanzettlich, von 
den langen, dieht drüsigen Blüthenstielen weit überragt. 
Kelehbecher am Grunde oder über die ganze Fläche mit Stieldrüsen 
besetzt, Jänglich-eiförmig, unter dem Discus eingeschnürt. Blumen- 
blätter sehr intensiv roth (wie bei R. pendulina) gefärbt. — Schweiz: 
Brühlbaehtobel bei Kyburg!! — R. tomentosa X pendulina A. II. b. um- 
bellata R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 335 (1902). R. alpina f. Pyrenaica 
X R. mollis f. typica f. umbellata R. Keller in B. Centr.bl. XXXV. 171 
(1888). -—- Vergl. Crepin SB. Belg. XXXIIL. 1. 13 (1894). 


Eine durch stark stieldrüsige und borstig-stachelige 
Blüthenstiele und Kelchbecher ausgezeichnete Abänderung aus der Gruppe 
A. I. ist: 

2. hispidula (R. spinulifolia G. hispidula Deseglise SB. Belg. XIV. 
339 [1875]; XV. 563 [1876]. Vergl. auch OBZ. XXXVI. 145 u. £. 
[1886]). Blüthentragende Zweige fast wehrlos, unter dem Blüthen- 
stande mit + zahlreiehen Drüsenborsten. Blüthenstiele und 
Kelehbecher mit langen, kräftigen Drüsenborsten und ver- 
einzelten, drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln besetzt. 
Kelchblätter kurz, auf dem Rücken dicht drüsig. — Chaumont; ähnlich 
auch in anderen Theilen des Gebietes! 

3. grandifolia (R. spinulifolia B. grandifolia Deseglise a. a. O. XIV. 
339 u. XV.562) ist eine durch grosse Blättchen und grosse, die Blüthen- 
stiele überragende Hochblätter ausgezeichnete Abänderung. — Chaumont; 
ähnlich auch in anderen Theilen des Gebiets! 


III. Subfoliardrüsen oft die ganze Unterseite der Blättchen deckend, jedenfalls 
auch auf den Secundärnerven in grösserer Zahl vorhanden. 
a. Behaarung der Unterseite der Blättchen sehr spärlich,, meist an den aus- 
gewachsenen Blättechen auf den Mittelnerv beschränkt. 


1. glandulösa. Stacheln zahlreich, derb, etwas gekrümmt. Blättchen 
klein, fast kreisrund, unterseits über die ganze Fläche hin dicht 
mit Subfoliardrüsen bestreut. Hochblätter fast kahl. Frucht fast 


1) 8. I. S. 275 Fussn. 2. 


Rosaceae. 


kugelig. — Schweiz. Jura: Chaumont. — R. tomentosa X pendulin« 
A.1II. a. 1. glandulosa R. Keller in A. u.G. Syn. VI. 335 (1902). R. 
spinulifolia f. glandulosa Christ Ros. Schw. 88 (1873). 


. Schülzei!). Stacheln fast fehlend; Blüthentriebe stachellos. 


Nebenblätter breit, oben anliegend behaart, unten flaumig, dieht mit 
Subfoliardrüsen. bedeckt, drüsig gewimpert. Blattstiel dicht kurz- 
haarig, mit sitzenden und kürzer oder länger gestielten Drüsen und ver- 
einzelten, drüsenlosen, geraden Stacheln besetzt. Blättehen zu 7—9, 
gross(die grössten über 5'/a cm lang und 3'/a cm breit), mit zusammen- 
gesetzter, drüsenreicher Zahnung, beiderseits kahl. Median- 
nerv und Nerven 2. und 3. Ordnung zerstreut drüsig. Blüthen- 
stiele dieht mit Stieldrüsen und drüsenlosen feinen 
Stacheln bekleidet, so lang bis doppelt so lang als die reife Schein- 
frucht. Kelchblätter auf dem Rücken sehr dieht drüsig, die 3 
äusseren mit 1—2 Paar langen fadenförmigen Fiedern, am Ende mit 
lineallanzettförmigem, drüsig gewimpertem Anhang. Scheinfrucht birn- 
förmig, dieht mit Stieldrüsen und drüsenlosen Stacheln 
bekleidet, von den langen, aufrechten. bleibenden Kelchzipfeln ge- 
krönt. — Schweiz: Inı Brühlbachtobel bei Kyburg!! — R. tomentosa 
x pendulina A. III. a. 2. Schulzei R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
336 (1902). 


b. Blättehen unterseits mebr oder weniger dicht bis zerstreut anliegend be- 
haart, oberseits kahl oder im jugendlichen Zustande zerstreut anliegend 
behaart. 


1: 


speciösa. Stacheln zerstreut. Nebenblätter unterseits flaumig, am 
Rande dicht drüsig gewimpert. Oehrehen lang zugespitzt. Blattstiel 
flaumig-filzig, drüsenreich. Blättchen zu 5—9, sehr gross, 
anfänglich beiderseits mit angedrückter, kurzseidiger Be- 
haarung, später namentlich oberseits fast oder völlig kahl, die wenig 
hervortretenden Adern der Blattunterseite feine Drüsen tragend. 
Kelchblätter stark verlängert, mit lineallanzettlichem Ende, drüsen- 
borstig, die äussern am Grunde mit 1—2 fädigen Fiedern. Blüthen- 
stiele dicht stieldrüsig, selten die reife Scheinfrucht an Länge 
übertreffend. Scheinfrucht länglich -elliptisch, zerstreut drüsen- 
borstig. — Schlesien: unweit Görbersdorf gegen den Storchberg. 
— R. tomentosa X pendulina A. III. b. 1. speciosa R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 336 (1902). R. spinulifolia f. speciosa Uechtritz 
52. Jahresber. d. schles. Gesellsch. f. vaterländ. Kultur 133 (1875); 
Straehler Verhandl. d. bot. Ver. d. Prov. Brandenburg XIX. Jahrgang 
33 (1877). R. alpina X tomentosa Crepin SB. Belg. XXXIII 1. 15 
(1894). Stellt bereits einen Uebergang zur Gruppe B. dar. 


Sytnensis. Blüthenzweige stachellos, etwas bläulich-bereift. Neben- 
blätter breit, unterseits sehr spärlich behaart, fast kahl, + dicht 
mit Subfoliardrüsen besetzt, oberseits kahl, Blattstiel kurz- 
haarig, drüsenreich, unterseits mit zahlreichen, kleinen Sta- 
cheln. Blättchen zu 5—7, breit-oval, zugespitzt. Zahnung mehr- 
fach zusammengesetzt; Zähne spitz, Zähnchen drüsig. Blüthen 
meist einzeln. Blüthenstiele kürzer als die Hochblätter, dicht 
stieldrüsig; Kelchbecher oval, vorn halsförmig verschmälert, am 
Grunde stieldrüsig. Kelchblätter auf dem Rücken dichtdrüsig, die 
äusseren meist nur mit einem schmalen Fiederchen. — Ungarn: am 
Berge Sytno bei Schemnitz! — R. tomentosa X pendulina A. III. b. 2. 


. Sytnensis RB. Keller in A. u. G. Syn. VI. 336 (1902). R. syinensis 


1) 8. 


Kmet’ in Kern. Fl. exs. Austr.-Hung. No. 458 Schedae II. 28 (1882). 
R. alpina X tomentosa Crepin in SB. Belg. XXXIH. 1. 17 (1894). — 


S. 77 Fussn. 2. 


Bee ee Ze en en 


Rosa. : 337 


Bisweilen ist diese Abänderung auch drüsenarm, sodass sie in die Gruppe 
A. I. übergeht. 


3. grändifrons, durch stärkere Behaarung ausgezeichnet, stellt 
einen Uebergang zur Gruppe B. dar. Stamm ausserordentlich 
kräftig, unterwärts mit + zahlreichen, meist schwächlichen Stacheln 
bewehrt, bis 3 m hoch und selbst höher, dicht verzweigt. Schössling 
bläulich bereift, stachellos. Aeste und Blüthenzweige stachellos. 
Laubblätter auch an den Schösslingen meist 7zählig, mit genäherten 
Blättehen. Nebenblätter unterseitsdünnfilzig, oberseitslocker 
anliegend behaart, z. T. namentlich an den Laubblättern der 
Blüthentriebe sehr breit, + reich an Subfoliardrüsen, dicht 
drüsig gewimpert, mit oft lang und scharf zugespitzten , vorgestreckten 
Oehrchen. Blattstiel filzig, drüsenreich, unterseits mit spärlichen, 
kurzen, leicht gebogenen oder geraden Stacheln. Blättchen der Schöss- 
linge sehr gross (bis 7 em lang und 4,5 cm breit), mit herzförmigem 
Grunde, vorn kurz zugespitzt. Blättchen der übrigen Laubblätter mittel- 
gross bis gross, unterseits weichhaarig mit zusammengesetzter, 
drüsiger Zahnung. Hochblätter oval zugespitzt bis lanzettlich, meist viel 
kürzer als die Blüthenstiele, oberseits kahl, unterseits ziemlich dicht an- 
liegend behaart, fast weichfilzig, mit dichtdrüsig gewimpertem Rande 
und unterseits + reich an Subfoliardrüsen. Blüthenstiele mit + 
zahlreichen, kräftigen, abernichtstacheligen Stieldrüsen, 
die hin und wieder vereinzelt an die obersten Theile der oben oft etwas 
behaarten Blüthentriebe hinabsteigen. Blüthenstand ebenso häufig mehr- 
als einblüthig. (Von 179 Blüthenständen sind 47°/o einblüthig, 53°/o * 
2- und mehrblüthig, nämlich 22°/o 2-, 16°o 3-, 9°/0 4-, 1,7%0 5-, 
1,7%/0 6-, 2,2% 7 und 0,5°/o 8blüthig.) Kelchbecher oval, vorn 
halsförmig verschmälert, meist ohne oder nur mit ganz ver- 
einzelten Stieldrüsen, bläulich bereift. Kelehblätter oft mit langem und 
breitem (oft 2 und mehr em lang und 0,5 cm breit), eingeschnitten ge- 
zähntem Anhängsel, die äusseren oft mit mehreren breit lanzettlichen, 
drüsig gezähnten Fiedern. Blumenblätter rosenroth. Scheinfrucht 
meist flaschenförmig, mit wenigen (1—2, selten mehr) gut ent- 
wickelten Nüsschen. — Kyburg!! — R. tomentosa X pendulina A. II. 
b. 3. grandifrons R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 337 (1902). 


4. pilösior ist durch die starke Behaarung der Unterseite der 
Nebenblätter, der Blattstiele und der unteren Fläche der 
Blättehen, sowie den Reichthum an Subfoliardrüsen aus- 
gezeichnet. Blüthenstiele, Kelchbecher und Rücken der Kelchblätter 
dieht drüsig. Kelchbecher ku gelig, unter dem Discus eingeschnürt. 
Aeussere Kelchblätter mit 1 oder 1 Paar kurzen, fädlichen Fiedern. — 
Saleve! — R. tomentosa X pendulina A. III. b. 4. pilosior R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 337 (1902). R. spinulifolia f. pilosior Schmidely 
Bull. SB. Gen®ve VIII. 48 (1895—97). 


B. vestita. } meist gedrungen, !/» bis höchstens 2 m hoch, dicht verzweigt. 
Zweige oft weinroth oder violett angelaufen, nicht selten auch bläu- 
lich bereift. Stacheln gleichförmig, gerade, pfriemlich, plötzlich in 
den scheibenförmigen Grund verbreitert, schlank, spärlich, an den Blüthen- 
trieben oft völlig fehlend oder + verschieden bis stark ungleich- 
artig, indem neben kräftigeren, leicht gebogenen, auch zahlreiche, 
gerade, nadelförmige bis fast borstliche Stacheln oft in grösserer Zahl 
die Achsen kleiden. Laubblätter 5—7zählig, Blättchen genähert, mit den 
Rändern übergreifend oder sich berührend. Nebenblätter oberseitsflaumig 
behaart, unterseits filzig, meist + drüsenreich, mit abstehenden 
Oehrchen. Blattstiel filzig, meist fast drüsenarm, unterseits bald ohne, bald 
mit einzelnen borstlichen Stacheln. Blättchen klein bis mittelgross, 
Seitenblättchen fast sitzend, elliptisch oder breit- bis länglich-eiförmig, ober- 
seits anliegend behaart, oftweich seidig-filzig, seidenglänzend, 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 22 


Rosaceae. 


unterseits dieht weichhaarig-filzig. Subfoliardrüsen fehlend 
oder mehr oder weniger zahlreich über die Fläche zerstreut. 
Zahnung unregelmässig, meist + zusammengesetzt, doch auch mit starker Hin- 
neigung zur einfachen Zahnung; Zähne meist tief, lang, fein zugespitzt, mit 
grösseren und kleineren Drüsenzähnchen und öfter mit sitzenden Drüsen. Hoch- 
blätter breitoval, zugespitzt, oft laubig, oberseits anliegend behaart, 
unterseits wollig-filzig, mit dicht drüsig gewimpertem Rande, etwa !/a- 
mal so lang wie die Blüthenstiele. Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen 
Blüthenständen, meist ziemlich lang gestielt. Blüthenstiele, Kelch- 
becher und Rücken der Kelchblätter meist mit zahlreichen Stieldrüsen 
besetzt. Kelchbecher eiförmig oder kugelig, unter dem Diseus kurz hals- 
förmig verschmälert. Kelchblätter mit laubigem Anhängsel, die äusseren mit 
wenigen fädlichen, seltener linealisch-lanzettlichen, kurzen Fiedern. Blumen- 
blätter von mittlerer Grösse, rosenroth, hell verfärbend. Griffelköpfchen 
kurz, wollig-zottig behaart. Scheinfrüchte kurz flaschenförmig, von den 
aufgerichteten, zusammenneigenden Kelchblättern bis zum Zerfall gekrönt. — 
Dauphin&! Freiburg; Wallis; Waat! Neuenburg; Basel; Solothurn ; Aargau! 
Zürich!! Thurgau!! St. Gallen!! Schlesien. Böhmen! Niederösterreich (?). Ungarn! 
— .R. tomentosa X pendulina B. vestita R. Keller in A. u. G Syn. VI. 337 
(1902). R. vestita Godet Fl. Jur. 210 (1853) Suppl. 70 (1869). Reuter Cat. 
pl. Geneye 15 (18611. Christ Ros. Schweiz 99 (1873). Deseglise SB. Belg. XV. 
563 (1876). Crepin SB. Belg. XXI. 1. 83 (1882). Cottet Bull. SN. Fribourg 
1887/1890. 174 (1891). Nyman Consp. 232 Suppl. 114. R. spinulifolia b. 
vestita Rapin Guide bot. Geneve 191 (1862). R. alpina X tomentosa Uechtritz 
52. Jahresber. d. schl. Gesell. f. vaterländ. Cultur 149 (1875). Gremli 
Exeursionsfl. d. Schw. 3. Aufl. 170 (1878). Christ B.C. X VIII. 399 (1884). Crepin 
Bull. SB. Geneve VII. 169 (1892—94). SB. Belg. XXXIII. 1. 10. (1894). 
R. Keller Bericht NG. St. Gallen 1895/96 190 (1897). Gaillard Bull. Herb. 
Boiss. VI. 418 (1898). R. ewestita Borbäs Ros. Hung. 508, 517 (1880). 


Auch vestita tritt in einer grösseren Zahl gut charakterisirter Abänder- 
ungen auf, die einen gewissen Parallelismus zu den Abänderungen der R. 
tomentosa zeigen. 


I. Hawräna. Blüthenzweige fast stachellos, oft jedoch reichlich mit 
drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln bekleidet und mehr oder 
weniger stark behaart bis kahl. Blättchen zu 5—9, länglich-oval, zugespitzt, 
mit zerstreuten Subfoliardrüsen. Zahnung vorherrschend einfach; 
Zähne schlank, fein zugespitzt. Blüthenstiele etwa doppelt so lang als die 
Hochblätter, dieht stieldrüsig und mit eingestreuten, drüsen- 
losen Stacheln. Aeussere Kelchblätter fiederspaltig, auf dem Rücken 
stieldrüsig. Kelchbecher oval bis fast kugelig, dicht mit Stieldrüsen und 
drüsenlosen Stacheln bekleidet. — Ungarn: Ct. Hont: Sz. Antal bei Pren&ov auf 
dem Berge Havran! — R.tomentosa X pendulina B.vestita I. Hawrana R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 338 (1902). R. Hawrana Kmet’ in Kern. Fl. exs. Aust. 
Hung. No. 478 Schedae II. 38 (1882). Nyman Consp. Suppl. 114. 


Das Kreuzungsproduct der R. pendulina mit einer einfach gezähnten 
Abänderung der Rt. tomentosa. Die öfter starke Behaarung der Blüthen- 
zweige scheint auf die Abart R. tomentosa micans (vergl. S. 83) hin- 
zuweisen. — b. Paradistiaca (R. Hawrana f. Paradisiaca Kmet’ in Herb.) 
ist eine Unterabart der Hawrana, die vor allem durch etwas geringere 
Behaarung, stärkere Bestachelung der Blüthenzweige, kürzere 
Blüthenstiele ausgezeichnet ist. Blüthentriebe fast oder völlig kahl, ohne 
nadelförmige Stacheln und Drüsenborsten. — Schemnitz, am Berge Paradays! 

O. heteracäntha'). f} niedrig, kaum 1 m hoch, z. T. sparrig verzweigt, 
kurzästig. Achsen reichlich mit ungleichen Stacheln besetzt, 
neben kurzen, schwachen, nadelförmigen, geraden Stacheln, die z. T. 


1) Von Eregog verschieden und dxavd« Stachel. 


Rosa. 339 


fast borstlich sind, finden wir auch zahlreiche, kräftige, leicht 
gebogene Stacheln. Blättchen 5—7zählig, klein, breiteiförmig, kurz 
zugespitzt oder abgerundet. Zahnung sehr ungleich, z. T. einfach, 
z. T. doppelt; zahlreiche einfache, drüsenlose Zähne liegen zwischen Zähnen, 
die an der Aussenseite 1—2 drüsentragende Zähnchen haben. Blüthen einzeln. 
Blüthenstiele so lang oder kürzer als der Kelchbecher, ziemlich dicht 
mit Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter einfach oder die äussern meist 
mit 1—3 Fiedern, auf dem Rücken drüsenreich, die rosenrothen Blumen- 
blätter etwas überragend. Scheinfrucht kugelig-eiförmig, oben halsförmig 
verschmälert, von den bleibenden Kelchblättern gekrönt. — St. Gallen: 
Schlattberg- Hulftegg!! — R. tomentosa X pendulina B. II. heteracantha 
R. Keller in A. u.G. Syn. VI. 338 (1902). R. alpina f. aculeata X tomen- 
tosa R. Keller Berichte NG. St. Gallen 1895/96. 191 (1897). 


III. Zahnung zusammengesetzt. 


a. Subfoliardrüsen fehlen oder sie finden sich nur vereinzelt auf den Secundär- 
nerven, 

1. mixta. Niederer, kurzästiger Strauch, dessen Achsen fast stachel- 
los sind. Blüthentriebe wenigstens in ihrem oberen Theile meist dicht 
mit Stieldrüsen bekleidet. Nebenblätter sehr schmal, mit linealisch- 
lanzettlichem, z. T. fast rechtwinklig abgehenden Oehrchen, beider- 
seits filzig behaart, drüsig gewimpert. Blattstiel filzig, mit zahl- 
reichen, kurzgestielten und sitzenden Drüsen bekleidet. Stacheln wenig 
zahlreich. Blättchen zu 5—7, länglich-eiförmig und länglich-verkehrt- 
eiförmig, zugespitzt, beiderseits dieht behaart, unterseits 
seidig-filzig, ohne Subfoliardrüsen. Zahnung zusammen- 
gesetzt, Zähnchen drüsig, Blüthenstiele einzeln oder zu zwei, Hoch- 
blätter lanzettl. bis lineallanzettl., filzig behaart, drüsig gewimpert, kürzer 
als die Blüthenstiele, mit Subfoliardrüsen. Blüthenstiele so lang oder 
wenig länger als die reife Scheinfrucht, mit Stieldrüsen bekleidet. Kelch- 
blätter linealisch-lanzettlich, fadenförmig zugespitzt, einfach, auf dem 
Rücken diehtdrüsig, etwas kürzer als die rosarothen Blumenblätter, 
an der reifen Scheinfrucht aufrecht bis ausgebreitet. Scheinfrucht läng- 
lich-flaschenförmig, vorn in einen langen, sehrschmalen 
Hals zusammengezogen, mit Stieldrüsen bekleidet. — Schweiz: 
Brühlbachtobel bei Kyburg!! — R. tomentosa X pendulina B. II. 
a. 1. mixta R. Keller in A. u.G. Syn. VI.339 (1902). — Eine Abart der 
vestita, die in ausgezeichneter Weise die Juxtaposition der Eigenschaften 
der Erzeuger aufweist, indem uns in den generativen Theilen der Pflanze 
die R. pendulina fast in unveränderter Gestalt entgegentritt und zwar 
in jener Abänderung, die der länglich-flaschenförmigen Scheinfrüchte 
wegen S. 300 als lagenaria bezeichnet wurde, während im vegetativen 
Theil, namentlich in der Bekleidung und Zahnung der Blättchen die 
KR. tomentosa unbeeinflusst erhalten ist. In der Gestalt und der spär- 
lichen Bestachelung hinwieder verräth sich die Gegenwart der R. pendulina. 

2. Hampeliänal). Zweige fast stachellos. Laubblätter meist 7zählig. 
Nebenblätter dicht behaart, mitzerstreuten Subfoliardrüsen. 
Blättchen mit tiefer, offener, zusammengesetzter Zahnung; Zähne 
auf der Aussenseite mit 2—4 Drüsenzähnchen, Oberseite der Blättchen 
dicht anliegend, Unterseite weichfilzig behaart, mit ver- 
einzelten Subfoliardrüsen. Blüthen langgestielt. Kelch- 
becher oval, vorn stark eingeschnürt, gleich den Blüthenstielen mit 
langen Stieldrüsen und nadelförmigen, feinen Stacheln 
besetzt. Kelchblätter drüsenreich, die äusseren mit mehreren, ziem- 
lich breiten, drüsig gezähnten Fiedern. Blumenblätter lebhaft rosenroth, 


1) Nach Joseph Hampel, * 9. Oct. 1813 Trautenau, + 6. Aug. 1897 Kulm 
in Böhmen, Ehrendomherr, bischöfl. Vicar und Pfarrer daselbst, um die Flora Nord- 
böhmens verdient. Sein Herbar befindet sich im Stift Ossegg (Wiesbaur br.). 


22* 


340 


Rosaceae. 


fast purpurn gefärbt. — Böhmen: Teplitz: Türmitz! — R. tomentosa X 
pendulina B. III. a. 2. Hampeliana R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 339 
(1902). R. Sabini f. Hampeliana Wiesbaur in ÖBZ. XXXVI. 328 (1886). 
R. Hampeliana Wiesbaur a. a. O. (1886). 4. alpina X tomentosa 
Crepin SB. Belg. XXXIII. 1. 16 (1894). — Eine durch besonders dichte 
Behaarung ausgezeichnete Abänderung. 


Ib. Subfoliardrüsen reichlich vorhanden, 
1. Crepiniänal). Weicht von der typischen vestita wesentlich in folgen- 


den Merkmalen ab: Nebenblätter sehr breit (0,5—0,8 em), unterseits 


‚dieht drüsig, am Rande drüsig gewimpert. Blättechen zu 5—9, breit- 


oval bis rundlich-oval, sehr gross (die grössten ca. 5/2 cm lang 
und 4cm breit), mit den Rändern sich berührend oder deekend. Zahn- 
ung sehr zusammengesetzt. Zähne auf der Aussenseite mit bis 10, 
auf der Innenseite bis 4 drüsentragenden Zähnchen, unterseits mit meist 
sehr zahlreichen, feinen Drüsen bedeckt. Blüthen in 2—3- 
blüthigen Doldenrispen. Scheinfrucht kugelig-eiförmig bis birnförmig. 
Blüthenstiele, Kelehbecher und Rücken der Kelchblätter dicht stiel- 
drüsig. — Schweiz: Brühlbachtobel bei Kyburg!! — R. tomentosa X 
pendulina B. III. b. 1. Crepiniana R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
340 (1902). 


. Christii2). Achsen mehr oder weniger stark mit kräftigen, an 


den Blüthenzweigen hin und wieder gepaarten, fast geraden, 
aus breitem Grunde entspringenden Stacheln bewehrt. Blättchen 7—9- 
zählig, oval, unterseits ziemlich reichlich mit Subfoliardrüsen 
bekleidet. Behaarung typisch. Blüthen z. T. paarig. Blüthenstiele auf- 
fällig lang (4 em und mehr), ziemlich dicht mit Stiel- 
drüsen bekleidet. Aeussere Kelchblätter gefiedert, alle mit lan- 
zettförmigem, drüsig gezähntem Anhang. Scheinfrucht oval, gross, 
vorn halsförmig verschmälert. — Ct. Zürich: Tugsteinhalde bei Senn- 
hof!! — R. tomentosa X pendulina B. 1II. b. 2. Christi R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 340 (1902). RK. mollis var. pedunculis valde elon- 
gatis Christ bei Keller B.C. XXXV. 174 (1888). Von der typischen 
vestita weicht diese durch ihre Haarbekleidung stark der R. tomentosa 
sich nähernde Abänderung hauptsächlich durch die grossen, reichlich 
mit Subfoliardrüsen bekleideten Blätichen, die langen Blüthenstiele und 
die auch an den Blüthenachsen kräftigen Stacheln ab. 


petröphila3). Achsen mehr oder weniger bestachelt, Stacheln ge- 
rade, schlank, gegen den Grund nicht oder nur wenig verbreitert. 
Nebenblätter schmal-lanzettlich, oberseits kahl. unterseits an- 
gedrückt behaart, drüsig gewimpert; Blattstiel dieht behaart, 
sehr dieht mit sitzenden und gestielten Drüsen bekleidet. 
Blättehen zu 5—7, elliptisch oder elliptisch-eiförmig, oberseits an- 
liegend behaart, später verkahlend, unterseits an den Nerven 
wollig, auf der Fläche mehr oder weniger locker behaart, dicht 
mit Subfoliardrüsen bedeckt. Zahnung zusammengesetzt, Zähn- 
chen drüsig. Blüthenstiele verlängert, dicht drüsig-borstig. 
Kelchbecher kugelig oder eiförmig, mehr oder weniger dieht drüsig- 
borstig. Kelehblätter länger als die Kronenblätter, die 3 äusseren gefiedert, 
auf dem Rücken drüsig; Blumenblätter sattrosa. Scheinfrucht kugelig 
oder kugelig-eiförmig, mit Drüsenborsten bekleidet, von «den bleibenden 
Kelchzipfeln gekrönt. — Kroatien: Berge bei Lie. — R. tomentosa X 
pendulina B. IM. b. 3. petrophila R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 340 
(1902). R. petrophila Borbäs u. Braun ÖBZ. XXXVI (1886) 145. Sie 


1) S. S. 186 Fussn. 2. 


2) S. I. S. 229 Fussn. 3 und VI. S. 205 Fussn. 3. 


3) zeroog Stein, piAog -liebend. 


Rosa. 34L 


sprechen bereits die Vermuthung der hibriden Natur dieser Rose aus. 
fast an einen Bastard einer Form aus der Gruppe Villosarum 
mit einer der Gruppe der Alpinarum angehörigen Form erinnernd“, R. 
alpina X tomentosa Crepin SB. Belg. XXXIII. 1. 18 (1894), 


I*I 


Bl. 


17.%X 41. (75.) R. tomentosa X pimpinellifolia. h !/a—1m, 
bald sehr gedrungen, bald von fast flatterigem Wuchs. 
Schössling aufrecht, Aeste am älteren Stamm wagrecht abstehend, mit 
starken, langen, pfriemlichen, geraden Stacheln aus breitem 
Grunde und eingestreuten nadelförmigen bis borstlichen, zu- 
weilen drüsentragenden Stachelchen, auch an den blüthen- 
tragenden Zweigen meist ziemlich zahlreich, selten an jüngeren und 
älteren Zweigen fast fehlend. Blätter 5—-7zählig. Nebenblätter der 
Jahrestriebe schmal, die der Blüthenzweige breiter, dreieckig-oval, 
stumpf, behaart bis kahl, unterseits meist drüsig. Blattstiel dicht be- 
haart bis wollig filzig, etwas drüsig bis dicht drüsig, bald fast 
stachellos, bald dicht bewehrt. Blättchen klein bis mittelgross (1—3 cm 
lang), rundlich-eiförmig bis länglich-elliptischh am Grunde verschmälert 
oder abgerundet, oft selbst herzförmig ausgerandet, vorn stumpf oder 
kurz zugespitzt. Zahnung einfach; Zähne scharf, abstehend, 
bisweilen zum Theil mit kurzen Ansätzen von drüsentragenden Zähn- 
chen oder reichlich zusammengesetzt; Zähnchen drüsig. Ober- 
seite hellgraugrün, oben zerstreut anliegend behaart bis kahl 
oder meist weich und ziemlich lang behaart, unten dicht 
filzig bis zottig, weisslich schimmernd. Subfoliardrüsen sparsam 
und unregelmässig zerstreut, fast sitzend und deshalb in der Behaarung 
versteckt, bisweilen etwas grösser und zahlreicher, selbst die ganze Fläche 
dicht bedeckend. Blüthen meist einzeln, seltener in 2—6 blüthigen Ver- 
einigungen. Hochblätter lanzettlich, bisweilen laubartig, drüsig gewim- 
pert, meist beiderseits dicht behaart, oft erheblich kürzer als die 
Blüthenstiele. Diese so lang oder mehrfach länger als der Kelchbecher, 
gleich diesem dicht drüsig stachelig oder drüsenlos. Kelch- 
blätter kurz oder in ein lanzettliches Anhängsel verlängert, auf dem 
Rücken dicht stieldrüsig, seltener drüsenlos, mit drüsig ge- 
wimpertem Rande, einfach oder häufiger die äusseren fieder- 
spaltig, mit kurzen, linealisch-lanzettlichen oder fädlichen 
Fiedern, nach der Blüthe aufrecht, an der reifen Scheinfrucht 
bleibend, zusammenneigend. Blumenblätter weiss, in der Knospen- 
lage mit schwach fleischfarbenem Anhauch oder rosenroth. Krone 
offen, gross; Griffel kurz, borstig oder meist wollig behaart. Schein- 
früchte z. T. frühzeitig abfallend, kugelig bis breitoval, weichstachelig 
oder unbewehrt, schwarzroth bis orangegelb. 

Zwischen den Erzeugern: Dauphine! Savoyen! Schweizerischer Jura 
bis zur Lägern!! Württemberg! Rheinpreussen: Eifel; Belgien! Ungarn; 


Bosnien!! Bl. Juni, Juli. 


342 Rosaceae. 


R. tomentosa x pimpinellifolia R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
341 (1902). R. pimpinellifolia X tomentosa Christ in Bot. Centr.bl. 
XVII. 399 (1884). R. involüta Smith Fl. Brit. III. 1398 (1804). 
Engl. Bot. t. 2068. Vergl. auch Crepin Obs. s. 1. R. involuta in Bull. 
Soc. Botan. Belg. XXI. 1. 114 (1882). R. Sabinı!) Woods Transact. 
Linn. S. XII. 188 (1816). Nyman Consp. 237 Suppl. 116. Engl. Bot. 
t. 2954. R. corondta Crepin in Wirtg. Herb. pl. cerit. sel. 270 (1858). 
Man. Fl. Belg. 1 &d. 52 (1860). Bull. Acad. Roy. Belg. 2 ser. XIV. 
96 [25] (1862). Nyman Consp. 237 Suppl. 116. R. sabadıda?) var. 
tomentösa Rapin in Sched. R. Bram?) J. B. v. Keller in ÖBZ. 
XXXII (1882) 39. 


Ein sehr formenreicher Bastard, dessen Abänderungen sich in folgender Weise 
gruppiren lassen, j 


A. Zahnung der Blättchen einfach oder nur vereinzelte Zähne mit drüsigen Neben- 
zähnchen. 


I. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen. 


Navilleäna#). Stacheln ziemlich zahlreich, theilweise kräftig, mit 
verbreitertem Grunde, theils nadelförmig, gerade oder leicht gebogen. Neben- 
blätter schmal, mit verbreiterten, abstehenden Oehrchen, z. T. 
breit, dicht drüsig gewimpert, unten drüsenlos. Blattstiel filzig behaart, 
drüsen- und stachellos. Blättchen klein, 1,5—2 em lang, oval, am Grunde 
abgerundet oder herzförmig ausgerandet, mit breiter, vorherrschend ein- 
facher Zahnung, beiderseits (unterseits dicht) behaart, ohne Sub- 
foliardrüsen. Blüthenstiele die Tragbl. überragend. Kelchbecher kugelig 
bis kugelig-eiförmig, unter dem Discus eingeschnürt, ohne Stieldrüsen. Kelch- 
blätter kurz, die äusseren öfter mit sehr kurzen, fadenförmigen Fiedern, 
auf den Rücken und am Rande wollig behaart, aber drüsenlos. — Saleye! 
— R. tomentosa X pimpinellifolia A. I. Navilleana R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 342 (1902). R. pimpinellifolia X tomentosa var. Navilliana Paiche 
in Sched.; vergl. Crepin SB. Belg. XXXIV. 1. 119 (1895). 


II. Blüthenstiele mit Stieldrüsen. 


a. Wilsöniid). f} ?/s—1 m hoch. Zweige und Blätter oft weinroth ange- 
laufen. Blättehen gross (3—4,5 em lang und 2—3!/2 cm breit), oval, am 
Grunde herzförmig (Zahnung offen, völlig einfach), oberseits kahl, 
unterseits nur an den Nerven behaart, mit vereinzelten 
Subfoliardrüsen. Blüthenstiele mit nicht dieht stehenden Stiel- 
drüsen und nadelförmigen Stacheln. Kelchbecher ohne Stiel- 
drüsen. Scheinfrüchte eiförmig-flaschenförmig. Kelchblätter ein- 
fach oder die äusseren mit 1—2 sehr kleinen, borstenförmigen Fiedern. — 
(England); für das Gebiet noch zweifelhaft. — R. tomentosa X pimpinelli- 
Jolia A. II. a. Wülsonü R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 342 (1902). R. in- 
voluta var. Wilsoni Baker Journ. of the Linn. Soc. XI. 208 (1869). R. 
Wilsoni Borrer in Hooker Brit. Fl. 231 (1835). Nyman Consp. 237. 


) 8. I. S. 210 Fussn, 2, 
) Sabaudus, aus Savoyen. 

3) 8. S. 95 Fussn. 1. 

4) Nach Louis Naville, hochverdientem Beobachter der Rosen des Saleve 
(Paiche br.). 

5) Nach William Wilson, * 1799 Warrington (Lancashire), 7 1871 Paddington 
bei Warrington, hochverdient um die Britische Flora, hervorragendem Bryologen 
(Bryologia Britannica Lond. 1855). “Vgl. u. a. Journ, of Bot. IX (1871) 159. 
Britten a. a. OÖ. XXIX (1892) 373. 


1 
2 


Rosa. 343 


b. Paichei!). Zweige krummstachelig. Stacheln an den Schöss- 
lingen, kräftig mit breitem Grunde, fast gerade, rückwärts geneigt. 
Blüthenzweige oft fast stachellos, da und dort mit nadelförmigen 
Stacheln. Laubblätter 7zählig.. Nebenblätter breit, mit kurzen, abstehen- 
den Oehrchen, dicht drüsig gewimpert, oben kahl, unten dicht be- 
haart, mit ziemlich zahlreichen Subfoliardrüsen. Blattstiel dicht 
behaart, ziemlich drüsenreich, wehrlos. Blättehen 2—3 cm lang, 
oval, am Grunde abgerundet oder herzförmig ausgerandet, kurz zugespitzt, 
mit breiten, plötzlich in ein Spitzchen zusammengezogenen, vorherr- 
schend einfachen Zähnen, beiderseits behaart. Subfoliardrüsen 
fehlen. Blüthenstiele einzeln, mit kräftigen, stacheligen Stieldrüsen. 
Kelchbecher kugelig, drüsig-stachelig. Kelchblätter auf dem Rücken 
dieht drüsig, mit lanzettlichem Anhängsel, die äusseren mit mehreren 
Fiedern. Scheinfrucht kugelig. — Saleve! — R. tomentosa X pimpinelli- 
folia A. II. b. Paichei R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 343 (1902). 


B. Zahnung der Blättchen wenigstens z. T. doppelt oder mehrfach zusammengesetzt ; 
Zähnchen drüsig. ß 
I. Blättehen oberseits kahl oder fast kahl, unterseits zerstreut behaart. 
a. Blättchen ohne Subfoliardrüsen. 

Robertsönii2). Zweige borstig-drüsig. Blättehen klein, breit- 
oval, gegen den Grund etwas verschmälert, vorn abgerundet. Blüthen- 
stiele und Kelchbecher + stieldrüsig. Aeussere Kelchblätter mit 
1—4 kleinen Fiedern. — (England!); im Gebiete, wie es scheint, noch 
nicht nachgewiesen. — R. tomentosa X pimpinellifolia B. I. a. Robertsonii 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 343 (1902). BR. involuta var. Robertsomiti 
Baker a. a. OÖ. 206; vgl. auch Crepin SB. Belg. XXI. 1. 119 (1882). 


b. Blättchen mit Subfoliardrüsen, 


1. subnüda. Strauch nur spärlich bestachelt. Nebenblätter sehr 
schmal, fast kahl, mit zahlreichen Subfoliardrüsen. Blattstiel 
ziemlich dicht behaart, fast stachellos, mit zahlreichen Drüsen 
besetzt. Blättchen klein (im Mittel ea. 1,5 em lang und 0,8 cm breit), 
länglich-oval, gegen den Grund verschmälert, kurz zugespitzt. 
(Zahnung wenig tief, aber sehr zusammengesetzt), unterseits am 
Mittelnerv zottig behaart, sonst kahl. Subfoliardrüsen 
sehr zahlreich. Blüthen einzeln. Blüthenstiele etwa so lang als der 
kugelige Kelchbecher, ohne Stieldrüsen; Kelchblätter kurz, z. T. auf 
dem Rücken drüsenreich, die äussern mit 2 Paar linealisch-lanzett- 
lichen, drüsig gewimperten Fiedern. Blumenblätter röthlich. Griffel 
spärlich behaart. Scheinfrucht kugelig, vorn etwas eingeschnürt. — 
Belgien: Prov. Namur zwischen Han-sur-Lesse und Wavreille. — R. tomen- 
tosa X pimpinellifolia B I. b. 1. subnuda R. Keller in A. u. G. Syn. 
VI. 343 (1902). R. coronata var. subnuda Crepin Bull. d. l’Acad. roy. 
d. Belg. 2 Ser. XIV. 97 [26] (1862). SB. Belg. XXI. 1. 119 (1882). 


2. Nicholsönii3). Aeste und Zweige mit nadelförmigen, borstlichen 
Stacheln dicht bewehrt. Blättehen mittelgross bis ziemlich gross, breit- 
oval bis fast kreisrund. Zahnung sehr zusammengesetzt, 
unterseits am Mittelnerv und den Seitennerven oder auch nur am Mittel- 
nerv behaart. Subfoliardrüsen sehr zahlreich. Blüthenstiele mit 
Stieldrüsen. — (Schottland); im Gebiete noch nicht nachgewiesen 


1) 8. S. 251 Fussn. 1. 

2) Nach John Robertson, * 17. ? in Perthshire, + 24. März 1865 Glasgow, 
Gärtner in Kew, später in Kinfauns Castle, Perthshire, Verf. einer unveröffentlicht 
gebliebenen Flora of Perthshire (Britten Journ. of Bot. XXVIII [1890] 187). 

3) Nach George Nicholson, * 7. Dec. 1847 Sharow (Yorkshire), bis 1901 
Curator von Kew Gardens (br.), um die Flora Grossbritanniens verdient, 


344 Rosaceae. 


— .R. tomentosa X pimpinellifolia B. I. b. 2. Nicholsonii R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 343 (1902). BR. coronata var. Nicholsoniü Crepin 
SB. Belg. XXI. 1. 120 (1882). 
II. Blättchen beiderseits, oberseits + dicht anliegend, unterseits meist filzig be- 
haart. 
a. Subfoliardrüsen fehlen oder sie kommen nur vereinzelt auf dem Mittel- und 
den Seitennerven vor. 

Doniänatl). Kleiner, reichlich mit langen, geraden, 
kräftigen und schwächeren, nadelförmigen und borstlichen 
Stacheln bewehrter }j. Blätter 5—7zählig. Blattstiel wollig filzig, etwas 
drüsig, kaum bestachelt. Blättchen 2—3 mal grösser als jene der R. pim- 
pinellifolia, breit-eiförmig bis rundlich, mit abgerundetem oder schwach 
herzförmigem Grunde, beiderseits weich- und ziemlich lang- 
haarig, unten dicht filzig-zottig. Zahnung scharf, neben ein- 
fachen zahlreiche Zähne mit drüsigen Nebenzähnen. Blüthenstiele dicht 
stieldrüsig oder drüsenborstig. Kelchblätter kurz, auf dem Rücken 
drüsenreich, am Rande langdrüsig, die äusseren mit kurzen, schmalen 
Fiedern. Krone weiss, in der Knospenlage mit schwach fleischfarbenem 
Anhauch. Scheinfrüchte rundlich-oval. — Saleve! — R. tomentosa X pim- 
pinellifolia B. II. a. Doniana R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 344 (1902). 
R. Doniana Woods Transaect. Linn. S. XII. 185 (1816). Nyman Consp. 
237 Suppl. 116. R. Sabini var. Doniana Lindley Monogr. Ros. (1820) 
59. R. imvoluta var. Doniana Baker a. a. OÖ. 206 (1879). — Eine sehr 
zierliche, in ihrer Gestalt der R. pimpinellifolia sich nähernde Abänderung ist 

2. Fialae2) (R. Keller in A. u.G. Syn. VI. 344 [1902]). j, kaum 30 cm 
hoch, sehr dicht drüsig borstig. Nebenblätter schmal, mit 
breiten, auseinander fahrenden Oehrchen, dicht behaart, dieht 
drüsig gewimpert. Blattstiel filzig-zottig, + dicht drüsig und 
stachelig; Blättchen klein (im Mittel 1,5 em lang und 1 cm breit), 


oval, am Grunde abgerundet oder breit-keilig, bisweilen auch herzförmig _ 


ausgerandet, vorn abgerundet oder kurz zugespitzt. Kelehbecher kugelig, 
dicht stieldrüsig, mit eingestreuten nadelförmigen Stacheln. 
— Bosnien: Vlasie!! — 
b. Subfoliardrüsen + zahlreich, oft die ganze Fläche dicht bekleidend. 
1. Jaeggiäna?). Stacheln spärlich, leicht gebogen; nadelförmige 
Stacheln nur ganz vereinzelt. Laubblätter 7zählig. Neben- 


1), Nach George Don, * in Kincardineshire 7 1814 Forfar, Handelsgärtner 
daselbst, früher Curator des Bot. Gartens von Edinburgh, verdient um die Flora 
Schottlands. Seine beiden Söhne sind als ‚Verfasser wichtiger Werke rühmlich be- 
kannt: George, * 1798 Forfar 7 1856 London, Gärtner, sammelte 1822 in Brasilien, 
Westindien und Sierra Leone, veröffentlichte 1831—8 General System of Gardening 
and Botany London 4 Bände und 1839 die 3. Auflage von Robert Sweet’s Hortus Bri- 
tannieus. David, * 1800 Forfar 7 1841 London, Professor an King’s College, 
verfasste den 1825 in London erschienenen Prodromus Florae Nepalensis. Nicht zu 
verwechseln ist die Familie Don mit James Donn, * 1758 + 14. Juni 1813 Cam- 
bridge (England), Curator des Botanischen Gartens daselbst, Verfasser von Hortus 
Cantabrigiensis Cambridge 1796, welches Werk auch von ihm selbst bis zur 9. Auflage 
1812, dann von Fr. Pursh (s. II. S. 375 Fussn. 1), John Lindley, George Sinclair 
und P. N. Don bis zur 1845 erschienenen 13. Auflage weiter geführt wurde. 

2) Nach Franz Fiala, * 14. Apr. 1861 Brünn (Makowsky br.), 7 28. Jan. 
1898 Sarajevo, Custos am Bosnisch-Hercegowinischen Landesmuseum, verdient um 
die Erforschung der dortigen Flora, über die er in dem „Glasnik“ (Nachrichten) 
und den „Wissenschaftlichen Mittheilungen“ werthvolle Aufsätze veröffentlichte. 

3) Nach Jakob Jäggi, * 25. Jan. 1829 Aarburg, 7 21. Juni 1894 Zürich, 
Professor und Conseryator am botan. Museum des eidgenössischen Polytechnieums, 
verdient um die Erforschung der Flora der Schweiz. Auch ich verdanke J. manche 
werthvolle Mittheilung; unter seiner kundigen Führung habe ich manche interessante 
Oertlichkeiten der Züricher Gegend kennen gelernt. A. 


Rosa. 345 


blätter bald breit, bald schmal, mit breiten divergirenden Oehr- 
chen, am Rande dieht drüsig gewimpert, beiderseitsanliegend 
behaart, wenigstens die unteren mit Subfoliardrüsen. Blattstiel 
filzig-zottig, mit zahlreichen sehr kurz gestielten Sub- 
foliardrüsen, völlig stachelios. Blättchen ziemlich gross (im Mittel 
ca. 3 cm lang und 2 cm breit), oval oder verkehrt-eiförmig, am Grunde 
abgerundet oder oft deutlich herzförmig ausgerandet, vorn abgerundet 
oder ganz kurz zugespitzt. Zahnung offen, reichlich zusammen- 
gesetzt; untere und mittlere Zähne divergirend, innen oft mit 1—2, 
aussen mit mehreren bis 5 drüsigen Zähnchen. Blüthenstiele völlig 
drüsenlos, ca. 3mal länger, als der kugelige, völlig drüsen- 
lose Kelchbecher. Kelchblätter ziemlich kurz, auf dem Rücken 
völlig drüsenlos oder mit etwas drüsigem Mittelnerv, am Rande 
mit einigen langen Drüsenwimpern, die äusseren mit 1 Paar fädlichen 
Fiedern. Griffel zottig, aber nicht wollig. — Ct. Aargau: Lägern!! — 
R. tomentosa X pimpinellifoia B. II. b. 1. Jaeggiana R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 344 (1902). 

2%. typica. Bestachelung ungleichartig; neben langen, schlanken, 
geraden, bald wagrecht abstehenden, bald etwas rückwärts gerichteten 
Stacheln finden sich in + grosser Zahl auch kürzere, dünnere, nadel- 
förmige oder borstliche Stacheln namentlich an den älteren Trieben ; 
blüthentragende Zweige oft sehr schwach bewehrt. Laubblätter 7 zählig, 
Schösslingsblätter 7—9zählig. Nebenblätter bald schmal, bald 
breit, dicht drüsig gewimpert, unterseits behaart und oft mi 
Subfoliardrüsen völlig übersät, Oehrchen breit, diver- 
girend. Blattstiel zottig oder filzig behaart, drüsenreich, 
stachelig. Blättehen klein (im Mittel 1,5 em lang und 1 cm breit; 
Schösslingsblättehen 2,5 em lang und 1,8 cm breit, am Grunde ab- 
gerundet oder schwach herzförmig, vorn abgerundet oder kurz zu- 
gespitzt (Zähne breit, mit mehreren drüsigen Nebenzähnchen) ober- 
seits ziemlich dicht langhaarig, unterseits filzig. Blüthen- 
stiele länger als die Tragblätter, ca. 2mal so lang als der kugelige 
oder kugelig-eiförmige, vorn oft etwas verschmälerte Kelchbecher, mit 
Stieldrüsen und drüsenlosen Stachelborsten, die auch an 
den Grund des Kelchbechers übergehen. Krone blassroth 
bis weiss. Griffel wollig behaart. — Saleve! Lägern!! Belgien! — 
R. tomentosa X pimpinellifolia B. II. b.2. iypica R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 345 (1902). — Eine diese Abart mit der Gruppe B. I. verbin- 
dende Abänderung ist 


b. Braüniit) (R. Brawiü J. B. v. Keller ÖBZ. XXXII. 39 [1882)). 
Nebenblätter unterseits dicht bräunlich drüsig. Blättehen elliptisch 
bis länglich-oval, beiderseits spitz oder abgerundet, mittelgross 
bis sehr klein, oberseits schwach anliegend behaart, selbst 
verkahlend, unterseits bleichgrün, längs des Mittelnervs dicht, 
auf der übrigen Fläche dünner filzig, mit grossen, braun- 
rothen, intensiv nach Terpentin riechenden Drüsen be- 
setzt. Hochblätter fehlend oder sehr klein; Blüthenstiele so lang 
oder wenig länger als die purpurn überlaufenen, kugeligen Kelch- 
becher, beide + dieht von steifen, oben sehr dünnen, 
mittellangen Stieldrüsen besetzt. — Ungarn: am Neusiedlersee. 
— Eine Abänderung, die durch den Grad der Behaarung mit der 
Braunü übereinstimmt, ist 


c. Tarabovacensis (R. Sabini var. Tarabovacensis J. B. v. Keller 
in OBZ, XXXIV. [1884] 94). Blättchen fast klein. Blüthenstiele zer - 
streut-stieldrüsig. Kelchblätter auf dem Rücken zerstreut- 


1) S. S. 95 Fussn. 1. 


346 z Rosaceae. 


drüsig. Griffel fast kahl. — Bosnien: am Tarabovac bei Travnik. 
— Eine weitere, etwas kahlere Modifieation ist 


d. Ravellae (R. Sabini var. Ravellae Christ Ros. Schw. 75 [1873]). 
Sehr ästiger, flatternder Strauch mit spärlicheren nadel- 
förmigen Stacheln. Blättchen länglich-oval, ziemlich gross; Zah- 
nung weniger offen, wenig tief, sehr zusammengesetzt; Subfoliar- 
drüsen namentlich an den Blättern der sterilen Triebe sehr zahl- 
reich, Behaarung locker. — Ravellenfluh im Ct. Solothurn !! 


e. anacäntha!l) (R. Sabini var. anacantha Christ a. a. O. 76 [1873]) ist 
eine Modification mit fast stachellosen Zweigen. Blättchen klein, locker 
behaart; Zahnung tief und grob. — Saleve. 


(Grossbritannien! verbreitet und formenreich.) 


32. X (17. xX 41.) R. glauca X. (tomentosa X. pimpinellifolia) 
s. S. 356. 


B: il. 


18. X 40.? (76) R. rubiginosa X pendulina ?. Ih sehr 
spärlich bestachelt. Aeste und Zweige oberwärts meist völlig 
unbewehrt oder nur mit ganz vereinzelten, schwachen, geraden oder 
leicht gebogenen Stacheln; unter dem Blüthenstande bisweilen mit 
mehreren drüsenlosen, feinen, nadelförmigen Stacheln. Am 
Grunde der Stämme, Aeste und Zweige finden sich, meist nur in ge- 
ringerer Zahl, ziemlich schlanke, gerade oder leicht gebogene Stacheln, 
bisweilen mit feinen, borstlichen oder nadelförmigen Stacheln vermischt. 
Laubblätter an den blüthentragenden Zweigen 7, sehr selten 9zählig, 
an den Schösslingen oft 9zählig. Nebenblätter breit, beiderseits 
kahl, dicht drüsig berandet, am Oehrchennerv mit Subfoliardrüsen. 
Blattstiel kahl, drüsenreich, bald völlig stachellos, bald mit einzelnen 
nadelförmigen, leicht gebogenen Stacheln. Blättchen rundlich-oval, bis- 
weilen etwas verlängert, und dann jenen der R. pendul. sehr ähnlich, 
fast klein (im Mittel ca. 1,7 cm lang und 1,2 cm breit), am Grunde 
meist breitkeilförmig verschmälert, seltener abgerundet, vorn 
kurz zugespitzt oder abgerundet. Zahnung zusammengesetzt, tief, offen 
oder oben etwas zusammenneigend; Zähne spitz, aussen mit 2—3, innen 
mit 1—2 Drüsenzähnchen. Blättchen oberseits dunkelgrün, kahl, 
unterseits am Mittelnerv etwas behaart. Subfoliardrüsen 
am Mittelnerv und den Seitennerven meist ziemlich zahl- 
reich, sonst spärlich oder fehlend. Blüthen einzeln oder in 
mehrblüthigen Blüthenständen. Hochblätter breitlanzettlich, mit laubigem 
Anhängsel, so lang wie die Blüthenstiele. Blüthenstiele so lang oder 
wenig länger als der Kelehbecher, sehr dicht mit Stieldrüsen 
und drüsenlosen Stacheln besetzt. Kelchbecher oval, vorn 
etwas eingeeschnürt, in einen kurzen Hals verschmälert, sehr 
dicht mit Stieldrüsen und Stacheln besetzt. Kelchblätter auf 
dem Rücken dicht mit Stieldrüsen bekleidet, die äusseren mit mehreren 


1) dvdnavdog, ohne Dornen, 


. Rosa, 347 


lanzettförmigen, drüsig gezähnten Fiederlappen. Blumenblätter intensiv 
roth gefärbt. Griffel behaart. 

Dauphine! Bl. Juli. 

R. rubiginosa X. pendulina? R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 346 
(1902). R. alpina X rubiginosa Crepin in SB. Belg. XXXIV. 
1. 118 (1895). 


Auf Grund des spärlichen Herbarmateriales, das mir vorliegt, wage ich ein 
abschliessendes Urtheil über diese Rose nicht auszusprechen. Wenn einerseits die 
spärliche Bestachelung und die Form der Stacheln entschieden an R. pendulina 
erinnern, so gleicht die Herbarpflanze doch in sehr hohem Maasse drüsenarmen und 


kahlen Abänderungen der R. rubiginosa, *| 


8,7 


18. X 41. (77.) R. rubiginösa X pimpinellifölia. Aeste und 
Zweige meist dicht stachelig. Kräftige Stacheln bisweilen spär- 
lich, leicht gebogen bis leicht gekrümmt, mit nadelförmigen und 
borstlichen Stacheln vermischt, die meist sehr zahlreich, doch auch 
nur zerstreut vorkommen. Laubblätter der blüthentragenden Zweige 7-, 
selten 9zählig, Schösslingsblätter 7- oder oft 9zählig. Blättchen 
mit den Rändern sich deckend oder doch berührend. Nebenblätter 
ziemlich breit, in der Nähe des Blüthenstandes aber kaum breiter als 
an den unteren Blättern, unterseits dieht oder zerstreut drüsig, 
am Rande dicht drüsig gewimpert, mit + verbreiterten, abstehenden 
oder gerade vorgestreckten, scharf zugespitzten Oehrchen. Blattstiel 
flaumig, meist drüsen- und stachelreich. Blättchen rundlich-oval, 
am Grunde abgerundet oder etwas verschmälert, vorn stumpf oder kurz 
zugespitzt (Zahnung zusammengesetzt oder z. T. einfach, 
offen; Zähne breit, oft scharf zugespitzt, mit 1 oder mehreren drüsigen 
Nebenzähnchen; Subfoliardrüsen bald zahlreich, die ganze 
Fläche dicht deckend, bald spärlich, auf die Mittel- und 
Seitennerven beschränkt), beiderseits kahl oder locker anliegend 
behaart. Hochbl. lanzettlich, dicht drüsig, viel kürzer als die ziemlich 
langen, stieldrüsenlosen oder dicht mit Stieldrüsen und. 
stacheligen Borsten bekleideten Blüthenstiele. Kelchbecher kugelig, 
drüsenlos oder weichstachelig-drüsig. Kelchblätter auf dem 
Rücken drüsenlos oder drüsig, einfach oder die äusseren mit ein 
bis mehreren kurzen, fadenförmigen oder linealischen Fiedern, am Rande 
drüsig gewimpert, nach der Blüthe aufrecht, bleibend. Krone sehr gross, 
weiss oder schwach purpurn angelaufen. Griffel wollig behaart. 
Scheinfrucht kugelig, reif sattroth. 

Ardennen; Pfalz! Rheinpreussen! (ausserhalb des Gebietes vor Allem 
im Döp. du Cher!). Bl. Juni. 

R. rubiginosa X pimpinellifolia R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
347 (1902). R. pimpinellifolia X rubiginosa Christ in Flora LVII. 
493 (1874). Crepin SB. Bele. XXXIII. 1. 60 (1894). 


Die Formen der deutschen und französischen Standorte weichen nicht unbe- 
trächtlich von einander ab. 


348 Rosaceae. 


A. Biturigensis!). Zweige sehr dieht mit geraden, nadelförmigen 
Stacheln besetzt. Blättchen kahl, unterseits dieht mit Subfoliar- 
drüsen bedeckt. Blüthenstiele und Kelchbecher ohne Stieldrüsen. Kelch- 
blätter auf dem Rücken drüsenlos oder nur mit zerstreuten Drüsen, am 
Rande drüsig gewimpert, mit lanzettlichem, drüsig gezähneltem Anhängsel ; 
äussere Kelchblätter mit 1— 2 Fiederpaaren. — Dies die Form der französischen 
Standorte, die im Dep. Ardennes das Gebiet berührt! — R. rubiginosa X 
pimpinellifolia A. Biturigensis RB. Keller in A. u. G. Syn. VI. 348 (1902). R. 
biturigensis Boreau Fl. Cent. ed. 2. 630 (1849). Nyman Consp. 237. 

B. Friesiäna2). fi 1°/—2!/s m. Nadelförmige Stacheln wenig zahl- 
reich. Blättchen beiderseits locker behaart; Subfoliardrüsen ungleich, 
bald dicht die ganze Fläche deekend, bald auf den Mittel- und die 
Seitennerven beschränkt. Hochbl. meist fehlend oder klein, lanzettlich. 
Blüthenstand sehr drüsig stachelig, röthlich überlaufen. Blüthenstiele 
und Kelchbecher dicht mit Stieldrüsen und Stachelborsten be- 
setzt. Kelchblätter auf dem Rücken und am Rande dieht drüsig, die 
äusseren meist mit mehreren Fiedern. — Pfalz! Rheinpreussen. — R. rubi- 
ginosa X pimpinellifolia B. Friesiana BR. Keller in A. u. G. Syn. VI. 348 
(1902). R, spreta X echinocarpa Fries in Herb. 


(Frankreich.) 


1x 


BA. 


18. X . R. rubiginösa X lutea. 

Von Lord Penzance durch Kreuzung der genannten Arten erhalten (Gar- 
deners’ Chronicle 1891. 671); von Crepin bestätigt. 

R. rubiginosa X lutea A. u.G. Syn. VI. 348 (1902). R. lutea X rubiginosa 
Crepin Journ. des Roses 1891. 123. SB. Belg. XXXIJII. 1. 124 (1894). 


5.37 


21. X 41.? (78) R. elliptiea X pimpinellifolia? h. Stacheln 
zahlreich, gelblich, am Grunde fast plötzlich scheibenförmig 
verbreitert, ungleich; neben kräftigern, bald fast geraden, bald + 
gebogenen, namentlich an den älteren Achsen + zahlreiche 
nadelförmige Stacheln. Stacheln der blüthentragenden Achsen 
gleichartig, kräftig, ziemlich stark gebogen bis hakig gekrümmt. Mittlere 
Laubblätter der blüthentragenden Achsen 5—7—9zählig, an den 
Schösslingen 9- auch 11zählig. Nebenblätter meist ziemlich breit, 
aber mit relativ langen, abstehenden oder vorgestreckten Oehrchen, alle 
oder die der unteren Laubblätter der Blüthenachsen sehr dicht, die 
oberen sehr zerstreut mit Subfoliardrüsen besetzt, beider- 
seits kahl oder unterseits zerstreut behaart bis flaumig-filzig, am Rande 
dichtdrüsig gewimpert. Blattstiel zerstreut behaart bis flaumig-filzig, mit 
zahlreichen, länger oder kürzer gestielten, z. T. fast sitzenden Stiel- 
drüsen, drüsigen und drüsenlosen Stacheln besetzt. Blättchen von 
mittlerer Grösse bis klein (die grösseren 1,7 cm lang und 1,2 cm breit), 
eiförmig bis länglich-eiförmig, gegen den Grund ziemlich breit keil- 


1) Zuerst in der Landschaft Berry in Mittel-Frankreich, die ihren Namen von 
dem Gallischen Stamme der Bituriges hat, beobachtet. 

2) Nach Franz Eduard Fries, * 14. Jan. 1811 Schottikon-Sissach, 7 7. März 
1879 Sissach (Basel-Land), Arzt daselbst, verdient um die Erforschung der dortigen 
Flora, namentlich der Rosen, auch derer der Bayrischen Pfalz. 


Rosa. 349 


förmig verschmälert, bisweilen (namentlich einzelne Seitenblättchen) 
auch abgerundet, vorn abgerundet oder kurz zugespitzt:. Zahnung zu- 
sammengesetzt; Zähne scharf zugespitzt, aussen mit 1—5 (meist 
1—3), innen öfter mit 1 Drüsenzähnchen. Oberseite der Blättchen kahl 
oder zerstreut. behaart, Unterseite an den Nerven oder über die ganze 
Fläche langhaarig. Subfoliardrüsen an den unteren Blättern der Blüthen- 
triebe sehr zahlreich, an den oberen oft spärlich, bisweilen fast 
auf die kräftigeren Nerven beschränkt. Blüthen einzeln oder in mehr- 
blüthigen (3blüthigen) Blüthenständen. Hochblätter lanzettlich, mit 
drüsig gewimpertem Rande, oberseits kahl, unterseits am Mittelnerv 
zerstreut behaart. Subfoliardrüsen fehlen. Blüthenstiele halb bis 
zweimal so lang wie der Kelchbecher. Stieldrüsen fehlen. Kelch- 
becher z. T. oval, unter dem Discus etwas eingeschnürt, z. T. fast 
kugelig, ohne Stieldrüsen. Kelchblätter lanzettlich, die äusseren mit 1 
bis 3 Paar meist kurzen, linealischen bis fädlichen Fiedern, mit zer- 
streut drüsig gewimpertem Rande, auf dem Rücken drüsenlos, nach der 
Blüthe aufgerichtet oder abstehend. Blumenkrone weiss. Griffelköpfchen 
kahl oder + behaart. 


Seealpen! Provence: Basses-Alpes! Bl. Juli. 


R. elliptica X pimpinellifoa R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
349 (1902). R. pimpinellifolia X graveolens Burnat Herb. Crepin 
SB. Belg. XXXII. 1. 64 (1894). R. admista Burnat Fl. des Alp. 
mar. III. 1. 37 (1899). R. pimpinellifolia X elliptica Burnat Herb. 


Tritt in zwei Abänderungen auf: 


A. admista. Stacheln an den älteren Trieben sehr ungleich, fast gerade, 
fast plötzlich in den scheibenförmigen Grund verschmälert; kräftigere Stacheln 
mit zahlreicheren, feinen, nadelförmigen untermischt. Mittlere 
Laubblätter der Blüthentriebe meist 9zählig, Schösslingsblätter oft 11zählig. 
Blättchen oberseits kahl, unterseits an den Nerven behaart, die der oberen 
Blätter oft fast spärlich mit Subfoliardrüsen besetzt, die der unteren 
drüsenreich. Nebenblätter der unteren Blätter breit, mit zahlreichen Sub- 
foliardrüsen, an den oberen Blättern öfter schmäler, mit etwas 
verlängerten Oehrchen, unterseits oft völlig drüsenlos. Griffel 
kahl oder mit vereinzelten Haaren. — Adrech in den Seealpen! — R. ellip- 
tica X pimpinelhfolia (?) A. admista R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 349 
(1902). R. pimpinellifolia X elliptica Burnat in Herb. R, admista Burnat 
Fl. d. Alp. mar. III. 1. 37. (1899) im engeren Sinne, 

Trotz wiederholten Studiums dieser Pflanze komme ich nicht dazu, die 
nun auch hier angenommene Deutung als sicher zu bezeichnen. Wie Burnat, 
Crepin (SB. Belg. XXXII. 1. 67 [1894]), Christ in litt. hervorheben, hat 
sie zwar durchaus einen intermediären Charakter. In der Art der Bestachelung 
wenigstens der älteren Triebe, in der Zusammensetzung der Blätter begegnen 
wir den Merkmalen der R. pimpinellifolia. Im Habitus, in der Bestachelung 
der Blüthenachsen, in der Form der Blättehen und ihrer Drüsigkeit treten uns 
die Charaktere der R. elliptica entgegen. In der Beschränkung der Subfoliar- 
drüsen der oberen Blätter kommt die Mischung einer drüsenreichen mit einer 
drüsenlosen Art zum Ausdruck. Wie aber die hibride Verbindung der durch 
wollige Griffel ausgezeichneten R. elliptica und R, pimpinellifollia ein Product 
erzeugt, das völlig kahle oder nur mit vereinzelten Haaren versehene Griffel 
hat, ist, worauf schon Burnat hingewiesen hat, so überaus seltsam, dass an 
dieser Thatsache die Sicherheit der Deutung scheitert. Christ, der in Sched. 


350 Rosaceae, 


diese prächtige Rose als unzweifelhafte Kreuzung von R. spinosissima X R. 
graveolens (— R, elliptica X pimpinellifolia) erklärt, schreibt hierüber: „Seule- 
ment les styles peu tomenteux (sie sind aber kahl, oder nur mit einzelnen 
Haaren versehen) s’&cartent un peu, mais ce n’est pas de premi®re importance“, 
eine wenig befriedigende Erklärung für eine so auffällige Erscheinung. 


B. Barcelon&öttae, Bestachelung fast gleichartig; Stacheln kräftig, hakig 
gekrümmt, nur hin und wieder am Grunde mit einzelnen schlanken, 
geraden Stacheln untermischt. Blätter der blüthentragenden Achsen 7- 
zählig,. Schösslingsblätter meist 9zählig. Nebenblätter mit zahlreichen 
Subfoliardrüsen, die der oberen Blätter schmal, mitschmalen verlängerten 
Oehrchen. Blättehen oberseits kahl oder zerstreut behaart, unterseits an den 
Nerven oder über die ganze Fläche behaart, reich an Subfoliardrüsen. Griffel- 
köpfehen ziemlich dieht behaart. — Barcelonette (Basses-Alpes)! — R, 
elliptica X pimpinellifolia? B. Barcelonettae R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
350 (1902). R. pimpinellifolia X graveolens Pons et Coste in Herb. Ros, 
Fasc. IV. 42 (1898). 


Coste giebt an, dass in der Umgebung dieser Rose R. elliptica und 
R. pimpinelhfolia häufig getroffen werden. Wenn schon sie der R. elliptica 
ausserordentlich nahe steht und der vermuthete Einfluss der R. pimpinellifolia 
nur noch im Auftreten 9zähliger Blätter in den Schösslingen und gelegent- 
lichen nadelförmigen Stacheln am Grunde einzelner Zweige zum Ausdruck 
kommt, so hält Coste wegen der gewöhnlichen Unfruchtbarkeit der Blüthen die 
Deutung des hibriden Ursprung für unanfechtbar. Nach dem Herbarmaterial 
ist ein sicheres Urtheil sehr schwer, weil auch die ächte R. elliptica gelegent- 
lich mit einzelnen 9zähligen Blättern auftritt. Heteracanthie aber ist an den 
mir vorliegenden Specimen nicht zu beobachten. 


Sehr nahe steht dieser Rose die R. Gapensis, die Grenier um Gap 
(Hautes-Alpes) sammelte, und die er, wie später auch Christ (Bot. Cent. XVII, 
399 [1884]) für eine Kreuzung der R. pimpinellifolia X agrestis hielt. Crepin 
(SB. Belg. XXXII. 1. 64 [1894]) hält indessen dafür, dass die R. agrestis des 
Standortes (wegen der Höhe schliesst er darauf) in Wirklichkeit R. elliptica 
sein dürfte, so dass also auch R. @apensis Grenier als eine Abänderung der 
R. elliptwa X pimpinellifolia aufzufassen wäre, an welcher aber die Hetera- 
canthie völlig fehlt, 11 


B. I. 


24. X 41. R. agrestis X pimpinellifölia. Schössling sehr dicht 
bestachelt. Kräftige Stacheln mit lang herabgezogenem Grunde, seitlich 
zusammengedrückt; daneben zahlreichere, kürzere, nadelförmige und 
borstliche, leicht gebogene bis fast gerade Stacheln und einzelne Drüsenborsten. 
Schösslingsblätter 9zählig, Laubblätter der blüthentragenden Zweige 7- bis 
9zählig; Blättchen meist entfernt stehend. Nebenblätter ziemlich breit, mit 
kürzeren, dreieckigen oder längeren, lanzettlichen, divergirenden Oehrchen, kahl, 
mit dieht drüsig gewimpertem Rande, öfter mit mehr oder weniger zahlreichen Sub- 
foliardrüsen, Blattstiel kahl, an den jüngeren Blättern zerstreut abstehend behaart, 
mit zahlreichen kürzer oder länger gestielten, braunrothen Drüsen bekleidet, mit 
geraden Stacheln spärlich bewehrt. Blättehen mittelgross bis klein (mittlere 
Länge an den Schösslingsblättern 2,5 cm, an den Blättern der blüthentragenden 
Zweige 1,5 em), länglich-verkehrt-eiförmig, gegen den Grund keilig 
verschmälert, vorn kurz zugespitzt, seltener abgerundet (Zahnung offen, Zähne 
ziemlich lang, etwas geschweift zugespitzt, mit 2—4drüsentragenden Zähn- 
chen) oberseits sehr zerstreut behaart bis kahl, unterseits am Mittelnerv und an den 
Seitennerven zerstreut oder etwas dichter behaart. Subfoliardrüsen zahl- 
reich. Blüthen einzeln oder zu 3, mit lanzettförmigen, kleinen Hoch- 
blättern. Blüthenstiele ohne Stieldrüsen, so lang bis 2mal so lang 
als der kugelige oder eiförmige Kelehbecher. Kelchblätter ziemlich lang, 
die äusseren mit 1—2 linealisch-lanzettlichen Fiedern, auf dem 


Rosa. 351 


Rücken drüsenlos, am Rande zerstreut drüsig gewimpert, nach der Blüthe ab- 
stehend, nicht aufgerichtet. Krone blassroth. Griffel wollig zottig 
behaart. Scheinfrucht oval, mittelgross, zum grösseren Theil frühzeitig abfallend. 
Saöne-et-Loire: Chagny! Bl. Juni. 
R. agrestis X pimpinellifolia Crepin Bull. SB. Belg. XXXIII. 63 (1894). 
R. Caviniacensist) Ozanon in Magnier Scrinia Fl. seleet. 246 (1892). 


Im Gebiete wurde bisher diese Kreuzung noch nicht beobachtet. Ich führe 
sie dennoch an, weil ihr Vorkommen leicht möglich ist, da auch in unserem Gebiete 
die beiden Stammarten da und dort zusammen vorkommen. 


DS, ER 

30. x 41. (79) R. eanina X pimpinellifölia.. h 1—1!/a m 
hoch, Aeste und Zweige meist + reichlich bestachelt, bald fast 
gleichförmig mit stärkeren, schlanken, leichtgebogenen Stacheln mit 
lang herablaufendem Grunde besetzt, an den Blüthenzweigen 
mit vereinzelten, geraden, dünnen, nadelförmigen Sta- 
cheln; bald sehr ungleich, neben zahlreichen, nadelförmigen, 
geraden Stacheln vereinzelte stärkere, leicht gebogene. Laub- 
blätter vorherrschend 7zählig, doch auch 9zählig; Blättchen meist 
einander genähert, mit den Rändern oft übergreifend. Nebenblätter 
bald schmal, mit abstehenden, scharf zugespitzten Oehrchen, bald ziem- 
lich stark verbreitert, am Rande drüsig gewimpert oder fast drüsenlos. 
Blattstiel kahl, fast drüsen- und stachellos.. Blättchen mittelgross 
bis klein (2!/.—1t/3 cm lang), oval, am Grunde abgerundet oder fast 
keilförmig: verschmälert, vorn abgerundet oder kurz zugespitzt, oder kreis- 
rund, mit einfachen, scharf zugespitzten, bald abstebenden, 
bald anliegenden Zähnen, selten mit einzelnen Drüsenzähnchen; beider- 
seits kahl. Hochblätter oft laubig oder lanzettlich, so lang wie die 
Blüthenstiele oder etwas länger. Blüthen meist einzeln. DBlüthen- 
stiele ziemlich kurz, ca. 1—1!/e cm lang, nackt. Kelchbecher meist 
kugelig, seltener kugelig-eiförmig, oft bald nach der Blüthe 
abfallend, seltener z. T. ausreifend. Kelchbecher ziemlich gross, bis 
2!/a cm lang oder verkürzt, kaum 1!/z cm, auf dem Rücken meist 
völlig stieldrüsenlos, am Rande flaumig-wollig behaart, nach der 
Blüthe aufgerichtet, zusammenneigend, die äusseren mit einigen faden- 
förmigen bis linealisch-lanzettlichen, drüsenlosen oder mit 1—2 Drüsen- 
zähnchen versehenen Fiedern oder alle einfach. Blumenblätter bald 
gross, bis 3 cm lang, bald nicht über 2 cm lang, rosenroth oder 
weiss. Griffel kahl oder + dicht borstig, aber nicht wollig behaart. 

Pfalz: Grünstadt! Donnersberg bei Dannenfels! Bl. Juni. 

R. canına X pimpinellifolia R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
351 (1902). R. canino-pimpinellifolia F. Schultz Arch. fl. Fr. et 
All. 256 (1852). R. pimpinellifoia X canina (incl. v. dumalıs) 
Christ B.C. X VIII. 399 (1884). Crepin SB. Belg. XXXIIL. 1. 56 (1894). 
R. Hibernica?) Smith Engl. fl. II. 39. 3 (1824). Vergl. Christ a. 
a. OÖ. 395 (1884). Nyman Consp. 236, 237. Engl. Bot. t. 2196. 


1) Nach dem Fundort Chagny (Caviniacum Ozanon br.). 
2) Zuerst in Irland (Hibernia) gefunden. 


352 Rosaceae. 


Dieser Hibride ist bezüglich der Bewehrung, der Form und Grösse der Blättchen, 
der Form der Kelchblätter und -becher, der Grösse und Farbe der Blumenblätter 
und der Behaarung der Griffel + stark veränderlich. Aus dem Gebiete sind folgende 
zwei Abänderungen bekannt geworden: 

A. homoeacänthal). Bestachelung gleichartig oder nur mit vereinzelten, nadel- 
förmigen Stacheln. Hierher gehört die von Geisenheyner am Donnersberg 
entdeckte „R. luteliana X pimpinellifolia* (in Herb.), eine durch ziemlich 
grosse, ovale, gegen den Grund meist keilig verschmälerte, etwas bereifte 
Blättchen ausgezeichnete Abänderung, mit sehr grossen Blüthen, kugeligen bis 
kugelig-eiförmigen Scheinfrüchten, die von den aufrecht stehenden Kelchblättern 
gekrönt sind. Griffel behaart. Christ bestätigte die Deutung des Entdeckers, 
während Crepin (a. a. OÖ. 56 [1894]), geneigt ist, in ihr eine R. pimpinelli- 
Jolia X glauca zu sehen. Ob R. glauca am Donnersberg vorkommt, vermag 
Geisenheyner (br.) nicht zu sagen. Zu seiner Deutung kommt Crepin 
hauptsächlich wegen der Stellung der Kelchblätter, die aber auch an Exemplaren 
von Grünstadt in ganz analoger Weise beobachtet werden kann. Gegen Cr&pin’s 
Auffassung spricht der Umstand, dass die Griffel, wenn auch behaart, nicht ein 
wolliges Griffelköpfchen bilden, was die Verbindung zweier Arten mit wolligem 
Griffelköpfchen erwarten liesse. Aus diesem Grunde halten wir Geisenheyner’ s 
ursprüngliche Deutung für die richtige und sehen in dieser Rose eine starke 
Annäherung an die R. canina. 

Hierher gehört auch: 

I. Schültzii2) (R. Schultzii Ripart in Arch. fl. Fr. et All. 254 [1852] vgl. 
Crepin.a.a. 0. 59 [1894]) von Bourges (Cher), eine durch kleine, 
zumeist kreisrunde Blättechen, kleinere Blüthen, stärker fieder- 
spaltige, äussere Kelchblätter, rosenrotheBlumenblätter, behaarte Griffel 
ausgezeichnete Abänderung. 

B. heteracäntha3). Stämme, Aeste und Zweige mit zahlreichen, nadel- 
förmigen Stacheln besetzt. — R. canina X pimpinellifolia B. heteracantha 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 352 (1902). 


1) Von öwo?og ähnlich und dxavda Stachel. 

2) Nach Friedrich Wilhelm Schultz, * 3. Jan. 1804 Zweibrücken 7 30. Dee. 
1876 Weissenburg im Elsass, früher Apotheker in Zweibrücken, seit 1832 in Bitsch 
(Lothringen), später dort und seit 1853 in Weissenburg privatisirend, hochverdient 
um die Europäische Flora, besonders um die der Bayerischen Pfalz und ihrer Nach- 
barländer (Flora der Pfalz, Speyer 1846. Grundzüge zu einer Phytostatik der Pfalz, 
Pollichia XXI. 1863), Herausgeber der vorzüglichen Exsiecatenwerke Flora Galliae 
et Germaniae exsiecata (16 Centurien) und Herbarium normale (15 Centurien, zuletzt 
mit F. Winter), fortgesetzt von K. Keck und jetzt von I. Dörfler. Als lit- 
terarische Beigabe dieser Herbarien veröffentlichte S. 1836—52 die Archives de la 
Flore de France et d’Allemagne, 1854—69 Arch. de Flore und 1872—4 Arch. de 
la Flore d’Europe. Ein vollständiges Exemplar dieser wichtigen Publication gehört 
leider zu den bibliographischen Seltenheiten ; ein solches befindet sich in der Kais, 
Bibliothek in Strassburg, aus der mir H. Petry mehrfach dankenswerthe Mit- 
theilungen machte. Unter den zahlreichen, grösstentheils in Zeitschriften erfolgten 
sonstigen Veröffentlichungen von S. hebe ich hervor: Beitrag zur Kenntniss der 
deutschen Orobancheen, München 1829, ferner Aufsätze über Bromus (Flora XXXI. 
1849), Carex (Gruppe der C. fulva Flora XXIV [1841], der C. muricata Etude 


sur quelques Carex, Haguenau 1868). Menta (Poll. XII. 1854) Epilobium (u. a. 


Flora XXVI. [1844]. Vgl. J. Seriba Flora LX [1877] 81). Ein Bruder von 
F. S. war Karl Heinrich S., der sich (zum Unterschiede von dem gleichnamigen 
Berliner Physiologen, der später den Namen Schultz-Schultzenstein annahm, 
* 1798 7 1871) nach seiner Vaterstadt Bipontinus nannte, * 30. Juni 1805 Zwei- 
brücken 7 17. Dec. 1867 Deidesheim, Hospitalarzt' daselbst, einer der besten Kenner 
der Compositae, für welche den Namen Cassiniaceae einzuführen er sich ohne Er- 
folg bemühte. Er hat über diese Familie zahlreiche werthvolle Aufsätze veröffentlicht, 
von denen einige, wie der über die Tanaceteen 1844 auch unser Gebiet berühren, A. 
®) Von Ereoog verschieden und dxavd« Stachel. 


Rosa. 353 


Hierher gehört die von Fries und Wirtgen bei Grünstadt! gesammelte 
R. pimpinellifolia X canina. Stamm stark ungleich bestachelt, mit 
sehr zahlreichen geraden oder leicht gebogenen Stacheln. Aeste 
und Zweige neben kräftigeren Stacheln mit borstenförmigen besetzt. Blättchen 
oval, mit einfacher Zahnung, oft 9zählig. Kelchblätter nach der Blüthe auf- 
gerichtet, die äusseren oft gleich den inneren einfach. Griffel kahl. — 
Cre&pin (SB. Belg. XXXII. 59 [1894]) zählt diese Rose zur R. pimpinelli- 
folia X glauca. Nach ihm erheben sich die Kelchblätter nach der Blüthe 
etwas, „aber nicht (wie bei den mir vorliegenden Specimen vollkommen) auf- 
gerichtet“. Aus diesem Grunde wurde bei einer Revision durch Cr&pin (12. 
9. 1894) diese Rose bezeichnet „an R. pimpinellifolia X glauca?*, eine Deutung, 
gegen die die völlig kahlen Griffel sprechen. ; 


Hierher gehört auch: 


I. armatissima (R. armatissima D£seglise et Ripart M&em. S. A. Maine 
et Loire XXVIII. 114 [1873]) vgl. auch Christ a. a. ©. 395 und Crepin 
a. a. ©. 59. — Cher. 


(Frankreich ; Britische Inseln.) 


x] 


B. DE 


32. X 40. (80.) R. glauea X pendulina. Ih bis 3m hoch mit 
zahlreichen ruthenförmigen, sehr schlanken, aus einem Punkte ent- 
springenden, nach aussen überhängenden Stämmen. Zweige oft kurz, 
fast rechtwinkelig abgehend, bisweilen schlank, ruthenförmig, oft bläu- 
lich bereift, stachellos oder + reichlich bestachelt. Stacheln 
kräftig, sehr lang, gerade oder leicht gebogen, seltener kurz und 
krumm. Laubblätter 5—9zählig, etwas entfernt stehend, seltener mit 
den Rändern sich berührend. Nebenblätter kahl, drüsig gewimpert, 
oft roth überlaufen, sehr breit, mit lanzettlichen, scharf zu- 
gespitzten, drüsig gezähnten Oehrchen. Blattstiel kahl, bald nur mit 
einzelnen Stieldrüsen, bald ziemlich dicht mit Stieldrüsen besetzt, stachellos 
oder mit leicht gekrümmten, nädelförmigen Stacheln unterseits + reichlich 
besetzt. Blättchen meist von mittlerer Grösse, im Mittel ca. 3 cm lang, 
doch auch bis 6 cm und auch wieder nur 11/a—2 cm lang), breit- 
eiförmig, seltener länglich-oval (2 mal und mehr länger als breit) 
oder länglich-verkehrt-eiförmig, gegen den Grund bisweilen fast keil- 
förmig verschmälert oder abgerundet, vorn scharf zugespitzt. Zahnung 
einfach oder zusammengesetzt. Zähne tief, scharf zugespitzt, 


lang, vorgestreckt, oft + zusammenneigend, ohne oder mit vereinzelten, 


seltener mit zahlreichen, drüsigen Nebenzähnchen. Blättchen kahl, 
oberseits dunkelgrün, bläulich bereift, unten blassgrün, 
selten mit + zahlreichen Subfoliardrüsen. Hochblätter oft 
röthlich überlaufen, meist so lang oder etwas länger als die Blüthen- 
stiele. Blüthen einzeln oder zu mehreren (3-5). Blüthenstiele so 
lang oder etwas länger als der Kelchbecher, drüsenlos oder 
mit einzelnen Stieldrüsen, selten dicht stieldrüsig. Kelchbecher 
länglich, selten kugelig-oval, nach vorn oft halsförmig ver- 
schmälert, ohne oder am Grunde mit ‘einzelnen Stieldrüsen, selten 
dicht mit Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter lang, mit schmallanzett- 
lichem oder linealischem Anhängsel, auf dem Rücken drüsenlos oder 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 23 


354 hosaceae. 


+ reichlich, bisweilen dieht mit Stieldrüsen besetzt, die äusseren mit 
1 bis mehreren Paar kurzen fädlichen oder linealischen, 
selten linealisch-lanzettlichen Fiedern, selten einfach, alle nach dem 
Verblühen aufgerichtet, selten nur abstehend, bis zur Reife der 
Scheinfrucht bleibend. Blumenblätter gross, lebhaft rosenroth. 
Griffel ein grosses, dicht wolliges Köpfchen bildend. Scheinfrucht 
gross, bis 3 cm lang, meist flaschenförmig, kahl, selten dicht weich- 
stachelig drüsig. 

Mit den Erzeugern in Piemont: Aostathal! Dauphin&! Savoyen! 
Jura! Wallis! Uri; Zürich!! Graubünden; Südtirol; Kärnten! Ungarn ; 
Böhmen; Schlesien. Bl. Juni. 

R. glauca X pendulina R. Keller in A. u. G. Syn. VL.353 
(1902). R.-alpina X glauca Uechtr. in Fiek Fl. v. Schles. 142 (1881). 
Crepin SB. Belg. XXXIIIL. 1. 25 (1894). XXXIV. 1. 116 (1895). 


Die mannigfaltigen Abänderungen dieses Hibriden können in folgender Weise 
gruppirt werden: 
A. Subfoliardrüsen fehlen. 
I. Zahnung der Blättehen vorherrschend einfach. 

Salaevensist). fi blau bereift, + reichlich bestachelt. Blüthen- 
zweige oft stachellos. Blättchen mittelgross bis gross, oben dunkelgrün, 
unten bläulich grün, bereif. Zähne lang, spitz vorgestreckt, mit ver- 
einzelten drüsigen Nebenzähnchen. Blüthenstiele von den sehr 
breiten Hochblättern umhüllt, etwa so lang wie der Kelchbecher, ohne oder 
mit vereinzelten Stieldrüsen. Kelchbecher drüsenlos. Kelchblätter 
drüsenlos oder nur mit vereinzelten Stieldrüsen auf dem Rücken, die äusseren 
fiederspaltig; Lappen schmal, Griffel dicht wollig. Scheinfrucht gross, 
meist länglich oval, vorn halsförmig verschmälert, von den bis zur 
völligen Fruchtreife bleibenden, meist aufgerichteten, zusammenneigenden, 
seltener abstehenden Kelchblättern gekrönt, mit wenigen (2—-5) Nüsschen. 
— Dauphine! Savoyen! Jura! Wallis! Uri; Zürich!! Graubünden. — R. 
glauca X pendulina A. I. Salaevensis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 354 
(1902). R. salaevensis Rapin in Bull. S. Haller. 178 (1856). Nyman Consp. 
236. R. salaevensis f. tjpica Christ in Ros. Schw. 176 (1873). Crepin SB. 
Belg. XXI. 1. 80. (1882). Nyman Consp. 237 z. T. R. alpina X camına 
Christ in Flora LVIII. 375 (1875); B.C. XVIII. 399 (1884). Gaillard Bull. 
Herb. Boissier VI. 420 (1898). Nyman Consp. 237. R. alpina X Reuteri 
f. iypiea Christ z. T. Flora LVIII. 275 (1875). R. alpina X glauca Crepin 
Bull. SB. Geneve VII. 167 (1892—94). SB. Belg. XXXII. 1. 25 (1894). 


Christ und Gaillard sehen wenigstens in einem Theil der als AR, 
salaevensis bezeichneten Exemplare nicht sowohl eine Kreuzung der R, glauca 
mit pendulina als vielmehr der R. canina mit pendulina. Der Einfluss der 
ersteren müsste wesentlich in folgenden Merkmalen zum Ausdruck kommen, 
Die Kelchblätter würden nach der Blüthe nicht aufgerichtet und zusammen- 
neigend sein, sondern abstehend, z. T. vielleicht selbst zurückgeschlagen. 
Sie würden frühzeitiger abfallen. Die Blüthenstiele wären nicht verkürzt. 
Die Blumenblätter würden voraussichtlich im Allgemeinen blasser sein als an 
der Kreuzung R. glauca X pendulina. In der Behaarung der Griffel träte 
wohl zumeist eine etwelche Reduction ein, so dass die Griffelköpfehen nicht 
mehr wollig behaart werden. Ich sah keine Exemplare der Salaevensis, an 
denen die Gesammtheit dieser für eine R. canına X pendulina charak- 
teristischen Merkmale zu beobachten war. Jene Fälle, in denen einzelne 
auf R. canina hindeutende Merkmale vorkommen, können der Einfluss der 


1) Nach dem ersten Fundorte, dem Mont Saleve bei Genf. 


re Zu ua 2 


Rosa. 355 


Kreuzung der 2. pendulina mit einer der mannigfaltigen Uebergangsformen 
der R. glauca zu R. canina sein. Damit soll die Möglichkeit der Kreuzung 
der R. canina X pendulina nicht verneint werden. Sie ist dann wahr- 
scheinlich, wenn an den Standorten der Salaevensis die R, glauca selten ist. 
(Vergl. Gaillard a. a. O.) 


b. Uechtritziil) (R. salaevensis f. Uechtritzii Christ Flora LIX. 372 
[1876]) ist eine durch die Kleinheit ihrer Theile ausgezeichnete 
Abänderung. Zweige und Laubblätter röthlich angelaufen. Stacheln 
spärlich, gerade, kurz. Nebenblätter schmal, mit breiten, abstehenden 
Oehrchen. Blattstiel fast stachellos, etwas drüsig. Blättehen länglich 
oder lanzettlich oval, dünn. Zahnung z. T. einfach, z. T. un- 
regelmässig doppelt, tief. Blüthenstiele stieldrüsig. Kelchbecher 
krugförmig, nach oben halsförmig verschmälert. Kelchblätter schmal, in 
eine lange fädliche Spitze ausgehend, die äussern fast ohne seit- 
liche Fiedern, auf dem Rücken schwachdrüsig, lange bleibend, auf- 
recht abstehend. Blumenblätter klein, rosa. Griffel kurz, wollig, — 
Schlesien: Kirchberg bei Landeshut. — Christ sagt von dieser Rose, dass 
ihr Habitus zwischen R. alpina und R. canina f. firmula stehe. Auch 
K. v. Uechtritz hat sie als R. alpina X canina f. parvifolia beschrieben 
(53. Jahresb. Schles. Ges. f. vaterl.. Cult. f. 1875. 155 [1876)). 


Wahrscheinlich gehört hierher auch eine kleinblätterige Abänderung, 
welche von ihrem Entdecker Gelmi als eine Zwischenform des R. glauca 
und R. rubrifolia aufgefasst wird. (Vergl. Gelmi, Le Rose del Trentino 
33 [1886]; Crepin SB. Belg. XXXIII. 1. 29 [1894)). 

2. alpinoides (R. alpinoides Deseglise Bull. S. s. d’Angers [1878]) ist 
eine schlanke, in ihrem Aussehen etwas mehr nach R. pendu- 
lina neigende Abänderung. (Vergl. Cr&pin SB. Belg.. XXXII. 1. 27. 
[1894]). — Savoyen! 


II. Zahnung vorherrschend oder ausschliesslich zusammengesetzt, Zähne mit 1 
oder mehreren drüsigen Zähnchen. 


a. Pache£ri2). Zweige, Nebenblätter und Hochblätter stark röthlich an- 
gelaufen. Nebenblätter dicht drüsig gewimpert, Blattstiel dicht drüsig. 
Blättchen stark bereift, oberseits dunkel-bläulichgrün, unterseits hell- 
grün, am Mittelnerv drüsig, Zähne tief, anliegend, mit 1 oder 
mehreren Drüsenzähnchen. Blüthen oft zu mehreren. Blüthen- 
stiele meist kurz, ohne Stieldrüsen. Kelchblätter mit lan- 
zettlichem Anhängsel, die äusseren mit linealischen oder fädlichen Fiedern, 
drüsenlos. Blumenblätter tief roth. Scheinfrucht gross, länglich- 
oval, die mittlere bis 5mal länger als ihr Stiel. — Kärnten! — R. 
glauca X pendulina A. U. a. Pacheri R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 
355 (1902). R. Pacheri J. B. v. Keller in D.B.M. 72 (1884). Nyman 
Consp. Suppl. 115. — Nahe steht eine von Velenovsky als R. alpina 
X glaueca beschriebene Rose aus Böhmen (Cervenä). (Vergl. ÖBZ. XXXIV, 
[1884] 192). Strauch mit verlängerten, nicht starken Aesten. Stacheln 
spärlich, aus verbreitertem Grunde schwach gebogen, die der Blüthentriebe 
dünn, kaum geneigt. Nebenblätter in grosse, eiförmig dreieckige Oehrchen 
auseinanderfahrend, unterseits und am Rande etwas behaart und hier drüsig 
gewimpert. Blattstiel leicht behaart. Blättchen zu 5—7, dünn, elliptisch 
vorn zugespitzt oder abgerundet. Zahnung doppeltoderzusammen- 
gesetzt. Blättchen beiderseits kalıl, unterseits graugrün, bläulich über- 
‚laufen. Blüthen einzeln, ohne oder nur mit einem Tragblatt. Blüthen- 
stiele so lang oder länger als die Kelchbecher. Kelchblätter auf dem 


1) 8. I. S. 275 Fussn. 2. 

2) Nach David Pacher, * 5. Sept. 1816 Ober-Vellach in Kärnten (br.), 
Dechant daselbst, hochverdient um die Flora dieses Kronlandes. Verf. ist demselben 
für die freundliche Mittheilung verschiedener Kärntener Rosen zu Dank verpflichtet. 


23* 


356 Rosaceae. 


Rücken und am Rande stieldrüsig. Scheinfrucht eiförmig. — Jeden- 
falls nahestehend auch 2. Sudetica (R. Salaevensis var. sudetica Straehler 
DBM. XII [1894] 46). Blüthen meist einzeln, ihr Stiel öfter das Tragblatt 
überragend, zuweilen spärlich stieldrüsig. Scheinfrucht mit 2—3, selten 
bis 10 Nüsschen. — Hofeberg bei Langwaltersdorf, Kr. Waldenburg. 

b. Perri&ri!). Stacheln bald zahlreich, bald nur vereinzelt, am Grunde 
plötzlich stark verbreitert, gerade. Zweige röthlich angelaufen. Neben- 
blätter breit, kahl, drüsig gewimpert, mit zugespitzten, abstehenden Oehr- 
chen. Blattstiel kahl, drüsig, unterseits bald mit Stacheln, bald unbewehrt. 
Blättchen zu 5—7, oberseits oft weinroth angelaufen, unter- 
seits bläulich bereift. Blüthen einzeln oder zu 2—3. Hochblätter 
oval, zugespitzt, kahl, kürzer als der mit Stieldrüsen besetzte 
Blüthenstiel. Kelcehbecher länglich-oval, am Grunde mit 
Stieldrüsen. Kelchblätter auf dem Rücken drüsig, die äussern mit 
schmalen Fiedern, die völlig reife Scheinfrucht krönend. Griffel wollig. — 
Dauphine! Savoyen! Aostathal! Schweiz! — R. glauca X pendulina A. 1. 
b. PerrieriR.Keller in A. u. G. Syn. VI. 356 (1902). R. Perrieri Songeon 
in Verlot Cat. pl. dauph. 115 (1872). Nyman Consp. 236. PR. salaevensis 
f. Perrieri Christ Ros. Schw. 177 (1873). R. alpina X glauca v. com- 
plicata Christ in B.C. XVII. 399 (1884). Crepin SB. Belg. XXXII. 1. 
25 (1894). 

B. Subfoliardrüsen am Mittel- und an den Seitennerven + zahlreich. 
asperifölia. Aeste und Zweige unbewehrt, gleich den Laubblättern 
+ stark bereift. Obere Nebenblätter verbreitert, mit abstehenden, zu- 
gespitzten Oehrchen, unterseits namentlich an den Oehrchen oft + reich 
an Subfoliardrüsen. Blattstiel kahl, spärlich drüsig. Blättehen zu 5, 
mittelgross, Jänglich-elliptisch oder rundlich-eiförmig bis fast kreis- 
rund, mit doppelter Zahnung (Zähne kurz, stumpflich, fast kerbig), 
an den Mittel- und Seitennerven mit + zahlreichen, indessen 
niedichtstehenden Subfoliardrüsen, ausserdem mit spärlichen Supra- 
foliardrüsen. Blüthen einzeln, Blüthenstiele ziemlich kurz, kahl. Kelch- 
blätter drüsenlos, die äussern fiederspaltig. Kelchbecher flaschenförmig, drüsen- 
los. Griffel stark behaart. — Transsilvanische Alpen: Törzburg. — R. glauca X 
pendulina B. asperifolia R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 356 (1902). R. asperi- 
Jolia Borbäs Ros. Hung, 462 (1880). — Aus der Beschreibung und Vergleichung 
von Borbäs ist es nicht unwahrscheinlich, dass diese Rose eine Kreuzung der 
R. glauca mit R. pendulina darstellt. R. pendulina tritt im östlichen Theile 
ihres Verbreitungsgebietes sehr gewöhnlich in Abänderungen auf, die reich an 
Subfoliardrüsen sind. Sehr nahe steht dieser die von Crepin (SB. Belg. 
XXXII. 1. 28 [1894]) erwähnte R. hungarica (Pavai in Herb.), welche aus 
der Matra stammt. Ihre Blattstiele sind leicht behaart. 11 


Br Hl. 


32. X (17. x 41.) (81.) R. glauca X (tomentosa X pimpinelli- 
folia). Strauch schlank, mit verlängerten Zweigen. Schösslinge zum 
Theil dieht mit langen, schlanken, leicht gebogenen bis 
fast geraden Stacheln bewehrt, die allmählich in den verbreiterten 
Grund übergehen. Nadelförmige Stacheln sehr vereinzelt. 
Bestachelung der älteren Stämme und Zweige, sowie der blüthentragen- 
den Stengel nicht dicht, die letzteren oft stachellos. Schösslingsblätter 
vorherrschend 9zählig. Laubblätter der Blüthentriebe vorherrschend 


1) Nach Baron Pierre Eugene Perrier de la Bäthie, * 9. Juni 1825 Con- 
flans (jetzt Albertville, Savoie) (br.), Professor der Landwirthschaft daselbst, um die 
Flora Savoyens verdient; ich verdanke ihm werthvolles Material. A. 


Rosa. 357 


7zählig. Blättchen oft genähert, mit den Rändern sich berührend. 
Nebenblätter meist breit, drüsig gewimpert, mit abstehenden, verlängerten, 
scharf zugespitzten, drüsig gezähnten Oehrchen, kahl oder unterseits an 
den Oehrchen anliegend behaart. Blattstiel der jungen Laubblätter + 
dieht ringsum behaart, allmählich verkahlend und schliesslich 
nur noch sehr schwach flaumig, + zahlreiche (bis 10) Stacheln an 
der Unterseite, die leicht gebogen sind; mit sitzenden Drüsen und Stiel- 
drüsen. Blättehen eiförmig bis rundlich-eiförmig oder oval 
bis länglich-oval, mittelgross bis gross (2—3!/a cm lang, am 
Schössling z. T. 5 cm lang und 4 cm breit), am Grunde abgerundet, 
schwach herzförmig ausgerandet oder breit-keilförmig verschmälert, vorn 
kurz zugespitzt, selten abgerundet, mit offener, etwas ungleicher 
Zahnung; Zähne schmal, scharf zugespitzt, die einen aussen mit 
1—4, innen oft mit 1 Drüsenzähnchen. Blättchen der obersten 
Laubblätter vorherrschend einfach, selten alle Blättchen vor- 
herrschend einfach gezähnt. Blättchen oberseits kahl, im 
jugendlichen Zustande in der Rinne des Mittelnervs behaart, unter- 
seits am Mittelnerv mit einzelnen Haaren, und + zahl- 
reichen Subfoliardrüsen. Seitennerven der unteren Laubblätter 
mit Subfoliardrüsen, die den oberen meist fehlen. Blüthen meist 
einzeln. Hochblätter lanzettlichh, mit drüsig gewimpertem Rande, 
kürzer als die Blüthenstiele, unterseits am Mittelnerv locker anliegend 
behaart oder völlig kahl. Blüthenstiele 2—4mal so lang als der 
Kelcehbecher, dichtdrüsig und mit drüsenlosen, nadel- 
förmigen Stacheln besetzt, die auch an die kugeligen Kelchbecher 
übergehen. Kelchblätter auf dem Rücken dicht drüsig, am Rande 
drüsig gewimpert, mit linealischem oder linealisch-lanzettlichem, ganzran- 
digem, bisweilen zerstreut-drüsig-gewimpertem Anhängsel, nach der Blüthe 
aufrecht, alle ungetheilt oder die äusseren mit 1—2 Paar 
fädlichen bis lanzettlichen Fiedern. Griffel wollig oder 
locker behaart. Blumenblätter weiss bis röthlich. Pollenkörner zu 
20—30°/o gut entwickelt. Scheinfrucht kugelig. 

Savoyen: Saleve! sehr selten. Bl. Juli. 

R. glauca X. (tomentosa X pimpinellifolia) R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 356 (1902). R. (pimpinellifoia X tomentosa) X glauca 
Gaillard in Bull. Herb. Boiss. VII. 610 (1898). 


Dieser seltenste Bastard ist uns in zwei Abänderungen durch Gaillard be- 
kannt geworden. 


A. Sabaüdal). Rapin entdeckte diese seither von verschiedenen westschweiz. 
Botanikern an neuerem Standorte gefundene, schwer zu deutende Rose. Be- 
stachelung fast stets gleichartig. Blätter im jugendlichen Zustande an den Neben- 
blättern, dem Blattstiel und dem Mittelnerv + behaart, später + ver- 
kahlend. Blättchen eiförmig bis rundlich-eiförmig. Zahnung 
vorherrschend zusammengesetzt. Zähne tief, aussen mit 2—4, 
innen oft mit einem Drüsenzähnchen. Aeussere Kelchblätter mit 1—2 
Paar linealischen bis lanzettlichen Fiedern. Griffel wollig behaart. — 


1) Sabaudus, aus Savoyen, 


358 


Rosaceae., 


Saleve! — R. glauca X (tomentosa X pimpinellifolia) A. Sabauda R. Keller 
in A.u.G. Syn. VI. 357 (1902). R. sabauda Bapin in Bull. S. Haller IV. 178 
(1854—56). Cr&pin SB. Belg. XXI. 1. 115 (1882) unter R. involuta Smith. Gaillard 
Bull. Herb. Boiss. VII. 609 (1899). Nyman Consp. 237. R. Sabini f. sabauda 
Christ in Ros. Schw. 76 (1873). R. pimpinellifolia X Chavini Bouy Suites A la 
Fl. de France Fase. I. 95 (1887). R. pimpinellifolia X ? glauca Cr&pin Bull. SB, 
Geneve VII. 167 (1892—94). SB. Belg. XXXIU. 1. 54 (1894). 


Crepin hat im Bulletin SB. Gen?ve (a. a. O.) die Vermuthung der 
Hibridität dieser Rose ausgesprochen, deren einer Erzeuger R. pimpinellifolia 
sei, als deren anderer Erzeuger er eine R. glauca mit zusammengesetzter 
Zahnung und unterseits drüsigen Blättehen vermuthete. Er machte aber selbst 
auf die Schwierigkeit aufmerksam, welche durch diese Annahme der Erklärung 
des Vorhandenseins der leichten Behaarung der Laubblätter im jugendlichen 
Zustande erwächst. Diese glaubte ich durch die Annahme zu heben, dass 
Sabauda vielleicht aus einer Kreuzung einer schwach behaarten Form der R. 
corüfolia mit drüsiger Zahnung der Blättehen und mit Subfoliardrüsen mit R. 
pimpinellifolia entstanden sei, eine Annahme, die ich wieder fallen liess, noch 
bevor Gaillard mich brieflich darauf aufmerksam gemacht hatte, dass diese 
hypothetische PR. corüfolia-Form dem Salve fehle. Durch das Studium der 
marginata glaubte ich endlich die Lösung des Räthsels gefunden zu haben. Ich 
schrieb an Gaillard, dass meinem Dafürhalten nach R. sabauda ein Kreuzungs- 
product der R. tomentosa X glauca A. marginata mit R. pimpinellifolia sei. 
Noch natürlicher aber ist Gaillard’s Annahme, dass Sabauda eine Kreuzung 
der R. tomentosa X pimpinellifolia mit R. glauca sei, denn nach seinen Be- 
obachtungen findet sich die R. tomentosa X pimpinellifolia in unmittelbarer 
Nachbarschaft der Sabauda, während das für die marginata nicht zutrifft. 


. Gaillärdii!). Stacheln etwas ungleich, zum Theil sehr lang (bis 1,5 em), 


allmählich in den herablaufenden Grund verbreitert. Kleinere Stacheln nadel- 
förmig, unterhalb des Blüthenstandes vereinzelte nadelförmige 
Drüsenborsten. Untere Laubblätter mit schmalen Nebenblättern und breiten, 
abstehenden Oehrchen, obere mit breiten Nebenblättern. Oehreben unter- 
seits sehr zerstreut behaart, am Oehrchennerv mit einzelnen Subfoliar- 
drüsen. Blattstiel sehr zerstreut behaart. Blättehen 1,5—3,5 em, etwa 
2 mal länger als breit. Zahnung vorherrschend einfach. Zähne breit, 
oft etwas geschlängelt, scharf zugespitzt, hin und wieder mit einzelnen 
Drüsenzähnchen. Mittelnerv sehr zerstreut behaart. Kelchblätter 
fast alle einfach, selten die beiden äusseren mit einer fädlichen oder linealisch- 
lanzettlichen Fieder, am Rande flaumig. Blumenblätter blass rosenroth. 
Pollen nur !/;—!/s gut entwickelt. Griffel behaart aber nicht wollig. — Saleve 
(Gaillard Nr. 580!). — R. glauca X (R.tomentosa X pimpinellifolia) B. Gail- 
lardii R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 358 (1902). — Diese einer R. pimpinellifolia 
ähnliche Rose sieht Gaillard (br. XII. 1900) nun für R. glauca X pimpi- 
nellifolia an. Seine ursprüngliche Auffassung (Bull. Herb. Boiss. VII. 610), dass 
sie eine Abänderung der R. glauca X (R. tomentosa X pimpinellifolia) dar- 
stelle, halten wir aus folgenden Gründen aufrecht: Die relativ schmale Gestalt 
der Blättchen wäre bei einer Kreuzung von R. glauca X pimpinellifolia schwer 
verständlich, die leichte Behaarung zwar nicht an sich unmöglich, aber doch 
nicht das gewöhnliche. Die Kreuzung der beiden Arten würde wohl eine stärkere 
Bereifung im Kreuzungsproduet mit sich bringen. Da die beiden angenommenen 
Erzeuger wollige Griffel haben, müsste auch das Kreuzungsproduet wollige und 
nicht zerstreut behaarte Griffel haben. Unserem Dafürhalten nach schliesst sich 
diese Rose in der That am nächsten an Sabauda an. 


® 


1) S. S. 64 Fussn. 2. 


Rosa. 359 


DB. 1. 


33. X 40. (82.) R. coriifolia X pendulina. Grosser, bis 3 m 
hoher, spärlich bestachelter h. Stacheln leicht gebogen, schwach. 
Schössling etwas bereift mit schwach gebogenen Stacheln spär- 
lich bewehrt. Laubblätter 5—7zählig, an den Schösslingen 7—9- 
zählige. Nebenblätter ziemlich breit, drüsig gewimpert, oberseits 
kahl, unterseits wenigstens an den Oehrchen anliegend behaart. 
Blattstiel flaumig bis dünnfilzig behaart, + dicht mit Stiel- 
drüsen besetzt, fast stachellos oder unterseits + stachelig. Blättchen 
mittelgross bis sehr gross (bis 7 cm lang und 4cm breit), oval 
bis rundlich-eiförmig, am Grunde herzförmig oder abgerundet oder breit- 
keilförmig verschmälert, vorn kurz zugespitz: Zahnung einfach, 
doppelt oder zusammengesetzt; Zähnchen drüsentragend, Zähne 
breit, tief, zugespitzt, meist zusammenneigend. Blättchen oberseits 
kahl, dunkelgrün, unterseits an den Nerven anliegend be- 
haart, bisweilen nur am Mittelnerv behaart und am Rande gewimpert, 
seltener über die ganze Fläche mit kurzen, anliegenden Haaren be- 
kleidet. Subfoliardrüsen fehlen meist, selten sind sie ausser am Mittel- 
nervy auch auf den Seitennerven vorhanden. Hochblätter breit- 
lanzettlich, am Rande und unterseits nach vorn + stark behaart, 
mit drüsig gewimpertem Rande. Blüthen einzeln, hin und wieder zu 
zwei. Blüthenstiele ziemlich kurz bis mässig lang, bald in den Hoch- 
blättern verborgen, bald dieselben überragend, ohne oder meist mit 
+ zahlreichen Stieldrüsen bekleidet. Kelchbecher oval bis 
kugelig-eiförmig, vorn oft in einen Hals- verschmälert, nackt 
oder zerstreut, selten dicht stieldrüsig. Kelchblätter lang, 
schmal, mit lanzettlichem, laubigem, ganzrandigem Anhängsel, auf dem 
Rücken drüsenlos oder + dicht drüsig; am Rande drüsig gewimpert oder 
drüsenlos, behaart; äussere mit 1—2 Paar fadenförmigen bis 
lanzettlichen, oft drüsigen Fiedern, selten alle einfach, 
nach der Blüthe aufrecht abstehend, später aufgerichtet. Blumen- 
blätter rosenroth, ziemlich gross. Griffel ein weiss-wolliges 
Köpfehen bildend.  Scheinfrucht länglich-flaschenförmig oder 
oval mit kurzer halsförmiger Verengerung. 


Hin und wieder mit den Erzeugern: Piemont: am grossen St. Bern- 
hard; La Thuille am Kleinen St. Bernhard!! Dauphine! Savoyen! 
Waat! Wallis! Zürich! Graubünden. Bl. Juli. 


R. corüfolia X pendulina R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 359 
(1902). R. salaevensis var. pubescens Bouvier Ros. d. Alpes (1875). 
R. alpina %X. corüfolia Christ Flora LVIIL. 275 (1875); B.C. 
LXVII. 399 (1884). Cr&pin Bull. SB. Gen?ve VII. 168 (1894/94), SB. 
Belg. XXXIIL 1. 29 (1894). Schmidely Bull. SB. Geneve VIII. 48 
(1895/97). Gaillard Bull. Herb. Boissier VI. 421 (1898). R. Keller 
Mitth. NG. Winterthur I. 46 (1899). 


Nach der Zahnung und der Bekleidung der Blüthenstiele ändert der Hibride 
in ähnlicher Weise wie R. corüfolia. 


360 


Rosaceae., 


A. Zahnung einfach. 
I. Muretit), fi spärlich bestachelt, an den blüthentragenden Zweigen 


I. 


oft unbewehrt. Stacheln leicht gebogen. Laubblätter der Blüthenachsen 
meist 7zählig, der Schösslinge 9zählig. Nebenblätter breit, mit abstehen- 
den, scharf zugespitzten Oehrchen, drüsig gewimpert, oberseits kahl, 
unterseits, namentlich an den Öehrchen, anliegend behaart, Blatt- 
stiel filzig bis flaumig behaart, + drüsenreich und stachelig. Blätt- 
chen oval, gegen den Grund verschmälert oder abgerundet, vorn meist kurz 
zugespitzt, mittelgros. Zähne abstehend. Blättchen oberseits kahl, 
unterseits an den Nerven behaart, am Rande gewimpert. Blüthen 
einzeln oder zu zwei. Hochblätter breit, bläulich bereift. Blüthen- 
stiele kürzer als die Hochblätter ohne oder mit ganz vereinzelten 
Stieldrüsen. Kelchblätter mit lanzettlichem, gewimpertem, ganzrandigem 
Anhängsel, am Rande und auf dem Rücken drüsenlos, die äusseren mit 
1—2 Paar lanzettlichen, ganzrandigen Fiedern. — Wallis! Saleve! — R. 
corüfolia X pendulina A. I. Mureti R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 360 
(1902). R. Mureti Rapin SB. Belg. XIV. 236 (1875). 

stenosepala2). Strauch fast stachellos. Stacheln gerade oder sehr 
schwach gebogen, Laubblätter ”—9zählig. Nebenblätter unterseits 
flaumig, mit verbreiterten, dreieckigen Oehrchen, an den Schösslings- 
blättern oft schmal. Blattstiel filzig, allmählich etwas verkahlend, 
bestachelt, mit kurzgestielten, vereinzelten Stieldrüsen. Blättehen oft sehr 
gross, oval bis verkehrt-eiförmig, in den Grund oft fast keilförmig verschmälert, 
an den Schösslingsblättern häufiger abgerundet oder selbst herzförmig aus- 
gerandet. Zähne anliegend, lang zugespitzt, an den unteren Laubblättern 
öfter mit drüsigen Nebenzähnchen. Oberseite der Blättchen kahl, dunkel- 
grün, unten blass, an den Nerven oder über die ganze Fläche be- 
haart. Blüthenstiele oft ziemlich lang (bis 2 mal so lang als die 
Scheinfrucht), am Grunde von breiten, flaumigen Tragblättern gestützt, zer- 
streut und ungleich drüsenborstig, die einen Drüsenborsten lang, 
starr, die anderen kurze, zarte Stieldrüsen, Kelchbecher verlängert oval, 
in einen Hals verschmälert, gros. Kelchblätter auf dem 
Rücken und amRande + reichlich drüsig, mit laubigem, linealischem 
oder linealisch-lanzettlichem, oft drüsig gezähntem Anhängsel, die äusseren 
mit wenigen, meist fädlichen Fiedern. — Dauphine! Piemont!! Wallis! 
Zürich! — R. corüfolia X pendulina A. I. stenosepala R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 360 (1902). R. stenosepala Christ Ros. Schw. 139 (1873). — Hier 
schon spricht Christ die Vermuthung aus, dass die Rose hibriden Ursprungs 
sein dürfte, 

Es tritt diese Abart in einer Reihe von Abänderungen auf, die nach 
dem Grade der Behaarung, der Form der Kelchbecher etc. von einander 
verschieden sind. 

b. Turicönsis3) ist eine fast kleinblätierige Abänderung, deren Blätt- 
chen oberseits zerstreut, unterseits dichter anliegend be- 
haart sind. Blüthenstiele spärlich mit Stieldrüsen besetzt. Kelch- 
blätter auf dem Rücken stieldrüsenlos. — Manegg bei Zürich! — 
R. corüfolia X pendulina A. II. b. Turicensis R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 360 (1902). 

ec. Delphine&nsis®). Laubblätter sehr spärlich behaart. Blüthenstiele 
dieht mit Stieldrüsen besetzt. Kelchbecher kugelig, reichlich 


1) Nach Jean Muret, * 21. März 1799 7 8. Febr. 1877, Jurist in Lausanne. 


Seit 1845 beschäftigte er sich mit Botanik, der er sich vom Jahre 1862 an aus- 
schliesslich widmete. Er wurde einer der hervorragendsten Kenner der Schweizer 
Flora (Burnat br.). Auch ich verdanke ihm werthvolles Material, A, 


2) Von orevdg schmal und sepalum Kelchblatt. 
3) Bei Zürich (Turicum) gefunden. 
4) In der Dauphin® (Delphinatus) gefunden, 


Rosa. 361 


mit Stieldrüsen und vereinzelten drüsenlosen, nadelförmigen 
Stacheln besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken dicht stieldrüsig. 
— Dauphin&: St. Christophe-en-Oisans! — R. corüfolia X pendulina B. 
II. ec. Delphinensis R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 360 (1902). 

B. Zahnung zusammengesetzt. 

I. Ler&schei!). Stacheln spärlich, gerade. Laubblätter 7—9zählig, 
Schösslingsblätter 9—11zählig. Nebenblätter breit, kahl, dieht drüsig 
berandet. Blattstiel fein flaumig. Blättchen unterseits nur am 
Mittelnerv behaart. Zahnung der Schösslingsblätter zur Einfachheit 
neigend, die anderen + zusammengesetzt, drüsenreich, Blüthenstiele und 
der längliche Kelchbecher stark drüsig. Kelchblätter auf dem Rücken 
drüsig, die äusseren mit meist fädlichen Fiedern. — Waatland! — R. 
corüfolia X pendulina B. I Lereschei R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 361 
(1902). R. Lereschii Ripart SB. Belg. XIV. 237 (1875). Nyman Consp. 
Suppl. 116. 

I. Bern&ti2). f) sehr robust, bis 4 m hoch. Stämme aufrecht, bogig über- 
hängend, am Grunde mit zahlreichen, ziemlich langen, fast geraden 
Stacheln, die obern etwas gehogen. Blüthenzweige oft wehrlos 
oder mit einzelnen leicht gebogenen bis fast geraden Stacheln. Nebenblätter 
breit, mit wenig zugespitzten, ovalen Oehrchen, am Rande drüsig gewimpert, 
kahl, mit vereinzelten Subfoliardrüsen. Blattstielflaumig, sehrdrüsen- 
reich und stachelig. Blättehen zu 7-—9, ziemlich gross, breitelliptisch, mit 
doppelter, drüsenreicher Zahnung, oberseits kahl, unterseits fein 
anliegend behaart, am Mittelnerv und den Seitennerven mit 
einzelnen Subfoliardrüsen. Hochblätter oval - lanzettlich, ziemlich 
stark entwickelt, am Rande drüsig gewimpert. Blüthenstiele kürzer als die 
Scheinfrüchte, mit zahlreichen Stieldrüsen. Kelcehblätter ziemlich 
lang, auf dem Rücken stieldrüsig, die äusseren mit einzelnen Fiedern. 
Blumenkrone gross, lebhaft rosenroth. Scheinfrüchte länglich, vorn hals- 
förmig verschmälert, + reichlich mit Stieldrüsen besetzt. — Salöve. — R, 
coriifolia X pendulina B. II. Bernetii R. Keller in A. u.’G. Syn. VI. 361 
(1902). R. Berneti Schmidely in Ann. SB, Lyon VII. 180. 1878—79 (1880). 


* 


BB. M. 


37. X 40. (83) R. montäna X pendulina. fi bis 2 m hoch, 
dicht verzweigt, der R. glauca X pendulina in der Gestalt gleichend, 
doch kleiner. Schössling und Blüthentriebe etwas bereift. 
Stacheln schwach, schlank, wenig geneigt, spärlich, an vielen 
Zweigen selbst vollkommen fehlend. Blüthentriebe bisweilen mit ge- 
raden, nadelförmigen Stacheln besetzt. Laubblätter —9zählig. 
Blättehen meist weit abstehend. Nebenblätter breit, kahl, mit 


1) Nach Louis Leresche, * 10. Dec. 1808 Lausanne, + 11. Mai 1885 
Rolle, Pfarrer in Chäteau d’Oex. Mit grossem Eifer widmete er sich botanischen 
Studien. Auf zahlreichen Reisen ins Engadin, Wallis, nach Italien bis hinunter 
nach Malta, in die Waldenserthäler Piemont’s, nach Spanien (5mal), in die 
Alpen der Dauphin®, die Seealpen ete,, die er theils allein, theils in Gesellschaft 
von Boissier, Burnat, Barbey und Levier unternahm, sammelte er mit 
unermüdlichem Eifer die Blüthenpflanzen der von ihm bereisten Länder (Burnat 
br.). Seine interessanteste Entdeckung für die Flora Mitteleuropas ist die von ihm 
Oct. 1830 am Genfersee aufgefundene seinen Namen tragende Heleocharis-Art. 

2) Nach Martin Bernet, * 24. Febr. 1815 Igis (Graubünden), 7 18. Nov. 
1887 Genf, Conservator des Herb. Boissier und Unter-Cons. des Herb. Delessert, 
verdient um die dortige Flora. Sein Sohn Henri, * 16. April 1850 Schiers (Grau- 
bünden), Arzt in Genf, veröffentlichte 1889 den werthvollen Catalogue des H£pa- 
tiques du Sud-Ouest de la Suisse et de la Savoie. (Briquet br.) 


362 Rosaceae, 


fast parallelen Seitenrändern und ovalen bis 3eckigen, wenig abstehen- 
den Oehrchen, am Rande durch schwarzrothe Drüsen ge- 
wimpert. Blattstiel reichlich mit schwarzrothen Drüsen und 
einzelnen Stacheln besetzt, kahl. Endblättehen der Schösslingsblätter 
elliptisch, vorn zugespitzt, Seitenblättchen eiförmig, stumpf, jene der 
Laubblätter der Blüthentriebe fast rundlich. Zahnung zusammen- 
gesetzt, drüsenreich, offen, abstehend, an den oberen Blättchen 
oft mit einfachen Zähnen. Blättehen kahl, oberseits dunkelgrün, meist 
glänzend, oft roth überlaufen, aber nicht bläulich bereift. Blüthen 
einzeln. Hochblätter oval-elliptisch, zugespitzt, lanzettlich, die grösseren 
meist etwa so lang wie die Blüthenstielee Blüthenstiele sehr 
reichlich mit Drüsenborsten bekleidet. Kelchbecher oval, 
unter dem Diseus halsförmig verschmälert, mit sehr zahl- 
reichen Drüsenborsten besetzt. Kelchblätter auf dem Rücken 
dicht mit Stieldrüsen besetzt, die äusseren mit 1—2 kleinen, 
fädlichen Fiedern. Blumenblätter von mittlerer Grösse, lebhaft 
rosenroth. Staubblätter sehr pollenarm. Griffel wollig. Schein- 
frucht lJänglich, vorn verschmälert, von den aufgerichteten bis zur 
Fruchtreife bleibenden Kelchblättern gekrönt. 


Savoyen: Saleve! Bl. Juli. 


R. montana X. pendulina R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 361 
(1892). R. alpina X montana (R. anachoretica!)) Schmidely Bull. 
SB. Gen®ve VII. 147 (1892—94); a. a. O. VIII. 48 (1895—97). 
Crepin SB. Belg. XXXIIH. 1. 141 (1894). 


Die Kreuzung ähnelt der R. glauca X pendulina A. II. b. Perrieri, von der 
sie wesentlich durch das dunkle Grün, das oft röthlich überlaufene, aber nicht 
bläulich bereifte Laubwerk, die kleinen, schlankeren, dem Anscheine nach im All- 
gemeinen selteneren Stacheln, die offenere, abstehende, zusammengesetztere, drüsen- 
reichere Zahnung, die kleineren Blättehen, vor allem aber durch die äusserst stark 
drüsenborstig bekleideten Blüthenstiele, Kelchbecher und Kelchblätter, endlich die 
kleineren Kelchbecher abweicht. Wenn nun einerseits naturgemäss so nahe Bezieh- 
ungen zwischen gewissen (z. Z. allerdings noch hypothetischen) Formen der R. glauca 
x pendulina und der vorliegenden Kreuzung bestehen, dass eine sichere Unter- 
scheidung beider höchst fraglich werden kann, so spricht anderseits im vorliegenden 
Falle für Schmidely’s Deutung dieser Rose namentlich auch der Umstand, dass 
eine derart stark drüsenborstige R. glauca, die einen der vorliegenden Kreuzung 
nächst stehenden Hibriden mit R. pendulina hätte erzeugen können, nach Schmi- 
dely dem Saleve fehlt, Zudem ist der Standort der von Schmidely’s scharfem 
Auge entdeckten Kreuzung zugleich der Standort der R. montana und R. pendulina. 


bel 


MunX.B. 


. x 10. R. multiflöra X Gaällica. 


In Gärten unter dem Namen Abondance, La Grifferaie u. a. (Crepin SB. 
Belg XXXII 1. 115). 


R. multiflora X Gallica A. u. G. Syn. VI. 362 (1902). R. gallica X multiflora 
Cr&pin vor 1893 vgl. a. a. ©. (1894). Koehne Deutsche Dendr. 279. 


I) dvaxywenzınds, einsiedlerisch. 


Bosa. 363 


A.XB 


X . R. multiflöra X rugösa. }} bis über 2 m hoch. In der 
Tracht der R. rugosa am ähnlichsten, unterscheidet sich aber leicht durch Folgendes: 
Nebenblätter kammförmig eingeschnitten. Blüthenstand mit zahlreicheren 
Blüthen. Hochblätter kammförmig eingeschnitten. Blüthen klein, 
weiss mit schmalen Blumenblättern. Von R. multiflora ausser durch die Tracht 
durch die viel- und ungleichstacheligen Zweige verschieden. Früchte fast stets fehl- 
schlagend. ' 
Nicht selten in Gärten. Bl. Juni. 
R. multiflora X rugosa Koehne Deutsche Dendrol. 280 (1893). Lambert Festkat. 
Spez. Ros. Trier 1900/1901. 627. R. Iwära!) Siebold Cat. rais. pl. Jap. 6 (1856). 
Regel Ind. sem. hort. Petrop. (1861) 53. 


& 


NEE Be: 


. X 10. R. moschäta X Gaällica. 

Nach Koehne (a. a. ©. 279) im Berliner Garten als R. Gallica var. vittata 
Auch von Cr&pin (SB. Belg. XXXII. 1. 117) wird diese Combination erwähnt, 
obwohl ihm die besprochenen Formen z. T. noch zweifelhaft sind. 

R. moschata X Gallica A. u. G. Syn. VI. 363 (1902). R. Gallica X mo- 
schata Koehne a. a. O. (1893). Crepin a. a. O. (1894). 


ANSCHB: 


9. X 10. (84) R. arvensis X Gallieca. h. Stamm aufrecht 
oder klimmend, mit verlängerten, dünnen Aesten. Achsen mit leicht 
gebogenen, schwachen oder derberen Stacheln mit oft sehr zahlreichen, 
bisweilen auch nur spärlichen, kürzeren oder längeren, drüsenlosen oder 
drüsigen Borsten und Stieldrüsen vermischt. Mittlere Laubblätter der 
blüthentragenden Stengel meist 5zählig, obere oft 3-, untere oft 7 zählig. 
Seitenblättchen gestielt oder sitzend, von einander abstehend oder mit 
den Rändern sich deckend. Nebenblätter schmal, mit vorgestreckten, 
lanzettförmigen, zugespitzten oder schmal-ovalen, stumpfen Oehrchen, 
drüsig gewimpert, meist kahl, seltener unterseits oder beiderseits zer- 
streut behaart, mit drüsigem Oehrchennerv, selten über die ganze Unter- 
seite mit Drüsen besetzt. Blattstiel kahl oder schwach-flaumig bis filzig 
behaart, mit nadelförmigen, feinen Stacheln und kürzer oder länger ge- 
stielten, oft fast sitzenden, meist zahlreichen Drüsen besetzt. Blättchen 
starr, etwas lederartig, gross (bis 5 cm lang und 3!/a cm breit) bis 
mitteleross, selten nur etwa 1!/a cm lang, oberseits dunkelgrün, unter- 
seits blassgrün mit scharf hervortretendem Adernetz, oval bis rundlich- 
oval, am Grunde abgerundet oder herzförmig, vorn in eine kurze Spitze 
zusammengezogen oder abgerundet, beiderseits kahl oder unterseits am 
Mittelnerv oder an allen stärkeren Nerven oder über die ganze Fläche 
behaart, sehr selten auch oberseits locker anliegend behaart. Drüsen 
auf der Unterseite fehlend. Zahnung einfach; Zähne rundlich, kurz 
zugespitzt oder zusammengesetzt, grössere Zähne mit 1 bis mehreren 
sehr kleinen, schwach hervortretenden, drüsenlosen und drüsigen Zähnchen. 
Blüthen einzeln oder in armblüthigen Vereinigungen, langgestielt. Blüthen- 
stiele bis 12 mal länger als der Kelchbecher, meist mit länger oder kürzer 


1) Japanischer Name. 


364 Rosaceae. 


gestielten, zum Theil fast sitzenden Drüsen bekleidet, oft mit einzelnen 
drüsenlosen Stachelborsten. Hochbl. fehlend oder klein, lanzettlich, 
drüsig gewimpert. Kelchbecher stieldrüsig oder kahl, verkehrt-eiförmig, 
oval oder kugelig. Kelchblätter lanzettlich, auf dem Rücken dicht 
drüsig, bald lang zugespitzt, die äusseren fiedertheilig mit zahlreichen 
Fiedern, bald ziemlich kurz mit wenigen, selten völlig fehlenden Fieder- 
lappen, nach der Blüthe zurückgeschlagen, frühzeitig abfallend. Blumen- 
blätter gross, weiss, blassrosa bis purpurn. Staubblätter länger als die 
Griffel. Griffel bald kurz, ein kugeliges Narbenköpfchen bildend, bald 
langgestreckt, frei oder zu einer Säule vereint, kahl oder wollig behaart. 
Scheinfrüchte häufig fehlschlagend. 

Hecken, Waldschläge; an den Standorten der Stammarten ziemlich 
häufig. — Grajische Alpen !! Corni di Canzo! Monte Baldo! Schweiz 
in den Cantonen Genf! Waat! Schaffhausen!! Deutschland in Loth- 
ringen! Elsass; Baden!! Rheinpreussen! Hessen-Nassau; Württemberg ; 
Bayern! Oesterreich-Ungarn in Oberösterreich; Niederösterreich! Tirol! 
Istrien! Kroatien! Bosnien! Bl. Juni, Juli. 

R. arvensis X Gallica R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 363 (1902). 
R. Polliniäna!) Sprengel Plant. min. cogn. pug. II. 66 (1813). 
Nyman Consp. 231. R. hybrida Schleicher Cat. (1815). Nyman Consp. 
231. R. geminäta Rau Enum. ros. 98 und 169 (1816). Nyman 
Consp. 231. R. gallica X arvensis Crepin SB. Belg. XVIIL 1. 
f. 1879. 347 [593] (1880) a. a. O. XXXIIL 1. 80 (1894). 


Eine sehr veränderliche, in allen möglichen Uebergängen von der formenreichen 
R. arvensis zur R. Gallica auftretende Kreuzung, die zur Aufstellung zahlreicher 
Arten Veranlassung gab. (Vergl. Des@glise M&m. Soc. acad. Maine-et-Loire [1872]. 
Wiesbaur Oest. bot. Zeit. XXIX [1879] 144. Borbäs Ros. Hung. [1880] 360. 
Boullu Bull. Soe. Bot. Lyon 2 Ser. II. 73 [1884, III. 110. 1885]. Vukotinovie 
Ros. in vie. Zagrab. ete. in Rad Jugosl. Akad. LXIX, LXXXIII [1884, 1886]). 


Der auffälligste Charakter der R. arvensis, der auf das Kreuzungsproduct ver- 
erbt werden kann, ist die Griffelsäule, die auffälligste Figenschaft, welche die R. 
Gallica überträgt, die borstenförmige, drüsenlose und drüsige Bestachelung. Es 
besteht indessen zwischen der Länge der mit einander säulenförmig vereinten Griffel 
und den übrigen Merkmalen keine derartige Correlation, dass man die langgriffelige 
Form des Kreuzungsproductes, deren Griffel mit einander vereint sind, schlechtweg 
als die der R. arvensis näherstehende, die kurzgriffelige, deren Griffel zudem frei 
sind, als die der R. Gallica sich nähernde Form bezeichnen könnte, In ganz ana- 
loger Weise besteht auch zwischen der drüsenborstigen Bekleidung der Achsen und 
den übrigen Eigenschaften des Kreuzungsproductes keine derartige Wechselbeziehung, 
dass die mit zahlreicheren Drüsenborsten bewehrten Abänderungen kurzer Hand als 
die durch grössere Affinität zu R. Gallica ausgezeichneten erklärt werden dürften. 
Jede Gruppirung der Variationen der R. arvensis X Gallica, mag sie auf der Griffel- 
länge, dem Grade der Bestachelung, der Farbe der Blumenblätter, der Grösse der 
Blättcehen ete. basiren, trägt daher, wje Cr&pin in seiner Kritik der Gruppirung 
der Gallicanae hybridae (a. a ©. 82) mit Recht betont, durchaus den Stempel künst- 
licher Scheidung, deren Berechtigung, so lange man sich nur ihres künstlichen 
Charakters bewusst ist, darin liegt, dass sie eine bessere Uebersicht und damit zu- 
gleich einen tieferen Einblick in die mannigfaltigen Variationen gewährt, die zwischen 
der typischen R. arvensis und R. Gallica liegen. 


i) 8. II. S. 42 Fusmn. 2. 


er . 
Be 


u er 


Rosa. 365 


A. Griffel verlängert, ungefähr die Länge der inneren Staubblätter erreichend, frei 
oder mehr oder weniger weit mit einander verbunden. 
I. Griffel kahl. 

a. cymelliflöra. Blüthentragende Zweige mit zahlreichen, oft sehr dicht 
stehenden, nadelförmigen Stacheln und Stieldrüsen. Mittlere Laubblätter 
5zählig. Nebenblätter breit, drüsig gewimpert, unterseits behaart. Blatt- 
stiel kurzhaarig, mit zahlreichen, sehr kurz yestielten Drüsen und nadel- 
förmigen Stacheln. Blättchen breit-oval, mit herzförmigem Grunde, vorn 
kurz zugespitzt, mit breiten, etwas geschweiften, kurzen, vor- 
herrschend einfachen Zähnen, die nur hin und wieder eine sitzende 
Drüse tragen, oberseits dunkelgrün, kahl, unterseits bleichgrün, ziemlich 
dicht anliegend behaart. Blüthen einzeln oder in mehrblüthigen Blüthen- 
ständen. Bracteen drüsig gewimpert, dicht behaart. _Blüthenstiele sehr 
kurz, mit kurzgestielten Drüsen und längeren drüsenlosen und drüsigen 
Borsten bekleidet. Kelchbecher länglieh birnförmig, wenigstens 
am Grunde mit Stieldrüsen besetzt. Aeussere Kelchblätter reichlich gefiedert, 
mit schmallanzettförmigen, laubigen Anhängseln, auf dem Rücken drüsen- 
reich. Kronendurchmesser über 5 em. Discus schwach erhaben. Griffel 
unten mit einander verbunden. — Kroatien! — R, arvensis X 
Gallica A. I. a. cymelliflora R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 365 (1902). 
R. cymelliflora Borbäs u. Vukotinovit OBZ. XXXIV (1884) 449. Vukot. 
Rad Jugoslav. Akad. LXXXII. 14 (1886). 

b. Polliniäna!). Niederer, höchstens 1 m hoher Strauch mit schlanken 
Zweigen, die einen fast unbewehrt, die anderen mit schlanken, geraden 
oder leicht gebogenen Stacheln, die oberwärts mit Stachelborsten vermischt 
sind. Laubblätter 3—5zählig.. Blättcehen oval, mit abgerundetem 
Grunde, vorn kurz zugespitzt oder abgerundet, oberseits kahl, unter- 
seits am Mittelnerv etwas behaart und drüsig. Zahnung 
zusammengesetzt, Zähne spitz, mit feinen meist sitzenden 
Drüsen oder Drüsenzähnchen. Blüthen einzeln oder zu 2—4. 
Blüthenstiele ziemlich lang, mit Stieldrüsen bekleidet und mit drüsenlosen, 
nadelförmigen Stacheln. Hochbl. kahl. Aeussere Kelchblätter mit Fieder- 
lappen. Kelchbecher eiförmig, drüsenlos. Kronenblätter gross, rosenroth. 
Discus kegelförmig erhaben. Griffel unten mit einander verbunden. — 
Dauphin&! Schaffhausen!! Monte Baldo! Württemberg ete. — R. arvensis 
X Gallica A. I. b. Polliniana Keller in A. u. G. Syn. 365 (1902). R. 
Polliniana Spr. Pl. min. cogn. pug. II. 66 (1813). Deseg. SB. Belg. XV. 240 
(1876). Nyman Consp. 231. — Hierher gehört ferner 2. decipiens (R. 
decip. Boreau Fl. Centr. 3 &d. 218 [1857]). Zweige sehr reichlich mit nadel- 
förmigen Stacheln und Stieldrüsen bewehri, auch. die stärkeren Stacheln 
gerade oder leicht gebogen. Blättchen klein, oval, mit herzförmigem 
Grunde, stumpf oder kurz zugespitzt, oberseits zerstreut, unterseits 
dichter anliegend behaart. Zahnung zusammengesetzt, Zähne 
breit, kurz zugespitzt, mit mehreren Drüsenzähnchen. 
Blüthenstiele ziemlich reichlich mit ungleich langen Stieldrüsen besetzt. 
Kelchblätter drüsig gewimpert, die äusseren mit Fiedern. — Dauphin&! — 


I. Griffel mehr oder weniger behaart, bisweilen wollig. 


a. Zahnung der Blättchen einfach oder nur hin und wieder mit einem drüsigen 
Nebenzähnchen. 
hibrida. Derber, aufrechter Strauch mit starken Stacheln 
und sparsamen Drüsenborsten. Nebenblätter schmal, kahl, mit 
drüsig gewimpertem Rande. Blattstiel behaart, bisweilen filzig, mit Stiel- 
drüsen und feinen Stacheln. Blätter 5—7zählig. Blättchen oval, unter- 
seits grau- oder weisslich-grün, behaart; Zähne meist drüsenlös, hin und 
wieder mit drüsigen Nebenzähnchen. Blüthen öfter in mehrblüthigen 
Blüthenständen. Blüthenstiele mit Stieldrüsen, am Grunde mit kurzen 


1) 8. I. S. 42 Fussn. 2. 


366 


Rosaceae, 


Tragbl. Kelchbecher schmal, oval oder verkehrt-eiförmig, bald drüsenlos, 
bald mit Stieldrüsen. Kelchblätter eiförmig, lang zugespitzt, die äussern 
mit wenigen kurzen Fiedern. Kronenblätter länger als der Kelch, weiss- 
lich. Griffel unten mit einander verbunden, meist in der ganzen Länge 
behaart. — An den Standorten der Stammarten tritt diese Abänderung 
des Kreuzungsproductes am häufigsten auf!! — R.-arvensis X Gallica 
var. hibrida RB. Keller in A. u. G. Syn. VI. 365 (1902). R. hybrida 
Schleicher Cat. ed. 3 (1815, ohne Beschreibung). Reuter Cat. pl. vasc. 
Geneve ed. 2. 73 (1861). Nyman Consp. 231. R. Schleicheri1) Braun 
a. typica in Beck Fl. Nied.Oest. 773 (1892). — Es tritt die Variation in 
einer Reihe von Abänderungen untergeordneter Art auf, so als 


2. spectabilis (R. hybrida var. spectabilis Rapin in Reuter a. a. ©. 73 
[1861]). Niederliegender Strauch mit dünnen Zweigen und Stacheln, 
länglichen Blättchen, fiederspaltigen, langen Kelchen, lebhaft rosa- 
gefärbten Kronenblättern; ferner als 

3. subeorddta (R. hybrida var. subcordata Borbäs a. a. O. 361 [1880)]), 
eine Modification, deren Achsen zahlreiche Drüsenborsten tragen. Blätter 
3—5zählig. Blättehen gross, rundlich-eiförmig mit herzförmigem Grunde; 
Zahnung öfter zusammengesetzt. Kelchblätter lang, die äusseren reich- 
lich fiederspaltig. Griffel nur am Grunde behaart, bisweilen fast völlig 
kahl, frei. — Ungarn! ferner A 

4. Wiedermänni2)(R. Schleicheri y.Wiedermanni H. Braun in Beck Fl. NO. 
774 [1892]). Zweige ebenfalls dicht mit Drüsenborsten besetzt. Blättchen 
oval, mittelgross,. unten an den Nerven behaart, theils einfach, theils 
drüsig gezähnelt. Kelchblätter kurz, die äussern nur mit spärlichen 
Fiedern. Blumenblätter blassrosa. — Niederösterreich. 

Zur Gruppe A. Il. a. gehören ferner 

b. submissa. Aeste mit zahlreichen, an den blüthentragen- 
den Zweigen oft sehr dicht stehenden, nadelförmigen 
Stacheln. Nebenblätter bald schmal, bald breit, mit lang zugespitzten, 
vorgestreckten Oehrehen, unterseits dicht behaart und unterseits an 
Drüsen reich. Blattstiel weich behaart, drüsen- und stachelreich. 
Blättehen ziemlich gross, oval, am Grunde abgerundet oder etwas 
herzförmig ausgerandet, vorn kurz zugespitzt, unterseits dicht behaart. 
Blüthen einzeln, langgestielt. Blüthenstiele stieldrüsig. Kelchbecher 
oval, Kelchblätter ziemlich lang mit lanzettlichem Anhängsel und die 
äussern mit 2—3 Paar Fiedern, auf dem Rücken drüsenreich. Griffel 
frei. — Agram! — AR. arvensis X Gallica A. II. a. b. submissa 
R. Keller in A. u. G. Syn. VI. 366 (1902). R. submissa Vukotin, 
Rad Jugosl. Akad. LXIX. 17 (1884). — Ganz ähnlich ist R. coryli- 
Jolia (Vukotin. a. a. ©. 16 [1884]). Blättchen noch grösser, 
kahler, mit etwas tieferer Zahnung. — Kroatien! — Ebenso R. 
variegäta Boullu Bull.SB. Lyon III. 110 (1885). — R. rhombifolia Boullu 
SB. France XXIH. LXIII (1876) habituell der R. arvensis sich 
nähernd, weicht von den vorigen namentlich durch die fast fehlende 
borstige Bekleidung der Aeste und Zweige ab. 


b. Zahnung zusammengesetzt, Zähne vorherrschend mit einem oder mehreren 


Drüsenzähnchen oder Drüsenwimpern. 
Axmänni?), der Abart hibrida ähnlich, aber Griffel in ihrer 


ganzen Länge vereint, wollig behaart. — Baden! — R. arvensis 


X Gallica A. I. b. Axmanni Keller in A. u. G. Syn. VI. 366 (1902). 
R. Axmanni Gmelin Fl. Bad. IV. 367 (1826). R. gallica y. Axmanni 


1) 8. L S. 143 Fussn. 2. 
2) Nach Leopold Wiedermann, * 19. Aug. 1847 Krems (br.), Pfarrer in 


Rappoltenkirchen in Niederösterreich, verdient um die dortige Flora. 


3) Nach Edmund Axmann, * 12. Juni 1788 Tauberbischofsheim, 7 5. Juni 


1867 Wertheim, Medieinalrath daselbst (Metzler br.), um die dortige Flora verdient. 


dl Ze 


Rosa. 367 


Döll Fl. Bad. III. 1113 (1862). — Eine Abänderung mit rundlich-ellip- 
tischen, lederartigen, doppeltgezähnten Blättchen ist 


2. coridcea(R. Axmanni var. coriacea Borbäs Ros. Hung. 355 [1880]). — 
Ungarn! — Eine Abänderung mit schmäleren, elliptischen bis lanzett- 
lichen Blättehen mit langen Kelchblättern, dunkelrothen Blumenblättern 
und wenig bestachelten Zweigen ist 


3. maeröcalyx!) (R. Axmanni var. macroc. Borbäs a. a. O. [1880]) 
— Ungarn! — 
Der Abart Axmanni nähert sich R. Boraedna?) Beraud M&m. 
Soc. Agric. Angers. V. 353 (1842). Nyman Consp. 231. Kräftiger, un- 
gleich bestachelter Strauch. Blättehen sehr gross’ (bis 7!/2 cm), oval, 
mit herzförmigem Grunde, lang zugespitzt. Blüthenstiele und Kelch- 
becher dicht mit Stieldrüsen und beigemengten,, nadelförmigen Stacheln 
bewehrt. Kelchblätter ziemlich kurz, fast einfach, auf dem Rücken stiel- 
drüsenreich. Kronendurchmesser ca. 7!/a em. Diseus stark kegelförmig 
erhaben; Griffel frei. — Zu ihr ist auch R. pulchella Boreau Fl. du Centre 
ed. 2. 662 (1849) zu ziehen, eine Abänderung mit etwas längeren Kelch- 
blättern, fast ebenem Diseus und breitovaler bis kugeliger Scheinfrucht. 
B. Griffel erheblich kürzer als die inneren Staubblätter, meist völlig frei. 
I. Griffel kahl, 
a. Blättehen vorherrschend mit einfacher Zahnung. 
nummulifölia. Aeste und Zweige spärlich mit nadel- 
förmigen Stacheln bewehrt. Laubblätter 3—5zählig, Nebenblätter 
meist schmal, mit kurzen abstehenden Oehrchen, am Rande drüsig ge- 
wimpert, unterseits behaart. Blattstiel flaumig, mit kurzen Stieldrüsen 
besetzt. Blättchen ziemlich klein, im Mittel etwa 2,5 em lang und 2 em 
breit, rundlich-eiförmig, vorn abgerundet oder kurz zugespitzt, am 
Grunde abgerundet, unterseits namentlich an den Nerven be- 
haart. Zähne breit, hie und da mit sitzender Drüse. Blüthen einzeln, 
Tragbl. lanzettlich. Blüthenstiele und Kelchbecher stieldrüsig, Kelch- 
blätter kurz, fast einfach, die äussern meist mit einem Paar Fiedern, 
auf dem Rücken drüsenlos, am Rande drüsig. Discys kegelförmig 
erhaben, von dem kugeligen Griffelköpfehen gekrönt. — Agram! — R. 
arvensis X Gallica B. I. a. nummulifolia Keller in A. u.G. Syn. VI. 367 
(1902). R. nummulifolia Vukotinovid a. a. ©. 13 (1884). — Aehnlich ist R, 
afabilis Vukotinovid a. a. ©. 10 (1886)! Sie ist wesentlich nur verschieden 
durch die grösseren, etwas schmäleren Blättehen, den zusammengesetzteren 
Blüthenstand, die längeren Blüthenstiele, die länglichen Kelchbecher und 
die fiederspaltigen Kelchblätter. — Der R. nummulifolia ähnlich ist 


2. gemindta (Boullu Soc. bot. Dauph. 375 [1874]. R.geminata Rau Enum. 
ros. 98 und 169 [1816]). Sie hat ovale Blättehen mit breiten, scharf zu- 
gespitzten Zähnen; unterscheidet sich nach D&s&glise durch behaarte 
Griffel. — Dauphin&! — Ebenso ist R. fascieuliflora (Boullu in Bull. 
soe. bot. Lyon II. 74 [1884] und Bull, Soc. Dauph. XII. 505 [1885)). 
— Dauphine! — Gleicht ebenfalls der R. arvensis X Gallica B. 1. 
a. nummulifolia in hohem Maasse. 


b. Zahnung der Blättchen vorherrschend zusammengesetzt. 

1. mierötypos3). Kletternder, flatteriger Strauch. Aeste und 
Zweige mit langen, leicht gebogenen Stacheln, geraden, 
nadelförmigen, drüsenlosen und drüsigen Stachelhorsten 
und Stieldrüsen besetzt. Blätter 5—7 zählig. Nebenblätter schmal, 
kahl, mit drüsig gewimpertem Rande, unterseits an den Oehrehen mit 
einzelnen Subfoliardrüsen. Blattstiel kahl, drüsenreich. Blättchen 


1) Von uanoog lang und xdAvE Kelch. 
2) 8. II. S. 596 Fussn. 1. 
3) Von wıxoög klein und zörog Typus, 


368 Rosaceae, 


mittelgross bis klein (im Mittel ca. 12 mm breit und 20 mm lang), 
oval, am Grunde abgerundet, vorn kurz zugespitzt oder abgerundet, 
anfänglich etwas behaart, später beiderseits kahl. Zähne breit, kurz, 
mit sitzenden Drüsen oder undeutlich vortretenden Drüsenzähnchen. 
Blüthenstiele stieldrüsig, mit längeren nadelförmigen Stacheln, mit kurzen 
lanzettlichen oder fehlenden Tragbl. Kelehbecher länglich-oval, 
vorn halsförmig verschmälert, mit zahlreichen Stieldrüsen. Kelch- 
blätter lanzettlich, ohne Anhängsel, auf dem Rücken stiel- 
drüsig, die äusseren mit 1—3 Paar Fiedern. Discus kegel- 
förmig, von einem kugeligen Griffelköpfehen gekrönt. — ÖOgulin in 
Kroatien! — R. arvensis X Gallica B. I. b. 2. mierotypos Keller in 
A.u.G. Syn. VI. 367 (1902). R. m. Borb. u. Vukot. a.a. O. 14 (1884). 

2. Fourräei!), Stamm aufrecht, stark mit ungleichen Stacheln be- 
wehrt, mit kräftigen Aesten. Blättcehen ziemlich klein, unten bläulich- 
grün, etwas behaart. Kelehbecher länglich, äussere Kelchblätter 
meist mit 2 Fiederpaaren. — Daupbine! — R. arvensis X Gallica B. 
I. 2. Fourraei Keller in A. u. G. Syn. 368 (1902). R. Fourraei Desegl. 
Mem. Soc. Acad. Maine-et-Loire XX VII. 98 (1873). Nyman Consp. 231. 
R. mixta Chabert in Cariot Et. Fleurs 4 &d. II. 677 (1865) non Tratt. 1871. 

3. subälbida. Blüthentragende Stengel sehr dicht mit feinen, ge- 
vaden Stacheln bewehrt. Blätter vorherrschend 5zählig. Blätt- 
chen gross, oval, am Grunde abgerundet, vorn lang zugespitzt, ober- 
seits kahl, unterseits an den Nerven behaart. Blüthen meist 
in mehrblüthigen Vereinigungen. Blüthenstiele mit kurzgestielten Drüsen 
dicht besetzt. Kelchbecher kugelig, mit Stieldrüsen bekleidet. 
Kelchblätter lang, mit gezähntem, lanzettförmigem Anhängsel, auf 
dem Rücken drüsenreich, die äussern mit 5—7 linealisch- 
lanzettlichen, drüsig gewimperten Fiederpaaren. Discus etwas kegel- 
förmig erhaben. Griffel kahl oder ganz spärlich behaart. Scheinfrucht 
kugelig. — Kroatien! — R. arvensis X Gallica B. I. b. 3. subalbida 
Keller in A. u. G. Syn. VI. 368 (1902). R. subalbida Vukotinovie 
a.a.0.21 (1834). R. Doljensis ?) Borb. u. Vukotinovi a. a. 0. LXXXII. 
9 (1886). R. pallescens Vukot. Herb. 

4. subr&pens. Nadelförmige Stacheln spärlich, nur unter- 
halb des Blüthenstandes nicht bloss vereinzelt auftretend. Blätter etwa 
1,5 bis 2 dm lang. Nebenblätter schmal, Blättchen mittelgross, das 
Endblättehen stets auffällig grösser als die übrigen Blättchen, am Grunde 
abgerundet, vorn zugespitz, oben kahl, unten namentlich an 
den Nerven behaart. Zahnung drüsenreich. Zähne ziemlich schmal, 
spitz. Blüthen einzeln. Blüthenstiele dicht mit Stieldrüsen und mit 
zahlreichen, drüsenlosen, nadelförmigen Stacheln bewehrt. Kelehbecher 
oval, mit Stieldrüsen besetzt. Kelchzipfel von mittlerer Länge, auf 
dem Rücken drüsig, die äusseren mit 3—4 Paar linealisch-lanzettlichen 
bis fädlichen Fiedern. Krone ziemlich klein, im Durchmesser nur ca. 3 cm. 
— Kroatien! — R.arvensis X Gallica B. I. b. 4. subrepens R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 368 (1902). :R. subrepens Borb. bei Vukotinovid 
a. a. ©. LXIX. 13 (1884). R. Sestinensis3) Vukotinovic a. a. O. 
LXXXII. 8 (1886). 

II. Griffel + stark bis wollig behaart. 
a. Zahnung der Blättchen vorherrschend einfach, ohne Zähnchen oder sitzende 

Drüsen. 

1. Kalksburgönsis#). Strauch 3—5 dm hoch. Blüthenzweige stieldrüsig, 
steifborstig, Blättchen genähert, elliptisch oder eilanzettlich, mittelgross, 


1) Nach Jules Fourreau, * 1846 + 1871, dem Mitarbeiter Al. Jordan’s 
s. S. 109 Fussn. 1. 

2) Nach dem Fundort, dem Wälde Dolje unweit. Agram. 

3) Nach dem Fundort Sestine, Dorf bei Agram in Kroatien, 

4) Nach dem Fundort Kalksburg bei Liesing in Nieder-Oesterreich, 


Rosa. 369 


oberseits dunkelgrün, unterseits bläulich-grün. Blumenkrone gross, 
purpurn. Griffel wollig, mehr oder weniger in eine Säule vereint, die 
aber nur halb so lang, wie die inneren Staubblätter ist. — Nieder- 
österreich. — R. arvensis X Gallica B. I. a. 1. Kalksburgensis R. Keller 
in A. u. G. Syn. VI. 368 (1902). R. Kalksburgensis Wiesbaur ÖBZ. 
XXIX. 144 (1879). 

2. tenella. Stamm spärlich bestachelt; Zweige dünn, verlängert, mit 
schlanken, leicht gebogenen Stacheln, an den blüthentragenden Zweigen 
stieldrüsig-stachelig. Blattstiel behaart. Blättehen zu 3—5, klein, 
beiderseits behaart. Blüthenstiele mit sehr feinen, kurzgestielten 
oder sitzenden Drüsen. Kelchbecher kugelig; äussere Kelchzipfel mit 
einigen schmalen Fiedern. — Dauphine! — R. arvensis X Geallica B. 
I. a. 2. tenella Keller in A. u. G. Syn. VI. 369 (1902). R. tenella 
Boullu in Bull. SB. Dauph. XIII. 546 (1886). 

b. Zähne breit, wenig tief, mit zahlreichen, sitzenden Drüsen und Drüsen- 
zähnchen. 
assürgens. Aeste und Zweige sehr dicht, mit kleinen, feinen, 
geraden Stacheln und Stieldrüsen. Blätter 5zählig, ziemlich gross, ober- 
seits dunkelgrün, unterseits blassgrün, ziemlich dicht behaart. Blüthen- 
stiele einzeln, dicht bekleidet mit Stieldrüsen und einzelnen nadelförmigen 

Stacheln. Kelchbecher oval. Kelchblätter breit-oval, kurz, die äussern 

mit einigen kurzen Fiedern. — Kroatien! — R. arvensis X Gallica B. 

I. b. assurgens R. Keller in A. u. G. Syn. 369 (1902). R. assurgens 

Vukotinovic a. a. O. LXIX. 14 (1884). 


R. oligacanthat) Borbäs Ros. Hung. 317, 360, 373 (1880) ist eine 
hauptsächlich durch die vorherrschend einfache Zahnung ausgezeichnete 
Abänderung. 


(Frankreich ; Ober- und Mittel-Italien.) =] 


9. x 17. (85.) R. arvensis X tomentösa. fh vom Aussehen 
der R. arvensis. Aeste und Zweige meist reichlich bestachelt; 
Blüthenzweige bisweilen stachellos, oft bläulich angelaufen. Stacheln 
mit ovalem Grunde, leicht gebogen bis gekrümmt. Laubblätter 
5—7-, die obersten 3zählig. Nebenblätter breit, mit kurzen, ab- 
stehenden Oehrchen, oberseits kahl, unterseits an den Oehrchen 
locker *flaumig behaart, namentlich an den unteren Laub- 
blättern mit einzelnen Subfoliardrüsen, am Rande durch 
feine Stieldrüsen dicht gewimpert. Blattstiel locker flaum- 
haarig, mit sehr zahlreichen, feinen, kürzer oder länger gestielten und 
sitzenden schwarzrothen Drüsen besetzt, zerstreut stachelig.. Blättchen 
von mittlerer Grösse (ca. 2—3 cm lang und 1—1,5 cm breit), ellip- 
tisch, beiderends ungefähr gleichmässig verschmälert, oder eiförmig, 
am Grunde abgerundet, vorn kurz zugespitzt (Zähne breit, mit 
kurzer, aufgesetzter Spitze, am äusseren Rande mit mehreren 
(3—5) sitzenden Drüsen und öfter mit 1—2 schwach hervortretenden 
kerbigen Drüsenzähnchen), oberseits grün, zerstreutanliegend 
behaart, unterseits blass, + dicht behaart, meist ohne Sub- 
foliardrüsen. Hochblätter kurz breit-eiförmig zugespitzt, unterseits locker 
flaumig behaart, am Rande dicht drüsig gewimpert. Blüthen meist in 
mehrblüthigen Blüthenständen. Blüthenstiele 1!/2 bis fast 2!/a cm lang, 


1) Von 6Alyog wenig und &xavda Stachel, 


Ascherson u. Graebner, Synopsis VI. 24 


370 Rosaceae, 


bald kahl, bald ziemlich dieht mit zarten, nicht stacheln- 
den, kürzeren und längeren Stieldrüsen besetzt, bläulich 
bereift. Kelchbecher kugelig-eiförmig, unter dem Discus etwas 
zusammengezogen, gegen den Grund allmählich in den Blüthenstiel 
verschmälert, kahl, meist bläulich bereift. Kelchblätter 1—1!/a cm 
lang, auf dem Rücken drüsenlos, mit lanzettlichem, unterseits behaartem, 
ganzrandigem Anhängsel, am Rande durch einzelne Stieldrüsen ge- 
wimpert, die äusseren mit 1—3 Paar kurzen, lanzettlichen Fiedern. 
Blumenblätter klein, wenig über 1 em lang, blassrosenroth oder 
weiss. Griffel frei, aber verlängert, behaart. 

Rheinprovinz: Rosenberg bei Tawern unweit Trier! Bl. Juni. 

R. arvensis X. tomentosa Wirtgen in Herb. Vergl. auch Cr&pin 
SB: Belg. XXXIIIL 1. 137 (1894), 


Crepin hält dafür, dass der eine Erzeuger zu den Synstylae gehöre, viel- 
leicht R. arvensis sei, während die Natur des anderen fraglich sei. Die Möglich- 
keit, dass er R. iomentosa sei, gibt er zu. So starke Zweifel in die Natur des 
zweiten Erzeugers hegen wir nach Einsicht des Materials, das der Entdecker dieser 
äusserst interessanten Rose, F. Wirtgen, uns in freundlicher Weise zum Studium 
überliess, nicht. Die Natur des Hibriden spricht für den Einfluss einer behaarten, 
durch zusammengesetzte Zahnung der Blättehen, durch Subfoliardrüsen und durch 
behaarte Griffel ausgezeichneten Rose, eine Summe von Eigenschaften, die R. tomen- 
tosa in sich vereint. Neben dieser könnte vielleicht R. tomentella in Frage kommen. 
Wir sehen von ihr theils wegen der Form der Stacheln, theils wegen der Gestalt 
der äusseren Kelchblätter und der Farbe der Blumenblätter ab, die an einer Blüthe 
etwas von blassrosenroth erhalten zeigen, während sie im übrigen allerdings eher 
den Eindruck weissgefärbter Blumenblätter machen. I*| 


Ar SXTB 


(8.X 9.) X 24. R. (sempervirens X arvensis) X R. agrestis.? Von 
sehr verschiedenem Aussehen, bald einer R. arvensis im Wuchse gleichend, bald 
vom Aussehen einer R. canina mit niederliegenden Aesten. Laubblätter 5—7- 
zählig. Obere Blättchen breit-oval, plötzlich zugespitzt, untere elliptisch 
oder schmal-oval, gegen den Grund nicht selten keilig verschmälert. Sub- 
foliardrüsen + zahlreich. Zahnung schmal, tief, genähert; Zähne auf 
der Aussen- und Innenseite mit Drüsenzähnchen. Blüthenstiele lang. 
Kelchblätter eiförmig-lanzettlich mit verlängertem, schmalem Anhängsel, die äusseren 
mit schmalen, wenig zahlreichen Fiedern. Griffel zu einer langen Säule vereint. 
Kelchbecher oval. 

Im Gebiete selbst noch nicht nachgewiesen (Dep. Gers). Bl. Juni. 

R. (semperwirens X arvensis) X R. agrestis R. Keller in A. u. G. Syn. VI 
370 (1902). R. Costei1) Duffort in Pons et Coste Herb. Ros. Fase. IV. 46 (1898). 
— Duffort, der diese eigenartige Rose bei Puycasquier und bei Gimons entdeckte, 
deutete sie als R. Duforti X sepium, eine Auffassung, deren Möglichkeit auch 
Cre&pin anerkannte. 


AB! 


. X 10. R. Chinensis X Gällica. 

In zahlreichen, als Remontanthibriden bezeichneten Formen in den Gärten. 
Nach Koehne (Deutsche Dendrol. 281) und Cr&pin (SB. Belg. XXXII. 1. 117) 
würde auch die S. 45 erwähnte Manetti-Rose hierher gehören. 

R. chinensis X gallica Koehne a, a. O. (1893). R. gallica X indica Crepin 
a. a. OÖ. 115 (1894). 


I) S. S. 273 Fussn. 1. 


Rosa. 371 


N 0% Be 


.X  .„R. Chinensis X rugösa. 


Durch Kreuzung der genannten Arten von Bruant erhalten: Madame Georges 
Bruant (Cröpin SB. Belg. XXXIII. 1. 122). 


R. Chinensis X rugosa A. u. G. Syn. VI. 371 (1902). R. rugosa X indica 
Crepin a. a. O. (1894). 


A. X B 


x  . R. Chinensis X Virginiana. }, 2 m hoch. In der Tracht 
einer lockeren R. Virginiana ähnlich , mit schlanken Schösslingen und brauner 
Rinde. Stacheln etwas hakig gebogen, zerstreut, seltener unter den Blättern ge- 
paart. Nebenblätter weit angewachsen mit schmalen, divergirenden 
Oehrehen. Blättehen der blüthentragenden Zweige meist zu 5—7. Hochblätter 
linealisch, ziemlich schmal. Blüthen einzeln oder an den Enden der Laubtriebe zu 
vielen. Kelchblätter nach der Blüthe abstehend oder meist zurück- 
geschlagen. Blumenblätter viel kleiner als bei R. Virginiana, leuchtend hell- 
purpurn. Griffel frei, sehr unregelmässig, bald zu einem unregelmässigen 
Köpfehen gedrängt, bald locker, dann z. T. die halbe Länge der inneren 
Staubblätter erreichend, z. T. ganz kurz. Scheinfrüchte stets fehl- 
schlagend. 

Von Zabel im Forstgarten von Hannov. Münden gezüchtet. Bl. Ende Mai, Juni. 
R. Chinensis X Veırginiana A. u. G. Syn. VI 37i (1902). R. blanda X 
indica Zabel in Hort. Mund. R. Aschersonidnat) Graebn. in Hort. Berol. 


Eine der allerschönsten bekannten Wildrosen ; durch die ganz aussergewöhnlich 
grosse Menge der fast blendend gefärbten Blüthen fällt der Strauch schon aus grosser 
Entfernung auf. Der Duft erinnert deutlich an R. Chinensis. Von mehreren Formen 
hat sich bisher nur eine als winterhart erwiesen. 


Au ,X.B. 


. X 40. R. Chinensis X pendulina. 
In Gärten unter dem Namen Rose de Boursault. 


R.chinensis X pendulina Koehne Deutsche Dendr. 281. R.reelindta Thory 
in Redout& Les ros. III. t. 157, 158 (1824). R. alpina X Indica Focke Pfl.Mischl. 
141 (1881). Crepin SB. Belg. XXXIII. 1. 32 (1894). 


Ar XIB; 


( .%X .)% 10 R. (moschata X Chinensis) X Gällica. 


Dureh Kreuzung der Noisette-Rose (s. S. 46) mit R. Gallica wurden in 
Frankreich die in Gärten verbreiteten Noisette-Hibriden erhalten (Focke a. a. 0. 140). 


R. (moschata X Chinensis) X Gallica A. u. G. Syn. VI. 371 (1902). 


AU B: 
( .X ,)XxX 4. R. (Chinensis X Damascena) X pimpinellifölia. 
Als remontirende Pimpinellrose in Gärten wenig verbreitet (Focke a. a.0. 141). 


R. (Chinensis X Damascena) X pimpinellifolia A. u. G. Syn. VI. 371 (1902). 
R. pimpinellifolia X (Damascena X Indica) Focke a. a. O. (1881). 


1) Nach P. Ascherson s. I. 8, 287 Fussn. 2, da die Pflanze 1901 gerade 
an dessen Geburtstag in vollster Blüthe stand. 


24* 


372 Rosaceae. 


Bestimmungstabelle der Rosa-Arten. 


Die Vorzeichen A., II. u. s. w. bis I. I. bezeichnen die im vorstehenden Texte befolgte 
systematische Anordnung. 


1. A. Griffel die innere En der Staubblätter deutlich über- 


Migond NR, DR N. 
(Vergl. indessen R. sempervirens B. . Beite 38 En R. arvensis A. II. 
Seite 41.) 


B. Narben ein halbkugeliges Köpfchen bildend, dessen Aussenrand 

die innere Einfügungslinie der Staubblätter nicht überragt . 9 

(Vergl. jedoch R. stylosa S. 133; auch bei R. Gallica, R. agrestis und 

R. tomentella, sehr selten bei R. canina verlängern sich ausnahmsweise die 
Griffel zu einer kürzeren oder längeren Säule.) 

2. I Stamm kletternd oder kriechend, mit gebogenen oder gekrümm- 
ten Stacheln. Nebenblätter bei unseren Arten hoch hinauf 
mit dem Blattstiel verbunden. Kelchblätter nach der Blüthe 
zurückgeschlagen, vor der Fruchtreife abfallend, alle ungetheilt 
oder die äusseren fiederspaltig. Griffel fast stets zu einer den 
ebenen oder schwach kegelförmig erhabenen Discus überragen- 
den, schlanken Säule verwachsen, welche ungefähr die Länge 
der inneren Staubblätter erreicht, selten frei und so stark ver- 
kürzt, dass die Narben ein die Mündung des Kelchbechers 
schliessendes Köpfchen bilden. Synstylae 8. 34 3 


II. Stamm aufrecht. Stacheln zerstreut, gebogen oder hakig. Nebenblätter 
weit hinauf mit dem Blattstiel verbunden, die oberen mit schmalen, aus- 
gespreizten Oehrehen. Mittlere Laubblätter der Blüthenstiele 3—5—(7)- 
zählig. Hochblätter schmal. Kelchblätter nach dem Verblühen zurück- 
geschlagen, vor der Fruchtreife abfallend, die äusseren mit wenigen Fiedern 
oder alle ungetheilt. Griffel frei, etwa die halbe Länge der innersten 


Staubblätter erreichend. Indicae 8. 45. 8 

3. a. Nebenblätter tief fransig eingeschnitten. R multiflora S. 34. 
b. Nebenblätter nicht eingeschnitten, wenn auch oft gezähnt 

oder -drüsig. gewimpett - ... «2... .....2... „ EosmsEuuueE 

4. E Blüthenstand pyramidal . . . . A 
. Blüthenstand doldenrispig ler arın- BE 1 blüthig) eb 

> a. Laubblätter im Winter abfallend. Kelchblätter eilanzettlich, die 


äusseren mit 2—4 sehr schmalen Fiedern. Griffelsäule kahl. 
R. setigera S. 34. 
b. Laubblätter lange bleibend. Kelchblätter länglich-lanzettlich, meist 
ganzrandig. Griffelsäule behaart. R. anemoniflora S. 35. 


6. (4.) a. Hochblätter zeitig abfallend. Blüthenknospe sehr lang eiförmig, 
allmählich lang zugespitzt. Kelchblätter lanzettlich, in eine faden- 
förmige Spitze auslaufend. Griffelsäule behaart. R.moschata S.35. 


b. Hochblätter lange bleibend. Blüthenknospen kurz, dick 
eiförmig, plötzlich in eine kurze Spitze verschmälert 7 


7: 1. Laubblätter den Winter überdauernd, die mittleren der 
blüthentragenden Zweige fast stets 5zählig. Blättchen 
dick, lederartig, meist völlig kahl, glänzend. Hoch- 
blätter lanzettlich, nach der Blüthe abstehend oder 


” 
Lu} 


Rosa. 373 


zurückgeschlagen. Oehrchen der Nebenblätter etwas 
divergirend. Griffelsäule fast stets dicht behaart. 
R. sempervirens S. 36. 
2. Laubblätter im Winter abfallend, die mittleren der 
blüthentragenden Zweige meist 7-, selten 5 zählig. Blätt- 
chen dünn, nicht glänzend, kahl oder oft mehr oder 
weniger dicht behaart. Zähne breit, ziemlich tief. Griffel- 
säule kahl. R. arvensis S. 38 


7. A. I. b. 2. b. R. sempervirens X arvensis 8. 42. 
4. A. 
3. A. 
n 
) 


T. b. R. setigera X arvensis 8. 44. 
I. R. multifiora X setigera 8. 44. 
R. multiflora X moschata 8. 44. 


” 


Rothstacheliger Strauch. Blüthen zu mehreren. Blüthenstiele stieldrüsig. 


R. Chinensis Indica S. 45. 


Blüthen oft einzeln. Blüthenstiele oft kahl. 


2 33 93 
. 
wu 4 


R. Chinensis B. semperflorens S. 45. 
R. multiflora X Chinensis S. 46, 
R. moschata X Chinensis 8. 46. 
R. setigera X (moschula X Chinensis) 8. 46. 
R. sempervirens X Chinensis S. 46. 
R. arvensis X Chinensis 8. 46. 


. Stamm kletternd. Nebenblätter vom Blattstiel frei, zeitig abfallend, am Rande 


in fadenförmige Fransen zerschlitzt. R. Banksiae S. 46. 


. Sträucher mit aufrechtem, nicht kletterndem Stamm, bald gedrungen, 


bald mit bogig verlängerten, ruthenförmigen Aesten. Nebenblätter 


der 


oberen Laubblätter meist breiter als die der mittleren, alle 


hoch hinauf mit dem Blattstiel verbunden, ohne Fransen . 10 
a. Aeussere Kelchblätter fiederspaltig . . . Ar: |) 
b. Alle Kelchblätter ungetheilt, oder, wenn die äusseren getheilt, 

nur mit kleinen, spärlichen Fiedern . . 2.2.0.0. 47 


1. 


Stamm mit gekrümmten Stacheln, welche mit geraden, nadel- 
förmigen oder borstenförmigen Stacheln und Stieldrüsen ge- 
mischt sind. Mittlere Laubblätter der blüthentragenden Zweige 
5-, selten 3zählig.. Blüthen gross, meist einzeln und dann 
hochblattlos. Gallicae 8. 47. 12. 
Vergl. auch R. Jundzillü B. S. 58. 
Stamm meist gleichartig bestachelt, mit geraden, gebogenen 
oder hakig gekrümmten Stacheln bewehrt. Mittlere Laub- 
blätter der blüthentragenden Zweige meist 7zählig. Blüthen- 
stand meist mehrblüthig. Hochblätter vorhanden, + stark 
verbreitert. Kelchblätter nach dem Verblühen zurückgeschlagen, 
vor der Fruchtreife abfallend oder aufgerichtet, den Kelch- 
becher bis zur Fruchtreife krönend und dann abfallend oder 
bleibend, die äusseren fiederspaltig, sehr selten ungetheilt. 
Caninae SS. 52. 15 
Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen, vor der Frucht- 
teife ablallend.'. /...... 9 3213 


Stacheln spärlich, an den Blüthentrieben N #Ehlend. Nebenblätter 
und Hochblätter sehr verbreitert. Blättchen einfach gesägt, etwas leder- 
artig. Kelchblätter meist ungeiheilt, nach dem Verblühen aufrecht. 

R. turbinata S. 52. 


N 


374 Rosaceae. 

13. Stacheln sehr ungleichartig . . Re ı.: 
Stacheln ziemlich gleichartig, hakig REN kräftig, Blättchen länglich- 
eiförmig. Blüthenstand meist mehrblüthig. R. Damascena S. 51. 

14. Blättehen starr, lederartig, meist breit-elliptisch, rundlich- 


eiförmig bis kreisförmig. Zahnung breit, stumpf, am Rande 


oft mit feinen, sitzenden Drüsen. Blüthen aufrecht, meist 
einzeln. R. Gallica S. 47. 


Blättehen dünnhäutiger. Blüthen niekend, meist gefüllt. 
R. centifolia S. 51. 
15. (11.) a. Stacheln ziemlich schlank, gerade oder fast gerade, selten 
mit nadelförmigen Stacheln untermischt. Blättchen meist 
gross, etwas starr, mit reichlich zusammengesetzter Zahnung, 
unterseits mit scharf hervortretendem Adernetz. Blüthenstiele 
lang, meist mit Stieldrüsen und Stacheldrüsen besetzt, denen 
nicht selten drüsenlose, nadelförmige Stacheln beigemengt 
sind. Kelchblätter nach dem Verblühen zurückgeschlagen. 
Blumenkrone gross, rosenroth. Griffel meist dicht behaart. 
R. Jundzillii S. 53. 


b. Stacheln schlank, gerade oder leicht gebogen. Kelchblätter 

nach dem Verblühen aufgerichtet, lange bleibend. . . 16 
Vergl. auch R. Sicula S. 103; BR. glutinosa S. 105. 

c. Stacheln mehr oder weniger stark gekrümmt, meist hakig 
gebogen, allmählich in den scheibenförmigen Grund ver- 
braiterl.l.. „ob: 2.0» PER 

16. 1. Blättchen meist "völlig kahl, itrch gezähnt, gleich den 

Zweigen hechtblau oder röthlich angelaufen. Kelchblätter 
ra lang, die äusseren mit kleinen fädlichen Fiedern 
oder gleich den inneren ungetheilt. Blumenkrone roth, 
klein, kürzer als der Kelch. Griffel ein breites, wolliges 
Köpfchen bildend. Scheinfrucht kugelig, meist ziemlich 
klein. R. rubrifolia S. 60. 
2. Blättchen meist beiderseits weichfilzig oder sammetartig 
behaart, selten mit einfacher, meist mit doppelter oder 
reichlich zusammengesetzter Zahnung. Vestitae 8.63. 17 
Vergl. R. pomifera I. a. 2. S. 68. 

17; a. Zwergiger Strauch mit spärlichen, nadelförmigen Stacheln. 
Jüngere Triebe dicht behaart. Zahnung vorherrschend 
einfach. Blüthenstiele wollig behaart, mit Stieldrüsen 
und nadelförmigen, feinen Stacheln besetzt. 

R. Orientalis S. 63. 

£. Blüthenstiele nicht wollig behaart, meist mit Stiel- 
drüsen besetzt, denen nicht selten nadelförmige Stacheln 
a sind, selten völlig drüsenlos . . . 18 


18. $ Achsen gerade; Stacheln vollkommen gerade, schlank. 
Oehrchen der Nebenblätter meist sichelförmig gegen 
den Blattstiel gekrümmt. Kelchblätter nach dem 


Ba 


19. 


20. (18.) 


22. 


Rosa. 305 


Verblühen aufgerichtet, die Scheinfrucht bis zu ihrem 
Aerzalb kronend.', <itsanen ‚kafnskr.n... 
$$ Achsen, namentlich die blatttragenden, oft ziekzack- 
förmig. Stacheln gebogen bis gerade,‘ wenn hakig 
gekrümmt mit plötzlich verbreitertem Grunde. Neben- 
blätter mit kurzen, dreieckigen, divergirenden Oehr- 
chen. Kelchblätter nach der Blüthe ausgebreitet oder 
aufrecht, lange bleibend, aber schliesslich sich von 
der reifen Scheinfrucht abgliedernd . . . . 20 
* Blättehen meist gross, länglich-oval bis breit-elliptisch, 
mit parallelen Seitenrändern, meist mit zahlreichen 
Subfoliardrüsen. Stieldrüsen der Blüthenstiele rauh. 
Scheinfrucht meist kugelig, kirschgross, von den 
langen Kelchblättern gekrönt. R. pomifera S. 64. 

** Aeste meist röthlich-purpurn, bläulich bereift. Blätt- 
chen meist klein, rundlich bis länglich oval, mit 
stumpferen Zähnen. Blüthenstiele mit zarten und 
meist spärlichen Stieldrüsen besetzt. Scheinfrucht 
klein, mit kurzen Kelchblättern. R. mollis S. 72. 


* Strauch gedrungen, kurzästig mit bläulich-grünem 
Laubwerk. Blättchen oval bis länglich-oval; Blüthen- 
stiele kürzer als die Tragblätter, so lang bis halb 
so lang wie die Scheinfrucht; Kelchblätter sich erst 
spät abgliedernd. Blumenblätter intensiv rosenroth. 
Griffel behaart bis wollig. R. omissa S. 75. 


*»* Strauch mit verlängerten, nicht selten bogig über- 
hängenden Aesten. Blättchen breit-oval bis ellip- 
tisch. Blüthenstiele bis viermal länger als der Kelch- 
becher. Kelchblätter meist vor der Fruchtreife 
abfallend. Kronenblätter blassrosa. Griffel behaart 
bis kahl. R. tomentosa S. 80. 


. I. a. 2.5 2. R. mollis X tomentosa S. 90. 
21. (15.) 1. 


Blättchen klein bis mittelgross mit zusamengesetzter Zahn- 
ung, unterseits fast stets mit sehr zahlreichen, die ganze 


- Fläche deckenden, wohlriechenden, sehr selten völlig fehlen- 


den Subfoliardrüsen. Rubiginosae 8. 91. 22 


. Meist hohe Sträucher mit bogig überhängenden Stämmen 


oder Aesten. Blättehen meist mittelgross bis gross, kahl 
oder behaart. Subfoliardrüsen fehlend oder nur am Mittel- 
nerv, selten vereinzelt oder zahlreich über die ganze untere 
Blattfläche zerstreut, dann aber ohne den für die Rubr- 
ginosae charakteristischen Wohlgeruch. 
Eucaninae S. 133. 34 
a. Kelchblätter nach der Blüthe aufrecht oder abstehend, 
bis zur Fruchtreife bleibend oder wenig früher abfallend. 
Griffel stark bis wollig behaart. . . . 2... .23 


376 


23. 


24. 


25. 


26. 


Rosaceae. 


ß. Kelchblätter nach der Blüthe ee oder ab- 
stehend, frühzeitig abfallend. Griffel kahl oder schwach 


behaart: 77 77 NEE Gr re 
$ Blüthenstiele eg I 
ss Blüthenstiele stieldrüsenlos . . : Bi 


Blättchen oval oder fast kreisrund, am Grunde ab- 
gerundet, seltener länglich und am Grunde ver- 
schmälert. Stieldrüsen der Blüthenstiele kräftig 25 
Blättchen elliptisch-keilig in den Blattstiel ver- 
schmälert. Stieldrüsen zart. R. elliptica B. 8. 112. 
* Stacheln hakig gekrümmt, oft namentlich im 
unteren und mittleren Theile der Zweige mit 
borstlichen Stacheln vermischt. Blüthenstiele so 
lang oder meist etwas länger als der Kelchbecher. 
R. rubiginosa S. 92. 
** Stacheln meist leicht gebogen bis gerade. Strauch 
sehr niedrig (15—50 cm, sehr selten 1 m oder 
etwas darüber) . . . ; 2 
r Strauch meist fast sletihetachelie, Stacheln 
zahlreich, nadelförmig. Blättchen oberseits glän- 
zend, drüsenlos, unterseits kahl oder behaart, 
mit Subfoliardrüsen. Blüthenstiele sehr kurz. 
Scheinfrucht klein, wenig über erbsengross, 
kugelig. R. Sieula S. 103. 
+r Strauch ungleich bestachelt, Stacheln z. T. 
kräftie, z. T. borsten- und nadelförmig, den 
Stengel dicht bedeckend, z. T. im Drüsen- 
köpfehen endend. Blättchen mit zahlreichen 
Supra- und Subfoliardrüsen, selten oberseits 
drüsenlos, dann aber stärker behaart. 
R. glutinosa S. 105. 


27. (23.) Blättchen oval bis kreisrund, am Grunde abgerundet. 


R. rubiginosa A. U. S. 100. 
Blättehen elliptisch, keilig und plötzlich spitzwinklig in den 
Blattstiel verschmälert; Zahnung längs des keiligen Grundes 
kaum hervortretend. R. elliptica S. 107. 


23.B. DL. a. 2. c. 1x@. R. rubiginosa X S: 112 


28. (22.) $ Blüthenstiele stieldrüig . . . . 2 a 
$$ Blüthenstiele stieldrüsenlos . . . 2 
29. Blättchen oval oder rundlich, am Grande abgerundet oder 


schwach herzförmig ausperandet, seltener länglich und nach 
dem Grunde an Blüthenstiele mit zahlreichen, 
kräftigen Stieldrüsen . . a0 
Blättchen länglich oder länglich- verkehrt-eiförmig, mit keil- 
förmigem Grunde. Stieldrüsen der Blüthenstiele meist spär- 
lich, schwach. R. agrestis B. S. 128. 


> 2 Kae ee. eereereeeeee eeeeeee 


Rosa. 37 


30. * Strauch flatterig; Bestachelung gleichartig, Stacheln krumm- 
hakig, am Grunde stark verbreitert, herablaufend. Zahn- 
ung schmal, tief, zusammengesetzt, Blüthenstiele meist 
länger als die Scheinfrucht; äussere Kelchblätter mit 
linealisch-lanzettlichen bis fädlichen Fiedern; Griffel lang, 
säulenförmig. R. mierantha S. 115. 


* Strauch mit ungleichartigen kräftigeren, meist gekrümmten 
und nadelförmig borstlichen Stacheln. Zweige oft mit 
drüsentragenden, kurzen Borsten dicht besetzt; Blüthen- 
stiele kurz; Griffel kurz. R. ferox S. 122. 


31. (28.) Blättchen oval oder rundlich, am Grunde abgerundet. 
R. micrantha A. Il. S. 120. 
Blättchen länglich oder a ee meist mit 
keilförmigem Grunde . . . . er 1932 
32. * Bestachelung meist völlig ale.ehanties „Biächehn hakig ge- 
krümmt. DBlättchen beiderends gleichmässig verschmälert ; 
Zahnung tief, gross, steil. Blüthenstiele so lang bis 2 mal 
so lang als der Kelchbecher. Griffel kahl oder etwas be- 
haart, oft etwas verlängert. R. agrestis S. 123. 
”* Bestachelung fast stets sehr ungleich, neben grösseren ge- 
krümmten wenigstens an den Blüthenzweigen nadelförmige, 
oft in eine Drüse endende, gerade Stacheln. Griffel meist 
nicht säulenförmig .hervortretend . . . 22.0.3 
38: f Strauch mittelgross, gedrungen. Blättchen mittelgross, 
oberseits kahl, mit zahlreichen Suprafoliardrüsen, unter- 
seits kahl bis dicht behaart. Griffel dicht behaart. 
R. earyophyllacea S. 129. 
ff Strauch niedrige, ausserordentlich dicht und ungleich be- 
stachelt. Blättchen klein, ohne Suprafoliardrüsen. Blüthen- 
stiele sehr kurz. Griffel fast kahl. R. Serafini S. 131. 


23. B. II. a. 2. c. 1. $. R. micrantha X agrestis 8. 132. 
22. B. D. a. 2. c. 1. R. rubiginosa‘ X micrantha 8. 132. 
iS, ers rubiginosa X’ agrestis:8. 132. 
34. 1) a. Stacheln kräftig, hakig gekrümmt . . 35 
ß. Stacheln schlank, leicht gebogen, selten gekrümmt. Blüthen- 
stiele und meist auch der Kelchbecher mit + zahlreichen 
Stieldrüsen besetzt . . . En na A 
35. $ Kelchblätter nach der Blüthe zul külsteschlanen, früh- 
zeitig abfallend. Griffel kahl oder behaart , . . 36 
$$ Kelchblätter nach der Blüthe aufgerichtet oder abstehend, 
lange bleibend. Griffel ein grosses, die Mündung des Kelch- 
bechers abschliessendes, wolliges Köpfchen bildend 40 
36. * Discus meist stark kegelförmig erhöht. Griffel meist 
eine lange, kahle Säule bildend, doch kürzer als die 
Staubblätter. Blüthenstiele lang, mit Stieldrüsen besetzt. 


378 Rosaceae. 


Fiedern der äusseren Kelchblätter zahlreich. Blättchen 
oval bis länglich-oval, meist einfach gezähnt, + behaart. 
R. stylosa S. 133. 

** Discus flach oder wenig erhaben, selten kegelförmig. 
Griffel ein halbkugeliges, die Mündung des Kelch- 
bechers deekendes Köpfchen bildend oder kurz säulen- 
förmig hervortretend, kahl oder behaart . . . 37 
37. r Stacheln kurz, mit verdicktem, breitem Grunde, seit- 
lich zusammengedrückt. Blättchen dicklich, unter- 

seits meist mit scharf hervortretenden Adern. Zahn- 

ung kurz, breit, fast rechtwinkelig. Blättchen filzig 
behaart bis fast kahl, oft mit Subfoliardrüsen. Kelch- 
blätter mit zahlreichen, breitlanzettlichen Fiedern. 
Griffel wollig behaart bis fast kahl, kurz säulen- 
förmig hervortretend. R. tomentella S. 140. 

fr Stacheln am Grunde nicht auffällig verbreitert, 
schlanker; äussere Kelchblätter weniger stark fieder- 
spaltig, mit linealischen oder linealisch-lanzettlichen 
Fiedern. Griffel meist kurz . . . ..2...38 


38. AA. Zweige sehr schlank; Stacheln am Grunde plötz- 
lich verbreitert. Blättchen klein bis mittelgross, 

im jugendlichen Zustand oft röthlich angelaufen, 
beiderends verschmälert. Zahnung meist zusammen- 
gesetzt. Zähne auffallend schmal und tief, vor- 
gestreckt. Blüthenstiele meist + reichlich mit 
Stieldrüsen besetzt. R. Pouzini S. 151. 

BB. Stacheln allmählich in den Grund verbreitert. 
Blättehen meist mittelgross bis gross. Zahnung 
einfach oder zusammengesetzt. Zähne weder auf- 
fallend schmal noch auffallend tief . . . 39 


39. I. I. Blättchen kahl, selten unterseits am Mittel- 

nerv mit einzelnen Haaren. R. eanina S. 154. 

1I.II. Blättehen beiderseits oder doch unterseits am 

Mittelnerv behaart. R. dumetorum S. 173. 

40. (35.) * Blättchen ohne Subfoliardrüsen A E 

** Blättehen mit „Subfolardrüsen .. .. IDG 

41. r Zweige oft bläulich bereift. Nebenblätter breit. Blätt- 

chen breit-eiförmig bis rundlich-eiförmig, meist bläulich 

bereift, kahl. Hochblätter breit, die Blüthenstiele und 

den Blüthenstand umhüllend. R. glauca S. 183. 

rr Blättchen + dicht behaart, ziemlich starr, gegen den 

Grund verschmälert. R. coriifolia S. 199. 

42. (40.) Bestachelung gleichartig. Suprafoliardrüsen fehlen. . 43 
Vergl. auch R. Rhaelica A. II. S. 217. 

. Stacheln meist zweierlei, neben kräftigen, + gekrümmten, 

nadelförmige, drüsenlose oder drüsentragende. DBlättchen 


43. 


Rosa. 379 


breit-oval bis verkehrt-eiförmig, gegen den Grund nicht 
selten scharf-keilig. Zahnung zusammengesetzt, kahl oder 
behaart, mit + zahlreichen Supra- und zahlreichen, feinen 
oft: wachsgelben Subfoliardrüsen. R. Rhaetica S. 214. 


Blättehen kahl; Zahnung zusammengesetzt. 


S 

S 
Blättchen behaart. R. corüfolia A. II. a. 2. b. S. 206. 

S 

S 


. 193: 
1.199. 


R. glauca A. III. b. 
R. glauca B. UI. b. 


R. corüfolia A. I. b. 2. 
R. corüfolia B. U. b. 


. 208. 
WR: 


35. B. II. a. 2. c. 2. a. R. tomentella x corüfolia? S. 219. 


„won „ .R. Pouzin X glauca 8. 220. 


44. (34.) R Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen, später sich 


45. 


46. (44) 


oft etwas aufrichtend und abstehend, rg (vor der 
Reife der Scheinfrucht) abfallend 


$$ Kelchblätter nach der Blüthe aufgerichtet, Jan ge bleibend 46 


* 


* 


* 


* 


xx 


Stacheln aus breitem Grunde + plötzlich in eine leicht 
gebogene Spitze ausgehend, an den blüthentragenden Zweigen 
fast gerade. Blättchen entfernt stehend, kahl, oft bläulich 
bereift, ohne Subfoliardrüsen. Blüthen meist einzeln. 
Blüthenstiele dieht mit Stieldrüsen bekleidet. Griffel fast 
kahl oder + dicht behaart. R. Chavini S. 220. 


Stacheln aus breitem, herablaufendem Grunde allmählich 
verschmälert. Blattstiel dick, locker oder meist dicht flaumig- 
zottig, mit zahlreichen, braunrothen, sehr kurz gestielten 
Drüsen. Blättchen + dicht behaart, selten verkahlend und 
nur unterseits am Mittelnerv behaart, meist mit Subfoliar- 
drüsen. Blüthenstiele ziemlich lang, stieldrüsig. Griffel 
fast stets etwas verlängert, kahl oder + stark behaart. 

R. abietina S. 224. 
Strauch flatterig. Stacheln fast gerade, fast plötzlich in 
den breiten, länglich-ovalen Grund übergehend. Laubblätter 
kahl, oft bläulich - violett angelaufen. Blättchen klein, 
rundlich-verkehrt-eiförmig, mit keiligem Grunde, vorn ab- 
gerundet. Blüthen meist einzeln. Blüthenstiele meist 
kürzer als der Kelchbecher, ausserordentlich dicht mit un- 
gleich langen, schwarzrothen Stieldrüsen und nadelförmigen 
Stacheln besetzt. Scheinfrucht gross, länglich-oval. 

R. montana S. 228. 
Strauch gedrungen. Stacheln allmählich in den verbreiterten 
Grund übergehend. Laubblätter meist behaart. Blättchen 
oval, vorn kurz zugespitz. Zahnung zusammengesetzt, 
Zähne ziemlich breit. Blüthenstand bald ein- bald mehr- 
blüthig. Blüthenstiele kurz, meist dicht mit ungleich langen 
Stieldrüsen und nadelförmigen Stacheln besetzt. Schein- 
frucht meist oval bis kugelig. R. Uriensis S. 233. 


380 Rosaceae. 


34. B. II. a. 2. c. 2. R. glauca X montana S. 241. 
21. B. II. a. 2. c. R. rubiginosa X tomentella 8. 242. 


» nn" nn» AR vubiginosa X montana B. 244. 
En  BR-)glutinosa X glauca B. 244, 


„ a 19 elliptica > glauca S. 246. 
R. agrestis X Pouzini? S. 247. 
. Jundzilliv X tomentosa (?) S. 248. 
. Jundzillüü X camina 8. 249. 
. rubrifolia X camina 8. 250. 
. rubrifolia X. glauca 8. 252. 
. pomifera X glauca S. 252. 
. omissa X glauca 8. 253. 
. tomentosa X elliptica S. 255. 
. tomentosa X glauca S. 256. 
Gallica X Jundzillii S. 258. 
Gallica %. omissa S. 260. 
Gallica X. tomentosa 8. 261. 
Gallica X. rubiginosa 8. 264. 
Gallica X micrantha S. 267. 
Gallica X agrestis 8. 268. 
Gallica X. tomentella S. 271. 
x 
x 
x 
x 


BeBnsPr>ä=  B=nB- BJ 


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> 
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Gallica canina 8. 273. 
Gallica dumetorum 8. 279. 
Gallica glauca S. 287. 
»» »„ R. Gallica corüfolia 8. 288. 


47. (10.) 1. Blüthenstand mehr-(3- bis viel- )blüthig oder einblüthig, mit 
Hochblättern, auch falls nur eine Blüthe ausgebildet ist, 

der Stiel meist mit 1 oder mehreren Hochblättern . 48 

2. Blüthen meist einzeln, ohne Hochblätter am Stiele . 55 

48. a. Obere Nebenblätter und die Hochblätter schmal oder verbreitert. 
Blüthenstiele, Kelchbecher und Kelchblätter fast stets stieldrüsig. 

Kelchblätter nach dem Verblühen ausgebreitet oder etwas aufrecht, 

vor der Reife abfallend, die äusseren ganzrandig oder mit spär- 

lichen Anhängseln. Die Fruchtknoten im Kelchbecher nur grund- 

ständig. Carolinae 8. 290. 49. 

b. Blüthentragende Zweige oft wehrlos oder + dicht drüsig- 

borstig; Stacheln gerade oder gekrümmt, unter den Laub- 

blättern oft gepaart, selten fehlend. Obere Nebenblätter 

+ verbreitert, allmählich in die breiten vorgestreckten 

ÖOehrchen übergehend oder Nebenblätter der Schösslings- 

blätter eingerollt, mit röhrig zusammenneigenden Rändern. 

Kelchblätter nach dem Verblühen aufgerichtet, auch an 

der reifen Frucht bleibend, ganzrandig. Blumenblätter 

roth. Cinnamomeae S. 293. 50. 


49, 1. Bestachelung gleichartig; Stacheln unter den Blattstielen gepaart, 
gekrümmt; Nebenblätter lang, schmal, einwärts gefaltet, mit 
schmalen, divergirenden Oehrchen. Blättchen elliptisch, länglich- 
lanzettlich oder verkehrt länglich-eiförmig, mit feiner, scharfer 
Zahnung, oberseits dunkelgrün, unterseits etwas graugrün, kahl 


ı SSDSISRSSII 


2. 


51. 


52. 


53. 


52. B. 


54. (51.) 


Rosa. 381 


oder flaumig behaart. Kelchblätter fast stets ganzrandig. Blumen- 
blätter ziemlich gross. R. Carolina S. 291. 


. Bestachelung ungleich ; kräftigere Stacheln unter dem Blattstiel gepaart, 


gerade; ausserdem zahlreiche kleine Stachelborsten. Blättchen elliptisch 
bis verkehrt-eiförmig-elliptisch, mit ziemlich tiefer Zahnung, oberseits 
lebhaft bis gelbgrün, unterseits hellgrün, + weichhaarig bis kahl. 
Kelchblätter lang, zuweilen mit einigen Fiedern. Blumenblätter mittel- 
gross bis gross. R. humilis S. 291. 
. U. b. 1. a. R. Carolina X humilis S. 292. 


. Rinde des Stammes und der Aeste braunroth. Bestachelung 


ungleich ; kräftigere Stacheln + hakig gekrümmt, paarig unter 
den Laubblättern, daneben an den unteren Theilen des Stammes 
und der Zweige oft mit zahlreichen, dichtstehenden, nadel- 
förmigen oder borstlichen Stacheln. Mittlere Laubblätter 
5—7zählig.. Nebenblätter der Schösslingsblätter eingerollt. 
Blättehen oval bis länglich-oval, mit einfacher Zahnung, Ober- 
seite fast bläulich-grün, ziemlich dicht anliegend kurzhaarig, 
Unterseite dicht anliegend behaart, grau, flaumig-filzig. Blüthen- 
stiele kürzer als die Kelchblätter, stieldrüsenlos. Scheinfrucht 
klein, kugelig bis fast scheibenförmig. R. einnamomea S. 294. 
Stacheln oder Borsten gerade, ungleich, sämmtlich zerstreut, 
selten am Blattgrunde gepaart, entweder an allen Stengel- 
theilen sehr zahlreich oder an den oberen sehr spärlich bis 
ganz fehlend . . A 
a. Stacheln und Borsten an allen Stengeltheilen meist auch 
an den blüthentragenden Zweigen zahlreich . . . 52 
£. Blüthentragende Zweige wehrlos oder mit wenigen, geraden 
borstenförmigen, selten kräftigeren Stacheln bewehrt. Mitt- 
lere Laubblätter an den Blüthenzweigen meist 9zählig. 
Nebenblätter auch an den ee flach, ziemlich breit. 
Blüthenstiele lang . . . ee ee 

$ Aeste zwischen den Stacheln 2% re ee ganz oder 
am Grunde bebaart. Blättchen meist mit einfacher Zahnung, ober- 
seits kahl, sehr dunkelgrün und glänzend, etwas runzelig, unterseits 
graugrün behaart und oft mit glänzenden Drüsen versehen. Blüthen- 
stiele kurz, kahl oder mit filzigen Haaren und mit Borsten oder 
Stieldrüsen bekleidet. bBlumenblätter gross, dunkelrosa. Schein- 
frucht gross, kugelig flachgedrückt. R. rugosa 8. 295. 

$S$ Aeste kahl; Stacheln kahl. . . . . Ba 


Blätter 5—7-, selten 9—11zählig. LBlättchen dyal, min meist ein- 
facher Zahnung. Scheinfrucht eirundlich. R. acicularis S. 296. 
Blätter 7—11zählig. Blättchen länglich- bis rundlich- 
oval, fast stets mit zusammengesetzter Zahnung. Schein- 
frucht meist länglich. R. pendulina A. I. b. 301. 
Ars ID 302. 

BEI p. 304. 

I. b. 1.5. 2.«. R. rugosa X acicularis 8. 297. 

$ Blätter der blüthentragenden Zweige meist 5—7zählig. Blättchen 
aus keilförmigem Grunde elliptisch oder verkehrt-eiförmig-länglich, 
mit einfacher Zahnung. Blüthenstiele kahl, Blüthen zu 2—8, 


selten einzeln. Blumenblätter weisslich oder rosa. 
R. Virginiana S. 297. 


55. 


56. 


Rosaceae. 


sg Blätter der blüthentragenden Zweige meist 7—9-, seltener 
11zählig. Blättchen länglich-eiförmig bis rundlich. Zahnung 
fast stets mehrfach zusammengesetzt. Blüthenstiel fast 
stets mit + zahlreichen Stieldrüsen. Blüthen fast stets 
einzeln. Blumenblätter rosenroth bis purpurn. 
P R. pendulina S. 298. 
b. 2. ß. R. Virginiana X pendulina S. 306. 


.b. 2. R. rugosa X Virginiana S. 307. 
» » R. acieularis X Virginiana S. 307. 


[on 
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je») 
u | 

. mH 
= 
en 


” a ” 
50. B. I. b. 1. b. R. cinnamomea X rugosa 8. 307. 
„" » » » » » R. einnamomea X acieularis 8. 307. 
»»»» » » R. cinnamomea x. pendulina 8. 307. 
47. B. II. b. 1. R. Carolina X rugosa 8. 308. 
= nn 2. R. Carolina X Virginiana 8. 308. 
» » nn n HR. humilis X cinnamomea 8. 308. 
ee ER. humılıs, 2% "muosa!S. 308. 
Be R. humilis X Virginiana S. 309. 


(a7. ) @: Blätter der blüthentragenden Zweige meist 7—9—11zählig 56. 


b. Stacheln gerade am unteren Theile der Stengel mit vielen Stachel- 


borsten. Obere Nebenblätter wenig verbreitert. Mittlere Laubblätter 
der blüthentragenden Zweige 5—7 zählig. Blättehen aus keilförmigem 
Grunde eiförmig. Blumenblätter ziemlich gross, gelb. Scheinfrucht 
kugelig. Luteae 8. 312. 57. 
Zweige bald wehrlos, bald + stachelig. Blättchen länglich- bis 
rundlich -eiförmig, fast stets mit zusammengesetzter Zahnung. 
Blumenblätter rosenroth bis purpurn. Scheinfrucht meist oval bis 
länglich-oval, orangeroth. R. pendulina S. 298. 
Zweige sehr dicht mit längeren, geraden, derben und kürzeren, 
nadelförmigen bis borstenförmigen, meist etwas nach rückwärts 
gerichteten Stacheln besetzt, seltener Stacheln völlig fehlend. Obere 
Nebenblätter schmal, mit plötzlich verbreiterten, stark divergiren- 
den Oehrchen. Blättchen klein, fast kreisrund bis breit elliptisch. 
Zahnung meist einfach, offen, kurz. Blumenblätter weiss. Schein- 
frucht zusammengedrückt kugelig, schwärzlich. 
Pimpinellifoliae. R. pimpinellifolia S. 309. 


57. (55.) a. Grössere Stacheln gerade. Nebenblätter nicht oder schwach gesägt. 


R. lutea S. 312. 
ß. Grössere Stacheln gekrümmt. Nebenblätter unregelmässig eingeschnitten- 


gesägt. R. hemisphaerica S$. 312. 
BE>BIL 6.2 RR, pimpinellifolia X lutea 8. 313. 
47. B. II. b. R. humilis X pimpinellifolia? S. 313. 
‚ R. pendulina X. pimpinellifolia S. 314. 
R. Damascena X rugosa 8. 319. 
R. rubrifolia X pendulina 8. 319. 
R. rubrifoha X. pimpinellifolia S. 320. 
»» » R. pomifera X pendulina S. 321. 
R 
R 
R 


” ” ” ’ 


10. BIHTE 


. pomifera X. pimpinellifolia S. 326. 

. mollis X pimpinellifolia 8. 328. 

. omissa X. pendulina S. 329. 

»» » R. omissa X pimpinellifolia S. 330. 383 


>» » » R. tomentosa X pendulina S. 331. 


Rosa. 333 


. tomentosa X pimpinellifolia S. 341. 
rubiginosa X pendulina 8. 346. 
rubiginosa X pimpinellifoha 8. 347. 
rubiginosa X lutea S. 348. 
. elliptica X pimpinellifolia S. 348. 
agrestis X pimpinellifolia 8. 350. 
camina X pimpinellifolia 8. 351. 
glauca X pendulina S. 353. 
glauca X (tomentosa X pimpinellifolia) S. 356. 
. corufolia X pendulina S. 359. 
. montana X. pendulina 8. 361. 
. multiflora X Gallica S. 362. 
. multiflora X rugosa S. 363. 
. moschata X Gallica 8. 363. 
. arvensis X Gallica 8. 363. 
. arvensis X tomentosa S. 369. 
(sempervirens X arvensis) X agrestis S. 370. 
Chinensis X Gallica S. 370. 
Chinensis X rugosa S. 371. 
. Chinensis X Virginiana S. 371. 
Chinensis X pendulina 8. 371. 
. (moschata X Chinensis) X Gallica 8. 371. 
. (Chinensis X Damascena) X pimpinellifolia 8. 371. 


bu Bu u u I I bg I u I by bi Ei is Du ig Du bi by ig 


Nachtrag. 


S. 331, am Schluss des Abschnitts über R. omissa x pimpinelli- 
folia ist Folgendes hinzuzufügen: 


A. Buseri!). Blätter 7—9zählig. Blättehen oberseits kahl, unterseits dicht 
behaart. Blüthenstiele durch kräftige Stieldrüsen dicht weichstachelig. Kelch- 
becher oval bis kugelig, am Grunde, seltener über die ganze Fläche zerstreut 
mit Stieldrüsen und drüsenlosen, stacheligen Borsten besetzt. Aeussere Kelch- 
blätter mit 3—4 linealischen, lanzettlichen, diehtdrüsigen Fiedern. Griffel be- 
haart. — Salve. — R. omissa X pimpinellifolia A. Buseri R. Keller in A. u. G. 
Syn. VI. 383 (1902). 

B. diehroa2), dünnästiger, spärlich bewehrter Strauch. Stacheln nadel- 
förmig, sehr dünn, gerade, mit einzelnen drüsenlosen Borsten untermischt. Laub- 
blätter 7zählig; Blättehen genähert, mit den Rändern sich berührend oder über- 
greifend. Blättchen klein, oval, mit tiefer, offener, zusammengesetzter 
Zahnung. Zähne scharf zugespitzt, aussen mit 2—5, innen mit 0—2 Drüsen- 
zähnehen. Oberseite der Blättehen sehr zerstreut anliegend behaart, 
allmählich verkahlend, bläulich-grün, Unterseite dichter behaart, mit 
zahlreichen Subfoliardrüsen, bleichgrün. Blüthen einzeln oder zu zwei. Blüthen- 
stiele ziemlich lang (1,5—2 em), mit + zahlreichen, bald auch nur 
vereinzelten, zarten Stieldrüsen besetzt, die vereinzelt auch an den 
Kelehbecher übergehen. Kelchblätter bald ziemlich kurz, bald in ein linealisch- 
lanzettliches Anhängsel verlängert, die äusseren mit 1—2 schmalen, 
fädlichen Fiedern oder alle einfach. Krone gross, rosenroth. Griffel 
ein grosses, wollig behaartes Köpfchen bildend. — Schweiz. Jura bei 


1) Nach Robert Buser, Conservator des Herbier De Candolle, dem hervor- 
ragenden Kenner der Rosen und Alchimillen. Die Verf. der Synopsis sind ihm für 
werthvolle Mittheilungen verpflichtet. 

2) Öiyoovg zweifarbig. 


384 Rosaceae. 


Chäteau de Rochefort! — R. omissa X pimpinellifolia A. diehroa R. Keller in 
A. u. G. Syn. VI. 383 (1902). R. dichroa Lerch in ÖBZ. XXII (1872) 145. 
Vergl. auch Christ Ros. Schw. 72 (1873). AR. pimpinellifolia X mollissima 
Christ in Flora LVIII. 277 (1875). R. pimpinellifolia X mollis Christ in Bot. 
Centr.bl. XVIII. 399 (1884). 


2, Tribus. 
SANGUISÖRBEAE. 


(Spreng. Anleit. 2. Aufl. II. 861 [1818]. DC. Prodr. II. 583 [1825]. 
Focke Nat. Pfl. III. 3. 12, 41. Sanguisorboideae Aschers. Fl. Brand. 


1. 


(A. 


197 [1864] veränd. Poterieae Rehb. Handb. 242 [1841]. A. u. G. 
Fl. Nordostd. Flachl. 412 [1898]. 


S. S. 32. 
Uebersicht der Subtribus. 


„Aussenkelch“ (aus den verbundenen Nebenblättern der Kelchblätter 
gebildet) 4—5blättrie, mit den Kelchblättern abwechselnd oder 
fehlend, im letzteren Falle statt desselben oberwärts am Kelchbecher 
ein mehrreihiger Kranz von hakigen Stacheln. Blumenblätter meist 
vorhanden (vgl. indessen Alchimilla). Agrimoniinae. 
Blüthen ohne Aussenkelch und ohne Blumenblätter. Kelchbecher 
ohne Stacheln oder, falls Stacheln vorhanden sind, dieselben keinen 
Kranz bildend. Sanguisorbinae. 


1. Subtribus. 


AGRIMONIINAE. 


u. @. Syn. VI. 384 [1902]. Sanguwisorbeae A. Focke a..a. O. 
[1894].) 
S. oben. 


Uebersicht der Gattungen. 


. Blumenblätter fehlend. Staub- und Fruchtblätter 1—4, ee 


mit grundständigem, seitlichem Griffel. — Blüthen grün oder grünlich. 
Blätter ungetheilt, fingernervig oder gefingert. Alchimilla. 


Blumenblätter vorhanden, gelb. Fruchtblätter 2, mit endständigem 

Griffel. — Blätter unpaar gefiedert. 

I. Aussenkelch fehlend, Kelehbecher oben mit mehreren Reihen an 
der Spitze hakigen anfangs weichen Stacheln besetzt. Staub- 
blätter 10—20. Agrimonia. 

II. Aussenkelch vorhanden, 5blättrie. Staubblätter 5 oder 10. — 
Blüthen am Grunde mit einer aus verbundenen Deckblättern be- 
stehenden, kelchartigen Hülle versehen. Aremonia. 


Alchimilla. 38 


4. ALCHIMILLA)), 


([Tourn. Instit. 289.] Alchemilla L. Gen. pl. [ed. 1. 30] ed. 5. 58 
[1754] erw. Scop. Fl. Carn. I. 115 [1772]. Focke in Hallier-Wohlfarth 
Kochs Syn. I. 825. Focke in Nat. Pfl. IIL. 3. 43.) 


(Frauenmantel, Sinau; niederl. u. vlaem.: Leeuwenklauw; dän.: Lovefod; 

franz.: Pied-de-lion; ital.: Erba ventaglina, Petrieciölo; rom.: Cretisiorä, 

Plascä; poln.: Gwiazdosz; böhm.: Kontryhel; kroat.: Zvizdenjak; serb.: 
Bupax; russ.: Mansxerka; ung.: Bokäl.) 


S. S. 384. Einjährige oder meist ausdauernde kleine oder fast mittel- 
grosse Kräuter (nur nichteuropäische Arten strauchig) mit meist nieder- 
liegendem oder schlaff aufsteigendem Stengel. Blätter mit grossen, oft 
sehr grossen Nebenblättern, in der Knospenlage gefaltet, fingernervig, 
gelappt oder seltener gefingert. Blüthenstand trugdoldig. Blüthen klein 
mit 4- (selten 5)-blättrigem Aussenkelch. Kelchbecher glockig bis krug- 
förmig, am Rande drüsig. Kelchblätter 4 (selten 5), meist grösser als 
die Aussenkelchblätter, in der Knospenlage klappig. Staubblätter 4 
(5) (selten nur 1 [2] ausgebildet), mit den Kelchblättern abwechselnd, 
also vor den Aussenkelchblättern stehend (bei der Andes-Section Lache- 
milla?) [Focke a. a. O. 43. 1888], bei der nur 2 vorhanden, vor 
2 Kelchblättern), unter dem Staubbeutel gegliedert. Fruchtblatt 1 
(selten 2—4), mit je einer aufsteigenden Samenanlage. Griffel mit 
kopfiger Narbe. Früchtchen in den knorpelig werdenden Kelchbecher 
eingeschlossen. 


Die systematische Stellung dieser Gattung ist viel umstritten, denn von der 
Mehrzahl der Schriftsteller ist sie in die Verwandtschaft von Sanguisorba ete, ge- 
stellt worden und zwar wegen der fehlenden Blumenblätter und der 4 Staubblätter. 
Lindley erhob sogar Alchemilla und verwandte Gattungen zu einer eigenen Fa- 
milie. Röper, dem sich Ascherson (Fl. Brandenb. I. 197) nach den Unter- 
suchungen Irmisch’s (Bot. Zeit. 1861) anschloss, schlug (a. a. 1856) vor, 
Alchemilla von den übrigen Sanguisorbeue zu trennen und mit den Potentilleae 
zu vereinigen, weil sie in der Tracht von Sanguisorba, Agrimonia ete. sehr ab- 
weichend ist. Sibbaldia wäre die vermittelnde Gattung zwischen Potentilla und 
Alchimilla gewesen. In der Tracht stimmt allerdings Alchimilla mehr mit Sib- 
baldia und manchen Potentillen als mit den übrigen Sanguisorbeae überein. Wir 
haben deshalb auch noch in der Flora des Nordostdeutschen Flachlandes diese Ein- 
theilung beibehalten. Hier in der Synopsis schien es uns indessen zweckmässiger, 
den Anschauungen des besten Kenners der Familie Focke zu folgen und Alchi- 
milla wieder zu den Sanguwisorbeae zu stellen. Es kann ja nicht geleugnet werden, 
dass Alchimilla zweifellose Beziehungen zu den Potentilleae zeigt, indessen dürfen 
auch die auf die Sanguisorbeae hinweisenden Merkmale, neben den obengenannten, 
besonders der glocken- bis krugförmige Kelchbecher nicht vernachlässigt werden. 

Die Behandlung der Gattung, wenigstens der ausdauernden Arten derselben, selbst 
nun bietet gleichfalls grosse Schwierigkeiten; durch die neueren Arbeiten Buser’s, dem 
wir im Wesentlichen (mit anderer Bewerthung der Formen) folgen, ist die grosse 
Polymorphie der Gattung beleuchtet worden. Erschwert wird die richtige Bewerth- 
ung der einzelnen Formen durch die grosse Samenbeständigkeit aller einzelnen, oft 
noch so unbedeutenden Abänderungen. Den Grund für diese Eigenthümlichkeit hat 


1) Zuerst bei Bock, von alchymia, die Alchymie, Goldmacherkunst, wegen 
vermeintlicher geheimer Kräfte der Pflanze. 
2) Durch Buchstabenversetzung aus Alchemilla gebildet. 


[50] 
[it 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 


386 Rosaceae. 


neuerdings Murbeck klargelegt, , der in seiner bemerkenswerthen Arbeit Bot. Not. 
1897, 273. Lunds Universitets Arsskrift XXXVI Afd. 2 [Acta Reg. Soc, Phys. XI] 
No. 7 (1901) nachgewiesen hat, dass unsere Alchimillen mit Ausnahme von 4. 
arvensis in Folge des Fehlschlagens der Pollenkörner nicht bestäubt werden können, 
sondern sich durch Samen mit parthenogenetisch entstandenem Keimling fortpflanzen, 
wodurch jede Mischlingbefruchtung ausgeschlossen erscheint. S. jedoch 8. 395. 


A. Aphanes!) (L. Gen. pl. ed. 1. 33 [1737] als Gatt. Focke Nat, 
Pfl. III. 3. 43 [1894]. Pflanze einjährig oder einjährig über- 
winternd. Blätter handförmig eingeschnitten, 3- seltener 5 spaltig. 
Nur 1 (selten 2) Staubblatt vor einem Aussenkelchblatt stehend. 
Blüthen in „blattgegenständigen“ geknäuelten Trugdolden. Pflanze 
chalazogam (vgl. Murbeck Eimda Univ.- Ärsskr. a. a. OÖ. Na. 9 
[1901]). 


Ausser unserer Art in Europa noch A. mierocdrpa?2) (Boiss. u. Reut. 
Diagn. Hisp. 11 [1842]) auf der Iberischen Halbinsel, Corsica, Sardinien, , Frankreich 
bei Fontainebleau wohl nur verschleppt und A. cornucopioüides (Roem. 
u. Schult. Syst. III. 471 [1818]) in Spanien und Portugal. 


(1) A. arvensis. © und ©). Stengel einfach, am Grunde 

meist büschelig verzweigt, niederliegend oder aufsteigend meist 0,3—-2 dm 
lang, wie auch die Blätter kurz rauhhaarig. Blätter kurz gestielt, die 
obersten ungestielt, vorn tief 3—5spaltig eingeschnitten, am Grunde 
keilförmig, gewimpert. Aussenkelch sehr klein, grün. Kelchbecher fast 
krugförmig an der Spitze die aufrechten Kelchblätter tragend. 

Auf mässig feuchten Aeckern, besonders auf sandigem Lehmboden 
im Diluvium, auf Brachen oft in grossen Massen und manchmal alles 
überziehend. Im ganzen Gebiete wohl nirgends selten, auch auf den 
Nordseeinseln. Im Gebirge auf kalkarmem Substrat, in Wallis bis 
1200 m (Jaccard 105). Bl. Mai bis Herbst. 

A. arvensis Scop. Fl. Carn. ed. 2. I. 115 (1. 772). Koch Syn. ed. 2. 
257. Nym. Consp. 238. Focke in Hallier-Wohlf. Koch’s Syn. 827. 
Aphanes arvensis L. Spec. pl. ed. 1. 123 (1753). Schk. Handb. t. 26. 
Achemilla Aphames Leers Fl. Herborn. 54 (1775). 

Aendert wenig ab. 

(Fast ganz Europa ausser dem arktischen; gemässigtes Asien; Nord- 
America.) * 


B. Eualchimilla (Eualchemilla Focke Nat. Pfl. III 3. 43. Al- 
chemilla L. Gen. a. a. O. [1754]. Pflanze ausdauernd. Blätter 
ungetheilt, gelappt oder fingerförmig getheilt (bis Ytheilig). Staub- 


blätter 4, mit den Kelchblättern abwechselnd. — Gesammt-Blüthen- 


stand endständig doldenrispig oder unterbrochen rispig. 


Die Artabgrenzung innerhalb dieser Gruppe ist besonders schwierig und 
daher kommt es auch, dass nach Ansicht vieler Forscher ausser unseren Arten 
in Europa noch eine ganze Reihe von Arten vorkommen, während andere, deren 
Anschauung wir theilen, alle diese nur für Unterarten oder Rassen und Ab- 
arten unserer Arten ansehen. 


1) dpavıjs, unsichtbar, unscheinbar, als Pflanzenname zuerst bei Linne. 
2) Von wuıxoog klein und wagmög die Frucht. 


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Alchimilla. 387 


I. Die grundständigen Blätter bis oder bis fast auf den Blattgrund 
5—9theilig, selten die Abschnitte bis zur Mitte verbunden, dann 
die Blätter unterseits seidenhaarig. 

43. (2.) A. pentaphyllea!). 4. Stengel meist aus niederliegen- 
dem Grunde aufsteigend, an den Stengelknoten wurzelnd, meist 3 
bis 15 cm hoch. Blätter bis zum Grunde 3theilig (die seitlichen Blättchen 
der grundständigen Blätter tief 2theilig, daher das Blatt 5theilig er- 
scheinend), Lappen schmal, höchstens verkehrt-eiförmig, kahl oder 
zerstreut lang behaart, die mittleren Abschnitte verkehrt-eiförmig, 
am Grunde keilig verschmälert, vorn gestutzt, tief eingeschnitten 
gezähnt, jederseits mit 1—3 Zähnen. Nebenblätter der mittleren 
Blätter eiförmig-lanzettlich, ganzrandig. Blüthen meist nicht zahlreich, 
eine kleine, endständige Doldenrispe bildend, grünlich. Blüthenstiel so 
lang bis doppelt so lang als der hohle Kelchbecher. Kelchblätter nach 
der Blüthe aufgerichtet, kürzer als der Kelchbecher. 

An kalten, nassen, felsigen Orten in der Nähe der Alpengletscher 
in der alpinen und hochalpinen Region. Von den See-Alpen östlich 
bis zum westlichen Tirol zerstreut bis zum Ostabhange des Ortler- 
massivs, die Etsch nicht überschreitend (Buser Bull. Herb. Boiss. 
2. Ser. I. 462 [1901]) Bormio: Val del Braulio u. Val di Fraele in 
Höhe von 2300—2800 m (Longa nach Buser a. a. O.), am Gorner 
Grat in Wallis bis 3000 m (Jaccard 105). Bl. Juli, August. 

A. pentaphyllea L. Spec. pl. ed. 1. 123 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
257. Nyman Üonsp. 238. Focke in Hallier- Wohlfarth Koch’s Syn. 827. 
Alchimilla I. Pentaphyllae Buser in Jaccard Cat. fl. Valais 105 (1895). 

Wenig veränderlich. 


B. heptaphylia (A. heptaphylla Schleich. in Steud. Nomenel. ed. 2. I. 48 [1840]. 
Koch Syn. ed. 2. 257 z. T.? vgl. S. 395.) Seitliche Blättehen tief 3theilig, 
daher das Blatt 7theilig erscheinend. 

U. serieans (Tausch Flora XXIV. Beibl. 110 [1841]. A. cuneata Gaud. Syn. 
Fl. Helv. 117 [1836])? Stengel, Blätter und Kelche dichter behaart. Blätter 
spitzer, ebenso ihre Zähne mit an der Spitze .etwas pinselig gedrängten Haaren. 
— Selten. 


(Pyrenäen.) *] 


43. X 44. A. pentaphyliea X. alpina s. S. 395. 
43. X 45. A. pentaphyllea X glaberrima? s. am Schlusse der 
Gattung. 


44. (3.) A. alpina. 9. Stengel meist vom Grunde an bogig 
aufsteigend, an den Knoten nicht wurzelnd, meist 0,5—3,5 dm 
hoch, mehr oder weniger dicht kurzweichhaarig. Grundständige Blätter 
langgestielt, mit vollständig oder nahezu bis zum Grunde 5—9 fingerig- 
getheilter, auf der Unterseite silberglänzend behaarter, ober- 
seits kahler, nur am Rande durch das Ueberstehen der Haare der Unter- 
seite silberhaarig bewimperter Spreite. Blattabschnitte länglich-elliptisch 


1) Von z&vre fünf und pöAlov Blatt. Die (grammatisch nicht einwandfreie) 
Form ist der A, alpina pentaphyllea minima lobis fimbriatis Boce. Mus. I. 18 t. 1 
entnommen. 


25* 


388 Rosaceae, 


bis lanzettlich, vorn spitz aber nicht tief gezähnt. Blüthenstand nur 
mit wenigen meist fast ganz sitzenden Blättern (mit ziemlich grossen, 
gezähnten oder ganzrandigen Nebenblättern) etwas (locker) rispig ver- 
zweigt, die Blüthen an den meist ährenartigen Auszweigungen mehr 
oder weniger kugelig geknäuelt. Blüthen klein, grünlich. Kelchblätter 
behaart. 


An grasigen Abhängen, Felsen und Geröll der Hochgebirge von 


der subalpinen bis in die nivale Region, bis 2600 m ansteigend (Jaccard 
106). Alpen!! von den See-Alpen bis Montenegro; Jura; Hoch-Vogesen ! 
Schwarzwald: Feldberg; Siebenbürgische Karpaten; im übrigen Gebiet 
nur in Folge früherer Aussaat im Lippe’schen an Ackerrainen bei Bechter- 
dissen, ob noch? 

A. alpina L. Spec. pl. ed. 1. 123 (1753) mit Ausschluss der 
ß. hybrida. Koch Syn. ed. 2. 257. Nyman Consp. 238 Suppl. 117. 
Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 826. Alchimilla I. Alpinae 
Buser in Magnier Serin. fl. select. no. XI (1892) in Jaccard Cat. fl. 
Valais. 105 (1898). 

Sehr veränderlich; bei uns 3 Unterarten, 
A. Blätter meist 5theilig, selten bis 7- (dann meist unvollkommen) 

theilig. Blüthenstiele kürzer oder höchstens so lang als die Blüthen. 


A. 4A. eu-alpina. Pflanze mit mehr oder weniger deutlichen, 
kurzen (meist 2—4 cm langen), oberirdischen Ausläufern. Stengel 
meist mehr oder weniger gedrungen, meist 1—3 dm hoch, die grund- 
ständigen Blätter meist um das doppelte bis 3- (selten bis 7-)fache 
überragend. Blätter meist ziemlich klein, mit oberseits im frischen Zu- 
stande etwas fettig glänzender, an den mittleren bis zum Grunde 
getheilter, meist ziemlich kleiner Spreite. Blattabschnitte 
lanzettlich bis länglich, mehr oder weniger zugespitzt, mit geraden, 
spitzen Zähnen, die auf das obere !/s—!/ı beschränkt sind. Blüthen- 
stand meist nicht sehr stark verzweigt, die Verzweigungen ziemlich ver- 
kürzt, daher die Blüthenknäuel mehr oder weniger genähert, oft wenigstens 
die obersten zusammengedrängt, seltener entfernt. Blüthenstiele 
kürzer als die Blüthen. Blüthen ziemlich gross, meist bis etwa 
4 mm im Durchmesser. Kelchblätter nach der Blüthe auf- 
gerichtet. 

Auf trockenen Weiden der Gebirge meist auf Urgestein. Bl. Juni, 
August. 

A. eu-alpina A. u. G. Syn. VI. 388 (1902). A. alpına Schinz 
u. Keller Fl. Schweiz 253 (1900). 

Aendert in folgender Weise ab: 

A. Zähne an den Spitzen der Blättchen kurz, ganz stumpf und dann 
oft undeutlich, bis dreieckig, spitz, aber auch dann kaum über 

1 mm lang. 
I. typica. Ausläufer 2—4 cm lang. Blättchen, wenigstens die 
mittleren jedes Blattes, meist lanzettlich bis elliptisch-lanzettlich, 
spitz, alle an der Spitze mit scharfen Zähnen, die etwas einwärts 


ne ee 


TER UN 


Alchimilla. 389 


gerichtet sind. Blüthenstand die Blätter überragend aber meist nur 
doppelt, seltener bis 3mal so lang als dieselben, mit steifen, 
dünnen Zweigen. 
Auf trockenen Weiden, auf Urgestein durch die ganze Alpen- 
kette die verbreitetste Form. Karpaten. 
A. eu-alpina A. I]. iypica A. u. G. Syn. VI. 388 (1902). 
A. alpina L. a. a. O. (1753) im engeren Sinne, Buser Notes sur 
quelques Alchimilles eritigques ou nouvelles Grenoble 1891. Bull. 
Soc. Dauph. 2. Ser. 1892. 92. Ber. Schw. BG. IV. 44 (1894). 
A. alpına var. glomerata Tausch Flora XXIV. 1. Beibl. 108 
(1841). 
(Pyrenäen; ganz Skandinavien; Island; Färsr; Schottland; N.- 
England.) = 
II. saxätilis. Meist in allen Theilen noch kleiner als der Typus. 
Ausläufer verlängert, bis 7 cm lang. Blüthenstengel 
verlängert, meist steif aufrecht mit etwas entfernten Blüthen- 
knäueln, bis über 2 dm lang, 3—7mal länger als die Blätter. 
Blätter meist sehr klein, sich meist nicht mehr als 4—5 cm 
erhebend, nur 5theilig, Abschnitte verkehrt-eiförmig, 
an der Spitze abgerundet oder spitzlich, mit kurzen, oft ganz 
undeutlichen, angedrückten, stumpflichen Zähnen. 
In Felsritzen, zwischen Gerölle nur in den südwestlichen 
Alpen, dort von den Seealpen bis zur Ostgrenze der Schweiz, bis 
zum Rhein und Etsch verbreitet (Buser in Doerfl. Herb. norm. 
3610!). Nach Osten dann sehr selten und nur noch jenseits der 
italienischen Grenze in Val di Sotto: Profa bassa (Cornaz nach 
Buser Bull. Herb. Boiss. 2. ser. I. 463 |1901]) und im Veltlin 
Val Grosina (Cornaz u. Longa nach Buser a. a. O.). Westlich 
noch in den Cevennen (Coste). Bl. Juli, August. 
A. alpina var. saxatilis Briquet in Burn. Fl. Alp. mar. III. 
131, 132 (1899). Schinz und Keller Fl. Schw. 254 (1900). A. 
saxatılis Buser Notes sur ququs. Alchim. erit. nouv. 3 (1891). 
Bull. Soc. Dauph. 2. Ser. 1892. 92. 


Diese Rasse besitzt meist eine sehr charakteristische Tracht und ist durch 
ihre eigene Verbreitung in den Alpen sehr ausgezeichnet. Durch einige Ueber- 
gangsformen wird sie mit den anderen Rassen der A. eualpina verbunden, so: 
b. tränsiens. In der Tracht der Rasse saxatilis ähnlich, aber mit einzelnen 

6zähligen hie und da fast 7 zähligen Blättern. Blättehen verkehrt-eiförmig 
bis länglich, mit spitzeren mehr genäherten Zähnen. Blüthenstand meist 


mit wenigen, mehr genäherten Blüthenknäueln. — So im Gebiete bisher 
nur in Südtirol: dort anscheinend im Val Sugana, in Judicarien und am 
Monte Baldo verbreitet. Ob im Oberengadin? — 4. sawatilis Subsp. a. 


transiens Buser Ber. Schw. BG. IV. 56 (1894). A. transiens Buser in 
Dörfler Herb. norın. 3610 (1898). Bull. Herb. Boiss. 2. ser. I. 463 (1901). 
Stellt in ihren Merkmalen eine Uebergangsform zur Rasse saxatilis dar. 
Wegen ihrer eigenen geographischen Verbreitung bemerkenswerth. 

e. basältica stellt im Gegensatze zu vor. eine Uebergangsform zur Rasse 
subsericea dar, der sie sich besonders durch die tief eingeschnittenen Blätt- 
chen nähert. — 4. eu-alpina A. II. ce. basaltica A. u. G. Syn. VI. 389 
(1902). A. basaltica Buser in Dörfler Herb. norm. 3610. Sched. 204 (1898). 


390 Rosaceae. 


(Verbreitung der Rasse: Iberische Halbinsel; Pyrenäen, Auvergne 
Corsica [f. Cörsica Buser Ber. Schw. BG. IV. 52 (1894)j]. Bithy- 
nischer Olymp [Buser in Dörfler Herb. norm. no. 3610)). *] 


B. Zähne an der Spitze der Blättchen länglich, bis etwa 3 mm 
lang, spitz. 

subsericea. Meist kleiner als der Typus. Stengel ziemlich 
schlaff, meist 1—1,5 dm hoch, meist doppelt bis 3mal so lang, seltener 
nur wenig länger als die Blätter. Blätter graugrün, matt oder 
schwach seidig glänzend, unterseits locker-filzig, sich oft bis 
etwa 1 dm erhebend, meist 5theilig oder unvollkommen 6—7- 
theilie. Abschnitte verkehrt-eiförmig, abgerundet oder gestutzt. 
Blüthenstand mit meist locker gestellten, kleineren, seltener mehr 
oder weniger genäherten Blüthenkväueln. 

Auf trockenen Weiden in den Centralalpen von den See- 
Alpen bis fast zur Ostgrenze der Schweiz verbreitet und in 
höheren Lagen über 2000 m nicht selten. Die östlichsten be- 
kannten Fundorte liegen in Graubünden und zwar im Gebiete des 
Oberrheinthals: Val Medels und im Flussgebiete des Tieino in Val 
Misocco (Buser Bull. Herb. Boiss. 2. Ser. I. 463 [1901]. Bl. 
Juni, August. 

A. alpina var. subsericea Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s 
Syn. 827 (1891). Schinz u. Keller Fl. Schw. 254. A. subsericea 
Reuter Compte-rendu Soc. Haller. Gen®ve 1853/54. 20. z. T. Buser 
Notes quelg. Alch. erit. nouv. 6 (1891). Bull. Soc. Dauph. 2. Ser. 
1892. 95. Dörfler Herb. norm. 3611. Sched. 204. 

‚, Aendert ab: 

I. pseudogrössidens. Pflanze kräftig, trüb dunkelgrün, mit die Blätter 
wenig überragendem Stengel. Blattabschnitte nach vorn stark verbreitert, 
oft grob gesägt. — Am Grossen St. Bernhard im Anthraeitschieferschutt am 
Joche Col de Fenätre de Ferret (F. OÖ. Wolf in Dörfler Herb. norm. 3612!) 


— 4. alpina B. subsericea II. pseudogrossidens A. u. G. Syn. VI. 390 
(1902). A. subsericea forma Buser in Dörfler Herb. norm. 3612 (1894). 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) 1*I 
(Verbreitung der Unterart: Hochgebirge Mittel- und Nordeuropas; 
Kaukasus.) x 


B. Blätter 7—9theilig. Blüthenstiele länger bis viel länger als die 

Blüthen, 

I. B. A. Hoppeana'). Pflanze ohne oberirdische Ausläufer, 
dicht rasenbildend. Stengel oft mehr oder weniger schlaff, mit- 
unter ziemlich lang, meist 1—3 dm hoch, nur 1—1!/amal so lang als 
die grundständigen Blätter, seltener bis doppelt so lang. Blätter 
ziemlich gross, mit oberseits mattgrüner oder leicht bläulich bereifter, 
bei den mittleren meist nicht bis zum Grunde und un- 
gleich getheilter Spreite. Blattabschnitte länglich, an der 


1) S. II. 8. 241 Fussn. 2, 


| 
j 
5 
| 


Alchimilla. 391 


Spitze abgerundet, mit meist kurzen (vgl. indessen Rasse grosst- 
dens), zusammenneigenden, an der Spitze sehr genäherten, 
spitzen, an der Spitze mit einem Büschel seidiger Haare versehenen 
Zähnen. Blüthenstand mässig verzweigt, verlängert, die Blüthen- 
knäuel locker gehäuft. Blüthen klein, etwa 2—3 mm im Durchmesser. 
Kelchblättereiförmig, plötzlich zugespitzt, nach der Blüthe 
abstehend. 

Auf den Nord- und Südalpen, auf Kalk von der Bergregion bis 
in die hochalpine gemein, in den östlichsten Alpen anscheinend fehlend, 
auch im Jura verbreitet. Vogesen. Schwarzwald? Bl. Mai—Juli. 

A. alpina $. Hoppeana Rchb. Fl. germ. exc. 610 (1832). A. 
alpina «a. asterophylla‘!) Tausch Flora XXIV. 1. Beibl. 108 (1841). 
A. asterophylla Buser in Magnier Serinia fl. select. no. XI (1892). 


Zerfällt (bei uns) in folgende Rassen und Formen: 


A. Zähne der Blattabschnitte klein, meist eng, nicht 1 mm lang oder 
selten etwas länger. 


I. Blätter tief getheilt, ihre Abschnitte höchstens ?/ oder meist 
weniger verbunden (vel. indessen b. alpigena 2. pallens). 


a. angustifoliola. Pflanze ziemlich schmächtig, nicht sehr stark 
behaart, mit schlankem Stengel. Blätter mit meist 7 
schmalen, fast linealischen, flach ausgebreiteten, stern- 
förmig spreizenden, am Grunde gleichmässig, wenig verbundenen, 
oberseits dünn bläulich-bereiften Abschnitten, mit oft etwas 
spreizenden oder geraden Zähnen. Blüthenstand meist ziemlich 
armblüthig, fast traubig. Kelchblätter spitz. 

In den östlichen Alpen, die bei weitem verbreitetste Rasse, 
in der Schweiz nach Buser (Bull. Herb. Boiss. 2. Ser. I. 749 
[1901]) viel seltener. In Bosnien und Hercegovina zerstreut 
(vgl. die Abart 2. vestita). Bl. Juni, Juli. 

A. Hoppeana f. angustifoliola Buser Ber. Schw. BG. IV. 
53 (1894). Baenitz Herb. Eur. 8249. Bull. Herb. Boiss. 2. Ser. I. 
749 (1901). A. Hoppeana Buser Ber. Schw. BG. IV. t.I 
a. a. ©. (1901). (Das Blatt links unten.) 


Hierher gehört: 


2. vestita. Pflanze niedrig, zierlich, dunkelgrün. Blätter mit meist 7, 
selten 8—9 meist linealisch - lanzettlichen, seltener länglich - verkehrt- 
eiförmigen, oberseits locker, unterseits dicht seidenhaarigen Abschnitten. 
Blüthenstand locker, dicht behaart. Kelchblätter an der Spitze mit 
einem Haarbüschel. — Auf Kalkfelsen in der alpinen Region von 1400 
bis 1900 m. Schweizer Jura. Anscheinend fast in der ganzen Alpen- 
kette verbreitet, im Westen zerstreut. Sonst Bosnien: Auf der Hrani- 
cava und Treskavica (Beck), Vranica Planina (Beck), Zee Planina 
(Schwarz); Hercegovina: auf der Prenj Planina und dem Glogovo bei 
Jablanica (Beck). — A. Hoppeana var. vestita Buser Ber. Schw. BG. 
IV. 61. (1898). A. amphisericea2) Buser in Dörfler Herb. norm. 
no. 3614 (1899) mit langer Beschreibung, 


1) Von Gore Stern und pöAAon» Blatt. 
2) Aus dugpi zu beiden Seiten und sericeus, seidig nicht sehr schön gebildet. 


392 


Rosaceae. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete, aber wohl z. B. 


auf der Balkanhalbinsel auch ausserhalb.) EIK 


b. alpigena. Pflanze meist ziemlich kräftig. Blätter mit an 
den grösseren 9, meist einen vollständigen Kreis darstellenden 
(die beiden seitlichen sich am Stiel berührenden oder gar etwas 
deckenden), verkehrt-eiförmigen bis länglich verkehrt- 
eiförmigen sich meist etwas deckenden, meist am Grunde wenig 
verbundenen, meist wellig gebogenen, meist dunkelgrünen, unter- 
seits stark behaarten Abschnitten, mit kleinen, eng ge- 
näherten, stark zusammenneigendenZähnen. Blüthen- 
stand ziemlich gedrungen, Kelchblätter breit, stumpflich. 


Bisher typisch nur in der Schweiz auf Weiden und steinigen 
Stellen von noch nicht genau festgestellter Verbreitung, an- 
scheinend nicht häufig (vgl. die Abart pallens), wohl mit ihr 
weiter verbreitet. Bl: Juni, August. 


A. Hoppeana A. I. b. alpigena A. u. G. Syn. VI. 392 
(1902). A. Hoppeana Buser Ber. Schw. BG. IV. 42 t. IL 
(1894) (ausser dem Blatte links unten.) A. alpigena Buser Bull. 
Herb. Boiss. 2. Ser. I. 748 (1901). 


Hierher gehört: 

2. pallens. Pflanze schlank, Blätter mit länglich-verkehrt-eiförmigen, am 
Grund mitunter bis auf '/s ihrer Länge verbundenen, oberseits blass- 
grünen, etwas graugrünen, unterseits dunkelgrünen, nicht sehr stark 
behaarten Abschnitten. Blüthenstand etwas locker. Kelchblätter stumpf- 
lich oder selten spitzlich. — Sowohl auf Kalk- als auf Kieselgestein 
von der Berg- bis in die alpine Region zerstreut. In den ganzen Alpen, 
den äussersten Osten ausgeschlossen. Im Jura und in den Vogesen, 
Nach Buser (in Dörfler Herb. norm. no. 3613!) gehören hierher viel- 
leicht auch die Angaben der .A. alpina aus dem Schwarzwald: Feldberg. 
— 4A. Hoppeana A. I. b. 2. pallens A. u. G. Syn. VI. 392 (1902). 
A. pallens Buser Notes quelques Alch. erit. nouv. 6 (1891). Bull. Soe. 
Dauph. 2. Ser. 1892. 95 in Jaccard Cat. fl. Valais. 107 (1895) in Dörfler 
a. a. O. no. 3613 u. 3613a. A. alpina 6. pallens Briquet in Burn. Fl. 
Alp. mar, III. 131, 135 (1899). — Zeigt in manchen Merkmalen und in 
der Tracht Anklänge an die Rasse angustifoliola, steht aber der Rasse 
alpigena entschieden näher. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) [* 


1. Blätter nur zur Hälfte bis ?2/s getheilt, ihre Abschnitte also am 


Grunde auf !/s bis zur Hälfte verbunden. 


conjüneta. Pflanze kräftig. Stengel meist bogig auf- 
steigend, ziemlich schlaff. Blätter dick, fast lederartig mit 
meist 7, selten 8—9, grossen, flachen, elliptischen meist 
ganz stumpfen, oberseits kahlen, dunkelgrünen, am Rande 
dicht seidig gewimperten, unterseits dicht seidig, fast 
metallisch glänzend behaarten Abschnitten mit fast 
in der seidigen Behaarung verborgenen Zähnen. Blüthenstand 
wenig verzweigt mit meist hin und hergebogenen Zweigen. Blüthen- 


Alechimilla, 393 


knäuel locker, etwas entfernt. Kelchblätter meist breit-eiförmig 
bis eiförmig, stumpflich oder spitz. 

Auf Kalkfelsen in der alpinen Region zwischen 1200 und 
2200 m, am meisten verbreitet in den Savoyer Alpen, von dort 
bis in die nördliche Dauphin® und Unterwallis! vorkommend. Im 
Genfer Jura! bis zum Colombier-de-Gex (Buser in Dörfler Herb. 
norm. no. 3616). Die Angaben in England beziehen sich auf 
angepflanzte Exemplare. Bl. meist August, September. 

A. Hoppeana var. conjuncta Schinz u. Keller Fl. Schw. 
254 (1900). A. conjuncta Babingt. Ann. and Magaz. Nat. Hist.X. 
24 (1842). Buser in Jaccard Cat. fl. Valais 108 (1895). Dörfler 
Herb. norm. no. 3616, 3617. Nyman Consp. 238 Suppl. 117. 
A. alpina var. Godeti!) Ducommun Taschenb. Schweiz. Botaniker 
1. ed. 227 (1869). 

Eine sehr charakteristische Rasse, wohl die schönste der alpinen Al- 
chimillen, die schon durch ihren Metallglanz der Blattunterseite auffällt. 
Sie als Unterart aufzuführen, erschien nicht zweckmässig, da sie zu viel 


zweifellose Beziehungen zur Hoppeana und zwar besonders zur Rasse alpigena 
aufweist. Eine Uebergangsform zu dieser ist 


b. leptöclada?2). In Farbe und Grösse der alpigena ähnlich, in der dichteren 
Behaarung und der Verbindung der Abschnitte sowie der Zahnung der con- 
juncta sich-nähernd. — Fast im ganzen Verbreitungsgebiete der Rasse be- 
obachtet. — 4A. leptoclada Buser ad interim in Jaccard Cat. fl. Valais. 
108 (1895). — Nach Buser (a.a. O.) kaum eine Form hibriden Ursprungs. 


Eine andere Abänderung ist: 

2. trunedta (A. conjuncta f. truncata Buser in Dörfler Herb. norm. 
no. 3617 [1898]). Pflanze klein, gedrungen, fast nie blühend. Blätter 
mit breiten, denen der Jugendzustände ähnlichen Abschnitten, — Nach 
Buser eine „Hungerform*. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiet.) #1 


B. Zähne der Blattabschnitte tief eingeschnitten, über 2 mm lang, 
kammförmig gestellt, einzeln oft sehr gross. 

grössidens. Meist ziemlich klein. Stengel meist schlaff, 
meist doppelt bis 3mal so lang als die Blätter. Blätter mit länglich 
verkehrt-eiförmigen oder verkehrt-eiförmigen, etwas gestutzten, ober- 
seits graugrünen, unterseits schwach behaarten, gelbgrünen oder 
dunkelsrünen Abschnitten. Sonst wie der Typus. 

Auf krautigen, mageren Weiden, in Gerölle meist auf Kalk, 
aber auch auf Urgestein in der alpinen oder Schneeregion. Bisher 
nur im der Schweiz, dort besonders in Unterwallis verbreitet, auch 
noch auf der italienischen Seite. 

A. Hoppeana var. grossidens Schinz u. Keller Fl. Schw. 254 
(1900). A. grossidens Buser Notes quelqu. Alch. crit. nouv. 6 (1891). 
Bull. Soc. Dauph. 2. Ser. 1892. 95. Jaccard Cat. fl. Valais. 107 
(1895). 


1) 8. 8. 57 Fussn. 2. 
2) Von Aerrög dünn, zart und #Addog Zweig. 


394 Rosaceae, 
11 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiet.) 


(Verbreitung der Unterart: Oestliches Frankreich; wohl sicher auch 
auf der Balkanhalbinsel weiter verbreitet.) 21? 


I. ©. A. Anisiaca'). Meist hellgrün. Stengel ziemlich 
schlaff aufrecht, meist nicht viel länger als die Blätter. Blätter mit 
grossen (bis fast 5 cm langen) länglich-linealischen bis 
linealisch-lanzettlichen, oberseits stumpfen, am Grunde bis 1/3 
regelmässig und gleichmässig verbundenen, oberseits glatten 
oder schwach seidig behaarten, unterseits mehr oder weniger dicht seiden- 
haarigen Abschnitten, im oberen Drittel mit jederseits 3—6 meist 
deutlich abstehenden, ziemlich grossen, lanzettlichen, an der 
Spitze mit einem Büschel seidiger Haare versehenen Zähne. Blüthen- 
stand meist wenig verzweigt, mit an der Spitze mehr oder weniger ge- 
näherten Blüthenknäueln. Kelchblätter eiförmig-lanzettlich, all- 
mählich zugespitzt, schwach behaart. 

Auf Alpenwiesen nur in den östlichen Alpen zerstreut. Ost-Tirol: 
Westabhang des Gross-Glockner im Kalserthal (Sieber), Oberösterreich: 
Priel (J. Kerner), Windischgarsten (OÖberleitner in Schultz und 
Winter Herb. norm. 44). Niederösterreich: Hochkar (A. Kerner) 
zwischen dem grossen Zellerhut und dem Schwarzkogel bei Neuhaus 
(Erdinger). Obersteiermark: am Natterriegel und Pyrgas bei Admont 
(Strobl, Steininger Fl. exs. Austr.-Hung. no. 2023! Ronninger in 
Dörfler Herb. norm. no. 3615!). Johnsbach (Wettstein) an der 
Kräuterinn (Voglmair). Bl. August, September. 

A. Anisiaca Wettstein Beitr. Fl. Alban. in Bibl. Bot. H. XXVI. 
Liefg. 3. 41 (1892). Fl. exs. Austr.-Hung. no. 2023 (1893). A. alpina 
ß. podophylla?) Tausch Flora XXIV. 1. Beibl. 108 (1841). Buser Ber. 
Schw. BG. IV. 60 (1894). A. podophylla Buser a. a. OÖ. t.3 (1894). 


Diese Unterart steht zweifellos der A. Hoppeana am nächsten und wir 
schwankten lange, ob wir sie ihr nicht als Rasse unterordnen sollten. Aber trotz 
des Mangels eines ganz scharfen Trennungsmerkmals macht die Pflanze durch ihre 
ganz eigenartige Tracht so sehr den Eindruck einer Art, dass wir uns entschlossen 
haben, sie als Unterart aufzuführen. — Nach den bei uns gebräuchlichen Nomen- 
claturgesetzen ist es zwar zu empfehlen, Varietätnamen bei Erhebung einer Abart 
zur Art, wenn möglich, als Artnamen zu verwenden, ist aber ohne Kenntniss des 
Varietätsnamens ein neuer Artname geschaffen, muss der letztere bestehen bleiben 
und kann nicht von dem mit dern Gattungsnamen verbundenen Varietätnamen ver- 
drängt werden. 


(Verbreitung der Unterart: Nur im Gebiete.) 1#] 
(Verbreitung der Art: Gebirge von ganz Nord-Europa; höhere 
Gebirge Mittel- und Süd-Europas; Kaukasus; Nordamerica.) * 


1) Von der Enns, Anisia. 


2) Von zoös Fuss und pöAAo» Blatt, wegen der fussförmigen Gestalt der 
Blätter. 


BET OR 


Beh 


ur % 


Alchimilla. 395 


Bastard. 
BY. 


43. X 44. (4). A. pentaphyliea X alpina B. I. A. Hoppeana. 
4. Pflanze niedrig, sehr stark an A. pentaphyllea erinnernd. Stengel 
niederliegend, meist an den Knoten wurzelnd. Blätter bis 
fast auf den Grund 5-, an kräftigen Exemplaren meist 6-, 
selten bis 7-theilig, die Abschnitte tief eingeschnitten gesägt, mässig 
dicht behaart. 

Bisher nur in den Walliser Alpen mit den Erzeugern, dort sehr 
zerstreut. Bl. August, September. 

A. pentaphyllea X alpina B. I. A. Hoppeäna A. u. G. Syn. VI. 

(1902). A. cunedta Gaud. Syn. Fl. Helv. 117 (1836) nach Buser 
(1895) vgl. S. 387. 4A. heptaphylla Schleich. in Steud. Nomenel. I. 
1. 48 (1841). A. multifida Scheele Flora XXVI 449 (1843). A. 
alpına (subsericea) ‘X pentaphyllea Brügger Jahresber. Naturf. Ges. 
Graubünden. II. XXIIL—XXIV. 64 (1880). A. grössidens X penta- 
phylla £. superpentaphylla Buser Notes quelg. Alch. erit. nouv. 8 
(1891). Bull. Soc. Dauph. 2. ser. 1892. 97 in F. Schultz Herb. norm. 
nov. ser. Oent. 30 no. 2942 in Jaccard Cat. fl. Valais 108 (1895). 
A. Gemmia!) Buser in Huter Exs. Tirol. 1892. 


Diese Pflanze stellt wohl zweifellos einen Hibriden zwischen den genannten 
Arten dar, die Blattform hält genau die Mitte zwischen der tief 5theiligen A. penta- 
phylla und der 7—9theiligen A. Hoppeana. Interessant ist die Existenz dieses 
Bastardes wegen des Fehlschlagens des Pollens bei den meisten Eualchemillen. 
A. pentaphyllea hat gut entwickelten Pollen. l*] 


II. Grundständige Blätter meist nicht gespalten, selten bis zur Mitte 
oder einzelne Abschnitte wenig darüber hinaus getheilt, dann die 
Blätter aber nicht unterseits dicht seidenhaarig, Lappen breit. 


Gesammtart A. vulgaris. 


a. Stengel und Blätter ganz kahl (vgl. A. glaberrima A. I.) 
oder fast kahl. Kelchblätter länger oder doch wenigstens so 
lang als der Kelchbecher, scharf zugespitzt, stachelspitzig (vgl. 
auch A. vulgarıs B. A. alpestris A. Il. acutidens). Aussen- 
kelchblätter so lang wie die Kelchblätter. 


45. (4.) A. glaberrima. Y. Pflanze mehr oder weniger blau- 
grün, im Sommer oft roth überlaufen. Stengel meist niedrig, meist 1 
bis 2,5 dm hoch, aufrecht oder meist aus niederliegendem Grunde 
bogig aufsteigend, die Blätter meist um etwa das doppelte überragend. 
Blätter mit an den unteren braunen, trockenhäutigen, braunrothen, oft 
etwas glänzenden Nebenblättern und mit 5—7lappiger, im Umriss fast 
kreisförmiger, bis etwa zur Hälfte eingeschnittener, unterseits fein 
netznerviger Spreite mit abgerundeten oder gestutzten, jederseits mit 
4—7 meist eiförmig-lanzettlichen, meist spitzen, ziemlich tief einschnei- 
denden, meist etwas abstehenden Zähnen versehenen, jedenfalls in der 


1) Wegen einiger Fundorte an der Gemmi im Wallis, 


396 Rosaceae. 


unteren Hälfte jedes Abschnittes ganzrandigen Abschnitten. 
Blüthenstände locker, oft ausgebreitet, mit tief eingeschnitten-gezähnten 
Hochblättern und oft hin- und hergebogenen Zweigen. Blüthenknäuel 
ziemlich locker. Kelchblätter nach der Blüthe ausgebreitet. 

Auf Alpenwiesen, zwischen Gerölle oder in Felsenritzen in der 
ganzen Alpenkette bis Bosnien und der Hercegovina verbreitet, im 
Schweizer Jura selten. Vogesen selten. In den Sudeten nur im Riesen- 
gebirge, dort von der Kesselgrube und der Schneegrube!! bis zur 
Melzergrube!! nicht selten. In den Karpaten in der alpinen Region 
zerstreut östlich bis nach Siebenbürgen, dort nicht selten. Bl. Juni, 
August. 

A. glaberrima Schmidt Fl. Bo&m. inchoata Cent. III. 89 (1794). 
Buser in Jaccard Cat. Fl. Valais 115 (1895) in Dörfler Herb. norm. 
no. 3621 (1898). Schinz u. Keller Fl. Schweiz 254. A. vulgaris y. gläbra 
Lam. u. DC. Fl. France IV. 451 (1805). Prodr. II. 589 (1825). A. glabra 
Poiret Diet. eneyel. Suppl. I. 285 (1810). Buser Bull. S. Dauph. 2. ser. 
1892. 104. A. fissa Günth. u. Schumm. Herb. viv. fl. Siles. Cent. IX. 
no. 2 (1819); Flora 1821. 1. Beil. 60. Koch Syn. ed. 2. 257. Nym. 
Consp. 238 Suppl. 117. Fiek Fl. Schles. 137. A. Pyrenäica Leon 
Duf. Ann. g@nör. sc. phys. VIII. (1821) 228. Bordere Exs. Pyren. 

Aendert ab. Von den von Buser als Calyjeinae (Buser in Magnier Serin. 


fl. select. no. XI [1892] in Jaccard Cat. fl. Valais 113 [1895]) als Arten be- 
schriebenen Formen kommen folgende in Betracht. 


A. Laubblätter ganz kahl oder doch nur mit ganz vereinzelten Haaren 
besetzt. 
I. Stengel auch am Grunde ganz kahl. 

a. genuina. Pflanze mässig gross bis klein, etwas grau- 
grün, meist später weinroth überlaufen. Stengel meist 
niederliegend oder aufsteigend, Blätter voll- 
kommen kahl, mit 7 ziemlich grossen, sich seitlich be- 
rührenden, auf ?/3 (bis selten ®?/4) ihrer Länge getrennten, 
meist verkehrt-eiförmigen, stumpfen Abschnitte mit jeder- 
seits 4—7 groben, tief eingeschnittenen, meist abstehenden 
Zähnen. Blüthen klein. 

Die bei weitem verbreitetste Rasse, über das ganze Ver- 
breitungsgebiet der Art. 

A. glaberrima «. genwina Briquet in Burn. Fl. Alp. 
mar. III. 144 (1899). A. glaberrima Buser a. a. ©. (1895) 


im engeren Sinne. 


(Pyrenäen.) *] 


b. venulösa. Pflanze gross und kräftig, dunkelgrün, 
meist im Herbst schmutzig braunroth überlaufen. Stengel 
meist straff aufrecht oder etwas aufsteigend, doppelt 
so lang als die Blätter. Blätter fast kahl, nur unterseits 
auf den Nerven mit vereinzelten Haaren mit 9 (oder unvoll- 


Alchimilla. 397 


kommenen 11), etwa auf 1/3 ihrer Länge getrennten, meist 
halbkreisrunden, stumpfen Abschnitten mit jederseits 7—10 
ziemlich kleinen Zähnen. Blüthen gross. 


Auf Alpenwiesen. Bisher nur in den Öberitalienischen 
Alpen: Val di Sotto bei Bormio (Longa nach Buser Bull. 
Herb. Boiss. 2 Ser. I. 467 [1901]). Wohl sicher weiter ver- 
breitet. 


A. glaberrima A. Il. venulosa A. u. G. Syn. VI. 396 
(1902). A. venulosa Buser Bull. Herb. Boiss. 2. Ser. I. 466 
(1901). 

Eine bemerkenswerthe Pflanze, die nicht gut mit einer der anderen 
Rassen vereinigt werden kann. In ihrer Tracht erinnert sie an Formen 
der A. vulgaris, während sie in ihren Merkmalen zur A. glaberrima 
gehört. In manchen Merkmalen nähert sie sich der Rasse flexicaulis und 
besonders deren Abart Othmari ist aber von beiden sofort durch die fast 
völlige Kahlheit zu unterscheiden. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) 1] 


II. Stengel am Grunde etwas behaart (mit locker anliegenden, weichen 
Haaren). 


a. firma. Pflanze mittelgross, ziemlich kräftig, schön bläu- 


lichgrün, zuletzt meist lebhaft weinroth gefärbt. Stengel meist 
etwas verzweigt. Blätter nicht sehr gross, oberseits dunkel 
blaugrün, unterseits hellgrün, mit 9 rundlichen, sich 
seitlich nicht berührenden, etwa auf 2/5 ihrer Länge ge- 
trennten Abschnitten mit jederseits 5—9 mässig grossen 
Zähnen. Blüthen gross. 


Auf krautigen Weiden, gern mit Rhododendron, in lichten 
Wäldern auf Kalk im Wallis verbreitet, von dort bis Ober- 
bayern und Tirol in Höhe von 1300—2200 m anscheinend 
nicht selten. 

Diese Rasse zeigt in ihrer Tracht auffällige Anklänge an A. vulgaris, 
gehört aber ihren Merkmalen nach entschieden zu A. glaberrima. Die 
Anschauung, als handle es sich hier um einen Hibriden zwischen beiden 
Arten, hat wenig für sich. 


(Verbreitung der Rasse: Kaukasus.) * 


incisa. Pflanze ziemlich klein und zierlich, blassgrün. Stengel 
starr aufrecht, steif. Blätter mit 7—9 schmalen, 
oft bis zur Hälfte ihrer Länge getrennten Abschnitten. 
Blüthenstand locker, ausgebreitet. Blüthen klein, wie 
beim Typus, sonst wie vor. Rasse. 


An trockenen, sonnigen Felsen in der alpinen Region. 
Schweizer Jura: auf den Reeulet und Colombier de Gex 
(Buser in Magnier Scrin. fl. select. no. XI. 255 [1892]) 
Unterwallis verbreitet (Buser in Jaccard Cat. fl. Valais 115). 
Seealpen nicht selten (Briquet). 


393 Rosaceae. 


4A. glaberrima ß. incisa Briquet in Burn. Fl. Alp. mar. 

Iil. 145 (1899). Schinz u., Keller Fl. Schweiz 255 (1900). 

A. incisa Buser in Magnier Serin. fl. select. no. XI. 255 
(1893) in Jaccard Cat. fl. Valais. 115 (1895). 

Hierher gehört 

2. gräcilis. Blüthenstand reich beblättert, mit diehteren Blüthenknäueln, 

Blätter mit schmäleren Abschnitten und kleineren Zähnen, hellgelb- 

grün, später in der Sonne sehr dunkel. — Bisher nur in der Schweiz 

in Wallis. — A. glaberrima A. II. b. 2. gracilis A. u. G. Syn. VI 

(1902). A. gracilis Buser in Jaceard Cat. fl. Valais. 115 (1895). 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) x] 


B. Laubblätter unterseits mehr oder weniger behaart. 

I. flexicäulis. Pflanze gross, kräftig mattgrün, nicht oder erst 
spät schwach röthlich überlaufen. Stengel bis 6 dm lang, Blätter 
gross (bis 1,5 dm im Durchmesser), unterseits dünn und 
kaum seidig behaart, schwach nervig, mit 9—11 etwa 
1/4 ihrer Länge getrennten, rundlichen oder an den herbstlichen 
breit dreieckigen Abschnitten, jederseits mit 6—10 
kleinen Zähnen. Blüthen klein. 

In der Berg- und alpinen Region bisher nur im südlichen 
Schweizer Jura bis Vuarne (Buser Bull. Herb. Boiss. I. App. 
2. 34 [1893]); im Wallis: Vallee de Morgins am Fusse der Pointe 
de Mossettaz 2100 m (Buser in Jaccard Cat. fl. Valais 114). 
Savoyen (Buser a. a. O. [1893]. In der nördlichen Schweiz 
anscheinend verbreitet (Hegi Bull. Herb. Boiss. 2. ser. I. 999 
[1901]). Wohl weiter verbreitet. 

4A. glaberrima var. flexicaulis Schinz u. Keller Fl. Schweiz 
255 (1900). A. flexicaulis Buser Bull. Herb. Boiss. I. App. 
2. 32 (1893) in Jaccard Cat. Fl. Valais. 114. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) Ed 


Hierher gehört, eine Uebergangsform zur eu-glaberrima darstellend: 


b. Othmäri!). Pflanze klein, von der Tracht der Rasse eu-glaberrima, 
aber meist kräftiger, in der Sonne kräftig braunroth. Blätter oberseits 
dunkelgrün, unterseits ganz kahl, nur an den Hauptnerven seidig be- 
haart, hellgrün, mit 7 oder unvollkommenen 9 auf !/s ihrer Länge ge- 
trennten, etwas abgerundeten, an den unteren kurzen und breiten, an 
den oberen verlängerten, eiförmigen oder verkehrt-eiförmigen Abschnitten 
mit jederseits 5—7. — Auf trockenen Weiden in der östlichen Schweiz 
und im angrenzenden Oberbayern verbreitet; in St. Gallen und in den 
Allgäuer Alpen nicht selten. — 4A. glaberrima B. I. b. Othmari A. u. G. 
Syn. VI. 398 (1902). A. Othmari Buser Bull. Herb. Boiss. 2. Ser. I 
464 (1901). 


1) Nach Othmar Buser, Chemiker in St. Gallen, einem 1898 verstorbenen 
Bruder des Alchimillen-Forschers R. Buser (s. S. 383 Fussn. 1), welcher den 
letzteren vielfach bei seinen Untersuchungen unterstützte. 


Alchimilla. 399 


II. fällax. Pflanze meist mässig gross oder klein, sehr zierlich, 
dunkelgrün, im Herbste meist dunkelbraunviolett überlaufen. 
Stengel meist behaart, 2—3 mal länger als die Blätter. Blätter 
unterseits an den Hauptnerven seidig, auf der Fläche 
zerstreut anliegend behaart, mit 7—9 etwa 1/Jı—!/s ihrer 
Länge getrennten halbeiförmigen oder breit dreieckigen, stumpf- 
lichen Abschnitten mit jederseits 6—10 ziemlich kurzen, 
in eine kurze Haarspitze endigenden Zähnen. 
Blüthen sehr klein. 

Auf steinigen Stellen meist im Kalkgebirge. In den Süd- 
alpen in der Dauphing, in Piemont und im Wallis verbreitet 
(Buser Ber. Schw. BG. IV. 67 [1894] in Jaccard Cat. fl. 
Valais. 114). Tessin: Monte Generoso: Bellavista (Bicknell). 
Am Nordabhang der Alpen seltener. St. Gallen: Herrenalp 
1900 m, im hinteren Calveis (O. Buser nach R. Buser a.a. 0. 
[1894]). Wohl sicher besonders im Süden weiter verbreitet (vgl. 
die Abart b. sericoneura). 

A. glaberrima var. fallax Schinz u. Keller Fl. Schweiz 254 
(1900). A. fallax Buser Ber. Schw. BG. IV. 65 (1894) in 
Jaccard Cat. fl. Valais. 113 (1893). 


Eine eigenthümliche Rasse, welche den Uebergang der A. splendens 

zur A. glaberrima darstellt. — Hierher gehört 
b. mäjor. Pflanze sehr kräftig und reich verzweigt, meist hellgrün. Blätter 
mit 9—11 nicht so tief eingeschnittenen Abschnitten, mit mit einem deut- 
licheren Pinsel von Härchen versehenen Zähnen. Blüthen grösser. — 
Bisher im Wallis: Gemmi (Buser in Jaccard Cat. fl. Valais. 114). Berner 
Oberland: Axalp (Chenevard). Glarus, St. Gallen und in den Appen- 
zeller Alpen nicht selten. Tirol: Geissstein bei Kitzbüchl (Traun- 
steiner nach Buser Ber. Schw. BG. IV. 69 [1894]). Siebenbürgen: 
am Butschetsch, oberhalb des Klosters Skitt (Schur Enum pl. Transs. 204). 
— 4A. fissa a. major Schur. Enum. pl. Transs. 204 (1866). A. serico- 
neural) Buser Ber. Schw. BG. IV. 68 (1894) in Jaccard Cat. fl. Valais. 
114 (1895). — Bildet einen gewissen Uebergang zur Rasse flexicaulis. 


(Verbreitung der Rasse: Ost-Epirus (Haläcsy nach Buser a. a. O. 
[1894]). EI 
(Verbreitung der Art: Pyrenäen; Balkanhalbinsel; Kaukasus.) |%] 


b. Stengel und Blätter mehr oder weniger stark behaart, Kelch- 
blätter meist kürzer als der Kelchbecher, meist stumpflich 
oder stumpf ?), jedenfalls nicht stachelspitzig. 


46. (5). A. pubescens. 9. Pflanze meist klein bis. mässig gross 
und dann kräftig. Stengel meist bis 2 dm hoch, schlank oder kräftig, 
meist bis doppelt, selten bis 3mal so lang als die Blätter, auch in 


1) Von ongıxdz seidig und veögo» Nerv, Sehne, wegen der behaarten Blatt- 
nerven. 

2) Die Gestalt der Kelchblätter wird an getrockneten Exemplaren leicht da- 
durch undeutlich, dass dieselben sich beim Eintrocknen oft einrollen und dadurch 
erscheinen stumpfe Kelchblätter leicht spitz. 


VE IT, 


400 Rosaceae. 


den letzten Auszweigungen des Blüthenstandes behaart. 
Blätter beiderseits mehr oder weniger stark, oft mehr oder 
weniger seidig schimmernd behaart, mit 7—11, meist nur 1/4—!/3, 
selten bis !/a ihrer Länge getrennten Lappen, mit jederseits 4 (meist 7) 
bis 8 mässig tiefen (selten sehr tiefen) Zähnen. Blüthenstand locker 
oder mehr oder weniger geknäuelt, mit lockeren oder dichten Blüthen- 
knäueln. Aussenkelchblätter stark entwickelt. 

A. pubescens Lam. Ill. 347 no. 1703 (1791). Koch Syn. ed. 2. 
256 nicht Willd. Hort. Berol. II. t. 79 (1809). M. Bieb. Fl. Taur.- 
Cauc. I. 114, welche eine gleichfalls hierher gehörige orientalische 
Unterart darstellt, für die Buser (in Dörfler Herb. norm. no. 3030 
[schedula emendata]) den Namen A. sericdta Rehb. Iconogr. I. 6, 95 
(1823) voranstell. Boissier bezeichnete diese letztere Form (Fl. Or. 
II. 730 [1872]) als A. vulgaris d. BDiebersteiniüi. (Vgl. auch Buser 
in Magnier Serin. fl. select. 278.) A. hybrida Mill. Gard. Diet. ed. 8 
no. 2 (1763) ob L.?!) A. vulgaris d. subseröcea Gaud. Fl. Helv. L 
453 (1828). A. glaucescens Wallr. Linnaea XIV. 134, 549 (1840). 
A. minor Buser Bull. S. Dauph. 2. Ser. 1892. 98 nicht Huds. und 
Buser später. A. montana Willd. Hort. Berol. I. 170 (1809) vgl. 
Link Enum. Hort. Berol. I. 144 nicht Schmidt. 

Sehr veränderlich, zerfällt in eine Reihe von Unterarten, Rassen und Abarten, 
die sich etwa in folgender Weise gliedern, 

A. A. spleudens. Pflanze klein oder mittelgross, meist hell- 
grün oder etwas graugrün. Stengel dünn und schlank aufrecht oder 
etwas bogig aufsteigend, meist 0,5—2 dm hoch, mehr oder weniger dicht 
anliegend seidenhaarig, meist im Herbst stellenweise dunkelroth 
überlaufen. Blätter oberseits kahl oder etwas anliegend seidig be- 
haart, unterseits ziemlich dicht anliegend seidenhaarig, ohne 
lange abstehende Haare, mit 9—11 breiteiförmigen, stumpfen, 
meist auf !/s—!/s (selten bis 1/2) ihrer Länge getrennten Lappen mit 
jederseits 7—8 scharfen und spitzen, deutlich zusammenneigenden, dicht 
seidig bewimperten Zähnen. (Der Endzahn viel kleiner als die oberen 
seitlichen.) Blüthenknäuel locker. Blüthen gelbgrün, ziemlich klein. 
Kelchblätter länglich-eiförmig. 

An Kalkfelsen, auf trockenen, kurzgrasigen Wiesen in der Nadel- 
waldregion, den westlichen und nördlichen Kalkalpen von Unterwallis 
bis nach St. Gallen verbreitet. (Buser in Magnier Scrin. fl. select. 
no. XI [1892] in Jaccard Cat. Fl. Valais 113). Bl. Juni, Juli. 

4A. splendens Christ in Gremli Exe.fl. Schw. 2. Aufl. 179 (1874). 
Ber. Schw. BG. I. 92 (1891). Buser Notes quelques Alch. nouv. crit. 
Bull. S. Dauph. 2. Ser. (1892) 103 in Magnier Secrin. fl. seleet. (1892) 


1) Die A. alpina ß. hybrida Linne’s ist keine einheitliche Form. Selbst Buser 
erklärt die Lamarck’sche A, pubescens bald für die Linne’sche A. a. hybrida 
(Serin. fl. seleet. no. XI [1892]) wenigstens z. T. (in Jaccard Cat. fl. Valais 110 
[1895]), bald für nicht mit dieser identisch (Bull. Herb. Boiss. 2. Ser. I. 463 [1901)). 
Wegen dieser ungeklärten Identität halten wir es für besser, den Namen A. hybrida 
ganz zu verwerfen und sicherere jüngere Namen zu verwerthen. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


Die Vegetation der Erde. 


Sammlung pflanzengeographischer Monographien 
herausgegeben von 


A. Engler und O. Drude 
ord. Professor der Botanik und Direktor ord. Professor der Botanik und Direktor 
des botan. Gartens in Berlin 


des botan. Gartens in Dresden. 


Bisher erschienen folgende Bände: 
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Grundzüge der Pflanzenverbreitung auf der iberisch. Halbinsel 


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Subseriptionspreis: geh. )b 10.—; in Ganzleinen geb. 6. 11.50. 


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Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Karpathen 


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I. Band. 
Mit 9 Textfiguren, 3 Heliogravüren und 1 Karte. 


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Subseriptionspreis: geh. Jb 9.—; in Ganzleinen geb. 6 10.50. 
III. 


Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Kaukasusländern 


von der unteren Wolga über den Manytsch-Scheider bis zur Scheitelfläche 
Hocharmeniens 
von Dr. Gustav Radde. 
Mit 13 Textfiguren, 7 Heliogravüren und 3 Karten. 

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Subsceriptionspreis: geh. )6 19.—; in Ganzleinen geb. 6 20.50. 
IV: 

Die Vegetationsverhältnisse der illyrischen Länder 


begreifend Südkroatien, die Quarnero-Inseln, Dalmatien, Bosnien und die 
Hercegovina, Montenegro, Nordalbanien, den Sandzak Novipazar und 
Serbien 


‚von Dr. Günther Ritter Beck von Mannagetta 
ord. Professor der Botanik u. Direktor des botan. Gartens der k. k. deutschen Universität in Prag. 


Mit 6 Vollbildern, 18 Textfiguren und 2 Karten. 
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Subscriptionspreis: geh. J6 20.—; in Ganzleinen geb. Ab 21.50. 


V. 
Die Heide Norddeutschlands und die sich anschliessenden 
Formationen in biologischer Betrachtung. 
Eine Schilderung ihrer Vegetationsverhältnisse, 


ihrer Existenzbedingungen und ihrer Beziehungen zu den übrigen 
Pflanzenformationen, besonders zu Wald und Moor, 


von P. Graebner. 
(Formationen Mitteleuropas Nr. 1.) 
Mit einer Karte, 
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Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


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dem Kingagebirge, vom Rungwe, dem Kondeland 
und der Rukwasteppe 
nach 64 von 
Walther Goetze 
auf der Nyassa-See- und Kinga-Gebirgs-Expedition der. Hermann- 
und Elise- geb. Heckmann-Wentzel-Stiftung hergestellten photogra- 
phischen Aufnahmen zur Erläuterung der ostafrikanischen Vegeta- 
tionsformationen 


zusammengestellt und besprochen 
von 


A. Engler 


Direktor des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin. 
Herausgegeben mit Unterstützung der Stiftung. 


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Druck der kgl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz in Würzburg. 


e 
{ 


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DR. MED. ET PHIL. 
PROFESSOR DER BOTANIK AN DER UNIVERSITÄT ZU BERLIN 


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Professor der Botanik zu Freiburg i.B. 


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Die 
pflanzengeographische Gliederung 
Nordamerikas 


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an der nordamerikanischen Anlage des neuen Königlichen 
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gr. 8. 1902. A 2.40. 


(Appendix IX zum Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin.) 


Früher erschien: 


Die Pflanzen-Formationen 
und die planzengeographische Gliederung 


der 


Alpenkette 


erläutert 
an der Alpenanlage des neuen Königlichen botanischen 
Gartens zu Dahlem-Steglitz bei Berlın, 
mit zwei Orientirungskarten 
von 
A. Engler. 
gr. 8. 1901. 6 2.40. 


(Appendix VII zum Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin.) 


Alchimilla. BOTANI TAI 401 
GARDEN 
in Jaccard Cat. fl. Valais. 113 (1895). A. alpina x vulgaris Christ 
a. a. O. (1874). A. hybrida Brügger Jahresb. NG. Graubünd. XXIII 
bis XXIV. 64 (1880) nicht L. u. a. Alchimilla Ill. Splendentes 
Buser a. a. O. (1892) und (1895). 
Der Typus zerfällt in 2 Formen, 

A, Bernensis. Pflanze grösser. Blätter grösser mit breiteren, weniger tief ein- 
geschnittenen (nur auf !/—!/s3 ihrer Länge getrennten) Abschnitten, Blüthen 
fast kahl. — So besonders in den Berner Alpen! — A. splendens f. bernensis 
Buser in Jaccard Cat. fl. Valais. 113 (1895). 

B. Infravallesiaca!), Pflanze kleiner. Blätter mit schmalen und tiefer ein- 
geschnittenen (bis auf die Hälfte ihrer Länge getrennten) Abschnitten, Blüthen 
behaart. — So im Unterwallis! — 4. splendens f. infravallesiaca Buser in 

_ Jaccard Cat. fl. Valais. 113 (1895) in Dörfler Herb. norm. no. 3619. 


Bemerkenswerther erscheint die Rasse 
I. Schmidelyäna?). Pflanze dunkelgrün, nicht graugrün, weniger 

stark behaart. Blätter im Herbst kaum röthlich gefärbt, mit 
rundlichen bis verlängert-dreieckigen, etwa auf die Hälfte ihrer 
Länge getrennten, ringsum tief gezähnten Abschnitten. Zähne 
zugespitzt oder spitz. Blüthenstand mit grossen Blättern und 
hin- und hergebogenen Aesten. Blüthen dunkelgrün. 

So in den Savoyer Alpen in den Landschaften Chablais 
und Faucigny verbreitet. 

A. splendens II. Schmidelyana A. u. G. Syn. VI. 401 
(1902). A. Schmidelyana Buser Notes quelques Alch. erit. nouv. 
15 (1891). Bull. S. Dauph. 2. Ser. 1892. 104. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) 2 
(Verbreitung der Unterart: Pyrenäen [Rasse fulgens (A. ful- 
gens Buser in Magnier Secrin. fl. select. no. XI. 1892)].) =] 


B. A. montana. Pflanze fast stets niedrig, meist mehr oder 
weniger graugrün. Stengel aufrecht oder meist schräg aufsteigend, 
0,3 bis (selten) 2 dm hoch, dieht mit langen, abstehenden 
Haaren besetzt, nicht oder meist nur unterwärts roth gefärbt. 
Blätter oberseits dieht sammtartig behaart, unterseits 
meist nur im Jugendzustande anliegend seidig behaart, später stets 
mit wenigstens zu grossem Theil abstehenden Haaren 
dicht besetzt, mit 7—9 meist sehr breiten, meist auf !/a—!/3 ihrer 
Länge getrennten Lappen mit ziemlich kleinen, breiten, stumpflichen 
Zähnen (der Endzahn nicht oder wenig kleiner als die oberen seitlichen). 
Blüthenknäuel dicht, meist mehr oder weniger zusammenfliessend. Blüthen 
meist grün. Kelchblätter breit-eiförmig, stumpf. 

Auf kurzgrasigen Alpenweiden zwischen Gerölle meist sehr ver- 
breitet. In allen mitteleuropäischen Mittel- und Hochgebirgen in der 


1) Aus dem Unterwallis, 

2) Nach Auguste Schmidely, * 26. Jan. 1838 Genf, der beste Kenner 
der Flora von Genf, bes. Rosa, Rubus, Salix ete., Verf. von Annotations au cat. 
pl. vasc. env. de Gen®ve de G. F. Reuter (Bull. SB. Gen?ye III. [1884]). Cat. rais. 
des Ronces des env. de Gen. Gen. 1887 als Ergänzung zu seinen Rubus-Exsiccaten. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 26 


402 Rosaceae. 


Berg- und alpinen Region meist nicht selten (Buser in Magnier Scrin. 
fl. seleet. no. XI. [1892]. Bl. Mai—August, vereinzelt bis October. 

A. montana Willd. a. a. O. (1840) im engeren Sinne. A. u. G. 
Syn. VI. 401 (1902). Alchimilla IL. Pubescentes Buser in Magnier 
Serin. fl. select. no. XI (1892) in Jaccard Cat. fl. Valais. 110 (1895). 


A. Zähne der Blätter meist nicht sehr tief, nicht viel über 1 mm tief 
eingeschnitten, stumpflich, jedenfalls nicht fingerförmig spreizend. 


I. Abschnitte der Blätter halbkreisförmig, meist ringsum oder fast 
ringsum, jedenfalls nicht nur an der Spitze gezähnt. 


a. glauc6&scens. Pflanze ziemlich kräftig, meist ziemlich hell- 


farbig, graugrün. Stengel ziemlich dicht beblättert, meist 0,5 


bis 2 dm hoch. Blätter unterseits ziemlich dicht, meist seidig 
schimmernd behaart, mit meist 9 etwa auf !/4—!/a ihrer 
Länge getrennten Lappen mit. kurzen, breiten und 
stumpfen Zähnen. Blüthenstand mit meist spreizenden sehr 
kurzen Aesten mit kugeligen, sehr dichten Blüthenknäueln. 
Blüthenstiele dicht weisswollig behaart, etwas kürzer 
als der Kelchbecher. Blüthen klein, dicht behaart. 


Die bei weitem verbreitetste Rasse. 


A. montana A. 1. a. glaucescens A. u. G. Syn. VI 
402 (1902). A. glaucescens Wallr. Linnaea XIV. 134, 549 
(1840) im engeren Sinne. A. vulgarıs var. subsericea (Gaud. 
Fl. Helv. I. 453 [1828] z. T.). Koch Syn. ed. 2. 256 (1844). 


A. pubescens (Lam. Diet. 347 [1791] z. T.) Buser in Magnier . 


Serin. select. no. XI (1892) in Jaccard Cat. fl. Valais. 110 
(1895). A. pubescens &. genwina Briquet in Burn. Fl. Alp. 
mar. III. 138 (1899). 

Wir halten bei der nothwendigen Subordination der Formen die 
hier gegebene Auswahl der Namen für gerechtfertigt, da der Wallroth- 
sche Name sien zweifellos nur auf diese Rasse bezieht, während dies von 
den überdies viel älteren Namen Lamarcks und Willdenow’s, die 
wir zur Bezeichnung der Art resp. der Unterart verwendeten, nicht be- 
hauptet werden kann. ' 


(Verbreitung der Rasse: Ueber das ganze Verbreitungsgebiet der Art.) 
* 


b. plicäta. Pflanze kräftig, reich verzweigt, dunkelgraugrün. 
Stengel mit ziemlich grossen Blättern, starr behaart. Blätter 
nicht sehr stark behaart, unterseits nur auf den Nerven etwas 
seidenhaarig, mit 7 bis auf !/3 ihrer Länge getrennten, ziemlich 
dieken, meist halbverkehrt-eiförmigen Lappen mit ziemlich 
grossen breiten Zähnen. Blüthenstiele etwa so lang 
als dieBlüthen. Blüthen gross, kahl oder fast kahl. 

Sehr selten. ‚Bisher nur in Böhmen; in den Savoyer 
Alpen: Mont Salve u. Schweiz: im Wallis: Alpes de Vionnaz 
(Jaccard Cat. fl. Valais. 112). 


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Alchimilla. 403 


A. montana A. I. b. plicata A. u. G. Syn. VI. 402 
(1902). _A. plicata Buser Bull. Herb. Boiss. I. App. 2. 20 
(1893) in Jaccard Cat. Fl. Valais. 112 (1895). 


(Verbreitung der Rasse: Schweden.) *] 


II. Abschnitte der Blätter fast 4eckig, oben abgestutzt, nur an der 
Spitze gezähnt, an den Seiten ganzrandig. 


a. flabelläta. Pflanze zierlich, helleraugrün bis meergrün. Stengel 
dünn, aufrecht, meist 1—2 dm hoch. Blätter sehr dünn, beider- 
seits abstehend behaart, höchstens unterseits auf den Nerven 
etwas seidig glänzend, mit 7 (oder 9 unvollkommenen) auf !/ı 
bis !/s ihrer Länge getrennten Lappen mit sehr kräftigen, stumpfen 
Zähnen. Blüthenstand verlängert, mit etwas entfernten, ähren- 
artig gestellten, kleinen Blüthenknäueln. Blüthen klein. 


Auf trockenem Gerölle, in Felsritzen in der alpinen und 
hochalpinen Region der Alpen, besonders der Centralalpen von 
den Seealpen bis Tirol (vgl. auch Büuser Bull. Herb. Boiss. 2. 
Ser. I. 464 [1901]) und Krain verbreitet. Vogesen (Buser in 
Magnier Serin. fl. select. no. XI [1892]). 


A. montana A. Il. flabellata A. u. G. Syn. VI. 403 (1902). 
A. pubescens Koch Syn. ed. 2. 256 (1844) nach Buser a. a. O. 
(1895). A. flabellata Buser Notes quelg. Alch. erit. nouv. 12. 
(1891). Bull. S. Dauph. 2. Ser. (1892) 101 in Jaccard Cat. fl. 
Valais. 111 (1895). A. pubescens y. flabellata Briquet in Burn. 
Fl. Alp. mar. III. 138, 140 (1890). 


Hierher ist wohl am besten zu stellen: 


2. coloräta. Eine Zwischenform zwischen den Rassen subsericea und fla- 
bellata. Pflanze schlank. Stengel meist aufrecht, Blätter oberseits schwach, 
unterseits zerstreut bis stärker behaart, mit 7—9 halbverkehrt-eiförmigen, 
abgerundeten, längs der oberen Hälfte der Seite gezähnten Abschnitten 
mit ziemlich spitzen Zähnen. Blüthenstiel meist etwas länger als die 
Blüthen. Die unteren Blüthen etwas behaart, die oberen fast kahl. Kelch- 
blätter zur Fruchtzeit oberseits dunkel braunroth. — An sonnigen Orten 
zerstreut in der alpinen und hochalpinen Region der Alpen in der Pro- 
vence, der Dauphine, Savoyen und der Schweiz. In Tirol östlich bis Lozere 
(Buser in Magnier Serin. fl. select. XI. 2.. [1892]), in der Bernina- 
Gruppe nicht selten (Buser Bull. Herb. Boiss. 2. Ser. I. 464 [1901]). — 
A. pubescens ß. colorata Briquet in Burnat Fl. Alp. mar. III. 138, 139 
(1899). Schinz u. Keller Fl. Schw. 255 (1900). _A. colorata Buser Notes 
quelg. Alch. cerit. nouv. 10 (1891). Bull. S. Dauph. 2. Ser. 1892. 99 in 
Jaccard Cat. fl. Valais. 110 (1895). 


b. pusilla. Vom Typus durch spitzern mehr zusammenneigende Zähne, 
die sich auch seitlich an den Abschnitten finden und durch die Kahlheit 
der letzten Auszweigungen des Blüthenstandes verschieden, vom Jura bis 
zum Veltlin, Tirol und Oberbayern verbreitet. — Gehört wohl trotz der 
Kahlheit der Blüthen ete, in die Verwandtschaft der A. pubescens. — A. 
montana A. Il. 2. pusilla A. u. G. Syn. VI. 403 (1902). A. pusilla Buser 
Bull. Herb. Boiss. I. App. 23 (1893). 


(Verbreitung der Rasse: Pyrenäen; Central-Frankreich: Cantal; 
Kleinasien [Buser in Magnier Serin. select. no. XI. 1892)). *| 


26* 


404 


B. 


Rosaceae, 


b. Vett£&ri!). Der vorigen Rasse sehr nahestehend und ähnlich, 
von ihr hauptsächlich durch Folgendes verschieden: Graugrün. 
Stengel aufrecht bis 2 dm hoch. Blätter klein, unterseits seiden- 
haarig, oberseits kahl oder fast kahl, mit 7—9 bis auf 
die Hälfte ihrer Länge getrennten Lappen mit oft schärferen 
und etwas zusammenneigenden Zähnen. Blüthenstand sehr locker, 
an kleinen Exemplaren oft nur aus 2—3 Blüthenknäueln be- 
stehend. Blüthen grösser. 

Im Gebiete bisher nur in den See-Alpen, dort verbreitet, 
nördlich bis zum Departement Basses-Alpes (Buser Exs. Soc. 
et fl. Franc.-Helv. no. 249). Eine südliche Rasse. 

A. pubescens d. Vetteri Briquet in Burn. Fl. Alp. marit. 
III. 141 (1899). A. montana All. herb. A. pubescens Ard. 
Fl. Alp. mar. 338 (1867) z. T. A. pyrenaica Reverch. u. Derbez 
Exs. pl. Fr. no. 53 (1886) nicht Dufour. 4A. Vetteri Buser 
Exsiec. Soc. etud. fl. Franc.-Helv. no. 249 (1894). Bull. Herb. 
Boiss. II. App. IV. 7 (1894). Baenitz Herb. Eur. no. 8295 
(1895). Bicknell Fl. Bordigh. 99 (1896). 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) El 
Zähne der Blätter sehr tief, bis 3 mm tief, spitz oder zugespitzt, 
fingerförmig gespreizt. 

intermödia. Pflanze klein und zierlich, in der Tracht von 
auffälliger Aehnlichkeit mit A. glaberrima, meist hellerün. Stengel 
schlaff, oft niederliegend, aufsteigend, meist nicht über 1 dm hoch, 
abstehend behaart, oft hin- und hergebogen. Blätter beiderseits ab- 
stehend behaart, kaum seidenhaarig, mit 5—7 breiten, auf !/e—?/3 
ihrer Länge getrennten, oberwärts gestutzten, seitlich nicht gezähnten 
Lappen. Blüthen klein, in lockeren Knäueln. Blüthenstiele länger 
als die Blüthe. Kelchzähne ziemlich stark zugespitzt. 

Auf Alpenweiden in der südwestlichen Schweiz verbreitet. 

A. montana B. intermedta A. u. G. Syn. VI. 404 (1902). 
4. intermedia Haller fil. in Schleich. Ind. pl. Valles. 4 (vor 1797) 
Herb. Willd. no. 3140. Buser in Jaccard Cat. fl. Valais 111 (1895) 
in Dörfler Herb. norm. no. 3029. A. minor var. hirstita Tausch 
Flora XXIV. 1. Beibl. 112 (1841). A. Helvetica (A. fissa X pu- 
bescens) Brügger Jahresb. NV. Graub. XXIII—XXIV. 64 (1880). 
Buser in Magnier Scrin. fl. select. XI. 2.. (1892). 4A. fissa var. 
villösula Gremli Neue Beitr. Fl. Schw. IV. 6 (1887). 

Eine äusserst merkwürdige Form, die ohne nähere Untersuchung leicht 
für eine Abart der A. glaberrima gehalten wird. Wir halten es auch noch 
für zweifelhaft, ob es nicht natürlicher ist, sie, wie es z. B. Gremli gethan, 
mit dieser Art zu vereinigen, anstatt hier nnterzubringen. Zweifellos zeigt sie 


indessen auch starke Beziehungen zur Rasse flabellata und besonders zu deren 
Abart colorata. 


DES. SSH PRiGSSHER 3: 


Alchimilla. 405 


- (Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete. Ix#1 
O ——— 


(Verbreitung der Art und Unterart: Gebirge von Nord-Europa; 
Frankreich; Pyrenäen; Appenninen; Balkanhalbinsel; Kaukasus; Si- 
 birien; Kleinasien; Persien; Turkestan. [Wie weit die Unterart in 
Asien verbreitet ist, und wie weit sie durch andere Unterarten ersetzt 
wird, ist nicht genügend bekannt.)). * 


47..(7.) A. vulgäris. 2}. Pflanze gross oder klein, von wech 
selnder Tracht. Stengel aufrecht oder aus niederliegendem Grunde 
aufsteigend, oft bis 5 dm hoch, entweder ganz kahl oder im 
Blüthenstande nur in den grösseren Auszweigungen be- 
haart, oberwärts kahl (vgl. indessen A. montana A. 1. 2. pusilla). 
Blätter zottig oder abstehend oder anliegend behaart oder ganz kahl 
mit 9—11, meist nur !/a—!/s, selten bis 1/a ihrer Länge getrennten, 
meist sehr breiten Abschnitten, mit jederseits meist 6—12, meist nicht sehr 
tiefen Zähnen. Blüthenstand oft sehr reich blüthig, meist locker, seltener 
geknäuelt. Blüthen kahl oder mit vereinzelten Haaren. 

Auf Wiesen, an Felsen, in dichten Wäldern, in der Ebene und 
im Gebirge, im ganzen Gebiete meist nicht selten. Auch auf der Nord- 
see-Insel Sylt. In den Alpen bis 2500 m aufsteigend (Jaccard). 
Bl. Mai, Juni (bis Herbst). 

A. vulgaris L. Spee. pl. ed. 1. 123 (1753) ed. 2. 172. Koch 
Syn. ed. 2. 256. Nyman Consp. 238 Suppl. 117. A. palmata Gil. 
Exerc. phys. II. 429 (1792). Alchimilla V. Vulgares Buser in Magnier 
Serin. fl. select. XI. 2.. (1892) in Jaccard Cat. fl. Valais. 116 (1895). 


Aeusserst veränderlich. Eine der schwierigsten Arten der mitteleuropäischen 
Flora, die von Buser in eine grosse Reihe von Arten zerlegt wird. Von den mittel- 
europäischen Formen sind die wichtigsten; 


A. Stengel und Blattstiele behaart (vgl. indessen A. eu-vulgaris B. 
heteropoda). 


I. A. A. eu-vulgaris. Pflanze meist ziemlich kräftig, meist 
2—3, seltner bis 5 dm hoch. Stengel aufrecht, aufsteigend oder 
niederliegend, zottig behaart, mit wagerecht abstehenden 
Haaren. Blätter mit gleich behaartem Stengel und meist 
rundlicher, oberseits meist kahler, unterseits zerstreut behaarter Spreite 
mit 7—11 (bis 13) nur auf 1/a—!/3 (selten bis 1/2 ihrer Länge getrenn- 
ten, am Rande gewimperten Abschnitten mit jederseits 5—12 breiten, 
nicht tief eingeschnittenen (meist nicht viel über 1 mm langen), spitzen 
oder stumpflichen Zähnen. Blüthenstand meist reichblüthig, locker. 
Blüthenstiele meist länger als die sehr kleinen (geöffnet meist kaum 
4 mm breiten) Blüthen. 

Auf Wiesen die bei weitem häufigste Unterart. Im ganzen Gebiete, 
besonders in der Ebene verbreitet. Bl. Mai bis Herbst. 

A. eu-vulgaris A. u. G. Syn. VI. 405 (1902). A. pratensis 
‚Schmidt Fl. Bo&öm. inchoat. Cent. III. 88 (1794) erw. Schinz u. Keller 
Fl. Schw. 256 (1900). 


406 Rosaceae. 


Ueber die Nomenclatur dieser Unterart können verschiedene Ansichten herr- 
schen. So haben Schinz u. Keller a.a. O. den Namen A. pratensis vorangestellt. 
Wir baben deshalb diesen Namen nicht für die Unterart verwandt, weil Schmidt 
mehrere als Rassen zu bezeichnende Formen, die auch wir für annähernd gleichartig 
halten, benannt hat und wir deshalb den Namen pratensis für eine dieser Rassen 
erhalten wollen. 


A. Alle Blattstiele (wenigstens die der Sommerblätter) und Stengel 
(letztere wenigstens im unteren Theile) abstehend behaart. 


I. Stengel in seiner ganzen Länge bis zu den mittleren Auszweig- 
ungen des Blüthenstandes und alle Blattstiele behaart. 


a. silv&stris. Pflanze meist mittelgross, ziemlich kräftig, meist 
bläulichgrün (trocken meist braun), im Herbste meist rothbraun 
gefärbt. Stengel mit meist ziemlich kleinen Blättern. Blätter 
mit auch oberseits mehr oder weniger dicht meist 
deutlich seidig anliegend behaarter, meist gefalteter 
Spreite und an den unteren meist !/, an den oberen bis 
?/5 ihrer Länge getrennten, breit eiförmigen bis fast rundlichen 
Abschnitten mit ziemlich kleinen, sehr gleichmässigen, 
dreieckigen oder etwas eiförmigen, meist spitzlichen Zähnen. 
Blüthenstand meist etwas dieht. Blüthenstiele ziemlich kurz, 
meist etwas kürzer als die Blüthen. Blüthen grün oder 
höchstens gelbgrün. 

Auf trockneren, kurzgrasigen Weiden im Grebiete, in der 
Ebene, in der Nähe der Ostseeküste und sonst in allen Ge- 
birgen verbreitet (Buser in Dörfler Herb. norm. no. 3633). 
Bl. Juni, Juli und später. 

A. eu-vulgarıs A. 1. a. silvestris A. u. G. Syn. VI. 406 
(1902). 4A. silvestris Schmidt Fl. Bo&m. inchoat. Cent. III. 
88 (1794). A. montäna, A. monticola, A. gräcılis, A. pra- 
tensis? A. acutiloba Opiz in Bercht. Oekon. techn. Fl. Boehm. 
II. 12—18 (1838) nach Buser in Dörfler Herb. norm. no. 3633 
(1898). A. pastorälis Buser Notes quelqu. Alch. crit. nouv. 
18 (1891). Bull. Soc. Dauph. 2 Ser. 1892. 107 in Jaccard 
Cat. fl. Valais. 138 (1895). A. vulgärıs (L. a. a. O. [1753]) 
Buser in Dörfler Herb. norm. no. 3633 (1898). Bull. Herb. 
Boiss. 2. Ser. I. 475 (1901) vgl. auch Kerner F]. exs. Austr. 
Hung. no. 816. Sched. III. 10 (1884). A. vulgarıs u. syl- 
vestris Briquet in Burn. Fl. Alp. marit. III. 147, 155 (1899). 


Nach Buser (a. a. ©. 1898) ist diese Form die wirklich echte 
A. vulgaris Linne@’s, die zu seiner Beschreibung am besten passt und 
auch in der Umgebung Upsala’s die häufigste Form ist. Ganz abgesehen 
davon, dass der genannte Schriftsteller in früheren Jahren den Namen 
A. vulgaris für die Schmidt’sche A. pratensis gebraucht hat, scheint 
es uns nicht zweekmässig, hier einen Begriff A. vulgaris „L.“ zu schaffen, 
da Linn& sicher, auch wenn er alle Formen der A. vulgaris gekannt 
hätte, sie sämmtlich zu seiner A, vulgaris gehörig erklärt hätte. A. vul- 
garis „L.“ ist eben einfach ein Synonym zu Buser’s Section Vulgares 
(oder gar noch mehr) nicht aber zu einer Abänderung dieses Formen- 
kreises, 


Alchimilla. 407 


Hierher gehören verschiedene Abarten, die ihrer oft verschiedenartig 
sich combinirenden Merkmale wegen am besten nebeneinander gestellt 
werden mögen. 


1. pastorälis. Pflanze mittelkräftig, meist dunkelblaugrün, im 
Herbst meist rothbraun. Blätter in der Jugend beiderseits mehr oder 
weniger seidenhaarig, mit locker anliegenden Haaren, die unteren schwach 
eingeschnitten, mit nur auf '/s (an den mittleren grossen bis 2/s) ihrer 
Länge getrennten halbeiförmigen bis rundlichen Abschnitten mit ziemlich 
kleinen, ziemlich engen, ein wenig zusammenneigenden Zähnen. Stengel- 
blätter klein, mit fast fingerförmig gestellten Zähnen. Blüthenknäuel 
kugelig. — Die bei weitem häufigste Form. — 4. eu-vulgäris A.L.a.1. 
pastoralis A. u. G. Syn. VI. 407 (1902). 4A. pastoralıs Buser Notes 
quelqu. Alch. erit. nouv. 18 (1891). Bull. Soc. Dauph. 2. Ser. 1892, 107 
in Jaccard Cat. Fl. Valais. 138. A. vulgaris (L. a. a. O. im engeren 
Sinne) Buser in Dörfler Herb. norm,. no. 3633 (1898). A. pratensis var. 
vulgaris Schinz u. Keller Fl. Schw. 256 (1900). — Hierher die Unter- 
abart 


b. vegeta (A. vulgaris f. vegeta Buser in Dörfler Herb. norm. 
no. 3633 [1898]). Pflanze lockerer behaart. Stengel dichter beblättert, 


2. crinita. Pflanze sehr kräftig, meist dunkelgelb, im Herbste 
spät aber tiefroth überlaufen. Stengel unterwärts abstehend behaart. 
Blätter ziemlich dick, abstehend behaart, mit grossen und ziemlich wenig 
eingeschnittenen, an den unteren nur auf !/z bis !/s, an den oberen bis 
‚4 ihrer Länge getrennten, höchstens halbkreisförmigen Abschnitten mit 
kurzen und breiten, stumpfen, gestutzten Zähnen, Blüthenstand kräftig, 
mit grossen Blättchen, im Verhältniss zu den Blättern nicht sehr gross, 
schlaf. Blüthen sehr klein, lebhaft grün. — Auf subalpinen Weiden, 
meist auf Kalk, meist sehr gesellig, oft ganze Strecken mit ihrem Blatt- 
werk dicht bedeckend. — Von Savoyen und dem Schweizer Jura bis Tirol 
nicht selten, — A. eu-vulgaris A. I. a. 2. erinita A. u.G. Syn. VI. 407 
(1902). A. erinita Buser in Magnier Serin. fl. select. no. XI, 256 (1892) 
in Jaccard Cat. fl. Valais. 138, 

3. suberenäta. Pflanze mittelgross, ziemlich schmächtig, hell-, 
später dunkel bläulichgrün, im Herbst korallenroth überlaufen. Stengel 
im unteren Theile schwach abstehend zottig. Blätter stark wellig, dünn, 
oberseits dünn behaart, mit ziemlich breiten und tief eingeschnittenen, 
eiwa auf !/s bis ?,5 ihrer Länge getrennten Lappen mit sehr grossen, 
abgerundeten, fast kerbigen Zähnen. Blüthenstand ziemlich dünn, mit 
ziemlich vielen Blättern, der oberste mit sehr stark spreizenden Lappen, 
Blüthen fast trugdoldig gestellt, klein gelb- bis dunkelgrün. — Häufige 
Wiesenpflanze, an Waldrändern in der subalpinen Region des Schweizer 
Jura; über die ganze Alpenkette sehr verbreitet, auch wohl in den 
anderen Gebirgen, sicher bisher nur in den Sudeten, ausserdem in Livland 
und Schweden beobachtet, eine ähnliche Form im Kaukasus (Buser 
Bull. Herb. Boiss. IV. 761 [1896]). — A. vulgaris A. suberenata Briqu. 
in Burn. Fl. Alp. marit. III. 147, 155 (1899). A. suberenata Buser in 
Magnier Serin. fl. seleet. XII. 285 (1893). 

4. micans, Pflanze mittelgross, schlank dunkelgrün, oft fast schwärz- 
lieh, in allen Theilen in der Jugend seidig behaart, im Herbst intensiv roth 
gefärbt. Stengel zahlreich, meist aufrecht. Nebenblätter am Grunde 
der Pflanze, dunkelviolett bis weinroth gefärbt. Blätter rundlich, flach; 
oberseits etwas seidig, beiderseits, die letzten Sommerblätter nur ober- 
seits, unterseits nur an den grossen Nerven etwas anliegend behaart, 
ziemlich tief eingeschnitten, mit auf !/s bis fast !/a ihrer Länge ge- 
trennten, ziemlich schmalen Abschnitten mit dem Typus ähnlicher Zahn- 
ung. Blüthenstand locker, ziemlich schmal, Blüthen büschelig, ziemlich 
gross, lang gestiel. — Anscheinend sehr verbreitet. Vom Schweizer 
Jura und den Savoyer Alpen durch die ganze Alpenkette bis Nieder 


408 


Rosaceae. 


österreich, in den Karpaten bis Siebenbürgen und im Banat, nördlich 
noch in Böhmen. — A. eu-vulgaris A. I. a. 4. micans A. u. G. Syn, VI, 
407 (1902). A. micans Buser Bull. Herb. Boiss. I. App. 2. 28 (1893) 
in Jaccard Cat. fl. Valais. 137. 

5. acutängula. Der vorigen ziemlich nahe stehend aber viel grösser, 
trübdunkelgrün mit lebhafter Herbstfärbung. Blätter rundlich-nieren- 
förmig, flach mit 9—11 (bei den übrigen Formen meist 7 --9) mässig 
tief eingeschnittenen, auf !/s—?/s ihrer Länge getrennten (an grossen 
Blättern), meist steil dreieckigen, spitzen, mit geraden Seitenrändern 
(daher das Blatt „sternlappig*) versehenen Abschnitten, mit gleich- 
mässigen, spitzen, ziemlich tiefen, etwas vorgestreckten („treppenförmigen*) 
Zähnen, Blüthenstand schmal, aufrecht, mit aufrechten Aesten. Blüthen 
doldig gebüschelt, gross, grün, meist lang gestielt. — Auf Wiesen in 
der Ebene bis in die alpine Region durch ganz Mittel- und Ost-Europa 
verbreitet. — A. eu-vulgaris A. I. a. 5. acutangula A. u. G. Syn. VI. 
408 (1902). A. acutangüla Buser Ber. Schw. BG. IV. 69 (1894) Jaccard 
Cat. fl. Valais. 136. 


(Verbreitung der Rasse: Durch fast ganz Europa.) * 


b. pratönsis. Pflanze gross, oft sehr gross, meist hellgelbgrün 


mit rother Herbstfärbung. Blätter mit rundlicher, ober- 
seits kahler, flacher Spreite mit wenig eingeschnittenen, 
meist auf etwa !/s (mitunter nur 1/s) ihrer Länge getrennten, 
etwas dreieckigen oder fast halbrunden, selten noch breiteren 
Abschnitten mit ziemlich gleichmässigen Zähnen. Blüthenstand 
locker, beblättert, oft ausgebreitet. Blüthen klein, gelb, kahl 
oder mit vereinzelten Haaren. 

Auf Wiesen, an Waldrändern von der Ebene bis in die 
Bergregion im ganzen Gebiete häufig in der alpinen und hoch- 
alpinen Region selten. 

A. eu-vulgaris A. I. b. pratensis A. u. G. Syn. VI. 408 
(1902). A. pratensis Schmidt Fl. Bo&m. inchoat. Cent. III. 88 
(1794). A. vulgaris (L. a. a. O. [1753] z. T.) Buser Notes 
quelg. Alch. erit. nouv. 16 (1891) Bull. Soc. Dauph. 2. Ser. 
1892. 105 in Jaccard Cat. fl. Valais. 135 (1895). A. vulgaris 
x. pratensis Briquet in Burn. Fl. Alp. marit. III. 147, 154 
(1899). 

(Verbreitung der Rasse: Ganz Europa.) * 


II. Blattstiele der äusseren (im Frühjahre erzeugten) Blätter jedes 


Sprosses kahl, die der späteren behaart, falls alle behaart, dann 
der Stengel nur am Grunde bis zur Ursprungsstelle des untersten 
Stengelblattes behaart. 

minor. Pflanze mittelgross oder klein, zierlich, hellgrau- 
grün mit schwacher Herbstfärbung. Stengel in der unteren 
Hälfte bis zum untersten Stengelblatt abstehend be- 
haart. Blattstiele alle behaart. Blätter nierenförmig oder 
rundlich-nierenförmig, eben, zerstreut oder dünn behaart (oberseits 
stärker als unterseits), die oberen mit dreieckigen, auf 1/3 ihrer 
Länge getrennten Abschnitten mit oft ungleichen Zähnen. Stengel- 
blätter tief getheilt. Blüthenstand armblüthig mit kurzen Aesten 


Alechimilla, 409 


| und mehr oder weniger geknäuelten Aesten. Blüthen gross, 
dunkelgelb. 

An trockenen Hängen, in Felsritzen, auf mageren Weiden 
von der Berg- bis in die alpine Region in den westlichen Alpen 
von Savoyen bis zum Unterwallis und vom Schweizer Jura bis 
zum Vuache bei Genf. 

A. eu-vulgarıs A. U. minor A. u. G. Syn. VI. 408 (1902). 
A. minor Huds. Fl. Angl. ed. 1. 59 (1762) nach Buser in 
Jaccard Cat. Fl. Valais. 134 (1895). A. filicatlis Buser in Bull. 
Herb. Boiss. I. App. 2. 22 (1893). A. vulgaris 9. minor Briquet 
in Burn. Alp. marit. III. 147, 153 (1899) erw. 

Hierher gehören folgende Abarten, die wie die Rasse minor selbst 
gewisse Anklänge an A. pubescens zeigten. > 
b. strigulösa. Blätter rund, wellig, beiderseits etwa gleichartig behaart, 

mit wenig eingeschnittenen, fast nur auf !/s ihrer Länge getrennten, rund- 
lichen Abschnitten mit gleichmässigen, kurzen, engen Zähnen. 
Blüthenstand etwas schmal, wit aufrecht abstehenden Aesten. Blüthen- 
knäuel locker. Blüthenstiele länger als die Blüthen. Blüthen gelbgrün. 
— An trockenen Orten (in den Cevennen) in den Südalpen, dem Mont 
Saleve bei Genf! und den See-Alpen verbreitet. Durch die Dauphinee, 
Piemont und Südtirol. — 4, eu-vulgaris A. I. strigulosa A. u. G. Syn. VI. 
409 (1902). A. strigulosa Buser Bull. Herb. Boiss. I. App. 2. 24 (1893); 
in Jaccard Cat. Fl. Valais. 135. A. vulgaris ı. strigulosa Briquet in Burn. 
Fl. Alp. marit. II. 147, 153 (1895). 


ce. hirtipes. Pflanze mittelgross, ziemlich zierlich, mattgrün, ohne Herbst- 
färbung. Stengel aufsteigend. Blätter nierenförmig mit 9 (oder 11 un- 
vollkommenen) halbkreisrunden oder halbverkehrt-eiförmigen, nicht sehr tief 
eingeschnittenen, etwa !/s—?/s ihrer Länge getrennten Abschnitten mit jeder- 
seits 5—7 ziemlich Kleinen, gleichförmigen, spitzen mit einem Haarpinsel 
endigenden Zähnen. Blüthenstand ziemlich locker. Blüthen gross, trüb- 
grün, gebüschelt. — Bisher nur in Veltlin, bei Bormio. — 4. eu-vulgaris 
A. I. b. hirtipes A. u. G. Syn. VI. 409 (1902). 4. hirtipes Buser Bull. 
Herb. Boiss. 2. Ser. I. 473 (1901). 


(Verbreitung der Rasse: Cevennen.) 27 


B. Blattstiele an den Frühjahrsblättern kahl, an den Sommerblättern 
. behaart. 


I. heteröpodat). Pflanze mittelgross bis klein, trüb-dunkelgrün, 
später dunkelbraunroth überlaufen. Blätter ziemlich wellig, kahl 
oder etwas behaart, mit 7—11, an den Frühjahrsblättern 
meist sehr wenig eingeschnittenen, nur auf !/—!;, an 
den Sommerblättern bis auf !/s ihrer Länge getrennten, 
stumpfen bis breit-dreieckigen Abschnitten mit nicht sehr 
tiefen, breiten Zähnen. Blüthenstand meist ziemlich schmal 
mit kurzen angedrückten oder etwas abstehenden Aesten. Blüthen 
gross, trüberün. 

Auf trockenen, sonnigen Stellen der Bergwiesen zwischen 
kurzem Grase, seltener auf feuchten Wiesen. Der Typus im 


1) Von Ereoog, der andere, verschiedene und zods, Fuss, wegen der ver- 
schieden behaarten Blattstiele. 


Rosaceae. 


Schweizer Jura, in den Savoyer Alpen und in der westlichen 
Schweiz sehr verbreitet und häufig (vgl. auch die Abarten). 

A. eu-vulgaris B. I. heteropoda A. u. G. Syn. VI. 409 
(1902). _A. heteropoda Buser Ber. Schweiz. BG. IV. 73 (1894) 
in Jaccard Cat. Fl. Valais. 133. 


Die am wenigsten schöne Rasse der Gattung. 
Aendert ab: 


b. t&nuis. In allen Theilen zierlicher. Nebenblätter am Grunde der Pflanze 
weinroth. Blattstiele der Frühjahrsblätter meist auch mit einzelnen Haaren 
besetzt. Blätter mit 7—9 Abschnitten mit schärferen Zähnen. Blüthen- 
stand schmäler. Blüthen gedrängt, gelbgrün, viel kleiner. — Auf krautigen 
Weiden in der Berg- und subalpinen Region, selten höher, in der ganzen 
Alpenkette und im Schweizer Jura verbreitet. — 4. eu-vulgaris B. I. b. 
tenwis A. u. G. Syn. VI. 410 (1902). A. tenuis Buser Ber. Schw. BG. IV. 
76 (1894) in Jaccard Cat. fl. Valais 133. 


2. rubristipula. Der vorigen Abart sehr ähnlich, etwas kräftiger, leb- 
haft grün. Nebenblätter am Grunde der Pflanze weinroth. Blätter ge- 
faltet, kahler, unterseits meergrün, mit 11 (bis fast 13) schmäleren bis 
fast dreieckigen Abschnitten. Blüthen kürzer gestielt, kugelig geknäuelt. 
— Auf trockenen, krautigen Weiden, bisher nur im Schweizer Jura! 
A. eu-vulgaris B. II. 2. A. rubristipula A. u. G. Syn. VI. 410 (1902). 
4. rubristipula Buser in Dörfler Herb. norm. no. 3630. Sched. 217 (1898). 


ec. cöompta. Pflanze mittelgross, trübgrün, im Sommer dunkelbraunroth ge- 
färbt. Stengel ziemlich starr aufrecht. Blätter nierenförmig, gross, stark 
wellig, mit 9, nicht tief eingeschnittenen, etwa nur Ys—!/2 von den oberen 
bis °/s ihrer Länge getrennten, halbkreisförmigen oder noch breiteren Ab- 
schnitten, mit jederseits 5—7 mittelgrossen, schief-eiförmigen Zähnen. Blüthen- 
stände der Blätter nicht oder wenig überragend. Blüthen geknäuelt, gelb 
werdend in der Sonne. — Bisher nur in Central-Tirol: Luttach (Treffer) 
und im Veltlin mehrfach. — 4. eu-vulgarıs B. I. e. compta A. u. G. 
Syn. VI. 410 (1902). A. compta Buser Bull. Herb. Boiss. 2. Ser. I. 
471 (1901). 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiet.) IE 


II. deeümbens. Pflanze klein, dunkelblaugrün. Stengel meist nieder- 


liegend, aufsteigend. Blätter unterseits graugrün, die späteren 
beiderseits (unterseits auf den Nerven) schwach behaart, mit meist 7 
ziemlich tief eingeschnittenen. an der unteren bis auf 1/3 
an der oberen bis !/a ihrer Länge getrennten, rundlichen bis 
breiteiförmigen Abschnitten mit grossen, eiförmigen, bis 
fast lanzettlichen, meist deutlich einwärts gebogenen 
Zähnen. Blüthenstand locker oder etwas zusammengezogen, 
ziemlich armblüthig. Blüthen fast doldig angeordnet, ziemlich 
gross, mit ziemlich langen Stielen. 

Weiden in der alpinen und hochalpinen Region mit A. 
pentaphyllea, Salix herbacea u. a. vom Schweizer Jura und von 
den Savoyer Alpen bis nach dem mittleren und südliehen Tirol 
sehr verbreitet. Bl. August, September. 

A. eu-vulgaris A. U. b. 2. decumbens A. u. G. Syn. VI. 
410 (1902). A. decumbens Buser Bull. Herb. Boiss. II. 44 (1894). 


Eine sehr eigenthümliche Form, die in ihrer Tracht und in der 
Zahnung der Blätter lebhaft an A. glaberrima erinnert. Es ist wohl besser, 


% HE 


Pe | 


Alchimilla, 411 


sie als eigene Rasse zu betrachten, trotzdem die Merkmale nicht sehr be- 
deutend erscheinen und die glaberrima-ähnliche Tracht auch in anderer 
Formengruppe wiederkehrt. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) =] 


(Verbreitung der Unterart: Ganz Europa und wohl weiter) * 


I. 2. 4A. alpestris. Pflanze meist kräftig, bläulichgrün, 2,5 
bis 4 dm hoch. Stengel und Blätter ziemlich schwach mit an- 
liegenden oder starr aufrecht abstehenden, in der Jugend 
meist seidigen Haaren bedeckt (vgl. auch A. eu-vulgaris A 1. 
a. 4. micans). Blätter mit meist rundlich-nierenförmigen , beiderseits 
kahlen, am Rande gewimperter, welliger Spreite mit meist 7—9 ab- 
gerundeten bis 3eckigen Abschnitten mit ziemlich ungleichen, zu- 
gespitzten, mit einem pinselförmigen Haarschopf versehenen Zähnen. 
Blüthenstand locker, meist ziemlich reichblüthig. Blüthenstiele oft kürzer 
als die Blüthen. 

Auf Wiesen der Bergregion bis in die alpine Region in allen Ge- 
birgen verbreitet. Bl. Juli--September. 

A. alpestris Schmidt Fl. Bo&m. inchoat. Cent. III. 88 (1794). 
Schinz u. Keller Fl. Schw. 256. A. vulgaris $. L. Spee. pl. ed. 1. 121 
(1753). A. conglomerädta Schmidt a. a. O. 89 (1794). A. gläbra 
Neygenfind Enchir. bot. (1821) nach Mert. u. Koch Deutschl. Fl. I. 
830 (1823). Suffr. Flora XIX. 321 (1836). A. vulgaris var. glabra 
Mert. u. Koch Deutschl. Fl. I. 830 (1823). Wimmer u. Grab. Fl. Sil. 
I. 135. A. glabräta Tausch in Steud. Nomenel. ed. 2. I. 48 (1840). 
A. vulgaris a. glabräta Wimmer Fl. Schles. I. 143 (1844). Alchimilla 
VI. Vulgäres B. Buser in Jaccard Cat. fl. Valais. 122 (1895). 

Zerfällt in einige Rassen und Abarten, von denen bei uns zu erwähnen sind: 
A. eu-alpestris. Pflanzen mittelgross oder gross, zierlich, kahl er- 

scheinend, meist hell- oder bläulichgrün mit lebhafter Herbstfärbung. 

Stengel meist nur im unteren Theile nicht sehr dicht mit starr 

aufrecht abstehenden Haaren bedeckt. Blätter meist 

wenigstens die Sommerblätter mit den Stengeln ähn- 
lich behaarten Stielen und scharf gezähnten Spreiten, die 

Stengelblätter tief eingeschnitten. Blüthenstand locker, meist mit 

abstehenden Aesten. Blüthen ziemlich lang gestielt, nicht spreizend. 

Auf Wiesen, zwischen Gerölle, an Felsen im ganzen Alpen- 
gebiet und in den Mittelgebirgen verbreitet. 

A. alpestris A. eu-alpestris A. u. G. Syn. VI. 411 (1902). 
Alchimilla VI. Vulgares B. a. Buser in Jaccard Cat. fl. Valais. 
122 (1895). 

Zerfällt in folgende Abarten: 


I. sinuäta. Pflanze ziemlich starr, lebhaft grün, im Herbste hellweinroth, 
Blätter etwas lederartig, die unteren breit nierenförmig, die oberen rundlich- 
nierenförmig mit sich nie am Blattstiel berührenden äusseren Abschnitten, 
Abschnitte ziemlich schmal, auf etwa !/s3 ihrer Länge getrennt mit kleinen, 
wenig gleiehmässigen Zähnen. Blattstiele mitunter alle kahl. Blüthenstand 
locker mit etwas kurzen, kleinen Blüthen. — Auf Geröll, schattigen Felsen, 


412 Rosaceae, 


lichten Wäldern, nicht häufig in den Savoyer Alpen, im Wallis, im Berner 

Oberland und im Glarus beobachtet (Buser Bull. Herb. Boiss. II. 103 [1894]). 

— A. alpestris A. I. sinuata Buser Bull. Herb. Boiss. II. 102 (1894) in 

Jaccard Cat. fl. Valais. 122, 

acütidens. Pflanze zierlich, ziemlich starr, etwas gelbgrün. Blätter rundlich, 

stark wellig, beiderseits ziemlich gleichfarbig mit ziemlich tief eingeschnittenen 

etwa ?/;—'/a ihrer Länge getrennten, halbverkehrt-eiförmigen bis halbellip- 
tischen, stumpflichen oder spitzen Abschnitten mit kleinen bis mittelgrossen, 
sehr gleichmässigen, spitzen zusammenneigenden Zähnen. Blüthenstand mit 
stark hin- und hergebogenen Aesten, sehr locker. Blüthen locker knäuelig, 
ziemlich gross, in der Reife gelbwerdend mit sehr spitzen Kelchblättern (vgl. 

A. glaberrima). — In der alpinen Region, auf krautigen, trockenen Weiden, 

Im Schweizer Jura und in der ganzen Alpenkette verbreitet, wohl auch im 

Riesengebirge ete. da z. B. auch in Schweden beobachtet. — A. alpestris A. 

II. acutidens A. u. G. Syn. VI. 412 (1902). A acutidens Buser Bull. Herb. 

Boiss. II. 104 (1894) in Jaccard Cat. fl. Valais. 123 (1895). — Kann besonders 

wegen der spitzen Kelchblätter leicht mit Formen der A. glaberrima ver- 

wechselt werden. — Eine nahestehende Form b. flavescens (A. fav. 

Buser Bull. Herb. Boiss. II. 107 (1894) in Sibirien. 

III. montäna. Pflanze sehr zierlich, ziemlich hoch, schön dunkelgrün. Stengel 
schlaff, bogig aufsteigend, oft hin und hergebogen. Blätter rundlich, stark 
gefaltet, in den Falten etwas seidig behaart oder (an den oberen Blättern) 
auch über die ganze Oberfläche schwach seidig, unterseits graugrün mit seidig 
behaarten Nerven, mit denen der vorigen Abart ähnlichen Abschnitten mit 
ziemlich stark seidenhaarig gewimperten, spitzen Zähnen. Blattstiele mit 
ziemlich langen, zuerst seidigen Haaren besetzt. Blüthenstand etwas dicht. 
Blüthen ziemlich klein in meist trugdoldigen Knäueln auf sehr dünnen Stielen. 
— In der subalpinen und alpinen, selten bis in die hochalpine Region auf 
trockenen Weiden und in Wäldern. Durch die ganze Alpenkette, im Schweizer 
‘Jura und in den Sudeten. — A. alpestris A. IIl. montana A. u. G. Syn. VI. 
412 (1902). A. montana Schmidt Fl. Bo&m. inchoat. cent. III. 83 (1794) 
nicht der übrigen Autoren nach Buser in Dörfler Herb. norm. no. 3627 (1898). 
A. cönnivens Buser Bull. Herb. Boiss. II. 107 (1894) in Jaecard Cat. fl. Valais. 
123 (1895). A. frigida Buser Bull. Herb. Boiss. II. 46 (1894) nicht Wedell, 
— Hierzu noch die Unterabart. 


b. Wiehürae!) (A. connivens 8. A. Wichurae Buser Bull. Herb. Boiss. II. 
110 [1894]). Pflanze bleicher, hellgrün. Blätter 9 lappig oder unvollkommen 
etwas mehr rundlich, etwas weniger eingeschnitten, im Mittel etwas schwächer 
behaart. Blüthenstand lockerer. — Bisher nur im Riesengebirge, in Lapp- 
land, Island und Grönland (Busera.a. ©. 111 [1894]). 

IV. versipila. Pflanze zierlich, ziemlich derb, etwas blaugrün. Blätter rund- 
lich, sehr stark wellig, die unteren ganz glatt, die Sommerblätter schwach 
angedrückt behaart, mit mässig tief eingeschnittenen, auf !/a—?/5 ihrer Länge 
getrennten, meist breit dreieckigen Absehnitten mit mässig tiefen, etwas drei- 
eckigen, spitzen Zähnen. Blüthenstand mit meist mehr oder weniger hin- 
und hergebogenen, dünnen Aesten, ziemlich schlank. Blüthen mittelgross, 
in lockeren bis wenigblüthigen Knäueln, dunkelgrün. — An Abhängen, 


II 


1) Nach Max Ernst Wichura, * 27. Jan. 1817 Neisse, 7 24. Febr. 1866 
Berlin, Stadtrichter, später Regierungsrath in Breslau, der die Form auf einen Aus- 
flug nach Lulea-Lappmarken sammelte und Flora 1859. 419 zuerst beschrieb. W. 
erforschte erfolgreich die Flora Schlesiens (besonders auch die Moose), über welche, 
sowie über manche morphologische Gegenstände er besonders in den Berichten der 
Schles. Ges werthvolle Aufsätze veröffentlichte; 1860—2 begleitete er die Preussische 
Expedition nach Ost-Asien und bereiste noch 1862/3 Java und den Himalaja. Sein 
wichtigstes Werk ist: Die Bastardbefruchtung im Pflanzenreiche, erläutert an den 
Bastarden der Weiden. Breslau 1865. Vgl. Cohn BZ. KEN (1866) 111. Ascherson 
BV. Brand. VII. XIX. 


2 


Alchimilla, 413". 


zwischen Geröll, an schattigen Felsen in Tannenwäldern in der Berg- und 
subalpinen Region im Schweizer Jura und in den westlichen Alpen zerstreut 
bis zum westlichen Tirol: Nauders und Geisbleisenkopf (Freyn nach Buser 
Bull. Herb. Boiss. II. 113 (1894). — 4. alpestris A. IV. versipila A. u. G. 
Syn. VI. 412 (1902). A. versipila Buser Bull. Herb. Boiss,. II. 112 (1894). 
in Dörfler Herb. norm. no. 3628. ’ 

V. typica. Pflanze mittelgross bis gross, oft sehr gross, ziemlich zierlich, derb, 
hell bläulichgrün, in der Jugend gelblichgrün. Blätter nierenförmig oder 
rundlich-nierenförmig, wellig, beiderseits glatt, stark seidig gewimpert, mit 
ziemlich grossen, mässig tief eingeschnittenen, auf etwa '/—!/s ihrer Länge 
getrennten halbrunden oder an den oberen dreieckigen Abschnitten mit mittel- 
grossen, schief eiförmigen, zusammenneigenden, oft sehr unregelmässigen, an 
der Spitze mit einem kräftigen Haarpinsel versehenen Zähnen. Blüthenstand 
ziemlich gross, locker. Blüthen mittelgross, gelbgrün, mit mässig langen 
Stielen in ziemlich dichten Knäueln. — Im ganzen Gebiete von der Berg- 
region bis in die hochalpine Region verbreitet, seltener in die Ebene herab- 
steigend, so in Norddeutschland (Buser in Jaccard Cat. fl. Valais. 125). — 
4A. alpestris A. V. typica A.u.G. Syn. VI. 413 (1902). A. alpestris (Schmidt 
a. a. OÖ. [1794] im engeren Sinne) Buser in Magnier Serin. fl. select. XII. 
282 (1893) in Jaccard Cat. fl. Valais 124 (1895). — Hierzu b. latiloba 
(A. alpestris f. latiloba Buser in Jaccard Cat. fl. Valais. 127 [1895]). Blätter 
mit sehr breiten Abschnitten. 

VI, frigens. Stengel niederliegend, aufsteigend. Pflanze niedrig, zart, dunkel- 
grün, in der Grösse der A. glaberrima ähnlich. Blätter klein, rundlich, sehr 
stark wellig, oberseits tief dunkelblaugrün, unterseits graugrün, die untern 
kahl, die Sommerblätter schwach behaart, mit mässig tief eingeschnittenen, 
etwa auf '/—”/5 ihrer Länge getrennten, halbrundlichen oder halbverkehrt- 
eiförmigen, etwas gestutzten bis spitzen Abschnitten mit jederseits 5—7 ziem- 
lich grossen und tiefen, oft sehr ungleichmässigen, sehr stark gewimperten 
Zähnen. Blüthenstand ziemlich dieht. Blüthen meist gross geknäuelt. — In 
der hochalpinen und alpinen Region auf kahlen Weiden sehr häufig im 
Schweizer Jura und den westlichen Alpen, bisher östlich der Schweiz noch 
nicht beobachtet. — .A. alpestris A. VI. frigens A. u. G. Syn. VI. 413 (1902). 
A. frigens Buser Bull. Herb. Boiss. II. App. 4. 8 (1894) in Jaccard Cat. fl. 
Valais. 125. 4. frigida Buser Bull. Herb. Boiss,. II. 46 (1894). 


(Verbreitung der Rasse: Nördliches Europa bis Island; west- 


liches Europa; Pyrenäen; ob östlich des Gebietes fehlend ?) 
*|? 


B. obtüsa. Pflanzen gross oder mittelgross, meist gelberün. Stengel 
mit ziemlich dichten, anliegenden Haaren. Blätter 
mit, wenigstens an den Sommerblättern, ebenso etwas 
seidig behaarten Stielen und 9—11 meist dicklichen, nicht 
tief eingeschnittenen, im Sommer meist roth oder rothbraun ver- 
änderten Abschnitten mit gestutzten, rundlichen oder eiförmigen, 
selten spitzen Zähnen. Blüthenstand meist schmal. 

Meist auf Wiesen von der Berg- bis in die alpine Region 
verbreitet. Schweizer Jura; in der ganzen Alpenkette bis Bosnien 
und Hercegovina; in Niederbayern; Böhmen; Sudeten; Karpaten. 
Bl. Juli—September. 

4. alpestris var. obtusa Schinz u. Keller Fl. Schw. 256 (1900). 
A. glomerulans Buser Bull. Herb. Boiss. I. App. 2. 30 (1893). 
A. vulgaris n. obtusa Briquet in Burn. Fl. Alp. marit. III. 147, 
152 (1899). 


414 


Rosacene. 


Da Schinz und Keller bereits den Namen obtusa für einen Begriff 


angewandt haben, der der ganzen Buser’schen Gruppe, also unserer Rasse 
entspricht, haben wir ihn auch angenonımen, obgleich wohl eigentlich der von 
Buser 1893 aufgestellte Namen für die Rasse hätte vorgezogen werden müssen, 
da Buser damals keine weiteren „Arten“ davon abgetrennt hat, seine A. 
glomerulans von 1893 also unserer Rasse gleich ist. 


Je 


II. 


III. 


IV. 


Hierher gehören: 

eu-obtäsa. Pflanze mittelgross, dunkelblaugrün. Stengel meist aufrecht. 
Blätter rundlich-nierenförmig mit 9—11 schwach eingeschnittenen, meist nur 
auf '/s ihrer Länge getrennten, breiten, rundlichen Abschnitten mit jederseits 
6—8 rundlichen, ebenso oder bis doppelt so breiten wie langen, an der Spitze 
dunkelbraunroth gefärbten Zähnen. Die älteren Blätter oberseits blaugrün, 
mit braunrothem Rande, ganz glatt oder schwach, besonders oberseits an den 
Falten, unterseits an den Nerven behaart. Blüthenstand, die Blätter etwa 
um das Doppelte überragend, mit ziemlich dünnen Aesten. Blüthen mittel- 
gross, gelbgrün mit sehr kurzen Kelehblättern. — Etwas trockene Weiden 
in der Berg- und alpinen Region, selten bis in die hochalpine ansteigend. 
Sudeten; Böhmen; Bayerische Ebene. Im mittleren Jura. In der ganzen 
Alpenkette von den See-Alpen bis nach Steiermark und Bosnien verbreitet. 
Ausserhalb des Gebietes in Schweden. — 4. alpestris B. I. eu-obtusa 
A. u. G. Syn. VI. 414 (1902). A. obtusa Buser in Jaccard Cat. fl. Valais 
126 (1895). 

reniförmis. Pflanze gross, sehr reichblätterig, sehr derb, freudig gelbgrün, 
im Herbst schön korallenroth gefärbt. Stengel aufsteigend. Blätter nieren- 
förmig, flach oder nur schwach faltig, oberseits lebhaft gelbgrün, mit 9 (sehr 
selten mit 11) wenig tief eingeschnittenen, meist nur auf }/r—!/s ihrer Länge 
getrennten, halbkreisförmigen , breiten, gestützten Abschnitten mit jederseits 
meist 6—10 kurzen, ziemlich breiten, schief-eiförmigen, an der Spitze mit 
einem Haarschopf versehenen Zähnen. Blüthenstand, die Blätter nieht oder 
um das Doppelte überragend mit mehr oder weniger hin- und hergebogenen 
Aesten, mit ziemlich grossen Blättern, ziemlich locker. Blüthen gross. — 
Auf krautigen Weiden mit hohen Kräutern, an Abhängen in den oberen 
Berg- bis in die alpine Region verbreitet. Mittlere Schweizer Jura. Alpen- 
ketten von den See-Alpen bis Tirol. Sudeten. Ausserhalb des Gebietes im 
Cilieischen Taurus. — A. alpestris B. II. reniformis A. u. G. Syn. VI. 414 
(1902). A. reniformis Buser in Jaccard Cat. fl. Valais. 127 (1895). — Eine 
Unterabart ist 


b. vegeta (Buser in Jaccard Cat. fl. Valais. 128 [1895]). Stengel sehr stark 
knickig hin und hergebogen. 


effüsa. Pflanze sehr gross, kräftig, blass graugrün mit dunkelrother Herbst- 
färbung. Stengel aufrecht oder aufsteigend. Blätter schief rundlich, beider- 
seits kahl, flach, mit 9—11 mässig tief eingeschnittenen, meist auf etwa !/s 
ihrer Länge getrennten, halbkreisförmigen Abschnitten mit jederseits 6—9 
ziemlich kleinen und kurzen, schief eiförmigen, kurz stachelspitzigen, fast 
kerbigen Zähnen, der Endzahn sehr klein. Blüthenstände oft zahlreich (bis 
9), die Blätter um das Doppelte bis Dreifache überragend, ausgebreitet, mit 
stark hin- und hergebogenen Aesten und mässig grossen, tiefgetheilten Blättern. 
Blüthen mittelgross, gelblich. — Auf Weiden der subalpinen und alpinen 
Region zerstreut... Mittlerer Schweizer Jura. In den Alpen, in der Dauphine 
und der ganzen Schweiz, Veltliner Alpen (Buser Buil. Herb. Boiss. 2. Ser. 
I. 470 [1901]), wahrscheinlich in der ganzen Alpenkette, da noch in Griechen- 
land auf dem Oeta. Sonst in den Cevennen. -— A. alpestris B. III. efusa 
A. u. G. Syn. VI. 414 (1902). 4. efusa Buser in Jaccard Cat. fl. Valais. 
128 (1895) 

imp&xa. Pflanze gross, ziemlich kräftig, hell graugrün, im Herbste braun- 
roth. Stengel aufsteigend oder aufrecht. Blätter rundlich oder etwas eckig 
(doppelt-quadratisch), flach, mit sehr flach eingeschnittenen, breiten und 
kurzen, meist nur bis auf '/s ihrer Länge getrennten, oft etwas dreieckigen, 


u 


PL 1 


N 


Alchimilla. 415 


spitzlichen oder etwas gestutzten Abschnitten, mit jederseits 5—10 schief 
eiförmigen (so langen als breiten oder noch breiteren) durch einen Haar- 
pinsel stachelspitzig erscheinenden Zähnen. Blüthenstände meist wenige (2 
[1—6]) schmal, wenig blüthig, die Blätter bis um das Doppelte überragend, 
mit mässig grossen Blättern, mit geraden oft zierlichen Aesten. Blüthen ge- 
knäuelt oder etwas doldig gestellt, mittelgross, zuletzt gelb. — Auf krautigen 
Weiden in der alpinen Region sehr verbreitet im Schweizer en den ganzen 
Schweizer und Tiroler Alpen, auch in den Savoyer Alpen bis zum Veltlin 
(Buser Bull. Herb. Boiss. 2. Ser. I. 471 [1901]) wohl weiter verbreitet. — 
A. alpestris IV. impexa A. u. G. Syn. VI. 414 (1902). A. impexa Buser in 
Jaccard Cat. fl. Valais. 130 (1895). 

V. elom&rulans. Pflanze mittelgross, trüb hellgelb. Stengel niederliegend oder 
aufsteigend. Blätter rundlich, sehr stark wellig, schmal rothbraun berandet, 
mit 9—11 sehr wenig eingeschnittenen, nur auf !/«—!/3 ihrer Länge ge- 
trennten, breiten, halbkreisförmigen bis etwas 4eckigen Abschnitten mit denen 
der vorigen Abarten ähnlichen Zähnen. Blüthenstand oft bis zu den Blüthen- 
stielen etwas behaart, schmal. Blüthen mittelgross, ziemlich kurz und breit, 
geknäuelt, blassgelb. — Auf kalten, kahlen Weiden, in der höheren, alpinen 
und hochalpinen Region stellenweise häufig. Schweizer Jura auf den höheren 
Spitzen. In den Alpen östlich bis zum Canton St. Gallen verbreitet, sonst 
noch in den Pyrenäen und besonders im arktischen Gebiete in Labrador, 
Grönland, Island, Lappland sehr häufig. — A. alpestris B. V. glomerulans 
RUE, 'Syn. v1. 415 (1902). 4. glomerulans Buser Bull. Herb. Boiss. I. 
App. 2. 30 (1893) in Jaccard Cat. fl. Valais. 131 (1895). — Wie bereits be- 
merkt, stellt die A. glomerulans Busers von 1893 die ganze Rasse dar, 
und erst 1895 gliederte er sie in mehrere Formen. 

VI. lineäta. Pflanze mittelgross, kräftig, trübgrün, ohne Herbstfärbung. Stengel 
gerade oder gebogig aufsteigend. Blätter meist rundlich-nierenförmig, ober- 
seits kahl oder schwach behaart, unterseits dünn, nur an den Hauptnerven 
dichter behaart mit 9—11, nicht tief eingeschnittenen, etwa auf !/«—!/s ihrer 
Länge getrennten, meist breit-dreieckigen, stampflichen Abschpitten mit zahl- 
reichen 7—11 kurzen, kleinen, schief-dreieckigen oder rundlichen spitzen, 
mit einem besonders an den oberen stark ausgebildeten Haarpinsel endigenden 
Zähnen. Blüthenstände wenig zahlreich, meist 1—4, die Blätter höchstens 
um die Hälfte überragend, etwas locker oder zusammengezogen. Blüthen 
ziemlich klein, trübgrün, geknäuelt, kurz gestielt. — Auf krautigen Weiden 
in der höheren alpinen Region ziemlich selten. In den Savoyer und Schweizer 
Alpen, wohl in der ganzen Alpenkette und auch wohl weiter verbreitet. — 
A. alpestris VI. lineata A. u. G. Syn. VI. 415 (1902). A. lineata Buser in 
Jaccard Cat. fl. Valais. 131 (1895) in Dörfler Herb. norm. no. 3629. — 
Diese Abart, die vielleicht natürlicher unter der Unterart A. eu-vulgaris 
A. silvestris untergebracht würde, bildet eine Uebergangsform der A. eu- 
vulgarıs zu A. alpestris. Wir haben sie bei den letzteren gelassen, da die 
für die Eintheilung benutzten Hauptmerkmale auf diese Unterart hinweisen, 

. VII. racemulosa. Pflanze mittelgross, trüb dunkelgrün, etwas glänzend, mit 
geringer Herbstfärbung, ziemlich schwach behaart. Stengel nur unterwärts 
behaart, niederliegend gebogen. Blätter rundlich, etwas wellig mit ziemlich 
breiten, mässig tief eingeschnittenen, auf '/«—!/s ihrer Länge getrennten Ab- 
schnitten. Blüthenstand klein, locker, wenigblüthig. Blüthen zahlreich, klein, 
fast 2reihig traubig angeordnet. — Bisher nur auf dem Saleve. — A. al- 
pestris VII. racemulosa A. u. G. Syn. VI. 415 (1902). A. racemulosa Buser 
Bull. Herb. Boiss. I. App. 31 (1893). 

VII. Cavillierii). Pflanze mittelgross, kräftig, dunkelgrün, mit lebhafter Herbst- 
färbung. Stengel aufsteigend, nur wenig länger als die Blätter, Blätter 


1) Nach Francois-Georges Cavillier, * 20. Oct. 1868 Lausanne (br.), Con- 
servator des Herbier Burnat in Nant-sur-Vevey, dem wir für werthvolle Aus- 
künfte Dank schulden. 


416 Rosaceae. 


nierenförmig, oberseits dunkelgrün, unterseits blassgrün, etwas lederartig, mit 
7—9 mittelgrossen, eiförmigen oder rundlichen, auf '/s ihrer Länge getrennten 
Abschnitten, mit regelmässigen, ziemlich kleinen, zusammenneigenden, mit 
einem Haarbüschel endigenden Zähnen. Blüthenstand verzweigt, sehr dicht 
zusammengezogen. — Bisher nur in den See-Alpen, dort bei Argentera im 
Puriac- und Stura-Thale (Briquet u. Cavillier). — 4. alpestris VII. 
Cavillieri A. u. G. Syn. VI. 415 (1902). 4. vulgaris &. Cavillieri Briquet 
in Burn. Fl. Alp. marit. III. 147, 151 (1899). 


(Verbreitung der Rasse: Arktisches und nördliches Europa; Pyre- 
näen; Cevennen; Griechenland: Oeta; Cilicischer Taurus; Labrador; 


Grönland.) x]? 
(Verbreitung der Unterart: Fast ganz Europa; Vorder-Asien; Nord- 
America.) * 


B. Stengel und Blattstiele alle vollkommen kahl (oder nur an den 
Herbstblättern mitunter einzelne Haare. 


©. A. coriäcea. Pflanze meist kräftig, seltener klein, meist 
bläulichgrün bis gelbgrün. Stengel meist 1,5 bis 3 dm hoch. Blätter 
meist ziemlich diek, mit 7—11 nicht sehr tief eingeschnittenen, nur 
auf 1/s-—!/3 ihrer Länge getrennten, halbkreisförmigen oder dreieckigen 
Abschnitten mit jederseits 7—10, meist ziemlich kleinen Zähnen, die 
mit einem Haarpinsel enden. Blüthenstand meist schmal. Blüthen 
ziemlich klein, kurz gestielt, der Blüthenstiel meist nicht viel länger 
als der Kelchbecher. 

Auf Weiden, zwischen Gerölle, an Felsen, in Wäldern, im Schweizer 
Jura und in der ganzen Alpenkette verbreitet. Bl. Juli bis September, 
selten schon im Juni. 

A. coriacea Buser Notes quelg. Alch. cerit. nouv. 19 (1891). Bull. 
Soe. Dauph. 2. Ser. 1892. 108. Schinz u. Keller Fl. Schw. 256. A. 
vulgaris ß. coriacea Briquet in Burn. Fl. Alp. marit. III. 147, 148 
1899). | 

Zerfällt in folgende Rassen und Unterarten: 

A. eu-coriäcea. Blätter oberseits ganz kahl, dicklich, im Alter 
meist etwas lederartig, mit 9—11 halbrundlichen bis etwas drei- 
eckigen Abschnitten, mit kleinen bis grossen Zähnen. 

Im ganzen Verbreitungsgebiet der Unterart. 
A. coriacea A. eu-coriacea A. u. G. Syn. VI. 416 (1902). 

Alchimilla VI. Vulgäres A. a. Buser in Jaccard Cat. fl. Valais, 

116 (1895). 


Zerfällt in eine ganze Reihe meist in der Tracht sehr ähnlicher Formen. 


I. Pflanze im Sommer nicht roth oder rothbraun oder doch sehr schwach 
überlaufen. 

a. typica. Pflanze gross, kräftig, bläulich-grün. Stengel mehr oder weniger 
aufrecht oder bogig aufsteigend. Blätter oft sehr gross, rundlich, wellig, 
lederartig mit halbkreisrunden oder noch breiteren, kerbig gezähnten Ab- 
schnitten, mit jederseits 7—10 kleinen, eiförmig dreieckigen, meist sehr 
ungleichen Zähnen. Blüthenstand die Blätter meist wenig überragend. 
Blüthen locker geknäuelt, ziemlich gross, grünlich. — Auf feuchten, 
krautigen Wiesen, an Waldrändern in der Bergregion im Schweizer Jura 


Alechimilla. 417 


und in den Savoyer und Walliser Alpen zerstreut. — 4. coriacea A. |]. 
a. typica A. u. G. Syn. VI, 416 (1902). A. coriacea Buser a. a. O. (1891) im 
engeren Sinne in Jaccard Cat. Fl. Valais. 116 (1895) in Dörfler Herb. 
norm, no. 3622. 

b. demissa,. Pflanze klein, niedrig, sonst in der Farbe und der Consistenz 
der vorigen Abart ähnlich. Stengel ausgebreitet niederliegend oder auf- 
strebend. Blätter klein, stark gefaltet, mit 7 (bis 9) an den unteren etwas 
4eckigen, an den Sommerblättern halbverkehrt-eiförmigen bis halbellip- 
tischen etwa ?/r—?/s ihrer Länge getrennten Abschnitten mit jederseits 
meist 4—7 ziemlich grossen, etwas kammförmig gestellten unregelmässigen 
Zähnen. Blüthenstände oft zahlreich meist nicht über die Blätter hervor- 
ragend, sonst (auch die Blüthen) wie bei voriger Abart. — Hochalpine 
und alpine Region an kalten feuchten Orten, an Quellen, Rinnsalen nicht 
sehr verbreitet. Schweizer Jura! Savoyer und Schweizer Alpen. Sonst 
noch in den Cevennen. — 4. coriacea A. I. b. demissa A. u. G. Syn. VI. 
417 (1902). A. demissa Buser Bull. Herb. Boiss. II. 96 (1894). Jaccard 
Cat. fl. Valais. 117 in Dörfler Herb. norm. no. 3623. — In der Tracht 
und wegen der Kahlheit und der verhältnissmässig grossen Zähne an 
A. glaberrima erinnernd, aber schon durch die seitlich bis zum Grunde 
gezähnten Blattabschnitte leicht zu unterscheiden. 


c. straminea. Pflanze gross, zierlich, hell- bis gelblich-grün mit schwacher 
Herbstfärbung. Stengel aus aufsteigendem Grunde ziemlich straff aufrecht, 
Blätter schief rundlich, ganz. kahl, mit 9—11, an den unteren Blättern 
meist halbkreisrunden, an den Sommerblättern deutlich dreieckigen, ziem- 
lich tief eingeschnittenen, auf !/s—*/z ihrer Länge getrennten Abschnitten 
mit jederseits 6—9 dreieckigen bis schief - eiförmig - dreieckigen, spitzen, 
mit einem Haarpinsel endigenden Zähnen. Blüthenstand die Blätter um 
das Doppelte bis Dreifache überragend, länglich, mit ziemlich schwachen, 
dünnen, aufstrebenden Aesten und kleinen Blättern. Blüthen ziemlich 
klein, gelblichgrün (später gelb), in kleinen bis mässig grossen Knäueln. 
— An verschiedenartigen Standorten in der subalpinen und alpinen Region. 
Schweizer Jura! Von den Savoyer Alpen durch die ganze Schweiz bis 
Mittel-Tirol und zum Veltlin, anscheinend verbreitet. — A. coriacea var. 
straminea Schinz u. Keller Fl. Schweiz 256 (1900). A. siraminea Buser 
in Jaccard Cat. fl. Valais. 117 (1895) in Dörfler Herb. norm. no. 3624. 


II. Pflanzen im Sommer lebhaft weinroth bis röthlichbraun überlaufen. 


a. longiüscula. Pflanze mittelgross, zierlich, ziemlich hoch, lebhaft grün- 
im Sommer weinroth überlaufen. Stengel verlängert, bis über 4 dm hoch. 
Blätter sehr stark wellig mit ziemlich tief eingeschnittenen, auf etwa ?/s 
bis !/a ihrer Länge getrennten an den unteren Blättern rundlichen, an den 
Sommerblättern breiten Abschnitten mit jederseits 5—7 ziemlich grossen, 
mit einem Haarpinsel zugespitzten Zähnen. Blüthenstände die Blätter 
bis um das 3'/2 fache überragend, mit oft fast fadenförmigen Aesten, schmal, 
wenigblüthig, locker. Blüthen mittelgross in etwas lockeren Knäueln, mit 
etwa den Blüthen an Länge gleichkommenden Stielen. — Auf felsigen 
Hängen unter Bhododendron sehr selten, bisher nur am Massiv des Grossen 
St. Bernhard, dort mehrfach beobachtet an der Walliser und der dem 
Aosta-Thal zuneigenden Seite. — 4. coriacea A.1I. a. longiuseula A. u. G. 
Syn. VI. 417 (1902). A. longiuscula Buser Bull. Herb. Boiss. II. 101. 
(1894). Jaccard Cat. fl. Valais. 118. — In der Tracht etwas der A. alpestris 
ähnlich. 

b. ineconceinna. Pflanze gross, kräftig, nicht zierlich, blaugrün, ganz kahl, 
höchstens an grossen Exemplaren die letzten im Hochsommer erzeugten 
Stengel etwas abstehend aufgerichtet behaart. Blätter rundlich-nierenförmig, 
fast flach, mit breiten, nur wenig eingeschnittenen, etwa !/s—!/s ihrer 
Länge getrennten, Abschnitten mit ziemlich grossen, groben, schiefeiförmigen, 
meist ungleichmässigen Zähnen. Blüthenstand mit etwas hin- und her- 
gebogenen, ziemlich sparrig abstehenden Aesten, mit abstehend gelappten 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 27 


418 


Rosaceae. 


und gezähnten Blättern. Blüthen ziemlich gross, etwas dicklich, gelblich. 
— In der subalpinen und alpinen Region im Schweizer Jura und den 
Savoyer Alpen und der Westschweiz sehr häufig, auch im Veltlin (Buser 
Bull. Herb. Boiss. 2. Ser. I. 467 (1901) wahrscheinlich viel weiter ver- 
breitet. — 4. coriacea A. II. b. inconeinna A. u. G. Syn. VI. 417 (1902). 
A. inconeinna Buser Bull. Herb. Boiss. I. App. 2. 34 (1894) in Jaccard 
Cat. fl. Valais. 118 (1895). 


. trunciloba. Pflanze schmächtig, ziemlich zierlich, hellgrün, im Sommer 


bald roth bis bräunlichroth überlaufen. Stengel aufrecht oder etwas auf- 
steigend. Blätter fast kreisrund mit 9 oder 11 unvollkommen mässig 
tief eingeschnittenen, bis auf !/s oder '/s ihrer Länge getrennten, halb- 
kreisrunden oder oft etwas gestutzten Abschnitten, mit jederseits 6—8 
kleinen, kurzen, von anliegenden Haaren gewimperten, an den unteren 
gestutzten, an den oberen spitzen Zähnen; der Endzahn sehr klein. Blüthen- 
stände oft zahlreich (bis 6) gross, ziemlich kurz, etwas trugdoldig mit 
kurzen Aesten. Blüthen geknäuelt, grün, der Stiel so lang oder kürzer 
als der Kelchbecher. — Auf trockenen, sonnigen Weiden, auf Bergheiden. 
Schweizer Jura und Savoyer Alpen bis Tirol verbreitet. Bl. erst im 
August. — 4. coriacea A. II. e. truneiloba A. u. G. Syn. VI. 418 (1902). 
A.trumeiloba Buser in Jaccard Cat. fl. Valais. 119 (1895) in Dörfler Herb. 
norm. no. 3625. — Eine sehr kräftige Form ist 


2. veget«a (Buser in Jaccard Cat. Fl. Valais. 119 [1895] in Dörfler a.a. O.). 


d. fissimimatl). In der Tracht der A. glaberrima sehr ähnlich; niedrig, etwas 


rasenbildend, schön bläulich-grün, im Herbste schmutzigroth überlaufen. 
Stengel niederliegend. Blätter schief rundlich, flach, mit 7--9, sehr tief 
eingeschnittenen, meist '/a—?/3 (selten bis °/s) ihrer Länge getrennten, ver- 
kehrt-keiligen Abschnitten mit jederseits 4—5 grossen, ziemlich tiefen, 
kamm- oder fingerförmig gestellten Zähnen. Blüthenstände ziemlich zahl- 
reich (3—6). 2—4mal so lang als die Blätter, aber wegen des nieder- 
liegenden Stengel die Blätter nieht oder wenig überragend. Blüthen etwas 
doldig gestellt, ziemlich gross, verlängert. — An Rinnsalen mit Schnee- 
wasser bisher nur am Grossen St. Bernhard bei Barasson. — 4. coriacea 
A. U. d. fissimima A. u. G. Syn. VI. 418 (1902). 4. fissimima Buser 
Bull. Herb. Boiss. II. 99 (1894) in Jaccard Cat. fl. Valais. 120 (1895). 
—- Scheint eine bemerkenswerthe Form, die vielleicht eine eigene Rasse 
darstellt. 


. Longäna2). Pflanze klein, lebhaft grünlich, mit schöner Herbstfärbung. 


Stengel niederliegend hin- und hergebogen. Blätter schief, nierenförmig, 
mit 7 ziemlich tief eingeschnittenen, etwa auf '/, ihrer Länge getrennten, 
halbverkehrt-eiförmigen oder rundlichen Abschnitten mit jederseits 5—6 
kurzen, ziemlich breiten, eiförmigen Zähnen. Blüthenstand gabelig ver- 
zweigt. Blüthen fast doldig, gross, gelblich. — Im Veltlin, mehrfach um 
Bormio. — 4. coriacea A. I. e. Longana A. u. G. Syn. VI. 418 (1902). 
A. Longana Buser Bull. Herb. Boiss. 2. Ser. I. 469 (1901). 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) 1*] 


B. semis&cta. Pflanze meist klein, zierlich, blaugrün, der A. glaberrima 


sehr ähnlich. Stengel am Grunde niederliegend, aufsteigend. Blätter 
klein, rundlich, wellig, die unterste kahl, die Sonnenblätter ober- 
seits mit schwach anliegenden Haaren bedeckt, mit 7—9 
meist sehr tief eingeschnittenen auf !/s—!/s an kleinen Pflanzen 
sogar bis ?/3 ihrer Länge getrennten Abschnitten mit jederseits 


D. h. A. glaberrima (A. fissa) nachahmend (mima). 
S. S. 144 Fussn. 1. 


Wi Fe Da un da 


PR, 


Alchimilla. Agrimonia, 419 


4—6 grossen, tief eingeschnittenen, etwas handförmig gestellten 
Zähnen. Blüthenstand klein, schmal, armblüthig. Blüthen etwas 
trugdoldig angeordnet, mittelgross, grünlich. 

In der alpinen und hochalpinen Region auf Gerölle und an 
Felsen von Schweizer Jura und den Savoyer Alpen bis in den 
Canton St. Gallen beobachtet, sicher weiter verbreitet. Bl. Juli, 


August. 
A. coriacea B. semisecta A. u. G. Syn. VI. 418 (1902). 
A. semäisecta Bull. Herb. Boiss. II. 94 (1894) in Jaccard Cat. fl. 


Valais. 122 (1895). 

Hierher gehört die Abart: 

II. aggregäta. Pflanze mittelgross, schwächlich, bleichgrün, ohne oder mit 
sehr schwacher Herbstfärbung. Stengel meist aufrecht, hin- und hergebogen. 
Blätter breit-nierenförmig oder rundlich, wellig, oberseits hellgrün, unterseits 
graugrün mit 9 (oder 11 unvollkommenen) rundlichen oder breit-dreieckigen, 
mässig tief eingeschnittenen auf '/«—?/s ihrer Länge getrennten Abschnitten 
mit jederseits 7—9 mittelgrossen, wenig tief eingeschnittenen, ungleichmässigen, 
spitzen Zähnen. Blüthenstände nicht sehr reichblüthig, zusammengezogen, 
mit ziemlich angedrückten, kurzen Aesten. Blüthen geknäuelt, ziemlich klein, 
hellgrün. — An moosigen, feuchten Orten, an krautigen, schattigen Abhängen 
in der subalpinen und alpinen Region im Verbreitungsgebiet der Rasse, aber 
ziemlich selten. — 4. coriacea B. II. aggregata A. u. G. Syn. VI. 419 
(1902). A. aggregata Buser in Jaccard Cat. fl. Valais. 121 (1895) in Dörfler 
Herb. norm. no. 3625. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) 1*] 
(Verbreitung der Art: Fast ganz Europa, auch im arktischen Ge- 
biete; Kaukasus; Sibirien; Nord-America; Grönland.) * 


43. X 45.? A. pentaphyllea X glaberrima; als diese hibride Verbindung 
wurde von Brügger eine als A. fissa X pentaphyllea (A. algida Jahresb. Naturf. 
Ges. Graubünd. XXXII—XXIV. 64 [1880]) beschriebene Pflanze wohl sicher mit 
Unrecht angesprochen. 


5. AGRIMOÖNIA!). 


([Tourn. Inst. 301 t. 155] L. Gen. pl. [ed. 1. 138] ed. 5. 205 [1754] 

ed. 6. 241. E. Meyer Bull. Acad. St. Pötersb. X. 22 [1842]. Ann. sc. 

nat. 2. Ser. XVIH. 373 [1842]. Focke in Nat. Pfl. II. 3. 43. 

Hallier-Wohlfarth Koch Syn. 826. Agrimonia Sect. II. Grypoctenium?) 
Wallroth Beitr. Bot. I. 1. 36 [1842)). 


(Odermennig, Ackermennig, Heil aller Welt; niederl. u. vläm.: Leverkruid, 
Agremone; dän.: Agermaane; franz.: Aigremoine, Veteresque; ital.: Agri- 
monia; rum.: Turieioarä, Turitä, Turitä-mare; poln.: Rzep, Rzepik, 
Watrobnik; böhm.: Repik; kroat.: Dubatac, Turika u. s. w. vgl. Vis. 
Fl. Dalm. TIL 254 wo noch 5 andere Namen; russ.: PenefiHtuks; ung: 
Pärlö.) 

S. S. 384. Ansehnliche, ausdauernde Kräuter mit unterbrochen 

unpaarig gefiederten Blättern und in ährenförmig-verlängerten, lockeren 


1) Pflanzenname bei Celsus wohl = argemonia bei Plinius (XXV, 56 u. 
XXVI, 11) = doyeu@vn bei Dioskorides (II, 208) gegen Flecke im Auge 
(deysua) angewendet; wohl ein Papaver. 


2) Von yovrög gekrümmt und xzeis Kamm, 
27* 


420 Rosaceae., 


Trauben stehenden Blüthen. Blüthen zweigeschlechtlich, mit 2 Vorblättern 
am Blüthenstiel. Kelchbecher kreiselförmig, oben mit mehreren Reihen 
an der Spitze hakenförmig gekrümmten, anfangs weichen Stacheln ver- 
sehen, ohne Aussenkelchblätter. Kelch 5blättrig, seine Blätter nach 
dem Verblühen zusammenneigend. Blumenblätter 5, gelb oder (bei uns) 
selten weiss. Staubblätter 10—20. Fruchtblätter 2, durch Verkümmerung 
1 Früchtchen in den bei der Fruchtreife 10 furchigen, erhärtenden Kelch- 
becher (Scheinfrucht) eingeschlossen. Narbe fast 2-lappig. 

Etwa 10 sehr nahestehende Arten durch Europa, Nordasien und Nordamerica, 


von hier südlich durch Central-America bis Brasilien verbreitet. Eine Art in Südafrica. 
In Europa nur unsere Arten. 


Gesammtart A. Eupatoria. 


A. Kelehbecher mit tiefen von oben bis fast zum Grunde reichenden 
Furchen. e 


48. (1.) A. Eupatöria!). 2. Grundachse kurz. Stengel aufrecht, 
meist 0,3—1 m hoch, fast stielrund, beblättert, meist am Grunde ein- 
fach, oft oberwärts im Blüthenstande verzweigt, ziemlich dicht beblättert, 
kurz rauhhaarig, mit sitzenden oder kaum gestielten Drüsen besetzt. 
Blätter mit 5—9 länglich-elliptischen bis ovalen (oder das endständige 
schmal eiförmig-rhombisch) eingeschnitten gesägten, oberseits grünen, zer- 
streut behaarten, unterseits dieht grau behaarten, zerstreut drüsigen 
Blättchen. Nebenblätter gross, eingeschnitten. Blüthen sehr kurz ge- 
stil. Kelchbecher zuletzt verkehrt-kegelförmig, rauhhaarig, mit 
aufgerichteten inneren und aufrecht abstehenden äusseren Sta- 
cheln. Blumenblätter eiförmig, goldgelb. Scheinfrucht in der 
Jugend abstehend, schon bald nach der Blüthe abwärts 
gebogen. 

Waldränder, Gebüsche, Hecken, Abhänge, trockene Wiesen, durch 
das Gebiet meist nicht selten, bis in die subalpine Region (1400 m 
Jaccard 94) aufsteigend. Fehlt auf den Nordsee-Inseln. Bl. Juni— Oct. 

A. Eupatoria L. Spec. pl. ed. 1.643 (1753). Wallr. Beitr. Bot. I. 1. 46. 
t. 1 fig. 1 (1842). E. Mey. Ann. sc. nat. 2. Ser. XVIII. 374 (1842). 
Koch Syn. ed. 2. 245. Nyman Consp. 237. Suppl. 116. Focke in 
Hallier-Wohlfarth Koch Syn. 827. Schkuhr Handb. t. 128. 

Aendert ab. 

B. grandis. Pflanze grösser. Blätter grösser, stärker behaart. Blüthentrauben 
diehter. Früchte grösser und breiter. — Selten mit dem Typus, Uebergangs- 
formen ziemlich häufig, — A. Eupatoria B. grandıs A. u. G. Syn. VI. 420 
(1902). A. grandis Andrz. nach E. Mey. Bull. soc. Acad. P£tersb. X. 343 


(1842). A. Eupatoria ß. major Boiss. Fl. Or. I. 728 (1872). A. Graeca Boiss. 
u. Heldr. nach Boiss,. a. a. O. (1872). 


C. fallax. In der Tracht der vorigen Abart ähnlich. Blätter unterseits weniger 
dicht behaart, fast grün. — In feuchten Gebüschen zerstreut. — A. Eupatoria 


1) Name dieser Pfl. bei Plinius (XXV, 29), &özarogıo» bei Dioskorides 
(IV, 41) nach Eupator, dem Beinamen des berühmten Königs Mithridates 


von Pontus benannt. Im Mittelalter wurde der Name Agrimonia (Acrimonia) auf 
diese Pflanze übertragen. : 


RETTET IRRE EN 


u En ee 


Fu 


Agrimonia. 421 


var. fallavx Fiek LXVI. Jahresber. Schles. G. vaterl. Cult. (1888) 174 (1889). 
Abromeit Fl. Ost- u. Westpr. 252. 


D. minor. Pflanze niedrig. Blätter am Grunde rosettenartig gedrängt. Blüthen- 
stand armblüthig. — In den Alpen und im Mittelmeergebiet nicht selten, 
sonst zerstreut. — 4A. Eupatoria ß. minor K. Koch in Herb. — Eine in der 
Tracht auffällige Form, aber wohl kaum höher als als Abart zu bewerthen. Die 
Form ist in den uns zugänglichen Veröffentlichungen Kochs nicht beschrieben. 


E. hümilis. Pflanze sehr klein, meist nur 1—1,5 dm hoch. Blätter sehr stark 
behaart. Blüthenähren armblüthig. Blüthen und Früchte klein. — So 
bisher nur an trockenen Standorten des südlichen Gebietes. — A. odorata E. 
humilis A. u. G. Syn. VI. 421 (1902). A. humilis Wallr. Beitr. Bot. I. 1. 37 
(1842). — Vielleicht eine eigene Rasse. 


Bemerkenswerth ist noch 


U. subeönnivens. Kelchbecher mit über demselben zusammenneigenden 
inneren und gerade aufgerichteten äusseren Stacheln. — So bisher nur in 
Westpreussen: Kreis Thorn, bei der Ziegelei Wjesenburg (Frölich). — 
4A. Eupatoria var. subconnivens Frölich in Abrom. Fl. Ost- u. Westpr. 252 
(1898). Durch weisse Blüthen ist ausgezeichnet b. albiflora (Caspary 
Schr. POG. Königsb. XVII. [1875] 35 [1876] XXVIII [1886] 48 [1887]) 
bisher nur in Ostpreussen: Kr. Labiau, Grabenböschung zwischen Zeith und 
Neudrosten dicht am Wege nach Meicken (Caspary a. a. O, 1875 und 
Weiss 1886 Schr. P.O.G. Königsb. XX VIII [1886] 48 [1887)). 


. Nach der Blattform unterscheidet Wallroth (Beitr. I. 1. 46 [1842]) 
2 Abarten: 


a. rotundifolia. Blättchen der Grundblätter rundlich bis rundlich-eiförmig, 
kerbig-gezähnt, und 


b. longifolia. Blättchen der Grundblätter elliptisch bis lanzettlich,, scharf 
gesägt. 


Der Pflanze wurden früher und werden beim Volke noch heute (vgl. „Heil 
aller Welt“ und die vielen südslavischen Namen) vielfache Heilkräfte zugeschrieben, 


Off. Aigremoine Ph. Gall. 


(Madeira; Canarische Inseln; ganz Europa ausser dem nördlichen 
Skandinavien und Russland; Sibirien; Vorderasien bis Persien; Hima- 
laya bis Hinterindische Gebirge; var. bracteata [A. bract. E. Mey. 
Bull. Acad. St. Petersb. X. 349 (1842) Ann. sc. nat. 2. Ser, XVII. 
380 (1842) Capensis Harv. u. Sonder Fl. Cap. II. 290 (1861/2)] in 
Südafrica. Nahe verwandte Formen bis Ostasien und Japan. Nordafrica.) 


E33 
48. x 49. A. Eupatoria X pilosa s. 8. 422. 


48. X 50. A. Eupatoria X odorata s. S. 425. 
* 


49. (2.) A. pilösa. 2. Der Leitart sehr ähnlich, von ihr haupt- 
sächlich durch Folgendes verschieden: Stengel schlank, rauhhaarig, meist 
0,5—1,5 m hoch. Blätter mit rhombisch-lanzettlichen, am keil- 
förmigen Grunde ganzrandigen Blättchen, unterseits 
nur an den Nerven zerstreut-steifhaarig, grün, im Herbste 
meist roth überlaufen. Blüthentrauben locker. Blüthen kleiner. Kelch- 
becher mit zuletzt sämmtlich aufgerichteten über der Frucht 
zusammenneigenden Stacheln. Scheinfrucht in der Jugend 


aufrecht, erst kurz vor der Reife abwärts gebogen. 


422 Rosaceae. 


Auf lichten Waldplätzen, in Gelsüschen, an Wegrändern, meist 
auf sandigem Lehm, nur in Ostpreussen im südöstlichen Theile zerstreut, 
nördlich bis in die Kreise Ragnit (dort an 3 Fundorten) und Tilsit: 
Baubelner Gutswald bei Tilsit (Abromeit Fl. Ost- u. Westpr. 254) 
bis Insterburg!! Heilsberg, Ortelsburg; aus Polen bisher nicht bekannt 
geworden, aber höchst wahrscheinlich vorhanden (Rostafinski 200); 
Öst-Galizien: westl. bis Kr. Zölkiew (Knapp 386). Ungarn: Ct. Mar- 
maros: Oberes Nagyäg-Thal oberhalb Alsö-Bisztra (Janka ÖBZ.XXXV. 
316). Westl. Siebenbürgen: An den Rändern des Dragänthals im Vladiasze 
(ungar. Vlegyäsza) -Gebirge an den Quellen der Schnellen Körös an 
einem licht bewaldeten Bergabhange in der Montanregion. Bl. Juni, 
Juli, vereinzelt bis Herbst. 

A. pilosa Ledeb. Ind. hort. Dorp. 1823. Suppl. 2. E. Mey. Ann. 
sc. nat. 2. Ser. XVIII. 377 (1842). Rechb. Pl. erit. III. 252. Focke 
in Hallier-Wohlfarth Koch Syn. 828. Nyman Consp. 238 Suppl. 117. 
A. Dahürica „Willd. Herb.“!) DC. Prodr. II. 587 (1825). Wallr. Beitr. 
Bot. I. 1. 43 t. I. fig. 4. A. Goctechiäna?) Andrz. nach E. Mey. 
a. a. 0. (1842). A. conopsea?) Tschern. nach E. Mey. a. a. O. (1842). 


Aendert ab 
B. setulösa. Früchte mit vereinzelten abstehenden Drüsenhaaren. — So bei uns 
überwiegend. — 4. pilosa var. setulosa Regel Annot. bot. Ind. sem. hort. 


Petrop. 1860. 52 Abromeit a. a. O. 


Nach der Behaarung unterscheidet Wallroth (Beitr. Bot. I. 1. 44 [1842]) 
2 Formen: 


I. Dahürica. Stengel dicht behaart. Blättchen beiderseits verschmälert. — 
Wohl bei und die häufigste Form in A. Eupatoria var. Dahurica Fisch. 
nach Link Enum. II. 34 (1821). A! Dahurica «a. pilosa Wallr. a. a. ©. 
44 (1842). 

II. glabräta. Stengel ziemlich kahl. Blättchen elliptisch, etwas gestutzt, spärlich 
und stumpflich gezähnt. — Sowohl meist in Asien. — A. Dahurica ß. gla- 
brata Wallr. a. a. O. (1842). A. glabrata Spreng. Ind. sem. hort. Hal. 1838. 1. 
(Finnland; Mittleres Russland, südlich bis Cherson; Sibirien; Ööst- 

lich bis zum Amurgebiet; China; Afghanistan; Kaschmir.) I* 


Bastard. 
A. 


48. X 49. (3.) A. Eupatoria X pilösa. 2%. Stengel steif ab- 
stehend behaart. Blätter mit am Grunde meist keilförmig verschmälerten, 
tief und scharf gezähnten, oberseits angedrückt, unterseits weissfilzig be- 
haarten, mit zerstreuten Drüsen besetzten Blättchen. Endblättchen wie 
bei A. pilosa gestaltet, ebenso die Nebenblätter, letztere halbherzförmig- 
lanzettlich, an den untersten Blättern ganzrandig, an den mittleren am 
Grunde mit 1—3 grossen und nur die oberen mit 4—6 Zähnen. Kelch- 

becher mässig behaart, stark mit gelben Drüsen besetzt. Scheinfrüchte 


1) Die Pflanze befindet sich nicht im Herb. Willd. 
2) Ueber den Ursprung dieses Namens haben wir nichts zu ermitteln vermocht, 
3) Von xovow, Mücke; weshalb? 


Agrimonia. 423 


fast ganz fehlschlagend, die einzigen beobachteten ausgebildeten, 
breit-kegelförmig mit wenig abstehenden, äusseren und über 
der Frucht zusammenneigenden inneren Stacheln. 

Bisher nur in Ostpreussen im Kreise Goldap: mit den Erzeugern 
am Abhang des Rominteufers unweit der Unterförsterei Jagdbude (Rich. 
Schultz nach Abromeit Fl. Ost- u. Westpr. 255). Bl. Juni bis 
Herbst. 

A. Eupatoria 4 pilosa Abromeit Fl. Ost- u. Westpr. 255 (1898). 
A. Schültzi Broeskensis!) Abr. in A. u. G. Syn. VI. 423 (1902). 

Die oben beschriebene Form steht in der Tracht und den meisten Merkmalen 


der A. Eupatoria näher (A. Eupatoria X piülosa fr. per-Eupatoria Abromeit Schr. 
PÖG. Königsb. XXXIII. 94 (1892). #] 


B. Kelchbecher nur im oberen Theile etwa bis zur Mitte seicht oder 
tief gefurcht. 


50. (4.) A. odoräta. %. Der Leitart gleichfalls sehr ähnlich, 
von ihr hauptsächlich durch Folgendes verschieden : Meist in allen Theilen 
etwas grösser und weniger dicht behaart. Ganze Pflanze etwas wohl- 
riechend. Stengel meist 0,45—-1,8 m hoch, rauhhaarig, mit kurzgestielten 
Drüsen. Blätter mit meist länglichen (etwas schmäleren als bei A..Eu- 
‚patoria), beiderseits zerstreut behaarten, drüsenreicheren, selbst an den 
jüngeren kaum grau behaarten Blättchen. Blüthen grösser. Kelch- 
becher locker behaart, dicht drüsig, breiter, bei der Reife glocken- 
förmig, mit seichten Furchen und zurückgeschlagenen 
äusseren Stacheln. Blumenblätter länglich - verkehrt - herzförmig. 
Scheinfrucht in der Jugend abstehend, schon bald nach 
der Blüthe abwärts gebogen. 

In schattigen Laubwäldern, in Gebüschen, öfter an Teichdämmen, 
an Wegen und Waldrändern im nördlichen Gebiete fast überall zerstreut, 
im Süden seltener; im Gebiete der Alpenkette sehr zerstreut und meist 
an vereinzelten Fundorten, in der Schweiz nur in den Cantonen Waat, 
Bern (Ascherson Ber. DBG. III [1885] 316), Basel, St. Gallen und 
Graubünden (Schinz u. Keller Fl. Schw. 257), ebenso in der übrigen 
Alpenkette zerstreut, wohl öfter übersehen; im ganzen südöstlichen 
Gebiete sehr zerstreut, stellenweise noch nicht nachgewiesen, aber wohl 
sicher nirgends fehlend. 

A. odorata Mill. Gard. Diet. ed. 8. no. 3 (1768). Ait. Hort. Kew. 
ed. 1. II. 130 (1789). E. Mey. Ann. sc. nat. 2 Ser. XVIII. 375 (1842). 
Koch Syn. ed. 2. 245. Nyman Consp. 238 Suppl. 116. Focke in 


1) Nach dem Entdecker Richard Schultz, * 5. Juni 1858 in Broeske bei 
Ladekopp, Kr. Marienburg. Unternahm während seiner Studienzeit und auch nach- 
her mehrere Reisen als Sendbote des Preussischen botanischen Vereins, auf denen 
er eine Reihe bemerkenswerthe Funde machte Seit 1893 war er Lehrer am Päda- 
gogium zu Lähn in Schlesien und ging von dort an die Realschule in Sommerfeld, 
"Reg.-Bez. Frankfurt a. O., wo er noch jetzt als Oberlehrer thätig ist (Abromeit br.). 
S. bereicherte auch die Flora der Prov. Brandenburg durch bemerkenswerthe Funde, 
2. B. Carex heleonastes. 


424 Rosaceae. 


Hallier-Wohlfarth Koch Syn. 828. A. procera Wallr. Linnaca XIV. 
373 (1840). 


Aendert mit breiteren und schmäleren, mitunter nach dem Grund keilförmig 
verschmälerten Abschnitten ab. Letztere könnten in der Tracht leicht mit voriger 
verwechselt werden, unterscheiden sich aber leicht durch die Gestalt der Früchte, 


Bemerkenswerthere Abänderungen sind: 


B. proc@ra. Blätter mit ziemlich breiten, zugespitzten, scharf gesägten Blättchen. 
Blüthentraube schlank, verlängert, mit gegenständigen, mittleren Blüthen. Kelch- 
becher ziemlich gross, breit, mit sehr zahlreichen Stacheln. — Anscheinend nicht 
selten. — A. odorata B. procera A. u. G. Syn. VI. 424 (1902). A. procera 
Wallr. Linnaea XIV. 373 (1840). Beitr. I. 50 t. I. fig. 2 (1842) im engeren 
Sinne. 

II. suaveolens. Kelchbecher ganz kahl und fast furchenlos. — Selten. — A. 
odorata II. suaveolens A. u. G. Syn. VI, 424 (1902). 4A. suaveolens Wallr. 
Beitr. Bot. I. 1. 53 (1842) nicht Pursh, 

III. glandulösa. Pflanze, besonders die Kelchbecher, dicht drüsig behaart. Blüthen- 
stand ziemlich dicht. Scheinfr. grösser. — Zerstreut (meist im südöstlichen 
Gebiete). — A. odorata var. glandulosa Simk. Term. füz. II. (1878) 23. A. odo- 
rata var. macrocarpa1) Borb. Budap. &s körny. 278 (1879). A. glandulosa 
Simonk. Fl. Transs. 223 (1886). — Die Merkmale der Simonkai’schen Be- 
schreibung (die Drüsigkeit) sind zwar wie Borbäs (a. a. O. 164) bemerkt, 
kein besonders gutes Merkmal, da sie sich auch an sonst ganz typischen Exem- 
plaren finden. Die Grösse der Frucht scheint dagegen viel bemerkenswerther. 
Da beide Formen indess thatsächlich identisch sind, haber wir den älteren 


Namen vorangestellt. — Wurde früher (z. B. von Baumgarten Enum. II. 8 
[1816], Schur Enum. pl. Transs. 119 [1866] u. A.) mit A. repens ver- 
wechselt. 


Durch die Tracht ist ausgezeichnet: 

b. soröria. Pflanze niedrig bis mittelgross. Blätter fast rosettenartig zusammen- 
gedrängt, meist der Stengel nur im unteren '/s beblättert; Bl. klein, mit länglich- 
elliptischen, scharf gezähnten Blättehen. Blüthenähre verlängert, unterbrochen. 
Blüthen und Frucht klein. — Bisher nur aus dem südöstlichsten Gebiete und 
aus dem Kaukasus; westlich bis zur Alpenkette. — 4A, odorata b. sororia A. u.G. 
Syn. VI. 424 (1902). A. sororia Fisch. u. Mey. Ann, sc. nat. 2 Ser. XVIII. 375 
(1842). — Scheint eine eigenthümliche Form, die vielleicht eine südöstliche 
Rasse darstellt. - 

(Schottland; England; Dänemark; Skandinavien; Frankreich; 
Spanien; Italien; Sicilien; Balkanhalbinsel; südl. Russland; Kaukasus; 
Kleinasien; Vorderasien bis Südost-Persien; Nord-Africa.) * 


48. X 50. A. Eupatoria X odorata s. S. 425. 


A. repens. %. Grundachse deutlich kriechend, aus- 
läufertreibend. Pflanze fast geruchlos, kräftig. Stengel niedrig, 
meist nur 2—5 dm hoch. Blätter mit länglich-lanzettlichen, ober- 
wärts mit wenigen (meist 2—3) groben und tiefen Zähnen versehenen 
oder ganzrandigen, unterseits ziemlich dicht behaarten Blättchen, das 
endständige sehr kurz gestielt oder sitzend. Obere Blätter mit sehr 
grossen Nebenblättern, so dass der Stengel ganz davon bedeckt erscheint. 
Blüthentraube kurz, sehr dicht. Kelchbecher bei der 
Reife glockenförmig, oberwärts mit tiefen Furchen und 
zurückgeschlagenen, äusseren Stacheln. Sonst wie voriges 


1) Von uaz005 gross und 2ag7dg Frucht. 


Agrimonia. 425 


An feuchten Orten im Gebirge, im Gebiete bisher in Siebenbürgen, 
und zwar in Bergwäldern in der Bergregion angegeben (vgl. Schur 
Enum. pl. Transs. 119), von Simonkai aber nicht mehr aufgeführt, 
ein sicheres Vorkommen also keineswegs bekannt (vgl. A. odorata 
III. glandulosa S. 424). Falls sich die allerdings fragliche Angabe 
in Serbien (Bou&; Panci@ erwähnt sie nicht) bestätigen sollte, ist ihr 
Vorkommen im Gebiet jedoch nicht unmöglich. Verwildert leicht in 
Gärten. Bl. Juli—September. 


A. repens L. Spee. pl. ed. 1. 643 (1753). Ait. Hort. Kew. ed. 1. 
II. 130. E. Mey. Ann. sc. nat. 2 Ser. XVIII 374 (1842). Koch Syn. 
ed. 2. 245. Nyman Consp. 238 Suppl. 117. Boiss.. Fl. Or. II. 728. 
A. eläta Moench Meth. 674 (1794). A. odorata (Camerar. Hort. med. 
? [1588]) Wallr. Beitr. Bot. I. 1. 56 (1842). 


Von der vorigen meist schon leicht durch die kräftigere Tracht, die dichtere 
Belaubung und grössere Scheinfrucht verschieden. 


(Spanien; Balkanhalbinsel?; Kleinasien.) 


Bastard. 


48. X 50. (5.) A. Eupatöria X odoräta. Y. Bei der Aehnlich- 
keit beider Erzeuger schwer zu erkennen. Pflanze meist ziemlich kräftig, 
schwach duftend. Blätter mit etwas schmalen, unterseits schwach grau 
behaarten, mit theils sitzenden, theils kurz gestielten Drüsen besetzten 
Blättehen. Blüthentraube bei vorgerückter Blüthezeit 
meist nur im oberen Theile mit jungen Scheinfrüchten 
besetzt, da dieselben stets fehlschlagen, im unteren Theile die Früchte 
alle abgefallen. Pollen fehlschlagend. 


Zwischen den Erzeugern selten. Koblenz: Vallendarer Wald am 
Wege nach Grenzhausen (Wirtgen Herb. pl. rar. et sel. No. 343). 
Ems: Fachbacher Berge (Wirtgen sen.; Wirtg. br.). Provinz Sachsen: 
Neuhaldensleben; an der Gothenwiese bei Forsthaus Eiche und an der 
Trosdorfwiese bei Altenhausen (Maass! Ber. DBG. X [1892] (72) 
Aller-V. Nachtr. Schneiders Fl. Magd. 118 [1894]. Westpreussen: 
Kr. Schlochau: Hohlweg an der Schönwerder Mühle (Caspary) und 
Chaussee bei Christfelde (Grütter! vgl. Abromeit Fl. Ost- u. Westpr. 
255). WVermuthlich gehören hierher auch die von Prahl (BV. Brand. 
XIV. [f. 1872] 126) aus Schleswig erwähnten Uebergangsformen zwischen 
48 und 50 an den gemeinschaftlichen Fundorten. Bl. Juni—Herbst. 

A. Eupatoria X odorata Caspary Schr. PÖG. Königsb. XXIX (1887) 
87 [6] (1888). Aller-Ver. Nachtr. Schneider’s Fl. 118. Abromeit Fl. Ost- 
u. Westpr. 254. A. odorata = Eupatoria Wirtgen a. a. O. (1859). 
A. Wirtgenii!) A. u. G. Syn. VI. 425 (1902). 


1: 


1) 8. I. 8. 290 Fussn. 1. 


426 Rosaceae. 


6. AREMÖNIA!). 


(Necker Elem. bot. II. 100 [1790]. Koch Syn. ed. 2. 245. Focke 
Nat. Pf]. III. 3. 43 in Hallier-Wohlfarth Koch Syn. 828. Spallanzänia ?) 
Pollini Hort. Veron. pl. nov. 10 [1816]. Giorn. fis. Pav. 1816. 187 
m, fig. Agrimonia sect. I. Orthoctenium?) Wallr. Beitr. Bot. I. 1. 34 
[1842].) 
(Böhm.: Repiöek.) 

S. S. 384. Ausdauernde, mässig grosse Pflanze mit wenige end- 
ständige Blüthen tragendem Stengel. Blüthen von einer 6—10 spaltigen 
aus 2 verbundenen Deckblättern gebildeten kelchartigen Hülle umgeben. 
Aussenkelchblätter 5, in der Frucht verlängert, pfriemlich aufrecht. 
Kelchbecher länglich, ohne Stacheln, mit 5 nach dem Verblühen ein- 
wärts zusammengebogenen, mit den Aussenkelchblättern abwechselnden 
Keichblättern. Blumenblätter 5 mit den 5 oder 10 Staubblättern inner- 
halb eines drüsigen Ringes in dem Kelchbecher eingefügt. Fruchtblätter 
2, mit endständigem Griffel. Früchtehen 2 oder durch Fehlschlagen 
nur 1 von dem erhärtenden, fast kugeligen Kelchbecher eingeschlossen. 

Nur eine Art. 


51. A. agrimonioides. 4. Stengel aufsteigend, meist 1—4 dm 
hoch, abstehend rauhhaarig, wenig beblättert, meist nur oberwärts mit 
wenigen Laubblättern. Grundständige Blätter unterbrochen gefiedert, 
mit 3—7 breit elliptischen, nach beiden Seiten abgerundeten, vorn stumpf- 
lichen, eingeschnitten gesägten Blättchen. Nebenblätter an der Spitze 
2—3spaltig. Blüthenstand eine wenigblüthige Doldentraube. Blüthen 
kurz gestielt. Blumenblätter gelb. 

An waldigen Orten, an schattigen Stellen besonders in Buchen- 
wäldern, im Gebirge im südlichen und südöstlichen Gebiete, in Südtirol! 
besonders am Monte Baldo! am südlichsten Gipfel, in den Trientiner 
Alpen zerstreut; Venetianer Alpen; Südsteiermark! Krain! (häufig) (Rchb. 
exs. 1571! Schultz Herb. norm. n. ser. Cent. 11 no. 1091! Kerner 
Fl. exs. Austr. hung. no. 2418!). Küstenland; Kroatien; Slavonien! 
S.W.Ungarn. Bosnien! Dalmatien!! Hercegovina! und Montenegro 
zerstreut; im Banat nicht selten! In Siebenbürgen sehr zerstreut: Maros- 
Nemethi u. Vajda-Hunyad (Baumgarten), Grosspold u. Michelsberg, 
ausserdem noch Zän und Zajzenthal in Häromsz&ek (Dreistühle) (Schur 


1) Im Anklang an Agrimonia gebildet. 

2) Nach dem Abbate Lazzaro Spallanzani, * 1729 Scandiano im Herzog- 
thum Modena, 7 1799 Pavia, Professor der schönen Wissenschaften und der Philo- 
sophie in Reggio und seit 1770 in Pavia. Seine Hauptwerke sind: Opuseuli di 
fisica animale e vegetabile. 2 Bde. Modena 1776. Fisica animale e vegetabile. 3 Bde. 
Venezia 1782. Experiences pour servir A l’histoire de la generation des animaux 
et des plantes. Geneve 1786. Am bekanntesten sind seine Versuche über den Ge- 
fühlssinn der Fledermäuse. Ausser der oben eitirten Gattung wurde noch von 
Necker (Elem. II. 79 [1790]) die jetzt Gustavia genannte Myrtaceengattung und 
von De Candolle (Prodr. IV. 406 [1830]) eine jetzt zu Mussaenda gezogene Rubia- 
ceengattung nach ihm genannt. 

3) Von ögdög gerade und xreig Kamm, 


ET 


Aremonia. Sanguisorba. 427 


Enum. pl. Transs. 198. Simonkai 223. In den Mährischen Karpaten bei 
VSemina, Bezirk Wissowitz (Hana@ek NV. Brünn XXXIV. Sitzb. 28). 
Ct. Arva (Vitkay) früher von Neilreich (Ungarn 322) bezweifelt, 
aber durch den Fund in Mähren nicht unwahrscheinlich. Sehr selten 
im übrigen Gebiet verwildert, so bei Hamburg (Prahl Krit. Fl. II. 90). 
Bl. Mai, Juni. 

A. agrimonioides Necker Elem. bot. II. 100 no. 768 (1790). 
Koch Syn. ed. 2. 245. Nyman Consp. 238 Suppl. 117. Focke in 
Hallier-Wohlfarth Koch Syn. 828. Agrimonia Agrimonioides L. 
Spee. pl. ed. 1. 643 (1753). Wallr. Beitr. Bot. I. 134 (1842). Amonia !) 
agrimonioides Nestl. Monogr. Potent. 17 (1816). Steud. Nomencl. I. 
39. 19. Spallanzania agrimonioides Pollini Hort. Veron. pl. nov. 10 
(1816). Giorn. fis. Pav. 1816. 187. Potentilla stenantha?) Lehm. 
Del. ind. sem. Hamb. 1849. 7. Pugill. 7. Revis. Pot. 44 t. XIV (1856) 
vgl. Janka bei Aschers. Sitzb. Ges. Naturf. Fr. Berl. 1867. 27; 1868. 23. 


(Italien; Sicilien; Balkanhalbinsel; Kleinasien.) 1] 


2, Subtribus. 


SANGUISORBINAE. 


(A. u. G. Syn. VI. 384 [1902]. Poterieae Dumort. Anal. fam. 18 
[1829]. Rchb. Handb. 242 [1837].) 
S. 5. 384. 


Einzige einheimische Gattung: 


7. SAINGUISÖRBA) 


([Rupp. Fl. Jen. 58 (1718).] L. Gen. pl. [ed. 1. 30] ed. 5. 53 [1754] 
erw. Moretti Bibl. Ital. LXX. 436 [1818]. Bertol. Fl. Ital. II. 185 
[1835]. Cesati Ice. stirp. Ital. Fasc. I [1840]. A. Braun Ind. sem. hort. 
Berol. 1867 App. 10. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch Syn. 828. 
Poterium*) L. Gen. pl. ed. 1. 289. ed. 5. 430 [1754] erw. DBenth. u. 
Hook. Gen. pl. I. 624 [1862]. A. Gray Proc. Am. acad. VII. 340 
[1868]. A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 412 [1898]. Pimpinella?) Gärtn. 
De fruct. I. 161 [1788].) 


Mässig grosse bis ansehnliche (bei uns stets) ausdauernde Kräuter 
mit gefiederten Blättern. Blüthenstände meist auf langen, öfter schlanken 


1) Im Anklang an Agrimonia gebildet. 

2) Von orevog eng, schmal und &v#og Blüthe. 

3) Zuerst bei Fuchs, von sanguis Blut und sorbere einsaugen; die viel 
Gerbsäure enthaltende Grundachse wurde früher als blutstillendes Mittel angewandt. 

4) 8. S. 430 Fussn. 3. 

5) Bei Matthaeus Sylvaticus Name der bekannten Umbellifere Pimpinella 
saxifraga, im Mittelalter Bibinella und Pipinella nach dem deutschen Bevenella, 
später Biebernell. Im 16. Jahrhundert wurde der Name z. B. bei den Brüdern 
Bauhin, Cesalpino wegen ähnlicher Blattform auf Sanguisorba sanguisorbw 
übertragen. 


428 Rosaceae, 


Stielen stehend, dicht, ährenförmig, walzlich oder rundlich, bei einigen 
von der Spitze, bei anderen vom Grunde aufzublühen beginnend. Blüthen 
mit einem Deckblatt und 2 Vorblättern, meist grünlich mit langen 
Staubblättern und langen Narbenpapillen (windblüthig) oder roth bis 
braunroth mit 4 kurzen Staubblättern, kürzeren Narbenpapillen, selten 
mit langen weissen Staubblättern (insektenblüthig), eingeschlechtlich oder 
zweigeschlechtlich und zwar entweder alle ein- oder zweigeschlechtlich 
oder ein- und zweigeschlechtliche in einem Blüthenstande gemischt. 
Staubblätter 2 bis viele. 


Etwa 30 Arten über die ganze nördliche gemässigte Zone verbreitet. 


A. Blüthen alle oder doch die unteren oder mittleren eines jeden 
Blüthenstandes zweigeschlechtlich, die obersten im letzteren Falle 
weiblich. Staubblätter zahlreich oder 4, selten 2. Fruchtblätter 
1—2, selten 3. Narben mehr oder weniger pinselförmig. Kelch- 
becher in der Frucht trocken, ungefärbt, grubig, runzelig oder 
geflügelt. (Sanguisorba Focke Nat. Pfl. III. 3. 43 [1894)). 

I. Pflanze krautig. Blüthen meist zweigeschlechtlich, gefärbt. Kelch- 
becher an der Frucht 4kantig, mit glatten Flächen, hart, trocken. 
Nur 1 oder selten 2 Früchtchen ausgebildet. Narbenpapillen kurz. 
(Sanguisorba L. a. a. ©. [1754]. Koch Syn. ed. 2. 257. Aschers. 
Fl. Brand. I. 187. 

a. Eusanguisörba (Cesati Ic. stirp. Ital. fasc. I [1840]. 
A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867 App. 10. Focke in Hallier- 
Wohlfarth Koch Syn. 829). Staubblätter 4. 1 Fruchtblatt. 
Kelchbecher an der Frucht mit schmalen Kanten. 

Ausser unserer Art in Europa noch $. polöygamal) (Nyl. Spie. 
Fl. Fenn. Cent. I. 10 [1843]. A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867. App. 11 


nicht Poterium polygamum!) in Russisch-Lappland und dem arktischen 
Russland. 


52. (1.) 8. offieinalis. (Wiesenknopf, Blutkraut; niederl. u. vlaem.: 
Sorbenkruid; dän.: Kvaesurt; franz.: Pimpinelle-des-pres; ital.: Sal- 
vastrella maggiore; rum.: Sängeric, Sorbestrea ; poln.: Krwiscigg, Krewnik; 
böhm.: Toten; russ.: Wepnororogra; litt.: Raudongje Pasternok6lei 
laukinei; ung.: Vörfo.) 2. Pflanze kahl. Stengel aufrecht, ästig, meist 
0,3—0,9, seltener bis 1,5 m hoch, kantig, oberwärts entfernt beblättert, 
Grundblätter ziemlich gross, mit zahlreichen, meist 7—13, gestielten, oft 
am Grunde des Stiels mit Nebenblättchen versehenen, aus oft herz- 
förmigem Grunde länglichen, kerbig- bis scharf gesägten, unterseits 
blaugrünen Blättchen. Aehren meist langgestielt, rundlich oder 
länglich, dunkelbraunroth, an der Spitze aufzublühen beginnend. 
Staubfäden so lang oder kaum länger als die Kelchblätter, 
die Staubbeutel nicht herabhängend. 

Auf mässig feuchten Wiesen, in Gebüschen, vom nördlichen bis 
zum südwestlichen Gebiete fast nirgends selten (in Nordschleswig und auf 
den Nordsee-Inseln fehlend), nach Südosten abnehmend, in Istrien, 


1) moAöyauog vielehig. 


Sanguisorba. 429 


‚Kroatien, Slavonien, Bosnien, Dalmatien, Hercegovina und Montenegro 
zerstreut bis selten; in den Alpen bis 2300 m aufsteigend (Jaccard 139). 
Bl. Juni bis September, vereinzelt noch später. 


257. 
Syn. 


S. officinalis L. Spec. pl. ed. 1. 116 (1753). Koch Syn. ed. 2. 


Nyman Consp. 238 Suppl. 117. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch 
829. A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867. App. 10. Poterium 


ofjieinale A. Gray Proceed. Amer. Acad. VII. 340 (1868). A. u. G. 
Fl. Nordostd. Flachl. 412. 


Aendert ab 


B. aurieuläta. Blättchen am Grunde stets mit Nebenblättern. Aehren cylindrisch. 
Zweigeschlechtliche und eingeschlechtliche Blüthen in einer Aehre. — Mit dem 
Typus zerstreut. — S, officinalis var. auriculata Focke in Hallier-Wohlfarth 
Koch Syn. 829 (1891) vgl. Koch Syn. ed. 2. 257. $. auriculata Scop. Fl. 
Garn. ed. 2.7. 110 (1772). 


11, 


montäna. Pflanze niedrig, meist nicht über 3—6 dm hoch, nur 
am Grunde mit einer Grundrosette. Stengel nicht oder schwach 
verzweigt, nur mit Hochblättern. Blättchen an der Spitze mit 
zusammenneigenden Zähnen. Blüthenstand meist nur aus einer 
eiförmigen bis länglichen, dunkleren Aehre bestehend, 

Auf Wiesen der höheren Alpenthäler zerstreut. Sonst in 
Baden: Feldberg (A. Braun!) und in Hessen-Nassau: Vogels- 
berg (Mertin! A. Braun!). Bl. bereits Mai. 

S. offieinalis var. montana Focke a. a. O. (1897). S. mon- 
Zana Jord. in Bor. Suppl. 50 (1843). $. praecox Bess. in Rehb. 
Fl. Germ. exe. 611 (1832). $. officinalis var. praecox Mertin 
Herb. 

Eine sehr eigenthümliche leicht kenntliche Rasse. 

(Verbreitung der Rasse: Island; Sibirien; Nord-America, |*] 

S. serötina Jord. Pugill, pl. nov. 71 (1852) ist eine höhere, gross- 
blätterige, spätblühende Form. 

(Island; Britische Inseln; südl. Skandinav. Halbinsel; Frank- 
reich; Spanien, ausser dem Südwesten ; Italien; Balkanhalbinsel, 
mittleres und südliches Russland; Vorder-Asien bis Nord-Persien ; 
Sibirien bis zum Amurgebiete; China [Diels Engl. Jahrb. XXIX. 
404 (1901)]; Japan; Nord-America.) * 


b. Pterachänium!) (Cesati Ic. stirp. Ital. fasc. I. [1840] nach 
A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867 App. 11 Focke in Hallier- 
Wohlfarth Koch Syn. 829). Staubblätter 6—15 (meist 10 
bis 12). Fruchtblätter 1—2. Kelchbecher an der Frucht mit 
geflügelten Kanten. | 


Nur unsere Art. 


53. (2.) 8. dodeeändra°). Pflanze kräftig. Stengel aufrecht, an 


der Spitze überhängend, meist 0,6—1 m hoch. Blätter ziemlich lang, 


1) Von zzeoov Flügel und achaenium richtiger achanium Hautfrucht. 
2) Von Öwdera zwölf und dvje Mann, d. h. Staubblatt. 


430 Rosaceae. 


im Umriss linealisch, mit meist 13—19 länglich-eiförmigen bis linealisch- 
länglichen, deutlich gestielten, stumpflichen, unterseits bläulichgrünen, 
Blättehen und ziemlich kräftigen, aus breiteiförmigem Grunde stachel- 
spitzigen Zähnen. Die Blättchen oft am Grunde ihres Stieles mit kleinen, 
häutigen Nebenblättchen. Aehren langgestielt, walzlich bis über 
5 cm lang, hängend, grünlichgelblich bis weisslich, von der 
Mitte aus nach oben und unten aufzublühen beginnend. Staubfäden 
vielmal länger als die Kelchblätter. Staubbeutel zuletzt 
hängend. 

Auf subalpinen Wiesen und an steinigen Abhängen an Bachufern, 
sehr selten. Nur am Südabhange der Alpen. In der Schweiz, in Grau- 
bünden zwischen Flims und Trins (Heer) neuerdings nicht wieder be- 
obachtet (Focke in Hallier-Wohlfarth Koch Syn. 829). Sonst nur 
in den Bergamasker Alpen und in einigen Thälern des Veltlin, dort aber 
oft sehr gesellig.. Val d’Ambria bei Sondrio an steinigen Abhängen 
an der Ambria viel (Levier!), aufwärts bis zum Venina See in 1850 m 
(Cornaz in Dörfl. Herb. norm. no. 3031!). Val d’Arigna. Im Fluss- 
gebiet des Serio am Passo della Manina (Beyer!) Neuerdings nicht 
selten in Gärten, wegen ihrer Zierlichkeit gern zu Sträussen benützt. 
Bl. Juli, August. 

S. dodecandra Moretti Bibl. Ital. LXX. 436 (1818). Bertol. Fl. 
Ital. II. 186. 188. Cesati Ic. Stirp. Ital. fasc. I. Koch Syn. ed. 2. 
257. A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867 App. 11. Nyman Consp. 239. 
Suppl. 117. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch Syn. 829. $. macro- 
stächya*) Comolli u. Jan in Jan Cat. pl. hort. Parm. 1833. Comolli 
EI. 00m, 11:200°(1835): 


Eine der schönsten Pflanzen unserer Flora, die durch ihre so sehr beschränkte 
Verbreitung pflanzengeographisch hochinteressant ist. " I*] 


I. Rhytidopterium?) (Seringe in DC. Prodr. II. 594 [1825]. 
Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. 829. A. u. G. Fl. 
Nordostd. Flachl. 413. Poterium?) L. Gen. pl. ed. 1. 289. ed. 5. 
430 [1754] z. T. Koch Syn. ed. 2. 258 Aschers. Fl. Prov. Bran- 
denb. I, 198 als Gattung. A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867. 
App. 11 als Subgen. von Sanguisorba). Blüthen grünlich, an 
der Lichtseite röthlich, die oberen jeder Aehre weiblich, die unteren 
männlich, die mittleren zweigeschlechtlich. Kelchbecher an der 
Frucht scharf 4kantig mit runzligen Flächen. Früchtchen 2. 
Narben pinselförmig mit verlängerten Papillen. Pflanze krautig 
oder halbstrauchig. 

Ausser unseren Arten in Europa noch die zur Subsection Agri- 


monioides (Spach. Ann. sc. nat. 3 Ser. V. 40 [1846], Agrimonioidea 
Nyman Consp. 239 [1878]) gehörige $. agrimonioides (Cesati Iconogr. 


I) Von uanodg gross und ordyvg Aehre. 

2) Von övrig Runzel und Poterium. 

3) zworeıov, Pflanzenname bei Dioskorides (III, 15) u. bei Plinius (XXV., 
76 und XXVII. 97) hier vielleicht eine Astragalus- Art aus der Gruppe traga- 
cantha?. 


I —=# dr Ze 


Sanguisorba. 431 


stirp. It. fasce. II. [1840]. A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867 App. 11 
Poterium agrimonioides L. [Hort. Ups. 288 (1748)] Spec. pl. ed. 1. 994 
[1753]. Pot. hjbridum L. Spee. pl. ed. 1. 994 [1753]? Brot. Fl. Lusit. II. 
197 [1804]. .Pot. agrimoniaefolium Cav. Elench. hort. Madrit. [1803]) auf 
der Iberischen Halbinsel und zur Subsection Pimpinelloides (Spach. Ann, 
sc. nat. 3. Ser. V. 33 [1846]. Pimpinelloidea Nyman a. a. ©. [1878]) gehörig: 
S. villösa (A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867 App. 11. Poterium villosum 
Sibth. et Sm. Fl. Graee. Prodr. II. 238 [1813]) im Orient. $S. Gargänica!) 
(Bertol. Fl. Ital. II. 191 [1835], z. T. [nach Spach a.a. O. 34 ist die hier 
beschriebene Pflanze — S. sanguisorba, die Synonymie aber hierher gehörig]. 
Poterium gargänicum Ten. Syll. Fl. Neap. 261 [1831]. Poter. eriocarpum 2), 
Spach. Ann. sc. nat. 3. Ser. 36 [1846]. S. eriocarpa A. Br. Ind. sem. hort. 
Berol. 1867 App. 11) in S.Italien und auf Sardinien. $. lateriflora 
(A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867 App. 11. Poterium lateriflorum Coss. 
Notes cerit. .III. 107 [1851]). $S. aneistroides 3) (A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 
1867 App. 11. Poterium ancistroides Desf. Fl. Atl. II. 346 t. 251 [1800]) 
und S. rupicola (A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867 App. 11. Poterium 
rwpieolum Boiss. u. Reut. Pugill. pl. nov. 45 [1852]) auf der Iberischen Halb- 
insel. $S. Mauritänica (Desf. Fl. Atl. I. 142 [1798]. Poterium Mauri- 
tdnieum Boiss. Voy. Esp. II. 205 [1845]. 8. Spachiäanat) (A. Br. Ind. 
sem. hort. Berol. 1867 App. 11. Poterium Spachiänum Coss. Notes erit. III. 
108 [1851]) und 8. muwlticaülis (A. u.G. Syn. VI. 431 [1902]. Poterium 
multicaule Boiss. u. Reut. Pugill. pl. nov. 44 [1852]) auf der Iberischen 
Halbinsel ; erstere und letztere auch in Nordafriea. Die meisten Arten werden 
von vielen Schriftstellern wohl mit Recht vereinigt. 


54. (3.) S. sanguisorba. (Niederl. u. vlaem.: Pimpernel; dän.: 
Bibernelle; franz.: Pimprenelle; ital.: Salvastrella, Vellutini rossi; rum.: 
Bibernil, Cebarea ; poln.: Zyleniee; böhm.: Krvavec; kroat.: Oskorusica, 
Karvostnica, Slanovitak; serb.: Aummua; russ.: CBbTIOTONOBHHKB ; ung.: 
Csäbair, Csabafü). 2. Grundachse oft sehr kräftig, mehr oder weniger 
hart holzig. Stengel meist aufrecht, oder bogig aufsteigend, meist 3 
bis 6 dm hoch, oft niedriger, kantig, kahl oder unterwärts behaart, ent- 
fernt beblättert, oberwärts ästig. Blätter mit meist 5—25 rundlichen 
bis länglichen, meist 1—1,5 cm langen, meist kurzgestielten, kerbig oder 
scharf gesägten, am Grunde herzförmigen oder gestutzten Blättchen, die 
Stengelblätter erheblich kleiner, meist nur mit 15 schmäleren Blättchen, 
die obersten meist nur mit 5—9. Aehren rundlich, kopfig, zuletzt meist 
mehr als weniger elliptisch bis 2 cm lang, von unten nach oben auf- 
blühend. Kelchbecher bei der Reife netzig runzlig, mit 
nicht geflügelten Kanten. Staubblätter zahlreich, meist 20—30 


1) Zuerst am Monte Gargano in Apulien beobachtet. 

2) Von Zoo» Wolle und xaerds Frucht. 

3) Wegen Aehnlichkeit mit Aneistrum (Forst. Char. gen. 3. t. 2 [1776] = 
Acaena L. Mant. II. 145 [1877]), einer zu diesen Tribus gehörigen südhemisphäri- 
schen Gattung. 

4) Nach dem Monographen der Gattung, Eduard Spach, * 1801 Strassburg, 
* 17. Mai 1879 Paris, Aide-naturalitte am Museum d’histoire naturelle, hoch- 
verdient um die beschreibende Botanik durch seine Histoire naturelle des vegetaux. 
Phanerogames. Paris 1834—48. 14 Bände; mit Francois Hippolyte Grafen Jaubert, 
* 27. Oct. 1798 Paris, 7 5. Dec, 1874 Montpellier, früher Minister der öffentlichen 
Arbeiten, Verfasser des classischen Werkes Illustrationes plant. Orientalium. Paris. 
1842—57, 5 Bände, 500 Tafeln. 


432 Rosaceae. 


(an den zweigeschlechtlichen Blüthen weniger, zuweilen nur 1), zuletzt 
hängend. Narben purpurn. 


Auf sonnigen, „Pontischen“ Hügeln, an Rainen meist gesellig, auf 
kalkhaltigen Boden, im Norden auf Geschiebemergel, im ganzen Gebiete, 
meist zerstreut, stellenweise selten, an anderen Orten häufig, oft mit 
Grassamen verschleppt. Im norddeutschen Flachlande nach Osten ab- 
nehmend, bereits in Westpreussen sehr zerstreut, in Ostpreussen noch 
seltener und nur stellenweise wirklich wild; hier nur aus den Kreisen 
Braunsberg, Preuss. Holland, Sensburg und Königsberg bekannt 
(Abromeit Fl. Ost- und Westpr. 250); jenseits der Ostgrenze unseres 
nördlichen Gebietes zerstreut, jedoch nach Einigen nicht ursprünglich 
einheimisch. (Vgl. Lehmann Fl. Poln. Livland 403.) Auch im Nord- 
westdeutschen Flachlande selten und oft verschleppt (auf den Nordsee- 
Inseln fehlend) (Buchenau Fl. Nordwestd. Tiefeb. 284.) Im südlicheren 
Gebiete, auch im ganzen Zuge der Alpenkette nirgend selten, bis 2130 m 
aufsteigend (Jaccard 139). Bl. Mai, Juni. 


8. sanguisorba A. u. G. Syn. VI. 431 (1902). Poterium San- 
guisorba L. Spec. pl. ed. 1. 494 (1753) ed. 2. 1411. Koch Syn. ed. 2. 
258. Schkuhr Handb. t. 300. Sang. minor Scop. Fl. Carn. ed. 2. 
110 (1772). A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867. App. 11. Focke in 
Hallier-Wohlfarth Koch Syn. 829. Abromeit Fl. Ost- u. Westpr. 250. 
Poterium dictyocarpum!) Spach Ann. sc. nat. 3. ser. V. 34 (1846). 
Nyman Consp. 239 Suppl. 117. Sang. Poterium Weber in Wigg. Prim, 
Fl. Hols. 14 (1780). Baill. Hist. des pl. I. 358 (1867 —69). 


Leider sind wir genöthigt für diese Art einen neuen Namen zu bilden, aber 
da es uns mit Focke, Abromeit und Anderen besser erscheint, der aus der 
Linne&’schen Sanguisorba und Poterium zusammengezogenen Gattung den älteren, 
also den ersteren Namen zu lassen, ergab sich obige Combination. Der Name Sang. 
Poterium Webers konnte leider nicht beibehalten werden, da ja unsere Art sich 
nicht mit der Gattung Poterium im Linn@’schen Umfange deckt. 


Aendert ab mit behaarten und kahlen Stengeln, Blattstielen und Blättern. 
Bemerkenswerther sind: 


A. glauc&scens. Blätter unterseits graugrün. — Nicht selten, sehr oft die vor- 
wiegende Form. — 5. minor b. glaucescens Garcke Fl. v. Nord- u. Mittel- 
Deutschl. 8. Aufl. 134 (1867). Poterium glaucescens Rehb. Fl. Germ. exe. 610 
(1832). Nyman Consp. 239. P. guestphälicum Bönningh. nach Boreau Fl. Centr. 
Fr. ed. 3. II. 213 (1840), 


B. vir&scens. Blätter beiderseits grün. — So seltener. — $. minor a. virescens 


Abromeit a. a. ©. (1898). Poterium dietyocarpum «a. virescens Spach Ann. sc. 
nat. 3. Ser. V. 35 (1546). 


Eine Uebergangsform zur Unterart S. verrucosa ist: 

II. mierophylla2). Stengel zierlich, aufsteigend. Blätter graugrün, mit kurz 
gestielten, eiförmigen, am Grunde nicht herzförmigen Blättchen, die der 
Stengelblätter sehr stark eingeschnitten. Kelchbecher klein, mit sehr starken, 
die Länge des Knoten erreichenden Runzeln, die Kanten daher etwas un- 
deutlich, oft runzlich eingeschnitten. — Bisher im Gebiete nur in Frankreich 


1) Von öinrvov Netz und »agzdg Frucht, wegen des in der Fruchtzeit netzig 
runzligen Kelchbechers. 


2) wınodg klein und pöAAo» Blatt, 


au 


a nn U In 2 ne 


Sanguisorba. 433 


in der Provence bei Toulon beobachtet. — S. sanguisorba II. mierophylia 

A. u. G. Syn. VI. 432 (1902). Poterium microphyllum Jord. Obs. pl. nouv. 

VII. 20 (1849). 

Hierher die Unterarten : 

B. S. mawricata. Meist in allen Theilen grösser und kräftiger. 
Stengel meist höher, meist 4—8 dm hoch. Blättchen meist länger ge- 
stielt, ihre Stiele an den grundständigen Blättern oft so lang wie das 
Blättcehen selbst. Blüthenähren meist schon zur Blüthezeit ellipsoidisch. 
Kelehbecher an der Frucht grösser mit schärferen, besonders 
aberwärts geflügelten Kanten und auf den Flächen stärker 
und tiefer runzlig. 

An ähnlichen Orten wie die Art, vielleicht nur im Mittelmeer- 
gebiete, am Südabhang der Alpen, in Mähren, Ungarn und den südlich 
und östlich angrenzenden Ländern einheimisch, im ganzen übrigen Ge- 
biete hin und wieder auftretend, stellenweise völlig, stellenweise wenigstens 
auf längere Zeit eingebürgert, mitunter an den Fundorten aber auch 
bald wieder verschwindend. Bl. Juni, Juli. 

S. muricata Focke in Engler-Prantl Nat. Pfl. III. 3. 45 (1888). 
Pimpinella Sanguisorba Gärtn. de fruct. I. 161 t. 32 (1788). Poterium 
polygamum!) Waldst. u. Kit. Deser. Pl. Hung. II. 217 t. 198 (1803). 
Aschers. Fl. Brand. I. 198. A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 413. P. 
muricatum Spach Ann. sc. nat. 3. Ser. V. 36 (1846). Nyman Consp. 
240 Suppl. 117. $. polygama Beck Fl. N.Oest. 768 (1892) nicht Nyl. 


Die systematische Bewerthung dieser Unterart ist bei den verschiedenen Schrift- 
stellern eine sehr verschiedene, denn während einige sie für eine gute Art halten, 
sehen andere in ihr nur eine verhältnissmässig geringe Abänderung der S. sanguis- 
orba. Wir sind der Meinung, dass einer Aufführung als Art ihre zu grosse Ver- 
wandtschaft mit S. sanguwisorba im Wege steht. Sie stimmt in der Tracht mit der 
typischen Art vollständig überein und ist nur durch die in Sperrdruck angegebenen 
Merkmale (also im Fruchtzustande) mit Sicherheit zu unterscheiden. Ob auch diese 
Merkmale vollständig stichhaltig sind, wagen wir nicht zu entscheiden, es scheint 
uns zum mindesten zweifelhaft, da einzelne Kelchbecher der $, muricata oft nicht 
geflügelte Kanten haben, auch sind die Kanten bei S. sanguisorba keineswegs 
stumpf wie oft angegeben wird, mitunter sogar ziemlich scharf vorspringend. Auch 
bezüglich des Grades der Runzligkeit scheinen uns allerhand Uebergangsformen 
vorhanden zu sein. Wir haben es deshalb für besser gehalten, die $. muricat« 
hier nur als Unterart aufzuführen, vielleicht kommt ihre Bewerthung als Rasse der 
wirklichen Verwandtschaft am nächsten. 

Nach unseren Nomenclatur-Grundsätzen ist die Uebertragung des Namens 
polygamum in die Gattung Sanguisorba nicht zulässig, da es bereits eine S. polygama 
giebt, die dann einen anderen Namen erhalten müsste. Ganz abgesehen von der 
Unzweckmässigkeit, einen einem bekannten Namen gleichlautenden zu schaffen, er- 
scheint die Annahme der schroffsten Priorität eine Gefahr für die Erlangung einer 
stabilen Nomenclatur. 


Hierher gehören folgende Abänderungen: 

A. platylopha2). Kelchbecher mit sehr breiten Flügeln, die die Breite des 
halben Kelehbechers erreiehen. Gruben sehr tief. — Selten bis zerstreut, be- 
sonders im südlichen. Gebiete stellenweise (so anscheinend in Dalmatien!!!) ver- 
breitet. — S. muricata A. platylopha A. u. G. Syn. VI. 433 (1902). Poterium 


1) S. S. 428 Fussn. 1. 
2) Von zAuarög breit und Aögpog Helmbusch, Hahnenkamm, hier Flügelkante, 


Ascherson u. @raebner, Synopsis. VI. 28 


434 Rosaceae, 


muricatum a. platylophum Spach a. a 0. (1846). Poterium polyg gamum a. platyo- 
lophium Grütter Schr. PÖG. XXVIH. 65 (1837). S. minor var. platylopha 
Abromeit Schr. PÖG. XXX. 65 (1889). S. polygama a) platylopha „Casp.* 
Abromeit Fl. v, Ost- u. Westpr. 251 (1898). 

B. stenölophal). Kelchbecher mit sehr schmalen Flügelkanten und weniger 
tiefgrubigen Flächen. —- Selten. — S. muricata B. stenolopha Asch. u. G. 
Synopsis mitteleur. Fl. VI. 434 (1902). Poterium muricatum ß. stenolophum 
Spach Ann. sc. nat. 3. Ser. V. 37 (1846). $. polygama b) stenolopha „Caspary“ 
in Abromeit Fl. v. Ost- u. Westpr. 251 (1898). Diese Abart stellt eine der oben- 
erwähnten Uebergangsformen zur typischen Art dar. 


Eine Uebergangsform zur Unterart S. verrucosa ist: 

II. Delörtii2), Stengel gerade aufrecht, ästig. Blätter dunkelgrün, mit sehr 
kurz gestielten, an den unteren, rundlich-herzförmigen, an den oberen ei- 
förmig-länglichen, am Grunde nicht herzförmigen Blättchen mit jederseits 
5—6 rundlich-eiförmigen Zähnen. Kelchbecher eiförmig mit Gruben und sehr 
schwachen Warzen, aber deutlichen, etwas scharfen, aber nicht geflügelten 
Kanten. — Bisher nur in Südfrankreich, aus der Umgebung von Narbonne 
bekannt, aber sicher verbreiteter. — S. muricata II. Delortü A. u. G. 
Syn. VI. 434 (1902). Poterium Delorti Jordan Obs. pl. nouv. VII. 21 (1849). 
Dieser Abart sehr nahestehend ist 

II. obsceüra. Stengel etwas aufsteigend, hin- und hergebogen. Blätter dunkel- 
grün, oft braun überlaufen, mit kurz gestielten, an den unteren Blättern 
an der Spitze stark ausgezackten Blättchen mit jederseits 5 eiförmig-lanzett- 
lichen Zähnen. Endblättehen sehr klein und nach unten zurückgebogen. 
Kelchbecher in der Frucht grauschwarz, eiförmig-länglich, grubig vertieft, 
mit sehr kurzen und wenig zahlreichen Warzen und ziemlich schmalen 
Kanten. — Bisher nur in der Dauphine im Dep. Dröme. Bl. Juni, Juli. 
— 5. muricata III. obscura A. u. G. Syn. VI. 434 (1902). Poterium 
obscurum Jord. Obs. pl. nouv. VII. 23 (1849), 


Weiter ändert auch die Unterart mit unterseits grünen und graugrünen 
Blättern ab. — Eine Abart (Rasse?) minor (Aschers. in Herb.) klein, 
Blätter klein, sehr scharf gesägt; Aehren kleine‘, nur bis ca. 8 mm lange, 
kugelige Köpfe bildend, sammelte Sintenis am Berge Ida in der Troas! 


(Verbreitung der Unterart: ursprünglich wild noch in Frankreich ; 
Spanien; Italien ; Balkanhalbinsel; Süd-Russland.) 27 


C. 8. verrucösa. Pflanze mässig gross; Stengel aufrecht oder 
aufsteigend. Blätter meist mit nicht sehr grossen, ziemlich kurz gestielten, 
meist scharf eingeschnitten gezähnten, oft zusammengefalteten Blättchen. 
Aehren ziemlich gross, eiförmig oder rundlich. Kelchbecher ziemlich 
gross, eiförmig oder rundlich, beiderseits zugespitzt, undeutlich 
vierkantig, auf der ganzen Oberfläche von dicht gestellten, sehr 
kräftigen, verlängerten, stumpfen Warzen runzlig, die 
Kanten fast nur von einem aus solchen Warzen gebil- 
deten, krausen Kamm gebildet, oft ganz undeutlich. 


1) Von ozevdg eng, schmal und Adgpos. 

2) Nach dem Entdecker Mare Martial Delort de Mialhe, * 1804 Nar- 
bonne, 7 25. Juni 1856 ebendort, einem der hervorragendsten Kenner der süd- 
französischen Flora, besonders der Umgebung seiner Vaterstadt, deren geographische 
und meteorologische Verhältnisse er eingehend studirte. Ein sehr eifriger Samnler, 
lieferte er Grenier und Godron, Jordan und Timbal-Lagrave reiches 
Material für ihre Schriften. (Er war Mitbegründer der Societe botanique de France. 
Vgl. Timbal-Lagrave Bull. SB. France IX. 596, 599 [1862)). 


Sanguisorba. 435 


Nur im Mittelmeergebiete, im Gebiete bisher nur bei Marseille! 
Bl. Mai, Juni. 

S. verrucosa A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867 App. 11. Po- 
terium verrucosum Ehrenb. Ind. sem. hort. Berol. 1829. Boiss. Fl. 
Or. II. 734 (1872). Nyman Consp. 240 Suppl. 117. Pot. Mauri- 
tänicum var. ß. Boiss. Voy. Esp. II. 205 (1845). Pot. Magnölii!) Spach 
Ann. se. nat. 3. Ser. V. 38 (1846). Nyman Consp. 240 Suppl. 117. 
Pot. agrimonifolium Link in L. v. Buch Phys. Beschr. Canar. Ins. (1825). 
Webb u. Bert. Phyt. Can. II. 10 [vor 1846]. Spach a. a. O. nicht Cav. 
Pot. megacärpon?) Lowe Nov. fl. Mader. 22 (1838). 


Eine Uebergangsform zum Typus ist: 


B. microcärpum 3) (Boiss. Fl. Or. I. 734 [1872]). Frucht kleiner, kaum grösser 
als beim Typus. — Bisher nur im südlichen Mittelmeergebiete. 


(Verbreitung der Unterart: Spanien; Süd-Frankreich; Sardinien; 
Italien; südl. Balkanhalbinsel; Kreta; Vorderasien bis Syrien und 
Arabien; Nord-Africa; Canarische Inseln). 11 


Die Pflanze war früher (jetzt nur noch in der Ph. Hispanica) als Herb. Pim- 
pinellae Italicae off. Die gurkenähnlich schmeckenden Blätter der zu diesem Zwecke 
angebauten Pflanze werden in der Küche beim Einmachen der Gurken verwendet. 


(Verbreitung der Art: Ganz Europa ausser dem arktischen Gebiet 

und der südlichen Balkanhalbinsel ; Sibirien; Vorderasien bis Persien.) 

En 

B. Sarcopoterium*) (Spach Ann. sc. nat. 3. Ser. V. 45 [1846]. 
Poterium [L. a. a. O. z. T.]. Focke Nat. Pfl. III. 3. 45 [1888)). 
Pflanze strauchartig, einhäusig, Blüthen stets eingeschlechtlich, die 
unteren Blüthen der Aehren männlich, die oberen weiblich. Staub- 
blätter zahlreich, hängend. Fruchtblätter 2. Narben pinselförmig. 
Frucht von dem glatten, zuletzt etwas fleischigen, gefärbten Kelch- 
becher eingeschlossen. 

Focke hat a. a. O. die Linn@’sche Gattung Poterium erhalten, sie aber 
auf die eine Art S. spinosa reducirt, die übrigen Arten aber mit Sanguisorba 
vereinigt. Die Hauptmerkmale sind, dass die Blüthen seiner Sanguisorba 
wenigstens z. T. zweigeschlechtlich sind, die Früchte trocken, bei Poterium 
aber die Blüthen eingeschlechtlich, die Früchte etwas fleischig sind. Bei der Sect. 
Rhytidopoterium sind aber bereits die Mehrzahl der Blüthen eingeschlechtlich 
und nur die mittleren (ob immer?) zweigeschlechtlich. Die Consistenz der 
Frucht kann keine so scharfe Trennung ermöglichen, zumal da $. spinosa den 
Rhytidopoterien näher zu stehen scheint als diese den Eusanguisorben, 

Nur unsere Art. 


55. (4) 8. spinösa. hi. Kleiner sehr sparrig ästiger Strauch, 
meist 1—3 dm hoch. Haupttriebe meist niederliegend, alle Seiten- 
zweige in knickig verzweigte Dornen endigend; älteres Holz 


1) S. IL. S. 346 Fussn. 3. 

2) Von ueyag gross und xaozds Frucht. 

3) Von wıxgds klein und xaords. 

4) Von odo& (in Zusammensetzungen 0@_0x0-) Fleisch und Poterium s. 8. 430 
Fussn. 3 wegen des etwas fleischig werdenden Kelchbechers. 


98 * 


436 Rosaceae, 


grau bis graubraun, oft etwas silberig; junge Zweige kahl oder mehr 
oder weniger kurzhaarig. Blätter mit sehr feinen, fadendünnen Blatt- 
stielen, im Umriss linealisch, mit meist 9—15 kurzgestielten, schief- 
(das endständige symmetrisch-) eiförmigen, kaum über 6 mm langen, jeder- 
seits mit 1—3 ziemlich grossen eiförmigen bis ziemlich schmalen, spitzen 
Zähnen versehenen Blättehen, oberseits locker, unterseits dichter kurz- 
haarig. Aehren verlängert bis fast 3 em lang, eiförmig bis eylindrisch, 
wenigstens unterwärts locker. Deck- und Vorblätter der Blüthen häutig, 
weiss-wollhaarig gewimpert. Blüthen verhältnissmässig gross. Kelchbecher 
sich in der Frucht stark vergrössernd, roth werdend, etwas fleischig, an 
der Spitze die grünen, anliegenden Kelchblätter tragend. 

Auf steinigen Abhängen, am Felsen im östlicheren Mittelmeer- 
gebiete öfter ein wesentlicher Bestandtheil niedriger Macchien. Im Ge- 
biete nur in Dalmatien: Spalato! und Riviera dei Castelli (Vis. III. 255) 
für Kroatien, wo sie Schlosser und Vukotinovi6 (Fl. Cr. 987) 
bei Fiume und Buccari angeben, neuerer Bestätigung sehr bedürftig 
(Hire -hr.). 

S. spinösa Bertol. Fl. Ital. II. 185 (1835). Cesati Ie. stirp. Ital. 
Fasc. I (1840). A. Br. Ind. sem. hort. Berol. 1867 App. 11. Poterium 
spinosum L. Spec. pl. ed. 1. 994 (1753). Boiss. Fl. Or. I. 734. 
Nyman Consp. 240. Pimpinella spinosa Gärtn. De fruct. I. 162 (1788). 

(Sardinien ; Sicilien; Italien; Balkanhalbinsel; Kleinasien; Cypern; 
Syrien und Palaestina; Cyrenaica; Tunesien [Insel Djamur].) [1 


3. Tribus. 
ULMARIEAE. 
([Meissn. Gen. pl. vasc. 103 (73) (1837) z. T.] Focke in Nat. Pfl. III. 
3.40 [1888]. Ulmariae Vent. Tabl. III. 351 [1799] z. T. Frlipenduleae 
Maxim. Act. hort. Petrop. VI. 131 ff. [1879]. A.u.G. Fl. Nordostd. 
Flachl. 392.) 
Sg Ss 
Nur unsere Gattung. 
8. FILIPENDULA !). 
(Tourn. Inst.;,293. t...150] erw. L: Gen. pl. .ed. 1. 145 177. 
Adans. Fam. II. 295 [1763]. Maxim. Act. hort Petrop. VI. 245 
[1879]. Fritsch Sitz. ZBG. Wien XXXIX. 26. Abh. 591 [1889]. 
Ulmäria ?) Tourn. Inst. 265 t. 141 [1700] erw. Hill. Hort. Kew. 213 
[1769]. Moench Meth. 663 [1794] als Gatt. Cambess. Ann. sec. nat. I. 
354 [1824]. Visiani Fl. Dalm. III. 255 [1852] als Sect. v. Spiraea.) 
(Spierstaude; böhm.: TuzZebnik; russ.: oHHnke.) 

Ansehnliche ausdauernde Kräuter mit kurzer Grundachse, unter- 
brochen-fiedertheiligen, seltener gelappten Blättern und grossen, mit dem 

1) Zuerst bei Dodonaeus, bezieht sich auf die gleichsam an einem Faden 
hängenden Wurzelknollen der F\ filipendula. 


2) Zuerst bei de ’Ecluse, wegen der Aehnlichkeit der Blattabschnitte von 
F. ulmaria mit den Blättern der Ulme. 


Sanguisorba. Filipendula. 437 


‚Blattstiel verbundenen Nebenblättern. Blüthenstand trugdoldig oder 
spirrenartig, rispig mit verkürzter Hauptachse und verlängerten unteren 
Seitenzweigen. Blüthen zweigeschlechtlich. Blumenblätter 5 (6), am Grunde 
genagelt, meist weiss, seltener rosa oder purpurn gefärbt. Staubblätter 
20—40, der Innenfläche des Kelchbechers eingefügt. Fruchtblätter 5 
bis 15, meist mehr als 5, oft 10 frei, aufrecht mit 2 hängenden Samen- 
anlagen. Früchtchen kapselähnlich, aber nicht aufspringend, durch 
Verkümmerung einer Samenanlage 1samig, mitunter gewunden, 


8—9 Arten in der nördlich gemässigten Zone. In Europa nur unsere Arten, 


56. (1.) F. ulmäria. (Mädesüss; on Mjedurt; franz.: Reine- 
des-pres, Ulmaire; ital.: Olmaria; rum.: Cretuscä, Capriföe; poln.: 
Parzydlo, Ilmowna, Tawula; litt.: Derkabkian "9. Grundachse sehr 
dick, knollig angeschwollen. Stengel straff aufrecht, meist oberwärts 
ästig, ziemlich stark beblättert, ziemlich stark kantig, im oberen Theile 
oft hin- und hergebogen, meist 0,6--1,2 dm hoch, oft noch höher. 
Blätter mit meist 2—5 Paaren (meist etwa 5 cm bis fast 1 dm 
langer) breiteiförmiger, spitzer oder zugespitzter, ungleich doppelt- 
gesägter, unterseits grüner bis weissfilziger Blättehen (das oberste 
Paar mit dem endständigen Blättchen ‘zu einem dreilappigen oder un- 
vollkommen 5 lappigen Blatttheil verbunden) und zwischen den grossen 
mit 1—5, selten fehlenden ganz kleinen nur wenige Millimeter langen, 
gezähnten Blättchen. Nebenblätter gross, tief-breit-herzförmig, ein- 
geschnitten gesägt, gekerbt. Blüthenstand meist gross, aus mehreren 
Etagen trugdoldiger Theilblüthenstände, die von einem oder mehreren 
Seitenästen übergipfelt werden, gebildet, zusammengezogen, ziemlich dicht. 
Blüthen ziemlich klein, gelblich-weiss, selten rosa, einen starken Geruch 
nach spiriger Säure verbreitend, mit ziemlich kleinen Blumen- 
blättern und ziemlich langen, dieselben bis um das 
Doppelte überragenden Staubblättern. Früchtchen ziemlich 
klein, meist wenig über 2 mm lang, 5—9, spiralförmig zu- 
sammengewunden, kahl. 

An Gräben, auf feuchten Wiesen, an Bach- und Seeufern im 
ganzen Gebiete nicht selten. Fehlt auf den Nordsee-Inseln. In den 
Alpen bis 1500 m aufsteigend (Jaccard 84). Bl. Juni, August. 

F. Ulmaria Maxim. Act. hort. Petrop. VI. 251 (1879). Glaab 
DBM. IX. 40 (1891) XIV. 60 (1896). A. u. G.: Fl. Nordostd. 
Flachl. 392. Spiraea Ulmaria L. Spec. pl. ed. 1. 490 (1753). Koch 
Syn. ed. 2. 231. Nyman Consp. 215. Suppl. 105. Sturm Deutschl. Fl. 
Heft 18. Ulmaria pentapetala Gilib. Fl. Lithuan. V. 236 (1782). 
Ulm. palustris Moench Meth. 663 (1794). 

Aendert in der Gestalt und Bekleidung der Blätter vielfach ab. 

A. Seitliche Blättchen breiteiförmig, ungetheilt oder doch nur mit einem 
seitlichen, etwas stärker vorspringenden Zahn, nicht deutlich 2 lappie. 

Endblättchen 3 lappig. | 


I. Blätter alle unterseits kahl oder nur auf den Nerven schwach er 
a. glab&rrima. Blätter unterseits vollständig kahl. — Selten. — F. ulmaria 


438 


Rosaceae, 


a. glaberrima Beck Fl. Südbosn. Ann. nat. Hofmus. II. 118 (1837). Fl. 
N.Oesterr. II. 764 (1892). Glaab DBM. XIV. 60 (1896). — Beck und 
Glaab ziehen die Spiraea denudata Hayne’s zu glaberrima. Wir halten 
es nicht für wahrscheinlich, dass Hayne die sehr seltene, ganz kahle Ab- 
änderung vor sich gehabt hat; sicher hat ihm die häufige, nur auf den 
Nerven etwas behaarte Form vorgelegen, zumal er den Presl’schen Namen 
mit der Beschreibung, worin ausdrücklich die Behaarung der Nerven 
erwähnt ist, als Synonym eitirt. 


. denudäta. Blätter unterseits meist nur auf den Nerven etwas behaart, 


kahl. — Nicht selten. — F. Ulmaria $. denudata Beck Fl. Südbosn. Ann, 
nat. Hofmus. II. 118 (1887). Fl. N.Oesterr. II. 764 (1892). Glaab DBM. 
XIV. 60 (1896). Spiraea denudata Presl Fl. Öech. 101 (1819). Spiraea 
Ulmaria ß. denudata Hayne Arzneigew. VIII. Text zu t. 31 (1821). 
Koch Syn. ed. 2. 231 (1844). Spir. Ulmaria «. Koch Syn. ed. 1. 208 
(1837). Spir. Ulmaria $. concolor Neilreich Flora N.Oest. 917 (1859). 
Glaab DBM. IX. 40 (1891). Filip. denudata Fritsch Abh. ZBG. Wien 
XXXIX, 591 (1889). 


II. Blätter, wenigstens die stengelständigen, auch auf der Blattfläche mehr oder 
weniger dicht behaart. 
a. Stengelblätter unterseits schwach behaart, nicht von den Haaren dicht 
bedeckt. 


| 


. pub&scens. Grundständige Blätter nur auf den Nerven, stengelständige 


auch zwischen den Nerven zerstreut behaart. — Zerstreut. — F. Ul-. 
maria f. pubescens Beck Ann. Hofmus. Wien II. 118 [136] (1892). 
Glaab DBM. XIV. 60 (1896). 


. subdenudäta. Grundständige Blätter wie bei vorigen, stengelständige, 


auf den Nerven dicht, auf der Fläche dünn, öfter etwas flockig, grau- 
haarig, jedoch so, dass die Blattfläche überall hindurchscheint. — Zer- 
streut. F. Ulmaria var. subdenudata Fritsch Abh. ZBG. Wien XXXIX, 
591 (1889). Glaab DBM. XIV. 60 (1896). Spiraea Ulmaria forma sub- 
denudata Glaab DBM. IX. 40 (1891). 


b. Stengelblätter unterseits dicht filzig. 


1 


. ecinerea. Stengelblätter (ob auch öfter die grundständigen?) dicht grau- 


filzig. — Zerstreut. — F. Ulmaria subd. f. cinerea Glaab DBM. XIV. 
60 (1896). Spiraea Ulmaria cinerea Glaab DBM, IX. 40 (1891). 


. glaüeca. Stengelblätter (oft auch die grandständigen) dicht hellgrau- oder 


weiss- selten gelbfilzig. — Nicht selten. — F. ulmaria A. I. b. 2, 
glauca A. u. G. Syn. VI. 438 (1902). Spiraea glauca Schultz Fl. Starg. 
Suppl. 26 (1819). Spiraea ulmaria «a. niwea Wallr. Sched. 235 (1822). 
Spiraea Ulmaria var. tomentosa Camb. Ann, sc. nat. I. 381 (1824). 
Hayne Arzneigew. VIII. t. 31 (1821). Spiraea Ulmaria ß. discolor 
Koch Syn. ed. 1. 208 (1837) ed. 2. 231 (1844). Neilr. Flora 917. 
Glaab DBM. IX, 40 (1891). $. Ulmaria a. glauca Schur Enum. pl. 
Transs. 182 (1866). Filip. Ulmaria a. tomentosa Maxim. Act. hort. 
Petrop. VI. 252 (1879). Glaab DBM. XIV. 60 (1896). 


Eine lebhaft rosablühende, sehr schöne Form zuweilen als Zier- 
pflanze in Gärten. 


Seitliche Blättchen breit-dreilappig, Endblättchen tief 5lappig ein- 
geschnitten. 


quinqu&loba. Pflanze meist kräftig, hoch. Blätter flach, 


ziemlich dünn, unterseits nur auf den Nerven dünn behaart, mit 
schmallappigen, lang zugespitzten, scharf stachelspitzig, verhältniss- 
mässig klein gesägten Blättchen. Nebenblätter nierenförmig, scharf 
eingeschnitten. 


Filipendula. 439 


In schattigen Wäldern, bisher nur im südlichen Gebiete, am 
Südabhange der Alpen und in Ungarn und Siebenbürgen. Die 
Verbreitung ist genauer festzustellen. Bl. August, später als der 
Typus. 

F. ulmaria B. quingueloba A. u. G. Syn. VI. 438 (1902). 
Spiraea quingueloba Baumg. Enum. I. 47 (1816). Schur Enum. pl. 
Transs. 182 (1866). 

Scheint eine bemerkenswerthe Form, die sicher eine südliche Rasse dar- 
stellt. In der Tracht, wie Schur richtig bemerkt, etwas an die Nordameri- 


canische F. lobata (Maxim. Act. hort. Petrop. VI. 251 [147] [1879]. Spiraea 
lobata Gronov. in Jaeq. Hort. Vind. I. 28 t. 88 [1770]) erinnernd. 1*1 


Wegen des strengen Geruches werden die Blätter der Pflanze in manchen 
Gegenden auf den Fussboden gestreut, so dass das ganze Haus danach duftet. (Linn& 
Fl. Lapp. 167. Maximovics Act. hort, Petrop. VI. 253 [1879)). 


Off. Flores Spiraeae Ulmariae, Ulmaire ou Reine des pres Ph. 
Belg., Gall. 


(Verbreitung der Art: Fast ganz Europa bis ins arktische Gebiet; 
fehlt in Portugal, auf den Italienischen Inseln und einem grossen Theile 
der Balkanhalbinsel; Kleinasien; Kaukasus; Sibirien; Altai; Mongolei.) 

* 


57. (2.) F. filipendula. (Rother Steinbrech; ital.: Filipendula, 
Erba peperina; wend.: Smalanka; serb.: Cypyuuma.) 2%. Grundachse 
ziemlich dünn; die Wurzeln in der Mitte knollig verdickt, länglich- 
spindelförmig, selten bis fast kugelig. Stengel mehr oder weniger starr 
aufrecht bis aufsteigend, stielrund oder nur wenig gefurcht, meist un- 
getheilt oder oberwärts ästig, oberwärts fast unbeblättert, dort nur mit 
wenigen kleinen Blättern. Blätter mit bis über 40 Paaren grösserer 
(selten weitüber2cmlanger) im Umrisslänglicher, spitzer, 
tief eingeschnitten gesägter oder fiederspaltiger Blättchen mit ge- 
sägten Zipfeln und zwischen den grösseren mit je 1 Paar, meist ganz 
kleiner, tief, fast fingerförmig- (meist 3—5)-theiliger Blättchen. Neben- 
blätter an den unteren Blättern braunhäutig, nur an den oberen Stengel- 
blättern krautig, gezähnt, ziemlich klein. Blüthenstand meist mässig 
gross, meist nicht deutlich etagenförmig, rispig erscheinend ; meist mehrere, 
ziemlich schwache Aeste, die unteren kleinen mehr oder weniger lang 
übergipfelnd.. Blüthen ziemlich gross, meist 6zählig. Blumen- 
blätter ziemlich gross, so lang, länger oder doch kaum 
kürzer als die Staubblätter, weiss, oft aussen rosa, selten ganz 
rosa. Früchtchen ziemlich klein, bis 12, aufrecht, nicht spiralig 
gewunden, behaart. 

An trockenen Hügeln, im Gebüsch, auf trockenen Wiesen, in 
lichten Wäldern meist zerstreut; stellenweise häufig, hin und wieder 
auch auf grösseren Strecken fehlend. Für das nordwestdeutsche Flach- 
land ist das Indigenat zweifelhaft, dort früher am Schildstein bei Lüne- 
burg, sonst nur verschleppt (Buchenau Fl. Nordwestd. Tiefeb. 276), 
im südlichen Gebiet fast überall zerstreut bis häufig, in den Hoch- 


440 Rosaceae. 


gebirgen meist sehr zerstreut, nach Jaccard 84 bis 1400 m ansteigend, nur 
am Fusse der Gebirge und in Thälern. Bl. Juni, Juli, vereinzelt bis Herbst. 

F. Filipendula Voss in Vilmorin Blumengärt. 3. Aufl. I. 240 (1896). 
Spiraea Filipendula L. Spec. pl. ed. 1. 490 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
231. Nyman Cousp. 215. Suppl. 105. Filip. hexapetala Gilib. Fl. 
Lithuan. II. 237 (1781). Maxim Act. hort. Petrop. VI. 247 (1879). 
Filipendula vulgaris Moench Meth. 663 (1794). Ulmaria Fili- 
pendula Kostel. Ind. Prag 138 (1844). A. Br. in Aschers. Fl. Brand. 
I. 178 (1864). e 


Die knollig angeschwollenen Wurzeln werden nach Linne (Fl. Suec. ed. 2, 
170 [1755]) und Maximowiez (Act. hort. Petrop. VI. 247 [1879]) von den 
Schweinen begierig ausgegraben. Von den Pferden wird die Pflanze indessen verschmäht. 


Aendert ziemlich wenig ab: Eine beliebte Gartenpflanze ist eine Form mit gefüllten 
Blüthen ; seltener trifft man die Pflanze in Gärten mit zart rosarothen Blumen- 
blättern. Die Exemplare des südlichen Gebietes haben oft sehr dicht gestellte fieder- 
schnittige, kurze Blättchen. 

(Fast ganz Europa ausser dem arktischen Gebiete, den Italienischen 
Inseln und dem grössten Theile der Balkanhalbinsel; Kleinasien; Kau- 
kasus; Sibirien.) * 


4. Tribus. 


POTENTILLEAE. 
(Spreng. Anleit. II. 2. 863 [1818]. Focke Nat. Pfl. III. 3. 28. Poten- 
tillae Juss. Gen. 337 [1789].) 
8. 8.32. 
Uebersieht über die Subtribus. 
A. Fruchtblätter mit 2 Samenanlagen, zahlreich. Früchtchen eine Stein- 
frucht. Kein Aussenkelch vorhanden. Rubinae. 
B. Fruchtblätter fast stets mit 1 Samenanlage. Früchtchen eine Schliess- 
frucht. Aussenkelch fast stets vorhanden. 
I. Samenanlage hängend. Schliessfrucht nussartig. Griffel hinfällig. 
Potentillinae. 
II. Samenanlage aufrecht. Schliessfrucht oft mit bleibendem Griffel. 
Dryadinae. 
1. Subtribus. 
RÜBINAE. 
(Focke Nat. Pfl. III 3. 28 [1894]). 
Einzige Gattung: 
9. RÜBUS!). 
(Bearbeitet von W. OÖ. Focke.) 


([Tourn. Inst. 385] L. Gen. pl. [ed. 1. 146] ed. 5. 218 [1754]. Focke 
Syn. Rub. [1877]. Nat. Pfl. III. 3. 28 [1888)). 


(Brombeere; niederl.: Brummelbezien; dän.: Klynger, Frucht Brombaer; 
franz.: Ronce, Frucht Müre-de-ronce; ital.: Rovo; rom.: Mur-negru, 


1) Alte lateinische Benennung für den Brombeerstrauch, 


Filipendula. Rubus. 441 


Frucht Mure-negre; poln.: Jezyna; böhm: Östruzinnik, Frucht Ost- 
ruZina; kroat.: Kupina; russ.: O:xıma; litt.: Kruminas; ungar.: Szeder. 
Vgl. ferner die Benennungen für R. Idaeus.) 


Ausdauernde Kräuter oder Sträucher, oft mit zweijährigen Stämmen, 
bald aufrecht, bald klimmend oder kriechend, meist mit Stacheln be- 
wehrt; Laubblätter oft gelappt oder häufiger zusammengesetzt, gefingert 
oder gefiedert. Blüthen an den Zweigen endständig, einzeln oder häufiger 
in traubigen oder rispigen Blüthenständen. Blüthen zwittrig, seltener 
durch Fehlschlagen eingeschlechtlich und dann meist zweihäusig; Kelch- 
becher tellerförmig, schüsselförmig oder kreiselig; Kelchblätter 5 (selten 
an den Endblüthen 4, 6 oder mehr), klappig; Kronblätter 5 (selten 
mehr, bei ausländischen Arten zuweilen fehlend); Staubblätter zahlreich, 
meist mehrreihig; Fruchtblätter zahlreich (bei 59. u. einigen ausländischen 
Arten nur 1—6), zu einem Köpfchen vereinigt, mit je 2 hängenden 
Samenanlagen; Griffel fast endständig. Früchtchen einsamig, stein- 
fruchtartig, meist unter einander locker zusammenhängend und eine 
maulbeerartige Sammelfrucht bildend. Samen mit spärlichem Nähr- 


gewebe. 

Bei weiter Fassung des Artbegrifis gegen 300 Arten!), die vorzüglich in den 
Waldgegenden der gemässigten Klimate und in den Gebirgswäldern der Tropen 
verbreitet sind. Sie finden sich nicht nur auf allen Festländern, sondern auch auf 
sämmtlichen grossen und vielen kleinen Inseln; einige Arten bewohnen selbst die 
arktischen und antarktischen Florengebiete. Sie fehlen dagegen in den Wüsten und 
Steppen, sowie in fast allen tropischen Tiefländern. 

Die Keimpflanzen der meisten (besonders ausländischen) Arten sind sehr 
empfindlich gegen direetes Sonnenlicht. 

Verschiedene Untergattungen, darunter auch eine europäische, sind ungemein 
vielgestaltig und formenreich, so dass eine Gliederung in Arten auf grosse Schwierig- 
keiten stösst. Wenn man nicht auf Grund einzelner Merkmale rein künstliche 
Grenzen ziehen will, bleibt nichts übrig, als einen solchen polymorphen Formen- 
kreis in zahlreiche „Kleinarten“ („especes affines“), „Elementararten“ aufzulösen, 
von denen innerhalb der Gattung, ja in einzelnen Untergattungen, mehrere Tausend 
unterschieden werden können. Eine zu weitgehende Zersplitterung macht aber jede 
Uebersicht unmöglich ; vgl. die näheren Ausführungen bei der Untergattung Eubatus. 

Wegen der oben auseinandergesetzten,, aus der vorliegenden Darstellung ohne 
weiteres ersichtlichen Schwierigkeit der Eintheilung und Gliederung haben wir uns 
entschlossen, in diesem Falle von der sonst in der Synopsis gebräuchlichen äusseren 
Form abzusehen. Wir haben uns überzeugt, dass es nicht zweckmässig erscheint, 
derartig polymorphe Gruppen wie Rubus mit zahlreichen, nahe verwandten, durch 
Uebergangsformen verbundenen Formenkreisen in der sonst so ausserordentlich be- 
währten, dichotomischen Eintheilung bis auf die subtilsten Formen zu behandeln. 
Es würden erstens die Uebergangsformen gewaltsam eingeordnet werden müssen, die 
dann übersichtlich werdende Darstellung unnütz in die Länge gezogen, die Bastarde, 
die zum allergrössten Theil zweifelhaft oder falsch gedeutet sind, willkürlich be- 
handelt oder ganz über Gebühr gewürdigt werden. Bei Hieracium und ähnlichen 
Gattungen wird wohl entsprechende Form gewählt werden müssen. 


Uebersicht über die Untergattungen. 
(nur für die Arten des Florengebiets berechnet). 
A. Unbewehrt; Blätter einfach, gelappt. 
I. Krautig; zweihäusig. Chamaemorus. 


1) Für Mitteleuropa etwa 20 gerechnet. 


42 Rosaceae. 


II. Strauchig; Blüthen zwittrig. Anoplobatus. 
B. Stachelig; Blätter aus drei oder mehr Blättchen zusammengesetzt. 
I. Stengel 1jährig; Kelchbecher kreiselig. — Fruchtsteinchen schwach 
gerunzelt. Cylactis. 
II. Stämme verholzend, 2- bis mehrjährig; Kelchbecher schüssel- 
förmig; Fruchtsteinchen grubig-runzelig. 
a. Sammelfrucht bei der Reife von dem Fruchtträger abfallend, 
fingerhutartig einen Hohlraum umschliessend. 
1. Fruchtträger zur Reifezeit zerfallend; Blüthen meist nickend 
oder hängend (Regenschutz für den Pollen). Batothamnus. 
2. Fruchtträger zur Reifezeit trocken, kegelig; Blüthen nach 
verschiedenen Richtungen gestellt (ohne Regenschutz). 
Idaeobatus. 
b. Sammelfrucht zur Reifezeit mit dem vom Blüthenboden gelösten 
Fruchtträger verbunden abfallend, daher innen markig. — 
Früchte schwarz; Nebenblätter mit dem Grunde des Blattstiels 
verbunden, bleibend. Eubatus. 


1. Ohamaemorus!) (Focke NV. Bremen IV. 142 [1874]. Nat. 
Pfl. III. 3. 28 [1888)). S. S. 441. 

Einzige Art: 

58. (1.) R. ehamaemorus!), (Schellbeere [in Livland]; dän.: 
Multebaer; russ.: Mopomxa.) 2). Zweihäusig. Grundachse weithin 
kriechend, stengeltreibend. Stengel einjährig, einfach, etwa 5—25 cm 
hoch, aufrecht, kurzhaarig, mit zerstreuten, kurzen Stieldrüsen, im unteren 
Theile mit einigen schuppigen Niederblättern, weiter oben mit 1—4 
lang gestielten, nierenförmigen, faltigen, seicht 5- bis 7-lappigen, ge- 
kerbt-gesägten Laubblättern. Nebenblätter am unteren Blatte frei, 
stengelständig, kurz und breit, an den oberen Blättern nur durch 
kurze Fransen angedeutet. Blüthen einzeln, endständig, gestielt, durch 
Fehlschlagen eingeschlechtlich. Kronblätter ansehnlich, weiss; Staub- 
blätter lang, fädlich, in den weiblichen Blüthen ohne Antheren; Griffel 
lang, fädlich. Steinfrüchtchen gross, meist nicht zahlreich, orangefarben, 
zuletzt bräunlich, wohlschmeckend. Fruchtsteine glatt. 

Auf sumpfigem Moor- und Bruchboden im nordöstlichen Deutsch- 
land und in den Sudeten. An verschiedenen Stellen in Ost-! und 
Westpreussen! in Pommern im Lebamoor bei Stolp! und im Swine- 
moor auf Usedom! im Riesengebirge auf der Iserwiese! Elbwiese! und 
Weissen Wiese! Ehemals angeblich auf dem Meissner in Hessen und 
auf der Halbinsel Dars im westl. Pommern. Bl. Mai. 

R. Chamaemorus L. Spec. pl. ed. 1. 494 (1753). Koch Syn. 
ed. 2. 234. Nyman Consp. 222. Suppl. 109. Wh. u. N. Rub. Germ, 
113 t. 49. 

Die Früchte werden in Nordeuropa, z. B. Norwegen, frisch (besonders mit 
Sahne) und eingemacht gegessen. 

(Cireumpolarpflanze; im Norden Europas, Asiens und Americas.) * 


1) Von yaual zwergig und uögov Maulbeere, Brombeere. 


Rubus. 443 


= Anoplöbatus!) (Focke NV. Bremen IV. 143 [1874]. Nat. Pfl. III. 3. 
29 [1888]). Strauchig, wehrlos. Stämme aufrecht, 2- bis mehrjährig. Blätter lang 
gestielt, einfach, gelappt. Blüthen gross, zwittrig. Cupula flach. Früchtehen auf 
breitem, trockenem, flach gewölbtem Träger. 


*+ R. odorätus. 2]. Stämme mehrjährig, mit abblätternder Rinde. Blätter 
gross, am Grunde herzförmig, breit fünflappig, beiderseits grün und behaart. Blüthen 
zahlreich, fast ebensträussig gestellt, gross, ausgebreitet. Blüthenstiele und Kelche 
dieht rothdrüsig. Kronblätter gross, purpurn. 

Aus dem östlichen Nordamerica, angepflanzt und zuweilen als Gartenflüchtling 
vorkommend, stellenweise völlig eingebürgert, vgl. Höck Bot. Centr.bl. Beih, IX. 412, 
Früchte bei uns meist fehlschlagend. — Bl. Mai—Aug. 

R. odoratus L. Spee. pl. ed. 1. 494 (1753). 


Ein künstlicher Bastard von R, odoratus (Q) mit R. Idaeus wird als R. 
nobilis (Regel Gartenfl. VI. [1857] 86) zuweilen angepflanzt; er ist wehrlos, hat 
3zählige Blätter und kleine purpurne Blüthen. 


R. Nutkänus?2) (Moe. bei Ser. in DC. Prodr. II. 566 [1825]) ist dem R. odo- 
ratus ähnlich, hat aber weniger zahlreiche weisse Blüthen. Aus dem westlichen 
Nordamerica. 


2. Oyläctis?) (Raf. Am. Journ. sc. I. [1819] 377 als Gatt. 
Focke NV. Bremen IV. 142 [1874] Nat. Pfl. II. 3. 29 [1888)). 
S. 8.442. Kräuter, zuweilen halbstrauchig. Kelchbecher kreiselig; Staub- 
fäden linealisch, mit pfriemlicher Spitze. Steinfrüchtehen locker zu- 
sammenhängend oder einzeln, mit glattem oder etwas runzlichem Stein. 
Nebenblätter nicht mit dem Blattstiel verbunden. 


59. (2.) R. saxätilis. (Steinbeere; dän.: Fruebaer; russ: Kocramıxa.) 
2. Grundachse nicht kriechend, einjährige Laubstengel und Blüthen- 
stengel treibend; Laubstengel (Schösslinge) verlängert, niederliegend, 
mehr oder minder behaart und fein bestachelt, im Herbste verzweigt 
und oft an den Enden wurzelnd; fruchtbare Stengel aufrecht, etwa 10 
bis 25 cm hoch, mehrblättrig. Nebenblätter frei, an den fruchtbaren 
Stengeln eiförmig oder breit elliptisch, an den Laubstengeln schmäler. 
Blätter 3zählig, Blättchen eingeschnitten-doppelt-gesägt, beiderseits grün 
und behaart; das endständige Blättchen gestielt, rhombisch, die seit- 
lichen oft 2lappig. Blüthen am Ende des Stengels etwa zu 3—10 ge- 
häuft, ausserdem manchmal je 1—2 auf achselständigen Aestchen, alle 
gestielt, zwittrie. Kelchblätter lanzettlich, gebogen. Kronblätter klein, 
schmal, weiss, w. d. Staubfäden aufrecht, die Griffel weit überragend. 
Steinfrüchte wenige (1—6), kaum zusammenhängend, gross, scharlachroth. 

An schattigen, feuchten, quelligen Waldplätzen, besonders auf kalk- 
führendem Boden; auch zwischen Steinen oder Gestrüpp an Berglehnen 
mit feuchtem Untergrunde. Ziemlich häufig in der Nähe der deutschen 
Östsee- und Nordseeküste; weiter landeinwärts in den Ebenen und im 
Hügellande sehr zerstreut, in den Gebirgen meist häufig; im Süden des 
Gebiets nur Bergpflanze, aber allgemein verbreitet längs der Karpaten 
und der übrigen ungarischen Gebirge, sowie längs der ganzen Alpen- 
kette bis zum Nordabhang der Seealpen; nach Jaccard 86 bis 2350 m 


1) Von &vorriog unbewaffnet und A&ros Brombeerstrauch. 
2) 8. I. S. 239 Fussn. 3. 
3) Wohl aus xvA/0og krumm und dxzig Strahl gebildet. 


444 Rosaceae. 


ansteigend. Bei den Herkulesbädern im Banat soll eine mehr stachelige 
Varietät vorkommen. Bl. Mai, Anf. Juni, im Gebirge bis zum Juli. 

R. saxatilis L. Spec. pl. ed. 1. 494 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
234. Nyman Consp. 222 Suppl. 109. Wh. u. N. Rub. Germ. 30 t.9. 


(Südgrönland, Nord- und Mitteleuropa, in den Gebirgen bis ins 
Mediterrangebiet verbreitet; Ural, Sibirien.) * 


Bastardformen mit R. caesius sind in Norwegen beobachtet, aber im Ge- 
biete noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen. Geht andererseits Kreuzungen mit 
dem zu derselben Untergattung gehörigen, stachellosen, rothblühenden nordischen 
R. Arctieus (L. Sp. pl. ed. 1. 494 [1753]) ein. Letzterer, dän.: Aakerbaer, russ.: 
Mamypa, findet sich schon nicht allzuweit von der Nordostgrenze des Gebietes in 
Russisch-Littauen ; seine Früchte gelten für die wohlschmeckendsten der Gattung. 

"7 Batoihämnus!) (Focke NV. Bremen IV. 143 [1874]. Nat. Pfl. III. 3. 
29 [1888]). 8. S. 442. Stämme 2- oder mehrjährig; Blüthenzweige wenigblumig; 
Blüthen nickend oder hängend; Kelchbecher flach, schüsselförmig; Staubfäden linealisch 
mit pfriemlicher Spitze. Sammelfrucht von dem zur Reifezeit zerfallenden Frucht- 
träger sich lösend. Nebenblätter mit dem Grunde des Blattstiels verbunden. Blätter 
dreizählig (oder bei ostasiatischen Arten einfach). 

* R. spectäbilis. 2]. Buschiger aufrechter Strauch von 1—2 m Höhe; 
Stämme mehrjährig, rundlich, am Grunde mit zahlreichen, kurzen, kegelförmigen 
Stacheln, weiter oberwärts nebst den Blattstielen und Blüthenzweigen wehrlos: 
Blätter 3zählig, Blättchen eingeschnitten-ungleich-gesägt, beiderseits grün, das end- 
ständige gestielt. Blüthen auf kurzen, beblätterten Zweigen einzeln oder zu wenigen, 
ansehnlich, nickend, fast glockig. Kronblätter gross, spitz, schön karminroth. Früchte 
himbeerartig, gross, orangegelb, essbar, bei uns nur an einzelnen Orten reichlich 
entwickelt; solche Sträucher behalten ihre Fruchtbarkeit beim Verpflanzen bei. 

Als Zierpflanze in Anlagen und Gärten, namentlich im Nordwesten häufig; 
dort zuweilen in Waldungen verwildert, z. B. bei den Vareler Mühlenteichen im 
Oldenburgischen !! (die fruchtbare Form im nördlichen Oldenburg [Rastede! Varel!!]). 
Findet sich auch verwildert in den Niederlanden: Arnichem bei Zwolle (Lako 
Nederl. Kruidk. Arch. 2 Ser. VI. 504) und Schwerin (Meckl.): Kaninchenwerder 
(Brockmüller Meckl. Arch. XXXIV. 33). Bl. April, Mai. Fruchtreife Ende 
Juni, Juli. 

R. spectabilis Pursh Fl. N.Americ. I. 348 (1814). 

(Kühlere Gegenden des westlichen Nordamerica.) 

Ein Bastard mit R. Idaeus ist in England entstanden. 


3. Idaeöbatus?) (Focke NV. Bremen IV. 143 [1874]. Nat. 
Pfl. III. 3. 30 [1888]). S. S. 442. Bestachelt; mit dreizähligen oder ge- 
fiederten, seltener gefingerten Blättern, mit dem Grunde des Blattstiels 
verbundenen Nebenblättern und mehrblumigen Blüthenständen. Stämme 
meist zweijährig. Blüthen ziemlich klein, fast immer mit aufrechten 
Kronblättern und Staubblättern. Sammelfrucht zur Reifezeit von dem 
trockenen, kegeligen Fruchtträger abfallend. 


60. (3.) R. Idaeus?). (Himbeere; niederl.: Hunnebessen; dän.: 
Hindbaer; franz.: Framboise (der Strauch Framboisier): ital.: Frambosa, 
die Frucht auch Lampone; rum.: Smeur; (in allen nord-slav. Sprachen 
Malina, der Strauch böhm. Malinnik); kroat.: Kupina; litt.: Aweezos.) 


h- Sommergrün. Bildet lockere Gebüsche; ältere Stöcke von Wurzel- 


1) Aus Adrog s. 8. 443 Fussn. 1 und Iduvog Strauch. 
2) Bdros iöaie, Benennung des Himbeerstrauches bei Dioskorides (IV, 38) 
3) ’Iöatos, vom Berge Ida auf Kreta stammend. 


Rubus. 445 


brut umgeben. Wurzeln weithin kriechend. Schösslinge (junge Stämme) 
zweijährig, aufrecht, 1—2 m hoch, rund, spärlich behaart, bereift; die 
aus den älteren Stöcken hervorgegangenen zuweilen ganz wehrlos, 
meistens am Grunde reichlich kurzstachelige und nach oben zu fast 
wehrlos; Stacheln klein, kurz, grade, kegelig bis pfriemlich, meist 
schwarzpurpurn. Die jungen Adventivsprosse dicht rothborstig. Blätter 
3-zählig und gefiedert 5- (selten 7-) zählig, am unteren Theile kräftiger 
Stämme, oft auch einzelne gefingert 5-zählig oder durch Theilung des 
Endblättchens 7-zählig. Nebenblätter klein; Blattstiele flaumig oder 
kahl, oberseits seicht rinnig. Blättchen ungleich scharf-gesägt, unter- 
seits weissfilzig; das endständige lang gestielt, herzeiförmig, eiförmig 
oder länglich. Blüthenzweige aus den vorjährigen Blattachseln ent- 
springend, kurz, beblättert, einen wenigblüthigen, traubig-rispigen Blüthen- 
stand mit meist nickenden Einzelblüthen tragend. Kronblätter klein, 
spatelig, weiss. Staubblätter aufrecht. Früchte aus zahlreichen, stern- 
flaumigen, rothen (seltener gelben) Steinfrüchtchen zusammengesetzt, 
sich leicht vom Träger lösend, wohlschmeckend. 

In Waldungen und Gebüschen. Durch das ganze Gebiet ver- 
breitet und fast überall häufig (auf den Nordsee-Inseln nur eingeschleppt), 
aber im Süden auf die Berggegenden beschränkt; steigt bis 1800 m 
(Jaccard 86). Ausserdem allgemein als Fruchtpflanze angebaut. — 
Bl. Ende Mai, Juni; im Gebirge später. Fruchtreife vorwiegend im 
Juli. Laubfall im October. 

R. idaeus L. Spec. pl. ed. 1. 492 (1753). Koch Syn. ed. 2. 233. 
Nyman Consp. 215 Suppl. 105. Wh. u. N. Rub. Germ. 107 t. 47. 

Unter den Abänderungen dieser Art sind einige Missbildungen besonders auf- 
fallend und merkwürdig. 


m. phylläanthus (R. Id. f. phyllantha Lange Haandb. 4. Udg. 768 [1888]. 
R. Id. f. strobiläceus Focke in Abh. Natw. Ver. Bremen XIII. [1893] 470). Blüthen- 
stand reich verzweigt, statt der Blüthen kurze, quastähnliche, dieht mit schuppen- 
artigen Hochblättern bedeckte (vgl. Synops. Rub. Germ. 99) Zweige tragend. — 
Selten, aber an verschiedenen Orten in völlig übereinstimmender Gestalt. — Wester- 
holt in Angeln, Holthorst bei Bremen!! Petting im südöstl. Bayern, Augsburg! — 
Schmidely (Bullet. Soc. bot. Geneve 1888. 48) beschreibt aus dem Floren- 
gebiete von Genf eine ähnliche, aber nicht so vollkommen ausgeprägte Monstrosität. 
(Schweden). 

m, obtusifolius (R. obtusif. Willd. Berl. Baumz. 2. Aufl. 409 [1811]. R. 
Idaeus anomalus Arrhen. Rub. Suee. 14 [1839]; Focke Syn. Rub. Germ. 100; R. 
Leesii1) Babgt. in Steele Handb. 60 [1847]. Nyman Consp. 215.) Blätter der 
Blüthenzweige und des unteren Theils’ des Schösslings einfach, nierenförmig, grob 
gezähnt, oft gelappt; die der oberen Schösslingstheile dreizählig mit breiten, sich 
mit den Rändern deckenden Blättchen, von denen das endständige kurz gestielt ist. 
Pollen reich an normalen Körnern, Die meisten Fruchtblätter am Griffelansatze 
offen, die Samenanlagen daher früh verdorrend.. — Sämlinge aus den vereinzelt 
vorkommenden, reifenden, geschlossenen Früchtchen sind ungemein zart; zwei 
Pflanzen, die ich mit Mühe bis zur Blüthe brachte, blieben sehr schwächlich und 
wurden nur 30—35 cm hoch, glichen aber im übrigen der Mutterpflanze. — Der 
englische Gärtner Culverwell will den R. obtusifolius durch Einwirkung von 
Erdbeerpollen auf Himbeerblüthen erzeugt haben. — Sehr zerstreut an verschiedenen 


1) Nach Edwin Lees in Worcester, * 1800 7 1887, ursprünglich Drucker und 
Buchhändler, trefflichem Pflanzenkenner. 


446 Rosaceae. 


‘ Orten des nördlichen und mittleren Gebiets gefunden, z. B. zu Hoch-Paleschken in 
Westpreussen! Hohenholm bei Bromberg früh.!, Lubs und Lubasch (Posen), Swine- 
münde, Barnstorfer Tannen bei Rostock! Zippelsförde bei Neuruppin, Bremen!! 
Nutzhorn in Oldenburg!! Bassum (Rgbz. Hannover), Nürnberg (Prechtelsbauer), 
Freiburg im Breisg.! Wird auch aus den Niederlanden angegeben. (Schweden, 
südl. Norwegen, England, Krim [? von dort soll  Willdenow’s Originalpflanze 
stammen)). 

Uebergänge zwischen dem ausgeprägten R. obtusifolius und dem normalen 
R. Idaeus finden sich hie und da, sind aber selten. Dahin AR, /d. sterilis C. Köbler 
in Focke Syn. Rub. Germ. 99 (1877). Uebrigens kommen auch kümmerliche un- 
fruchtbare Himbeerstöcke ohne Eigenschaften des R. obtustfolius vor, z.B. G. Braun 
exs. 183. 


Als an bestimmte Standorte angepasste Formen sind aufzufassen : 


B. denudätus. Fast kahl, Blätter unterseits grün. — Auf feuchtem humosem 
Waldboden, selten. Prov, Posen; Oberglogau (Rgbz. Oppeln)! Sommerfeld! 
und Lübben bei Brandenburg, Altmark: Uchtspringe, mehrfach im Schwarzwald 
und um Freiburg i. Breisg.!! Aussee in Steiermark!! Cret de Chalame, vall&e 
de la Valserine (Ain). — R. Id. b) denud. Schimp. u. Spenn. Fl. Frib, 743 
(1829)!! R. /d. b) viridis Döll Rhein. Flora 766 (1843). Fl. Bad. 1094 (1862). 

II. angustifoliws. Blättehen schmal, eilanzettlich bis länglich-lanzettlich, un- 
gleich-grob- bis eingeschnitten-gesägt. — In feuchten Gebirgslagen, besonders 
in den Vorbergen der Alpen. — R. Id. f. angustif. Schmidely Bull. Soc. 
bot. Gen®ve 1888. 48. 

III. marttimws. Schösslinge auch an den älteren Stöcken dicht borstenstachelig ; 
Staubblätter einwärts gerichtet. — In Dünengehölzen am ÖOstseestrande in 
Ostpreussen, wahrscheinlich weiter verbreitet. — R. Idaeus maritimus Arrhen. 
Rub. Suec. Monogr. 13 (1839). 


Von sonstigen Abänderungen sind folgende Culturformen bemerkenswerth: 


b. semperflörens (der Gärtner). Schösslinge zum Theil im ersten Jahre 
Blüthenzweige treibend. Früchte im Spätherbst. Hie und da; in Gärten 
als „immertragende“ Himbeere. 

l. fruwetibus luteis (der Gärtner). Früchte gelb. Stacheln und Borsten 
blass, grünlich. — Häufig in Gärten gebaut. Wirklich wild wachsend aus 
dem Gebiete nicht sicher bekannt; die in der Nähe von Ortschaften und 
Gärten vorkommenden Stöcke sind wahrscheinlich verwildert. 


Die Anwendung der Himbeeren in der Küche u. s. w. ist bekannt. 
Off. Die Früchte, Fructus Rubi Idaei, Framboise Ph. Bele., Gall. 


(Circumpolarpflanze; in der subarktischen und kühleren gemässigten 
Zone der nördlichen Halbkugel allgemein verbreitet, jedoch sowohl in 
Centralchina und Ostasien als auch in Nordamerica durch ausgeprägte 
abweichende Rassen vertreten). 


Bastarde des R. Idaeus. 


Mit R. speetabilis in England, aber noch nicht im Gebiete beobachtet. 

Mit R. odoratus s. S. 443. 

Mit R. Oceidentalis: Früchte dunkelfarbig, zuweilen schwarzroth, oft gut 
entwickelt. In vielen Formen als Gartenpflanze gebaut, doch nicht häufig. Garten- 
mischling (u. a. von mir absichtlich erzeugt), scheint in Nordamerica auch wild 
vorzukommen. 


60. X. 138. (4.) R. Idaeus X ca6sius. h. Schössling aus bogigem 
Grunde niederliegend oder häufiger kletternd; im Herbste sehr ästig, 
schwach, stielrund, bereift, kahl oder spärlich behaart, selten einzelne 
Stieldrüsen führend, mit kleinen, kurzen, pfriemlichen oder borstlichen, 


Rubus. 447 


oft schwarzvioletten Stacheln. Blätter 3zählig, mit oft gelappten und 


zuweilen bis zum Grunde getheilten Blättchen, so dass gefingert - 5- 


zählige, gefiedert-5 zählige und gefingert-gefiedert-7 zählige Blätter ent- 
stehen können, Blattstiel oberseits rinnig; Nebenblätter linealisch oder 
lineallanzettlich. Blättchen meist unregelmässig-grob-gesägt, unterseits 
mehr oder minder graufilzig, im Schatten oft grün; Endblättchen meist 
eiförmig oder rhombisch, Seitenblättechen kaum gestielt. Blüthenstand 
kurz, oft sparrig, bei grösserer Entwickelung mit langen, an der Spitze 
getheilten Aestchen. Blüthen klein; Kronblätter klein, weiss. Blüthen- 
staub sehr arm an wohlgebildeten Körnern. Fruchtknoten sternfilzie 
oder kahl. Früchte fast immer fehlschlagend ; selten einzelne schwärzlich- 
rothe Steinfrüchtchen entwickelt. — Vermehrt sich stark durch wurzelnde 
Schösslingsspitzen. 

Im Gebüsch an Bachufern und in Dorfhecken, auch wohl in 
Waldungen. In manchen Gegenden Norddeutschlands eine der häufigeren 
Rubusformen; übrigens in Westdeutschland und der Schweiz bis nach 
Savoyen überall zerstreut vorkommend. Soll in Oesterreich-Ungarn fehlen 
oder selten sein, ist aber von mir schon 1857 in Menge unweit Rat- 
schach in Oberkrain !! gefunden worden. Bl. Juni, einzeln bis zum Herbst. 

R. Idaeus X. caesius G. F. W. Mey. Fl. Han. exe. 172 (1849). 
R. caesius y. pseudo-caesius und d. pseudo-Idaeus Wh. et N. Rub. 
Germ. 106 t. 460 (1825). R. caesio-idaeus P. J. Müller in Schultz 
herb. norm. 465. Nyman Consp. 215. R. idaeo-caesius Wirtg. Exs. 
IV116,(1858). Nym.'a.a..O. 


Eine formenreiche Verbindung, bald der einen, bald der andern Stammart 
ähnlicher. Eine Beschreibung der zahllosen einzelnen Abänderuugen ist wohl ent- 
behrlich. Durch absichtliche Bestäubung des R. /daeus mit Pollen von R. caesius 
habe ich eine dem R. caesius ähnliche Form erzeugt, die bisher, im Laufe von 
fast 30 Jahren, erst zwei Steinfrüchtehen reifte. Durch Aussaat der seltenen Früchte 
des wilden Bastards habe ich verschiedene Abänderungen, darunter eine grossblüthige, 
dem R. Warmingiüi ähnliche, erhalten, — Vgl. die Abkömmlinge des Bastards unter 


den Corylifolii Sub-Idaei. 


Natürliche Bastarde des R. /daeus mit andern Eubatus-Arten als R. eaesius 
sind noch nicht mit genügender Sicherheit nachgewiesen, doch glaubt K. Fride- 
richsen eine Kreuzungsform mit R. pallidus gefunden zu haben und E. H.L. 
Krause hat Verh. Bot. Ver. Brand. XX VII. (1885) 22 einen R. pyramidalis X 
Idaeus von Friedrichsort bei Kiel beschrieben. Künstlich will die Gärtnerei 
J. Veitch & Sons in England solche Kreuzungen mit Erfolg ausgeführt haben. 


* R. Occidentälis (L. Sp. pl. ed. 1. 493 [1753]) mit 3zähligen, z. T. auch 
gefingert-5 zähligen Blättern, ohne Borsten, aber mit kräftigeren Stacheln als R. 
Idaeus und. mit schwarzen Früchten, stammt aus Nordostamerica und findet sich 
hie und da in Gärten. 


* R. phoeniculdsius!) (Maxim. Mel. biol. Acad. St. P&tersb. VIII. 393 
[1872]) mit 3zähligen Blättern, an den Blattstielen und an allen Achsen, besonders 
im Blüthenstande, dicht mit langen braunrothen Drüsenborsten bedeckt, mit kleinen, 
aufrechten, rosafarbenen Kronblättern und mit weinrothen Früchten, wird zuweilen 
als „Weinbeere“ gebaut, ist aber nicht überall vollständig winterhart. — Stammt 
aus Ostasien. 


1) Von powwixeog purpurn und Adorog zottig. 


448 Rosaceae, 


4. Eübatus!) (Focke NV. Bremen IV. 148 [1874]. Nat. 
Pfl. III. 3. 31 [1888]). S. S. 442. Strauchig, bestachelt; Stämme meist 
2jährig, im ersten Jahre (als „Schösslinge“) Laubblätter, im zweiten, 
manchmal auch im dritten Jahre aus den Achseln der vorjährigen 
Blätter Blüthenzweige treibend. Blätter zusammengesetzt, 3zählig oder 
gefingert-, selten gefiedert-5zählig. Nebenblätter dem unteren Theile des 
Blattstiels angewachsen, ungetheilt, bleibend. Blüthenstände meist viel- 
blüthig. Staubfäden fädlich. Steinfrüchtchen mit dem erweichenden Frucht- 
träger zu einer Sammelfrucht verbunden abfallend. Früchte schwarz 
oder schwarz-purpurn. — Ausnahmsweise kommen grundständige Blüthen- 
triebe vor. 


Zu der Untergattung gehören 2 Artenreihen: 

A. Ursini2) (Focke in A. u.G. Syn. VI. 448 [1902]) zweihäusig; Blätter meist 
dreizählig, zum Theil einfach oder gefiedert-5zählig. — Hierher Arten aus 
N.-W.-America. 

B. Moriferi?) (Focke NV. Bremen IV. 142. 148 [1874]). Blüthen 
zwittrig. Blätter theils 3zählig, theils fussförmig- oder gefingert- 
5zählig, zuweilen durch Theilung des Endblättchens 7zählig. (Ob 
asiatische Arten mit gefiederten Blättern hieher gehören, ist zweifelhaft). 


Die Reihe der Moriferi umfasst die eigentlichen Brombeeren. Sie ist in 
Europa vertreten durch verschiedene Formenkreise, von denen die meisten in eine 
Anzahl ähnlicher Arten und Unterarten aufgelöst, sowie ausserdem unter einander 
durch unzählige Zwischenglieder verbunden sind. Nicht allein die gut umgrenzten 
Arten, sondern auch viele Uebergangsformen sind vollkoınmen fruchtbar und samen- 
beständig, aber, mit wenigen Ausnahmen, enthalten alle in ihrem Blüthenstaube 
eine mehr oder minder beträchtliche Zahl verkümmerter oder missgebildeter Körner. 
Diese Eigenschaft deutet auf Kreuzungen unter den Vorfahren vieler heutigen Arten 
hin. Gleichmässig gut entwickelt sind die Pollenkörner nur bei R. caesius, R. tomen- 
tosus, R. incanescens und R. rusticanus; nahezu auch bei R gratus. i 

Man hat den Grundsatz aufgestellt, dass jede durch deutliche Merkmale unter- 
scheidbare Form besonders beschrieben und benannt werden müsse, einerlei ob sie 
in weiter Verbreitung oder vielleicht nur in einem einzelnen unfruchtbaren Stocke 
vorkomme. Eine übersichtliche Unterscheidung der nach diesen Ansichten in Eu- 
ropa vorhandenen vielen tausend „Arten“ hat sich als unmöglich herausgestellt, ob- 
gleich man schliesslich die Farbe der Griffel und Staubfäden als wichtigste Ein- 
theilungsmerkmale verwendete. Ein Ueberblick über den gesammten Formenreich- 
thum lässt sich nur dann gewinnen, wenn nıan die thatsächliche Ungleichwerthigkeit 
der Formenkreise auch in der Systematik anerkennt und zum Ausdruck bringt. 

Das Namengeben für alle beliebigen Localformen und Mischlinge hat um so- 
weniger Werth, als Niemand im Stande ist, auch nur den zehnten oder zwanzigsten 
Theil der entsprechenden Leistungen seiner Vorgänger wirklich kennen zu lernen. 
Auf eine genaue Benennung und Bestimmung jedes einzelnen Strauches muss daher 
verzichtet werden 4), Wegen der in Einzelheiten vielfach schwankenden Merkmale 
sind zur Erkennung der Arten ausführliche Beschreibungen unerlässlich. 


1) Aus ed gut, echt, also Eubatus: echte Brombeere s. S. 443 Fussn. 1. 

2) Nach der Nordwestamericanischen Art R. ursinus (von ursus Bär). 

3) Maulbeerträger, von morus Maulbeere oder Brombeere. 

4) Wollte ich nach den Grundsätzen, denen die meisten neueren Brombeer- 
beschreiber huldigen, sämmtliche unbestimmbaren Exemplare meiner Sammlung be- 
arbeiten, so würde mir dies Material mindestens 300, wahrscheinlich aber über 1000 
„neue Arten“ liefern. — In dieser Untergattung sind alle Fundortangaben, soweit 
sie nicht auf eigener Beobachtung beruhen oder unmittelbar von den Autoren der- 
betreffenden Art, Unterart oder Form herrühren, von mir an getrocknetem Material 
nachgeprüft. 


Rubus. 449 


Blätter und Blüthenstände eines und desselben Strauches zeigen unter einander 
wesentliche Verschiedenheiten je nach ihrer Stellung an den Stämmen und Aesten. 
Um vergleichbare Beschreibungen zu erhalten, ist es nothwendig, nur die vom 
mittleren Theile der verholzten Stämme entspringenden Blüthen- 
zweige und den mittleren Theil der Schösslinge nebst zugehörigen 
Blättern der Darstellung des Arttypus zu Grunde zu legen. Besonderheiten an 
den übrigen Theilen der Pflanze werden ausdrücklich erwähnt werden. — Beim 
Sammeln der Pflanzen achte man besonders darauf, dass Blüthenzweige und Schöss- 
lingsstücke, die man einlegt, wirklich von dem nämlichen Pflanzenstocke stammen. 
Wo möglich suche man die Brombeeren in frischem Zustande mit den Beschreibungen 
zu vergleichen. 

Die Blüthenstände der Brombeeren werden stets durch eine früher entwickelte 
Endblüthe abgeschlossen. Die unterhalb derselben in den Achseln von Hochblättern 
entspringenden Seitenästchen sind entweder einblüthig oder mehrblüthig, so dass die 
Blüthenstände entweder als traubig oder als rispig bezeichnet werden können, wenn 
sie auch wegen des Vorhandenseins der Endblüthe streng genommen keine echten 
Trauben oder Rispen darstellen. An den mehrblüthigen Seitenästehen, deren End- 
blüthe sich wieder zuerst erschliesst, stehen die seitlichen Blüthenstiele einander 
oft genähert und werden bei manchen Arten gegenständig, so dass Trugdolden, nicht 
selten typische Dichasien, entstehen. 


Wenn auch die Brombeeren, natürlich mit Ausnahme von Bastarden, im All- 
gemeinen samenbeständig sind, so zeigen die einzelnen Pflanzen doch in Einzel- 
heiten vielerlei Abweichungen, die sich zum Theil aus äusseren Verhältnissen er- 
klären lassen. Junge Stöcke, die im ersten oder zweiten Jahre blühen, sehen 
manchmal beträchtlich verschieden aus von den völlig ausgewachsenen Büschen. 
Lichtstellung und der Grad der Durchlässigkeit des Bodens haben namentlich Ein- 
fluss auf den allgemeinen Wuchs, auf die Farbe der Kronblätter und Griffel sowie 
auf die Bestachelung, vorzüglich auf die der Blüthenstiele.e. Auch der Kalkgehalt 
des Bodens übt oft einen Einfluss auf die Blüthenfarbe; Wassergehalt des Unter- 
grundes und Besonnung rufen Aenderungen in Blattbreite und Behaarung hervor. 
— Daneben zeigen sich häufig Abänderungen, deren Ursachen nicht erkennbar sind, 
die aber vielerlei Unterschiede bedingen, z. B. die Menge der Stieldrüsen, die Länge 
der Staubblätter, Schlitzblättrigkeit u. s. w. 

Getrocknete Exemplare geben stets ein unvollkommenes Bild der Pflanze, von 
der sie genommen sind, lassen sich daher nur mit grosser Vorsicht benutzen. So. 
genannte „Bestimmungen“ nach getrockneten Zweigen bleiben in den meisten Fällen 
zweifelhaft, solange sie nicht durch Untersuchung der lebenden Pflanzen oder wenigstens 
durch ein sehr reichhaltiges Herbarmaterial bestätigt sind. 


Zur Gewinnung eines systematischen Ueberblicks über die Moriferi genügt 
es nicht, eine Anzahl enger verwandter Formen zu Gesammtarten zusammenzufassen. 
Die Schwierigkeiten in der Unterscheidung der europäischen Rubi werden, wie er- 
wähnt, verursacht durch die Häufigkeit und die weite Verbreitung mannichfaltiger, 
samenbeständiger Uebergangs- und Zwischenarten, welche offenbare Beziehungen zu 
den Gliedern zweier oder selbst mehrerer Gesammtarten zeigen. Bei dieser Sach- 
lage ist Uebersichtlichkeit nur dadurch zu erreichen, dass man um jede Hauptart 
oder Gesammtart alle diejenigen Arten, Kleinarten und Formen gruppirt, welche 
eine nahe Verwandtschaft zu ihr zeigen, Man erhält auf diese Weise Artengruppen, 
oder eigentlich Artenschwärme, deren Umgrenzung allerdings bis zu einem gewissen 
Grade willkürlich ist (vgl. VI. 8. 73). Die so entstehende Unsicherheit vermindert 
sich jedoch sehr wesentlich dadurch, dass man jede Zwischenart in beiden Gruppen, 
zu denen sie Beziehungen zeigt, aufführt. Somit bestehen die meisten der folgenden 
Gruppen aus je einer Hauptart oder Gesammtart mit den zugehörigen, zu andern 
Gruppen hinüberweisenden Zwischenarten. Rücksichten auf die Erleichterung des 
Bestimmens haben ferner dazu geführt, einige vermittelnde Sammelgruppen ein- 
zuschalten, in denen einander ähnliche Zwischenarten zusammengestellt sind, die, 
wenn sie nach ihren wirklichen Verwandtschaften eingeordnet würden, allzu weit 
von einander entfernt werden müssten. Als solche Sammelgruppen sind die T'hyr- 
soidei, Apiculati und Koehleriani anzusehen. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis VI. 29 


450 Rosaceae. 


Die innerhalb der Gesammtarten oder neben denselben unterschiedenen Unter- 
arten und Kleinarten weichen sämmtlich in einer beträchtlichen Anzahl von Eigen- 
schaften unter einander und von der Leitart ab, während sie selbst wieder in den 
Einzelmerkmalen (Blattgestalt, Bezahnung, Behaarung, Drüsenreichthum u. s. w.) 
veränderlich sind. Eine tabellarische Anordnung ist aus diesem Grunde innerhalb 
der Gesammtarten meistens unmöglich. Die für die Gattung Rosa gewählte Dar- 
stellungsweise der Gliederung einer Art würde bei Rubus zu völlig naturwidrigen 
Zusammenstellungen führen. 

Die unter besonderen Artbenennungen beschriebenen Zwischenformen (Stand- 
ortsabänderungen? Bastarde?), welche nur an einer einzigen Stelle oder in 
sehr beschränkter Verbreitung beobachtet sind, werden in der folgenden 
Darstellung in der Regel nicht erwähnt werden, weil ihre Aufzählung nur den 
Ueberblick erschweren würde, 


Eintheilung der Morıferi. 
A. Vegetative Vermehrung durch Wurzelbrut; Schösslinge anfangs 


aufrecht, später nickend oder bogig. — Blättchen unterseits grün; 
Nebenblätter breit linealisch; Blüthenstand (bei den typischen Arten) 
traubig. Suberecti. 


B. Vegetative Vermehrung durch einwurzelnde Schösslings- oder Ast- 
spitzen; Schösslinge bogig oder kriechend. 
I. Nebenblätter linealisch oder fädlich; äussere Seitenblättchen deut- 
lich gestielt. 

a. Stacheln gleich oder fast gleich; keine Uebergangsgebilde 
zwischen Stacheln einerseits, Drüsenborsten, Stieldrüsen und 
Stachelchen andererseits. 

1. Schössling hochwüchsig, anfangs aufrecht, meist wenig be- 
haart und ohne Stieldrüsen. 
a. Schösslinge schon im Sommer sehr ästig; Blättehen rund- 
lich oder elliptisch, klein gesägt. Rhamnifolii. 
b. Schösslinge einfach oder im Herbste ästig; Blättchen aus 
herzförmigem oder ausgerandetem Grunde eiförmig bis 
länelich, ungleich-grob-gesägt; Blüthenstände schmal. 
Candicantes. 
2. Schössling bogig oder liegend, meist behaart. 
a. Lange Drüsenborsten fehlen (Stieldrüsen oft vorhanden); 
grosse Stacheln fast gleich. 
1. Stieldrüsen und Stachelchen am Schössling fehlend 
oder zerstreut. 
a. Schössling locker behaart oder fast kahl; Blättchen 
unterseits behaart, aber nicht weichhaarig. 
$ Blättehen oberseits fast kahl oder sternhaarig, 
unterseits weissfilzig. 
* Blättchen oberseits wenig behaart, gesägt; Blatt- 
stiel oberseits flach. Stieldrüsen fehlen. 
Discolores. 
** Blättchen oberseits oft sternfilzig, meist ein- 
geschnitten, ungleich gesägt; Blattstiel oberseits 
rinnig. Stieldrüsen meist vorhanden. 
Tomentosi. 


Rubus. 451 


$$ Blättehen oberseits striegelhaarig, unterseits grün 
oder graugrün, zuweilen in der Jugend weissfilzie. 
* Staubblätter die Griffel überragend. 

r Stieldrüsen fehlend oder spärlich im Blüthen- 
stande vorhanden. Blättchen mässig tief ge- 
sägt. Silvatiei. 

Tr Stieldrüsen im Blüthenstande, oft auch am 

Schössling vorhanden. Blättchen fein gesägt. 

Egregii. 

"* Staubblätter die Griffel nicht überragend. — 

Stieldrüsen vorhanden; Blättchen mässig_ tief 

gesägt, unterseits grün. Sprengeliani. 

ß. Schössling (wenigstens an den jüngeren Trieben) ver- 

wirrt-zottig behaart; Blattunterfläche weichhaarig. 

— Stieldrüsen vorhanden; Endblättchen rundlich 

oder elliptisch; Blüthenstand entwickelt. Vestiti. 

2. Sehössling durch dichtstehende Stieldrüsen und Stachel- 
chen rauh. 


@. Stieldrüsen kurz, ziemlich gleich. Radulae. 
ß. Stachelborsten und Stieldrüsen sehr ungleich. 
Apieulati. 


b. Lange Drüsenborsten im Blüthenstande, oft auch am 
Schössling vorhanden. 
1. Blüthenstände mässig entwickelt, wenig verjüngt; kleine 
Stacheln meist vorhanden. Apieculati. 
2. Blüthenstände umfangreich, locker, nach oben verjüngt, 
traubig endigend. Mit Drüsenborsten und Stieldrüsen, 
aber meist ohne kleine Stacheln. Grandifolii. 
b. Stacheln sehr ungleich, mit zahlreichen Stieldrüsen und Stachel- 
chen, meist auch mit: Drüsenborsten gemischt. 
1. Blüthenstände rispig, mit trugdoldigen, mittleren Aestchen. 
Grössere Stacheln schmal, aber kräftig. Kochleriani. 
2. Blüthenstände oberwärts traubig, die mittleren und unteren 
Aestchen traubig-wenigblüthig oder unregelmässig getheilt. 
Glandulosi. 
II. Nebenblätter lanzettlich, nach beiden Seiten verschmälert ; äussere 
Seitenblättchen ungestielt oder kaum gestielt. — Niedrig-bogig 
oder kriechend, meist bereift, oft Stieldrüsen führend. 
Corylifolii. 


1. Suberecti (P. J. Müll. Pollich. 1859; Focke Syn. Rub. 76, 103 
[1877]. Nat. Pfl. III. 3. 31). S.S. 437. Sommergrün; ohne Stieldrüsen und 
ohne Reif. Vegetative Vermehrung durch Wurzelbrut. Schöss- 
linge anfangs aufrecht, später bogig überhängend, durch das Ge- 
wicht des Laubes niedergebogen, einfach oder mit kurzen Aesten, kantig, 

‚kahl oder spärlich behaart, im mittleren und oberen Theile mit gleich- 
artigen, kantenständigen Stacheln. Schösslingsblätter meist gefingert- 


29* 


452 Rosaceae, 


5zählig, Blättchen beiderseits behaart und grün. Endblättchen eiförmig 
oder elliptischh am Grunde oft herzförmig. Die normalen Blüthen- 
stände traubig; Stiel der obersten Seitenblüthe dicht unter der End- 
blüthe entspringend. Die unteren Blüthenäste mit unregelmässig ver- 
zweigten zusammengesetzten Blüthenständen. Kelchblätter aussen 
grün, weiss berandet. Kronblätter zur Zeit der Vollblüthe abstehend, 
ohne aufwärts gebogene Platte. Staubblätter nach dem Verblühen 
vertrocknend, nicht zusammenneigend. Früchte schwarz oder 
schwarz-purpurn, glänzend. 


Uebersicht über die Formenkreise der Subereecti. 
A. Echte Subereeti. 
I. Stacheln pfriemlich oder kegelig; Blätter oft 7 zählig; Früchte 


schwarz-purpurn. 

a. Stacheln kurz, kegelig; Staubblätter die Griffel überragend. 
R. subereetus. 

b. Stacheln pfriemlich; Staubblätter kaum griffelhoch. R, fissus. 


II. Stacheln breit, zusammengedrückt; Blätter selten 7 zählige; Früchte 
schwarz. 

a. äussere Blättchen gestielt; Staubblätter die Griffel überragend, 

(Blüthenstände zusammengesetzt: R. nitidus.) R. suleatus. 

b. äussere Blättchen im Sommer ungestielt; Staubblätter kaum 

griffelhoch. R. plicatus. 


B. Abweichende Arten. 


I. Dem R. sulcatus verwandt: Kelchblätter aussen graufilzie. 
R. Libertianus. 
II. Dem R. plicatus verwandt: Aeussere Blättchen schon im Sommer 
kurz gestielt; Staubblätter nach dem Verblühen aufrecht. Blüthen- 
stände meistens zusammengesetzt, kurz.. Bei einigen sind die 
Schösslinge sehr ästig, bei andern die Blättchen in der Jugend 
unterseits graufilzig, bei manchen ist die Platte der Kronblätter 
aufgerichtet. Hieher R. Bertramti, R. opacus, R. ammobius. 


C. Uebergangsglieder zwischen der Gruppe der Sub- 
erecti und den andern Gruppen. 

Die Suberecetus-Aehnlichkeit ist eine Eigenschaft, welche nicht durch scharf 
bestimmte Kennzeichen festgestellt werden kann. Wuchs anfangs aufrecht, Behaarung 
der Schösslinge gering. Blättehen sich oft deckend, die äusseren kurz gestielt, die 
ausgewachsenen unterseits grün. Kelehblätter aussen meist grün, Kronblattplatte 
oft aufwärts gerichtet, 

I. Kräftiger als R. plicatus, mit starken Stacheln und mehr ent- 

wickelten Blüthenständen. Ohne Stieldrüsen. 


FEED TERBE02:32,2:2L@WDRU BEEERESBERLE 


Rubus. 453 


a. Hochwüchsig. Blüthenstand rispig, locker oder gedrungen, 

reichlich bewehrt. Endblättchen nicht herzförmig. 
Sub-Rhamnifolii. 

b. Schösslinge und Stacheln sehr kräftig; Blüthenstand rispig. 
Jüngere Blättchen meist unterseits weissfilzie. Endblättchen 
breit, am Grunde herzförmig oder ausgerandet. 

Sub-Discolores. 

II. Schwächer als R. plicatus; Schösslinge im Herbste meist hin- 

gestreckt. Blüthenstände kurz, oft durchblättert. Stieldrüsen 
wenigstens im Blüthenstande fast immer vorhanden. 

a. Stieldrüsen spärlich. Blüthenstände kurz und wenigblüthig. 
1. Blättchen unterseits grün, feinhaarig. Sub-Sprengeliani. 
2. Blättchen unterseits dicht weichhaarig, schimmernd. 

Sub-Vestiti. 

b. Stieldrüsen im Blüthenstande zahlreich; Blüthenstände zwar 
kurz, aber sparrig und ziemlich reichblüthig,. — Blättchen 
breit, in der Jugend meist unterseits etwas graufilzig. 

Sub-Glandulosi. 


Uebersicht über die Arten und Unterarten: 
A. Aeussere Seitenblättchen im Sommer nicht deutlich gestielt. 


I. Stacheln schwach, kurz, kegelig. R. suberectus. 
II. Stacheln pfriemlich. R. fissus. 
III. Stacheln derb, breit, zusammengedrückt. R. plieatus. 


B. Aeussere Seitenblättchen schon im Sommer mit 1 oder mehrere 
Millimeter langen Stielchen. 
I. Blüthenstandsachsen stieldrüsenlos. 
a. Normale Blüthenstände traubig. 
1. Schössling bis unten gefurcht. 
a. Endblättchen herzeiförmig, allmählich lang zugespitzt. 
R. suleatus. 
b. Endblättchen länglich-verkehrt-eiförmig, kurz zugespitzt. 
R. Libertianus. 
2. Schössling unter der Mitte rundlich-stumpfkantig. 
a. Jüngere Blättchen unterseits graulich. 
1. Endblättchen herzeiförmig,. lang zugespitzt. R. opacus. 
2. Endblättchen breit-herzeiförmig, kurz zugespitzt. 
R. ammobius. 
b. Jüngere Blättchen unterseits grün. — Staubblätter die 
Griffel überragend. R. Bertramii. 
b. Normale Blüthenstände zusammengesetzt. 
1. Endblättchen nicht herzförmig. 
a. Blüthenstand sparrig. 
1. Junge Blättchen flach; Stacheln im Blüthenstande 
hakig oder kurz. R. nitidus. 
2. Junge Blättchen gefaltet; Stacheln im Blüthenstande 
pfriemlich. R. montanus. 


454 Rosaceae. 


b. Blüthenstand zusammengesetzt, nach oben zu dicht. — 
Hochwüchsig; Blüthenstand nadelstachelig. 
R. carpinifolius. 
2. Endblättchen herzförmig, Kelchblätter aussen graufilzig. 
a. Blättchen scharf und fein gesägt. 
$ Stacheln im Blüthenstande schwach. R. ammobius. 
$$ Stacheln im Blüthenstande lang und kräftige. R. affinis. 
b. Blättchen grob gesägt. — DBlättchen unterseits filzig; 
Blüthenstand gedrungen. R. Cariensis, 


IH. Blüthenstandsachsen stieldrüsig. 


a. Schösslingsstacheln aus kurzem, breiten Grunde pfriemlich. 
1. Blättchen unterseits weichhaarig, schimmernd. — Endblätt- 


chen herzeiförmig. R. hypomalacus. 

2. Blättchen unterseits kurzhaarig, grün. 
a. Staubblätter die Griffel überragend. R. euchloos, 
b. Staubblätter kürzer als die Griffel (vel. in der Gruppe 
der Sprengelianı). R. hemistemon. 


b. Schösslingsstacheln derb, breit, zusammengedrückt. 
1. Blüthenstand sparrig, mit pfriemlichen Stacheln. 
R. chaerophyllus. 
2. Blüthenstand oberwärts gedrungen, mit hakigen und geraden 
Stacheln. R. infestus. 


A. Echte Suberecti. 


61. (4.) BR. subereetus. I. Lockere Gebüsche bildend; Schöss- 
ling 0,5—1,5 m hoch, aufrecht, im Spätsommer nickend oder über- 
hängend, unterwärts mit abgerundeten Kanten, nach der Spitze zu oft 
scharfkantig, kahl, grün, selten röthlich angelaufen. Stacheln am 
Grunde der Schösslinge zahlreich, nach oben zu sehr zerstreut, klein 
und kurz, aus zusammengedrücktem Grunde kegelig, fast 
gerade, meist dunkel braunroth oder schwarzviolett. Laub frischgrün ; 
Blätter 3zählig und gefingert 5zählig, oft auch einige durch Theilung 
des Endblättchens 7zählig; Nebenblätter klein, fädlich. Blatt- 
stiel oberseits flach, mit undeutlicher, seichter Rinne. Blättchen 
gross, flach, ungleich-scharf-klein-gesägt, oberseits etwas glänzend 
grün, ziemlich kahl, unterseits blasser, auf den vorspringenden Nerven 
weichhaarig. Endblättchen zwei- bis dreimal länger als sein Stiel- 
chen, herzeiförmig mit lang vorgezogener schlanker Spitze; 
äussere Seitenblättchen im Sommer ungestielt, im Herbste oft mit 
kurzen Stielehen. — Blühende Stämme hochbogig, braunroth, im oberen 
Theile mit fast zweizeilig-wagrecht-abstehenden Blüthenzweigen. Normale 
Blüthenzweige kurz, manchmal mehrere aus derselben Achsel; die tief 
entspringenden länger, oft mit laubigen Deckblättern, später blühend. 
Blätter der Blüthenzweige 3 zählig. Stacheln klein und spärlich. Blüthen- 
stand traubig, etwa 5—8blüthig, selten bis 12 blüthig, mit fast un- 
gestielter, von den nächsten Seitenblüthen übergipfelter Endblüthe. Deck- 


A ee 


ed 


Rubus, 455 


blätter 3 spaltig oder einfach. Blüthenstiele aufrecht-abstehend, dünn, mit 
aufstrebenden Haaren, unbewehrt oder mit zerstreuten Stachelehen. Blüthen 
ansehnlich; Kelchblätter aussen grün, graufilzig-berandet, nach dem Ver- 
blühen abstehend. Kronblätter gross, elliptisch oder verkehrt-eiförmig, in 
der Knospe oft aussen roth angelaufen, zur Blüthezeit rein weiss. Staub- 
blätter beim Aufbkühen die Griffel beträchtlich überragend, später 
ausgebreitet, nachher bald vertrocknend. Blüthenstaub mischkörnig, mit 
einer mässigen Zahl vollkommener Körner. Fruchtknoten kahl oder mit 
einzelnen langen Haaren. Früchte oft wenigpflaumig und mangelhaft 
entwickelt; bei vollkommener Ausbildung mittelgross, kleinpflaumig, 
anfangs braunroth, zuletzt schwarzroth, glänzend, von säuerlichem und 
würzigem, etwas an Himbeeren erinnernden Geschmack. Fruchtsteinchen 
klein, fast dreieckig.. — Belaubung bei Lichtstellung im October schön 
braunroth. 

Auf frischem, feuchten Waldboden, besonders auf Quellgrund oder 
auch zwischen Gebüsch an Sumpfrändern und auf nassem Sande durch 
das ganze nördliche und mittlere Gebiet verbreitet, am häufigsten im 
Nordwesten. Aus Ungarn noch nicht bekannt, wohl aber aus Galizien, 
Mähren, Böhmen, ganz Deutschland, den Niederlanden und Belgien, 
Nicht selten in den Vorbergen zu beiden Seiten der Alpenkette von 
Niederösterreich bis Savoyen und bis zum südwestlichen Piemont. Scheint 
in den Mittelmeergegenden zu fehlen. Bl. Juni, oft schon in den letzten 
Maitagen. Fruchtreife im August, Laubfall Ende Oktober. 

R. suberectus G. Anderson in Transact. Linn. Soc. XI (1815) 
218 ec. ic. Focke Synops. Rub. Germ. p. 104, Rogers Handb. Brit. 
Rub. p. 21. Nyman Consp. 215. Suppl. 106. R. Nessensis!) W. Hall 
Transact. Edinb. III. (1794) 20. R. fastigiätus Wh. u. N. Rub. Germ. 
16 t. 1 (1822) z. Theil! R. nutans Vest Syll. pl. nov. Ratisb. I. 
238 (1824). Nyman Consp. 215. R. subinermis Ruprecht Beitr. Pflzk. 
Russ. R. IV. 66 (1845). Nyman Consp. 215. R. microacänthus 
Kaltenb. Fl. Aach. Beck. 263 (1845). R. pseudo-idaeus P. J. Müll. 
BZ. XLI (1858) 129 nicht Le). 

Erinnert durch die häufig vorkommenden 7 zähligen gefingert-gefiederten Blätter, 
die sehr kleinen, meist schwarzvioletten Stacheln und die schwarzrothen Früchte an 
R. Idaeus und ist oft für einen Bastard dieser Art gehalten worden. Verwandt- 
schaftliche Beziehungen zu R. Idaeus werden auch durch Sternhärchen, die sich 
vereinzelt auf der Blattoberfläche finden, sowie durch Andeutungen von Reif, die 
zuweilen an trockenen Standorten auf den Schösslingen vorkommen, wahrscheinlich 
gemacht. Uebrigens ist R. subereetus eine der beständigsten und am weitesten ver- 
breiteten Brombeerarten, er ist ferner nicht nur samenbeständig, sondern auch gut 
charakterisirt. — Weihe unterschied ihn nicht von R. sulcatus und bildete auf 
Taf. 1 der Rubi Germaniei unter dem Namen R. fastigiatus einen blühenden Stengel 
des R. suberectus und ein Schösslingsblatt des R. sulcatus ab. Auch seine Ex- 
siccaten enthalten unter R. fastigiatus beide Arten gemischt. — R, suberectus ist 
eine der am leichtesten kenntlichen Brombeerarten; bei Beachtung der kleinen 


Stacheln und der ungestielten äusseren Blättchen auch von R. sulcatus sofort zu 
unterscheiden, 


1) Nach dem See Loch Ness in Schottland, an dessen Ufern die Pflanze von 
W. Hall entdeckt wurde, 


456  Rosaceae. 


Der von einem beschränkten Fundorte entlehnte älteste Name Nessensis ist 
für eine weit verbreitete Pflanze recht ungeeignet. Man ist in der glücklichen Lage 
ihn verwerfen zu dürfen, da erst durch G. Anderson die Kennzeichen der Art 
durch Beschreibung und Abbildung klar gelegt worden sind, während R, Nessensis, 
wie Anderson bereits angiebt, wohl eine zum Formenkreise der Suberecti gehörige 
Form ist, die aber in ihrer Begrenzung und in ihrem Umfang keineswegs klar ist, 
also ruhig als nomen seminudum behandelt werden kann. Von der Mehrzahl der 
englischen Schriftsteller wird R. Nessensis vorangestellt. 


(Westl. Mittel-Russland bis Kiew, Moskau [Petunnikow] und 
St. Petersburg, Finnland, südl. Schweden und Norwegen, Dänemark, 
Brit. Inseln, nördl. u. mittl. Frankreich.) * 


62. (5.) R. fissus'). f. Schössling kaum über 1 m hoch, meist 
etwas behaart, nach unten zu dicht, nach oben meist weniger reichlich 
mit pfriemlichen, spitzen, blassgrünen Stacheln besetzt. Laub 
mattgrün; Blättchen kleiner und unterseits stärker behaart als bei R. 
suberectus. Blattstiel oberseits tief gefurcht. Blüthenzweige 
meist wenigblüthig, oft ziemlich reichlich bestachelt, Blüihen kleiner als 
bei R. suberectus, weiss; Staubblätter die Griffel nicht über- 
ragend. — Wuchs, Theilung (auch siebenzählig) der Blätter und 
Fruchtfärbung wie bei R. suberectus. 

Waldränder und Gebüsche, zerstreut durch das nördliche Gebiet 
bis zum Harz, Westerwald und den Belgischen Ardennen; nicht in 
Schlesien. WVerhältnissmässig häufig im Nordosten (Östpreussen). Bl. 
Juni, Anf. Juli. 

R. fissus Lindl. Synops. Brit. Fl. ed. 2. 92 (1835). Focke Synops. 
Rub. Germ. 109, Rogers Handb. Brit. Rubi 20. Nyman Consp. 215. 
Suppl. 106. 

Mangelhafte getrocknete Exemplare pflegen am leichtesten durch die ziemlich 
zahlreichen pfriemlichen Stacheln und die rinnigen Blattstiele kenntlich zu sein, 
Durch gefaltete, mattgrüne Blättehen und durch die Blüthen, insbesondere die kurzen 
Staubblätter, dem R, plicatus ähnlich, in den übrigen Merkmalen sich näher an 
R. suberectus anschliessend. 

(Wahrscheinlich in den Baltischen Provinzen Russlands, aber von 
dort noch nicht sicher nachgewiesen; südl. Schweden und Norwegen, 
Dänemark, Schottland, sehr zerstreut in England und Irland.) x*]? 


63. (6.) R. suleätus. h. Hochwüchsig und kräftig; die älteren 
Stöcke meist von jungen, aus Wurzelausschlag hervorgegangenen Sprossen 
umgeben. Schössling 1,5—2,0, im Gebüsch bis 3,0 m hoch, anfangs 
aufrecht, bald mit überhängender, im Herbste abwärts gebogener Spitze, 
nach dem Laubfall wieder mehr aufgerichtet, einfach oder im Spätsommer 
kurze Aeste treibend, kantig, in der Regel mit gefurchten Flächen, spär- 
lich behaart oder kahl, meist grün, mit zerstreuten, kantenständigen, 
kräftigen, geraden oder an den Aesten leicht gebogenen, aus breitem 
Grunde lanzettförmigen Stacheln. Blätter gross, gefingert-5 zählig. 
Nebenblätter lineallanzettlich bis schmal lanzettlich, nach dem 


1) „gespalten“, wegen des oft getheilten Endblättchens. 


u Zu de 


Rubus. 457 


Grunde und der Spitze zu verschmälert, gewimpert. Blattstiel oberseits 
flach. Blättchen sich nicht deckend, aber oft mit den Rändern be- 
rührend, ungleich scharf- aber nicht tief-gesägt, oberseits frischgrün, 
wenig behaart, unterseits auf den Nerven dicht behaart, die jüngsten 
zuweilen etwas grauhaarig; Endblättchen etwa dreimal länger als 
sein Stielchen, herzeiförmig, in eine lange, schlanke Spitze 
auslaufend, die äusseren mit kurzem, aber schon im Sommer deut- 
lichem Stielehen. — Die normalen aus dem oberen und mittleren 
Theile der Stämme entspringenden Blüthenzweige abstehend behaart, 
mit dreizähligen, zuweilen auch einigen fünfzähligen Blättern und zer- 
streuten aus breitem Grunde sicheligen Stacheln. Blüthenstand 
ziemlich lang, etwa 6—12blüthig, traubig oder am Grunde mit 
einem oder einigen zweiblüthigen Aestchen. Deckblätter eilanzettlich. 
Endblüthe sehr kurz gestielt; die seitlichen Blüthenstiele lang, dünn, 
aufrecht abstehend, mit vorwärts gerichteten Haaren, zuweilen auch mit 
einigen kleinen Stacheln. Die aus den unteren Abschnitten der Stämme 
entspringenden Blüthenzweige sind länger und kahler, meist mit zahl- 
reichen 5 zähligen Blättern und mit bald traubigem, bald mehr zusammen- 
gesetztem Blüthenstande. Blüthen ansehnlich ; Kelchblätter aussen flaumig, 
grün, weiss berandet, zur Blüthezeit abstehend, an der Frucht zurück- 
geschlagen, aber mit abstehenden Spitzen. Kronblätter gross, verkehrt- 
eiförmig, weiss oder hellrosa. Staubblätter im Aufblühen die Griffel 
überragend, später halb ausgebreitet, nach dem Verblühen vertrocknend, 
nicht aufgerichtet. Pollen reich an wohlgebildeten Körnern. Frucht- 
knoten kahl, Griffel blassgrünlich. Früchte gut entwickelt, reichpflaumig, 
gross, verlängert-eiförmig, schwarz, glänzend. Fruchtsteinchen im Profil 
dreieckig. 

Auf frischem Waldboden, in Lichtungen, unter jungem Anwuchs, 
gern an Bächen, auf fruchtbarem, mässig Teuchtem Grunde. Von der 
Weichsel (Danziger Höhenzug) an durch ganz Deutschland, Oesterreich, 
die Schweiz und Nord-Italien verbreitet; in Galizien und Ungarn meist 
die Rasse Vestii. In der norddeutschen Ebene sehr zerstreut vor- 
kommend, im niederen Berg- und Hügellande meist häufig. Bl. Juni, 
Anf. Juli; die Spätblüthen bis Anfang August. Fruchtreife Ende 
August, September. 

R. sulcatus Vest in Tratt. Rosac. III. 42 (1823). Focke Synops. 
Rub. Germ. 119; Rogers Handb. Brit. Rubi 21; Rouy u. Camus Fl. 
de France VI. 12. Nyman Consp. 215. Suppl. 106. R. fastigiatus 
Wh. u. N. Rub. Germ. 16 (1822) z. T. R. praecox A. Kern. Naturw. 
V. Innsbr. II. (1871) 124. Nov. pl. spec. II. 1. 


Durch die Grösse der ganzen Pflanze und der Blüthenstände, namentlich aber 
durch die Stacheln, die gestielten, äusseren Blättchen und die Früchte von R. sub- 
erectus verschieden , der in den Blüthen und im Blattschnitt ähnlich ist. Von R. 
plicatus in allen einzelnen Organen abweichend; am leichtesten durch die Blatt- 
gestalt und die längeren Staubblätter, ferner durch die längeren Stielehen der 
äusseren Blättehen und die ansehnlichere Grösse aller Theile zu unterscheiden. 
Aendert ab in der Breite der Blättchen, der Behaarung der Blüthenstandsachsen 
und Blattunterflächen, der Blüthenfarbe u. s. w, — Blattzähne im Spätsommer 
oft schön roth. 


458 Rosaceae, 


Hierher gehört die Rasse: 

B. Vestii!). Schössling hoch bogig; Blätter gross, die Blätt- 
chen ungleich- und oft buchtig-gesägt, mit vorspringenden Zähnen an 
den Nervenenden, unterseits dünn filzig, in der Jugend weiss- 
schimmernd. Blüthenstand häufig rispig; Kelchblätter aussen grau- 
filzig-zottig, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen. — Sonst wie 
R. suleatus, mit dem R. Vestii durch viele Uebergänge verbunden zu 
sein scheint. 

Im südöstlichen Gebiete, von Galizien (Lemberg, Blocki) und 
Ungarn bis ins südöstliche Bayern und bis Krain. Formen mit grauen 
Kelchblättern, aber im übrigen von typischem R, sulcatus nicht ab- 
weichend, sah ich aus Ungarn, Südtirol und Ligurien. 

R.Vestii Focke Synops. Rub. Germ. 155 (1877). Nyman Consp. 217. 


Der R. Vestii nähert sieh mitunter den breitblätterigen Formen des R. thyr- 
soideus, die im Allgemeinen durch tiefere Bezahnung der Blätter, dichteren Filz 
der Blattunterflächen und reichblumigere Blüthenstände kenntlich sind. Ei 


Der von P. J. Müller (Flora XLI [1858] 132) unterschiedene R. canali- 
culatuws aus der Gegend von Weissenburg i. Els. scheint nach der Beschreibung dem 
R. Vestii ähnlich zu sein; Boulay deutet ihn als R. plicatus X sulcatus. Aus 
Ungarn ist Bot. Centralbl. XXX VIII(1889)819 von Aladär Richterein R. Fabryi?) 
beschrieben worden, der anscheinend nur durch den durchblätterten Blüthenstand von 
R. Vestiüi abweicht. Als Artmerkmal ist eine solche Durchblätterung werthlos, vgl. 
R. interfoliatus unter R. plicatus. — Eine Abänderung mit behaartem Schössling, 
bei Verviers gefunden, scheint R. Werhei3) (Lejeune in Lej. et Court. Comp. F. 
Belg. II. 163 [1831]) zu sein. 


(Verbreitung der Art: Zerstreut im südl. Schweden und Norwegen, 
sowie in Dänemark; selten und vereinzelt in England; häufiger im 
nördlichen und mittleren Frankreich sowie in den Berggegenden Mittel- 
italiens.) *| 

Bastarde des R. sulcatus?). 


Mit R. caesius: scheint hin und wieder vorzukommen, doch ist nur bei Prü- 
fung der standörtlichen Verhältnisse eine sichere Unterscheidung von den viel 


2 


1) Nach Lorenz Chrysanth Edlem von Vest, * 18. Nov. 1776 Klagenfurt, 
+ 15. September 1840 Graz, von 1800—1812 Arzt und Professor der Mediein zu 
Klagenfurt, später Professor der Chemie und Botanik zu Graz, Verfasser mehrerer 
botanischer Werke. 

2) Nach Johann Fäbry, * 31. Juli 1830 Losone Ct. Neograd (br.), Gymnasial- 
direetor i P. in Rimaszombat (Ct. Gömör), verdient um die dortige Flora. 

3) Nach Karl Ernst August Weihe, * 30. Jan. 1779 Mennighüffen, Kr. Herford 
(Pfarrer Dutemeyer in Menn. br.), 7 27. Jan. 1834 Herford (E. Heine br.), Arzt 
daselbst, früher in Bünde und Mennighüffen, verdient um die Flora Westfalens, 
auch um die Kenntniss der Gräser (Herausgeber von: Deutsche getrocknete Gräser 
für Botaniker und Oekonomen. Lemgo 1823—30, s. II. S. 288), mit C. G. Nees 
von Esenbeck (s. II. S. 113 Fussn. ) Verfasser des grundlegenden Werkes Rubi 
Germaniei. Elberfeld 1822—7. Sein Herbar befindet sich im Besitz des Dr, Nölting 
in Herford (z. T. nach br. Mitth. von W.’s Enkel, Amitsgerichtsrath und Landtags: 
abgeordneten Weihe und E. Heine). 

4) Die am besten bekannten Brombeer-Bastarde, z. B. R. caesius X Idaeus, 
R. caesius X tomentosus, R. rusticanus X tomentosus, sind wenig fruchtbar und 
ausserordentlich formenreich. Kreuzungen zwischen näher verwandten Arten liefern 
fruchtbare und in ihrer Nachkommenschaft ungemein vielgestaltige Mischlinge. Bei 
dieser Sachlage sind Beschreibungen nutzlos, weil sie aus der ganzen Fülle des 


Rubus. 459 


häufigeren Kreuzungsformen des R, caesius mit R. candicans, R. thyrsanthus u. s. w. 
möglich. Auf die Behaarung der Blattunterflächen darf man sich bei Beurtheilung 
der Abkunft nicht verlassen. In R. Gorizianus (Kern, Ber. Nat. V. Innsbr. II. 
[1871] 129. Nov. pl. spec. III. 6) wird ein R, sulcatus X rusticanus ver- 
muthet; bei Görz gefunden. 

Vereinzelt in der Gegend von Minden i. W. und bei Braunschweig gefundene 
Stöcke, welche zwischen R. sulcatus und R. pubescens in der Mitte stehen, 
hat G. Braun in seinen Exsiecaten unter dem Namen R.phaneronothosi) ver- 
theilt. Fruchtbarkeit vollständig. 

Einen Bastard des R, sulcatus mit einer drüsenreichen Art vermuthet A. von 
Hayek in seinem R. sparseglandulosus (ÖBZ. LI [1901] 356). 

Ein grosser Theil der Candicantes zeigt gemischte Eigenschaften von R, sulcatus 
einerseits, R, macrostemon und R. tomentosus andererseits. Bei der offenbaren 
Samenbeständigkeit der meisten dieser Formen muss man sie im Allgemeinen als 
selbstständige Arten oder Rassen behandeln, obgleich ganz ähnliche Pflanzen, die 
man hie und da vereinzelt neben R. sulcatws beobachtet, unmittelbare hibride Ab- 
kömmlinge zu sein scheinen. 


Verwandte Art (Unterart?). 


B. R. Libertianus?). Schösslinge etwas behaart, kahl werdend, 
zuweilen mit vereinzelten Stachelchen auf den Flächen. Blätter ziemlich 
klein, Blättchen nach vorn zu mit tieferen Zähnen, unterseits meist 
sternfilzig grau, Endblättchen aus gestutztem Grunde schmal verkehrt- 
eiförmig bis länglich, mit kurzer, aufgesetzter Spitze. Blüthenstand 
schmal, fast unbewehrt. Kelchblätter aussen graufilzig, weiss berandet, 
nach dem Verblühen abstehend oder locker zurückgeschlagen. Sonst 
wie R. sulcatus. 

Belgien: Bei Verviers (Libert), vermuthlich in den tiefen Fluss- 
thälern Belgiens weiter verbreitet. Bl. Juni, Spätblüthen im Juli. 

R. libertianus Weihe in Lejeune u. Courtois Comp. Fl. Belg. 
IE 163 (1831). 1] 


Was ich durch Genevier und Bouvet von R. clethräphilus 3) (Genev. 
Mem. Soc. Acad. Maine-et-Loire XX [1866] 167) gesehen habe, kann ich nicht für 
verschieden von R. Libertianus halten. Die Pflanze scheint mir richtiger ihren 
Platz neben R. sulcatus zu finden als neben R. Boraeanus und R. hypoleueus, mit 
denen sie Boulay in Fl. de France zusammenstellt. /. elethraphilus soll im mittleren 
Frankreich ziemlich verbreitet sein. 

64. (7.) R. plieatus. fh. Wie die verwandten Arten lockere, durch 
den die älteren Stöcke umgebenden Wurzelausschlag entstandene Ge- 
büsche bildend. Schösslinge 0,75—1,50 m hoch, anfangs aufrecht mit 
nickender Spitze, später besonders auf schattigem, feuchtem Boden, ab- 
wärts gebogen, im Winter, nach dem Laubfall, wieder mehr aufrecht, 
kantig, nach dem Grunde zu mit abgerundeten, nach der Spitze zu mit 


Formenreichthums höchstens einzelne Glieder näher charakterisiren können. — 
Lebend lassen sich Brombeerbastarde oft mit Sicherheit durch Vergleichung mit den 
neben ihuen wachsenden Stammarten erkennen ; die Bestimmung getroekneter Zweige _ 
von Hibriden, deren natürliches Vorkommen man nicht kennt, ist fast niemals 
möglich und kann keinenfalls durch Beschreibungen gefördert werden. — Es genügt 
daher in jeder Landesflora eine Angabe über die genauer beobachteten Kreuzungen ; 
in Localfloren mag man einzelne Formen von besonderen Standorten beschreiben, 

1) Von paveoog offenbar und vodos Bastard. 

2) Vgl. II. 600 Fussn. 3. 

3) Von »Andoa Erle und piAög »liebend, 


460 Rosaceae. 


scharfen Kanten, unbehaart oder an der Spitze mit einigen vergänglichen 
Haaren, in der Regel ziemlich dicht bewehrt. Stacheln gleichförmie, 
kantenständig, mittelgross, aus breitem, zusammengedrücktem Grunde 
plötzlich verschmälert, mit etwas abwärts gebogener Spitze. Blätter 5- 
zählig; Blattstiel mit hakenförmigen Stacheln besetzt, oberseits flach; 
Nebenblätter breit linealisch. Blättehen deutlich gefaltet, im 
Schatten später flach werdend, sich häufig mit den Rändern deckend, 
scharf doppelt-sägezähnig, oberseits zerstreut striegelhaarig, 
unterseits blasser, namentlich auf den Nerven weichhaarig, zuweilen in 
der Jugend dünn graufilzig; Endblättchen etwa dreimal länger als sein 
Stielchen, eiförmig bis herzeiförmig, breit zugespitzt; äussere Seitenblättchen 
im Sommer ungestielt, im Herbste mit kurzen Stielehen. — Blüthen- 
zweige mit 3- und 5-zähligen Blättern, oft laubigen, grossen Neben- 
blättern und kurzen, breiten Stacheln, die aus dem mittleren und oberen 
Theile des Stammes entspringenden mit kurzen, traubigen oder 
doch nur am Grunde 2blüthige Aestchen führenden Blüthenständen 
und kaum gestielter Endblüthe.e Blüthenstiele lang und dünn, be- 
haart, mit spärlichen feinen, leicht gebogenen Stacheln. Die tief ent- 
springenden Blüthenzweige verlängert, mit vielen 5zähligen Blättern, 
zusammengesetzte, unregelmässig verästelte, oft reichlich bewehrte 
Blüthenstände, oft mit gestielter Endblüthe, tragend. Blüthen mittel- 
gross. Kelchblätter tief concav, zur Blüthezeit und nach derselben 
abstehend, unbewehrt, aussen grün, weiss berandet. Kronblätter ver- 
kehrt-eiförmig, abstehend (ohne aufgerichtete Platte), meist nach unten 
umgerollt und daher anscheinend schmal, weiss oder blassrosa, selten 
lebhaft rosenroth. Staubblätter ungleich, oft in 5 Bündel vertheilt, 
beim Aufblühen kaum so hoch wie die Griffel, dann ausgebreitet, 
nach der Blüthe verwelkend. Blüthenstaub mit einer mässigen Menge 
wohlgebildeter Körner (mischkörnig). Fruchtboden dicht behaart. Frucht- 
knoten kahl oder mit einzelnen langen Haaren. Griffel grünlich. 
Früchte gut entwickelt, mittelgross, halbkugelig, aus je 20—30 
glänzenden schwarzen Steinfrüchtehen bestehend, angenehm säuerlich, 
bei Ueberreife fade süsslich. Steinchen im Profil fast dreieckig oder 
eckig-halbkreisrund, grösser als bei R suberectus. 

In lichten Waldungen, an Waldrändern, in Gebüschen und Hecken, 
in der norddeutschen Ebene die häufigste Art, besonders auf Sand-, 
auch auf Torfboden. Fehlt im äussersten Nordosten; der letzte bekannte 
Standort ist der Kieferwald zu Schwarzort auf der Kurischen Nehrunge. 
Im Westen der Weichsel ziemlich allgemein durch das nördliche Gebiet 
verbreitet, im mittleren mehr in rauheren Lagen und auf Sand oder 
Moor, in den Vorbergen der Alpen Bergpflanze (Innsbruck; in der 
Schweiz auf dem Zuger Berg 900—1000 m). Scheint im Ungarn und 
im Süden der Alpen zu fehlen. Bl. Mitte Juni, Juli, die rispigen, tief 
entspringenden Spätblüthen bis in den August. Fruchtreife August, 
September. Laubfall October, November. 

R. plicatus Wh. u. N. Rub. Germ. 15. t. 1 (1822); Focke Syn. 
Rub. Germ. 111. Rogers Handb. Brit. Rubi 22. Boulay in Rouy u. 


En a A 


Rubus. 461 


Camus Fl. France VI. 38. Nyman Consp. 216. Suppl. 106. R. fruti- 
cösus L. Spec. pl. ed. 1. 493 (1753). Koch Syn. ed. 2. 233 z.T. und 
vieler Schriftsteller, nicht Wh. u. N. 


An trockenen, sonnigen Standorten aufrecht mit nickender Spitze, im Schatten 
und auf feuchtem Grunde mit bald abwärts geneigten, bogigen Schösslingen. Da 
die Kronblätter an solchen Standorten meistens nicht umgerollt sind, macht die dort 
wachsende Pflanze einen wesentlich verschiedenen Eindruck. Dem R, nitidus ähn- 
licher sind Formen mit sehr reichlicher und kräftiger Bewehrung, namentlich wenn 
sie zugleich einen zusammengesetzten Blüthenstand besitzen, Zu R. plicatus gehören 
ferner unter anderm folgende beschriebene Formen: R. rosulentus (P, J. Müller 
Pollichia XVI—XVII [1859] 76. Nyman Consp. 216): rosablühende Schattenform 
mit ziemlich flachen Blättern; R. consimilis (P. J. Müller Bonplandia IX [1861] 
278): kräftig, mit grossen, herzeiförmigen Endblätitchen; R, interfoliatus (N. Boulay 
exs.]) oder spiceifolius (N. Boulay Vosg. [1868]): mit durchblättertem Blüthen- 
stande. Bemerkenswerther sind folgende Abänderungen: 

B. contiguus. Blättchen herzeiförmig, lang zugespitzt, Blüthenstielchen reichlich 
nadelstachelig, — R. Barbeyi var. contiguus Gelert Bot. Tidsskr. XVI. 
(1889) 60. 

C. pseudo-hemist&emon. Staubblätter sehr kurz, Blättchen schmal, lang zuge- 
spitzt, wenig behaart. R. plicatus B. pseudo-hemistemon Focke in A. u. G. 
Syn. VI. 461 (1902). R. hemistemon!) Genev. Mem. Soc. Acad. Maine-et-Loire 
XXIV. (1868) 314 nicht P. J. Müller. 

D. imbellis. Blüthenstand verlängert, wehrlos oder fast wehrlos. — R. pli- 
catus D. imbellis Focke a. a. O. (1902). 

E. maeränder?). Staubblätter die Griffel überragend, Kronblätter schmal, 
Blättchen mit schlanker Spitze. Blüthen bald weiss, bald rosa. — R. plicatus 
E. macrander Focke a. a. O. (1902). Vgl. R. Bertramü, 


Alle diese Abänderungen treten sehr zerstreut und an beschränkten Stand- 
orten, dort aber oft in grosser Menge auf, Man kann die Zahl der unterscheid- 
baren Formen, namentlich bei Benutzung von Herbarexemplaren, noch sehr 
vermehren. 


(Dän.; S.-Skand. ; Brit. Ins. ; N.u. W.-Frankr., verschl. S.-Afr.) _*] 


Bastarde des R. plicatus. 


Mit R, affinis: dem R.opacus ähnlich, aber wenig fruchtbar. Selten, mit den 
Stammarten. 

Mit R. hirtus oder verwandten Glandulosen: Schössling fast kahl, mit 5- 
zähligen Blättern, kleinen Stacheln und zerstreuten ungleichen Stieldrüsen. Blüthen- 
stand locker, mit 2—3blüthigen Aestchen, stieldrüsig. Bei Waldenburg i. Schles. 
am Fusssteige oberhalb Neuhaus von Schwarzer (als Form von R. hirtus) ge- 
sammelt. Eine hieher gehörige Form ist R, Trevirdni3) Köhl. in Wimm. u. Grab. 
Fl. Sil. I. 53 (1829), von Köhler bei Schmiedeberg in Schlesien gefunden; er 
hat Blätter wie R. plicatus, Biüthen und zerstreute Stieldrüsen wie R. hemistemon. 
Ist dem R. chaerophyllus ähnlich, aber kleiner. In Schlesien sind mehrfach ähn- 
liche Formen gesammelt worden, die aber nicht genau übereinstimmen und stets 
nur vereinzelt beobachtet sind. Boulay hält ferner R. axillaris P. J. Müller 


- Flora (BZ.) XLI (1858) 139 für einen Bastard des R. plicatus mit einer drüsen- 


reichen Art. 
Mit R. caesius: muthmaasslich häufig, aber bis jetzt nicht sicher zu erkennen. 


1) Von Auı- halb- und or7uw» Staubblatt. 

2) Von uaxodg lang und dvjo Mann — Staubblatt. 

3) Nach Ludolf Christian Treviranus, * 10. Sept. 1779 Bremen, 
r 6. Mai 1864 Poppelsdorf bei Bonn, 1801—1812 Arzt in Bremen, später Professor 
der Botanik in Rostock, Breslau und Bonn, Verfasser wichtiger botanischer Schriften, 
besonders auf dem Gebiete der Anatomie und Physiologie. Hauptwerk: Physiologie 
der Gewächse. 2 Bände, Bonn 1835. 1838. 


’ 


462 Rosaceae. 


Dem R. plicatus verwandt sind folgende Klein-(Unter- ?) arten : 


B. R. Bertramii'). Grossblumig, mit schmalen Kronblättern 
und mit die Griffel überragenden Staubblättern. Fruchtboden kahl. 
Aeussere Seitenblättchen kurz gestielt (Unterschied von R. plicatus E. 
macrander). Die Beschreibung gründete sich auf einen einzelnen, jetzt 
ausgerotteten Strauch unweit Braunschweig, doch scheinen ähnliche 
Pflanzen häufiger vorzukommen. Insbesondere kann ich die Formen, 
welche in Belgien als R. biformis gelten, getrocknet nicht von R. Ber- 
iramii unterscheiden. 

R. Bertr. G. Braun in Focke Syn. Rub. Germ. 117 (1877). 
Nyman Consp. 216. R. biformis Boulay in sched. Rouy u. Camus Fl. 
France VI. 40 (1900). *| 


©. R. ammoöbius?). Schösslinge am Grunde rundlich und fein- 
stachelig, sonst wie bei R. plicatus, aber mattgrün, oft etwas bereift; 
Stacheln aus breitem Grunde leicht rückwärts geneigt, meist etwas 
schwächer als bei R. plicatus. Blätter 5zählig, oft einzelne durch 
Theilung des Endblättehens 6—7zählig. Blattstiel oberseits unterhalb 
der Mitte rinnig, mit kräftigen Stacheln. Blättchen sich oft mit den 
Rändern deckend, in der Jugend gefaltet, später flach, sehr scharf- 
ungleich-feingesägt, oberseits mattgrün, unterseits in der Jugend 
durch Sternfilz und längere Haare weissschimmernd, später gräulich bis 
blassgrün. Endblättchen breit herzeiförmig zugespitzt. Blüthen- 
stand wie bei R. plicatus, oft mehr durchblättert. Staubblätter die 
Griffel etwas überragend, nach dem Verblühen aufrecht. Fruchtkelch 
locker zurückgeschlagen. Früchte lange schwarzroth bleibend. —— Bei 
der Form montivagus (Gravet) sind die Blattunterflächen grün, die 
Blätter nicht 7 zählig. 

Sehr zerstreut im nordwestlichen Gebiete, im westlichen Nieder- 
sachsen und Westfalen; die Form montivagus verbreitet in den Bel- 
gischen Ardennen (Gravet). Bl. Juni. 

R. amm. Focke Synops. Rub. Germ. 118 (1877). Nyman Consp. 
216 nicht G. Braun exs. 148. 


(Der in England zerstreut, in Schottland häufig vorkommende R. 
Rogersii?) Linton in Journ. Bot. XXXI [1894] 214 ist anscheinend 
nicht verschieden.) =] 


D. R. opaecus. Kıräftiger als R. plicatus, meist schon im Sommer 
hochbogig, mit nach oben zu scharfkantigen Schösslingen. Blätter ge- 
fingert-5zählig; Blattstiel oberseits flach, krummstachelig. Blättchen flach 
oder etwas gefaltet, oberseits dunkel mattgrün, unterseits in der Jugend 
meist etwas graufilzig, später weichhaarig, grün. Endblättchen herz- 


1) Nach dem Generalsuperintendenten Werner Bertram in Braunschweig. 
* 26. April 1835 7 2. Dec. 1899, Verfasser der Flora von Braunschweig (4. Auflage 
von Fr. Kretzer 1894). 

2) Von duuog Sand und Aıdw ich lebe. 

3) Nach dem Monographen der englischen Rubi, Rev. William Moyle Rogers 
zu Bournemouth, * 12. Juli 1835 Helston (Cornwall) (br.). 


Rubus. 463 


eiförmig, allmählich lang zugespitzt; die äusseren Blättchen 
‚kurz gestielt. Blüthenstand etwas mehr zusammengesetzt als bei R. 
plicatus. Blüthen ansehnlich. Kelchblätter an Blüthe und Frucht locker 
zurückgebogen bis abstehend. Kronblätter breit elliptisch mit auf- 
wärts gebogener Platte. Staubblätter die Griffel überragend, nach 
dem Verblühen aufrecht. Fruchtboden behaart. 

Hecken und Gebüsche auf leichtem Boden. Im nordwestlichen 
Gebiet, namentlich in der Ebene. Von der Lausitz und Mark 
Brandenburg durch Holstein, Niedersachsen und Westfalen bis zum 
Niederrhein und Belgien verbreitet. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. opacus Focke in Alpers Gef.pfl. Stad. 25 (1875). Syn. Rub. 
Germ. 115. Nyman Consp. 216. 


Mittelform zwischen R. affınis und R. plicatus, den Bastarden zwischen beiden 
Arten ähnlich, aber auch in Gegenden vorkommend, in denen R. affinis fehlt. Als 
eine kahlere kleinstachelige Form mit vorwiegend traubigen Blüthenständen lässt 


sich B. Utschii!) (Beckhaus Fl. Westf. 285 [1893]) aus dem südlichen Westfalen 
hier anreihen. Eine sichere Abgrenzung aller dieser Zwischenformen untereinander 
und gegen R. plicatus oder R. nitidus ist unmöglich. Man findet stets zweifelhafte 
Stöcke. 

(Verbreitung der Unterart: Englische Formen scheinen nicht wesent- 
lich verschieden.) *] 


B. Mittelformen zwischen der Gruppe der Suberecti und 
anderen Gruppen. 
I. Sub-Rhamnifolii (Focke in A. u. G. Syn. VI. 463 [1902)). 
S. S. 453. Hochwüchsig, wenig behaart; Blüthenstände zusammen- 
gesetzt, rispig. Kelchblätter aussen grün bis graugrün, weiss be- 
randet. Staubblätter nach der Blüthe zusammenneigend. Blüthen- 
stand oft reichlich bestachelt. Von den (andicantes durch ziem- 
lich klein-gesägte, unterseits nicht dauerndfilzige Blättchen ab- 
weichend. 


65. (8.) R. nitidus. h. Niedriger, sparriger, durch hellgrüne Be- 
laubung ausgezeichneter Strauch. Schösslinge wie bei R. plicatus, doch 
mehr verzweigt und meist mit etwas zahlreicheren und kräftigeren 
Stacheln. Blattstiel oberseits im mittleren Theile kaum, oben und unten 
deutlich rinnig, mit starken, krummen Stacheln bewehrt. Blätter klein; 
Blättchen flach, oberseits wenig behaart, glänzend, frisch grün, unter- 
seits blasser, auf den Nerven feinhaarig; Endblättchen eiförmig oder 
elliptisch, mit breiter, kurzer, undeutlich abgesetzter Spitze, 
in der Jugend schmal; äussere Blättchen schon im Sommer gestielt. 
Blüthenzweige mit sicheligen und namentlich am Grunde des Blüthen- 
standes hakigen Stacheln. Schwache Blüthenstände fast traubig; die 
normalen zusammengesetzt, kurz, sparrig-rispig, mit abstehenden 
‚oder aufrecht-abstehenden, sich bald theilenden Aestchen. Achse und 


1) Nach dem ausgezeichneten Kenner der rheinisch-westfälischen Rubi, Sani- 
tätsrath Dr. Jakob Utsch in Freudenberg bei Siegen, * 8. Sept. 1824 Erndtebrück 
Kr. Wittgenstein Westf., + 3. Aug. 1901 Freudenberg (Bericht des Amtmanns durch 
Bitter br.). 


464 Rosaceae. 


Blüthenstiele locker behaart, mit etwas aufgerichteten Haaren, oft mit 
zahlreichen kräftigen, sicheligen oder fast geraden Stacheln besetzt. 
Kelchbecher zuw. am Grunde nadelig. Kelchblätter an der Frucht 
abstehend. Kronblätter breit elliptisch, lebhaft rosa oder weiss. Staub- 
blätter die Griffel überragend, nach dem Verblühen zusammen- 
neigend. Fruchtboden fast kahl. 

An lichten Waldplätzen und Waldrändern, in Gebüschen und 
Erlenbrüchen, gern an Bachufern oder auf quelligem und selbst 
sumpfigem, wenig durchlässigem Boden, bei vorhandener Grundfeuch- 
tigkeit aber auch im Gestrüpp an sonnigen Berglehnen. Im westlichen 
und nordwestlichen Gebiete verbreitet, aber in den meisten Gegenden 
nicht häufig. 

Bl. Juli, Anf. August. 

R. nitidus Weihe u. N. Rub. Germ. 19 t. 4 (1825). Focke Synops. 
Rub. Germ. 123. Nyman Consp. 216. 

Die weissblühende Form ist R. khamulösus P. J. Müll. u. Lefevre Pollichia 
XVI—XVI (1859) 76. Nyman Consp. 216. 

Aendert ab mit sehr stacheligem und mit wenig bewehrtem Blüthenstand, so- 
wie mit lebhaft rosafarbenen und mit weissen Blüthen. 

Hierher gehören folgende Rassen: 


B. divaricätus. Bildet bei freiem Stande sehr dichte, niedrige, 0,5 
bis kaum 1,0 m hohe Büsche mit einer auffallenden, glänzend tief- 
grünen Belaubung, über welche sich die lockern Blüthen- oder Frucht- 
stände erheben. Zwischen Buschwerk höher und dem Typus ähnlich. 
Treibt entfernte Adventivsprosse aus kriechenden Wurzeln. Schöss- 
linge schon im Sommer durch abstehende, später bogig-hängende 
Zweige ästig. Blüthenstand kurz, locker, sparrig, mit fast 
rechtwinklig abstehenden, mehrblüthigen unteren und einblüthigen 
oberen Aestchen, auf den Achsen mit zerstreuten oder ziemlich zahl- 
reichen, krummen, spitzen Stacheln. Kelchblätter an der Frucht 
abstehend oder locker zurückgebogen. Kronblätter länglich, 
schmal, weiss oder blassrosa. Staubblätter kaum so hoch wie 
die Griffel. Früchte meist wenigpflaumig. 

Lichte Waldplätze, Berglehnen. Südwestliches Deutschland. 
Die weitere Verbreitung lässt sich wegen der Schwierigkeit, die 
genaue Uebereinstimmung getrockneter Zweige festzustellen, nicht 
angeben. Bl. Ende Juni bis Anf. August. 

R. nitidus B. divaricatus Focke in A. u. G. Syn. VI. 464 
(1902). R. divaricatus P. J. Müller Flora (BZ.) XLI. (1858) 130. 


An sonnigen Berglehnen sehr charakteristisch und auf den ersten Blick 
kenntlich; zwischen Gebüsch sowohl dem Typus als dem R. plicatus ähnlich. 


kl? 


C. integribasis!). Hochwüchsig; Blättchen unterseits oft kurzhaarig. 
Blüthenstand kurz, länglich, mit abstehenden, mässig langen 


1) Unglücklich gebildetes Wort aus dem lat. integer unversehrt, und basis 
Grund, wegen des nicht ausgerandeten Blattgrundes. 


BRubus. 465 


Blüthenstielen, kleinstachelig. Kelchbecher unbewehrt. Kronblätter 
verkehrt-eiförmig, rosa. Staubblätter die Griffel überragend. Sonst 
wie der typische R. nitidus. In Hecken und Gebüschen. Westl. 
Gebiet, besonders in Belgien. Bl. Juli. 

R. integribasis P. J. Müller in Boulay Ronces Vosges 23 n. 21 
(1866) Genev. Monogr. Rub. ed. 2. 345 (1880). 

(Verbreitung der Rasse: Nördl. und mittl. Frankreich, England.) 


(Verbreitung der Art: Sehr zerstreut in den südl. Skandinavischen 
Ländern: Schonen, Insel Bornholm; England; nördl. und westl. 
Frankreich bis Bordeaux; Portugal?) x]? 


Bastarde des R. nitidus 
sind im Gebiete noch nicht sicher nachgewiesen worden, wohl aber in England und 
Frankreich. 

66. (9.) R. montäanus. h. Tracht des R. plicatus; Schösslinge 
bogig, im Herbste ästig, im mittleren Theile flachseitig, nach der Spitze 
zu scharfkantig, spärlich behaart, mit sehr zahlreichen, kräftigen, etwas 
rückwärts geneigten Stacheln; Blattstiele und Mittelrippen der Blatt- 
unterflächen mit zahlreichen krummen Stacheln. Blätter überwiegend 
5zählig; Blättehen meist ziemlich klein (im Schatten grösser), un- 
gleich-scharf-gesägt, oberseits kaum behaart, unterseits dünn weich- 
haarig, die jüngeren oft weissschimmernd; Endblättchen elliptisch, zu- 
gespitzt, die äusseren Blättchen kurz gestielt. — Blüthenzweige ziemlich 
lang, mit bald fast traubigem, bald zusammengesetztem sparrigen 
Blüthenstande; Blüthenachse und Aestchen locker rauhhaarig, 
zuweilen mit vereinzelten Stieldrüsen, mit gedrängten, pfriemlichen 
Stacheln. Deckblätter meist etwas drüsig-gewimpert. Blüthen mittel- 
gross. Kelchblätter aussen grün, grau berandet, an Blüthe und Frucht 
abstehend oder locker zurückgebogen, zuletzt abstehend, oft mit auf- 
gebogenen Spitzen; Kronblätter klein, breit-elliptisch, weiss, seltener 
blassröthlich; Staubblätter die Griffel überragend, nach dem Verstäuben 
zusammenneigend. Sammelfrucht kugelig, grosspflaumig. 

Im Hügellande und niederen Berglande an buschigen Lehnen, 
Waldrändern und lichten Waldplätzen, besonders durch Mitteldeutsch- 
land verbreitet. Im Oberungarischen Berg- und Hügellande, in Deutsch- 
land von der Lausitz, durch Sachsen, Thüringen und Westfalen zum 
Mittelrhein stellenweise häufig; aus Belgien nicht sicher bekannt. Im 
westl. Deutschland südlich bis Darmstadt, nördlich bis Bentheim (Prov. 
Hannover) nachgewiesen. Bl. Juni, Juli. 

R. mont. Wirtgen Fl. Pr. Rheinprov. 150 (1857). Focke Syn. 
Rub. Germ. 127 (Nyman Consp. 216 z. T.) nicht Libert (vergl. S. 486). 


Durch die reichliche, kräftige Bewehrung, namentlich im Blüthenstande, aus- 
gezeichnet. Wenn dieselbe ausnahmsweise weniger stark entwickelt ist, lassen sich 
trockene Zweige oft schwer von Formen des R. plicatus, opacus oder nitidus unter- 
scheiden. Der durch G. Braun vertheilte R. montanus gehört zu R. Selmeri. 


An R. montanus schliesst sich: 
B. pseudo-rädula: Stacheln sehr lang und gerade, Stieldrüsen bald spärlich, 
bald zahlreich an Schössling und Blüthenzweig vorhanden. Kelchblätter aussen 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 30 


466 Rosaceae. 


graufilzig, nach dem Verblühen aufrecht, die Frucht umhüllend. — Auffallende 
Pflanze, aber anscheinend veränderlich, zuweilen sehr drüsenreich. — R. mon- 
tamus B. pseudo-radula Focke in A. u. G. Syn. VI. 465 (1902). R. pseudo- 
radula Holuby OBZ. XXIII (1873) 379. Exsiee. von 1873 und 1874. 


Schon 1872 hat Holuby einen R. pseudo-radula vertheilt, der sich je- 
doch durch vollständig zurückgeschlagene Fruchtkelche deutlich unterscheidet 
und eine üppige grossblätterige, verhältnissmässig wenig bewehrte Form des 
eigentlichen R. montanus zu sein scheint. Man kann zweifelhaft sein, ob man 
diese sehr ungenügend bekannten Pflanzen dem R. montanus oder vielleicht 
dem R. chaerophyllus anreihen soll. 


(Verbreitung der Art: Ausserhalb des Gebietes nicht bekannt.) 
EIE 
Bastarde des R. montanus. 


Eine offenbar hibride Mittelform zwischen R. montanus und R. vestitus sah 
ich mit den Stammarten bei Eupen. Man wird nur durch Beobachtung an den 
natürlichen Fundorten unterscheiden können, ob eine Kreuzungsform von R. mon- 
tanus oder von R. plieatus, R. nitidus, R. carpinifolius, R. chaerophyllus oder einer 
andern ähnlichen Form stammt. 


67. (10.) R. earpinifolius. fh. Hochwüchsig; in der Tracht den 
Rhamnifolii und Candicantes ähnlich. Schössling im Sommer hoch- 
bogig, kantig, nach oben scharfkantig, unverzweigt, im Herbste 
manchmal mit einigen Aesten, zerstreut behaart oder fast kahl, mit 
kräftigen, lanzettlichen, leicht zurückgebogenen Stacheln von gelblicher 
Färbung. Blätter gefingert-5Szählig; Blattstiel oberseits flach. 
Blättchen gefaltet (nur im Schatten fast flach), unregelmässig scharf 
gesägt, unterseits anliegend weichhaarig, die jüngeren oft etwas filzig; 
Endblättchen eiförmig, seltener herzeiförmig, zugespitzt. Blüthen- 
stand rispig, gut entwickelt, am Grunde unterbrochen und locker, 
nach der Spitze zu gedrungen, dicht, mit aufrecht-abstehenden Aest- 
chen. Achse und Blüthenstiele abstehend behaart, meist mit zahlreichen 
nadeligen, unter den Blüthen gehäuften Stacheln bewehrt. Kelchblätter 
aussen graugrün, dicht behaart, an der Blüthe zurückgeschlagen, später 
oft abstehend. Kronblätter mittelgross, verkehrt-eiförmig, weiss, zur Zeit 
der Vollblüthe mit aufwärts gebogener Platte. Staubblätter die Griffel 
überragend. Früchte gut entwickelt, reichpflaumig; Fruchtsteinchen fast 
halbkreisrund. 


Zwischen Gestrüpp, an Waldrändern und in Hecken des nord- 
westlichen Gebiets. Von Holstein und der Magdeburger Gegend durch 
Niedersachsen und Westfalen zum Niederrhein und nach Belgien ver- 
breitet; in manchen Gegenden häufig. Bl. Ende Juni, Juli. Frucht- 
reife September. 


R. carpinifolius Wh. in Bönngh. Prodr. Fl. Monast. 152 (1824). 
Wh. et N. Rub. Germ. 36 t. XIII. Focke Synops. Rub. Germ. 131. 
Rogers Handb. Brit. Rubi 26. Nyman Consp. 216. Suppl. 106. 

Aendert ab in der Behaarung, der Schösslinge, der Blüthenstandsachsen und 


beider Blattflächen. Uebrigens eine wohl ausgeprägte Art, die weder mit den 
typischen Suberecti, noch mit den Rhamnifolii oder Silvatici eng zusammenhängt. 


Rubus. 467 


An R. carpinifolius schliesst sich die Rasse: 

B. empe&liost): Niedriger; Blattoberflächen durch gedrängt anliegende 
Striegelhaare mit eingemischten Sternhärchen schimmernd. Uebrigens 
dem R. carpinifolius sehr ähnlich, wenn nuch in der Tracht etwas 
verschieden. Zu R. tomentosus sind keine Beziehungen nachweisbar. 

Nach Götz in höheren Lagen des Elzthales im Schwarzwald 
verbreitet. 

R. carpinifolius B. empelios Focke in A. u. G. Syn. VI. 
467 (1902). R. empelios Focke bei Götz BV. Baden III. 152 (1894). 


[E1 
Bastarde des R. carpinifolrius. 


Mit R. rosaceus: ein einzelner Strauch unweit Bremen. 


(Zerstreut in England; nach Boulay in den französischen 
Ardennen; bei Bordeaux.) =] 


II. Sub-Discolöres (Focke in A.u.G. Syn. VI. 4.., 467 [1902]). 
Durch den Wuchs, geringe Behaarung und kurzgestielte äussere 
Blättchen den Suberecti nahe stehend. Blättchen unterseits in 
der Jugend und mitunter dauernd weissfilzig. Kelchblätter aussen 
graugrün. Blüthenstand mehr entwickelt als bei den Subereeti. 
Blüthen mit aufgebogener Kronblattplatte. Bewehrung kräftig. 


Uebersicht der Arten: 


A. Endblättehen breit-elliptisch, grob gesägt; Blüthenstand dicht. 
R. Cariensis. 

B. Endblättchen herzeiförmig, klein-gesägt; Blüthenstand sparrig. 
R. affinis. 


68. (11.) R. Cariensis?). hi. Schössling kräftig, flachseitig-kantig, 
kurzhaarig, später oft kahl, mit kräftigen breiten Stacheln. Blätter 5- 
zählig, Blättchen grob- und doppelt-gesägt, mit zugespitzten 
Sägezähnen, oberseits glänzend frisch-grün, angedrückt-behaart, 
unterseits in der Jugend anliegend weissfilzig, später graugrün, 
Endblättchen lang gestielt, aus herzförmigem Grunde breit elliptisch, 
zugespitz. Blüthenstand in der Regel gedrungen, mit traubig- 
mehrblüthigen, aufrecht-abstehenden unteren und kurzen einblüthigen 
oberen Aestchen. Achsen und Blüthenstiele kurzhaarig-filzig, 
mit mehr oder minder zahlreichen sicheligen Stacheln. Blüthen an- 
sehnlich; Kelchblätter locker zurückgeschlagen oder abstehend; Kron- 
blätter breit elliptisch, rosa; Staubblätter die grünlichen Griffel kaum 
überragend. 

An einigen Stellen im Elzthale im Schwarzwald von Götz ge- 
sammelt; allerdings bis jetzt nur nach trockenen Zweigen bestimmt. 
Bl. Juli. 


1) Eumeluog etwas grau. 
2) Nach dem Flusse Cher (Carius) im westlichen Frankreich. 


30* 


468 Rosaceae, 


R. Cariensis Rip. u. Genev. M&m. Soc. Maine-et-Loire XXVIIH. 
(1872) 55 (err. typ.: Carisiensis) Genev. Monogr. ed. 2. 265; Rogers 
Handb. Brit. Rub. 25. 


(Westl. Frankreich von Bordeaux bis Rouen; südl. besonders süd- 
westliches England, Wales und Irland.) 7 


69. (12.) R. affinis. fh. Sommergrün; vegetative Vermehrung so- 
wohl durch Wurzelbrut, als durch einwurzelnde Zweigspitzen. Schöss- 
ling kräftig, hochwüchsig, 1,5 m hoch und höher, im Sommer aufrecht, 
nickend, im Herbste bogig-abwärts geneigt, mehr oder minder zahlreiche 
Aeste treibend, unterwärts rundlich, in der Mitte stumpfkantig, 
an der Spitze mehr scharfkantig, in der Regel kahl, mehr oder minder 
braunroth; Stacheln stark und lang, lanzettlich, am Hauptstamme 
gerade, an den Aesten oft mehr sichelig. Blätter gefingert-5zählig, zu- 
weilen einzelne 7zählig. Blattstiel oberseits flach. Blättchen breit, 
einander mit den Rändern deckend, nicht gefaltet, aber wellig gebogen, 
oberseits dunkelgrün, unterseits in der Jugend oft filzig, später 
blassgrün; Bezahnung nicht tief, aber sehr scharf, ungleichmässig. 
Endblättehen 2—3mal länger als sein Stielchen, breit-herz- 
eiförmig, lang zugespitzt; äussere Blättchen kurz gestielt. — 
Blüthenstand zusammengesetzt, oft am Grunde mit spät blühenden ris- 
pigen Seitenzweigen, manchmal durchblättert, in der Mitte mit trug- 
doldig-mehrblüthigen Aestchen. Achse und Blüthenstiele abstehend- 
kurzhaarig, zerstreut nadelstachelig.. Blüthen gross. Kelchblätter 
nach dem Verblühen zurückgeschlagen, früh vertrocknend. Kron- 
blätter breit eirundlich, mit aufwärts gebogener Platte. Staubblätter die 
Griffel überragend, nach dem Verblühen zusammenneigend. Früchte gut 
entwickelt, gross, reichpflaumig. Steinchen im Profil halbkreisförmig. 
Blüthen weiss bis blassrosa. 

Im Gebüsch an Waldrändern und Lichtungen, auch an buschigen 
Abhängen und in Hecken. Im nordwestlichen Gebiet bis Thüringen und 
zum Mittelrhein, häufig in Niedersachsen und Westfalen. Bl. Juli, Anf. 
August. 

R. affinis Weihe u. Nees Rub. Germ. 18 (err. typ.: 22) t. DI 
(1825). Focke Synops. Rub. Germ. 134. Rogers Handb. Brit. Rubi 23. 
Nyman Consp. 216. Suppl. 106. 

Die starken rundlichen Schösslinge mit ihren langen, starken Stacheln, dem 
dunklen Laube und den breiten herzeiförmigen Blättchen sind für diese Art charak- 
teristisch. Die Blüthen erinnern an R. gratus und R. macrostemon. Im nordöst- 
lichen Westfalen nicht selten eine etwas schlitzblätterige Abänderung, bei der zu- 


gleich die Stacheln schwächer,, die Blüthenstände mehr verzweigt, die Blüthenstiele 
länger sind. Der R. affinoides G. Braun exs. ist eine gedrungene, kleine Form 
von felsigem Standorte, 

Der ähnliche, aber in allen Theilen schwächere westeuropäische R. imbri- 


cätws (Hort Ann. Nat. Hist. 2, VII. 374 [1851]) scheint innerhalb des Gebiets 
nirgends vorzukommen. 


(Westervik bei Kalmar in Schweden; zerstreut in England, im 
nördl. und westl. Frankreich.) *| 


Rubus. 469 


III. Sub-Vestiti (Focke in A. u. G. Syn. VI. 4.., 469 [1902]).. Schöss- 
linge nur anfangs fast aufrecht, später hingestreckt; Stacheln 


pfriemlich; Blattunterflächen dicht weichhaarig; äussere Seiten- 
blättchen sehr kurz gestielt. Stieldrüsen spärlich. 


70. (13.) R.hypomälaecus!). Ih. Schösslinge aus aufrechtem Grunde 
kletternd oder bogig, zuletzt aus bogigem Grunde hingestreckt, stumpfkantig, 
wenig behaart, unten mit ungleichen kurzen, oberwärts mit fast gleichen, 
ziemlich langen, aus zusammengedrücktem Grunde pfriem- 
lichen Stacheln bewehrt. Blätter 3zählig, fussförmig- oder gefingert- 
5zählig; Blättchen gross, fast gleichmässig fein-gesägt, oberseits 
anliegend behaart, mattgrün, unterseits fast sammetig-weich- 
haarig, oft etwas grauschimmernd; das endständige herzeiförmig, ge- 
spitzt, die äusseren sehr kurz gestielt.e. Stacheln der Blatt- 
stiele und des Blüthenstandes nadelig. Blüthenstand zusammen- 
gesetzt, kurz, oft durchblättert; Blüthenstiele meist mit einigen Stiel- 
drüsen. Blüthen mitteleross; Kelchblätter aussen graugrün, an der 
Frucht abstehend. Kronblätter schmal elliptisch, blassrosa. Staubblätter 
etwa griffelhoch. Früchte ziemlich gut entwickelt. 

Waldränder und Gebüsche.e Vom nördlichen Schleswig zerstreut 
bis zum Erzgebirge und Böhmerwald, sodann durch Hannover und 
Westfalen bis zum Rhein verbreitet; stellenweise häufig. Bl. Juli. 

R. hypomalacus Focke Synops. Rub. Germ. 274 (1877). .R. velü- 
tinus Weihe exs. R. macrophyllus B. velutinus Wh. et N. Rub. Germ. 
35 (1825) (nicht R. velutinus Vest, auch nicht Hook. u. Arn.). 


Von Weihe wegen der Blattgestalt zu R. macrophyllus gestellt, im Wuchs 
zu Anfang des Sommers dem R. plicatus ähnlich, später durch Bestachelung, Blüthen- 
stand und kaum gestielte äussere Blättchen an Formen der Corylifolii erinnernd, 
Stacheln und Behaarung deuten auf Beziehungen zu R. vestitus. 


Eine Abändernng mit kleinen schmaleren Blättehen und stärker behaarten 
Schösslingen bei Elsterberg im Vogtlande (leg. Bengst Lidforss). 


(Ausserhalb des Gebietes nicht bekannt.) 11 
IV. Sub-Sprengeliäni (Focke m A. u. G. Syn. VI.4.., 469 [1902]). 


Schösslinge anfangs aufrecht, später hingestreckt; Stacheln pfriem- 
lich. Blättchen beiderseits schön grün, die äusseren sehr kurz 
gestielt. Stieldrüsen spärlich. 


Uebersicht der Arten: 


A. Staubblätter die Griffel überragend. R. euchloos. 
B. Staubblätter kürzer als die Griffel (vgl. in der Gruppe der Sprengeliant). 
R. hemistemon. 


R. euchloos und R. hemistemon sind vielleicht nur Formen einer und derselben 
Art. Sie bilden den Uebergang zwischen den Gruppen der Subereeti und der 
Sprengeliani; bei R. euchloos überwiegen die Merkmale der ersten, bei R. hemi- 
stemon die der zweiten Gruppe. : 


I) Von özd unten, unterhalb und ua/axos weich, wegen der Blattunter- 
flächen. 


ArU) Rosaceae, 


71. (14.) R. eüchloos!). Schössling bei freiem Stande niedrig, 
fast aufrecht, nickend, im Gebüsch, besonders zur Herbstzeit, bogig oder - 
kletternd, stumpfkantig, mehr oder minder behaart, oft mit zerstreuten 
kurzen Drüsen, zuweilen mit Stachelhöckern. Stacheln gleich- 
förmig, aus zusammengedrücktem Grunde schmal pfriemlich, 
rückwärts geneigt. Blätter 3zählig und fussförmig 5 zählig; Blattstiel 
oberseits seicht-rinnig; Blättchen meist ungleich-grob-gesägt, zu- 
weilen aber auch mit wenig tiefen Zähnen, oberseits lebhaft hellgrün, 
unterseits etwas blasser, kurzhaarig; Endblättchen etwa 4mal länger 
als sein Stielchen, eiförmig oder elliptisch, in eine bald kürzere, bald 
mehr verlängerte Spitze verschmälert; äussere Blättchen kurz gestielt. 
Blüthenstand oft einfach traubig, bei kräftiger Ausbildung unregelmässig 
zusammengesetzt, mit zerstreuten feinen, nadeligen Stacheln, mehr oder 
minder zahlreiche Stieldrüsen führend. Blüthenstielehen dünn, 
kurzhaarig; Endblüthe kurz gestiel. Kelchblätter aussen behaart, 
graugrün, weiss berandet, meist stieldrüsig und zuweilen nadelstachelig, 
zur Blüthezeit abstehend oder locker zurückgeschlagen, an der Frucht 
aufgerichtet und den Grund derselben umfassend. Kronblätter meist 
klein, weiss oder blassrosa. Staubblätter so hoch oder etwas höher als 
die grünlichen Griffel. Früchte kugelig, gut entwickelt. 


Buschiges, hügeliges Gelände, bisher nur in Meereshöhen von einigen 
hundert Meter. In den belgischen Ardennen bei Louette-Saint-Pierre 
(Gedinne) von Gravet in zwei verschiedenen Formen aufgefunden ; 
vermuthlich weiter verbreitet. Bl. Juli. 


R. euchloos Focke in Herb. A. u. G. Syn. VI. 470 (1902). 
R. orthöclados?) Aug. Ley in Journ. Bot. XXXIV (1896) 159, Rogers 
Handb. Brit. Rub. 47 (nicht Boulay Ronces Vosges n. 127. 142 [1869)). 


(Bei Trelleck in Monmouthshire, England.) *] 


R. hemistemon: s. in der Gruppe der Sprengelianı. 


V. Sub-Glandulösi (Focke in A. u.G. Syn. VI. 4.., 470 [1902]). 
Uebergangsformen zu den Radulae und den Glandulosi. Schöss- 
linge anfangs aufrecht oder aufstrebend, später hingestreckt, mit 
oder ohne Stachelhöcker und Stieldrüsen. Stacheln mit breitem, 
zusammengedrücktem Grunde. Blättchen unterseits in der Jugend 
oft graugrün, reichlich behaart; die äusseren kurz gestielt oder 
kaum gestielt. Blüthenstand meist ausgebreitet, stachelig und 
stieldrüsig. — Gesammttracht oft an die Corylifolüi, Blüthen- 
stand und Blätter an R. montanus, R. opacus und ähnliche 
Formen erinnernd. 


1) eöyAoog schön grün, von x/6n junges Wiesengrün, 
2) Von dog gerade und xAddog Ast. 


Rubus. 471 


Uebersicht über die Arten: 


A. Blüthenstand sparrig, nadelstachelig; Kelchblätter aussen graugrün. 
R. chaerophyllus. 
B. Blüthenstand oberwärts gedrungen, mit theils geraden, theils krummen 

Stacheln; Kelchblätter aussen grün, weiss berandet. « R. infestus. 


72. (15.) R. chaerophyllus). h. Schössling anfangs ziemlich 
aufrecht, dann aus bogigem Grunde niedergebeugt bis kriechend, im 
mittleren und oberen Theile kantig, spärlich behaart, meist ohne Stiel- 
drüsen, mit gleichartigen, aus breitem zusammengedrücktem Grunde 
pfriemlichen, leicht gebogenen Stacheln. Blätter meist 5zählig, z. T. 
fussförmig, mit kaum rinnigen Stielen. Blättchen oft gefaltet und sich 
häufig deckend, ungleich- und mässig tief-gesägt, oberseits spärlich 
striegelhaarig, unterseits mehr oder minder weichhaarig, häufig grau- 
schimmernd. Endblättchen 3—4 mal länger als sein Stielchen, aus 
seicht ausgerandetem Grunde breit-eiförmig bisrundlich, zugespitzt; 
äussere Blättchen gestielt. Blüthenäste unter dem Blüthenstande oft durch 
Stachelehen und Stieldrüsen rauh. Blüthenstand ziemlich kurz, 
zusammengesetzt, sparrig, durchblättert, mit aufrecht-abstehenden Aest- 
chen und gestielter Endblüthe. Achse und Blüthenstiele dicht 
(an sonnigen Stellen angedrückt-) behaart, mit ungleichen Stieldrüsen 
und Nadelstacheln. Kelchbecher oft etwas nadelstachelig. Kelehblätter 
aussen graugrün, schmal berandet, an Blüthe und Frucht locker zu- 
rückgeschlagen bis abstehend. Kronblätter ansehnlich, schmal ellip- 
tisch, weiss. Staubblätter die grünlichen Griffel etwas überragend. Früchte 
gut entwickelt. 

Gebüsche, Waldränder, lichte Waldplätze. Lausitz, Königr. Sachsen 
(besonders häufig in den Berggegenden um Zittau), östl. Thüringen. 
Weiter nördlich sehr zerstreut und in etwas abweichenden Formen; z. B. 
bei Rathenow, im Marienholz bei Flensburg und in Angeln. In der 
Provinz Posen als R, chaerophylloides, der schwerlich wesentlich ver- 
schieden ist. — Anscheinend auch bei Tervueren in Belgien (Gravet). 
— Bl. Juli, August. 

R. chaerophyllus Sagorski u. W. Schultze DBM. XII (1894) 1. 
R. chaerophylloides Spribille in Abh. Bot. Ver. Prov. Brndbe. XLI. 
212 (1899) (s. oben). 


(Ausserhalb des Gebietes nicht bekannt.) 1:*] 


73. (16.) R. infestus. h. Tracht an R. plicatus und R. nitidus 
erinnernd. Schössling aus ziemlich hohem Bogen niedergebogen, kräftig, 
kantig, im unteren Theile fast gleichstachelig und kaum drüsig, nach 
der Spitze zu und an den Aesten kantig, behaart, mit kantenständigen, 
ungleichen, zum Theil gekrümmten grossen Stacheln und zahl- 
reichen verschiedenartigen, flächenständigen Stachelchen 


1) Von xalow ich freue mich und pö//o» Blatt, wegen des freudig grünen 
Laubes. 


472 Rosaceae. 


und Stieldrüsen. Blätter 3zählig bis fussförmig-5zählig, einige auch 
gefingert-5 zählig. Nebenblätter lineal-lanzettlich bis breit-linealisch. 
Blattstiel mit hakigen Stacheln, oberseits flach. Blättchen ungleich- 
scharf-gesägt, oberseits behaart, unterseits die jüngeren graulich-filzig; 
Endblättehen breit, verkehrt-eiförmig bis rundlich, am 
Grunde gestutzt bis seicht herzförmig; äussere Blättchen kurz gestielt. 
Blüthenstand rispig, am Grunde unterbrochen und durchblättert, 
mit verlängerten unteren Aestchen; der obere Theil kurz, gedrungen. 
Stacheln sehr ungleich, theils hakig, theils gerade, mit einer 
wechselnden Menge von Stachelchen und Stieldrüsen gemischt, manch- 
mal dicht gedrängt. Blüthen mittelgross; Kelchbecher meist stachelig, 
Kelchblätter aussen grün, weiss berandet, an der Frucht abstehend oder 
aufgerichtet. Kronblätter fast rundlich, mit aufgerichteter Platte; Staub- 
blätter reichlich griffelhoch. Früchte halbkugelig, ziemlich gut entwickelt. 
— Aendert ab mit schmalen Blättchen.. 

In Hecken und Gebüschen des nordwestdeutschen Hügellandes vom 
Harz und Thüringen bis Westfalen, stellenweise häufig. Bl. Ende 
Juni, Juli. 

R. infestus Weihe in Bönngh. Prodr. Fl. Monast. 153 (1824). 
Wh. et N. Rub. Germ. 77 t. XXX. Focke Synops. Rub. Germ. 272. 
R. taeniärum Lindebg. Novit. Fl. Scand. I. 5 t. 1 (1858). 


Blätter manchmal durch Gestalt und feine Serratur an R. rhamnıfolius erinnernd, 
doch ist die Pflanze im übrigen dem R. plicatus ähnlicher. 


(Südl. Schweden, Dänemark, England, Wales.) x] 


2. Rhamnifolii (Bab. Brit. Rub. 74 [1869]. Nat. Pfl. III. 3. 
31). Hochwüchsig, halb immergrün, ohne sprosstreibende Kriechwurzeln. 
Schösslinge anfangs aufrecht, später niedergebogen, von der Mitte des 
Sommers an mit zahlreichen bogig herabhängenden, zuletzt oft wurzeln- 
den Seitenästen, kantig, nicht selten bereift, kahl oder zerstreut be- 
haart, ohne Stieldrüsen, mit kräftigen Stacheln. Blätter 5zählig mit 
krummstacheligen Stielen. Nebenblätter breit linealisch. Blättchen sämmt- 
lich gestielt, meist klein, bei den typischen Formen klein-gesägt, 
oberseits wenig behaart, unterseits kurzhaarig oder dünn filzig; End- 
blättchen lang gestielt. — Blüthenstand verlängert, zusammen- 
gesetzt, mit unregelmässig verzweigten, zum Theil trugdoldigen Aestchen, 
meist reichlich bewehrt, stieldrüsenlos oder mit vereinzelten Stieldrüsen. 
Kelchblätter aussen grau filzig. Staubblätter nach dem Verblühen der 
Frucht anliegend oder über ihr zusammenneigend. 


Die typische Art, R. rhamnifolius, ist durch die feine Bezahnung der Blätter, 
das lange Stielchen und die rundliche Gestalt des Endblättchens, sowie durch die 
starke Verzweigung des Schösslings ausgezeichnet. Bei den nahe stehenden Arten 
sind diese Eigenschaften nicht sämmtlich in gleichem Maasse ausgeprägt, aber es 
sind bei jeder wenigstens die meisten von ihnen vorhanden, sodass die natürliche 
Verwandtschaft nicht zweifelhaft ist. Von den Suberectis sind die Rhamnifolii durch 
das Fehlen der sprossentreibenden Kriechwurzeln, den zusammengesetzten Blüthen- 
stand, die graue Behaarung der Kelchblätter, die nach der Blüthe anliegenden Staub- 
'blätter verschieden, von den Candicantes durch die starke Verzweigung des Schöss- 
lings, die reichliche Bewehrung des Blüthenstandes und die feinere Bezahnung der 


Rubus. 473 


Blättchen. Von den Discolores weichen sie durch dünnen, bei Schattenstellung 
verschwindenden Filz der Blattunterflächen ab, von ihnen und den Silvatier durch 
höheren Wuchs, stärkere Verzweigung und feinere Bezahnung. Boulay hat in der 
Fl. de France die Rhamnifolüi unter Silvatiei und Diseolores vertheilt, wodurch 
nach meiner Ansicht der Ueberblick über die natürliche Verwandtschaft gestört wird. 


Uebersicht über die Arten und Unterarten. 


A. Blättchen klein-gesägt, vorn abgerundet, mit plötzlich aufgesetzter 
Spitze. 
I. Hochwüchsige stieldrüsenlose Hauptformen. 
a. Blüthenstand verlängert, dicht; Laubblätter ziemlich klein. 
1. Stacheln im Blüthenstande derb, krumm oder sichelig. 

a. Schösslinge gefurcht, kantig. — Endblättchen rundlich 
oder elliptisch; Schösslinge gefurcht; mittlere Aestchen 
des Blüthenstandes rechtwinklig abstehend, mehrblüthig; 
Kelchblätter aussen grauzottig. R. eu-rhamnifolius. 

b. Schösslinge mit ebenen oder gewölbten Flächen. 

1. Blättchen unterseits graufilzig, oberseits die blüthen- 
ständigen, meist mit Sternhärchen; Endblättchen ellip- 
tisch; mittlere Aestchen des Blüthenstandes abstehend; 
Kelchblätter aussen dicht graufilzig. R. obtusangulus. 

2. Blättchen unterseits grün; Endblättchen verkehrt-ei- 
förmig; mittlere Aestchen des Blüthenstandes aufrecht- 
abstehend, mehrblüthig, die oberen einblüthig; Kelch- 
blätter aussen grünlich, grau berandet. R. Maassii. 

2. Stacheln am Grunde des Blüthenstandes sehr lang, kräftig, 
lanzettpfriemlich, — Schösslinge gefurcht; Blüthenstand 
unterbrochen, nur an der Spitze gedrungen. R. villicaulis. 

b. Blüthenstand gross, locker; Laubblätter gross. — Blättchen 
unterseits grün. R. nemoralis. 
II. Niedrige stieldrüsige Nebenformen. 

a. Blüthenstand kurz, ziemlich locker, mit filzig-zottigen Achsen. 
R. porphyracanthos. 
b. Blüthenstand verlängert, oberwärts gedrungen, Achsen dicht 
graufilzig. R. pulcherrimus. 
B. Blättchen tiefer-, meist doppelt-gesägt, allmählich zugespitzt. — 
Schössling im Herbste sehr ästig; Blättchen unterseits durch an- 
liegende lange Haare schimmernd, in der Jugend grau-sternfilzig. 
I. Blättchen ziemlich gleichmässig-scharf gesägt; Blüthenstand am 

Grunde breit, nach der Spitze zu verjüngt. 
a. Blätter unterseits schimmernd; Fruchtkelch zurückgeschlagen. 

Endblättchen meist breit elliptisch, mit langer, schmaler Spitze. 

R. argenteus. 
b. Blätter unterseits grün; Fruchtkelch abstehend. 

R. montanus, R. carpinifolius. Vgl. S. 465, 466. 

II. Blättchen unregelmässig-gesägt, meist mit breiten, groben Zähnen; 
Blüthenstand nach oben kaum verjüngt. 


474 Rosaceae. 


a. Blättehen nach dem Grunde zu verschmälert, meist verkehrt- 
eiförmig, zugespitzt. R. vulgaris, 

b. Blättchen rundlich, mit kurzer aufgesetzter Spitze. 
R. Selmeri. 


74. (17.) R. rhamnifolius. h. Der gesammte Formenkreis dieser 
Art zerfällt in verschiedene Unterarten. und Rassen, die sich etwa in 
folgender Weise gliedern: 


A. R. eu-rhamnifölius. Hochwüchsig, später mehr nieder- 
gebogen, halb immergrün. Schössling anfangs aufrecht, später hoch 
bogig, 1,5—2 m hoch, schon im Sommer verzweigt, mit herabhängenden 
Aesten, im Herbste oft mit einwurzelnden Spitzen, kantig gefurcht, 
fast kahl, grün, an der Lichtseite rothbraun, im Herbste stahlblau an- 
gelaufen oder matt bläulich bereift. Stacheln kantenständig, fast gleich, 
mit einigen (selten mit zahlreichen) kleineren, flächenständigen gemischt, 
ziemlich zahlreich, kräftig, aus sehr breitem Grunde plötzlich verschmälert, 
mit fast pfriemlicher, rückwärts geneigter Spitze. Blätter gefingert-5- 
zählig; Blattstiel mit zahlreichen hakigen, am Grunde breiten Stacheln, 
oberseits nur nach unten zu rinnig; Nebenblätter linealisch; Blättchen 
anfangs gefaltet, später flach, am Rande meist wellig, ungleichmässig 
scharf- und fein-gesägt, oberseits dunkelgrün, kahl oder fast kahl, 
unterseits durch Sternfilz und längere Haare angedrückt grau- 
filzig, in der Jugend oft weissfilzig, im Schatten oft blassgrün. Junge 
Blätter manchmal röthlich. Endblättchen meistens auffallend 
lang gestielt, Stielchen oft fast ebenso lang wie der Hauptstiel und 
wie das Blättchen selbst. Endblättchen rundlich bis breit- 
elliptisch, seltener schmal elliptisch, manchmal am Grunde etwas 
herzförmig ausgerandet, zuweilen seicht ausgeschweift-dreilappige; Spitze 
an den rundlichen Blättchen plötzlich aufgesetzt, an den elliptischen 
schlanker. Aeussere Blättchen deutlich gestielt. Blüthenäste lang, mit 
zahlreichen, kräftigen, am Grunde breiten, hakigen oder gebogenen 
Stacheln besetzt. Blätter 3- und 5zählig, Blättchen oberseits oft behaart. 
Blüthenstand zusammengesetzt, mit entfernten, kurzen, achselständigen, 
traubig-mehrblüthigen Aestchen beginnend, oberwärts gedrungen, 
verlängert, blattlos; die Aestehen oft mit grundständigen Beiblüthen, 
sparrig-abstehend, meist trugdoldig-mehrblüthig, abstehend- 
zottig-behaart, mit zahlreichen pfriemlichen, gelblichen Stacheln 
dicht bewehrt. Deckblätter lineallanzettlich, graufilzig, zuweilen am Rande 
mit kurzgestielten Drüsen, die unteren dreispaltig. Blüthenstielchen der 
Einzelblüthen kurz. Kelchbecher grauzottig, meist fein bestachelt. Kron- 
blätter breit, rundlich, kurz genagelt, weiss. Staubblätter die Griffel über- 
ragend, zuletzt über der jungen Frucht zusammenneigend. Fruchtträger 
dicht steifhaarig, Fruchtknoten an der Spitze bärtig, seltener kahl. Griffel 
in offenen Lagen und bei sonnigem Wetter roth, im Schatten und bei 
anhaltendem Regenwetter blassgrünlich. Fruchtkelch nach dem Ver- 
blühen oft abstehend, später, namentlich zur Reifezeit, zurückgeschlagen. 


Rubus. 475 


Frucht kugelig, glänzend, schwarz, säuerlich süss. Fruchtsteinchen im 
Profil abgerundet-dreieckig. 


An Waldrändern und in Waldlichtungen, vorzüglich im Hügel- 
lande. Verbreitet an der mittleren Weser bei Rinteln und Minden, so- 
wie von dort bis Osnabrück und Burgsteinfurt; ausserdem sehr zerstreut. 
Gesammelt in den Gorayer Bergen, Kr. Czarnikau, Prov. Posen (1869 
R. Hülsen: „sehr starke hohe Sträucher in Gesellschaft von R. thyr- 
soideus“), von Spribille vergebens gesucht; Insel Alsen; im nörd- 
lichen Schwarzwald bei Baden-Baden (Focke). Vermuthlich an vielen 
Orten bis jetzt übersehen. Bl. Juli, Anf. August. 


R. eu-rhamnifolius Focke in A. u. G. Syn. VI. 474 (1902). 
R. rhamnifolius Wh. et N. Rub. Germ. 22 t. 6 (1825). Focke Synops. 
Rub. Germ. 146. Nyman Consp. 216. Suppl. 106. R. rhamnifolius 
Germänicus Focke in Potoni& Il. Fl. Deutschl. 1. Aufl. 253 (1885). 

Der typische R. rhamnifolius ist eine sehr charakteristische Pflanze, doch 
kommt er in seinen Abänderungen mitunter den Rassen Lindebergii und stenoplos 
nahe. Eine mehr monströse Abweichung besteht in der Entwickelung zahlreicher 


ungleicher Stachelchen und Stachelhöcker am Grunde des Schösslings und an den 
Blüthenstandsachsen. 


Hierher gehören als Rassen: 


B. Lindeb&rgii!). Schössling unterwärts reichlich behaart, nach oben 
zu kahler, mit kräftigen, lanzettlichen Stacheln ; Blättchen oberseits 
mattgrün, striegelhaarig; Endblättchen elliptisch, allmählich zugespitzt, 
seltener mehr rundlich oder verkehrt-eiförmig. Blüthenstand mit kräf- 
tigen, langen, sicheligen Stacheln. Kronblätter verkehrt-eiförmig bis 
länglich, weiss, seltener blassrosa. 


Auf trockenem, fruchtbaren Boden an Waldrändern, aber auch 
an offenen Stellen. Im östlichen Schleswig-Holstein, ferner zerstreut 
bis zum westlichen Pommern und zum Oberharz vorkommend. Kehrt 
anscheinend in den Ostalpen (Gloggnitz a. Semmering als R. roru- 
lentus) wieder. 


R. eu-rhammifolius B. Lindebergii Focke in A. u. G. Syn. VI. 
475 (1902). R. Lindebergii P. J. Müll. in Jahresb. Pollich. XVI. 
292 (1859). Nyman Consp. 217. R. rorulentus Haläcsy in Kern. 
Sched. Fl. Austr. Hung. III. 49 u. 846 (1884). R. Minteri?) 
Marss. Fl. Neuvorp. 144 (1869). Focke Syn. Rub. Germ. 153. 


Vorzüglich durch die reichlichere Behaarung der Schösslinge und Blatt- 
oberflächen von dem Typus abweichend; hat im allgemeinen längere schmalere 
Stacheln, namentlich im Blüthenstande, meist auch schmalere Blättchen und 
Kronblätter, sowie grössere Blüthen. Sowohl am Schössling als am Blüthenaste 


1) Nach Karl Johan Lindeberg, * 3, Aug. 1815 Grenna, + 4. Mai 1900 
Alingssas (Murbeck br.), Oberlehrer in Gothenburg, um die Flora Skandinaviens, 
namentlich die Rubi verdient. 

2) Nach Julius Münter, * 14. Nov. 1815 Nordhausen, 7 2. Febr. 1885 
Greifswald. Er war anfangs Arzt in Berlin, beschäftigte sich aber eingehend 
mit botanischen Studien und wurde 1849 als Professor der Botanik und Zoologie 
nach Greifswald berufen. 


476 


Rosaceae., 


finden sich mitunter kurze Stachelchen eingestreut. Reif des Schösslings bald 
deutlich, bald kaum angedeutet. AR. Münteri ist eine Schattenform von R. 
Lindebergiü. 

(Verbreitung der Rasse: Südl. Schweden, Dänemark, nördl. 
England, Schottland.) ®| 


. stenöplost). Von dem Typus vorzüglich durch lange, schlanke 


Stacheln an Schössling und Blüthenzweig verschieden. 

Nordwestl. Gebiet: Minden, Osnabrück, Mülheim a. Ruhr. 

R. rhamnifolius var. stenoplos Focke Synops. Rub. Germ. 
118 (1877). R. montanus G. Braun Hb. Rub. G. no. 29. .R. dis- 
color «. genuwinus Godron exs. 

(Verbreitung der Rasse: Frankreich, England.) x] 


euspidiferus. Endblättcehen aus mehr oder minder herz- 
förmigem Grunde rundlich, mit kurzer aufgesetzter Spitze; Stiel- 
chen nur etwa halb so lang wie der Hauptblattstiel. Stacheln 
am Schössling lanzettlich, im Blüthenast schmal, abwärts ge- 
neigt im Blüthenstande oft spärlich. Blüthen meist rosa. Durch die 
rundlichen Blätter dem Typus ähnlich, aber durch die kurzen Stiel- 
chen des Endblättchens abweichend. 

Südwestl. Gebiet: Schwarzwald (Götz, Focke); Savoyen 
(Schmidely). 

R. eu-rhamnifolius D. cuspidiferus Focke in A. u. G. Syn. VI. 
476 (1902). R. cuspidiferus Lefv. et P. J. Müll. in Jahresb. Pollich. 
XVI—XVI. 89 (1859). R. propingquus P. J. Müll. in Jahresb. 
Poll. XVI—XVI (1859) 88. Boulay Ronces Vosg. n. 106, 125. 
Schmidely in Bull. Soc. bot. Geneve IV. 86 (1888). R. rosu- 
lentus Götz exs. 

Wenig verschieden scheint Schmidely’s R. Airensis2) (a. a. ©. [1888]) 
zu seın, 

Die Benennung cuspidiferus wähle ich im Anschluss an Bou- 
lay in Rouy u. Camus; früher habe ich sie mit Schmidely 
propinguus genannt. Die Namen sind gleich berechtigt. 


(Verbreitung der Rasse: Frankreich, England.) x] 


(Auf den Dänischen Inseln Fünen und Langeland; in Nord- 
Frankreich; in England scheint diese Unterart zu fehlen) *] 


B. R. obtusangulus. Schössling niedrig-bogig, stumpfkantig, 


kahl, mit kräftigen Stacheln; Blattstiel krummstachelig; Blättchen 
oberseits kurzhaarig-flaumig, die jüngeren mit eingestreuten Stern- 
härchen, unterseits angedrückt-weissfilzig, zuletzt oft nur dünn ver- 
schleiert; Endblättchen elliptisch bis verkehrt-eiförmig, kurz zugespitzt, 
meist kaum doppelt so lang wie sein Stielchen; äussere Blättchen 
mit verhältnissmässig langen Stielchen. Blüthenstand mässig lang, 
oberwärts blattlos, mit genäherten Aestchen und zerstreuten, ziemlich 
kleinen Stacheln. 


1) Von orevog eng, schmal und 67/ov Waffe ; wegen der schmalen Stacheln. 
2) Nach der Ortschaft Aire bei Genf. 


Rubus. AuT 


Waldränder und Hecken des Hügellandes und der Vorberge. Südl. 
Baden; nördl. Schweiz. Bl. Juli. 

R. obtusangulus Gremli Beitr. Fl. Schwz. 19 (1870). Exeurs.fl. 
Schw. 2. Aufl. 161 (1874). R. hebes Boulay u. Lucand exs. 

Von den Formen der Candiecantes durch die feine Bezahnung und den kürzeren 


Blüthenstand abweichend. Eine Beziehung zu R. tomentosus ist trotz der Stern- 
härchen auf den Blattoberflächen nicht erkennbar, 


(Verbreitung der Unterart: Frankreich.) x 
(Verbreitung der Art: Frankreich; Britische Inseln; Skandinavien.) 
= 


Nahe verwandt mit R. rhamnifolius ist ferner: 

R. porphyracanthos!). Niedrig; Schösslinge aus bogigem 
Grunde niederliegend, mit aus breitem Grunde kurz pfriemlichen, meist 
braunpurpurnen Stacheln. Blättchen ziemlich gross, beiderseits grün ; 
Endblättehen aus ausgerandetem Grunde rundlich, kurz gespitzt. Blüthen- 
stand kurz, ziemlich sparrig; Achsen und Blüthenstiele filzig-zottig, mit 
zahlreichen feinen Stacheln und spärlichen Stieldrüsen. Kelchblätter 
nach dem Verblühen abstehend. Früchte gut entwickelt. Sonst Schatten- 
formen des R. eu-rhamntfolius ähnlich. 

In Waldungen an beiden Weserufern oberhalb Minden. 

R. porphyracanthos Focke Synops. Rub. Germ. 148 (1877). 
Nyman Consp. 216. =] 

Eine Anzahl verbreiteter Rubus-Arten zeigt Aehnlichkeiten mit R. rhamni- 


Jolius, die einen gemeinsamen Ursprung wahrscheinlich machen. Dahin gehören 
R. villicaulis, R. rhombifolius, vielleicht auch R. mueronatus. 


Bastarde des R. rhamnifolius. 


Ueber R. macroacanthos, der vielleicht ein Kreuzungsproduct des R. rhamni- 
folius ist, vgl. bei R. bifrons. 

Mit R. thyrsiflorus: hierher der unweit Volmardingsen bei Minden ge- 
fundene R. cordifolius Wh. et N. Rub. Germ. p. 21 t. V. Nyman Consp. 216 
Suppl. 106. Reichenbach’s Angabe, dass R. rubeolus Wh. dieselbe Pflanze wie 
R. cordifolius sei, dürfte irrig sein. 

Mit R. rudis: drüsenführend; Gegend von Minden. 

Eine Form mit ungleiehen Drüsenborsten und Stieldrüsen scheint von R. 
Schleicheri zu stammen; ebenfalls bei Minden, 


75. (18.) R. Maässii?). h. Halb immergrün. Schössling anfangs 
fast aufrecht, 1—1,5 m hoch, schon im Hochsommer sehr ästig und 
durch das Gewicht der Belaubung niedergebogen, kantig, flachseitig, 
glänzend oder bereift, kahl oder spärlich behaart. Stacheln gleichförmig, 
aus breitem Grunde rückwärts geneigt. Blätter gefingert 5 zählig; Blatt- 
stiel mit krummen Stacheln, oberseits flach. Blättehen klein, oft durch 
abwärts gebogene Ränder convex, fein- und scharf-doppelt-gesägt, ober- 
seits striegelhaarig, unterseits auf den Nerven kurzhaarig, grün. 
Endblättchen lang gestielt, verkehrt-eiförmig, zuweilen fast rundlich, 
nach vorn zu stets breiter, mit aufgesetzter Spitze. Blüthenäste mit 
zerstreuten sicheligen Stacheln; Blüthenstand oft mit entfernten, achsel- 


1) Von zogpögeog purpurn und dxavd«a Stachel. 
2) Nach G. Maass, s. S. 133 Fussn. 1, 7 28. April 1901. 


478 Rosaceae. 


ständigen Aestchen beginnend, oberwärts ziemlich kurz und locker, 
mit aufrecht-abstehenden, wenigblüthigen, oben einblüthigen Aestchen. 
Endblüthe fast sitzend. Stacheln im Blüthenstande zerstreut, lang, 
nadelig. Blüthen klein bis mittelgross. Kelchblätter grünlich, grau 
berandet, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen, Kronblätter länglich, 
weiss. Staubblätter die Griffel überragend. Fruchtknoten kahl. Früchte 
gut entwickelt, wohlschmeckend. 

Waldränder, Hecken. In Nordwestdeutschland zerstreut. In Hol- 
stein zwischen Trittau und Ahrensböck, im Alvenslebenschen Höhen- 
zuge östlich von Helmstedt, Dauelsen bei Verden, häufiger längs des 
nördlichen Harzrandes bis nach Westfalen; anscheinend auch bei Zittau. 
Muthmasslich an vielen Orten übersehen. — Bl. Juli. 

R. Maassii Focke in Bertram Fl. Braunschw. 1. Aufl. 75 (1876). 
Synops. Rub. Germ. 151. Nyman Consp. 216 Suppl. 106. 


B. elathröphilust!). Blättchen grösser, länglich verkehrt-eiförmig, 
mit aufgesetzter, langer Spitze. Fruchtkelch abstehend. 
Eine anscheinend nicht wesentlich verschiedene südliche Form. 
Bei Luino am Lago Maggiore, wahrscheinlich in Norditalien weiter 
verbreitet. Bl. Juni. i 
R. Maassti B. celathrophilus Focke in A. u. G. Syn. VI. 478 
(1902). R. vulgaris B. clathrophilus Sudre Bull. Assoc. Fr. Bot. 
III. 46 (1900). 


(Verbreitung der Rasse: Südfrankreich.) Ei 


Unterart: 

B. R. pulcherrimus. Dem Typus ähnlich, aber niedrig, 
bei freiem Stande kaum 0,5 m hoch, mit aus bogigem Grunde hin- 
gestreckten, ästigen, behaarten Schösslingen. Blätter 5zählig und z. T. 
durch Theilung des Endblättehens 7zählig. Blättchen unterseits in 
der Jugend graufilzig, das endständige meist breit verkehrt-eiförmig, 
mit aufgesetzter Spitze, mit mässig langem Stielchen. Blüthenstand ver- 
längert, nach der Spitze zu verjüngt und gedrungen, meist traubig endigend. 
Achsen dicht filzig, mit zerstreuten kurzen Stieldrüsen. Kronblätter 
breit, meist lebhaft rosa. 

Hecken und Waldränder. Im östlichen Schleswig bei Glücksburg 
(ges. von Gelert); anscheinend bei Cleve, Rheinprov.? 

R. pulcherrimus Neuman in Lunds bot. For. byt 1882. 
Oefvers. Vet. Acad. Förh. Stockh. 1883 no. VIII. 65 nicht Hook. 
R. polyänthemos Lindebg. Bot. Not. 1883. 105. R. Neumdäni?) Focke 
in Potonie Fl. 1. Aufl. 257 (1885). Bl. Juli. 

Von R. Lindebergii durch niedrigen Wuchs, Stieldrüsen und Blatt- 
form, von R. Maassii vorzüglich durch den Blüthenstand, aber auch 
durch Behaarung und Drüsen verschieden. 


1) Anscheinend Verballhornung von R. clethraphilus (S. 459), mit dem 8. 
seine Pflanze irrthümlich identifieirt. 

2) Nach Leopold Martin Neuman, * 11. Sept. 1852 Halmstad (Murbeck 
br.), Rector zu Ystad in Schweden, hochverdient um die Flora Skandinaviens. 


Rubus. 479 


(Verbreitung der Unterart: Südl. Schweden, Dänemark, häufig in 
England, Irland.) *| 


(Die Verbreitung der Art ausserhalb des Gebiets lässt sich wegen 
der Schwierigkeit einer Abgrenzung von ähnlichen Formen noch nicht 
übersehen.) *]? 


76. (19.) R. nemorälis (?). fh. Nach den Merkmalen der Gruppe der 
Rhamnifolii angehörig, in der Tracht, insbesondere durch die grossen 
Blätter und Blüthenstände, an R. macrophyllus erinnernd. Schössling 
kräftig, ziemlich hoch bogig, kantig, mit ebenen oder seicht ge- 
furchten Flächen, spärlich kurzhaarig, kahl werdend, mit ziemlich 
kräftigen, breit aufsitzenden, geneigten Stacheln. Blätter 5zählig; Neben- 
blätter sehr schmal. Blättchen dünn, ungleich-klein-gesägt, oberseits 
frisch grün, unterseits blasser; feinhaarig, in der Jugend an 
sonnigen Standorten dünn filzig; Endblättchen reichlich doppelt so lang 
wie sein Stielchen, rundlich bis verkehrt-eirundlich, mit aufgesetzter Spitze, 
am Grunde meist seicht ausgerandet; äussere Blättchen kurz gestielt. 
Blüthenstand lang und locker, unten durchblättert, mit langen 
Seitenästen, oben mit aufwärts abstehenden, meist 2- bis 3-blüthigen 
Aestehen. Achse und Blüthenstiele abstehend behaart, mit feinen, 
sicheligen Stacheln. Deckblätter oft auffallend gross. Blüthen 
ansehnlich. Kelchblätter aussen graufilzig, zuweilen stachelborstig, 
an Blüthe und Frucht locker zurückgeschlagen. Kronblätter verkehrt- 
eiförmig, meist rosa. Staubblätter die Griffel überragend.. — Die 
schwache Bewehrung des Blüthenstandes ist das beste Unterscheidungs- 
merkmal von R. Selmeri. 


Feuchte humose Waldplätze. Eine westeuropäische Art, die im 
Gebiete nur vereinzelt und versprengt vorzukommen scheint. Von 
P. J. Müller ursprünglich in der Rheinpfalz „am Eingang in die 
Reisbach“ unweit Weissenburg i. Els, aufgefunden; der Standort ist 
jetzt (1900) mit dichtem Jungholz bedeckt, welches alle Brombeeren 
unterdrückt hat. Eine anscheinend hieher gehörige, rein weiss blühende 
Form ist vereinzelt von Götz im Elzthale gefunden. 


Bl. Juli, Anf. August. 


R. nemoralis (P. J. Müll. in Flora [B. Z.] XL. 1858 139); Ge- 
nevier in M&m. Soc. Maine-et-Loire XXIV. 186. Rogers Handb. Brit. 
Rubi 30 (nicht Areschoug in Blytt Norges Fl. II). 


Diese Art, die dem R. Bollei1) von den Canaren nahe steht, ist in der Regel 
durch schöne, lebhaft rosafarbene Blüthen ausgezeichnet; an den deutschen Fund- 
orten blüht sie blassroth oder weiss. Der Müller’sche Name hat sich durch Tra- 
dition und Beschreibungen fortgepflanzt; insbesondere stimmt aber Genevier’s 
Darstellung gut zu der von Rogers und mir R, nemoralis genannten Pflanze. 
Dagegen giebt Boulay an, Müller’s ursprünglicher R. nemoralis aus der Nähe 
von Weissenburg sei ein R. plicatus X villicaulis gewesen. Wenn diese Ansicht 
richtig ist, würde es am zweckmässigsten sein, der westeuropäischen Art, welche 


1) S. I. 393 Fussn. 1. 


480 Rosaceae, 


vorstehend beschrieben ist, auf Grund von Genevier’s Beschreibung denselben 
Namen zu belassen, also nur die Autoritätsbezeichnung zu ändern. 

(Frankreich, vorzugsweise im Westen, südl. und mittl. England, 
Irland.) 


77. (20.) R. argenteus. h. Typus: Schössling kräftig, bogig, mit 
liegenden oder kletternden Spitzen, kantig, mit gefurchten Flächen, 
unterwärts behaart, nach oben zu fast kahl, zuweilen stachelhöckerig, 
im Herbste meist reichlich ästig. Stacheln ziemlich zahlreich, kräftig, 
lanzettlich oder sichelig. Blätter fussförmig- oder gefingert-5 zählig; 
Blattstiel locker zottig mit zahlreichen kräftigen, krummen Stacheln. 
Blättchen am Rande wellig, ungleich- und sehr scharf-gesägt, bald nur 
mit feinen, bald mit eingemischten, tiefen Zähnen, oberseits frisch grün 
und spärlich behaart, unterseits von dünnem Sternfilz und 
anliegenden, seidigen Haaren grau- bis weiss-schimmernd, im 
Alter oder im Schatten blassgrün; Endblättchen anderthalb bis drei- 
mal länger als sein Stielchen, breit elliptisch bis verkehrt-eiförmig, 
seltener eiförmig, mit aufgesetzter, langer und schmaler Spitze, 
am Grunde ausgerandet. Blüthenstand ansehnlich, oft ziemlich lang, 
nach der Spitze zu verjüngt, mit trugdoldig mehrblüthigen Aestchen. 
Achse und Blüthenstiele kurzhaarig filzig und locker zottig, meist mit 
zerstreuten Stieldrüsen, mehr oder minder reichlich mit mässigen, aus 
breitem Grunde nadeligen, geneigten Stacheln bewehrt. Blüthen an- 
sehnlich; Kelchbecher aussen grau- bis weissfilzig, oft mit einigen Stachel- 
chen und Stieldrüsen; Kelchblätter an der Blüthe locker, an der Frucht 
vollständig zurückgeschlagen. Kronblätter länglich-elliptisch, aufwärts ge- 
bogen, rosa. Staubblätter die Griffel überragend. Früchte wohl ent- 
wickelt. 

In Gebüsch und in Hecken an Hügellehnen, sehr zerstreut im 
nordwestlichen Gebiet. Am Südabhang der Weserkette bei Minden i. W., 
in Belgien bei Spa (Focke), wahrscheinlich weiter verbreitet. Formen 
aus dem Schwemmlande, die dem R. argenteus ähnlich sind, dürften 
zu R. Selmeri gehören. 

Bl. Juli, Anf. August. 

R. argenteus Weihe et Nees Rub. Germ. 45 t. XIX (1835). 
R. Horstensis') Banning in Focke Syn. Rub. 206 (1877). G. Braun 
exs.; R. erythrinus Rogers Handb. Brit. Rubi 28 (1900) (ob Genevier?). 


Durch die Gestalt und Bezahnung der Blättchen, das meist langgestielte End- 
blättchen und die reichliche Bewehrung den Rhamnifolii in engerem Sinne nahe 
stehend. War wegen des vereinzelten Vorkommens in der Mindener Gegend früher 
von mir für einen Bastard gehalten worden. 


B. Schlicktmii?). Blättchen unterseits dicht graulich-schimmernd, in 
sonnigen Lagen weissfilzig; Bezahnung sehr scharf und etwas tiefer 
als bei der Leitart; Endblättchen schmal elliptisch bis ver- 
kehrt-eiförmig, allmählich zugespitzt. Blüthenstand nach 


1) Nach einer Localität bei Mennighüffen, Kr. Herford. 
2) 8. II. S. 512 Fussn. 1, 


Rubus. 481 


oben zu wenig verjüngt, reichblüthig, mit dünnen, wenigblüthigen 
Aestchen und zerstreuten Stacheln und Stieldrüsen. — An buschigen, 
felsigen Berglehnen im Rheinthale und den kleinen Nebenthälern 
zwischen Bingen und Coblenz verbreitet. 

R. argenteus- B. Schlickumii Focke in A. u. G. Syn. VI. 
480 (1902). R. Schlickümi Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 1 n. 95; 
Flora XL. (1859) 235. Focke Synops. Rub. Germ. 255. Nyman 
Consp. 216. Suppl. 106. 


Durch Blattgestalt und Blüthenstand abweichend, aber durch breitblätterige 
Formen unabgrenzbar in den Typus übergehend. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) I 


ai 


Verwandt mit R. argenteus und R. vulgaris sind R. macroacanthos und 
R. Questierü, die unter den Diseolores und Silvatiei zu beschreiben sein 
werden. 


(Verbreitung der Art: England, Nord- und Mittel-Frankreich.) 
E3 
78. (21.) R. vulgäris. h. Dichtbuschig, im Winter lange grün 
bleibend. Schössling hoch bogig, in Gebüschen hoch ansteigend, im 
Spätsommer mit zahlreichen herabhängenden Zweigen, unterwärts 
stumpfkantig, in der Mitte mit ebenen Flächen, an den Spitzen 
gefurcht, sparsam locker behaart, an den Aesten fast kahl, mit am 
Grunde oft gedrängten, weiter oben ziemlich zahlreichen, fast gleichen, 
kantenständigen, aus breitem Grunde lanzettlichen, etwas geneigten 
Stacheln. Blätter verhältnissmässig klein, gefingert-5zählig; Blattstiel 
oberseits nach dem Schössling zu rinnig, locker behaart, krummstachelig; 
Nebenblätter ziemlich gross, linealisch bis schmal lineallanzettlich. Blätt- 
chen meist mit etwas welligen und abwärts gebogenen Rändern, ober- 
seits hellgrün, etwas glänzend, wenig behaart, unterseits durch reichliche 
Behaarung und Sternfilz meist graugrün, das endständige nach dem 
Grunde zu verschmälert, länglich rhombisch bis verkehrt- 
eiförmig, vorn zugespitzt. — Blüthenstand oft durchblättert, wenig ver- 
jüngt, mit abstehenden, wenigblüthigen, lang behaarten Aestchen. 
Blüthen mittelgross; Kelchbecher und Kelchblätter aussen graufilzig. 
Früchte gut entwickelt, kleinpflaumig. 


Waldränder, Gebüsche, buschige Hügellehnen, Hecken. Nordwest- 
liches Gebiet; im südwestlichen Deutschland noch im Schwarzwald als 
Bergpflanze. Bl. Juli. 


R. vulgarıs Wh. et N. Rub. Germ. 38 (ausser var. ß, y,d) (1825) 
tab. XIV fig. A und &. Focke Syn. Rub. 138. Nyman Consp. 216. 


Weihe und Nees rechneten zu dem weiten Formenkreise ihres R. vulgaris 
eine Anzahl sogenannter Varietäten, die von dem als Hauptart aufgestellten R. vul- 
garis viridis wesentlich abweichen. Aber auch bei engerer Fassung des Artbegriffs 
ordnen sich um die genannte Leitart verschiedene Formen, die man wohl am besten 

. als Unterarten auffasst. Obgleich die Rasse Lindleyanus eine viel grössere Ver- 
breitung besitzt als der Typus, eignet sie sich doch nieht so gut wie diese, in den 
Mittelpunkt des ganzen Formenschwarms gestellt zu werden, 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI, al 


482 Rosaceae. < 


Die Formen des R. vulgaris und des R, villicaulis kommen einander oft 
ziemlich nahe, doch ist R. vulgaris in der Regel durch den kürzeren und lockereren, 
nur unten einzelne Laubblätter führenden Blüthenstand, durch lichtere Behaarung, 
schwächere Stacheln, gröbere Bezahnung und namentlich die nach dem Grunde ver- 
schmälerten Blättehen zu unterscheiden, 


Zerfällt in folgende Rassen: 

A. eu-vulgäris. Blättchen gefaltet, grob-gesägt, oft mit breiten, 
einfachen Sägezähnen, oft durch eingeschobene, kleinere Zähnchen 
doppelt-gesägt. Endblättchen aus schmalem Grunde schmal- 
elliptisch bis länglich-verkehrt-eiförmig, manchmal fast 
rhombisch oder schmal-eiförmig,. Blüthenstand mässig ent- 
wickelt, am Grunde mit entfernten, achselständigen Seitenzweigen, 
nach oben zu blattlos, mit unregelmässig verzweigten, zuletzt ein- 
bis wenigblüthigen aufrecht-abstehenden Aestchen. Kronblätter ver- 
kehrt-eiförmig, weiss, seltener etwas röthlich. Früchte wohlschmeckend; 
Fruchtkelch abstehend oder locker zurückgebogen. 

Verbreitet am nordwestlichen Harz (von mir ostwärts bis Ilsen- 
burg beobachtet), seltener in Thüringen (Rudolstadt) und von dort 
durch das Hügelland bis Burgsteinfurt, zum Niederrhein und nach 
Belgien ; stellenweise sehr häufig. Anscheinend gehören hieher auch 
Formen aus dem Elzthale im Schwarzwald, durch Götz gesammelt. 

R. vulgaris A. eu-vulgaris Focke in A. u. G. Syn. VI. 482 
(1902). 

Weihe unterschied innerhalb dieser Unterart zwei Varietäten, die in der 
Mindener Gegend ziemlich gut gesondert zu halten sind: 


I. viridis. Blättehen unterseits angedrückt behaart, in ausgewachsenem Zu- 
stande blassgrün, seltener dünn-graufilzig. Blüthenstand ohne Stieldrüsen. 
— .R. vulg. vir. Wh. u. Nees a. a. O. (1825). 

II. möllis. Blättechen unterseits durch dichte, zweizeilig auf den Nerven an- 
geordnete Behaarung auch in ausgewachsenem Zustande weich graufilzig. 
Blüthenstand reichlich bewehrt, meist mit einigen Stieldrüsen, namentlich an 
den Deckblättern. — R. vulg. mollis Wh. et N. a. a. ©. (1825). Focke Synops.- 
Rub. Germ. 142. 


B. commutätus. Blüthenstand kurz und wenig verzweigt, meist 
unbewehrt. Kronblätter fast kreisrund. Staubblätter kaum so 
hoch wie die Griffel, meist merklich kürzer, Früchte reichlich ent- 
wickelt. 

Zerstreut im Hügellande an der mittleren Weser, auch in das 
Flachland übergehend. 

R. vulg. comm. G. Braun in Focke Synops. Rub. Germ. 141 
(1877). 

Die von Beckmann und mir im Kreise Syke südlich von Bremen ge- 
sammelten Schwemmlandsformen zeichnen sich durch ungewöhnlich grosse 
Blätter und einen lockern Blüthenstand aus. Sie nähern sich dem R. Selmeri. 

C. Lindleyänus!). Blättchen ungleich-scharf- und nach vorn zu tief- 
gesägt; Endblättchen schmal verkehrt-eiförmig, nach dem Grunde 


1) Nach John Lindley, * 5. Febr. 1799 Catton bei Norwich, 7 1. Nov. - 
1865 London, Professor der Botanik daselbst, hervorragendem Systematiker, beson- 
ders um die Kenntniss der Orchidaceen und der Gartenpflanzen überhaupt verdient, 


FE 


Rubus. 483 


zu keilig oder abgerundet. Blüthenstand verlängert, oft bis 
oben durchblättert, wenig nach oben verjüngt, mit fast gleich 
langen, sparrig-abstehenden, mehrblüthigen Aestehen. Achse 
und Blüthenstiele mit zahlreichen, etwas ungleichen, abwärts ge- 
neigten, schlanken Stacheln, oft auch mit einigen Stieldrüsen. Kelch- 
blätter an Blüthe und Frucht locker zurückgeschlagen. Kronblätter 
elliptisch. Staubblätter die grünlichen Griffel erheblich überragend. 

Im nordwestdeutschen Flachlande und Hügellande ostwärts bis 
zur Weser hie und da; häufig in der Gegend von Bentheim, Burg- 
steinfurt und Borghorst nahe der Niederländischen Grenze. 

R. vulgaris C. Lindleyanus Focke in A. u. G. Syn. VI. 482 
(1902). R. Lindleyanus Lees Phytol. III. 361 (1848). Focke 
Synops. Rub. Germ. 143. Rogers Handb. Brit. Rubi 28. Nyman 
Consp. 216. 


Von dem Typus vorzüglich durch den verlängerten Blüthenstand und die 
zurückgeschlagenen Fruchtkelche verschieden; in Schössling und Blättern im 
wesentlichen mit ihr übereinstimmend, 


(In England eine der häufigsten und bestcharakterisirten Arten.) 


Zweifelhaft ist die Zugehörigkeit folgender Form zu R. vulgaris: 


l. laeinidtus (R. laciniatus Willd. Enum. pl. hort. Berolin. 550 [1809)). 
Blättchen doppelt fiederscehnittig, mit schmalen Abschnitten, beider- 


seits grün; Kronblätter eingeschnitten, blassrosa. — Uebrigens an R. vulgaris 
erinnernd, aber der Blüthenstand mehr zusammengesetzt. Fruchtbildung sehr 
reichlich. 


Offenbar eine schlitzblätterige Spielart, aber fast völlig samenbeständig. 
Meine Erfolg versprechenden Versuche zur Zurückführung der Pflanze auf die 
normale Form mussten leider abgebrochen werden. Die Stammform steht jeden- 
falls dem R. vulgaris sehr nahe. 


Hin und wieder angepflanzt; Herkunft unbekannt. — Bl. Juli. 


Unterart: 

B. R. Selmeri'). Kräftige Pflanze. Blätter ziemlich gross, 5- 
zählig; Blättchen unregelmässig- und mässig tief-gesägt, das endständige 
rundlich, am Grunde ausgerandet oder abgerundet, mit aufgesetzter Spitze. 
Blüthenstand zusammengesetzt, mit aufrecht abstehenden, meist unregel- 
mässig verzweigten oder trugdoldigen Aestchen. Achse und Blüthenstiele 
locker zottig, mit zahlreichen, kräftigen, sicheligen Stacheln bewehrt. 
Kelchblätter grauzottig, an der Frucht zurückgeschlagen. Kronblätter 
verkehrt-eiförmig, meist blass rosa. Staubblätter etwa griffelhoch oder 
gewöhnlich kürzer. 


Er begründete 1841 und redigirte die bekannte noch bestehende Zeitschrift Gardeners’ 
Chroniele und gab von 1829 bis 1847 das von Andrews begründete Bilderwerk 
Botanical Register heraus. Von seinen sonstigen zahlreichen und werthvollen sämmt- 
lich in London erschienenen Schriften nennen wir nur einige der wichtigsten. Rosarum 
monographia 1820. A Synopsis of the British Flora 1829. The genera and species 
of Orchidaceous Plants. 1830—40, The Vegetable Kingdom. 1846 (2. u. 3. Aufl. 
1848, 1853). Folia orchidacea I. Part. 1—9. 1842—59. 

1) Nach Kristian August Selmer, * 16. Nov. 1816 7 1. Sept. 1889, Nor- 
wegischem Staatsmann, 1880 zum Staatsminister ernannt, aber nachher gestürzt und 
verurtheilt. (Elmquist br.) 


31* 


484 Rosaceae. 


Waldpflanze; seltener an offenen Stellen. Ziemlich häufig in 
Schleswig-Holstein und Niedersachsen, bis in die Gegend von Minden 
verbreitet. Bl. Juli, Anf. Aug. 

R. Selmeri Lindeb. exs. 1884 no. 33. R. vulg. glabrätus Wh. 
et N. Rub. Germ. 38 (1825) nicht R. glabratus H. B. K. (1823). 
R. montanus G. Braun exs. (nicht Wirtg.). 


Die Originalpflanze von der Norwegischen Südküste zeigt lange durchblätterte 
Blüthenstände, die an R. Lindleyanus erinnern. Vielleicht entspringen sie alle tief 
an den Stämmen. Dänische und Deutsche Formen zeigen diese Eigenthümlichkeit 
nicht; ihr Blüthenstand ist dem der Leitart ähnlicher, aber lockerer und mit kräf- 
tigeren Stacheln bewehrt. Die Blätter sind von denen der andern Vulgaris-Formen 
völlig verschieden; ihre Gestalt scheint sehr beständig zu sein. Die Pflanze kann 
mit gleichem Rechte zu R. villicaulis und zu R. vulgaris gestellt werden, lässt sich 
daher vielleicht auch als selbstständige intermediäre Art auffassen. Manche Stöcke 
erinnern auch an R. nemoralis oder R. argenteus. 


(Südl. Norwegen, Dänemark; nach Rogers verbreitet in England.) 
# 


Muthmaassliche Bastarde des R. vulgaris. 


Mit R. rhamnifolius: unweit Hausberge bei Minden. Fruchtbar. 
Mit R. affinis: zwischen Ahlsen und Gehlenbeck bei Minden. Dem R, 
Selmeri ähnlich. 


Durch Bestäubung des R. Idaeus mit Pollen von AR. laciniatus will die 
englische Gärtnerfirma J. Veitech & Sons einen künstlichen Bastard (gen. „Golden 
Queen“) erzeugt haben (vgl. S. 447). 


3. Candicäntes (Focke Syn. Rub. 77, 154 [1877]. Nat. Pfl. 
III. 3. 31). Hochwüchsig, ohne sprosstreibende Kriechwurzeln. Schöss- 
linge anfangs aufrecht, später niedergebogen, wenig verzweigt, kahl oder 
zerstreut behaart, ohne Stieldrüsen, mit kräftigen Stacheln. Blätter 5- 
zählig; Nebenblätter linealisch. Blättchen bei den typischen Formen 
grob- und oft eingeschnitten gesägt, allmählich zugespitzt, oberseits wenig 
behaart, unterseits grau- bis weissfilzig. Aeussere Blättchen sehr kurz 
gestielt. Blüthenstand verlängert, meist schmal, nach oben zu kaum 
verjüngt, mit trugdoldig- 3- bis mehrblüthigen Aestchen, meist mit zer- 
streuten Stacheln, bei den typischen Formen stieldrüsenlos. Kelchblätter 
aussen graufilzie, nach der Blüthe zurückgeschlagen. Staubblätter nach 
dem Verblühen der Frucht anliegend oder über ihr zusammenneigend. 


Die typischen Formen ohne Reif oder Stieldrüsen und auch die verwandten 
Klein-Arten nur mit spärlichen Drüsen. Die unverletzten Schösslinge verzweigen 
sich erst spät im Herbste oder gar nicht; sie vermehren sich auch wenig durch 
einwurzelnde Spitzen. Die grobe Bezahnung der Blätter ist ein weiteres Merkmal, 
welches die Candieantes von den Rhamnifolii trennt. Die Stacheln sind zwar 
kräftig, aber weit weniger zahlreich als bei den Rhamnifolii. Von den Discolores 
unterscheiden sich die Oandicantes durch höheren Wuchs, gröber gesägte Blättchen 
und einen schmaleren Blüthenstand. Die Arten R. candicans, R. pubescens, R. 
Godronii und R. macrostemon bilden indess eine zusanımenhängende Reihe, inner- 
halb welcher jede Abgrenzung künstlich ist, während die Endglieder beträchtlich 
verschieden sind. In vieler Beziehung erscheinen die Candicantes als Mittelglieder 
zwischen R. sulcatus und R. tomentosus, zum Theil auch zwischen R. sulcatus und 
R. macrostemon; vgl. darüber oben S. 459 unter den Bastarden des R. sulcatus. 


u. ar 


Rubus. 485 


Uebersicht über die Arten und Unterarten. 


A. Echte Oandicantes: Hochwüchsig und ohne Stieldrüsen. 
I. Blättchen schmal-elliptisch bis herzeiförmig, unterseits dünn grau- 


filzig. 
a. Blüthenstände lang und schmal, straussförmig, meist locker, 
nach oben zu kaum verjüngt. R. thyrsoideus. 
Unterarten: 
1. Schösslinge kaum behaart. 
a. Blättchen schmal, länglich. R. candicans. 


b. Blättchen eiförmig oder herzeiförmig. R. thyrsanthus. 
c. Blättchen verkehrt-eiförmig, oberseits dunkelgrün, spiegelnd. 
R. fragrans. 
2. Schösslinge zerstreut büschelhaarig. 

a. Blätter gross, die älteren unterseits meist nur mit dünnem 
Filz R. persieinus. 

b. Blätter ziemlich klein, unterseits graufilzig. 
R. phyllostachys. 
b. Blüthenstände lang, nach oben zu verjüngt und dicht. Schöss- 
linge in der Jugend reichlich behaart. R. pubescens. 


Unterarten: 
1. Blättchen nicht eingeschnitten-gesägt, unterseits grau- bis 


weissfilzig. eu-pubescens. 

2. Blättchen grob- bis eingeschnitten-gesägt, unterseits blass- 

grün. amygdalanthus. 

II. Blättchen rundlich, unterseits filzig-weichhaarig. — Blüthenstand 

lang, steif, oberwärts dicht, R. Arduennensis. 

B. Abweichende Formen: Niedriger; mit einzelnen Stieldrüsen im 
Blüthenstande. 


I. Blättchen meist verkehrt-eiförmig, unterseits filzig-weichhaarig. — 
Schösslinge kräftig, mit starken Stacheln; Blattstiele oberseits 
gefurcht. R. Mereierii. 

II. Blättchen elliptisch oder herzeiförmig, unterseits kurzhaarig-filzig 
oder grün. 

a. Schössling niedrig; Blättehen gross, unterseits grün ; Blüthen- 
stand zerstreut nadelstachelig. R. Silesiacus. 
b. Schössling hoch bogig; Blättchen ziemlich klein, in der Jugend 
unterseits graufilzie. Blüthenstiele mit langen, pfriemlichen 
Stacheln. R. Gelertii. 


79. (22.) R. thyrsoideus (Wimm. Fl. Schles. 1. Aufl. 204 [1840\. 
Nyman Consp. 216. Suppl. 106.) h, zerfällt in eine Reihe von Unter. 
arten (s. oben), die im Wesentlichen durch die Merkmale der Gruppe 
(8. 5. 484) zusammengehalten werden. Bei uns kommen in Betracht: 


4. R. candicans. Schössling kräftig, hochwüchsig, anfangs 
fast aufrecht, im Spätsommer verlängert, bogig, oft ästig, zuletzt mit 


486 Rosaceae. 


liegenden, manchmal wurzelnden Spitzen, im unteren Theile stumpf- 
kantig, in der Mitte kantig, mit fast ebenen Flächen, nach der Spitze 
zu und an den Aesten tief gefurcht; Behaarung fast fehlend. Stacheln 
kantenständig, am Grunde klein, weiter oben zerstreut, kräftig, aus 
breitem Grunde lanzettlich, fast gerade, die obersten rückwärts geneigt. 
Blätter gefingert-5 zählig, mittelgross; Blattstiele behaart, mit sicheligen 
Stacheln, oberseits flach; Nebenblätter tief entspringend, linealisch. Blätt- 
chen bei Lichtstellung etwas lederig, ungleich- und scharf-ggob- 
gesägt, oft mit tief eingeschnittenen, grossen Zähnen, 
oberseits matt hellgrün, kahl oder in der Jugend etwas behaart, 
unterseits von dünnem Sternfilz weiss, zuletzt oft nur blassgrün. Jüngere 
Blättchen schmal, das Endblättchen aus gestutztem oder seicht 
herzförmigem Grunde schmalelliptisch, allmählich zugespitzt, 
später oft breiter, eiförmig oder herzeiförmig; äussere Blättchen schmal, 
mit deutlichem, aber sehr kurzem Stielchen. Blüthenstand lang 
und schmal, nach der Spitze zu kaum verjüngt, ziemlich locker, an 
den oberen Theilen des Stammes verlängert-traubig, an den mittleren 
meist mit trugdoldig-3 blüthigen Aestchen, straussförmig, an den unteren 
zusammengesetzt, mit vielblüthigen, unregelmässig verzweigten Aestchen, 
oft durchblättert. Achse und Blüthenstiele mit abstehendem Filz und 
spärlichen, sicheligen Stacheln. Deckblätter lanzettlich, die oberen drei- 
spaltig. Blüthen ansehnlich. Kelchblätter aussen graufilzig, an Blüthe 
und Frucht zurückgeschlagen. Kronblätter verkehrt-eilänglich, allmäh- 
lich in den Nagel Verschmälert, weiss oder hellrosa. Staubblätter die 
Griffel wenig überragend, zuletzt zusammenneigend. Blüthenstaub aus 
zahlreichen kleinen oder missgebildeten und wenigen grossen, wohl- 
gebildeten Körnern bestehend. Fruchtboden dicht behaart, Fruchtknoten 
kahl. Früchte gut ausgebildet, fast kugelig, ziemlich reichpflaumig, 
wohlschmeckend. Steinchen im Profil länglich. 

An lichten, halbschattigen Stellen zwischen Gebüsch, an Wald- 
rändern, auf Kahlhieben, an Steinbrüchen u. s. w., vorzugsweise im 
Hügellande und in der unteren Bergregion. Durch den grössten Theil 
des Gebietes verbreitet; in Deutschland an zerstreuten Standorten in 
Schlesien und Posen, die Oder nach Osten zu überschreitend, häufiger 
in den Vorbergen der Sudeten, hie und da in der Ebene im Westen 
der Oder und fast überall im Hügellande westlich der Elbe; in Böhmen, 
Mähren, Ungarn, Bosnien und der Hercegovina, sowie in den Voralpen 
zu beiden Seiten der Alpenkette bis in die Apenninen. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. candicans Wh. in Rehbeh. Fl. Germ. excurs. 601 (1832). 
Focke Synops. Rub. Germ. 164. Nyman Consp. 216. R. fruticosus 
Wh. et N. Rub. Germ. 24 t. VII (1825). R. coarctätus P. J. Müll. 
in Flora (BZ.) XLI (1858) 133. R. montänus Libert in Lejeune Fl. 
Spa II. 317 (1813)? 

Eine stattliche und auffallende Art, durch hohen Wuchs, schmale, grob gesägte, 
unterseits weisse Blättchen und lange, schmale Blüthenstände ausgezeichnet. 


R. candicans ist zuerst durch Weihe und Nees bestimmt unterschieden, aber 
für den typischen R. fruticosus Linne&s gehalten worden. Es empfiehlt sich daher, 


Rubus, 487 


‚die später von Weihe gegebene Benennung für diese Art festzuhalten. Der un- 


gefähr gleichzeitig veröffentlichte Name R. thyrsoideus umfasst zweifellos auch den 
R. thyrsanthus, eignet sich daher besser als Colleetivbenennung für die Gesammtart. 
Der mit höchst dürftiger Beschreibung veröffentlichte Name R. montanus Libert 
(Fl. Spa) war in keiner Weise geeignet, die Erkennung der Art zu fördern. Man 


darf muthmassen, dass er sich auf R. candicans bezieht. 


Mangelhafte getrocknete Exemplare sind nicht immer mit Sicherheit von den 
ähnlichen Unterarten und Arten (R. pubescens, R, persieinus) zu unterscheiden ; die 
Zugehörigkeit der lebenden Sträucher zu einem oder dem andern Typus bleibt bei 
sorgfältiger Untersuchung viel seltener zweifelhaft, doch giebt es mannichfaltige 
Mittelglieder, deren sichere Einordnung kaum möglich ist. 


(Verbreitung der Unterart: Frankreich; England ?) * 


BD. R. persicimus. Schössling zerstreut büschelhaarig; Blätter 
gross; Blättchen alle gestielt, ungleich- und nach vorn zu tief-gesägt, 
oberseits kahl, unterseits durch anliegenden schimmernden Filz grau- 
lich, später oft nur blassgrün; Endblättchen aus abgerundetem oder 
seicht herzförmigen Grunde elliptisch, eiförmig oder verkehrt-eiförmig, 
lang zugespitzt. Blüthenstand länglich, ziemlich dicht, mit aufrecht-ab- 
stehenden, trugdoldig getheilten Aestechen. Blüthen ansehnlich, rosa 
oder weiss. — Uebrigens wie R. candicans. 

In den kleinen Karpaten und längs der Nordseite der Alpen- 
kette im Hügellande, in den Vorbergen und den grösseren Thälern. - 
Nordwestl. Ungarn bis zur nordwestl. Schweiz, Süddeutschland (Süd- 
bayern, südl. Schwarzwald). Bl. Ende Juni, Juli. 

R. persicinus A. Kerner Ber. NV. Innsbr. II. 37 (1871). Nov. 
pl. spec. III. 14. Nyman Consp. 216. 


Der ursprüngliche R. persieinus Kerner’s scheint eine auf trockneren Stand- 
orten entwickelte seltenere Form einer weit verbreiteten Unterart zu sein, für die 
man wohl zweckmässig den obigen Namen beibehält. Zu unterscheiden sind: 


A. eu-persicinus. Mässig hoch, mit deutlich behaarten Schösslingen, mittel- 
grossen Blättern, ziemlich gedrungenen Blüthenständen und schön rosafarbenen 
Blüthen. — R. persieinus A. eu-persicinus Focke in A. u. G. Syn. VI. 487 
(1902). 

B. argyröpsistl). Sehr hoch, mit fast kahlen Schösslingen, grossen Blättern, an- 
sehnlichen, ziemlich lockeren Blüthenständen und weissen oder blassröthlichen 
Blüthen. — R. persieinus B. argyropsis Focke in A. u.G. Syn. VI. 487 (1902). 
R. argyropsis Focke Synops. Rub. Germ. 170 (1877). Nyman Consp. 216. 

Die beiden Formen sind anscheinend durch mancherlei Uebergänge ver- 
bunden, sodass eine strengere Unterscheidung schwerlich durchführbar ist. 


(Verbreitung der Unterart: bisher nur im Gebiete.) 11 


©. R. thyrsanthus’?), Schössling erst im Spätsommer bogig 
niedergebeugt, nur ausnahmsweise mit wurzelnden Spitzen, von 
oben bis unten deutlich gefurcht, kahl oder fast kahl; Blättchen 


1) Von &oyvoog Silber und öwıg Anblick, wegen der silberschimmernden 
Blattunterfläche und weil die Pflanze von einigen für BR. argenteus gehalten 
worden war. 

2) Von $öo00g, der bekannte bekränzte Stab der Bacchanten ; in der botan, 
Kunstsprache dichte Rispe (daher auch thyrsoideus), und &v&og Blüthe, 


488 Rosaceae. 


ungleich- und ziemlich grob-, aber nicht eingeschnitten-gesägt; End- 
blättchen in der Jugend ziemlich schmal, in ausgewachsenem Zustande 
breit elliptisch oder eiförmig bis herzeiförmig. Die oberen Blüthenstände 
schmal und meist verlängert, straussförmig, die tiefer entspringenden 
zusammengesetzt, ästig, nach oben rasch verjüngt. Kronblätter länglich- 
elliptisch bis rundlich. Fruchtsteinchen mehr dreieckig. 

In Deutschland von der Weichsel und von Nordschleswig bis zum 
östlichen Harz und Thüringen verbreitet; ohne Zweifel auch in Böhmen 
und Mähren. Im Westen in Formen von R. phyllostachys übergehend. 
Bl. Ende Juni bis August. 

R. thyrsanthus Focke Synops. Rub. Germ. 168 (1877). Nyman 
Consp. 216. R. discolor euodes G. Braun exs. 


Eine mannichfaltige Formenreihe, deren Endglieder sich zum Theil dem A. 
candicans, zum Theil dem R. sulcatus oder R. plicatus eng anschliessen. Von R. 
candicans, phyllostachys und pubescens oft schwer abzugrenzen ; bei trockenen Zweigen 
ist eine genaue Bestimmung meist nicht mögiich. Grob gesägte, schmale Blättchen 
deuten auf R. candicans, einigermaassen erhebliche Behaarung des Schösslings auf 
R. pubescens oder R. phyllostachys. 


R. Grabowskii1) (Wh. in Wimm, u. Grabowski Fl. Sil. I. 2. 32 [1829]. 
Nyman Consp. 216 Suppl. 106) ist mangelhaft und unkenntlich beschrieben, in den 
späteren Auflagen der Fl. Sil. aber mit Recht völlig übergangen worden. Der Stock, 
. auf den sich die Benennung bezog, ist anscheinend eine extreme, vielleicht mon- 
ströse oder hibride Form des R. thyrsanthus gewesen. Der Name hat, vermuthlich 
aus lautlichen Gründen, in England und Frankreich besonderes Interesse erregt und 
ist dort auf allerlei verschiedenartige, schlecht charakterisirte individuelle oder lokale 
Formen übertragen worden. 


B. Schnell&@ri2) nähert sich den Corylifoliern durch schwach bereifte Schösslinge 
und breite, sich mit den Rändern berührende Blättehen. Im Blüthenstande 
oft einige Stieldrüsen. Früchte gross, mattschwarz Sonst dem R. thyrsanthus 
ähnlich. In den kleinen Karpaten. — R. thyrsanthus B. Schnelleri Focke in 
A.u. G. Syn. VI. 488 (1902). R. Schnelleri Holuby in OBZ. XXIII (1873) 377. 


(Verbreitung der Unterart: Dänemark, südl. Schweden.) #1 


D. R. phyllöstachys?). Schössling bis weit hinab gefurcht, 
mehr oder minder reichlich behaart. Blättchen nach vorn zu mit 
seichten, ausgeschweiften Einbuchtungen, dazwischen ziemlich gleich- 
mässig und nicht tief gesägt, oberseits kahl, unterseits dicht graufilzig, 
im Schatten blassgrün. Endblättchen in der Jugend länglich, zuweilen 
nach vorn verbreitert, später rhombisch-elliptisch oder aus seicht herz- 


1) Nach Heinrich Emmanuel Grabowski, * 1792 7 1842, Apotheker in 
Oppeln, lebte zuletzt in Breslau; mit Wimmer Verfasser der Flora Silesiae, 3 Bände, 
Vrat. 1827—9, allein der Flora von Oberschlesien. Breslau 1843. 

2) Nach Wilhelm August Schneller, * 3. Juni 1807 Pressburg, 7 11. Juni 
1886 daselbst, als k. k. Rittmeister im Ruhestande, verdient um die Flora des west- 
lichen Ungarns, besonders von Presburg, und von Futak bei Peterwardein. Siehe 
Verhandl. d. Ver. f. Naturkunde zu Presburg, II. Band, 2. Sitzungsberichte S. 13 
und III. 1, Abhdlg. S. 1, ferner Nachtrag ebenda, IV. Bd., S. 79 u. Sitz.-Ber. S. 59. 
Sein grosses Herbar hinterliess er Herrn ey. Pfarrer d.L. Holuby in Ns-Podhrad, 
von dem es nach Budapest kam. Er war durch viele Jahre Custos der Sammlungen 
des Vereins für Naturkunde zu Presburg (Kornhuber br.). 

3) Von pöA/ov Blatt und ozdyvg Aehre. 


Rubus. 489 


förmigem Grunde breit eiförmig, kurz gespitzt. Blüthenstand wie bei 
thyrsanthus. Oberfläche der blüthenständigen Laubblätter meist mit 
einigen Sternhärchen. Kronblätter breit-elliptisch, meist weiss. 


An Waldrändern und in Lichtungen, besonders unter dem nach 
dem Abtrieb aufwachsenden Jungholz, in die Gebüsche und Hecken 
der bebauten Landstriche übergehend. Südwestdeutschland bis zur südl. 
Rheinprovinz, Schweiz. Bl. Ende Juni, Juli. 


R. phyllostachys P. J. Müller Flora XLI (1858) 133. Focke 
Syn. Rub. 172. 

In der Blattgestalt dem R. ihyrsanthus, in der Behaarung dem R. pubescens 
ähnlich. P. J. Müller eitirt R. pubescens Wh. et N. einfach als Synonym zu 
seinem R. phyllostachys. In Frankreich ist der Name R. phyllostachys besonders 
beliebt geworden und für verschiedenartige Pflanzen angewendet. Gegen R. persi- 
einus ist R. phyllostachys manchmal schwer abzugrenzen, obgleich die typischen 
Formen in der Tracht wesentlich verschieden sind. 


Als Formen von R. phyllostachys betrachte ich: 


B. elätior (R. elatior Focke in Gremli Beitr. Fl. Schwz. 70 [1870]. Synops. 
Rub. Germ. 171. Nyman Consp. 216). Blättehen nach vorn zu tief- und scharf- 
gesägt; Endblättchen rhombisch-elliptisch. Im>-Uebrigen wie der Typus. 


O. tümidus (R. tumidus Gremli Beitr. Fl. Schwz. 70 [1870]) hat Striegelhaare 
und mehr oder minder zahlreiche Sternhärchen auf den Blattoberflächen, in 
südlicheren Gegenden manchmal einen Ueberzug von dünnem Sternfilz. In 
wärmeren Lagen in der Schweiz und Piemont. 


(Verbreitung der Unterart: Mittleres und südliches Frankreich, 
Spanien, Italien; in den südlichen Gegenden vorzugsweise die zu 
Il. fumidus gehörigen Formen.) =| 


E. R. fragrans. Schössling hoch bogig, rothbraun gefärbt. 
Blättchen meist nicht gross, oberseits spärlich behaart, dunkelgrün, 
spiegelnd, unterseits angedrückt-dünnfilzig; Endblättchen länglich-ver- 
kehrt-eiförmig bis schmal elliptisch, kaum zugespitzt. Blüthenstand 
schmal, meist lang, mit 1- bis 3blüthigen Aestchen. Blüthen schön 
rosa, etwas honigduftend. Fruchtboden wenig, Fruchtknoten oft reichlich 
behaart. Früchte gut entwickelt. 

Waldränder und Waldlichtungen. In den Wesergegenden oberhalb 
Minden i. W. und von da westwärts bis Burgsteinfurt und bis zum 
Rhein (Drachenfels) zerstreut (wahrscheinlich auch am linken Rheinufer). 
Bl. Juli. 

R. fragrans Focke Synops. Rub. Germ.: 172 (1877). Nyman 
Consp. 216. 


(Verbreitung der Unterart: Der in Frankreich bis zur Gironde 
vorkommende R. rhodobatus (Boulay exs.) scheint nach trockenen 
Zweigen kaum verschieden zu sein, wird aber von Boulay selbst als 
R. thyrsoideus ‘X ulmifolius gedeutet.) =] 


(Verbreitung der Art: Skandinavien; England; Frankreich ; Spanien; 
. Italien.) *| 


490 Rosaceae, 


Bastarde des R. thyrsoideus. 


Die Eigenschaften des Formenkreises des R. thyrsoideus gehen bei Kreuzung mit 
anderen Arten grossentheils verloren. Mit einiger Sicherheit sind bisher erst wenige 
hierher gehörige Bastardformen erkannt worden. Boulay führt aus Frankreich 
Kreuzungen mit R. nitidus, R. ulmifolius und R. macrophyllus auf, Im Gebiete 
sind folgende Verbindungen einigermaassen genau beobachtet worden. 


Mit R. tomentosus: s. unter den Bastarden des R. tomentosus, 


Mit R.vestitus: scheint hin und wieder im westlichen Gebiete vorzukommen, 
Unfruchtbar oder wenig fruchtbar, mit gemischten Eigenschaften in Wuchs, Blatt- 
gestalt und Behaarung. x 


R. fragrans X egregius habe ich einmal bei Burgsteinfurt gesehen, sah 
in mancher Beziehung dem dort wachsenden R. Banningii ähnlich. 
Mit R. caesius: wahrscheinlich nicht selten, 


80. (23.) R. pubescens. ı. Zerfällt in 2 Unterarten (vgl. S. 485) 


A. R. eu-pubescens. Schössling kräftig, bogig, kantig, mit 
gefurchten Flächen, büschelig-, nach oben zu anliegend-behaart, mit 
kräftigen, breit aufsitzenden, mehr oder minder gekrümmten Stacheln. 
Blätter gefingert-5zählig; Blättchen ungleichmässig- und scharf-, zu- 
weilen ziemlich grob-gesägt, oberseits mattgrün, fast kahl, unterseits die 
jüngeren weissfilzig, die älteren meist grau oder im Schatten blassgrün ; 
Endblättchen schmal eiförmig oder elliptisch, am Grunde abgerundet 
oder kurz-gestutzt, selten herzförmig, vorn allmählich lang gespiizt. 
Blüthenast mit 3- und 5zähligen Blättern; deren Blättchen sich nicht 
deckend. Blüthenstand verlängert, nach oben zu verjüngt, zusammen- 
gesetzt, am Grunde beblättert, in der Mitte mit aufrecht-abstehenden, 
trugdoldig-getheilten, 3- bis 7blüthigen Aestchen. Achse filzig-zottig, 
mit starken, breit aufsitzenden, sicheligen oder hakigen Stacheln. Blüthen- 
stiele filzie, wenig bewehrt. Blüthen ansehnlich. Kelchblätter tief concav, 
aussen grau- bis weissfilzig, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen, 
aber mit abstehenden Spitzen. Kronblätter verkehrt-eiförmig, weiss oder 
blass-rosa. Staubblätter die Griffel überragend. Früchte reichlich ent- 
wickelt, gross, wohlschmeckend. 

Waldungen, Waldlichtungen und Gebüsche, vorzüglich im Hügel- 
lande, aber auch in die Ebenen des Nordwestens übergehend. Von 
Niedersachsen und Thüringen bis in die Eiffel und nach Belgien; zer- 
streut; Steiermark? Bl. Ende Juni, Juli. 

R. pubescens Wh. in v. Bönningh. Prodr. Fl. Monast. 152 (1824). 
Wh. u. N. Rub. Germ. 42 t. XVI. Focke Syn. Rub. Germ. 199. Nyman 
Consp. 217. Suppl. 106. 


Mittelglied zwischen R, candicans und R. macrostemon, würde sich natur- 
gemäss unter die Sammelart R, thyrsoideus stellen lassen, wenn nicht die ebenso 
nahen Beziehungen zu der Sammelart R. heducarpus die Beibehaltung einer selbst- 
ständigen Stellung zweckmässig erscheinen liessen. Im Herbar durch die behaarten 
Schösslinge und die nicht eingeschnittenen Blättchen leichter von R. candicans zu 
unterscheiden, steht jedoch dieser Art in den allgemeinen Eigenschaften näher, 
Wuchs niedriger, Blüthenstände am Grunde breiter, Stacheln mehr gekrümmt. Aendert 
ab in der Zahl und Stärke der Stacheln, der Länge der Staubblätter u. s. w. Die 
Blüthenfarbe und die Entwiekelung des Filzes der Blattunterflächen sind von stand- 
örtlichen Verhältnissen abhängig; aus Früchten der weissblühenden, mit unterseits 


‚ Rubus. 491 


weissfilzigen Blättern versehenen typischen Form aus der Gegend von Minden habe 
ich im Garten die rosablühende Schwemmlandsform mit unterseits grauen oder blass- 
grünen Blättern erzogen. — Nach A. v. Hayek ÖBZ. LI (1901) 303 ist R. pubescens 
in der Umgebung von Hochenegg bei Cilli in Steiermark gefunden ; vermuthlich handelt 
es sich um eine der schwer definirbaren Zwischenformen aus der Gruppe des R. 
phyllostachys. 

(Verbreitung der Unterart: Nordfrankreich als R. cavaticanlis 
u. s. w, selten in England.) | =] 


B. R. amygdalanthus'). Schössling spärlich behaart; Blätt- 
chen kürzer gestielt, daher sich mit den Rändern oft berührend oder 
selbst deckend, gröber und oft eingeschnitten-gesägt, oberseits striegel- 
haarig, unterseits nur in der Jugend etwas grau, später blassgrün. 
Blüthenstand oft durchblättert, an der Hauptachse mit ziemlich schwachen, 
schmalen, sicheligen Stacheln. Kronblätter rosa. 

In Schlesien am Streitberg bei Striegau (Schwarzer); im Königr. 
Sachsen (ges. von H. Hofmann) und im östlichen Thüringen zerstreut. 
Bl. Ende Juni, Juli. 

R. amygdalanthus Focke Synops. Rub. Germ. 174 (1877). Nyman 
Consp. 216. 


Aendert ab. 
B. Misniensis2) mit Stieldrüsen an Blattstielen und im Blüthenstande, oft 
auch am Schössling; Blätter meist fussförmig. — Um Meissen, Königr. Sachsen. 


— R. amygdalanthus B. Misniensis Focke in A. u. G. Syn. VI. 491 (1902). 
R. Misn. H. Hofmann Pl. erit. Sax. Fasc. VII. No. 168 (1902). 


(Verbreitung der Unterart: Nur im Gebiete.) I*1 
(Verbreitung der Art: Nordfrankreich; England.) ®| 


Bastarde des R. pubescens. 
* Mit R. sulcalus s. 8. 459. 


Dem R, pubescens nahe stehend ist: 


R. Linkianus3). Schössling kantig, kurz flaumig; Blättchen ungleich- 
grob-gesägt, oft fast eingeschnitten, oberseits ziemlich kahl, unterseits dicht weiss- 
filzig, auch im Schatten nicht ergrünend. Endblättehen aus gestutztem Grunde an- 
fangs schmal, später breit-elliptisch, vorn einfach-spitz oder mit kurzer Zuspitzung. 
Blüthenstand ziemlich dieht, rispig, nur am Grunde beblättert, nach oben zu kaum 
verjüngt, mit zerstreuten Stacheln. Blüthen ansehnlich, halb gefüllt, weiss. Frücht- 
chen spärlich entwickelt. 

Als Zierpflanze an Hecken und Mauern gebaut. Herkunft nicht bekannt; 
stammt wahrscheinlich aus Frankreich. — Bl. Juli. 

R. Linkianus Ser. in DC. Prodr. II. 560 (1825). R. paniculdtus Schlecht. 
in Link Enum. hort. Berol. 2. II. 61 (1822) nicht Sm. (1819). 

Entspricht nicht ganz dem typischen R, pubescens, weicht aber durch die 
grobgesägten Blättchen auch von R. dynatos ab, zu dem (R. „robustus“) Genevier 
die Pflanze stellt. Auch Formen von R. phyllostachys stehen dem R. Linkianus 
sehr nahe, 


1) Von &uvyödin Mandel und &vdog Blüthe. 
2) Nach der Stadt Meissen (Misnia), 
3) S. S. 366 Fussn. 1. 


492 Rosaceae. 


81. (24.) R. Arduennensis!). h. Schössling in hohem Bogen auf- 
strebend, später mit der Spitze den Boden erreichend und kriechend, 
von oben bis unten mit gefurchten Flächen, durch abstehende Büschel- 
haare mehr oder minder behaart, zuletzt fast kahl. Stacheln ziemlich 
kräftig, lanzettlich. Blätter gefingert-5 zählig; Blattstiel oberseits flach, 
nach dem Grunde zu rinnig; Stielchen dicht filzig; Blättchen klein, 
lederig, ungleich-gekerbt-gesägt, mit abgerundeten, durch ein aufgesetztes 
Spitzchen gekrönten Zähnen, oberseits kahl oder fast kahl, unterseits 
durch einen dichten, weichen, fast sammetigen Filz grau 
oder weissgrau. Endblättchen kaum doppelt so lang wie sein 
Stielchen, eirundlich, breit-elliptisch oder rund, kurz gespitzt; 
äussere Seitenblättchen kurz gestielt. — Blüthenzweige meist nur drei- 
zählige Blätter führend. Blüthenstand schmal, lang, steif, 
unten oft unterbrochen und durchblättert, der obere Theil dicht, blatt- 
los, an schwächeren Zweigen manchmal traubig; Aestchen kurz, trug- 
doldig wenig- bis 1blüthig. Achse und Blüthenstiele dichthaarig-filzig, 
mit meist sparsamen, kurzen, gebogenen Stacheln. Blüthen ziemlich 
klein ; Kelchblätter aussen zottig graufilzig, unbewehrt, zurückgeschlagen, 
etwa so lang wie die besonderen Blüthenstielchen. Kronblätter breit- 
elliptisch, weiss, seltener blassrosa. Staubblätter beim Aufblühen die 
Griffel überragend. Früchte grosspflaumig, Kelchblätter mit abstehen- 
den Spitzen. | 


An buschigen Berglehnen, Felsen, Steinbrüchen, dürren, sonnigen 
Plätzen im südl. Westfalen, in Nassau, in der Rheinprovinz und in 
Lothringen, sowie im Berg- und Hügellande Belgiens. Für die Schweiz 
zweifelhaft, dagegen anscheinend im westlichen Piemont (ges. von 


Rostan). Bl. Juli. 


R. Arduennensis Libert in Lejeune Fl. Spa. II. 317 (1813). 
Focke Synops. Rub. Germ. 158. Boulay in Rouy u. Camus Fl. France 
VI. 74. Nyman Consp. 216. 

Der lange, schmale, nach oben zu dichte Blüthenstand und die kleinen, rund- 


lichen, unterseits fast sammetig-weichen Blättehen sind für diese Art charakteristisch, 
Aendert ab mit gröber eingeschnittenen Blättchen, 


(Nordöstl. Frankreich.) £) 


82. (25.) R. Silesiacus. Schössling kräftig, aus bogigem Grunde 
hingestreckt, ohne Haltpunkte niedrig bleibend, andernfalls kletternd, 
kantig, flachseitig, kurzhaarig, an der Spitze oft mit einzelnen Stiel- 
drüsen, im Herbste ästig, wurzelnd. Stacheln am Grunde der Stämme 
gedrängt, kurz, pfriemlich, oberwärts etwas ungleich, lanzettpfriemlich, 
gerade oder etwas zurückgeneigt. Blätter vorwiegend gefingert-5 zählig, 
Blattstiel kurzhaarig, oberseits flach; Nebenblätter ziemlich breit, 
lineallanzettlich. Blättchen schlaff, sich mit den Rändern deckend, 
scharf- und nach vorn zu ungleich-doppelt-gesägt, oberseits striegelhaarig, 


1) Nach dem Waldgebirge der Ardennen s. II. S. 472 Fussn. 3. 


Rubus. 493 


unterseits auf den Nerven weichhaarig, blassgrün; End- 
blättehen etwa dreimal so lang wie sein Stielchen, breit herz- 
eiförmig, allmählich zugespitzt; äussere Seitenblättchen kurz gestielt. 
Blüthenstand verlängert, gedrungen, ziemlich schmal, schon 
vor dem Aufblühen steif und aufrecht. Achse und Blüthenstiele dünn 
filzig, mit zerstreuten Nadelstacheln und einzelnen Stieldrüsen. 
Deekblätter lanzettlich oder lineallanzettlich. Blüthen mittelgross; Kelch- 
blätter aussen kurzhaarig-graufilzig, weiss berandet, zurückgeschlagen, 
etwa halb so lang wie die Blüthenstielchen. Kronblätter verkehrt- 
eiförmig oder elliptisch, weiss. Staubblätter beim Aufblühen die Griffel 
überragend. Fruchtboden dicht behaart, Fruchtknoten kahl oder mit 
einzelnen Haaren. Früchte gut ausgebildet, mittelgross, reichpflaumig. 

Waldränder und Gebüsche, namentlich auf Sandboden. Prov. 
Posen, Schlesien, Lausitz, Böhmen, Mähren, Südabhang der Karpaten 
in Ungarn (Holuby, S. Kup&ok). Bl. Ende Juni, Juli. 

R. silesiacus Wh. in Wimm. et Grab. Fl. Sil. I. 2. 53 (1829). 
Wimm. Fl. v. Schles. 3. Aufl. 629. Focke Synops. Rub. Germ. 251. 
Nyman Consp. 216. 

Blüthenstand des R. thyrsoideus, weicht aber durch niedrigen Wuchs, schwächere, 
pfriemliche Stacheln, breitere Nebenblätter, unterseits grüne Blättehen und das Vor- 
kommen von Stieldrüsen ab, Als R. sparseglandulosus beschreibt A. v. Hayek 
in OBZ. LI (1901) 355 aus einer „Schlucht hinter Schloss Gutenegg bei Bad Neu- 


haus“ in Steiermark eine Brombeere, welche sich nicht durch bestimmte Merkmale 
von R. Sülesiaeus abgrenzen lässt. Aehnlich ist R. Misniensis s. oben $. 491. 


An die Üandicantes schliessen sich folgende Klein- 
arten an: 


1. R. Gelertii!). Schössling hoch bogig, kantig, nach oben zu 
oft mit gefurchten Flächen, wenig: behaart, mit spärlichen Stieldrüsen 
und zahlreichen kräftigen, geraden oder leicht gebogenen Stacheln. 
Blätter gefingert-5 zählig; Blättchen fast lederig, unregelmässig- 
und nach der Spitze zu fast eingeschnitten-scharf-gesägt, 
oberseits etwas glänzend, unterseits kurz graufilzig, zuletzt graugrünlich; 
Endblättchen aus gestutztem Grunde breiter oder schmaler elliptisch, 
lang zugespitzt. — Blüthenstand schmal, am Grunde durch- 


1) Nach Otto Kristian Laurits Gelert, * 9. Nov. 1862 Nübel auf Sundewitt 
(Schleswig-Holstein), 7 20. März 1899 Kopenhagen, Apothekergehülfe in Ripen, 
später in Horsens, 1894—6 Chemiker an der Zuckerfabrik Tangermünde, zuletzt 
Hilfsarbeiter am Botanischen Garten in Kopenhagen. G. war einer der besten Kenner 
der Dänischen Flora, hat auch während seines Aufenthaltes in Deutschland schöne 
Funde gemacht, und werthvolle Beiträge zur Kenntniss von Batrachium, Draba u.a. 
geliefert. 1897 bereiste er die Canarischen Inseln. Vor allen aber galten seine 
Studien der Gattung Rubus, deren Bearbeitung er für die Synopsis übernommen 
hatte. Er veröffentlichte 1887 mit Apotheker Kristian Friderichsen in Haders- 
leben, jetzt in Gudumholm bei Aalborg, * 24. Jan. 1853 Kopenhagen (br.), in Bot. 
Tidsskr. XVI eine eingehende Arbeit Danmarks og Slesvigs Rubi und gab mit dem- 
selben Rubi exsiecati Daniae et Slesvigiae heraus. Auch über die von ihm in 
Deutschland beobachteten Rubi berichtete er in BV. Brand. XXXVIII (1896). 
Vgl. C. Ostenfeld in Botan. Tidsskr. 1900. Die Verf. der Synopsis sind ihrem 
Freunde G. für werthvolle Mittheilungen zu Dank verpflichtet. A. u. G. 


494 | Rosaceae. 


blättert, nach oben zu gedrungen. Achsen und Kelche filzig-kurzhaarig, 
mit zerstreuten Stieldrüsen und langen, pfriemlichen Stacheln. Blüthen 
mittelgross; Kelchbecher oft drüsenborstig; Kelchblätter aussen graugrün, 
nach der Blüthe locker zurückgeschlagen; Kronblätter eiförmig, weiss. 
Staubblätter die Griffel überragend. 

Zerstreut in Ostschleswig, besonders im Norden; ein einzelner Stock 
zu Stendorf nördl. von Bremen gefunden. Bl. Juli. 

R. @elerti K. Friderichsen Bot. Tidsskr. XV. 237 (1886). Nyman 
Consp. Suppl. 107. 


Mittelform zwischen R. candicans und R. radula. 


(Dänemark: auf Fünen und in Jütland; ähnliche, zum Theil gut 
übereinstimmende Formen im östlichen England.) | 


Bastard des R. Gelertii. 


Bei Stendorf nördl. von Bremen kommt neben dem R. Gelertü ein Bastard 
dieser Art mit R. villicaulis incarnatus vor. I] 


2. R. Merecierii'). Schössling bogig, kräftig, kantig, mit ge- 
furchten Flächen, behaart, mit kräftigen, oft gekrümmten Stacheln. 
Blattstiele oberseits gefurcht; Blättchen grob-gezähnt, unterseits grau- 
filzig-weichhaarie. Aeussere Seitenblättchen kaum gestielt, das end- 
ständige von wechselnder Form, meist aus ausgerandetem Grunde ver- 
kehrt-eiförmig. — DBlüthenast unter dem Blüthenstande oft reichlich 
stieldrüsig. Blüthenstand ziemlich lang, nach oben verjüngt, oft bis 
über die Mitte durchblättert; Achsen graufilzig-zottig, meist mit zer- 
streuten Stieldrüsen und gebogenen Stacheln. Blüthen ansehnlich, rosa; 
Staubblätter griffelhoch. Früchte gut entwickelt. 

Waldränder und Hecken. Verbreitet in der südwestl. Schweiz 
und in Savoyen. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. Mercieri Genev. M&m. Soc. Maine-et-Loire XXIV. 174 (1868). 
Focke Syn. Rub. 160. Nyman Consp. 217. Suppl. 106. 


Durch die Stieldrüsen, die sehr kurz gestielten Seitenblättehen, die weiche 
Behaarung der Blattunterflächen, niedrigeren Wuchs, krummere Stacheln u. s. w. 
von R. phyllostachys verschieden. Aendert übrigens vielfach ab, kommt auch ohne 
Stieldrüsen vor. Erscheint als Mittelform zwischen R. thyrsoideus-und-R.-vestitus, 
steht aber der ersten Art viel näher. Den Abkömmlingen des R, tomentosus X ves- 
titus sehr ähnlich. 


(Frankreich. * 


Bastarde des R. Merecierti. 


Aus der Umgebung von Genf werden durch Schmidely Bastarde mit R. 
ihyrsoideus, R. rusticanus, R. tomentosus, R. conspicuus und R. 
ewestius beschrieben, 


4. Tomentösi (Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 2. Fasc. 1 [1858]. Focke 
Syn. Rub. 77, 225 [1877]. Nat. Pfl. III. 3. 31). Niedrig, mit langen, 


1) 8. II. S. 192 Fussn. 1. 


Rubus. 495 


gedrungenen, oft stieldrüsigen Blüthenständen. Blattstiele krumm- 
stachelig, oberseits rinnig; Blättchen oft oberseits sternhaarig, am Rande 
ungleich-eingeschnitten-gesägt, unterseits filzig. 

Die Gruppe wird gebildet durch R. tomentosus und seine Abkömmlinge, von 
denen die meisten offenbare Bastarde sind. Viele von ihnen sind bei einiger Auf- 
merksamkeit leicht als von dieser Art abstammend zu erkennen; in einigen Fällen 
bleibt es zweifelhaft, ob Arten mit Sternhärchen auf den Blattoberflächen eine 
nähere Verwandtschaft zu R. tomentosus besitzen. 

Von den Discolores ist R. tomentosus durch die erwähnten Eigenschaften leicht 
zu unterscheiden. Näher stehen die Candicantes, welche durch höheren Wuchs, nicht 
rinnige Blattstiele, Fehlen der Stieldrüsen und meist auch der Sternhärchen, sowie 
durch die Grösse aller Theile abweichen. 


83. (26.) R. tomentosus. I. Niedrig, 0,5—-1,0 m hoch, selten in 
Gebüschen höher ansteigend. Schösslinge ungleich, die meisten aufrecht, 
mit nickender Spitze, oder doch aufstrebend, dünn, hart, kantig, ge- 
furcht, locker behaart, selten ganz kahl, oft mit zerstreuten Stieldrüsen 
und Stachelchen, mit ziemlich kurzen, derben, leicht gebogenen bis 
sicheligen Stacheln bewehrt; ausserdem an denselben Pflanzen häufig 
niederliegende, stumpfkantige, dicht abstehend behaarte, sparsam bewehrte 
Kriechtriebe, die im Herbste wurzeln. Blätter ziemlich klein, 3zählig 
bis fussförmig-5 zählig, selten gefingert. Blattstiel krummstachelig, 
oberseits rinnig; Nebenblätter klein, fädlich. Blättchen ziemlich 
dick, bei Lichtstellung lederig, sich nicht mit den Rändern berührend- 
nach vorn zu sehr grob-, meist eingeschnitten-gesägt, ober- 
seits bald grau-sternfilzig, bald zerstreut sternhaarig, bald kahl und hell- 
grün, unterseits dicht behaart und weiss- oder grau-filzig. End, 
blättcehen 4- bis 6mal länger als sein Stielchen, meist rhombisch 
oder rhombisch-verkehrteiförmig, nach dem Grunde zu keil- 
förmig verschmälert und am Blattstiel kurz gestutzt, vorn einfach 
spitz, ohne abgesetzte Spitze. Seitenblättchen der 3zähligen Blätter 
kurzgestielt, häufig 2lappig oder 2theilig; äussere Blättchen der 5- 
theiligen schmal elliptisch, mit sehr kurzen Stielchen. — Blüthenäste 
kantig, behaart und krummstachelig; Blüthenstand ansehnlich, ziem- 
lich lang, meist schmal und dicht, am Grunde beblättert, nach oben 
zu verjüngt, mit aufstrebenden, mehrblüthigen, unteren Aestchen; die 
- oberen Aestchen kurz, mit fast büscheligen Blüthenstielchen, oder ganz 
_ einfach. Achsen dicht filzig-zottig, reichlich fein nadelstachelig, 
mit zerstreuten oder zahlreichen Stieldrüsen. Deckblätter lanzettlich oder 
lineallanzettlich, filzig, die unteren 3spaltig. Blüthen kleiner als bei 
den meisten drüsenarmen Arten. Kelehblätter aussen dicht graufilzig, 
- zuweilen nadelig, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen; Kronblätter 
breit-elliptisch, weiss, oft mit etwas gelblichem Hauch. Staubblätter 
etwa so hoch wie die Griffel. Blüthenstaub gleichkörnig. 
Fruchtknoten kahl. Früchtehen etwas sparrig abstehend. Früchte manch- 
' mal wenig saftig, schwarz, glänzend. Fruchtsteinchen ellipsoidisch. 

Im Hügellande, im Süden auch im Gebirge, an buschigen Thal- 
_ lehnen und steinigen Hängen, weniger häufig im Walde. Verbreitet 
durch das mittlere und südliche Gebiet mit Ausnahme der Ebenen. 


496 Rosaceae. 


Meidet Granit und reinen Sandstein. Aus Galizien nicht bekannt, aber 
im ganzen Ungarischen Berglande häufig; in Deutschland liegt die Nord- 
grenze der Verbreitung bei Kösling in Schlesien, im Thüringer Walde, 
beim Siebengebirge und im Ahrthal am Rhein. In wärmeren Lagen 
in Böhmen und Franken nicht selten, am Rhein oberhalb Koblenz 
häufige. Bl. Ende Juni, Juli; im Norden bis zum August. 

R. tomentösus Borkhausen in Röm. N. Magaz. f. Bot. I. 2 (1794). 
Focke Synops. Rub. Germ. 226. Boulay in Rouy u. Camus Fl. France 
VI. 75. Nyman Consp. 218. Suppl. 107. R. triphyllus ‘) Bellardi App. 
fl. Pedem. 24 (1792) nicht Thunb. (1784). R. hypoledcos?) Vest in 
Syll. pl. nov. Ratisb. I. 235 (1824). 


Hauptformen sind: 

A. can&scens. Stieldrüsen und Stachelchen zerstreut oder ganz fehlend; Blätt- 
chen oberseits dicht graufilzig. — In südlicheren Lagen treten zwischen dem 
Sternfilz auch grössere Büschelhaare und Einzelhaare auf, zugleich pflegt die 
Behaarung der Achsen reichlicher zu sein; diese Form ist B. meridionalis 
Kerner in Focke Syn. Rub. 226 (1877) = R. australis Kern. Ber. NV. Innsbr. 
II. 155 (1871) Nov. pl. sp. III. 32 nicht Forster genannt. — R. tomentosus 
var. canescens Wirtg. in Focke Syn. Rub. Germ. 229 (1877). R. canescens 
DC. Cat. hort. Monsp. 139 (1813). Nyman Consp. 218. 

B. ein&reus. Stieldrüsen und Stachelchen zahlreich; Blättchen oberseits graufilzig. 
— R.tomentosus B. einereus Focke in A. u. G. Syn. (1902). R. cinereus Rchb. 
Fl. Germ. exc. 607 (1832). Nyman Consp. 218. 

C. glabrätus. Stieldrüsen und Stachelchen spärlich; Blättehen oberseits grün, 
kaum sternhaarig. — R. tomentosus C. glabratus Godr. Monogr. Bub. Nancy 27 
(1843). — Hieher R. Lloydianus3) Genev. M&m. Soc. Ac. Maine-et-Loire X. 
26 (1861). 

D. setoso-glandulösus. Stieldrüsen und Stachelehen zahlreich; Blättchen 
oberseits grün, kaum sternhaarig. — R. tomentosus D. setoso-glandulosus Wirtg. 
in Focke a. a. O. (1877). 

Eine ausgezeichnete und in allen ihren Abänderungen leicht kenntliche 
Art. Sehr selten und ganz vereinzelt kommen Stöcke mit hlassröthlichen 
Blumen oder mit untersejts grünen Blättchen vor. Blüthenstand und Blatt- 
gestalt weichen häufiger ab. 

In Frankreich trennt man vielfach die Formen mit oberseits kahlen 
Blättern von dem R. tomentosus ab. Der durch Genevier unterschiedene, 
kahlblätterige R. Lloydianus 3) soll Stieldrüsen und Stachelehen auf demsSchöss- 
ling, aber nieht im Blüthenstande führen, er soll ferner zahlreichere Stacheln 
und gelblich weisse Blüthen haben, im Gegensatz zu dem rein weiss blühenden 
R. tomentosus. Die reichlich drüsenführenden Formen des R. tomentosus sind 
nach Genevier überhaupt nicht zu bestimmen. Die Sternhärchen , welche 
den Filz der Blattoberflächen bilden, finden sich auch bei den kahlblätterigen 
Formen, wenn auch oft in geringer Menge und manchmal nur an den jüngeren, 
insbesondere den blüthenständigen Blättern. Das Auftreten von grossen Büschel- 
haaren und unregelmässig (nicht striegelig) gerichteten Einzelhaaren zwischen 
dem Sternfilz der Blattoberflächen ist mit keinerlei Aenderung wesentlicher 
Eigenschaften verbunden. Eine irgendwie natürliche Trennung des Formen- 
kreises des R, tomentosus in zwei oder mehrere Arten ist völlig undurchführbar, 
wenn auch die einseitig ausgeprägten Abänderungen, einzeln mit einander ver- 
glichen, zum Theil ungemein verschieden sind. 


(Orient, Südeuropa.) |* 
1) zeipvilos dreiblättrig. 


2) Von öz6 unten (unterseits) und Aevx0g weiss. 
3) S. II. S. 624 Fussn, 1. 


a u re ee Fe re re le Ze 


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Rubus, 497 


Bastarde des R. tomentösus. 


R. tomentosus geht leicht Kreuzungen mit anderen Brombeerarten ein. Bei 
den ausgeprägten Eigenschaften des R. tomentosus lässt sich die Betheiligung des- 
selben an zweifelhaften Kreuzungsformen selbst an trockenen Zweigen gewöhnlich 
leicht erkennen. Ueber die zweite Stammart wird man indessen meistens nur durch 
Untersuchung an den natürlichen Standorten volle Sicherheit gewinnen, wenn auch 
oft eine annähernde Bestimmung trockener Zweige möglich ist. 

Bastarde des R, tomentosus erkennt man vorzüglich an Sternhaaren auf den 
Blattoberflächen, rinnigen Blattstielen, krummen Blattstielstacheln, nach dem Grunde 
zu keilisen, vorn grobgesägten Blättchen, diehtem Blüthenstand u. s, w. Bei allen 
Bastarden der Art ist die Fruchtbarkeit sehr geschwächt. Jede einzelne Verbindung 


ist ungemein formenreich, sodass Beschreibungen bestimmter Individuen gar keinen 
Zweck haben. 


Ueber die verschiedenen Verbindungen ist Folgendes zu bemerken: 


A. Kreuzungen mit drüsenlosen Arten. 


Mit R.sulcatws?: ähnlich den Thyrsoidei. Sanzenberg bei Weiach, C. Zürich 
(R. Keller). 

Mit R. candicans: Tracht meistens dem R. candicans ähnlich ; die Pflanze 
fällt oft zunächst durch ihre Unfruchtbarkeit auf. Als R.polyadnthus!)(P. J. Müll. 
Pollicehia XVI—XVIH. 96 [1856]. Nyman Consp. 218 Suppl. 107) beschrieben; eine 
dem R. tomentosus ähnlichere Form ist R. pyenostachys?) (P. J. Müll. a. a. O. 101 
[1856]. Nyman Consp. 218). Hibriden dieses Ursprungs sind häufig; ebenso geht 
R. tomentosus mit den Formen von R, phyllostachys Verbindungen ein, wo er mit 
ihnen zusammentrifft. Bei Genf ist auch R. Mercierii X tomentosus beobachtet. 

Mit R. rusticanus: überall häufig, wo die beiden Arten zusammentreffen, 
also vorzüglich im Rhonegebiete und im Süden der Alpen. Uugemein formenreich, 
bald völlig unfruchtbar, bald gut fruchtend, als R. @lbiduws Mereier in Reut. Cat. 
pl. vasc, Geneve ed. 2. 288 (1861), R. cuneifolius Merc. a. a. O. 282 (1861) 
(= sphenoides 3) Focke in Gremli Beitr. Fl. Schweiz. 248 [1870]), R. Baldensis#) 
Kern. Ber. NV. Innsbr. II. 144 (1871) (Nov. pl. spec. III. p. 21. Nyman Consp. 218. 
Suppl. 107), oft auch als R. collinus beschrieben. Einige Formen sehen aus, wie ein 
ungemein kräftiger und reichblühender R. tomentosus, andere wie ein blassblühender 


„R. rusticanus. Eine lange Liste von Namen für Formen dieser hibriden Verbindung 


giebt Boulay in Rouy u. Camus Fl. France VI. 80—82. 

Mit R. bifrons: oft durch einen besonders reichlich langstacheligen Blüthen- 
stand ausgezeichnet. Im Rhein-, Rhone- und Donaugebiet. Hierher R. anomalus 
P. J. Müll. Flora XLI. 136 (1858). R. megathamnusÖ5) Kern. Ber. NV. Innsbr. II, 
150 (1871) u. s. w. 

Mit R. macrostemon: nur durch das Vorkommen neben R. macrostemon 
sicher von den vorigen Verbindungen zu unterscheiden. Oft ungemein kräftig und 
mit reich entwickeltem Blüthenstande. Im Osten durch Holuby in Nordungarn, 
im Westen durch Schmidely bei Genf beobachtet. R. Schwarzeri6) Holuby 
ÖBZ. XXIII (1873) 376 stammt entweder von R. macrostemon oder von R. bifrons. 
Vgl. ferner R. moestus in der Gruppe der Discolores. 

Mit R. carpinetorum s. diese Art. 


1) zoAdavdog vielblüthig. 

2) Von zvxwög dicht und ordyvs Aehre. 

3) 0 mwosıdig keilförmig. 

4) Nach dem Monte Baldo am Gardasee. 

5) Von weyag gross und Fduvog Strauch. 

6) Nach Karl Ferdinand Schwarzer, * 21. April 1829 + 3. April 1870 
Kuhnern bei Striegau in Schlesien, Thierarzt daselbst, um die schlesische Flora, 
besonders auch um die Kenntniss der Rubi verdient. Er entdeckte u. a. für diese 
Provinz Carex Boenninghauseniana, welche er zuerst mit Wimmer als (©. panieulata 
X remota deutete. Vgl. J. Zimmermann BV. Brand. XVII (1875) 84. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 32 


498 Rosaceae. 


B. Kreuzungen mit den Vestiti und Radulae. 


Mit R. vestitws: meist durch die breiten Blättchen und die reichliche Be- 
haarung kenntlich. Nicht selten im Rheingebiete, insbesondere in der Schweiz und 
in der Eiffel beobachtet. Ist ziemlich fruchtbar und geht in späteren Generationen 
in samenbeständige Rassen über (vgl. Synops. Rub. Germ. 46, 47); hierher R. chn.o- 
östachys!) P. J. Müll. u. Wirtg. in Focke Syn. Rub. 240 (1877). Nyman Consp. 218 
(zum Theil), R. macrophyllus hypoleüeus Synops. Rub. Germ. 218 (1877); R. Bertri- 
censis?2) Wirtg. Hb. Rub. Rhen. in Focke Syn. Rub. (1877). Nyman Consp. 218. 
Suppl. 107. — Zu den primären Bastarden gehören R, collinus Godr. in Gren. 
u. Godr. Fl. Fr. 545 (1848) nicht DC., sowie Formen, die als R. amphitapos) 
P. J. Müller u. Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 1. No. 123 in Focke Syn. Rub, 240 
(1877). Nyman Consp. 218. R. Schültzii4) Ripart in P. J. Müller Pollichia 
XVI— XVII. 289 (1859). Nyman Consp. 218. R.acidacänthos>) P. J. Müller 
u. Wirtg. a. a. O. (1877). Nyman Consp. 218 u. s. w. beschrieben sind. 

Mit R. conspicuwus: durch Schmidely unweit Genf beobachtet. 

Mit R. rudis: bei der grossen Verschiedenheit der Stammarten sehr eigen- 
thümlich; unfruchtbar. Von Gremli bei Schaffhausen, von Schmidely unweit 
Genf beobachtet. 

Mit R. foliosus: bei Genf als R. Bayeri X tomentosus (Schmidelpy). 


C. Kreuzungen mit den Koehleriani und Glandulosi. 


Mit R. Koehleri: Rheinprovinz, Gegend von Genf. h 

Mit R.hirtws: unfruchtbar. Hierher R. cancellätus (Kern. ÖBZ. XLI! [1892] 
73). Tracht des R. hirtus, Blätter unterseits weissfilzig. Andere Hibride mit R. hirtus 
oder verwandten Formen fand Holuby im Com. Trenäin, darunter auch eine 
ÖBZ. 1875 8. 311 beschriebene fruchtbare.Form. In der freien Natur wird man 
auch Kreuzungen mit R. serpens und anderen Glandulosen bestimmt unterscheiden 
können. 


D. Kreuzungen mit R. caesius. 


Durch bereifte Stengel, feinere Stacheln, breitere Nebenblätter und Blättchen, 
ungestielte Seitenblättehen, kürzere Blüthenstände u. s. w. von R. tomentosus zu 
unterscheiden, dagegen vielen Formen aus der Gruppe der Corylifolii ähnlich. Von 
R. caesius durch die den R. tomentosus charakterisierenden Eigenschaften, ins- 
besondere den Blüthenstand, die Bewehrung und die Sterphärchen der Blattober- 
flächen zu unterscheiden. Ungemein formenreich! 


Ueberall, wo R. tomentosus wächst, ist R. caesius X tomentosus die gemeinste 
Brombeerform des Culturlandes, auf dem sie sich an Weg- und Ackerrändern, an 
Weinbergsmauern und in Hecken einnistet. Durch Anlehnung an den menschlichen 
Anbau erhält sie sich in Gegenden, in denen R. tomentosus ausgerottet ist; der 
Bastard ist z. B. in Thüringen keineswegs selten. Gleicht in der Tracht den 
Corylifolii und den Hibriden des R. caesius mit anderen drüsenarmen Brom- 
beeren, doch sind bei einiger Uebung die von R.tomentosus stammenden Merkmale 
meist leicht zu erkennen; die Auffindung der Sternhärchen auf den Blattoberflächen 
bestätigt dann die Bestimmung. Die gewöhnlichsten Formen des Bastards sind als 
KR. agrestis Waldst. u. Kitaibl Deseript. et icones plant. rar. Hung. III. 296 (1812) 
und R. deltoideus P. J. Müll. Flora XLI (1858) 181 beschrieben ; bei dem letzten 
erinnert schon die dreieckig-rhombische Blattgestalt auffallend an R. tomentosus,. 
Ausserdem haben sehr zahlreiche hierher gehörige Formen und Individuen besondere 
Namen erhalten. Im Allgemeinen ist die Fruchtbarkeit des R. caesius X tomen- 


1) Von xvodog Flaum und ozdyvgs Aehre. 

2) Nach dem Kurorte Bertrich in der Eiffel. 
3) dupirarog auf beiden Seiten wollig. 

1) S. S. 352 Fussn. 2. 

5) Von &xiz Spitze und dxavd« Stachel. 


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Rubus. 499 


tosus gering, doch kommen zuweilen besser fruchtende Exemplare vor. Erwähnens- 
werth ist R.Vrabelyianus!) Kern. OBZ. XIX (1869) 203 aus Ungarn, dessen Schöss- 
linge reichlich behaart und drüsenreich sind, der aber durch die rautenförmigen, 
vorn eingeschnittenen Blättchen, die breiten Nebenblätter, rinnigen Blattstiele u. s. w. 
sich den häufigsten Formen des Bastards anreiht. Weit mehr abweichend sind 
Exemplare, die Vollmann aus der Gegend von Regensburg eingesandt hat: das 
Endblättchen ist bei ihnen breit herzeiförmig, der Blüthenstand locker und sparrig, 
die Blüthen sind gross. Auch R, faseiculatus (P. J. Müll. Flora XLI. 182 [18583]) 
dürfte ein R. caesius X tomentosus sein, jedenfalls gehören die durch Boulay 
Ronces Vosg. no. 38 vertheilten Exemplare dahin. Müllers Originalpflanze, von 
der noch Niemand ein Exemplar gesehen hat, hatte grundständige Blüthentriebe, 
daher der auffällige Bau des Blüthenstandes. Neuere Brombeerbeschreiber machen 
aus grundständigen Blüthentrieben ganz verschiedener Abkömmlinge des R. caesius 
eine eigene „Art“: fascieulatus. 

Es hat gar keinen Zweck, die unzähligen individuellen und localen Formen 
des R. caesius X tomentosus zu benennen oder zu beschreiben. Vgl. übrigens R. 
colurnifolius unter den Corylifolii. Nach den Grundsätzen vieler Brombeer- 
beschreiber würden sich aus dem Formenkreise des R. caesius X tomentosus min- 
destens 30 gut zu unterscheidende „Arten“ herausheben lassen. Manche dieser 
Formen sind sehr eigenartig ausgeprägt. Bei Berücksichtigung aller einzelnen Merk- 
male würde man mehrere hundert „Arten“ erhalten. 


Dem R. tomentosus verwandt ist: 


R. brachybötrys. Dem R. tomentosus in der Tracht ähnlich, 
niedrig und kleinblättrig, drüsenlos; Blattoberseite mit Striegelhaaren 
und Sternhärchen. Schössling scharfkantig, mit mässig kräftigen Stacheln. 
Blattstiel kaum gefurcht. Blättchen unterseits graufilzig, später graugrün. 
Blüthenstände kurz, traubig. Blüthen weiss. Bl. Juni. 

Bei Luino am Lago Maggiore; ob weiter verbreitet? Die Südtiroler 
dahin gestellte Pflanze ist verschieden. 

R. brachybotrys Focke Nuov. Giorn. Bot. Ital. XVI. 170 (1884). 


I*1 


R. collinus. Eine ungenügend bekannte Pflanze. Gewöhnlich versteht man 
Mittelformen zwischen R. tomentosus und R. rusticanus unter diesem Namen, Es 
mag indess sein, dass eine ungemein dicht behaarte Pflanze, welche dem R. rusti- 
camus nahe steht, den ursprünglichen R, collinus darstellt. Diese südfranzösische 
Form ist mir aus dem Gebiete nicht sicher bekannt. 

R. collinus DC. Cat. Monsp. p. 139 (1813). Nyman Consp. 218. Suppl. 107. 

R. obtusängulus s. oben 8. 476. 

R. moestus, der im östlichen Ungarn verbreitet ist, erinnert fast nur durch 
den Sternfilz der Blattoberflächen an R. tomentosus; s. S. 511 unter den Discolores. 

R. empelios steht dem .R. carpinifolius nahe, hat aber Sternhärchen auf den 
Blattoberflächen. Er wächst im Schwarzwalde, fern von R. tomentosus. S. 8. 467. 


5. Discolöres (Villicaules 1. Discolores Focke Syn. Rub. 
Germ. 177 [1877]. Nat. Pfl. III. 3. 32). Kräftige, meist halb immer- 
grüne, bei freiem Stande etwa meterhohe Pflanzen. Schösslinge bogig, 


1) Nach Martin Vrabelyi, * 1807 Rippes [Repäs] (Ct. Zips), 7 16. Juni 
1877 Erlau, bis 1868 Gräfl, Kärolyischer Verwalter des Sauerbrunnens in Paräd, 


. verdient um die Flora des Heveser Comitats, besonders der Mätra. Er veröffent- 


lichte ein Pflanzenverzeichniss in Montedögoi Heves &s Külsö-Szolnok . .. . leiräsa 
Eger (Erlau) 1868. Eine Abhandlung von Vr, A Mätra növeny földrajzi väzlatos 


‚ismertetese (Pfanzengeographische Skizze der Matra) wurde erst im Programm des 


Erlauer kathol. Obergymnasiums 1890/1 veröffentlicht (Borbäs br.). 
32* 


500 Rosaceae. 


wenig und unregelmässig verzweigt, im Herbste mit wurzelnden Spitzen, 
kantig, behaart, stieldrüsenlos, mit starken, gleichartigen, kantenständigen 
Stacheln. Blattstiele oberseits flach. Blättchen fest, fast lederig, sämmt- 
lich gestielt, mässig tief- aber nicht eingeschnitten-gesägt, unterseits 
dieht weissfilzig. Blüthenstand zusammengesetzt, verlängert, mit trug- 
doldigen, nach oben an Länge abnehmenden Aestchen. Kelchblätter 
aussen weissfilzig, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen. 

Die Rhamnifolii, welche zum Theil unterseits weissfilzige Blätter haben, unter- 
scheiden sich durch höheren Wuchs, reichliche Verzweigung, feine Serratur und 
lang gestieltes Endblättchen. Es kommen indess auch unter den Discolores reich- 
verzweigte Arten und feine Serratur vor. Die Candicantes weichen durch ein- 
geschnittene Blätter und schmale, straussförmige Blüthenstände ab. R. tomentosus 
ist zarter, hat eingeschnittene Blättchen und rinnige Blattstiele, führt auch fast 
immer Stieldrüsen. Die Vestiti sind durch weichhaarige Blattunterflächen und die 
selten fehlenden Stieldrüsen am leichtesten zu erkennen. Zur Unterscheidung der 
Silvatiei müssen vorzugsweise deren unterseits grüne oder doch nur in der Jugend 
graufilzige Blättehen dienen. -— Selbstverständlich giebt es Zwischenglieder, von 
denen es zweifelhaft sein kann, ob sie zweckmässiger der einen oder der andern 
Gruppe zugewiesen werden. 


Die Discolores gliedern sich in Mitteleuropa im Wesentlichen in vier ver- 
schiedene Arttypen, denen sich eine Anzahl von Uebergangsformen, die meist nur 
eine beschränkte Verbreitung haben, anschliessen. 


Uebersicht über die Arten und Unterarten: 


A. Blattunterflächen mit dichtem, angedrückten Sternfilz, auch im 
Alter und im Schatten weiss bleibend. 

I. Schösslinge scharfkantig, gefurcht, bereift; Blätter 5zählig; 

Blüthenstand verlängert, dicht; Staubblätter meist griffelhoch. 

R. ulmifolius. 


Unterarten : 
a. Blättchen oberseits kahl; Blüthenachsen angedrückt-weissfilzig; 
Staubbeutel unbehaart. R. rusticanus. 
b. Blättchen oberseits ohne ‚Sternhärchen; Blüthenachsen ab- 
stehend behaart; Staubbeutel unbehaart. R. Dalmatinus. 


e. Blättehen oberseits mit Stern- und Striegelhaaren; Blüthen- 
achsen kurzfilzig; Staubbeutel mit langen Haaren. 

R. Anatolieus. 

II. Schössling meist mit stumpfen, nur streckenweise mit scharfen 

Kanten, unbereift; Blätter theils 3zählig, theils fussförmig- 

5zählig; Blüthenstand kürzer und lockerer als bei R. ulmifolius, 

mit langen, geraden Stacheln ; Staubblätter die Griffel überragend. 


R. bifrons. 


B. Blattunterflächen mit lockererem, im Schatten und im Alter ver- 
blassenden Sternfilz und ausserdem meist kurzhaarig. 
I. Sehr kräftig; Blätter meist gefingert-5zählig. Blättchen oberseits 
spärlich striegelhaarig; Staubblätter die Griffel überragend. 


R. hedyearpus. 


Par 


RENT ET EN 


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Rubus, 501 


Unterarten: 


a. Schössling scharfkantig, gefurcht; Endblättchen elliptisch oder 
rundlich, kurz gespitzt; der obere blattlose Theil des Blüthen- 
standes gedrungen. R. macrostemon. 

b. Aeussere Seitenblättehen kaum gestielt, sonst wie macrostemon. 

R. praecox. 

e. Schössling in der Mitte mit ebenen oder gewölbten Flächen; 
Endblättehen eiförmig oder elliptisch, lang und schmal zu- 
gespitzt; der obere blattlose Theil des Blüthenstandes locker, 
stark verjüngt. R. Godronii. 

II. Blättchen oberseits mattgrün, striegelhaarig und sternfilzig oder 
doch sternhaarig, sonst dem R. macrostemon ähnlich. 
R. moestus. 


Die weniger verbreiteten verwandten Arten schliessen 
sich meistens an R. hedycarpus an: 

R. Szaboi: Blättchen unterseits graufilzig; Blüthenstand kurz und 
gedrungen. 

R. chnoostachys: Schwächer als R. hedycarpus; Blattunterflächen 
weichhaarig-filzige; Achsen des Blüthenstandes dicht filzig-zottig. 

R. Banningii: Wuchs niedrig; Blüthenstand sehr entwickelt, locker, 
mit zerstreuten, sicheligen Stacheln. 

R. genieulatus: Blättchen lang zugespitzt; Blüthenstand sehr ent- 
wickelt, locker, dicht mit langen Nadelstacheln bewehrt. 


Mehr abweichend sind: 


R. earpinetorum: Schösslinge dünn, dicht behaart; Achsen des 
Blüthenstandes langhaarig, nadelstachelig. 

R. myrianthus: dem R. ulmtfolius ähnlich, mit umfangreichem 
Blüthenstande und dicht filzig-zottigen Achsen; Staubblätter die Griffel 
überragend. 


84. (27.) R. ulmifolius. h. Schössling stark, bogig, derbstachelig, 
behaart, meist bereift; Blätter 5zählig, Blättchen meist klein, unterseits 
weissfilzig. Blüthenstand verlängert, nur unten durchblättert, kaum 
verjüngt, mit derben, gebogenen Stacheln und weissfilzigen Achsen; 
Blüthen mittelgross, mit rundlichen, meist rosafarbenen Kronblättern. 
Staubblätter gewöhnlich griffelhoch. 

R. ulmifolius Schott in Isis (1818) 821. 

Obgleich diese Art in allen einzelnen Theilen ungemein veränderlich ist, be- 
sitzt sie doch ein so charakteristisches Gepräge, dass ihre Erkennung im Leben selten 

' Schwierigkeiten macht. Es empfiehlt sich indessen, die am weitesten verbreitete 


Unterart unter der besonderen Benennung aufzuführen, unter welcher sie am besten 
bekannt ist, nämlich: 


A. R. rustieamus. Bildet bei freiem Stande dichte, verworrene, 
_ etwa meterhohe Gebüsche, die in warmen und geschützten Lagen immer- 


grün sind. Schösslinge bogig, lang gestreckt, kräftig, kantig, gefurcht, 
_ meist blau bereift, im unteren Theile locker abstehend-behaart, 


502 Rosaceae. 


nach oben zu mit angedrückten Haaren, in der Sonne schülferig, im 
Herbste ästig und mit wurzelnden Spitzen. Stacheln sehr kräftig, 
lanzettlich, gerade oder geneigt, an den Aesten leicht gebogen. 
Blätter fussförmig- oder gefingert-5zählig; Blattstiel oberseits 
flach; Nebenblätter schmal linealisch, oft am Rande drüsig; Blättchen 
ziemlich klein, derb, lederig, ungleich-scharf-gesägt, oft mit abwärts ge- 
bogenen Rändern, oberseits dunkelgrün, kahl oder mit einzelnen Haaren, 
unterseits durch angepressten, dichten Sternfilz (wie getüncht) 
weiss, ohne längere Haare; Endblättchen meist verkehrt-eiförmig, übrigens 
von sehr wechselnder Gestalt, schmal länglich, eiförmig, elliptisch, keil- 
förmig oder fast rundlich, mit kurzer, meist aufgesetzter Spitze, am 
Grunde schmal gestutzt. — Blüthenstand an schwachen Zweigen 
schmal traubig, an den stärkeren schmal rispig, in der Regel nach 
oben wenig verjüngt, verlängert, reichblüthig, nur am Grunde durch- 
blättert; Achsemit kräftigen, breiten, zum Theil hakigen Stacheln, 
nebst den Aestchen und Blüthenstielen angedrückt weissfilzig, 
manchmal ausserdem locker abstehend behaart, namentlich unter den 
Blüthen; Aestehen gewöhnlich ziemlich kurz, die unteren achselständigen 
traubig, die mittleren trugdoldig, oft regelmässsige Dichasien tragend. 
Blüthen mittelgross. Kelchblätter kürzer als die Blüthenstielchen, aussen 
dicht weissfilzig, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen. Kronblätter 
breit, meist lebhaft rosa, seltener blassröthlich oder weiss. Staubblätter 
meist etwa so hoch wie die Griffel, um Mitte der Blüthezeit ausgebreitet ; 
Antheren unbehaart; seltener mit einzelnen Härchen; Blüthenstaub aus 
gleichartigen, normalen, kleinen Körnern bestehend. Fruchtknoten filzig, 
selten kahl. Griffel meist roth oder röthlich. Früchte mittelgross, klein- 
pflaumig. Fruchtsteinchen im Profil halbirt breit-eiförmig. 


An Waldrändern und unter Büschen, namentlich aber an Weg- 
rändern, Mauern und Hecken des angebauten Landes verbreitet. Meist 
sehr gesellig, selbst nahe den Grenzen des Vorkommens. Sehr häufig 
im Mittelmeergebiete, insbesondere an den felsigen Küsten der Adria, 
in Ligurien und der Provence, in allen südlichen Alpenthälern (in 
Tirol bis Brixen); in der Schweiz in Tessin, Unterwallis, Waat, Genf 
und Neuenburg; in Deutschland nur um Aachen, hier aber häufig; 
in Belgien in den warmen Flussthälern; hier und da in die südlichen 
Niederlande übergehend. Bl. im Süden Juni, Juli; im Norden Juli, 
August. 

R. rusticanus E. Mercier in Reut. Catal. pl. Geneve 2 &d. 279 
(1861). Rogers Handb. Brit. Rubi 40. Nyman Consp. Suppl. 106. 
R. discolor Wh. exsice.; Wh. et N. Rub. Germ. 46 (1825) z. T. 
(tab. 20 fig. c, d, e, fl. R. Dalmäticus Guss. Fl. Sie. Synops. I. 567 
(1842). R. ulmifölius Schott a. a. OÖ. (1818) z. T. Focke Synops. 
Rub. Germ. 178 (1877). Nyman Consp. 217. Suppl. 106. 

Abgesehen von den bereits erwähnten Abänderungen in Blattgestalt, Blüthen- 
farbe u. s w. in fast allen Merkmalen variirend. Zuweilen ist der Schössling ohne 


Reif, die Blättchen sind nicht scharf-gesägt, sondern breit gezähnelt, die Blüthen- 
stände am Grunde verbreitert, sehr stachelig oder wenig bewehrt, die Blüthen gross, 


NE ET 


Rubus. 503 


die Staubblätter länger als die Griffel, zuweilen auch kürzer. Auffällig sind die 
Formen mit gleichförmiger, feiner Serratur. Auf derartige unbeständige Merkmale 
und Abänderungen sind zahlreiche Artbeschreibungen begründet worden. Die ab- 
weichenden Formen kommen meistens ganz zerstreut vor, und stimmen, wenn man 
sie lebend beobachtet, in der Tracht und in den meisten Eigenschaften mit dem 
Arttypus genau überein. Durch Kreuzung können sie nicht erklärt werden, weil 
sie oft an Orten vorkommen, an denen gar keine andere Art wächst. 
Bemerkenswerth erscheint: 


B. Franeipänii!): Blättchen klein und schmal; Blüthenstand locker, sehr zier- 
lich. — Wohl nur standörtliche Felsenform. Hercegowina; ohne Zweifel auch 
sonst — R. rusticanus B. Francipamii Focke in A. u. G. Syn. VI. 503 (1902). 
R. Franeipani Tineo in Guss. Suppl. 157 (1832—34) (Sieilien). 

Entwiekeltere Blüthenstände und grössere Blätter hat 

II. Caldesiänus2); er ist aber im Uebrigen ähnlich: Achsen des Blüthen- 
standes ausser dem Sternfilz mit lockeren, aufrecht abstehenden Büschel- 
haaren und mit subsessilen Drüsen, von denen einzelne zu kurzen Stieldrüsen 
entwickelt sind. Bei Faenza (Emilia) gefunden; sehr ähnliche Formen und 
Uebergänge zum Typus sah ich aus Südtirol, Tessin (Bellinzona) und Piemont. 
— R. rusticanus II. Caldesianus Focke in A. u. G. Syn. VI. 503 (1902). 
R. Caldesianus Focke in Nuov. Giorn. Bot. Ital. XVI. 169 (1884). 


m. laciniosus (Focke in A. u. G. Syn. VI. 503 [1902]). Blättchen 
unregelmässig tief eingeschnitten und geschlitzt. — Pinerolo in Piemont 
(England). 

(Westl. Mittelmeergebiet bis zur Westküste der Balkanhalbinsel 
und Nordafrica bis Tunis; Spanien, Portugal, Frankreich, Grossbritannien, 
Azoren, Madeira, Canaren; verschleppt nach Südbrasilien, Argentinien 
und Chile, anscheinend auch nach Ceylon.) *] 


B. R. Dalmatinus. Achsen des Blüthenstandes dicht 
abstehend behaart, filzig-zottig. Blättchen oft am Rande wellig 
und eingeschnitten. Blüthen blassrosa. Blattunterflächen mitunter durch 
kurze Behaarung etwas weich. 

Hercegovina, Dalmatien, Istrien, Küstenland. 

R. fruticosus var. Dalmatinus Tratt. Ros. monogr. III. 33 (1824). 
R. amoenus Portenschlag Herb. nach A. Kerner. 


Der angedrückte weisse Filz der Blüthenstandsachsen lässt die normalen Formen 
der Unterarten A und ( leicht erkennen und von den übrigen Discolores unter- 
scheiden. Die abweichende Behaarung von B macht dies sonst vortreffliche Merk- 
mal für die Charakteristik der Gesammtart unbrauchbar. Die mitunter ausgesprochene 
Vermuthung, dass B durch Kreuzung mit R. tomentosus oder R. vestitus entstanden 
sei, lässt sich in keiner Weise begründen. — Die Abgrenzung dieser Unterart ist 
sehr unsicher, da sich in Italien und Westeuropa zahlreiche Formen finden, bei 
denen die Behaarung des Blüthenstandes sich der des R. Dalmatinus nähert. 


- (Verbreitung der Unterart: vgl. vor. Absatz.) =]? 


C. R. Anatölicus. Blättchen meist vorn sehr breit, fast ge- 
stutzt, mit kurzer Spitze, oberseits zerstreut-behaart und mit spär- 
lichen oder zahlreichen Sternhärchen bekleidet. Kronblätter aussen 


1) Alle unsere Bemühungen, über die Persönlichkeit, nach der diese Pflanze 
benannt ist, etwas zu erfahren, blieben ohne Erfolg. 
2) 8. I. S. 385 Fussn. 1. 


504 Rosaceae., 


kurzhaarig, innen kahl, nebst den Staubfäden lebhaft purpurn. Antheren 
mit langen Haaren. Pollenkörner meist regelmässig, grösser als bei 
der Leitart. Fruchtknoten am Griffelgrunde mit langen und kurzen 
Haaren. 

In der Hercegovina bei Mostar, in Bosnien vielleicht noch auf- 
zufinden. Bö 

R. Anatolicus Focke in Abh. Natw. Ver. Bremen IX. 335 (1880). 
— Wahrscheinlich gehört R. sanguineus Frivaldszky in Flora XVII 
(1835) S. 334 hierher. 


Der Leitart sehr ähnlich und anscheinend durch viele Uebergänge mit ihr 
verbunden. Es scheint, dass die Sternhärchen, wie bei R. tomentosus, zuweilen 
fehlen, ohne dass die übrigen Eigenschaften irgendwie verschieden sind. 


(Verbreitung der Unterart: Orient: Balkanhalbinsel, Aegypten, 
Syrien, Mesopotamien, Kleinasien, Kaukasusländer; anscheinend auch 
schon im östlichen Sicilien. El 


(Verbreitung der Art: Britische Inseln, Frankreich, Iberische Halb- 
insel, Nord-Atlantische Inseln, Mittelmeergebiet östlich bis zu den 
Euphratländern; verschleppt nach Süd-America und ? Ceylon.) x] 


Bastarde des R. ulmifolius. 


Mit R. sulcatus: s. 8. 459. 

Mit R. Merecierii: s. 8. 494. 

Mit R. tomentosus: häufig; s. S. 497. 

Mit R. vestitus: bei Aachen, in Belgien und in der Umgegend von Genf 
(Sehmidely), (häufig in Frankreich und England). 

Mit R. incanescens: s. unter dieser Art. 

Mit R. caesius: ungemein häufig und formenreich. Boulay führt 26 fran- 
zösische „Arten“ auf diese Verbindung zurück (Rouy u. Camus Fl. France VI. 
p. 137—139). In den Umgebungen des östlichen Theils des Genfer Sees, wo neben 
dem R. rusticanus keine ihm ähnlichen Brombeerarten vorkommen, sind die dort 
allgemein verbreiteten Bastarde fast nur durch zwei Formen vertreten, die beide 
sehr spärlich fruchten: 

A. pseud-agre&stis. Ziemlich kräftig; Blättehen unterseits graufilzig; Blüthen- 
stand dicht und entwickelt; Blüthen ziemlich gross, weiss oder blassrosa; Frucht- 
kelch aufrecht. — R. ulmifolius X caesius A. pseud-agrestis Focke in A. u. G. 
Syn. VI. 504 (1902). 

B. pätens. Zarter; Blättchen nur in der Jugend unterseits grau; Blüthenstand 
locker und sparrig; Blüthen klein, lebhaft rosa, Fruchtkelch abstehend. — 
R. ulmifolius X caesius B. patens Focke in A. u. G. Syn. VI. 504 (1902). 
R. patens Mere. in Reut. Cat. pl. Geneve 2 &d. 265 (1861). 


Dem R. ulmifolius verwandte Formen: 

R. myrianthus'). Schössling niedrig-bogig, kräftig, dicht ab 
stehend-behaart, unbereift, mit starken Stacheln; Blätter gefingert-5 zählig; 
Blättchen oberseits dunkelgrün, das endständige länglich-verkehrteiförmig, 
kurz bespitzt. — Blüthenstand umfangreich, mit langen, aufrecht-ab- 
stehenden unteren Aestchen; Achsen dichtfilzig-zottig, mit entfernten, 
kurzen Stacheln. Kronblätter weiss; Staubblätter die Griffel überragend. 


1) Von uveiog unzählig und &vog Blüthe. 


Rubus. 505 


In Istrien bei Rovigno an der Strasse nach Canfanaro (Freyn). 
R. myrianthus Freyn in Verh. ZBG. Wien XXXI. 372 (14) (1881) 
(nicht Baker 1883). 


Die Beschreibung stimmt in vieler Beziehung mit dem Savoyischen R. sphenordes 
(S. 497) überein, der sich schliesslich als Abkömmling von R. tomentosus X rusti- 
canus erwiesen hat. Die Behaarung und die langen Staubblätter machen eine solche 
Abstammung für R. myrianthus allerdings unwahrscheinlich. [*] 


R. collinus s. oben 8. 499. 


85. (28.) R. bifrons'). h. Bei freiem Stande verworrene, 0,5 bis 
1,0 m hohe, dunkellaubige, fast immergrüne Gebüsche bildend. Schöss- 
linge aus niedrigem Bogen hingestreckt oder kletternd, im Herbste ästig 
und mit wurzelnden Spitzen, stumpfkantig, streckenweise, besonders 
an den Spitzen, auch scharfkantig, zerstreut behaart, un bereift, braun- 
roth gefärbt, im Spätsommer oft schülferig. Stacheln ziemlich zahlreich, 
kräftig, lanzettlich, am Hauptstamme gerade, an den Zweigen mehr ge- 
bogen. Blätter 3zählig bis fussförmig-5zählig, selten einzeln ge- 
fingert. Blattstiel krummstachelig, oberseits flach. Nebenblätter linealisch 
oder fädlich, oft hoch am Blattstiele entspringend. Blättchen nur in 
der Jugend gefaltet und oberseits behaart, später kahl und flach, nur 
am Rande wellig, scharf- und nach vorn zu ungleich-gesägt, mit pfriem- 
lich-gespitzten Zähnen, oberseits dunkelgrün, unterseits durch dichten 
angepressten Sternfilz schneeweiss, ohne längere Behaarung. End- 
blättchen etwa doppelt so lang wie der Blüthenstiel, verkehrt-eiförmig, 
seltener breit elliptisch, kurz zugespitzt; die seitlichen Blättchen der 
dreizähligen Blätter verhältnissmässig lang gestielt, rechtwinklig abstehend. 
— Blüthenstand meist gut entwickelt, ziemlich lang, am Grunde 
durchblättert, mit sperrig-abstehenden, meist trugdoldig-3- bis mehr- 
blüthigen Aestchen, nach oben verjüngt. Achsen und Blüthenstiele 
dicht abstehend behaart, bald mit zahlreichen, bald mit zerstreuten 
langen, schlanken, geraden oder etwas geneigten, pfriemlichen bis 
nadeligen Stacheln bewehrt. Blüthen mittelgross. Kelchblätter aussen 
graufilzig, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen. Kronblätter ver- 
kehrt-eiförmig, lebhaft- oder blass-rosa. Staubblätter die grünlichen 
Griffel überragend. Blüthenstaub mit einer mässigen Zahl wohl- 
gebildeter Körner. Fruchtknoten zerstreut behaart. Frucht mittelgross. 
Steinchen im Profil breit halbkreisförmig. 

An lichten Waldplätzen und buschigen Berglehnen, zwischen Steinen 
und an Felshängen, geht gelegentlich in die Hecken des Culturlandes 
über. Verbreitet durch Mitteleuropa ; fehlt im Norden und anscheinend 
auch im Süden des Gebiets. In Deutschland in der Oberlausitz, in 
Bayern und ganz Südwestdeutschland, ferner im rheinischen Berglande 
und im südlichen Westfalen bis zur Ruhr. Sehr verbreitet in Ungarn, 
Mähren, Böhmen, den österreichischen Alpenländern bis nach Istrien, 
der Schweiz und Savoyen. Bl. Ende Juni bis Mitte August. 


1) Eigentlich mit zwei Stirnen; wegen der verschieden gefärbten zwei Blatt- 
*flächen. 


506 Rosaceae. 


R. bifrons NE in Tratt. Rosac. Monogr. III. 28 (1823—24). 
Focke Synops. Rub. Germ. 186. Boulay in Rouy u. Camus Fl. de 
France VI. 34. Nyman Consp. 217. Suppl. 106. R. speciosus P.J. Müll. 
in Flora XLI (1858) 135. 


Lebend leicht von R. rusticanus und allen Formen des R. ulmifolius zu 
unterscheiden. Da aber unbereifte Schösslinge, gerade Stacheln und abstehend be- 
haarte Achsen im Blüthenstand sowie lange Staubblätter bei einzelnen Individuen 
und Formen des R. ulmifolius vorkommen, ist es oft schwer, auf Grund einzelner 
Kennzeichen trockene Zweige zu bestimmen. Die versehiedenen aussergewöhnlichen 
Eigenschaften finden sich indess nie an einem und demselben Stock von BR. ulmi- 
folius vereinigt. 

R. bifrons behält, ähnlich wie R. Idaeus, den weissen Filz der Blattunter- 
flächen aueh im Schatten bei, namentlich an trockenen Stellen. Durch reichliche 
Verzweigung, starke Bewehrung und geringe Behaarung an die Rhamnifolii erinnernd, 
aber durch niedrigen Wuchs und minder feine Bezahnung abweichend. Hin und 
wieder kommen Exemplare des BR. bifrons mit einzelnen langen Stieldrüsen im 
Blüthenstande vor. Es ist unmöglich, zu entscheiden, ob dies Auftreten von Drüsen 
als einfache Variation aufzufassen ist, oder ob es sich um Kreuzungen mit R. Caflischüi, 
R. conspieuus, R. podophyllos oder ähnlichen Arten handelt. 


Bastarde des R. bifrons. 


Mit R. tomentosus: s. oben S. 497. 

R. gratus Q@ X bifrons g', ähnlich dem R. villicaulis, ist künstlich von 
mir erzeugt worden. Stacheln kräftig; Blüthen fast weiss. Fruchtbar. 

Mit R. vestitus: häufig im westlichen Gebiete in Gegenden, in denen beide 
Stammarten neben einander vorkommen. In vielen Formen, die mehr oder weniger 
Aehnlichkeit mit R. conspieuus haben. 

Mit den Radulae und Glandulosi: Vgl. die Gesammtart R. Caflischü 
(Formenreihe der Subbifrontes), welche neben samenbeständigen Abkömmlingen 
der Bastarde auch die davon nicht zu trennenden unmittelbaren Kreuzungsformen 
unıfasst. Eine drüsenführende, aber übrigens dem R. bifrons gleichende Form hat 
P. J. Müller (Pollichia XVI—XVII. 158 (1859]) R. deeipiens genannt. 

Mit R. caesius: häufig und an den natürlichen Standorten oft leicht 
kenntlich. In den Eigenschaften z. T. schwer von R. caesius X ulmifolius zu 
unterscheiden; Genevier hat Formen dieser letzten Verbindung aus dem west- 
lichen Frankreich unter Namen beschrieben, welche für ostfranzösische oder Elsasser 
Abkömmlinge von R. caesius und R. bifrons gegeben waren, z.B. R.degener und 
R. Mougeöti!) Billot in F. Schultz Arch. Fl. Fr. Allem. 166 (1850). — Die 
typischen Abkömmlinge von R. caesius X bifrons P. J. Müller in Genev. Mem. 
Soe. Ac. Maine-et-Loire XXIV. 22 (1868) s. unter R callianthus (roseiflorus). 


Dem R. bifrons nahestehend ist: 

B. R. macroacanthos?). Schössling bogig, kantig, spärlich 
behaart, mit langen, kräftigen, fast geraden, lanzettlichen 
Stacheln. Blätter 3zählig und unvollkommen- oder fussförmig- 
5zählig. Blattstiel wenig behaart, mit gebogenen Stacheln, oberseits im 
unteren Theile seicht rinnig; Blättchen ungleich-gesägt, unterseits in der 
Jugend und bei Lichtstellung dünn grau- bis weissfilzig, später grau- 


1) Nach Jean-Baptiste Mougeot, + 25. Sept. 1776 + 5. Dec. 1858 Bruyeres 
(Vosges), Arzt daselbst, um die dortige Flora, besonders die Kenntniss der Krypto- 
gamen, hochverdient, Verf, von Considerations generales sur la vegetation spontanee 
du departement des „vosges Epinal 1845 (anfangs mit Nestler, später mit W. P. 
Schimper s. II. 694 Fussn. 2 Herausgeber der Centuries de plantes erypto- 
games ern, 

2) Von waxoög lang und dxavda Stachel. 


Bubus. 507 


grün oder blassgrün. Endblättchen aus ausgerandetem Grunde fast 
rundlich, kaum gespitz. — Blüthenstand mässig entwickelt, zu- 
sammengesetzt, mit traubigen unteren, meist trugdoldigen mittleren und 
einblüthigen oberen Aestchen; Achse mit pfriemlichen Stacheln. 
Blüthen mittelgross; Kelchblätter aussen graufilzig, an Blüthe und 
Frucht zurückgeschlagen. 

Waldränder im Hügellande, selten; die Form genwinus am Süd- 
hange der Weserkette bei Minden ; die Form sentus bei Jumet (Belgien). 
Bl. Juni. 

R. macroacanthus Wh. et N. Rub. Germ. 44 t. XVIII (1825). 
Nyman Consp. 216. 


Tritt in verschiedenen Formen auf: 


A. genuinus. Schösslingsstacheln zahlreich, etwa 20 zwischen zwei Blättern; 
unter dem Blüthenstande starke, sichelige Stacheln. Achse des Blüthenstandes 
locker zottig. — R. macroacanthos A. genuinus Focke in A. u. G. Syn. VI. 
507 (1902). 

B. sentust). Schösslingsstacheln zerstreut, etwa 5—10 zwischen zwei Blättern ; 
an der Hauptachse des Blüthenstandes und unterhalb desselben lange, pfriem- 
liche, rechtwinklig abstehende oder rückwärts geneigte Stacheln. — Achse kurz- 
haarig. — R. macroacanthus B. sentus Focke in A. u.G. Syn, VI. 507 (1902). 

Eine sehr unvollkommen bekannte Pflanzenform. Die Exemplare der 
Form sentus aus Belgien und von verschiedenen englischen Standorten stimmen 
gut überein. In den wesentlichen Merkmalen, insbesondere in der Blattgestalt 
und den langen Stacheln, gleichen sie dem genuinus, sodass es räthlich schien, 
die beiden Abänderungen zu vereinigen. Die Formen des R. macroacanthus 
haben Aehnlichkeit mit R. argenteus, R. Dumnoniensis und R. vulgaris, die 
Form sentus auch mit R. bifrons. Die Blattgestalt ist verschieden von allen 
diesen Arten, die Stacheln erinnern an R. Dumnoniensis. 


(Die Abart sentus mehrfach in England.) * 


86. (29.) R. hedyeärpus?). Ih. Bildet bei freiem Stande gewölbte, 
oft sehr umfangreiche, im Winter lange grün bleibende Gebüsche von 
1,0—1,5 m Höhe. Schössling meist sehr kräftig, bogig, oft über 2 m 
hoch kletternd, manchmal mehrjährig, im Herbste ästig oder fast ein- 
fach, leicht wurzelnd, am Grunde abstehend büschelhaarig, weiter oben 
zerstreut behaart oder fast kahl, mit kräftigen, kantenständigen, aus 
stark verbreitertem Grunde fast geraden oder sicheligen Stacheln be- 
wehrt. Blätter mittelgross, meist gefingert-5zählig. Blattstiel krumm- 
stachelig, oberseits flach; Nebenblätter linealisch. Blättchen etwas lederig, 
sich nicht deckend, am Rande etwas wellige, ungleich-scharf- und nach 
vorn zu grob-gesägt, oberseits zerstreut-striegelhaarig, unterseits stern- 
filzig-weiss und auf den Nerven dicht kurzhaarig; End- 
blättchen eiförmig, breit-elliptisch oder fast rundlich; äussere Seiten- 
blättchen kurz aber deutlich gestielt. — Blüthenzweige kräftige, unter- 
wärts mit starken, sicheligen Stacheln; Blüthenstand zusammengesetzt, 
rispig, beim Aufblühen nach oben stark verjüngt, in der Mitte mit trug- 
doldigen Aestchen. Achse und Blüthenstiele abstehend-filzig-kurzhaarig, 


1) Lat. dornig. 
2) Von Nds süss und xaemog Frucht. 


508 Rosaceae. 


zerstreut-feinstachelig. Blüthen gross; Kelchblätter aussen graufilzig, an 
Blüthe und Frucht zurückgeschlagen. Kronblätter mit aufwärts ge- 
bogener Platte. Staubblätter die grünlichen Griffel weit über- 
ragend. Früchte kugelig, wohlschmeckend. 

Im Berg- und Hügellande an Waldrändern und buschigen Hängen 
durch das südliche und westliche Gebiet; nach Nordosten zu sehr selten. _ 
Bl. Ende Juni, Juli. 

R. hedycarpus Focke Synops. Rub. Germ. 190 (1877). Boulay in 
Rouy u. Camus Fl. France VI. 35 z. T. 


Die Schösslinge dieser Art sind in ihrem mittleren und oberen Theile kantig 
und haben gefurchte, bei schwächeren Stämmen ebene Flächen. Sie verzweigen 
sich nicht immer; die Zweige sind jedoch, auch wenn sie nur nach Verletzungen 
des Hauptstammes entwickelt werden, stumpfkantig, erst nach der Spitze zu oft 
etwas gefurcht. Ohne genaue Beachtung dieser Verhältnisse sind alle Angaben über 
Unterschiede im Querschnitt der Schösslinge werthlos und eignen sieh nicht zur 
Charakteristik von Unterarten. Im Herbar ist die Beurtheilung noch schwieriger, 

In R praecox Bertol. Fl. It. V. 220 (1842) habe ich seit langer Zeit diese 
Art vermuthet, doch ist es mir nicht gelungen, Gewissheit darüber zu erhalten. Es 
scheint mir daher richtiger, jenen Namen nur für die Form beizubehalten, welche 
Caldesi darunter verstand. 


Wenn auch getrocknete Zweige des R. hedycarpus manchmal schwer von denen 
anderer Discolores zu unterscheiden sind, so ist dieser Formenkreis doch seiner 
wirklichen Verwandtschaft nach als Parallelart des R. gratus aufzufassen, 

R. hedycarpus zerfällt, nachdem R. pubescens davon getrennt ist, in drei 
Unterarten, welche im Allgemeinen gut gesondert erscheinen, wenn auch getrocknete 
Zweige nicht immer genau bestimmbar sind, 


4A. R. macrostemon!‘). Hauptstamm im mittleren Theile ge- 
furcht. Blättchen unterseits dicht weissfilzig, selten im Schatten 
ergrünend, ziemlich kurz zugespitzt; Blüthenstand oberhalb der 
Laubblätter dicht, gedrungen, mit kurzen, abstehenden, filzig-zottigen 
Aestchen. 

Im ungarischen Berglande, sowohl in den Karpaten als in Kroatien 
und auf dem Karst; in Mähren, Oesterreich und den österreichischen 
Alpenländern bis zur Adria, am Südfusse der Alpen, m Piemont und 
Ligurien; ferner in Savoyen und der Schweiz im südlichen und mittleren 
Bayern, in Württemberg und den Rheingegenden bis in die Nähe von 
Köln. Gedeiht auch auf Kalkboden; in einigen Alpenthälern der Dolo- 
miten, z. B. im Fleimser und Fassa-Thal, nach v. Sardagna die einzige 
Brombeerart. — Ausserdem im Gebiete cultivirt. 

R. macrosiemon Focke Synops. Rub. Germ. 193 (1877). Nyman. 
Consp. 217. R. discolor Wh. et N. Rub. Germ. 46 t. XX Hauptfiguren 
(nicht die Einzelabbildungen) (1825) z. Th. R. robüstus P. J. Müll. 
Pollichia XVI—XVL. 87 (1859) Flora XLI. 71 (1859) (nicht Presl 
Epimel. bot. 196). R. Karstidnus ?) Borb. Term. közl. XXIV. 271 (1892). 


In zwei Hauptformen auftretend: 

A. eu-macrost&mon: Endblättchen schmaler oder breiter elliptisch; Blüthen 
meist rosa. — R. macrostemon A. eu-macrostemon Focke in A. u. G. Syn. VI, 
508 (1902). 


1) Von uuxodg lang und oryuw» stamen, Staubblatt. 
2) Vom Karstgebirge im Norden des Adriatischen Meeres, 


EPRIETTTLEEDTUENE 


Rubus. 509 


B. dynatost): Meist kräftiger; Endblättchen breit, meist rundlich, mit sehr 
kurzer Spitze. Blüthen meist weiss oder sehr blass rosa. — R. macrostemon 
B. dynatos Focke a. a. ©. 509 (1902). — Vgl. R. Linkianus 8. 491. 


Eine wohl charakterisirte und weit verbreitete Unterart, die als der eigent- 
liche Arttypus betrachtet werden muss. Von R. Godronii zwar in den meisten Fällen, 
aber nicht immer sicher zu unterscheiden, andererseits in manchen Formen dem 
R. pubescens, R. praecox, ja selbst dem R. thyrsanthus ähnlich. 


Weiss blühende Formen, die theils hieher, theils zu dem Formenkreise des 
R. pubescens gehören, sind in Frankreich als R. robustus bekannt geworden, doch 
ist diese Benennung wegen des älteren Peruanischen R. robustus Presl unzulässig. 
Ich bezeichne indess den ursprünglichen Müller’schen Typus mit dem neuen 
Namen dynatos, einer griechischen Uebersetzung des lateinischen robustus. Genau 
übereinstimmende Pflanze habe ich in England gesehen ; andererseits ist auch die 
Libanon-Form (1200 m, Bornmüller) sehr ähnlich, Von deutschen Fundorten 
sah ich derartige Pflanzen aus der Gegend von Regensburg (Vollmann) und den 
Rheinlanden, doch ist bei trockenen Zweigen eine Abgrenzung gegen die Form eu- 
macrostemon unmöglich. 

Die rothblühende Kaukasus-Pflanze wird ihrer Früchte wegen nicht selten im 
Gebiete gebaut; sie hat etwas kleinere Blüthen, ist aber von eu-macrostemon kaum 
bestimmt zu unterscheiden. Sie ist R. Armeniacus Focke in Abh. Natw. Ver, 
Bremen IV. S. 183 genannt. Es scheint mir unzweckmässig, diesen Namen aus 
Prioritätsscrupeln an Stelle des Namens macrostemon zu setzen. Boulay in Rouy 
u. Camus Fl. France vereinigt Formen von R. rhamnijolius mit A. macrostemon. 

Nächst R. macrophyllus gehört R. macrostemon zu den kräftigsten europäischen 
Arten. 


(Verbreitung der Unterart: Kaukasus, Libanon; in Nord- und 
Mittel-Italien, wahrscheinlich auch in anderen Berggegenden Südeuropas; 


‘verbreitet in Frankreich; sehr zerstreut in England, wo die Unterart 


Godronii häufiger ist.) =] 


B. R. praecox. Aeussere Seitenblättchen sehr kurz gestielt, 
die Blättchen sich daher deckend. Uebrigens nicht bestimmt von R, 
macrostemon zu unterscheiden. 

Vorberge der Alpen und Apenninen in Südtirol und Norditalien. 

R praecox Bertol. Fl. Ital. V. 220 (1842) (Caldesi br.) nicht Kern. 

(Verbreitung der Unterart: Mittel-Italien.) I*I 


C. R. Godrönii?). Hauptstamm mit ebenen oder kaum ge- 
furchten Flächen, oft etwas bereift; Blättchen unterseits dünn filzig, 
schimmernd, im Alter oft blassgrün; Endblättchen breit-elliptisch oder 
eiförmig, plötzlich in eine lange, schmale Spitze verschmälert. 
Blüthenstand auch oberhalb des durchblätterten Theils locker, nach der 


1) Von Övvarog, der Uebersetzung des lat. robustus, kräftig. 

2) Nach Dominique Alexandre Godron, * 1807 Hayingen (Hayange) im 
jetzigen Deutsch-Lothringen, 7 1880 Nancy, bis 1872 Professor der Botanik daselbst, 
Verfasser zahlreicher werthvoller Schriften, namentlich auch auf floristischem Gebiet. 
Am ‚bekanntesten ist wohl die von ihm mit Charles Grenier (s. S. 70 Fussn. 1) 
bearbeitete Flore de France, 3 Bände, Paris u. Besancon 1848—56. Ferner Flore 
de Lorraine, 3 Bände, Nancy 1844—5 2 ed. Paris 1857. Nachträge Nancy 1875 
Florula Juvenalis. Montpellier 1854. Monographie des Rubi qui croissent naturelle- 
ment aux environs de Nancy. Nancy 1843. Seine wichtigen Arbeiten über die 
Triticwm-Aegilops - Bastarde und die Hibriden überhaupt sind II. S. 714 erwähnt, 


510 Rosaceae, 


Spitze zu verjüngt und oft traubig, mit aufrecht-abstehenden, filzig-kurz- 
haarigen Aestchen. Blüthenstiele oft unter dem Kelchbecher feinstachelig. 
Kronblätter meist schön rosa. — Gebüsche und Waldränder im niedrigen 
Hügellande, zerstreut. 


Westliches Gebiet; in der Schweiz nicht häufig; hie und da in den 
Rheinlanden und in Westfalen bis Burgsteinfurt. Prov. Posen? s. unten. 


R. Godroni Lecog u. Lam. Catal. rais. Plat. centr. 151 (1847) 
z. T.? Gren. u. Godr. Fl. France I. 540. Rouy u. Camus Fl. France 
VI 41. R. leucöstachys der meisten englischen Schriftsteller, wenigstens 
z. T. R. argentätus P. J. Müll. Pollichia XVI—XVII 93 (1859). 
Nyman Consp. 217. R. Winteri‘) P. J. Müll. in Herb. Focke Syn. 
Rub. Germ. 196 (1877). 


Godron hat zuerst auf die Pflanze aufmerksam gemacht, hat sie aber mit 
ihrem Caesius-Bastard und wahrscheinlich auch mit verwandten Formen zusammen- 
geworfen. Genevier hat dann den Namen ausschliesslich für den Caesius-Bastard 
benutzt. Es scheint mir richtiger und zweckmässiger, gemäss dem Beispiele Bou- 
lay’s, die typische Pflanze Godron’s nach dessen Namen zu benennen, 


Die ausgeprägte Art mit dem lockern Blüthenstande und den langgespitzten 
Blättern ist von R. macrostemon und namentlich von der Form dynatos auffallend 
verschieden. Die charakteristischen Eigenschaften sind indessen nicht immer voll- 
ständig ausgeprägt; an getrockneten Zweigen findet man oft einen dichteren Blüthen- 
stand und mehr allmählich zugespitzte Blätter, sodass man über die genaue Be- 
stimmung zweifelhaft bleibt. R. amiantinus Focke Synops. Rub. Germ. 195 (1877). 
Nyman Consp. 217 ist eine Form mit kürzerer Blattspitze. 

Weit entfernt von dem eigentlichen Verbreitungsgebiete des R. hedycarpus, 
nämlich bei Kolmar, Prov. Posen, hat Spribille etne weissblühende Form dieser 
Art aufgefunden, welche nach trockenen Zweigen mehr zu R. Godronü als zu R; 
macrostemon zu neigen scheint. 


(Verbreitung der Unterart: Durch den grössten Theil von Frank- 
reich und England verbreitet; versprengt in Dänemark?) ° x]? 


(Verbreitung der Art: Südeuropa; Frankreich; England; Däne- 
mark ? Orient.) x]? 


Bastarde des R. hedycarpus. 


Mit R. caesius: leicht kenntlich an ihren natürlichen Standorten in Gesellschaft 
der Stammarten, namentlich wenn keine ähnlichen Brombeeren in der Nähe wachsen. 
Die Bestimmung getrockneter Zweige wird stets unsicher bleiben. Schösslinge stumpf- 
kantig, ziemlich gleiehstachelig, mit dreizähligen oder unvollständig fünfzähligen 
Blättern. Blättchen unterseits ziemlich dicht behaart, die jüngeren locker grau- 
filzig. Blüthenstand kurz und durchblättert. Blüthen ansehnlich; Kronblätter meist 
blass rosa, Staubblätter reichlich griffelhoch. Oft ziemlich fruchtbar. 

Als R. caesius X macrostemon zu beiden Seiten der Alpenkette verbreitet; 
charakteristisch von Fritsch bei Parsch im Salzburgischen, von mir bei Aigle im 
Canton Waat, von Schmidely um Genf lebend beobachtet. Hierher R. macro- 
stemonides Fritsch Verh. zool. bot. Gesellsch. Wien XXXVIII (1888) 188, 780. 


1) Nach Ferdinand Winter, * 1835 Ilsenburg, 7 3. Aug. 1888 Ems (F. Wirtgen 
br.), Apotheker zuletzt in Gerolstein (Eiffel). W. botanisirte namentlich bei Saar- 
brücken, wo er die von Ph. Wirtgen (NV. Rheinl.-Westf. XX VI. 32 [1869]) nach 
ihm benannten Plantago auffand; er unterstützte F. Schultz 1870—3 bei der 
Herausgabe des Herbarium normale (s. S. 352 Fussn. 2). 


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Rubus. 511 


R. caesius X Godronii ist R. Godroni Genev. Rub. Loire. Suppl. 24 (1876); 
auch R. Wahlbergiüi Godron Monog. 16 (1843) und R. Holändrei!) P. J. Müll, 
Flora XLI (1858) 185 dürfte zum Theil dahin gehören. Bei trockenen Zweigen 
ist eine Abgrenzung gegen R., corylifolius und R. caesius X bifrons sehr schwierig. 

Mit R. tomentosus s. oben 8. 497. 


Kreuzungen mit anderen Arten sind schwer kenntlich, werden sich aber bei 
genauer Beobachtung in der freien Natur sicher auffinden lassen. 


Verwandt mit R. hedycarpus ist die Kleinart: 


R. Banningii?). Dem R. Godronii nahe stehend, weicht 
aber in einer Reihe von Eigenschaften ab: Wuchs niedrig. Schösslinge 
nur nach oben zu flachseitig-kantig, kaum behaart, mit kräftigen Stacheln. 
Blätter gross, fussförmig-5zählig; Blättchen ziemlich fein gesägt, 
unterseits fein flaumig, in der Jugend oft weissschimmernd; End- 
blättehen schmal elliptisch bis herzeiförmig, kurz zugespitzt. Blüthen- 
stand umfangreich, locker, nach oben verjüngt; Deckblätter gross; 
Achsen abstehend behaart, mit vereinzelten kurzen Stieldrüsen und 
zerstreuten sicheligen Stacheln. Blüthen gross, schön rosa. 

An Gehölzrändern und Hecken in der Umgebung von Burgstein- 
furt in Westfalen verbreitet. Bl. Juli, Anf. August. 

-  R. Banningü Focke Synops. Rub. Germ. 262 (1877). Nyman 
Consp. 216. 


Stattliche und schöne Art. Die Erwartung, dass sie eine weitere Verbreitung 
habe, liess sich bis jetzt nicht bestätigen. Nur aus der Gegend von Eupen (Rhein- 
provinz) und von Zürich, sowie aus Norfolk in England habe ich trockene Zweige 
gesehen, die ieh von solchen des R. Banningii nicht zu unterscheiden vermag. Wie 
es scheint, treten diese Formen nur vereinzelt auf. 271 E 


87. (30.) R. moestus?°). Ih. Schössling bogig, kantig, gefurcht, 
in der Jugend locker behaart, später ziemlich kahl, mit kräftigen, 
lanzettlichen oder etwas sicheligen Stacheln. Blätter 5zählig; Blattstiel 
locker behaart, krummstachelig, oberseits nach unten zu seicht rinnig; 
Nebenblätter linealisch, tief am Grunde des Blattstiels entspringend. 
Blättehen ungleich- und mässig tief scharf-gesägt, oberseits matt- 
grün, mehr oder minder dicht sternflaumig, die jüngeren grau- 
filzig, unterseits anliegend weissfilzig oder im Schatten graugrün; End- 
blättchen aus ausgerandetem Grunde eiförmig oder breit herzeiförmig, 
zugespitzt; äussere Blättchen sehr kurz gestielt. — Blüthenast mit 3- 
und 5zähligen Blättern, locker behaart, mit theils krummen, theils fast 
geraden Stacheln. Blüthenstand mässig entwickelt, ziemlich dicht, 
mit aufrecht abstehenden, meist trugdoldig-3 blüthigen unteren und ein- 
blüthigen oberen Aestchen; Achsen filzig-zottig, kleinstachelig; Blüthen 


1) Nach Jean-Joseph-Jaeques Holandre, * 4. Mai 1778 Fresnes-en-Moöyre 
(Meuse), 7 30. Aug. 1857 Metz (Abbe Friren durch Petry br.), Stadt-Bibliothekar 
daselbst, Verf. von Flore de la Moselle Metz 1829 Nouv. &d, 1842. 

2) Nach Florens Banning, * 18. Jan. 1835 Lengerich i. W. (br. Mitth. seines 
Sohnes Forst-Assessor Banning z, Z. in Munster [Prov. Hannover]), + 19. Febr. 
1882 Minden, Oberlehrer daselbst, früher zu Burgsteinfurt. B. suchte die Standorte 
der Weihe’schen Rubi wieder auf. 

3) moestus traurig, wegen der trüben Laubfärbung. 


512 Rosaceae, 


ansehnlich; Kelchblätter aussen graufilzig, weissberandet, an 
Blüthe und Frucht zurückgeschlagen. Kronblätter elliptisch; Staub- 
blätter die Griffel überragend. Früchte gross, vollkommen entwickelt. 

Im Hügellande und an Vorbergen in Waldlichtungen, Rodungen 
und Gebüschen, in die Hecken des Culturlandes übergehend. Weit 
verbreitet im östlichen Ungarn; der nördlichste mir bekannte Fundort 
liest in den Weissen Karpaten, Ct. Tren&in (ges. durch Holuby), 
der südlichste bei Orsova (ges. durch v. Borbäs); westwärts bis Pres- 
burg nachgewiesen (Sabransky). Bl. Juni, Juli. 

R. moestus Holuby ÖBZ. XXIII (1873) 375. 

Offenbar eine beständige und selbständige Art, die indess ursprünglich einmal 
aus Kreuzungen von R. macrostemon und R. tomentosus hervorgegangen sein mag. 
Dem R. macrostemon, zuweilen auch dem Z. affinis ähnlich, 

(Ausserhalb des Gebietes nicht bekannt, wird aber in Serbien und 
Rumänien nicht fehlen.) EI 


Zu den Discolores sind ferner folgende Kleinarten 
zu zählen: 


1. R. Szaböi'). Schössling kantig, gefurcht, wenig behaart, mit 
mässig kräftigen Stacheln. Blättchen unterseits dünn grau- 
filzig oder graugrün. Blüthenstand mässig entwickelt, nach der Spitze 
zu nicht verjüngt. Kronblätter weiss. — Uebrigens dem R. macro- 
stemon ähnlich. 

Bergwaldungen. Nach Sabransky am Eisenbrünnel bei Pres- 
burg, bei St. Gotthard im Eisenburger Com., Stangensteig bei Inns- 
bruck (leg. A. Kerner). Aehnliche Formen sah ich getrocknet auch 
aus Mähren und dem Tren@iner Com. — Vielleicht gehört auch‘ eine 
Pflanze vom Vierwaldstätter See hierher. 

R. Szaboi Borbäs Vasvärm. növ. floräja 288 (1888). R. chnoo- 
stachys A. Kern. in Herb. (nicht Wirtg.). 

A. Kerner hielt seine Pflanze für einen Bastard des R. bifrons. Sabransky 


nähert sie dem R. thyrsoideus. Die Abgrenzung des Formenkreises des R. Szaboi 
ist zur Zeit wohl kaum möglich. Ei 


2. R. chnoöstachys?). Etwas zarter als R. macrostemon und 
vorzüglich durch reichlichere und längere Behaarung abweichend. Schöss- 
linge behaart, mit ziemlich kräftigen Stacheln. Endblättchen breit 
elliptisch bis rundlich, unterseits weissfilzig-weichhaarig. Achsen des 
Blüthenstandes mit dichter, abstehender Behaarung. 

In der Rheinprovinz, im südwestlichen Deutschland und in der 
Schweiz, stellenweise, kaum von den anderen Abkömmlingen des R. 
vestitus zu unterscheiden. : 

R. chnoostachys P. J. Müll. u. Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 1 
Nr. 170. Focke Syn. Rub. Germ. 240 (1877). Nyman Consp. 218 
z. T. R. macrophyllus hypoletcus Focke Syn. Rub. Germ. 218 (1877). 


1) Vgl. S. 113 Fussnote 1. 
2) S. S. 498 Fussn. 1. 


Rubus, 513 


Obgleich die Schweizer Pflanze weder Stieldrüsen noch sternhaarige Blatt- 
oberflächen hat, ist sie doch offenbar ein Abkömmling des R.tomentosus X vestitus, 
aus dessen Früchten ich eine kaum zu unterscheidende Pflanze erzogen habe. Den 
Namen chnoostachys glaubte ich in etwas erweitertem Sinne für die Schweizer Pflanze 
anwenden zu dürfen, lasse es aber dahingestellt, ob diese nicht vielleicht in den 
Formenkreis des R. Mercierü eingereiht werden kann. Die Schwierigkeit einer 
Abgrenzung der Abkömmlinge des R. tomentosus X vestitus gegen einander geht 
auch daraus hervor, dass der Schössling meines Exemplars des Hb. Rub. Rhen. ed. 1 
Nr, 170 gar nicht zu R. cehnoostachys, sondern zu einer verwandten Form gehört. 


Dem ursprünglichen Bastard näher stehen A. Bertricensis, R. amphitapos und 
andere von Wirtgen in der Umgegend von Bertrich in der Eiffel unterschiedene 


Formen. | ” | 


3. R. carpinetörum!). Schössling dünn, rundlich, dicht be- 
haart, mit 3zähligen oder unvollkommen 5zähligen Blättern; Blätt- 
chen unterseits dicht graufilzig, das endständige eirundlich, die 
seitlichen sehr kurz gestielt. Blüthenstand mässig entwickelt, mit ent- 
fernten, wenigblüthigen Aestchen; Achsen dichtzottig-langhaarig, 
nadelstachelig; Kelchblätter nach dem Verblühen abstehend; Kron- 
blätter rundlich-verkehrt-eiförmig, dunkelrosa; Staubblätter griffelhoch. 

In Istrien in Carpinus-Gebüschen im Walde Siana; ferner unter 
Korkeichen am Mt. Pero und im Kaiserwalde bei Pola. Bl. Juni. 

R. carpinetorum Freyn in Verh. ZBG. Wien XXXI. 373 [15] 
(1881). Nyman Consp. Suppl. 107. R. vellicatlis B. trifoliolatus Freyn 
ZBG. Wien. XXVII 329 [91] (1877). 

Eine ungenügend bekannte Pflanze; die vermuthete Abstammung von R. tomen- 


tosus lässt sich nicht recht wahrscheinlich machen. Einen R, carpinetorum X tomen- 
tosus hat Freyn am Mt. Clivo bei Pola beobachtet. 1] 


4. R. geniculatus. Schösslinge hoch bogig, flachseitig- oder 
abgerundet-kantig, kahl, mit sehr langen, kräftigen, lanzettlichen Stacheln. 
Blätter gross, gefingert 5zählig; Blättchen ungleich- und fast doppelt- 
gesägt; Endblättchen aus abgerundetem Grunde eiförmig oder häufiger 
schmal eilänglich oder elliptisch, allmählich lang zugespitzt. Blüthen- 
stand gross, rispig, am Grunde breit und sparrig, mit verlängerten, ab- 
stehenden, mehrblüthigen Aestchen; Achse und Blüthenstiele locker 
behaart, mit zahlreichen langen, leicht gebogenen oder rückwärts ge- 
neigten, pfriemlich-lanzettlichen Stacheln bewehrt. Blüthen gross, weiss 
oder blass-rosa. — Uebrigens wie R. hedycarpus und R. candicans. 

In Westfalen: Bergkirchen bei Minden, häufig um Herdecke 
a. d. Ruhr; Rheinprovinz: Elberfeld ; Bertrich; Aachen. Belgien: Willerzie 
(Prov. Namur); Stavelot; Nessonvaux (Prov. Lüttich); Brüssel. Zerstreut. 
Bl. Juli, August. 

R. geniculatus Kaltenbach Fl. Aach. Beck. 267 (1845). Focke 
Syn. Rub. Germ. 202. Nyman Consp. 217. 

Durch die Bezahnung der Blättehen und den Blüthenstand von den T’hyrsoidei 
verschieden, Eine ungemein stattliche Pflanze. 


(Nordöstl. Frankreich.) 


[*) 


1) carpinetum, Hainbuchenwald. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 33 


514 Rosaceae, 


Bastard. > 


R. fragrans X geniculatus bei Herdecke (Demandt), erinnert an R. 
Lindleyanus. 


6. Silvätici (Focke in A. u.G. Syn. VI. 451, 514 [1902]. Yelli- 
caules |Nat. Pfl. III. 3] 2. Silväatiei und 3. Vireseentes Focke Syn. 
Rub. Germ. 177 [1877]. S. 8. 451. Theils sehr kräftige, theils 
schwächere Pflanzen. Schösslinge bogig, kantig, unbereift, mehr oder 
minder behaart, mit gleichartigen oder fast gleichartigen, breit auf- 
sitzenden Stacheln, nur ausnahmsweise mit einzelnen Stieldrüsen. Blätter 
meist 5zählig; Blättchen sämmtlich gestielt, mässig tief gesägt, beider- 
seits grün und behaart, zuweilen in der Jugend unterseits graufilzig. 
Blüthenstand zusammengesetzt, beim Aufblühen nach oben zu verjüngt, 
manchmal einzelne Stieldrüsen führend; die mittleren Aestchen trug- 
doldig-mehrblüthig. Kelchblätter aussen graugrün; Kronblätter mit auf- 
wärts gebogener Platte. Staubblätter meistens die Griffel überragend, 
nach dem Verblühen zusammenneigend. 

Typische Art der Gruppe ist R. gratus, dem sich der weiter verbreitete und 
formenreichere R, maerophyllus anschliesst. R. villicaulis und R. rhombifolius sind 
Uebergangsglieder zu R. rhamnifolius, während R. leucander sich dem R. hypo- 


leueus nähert. A. macrophyllus lässt sich als Mittelglied zwischen R. sulcatus und 
R. vestitus auffassen. 


Uebersicht über die Arten und Unterarten. 


A. Blättehen ziemlich klein- und scharf-gesägt, die jüngeren bei Licht- 
stellung unterseits grau- bis weissfilzig; Stacheln kräftig. 

1. Schössline in der Mitte scharfkantig, nach oben zu gefurcht; 
Endblättehen meist breit elliptisch; Blüthenstand mit langen, 
starken Stacheln. R. villicaulis. 

II. Schössling stumpfkantig, auch über der Mitte flachseitig; End- 
blättchen meist schmal rhombisch-elliptisch; Bestachelung mässig. 

R. rhombifolius. 
Vgl. ferner R. myricae am Schluss. 


B. Blättehen meist grob-gesägt, unterseits grün; Stacheln mässig kräftig 
oder schwach. 

I. Schössling scharfkantig, gefurcht, wenig behaart; Blüthenstand 
fast bis oben durchblättert. — Blüthen gross; Fruchtkelch ab- 
stehend oder aufwärts gebogen. R. gratus. 

II. Schössling flachseitig, stumpfkantig, behaart; Blüthenstand im 
oberen Theile blattlos. 

a. Blätter vorwiegend 5 5zählig; Fruchtkelch zurückgeschlagen. 
1. Stacheln zerstreut, im Blüthenstande nadelie. 
a. Blüthenstand an den mittleren Zweigen locker; Kron- 
hlätter breit. 
1. Schösslingsstacheln lanzett-pfriemlich ; Blattspitze meist 
lang und schmal. R. leucander. 
. Mittlere Schösslingsstacheln breit, sichelig. 
R. maerophyllus. 


Rubus. 515 


Unterarten: 


«&. Endblättchen aus breitem, seicht herzförmigem Grunde 

fast abgerundet-rechteckig, mit langer, aufgesetzter 

Spitze. R. eu-macrophyllus. 

ß. Endblättehen rundlich, kurz gespitzt. R. Danieus. 

y. Blättchen unterseits graugrün; sonst wie Danicus. 

R. Quadieus. 

d. Endblättchen schmal verkehrt-eilänglich, kurz gespitzt; 
Stacheln kräftig; Blüthen gross. R. Schlechtendalii. 

b. Blüthenstand schmal, gedrungen; Kronblätter schmal. 
— Meist im Blüthenstande Stieldrüsen führend; End- 
blättehen eiförmig, allmählich zugespitzt. R, @remlii. 

2. Stacheln zahlreich, am Schössling kurz und breit, im Blüthen- 
stande sehr fein. — Blüthenstand gedrungen, ohne Stiel- 
drüsen. .R. silvatieus. 
b. Blätter vorwiegend 3zählig; Fruchtkelch aufrecht. — Blättchen 
klein-gesägt; Blüthenstand traubig, einfach oder am Grunde 
mit traubigen Aestchen. R. myricae. 


88. (31.) R. villicaulis. . Eine Sammelart, die eine Gruppe 
eng verwandter Mittelglieder zwischen R. rhamnifolius und R. vulgaris 
einerseits, R. gratus und R. pyramidalis andererseits umfasst, vorzüg- 
lich charakterisirt durch sehr lange, kräftige, wenig geneigte Stacheln 
im Blüthenstande, ziemlich klein gesägte Blättchen und weichhaarige 
oder weichhaarig graufilzige Blattunterflächen. Ein Bastard, den ich 
durch Kreuzung von R. gratus und R. bifrons erzeugte, würde, wenn 
er wildwachsend gefunden wäre, zweifellos für eine Form des R. villi- 
caulis gehalten sein. 


R. villicaulis Köhler in Wh. et N. Rub. Germ. 43 t. XVII (1825). 
Focke Synops. Rub. Germ. 206. Nyman Consp. 217. Suppl. 106. 


Zerfällt in eine Reihe von Rassen, von denen bei uns in Betracht kommen: 


A. eu-villicaülis. Schössling ziemlich hoch bogie, im Herbste 
mehr niedergebogen und mit liegender Spitze, am Grunde stumpf- 
kantig, mit abstehenden Büschelhaaren und gedrängten, kleinen, 
kegeligen Stacheln, oberwärts scharfkantig, nach der Spitze zu 
gefurcht, mit lockerer, abstehender oder anliegender Behaarung, am 
Lichte meist braunroth. Stacheln kräftig, breit aufsitzend, 
lanzettlich, wenig geneigt, am Grunde zottig. Blätter mittelgross, 
meist gefingert 5zählig; Blattstiel oberseits flach, nur nach dem 
Grunde zu rinnig, mit zahlreichen sicheligen oder hakigen Stacheln 
bewehrt. Nebenblätter linealisch. Blättchen schlaff, mässig gross, 
ziemlich klein- und mässig tief-, nach vorn zu doppelt- 
gesägt, unterseits blassgrün oder etwas grauschimmernd. End- 
blättchen 2—3mal länger als sein Stielchen, elliptisch bis rundlich, 


am Grunde kaum ausgerandet, vorn kurz zugespitzt. Aeussere Seiten- 


blättchen mit mässigem Stielchen, meist kürzer als der Blattstiel. — 


33* 


516 Rosaceae., 


Blüthenzweige lang, oft auch 5zählige Blätter führend, mit 
langen Stacheln. Blüthenstand oft verlängert, im unteren Theile 
unterbrochen und durchblättert, wenig verjüngt, an der Spitze mehr 
gedrungen, mit genäherten Aestchen. Achse filzig-zottig, mit schlanken, 
sicheligen oder rückwärts geneigten Stacheln. Mittlere Aestchen 
sparrig abstehend, oberhalb der Mitte trugdoldig getheilt, 3- 
bis 7blüthig, die unteren und obersten aufrecht abstehend. Deck- 
blätter klein, lineallanzettlich, die unteren dreispaltig. Blüthen an- 
sehnlich. Kelchblätter aussen graufilzig-zottig, so lang 
wie die nadelstacheligen Blüthenstielchen, an Blüthe und Frucht 
zurückgeschlagen. Kronblätter breit elliptisch oder rundlich, in den 
Nagel verschmälert, blassrosa oder weiss. Staubblätter die Griffel 
überragend, vor und nach der Blüthe zusammenneigend. Frucht- 
knoten kahl oder mit einzelnen langen Haaren versehen. Früchte 
ansehnlich, gut entwickelt, ziemlich reichpflaumig. 

Waldränder, Lichtungen und junge Holzschläge; auch in Ge- 
büschen und Hecken. Durch das nördliche und mittlere Gebiet 
westlich der Weichsel verbreitet, aber nicht überall, häufig zwischen 
Oder und Elbe, sowie in Thüringen; in Böhmen; weiter westwärts 
noch um Regensburg und Augsburg, scheint aber in der Nähe der 
Alpen und im Schwarzwald nicht mehr vorzukommen. Die Angaben 
über das Vorkommen in Mähren habe ich nicht prüfen können, 
doch ist an ihrer Richtigkeit nicht zu zweifeln. Bl. Juli, Anf. August. 

R. villicaulis A. eu-villicatlis Focke in A. u. G. Syn. VL 
515 (1902). R. insuläris F. Areschoug Skäne’s Fl. 2 Uppl. 570 
(1881). Nyman Consp. Suppl. 107. 

Der bisher nur von Gloggnitz in Unterösterreich durch Haläesy (ÖBZ. 
XL. 431 [1890] 4) beschriebene R. Kelleri!) soll dem R. villicaulis ähnlich sein. 

Eine Mittelform zwischen eu-villicaulis und incarnatus ist R. Megapoli- 
tänus?2) E.H.L. Krause; Verh. BV. Brandenb. XXVI. 14 (1884); in Nord- 
deutschland verbreitet. 

(Verbreitung der Rasse: Südl. Schweden, Dänemark, England.) 

*| 


B. incarnätus. Schössling wenig behaart, braunroth, mit zahlreichen 
langen, sehr kräftigen, lanzettlichen Stacheln. Blattstiele ober- 
seits bis über die Mitte hinaus gefurcht, krummstachelig; Blätt- 
chen lederig, fein- und scharf-gesägt, oberseits dunkelgrün, 
kurzhaarig, unterseits durch kurzen Filz und anliegende Be- 
haarung grauschimmernd, die jüngeren oft weissfilzig, die aus- 
gewachsenen blasser, im Schatten grün. Endblättchen elliptisch 
bis verkehrt-eiförmig, am Grunde oft seicht ausgerandet. — Blüthen- 
zweige mit 3zähligen Blättern und zahlreichen langen, kräftigen, 
pfriemlich-lanzettlichen Stacheln, ausserdem im unteren 


1) Nach dem Entdecker Louis Keller, * 5. Oct. 1850 Wien (br.), Communal- 
lehıer daselbst. 7 
2) Megapolitanus, Meeklenburgisch. 


Rubus. 517 


und mittleren Theile oft mehr oder minder stachelhöckerig. Blüthen- 
stand ziemlich lang, nur im unteren Theile unterbrochen, mit ent- 
fernten, kurzen, unteren Aestchen. Achsen und Blüthenstiele kurz 
filzig-zottig, mit zahlreichen, langen Stacheln, zuweilen mit zerstreuten 
Stieldrüsen. Kelchbecher oft nadelstachelig und stieldrüsig. Kron- 
blätter breit oder schmal elliptisch, hell rosa. Staubbeutel kahl. Sonst 
wie A. eu-villicaulis. 

Waldränder und Hecken, vorzugsweise auf magerem Boden des 
Schwemmlandes im nordwestlichen Gebiet. Schleswig- Holstein, 
Niedersachsen, Westfalen, Rheinland, Oberrheinische Ebene. 

R. villicaulis B. incarnatus Focke in A. u. G. Syn. VI. 516 
(1902). R. incarnatus P. J. Müll. Pollichia XVI—XVL. 59. 
(1859). Flora XLII. 71 (1859). .R. stereacanthus‘) P. J. Müll. in 
Genev. M&m. Soc. Acad. Maine-et-Loire XXIV. 189 (1868), in 
Boulay Ronces Vosges 64 Nr. 47. R. märchicus?) E. H. L. Krause 
Verh. BV. Brandenb. XXVI 15 (1884). 


Am auffallendsten durch die schmalen Kronblätter und die unterseits 
entschiedener filzigen Blättchen von A. eu-vill. verschieden, doch bedingen 
auch der gedrungenere Blüthenstand und die stärkere Bewehrung eine ab- 
weichende Tracht. Die Stachelhöcker am unteren Theile der Blüthenzweige, 
sowie die Stieldrüsen im Blüthenstande sind unbeständig. 

Bei der Form reetanguldius Maass in Focke Syn. Rub. Germ. 209 
(1877) stehen die Stacheln im Blüthenstande rechtwinklig ab. 

Eine stieldrüsige, rothgriffelige Form von der Ostseeküste ist R. Obo- 
triticus3) E. H. L. Krause Verh. BV. Brandenb. XXVI. 15 (1884). 

Kahler, mit griffelhohen Staubblättern, meist von gedrungenem Wuchs 
und breitblätterig ist R. calvätus Blox. in Kirby Fl. Leicest. 38 (1850). So 
hier und da in Nordwestdeutschland, dem R. Selmeri ähnlich. 


(Verbreitung der Rasse: Nord-Frankreich.) =] 


C. Längeit). Blättehen sehr scharf-gesägt, mit schmalen Zähnen ; 
Endblättchen eilänglich bis schmal elliptisch; Blüthenstand verlängert, 
oft grossentheils durchblättert. Stacheln sehr lang. Staubbeutel meist 
mit einigen langen Haaren. 

In Ostschleswig; selten m Holstein und Niedersachsen. 

R. villicaulis C. Langei Focke in A. u. G. Syn. VI. 517 
(1902). R. Langei G. Jensen?) in Sched. Friderichsen u. Gelert 
in Bot. Tidsskr. XVI. 67 (1887). Nyman Consp. Suppl. 106, 107. 


In ausgeprägter Form eine sehr auffallende und charakteristische Pflanze, 
scheint aber ohne bestimmte Grenze durch Mittelformen mit R. incarnatus ver- 
bunden zu sein. In der Umgegend von Bremen kenne ich nur einen einzigen 


i) Von öregedg diek und dravda Stachel. 

2) In der Mark (Marchia) Brandenburg beobachtet. 

3) Nach dem Slavischen Volksstamm der Obotriten im heutigen Mecklenburg. 

4) 8, II. S. 183 Fussn. 1; zu berichtigen ist, dass Lange am 3. April 1898 
gestorben ist. 

5) Auf Etiketten hatte Jensen früher den R, silvatieus als R. Langei 
benannt. 


518 Rosaceae. 


Stock dieser Form (Stubben b. Lesum), der 14 Tage später zur Blüthe gelangt 
als R. incarnatus. 


(Verbreitung der Rasse: Oestl. Jütland.) l*I 


D. atricaülis. Schössling dunkelbraun; Blattstiel oberseits in seiner 
ganzen Länge rinnig; Blättchen mit breiten, oberflächlichen, 
kurz gespitzten Sägezähnen, unterseits graufilzie. 

Bergwälder. Rheinprovinz, Rheinpfalz. 
R. atrocaulis P. J. Müll. Pollichia XVI—XVIl. 163 (1859). 
Focke Syn. Rub. Germ. 206, 209. Nyman Consp. 217. 


Von incarnatus und Langei besonders durch die abweichende Bezahnung 
der Blättehen verschieden. Auf die rinnigen Blattstiele machte P. J. Müller 
in Wirtgen Hb. Rub. Rhen. ed. I. ne. 143 aufmerksam. 


(Verbreitung der Rasse: Nord-Frankreich.) * 


Die drei genannten Rassen stehen einander sehr nahe und würden sich 
vielleicht als Abarten auffassen lassen. Es ist indess zu berücksichtigen, dass 
auch die Rasse A. nicht scharf gesondert ist. Bei Aussaat auf magerem Boden zeigen 
sie Annäherungen an R. incarnatus; auch giebt es Zwischenformen, die sich 
nach trockenen Zweigen nicht mit Sicherheit zu einer oder der anderen Rasse 
stellen lassen. 

R. Selmeri vermittelt den Uebergang zu R. vulgaris (s. oben S. 484). 

(Verbreitung der Art: Südl. Schweden; Dänemark ; England.) 


*| 
Bastarde des R. villicaulıis. 
Mit R. Gelertii: s. oben S. 494. 
Mit AR. Sprengelii: s. bei dieser Art. 
Mit R. caesius: wahrscheinlich nicht selten, wird auch von guten Be- 


obachtern angeführt. Getrocknet schwer von dem Formenkreise des R. divergens 
zu trennen, 


Kreuzungen mit R. radula, R. pyramidalis, R. Koehleri und anderen Arten 
hat man öfter zu finden geglaubt, doch fehlen darüber sorgfältige Beobachtungen. 


Ein Bastard mit R. hirtws scheint der schlesische R. Reichenbächii1) (Köhl. 
in Wh, et N, Rub. Germ. 87 t. XXXVII [1825]. Focke Syn. Rub. Germ. 260. 
Nyman Consp. 217) zu sein. 


89. (32.) R. rhombifolius. h. Schössling unterwärts rundlich, 
mit gedrängten kurzen Stacheln, im mittleren und oberen Theile mit 
ebenen oder schwach gewölbten Flächen, spärlich behaart. Stacheln 
breit aufsitzend, mit rückwärts geneigter Spitze. Blätter theils fuss- 
förmig-, theils gefingert-5 zählig; Blattstiel mit sicheligen oder hakigen 
Stacheln, oberseits flach. Blättehen ziemlich regelmässig fein- 
doppelt-gesägt, oberseits dunkelgrün, striegelhaarig, unterseits durch 
Sternfilz und längere Haare weich, in der Jugend und bei Lichtstellung 
graufilzig, später graugrün oder im Schatten blassgrün. Endblättchen 
elliptisch, am Grunde abgerundet, oder rautenförmig, nach 
beiden Enden gleichmässig verschmälert, seltener eiförmig bis herz- 
eiförmig, immer in eine ziemlich lange Spitze auslaufend. Seitenblättchen 


1) Nach L. Reichenbach s. I. S. 215 Fussn. 1. 


Rubus. 519 


nach dem Grunde zu keilig verschmälert, die mittleren ziemlich lang-, 
die äusseren sehr kurz-gestielt. — Blüthenstand ziemlich locker, unten 
unterbrochen, mit entfernten achselständigen, aufrecht abstehenden, ver- 
längerten unteren und kurzen, wenieblüthigen oberen Aestchen. Achse 
kurz filzie, oft mit kräftigen Stacheln; Blüthenstielchen locker filzig, 
meist reichlich nadelstachelig. Blüthen ansehnlich. Kelchblätter locker 
graufilzig, zurückgeschlagen. Kronblätter schmal verkehrt- 
eiförmig bis länglich, meist mit den Staubfäden lebhaft rosa. 
Blüthenstaub ziemlich zahlreiche, regelmässige geformte, aber kleine 
Körner enthaltend. Fruchtknoten meist kahl; Griffel am Grunde röth- 
lich oder häufiger dunkelroth. Früchte eiförmie, ansehnlich, wohl- 
schmeckend. Uebrigens wie R. villicaulis. 

Auf frischem Waldboden, besonders an Bächen, aber auch an 
lichten Stellen in der Umgebung der Wälder. Nach Spribille in 
der Provinz Posen an verschiedenen Orten; übrigens vorzugsweise be- 
kannt aus dem nordwestlichen Gebiete; nicht häufig in Schleswig-Hol- 
stein, zerstreut in Niedersachsen, Westfalen und der Rheinprovinz; wird 
in Belgien nicht fehlen. Nach Haläcsy bei Pitten in Niederösterreich, 
Bl. Juli, Anf, August. 

R. rhombifolius Wh. in Bönningh. Prodr. fl. Monast. 151 (1824). 
Focke Syn. Rub. Germ. 204. Nyman Consp. 217. R. vulgaris d. rhombi- 
Jolius Wh. et N. Rub. Germ. 38, 40 (1825). 

Kräftige, an sonnigen Stellen wachsende Formen dieser Art stehen in den 
Merkmalen dem R, villicaulis incarnatus nahe, unterscheiden sich aber durch weniger 
kantige Schösslinge, schwächere und mehr gebogene Stacheln, schmälere Blättchen, 
einen lockereren und mehr oberhalb der Blätter entwickelten Blüthenstand, leb- 
haftere Blüthenfärbung u. s. w., wodurch eine wesentlich verschiedene Tracht be- 
dinst wird. Die gewöhnlichen, im Halbschatten erwachsenen Stöcke des R, rhombi- 


Jolius entfernen sich noch mehr von R. villicaulis. Von andern Arten zeigt R. 
nemoralis manche Aehnlichkeiten, doch ist die Blattgestalt auffallend verschieden, 


(England; nördl. und mitt. Frankreich.) * 
(33.) R. gratus. h. Bei freiem Stande etwa 1 m hoch, zu 

Anfang des Winters belaubt, stieldrüsenlos. Schössling kräftig, bogig, 
kantig, mit gefurchten Flächen, sparsam behaart, später fast 
kahl, im eb zum Theil hingestreckt, mit den Spitzen wurzelnd. 
Stacheln gleichartig, mässig zahlreich, zieralich kräftig, aus breitem 
Grunde schlank, leicht rückwärts geneigt. Blätter fast nur gefingert- 
5zählig; Nebenblätter breit linealisch, lang; Blattstiel oberseits flach, 
mit leicht gebogenen Stacheln. Blättchen ungleichmässig- und ziem- 
lich grob-gesägt, oberseits striegelhaarig, unterseits kurzhaarig weich, 
mit eingestreuten Sternhärchen; Endblättchen breit eilänglich 
bisrundlich-elliptisch, mit abgerundetem oder seicht herzförmigem 
Grunde, allmählich ziemlich lang zugespitzt; äussere Blättchen ziemlich 
lang gestielt. Blüthenstand unterbrochen, oberhalb der Laub- 
blätter kurz, mit gestielter Endblüthe und wenigblüthigen Aestchen. 
Achse und BELHan, stiele locker abstehend-behaart, mit ziemlich 
kleinen, nadeligen, geraden oder etwas geneigten Stacheln. Deck- 


520 Rosaceae. 


blätter gross; die unteren dreispaltig. Blüthen gross, bis 4—5 cm 
im Durchmesser. Kelehblätter unbewehrt, graugrün, weiss berandet, 
an der Blüthe zurückgeschlagen, später abstehend oder die junge 
Frucht umfassend. Kronblätter eilänglich, mit aufwärts gebogener 
Platte, hellrosa oder weiss, mit rosa Nagel. Staubblätter die Griffel 
überragend, vor und nach der Blüthezeit aufrecht, zusammenneigend; 
Staubfäden rosa; Pollenkörner gross, gleichförmig, mit wenigen 
verkümmerten gemischt. Griffel grünlich; Fruchtknoten kahl. Früchte 
reichpflaumig, gross, ellipsoidisch, wohlschmeckend, mit angenehmem 
Aroma. Fruchtsteinchen ziemlich klein und platt, im Profil halb- 
kreisförmig. 

In Waldungen und Gebüschen, in die Hecken des Culturlandes 
übergehend, vorzüglich auf leichtem, sandigem Boden. Im nordwest- 
lichen Gebiet von Nordschleswig und der Gegend von Lübeck an 
durch Niedersachsen (bis zum Harz) und Westfalen zum Niederrhein 
und nach Belgien verbreitet; im Binnenlande auf dem Elbsandstein der 
sächsischen Schweiz. Auf dem Sandboden des niedersächsischen Tief- 
landes eine der häufigsten Arten. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. gratus Focke in Alpers Verz. Gefpfl. Stade 26 (1875). Syn. 
Rub. Germ. 213. Rogers Handb. Brit. Rubi 36. Nyman Consp. 217. 
Suppl. 106. 


Hierher gehört als Rasse: 


B. seiäphilust). Schwächer als der Typus, mit stumpfkantigen, 
behaarten Schösslingen, durchschnittlich ine Stacheln und vor- 
wiegend 3zähligen und fussförmig-5 zähligen Blättern. Blüthen- 
stände kurz, aber oft mit mehrblumigen Aestchen; die Achsen 
manchmal mit einigen Stieldrüsen. Blüthen rein weiss; Antheren 
behaart. Fruchtkelch regelmässig aufrecht und den Grund 
der Frucht umfassend. 

Waldränder und lichtere Waldplätze, in die Hecken des Cultur- 
landes übergehend. Auf dem Lehmboden des östlichen Schleswig- 
Holstein. — Bl. Juli. | 

R. gratus B. sciaphilus Focke in A. u. G. Syn. VI. 520 
(1902). R. sciaphilus J. Lange Fl. Dan. 51. 7 t. 302b (1883). 
Nyman Consp. Suppl. 107. 


(Verbreitung der Rasse: Fünen,) 5 


(Verbreitung der Art: Jütland, zerstreut durch England, Schott- 
land und Wales. Anscheinend kaum verschieden ist der südfran- 
zösische R. pervagus Sudre Herb.) *] 


Bastarde des R. gratus. 
Mit R. bifrons: s. S. 506. 
Mit R. macrophyllus: ein mächtiger, reich blühender Strauch an einem 
Waldrande bei Stendorf unweit Bremen von mir beobachtet. Fruchtbar; würde sich 
nach trockenen Zweigen nicht deuten lassen. 


1) Von ox:d Schatten und -piAos -liebend. 


Bubus, 521 


Mit R. caesiwus: zart, mit lockerem Blüthenstande und sehr grossen Blumen. 
Die Stammarten finden sich nicht oft gesellig, der Bastard ist selten. 


91. (34.) R. leucänder?). hh. Sommergrün, vor Mitte des Winters 
entlaubt; Schössling anfangs aufrecht, später boeig, häufig kletternd, 
im Herbste oft grossentheils hingestreckt, stumpfkantig mit gewölbten 
oder ebenen Flächen, locker abstehend büschelhaarig, mit aus kurzem, 
breitem Grunde pfriemlich-lanzettlichen, rückwärts geneigten oder fast 
geraden Stacheln. Blätter gefingert-5zählig; Blättchen ungleich- und 
ziemlich grob sägezähnig, unterseits weichhaarig, die jüngeren oft grau- 
filzis; Endblättehen aus breiterem, oft herzförmigem Grunde 
eiförmig oder elliptisch, meist mit langer, schmaler Spitze. 
Blüthenstand an den oberen Zweigen gedrungen, schmal, fast wehr- 
los, an den mittleren und unteren Zweigen verlängert, zusammen- 
gesetzt, ziemlich locker, am Grunde beblättert, mit aufrecht-abstehen- 
den, mehrblüthigen Aestchen, von denen die mittleren trugdoldig getheilt 
sind. Achsen abstehend-graufilzig, mit zerstreuten Nadelstacheln. 
Blüthen ansehnlich; Kelchblätter aussen graugrün, zur Blüthezeit 
halb, nach dem Verblühen vollständig zurückgeschlagen. Kron- 
blätter und Staubfäden weiss; Blüthenstaub reich an grossen regel- 
mässieen Köruern. — Uebrigens dem AR. gratus ähnlich. 

Waldränder, Gebüsche ad Hecken in der Ebene und im Hügel- 
lande. Nordwestliches Gebiet; in Niedersachsen bis zum Harz und. in 
Westfalen, sowie am Niederrhein, zerstreut; häufig um Aachen, Eupen 
und Malmedy; verbreitet in Belgien. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. leucandrus Focke in Alpers Verz. Gef.pfl. Stade 27 (1875). 
Syn. Rub. Germ. 210. Nyman Consp. 217. 


Von R. gratus durch den entwickelten Blüthenstand, zurückgeschlagene Frucht- 
kelche, länger gespitzte Blätter und viel reichlichere Behaarung verschieden. Formen 
des A. sciaphilus haben indess häufig eine grosse Aehnlichkeit mit R. leucander. 


B. procdrus (R. procerus P. J. Müll. M&m. Soc. Acad. Maine-et-Loire XXIV. 
209 [1868] in Boulay Ronces Vosg. 7 Nr. 6 [1864]) ist in mancher Beziehung 
dem Z£. leucander ähnlich, hat jedoch kahlere Schösslinge und unterseits dicht 
weissfilzige Blätter. Noch nicht im Gebiete, aber nahe dessen Grenzen in 
Franz. Lothringen nachgewiesen. 


(England; wird in Frankreich kaum fehlen.) EI 


92. (35.).R. macrophyllus ?). h. Schössling aus bogigem Grunde 
ı oder in Buschwerk bis zu 3—4 m Höhe kletternd, sehr 
lang und dick, unten abgerundet, oberwärts allmählich mehr kantig, 
mit gewölbten oder ebenen Flächen, zerstreut-abstehend behaart, 
an den Spitzen dicht weichhaarig. Stacheln am Grunde klein, gerade, 
pfriemlich, weiter oben mässig kräftig, breit aufsitzend, -sichelig. 
Blätter gross, 5zählig; Blättchen weich, schlaff, ziemlich grob- 
und nach vorn zu ungleich-gesägt, mit gespitzten Zähnen, ober- 
seits frisch grün, anfangs striegelhaarig, später fast kahl, unterseits 


1) Von Zevx0g weiss und dvjo Mann —= Staubblatt. 
2) Von uaxods lang, gross und pöA/on» Blatt. 


522 Rosaceae. 
in der Jugend weichhaarig-graufilzig, später blassgrün. End- 
blättchen von verschiedener Gestalt, zugespitzt. — Blüthenstand oft 
sehr entwickelt, mit entfernten, achselständigen Seitenästchen beginnend, 
der obere blattlose Theil oft kurz. Aestchen aufrecht abstehend, die 
mittleren trugdoldig 3- bis 7blüthig, filzig-zottig, zuweilen Stieldrüsen 
führend, mit ziemlich zahlreichen, nadeligen, geraden oder leicht ge- 
bogenen Stacheln. Deckblätter schmal lineal, die unteren mit drei 
linealischen Zipfeln. Kelchblätter aussen zottig-graufilzig, an Blüthe 
und Frucht zurückgeschlagen. Kronblätter oft gross, verkehrt- 
eiförmig, blassrosa oder weiss. Staubblätter wie bei A. gratus. Frucht- 
knoten meist kahl. Früchte gross, süss. 

In humosen Waldungen und im Gebüsch der Bachufer, durch das 
nördliche und mittlere Gebiet verbreitet. Bl. Ende Juni, Juli. 


R. macrophyllus var. «. Wh. u. N. Rub. Germ. 35 t. XII (1825). 
Focke Syn. Rub. Germ. 215. Nyman Consp. 217. Suppl. 107. 


Zerfällt in eine Reihe von Unterarten: 


A, BR. eu-macrophyllus. Stacheln verhältnissmässig schwach, 
kürzer als der Querdurchmesser des Schösslings, aus zusammengedrücktem 
Grunde mit kurzer gebogener Spitze. Endblättchen elliptisch 
oder fast rechteckig, mit breitem, seicht herzförmigem 
Grunde und aufgesetzter, dreieckiger Spitze. Stielchen länger als der 
halbe Blattstiel. Blüthenstand oft verlängert und nur unten beblättert. 
Blüthen meist weiss. 

Ziemlich häufig im westlichen Gebiete von. der Nordseeküste bis 
zum südlichen Schwarzwald; weiter östlich zerstreut, bis Elbing und 
im Süden bis zum Com. Hont in Ungarn vorkommend. Scheint in 
den Voralpen zu fehlen. 


R. eu-macrophyllus Focke in A. u. G. Syn. VI. 522 (1902). 


Eine wohl charakterisirte, meist leicht kenntliche Art, die zwar in den 
Grössenverhältnissen und der Blattgestalt etwas abändert, aber von der Weichsel- 
mündung bis zur Gironde und von Mittelungarn bis Irland im Wesentlichen in 
übereinstimmenden Formen verbreitet ist. Auf trocknem Boden nicht auffallend 
gross, an feuchten, humusreichen Waldstellen jedoch alle andern Europäischen Arten 
durch die Ueppigkeit des Wuchses und die grossen Blätter übertreffend. Blüthen 
mittelgross, mit hinfälligen Kronblättern. Unter den beschriebenen Formen verdient 
erwähnt zu werden: R. piletöstachys!) Gren. u. Godr. Fl. France I. 548 (1848). 
Nyman Consp. 217 Suppl. 107 mit drüsigen Blüthenstielen, vorzüglich im westlichen 
Gebiete vorkommend. 


(Verbreitung der Unterart: Frankreich bis zu den Pyrenäen, Eng- 
land, Irland.) *| 


B. R. Danicus. Endblättchen aus herzförmigem Grunde 
rundlich bis breit verkehrt-eiförmig, kurz gespitzt; Blüthenstand oft 
verlängert, oberwärts blattlos. Schössling meist reichlich behaart; Stacheln 
mässig kräftig. 


1) Von zı/nrog verfilzt und ordyvs Aehre. 


ee re A er nn 


N, 
3+ 


Rubus. 523 


In Schleswig-Holstein und Niedersachsen nicht selten, auch im 
Königreich Sachsen vorkommend; wohl weiter verbreitet. 

R. Danicus Focke Abh. Natw. Ver. Bremen IX. 322 (1886). 
Bot. Tidsskr. XVI. 71 (1887). Nyman Consp. Suppl. 107. 


In der Blattgestalt bald der Leitart, bald dem Schlechtendalit ähnlicher, aber 
durch die grössere Breite verschieden. Jüngere Blättchen sind mehr elliptisch. Die 
Behaarung der Blattunterflächen ist bald spärlicher, bald dichter. Bei Formen, die 
im Uebrigen nicht zu unterscheiden sind, kommen abstehende Fruchtkelche vor, 

Aehnlich scheint R, orbifolius (Lefevre in Herb.) zu sein; vgl. Boulay in 
Rouy u. Camus Fl. France VI. 51. 


(Verbreitung der Unterart: Dänemark, England.) *] 

©. R. Quädicus!). Blättchen unterseits dicht behaart, 
graugrün, das endständige breit herzeiförmig-rundlich, mit kurzer, auf- 
gesetzter Spitze. Blüthenstand zuweilen mit einigen Stieldrüsen. 

In den Kleinen Karpaten; in Niederösterreich. 

R. macrophyllus subsp. Quadicus Sabransky in DBM. VI. 131 
(1889). 

(Verbreitung der Unterart: nur im Gebiete.) 1:1 


(Verbreitung der Art: Pyrenäen; Frankreich; England; Irland; 
Dänemark.) >&] 


D. R. Schlechtendalii?’). Stacheln lanzettlich, länger und 
stärker als bei der Leitart. Endblättchen länglich-verkehrt-eiförmig 


1) Nach dem Volksstamme der Quadi, welcher zur Römerzeit in den Fluss- 
thälern der March und Waag wohnte, 

2) Nach Diederich Friedrich Karl von Schlechtendal, * 24. Sept. 1767 
Xanten, 7 22. Febr. 1842 Paderborn, als Erster Präsident des Oberlandesgerichts 
daselbst, früher Stadtgerichtsdireetor in Berlin, wo er als Freund Willdenow’s 
(s. II. S. 628 Fussn. 1) sich um die Erhaltung von dessen Herbar verdient machte 
und das 1813 erschienene Supplementum zu dessen Enum, horti Berol. herausgab. 
Sonst veröffentlichte er nur wenig (u. a. über Myosotis in Mag. Ges. Nat. Fr. Berlin 
VII. 227 [1818]). Später erwarb er sich, in regem Verkehr mit Weihe (s. S. 458 
Fussn. 3) und v. Bönninghausen, um die Flora Westfalens grosse Verdienste. 
Nach ihm benannte Willdenow (Sp. pl. III. 2125 [1803]) eine Compositengattung. 
Vgl. den in Linnaea 513 veröffentlichten Nachruf, den sein Sohn, Diederich Franz 
Leonhard, * 27. Nov. 1794 Xanten, 7 12. Oct. 1866 Halle als Professor der Botanik 
und Director des Botanischen Gartens daselbst, 1819—1833 Custos des damals erst 
neubegründeten Kgl. Herbariums in Berlin, verfasst hat. Auch die wissenschaftliche 
Thätigkeit des letzteren war fast ausschliesslich der botanischen Systematik und 
Floristik zugewandt. Neben der vortrefflichen Phanerogamen und Kryptogamen 
behandelnden Flora Berolinensis, 2 Bände, Berol. 1823—4, hat besonders die mit 
seinem Freunde und Collegen, dem Dichter Adelbert von Chamisso, * 1781 Schloss 
Boneourt in der Champagne, 7 1838 Berlin, durchgeführte Bearbeitung der von 
letzterem auf seiner Reise um die Welt gesammelten und anderer Tropisch-Ameri- 
eanischer Pflanzen, später zahlreiche Beiträge zur Flora von Mexico 8.’s Ruf be- 
gründet. Auf die s. Z. von beiden Freunden in Linnaea II. durchgeführte Be- 
arbeitung von Fotamogeton wurde in Bd. I hingewiesen. Grosse Verdienste erwarb 
sich S. auch durch die Begründung und Leitung zweier werthvoller Zeitschriften, 
der Linnaea, von 1826 an Bd. I-XXXIV und der Botanischen Zeitung (mit 
H. v. Mohl) seit 1843 Bd. I-XXIV. Das von dem Vater begründete, von dem 


524 Rosaceae, 


mit schmal gestutztem Grunde und kurzer, aufgesetzter Spitze; Stielchen 
kürzer als der halbe Blattstiel. Blüthenstand meist kurz; Deckblätter 
lineal-lanzettlich. Kronblätter meist rosa oder weiss mit rosa Nagel 
und rosa Staubfäden. Blüthen auf feuchtem, fruchtbarem Boden sehr gross. 

Im nordwestlichen Gebiete zerstreut. Nordschleswig (Friderichsen), 
Drögemühle bei Gardelegen (R. Hülsen), mehrfach in Westfalen, am 
Niederrhein. 

R. Schlechtendalii Weihe in Bönngh. Prodr. Fl. Monast. 152 
(1824). Wh. et N. Rub. Germ. 34. t. XI. Focke Syn. Rub. Germ. 
218. Nyman Consp. 217. R. amplificdtus Lees in Steele Handb. 
field bot. 58 (1847). R. lophöphilus*) G. Braun exs. 


Die typische Weihe’sche Pflanze stellt die starke, grossblumige Form aus 
Gebüschen an Bachufern dar. Auf trocknem Boden geht dieselbe in die kleinere 
Form über, welche von G. Braun (a.a.O.) R. lophophilus genannt ist. R. Fuxeensis 2) 
Sudre Bull. Ass. Franc. Bot. (1900) ist eine minder kräftig bewehrte Form. 


(Verbreitung der Unterart: Frankreich, England.) =] 
(Verbreitung der Art: Frankreich; England; Irland; Dänemark.) 
=] 


Bastarde des R. macrophyllus. 


Mit R. gratus: s. 8. 520. 

Mit R. pyramidalis: öfter beobachtet, doch scheinen sich manche Angaben 
auf stieldrüsige Formen des R. macrophyllus zu beziehen. Bedarf näherer Prüfung. 

Mit den @landulosi: in manchen Localformen, z. B. in R. macrocardiophijllus 3) 
P. J. Müll. u. Wirtg. exs., in Focke Syn. Rub. Germ. 337 (1877) könnte man solche 
Kreuzungen vermuthen. Aus der Gegend von Freiburg i, Breisg. erhielt ich (durch 
Mez) Zweige einer Brombeerform, deren Deutung als R, Bellardü X macrophyllus 
mir sehr wahrscheinlich ist. Im Elzthale in Baden fand ich einen muthmaasslichen 
R. Kaltenbachüi X macrophyllus. 

Mit R. caesius: muthmaassliche Kreuzungen habe ich zuweilen gesehen; 
eine dem R. macerophyllus genäherte Form ist R. dumetorum f. macrophila G. Braun 
exs. 206. 


93. (36.) R. Gremlii®). Ih. Schösslinge aus niedrigem Bogen hin- 
gestreckt, seltener kletternd, kantig, behaart, mit ziemlich gleichförmigen, 
rückwärts geneigten Stacheln, meist mit zerstreuten, bald spärlichen, 
bald zahlreichen Stieldrüsen oder Stachelchen besetzt. Blätter vörwiegend 
fussförmig-5 zählig, mit dreizähligen und gefingert-5 zähligen gemischt; 
Blättchen sehr ungleich-, meist grob- und scharf-, nach 


Sohne fortgeführte Herbarium gehört jetzt dem Botanischen Institut in Halle, Vgl. 
A. de Bary BZ. XXV (1867). BV. Brand. IX. XXL Ein Sohn D. F,L. v. $’s,, 
Diederich Hermann Reinhard v. S., * 28. Oct. 1834 Halle (br.), Assistent am Mineralog. 
Museum daselbst, lieferte werthvolle Beiträge zur Kenntniss der Pflanzengallen u. a. 
Uebers. der bis zur Zeit bekannten mitteleuropäischen Phytoptoceceidien und ihrer 
Litt. Zeitschr. f. ges. Naturw. LV. 480. Die Gallbildung (Zoocecidien) deutscher 
Gefässpflanzen. Jahresb. Nat. V. Zwickau f. 1890. 1 (1891). 

1) Von Adpog Hügel und piAog -liebend. 

2) Nach der Grafschaft Foix mit. gleichnamiger Hauptstadt (lat. Fuxum); 
erstere fällt ungefähr mit dem heutigen Dep. de l’Ariöge zusammen. 

3) Von uaxoög gross, zaodia Herz und pö/A/ov Blatt, wegen des herz- 
förmigen Endblättchen®. 

4) 8. 8. 102 Fussn. 2. 


iu P er Ba Eu un u U nm 


Rubus. 525 


vorn zu oft eingeschnitten- gesägt, beiderseits grün und behaart, in 
der Jugend oft unterseits graulich. Endblättcehen drei- bis viermal 
länger als sein Stielchen, eiförmig oder eilänglich, am Grunde 
abgerundet oder ausgerandet, nach vorn zu allmählich lang zugespitzt. 
Blüthenstand schmal, mässig lang, am Grunde unterbrochen, ober- 
wärts meist blattlos, gedrungen; die unteren Aestchen mehrblüthig, oft 
lang, die oberen kurz, abstehend. Achsen dicht abstehend-behaart, zer- 
streut nadelstachelig und meist spärlich stieldrüsig. Kelehblätter 
dicht graufilzig, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen. Kron- 
blätter schmal, länglich-verkehrt-eiförmig, weiss oder etwas röthlich. 
Staubblätter die Griffel kaum überragend. 

In Bergwaldungen, seltener in die Hecken übergehend. In den 
westlichen Karpaten, im Böhmerwald und Schwarzwald sowie in den 
nördlichen Vorbergen der ganzen Alpenkette. Nordwestliches Ungarn, 
Mähren, Unterösterreich bis zur Schweiz, Süddeutschland. Bl. Juli. 

R. Gremliti Focke Syn. Rub. Germ. 266 (1877). Nyman Consp. 218. 
Suppl. 107. 

Dem R. silvaticus ähnlich, aber durch stärkere und weniger zahlreiche Stacheln, 
tiefer und unregelmässiger gesägte Blättchen sowie durch das Vorkommen von Stiel- 
drüsen abweichend. Die Stieldrüsen sind meistens nur spärlich vorhanden; bei ge- 
trockneten Zweigen, an denen man sie in grösserer Zahl findet, lässt sich gewöhnlich 
nicht erkennen, ob man eine individuelle Variation oder eine besondere Rasse oder 


ein Kreuzungsproduct vor sich hat. Es scheint indess eine Radula-Form des R. 
Gremlii zu geben. — Ueber R. amphichlöros vgl. unter der Gruppe der Vestiti. 


Näher zu beachten ist: 


B. indotätus. Kleiner und meist reichdrüsiger als R. Gremliü. 
Schössling meist kahl, Blätter dreizählig, Blättchen unterseits grau- 
filzie, das endständige verkehrt-eirautenförmig ; Blüthen rosa. 

Süddeutschland, Schweiz, stellenweise häufig. 
R. Gremliü B. indotatus Focke in A. u. G. Syn. VI. 525 
(1902). R. indot. Gremli ÖBZ. XXI (1871) 128. 


(Verbreitung der Rasse: Wahrscheinlich im südlichen Frank- 


reich.) x]? 
(Verbreitung der Art: Wie die Rasse [der Typus nur im 
Gebiete].) =] 


Bastarde des R. Gremlii. 


Mit R. bifrons: in Niederösterreich von A. Kerner beobachtet. 
Mit Glandulosi-Arten scheinen Kreuzungen häufig vorzukommen. 


94. (37.) R. Questierii'). h. Sommergrün; Schössling kantig, 
bräunlich, schwach bereift, kräftig bewehrt; Blätter 5zählig; Blättehen 
ungleich-grob-gesägt, unterseits behaart, kaum blasser grün 
als oberseits; Endblättchen länglich oder schmal verkehrt- 


1) Nach dem Abbe Questier (Bonnet br.), 7 4. Juni 1879 Thury-en- 
Valois bei Betz (Oise), Pfarrer daselbst, um die Flora der dortigen Gegend verdient. 


526 Rosaceae, 


eiförmig, lang zugespitzt. Blüthenstand verlängert, schmal, 
locker oder doch nur an der Spitze gedrungen, oft mit einfachen, 
schmalen Laubblättern durchsetzt; Achse grau filzig, mit kräftigen, 
abwärts gebogenen Stacheln, meist auch mit einigen Stieldrüsen. Blüthen 
ziemlich klein; Kelchblätter beiderseits dicht graufilzig, an 
Blüthe und Frucht vollständig zurückgeschlagen; Kronblätter rosa; 
Staubblätter die Griffel über Fragend. 

Westl. Piemont (Rostan); übrigens im Gebiete noch nicht sicher 
nachgewiesen, doch erhielt ich eine sehr ähnliche Form durch Gravet 
aus der Gegend von Gedinne in Belgien; ist jedenfalls in den milderen 
Gegenden Belgiens zu erwarten. Bl. Juli. 


R. Questierii Lefevre u. P. J. Müll. Pollich..XVI—XVIL 120 
(1859). 


Durch die Bewehrung an R. argenteus erinnernd, aber durch die beiderseits 
grünen schmalen Blättehen und durch den langen Blüthenstand abweichend. Dem 
R. vulgaris in der Blattgestalt ähnlicher, aber durch Behaarung und Blüthenstand 
verschieden. Stimmt am nächsten mit R. chlorothyrsos überein, der sich jedoch 
durch breitere, unterseits in der Jugend reichlich behaarte Blättchen, durch mehr 
grünliche, weniger stark zurückgeschlagene Kelchblätter uud kürzere Staubblätter 
unterscheidet. R, Gremlii ist in mehrfacher Beziehung ähnlich. 


Eine der ausgezeichnetsten und beständigsten Arten unter den Europäischen 
Brombeeren. 


(Frankreich, mit Ausnahme der östlichen Gegenden ; zerstreut im 
südlichen und westlichen England.) = 


Zweifelhaft und daher nur anhangsweise aufzuführen ist: 


?R. latifölius. Unbereift, stieldrüsenlos; Schösslinge bogig-niederliegend, 
kantig, kahl. Blätter 5zählig, Blättehen breit, sich mit den Rändern deckend, 
beiderseits grün, mit kurzen Stielchen, die äusseren fast ungestielt; End- 
blättchen breit herzeiförmig, fast rundlich, plötzlich zugespitzt. Blüthen- 
stände kurz, die ersten meist traubig, die späteren zusammengesetzt; Achsen 
zottig, mit zerstreuten, ziemlich schwachen Stacheln. Blüthen gross, rosa; Staub- 
blätter die Griffel etwas überragend. Fruchtkeleche abstehend. — Erinnert an R. 
suleatus und R. gratus, getrocknet auch an «R. Wahlbergü. 

Unter der überreichen Menge von Brombeerformen, die mir Herr Götz aus 
dem Elzthale im Schwarzwald einsandte, fand ich auch Exemplare, die ich nur zu 
R. latifolius rechnen kann. Bestimmung naeh wenigen trockenen Zweigen bleibt 
aber unsicher. Soll im Elzthale vereinzelt an verschiedenen Stellen wachsen. 

R. latifolvius Babgt. Man. Brit. Bot. ed. 3. 94 (1843). Rogers Handb. Brit. 
Rubi p. 25. — Bl. Juni, Juli. 

(Schottland, Nord-England, Wales.) i =1r 


95. (38.) R. silvatieus. |ı. Bei freiem Stande kaum 0,5 m hoch, 
im Winter spät entlaubt. Schössling aus bogigem Grunde niederliegend, 
weithin kriechend, selten hoch kletternd, im Herbste reichlich verzweigt, 
am Grunde rundlich, steifhaarig, oberwärts flachseitig kantig, ziemlich 
dicht behaart, mit zahlreichen, gleichartigen, kurzen, breit 
aufsitzenden, rückwärts geneigten Stacheln. Blätter gefingert- 
5zählig. Blattstiel mit sicheligen Stacheln, oberseits flach; Blättchen 
ziemlich gleichmässig-, nach vorn zu doppelt-gesägt, oberseits reichlich 
striegelhaarig, unterseits auf den Nerven dicht behaart, grün; End- 


Rubus. 527 


blättchen eliiptisch, mit abgerundetem Grunde, zugespitzt. — Blüthen- 
zweige reichlich kleinstachelig. Blüthenstand ziemlich lang und 
dicht, zusammengesetzt, mit aufstrebenden unteren und mittleren Aest- 
chen, nach oben verjüngt und dicht, zuweilen durchblättert. Achsen 
dicht abstehend behaart, mit zahlreichen winzigen Stacheln. Deckblätter 
oder deren Zipfel linealisch. Blüthen mittelgross; Kelchblätter aussen 
filzig-zottig, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen. Kronblätter 
elliptisch oder verkehrt-eiförmig, mit anfangs aufgerichteter Platte, weiss, 
seltener blassrosa. Staubblätter beim Aufblühen die Griffel beträchtlich 
überragend, später ausgebreitet. Fruchtknoten an der Spitze bärtig- 
zottiG. Früchte halbkugelig bis länglich, reichpflaumig, in kühlen 
Sommern nur zum Theil vollkommen reifend. 

In Waldungen, an Waldrändern und buschigen Bachufern im 
nordwestl. Gebiet. Südl. Schleswig-Holstein, Altmark, Niedersachsen, 
nördl. Westfalen. Vom Niederrhein und aus Belgien sah ich noch 
keine Exemplare. 

Angaben über das Vorkommen in Oesterreich sind ‚zweifelhaft. 
Bl. Juni, Anf. August. 

R. silvaticus Wh. u. N. Rub. Germ. 41 t. XV (1825). Focke 
Syn. Rub. Germ. 221. Rogers Handb. Brit. Rubi 41. Nyman Consp. 
218. Suppl. 107. 


Die sehr zahlreichen kleinen, im Blüthenstande besonders feinen Stacheln sind 
charakteristisch. R. chlorothyrsos ist ähnlich, hat aber kräftigere Stacheln, zerstreute 
Stieldrüsen, einen lockereren Blüthenstand, kürzere Staubblätter u. s. w. Bei 
R. silvaticus pflegen nur die tief entspringenden Blüthenstände reichlich durchblättert 
zu sein. 

(England; wird von Boulay für Nordfrankreich angegeben; eine 


nahestehende Form sah ich auch aus der Gironde.) * 


96. (39.) R. myricae!). fi. Schössling aus bogigem Grunde nieder- 
gestreckt oder kletternd, unterwärts rundlich, nach oben zu mit gewölbten 
oder ebenen Seitenflächen, spärlich behaart, mit zerstreuten kurzen, aus 
breiterem Grunde pfriemlichen, rückwärts geneigten Stacheln. Blätter 
vorwiegend 3zählig, mit fussförmig- oder gefingert-5zähligen gemischt. 
Nebenblätter schmal lineal. Blättchen fast gleichmässig klein- 
gesägt, oberseits striegelhaarig, mattgrün, unterseits weichhaarig, 
schimmernd; Endblättchen aus herzförmigem Grunde breit-eiformig oder 
elliptisch, zugespitzt; äussere Blättchen kurz gestielt. Blüthenstand 
traubig oder zusammengesetzt, mittraubig-mehrblütnhigen, 
aufrecht-abstehenden unteren und 1—2blüthigen, oberen Aestchen. 
Deckblätter lanzettlich. Achse und Blüthenstiele kurzhaarig-filzig, mit 
zerstreuten, feinen Stachelchen. Blüthen klein: Kelchblätter aussen 
graugrün, kurzhaarig, nach dem Verblühen aufrecht, den Grund der 
Frucht umfassend. Kronblätter länglich, weiss. Staubblätter etwa 
den Griffeln gleich hoch, zur Blüthezeit und nach derselben aufrecht- 


!) Von myrieca oder merica, dem mittelalterlichen lateinischen Ausdruck für 
Heide; hier Name der Lüneburger Heide. 


528 Rosaceae. 


abstehend. Blüthenstaub ziemlich reich an vollkommenen Körnern. 
Fruchtknoten behaart. Früchte gut entwickelt. 

Gehölzränder und Gebüsche in den Umgebungen von Soltau in 
der Lüneburger Heide. Muthmaasslich weiter verbreitet. Bl. Juli. 

R. myricae Focke in Alpers Verz. Gef.pfl. Stade 27 (1875). 
Syn. Rub. Germ. 223. 

Tracht und Blüthenstand der kleinen, drüsenreichen Arten. Erinnert an kleine 
Formen von R.ramosus (Briggs Journ. of Bot. IX [1871] 330 vgl. Rogers Handb. 


Brit. Rubi) und ist vielleicht in die Gruppe der Egregii einzureihen, die nur 
durch das Vorkommen von Stieldrüsen abweichen. 


(R. hesperius 1) Rogers Journ. of Bot. XXX [1896] 504 hat etwas breitere und 
gröber gesägte Blättchen, ist aber dem R. myricae sehr ähnlich; er wächst in Irland.) 


Aendert ab 

B. vir&escens mit 5zähligen Blättern, kleinen, schmal herzeiförmigen Endblättchen, 
zum Theil trugdoldigen Aestehen des Blüthenstandes, kurzen Staubblättern und 
abstehenden Fruchtkelehen. — Bisher nur in zerstreuten Stöcken an wenigen 
Stellen des Weserthals um Minden und Hameln beobachtet. Blattgestalt wie 
bei R. macrophyllus, doch sind die Blätter viel kleiner. — R. myrieae B. virescens 
Focke in A. u. G. Syn. VI. 528 (1902). R. virescens G. Braun in Focke Syn. 
Rub. Germ. 224 (1877). 


(Irland [der nahe verwandte R. hesperius vgl. oben). %] 


7. Sprengelidni (Focke Syn. Rub. 77, 241 [1877]. Nat. Pfl. 
UI. 3). S. S. 451. Niedrig bogig, mässig kräftig, mit unterseits 
grünen Blättern und einem lockeren, fast immer Stieldrüsen führenden 
Blüthenstande. Staubblätter die Griffel nicht überragend; Fruchtkelch 
abstehend oder die Frucht umfassend. — Aeussere Seitenblättchen stets 
deutlich gestielt. 

Die Abgrenzung gegen die Silvatiei ist eine künstliche; insbesondere R. chloro- 
thyrsos nimmt eine Mittelstellung ein, sodass er mit gleichem Rechte der einen 
wie der andern Gruppe zugezählt werden kann. Die typischen Arten R. Arrhenit 
und R. Sprengelii bilden indess einen unzweifelhaft selbständigen weiteren Formen- 
kreis, der von R. gratus und macrophyllus vollständig getrennt erscheint. In vielen 
Eigenschaften, insbesondere in der Gestalt der Blätter und Stacheln, erinnern die 
Sprengeliani an die Suberecti, zu denen R. hemistemon den Uebergang macht. 


Uebersicht der Arten und Unterarten. 


A. Endblättchen eiförmig oder länglich-elliptisch. 


I. Schösslingsstacheln lanzettlich; Blüthenstand straussförmig, lang 
und schmal, meist blattreich. 
Blätter 5zählig; Kronblätter schmal und weiss; Blüthen- 


stand verlängert. R. ehlorothyrsos. 
II. Schösslingsstacheln breit aufsitzend, kurz; Blüthenstand locker, 
sparrig. 
a. Blättchen elliptisch, klein eat kurz gespitzt; Blätter meist 
3 zählig. 


1) Hesperius, Abendländisch. 


Rubus. 529 


Blüthenstand ziemlich lang, locker, nur am Grunde be- 
blättert; Kronblätter rundlich; Staubblätter halb so hoch wie 
die Griffel. R. Arrhenii. 

b. Blättchen eilänglich, grob gesägt, lang zugespitzt; Blätter meist 
3 zählig. 
Blüthenstand kurz, sparrig; Kronblätter länglich; Staub- 


blätter fast griffelhoch. — Schösslingsstacheln breit, gebogen ; 
Blüthenstiele lang, filzig, spärlich bestachelt; Kronblätter meist 
lebhaft rosa. R. Sprengelii. 


Schösslingsstacheln fast gerade; Blüthenstiele dicht nadel- 
stachelig, verwirrt-behaart; Kronblätter weiss. R. hemistemon. 


B. Endblättchen breit herzeiförmig, oder rundlich, unterseits oft grau- 
haarig. 

Schösslingsstacheln ziemlich kurz, lanzettlich; Endblättchen aus 
breitem, ausgerandetem Grunde rundlich, kurz gespitzt; Staubblätter 
fast griffelhoch; Fruchtkelch abstehend. R. Leyii. 

Schösslingsstacheln sehr kräftig, lang, lanzett-pfriemlich; End- 
blättchen breit-herzeiförmig oder eiförmig, lang zugespitzt; Staub- 
blätter viel kürzer als die Griffel; Fruchtkelch locker aufgerichtet. 

R. Cimbricus. 


97. (40.) R. Arrheniit). h. Halb immergrün; während eines grossen 
 Theils des Winters fast vollständig belaubt. Schössling aus bogigem 
Grunde zuweilen ziemlich hoch kletternd, meist niederliegend, rundlich- 
stumpfkantig, meist unverzweigt, abstehend behaart, mit zahlreichen 
kleinen, fast gleichförmigen, aus breiterem Grunde rasch verschmälerten, 
zurückgeneigten oder leicht gebogenen Stacheln. Blätter 5- 
zählig; Blattstiel mit sicheligen Stacheln, oberseits flach; Nebenblätter 
schmal linealisch. Blättchen fein- und scharf-gesägt, oberseits 
im Sommer hell-, im Winter dunkelerün, unterseits blasser, mit vor- 
tretenden, braungelblichen Nerven; Endblättchen elliptisch, kurz gespitzt; 
äussere Seitenblättehen kurz gestielt. Blüthenzweige ziemlich lang, mit 
theils 3-, theils 5zähligen Blättern. Blüthenstand an schwachen 
Zweigen traubig, in der Regel zusammengesetzt, verlängert, 
ziemlich locker, nach oben wenig verjüngt, nur am Grunde beblättert, 
mit abstehenden, meist trugdoldig getheilten, 1—5 blüthigen Aestchen. 
Achse und Blüthenstiele filzig, feinstachelig, drüsenlos oder mit zer- 
streuten oder zahlreichen Stieldrüsen, zuweilen auch mit ungleichen 
Drüsenborsten. Deckblätter schmal lineallanzettlich. Blüthen ziemlich 
klein. Kelchblätter aussen filzig, grünlich, nach dem Verblühen ab- 
stehend. Kronblätter rundlich, kurz benagelt, weiss, blassrosa an- 
gehaucht oder seltener grünlich, abfallend oder welkend und lange 
bleibend. Staubblätter den Grund des Stempelköpfehens umkränzend, 


1) Nach Johan Pehr Arrhenius, Dr. phil, * 27. Sept. 1811 7 5. Sept. 
1889 Järeda in Smäland (Murbeck br.); veröffentlichte 1839 in. Upsala eine 
Dissertation über die schwedischen Rubi: Ruborum Sueeiae dispositio monographico- 
eritica. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 34 


530 Rosaceae, 


kaum die halbe Griffelhöhe erreichend. Blüthenstaub über- 
wiegend aus regelmässigen Körnern bestehend. Fruchtknoten kahl; Griffel 
lange bleibend. Früchte vollkommen, mittelgross, reichpflaumig, würzig 
und wohlschmeckend. 

In Waldungen und an Waldrändern, in die Hecken der Wald- 
gegenden, aber kaum in die des offenen Landes übergehend. Von der 
Gegend von Flensburg an durch Schleswig-Holstein, Niedersachsen und 
das nördliche Westfalen verbreitet, südwärts bis Braunschweig, Hannover, 
Burgsteinfurt bekannt. In Belgien bisher nur abweichende Formen. 
Bl. Juli, Anf. August. Fruchtreife im September. 

R. Arrhenii J. Lange Haandb. Dansk. Fl. 3 Udg. 386 (1864). 
Fl. Dan. t. 2720, 2833 fig. 4. Focke Syn. Rub. Germ. 242. Nyman 
Consp. 218. R. Sprengelüt 8. Arrhenii Lange Haandb. Dansk. Fl. 
1.»Udg; 309: (1851). 


Aendert ab in der Menge der Stieldrüsen, die zuweilen ganz fehlen, zuweilen . 


sehr zahlreich sind; auch die Nadelstacheln des Blüthenstandes sind mitunter zahl- 
reich und gehen auf die Kelche über. In der Tracht und allen wesentlichen Merk- 
malen ist die Art sehr beständig, insbesondere in der Gestalt und Bezahnung der 
Blätter, im Blüthenstand, dem Bau der Blüthen und der Kürze der Staubblätter. 


Nähere Untersuchung verdienen einige bisher nur in localer Verbreitung 
nachgewiesene Formen, die offenbar dem R. Arrhenii nahe verwandt sind: 


B. chamae-Arrheniil) sehr zarte Form; Schössling reichlich nadelstachelig, 


mit 3zähligen Blättern, — In den Belgischen Ardennen bei Louette-Saint- 
Pierre durch Gravet gesammelt. — R. Arrheniü B. chamae-Arrheniü Focke 
in A. u. G. Syn. VI. 530 (1902). — Vielleicht nur eine verkümmerte Form 


des R. Arrhemü. 

C. polyade&nes2): Schösslingsblätter 3—5zählig; Endblättchen schmal elliptisch 
bis zungenförmig, vorn zu ungleich-grob-gesägt, unterseits auf den 
Nerven durch dichte Behaarung schimmernd. Blüthenstand reich an Stieldrüsen, 
übrigens nebst den Blüthen wie bei dem Typus, aber die Staubblätter oft nur 
wenig niedriger als die Griffel. In den Belgischen Ardennen bei Louette- 
Saint-Pierre, Prov. Namur (Gravet). — R. Arrh. var. polyadenes Gravet in 
Herb. Focke in A. u. G. Syn. VI. 530 (1902). 

D. arrheniänthus3): Schössling hoch bogig;; Blätter grösser als bei R. Arrhenü ; 
Endblättehen aus gestutztem oder herzförmigem Grunde elliptisch, mit langer, 
schmaler, aufgesetzter Spitze. Blüthenstand locker sparrig. Kronblätter weiss, 
an der Blüthe vertroeknend. Staubblätter den Griffeln fast gleich 
hoch, mit behaarten Antheren. Früchte gut entwickelt, mit abstehenden Kelch- 
blättern. Stieldrüsen an Schössling und Blüthenast spärlich. — Bisher nur in 
Schleswig: in der Gegend von Husum (Gelert, Friderichsen). — R. Arrhenü 
D. arrhenianthus Focke in A. u. G. Syn. VI. 530 (1902). R. arrhenianthus 
K. Friderichsen in Herb. — Eine Mittelform zwischen R. Arrhenii und den 
Suberectis. 


An R. Arrhenii schliesst sich an die Unterart: 
B. R. Leyii*). Schössling aus niedrigem Bogen liegend, seltener 
kletternd, kantig, nach oben zu gefurcht, mehr oder minder dicht 


1) Von yaual am Boden, zwerghaft. 

2) Von mo/ög viel und ddr» Drüse. 

3) Zusammengesetzt mit @vog Blüthe. 

4) Nach Wilhelm Ley, 7 184?, Pharmaceut; botanisirte u. a. um Trier (vgl. 


Loehr, Flora XXV. 108) und Eupen; sammelte mit besonderem Eifer Rubus- 
Formen. 


Bir A 


Rubus. 531 


behaart, braunroth, am Grunde mit gedrängten kleinen, weiter oben mit 
zahlreichen grösseren, kurz lanzettlichen Stacheln, oft auch mit einigen 
Stieldrüsen. Blätter 3zählig und fussförmig-5 zählig; Blattstiel oberseits 
flach; Nebenblätter an den unteren Blättern lineallanzettlich, an den 
oberen linealisch. Blättehen etwas lederig, ungleich-grob- und 
nach vorn zu doppelt-gesägt, oberseits lebhaft grün, wenig behaart, 
unterseits weichhaarig bis grauschimmernd. Endblätt- 
chen aus seicht herzförmigem Grunde rundlich, kurz ge- 
spitzt. Blüthenstand mässig entwickelt, oft durchblättert, mit entfernten 
achselständigen, aufrecht abstehenden unteren und mehr gedrängten, 
kurzen oberen Aestchen. Achse und Blüthenstiele abstehend behaart, 
mit zerstreuten, die Haare wenig überragenden Stieldrüsen und ziemlich 
zahlreichen, pfriemlichen Stacheln besetzt. Blüthen mittelgross; Kelch- 
blätter aussen graufilzig, meist drüsig, nach der Blüthe abstehend; Kron- 
blätter breit elliptisch oder eiförmig, blassrosa. Staubblätter den 
Griffeln annähernd gleich. 

Waldränder, Lichtungen und Hecken. In Deutschland bisher nur 
an der äussersten Westgrenze, um Aachen, Eupen und Malmedy ge- 
funden; weiter verbreitet in den Belgischen Ardennen (Gravet). Bl. Juli. 

R. Leyi Focke Syn. Rub. Germ. 268 (1877). Nyman Consp. 218, 
R. Letendrei!) Boulay Assoc. Rubol. no. 568. 


Belaubung lebhaft an R. rosaceus erinnernd; die Pflanze zeigt aber auch 
Aehnlichkeiten mit R. pyramidalis und R. Arrhenü. 


(Verbreitung der Unterart: Nordöstl. Frankreich.) E7 
(Verbreitung der Art: der Typus bisher nur im Gebiete [vgl. die 
_ Unterart R. Leyu)). | 


98. (41). R. Sprengelii?). h. Sommergrün; im Spätherbste schon 
fast entlaubt. Schössling aus bogigem Grunde niederliegend oder kletternd, 
selten hoch ansteigend, im Spätsommer stark verzweigt, rundlich-stumpf- 
kantig, ziemlich dicht abstehend-behaart, manchmal stachel- 
höckerig, zuweilen auch mit längeren Stieldrüsen. Stacheln ziemlich 
kräftig, zusammengedrückt, breit, durch die rückwärts gebogene 
Spitze sichelig. Blätter vorwiegend 3zählig, mit eingestreuten, 
4—5zähligen, die an sehr kräftigen Stöcken vorherrschen können. Blatt- 


1) Nach den Abbe Letendre, * 18283 7 1886, Grand Quevilly bei Rouen, 
verdienstvollem Mykologen. 

2) Nach Kurt Polykarp Joachim Sprengel, * 3. Aug. 1766 Boldekow 
Kr. Anklam, 7 15. März 1833 Halle als Professor der Mediein und Botanik, einem 
der fruchtbarsten und vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit. Von seinen botanisch- 
systematischen Werken haben wenigstens für ihre Zeit Bedeutung: Florae Halensis 
tentamen novum. Hal. Sax. 1806 ed. 2. 1832. Species Umbelliferarum minus 
cognitarum Hal. 1818 und besonders die Editio XVIII von Linne’s Systema vege- 
tabilium, 5 Bände. Götting. 1825—8. Höher geschätzt sind noch jetzt seine histori- 
schen Werke, neben der Geschichte der Mediein Historia rei herbariae, 2 Bde. 
Amstelod. 1807—8 und Geschichte der Botanik, 2 Theile. Altenburg u. Leipzig 
1817—8. 


34* 


532 Rosaceae. 


stiel krummstachelig, oberseits flach; Nebenblätter lineal. Blättchen 
schlaff, unregelmässig grob-sägezähnig, oft fast eingeschnitten 
gesägt, oberseits grasgrün, unterseits blasser, beiderseits zerstreut behaart, 
ohne Sternhärchen; Endblättchen etwa dreimal länger als sein Stielchen, 
eilänglich, elliptisch oder fast rhombisch, am Grunde oft seicht aus- 
gerandet, vorn in eine breite, verlängerte Spitze auslaufend; die äusseren 
Seitenblättehen verhältnissmässig lang gestielt. — Blüthenzweige meist 
ziemlich kurz, mit dreizähligen, im Blüthenstande mit einfachen Blättern, 
krummstachelig. Blüthenstand kurz, an schwachen Zweigen traubig, 
an den normalen reichblüthig, sparrig und locker, mit dünnen, 
langen, abstehenden, meist trugdoldig-getheilten Aestehen. Achsen 
dichthaarig, filzig, mit spärlichen schwachen Stacheln und gewöhnlich 
mit einigen Stieldrüsen. Deckblätter schmal lanzettlich. Blüthen klein; 
Kelchbecher manchmal etwas stieldrüsig und stachelborstig; Kelehblätter 
langgespitzt, zuweilen laubig, aussen graugrün, nach dem Verblühen ab- 
stehend. Kronblätter verkehrt-eilänglich, meist klein und 
schön rosa. Staubblätter kaum die Griffelhöhe erreichend, nach dem 
Verblühen vertroeknend; vollkommene Pollenkörner mässig zahlreich. 
Fruchtboden und Fruchtknoten behaart. Frucht klein, wenigpflaumig, 
glänzend, von den abstehenden Kelchblättern locker umfasst. 


In Laub- und Nadelwaldungen, in die Gebüsche und Hecken des 
offenen Landes übergehend, vorzugsweise auf leichtem Lehm- und Sand- 
boden. In Norddeutschland und Belgien weit verbreitet. Von der Frischen 
Nehrung (Kahlberg) durch das nördliche Pommern, Brandenburg, Königr. 
Sachsen, Thüringen und das nördliche Franken bis zum Rhein bei Kob- 
lenz und zu den Ardennen, sowie in erösserer Häufigkeit im ganzen 
Nordwesten des Gebiets verbreitet. 


Bl. Ende Juni bis Anf. August. 


R. Sprengelii Wh. in Flora II. 18 (1819). Wh. et N. Rub. Germ. 
32. X. Focke Syn. Rub. Germ. 244. Rogers Handb. Brit. Rubi 46. 
Nyman Consp. 218. 


Kenntlich an den sparrigen Blüthenständen, den dünnen Blüthenstielen und 
den kleinen, fast immer lebhaft rosa gefärbten Blüthen,; auch die Blattgestalt und 
die kurzen, breiten Stacheln sind charakteristisch. Im Allgemeinen sehr beständig 
und gegen alle andern Arten gut abgegrenzt. Im Westen indessen, insbesondere in 
den Belgischen Ardennen, treten abweichende Formen auf. Bemerkenswerth ist 
neben dem Typus: 


B. turfäceus. Schössling niederliegend, wenig behaart, oft mit Drüsenhöckern 
und Stieldrüsen; Blüthenstand schmal, verlängert, nach oben verjüngt, oft 
reichlich stieldrüsig; Staubblätter reichlich so hoch wie die Griffel; Kronblätter 
weiss oder blassrosa. — Auf humusreichem Waldboden der Belgischen Ardennen. 
— R. Sprenglii var. turfaceus Gravet in Herb., Focke in A. u. G. Syn. VI. 
532 (1902). 


Genevier’s Beschreibung des R. Sprengelüi deutet auf eine abweichende 
stieldrüsenlose Form mit längeren Staubblättern. Besser stimmen die Angaben 
von Boulay (Rouy u. Camus Fl. France VI. 46) zu der typischen nord- 
deutschen Pflanze, doch ist die nordfranzösische Form kahler und drüsenärmer, 


Rubus. 533 


hat auch stärker kantige Schösslinge und geradere Stacheln. Hierher gehört 
R. nemocharist) P. J. Müll. in Jahresb. Pollich. XVI—XVIl. 191 (1859). 


(Südl. Dänemark, England, Irland, nordöstl. Frankreich.) 
x] 
Bastarde des R. Sprengelii. 


Mit R. villicaulis: durch kräftige Bewehrung und breite herzeiförmige 
Blättehen auffallend. Ich sah solche Formen aus Angeln (Gelert) und dem südl. 
Westfalen (Utsch); beide stammten wohl von der Unterart incarnatus. (Derbyshire 
in England). 

Mit R. vestitus: in England; bisher nicht aus dem Gebiete gesehen. 

Mit R. foliosws: Teutoburger Wald; vgl. Abh. Natw. Ver. Bremen V. 5. 
10. Nach Boulay gehört hierher sein R, coronatus, der in den Belgischen Ar- 
dennen vorkommt. 

Mit R. caesiws: Schössling rundlich, schwach bereift; Blätter 3zählig, schön 
grün; Blüthenstand locker, sparrig, reichblüthig; Blüthen ziemlich gross, blassrosa, 
unfruchtbar. — Zerstreut; beobachtet i. Kgr. Sachsen (H. Hofmann), bei Ra- 
thenow (R. Hülsen), bei Bremen (Focke). 


99. (42.) R. hemistemon?). h. Schössling aus bogigem Grunde 
niederliegend, kantig, mehr oder minder behaart, mit ziemlich zahlreichen 
kurzen, kaum gebogenen Stacheln. Blätter 3zählig oder an kräftigen 
Stöcken überwiegend 5zählig; Blättchen ungleich-scharf-gesägt, 
oberseits fast kahl, unterseits grün, zerstreut-behaart; Endblättchen 
eilänglich, meist sehr lang zugespitzt. Blüthenstand an den obersten 
Zweigen des Stammes oft traubig, sonst zusammengesetzt, kurz, oft bis 
nahe unter die Spitze durchblättert, mit achselständigen, mehrblüthigen 
Aestehen; Blüthenstiele verwirrt-behaart, dicht bestachelt, 
oft mit spärlichen, kurzen Stieldrüsen, die an den Stielen der blüthen- 
ständigen Blätter häufiger sind. Blüthen ziemlich klein. Kelchbecher 
oft nadelstachelig. Kelchblätter und Kronblätter wie bei R. euchloos, 
Staubblätter die halbe Griffelhöhe erreichend oder etwas 
länger. Fruchtknoten kahl. Früchte gut entwickelt. 

Gebüsche und Waldränder. Nach G. Braun zu Horst bei Mennig- 
hüffen, Regbz. Minden; im südl. Westfalen und der angrenzenden Rhein- 
provinz bei Freudenberg und Gummersbach (Utsch, Bräucker); Jorat 
bei Lausanne (Favrat). Bl. Juli. 

R. hemistemon P. J. Müll. in Boulay Ronces Vosg. no. 3, 3 
(1868). Rouy u. Camus Fl. France VI. 18, nicht Genevier! R. Barbeyi?) 


1) Von v&uog Hain und xdoıg Reiz, Zierde. 

. 2) Von ul halb und orjuwv Staubblatt, wegen der nur die halbe Griffel- 
länge erreichenden Staubblätter. 

3) Nach William Barbey, * 14. Juli 1842 Genthod Ct. Genf (br.), in Valleyres 
bei Orbe (Ct. Waat) und La Pierriere bei Chambesy (Genf), jetzigem Besitzer der 
Gärten und Sammlungen seines Schwiegervaters E. Boissier (s. Il. S. 535 Fussn. 3), 
welche er in der seiner Villa bei Genf benachbarten Besitzung aux Jordils pracht- 
voll aufgestellt hat, fortführt und den Botanikern in der liberalsten Weise benutzbar 
macht. B. hat neben seinen eigenen Arbeiten als freigebiger Maecen sich um die 
botanische Wissenschaft verdient gemacht. Er bereiste einen grossen Theil Europas und 
des Orients und unterstützte die Reisen anderer Forscher, Ich nenne von seinen (z. T. 
mit seiner Gattin) in Lausanne erschienenen Veröffentlichungen besonders Herborisations 
au Levant 1880 und Florae Sardoae compendium mit Beiträgen von P. Ascherson 


534 Rosaceae, 


Favrat u. Gremli in Bull. Soc. Vaud. XVII. 505 (1881). R. Braeuckeri!) 
G. Braun Exs. R. Sprengelü X fissus Utsch Herb. 


Dem R. Sprengelii ähnlich, aber durch viele Merkmale, insbesondere durch 
den Blüthenstand, mehr an R. plicatus erinnernd. Genevier hat eine Form des 
R. plicatus für R. hemistemon gehalten. 

(Westabhang der Vogesen bei St. Die und Rambervillers; aus 
England nicht sicher bekannt, doch sah ich sehr ähnliche Formen aus 
Hants und Merionethshire.) x] 


100. (43.) R. ehlorothyrsos?). Schössling aus bogigem Grunde 
niederliegend oder kletternd, ziemlich dick und kräftig, unten rundlich, 
oberwärts flachseitig-kantig, ziemlich dieht abstehend-behaart, 
meist mit einigen Stieldrüsen. Stacheln mässig kräftig und zahl- 
reich, fast gleich, breit aufsitzend, übrigens lanzettlich, rückwärts 
geneigt. Blätter 5zählig; Blattstiel mit leicht gebogenen Stacheln; 
Nebenblätter linealisch. Blättchen häutig, schlaff, ungleich-grob- 
gesägt, oberseits striegelhaarig, unterseits auf den Nerven behaart, auf 
der Fläche blassgrün, etwas sternhaarig; Endblättchen elliptisch, mit 
abgerundetem Grunde und langer Spitze. — Blüthenstand lang 
und schmal, meist bis über die Mitte hinaus oder bis zur Spitze 
mit einfachen Laubblättern durchsetzt, mit rechtwinkelig ab- 
stehenden, meist dreiblüthigen, nach oben zu einblüthigen Aestchen. 
Achsen dicht abstehend behaart, mit zahlreichen nadeligen 
Stacheln und zerstreuten, in den Haaren verborgenen Stieldrüsen. 
Blüthen unscheinbar, unter den Blättern des Blüthenstandes versteckt. 
Kelchblätter aussen graugrün und zottig, locker zurückgeschlagen oder 
abstehend, zur Zeit der Fruchtreife völlig zurückgeschlagen. Kronblätter 
klein, länglich-verkehrt-eiförmig, weiss oder grünlich weiss. Staubblätter 
beim Aufblühen etwa griffelhoch, später deutlich kürzer. Fruchtknoten 
kahl. Fruchtstände nickend oder hängend; Früchte gut entwickelt, 
kugelig oder länglich, reichpflaumig. 

Auf leichtem, humosem oder etwas mergeligem Boden an lichten 
Waldplätzen und Waldrändern, auch in die angrenzenden Hecken über- 
gehend. Selten bei Rostock in Mecklenburg und in Schleswig-Holstein;; 
häufig und verbreitet in der niedersächsischen Tiefebene. Aus Westfalen 
noch nicht bekannt, aber schwerlich fehlend. Angeblich bei Hradek 
nächst Sloupnice . im nordöstlichen Böhmen; vielleicht ist R. chaero- 
phyllus gemeint. Bl. Juli; Früchte im September. 

R. chlorothyrsos Focke Abh. NV. Bremen II. 462 (1871). Syn. 
Rub. Germ. 263. Nyman Consp. 218. 


und E. Levier, 1885. Epilobium genus a el. Ch. Cuisin illustr. 1885. Lydie, 
Lycie, Carie 1890. Mit C. Stefani und C. J. Forsyth Major Samos 1892. 
Karpathos 1895. Mit Forsyth Major: Halki 1894. Ich bin B. für werthvolles 
Material und sonstige Unterstützung meiner Arbeiten zu Dank verpflichtet. A. 

1) Nach Theodor Bräucker, * 1. Apr. 1815 Hof Langenscheid bei Halver, 
Kr. Altena, 7 3. Mai 1882 Derschlag Kr. Gammersbach (F. Wirtgen br.), Lehrer 
daselbst, Kenner und Bearbeiter von Rosa und Rubus. 

2) Von %/wgög grün und 30005 Strauss; wegen des durchblätterten Blüthen- 
standes. 


Rubus, 535 


Einerseits mit R. Sprengelü, andererseits mit R. silvaticus verwandt. Ist im 
Gegensatz zu R. silvaticus eine gute Fruchtpflanze. Am nächsten steht der west- 
europäische R. Questierii (8. 525). 

(Dänemark, südl. Schweden als R. Scanicus!) Aresch. Skänes Fl. 
ed. 2. 570 [1881]. Bot. Not. 1881, 158.) Nyman Consp. Suppl. 107. 

* 


101. (44.) R. Cimbrieus?). h. Schössling bogig aufstrebend, 
im Herbste verzweigt und mit liegenden Spitzen, stumpfkantig, braun- 
roth, spärlich behaart, mit fast gleichartigen, kräftigen, aus breitem 
Grunde schmal lanzettlichen, rückwärts geneigten Stacheln, 
meist auch mit zerstreuten Stieldrüsen. Blätter an kräftigen Stämmen 
überwiegend fussförmig- oder gefingert-5 zählig; Blattstiel mit sicheligen 
Stacheln, oberseits seicht gefurcht; Nebenblätter schmal linealisch. Blätt- 
chen derb, scharf- und nach vorn zu ungleich-grob-gesägt, 
oberseits dunkelgrün, fast kahl, unterseits durch dichte, schimmernde 
Behaarung blassgrün bis graugrün. Endblättchen etwa dreimal 
länger als sein Stielchen, aus breitem, ausgerandetem oder 
herzförmigem Grunde eiförmig, allmählich lang zugespitzt. 
Aeussere Seitenblättchen kurz gestielt. — Blüthenstand mässig ent- 
wickelt, häufig durchblättert, mit 1- bis 3blüthigen Aestchen. Achsen 
und Blüthenstiele filzig-zottig, zerstreut drüsenborstig, reichlich nadel- 
stachelig. Blüthen mittelgross. Kelchblätter aussen graugrün, nach 
dem Verblühen abstehend, später die Frucht locker umfassend. 
Kronblätter rundlich, seltener länglich, blassrosa. Staubblätter kurz, 
etwa die halbe Griffelhöhe erreichend. Früchte vollkommen entwickelt, gross. 

In Waldungen und in Hecken waldiger Gegenden. Längs der 
Schleswig-holsteinischen Ostküste, sowie zerstreut im Flussgebiete der 
Elbe von Chemnitz bis zur Nordseeküste, insbesondere bei Hohenstein- 
Ernstthal und bei Waldenburg (H. Hofmann), Tangermünde (Hülsen), 
Bergen a./Dumme (Stölting), Bederkesa (Focke) Bl. Juli, Anf, August. 

R. Cimbricus Focke Abh. NV. Bremen IX. 334 (1886). Fride- 
richsen u. Gelert Bot. Tidsskr. XVI. 84 (1887). 

Von R. Arrhenii und Sprengelii durch stärkere Schösslinge und viel derbere 
Stacheln abweichend. Erinnert in Blattgestalt und Bewehrung an R. affinis, in 
der Behaarung der Blattunterflächen an R. pyramidalis, im Blüthenstand an R. gratus, 


in den Blüthen an R. Arrheniü. Der die Frucht umfassende Kelch ist für eine so 
kräftige Art ungewöhnlich. I*1 


8. Egregii(Frider.u. Gel. Bot. Tidsskr. XV1.51 (1887). Adenöphori?°) 
Focke Syn. Rub. Germ. 78. 247 [1877] z. T.). 8.8.451. Schösslinge nieder- 
gestreckt oder kletternd, im mittleren Theile meist stumpfkantig, unbereift, 
wenig behaart, oft mit Stieldrüsen oder Stachelhöckern. Blätter grossen- 
theils 3zählig oder unvollkommen 5zählig; Blättchen klein-gesägt, unter- 
seits kurzhaarig, grün oder die jüngeren weisslich; Endblättehen rundlich, 


In der Schwedischen Provinz Schonen (Skäne) beobachtet. 
. II. S. 357 Fussn. 1; anfangs nur auf der Cimbrischen Halbinsel gefunden. 


2) 
2) S 
3) Von ddr» Drüse und -pogog tragend. 


536 Rosaceae, 


breit elliptisch oder verkehrt-eiförmig, mit kurzer, aufgesetzter Spitze. 
Blüthenstand entwickelt, fast immer stieldrüsig. Staubblätter die Griffel 
überragend. 

In dieser Gruppe sind vorläufig zwei verschiedene Formenkreise vereinigt, von 
denen der eine, der durch R. egregius und R. cunetator vertreten wird, in nahen 
Beziehungen zu AR. ramosus, vielleicht auch zu R.longithyrsiger, zu stehen scheint, 
Der zweite Formenkreis ordnet sich um R, mueronatus. Durch die rundlichen, klein- 
gesägten, kurz gespitzten Blättchen ist er dem R. rhamnifolius ähnlich, durch 
niedrigen Wuchs und Stieldrüsen abweichend. Die dem R. rhamnifolius nächst- 
verwandten Arten R. pulcherrimus und R. porphyracanthos stellen Uebergänge dar, 
Die Egregü in ihrer Gesammtheit bilden eine Mittelgruppe zwischen R. rhamni- 
Jolius und den Radulae. Von den Apiculati unterscheiden sie sich durch Gestalt 
und Bezahnung der Blättchen. 


Die von mir in Syn. Rub. Germ. zusammengestellte Sammelgruppe der 
Adenophori ist von Friderichsen und Gelert, neuerdings auch von Rogers, 
mit dem Namen Egregii bezeichnet worden. Ich habe jetzt vorgezogen, die Gruppe 
aufzulösen, indem ich einen Theil der drüsenführenden Arten den nächstverwandten 
drüsenlosen Arten beiordnete, während ich den Rest in die beiden Gruppen Egregü 
und Apieulati vertheilte. Meine Gruppe Eyregii ist daher viel enger umgrenzt als 
die von Rogers, 


Uebersicht der Arten und Unterarten. 


A. Blüthenstand lang, nur am Grunde beblättert, spitzgipfelig; Frucht- 
kelch zurückgeschlagen. 


I. Blüthenstand schmal, nach oben zu dicht. R. egregius. 
II. Blüthenstand am Grunde sparrig und auch oberwärts locker. 
R. eunetator. 


B. Blüthenstand unterbrochen, flachgipfelig; Fruchtkelch abstehend 
oder locker zurückgebogen. 


I. Blüthenstand locker, meist traubig endigend, spärlich bewehrt. 
R. mucronatus. 
II. Blüthenstand oberwärts dicht, mit filzig-zottigen Achsen, reich- 
lich bewehrt. R. Drejeri. 


102. (45.) R. egregius,. Ii. Schössling verhältnissmässig dünn, 
hart, aus bogigem Grunde langgestreckt, niederliesend oder häufiger 
kletternd, in hohem Buschwerk 3—4 m hoch steigend, unten rundlich, 
oberwärts kantig, manchmal streckenweise gefurcht, sparsam behaart, oft 
drüsig, zuweilen drüsenhöckerig-rauh, hellerün oder an der Lichtseite 
roth angelaufen. Stacheln ziemlich zahlreich, -fast gleich, kurz, 
aus breitem Grunde bald verschmälert, rückwärts-geneigt oder 
leicht gebogen. Blätter überwiegend 3zählig, an kräftigen Trieben 
oft grossentheils fussförmig-4- bis 5zählig, selten gefingert 5 zählig. 
Blattstiel oberseits mit undeutlicher seichter Rinne. Nebenblätter linealisch. 
Blättchen klein, an sonnigen Standorten lederig, im Winter lange 
bleibend, ziemlich gleichmässig fein- und scharf-gesägt, oberseits 
striegelhaarig, grasgrün, unterseits auf den Nerven anliegend behaart 
und auf den Flächen sternhaarig, in der Jugend dünn weiss- 
filzig, später verschleiert-blassgrün. Endblättchen verkehrt- 


= Ai ee 


Rubus. 537 


 eiförmig mit kurzer, aufgesetzter Spitze, seltener mehr eiförmig, zu- 
gespitzt. Blüthenstand lang und schmal bei guter Entwicklung 
am Grunde mit langen, aufrecht abstehenden, achselständigen, traubigen 
Seitenästchen, nach oben zu verjüngt, mit kurzen, abstehenden, 1- bis 
3 blüthigen Aestchen; schwache Zweige mit kurzen, traubigen Blüthen- 
ständen. Achse und Blüthenstiele kurzhaarig-graufilzig, 
mit mässig zahlreichen, ungleichen, feinen, nadeligen Stacheln, in der 
Regel auch mit kurzen, den Filz kaum überragenden Stieldrüsen. Blüthen 
mittelgross; Kelchblätter aussen grau- bis weissfilzig, mitunter drüsig, 
an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen. Kronblätter verkehrt-eiförmig, 
mit aufwärts gebogener Platte, weiss. Staubblätter die Griffel überragend, 
nach dem Verblühen zusammenneigend. Früchte gut entwickelt, aus 
‚etwa 15—20 Steinfrüchtchen zusammengesetzt, wohlschmeckend. Stein- 
chen im Profil fast halbkreisrund, stark zusammengedrückt. 

An Waldrändern, besonders aber an buschigen Lehnen der Bach- 
thäler an Abhängen nnd Steilufern. Schleswig-Holstein, Niedersachsen 
bis Hannover, nördl, Westfalen. Ausserhalb dieses zusammenhängenden 
Gebiets anscheinend auch in Belgien: Louette-Saint-Pierre, Prov. Namur 
(Gravet) und im Schwarzwald: Elzthal (A. Götz). Bl. Juli. 

R. egregius Focke Abh. NV. Bremen II. 463 (1871). Syn. Rub. 
Germ. 253. Nyman Consp. 216. Suppl. 106. 

In Nordwestdeutschland eine scharf von allen anderen Brombeeren ge- 
schiedene Art. 


(Dänemark.) I] 


Bastarde des R. egregius. 


Mit R. caesius: Häufig; lebend leicht kenntlich. R, egregiüsculus 
Friderichsen in Herb. 
Mit R. fragrans: bei Burgsteinfurt in Westfalen. 


103. (46.) R. eunetator!). h. Immergrün. Schössling behaart und 
oft stieldrüsig, mit aus kurzem, breitem Grunde pfriemlichen, rück- 
wärts geneigten Stacheln und 3—5zähligen Blättern; Blättchen 
fein-gesägt, unterseits meist graufilzig-schimmernd; End- 
blättchen elliptisch oder verkehrt-eiförmig, kurz gespitz. Blüthen- 
stand verlängert, locker und sparrig, nach der Spitze zu verjüngt, 
nur am Grunde beblättert; Aestehen aufrecht-abstehend, meist erst über 
der Mitte getheilt, die mittleren trugdoldig 3- bis mehrblüthig. Achse 
und Blüthenstiele angedrückt-graufilzig und locker kurzhaarig, mit spär- 
lichen oder zahlreichen Stieldrüsen und zerstreuten, schwachen Nadel- 
stacheln. Blüthen klein. Kelchblätter aussen weissfilzig, zurückgeschlagen ; 
_Kronblätter klein, verkehrt-eiförmig; Staubblätter griffelhoch oder kürzer. 

In Bergwäldern des westlichen Gebiets. Südl. Bayern bei Tutzing 
am Starnberger See (Gremli). Schwarzwald, insbesondere im Elzthal 
(Götz) und auf dem Rosskopf südl. von Freiburg i. B. (Mez); nördl. 
Schweiz: Elgg und Effretikon, Cant. Zürich (Keller). Anscheinend 


1) Wörtlich Zauderer, wegen der späten Blüthezeit. 


538 Rosaceae. 


nicht wesentlich verschieden ist der Schweizer R. monticolus (s. unten) 
von Luzern und vom Albis bei Zürich. Bl. Juli, August. 

R. cunctator Focke Syn. Rub. Germ. 281 (1877). R. monticolus 
Focke in Hallier-Wohlfarth-Koch Syn. I. 760 (1891), wahrscheinlich 
auch Gremli in ÖBZ. XXI (1871) 127 nicht Boulay Ronces Vosges 
91 .n. 71 (1868). 

Verwandt mit R. egregius und mit dem englischen R. ramosus. Von R. 
egregius vorzüglich durch den viel lockereren Blüthenstand und die kleinen Blüthen 
verschieden, Aendert ab mit sehr kleinen Stacheln; etwas abweichend sind Formen 
aus dem Elzthale mit schmalen Blättehen und kräftigen Stacheln. 

Der ursprüngliche R. cunetator zeichnet sich aus durch oberseits dicht striegel- 
haarige, unterseits anliegend-seidig-weissschimmernde Blättchen. Bei einigen Schweizer 
Formen fehlt der seidige Filz der Blattunterflächen, bei den Schwarzwäldern und 
einzelnen Schweizerischen die dichte Behaarung der Blattoberseiten. Der ursprüng- 
liche R. eunctator hat ferner eine reichliche Menge von Nadelstacheln im Blüthen- 
stande. Bei den vielfach wechselnden Combinationen dieser Merkmale scheint die 
Unterscheidung besonderer Varietäten nicht thunlich. 

Aus dem Schwarzwalde sah ich eine drüsenreiche Form, welche in der Mitte 
zwischen R, cunctator und R. podophyllos zu stehen schien. EI 


104. (47.) R. mueronatus. hi. Schössling aus niedrigem Bogen 
hingestreckt oder kletternd, unterwärts rundlich, in der Mitte stumpf- 
kantig, zerstreut abstehend behaart oder fast kahl, mit mehr oder minder 
zahlreichen Stieldrüsen und Stachelhöckern besetzt. Stacheln meist 
mässig zahlreich, ungleich, lanzettlich, leicht rückwärts geneigt. 
Blätter 3zählig oder fussförmig-4- bis 5zählig.. Nebenblätter lineal- 
lanzettlich, mit verschmälertem Grunde. Blattstiel mit gebogenen Stacheln. 
Blättchen etwas lederig, an den 5zähligen Blättern sich mit den Rändern 
deckend, meist ziemlich fein- und gleichmässig-gesägt, oberseits 
matt grün, striegelhaarig, unterseits blassgrün, reichlicher behaart, die 
jüngeren oft grau schimmernd. Endblättchen 2—3mal länger als 
sein Stielehen, aus seicht herzförmigem Grunde rundlich-ver- 
kehrt-eiförmig, plötzlich kurz gespitzt. Blüthenzweige mit breiten 
Blättern. Blüthenstand verlängert, unterwärts locker mit entfernten, 
achselständigen Aesten, der obere Theil blattlos, kurz, gedrungen, | 
mit sparrigen Aestchen und flachgowölhtem Gipfel Achse 
und Blüthenstiele filzig-zottig, mit mebr oder minder zahlreichen Stiel- 
drüsen und mit meistens spärlichen, schlanken, oft nadeligen Stacheln. 
Die oberhalb der Blattachseln stehenden Aestchen 1- bis 3-, selten \ 
mehrblüthig. Blüthen ansehnlich. Kelchblätter aussen graugrün, i 
berandet, filzig und drüsig, nach dem Verblühen locker zurück- 
geschlagen oder abstehend. Kronblätter elliptisch, blassrosa oder 
weiss. Staubblätter die Griffel etwas überragend. Fruchtknoten kahl x 
oder mit einigen langen Haaren. ä 

Grehölzränder, Hecken und Gebüsche im östlichen Schleswig-Hol- 
stein. Bl. Ende J uni, Juli. : 

R. mucronatus Bloxam in Kirby Fl. Leicest. 43 (1850). Rogers 
Handb. Brit. Rubi 55. R. mucronulatus Bor. Fl. d. Centre Fr. ed. 3. & 
II. 196 (1857). Nyman Consp. 220. ; 

2 


Rubus. 539 


Durch die breiten, rundlichen, klein gesägten Blätter sowohl dem R. rhamni- 
folius als dem R. vestitus sich nähernd, aber von beiden Arten durch die über- 
wiegend 3zähligen oder unvollkommen 5zähligen Blätter verschieden. Blattunter- 
Bächen nicht oder doch nur in der Jugend graufilzig. 


Im westlichen Europa in einer Reihe verschiedener Unterarten (R.oligocladus!) 
P. J. Müll. u. Lefev. Pollichia XVI—XVIH. 134 [1859]. R. parcepilosus Sudre 
Exeurs. Pyren. 13 [1898]. R. alpinus Sudre a. a. O. 17 [1898]. R. Lusitanieus?2) 
Murr. Journ. of Bot. XXVI. 178 [1888] u. s. w.) oder sehr nahe stehender Arten 
auftretend. Innerhalb des Gebietes lassen sich nur zwei Abarten unterscheiden, die 
beide zum Tppus gehören: 


A. atrichantheros (E. H.L. Krause in Prahl Krit. Fl. Schl. Holst. II. 61 [1889]): 
weniger kräftig mit kurzen Stacheln und unbehaarten Staubbeuteln; mehr an 
der Ostküste von Schleswig-Holstein. 

B. drejeriformis ‘(K. Friderichsen Bot. Centr.bl. LXX [1897] 407. Erichsen 
NV. Hamb. VII. 31 [1900]): kräftig, mit längeren, lanzettlichen Stacheln 
und behaarten Staubbeuteln ; mehr in der Mitte der Halbinsel. 

(Dänemark, England, Irland, westl. Frankreich; in Portugal eine 


verwandte Art oder Unterart.) *|? 


Bastard des R. muceronatus. 
Mit R. cewesius in Ostschleswig. 


Verwandt mit R. mueronatus ist: 


R. Drejeri?). Dem R. mucronatus ähnlich. Stacheln wenig 
ungleich, kräftig, lanzettlich, gerade oder rückwärts geneigt. Blätter 
überwiegend 5zählig; Blattstiel mit sicheligen Stacheln; Nebenblätter 
lineal; Blättehen fein gesägt, unterseits oft dünn sternfilziggrau ; 
Endblättchen 4mal länger als sein Stielchen, aus seicht herz- 
förmigem Grunde elliptisch, manchmal mehr eiförmig, manchmal 
verkehrt eiförmig, mit aufgesetzter, kurzer Spitze; äussere Blättchen 
kaum gestielt. Blüthenstand ziemlich lang und schmal, mit kurzen, 
abstehenden Aestchen, unterwärts unterbrochen, im oberen Theile ge- 
drungen. Achse abstehend zottig, mit zahlreichen, ungleichen 
Stieldrüsen und Stachelchen, sowie mit sicheligen oder hakigen, 
ziemlich kleinen Stacheln. Blüthen wie bei R. mucronatus. Frucht- 
kelch anfangs abstehend oder den Grund der Frucht umfassend, 
zur Reifezeit meist zurückgebogen. Früchte gut entwickelt. 

An Hecken und Waldrändern; verbreitet in Ostschleswig; übrigens 
im nordwestl. Gebiete sehr zerstreut; gefunden bei Langenhorn in Hol- 
stein (Erichsen), bei Harzburg am nordwestl. Harzrande (Kretzer), 
bei Louette-Saint-Pierre, Prov. Namur in Belgien (Gravet). Bl. Juli, 
Anf. August. { 

R. Drejeri G. Jensen Fl. Dan. fasc. 51. 7 t. 3023 (1883). Nyman 
Consp. Suppl. 107. 


1) Von öAlyog wenig und »/dödog Ast. 

2) Lusitänieus, Portugiesisch, 

3) Nach Salonıon Thomas Nicolai Drejer, * 15. Febr. 1813 Eveldrup bei 
Viborg (Jütland), * 21. April 1842 Kopenhagen, Verf. von Flora exeursoria Haf- 
niensis. Hafn. 1838. Rev. crit. Carieum bor. inventarum Hafn. 1841 und Symbolae 
Caricologieae Lips. 1844. 


540 Rosaceae. 


Eine geringe Abänderung scheint R. anisacanthus (G. Braun exs.) zu sein, 

Eine ähnliche Pflanze beobachtete ich bei Bederkesa zwischen Unterelbe und 
Wesermündung; über die wirkliche Zusammengehörigkeit wage ich nach diesem 
vereinzelten Vorkommen keine Meinung auszusprechen. 


(Dänemark, Schottland, Nord-England; im südlichen und mittleren 
England findet sich statt dessen die zartere und meist drüsenreichere 
Unterart Augustini!) Focke in A. u. G. Syn. VI. 540 [1902]. R. 
Leyanus*) Rogers Journ. of Bot. XXX. 81 [1894] nicht R. Leyüi 
[S. 530].) >] 


8. Grandifolii (Focke in A. u.G. Syn. VI. 451, 540 [1902]. Vestiti 
Focke Syn. Rub. Germ. 78, 285 [1877] z. T.). Stattliche oder mittel- 
kräftige Pflanzen mit am Grunde breiten, zusammengedrückten Stacheln 
und mit zahlreichen Stieldrüsen und Drüsenborsten, spärlich behaart. 
Blättchen unterseits fast kahl oder angedrückt filzig. Blüthenstand um- 
fangreich, zusammengesetzt, locker, traubig endigend. 


Von den Vestiti durch die geringe Behaarung, von den Radulae durch die 
langen Drüsenborsten verschieden. Bei den typischen Arten finden sich keine 
Stachelborsten und kleine Stacheln, wohl aber bei R. Lejeunei und R. napaeus, 
die sich in der Bewehrung den Koehleriani nähern. Der umfangreiche lockere, 
meist nach oben stark verjüngte Blüthenstand unterscheidet sie aber von denselben. 

Die beiden typischen Arten der Gruppe sind R. grandifolius von Madeira 
und der Mediterrane R. incanescens, dessen Verbreitung bis -in den Südwesten des 
Gebiets hineinreicht. Ausser dieser Art finden sich in Europa verschiedene Formen, 
welche durch einen umfangreichen, meist traubig endigenden Blüthenstand, fast 
gleichartige, von den Drüsen und etwaigen Stachelborsten geschiedene Stacheln, 
lange Drüsenborsten und ungleiche Stieldrüsen ausgezeichnet sind. 

Die dem R. grandifolius ähnlichsten westeuropäischen Formen scheinen noch 
gar nicht beschrieben zu sein. Es fehlt ferner eine übersichtliche Darstellung der 
übrigen hierher gehörigen, sich an R. Lejeunei reihenden Glieder der Gruppe, von 
denen nur wenige bis in das Gebiet der Mitteleuropäischen Flora vordringen. 


Uebersicht über die Arten und Unterarten. 


A. Blättchen unterseits graufilzig, mit kurzer Spitze. 
I. Blüthenstand sehr gross, am Grunde umfangreich; Endblättchen 


elliptisch oder verkehrt-eiförmig. R. incanescens. 
II. Blüthenstand mässig, am Grunde wenig breiter; Endblättchen 
am Grunde herzförmig. R. napaeus. 


B. Blättchen unterseits grün, seltener mit sehr dünnem, angedrückten 
Filz. 
I. Endblättchen länglich-verkehrteiförmig, lang zugespitzt. 
R. Lejeunei, 
II. Endblättchen aus breitem, herzförmigem Grunde elliptisch, kurz 
gespitzt. .R. euprepes. 


105. (48.) R. incanescens. fh. Schössling anfangs aufrecht, später 
bogig, am Grunde rundlich, oberwärts stumpfkantig, zuweilen etwas ge- 
furcht, in der Jugend meist bereift, kahl, mit zerstreuten, zuweilen 


1) Nach dem Rev. Augustin Ley, * 3. Apr. 1842 Hereford (br.), Vicar in 
Sellack bei Ross, Herefordshire. 


u ar 


Rubus. 541 


auch mit zahlreichen Nadelborsten und Drüsenborsten, sowie 
mit zerstreuten oder zahlreichen ungleichen, lanzettlichen, geraden oder 
leicht gebogenen, gelbbraunen Stacheln, von denen die stärkeren am 
Grunde beträchtlich verbreitert sind. Blätter gross, überwiegend fuss- 
förmig-5zählig, zum Theil auch gefingert oder dreizählig, Blatt- 
stiel fast stielrund, oberseits nicht gefurcht, kahl oder behaart, mit 
Drüsenborsten und sicheligen Stacheln, meist röthlich; Nebenblätter 
fädlich, drüsig gewimpert. Blättchen sämmtlich gestielt, unregel- 
mässig kerbig-gesägt, mit stachelspitzigen Kerbzähnen, oberseits kahl, 
unterseits dünn angedrückt- graufilzig; Endblättchen von 
wechselnder Gestalt, meist breit elliptisch, kurz zugespitzt, aber auch 
verkehrt-eiförmig, mit aufgesetzter Spitze, am Grunde meist ausgerandet. 
Blüthenstand reich entwickelt, nur am Grunde beblättert, meist 
verlängert und nickend, nach oben zu verjüngt; die unteren Aest- 
chen lang, aufstrebend, unregelmässig traubig, die oberen abstehend, 
kurz, wenigblüthig, die obersten einblüthig; Achsen und Blüthen- 
stiele dicht filzig-zottig, grauröthlich, mit zerstreuten 
oder zahlreichen pfriemlichen Stacheln, sowie mit zahl- 
reichen ungleichen Stieldrüsen und Drüsenborsten. Blüthen 
langgestielt, mittelgross. Kelchblätter concav, aussen weissfilzig- 
zottig, nicht drüsig, an Blüthe und Frucht locker zurückgebogen. 
Kronblätter elliptisch oder länglich, weiss. Staubblätter die Griffel an- 
fangs überragend, bald ausgebreitet. Staubfäden weiss, Staubbeutel blass- 
gelblich. Pollenkörner klein, sämmtlich gleich und wohlgebildet. 
Fruchtknoten kahl, Griffel grünlichweiss. Früchte aus nicht sehr zahl- 
reichen spreizenden, bei der Reife schwarzen Steinfrüchtchen zusammen- 
gesetzt, säuerlich. } 

Buschige Klippen und eingeschnittene Rinnsale im Mittelmeergebiete. 
An der Ligurischen und Provencalischen Küste stellenweise. Bl. Mitte 
Mai bis Mitte Juni; Fruchtreife Ende Juni, Juli. 

R. incanescens Bertoloni Fl. Ital. V. 223 (1842). E. Burnat Fl. 
Alpes marit, III. 14. AR. maritimus De Not. Mem. Acad. sc. Turin 
2. Ser. IX. 133 (1848). R. Numidicus!) Focke Abh. NV. Bremen IV. 
175 (1874). R. Atlanticus?) Pomel Nouv. mat. Fl. Atl. II. 314 (1875). 
Battandier u. Trabut Fl. d’Alg. II. 302. 


Durch den stattlichen, lockeren Blüthenstand und die frühe Blüthezeit auf- 
fallend. Die Kronblätter und Staubfäden sind rein weiss, aber die Blüthenrispen 
erscheinen aus der Ferne wegen der Färbung der Achsen röthlich. In den einzelnen 
Merkmalen ziemlich veränderlich; auch findet sich bei gewissen Formen misch- 
körniger Blüthenstaub, so dass an Abänderung durch Hibridisation gedacht werden 
kann. Ist übrigens mit wenigen Arten vergesellschaftet und blüht früher als sie. 

Verwandtschaft mit AR. incanescens zeigt der Formenkreis des R. vagus, der 
zu R. hirtus himüberleitet. 


(An der Mittelmeerküste, seltener mehr landeinwärts, in Arragonien, 
Südfrankreich. und Toscana; in Algier in den Gebirgen der Provinz 
Constantine.) *] 


1) Numidicus, aus dem alten Numidien, dem östlichen Theile des heutigen Algier. 
2) Hier: im Atlasgebirge (im weitesten Sinne) einheimisch. 


542 Rosaceae. 


Bastardformen. 


Mit R. rusticanus: Mittelform; wenig drüsig. Blüthen lebhaft rosa. Voll- 
blüthe während R. incanescens abblüht, R. rusticanus noch nicht die ersten Blüthen 
erschlossen hat. — Von mir zu Paraggi bei Portofino in Ligurien ein einzelner Strauch 
zwischen den Stammarten beobachtet. 


Es scheint auch Kreuzungen mit R. tomentosus zu geben. 


106. (49.) R. Lejeunei!). h. Schössling aus bogigem Grunde 
liegend, seltener kletternd, abgerundet-kantig, mehr oder minder locker 
kurzhaarig, mit zerstreuten oder gedrängten Stieldrüsen und Stachelchen, 
sowie mit ungleichen, schlanken, aus breitem Grunde schmal lan- 
zettlichen oder pfriemlichen Stacheln. Nebenblätter schmal 
linealisch. Blätter 3zählig und fussförmig 5zählig; Blättchen mittel- 
gross, nicht tief-, aber ungleich- und scharf-gesägt, oberseits frisch 
grün, zerstreut-behaart, unterseits etwas blasser und 
flaumig, seltener angedrückt-sternfilzis; Endblättchen aus ab- 
gerundetem oder ausgerandetem Grunde verkehrt-eiförmig bis 
schmal elliptisch, ziemlich lang zugespitzt. Aeussere Seitenblättchen 
schmal, kurz gestielt. Blüthenzweige am Grunde oft sehr ungleichstachelig. 
Blüthenstand locker, an den oberen Zweigen kurz, an den tief 
entspringenden verlängert und durchblättert; Endblüthe lang gestielt. 
Achsen abstehend-kurzhaarig, mit zahlreichen, die Haare kaum 
überragenden Stieldrüsen, zerstreuten Drüsenborsten und Stachel- 
chen, sowie mit ungleichen, schlanken, zurückgeneigten Nadelstacheln. 
Aestchen unregelmässig verzweigt, die unteren meist traubig-mehrblüthig, 
die mittleren oft trugdoldig-3blüthig, die oberen 2 blüthig oder einfach; 
Blüthenstielchen lang und dünn. Blüthen ansehnlich. Kelch- 
blätter kurz bespitzt, aussen kurz filzig, graugrün, schmal weissberandet, 
mit einigen Stieldrüsen und Nadelstacheln, an Blüthe und Frucht locker 
zurückgeschlagen. Kronblätter meist breit elliptisch, schön rosa, seltener 
weiss. Staubblätter die Griffel überragend. 

Waldungen, Gebüsche der Waldgegenden, buschige Lehnen. In 
Norddeutschland nur an der äussersten Westgrenze bei Malmedy, mehr 
verbreitet im südl. Belgien; im Schwarzwald und in der Schweiz bisher 
noch keine zweifellos typische Formen nachgewiesen, dagegen in den 
Thälern der Cottischen Alpen im westlichen Piemont. Bl. Mitte Juli 
bis August; im Süden früher. 

R. Lejeunei Wh. u. N. in Bluff u. Fingerh.. Comp. Fl. Germ. I. 
633 (1825). Rub. Germ. 79 t. XXXI. Focke Syn. Rub. Germ. 316. 
Nyman Consp. 219. Suppl. 107. 

Von der Gruppe der Vestiti sind die typischen Formen durch die geringe 
kurze Behaarung verschieden, aber durch R. festivus eng mit ihr verknüpft. Es 
giebt ferner Pflanzen, deren Schösslinge ebenso reichlich behaart sind wie die des 
R. obseurus, während der lockere Blüthenstand und die langen Drüsenborsten an 
dessen Aestchen für die Zugehörigkeit zu R. Lejeunei sprechen, zumal da auch die 


übrigen Merkmale, insbesondere die Blattgestalt, gewöhnlich auf die nämliche Art 
hinweisen. 


1) 8. II. S. 430 Fussn. 3. 


> ee Dich, Ki 


ee 


Rubus. 543 


Der in Westeuropa weit verbreitete, wenn auch in den nördlicheren Gegenden 
nur zerstreut vorkommende R. Lejeunei ist durch den lockern Blüthenstand, die 
langen, schmalen Stacheln und die Drüsenborsten gut gekennzeichnet, wird aber 
von vielerlei Uebergangsformen begleitet, welche die Abgrenzung gegen R. hystrix, 
R. festivus, Forınen des R. obscurus sehr schwierig machen. 

Der in der Gruppe der Apieulati aufzuführende R. glaucovirens erscheint in 
mancher Beziehung als ein östlicher Vertreter des R. Lejeunei. 


(Westl. England; Frankreich; nordwestl. Spanien.) =] 


Bastarde, 


Kreuzungen des R. Lejeunei scheinen häufig zu sein, sind aber noch nicht 


sicher nachgewiesen. 
R. coronatus N. Boulay Exs. nicht Lefevre, der getrocknet einige Aehn- 


lichkeit mit R. Lejeunei hat, wird von Boulay selbst als ein R. foliosus X 


Sprengelüi gedeutet. 
An R. Lejeunei schliessen sich folgende Kleinarten: 


B. R. napacus!). Schössling niedrig bogig, stumpfkantig, mit 
gewölbten oder ebenen Flächen, kahl oder spärlich behaart, mit zahl- 
reichen ungleichen Drüsenborsten oder Stachelborsten und ziemlich kräf- 
tigen, schlanken, schmal-lanzettlichen, rückwärts geneigten Stacheln. 
Blätter gross, meist fussförmig-5 zählig; Blattstiel mit etwas sicheligen 
Stacheln; Nebenblätter fädlich; Blättchen ungleich-gesägt, unter- 
seits angedrückt-graufilzig, seltener weichhaarig oder kuürz- 
haarig, blassgrün; Endblättchen aus herzförmigem oder gestutztem 
Grunde elliptisch oder fast rundlich, kurz zugespitzt. Stielchen der 
Seitenblättchen am Blüthenast sehr kurz. Blüthenstand mässig 
entwickelt, ziemlich locker, mit einblumigen oberen  Aestchen. 
Achsen kurzhaarig-filzig, mit ungleichen Stieldrüsen, Drüsen- 
borsten und langen Nadelstacheln. Blüthen mässig gross; Kelchblätter 
aussen graufilzig und stieldrüsig. Kronblätter rosa, Staubblätter die 
Griffel überragend. l 

In Waldschluchten, auf frischem Waldboden und im Gebüsch an 
Seeufern in den Alpengegenden, besonders in wärmeren Lagen und an 
der Südseite. Von mir am Fusse des Rigi am Vierwaldstätter See, 
sowie um Lugano (Sorengo) und Luino gefunden, muthmaasslich weiter 
verbreitet. Bl. Ende Juni, Juli. 

R napaeus Focke in A. u. G. Syn. VI. 543 (1902). 


Blattunterflächen bald fast weissfilzig, im Alter blassgrün, bald von Anfang 
an grünlich; Stieldrüsen bald kürzer, bald länger, die Drüsenborsten zahlreich oder 
spärlich. — Durch die breiten Blättchen und die Blattgestalt oft an R. rosaceus 
erinnernd, Behaarung wie bei R. adornatus oder selbst bei R. obscurus, während 
der Blüthenstand und die Bewehrung Verwandtschaft mit R. Lejeunei verrathen. 


(Verbreitung der Kleinart: bisher nur im Gebiete.) Ei 
0. R. eüüiprepes?). Schössling aus niedrigem Bogen hingestreckt, 


mehr oder minder kantig, wenig behaart, mit zerstreuten Stieldrüsen 
und ziemlich kräftigen, am Grunde breiten, rückwärts geneigten oder 


1) varraiog in Waldthälern wohnend. 
2) eömgenig ansehnlich, 


544 Rosaceae, 


leicht gebogenen Stacheln. Blätter 3zählig und unvollkommen 5 zählig; 
Nebenblätter schmal lineal-lanzettlich, drüsig gewimpert; Blättchen 
ziemlich gross, sämmtlich gestielt, unregelmässig- und nach vorn zu 
doppelt-gesägt, beiderseits grün und kurzhaarig, dasendständige 
aus breitem, herzförmigem Grunde elliptisch oder verkehrt-eiförmig, 
kurz gespitzt. Blüthenstand mässig entwickelt; die unteren Aestchen 
achselständig, traubig-wenigblüthig, die oberen genähert, oft einblüthig; 
Achsen und Blüthenstiele filzig-kurzhaarig, mit kurzen Stieldrüsen 
und spärlichen Stacheln. Blüthen mittelgross; Kelchblätter aussen grau- 
grün; Kronblätter elliptisch, rosa; Staubblätter die Griffel überragend ; 
Fruchtknoten mit einigen Haaren. 

In kleinen waldigen Schluchten des Ligurischen Apennin oberhalb 
Pegli bei Genua (Focke), wohl weiter verbreitet. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. euprepes Focke Abh. NV. Bremen XIV. 75 (1897). 


Verwandt mit R. napaeus, aber viel kahler und drüsenärmer, 


9. Vestiti (Focke Abh. NV. Bremen I. 276 [1868]). Niedrig 
bogig oder kletternd, bis zu Anfang des Winters belaubt. Schösslinge 
dieht abstehend-behaart, oft verwirrt-zottig, in der Regel 
mit Sternhärchen und mit zerstreuten, selten zahlreichen Stieldrüsen, die 
durch Stachelhöcker oder flächenständige Stachelchen ersetzt werden 
können. Grössere kantenständige Stacheln ziemlich gleich, meist schmal. 
Blättehen klein-gesägt, oberseits meist dicht striegelhaarig, im Alter 
manchmal kahl werdend, unterseits durch reichliche, etwas abstehende 
Behaarung weich, oft grau- oder weissfilzig und schimmernd. Blüthen- 
stand straff, meist ziemlich lang und gut entwickelt, mit trugdoldigen, 
mittleren Seitenästehen; Achsen nadelstachelig, dicht abstehend behaart, 
meist mit ziemlich zahlreichen das Haarkleid wenig überragenden oder 
darin verborgenen Stieldrüsen, selten mit langen Drüsenborsten. Staub- 
blätter griffelhoch oder häufiger etwas höher. 

R. hypoleueus, der in den meisten Beziehungen der Gruppe der Vestiti nahe 


steht, weicht durch grob-gesägte Blättchen und einen schlaffen, lockeren Blüthen- 
stand ab. 

Im Allgemeinen zeichnen sich die Vestiti durch dichte Behaarung der Achsen 
und Blattunterflächen aus; in Zweifelsfällen kann die feine Bezahnung der Blatt- 
ränder wenigstens für die typischen Formen als charakteristisch gelten. Abgesehen 
von R. hypoleucus und R. dasyelados gehören dicht behaarte Arten mit grobgesägten 
Blättehen, wie sie bei R. discerptus, R. Babingtonii und R. adornatus vorkommen, 
nicht naturgemäss in diese Gruppe. Die Stieldrüsen und Stachelhöcker sind manch- 
mal an den unteren und an den oberen Theilen des nämlichen Schösslings sehr un- 
gleich zahlreich, sodass sich die daraus abgeleiteten Merkmale nicht zu allgemeineren 
systematischen Unterscheidungen eignen. Selbstverständlich ist bei den Mittelgliedern, 
welche die Vestiti mit anderen Gruppen verbinden, die Einreihung oft mehr oder 
minder willkürlich. 


Uebersicht über die Arten und Unterarten. 


A. Blüthenstand umfangreich, sehr locker, sparrig; Blättchen grob- 
gesägt. — Endblättchen länglich-elliptisch. R. hypoleucos. 
B. Blüthenstand oberwärts gedrungen, meist kurzästig, seltener lockerer, 


ee u ei 


e Nun » 


Rubus. 545 


aber doch nicht sparrig; Blättchen nicht tief gesägt (Ausnahmen 
R. dasyclados, R. discerptus vgl. Radulae). 
I. Stacheln am Grunde des Blüthenstandes lang, kräftig. 
a. Blättchen breit, elliptisch oder rund. 
1. Schössling verwirrt-behaart, mit schmal lanzettlichen Stacheln; 
Blüthenstand steif, mit dicht filzig-zottigen Achsen; Blättchen 


unterseits weichhaarig und oft graufilzig. R. vestitus. 
2. Blüthenstand mit filzig-kurzhaarigen Achsen; Blättchen 
unterseits angedrückt-weissfilzig. R. conspieuus. 


3. Wie R. vesi., aber Schössling und Blüthenstand mit breiteren 

Stacheln, unten bereift; Blüthen grösser. R. lasioclados. 
b. Blättchen mehr länglich, elliptisch oder verkehrt-eiförmig. 

1. Schösslingsstacheln kräftig, lanzettlich; Blüthenstand ver- 
längert, gedrungen, nach oben verjüngt, mit filzig-zottigen 
Achsen. Blüthen meist blassrosa. R. pyramidalis. 

2. Blüthenstand sehr lang und schmal, ziemlich locker, nach 
oben zu kaum verjüngt, mit kurzfilzigen Achsen. Blüthen 
lebhaft rosa. R. gymnostachys Subsp. R. macrothyrsos. 


II. Stacheln am Grunde des Blüthenstandes nicht auffallend lang. 
a. Fruchtkelch zurückgeschlagen. — Blättchen grob gesägt. 
R. dasyelados. 
b. Fruchtkelch vor der Reife abstehend, mitunter auch aufrecht 
oder etwas zurückgebogen. 

1. Schössling am Grunde sehr dicht ungleichstachelig und zottig, 
oberwärts fast gleichstachelig. — Blüthenstand mit spreizen- 
den, dicht graufilzigen Aestchen, sehr schwach bewehrt. 

R. Boraeanus. 

2. Schösslingsstacheln sowohl oben als unten etwas ungleich, 
oft mit eingemischten Stachelborsten und Stieldrüsen. 

a. Stachelborsten und Stieldrüsen viel kleiner als die Stacheln, 
wenig ungleich; Blüthen lebhaft rosa. — Blättchen ziem- 
lich gleichmässig und klein-gesägt, unterseits weichhaarig; 
Blüthenstand ziemlich kurz. R. obscurus. 

b. Stachelborsten und Stieldrüsen zahlreich, ungleich. 

1. Stieldrüsen und Stachelborsten gedrängt, sehr ungleich ; 
Blätter 5zählig; Endblättchen breit elliptisch. Blüthen 
rosa. R. fusco-ater. 

2. Stachelborsten ohne Uebergänge zu den Stacheln ; 
Blätter bei der Leitart meist 3zählig, bei einigen 
Unterarten zum Theil 5zählig; Endblättehen meist 
eiförmig oder verkehrt-eiförmig; Blüthen weiss. 

R. Menkei. 


R. hypoleucos. Schössling meist kletternd, dicht abstehend- 
behaart bis verwirrt-zottig, mit ziemlich ungleichen Stacheln. Blätter 
3- und 5zählig; Blättchen unregelmässig ungleich-grob- und 
nach vorn zu oft eingeschnitten-gesägt, oberseits hell- 


Ascherson u. Graebner, Synopsis VI. 35 


546 Rosaceae. 


grün, fein behaart, kahl werdend, unterseits durch weiche Härchen 
schimmernd und ausserdem bei der Hauptform grau- bis weissfilzig, 
manchmal aber auch nur blassgrün; Endblättchen länglich- 
elliptisch, allmählich lang zugespitzt; Seitenblättchen ziem- 
lich lang gestielt. — Blüthenstand meist ansehnlich, locker, 
mit winkeliger Achse, oft durchblättert; Achsen mit in der Behaarung 
verborgenen, zuweilen sehr spärlichen Stieldrüsen und feinen, sicheligen 
Stacheln. Blüthen ansehnlich; Kronblätter meist hellrosa. Frucht- 
kelch locker zurückgeschlagen, an den Endblüthen sich zeitweilig auf- 
richtend. 


Eine westeuropäische Art, die die Grenze des Gebiets im Norden 
der Alpen nirgends erreicht. Aus Norditalien, und zwar aus der Gegend 
von Como, habe ich indessen ein von E. Adlerz gesammeltes Exemplar 
erhalten, welches zu einer Unterart des R. hypoleucos mit unterseits 
grünen Blättern zu gehören scheint. Bl. Ende Juni, Juli. 


R. hypol. Lefevre et P. J. Müll. in Jahresb. Pollichia XVI. 143 
(1859). Boulay in Rouy u. Camus Fl. France VI. 85 z. T. Nyman 
Consp. 217. R. adscitus Genev. M&m. soc. M. et L. VIII. 88 (1860). 
Nyman Consp. Suppl. 106. R. micans Quest. in Billot exs. 2542 
(wahrscheinlich nicht Gren. et Godr. Fl. France). Rogers Handb. Brit. 
Rubi 48. 

Auf Grund des Exemplars in Billot’s Exsiccaten hatte ich diese Art für 
R. micans gehalten, zumal da angenommen werden muss, dass Godron die Be- 


stimmung gebilligt hat. Wahrscheinlich war indess die ursprüngliche Godron- 
sche Pflanze aus der Nähe von Nancy etwas anderes (vielleicht R. podophyllos?). 


(Südl. u. westl. England, südl. Irland, Frankreich.) 


107. (50.) R. vestitus. h. Schössling ziemlich hoch bogig, meist 
im Gebüsch kletternd, seltener niederliegend, dick, unterwärts rundlich, 
oberwärts stumpfkantig, mit etwas gewölbten Flächen, durch 
Sternhärchen und Büschelhaare dieht verworren-behaart, mit 
zahlreichen gelblichen Sitzdrüsen, manchmal auch mit zerstreuten Stiel- 
drüsen oder Stachelhöckern besetzt, violettbraun, im Spätherbste und 
Winter etwas bereift. Stacheln am Stengelgrunde zahlreich, kurz 
und gerade, oberwärts zerstreut, fast gleich gross, aus breitem Grunde 
schmal lanzettlich, lang, gerade oder rückwärts geneigt, an den 
Aesten etwas gebogen. Blätter meist fussförmig-5zählig, am Haupt- 
stamme auch wohl gefingert, an den Aesten oft 3zählig. Blattstiel mit 
sicheligen Stacheln, oberseits flach; Nebenblätter lang und schmal; 
Blättchen breit, am Rande wellig, ziemlich klein- und scharf-gesägt, 
oberseits striegelhaarig, später fast kahl, dunkelgrün, unterseits 
durch Sternfilz und lange, etwas abstehende Haare weich, 
graufilzig, in der Jugend zuweilen weissschimmernd, bei Schatten- 
stellung grün. Endblättehen etwa doppelt so lang wie sein Stiel- 
chen, kreisrund oder breit elliptisch, selten verkehrt-eiförmig; 
äussere Blättchen deutlich gestiel. — Blüthenzweige mit dreizähligen 
Blättern, abstehend behaart, unter dem Blüthenstande mit sehr langen, 


Rubus. 547 


pfriemlichen oder nadeligen Stacheln. Blüthenstand lang, nach 
oben zu nicht verjüngt, nur am Grunde beblättert, mit entfernten, 
unteren, achselständigen Aestchen, oberwärts dicht, mit kurzen, über 
der Mitte trugdoldig getheilten Aestchen. Achsen und Blüthen- 
stiele dicht filzig-zottig, mit spärlichen oder zahlreichen, ungleichen Stiel- 
drüsen und zerstreuten Nadelstacheln, die am Grunde der Blüthen zu- 
«weilen gedrängt und mehr sichelig sind. Blüthen mittelgross; Kelch- 
blätter aussen zottig-graufilzig, oft drüsig oder nadelstachelig, an Blüthe 
und Frucht zurückgeschlagen; Kronblätter rundlich oder verkehrt- 
eiförmig, weiss, röthlich oder lebhaft rosa. Staubblätter die grünlichen 
Griffel wenig überragend. Blüthenstaub mit ziemlich zahlreichen wohl- 
gebildeten Körnern. Fruchtknoten kahl oder mit einzelnen Haaren. 
Früchte ziemlich gross, bei voller Reife süsslich fade, bei Ueberreife 
bitterlich. Fruchtsteinchen im Profil halbkreisförmig. 


Waldränder, Gebüsche, halb schattige Plätze, auf kalkführendem, 
besonders mergeligem Grunde. Schleswig-Holstein, im Niedersächsischen 
und Westfälischen Hügellande, sowie im ganzen Rheingebiet, in Belgien 
und der Schweiz, seltener im südl. Bayern. Bl. Ende Juni, Juli. 


R. vestitus Wh. u. N. in Bluff u. Fingerh. Comp. Fl. Germ. I. 
684 (1825). Rub. Germ. 81 XXXIII. Nyman Consp. 218. Suppl. 107. 
R. leucöstachys*) Schleich. in Sm. Engl. Fl. I. 403 z. T. (1824). 


Eine wohl charakterisirte Art, die aber in Westeuropa durch eine grosse Zahl 
ähnlicher Formen, meist von localer Verbreitung, begleitet wir. Weihe und 
Nees haben die Art vortrefflich beschrieben, insbesondere haben sie auch auf die 
Abhängigkeit der Blattgestalt und der Blüthenfarbe von standörtlichen Verhältnissen 
aufmerksam gemacht. Der Name R. leucostachys ist bisher ein Sammelbegriff ge- 
wesen, unter dem neben R. vestitus in England namentlich R. Godronii und die 
zahlreichen Mittelglieder zwischen R, vestitus einerseits, R. rusticanus und anderen 
grossen Arten andererseits verstanden wurden, Für eine bestimmt umgrenzte Art 
ist der Name R. leucostachys nicht verwendet, kann daher auch nicht den Namen 
R. vestitus ersetzen. 

Im Schatten werden die Blättechen mehr länglich und unterseits grün; auf 
durchlässigem Boden ist die Farbe der Blüthen weiss oder blassrosa, auf undurch- 
lässigem lebhaft rosa. 


(Dänemark, England, Irland, Frankreich.) *] 


Nahe verwandt sind dem R. vestitus verschiedene Formen, welche weder als 
Varietäten, noch als Unterarten aufgefasst werden können. 


B. R. dasiclados?). Blättchen grob- und nach vorn zu un- 
gleich-sägezähnig; Endblättchen eiförmig oder elliptisch, lang zugespitzt. 
Blüthenstand nach oben zu verjüngt, mit 3- bis mehrblüthigen, 
nicht trugdoldigen Aestchen, kleinstachelig. 

Längs der Nordseite der Alpen, vom nordwestlichen Ungarn durch 
Oesterreich nach Nordtirol und Südbayern bis Regensburg. Bl. Juli. 


R. dasyclados Kerner Nov. pl. spec. III. 38 (1871). 


1) Von Aevndg weiss und ordyvs Aehre. 
2) Von daodg dicht behaart und #Adöog Ast. 


35* 


548 Rosaceae. 


B. Gizellae!) (R. Gizellae Borb. Vasvärm. növ. &s floraja 327 [1887/8]) aus 
dem Eisenburger Com. in Ungarn soll sich durch längere Blüthenstände und 
lebhafter rothe Blüthen unterscheiden. #] 


©. R. conspiewus. Schössling kräftig, kurzhaarig-filzig; 
Blättehen unterseits durch angedrückten Sternfilz weiss, im 
Alter blassgrün. Blüthenstand nach oben zu verjüngt; Achse mit 
derben, pfriemlichen Stacheln, nebst den Blüthenstielen filzig-kurzhaarig.- 
Kronblätter meist lebhaft rosa. Früchte gut entwickelt. Eine samen- 
beständige Mittelform zwischen R. bifrons und R. vestitus. 

Waldränder, buschige Abhänge u. s. w., auch auf kalkarmem Boden 
vorkommend und hier mitunter den R. vestitus vollständig vertretend. 
Rheingegenden vom Bodensee bis zum Siebengebirge, westl. Schweiz, 
Savoyen. Bl. Juli. 

R. conspicuus P. J. Müll. Flora XLII (1859) 71. Focke Syn. 
Rub. Germ. 296. Nyman- Consp. 218. 


Westfranzösische Formen, welche dem R. vestitus nahe kommen, werden von 
Boulay zum Theil als R. hypoleueus X rusticanus gedeutet. 1] 


D. R.lasiöclados?). Kräftiger als R. vestitus, meist stieldrüsen- 
los. Schössling dick, flachseitig-kantig, mit dichter, weicher, verwirrt- 
zottiger Behaarung, unten bereift. Stacheln lanzettlich, breiter und 
kräftiger als bei R. vestilus. Blättchen fein- und scharf-gesägt, unter- 
seits filzig und weichhaarig. Endblättchen breit-eiförmig, zugespitzt. 
Blüthenstand ähnlich wie bei R. vestitus, aber mit derberen, meist zahl- 
reichen Stacheln und grösseren, weissen Blüthen. — Mittelform zwischen 
R. vestitus und R. rusticanus. 

Im Gebiete nur in der Gegend von Aachen: Ronheide, Forst be- 
obachtet, wird aber auch in Belgien vorkommen. Bl. Juli, August. 

R. lasioclados Focke Syn. Rub. Germ. 198 (1877) (als Subspee. 
von R. Winteri). Nyman Consp. 217. R. leucostachys der Brit. Schrift- 
steller z. T. Rt. leucanthemus der Französ. Schriftsteller z. T. 


(England, nördl. und mittl. Frankreich; ausserdem mancherlei ähn- 
liche Formen.) _ El 


Bastarde des R. vestitus und seiner verwandten Klein- 
arten (vgl. oben). 


Mit R. tomentosus, R. bifrons und R. rusticanus geht R. vestitus 
ausserordentlich häufig Kreuzungen ein, sodass es in Gegenden, in denen er mit 
diesen Arten gesellig wächst, oft Schwierigkeiten macht, ihn bestimmt abzugrenzen. 
Vgl. S. 498, S. 504, S. 506; ferner die vorstehend erwähnten Formen R. conspiewus 
und R. lasioclados. 

Mit R. montanus: s. S. 466. 

Mit R. candiecans und den anderen Thyrsoidei: s. S. 490. 

Mit R. foliosus: s. unter den Bastarden des R. foliosus. 

Mit R. pallidus: zuerst genauer in der Gegend von Minden beobachtet, 
scheint häufig vorzukommen. Getroeknet nieht von samenbeständigen Zwischenformen 
zu unterscheiden. 


1) S. VI. S. 128 Fussn. 2. 
2) Von Adorog dicht behaart und »Addog Ast. 


Rubus. 549 


Mit den @landwlosi: hierher Formen, welche sich in ihren Eigenschaften 
an R. Menkei anlehnen. Nur durch Untersuchung an Ort und Stelle von den 
Gliedern dieses Formenkreises zu unterscheiden. 


Mit R. caesius: an ihren natürlichen Standorten oft leicht zu erkennen, mit 
rundlichen Blättchen, langen Nadelstacheln im Blüthenstande und reichlicher Be- 
haarung. Getrocknet gegen Formen von R. Slesvicensis, R. chlorophyllus u. s. w. 
schwer abzugrenzen. 


108. (51.) R. pyramidälis. h. Schössling bogig ansteigend, dann 
hingestreckt oder kletternd, ziemlich dick, kantig, mit ebenen oder ge- 
wölbten Flächen, rothbraun gefärbt, locker abstehend-behaart, 
stieldrüsenlos oder mit zerstreuten Stieldrüsen. Stacheln fast gleich, 
aus breitem Grunde lanzettlich, rückwärtsgeneigt oder fast gerade. 
Blätter gefingert-5zählig, am Blattstiel mit sicheligen Stacheln; Neben- 
blätter linealisch ; Blättchen ungleich-grob-doppelt-gesägt, oberseits dunkel- 
grün, striegelhaarig, unterseits von dichten, etwas abstehenden, auf 
den Nerven einseitig gedrängten Haaren fast sammetig weich, in 
der Jugend und an sonnigen Standorten oft graugrün. Endblättchen 
3—4 mal länger als sein Stielchen, elliptisch bis rautenförmig, 
bei Lichtstellung mehr rundlich, mit abgerundetem oder fast keiligem 
Grunde, ziemlich kurz zugespitzt. Aeussere Blättchen deutlich gestielt. 
— Blüthenstand verlängert. gedrungen, am Grunde beblättert 
und mit langen, pfriemlichen Stacheln, beim Aufblühen pyramidal, mit 
gedrängten Knospen, später fast gleich breit, mit abgerundetem Gipfel; 
Aestehen 1—3blüthig, rechtwinkelig abstehend. Achse und Blüthen- 
stiele dicht filzig-zottig, mit zerstreuten, die Haare kaum überragenden 
Stieldrüsen und nadeligen, an den Blüthenstielchen oft gedrängten 
Stacheln. Deckblätter lineallanzettlich. Blüthen mittelgross. Kelch- 
blätter aussen graugrün, zottig-filzig, nach dem Verblühen locker ab- 
stehend, zuletzt zurückgeschlagen. Kronblätter elliptisch, mit etwas 
aufgebogener Platte, blassrosa. Staubblätter beim Aufblühen aufrecht, 
die Griffel etwas überragend, nach der Blüthe wieder anliegend. Blüthen- 
staub mit zahlreichen vollkommenen Körnern. Fruchtknoten kahl. 
Früchte gut ausgebildet, reichpflaumig, mittelgross, kugelig oder etwas 
länglich. 


Auf lockerem Waldboden, an Rändern und Lichtungen, in die 
Hecken des bebauten Landes übergehend. In Norddeutschland im 
Westen der Weichsel zerstreut, ferner in Niederschlesien, Königreich 
Sachsen, Thüringen, Unterelsass, Deutsch-Lothringen und in allen weiter 
nördlich und nordwestlich gelegenen Gegenden, insbesondere häufig in 
Niedersachsen, am Niederrhein und in Belgien. Bl. Ende Juni bis 
Anf. August. 


R.pyramidalis Kaltenbach Fl. Aach. Beck. 275 (1845). Focke Syn 
Rub. Germ. 288. Nyman Consp. 219. Suppl. 107. R. vulgaris B.umbrosus 
Wh. u. N. Rub. Germ. 38, 39. R. villösus Lasch Linnaea VIII. 297 
(1833). R. carpinifölius Godr. exs. R. umbräticus P. J. Müll. in Flora 
XLII (1859) 71. R. Eifelwensis Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. I. n. 94. 


550 Rosaceae, 


Flora XLII (1859) 235. Nyman Consp. 219. R. Decheni!) Wirtg. 
Hb. Rub. Rhen. ed. I. no. 135 (1862). 


Von AR, vestitus vorzüglich durch die grob- und ungleich-gesägten, unterseits 
meist grünen Blättchen, durch breitere Stacheln, lockerere Behaarung des Schöss- 
lings u. s. w. zu unterscheiden. R. villicaulis hat mehr kantige, gefurchte Schöss- 
linge, stärkere Stacheln, feiner gesägte Blättehen und einen lockereren, mehr durch- 
blätterten Blüthenstand. R. macrophyllus weicht durch die Blattgestalt, die ge- 
ringere Behaarung der Blattunterflächen, kurze und breite Stacheln, sowie durch 
den lockern Blüthenstand ab. 


(Dänemark, südl. Schweden, England, nördl. und mittl. Frankreich.) 
®] 


Verwandte und hibride Formen. 


R. hirtifolius. Blättehen breit, kleingesägt; Endblättchen eirundlich oder 
herzeirundlich; Blüthenstand kurz, etwas ausgebreitet; Stieldrüsen kurz oder fehlend. 
— Im Erdenbachsthale bei Bertrich in der Rheinprovinz. — R. hirtifolius P. J. Müll. 
u. Wirtg. Hb. Rub. Rben. ed. I. no. 173 (1862). Focke Syn. Rub. Germ. 290. Nyman 
Consp. 219. Suppl. 107. — Aehnliche Formen finden sich (Rheinprovinz, Belgien u.s. w.) 
hier und da; vielleicht sind Mischlinge des R. pyramidalis darunter. Dem R. Gremlii 
(s. oben S. 524) ähnlich. Einigermaassen zweifelhaft ist die Bedeutung des Namens 
R. amphichloros?2). Genevier legt besonderen Werth auf die feine, scharfe Be- 
zahnung der Blättehen und auf die zahlreichen, ungleichen Stacheln der Blüthen- 
zweige. Eine dem R. pilifer Sudre’s ähnliche, aber ziemlich drüsenreiche Pflanze 
mit feingesägten, unterseits weissfilzigen Blättchen ist durch die Assoe. rubol. als 
no. 536 als R. amphichloros P. J. Müll. Bonpl. 1861. 279 vertheilt. Dagegen wird 
Boulay’s Pflanze in Ronces Vosg. no. 10 wohl mit mehr Recht als Typus der 
Art angesehen werden können, Anscheinend gehört sie zu demselben Formenkreise 
wie .R. hirtifolius. Diesen letzten Namen habe ich vorläufig als den besser be- 
glaubigten vorangestellt. 


109. (52.) R. gymnöstachys°). h. Schössling meist mit seicht 
gefurchten Flächen, sonst wie bei AR. vestitus; Stacheln etwas breiter 
und kürzer. Blättehen ungleich- und abstehend gesägt, oberseits dunkel- 
grün, wenig behaart, unterseits auf den Nerven behaart und durch 
angedrückten Filz weissschimmernd; Endblättchen ab- 
gerundet-rechteckig, am Grunde ausgerandet oder wie nach der 
Spitze zu gestutzt, mit kurzer, aufgesetzter Spitze; äussere Blättchen 
ziemlich lang gestielt. — Blüthenstand verlängert, schmal, 
kaum verjüngt, mit oder ohne Stieldrüsen, nur am Grunde beblättert. 


Die typische Unterart: 


4A. R. eu-gymnostachys (R. gymnostachys G. Genevier M&m. Soc. Maine 
et Loire X. 28 [1862]. Monogr. Rub. Loire ed. 1. 201, ed. 2. 223) nicht im Ge- 
biete (Frankreich, England). 


‚4% Nach dem Oberberghauptmann Heinrich von Dechen, * 25. März 1800 
Berlin, 7 15. Febr. 1889 Bonn, einem ausgezeichneten Geognosten, der vorzüglich 
in Bonn und Berlin wirkte. Vgl. Laspeyres NV. Rheinl.-Westf. XLVI. 165 
mit Bildniss. 

2) Von dugı auf beiden Seiten und Y/wodg grün. 

3) Von yvuvdg nackt und ordyvg Aehre. 


Rubus. 551 


Der typische R. gymnosiachys mit den vorn stumpf-abgerundeten Blättchen 
scheint im Gebiete nicht vorzukommen. Dagegen finden sich in England und Frank- 
reich Formen, welche dem R. macrothyrsos gleichen und anscheinend in keiner 
Weise gegen den typischen R. gymnostachys abzugrenzen sind. 


Bei uns nur: 

B. R. macrothiyrsos'). Schössling stumpfkantig, mit rück- 
wärts geneigten, mässig kräftigen Stacheln; Blätter meist fussförmig 
5zählig; Blättchen ziemlich grob-gesägt, unterseits graufilzig, auf den 
Nerven dicht weichhaarig; Endblättchen verkehrt-eiförmig oder elliptisch, 
mit breit gestutztem, oft ausgerandetem Grunde, allmählich kurz zu- 
gespitzt. Blüthenstand lang und schmal, oft durchblättert. Achsen 
filzig, mit sicheligen oder pfriemlichen Stacheln und meist spärlichen 
Stieldrüsen. Kronblätter breit elliptisch, meist lebhaft rosa, selten weiss. 
Fruchtknoten behaart. Früchte wohl entwickelt. 

In Waldungen und Gebüschen. Schleswig-Holstein, besonders um 
Bordesholm; am nordwestlichen Harz. Bl. Juli, August. 

R. macrothyrsos J. Lange Fl. Dan. fase. 48. 6. t. 2832 (1870). 
Nyman Consp.' 218. Suppl. 107. 


Als Rassen gehören hierher: 


B. obscurifrons. Blättchen oberseits dicht striegelhaarig, unterseits 
weichhaarig, schimmernd, kaum filzig; Endblättchen verkehrt- 
eiförmig bis breit-elliptisch. Uebrigens dem typischen macrothyrsos 
und festivus ähnlich. 

Rheinprovinz: im Uesthale unterhalb Bertrich (Wirtgen sen.). 

R. macrothyrsos B. obscurifrons Focke in A. u. G. Syn. VI. 
551 (1902). AR. obscurifrons Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 1. 180, 
ed. 2 no. 100 (1862). Nyman Consp. 219. [*] 


C. festivus. Meist an Schössling und Blüthenzweig zahlreiche Stiel- 
drüsen. Blättcehen fein- und scharf-gesägt, oberseits an- 
fangs striegelhaarig, später kahl werdend, lebhaft grün, unterseits 
dicht kurzhaarig, hellgrün. Endblättchen aus breit gestutztem 
Grunde verkehrt-eiförmig, allmählich zugespitzt, an den 5- 
zähligen Blättern schmaler, länglich. Blüthenzweige am Grunde 
des Blüthenstandes mit graden, rückwärts geneigten Nadel- 
stacheln. Blüthenstand lang und schmal, an den tiefer 
entspringenden Zweigen nach oben verjüngt, locker, durchblättert. 
Achsen und Blüthenstiele filzig, mit den Filz wenig überragenden 
Stieldrüsen und zerstreuten, feinen Nadelstacheln. Blüthen an- 
sehnlich, lebhaft rosa. Fruchtknoten kahl. 

Mittelglied zwischen R. macrothyrsos und R. Lejeunei. 


An buschigen Berglehnen, in lichten Waldungen, in Gebüschen 
und Hecken im westlichen Gebiet. Schwarzwald; Eiffel, besonders 
um Bertrich; anscheinend auch in der Schweiz (©. Waat, nach 
Gremli auch in der östl. Schweiz). Bl. Juli, August. 


1) Von wanrgos lang, gross und #öo00g s. 8. 487 Fussn. 2. 


552 Rosaceae. 


R. macrothyrsos C. festivus Focke in A. u. G. Syn. VI. 551 
(1902). R. festivus P. J. Müll. u. Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 1 
no. 138 (1861). Focke Syn. Rub. Germ. 314. Nyman Consp. 219. 
Suppl. 107. 


Zu dieser Rasse scheint nach Beschreibung und Originalexemplaren der 
ursprüngliche R. venüstus (Favrat Bull. Soc. Vaud. sc. nat. XVII. 534 [1881]) 
zu gehören. Dagegen ist Schmidely’s R. venustus (Bull. SB. Geneve No. 4 
149 [1888]) eine Form, die sich mehr dem R. Lejeunei nähert, 


(Verbreitung der Rasse: [Ardennen (Gravet)].) x 
(Verbreitung der Unterart: Frankreich.) =] 
(Verbreitung der Art: England; Frankreich.) =] 


R. Boraeanus!). Schössling im unteren Theile stumpfkantig, 
zottig, ringsum dicht mit ungleichen Stacheln, Stachel- 
höckern und Stieldrüsen besetzt, nach oben zu mit kanten- 
ständigen, fast gleichen Stacheln und zerstreuten Stieldrüsen und 
Stachelhöckern. Blätter meist fussförmig-5 zählig; Blättchen ungleich- 
grob-gesägt, unterseits dicht graufilzig, seltener blassgrün; Endblätt- 
chen rundlich, mit aufgesetzter Spitze. — Blüthenstand kurz, 
meist mit rechtwinkelig-abstehenden Aestchen. Achsen und Blüthen- 
stiele dicht graufilzie-zottig, oft fast wehrlos.. Blüthen klein, rosa. 

Etwas abweichende Formen mit minder dichter Behaarung des 
Blüthenstandes sah ich aus der südwestlichen Schweiz (Payerne, Jorat). 
Ob dieselben wirklich zu R. Boraeanus oder einer Unterart desselben 
gehören, bleibt näher zu untersuchen; vielleicht sind es Abänderungen 
des R. rubicundus. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. Boraeanus Genevier in M&m. soc. M. et L. VIII. 87 (1860). 


(Südwestl. England, westl. Frankreich.) 


110. (53.) R. obseurus. h. Niedrig. Tracht der Glandulost. 
Stacheln etwas ungleich, ausserdem auf den Achsen fast gleiche Stiel- 
drüsen und Stachelehen, oft auch längere Drüsenborsten. Blätter unter- 
seits weichhaarig, grün. Blüthen meist lebhaft rosa. 

R. obscirus Kaltenb. Fl. Aach. Beck. 281 (nicht P. J. Müller) 
(1845). Focke Syn. Rub. Germ. 308. Nyman Consp. 219 Suppl. 107. 

Die Zahl der Stieldrüsen und Stachelhöcker auf den Schösslingen ist bei allen 


Formen wechselnd und eignet sich nicht dazu, Unterscheidungen von Unterarten zu 
begründen. — Zerfällt in einige Unterarten und Rassen. 


A. R. insericatus. Schösslng aus niedrigem Bogen hin- 
gestreckt, seltener kletternd, im Herbste ästig, abgerundet-kantig, 
dicht zottig, mit mehr oder minder zahlreichen Stieldrüsen und un- 
gleichen, ziemlich schwachen, aus breitem Grunde lanzett-pfriem- 
lichen, rückwärts geneigten Stacheln. Blätter meist fussförmig-5zählig; 


1) S. II. S. 596 Fussn. 1. 


Bubus. 553 


Nebenblätter fädlich; Blättehen ungleichmässig- aber nicht tief-gesägt, 
oberseits striegelhaarig, unterseits blasser grün, durch reichliche ab- 
stehende Behaarung weich und schimmernd. Endblättchen aus 
seicht abgerundetem Grunde meist breit elliptisch oder verkehrt- 
eiförmig, mit kurzer aufgesetzter Spitze, seltener mehr eiförmig und 
allmählich zugespitzt. — Blüthenstand oft mit entfernten achselständigen 
Aestchen beginnend, der obere Teil kurz und gedrungen, blattlos, nach 
oben kaum verjüngt, mit aufrecht-abstehenden trugdoldigen Aestchen. 
Aehre und Blüthenstiele filzig-zottig, mit nadeligen Stacheln und mehr 
oder minder zahlreichen ungleichen Stieldrüsen. Blüthen klein bis 
mittelgross.. Kelchblätter aussen graugrün, zottig, zur Blüthezeit 
zurückgeschlagen, nachher abstehend, selten an der Frucht. aufrecht. 
Kronblätter rundlich verkehrt-eiförmig, meist lebhaft rosa; Staubblätter 
die grünen Griffel etwas überragend, meist lebhaft rosa. Fruchtknoten 
meist behaart. 

In Wäldern, an buschigen Bachufern u. s. w. In der westlichen 
und nördlichen Schweiz und im ganzen Rheingebiet so wie in den 
Belgischen Ardennen. Bl. Juli. 

R. insericatus P. J. Müll. in Flora (XLI.) 1858 184. Focke 
Syn. Rub. Germ. 309. Schmidely in Bull. soc. bot. Gen. 1888 141. 
Nyman Consp. 219. R. Newbouldit *) Babgt. Journ. bot. XXIV. 1886 
230 (nach Exemplaren von Rogers). 


Hierher gehören die Rassen: 

B. rubieündus. Schössling mit nadelig-pfriemlichen, am 
Grunde wenig verbreiterten, oft braunrothen Stacheln. Blätter 3- 
bis 5zählie; Blättchen oberseits später oft kahl werdend, unterseits 
in der Jugend von lockerem Filz grauschimmernd, später seidig- 
weichhaarig; Endblättchen eiförmig bis breit-elliptisch, in 
der Jugend mit langer schlanker Spitze. — Blüthenstand ziemlich 
kurz und locker mit filzig-zottigen, drüsigen und nadelstacheligen 
Aestchen. Fruchtkelch abstehend oder aufrecht den Grund 
der Frucht umfassend. Kronblätter länglich; Griffel im unteren 
Theile roth. 

In Waldungen und Gebüschen, zerstreut. In der westlichen 
Schweiz und im ganzen Rheingebiete, namentlich in der Rhein- 
provinz. Bl. Juli. 

R. rub. P. J. Müll. u. Wirte. in Hb. Rub. Rhen. ed. 1. Nr. 150, 
ed. 2. Nr. 39 (1861), Nyman Consp. 219. 


(England.) *] 


C. erythrost&mon?) Blättchen sich oft deckend, nach dem 
Grunde zu verschmälert, unterseits seidig-weichhaarig, blassgrün 


1) Nach dem Rev. William Williamsen Newbould, * 20. Jan. 1819 Sheffield, 
7 16. April 1886 Kew, um die Britische Flora verdient; auch ich verdanke ihm 
einige Mittheilungen. A. 
2) Von &ovdosg roth und orjuw» Staubblatt. 


554 Rosaceae, 


oder in der Jugend etwas grau; Endblättchen verkehrt- 
eiförmig; seitliche Blättchen kurz gestielt. Blüthenstand 
ziemlich kurz und locker, Achsen mit zahlreichen Stieldrüsen, 
welche die Haarbekleidung kaum überragen. Sonst wie die vorige Rasse. 

Südwestl. Schweiz (Favrat); anscheinend übereinstimmende 
Pflanzen auch im Schwarzwald (Götz). Bl. Juli. 

R. erythrostemon Favrat Bull. soe. Vaud. Se. nat. XVII. 
530 (1881). #1 


D. decörus. Blätter gross, theils 3zählig, theils 5zählig; Blättchen 
ziemlich fein- und gleichmässig scharf-gesägt, oberseits 
lebhaft grün, unterseits blasser, weichhaarig; Endblättchen elliptisch 
oder aus abgerundetem Grunde verkehrt-eiförmig, kurz und schmal 
zugespitzt. — Blüthenstand ansehnlich, locker. Blüthen 
ziemlich gross. Kelchblätter nach dem Verblühen abstehend oder 
locker zurückgeschlagen. Kronblätter elliptisch, nebst den Staub- 
fäden lebhaft rosa bis purpurn. Griffel gelblich oder dunkelroth. 

Auf fruchtbarem Waldboden zerstreut durch das mittlere und 
westliche Deutschland nebst den Nachbarländern. Lüneburger Heide 
(Erichsen), Sächs. Schweiz, Thüringen, Westphalen, Rheinprovinz, 
Belgien, Schwarzwald, Vogesen, westl. Schweiz. Eine schmalblättrige 
Abänderung in der Oberlausitz. Bl. Juli. 

R. decörus P. J. Müll. in Flora XLI (1858) 151 nicht Haläcsy. 
R. cruentatus P. J. Müll. Pollich. XVI. 294. Nyman Consp. 219. 
R. rubieundus Buhnensis!) Focke Syn. Rub. Germ. p. 311. R. ery- 
throstemon var. latifolia Schmidely Bull. Soc. bot. Gen. Nr. 4 125. 

Von der typischen Unterart des R. obseurus durch die grossen Blätter und 

Blüthen, den lockern Blüthenstand und eine weniger dichte Behaarung verschieden. 

Müller’s Beschreibung passt so gut zu den in den mitteldeutschen Berggegenden 

verbreiteten R,. eruentatus, dass ich kein Bedenken trage, sie darauf anzuwenden, 

zumal da mir die Pflanze von Vogesen-Standorten bekannt ist. Boulay deutet den 


R. decorus als R. conspicuus X hirtus. Unsere Pflanze findet sich in Gegenden, in 
denen keine dieser beiden Arten wächst. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) EI 
(Verbreitung der Unterart: England.) =] 


B. R. fusci-ater. Schössling liegend, kriechend, unten rundlich, 
nach oben zu kantig, an der Lichtseite rothbraun gefärbt, dicht be- 
haart, mit gedrängten, sehr ungleichen Stieldrüsen, 
Stachelehen und Stacheln. Grössere Stacheln aus zusammen- 
gedrücktem Grunde lanzett-pfriemlich, etwas rückwärts geneigt. Blätter 
vorwiegend fussförmig- oder gefingert-5zählig; Blattstiel etwas starr und 
brüchig, weniger stachlig als der Schössling, behaart und drüsig, ober- 
seits flach; Nebenblätter linealisch und lineallanzettlich. Blättchen etwas 
dick, ungleichmässig- und breit-, aber nicht tiefgesägt, oberseits sattgrün, 
striegelhaarig, unterseits durch Sternhärchen und einfache Haare 


1) Von dem Fundorte Waldbezirk Buhn bei Minden. 


a 


Rubus. 559 


graugrün oder blassgrün, weich. Endblättchen doppelt so 
lang wie sein Stielchen, aus herzförmigem Grunde breit elliptisch, 
zugespitzt; äussere Blättchen gestielt. — Blüthenstand mittellang, mit 
entfernten unteren und rechtwinklig-abstehenden, kurzen, 1- bis 3blüthigen 
oberen Aestchen. Achsen abstehend behaart, mit zahlreichen un- 
gleichen Stieldrüsen und Nadelstacheln. Blüthen mittel- 
gross; Kelchblätter in frischem Zustande aussen grün, getrocknet grau- 
grün mit weisslichem Rande, borstlich und drüsig, zur Blüthezeit zurück- 
geschlagen, nachher abstehend, zuletzt der Frucht angedrückt. Kron- 
blätter elliptisch, nebst den Staubfäden lebhaft rosa; Staubblätter steif 
aufrecht, die grünlichen Griffel etwas überragend. Fruchtknoten dicht 
behaart, seltener kahl. 


Buschige Abhänge, Waldränder, Hecken. Zerstreut im südlichen 
Westphalen, in der Rheinprovinz, Nassau und im Schwarzwald, wahr- 
scheinlich auch weiter südwärts (‚„erinaceus‘) und westwärts. Bl. Juli. 


R. fusco-ater Wh. u. N. in Bluff u. Fingrh. Consp. Fl. Germ. I 
681 (1825). Wh. u. N. Rub. Germ. 72. t. XXVIL Focke Syn. Rub. 
Germ. 343. Nyman Consp. 220. Suppl. 108. 

Nach der Tracht und der natürlichen Verwandtschaft dem R. obscurus nahe- 
stehend, nach den Merkmalen jedoch in die Hystrix-Gruppe gehörig. 


B. erinäceus vom Saleve in Savoyen (bei Genf) hat etwas graulichen Filz 
auf den Unterflächen der jüngeren Blätter, ist aber übrigens dem R. fusco-ater so 
ähnlich, dass er für eine südliche Form desselben gehalten werden kann. — R. fusco- 
ater B. erinaceus Focke in A. u. G. Syn. VI. 555 (1902). R. erinaceus Schmidely 
Bull. SB. Geneve No. 4. 158 (1888). 


(Verbreitung der Unterart und Art: Bisher nur im Gebiet.)? [x] 


111. (54) R. Menkei). h. Niedrig; Tracht der Glandulosen. 
Stacheln etwas ungleich, ausserdem an allen Achsen ungleiche Stachel- 
chen, Drüsenborsten und Stieldrüsen vorhanden, aber kaum wirkliche 
Uebergänge zu den grösseren Stacheln. Behaarung der Schösslinge und 
Blattunterflächen wie bei den übrigen Vestiti. Blüthen meist weiss. 


R. Menkei Wh. u. N. in Bluff u. Fingrh. Consp. Fl. Germ. I. 
679 (1825). Wh. u. N. Rub. Germ. 66. t. XXII. Focke, Syn. Rub. 
Germ. 303. Abbandl. NV. Bremen XIII 151. Nyman Consp. 219. 


Zerfällt in eine Reihe von Rassen: 


A. oblongifolius. Schössling niederliegend, seltener kletternd, 
stumpfkantig, filzig-zottig, mit ungleichen Stieldrüsen und 
Stachelchen, sowie mit fast gleichen, schmal lanzettlichen oder pfriem- 
lichen Stacheln. Blätter 3zählig, mit einigen unvollständig 5 zäh- 
ligen, selten wirklich 5zähligen gemischt. Blättchen bald fast gleich- 
mässig- und fein-, bald ungleich-grob-gesägt, oberseits wenig behaart, 
unterseits weichhaarig, in der Jugend mehr oder minder graufilzig; 


1) Nach Karl Theodor Menke, * 13. Sept. 1791 Bremen, 7 1861 Pyrmont, 
Brunnenarzt zu Pyrmont, bekannt als Malakologe, Freund der heimischen Flora. 


556 


Rosaceac. 


Endblättcehen aus gestutztem Grunde verkehrt-ei- 
förmig oder länglich, meit schmal, mitschmaler und plötz- 
lich aufgesetzter, oft langer Spitze. — Blüthenstand 
mässig entwickelt, unten unterbrochen und durchblättert, mit 
aufrecht abstehenden Aestchen, oben dichter. Achsen filzig-zottig, 
mit ungleichen Stieldrüsen und Nadelstacheln. Blüthen kaum mittel- 
gross; Kelchblätter aussen graugrün, zottig, nach der Blüthe ab- 
stehend, seltener aufgerichtet; Kronblätter verkehrt-eiförmig, weiss; 
Staubblätter die Griffel überragend. 


In Waldungen des Berg- und Hügellandes strichweise. Bei 
Goldberg in Schlesien (ges. von Pinkwart); zerstreut im Weser- 
und Rheingebiet. Häufg in der Umgegend von Höxter und Pyr- 
mont an der mittleren Weser, sowie im Schwarzwald; nördl. Schweiz. 
Bl. Ende Juni, Juli. 


R. Menkei A. oblongifolius Focke in A. u. G. Syn. VI 555 
(1902). R. oblongifolius P. J. Müll. u. Wirtg. Hb. Rub. Rhen. 
ed. 1 Nr. 148 (1860), ed. 2 Nr. 77. Nyman Consp. 219. R. fra- 
ternus Gremli Beitr. Fl. Schwz. 34 (1870). 


Die klein gesägten, mit schmaler Spitze endigenden Blättehen mancher 
Formen des R. Menkei erinnern an R. Bellardii, aber daneben kommen selbst 
am ÖOriginalfundorte bei Pyrmont Formen mit ungleich-grob-gesägten Blättchen 
vor. Als var. elliptieifolius hat Jensen (Herb.) eine Form mit mehr ellip- 
tischen, am Grunde abgerundeten Blättehen, unterschieden, die er in Angeln 
(Schleswig) fand. Die nämliche Form sah ich auch von Boitsfort in Brabant. 
Breitblättriger mit breiter kurzer Blattspitze bei Harburg (Erichsen) und 
Husum (Friderichsen), =] 


Bregutiensis!). Blätter meist dreizählig; Blättchen klein-gesägt, 
unterseits grün; Endblättchen aus herzförmigem Grunde breit ei- 
förmig, allmählich zugespitzt. Blüthenstand ziemlich kurz, 
sparrig, oft ganz durchblättert, mit zahlreichen kräftigen Nadel- 
stacheln; Fruchtkelch locker zurückgeschlagen. 


Waldpflanze des Hügellandes und der unteren Bergregion. Vor- 
arlberg, Schwarzwald, nördl. und westl. Schweiz. Bl. Juni, Juli. 


R. Menkei B. Bregutiensis Focke in A u. G. Syn. VI. 556 
(1902). R. Bregutiensis A. Kerner in Herb. Focke Abh. NV. Bremen 
XIII. 152 (1894). Nyman Consp. 218. R. teretiusculus Focke Syn. 
Rub. Germ. 300 (1877) z. T. * 

Dem R. Bregutiensis nahe stehend ist die Rasse conspectus (R. conspectus 
Genev. Monogr. Rub. Loire ed. 1. 37 (1876), mit feinen nadeligen Stacheln an 
Schössling und Blüthenzweig; Blättchen kleiner als bei Bregutiensis, oft fast 
rundlich, klein gesägt, unterseits angedrückt behaart, die jüngeren filzig. Im 
Gebiete noch nicht sicher nachgewiesen, doch finden sich sehr ähnliche Formen 
in der Schweiz und im westlichen Deutschland. 


(Mittleres Frankreich.) x 


1) Von Bregutium, dem lateinischen Namen der Stadt Bregenz am Bodensee, 


N Fe 


Ka: 


Rubus. 557 


C. hirsutus. Blätter vorwiegend fussförmig 5zählig; Endblättchen 
herzeiförmig, lang zugespitzt; jüngere Blättchen unterseits grau- 
zottie. Blüthenstand ziemlich lang, oberwärts gedrungen; 
Achsen mit kleinen, schwachen, nadeligen Stacheln. Kronblätter 
weiss oder blassrosa. Fruchtkelch abstehend. In verschiedenen 
Formen zerstreut im westlichen und südwestlichen Deutschland. 
Bl. Juli. 

R. Menkei C. hirsutus Focke in A. u. G. Syn. VI. 556 (1902). 
R. hirsutus Wirtg. Prodr. Fl. Rheinl. 413 (1841). Nyman Consp. 
218. R. polyacänthos‘) Boulay Ronces Vosg. 87 Nr. 67. 


Die typische Form dieser Rasse war in der Nähe von Koblenz gesammelt 
worden. Aehnlich sind R. Zizü?2) Wh. (in Herb), eine grössere Form, muth- 
masslich bei Herford gesammelt, R. Septemmontanus Wirtg. (in Herb.) aus den 
Thälern des Siebengebirges am Rhein. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiet.) #1 


D. teretiüsculus?®). Etwas kräftiger als die andern Unterarten. 
Schösslingsblätter vorwiegend fussförmig-5 zählig; Blättchen nach 
vorn zu grob- und ungleich-gesägt, unterseits in der Jugend 
graufilzig, schimmernd; Endblättchen aus schmal gestutztem 
Grunde rhombisch bis verkehrt-eiförmig. Blüthenstand 
locker, durchblättert, mit feinen, auf den Blüthenstielchen gehäuften 
Stacheln. Kelchblätter nach dem Verblühen abstehend. 

Typisch bei Aachen gefunden; ähnliche Formen zerstreut im 
Rheingebiete. Bl. Juli. 

R. Menkei D. teretiusculus Focke in A. u. G. Syn. VI. 557 
(1902). R. ter. Kaltenb. Fl. Aach. Beck. 282 (1845). Focke Syn. 
Rub. Germ. 300 z. T. Nyman Consp. 218. =] 


E. subeanus. Schösslingsblätter 3- und 5zählig; Blättchen 
unterseits graufilzig-weichhaarig, im Schatten graugrün, 
das endständige breit elliptisch oder rundlich, kurz gespitzt, 
am Grunde oft ausgerandet. DBlüthenstand mässig entwickelt; 
Achsen zottig, drüsig und nadelstachelig, bald mit, bald ohne 
Drüsenborsten und Stachelehen. Fruchtkelch abstehend, oft mit 
aufgerichteten Spitzen. 

In Waldungen der Vorberge und Thalebenen. Im Schwarz- 
wald, ges. durch Götz, wohl auch in andern Gegenden vorkom- 
mend (aus den Vogesen bisher nur am Westabhang nachgewiesen). 

R. Menkei E. subcanus Focke in A. u. G. Syn. VI. 557 
(1902). R. subcanus P. J. Müll. in Boulay Ronc. Vosg. 34 Nr. 27 
(1866). 

Tracht eines kleinen R. vestitus; Drüsen und Stacheln mehr oder minder 
ungleich, manchmal fast wie bei den Glandulosi. 


(Verbreitung der Rasse und Art: Frankreich.) x 


1) Von zoAög viel und dxavd«a Stachel. 
2) 8: 1.8. 319 Eusan. 1. 
3) Teretiusculus = etwas abgerundet. 


I. 


III. 


Lyr 


Rub. 


Rosaceae., 


An R. Menkei schliessen sich noch folgende unwichtigere Formen an: 


suavifolius. — Schössling behaart, drüsig, stachelborstlich und geradstachelig; 
Blättehen unterseits durch lange Haare weich und schimmernd, die jüngeren 
weissfilzig; Endblättehen eiförmig, zugespitzt; Blüthen schön rosa; Kelch nach 
dem Verblühen zurückgeschlagen. — In der westl. und nördl. Schweiz, im 
Schwarzwald. — Bl. Juli. — R. Menkei II. suavifolius Focke in A. u. G. Syn. 
VI. 558 (1902). R. suavifolius Gremli Beitr. Fl. Schweiz 35 (1870). Nyman 
Consp. 218. 


propexusti). Schössling bereift, dicht behaart und reichlich stieldrüsig; 
Blättehen unterseits blasser, mit schimmernder Behaarung, Endblättehen breit- 
elliptisch. Blüthenstandachsen filzig-zottig; reichlich stieldrüsig, mit mässig 
kräftigen Stacheln. Fruchtkelch abstehend. Tracht eines kleinen R. vestitus, 
aber sehr drüsenreich und viel schwächer bewehrt. — In Menge bei Holtenau 
unweit Kiel. — R. Menkei III. propexus Focke in A. u.G. Syn. VI. 558 (1902). 
R. propexus Friderichsen Bot. Tidsskr. XVI 236 (1887). — Sehr ähnlich, 
wenn auch kleiner, ist R. monticolus vom Westabhang der Vogesen, durch 
Boulay in Ronces Vosg. Nr. 71 91 beschrieben. — Von dem englischen R. mol- 
lissimus (nach Rogers Journ. bot. 1894 45) lässt sich R, propexus nur 
durch den Drüsenreichthum unterscheiden. 


pannosus. Dichtbehaart, mit meist im Haarfilz verborgenen Stieldrüsen ; 
Blätter fussförmig 5zählig; Blättchen fein und regelmässig gesägt, das end- 
ständige herzeiförmig, allmählich zugespitzt. Blüthenstand dicht. Bestache- 
lung schwach. — Rheinprovinz:" In Menge im Walde um Boppard. R. Menkei 
VI. pannosus Focke in A. u. G. Syn. VI. 558 (1902). KR. pannosus P. J. 
Müll. u. Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 1 Nr. 148 (1860). Focke Syn. Rub, 
Germ. 304, Nyman, Cosp. 219. 


. macranth&los2): Schössling locker behaart, stieldrüsig und stachelborstlich ; 


Blätter 3 und 5zählig, Blättchen unterseits grün, weichhaarig. Blüthenstand 
gross und sparrig, mit zottig-filzigen, stieldrüsigen und feinstacheligen Achsen. 
Kelchblätter anfangs zurückgeschlagen, später halb aufrecht. Mittelform 
zwischen R. pallidus und R. pyramidalis. — In der Jägerhofer und Budden- 
häger Forst bei Wolgast in Pommern. — R, Menkei V. macranthelos Focke 
in A. u. G. Syn. VI. 558 (1902). — R. macranthelos Marsson Fl. Neuvorpomm. 
147 (1869). Focke Syn. Rub. Germ. 290. Nyman Consp. 219. 


An V. macranthelos erinnert eine stattliche Pflanze, welche mir Gravet 
aus der Gegend von Nafraiture (Prov. Namur) in Belgien schickte. Sie hat 
umfangreiche lockere Blüthenstände und sehr weichhaarige Blattunterflächen, 
weicht indess durch den Reichthum an ungleichen Drüsen, Borsten und Stacheln 
ab. Mittelform zwischen R. vestitus (?), pyramidalis (?) und hirtus. 


10. Rädulae (Focke Abh. NV. Bremen I. 276 [1868]. Syn. 


Germ. 78, 317). Mittelkräftige oder kleine, niedrige oder kletternde 


Sträucher, im Winter lange belaubt bleibend. Schössling mit ziemlich 
gleichartigen, meist kantenständigen Stacheln, auf den Flächen mit 
gedrängten kurzen bis mittellangen Stachelhöckern und Stieldrüsen be- 
setzt, meist spärlich behaart, im Spätsommer mit wurzelnden Spitzen. 
Achsen des Blüthenstandes mit zahlreichen Stieldrüsen, welche nicht 
länger sind als der Querdurchmesser der Blüthenstiele. Drüsenborsten 
spärlich vorhanden, bei den typischen Arten gänzlich fehlend. Blüthen 
mittelgross oder klein; Staubblätter meistens etwas über die Griffel 


hinausragend, nach dem Verblühen aufrecht. — Blättchen elliptisch, 


1) propexus, vorwärts gekämmt. 
2) 


Von uaxgög lang und dvdnjin Blüthenbüschel. 


ee ee ee Me ee ee a Se en mn a 


Nee ee a th 


ee N 


Rubus. 559 


eiförmig oder länglich, mit mässig tiefer oder grober, seltener mit 
feiner Bezahnung. 

In den Mittelpunkt der Gruppe stellt man am besten den R. rudis, an den 
sich R. Genevierii und R. scaber anschliessen. Die grösseren kräftigen Arten bilden 
Uebergänge zu den Discolores, Silvatici und Vestiti,; insbesondere R. radula er- 
scheint dem R. villicaulis und R. pyramidalis analog; R. Babingtonü ist durch den 
breiten Blüthenstand dem R. rudis ähnlicher. Die kleineren Arten R. pallidus und 
R, foliosus nähern sich den Glandulosi, erscheinen aber nicht als deutliche Mittel- 
formen. 

Der biologische Zweck der kleinen Stacheln und Stieldrüsen scheint darin zu 
bestehen, dass die rauhen Stengel und Blattstiele kriechenden Gliederthieren, ins- 
besondere Raupen, den Zugang zu Blättern und Blüthen erschweren. 


Uebersicht über die Arten und Unterarten. 


A. Blüthenstiele kurzhaarig-filzig, kurzdrüsig. 
I. Ziemlich kräftig; Blättchen ungleich-grob-gesägt. 

a. Schössling kahl oder sehr spärlich behaart; Blüthenstand kurz, 
sparrig. R. rudis. 

b. Schössling flaumig; Blüthenstand schmal, verlängert. 
R. Genevierii. 
II. Klein und kriechend, mit kurzen Stacheln; Blättchen klein-gesägt. 
a. Stacheln breit, kurz und gebogen; Blüthenstand ziemlich ent- 


wickelt. R. scaber, 
b. Stacheln fein, aus breiterem Grunde pfriemlich; Blüthenstand 
kurz. R. Ebneri. 


B. Blüthenstiele filzig und abstehend behaart. 
I. Schösslingsstacheln kräftig, lanzettlich. 
a. Blättchen sehr grob-gesägt. 

1. Blüthenstand ziemlich lang und schmal, oberwärts dicht, 
wenig verjüngt; Blättchen unterseits weichhaarig-graufilzig. 
R. discerptus. 
1. Blüthenstand am Grunde breiter; Blättchen unterseits kurz- 
haarig. R. salebrosus. 
b. Blättchen klein- oder mässig grob-gesägt, unterseits in der 

Jugend grau- bis weissfilzig, nicht weichhaarig. 
1. Stacheln im Blüthenstande schlank, pfriemlich oder nadelig. 
a. Blüthenstand ziemlich schmal, mit kurzen, aufrecht ab- 
stehenden Aestchen, am Grunde mit langen starken Stacheln, 


R. radula. 
b. Blüthenstand ausgebreitet, mit langen, rechtwinklig ab- 
stehenden Aestchen, nadelstachelig. R. Babingtonii. 


2. Stacheln im Blüthenstande fein und kurz. 
Blättchen klein gesägt, unterseits kurzhaarig-filzig;; 
Blüthenstand lang, mit aufstrebenden unteren und abstehen- 
den mittleren und oberen Aestchen. R. macrostachys. 


I. Stacheln am Schössling und namentlich im Blüthenstande schwach. 
a. Blättchen mit herzförmigem Grunde, grob gesägt. 


560 Rosaceae. 


1. Endblättchen aus herzförmigem Grunde eiförmig, lang zu- 
gespitzt; längere Stachelborsten und Drüsenborsten fast nur 
am Grunde des Blüthenstandes. R. pallidus. 


2. Endblättchen aus herzförmigem Grunde breit, rundlich, kurz 
gespitzt; längere Stachelborsten und Drüsenborsten an 
Schössling und Blüthenstand zahlreich. S. Glandulosi. 

R, thyrsiflorus. 
b. Blättchen fein-gesägt. 

1. Blätichen mit abgerundetem Grunde, 

a. Blättchen unterseits filzig; s. oben. R. macrostachys. 
b. Blüthenstand verlängert, unterbrochen; Blättehen nur in 
der Jugend dünnfilzig, R. foliosus. 

2. Blättchen mit herzförmigem Grunde. 

Stacheln fein, im Blüthenstande fast borstlich. Achsen 
des verlängerten Blüthenstandes dicht abstehend kurzhaarig- 
filzig. | R. tereticaulis. 


Die Bestachelung der Radula-Gruppe ist zwar für viele Arten charakteristisch, 
aber sie kommt auch als individuelle oder locale Abänderung bei manchen Arten 
vor, welche gewöhnlich nur zerstreute Stieldrüsen führen. 


Kleine, dem R.hirtus ähnliche Pflanzen, welche sich durch kurze Stieldrüsen 
den Radulae nähern, aber sich durch deutlich ungleiche Bestachelung von ihnen 
unterscheiden, sind zu den Glandulosi zu stellen. 


112. (55.) R. rudis. h. Bei freiem Stande kaum 0,5 m hoch, 
meist kletternd, im Winter lange belaubt bleibend. Schössling aus 
bogigem Grunde liegend oder im Gebüsch aufsteigend, unten rundlich, 
oberwärts scharfkantig, mit ebenen, nach der Spitze zu gefurchten 
Flächen, kahl oder spärlich behaart, durch gedrängte kurze (nach 
unten zu oft ungleiche) Stieldrüsen und Drüsenhöcker rauh. Stacheln 
am unteren Theile des Schösslings etwas ungleich, zerstreut, klein, 
pfriemlich, weiter oben gleichartig, breit aufsitzend, rückwärts 
geneigt, kurz, aber kräftig. Blätter 3zählig und fussförmig 
5zählig; Blattstiel wenig behaart, oberseits nur am Grunde rinnig; 
Nebenblätter lineal; Blättehen ungleich-grob-gesägt, oberseits 
dunkelgrün, etwas glänzend, zerstreut striegelhaarig, kahl werdend, 
unterseits auf den Nerven behaart und angedrückt-sternfilzig 
verschleiert, in der Sonne manchmal dünn weissfilzig, im Schatten 
blassgrün; Endblättchen elliptisch oder eirautenförmig, 
am Grunde abgerundet oder fast keilig, vorn lang zugespitzt. — 
Blüthenstand mässig lang, sparrig ausgebreitet, oft ziemlich 
umfangreich, nur am Grunde beblättert; Aestchen abstehend, 
unterhalb der Mitte getheilt, die mittleren trugdoldig 3- bis mehrblüthig. 
Achsen kurz-filzig, nadelstachelig, mit gedrängten kurzen Stieldrüsen 
und an der Hauptachse mit zerstreuten Drüsenborsten und Stachelchen. 
Blüthenstielehen dünn; Blüthen ziemlich klein. Kelchblätter 
aussen graugrün, behaart und filzig, kurzdrüsig, oft stachelborstlich, nach 
dem Verblühen abstehend oder locker zurückgebogen, an der reifen 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


| Die Vegetation der Erde. 


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Familie ist ein in sich abgeschlossenes Ganzes mit eigenem vollständigem 
Register. Text des systematischen Theiles in lateinischer Sprache. Familien 
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Preis jedes Bogens 6 —.80. 
Vom Jahre 1902 ab werden durchschnittlich jährlich 50 Bogen erscheinen, 
bis dahin weniger. 


Bis zum Frühjahr 1902 sind erschienen: 
Heft 1. (IV. 45.) Musaceae mit 62 Einzelbildern in 10 Figuren von K. Schu- 
mann. - N 2.80. 
Heft 2. (IV. 8. u. 10.) Typhaceae u. Sparganiaceae mit 5l Einzelbildern 


in 9 Figuren von P, Graebner. Ka 


Heft 3. (IV. 9.) Pandanaceae mit 193 Einzelbildern in 22 Figuren, darunter 
4 Vollbilder, von ©. Warburg. It 5.60. 
Heft 4. (IV. 101.) Monimiaceae mit 309 Einzelbildern in 28 Figuren von 
Janet Perkins und E. Gilg. IM 6.—. 
Heft 5. (IV. 75. u. 76.) Rafflesiaceae mit 26 Einzelbildern in 13 Figuren 
und Hydnoraceae mit 9 Einzelbildern in 5 Figuren von H. Graf 


zu Solms-Laubach. It 1.40. 
Heft 6. (IV. 242.) Symplocaceae mit 63 Einzelbildern in 9 Figuren von 
A. Brand. Ib 5.—. 
Heft 7. (IV. 12.) Naiadaceae mit 71 Einzelbildern in 5 Figuren von A. B. 
Rendle. Ab 1.20. 
Heft 8. (IV. 163.) Aceraceae mit 49 Einzelbildern in 14 Figuren und 2 Ver- 
breitungskarten von F. Pax. A 5.—. 
Heft 9. (IV. 236.) Myrsinaceae mit 470 Einzelbildern in 61 Figuren von 
G. Mez. tb 22.—. 
Heft 10. (IV. 131.) Tropaeolaceae mit 91 Einzelbildern in 14 Figuren von ° 
Fr. Buchenau. It 1.80. 
Heft 11. (IV. 48.) Marantaceae mit 137 Einxelbildern in 23 Figuren von 
K. Schumann. Ib 9.20. 


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und Erscheinungsweise des Unternehmens Auskunft geben, sind durch alle 
Buchhandlungen oder direkt von der Verlagsbuchhandlung erhältlich. Die 
beiden ersten Hefte legen die Buchhandlungen zur Ansicht vor. 


Druck der Kgl. Universitäts-Druckerei von H. Stürtz in Würzburg. 


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} | Abgeschlossen im August 1902. Ausgegeben am 23. Juni 1903. | 


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Die Ausgabe dieser Lieferung wurde verzögert, da wir 
hofften, sie noch im vergangenen Jahre mit einer zweiten 
zumeist Potentilla enthaltenden Lieferung ausgeben zu können. 
Leider liess sich dies wegen der grossen Schwierigkeit der 
Gattung nicht ausführen. Im Druck vollendet wurde diese 
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Dr. Günther Ritter Beck von Mannagetta, 


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wertvolle Sammlungen anlegen wollen, wird dieses Buch eine höchst will- 
kommene Gabe sein.“ Wiener Illustrierte Gartenzeitung. 1903. II. 


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wenig voluminöse Büchlein mit auf die Reise zu nehmen.* 
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Bücher geschrieben worden. Hier haben wir ein ganz kleines, das leicht in 
der Brusttasche zu bergen ist und alles über das Sammeln, Zubereiten und 
Verpacken der Pflanzen Wissenswerte auf 36 Seiten zusammengedrängt 
enthält. Das Werkchen enthält eine Menge nützlicher Winke für den Reisen- 
den. namentlich auch den Besucher der Tropen, und sollte unter anderem als 
Merkbuch überall dort Verbreitung finden, wo es Leute gibt, die, olıne 
Botaniker von Fach zu sein, der Wissenschaft Dienste leisten möchten, 
namentlich in unseren Kolonieen.“ Naturwiss,. Rundschau. 1903. Nr. 9. 


„Das vorliegende, nett ausgestattete Büchlein erfüllt in trefflicher Weise 
die Aufgabe, welche sich der Verf. in dem Vorworte stellt, nämlich anzuleiten, 
wie mit dem denkbar geringsten Aufwande von Zeit, Mühe und Hilfsmitteln 
ein allen modernen wissenschaftlichen Anforderungen entsprechendes Pflanzen- 
material (Samen- und Sporenpflanzen) für wissenschaftliche und Kulturzwecke 
eingesammelt, präpariert, konserviert und versendet werden könne. Alle Aus- 
führungen sind kurz, treffend und erschöpfend gehalten; überall ersieht man, 
dass der Verf. aus seinen reichen Erfahrungen das Erprobteste mitteilt und 
bestrebt ist, diejenigen Wege und Verfahren anzugeben, welche es ermöglichen, 
in einfachster und dabei doch zweckentsprechendster Weise das Angestrebte 
zu erreichen. Das bequem lesbare inhaltsreiche Büchlein ist daher allen 
Freunden der Botanik auf das Wärmste zu empfehlen.“ 

Zeitschrift f. Oesterr. Gymnasien. 1902. 


Rubus. 56l 


Frucht zurückgeschlagen. Kronblätter ziemlich klein, länglich verkehrt- 
eiförmig, blassrosa. Staubblätter anfangs aufrecht und die Griffel etwas 
überragend. Fruchtknoten kahl, Griffel grünlich. Früchte kugelig, 
gut ausgebildet. Steinchen klein, dick, von veränderlicher Gestalt. 

Im niederen Berg- und Hügellande, seltener in der Ebene, in 
Wäldern und im Gebüsch der Waldgegenden. Von Flensburg an 
südwärts, hie und da in Schleswig-Holstein, dem westlichen Mecklenburg, 
in der Mark Brandenburg, im Königr. Sachsen und in Franken; von 
diesen Gegenden westwärts durch Deutschland, Belgien und die Schweiz 
verbreitet, stellenweise häufig. Aus Oesterreich von verschiedenen zer- 
streuten Orten angegeben. Bl. Ende Juni, Juli. Früchte von Mitte 
August bis October. 

R. rudis Wh. u. N. in Bluff u. Fingrh. Comp. Fl. Germ. I. 687 
(1825). Wh. u. N. Rub. Germ. 91 t. XXXX. Focke Syn. Rub. Germ. 
325. Rogers Handb. Brit. Rubi 65. Boulay in Rouy u. Camus Fl. 
France VI. 98. Nyman Consp. 219 Suppl. 107. 


Eine beständige und wohl charakterisirte Art, die im Blüthenstande und auch 
in der Gestalt der Blätter an R. Sprengelii erinnert, der indess durch reichliche Be- 
haarung, Mangel an Sternfilz, spärliche Stieldrüsen, kürzere Staubblätter, meist leb- 
haft rosafarbene Blüthen u. s. w. leicht zu unterscheiden ist. 


Zu R. rudis gehören folgende bisher nur in sehr beschränkter Verbreitung 
nachgewiesene Formen: 


B. amplus. Staubblätter kürzer als die Griffel; übrigens anscheinend nicht wesent- 
lich von R. rudis verschieden. Bei Gloggnitz am Semmering in Oesterreich 
und bei Graz gefunden. — R. rudis B. amplus Focke in A. u. G. Syn. VI. 
561 (1902). — R. amplus Fritsch in Haläesy Oesterr. Bromb. 68 (1891). 

C. nap&philus!) ist ungleichstachelig und hat aufrechte Fruchtkelche, vielleicht 
ein R. hirtus X rudis. — Harz, Thüringen. — R. rudis C. napephilus Focke 
In, A2 u. :G.,.Syn., VI. (1902). R. napephilus G. Braun exs. Nr. 162, 561, 
nicht P. J. Müll. in Poll. 16. 220. R. Gelmkensis2) G. Braun exs. 

D. laevifäetus mit sehr spärlichen Stieldrüsen und dicht weissfilzigen Blattunter- 
flächen ist bei Zweibrücken gefunden. Aehnliche Formen kommen in Südwest- 
deutschland mehrfach vor, doch bleibt die volle Uebereinstimmung zweifelhaft. 
R. bifrons X rudis? R. rudis D. laevifactus Focke in A. u. G. Syn. VI. 561 
(1902). R. laevefactus P. J. Müll. in Fr. Schultz Arch. de Fl. 353 (1866). 


Bemerkenswerther sind: 


II. platye&phalus?). Schössling ungleichstachelig, abstehend behaart; Blätter 
meist 3zählig; Blättehen unterseits grün, seltener etwas grau; Endblättehen 
länglich-verkehrt-eiförmig, kurz zugespitzt. Blüthenstand kurz, flach- 
gipfelig, mit aufstrebenden, langen, oben fast ebensträussigen Aestchen. 
Am Schössling wie am Blüthenstande ziemlich zahlreiche Stachelborsten und 
Drüsenborsten. 

In Wäldern um Waging und Traunstein im südöstlichen Bayern. Formen 
aus anderen Gegenden stimmen nicht genau überein. Bl. Juli. 

R. rudis IJ. platycephalus Focke in A. u. G. Syn. VI, 561 (1902). R. 
platycephalıs Focke Syn. Rub. Germ. 329 (1877). 

b. aspericatlis. Unter diesem von P, J. Müller gegebenen Namen hat 
Boulay (Assoe, rubol. 563) eine Rubusform aus dem Creusot (Mittelfrank- 


1) Von v&rzn Waldthal und giAog -liebend. 
2) Nach dem Fundorte Gelmkethal bei Goslar. 
3) Von mAarög breit, flach und xepa/r; Kopf, wegen des Blüthenstandes. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI, 36 


562 Rosaceae. 


reich) vertheilt, welche sich durch oberseits kahle, unterseits fein kurzhaarige, 
bald grüne, bald grauliche Blätter und durch einen ziemlich reichen, meist 
steif aufrechten und gedrungenen Blüthenstand mit zerstreuten Nadelstacheln 
auszeichnet. Stieldrüsen zahlreich, kurz, manchmal mit einzelnen längeren 
Drüsenborsten. — Aehnliche Formen sah ich aus verschiedenen Gegenden 
Frankreichs und des südlichen England, aber auch aus dem Schwarzwald 
(Götz) und aus der Nähe von Genf (R. rigidulus). In Einzelheiten, nament- 
lich in Behaarung und Drüsenmenge, Bestachelung des Schösslings u. s. w. 
stimmen die Exemplare nicht ganz überein, so dass es zweifelhaft ist, ob diese 
Pflanzen einem einheitlichen Formenkreise angehören. 

R. rudis b. aspericaulis Focke in A. u. G. Syn. VI. 562 (1902). R. 
aspericaulis P. J. Müll. 16., 17. Jahresb. Pollichia 142 (1859). R. rigidulus 
Schmidely Bull. SB. Gen®ve Nr. 3. 79 (1888). Nr. 4. 175? 


Rasse: 


2. murinus. Niedrige, kleine Pflanze; Schössling kantig, kurz 
flaumig, mit zahlreichen kurzen ‚und vereinzelten längeren Stieldrüsen, 
Stacheln etwas ungleich, aus niedrigem breiterem Grunde sehr fein 
und dünn, rückwärts geneigt. Blätter 3 zählig und fussförmig 5zählig; 
Blättchen ungleich- aber fein-gesägt, wenig behaart, unter- 
seits blassgrün; Endblättchen breit verkehrt-eiförmig, mit 
kurzer Spitze, am Grunde schmal ausgerandet. Blüthenstand nur 
am Grunde beblättert, lang und schmal, an schwächeren Zweigen 
traubig, etwa 12- bis 20 blüthig, an kräftigeren Zweigen (die unteren 
und mittleren Aestchen 2 bis 3blüthig.. Achsen angedrückt- 
graufilzig, ohne längere Behaarung, mit kurzen, den Filz über- 
ragenden Stieldrüsen und namentlich an den Blüthenstielen mit 
feinen nadeligen Stachelehen. Blüthen klein. Kelchblätter 
aussen angedrückt-graufilzig, meist stieldrüsig, abstehend oder locker 
zurückgeschlagen, später an den Endblüthen aufgerichtet, Kronblätter 
elliptisch. Staubblätter kürzer als die Griffel. Fruchtknoten 
mit vereinzelten Haaren. Früchte anscheinend sehr vollkommen ent- 
wickelt, aber noch nicht reif gesehen. 

Bisher nur durch Götz aus dem Elzthale im Schwarzwalde ein- 
gesandt; von mir nicht lebend beobachtet. Ist keine Mittelform zwischen 
einheimischen Arten, sondern zeigt eine eigenartige Vereinigung unge- 
wöhnlicher Eigenschaften. Dieser Umstand rechtfertigt eine genauere 
Beschreibung und macht es wahrscheinlich, dass die Schwarzwälder Pflanze 
zu einer in anderen Gegenden (Südalpen ?, Pyrenäen ?, Westfrankreich ?) 
verbreiteten Rasse gehört. 

R. rudis 2. murinus Focke in A. u. G. Syn. IV. 562 (1902). R. 
murinus | 


Sie gleicht in Blättern und Blüthenstand auffallend dem durch Clavaud aus 
der Gironde beschriebenen R. Lespinässeil), zeigt sich aber in anderen Eigen- 
schaften verschieden. Es wäre ferner möglich, dass sie eine kleine drüsenreiche 
Form aus der Gruppe des R. cunetator ist. Clavaud exs. (Assoc. Rubol. no. 559 1883). 


1) Nach Jean-Martial-Gustave Lespinasse, * 16. Febr. 1807 7 15. Jan. 1876 
Bordeaux (br. Mitth. seiner Witwe durch Bonnet), mit Theveneau, Verf. einer 
Liste von Adventivpflanzen von Agde und Bessan in Bull, SB. France VI (1859) 
648, Seitenstück zu Godron’s Flora Juvenalis, 


Rubus. 563 


(Verbreitung der Rasse: Frankreich ?; Pyrenäen?) ?’x] 


(Verbreitung der Art: England; nördliches und mittleres Frank- 
reich; [vgl. 2. murinus]). 


Bastarde des typischen R. rudis. 


Mit R. rhamnifolius: s. 8. 477. 

Mit R. bifrons: wahrscheinlich häufig, durch weissfilzige Blattunterflächen 
und spärliche Stieldrüsen auffallend. Zu vergleichen sind R, laevifactus, R. de- 
eipiens und viele andere Localformen. 

Mit R. tomentosus: s. S. 498. 


Mit R,vestitws: wahrscheinlich häufig, aber nicht mit genügender Sicherheit 
beobachtet. 


Mit R.seaber und den Glandulosi: wahrscheinlich häufig; viele der drüsen- 
reichen Localformen scheinen aus derartigen Kreuzungen hervorgegangen zu sein, 


113. (56.) R. Genevierii!). h. Schössling kurzhaarig, von 
zahlreichen kurzen, aber die, Haare meistens überragenden Stieldrüsen 
und Stachelhöckern rauh, mit ungleichen kantenständigen Stacheln. 
Blüthenstand schmal, verlängert, oft sehr locker und durch- 
blättert, mit kurzen, meist 3blüthigen Aestchen, an kleinen Pflanzen 
traubig. Achsen kurzhaarig, mit ungleichen kurzen, aber 
die Haare überragenden Stieldrüsen und bald spärlichen, bald zahl- 
reicheren ungleichen Drüsenborsten und Stachelborsten, so wie mit 
nadeligen Stacheln besetzt. Fruchtkelch zurückgeschlagen. — Uebrigens 
dem R. rudis ähnlich; Blättchen unterseits dünn weissfilzig, im Schatten 
ergrünend. | 

Die typische Form (dieser Pflanze ist im westlichen Belgien zu 
erwarten, da sie Dep. Nord nahe der Belgischen Grenze vorkommt. 
Bisher aus dem Gebiete nur in etwas abweichenden Formen gesammelt, 
und zwar durch Götz im Elzthale im Schwarzwald und dureh Gremli 
im Cant. Schaffhausen. Bl. Juli. 

R. Genevieri Boreau Fl. Centre &d. 3, II. 193 (1857). Boulay 
in Rouy u. Camus Fl. France VI. p. 91. Nyman Consp. 219. 
R. racemigerus Gremli ÖBZ. XXI (1871) 128. 

Die typischen Formen des R. Genevierii sind durch die langen, lockeren, 
bis über die Mitte hinaus durchblätterten, an R. chlorothyrsos erinnernden Blüthen- 
stände ausgezeichnet. Diese Formen stellen R. bracteatus (Bor. Fl. Centr. 3 ed. I. 
193 [1857]) dar. Es kommen aber auch kürzere, minder lockere, fast blattlose 
Blüthenstände vor. Die aus dem Schwarzwald eingesandten Exemplare gleichen 
meistens diesen kürzeren Formen, doch sind auch die langen, lockeren, theils blatt- 
losen, theils durchblätterten Blüthenstände darunter vertreten. Die Pflanze verdient 
genauere Beachtung und wird im Gebiete vermuthlich weiter verbreitet sein. Viel- 
leicht kann R. racemigerus als eine östliche Unterart von dem typischen R, Genevieriü 


unterschieden werden; die ursprüngliche Pflanze Gremli’s war eine ungewöhnlich 
zarte Form. 


(Weit verbreitet im mittleren Frankreich, besonders im Westen.) 
& 

1) Nach Gaston Genevier (früher in Mortagne sur Sevre (Vend£e), 7 11. Juli 
1880 Nantes (Bonnet br.), Apotheker daselbst, Monograph der mittelfranzösischen Rubi. 


36* 


564 Rosaceae. 


114. (57) R. rädula. h. Kräftig; bei freiem Stande 0,5 bis 
fast 1,0 m hoch, im Winter lange belaubt. Schössling kräftig, in 
ziemlich hohem Bogen aufsteigend, dann kletternd oder niederliegend, 
unterwärts stumpfkantig, mit gewölbten, nach oben zu mit ebenen 
Flächen, an den Spitzen oft gefurcht, mehr oder minder dicht mit 
Sternhärchen, Einzelhaaren und Büschelhaaren so wie mit zahlreichen 
ungleichen Stieldrüsen, Stachelborsten und Stachelchen besetzt. 
Stacheln gleichartig, kantenständig, kräftig, lanzettlich, gerade 
oder rückwärts geneigt. Blätter meist fussförmig-5zählig; Blattstiel mit 
kurzen krummen Stacheln, oberseits flach; Nebenblätter linealisch. 
Blättehen bei Lichtstellung fest, im Schatten schlaffer, ziemlich 
grob- und ungleich-scharf-gesägt, oberseits sparsam striegelhaarig, dunkel- 
grün, unterseits in der Jugend weissfilzig, später meist grau- 
filzie. Endblättchen aus gestutztem oder aus gerundetem Grunde 
eiförmig oder elliptisch, in eine lange Spitze verschmälert. — 
Blüthenstand am Grunde mit starken, langen, rückwärts- 
geneigten, geraden Stacheln bewehrt, verlängert, ziemlich schmal, 
reichblüthig, mit kurzen, aufrecht-abstehenden wenigblüthigen Aestchen. 
Achsen filzig-zottig, mit zahlreichen, die Haare wenig überragenden 
Stieldrüsen und mit vielen Nadelstacheln. Deckblätter lineal-lanzettlich 
bis lanzettlich. Blüthen mittelgross; Kelchblätter aussen graugrün 
drüsig, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen, wenig kürzer 
als die Blüthenstielchen; Kronblätter breit elliptisch, hellrosa oder weiss. 
Staubblätter beim Aufblühen die Griffel weit überragend, zuletzt zu- 
sammenneigend. Früchte gut entwickelt. 


An Berg- und Hügellehnen im Gebüsch, an Waldrändern und in 
Hecken. In Deutschland im Westen der Weichsel ziemlich allgemein 
verbreitet; in Belgien; in Oesterreich-Ungarn anscheinend weniger 
häufig, der südöstlichste mir bekannte Fundort liegt bei Pukanee 
(Bakabänya), Com. Hont Sam. Kuptok; Nordtirol, nördl. und westl. 
Schweiz. Im Süden der Alpen noch nicht nachgewiesen. Bl. Ende 
Juni bis Anf. August. 


R. rädula Wh. in Boenningh. Prodr. Fl. Monast. 152 (1825). 
Wh. u. N. Rub. Germ. 89 t. XXXIX. Focke Syn. Rub. Germ. 320. 
Rogers Handb. Brit. Rubi 63. Nyman Consp. 219 Suppl. 107. R. Bae- 
nitzii!) Utsch in Baenitz Hb. Europ. 1896 (nicht 1897). 


Erinnert durch Tracht und Blattschnitt an R, pubescens und R. vitlicaulis, 
durch die langen schmalen Stacheln am Grunde des Blüthenstandes an R. villicaulis 
und R. vestitus, — Am Grunde des Blüthenstandes finden sich auf der Hauptachse 
nicht selten längere Stieldrüsen, Stachelehen oder Drüsenborsten; bei einigen Formen 
vermehrt sich die Zahl und Grösse dieser Gebilde so, dass sie als Uebergänge zu 
den grossen Stacheln aufgefasst werden können. Derartige Abänderungen pflegen 
individuell und standörtlich (Lichtstellung, Felsboden) bedingt zu sein. 


Eine reichlich drüsenborstliche Form, an sonnigem Standorte bei Goslar ge- 
sammelt, ist durch G. Braun als R. leucophyllos vertheilt worden. 


Unter den dem R. radula verwandten Formen ist erwähnenswerth : 


1) 8.1. 8. 312 Fusan. 1. 


Rubus. 565 


B. Casparyi!): Kleiner und mit schwächeren Stacheln als R. radula; End- 
blättehen verkehrt-eiförmig, zugespitzt; im Blüthenstande einige Drüsenborsten. 
Kelehblätter an der Frucht sich aufrichtend. Nähert sich durch diese Eigenschaften 
dem R. hirtus und namentlich dem R. Koehleri. — Zwischen Laach und Nieder- 
mendig in der Rheinprovinz. — R. radula B. Casparyi Focke in A. u. G. Syn. VI. 
565 (1902). R. Casparyi Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 2 Nr. 38 (1858), ed. 1 Nr. 149 


(1860). Nyman Consp. 219. 

R. polycarpus und verwandte Formen s. unter R. apiculatus. 

R. adenoclados?) Borbäs exs. in Ungarn und nach Formänek (ÖBZ. 1889. 
145) bei Zalin und Bilek in der Hercegovina gefunden, ist mir leider unbekannt 


geblieben. 
(Südl. Skandinavien, England, Nordfrankreich; im Westen meistens 
in abweichenden Rassen.) x] 


Bastarde des R. rädula. 


Mit R. caestius: Blättchen breiter als bei R. radula, sieh meist mit den Rän- 
dern deckend; die äusseren ungestielt; Nebenblätter breiter; Stacheln schwächer; 
Blüthenstand kürzer, übrigens an R. radula erinnernd. — Hierher R. dumetorum 
var. schistosus Wirtg. Exs. 

Andere Kreuzungen des R. radula sind zweifelhaft; vgl. bei den Bastarden 


von R, Koehleri. 

115. (58.) R. diseerptus. h. Schössling aus bogigem Grunde 
niederliegend oder kletternd, kantig, nach oben zu mit gefurchten 
Flächen, meist dunkelbraun, in der Regel ziemlich dicht zottig- 
behaart, mit unter den Haaren verborgenen Stieldrüsen und spär- 
lichen oder zahlreichen Stachelhöckern. Stacheln fast gleich, kräftig, 
lanzettlich, gerade oder zurückgeneigt, behaart. Blätter 5zählig; Blattstiel 
krummstachelig, oberseits flach, am Grunde rinnig; Nebenblätter Iine- 
alisch; Blättehen grob-doppelt-gesägt, oft fast eingeschnitten, 
oberseits dunkelgrün, striegelhaarig, unterseits weichhaarig, grau- 
filzige, zuletzt oft graugrün: Endblättchen elliptisch, zugespitzt. —— 


_ Blüthenstand ziemlich lang und schmal, nach oben etwas verjüngt, 


oft reichlich durchblättert, mit aufstrebenden unteren und abstehenden 
kurzen oberen Aestchen. Achsen filzig-zottig, mit grösstentheils 
unter den Haaren verborgenen Stieldrüsen, nadelstachelig. Blüthen 
mittelgross; Kelchblätter aussen graugrün, filzig-zottig, drüsig, meist mit 
Stachelborsten, an Blüthe und Frucht zurückgebogen. Kronblätter 
länglich, rosa, seltener weiss. Staubblätter die Griffel überragend. 

Wälder und Gebüsche, bisher nur an wenigen Stellen im nord- 
westlichen Gebiete nachgewiesen. Im südlichen Westfalen im Lenne- 
thale oberhalb Altena und bei Friesenhagen; in Belgien bei Orchimont, 
Prov. Namur (Gravet). Bl. Juli. 

R. discerptus P.J. Müll. Jahresb. Pollich. XVI. XVII. 146 (1859). 
Boulay in Rouy u. Camus Fl. de Fr. VI. 92. R. echinatus Lindl. 
Syn. Brit. Fl. ed. 1. 94 (1829) nach Rogers Handb. Brit. Rubi 64. 
Nyman Consp. 219. R. rudis Bell Salter, Babingt. u. anderer 
Schriftsteller. 


1) 8. I. S. 312 Fussn. 1. 
2) Von dönv Drüse und „Addog Ast. 


566 Rosaceae, 


Der in England übliche ältere Name R. echinatus (1829) ist, wie Boulay 
mit Recht bemerkt, schlecht begründet (nomen seminudum), so dass die Wahl des 
jüngeren Namens discerptus (1859) gerechtfertigt erscheint. 


Durch die meist sehr reichliche Behaarung an die Vestiti erinnernd, aber dureh 
die übrigen Eigenschaften dem R. radula und R. fuseus näher stehend. Von den 
typischen westeuropäischen Formen weichen die Exemplare des Gebiets durch etwas 
geringere Behaarung und etwas breitere Blättchen ab. 


(England, nördl. u. mittl. Frankreich.) El 


116. (59.) R. Babingtonii!). h. Schössling kräftig, aus niedrigem 
Bogen kriechend, seltener kletternd, stumpfkantig, nach der Spitze zu 
oft gefurcht, dicht abstehend büschelhaarig, mit eingemischten Stiel- 
drüsen und ungleichen Stachelhöckern. Stacheln zahlreich, kräftig, 
fast gleich, aus breitem Grunde plötzlich verschmälert, mit 
rückwärts gebogener, kurzer Spitze. Blätter mittelgross, über- 
wiegend fussförmig-5zählig. Blattstiele mit sicheligen oder hakigen 
Stacheln, oberseits flach; Nebenblätter schmal linealisch. Blättchen 
ungleich- und nach vorn zu ziemlich tief doppelt-gesägt, oberseits spär- 
lich striegelhaarig, unterseits mehr oder minder dicht kurzhaarig, grün 
oder etwas graugrün. Endblättchen 3- bis 4mal länger als sein 
Stielchen, aus abgerundetem oder etwas herzförmigem Grunde verkehrt- 
eiförmig bis rundlich-elliptisch, mit aufgesetzter, oft ziemlich 
langer Spitze. Aeussere Seitenblättchen deutlich gestiel. Blüthen- 
stand ansehnlich, locker, nach oben verjüngt, aber ab- 
geflacht endigend, mit sparrig-abstehenden, langen, meist erst 
oberhalb der Mitte trugdoldig getheilten Aestehen, mitunter durch- 
blättert. Endblüthe kurz gestiel. Achsen dicht filzig-zottig, mit 
im Filz verborgenen Stieldrüsen, meist reichlich mit ungleichen 
schlanken Stacheln besetzt. Blüthen mittelgross. Kelchblätter grau- 
filzig, drüsig, viel kürzer als die Stielchen, nach dem Verblühen ab- 
stehend oder locker zurückgeschlagen. Kronblätter länglich, weiss oder 
blass rosa. Staubblätter die Griffel überragend. Früchte gut ent- 
wickelt, ziemlich gross. Fruchtsteinchen ellipsoidisch. 

An Waldrändern und Hecken. Eine Englische Art, im Gebiete 
bisher erst an wenigen Stellen nachgewiesen. In Schleswig um Flens- 
burg und Schwabstedt (Friderichsen); Ludwigswald bei St. Johann 
a. Saar (F. Wirtgen). Bl. Juli. 

R. Babingtonii Bell Salter Ann. Nat. Hist. 307 (1845) XV. 
Focke Abh. NV. Bremen XI. 351. Rogers Handb. Brit. Rubi 69. 
Nyman Consp. 219. R. scaber Babingt. Brit. Rub. ed. 1. 184 (1846) 
nicht Wh. u. Nees R. phyllothyrsos?) K. Friderichsen in Herb. 


1) Nach Charles Cardale Babington, * 23. Novbr. 1808 Ludlow, 7 22. Juli 
1895 Cambridge, Professor der Botanik daselbst, Monographen der Britischen Rubi 
A Synopsis of the British Rubi. London 1846. The British Rubi. Lond. 1869, 
Verfasser des vortrefflichen Manual of British Botany. London 1843. 8. ed. 1881 
und folgender Speeialfloren: Flora Bathoniensis. Bath 1834. Primitiae Florae Sar- 
nicae [Insel Guernesey]. London 1839. Flora of Cambridgeshire. Lond, 1860, 

2) Von pöAAov Blatt und Yöooog Ss. S. 487 Fussn, 2, 


- 


ze Tr 


Rubus. 567 


Rogers unterscheidet den R. phyllothyrsos als besondere Varietät, zu welcher 
indess nur ein Theil der Schleswiger Pflanzen gehören soll. Es scheint mir, dass 
es sich einfach um standörtliche und individuelle Abänderungen handelt. Einige 
Formen durch die stärkere Entwickelung der Stachelhöcker den Apieulati, andere 
den Radulae näher stehend. 

(England; Irland; in Frankreich noch nicht nachgewiesen, wahr- 


scheinlich anders benannt.) =] 


117. (60.) R. maeröstachys). h. Schössling niedrig-bogig, meist 
kriechend, stumpfkantig, locker behaart, reichlich mit kurzen Stieldrüsen 
besetzt, mit mässig kräftigen, ungleichen, breit aufsitzenden, etwas 
zurückgeneigten Stacheln. Blätter theils 3-, theils 5zählig; Blattstiel 
oberseits fein rinnig; Nebenblätter schmal lineal-lanzettlich; Blätt- 
chen ungleich-klein-gesägt, mit bespitzten Sägezähnen, ober- 
seits angedrückt striegelhaarig, unterseits kurzhaarig-weiss- 
filzig, später grau, im Schatten oft blassgrün; Endblättchen meist 
schmal verkehrt-eiförmig oder elliptisch, zugespitzt. — Blüthenstand 
verlängert, nach oben verjüngt und blattlos, oft sehr reich ent- 
wickelt, mit aufstrebenden, achselständigen unteren und recht- 
winklig abstehenden mehrblüthigen mittleren und oberen Aestchen. 
Achsen sehr dicht filzig-zottig, mit im Filz verborgenen zahlreichen 
Drüsen und kleinen, sicheligen Stacheln. Blüthen ansehnlich; 
Kelchblätter aussen graufilzig, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen ; 
Kronblätter elliptisch, weiss; Staubblätter die grünlichen Griffel über- 
ragend; Fruchtstände meist hängend oder doch nickend; Früchte wohl 
entwickelt. 

Waldthäler, Waldränder; anscheinend sehr zerstreut, aber stellen- 
weise häufig vorkommend. Ursprünglich von P. J. Müller im Süden 
der Rheinpfalz und im nördlichen Elsass im Lauterthale aufgefunden; 
anscheinend übereinstimmende Pflanzen bei Oker am nördl. Harzrande 
(Kretzer); Hohengebrachinger Wald bei Regensburg (Vollmann); 
Belgien (Gravet); etwas abweichend bei Genf (Schmidely). Bl. Juli. 

R. macröstachus P. J. Müll. Flora XLI (1858) 150. AR. de- 
cipiens var. scabrata Schmidely Bull. SB. Gen&ve No. 4. 131 (1888). 
R. piletocaulon?) P. J. Müll. Bonpland. IX (1861) 281 (weicht durch 
abstehende Fruchtkelche ab). 

Von R. radula durch reichere Behaarung, feinere Bezahnung und namentlich 
durch die kleinen Stacheln im Blüthenstande auffallend verschieden; die ganze 


Pflanze ist viel schwächer und niedriger, dagegen sind die Blüthenstände durchschnitt- 
lich reicher entwickelt. 


An R. macrostachys reihen sich folgende Formen: Rasse 


B. indusiatus3). Stacheln mehr ungleich; an Schössling und Blüthen- 
zweig Drüsenborsten und Stachelborsten; die ganze Pflanze und die 
Blüthen klein. 


1) Von uaxoog gross und ordyvs Achre. 
2) Von mıÄlnzög verfilzt und xaölog Stengel. 
3) bekleidet; wegen der dichten Behaarung. 


568 Rosaceae. 


Um Traunstein im südöstl. Bayern (Progel). Eine ähnliche 

Form im Wienerwalde (v. Haläcsy). 

R. macröstachys B. indusiatus Focke in A. u. G. Syn. VI, 

567 (1902). R. indusiatus Focke Syn. Rub. Germ. 284 (1877). 

EI 
Hierher auch die Unterart: 

B. R. salebrosus'). Kräftig; Schössling dicht behaart, mit 
zahlreichen unter den Drüsen verborgenen und vereinzelten längeren 
Stieldrüsen und Stachelhöckern; Stacheln. etwas ungleich, am unteren 
Theile des Schösslings mehr pfriemlich, nach oben zu breit aufsitzend 
und rückwärts geneigt. Blätter gross, meist 5zählig, Blättchen un- 
gleich-grob-gesägt, unterseits die jüngsten etwas grau, das end- 
ständige aus oft ausgerandetem Grunde eiförmig, allmählig lang 
zugespitzt. Blüthenstand mässig lang, nach der Spitze verjüngt, mit 
mehrblüthigen unteren und einblütkigen oberen Aestchen, oft durch- 
blättert. Achsen dicht behaart, kurzdrüsig, Blüthen ansehnlich; Kelch- 
blätter aussen graufilzig, an Blüthe und Frucht locker zurück- 
geschlagen. Staubblätter die Griffel etwas überragend. Früchte 
gut entwickelt. 

Waldungen im Hügellande. Gegend von Leitomischl in Böhmen 
(Fleischer); Ungarn: Nemes Podhrad, Com. Tren&in (Holuby). 
Bl. Juli. 

R. salebrosus Focke in A. u. G. Syn. VI. 568 (1902). 


Die Pflanze, die mir nur durch getrocknete Zweige bekannt ist, sei weiterer Be- 
achtung empfohlen. Die böhmischen Exemplare haben mehr nadelige Stacheln als 
die ungarischen, seheinen jedoch im Uebrigen durchaus übereinzustimmen. R. Mo- 
ravicus2) (Sabransky in OBZ. 1887. 405) unterscheidet sich nach der Beschreibung 
durch aufrechte Fruchtkelche, 


(Verbreitung der Unterart: Bisher nur im Gebiet). 
(Verbreitung der Art: England? Frankreich ?) *]? 


118. (61.) R. seaber. h. Kriechend, meist während des ganzen 
Winters dicht dunkelgrün belaubt; Tracht der kleinen Glandulosi. 
Schössling aus niedrigem flachem Bogen kriechend, rundlich, bereift, 
meist kurzhaarig, seltener kurz zottig, durch gedrängte kurze Stiel- 
drüsen und Drüsenhöcker rauh, am Grunde (im Herbste auch an 
den Spitzen) mit zahlreichen, im mittleren Theile mit zerstreuten, kurzen 
aus breitem Grunde rückwärts-geneigten bis hakigen Stacheln, im Spät- 
sommer sehr lange, liegende, blaugrüne, mit 3 zähligen Blättern besetzte, 
zuletzt wurzelnde Triebe aussendend, Blätter 3zählig, zum Theil auch 
fussförmig 5 zählig; Blattstiel mit sicheligen Stacheln, oberseits gewölbt; _ 
Nebenblätter schmal linealisch; Blättehen klein bis mittelgross, dick, 
fast lederig, faltig-runzlig, im Schatten flacher, meistens fein- und 
scharf-gesägt, beiderseits grün und kurzhaarig oder an sonnigen Stellen 


1) holperig, rauh; wegen der durch Stachelhöcker rauhen Stämme. 
2) Moravicus, aus Mähren. 


Rubus. 569 


unterseits weichhaarig, schimmernd; Endblättehen aus gestutztem 
Grunde elliptisch, seltener eiförmig oder auch nach vorn etwas ver- 
breitert, mit deutlicher, kurzer, bei Schattenformen verlängerter schlanker 
Spitze. Blüthenstand ziemlich entwickelt, mit achselständigen 
aufstrebenden, traubigen unteren und trugdoldig-wenigblüthigen 
mittleren und oberen Aestchen; Endblüthe ziemlich lang gestielt. 
Achsen filzig-kurzhaarig, dicht mit kurzen Stieldrüsen 
sowie mit zerstreuten Nadelstacheln besetzt, manchmal mit einzelnen 
längeren Drüsen. Deckblätter schmal, fädlich bis lanzettlich, lang ge- 
wimpert. Blüthen klein. Kelchblätter aussen graugrün, nach dem 
Verblühen abstehend, oft mit aufgerichteten Spitzen, beim Reifen der 
Frucht zurückgeschlagen; Kronblätter schmal, spatelig, vorn oft 
eingeschnitten, weiss, zuweilen blass gelblich. Staubblätter anfangs 
aufrecht, die Griffel weit überragend, dann trichterig, zuletzt zusammen- 
neigend. Fruchtknoten etwas behaart; Griffel grünlich. Früchte gut 
entwickelt, kugelig, kleinpflaumig. 

Im niederen Berg- und Hügellande nördlich der Alpen stellen- 
weise in humosen Waldungen und an buschigen Abhängen, geht auch 
in die Hecken der Waldgegenden über. In Schlesien um Goldberg 
bei Liegnitz (Pinkwart), im Isergebirge und in den Bergen der 
Oberlausitz; zerstreut in anderen Gegenden Sachsens, in Thüringen 
und in den Weserbergen, z. B. um Detmold und Minden; ferner im 
Böhmerwald, in den südwestdeutschen Gebirgen und den Belgischen 
Ardennen. Scheint im Rheinischen Schiefergebirge und in der Eiffel 
zu fehlen, ist im Schwarzwald sehr verbreitet. Bl. Juli. 

R. scaber Wh. u. N. in Bluff u. Fingrh. Comp. Fl. Germ. I. 
683 (1825). Wh. u. N. Rub. Germ. 80 t. XXXI. Focke Syn. Rub. 
Germ. 340. Rogers Handb. Brit. Rub. 75. Nyman Consp. 219 Suppl. 
108 (nicht Babgt. und anderer Schriftsteller). R. mucronipetalus P. J. 
Müll. Bonpland. IX (1861) 298. R. muricatus Boulay u. Gillot Herb. 
R. dentatus Brit. Schriftsteller in Herb. 


Eine ausgezeichnete und beständige Art, die aber sehr geneigt scheint, Kreu- 
zungen einzugehen. Sie wird daher häufig von ähnlichen Formen begleitet, deren 
Deutung nur bei genauer Vergleichung der Brombeerflora ihrer Fundorte möglich ist. 


Der typische R. scaber mit seinen dicken, etwas starren Blättern, seiner kurzen 
Behaarung und seinen kurzen, breiten Stacheln scheint auf den ersten Blick sehr 
verschieden zu sein von dem zarten, schlaffblättrigen R. tereticaulis mit dichtem 
zottig-abstehendem Haarkleide und feinen, dünnen Stacheln. Uebergänge verwischen 
diese zum Theil durch die Lichtstellung bedingten Unterschiede. 


Hierher gehören folgende Unterarten: 

BD. R.tereticaulis. Schössling dünn, dicht filzig-zottig, 
seltener dicht kurzhaarig, stieldrüsig, mit feinen, etwas gebogenen 
Stacheln. Blätter fast immer 3zählig, schlaff, Blüthenstand zusammen- 
gesetzt, oft reich entwickelt, mit ziemlich langen, dünnen Blüthenstielen 
und kleinen weissen Blumen. Achsen dicht filzig, mit zerstreuten 
sehr feinen Stacheln, oft fast wehrlos. Stieldrüsen meist im Filz 
verborgen, längere am Grunde des Blüthenstandes an der Hauptachse 
vorhanden, weiter oben und an den Aestchen spärlich, 


By) Rosaceae. 


Waldpflanze. Aus dem östlichen Deutschland nicht bekannt; 
übrigens in ähnlicher Verbreitung wie R. scaber, aber zerstreut auch 
in der nordwestdeutschen Ebene vorkommend; in Süd- und West- 
deutschland, im südl. Belgien, in der nördlichen Schweiz (Zürich, Zug, 
Luzern) vielfach, aber nicht überall. Bei Salzburg, wahrscheinlich auch 
sonst in den Vorbergen der Oesterreichischen Alpen. Nach der Be- 
schreibung gehört der von Sabransky (ÖBZ. XXXVI. [1886] 289) 
beschriebene R. Bollae!) aus den Kleinen Karpaten bei Presburg 
hieher, obgleich er mehr mit Formen des At. foliosus verglichen wird. 


R. tereticaulis P.J. Müll. Flora XLI (1858) 173. Boulay in Rouy 
u. Camus Fl. France VI. 119. R. brachyacanthos?) Progel 8. Ber. 
BV. Landshut 26 (1882). RR. mitigatus P. J. Müll. in Boul. Ronces 
Vosges Nr. 60 p. 79 (1867). Rt. minutiflorus Wirte. Hb. Rub. Rhen. 
ed. 2. Nr. 104 (1861) — ob auch P. J. Müller? 


Auch R. firmulus Gremli ÖBZ. XXI (1871) 94 ist wohl nur eine Form von 
R. tereticanulis. 


(Verbreitung der Unterart: England; Frankreich.) 1] 

©. R. Ebneri?). Schössling niedergestreckt, rundlich, etwas be- 
reift, wenig behaart, mit zahlreichen kurzen Stieldrüsen und fast gleich- 
artigen feinen, aus breiterem Grunde pfriemlichen Stacheln. Blätter 
grossentheils fussförmig-5zählie; Nebenblätter linealisch; Blättchen 
ziemlich fein-ungleich gesägt, beiderseits grün und wenig behaart; 
Endblättchen breit herzeiförmig oder eirautenförmig, kurz gespitzt; 
äussere Seitenblättchen kurz gestielt. Blüthenstand kurz, nur am 
Grunde beblättert, mit wenigblüthigen, zum Theil trugdoldig-3 blüthigen, 
kurzen Aestchen. Achsen kurzhaarie, kurzdrüsig und nadelstachelig. 
Blüthen klein; Kelchblätter aussen angedrückt-graufilzig, nach 
dem Verblühen aufgerichtet. Kronblätter länglich-verkehrteiförmig. 
Staubblätter die Griffel etwas überragend. Früchte zum Theil fehl- 
schlagend. 

Von A. Kerner in Tirol unter dem Achselkopf bei Innsbruck 
in etwa 900 m Höhe gefunden; wird ferner von der Milsereben bei 
Hall in Tirol und von Tiffen in Kärnten angegeben; nach Sabransky 
im Gemsenberggebiete bei Presburg. Wohl weiter verbreitet. Bl. Juli. 


R. Ebneri Kerner Nov. pl. spec. III. 46 (1871). Focke Syn. 
Rub. Germ. 390 z. T. Nyman Consp. 221. Suppl. 108. 


1) Nach Johann Bolla von Csäford-Jobbahäz, * 29. Mai 1806 Topolya 
(Ct. Bäcs), 7 7. Februar 1881, Schul-Direktor in Presburg (NV. Presb. N. F. XXI. 
82), um die dortige Landeskunde verdient; B. entdeckte die von ihm (NV, Presb. I. 
6 [1856]) als Urtica radieans benannte U. Kioviensis für Mittel-Europa. 

2) Von Agayös kurz und dxavda Stachel. 

3) Nach Vietor Ebner, Ritter von Rofenstein, * 5. Febr. 1842 Bregenz, 
Hofrath und Professor der Histologie an der Universität Wien, welcher sich eifrig 
an den botanischen Forschungen seines Schwagers Kerner betheiligte. Er ver- 
öffentlichte eine „Analyse der Asche von Asplenium Serpentini* (ZBG, Wien 1861). 
(R, v. Wettstein br,) 


| 
| 
| 


Rubus. 571 


Kerner vermuthet, die Pflanze könne ein Abkömmling von R, hirtus und 
R. „dumetorum“ sein. Ich hatte sie früher unter die Subglandulosi („Orthacanthi“ 
Syn. Rub. Germ.) gestellt und hatte demgemäss eine bei Dinkelscherben gefundene, 
in diese Gruppe gehörige Form, welche durch ungestielte Seitenblätteben und viel 
längere Stieldrüsen abweicht, damit verbunden. Der echte R. Ebneri schliesst sich 
indess naturgemäss mehr an R. scaber und R. corymbosus an. Sehr nahe, steht dem 
R. Ebneri der R. pulchellus Holuby’s (nicht Gremli’s) aus den Weissen Kar- 
paten, der auch in Mähren und Südböhmen vorzukommen scheint. Er hat schmä- 
lere und gröber gesägte Blättchen als der typische R. Ebneri, kann aber vielleicht 
als ein mit ihm zu demselben natürlichen Formenkreise gehöriges Glied aufgefasst 
werden. 


(Verbreitung der Unterart: Nur im Gebiete.) 


Bastarde des R. scaber. 


In Gesellschaft des R. scaber und R, tereticau lis findet man häufig zweifelhafte 
Formen, welche wahrscheinlich aus Kreuzungen hervorgegangen sind, Bastarde mit 
den grösseren drüsenlosen Arten sind dem R. podophyllos ähnlich, während die 
Mischlinge mit den Glandulosi wesentlich an dem Formenreichthum betheiligt sind, 
den diese letztgenannte Gruppe in manchen Gebirgswaldungen entwickelt. — Im 
einzelnen ist man indess bis jetzt auf Vermuthungen beschränkt, da es noch an hin- 
länglich sicheren Beobachtungen über Hibride des R. scaber fehlt. Ein Theil der 
Uebergangsformen weicht nur durch zahlreiche ungleiche Stieldrüsen und Drüsen- 
borsten deutlich von R. scaber und R. tereticaulis ab; ausserdem sind die Pflanzen 
bald ungemein üppig, bald durch irgend welche Eigenthümlichkeiten auffallend. 
An andern Formen verwischen sich charakteristische Eigenschaften des R. scaber. 
Bemerkenswerth ist der durch Progel (8. Ber. bot. Ver. Landshut 23 [1882]) be- 
schriebene R. laetevirens aus der Gegend von Waldmünchen am Böhmerwald; die 
Blattgestalt und Bezahnung sind veränderlich, doch erscheint die Pflanze in allen 
Formen intermediär zwischen AR. tereticaulis und R. hirtus. Nach der Beschreibung 
gehört ferner der durch v. Haläesy (ÖBZ. XL [1890] 433) unterschiedene R. maero- 
calyx hieher; derselbe hat überwiegend 5zählige Blätter und kurze Staubblätter. 

Verwandt mit R. scaber ist: 

R. corymbosus: s. die Gruppe der Apieulati. 


119. (62). R. pallidus. h. Schössling aus bogigem Grunde 
liegend, unten rundlich, feinstachelig, oberwärts flachseitig-kantig, 
ziemlich dicht behaart, mit ungleichen, unter den Haaren verborgenen 
Stachelborsten und Stieldrüsen, sowie mit fast gleichartigen, breit auf- 
sitzenden, kurzen, rückwärts geneigten Stacheln. Blätter vor- 
wiegend fussförmig-5zählig; Blattstiel mit sicheligen Stacheln, oberseits 
am Grunde seicht rinnig; Nebenblätter lineal; Blättehen dünn, un- 
gleich-grob-gesägt, oberseits kurzhaarig, unterseits anliegend fein- 
haarig, grün; Endblättchen herzeiförmig, eiförmig oder elliptisch, 
lang zugespitzt. — Blüthenstand meist ziemlich entwickelt, nur 
unten beblättert, locker, mit abstehenden, trugdoldig-wenigblüthigen 
Aestchen und langen dünnen Blüthenstielen. Achsen filzig 
und abstehend behaart, mit zahlreichen, meist unter den Haaren ver- 
borgenen Stieldrüsen, vielen feinen Nadelstacheln und an der Haupt- 
achse auch mit einigen Drüsenborsten. Blüthen mittelgross; Kelch- 
blätter aussen graugrün, weisslich berandet, an der Blüthe und reifen 
Frucht zurückgeschlagen, nach dem Verblühen meist zeitweilig aufrecht 
oder abstehend; Kronblätter elliptisch, weiss; Staubblätter die fast immer 
purpurnen Griffel etwas überragend, um die Mitte der Blüthezeit aus» 
gebreitet; Fruchtknoten kahl; Früchte gut entwickelt, 


Rosaceae. 


or 
—| 
[6] 


In Waldungen, auf fruchtbarem, besonders etwas mergeligem Boden, 
weit verbreitet im nordwestlichen Theile des Gebiets; sowohl in der 
Ebene als im Hügellande. In Pommern bis Stettin (Holzfuss), wahr- 
scheinlich noch östlicher; in der Sächs. Schweiz, in Thüringen, der Rhein- 
provinz, Belgien, sowie in allen weiter nördlich und westlich gelegenen 
Gegenden. Schwarzwaldformen s. unter C. fuscus. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. pallidus Wh. u. Nees in Bluff u. Fingrh. Comp. fl. Germ. I. 
622 (1825). Wh. u. N. Rub. Germ. 75. t. XXIX. Focke Syn. Rub. 
Germ. 337. Rogers Handb. Brit. Rubi 74. Nyman Consp. 219. Suppl. 108. 

Hierher gehören die Rassen: 

B. Loehrii'). Blüthenstand verlängert, schmal, locker, strauss- 
artie; Kelchblätter gleich nach der Blüthe aufrecht, die junge Frucht 
umfassend. 

Waldungen um Coblenz und von da bis in die Belgischen Ar- 
dennen verbreitet. Nach G. Braun am nördlichen Harz; in andern 
Gegenden noch nicht genau übereinstimmend gefunden. — Bl. Juli. 

R. pallidus B. Loehrii Focke in A. u. G. Syn. VI. 572 (1902). 
R. Löhrii Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 1. Nr. 22 (1854). Fl. Rheinpr. 
162. Focke Syn. Rub. Germ. 328. Nyman Consp. 219. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) *] 


C. fuseus. Schössling dicht abstehend behaart; Blättchen kurz zu- 
gespitzt, unterseits kurzhaarig; Blüthenstand ziemlich schmal, 
unten unterbrochen, nach oben zu gedrungen, mit kurzen 
Blüthenstielchen; Achsen dicht filzig-zottig. Kelchblätter an der 
jungen Frucht meist zurückgeschlagen, zuweilen aufrecht. 

In Waldungen und in Gebüschen der Waldgegenden. West- 
falen, Rheinprovinz, Rheinpfalz, Belgien. Im Schwarzwald ähnliche 
Formen, die aber durch geringere Behaarung zum Typus neigen. 
Bl. Juli. 

R. pallidus C. fuscus Focke in A. u. G. Syn. VI. 572 (1902). 
R. fuscus Wh. u. Nees in Bluff u. Fingrh. Comp. fl. Germ. I. 681 
(1825). Wh. u. N. Rub. Germ. 73 t. XXVII. Focke Syn. Rub. Germ. 
339 Nyman Consp. 219. 

Nicht immer bestimmt gegen den Typus des R. pallidns abzugrenzen; 
insbesondere kommen Formen vor, welche den lockern sparrigen Blüthenstand 
des typischen R pallidus mit der längeren und dichteren Behaarung des R. 
fuseus vereinigen. Trockne Zweige lassen sich andrerseits mitunter schwer von 
Formen des R. Babingtonii, discerptus oder macrostachys unterscheiden. 

Dureh Spribille erhielt ich aus der Provinz Posen im Spätherbst ge- 
sammelte Zweige zugeschickt, welche auf eine dem R. pallidus verwandte Form 
deuten, Stacheiborsten zahlreicher als bei dem Typus. Vielleicht zu R, flac- 
eidifolius gehörig? 


(Verbreitung der Rasse: England, Nordfrankreich.) =] 


1) Nach dem Apotheker Matthias Joseph Löhr, * 1800 Koblenz, 7 1882 Köln, 
Verfasser eines nicht unverdienstlichen Taschenbuchs der Flora von Trier, Trier 1844, 
Weniger Lob verdienen seine Flora von Coblenz, Köln 1838. Flora von Köln, 
Köln 1860 und besonders seine Enumeratio der Flora von Deutschland, Braun- 
schweig 1852, | 


2 ch er 


a a a nn in 


Rubus. 573 


D. dryades!). Blättchen sich nicht deckend, das endständige aus 
seicht herzförmigem Grunde rundlich oder rundlich-verkehrt- 
eiförmig, kurz bespitzt. Blüthenstand fast traubig, mit 
langen Blüthenstielen. 

In Buchenwaldungen der Kleinen Karpaten bei Presburg. 
R. pallidus D. dryades Focke in A. u. G. Syn. VI. 573 (1902). 
R. Dryades Sabransky Verh. V. f. Natur- u. Heilk. Presburg 1887. 


(Verbreitung der Art: Dänemark, südl. Schweden, England, 
nordöstl. Frankreich.) x] 


Bastarde des R. pallidus. 


Boulay führt in Rouy u. Camus Fl. France VI. 129 eine Anzahl von Bastard- 
formen zwischen C. fuscus und den @Glandwlosi auf. Wahrscheinlich sind solche 
Kreuzungen häufig. Unter dem Namen R. eremophilus?) beschreibt Sabransky 
(ÖBZ. XLII [1892] 23) einen R. pallidus C. dryades X (Juadieus. 


Mit R. caesius: anscheinend nicht selten ; offenbare derartige Kreuzungen sind 
durch Friderichsen in Schleswig beobachtet. 


120. (63.) R. foliösus. h. Schössling aus bogigem Grunde nieder- 
gestreckt, ziemlich dick und weich, stumpfkantig, am Lichte braun an- 
gelaufen, ziemlich dicht behaart, mit zahlreichen kurzen Stiel- 
drüsen und Stachelborsten, sowie mit ziemlich schwachen, breit aufsitzen- 
den, mit kurz-pfriemlicher Spitze rückwärts geneigten Stacheln. Blätter 
3zählig und fussförmig-5 zählig. Nebenblätter fädlich, meist hoch an- 
gewachsen; Blättehen mitteleross, etwas dick und bei Lichtstellung 
fast lederig, ungleich-fein- und scharf-gesägt, oberseits dunkel- 
grün, striegelhaarig, unterseits durch dünnen, lockern Filz graulich, 
später blassgrün; Endblättchen doppelt so lang wie sein Stielchen, 
eiförmig oder elliptisch, mit abgerundetem Grunde, lang zuge- 
spitzt.. Blüthenstand ziemlich lang, unterwärts unter- 
brochen, oberwärts dichter, nicht selten bis oben durchblättert. Mittlere 
und obere Aestehen manchmal schon am Grunde getheilt, so dass die 
Blüthenstiele fast büschelig entspringen. Achsen dicht filzig- 
behaart, mit zahlreichen kurzen Stieldrüsen und feinen Stacheln. Blüthen 
mitteleross; Kelchblätter aussen grau-filzig, oft mit einigen Stieldrüsen, 
zur Blüthezeit herabgeschlagen, nachher theilweise abstehend oder selbst 
aufwärts gebogen ; Kronblätter schmal elliptisch, weiss. Staubblätter die 
grünlichen Griffel etwas überragend, nach der Blüthe zusammenneigend. 

Waldpflanze des Berg- und Hügellandes. Westliches Gebiet: 
Gegenden an der oberen Weser, Westfalen, Rheinprovinz, Belgien, 
Rheinpfalz, Elsass, Schwarzwald, westl. Schweiz. Bl. Juli. 

R. foliosus Wh. u. N. in Bluff u. Fingrh. Comp. Fl. Germ. I. 682 
(1825). Wh. u. N. Rub. Germ. 74 t. XXVII. Focke Syn. Rub. Germ. 
330°. Nyman Consp. 219. Suppl. 107. R. obscurus P. J. Müll. Flora 
XLII (1859) 72. Pollichia XVI—XVII 200 (1859) (nicht Kaltenb.). 


1) Von Aovds Baumnymphe. 
2) Von Zonwog Einöde und giAog -liebend. 


u 
x 
i 


574 Rosaceae. 


Eine unscheinbare, aber gut charakterisirte Art, in der Regel von der Rasse 
B. saltuum leicht zu unterscheiden, doch finden sieh vermittelnde Zwischenformen, 
die eher durch standörtliche Verhältnisse als durch Hibridität hervorgebracht zu sein 
scheinen. — In den Formenkreis des R. foliosus gehört ferner vielleicht R. Bollae, 
der bereits unter R. scaber erwähnt ist; vgl. S. 570. 


Eine dem R. foliosus ähnliche, aber viel drüsenärmere Form ist durch Weihe 
in Lejeune u. Courtois Comp. fl. Belg. IT. 170 (1831) unter dem Namen R., viscosus 
beschrieben. Im Luxenburgischen gefunden, aber nicht näher bekannt; soll sehr 
klebrig sein. 


Ueber den rosa blühenden R. suavifolius vgl. die Bemerkungen 
S. 558. Vgl. ferner den R. acridentulus unter R. thyrsiflorus. 


Hierher gehören‘ die Rassen: 


B. sältuum. Schössling dünn, härtlich, fast immer braunroth gefärbt, 
spärlich kurzhaarig; Blätter meist 3zählig; Blättchen dünn, 
fast gleichförmig-scharf-gesägt, oberseits spärlich behaart, etwas 
glänzend, unterseits die jüngeren durch sehr dünnen, angedrückten 
Sternfilz weisslich, die älteren blassgrün, kurzhaarig; Endblättchen 
meist schmal elliptisch, lang zugespitzt. Blüthenstand lang, ziemlich 
locker, nach oben verjüngt, oft weit hinauf durchblättert, mit auf- 
recht abstehenden unteren und mittleren Aestchen, zur Zeit der Frucht- 
reife nickend oder hängend; die oberen Aestchen oft büschelig. 
Achsen kurzhaarig-sternfilzig, mit kurzen, die Haare etwas 
überragenden Drüsen. Blüthen klein; Kelchblätter aussen graugrün, 
weiss berandet, zur Blüthezeit und in der Regel auch nachher voll- 
ständig zurückgeschlagen, zuweilen einzelne aufrecht. Kronblätter 
klein, schmal, hellrosa. Fruchtknoten kurzhaarig; Griffel meist am 
Grunde roth. Bei der f. androdynamica sind die Staubblätter 
länger als die Griffel, bei der f. gynodynamica sind sie oft be- 
trächtlich kürzer. Früchte gut entwickelt. 


In Laub- und Nadelwaldungen, an buschigen Berglehnen ; die 
androdynamische Form im Schwemmlande, die gynodynamische 
Form im Berg- und Hügellande. Scheint kalkarmen Sandboden und 
krystallinisches Gestein zu bevorzugen. Im westlichen Gebiete in 
Schleswig-Holstein selten (Angeln), häufig im westl. Niedersachsen ; 
in der Rheinprovinz und in Belgien anscheinend sehr zerstreut, da- 
gegen häufig im südl. Schwarzwald und in der Schweiz bis Savoyen. 
— Aus Südtirol erhielt ich durch v. Sardagna eine Abänderung 
mit Drüsenborsten an dem kahlen Schössling und am Blüthenast. 
Aehnlich auch eine durch v. Haläcsy erhaltene Form aus Unter- 
österreich. Bl. Juli, Anf. August. 


R. foliosus B. saltuum Focke in A. u. G. Syn. VI. 574 (1902). 
R. saltuum Focke in Gremli Beitr. Fl. Schweiz 30 (1870). Focke 
Syn. Rub. Germ. 333. Nyman Consp. 219. Suppl. 107. R. Bayeri 
Schmidely Bull. SB. Gen®ve No. 4. 180 (1888) (nicht Focke). 

Wie P. J. Müller die normalen rosablühenden Formen des R, saltuum, 


die ihm sicher vorgekommen sein werden, benannt hat, ist nicht bekannt. Eine 
weissblühende Form mit abstehenden Fruchtkelehen und weisslichen Blüthen ist 


EEE EEE TRTE 


BZ zul 


En 


Rubus. 575 


sein R. deräsus Pollich. XVI. XVII. 239 (1859); unter dem Namen R. flexu- 
osus a. a. ©. 240 nicht Le&j. verstand er eine andere weisslich blühende Ab- 
änderung mit locker abstehender Behaarung auf den Achsen des Blüthenstandes 
und zurückgeschlagenen Fruchtkelchen. 

Durch die dünnen Stengel, die sehr kurze Behaarung der Achsen und 
Blätter, sowie durch die rosa Blüthen weicht R, saltwum im Aussehen recht auf- 
fällig von der Leitart ab. 


(Verbreitung der Rasse: England, Frankreich.) «| 


albicomus!). Schössling kantig, abstehend behaart; Blätter grossen- 
theils 5zählig; Blättchen tief gesägt, unterseits die jüngeren weiss- 
filzig, die älteren graufilzig, auf den Nerven mit schimmernden 
Haaren; Endblättchen lang zugespitzt. Blüthenstand kurz; Achsen 
dicht abstehend behaart, stieldrüsig; Drüsenborsten und Stachel- 
borsten im unteren Theile des Blüthenstandes ziemlich zahlreich ; 
Staubblätter meist etwas kürzer als die Griffel, zuweilen länger ; 
Fruchtkeleh aufrecht. 

Im Canton Schaffhausen; ähnliche Formen kommen in den 
Voralpen (ostwärts bis Salzburg) und im Schwarzwalde zerstreut vor. 
Bl. Juli. 

R. foliosus C. albicomus Focke in A. u. G. Syn. VI. 575 
(1902). R. albicomus Gremli Beitr. Fl. Schweiz 30 (1870); Focke 
Syn. Rub. Germ. 335. Nyman Consp. 219. 

Entfernt sich erheblich von dem Typus der Art und sei näherer Prüfung 
empfohlen. Nach Aussaat der mir eingesandten Früchte erhielt ich gewöhn- 


lichen R. saltuum; ob nicht beim Einsammeln der Früchte ein Irrthum vor- 
gekommen ist? 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) Ei 


brachyst&ämon?). Blättchen grob doppelt-gesägt; Endblättchen 
breit, aus herzförmigem Grunde fast rundlich. Blüthenstand ver- 
längert, mit abstehend behaarten Aestchen. Kronblätter ziemlich 
gross, weiss; Staubblätter kurz. 

Bei Gloggnitz in Unterösterreich. Bl. Anf. August. 

R. foliosus D. brachystemon Focke in A. u. G. Syn. VI. 575 
(1902). R. brachystemon Heimerl in ÖBZ. XXXII (1882) 109. 


Mir nur durch Beschreibung bekannt. Ob im die Verwandtschaft des 
R. foliosus gehörig? 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) 


& 


. lipopögon3), Mit diesem Namen bezeichne ich eine kleine drüsenreiche 


Form, welche man nach ihren Merkmalen neben R. saltuum stellen könnte, 
obgleich sie offenbar nicht wirklich dahin gehört. Behaarung sehr gering; Stiel- 
drüsen ziemlich kurz, ungleich ; Drüsenborsten am Schössling fehlend, im Blüthen- 
stande vereinzelt; Stacheln fein und dünn, ungleich, von den Stieldrüsen und 
Drüsenborsten völlig g getrennt; Blätter 3 zählig, Unterflächen durch Sternhärchen 
etwas weisslich. Die Pflanze macht den Eindruck eines kahlen R. hirtus ohne 
Drüsenborsten. 


1) Weisshaarig. 
2) Von Poayeös kurz und ormuov Staubblatt. 
3) Von Aeino ich verlasse und zoym Bart (= schwach behaart). 


576 Rosaceae., 


Wurde mir von Sam. Kup&ok aus Ungarn: Gegend von Pukanee 
(Bakabänya) im Com. Hont zugeschickt. Aehnliche Formen sah ich auch aus 
anderen Gegenden Ungarns und aus Böhmen. 

R. foliosus E lipopogon Focke in A. u. G. Syn. VI. 575 (1902). 


Nach der Beschreibung gehört ferner R. nigroviridis (Sabransky Verh. Ver. 
Naturk. Presburg 1890. 2) dem weiteren Formenkreise des R. foliosus an, 
Scheint dem gynodynamischen R. saltuum und dem R. lipopogon ähnlich, ist 
mir aber nicht hinlänglich bekannt. — In den kleinen Karpaten. 


(Verbreitung der Art: England, Irland, Frankreich; R. subalpinus 
|Sudre Excurs. Pyren. 14 (1898)], eine Form mit aufrechten Frucht- 
kelchen, in den Vorbergen der Pyrenäen.) *]| 


Bastarde des R. foliosus. 


Mit R. vestitus: Zuerst im Lennethale bei Altena in Westfalen gefunden, 
scheint nicht selten vorzukommen. Mittelform, in der freien Natur leicht kenntlich, 
aber getrocknet nicht sicher von anderen Abkömmlingen des R. vestitus zu unter- 
scheiden. 


Mit R. Sprengelii: Horn, Frst. Lippe; vgl. Abh. V. Bremen V. 510. 
Mit R. caesius: Oldenburg; muthmaasslich nicht selten. 


Muthmaassliche Bastarde mit den drüsenreichen Arten, insbesondere R. rudis, 
scaber, hirtus u. s. w. habe ich getrocknet nicht selten gesehen. 


Näherer Prüfung bedarf: 


R. curvistylust): feinstachelig, kurzdrüsig und mit langem, entwickeltem 
Blüthenstande, wie R. foliosus, aber die jüngeren Blättehen unterseits nicht weisslich, 
auch oberseits reichlich behaart; Endblättchen verkehrt-eilänglich. — Ursprünglich 
bei Schaffhausen (durch Gremli) gefunden, doch sind ähnliche Formen im Schwarz- 
wald und der nördlichen Schweiz mehrfach beobachtet. Wahrscheinlich sind es 
theils Abänderungen, theils Kreuzungsformen von AR. foliosus. — R. curvistylus 
Gremli ÖBZ. XXI (1871) 125. 


11. Apiculati (Focke in A. u. G. Syn. VI. 451 [1902]. Adeno- 
phori Focke Syn. Rub. 247 [1877] z. T.). Schössling niedrig-bogig, 
mit fast gleichartigen kantenständigen Stacheln und dazwischen mit 
spärlichen oder gedrängten ungleichen Stachelborsten, Stachelhöckern 
und Stieldrüsen besetzt. Auch im Blüthenstande die Stacheln von den 
ungleichen Stachelborsten, Drüsenborsten und Stieldrüsen deutlich ver- 
schieden. 


Eine aus Zweckmässigkeitsgründen beibehaltene Uebergangsgruppe zwischen 
den grossen drüsenlosen Brombeeren und den Glandulosen. Die Arten ordnen sich 
daher auch nicht um eine oder einige Hauptarten. Ueber die Benennung und Um- 
grenzung vgl. die Egregü S. 536. 

Bei den meisten Arten sind die Blättehen unterseits bei Lichtstellung und in 
der Jugend mehr oder minder grau- bis weissfilzig; das Verhalten der Fruchtkelche 
ist ungemein wechselnd, 


Uebersicht über die Arten und Unterarten. 


A. Seitenblättchen der dreizähligen Schösslingsblätter deutlich gestielt 
(Stielehen mehrere mm lang). 
I. Blättchen verkehrt-eiförmig bis schmal-elliptisch. 


1) Von ceurvus krumm und stylus (stilus) Griffel. 


EEE WENN WEN 


Rubus. ya 


a. Blüthenstand wenig verjüngt, ziemlich schmal und gedrungen. 
1. Schössling meist reichlich behaart; Blüthenstand fein nadel- 
stachelig. R. uneinatus. 
2. Schössling kaum behaart; Blüthenstand mit derben Stacheln. 
R. apieulatus. 
b. Blüthenstand locker. 
1. Blüthenstand kurz, flachgipfelig. 
a. Ausgewachsene Blättchen unterseits blassgrün. 
1. Endblättchen länglich-verkehrt-eiförmig, mit aufgesetzter 
Spitze; Staubblätter etwa griffelhoch. R. glaucovirens. 
2. Endblättchen elliptisch, gespitzt; Staubblätter die Griffel 


überragend. R. eicur. 
b. Blättehen unterseits graufilzig, schimmernd. Endblättchen 
verkehrt-eiförmig. R. acanthodes. 


2. Blüthenstand entwickelt, verlängert. 
a. Endblättchen schmal-elliptisch; Blüthenstand nach oben 
wenig verjüngt. R. podophyllos. 
b. Endblättchen meist schmal verkehrt-eiförmig; Blüthenstand 
am Grunde locker, sparrig, nach oben rasch verjüngt. 
R. conothyrsos. 
II. Blättchen eiförmig oder herzeiförmig bis rundlich elliptisch. 
a. Schössling dicht behaart, mit versteckten Stieldrüsen. 

1. Blättchen ungleich-grob-gesägt, unterseits durch lange an- 
liegende Haare schimmernd. R. erubescens. 

2. Blättchen unterseits kurzhaarig s. Radulae (S. 566). 

R. Babingtonii. 
b. Schössling kahl oder zerstreut behaart. 

1. Achsen des Blüthenstandes kurz filzig.. — Blättchen bei Licht- 
stellung unterseits grau- bis weissfilzig, im Schatten blass- 
grün. | R. melanoxylon. 

2. Achsen des Blüthenstandes mit längerem abstehendem, die 
Stieldrüsen zum Theil verdeckendem Filz. 


a. Blüthenstand ziemlich kurz, oft sparrig. — Kräftig; fast 
gleichstachelig, ungleich drüsig. R. Catflischii. 


b. Blüthenstand verlängert. 
1. Blättchen fein gesägt. 
a. Blättehen mit kurzer, breiter Spitze. R. dentieulatus. 
ß. Blättchen lang zugespitzt. R. inaequalis. 
2. Blättchen ungleich-grob-gesägt. 
a. Blüthenstand locker, nach oben zu mit langen ein- 
blüthigen Aestchen. R. vagus. 
ß. Blättchen meist nach dem Grunde zu schmäler. 
Blüthenstand meist ziemlich kurz (s. oben). 
R. acanthodes. 


B. Seitenblättchen der 3zähligen Schösslingsblätter sehr kurz gestielt. 


I. Schössling anfangs aufrecht, oberwärts scharfkantig. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis VI. 37 


578 Rosaceae, 


a. Stacheln kaum gebogen, im Blüthenstande nadelig. Kronblätter 


schmal. 8. Suberecti 8. 471. R. chaerophyllus. 


b. Stacheln an Schössling und Blüthenast zum Theil krumm, breit 
und hakig; Kronblätter fast rundlich. S8. Suberecti S. 471. 
R. infestus. 


II. Schössling niederliegend, oberwärts stumpfkantig. 
a. Blüthenstand kurz, mit kurzen Stieldrüsen. 
1. Endblättehen herzeirundlich, kurz und breit zugespitzt. 
R. Salisburgensis. 
2. Endblättchen verkehrt-eiförmig, zugespitzt; Blüthenstand fast 


ebensträussig. R. corymbosus. 
b. Blüthenstand ziemlich lang, mit ungleichen Stieldrüsen und 
Drüsenborsten. — Endblättchen elliptisch, zugespitzt, klein 


gesägt; Blüthen roth. R. Salisburgensis s. oben. R. badius. 


Ausser R. Borreri und dem typischen R. apiculatus scheinen alle Formen- 
kreise dieser Gruppe nur innerhalb beschränkter Bezirke einigermaassen beständig 
zu sein. Die zu unterscheidenden Arten sind zahlreichen Abänderungen unterworfen 
und können den Arten in andern Gruppen nicht einmal als annähernd gleichwerthig 
zur Seite gestellt werden. Es erscheint daher gerechtfertigt, in mehreren Fällen 
eine Anzahl schlecht begrenzter Kleinarten unier einem Sammelnamen zusammen- 
zufassen. Es finden sich daher unter: 


R. apieulatus: Mittelglieder zwischen den Rhamnifolü und R. villicaulis einer- 
seits, den Radulae und Glandulosi andrerseits ; 


R. Caflischii: Mittelglieder zwischen R. bifrons und den Glandulosi; 


R. melanoxylon: Mittelglieder zwischen R. bifrons und R. foliosus. Diese 
Zusammenfassungen sind nur als vorläufige zu betrachten und haben wesentlich den 
Zweck, die niedrigere Werthstufe der Kleinarten zum Ausdruck zu bringen. 


121. (64.) BR. Borreri!),. h. Vgl. S. 576. 
R. Borreri Bell Salter Ann. nat. hist. XV. 306 (1845); Rogers 
Handb. Brit. Rubi 61. Nyman Consp. 218. 


Zerfällt in 2 Unterarten: 


A. R.eu-Borreri. Kräftiger und dichter behaart als die folgende Unter- 
art, namentlich an den Achsen des Blüthenstandes,. Fruchtkelch abstehend oder 
aufgerichtet. 

Die typische Pflanze wächst in England; sie ist im Gebiete nicht in ausge- 
prägter Form beobachtet worden, vgl. indess R. acanthodes. 

R. eu-Borreri Focke in A. u. G. Syn. VI. 578 (1902). 


B. R. uneinatus. Schössling aus niedrigem Bogen niederliegend, 
kantig, bald spärlich, bald mässig dicht behaart, mit zahlreichen Stiel- 
drüsen und ungleichen Stachelborsten sowie mit ziemlich 
kräftigen, etwas rückwärts geneigten oder gebogenen Stacheln., 
Blätter 3- und 5zählig; Blattstiel mit sicheligen oder hakigen Stacheln, 
am Grunde oberseits rinnig; Nebenblätter linealisch; Blättchen unregel- 
mässig-ungleich-scharf-gesägt, oberseits grasgrün, wenig behaart, 
unterseits blasser bis greisgrau, mit etwas abstehender weicher Be- 
haarung; Endblättchen meist verkehrt-eiförmig, oft fast keilig, 


1) 8. II. S. 458 Fussn. 1. 


Rubus. 579 


manchmal aus breiterem abgerundetem Grunde elliptisch, vorn zugespitzt. 
— Blüthenstand ceylindrisch, unten mit entfernten, achselständigen Aest- 
chen, der obere Theil kurz, gedrungen; Achsen kurzhaarig-filzig, mit 
zahlreichen kurzen Stieldrüsen, einer wechselnden Menge un- 
gleicher Drüsenborsten und vielen Nadelstacheln. Blüthen 
ziemlich klein; Kelchblätter aussen graugrün, drüsig und oft stachel- 
borstig; nach dem Verblühen locker zurückgeschlagen oder abstehend ; 
Kronblätter blass rosa oder weiss; Staubblätter die Griffel etwas über- 
ragend. 

In Waldungen des Berg- und Hügellandes, meist auf leichtem 
Boden; nur im westlichen Gebiet. Vom rechten Rheinufer nicht sicher 
bekannt, aber in den Vogesen, in der Rheinpfalz, um Saarbrücken 
(F. Wirtgen); in den belgischen Ardennen (Gravet). Bl. Ende 
Juni, Juli. 

R. uncinatus P. J. Müll. in Flora XLI (1858) 154. Bonpland. 
IX. 314. 


R. wneinatus ist eine kleine Form von der Tracht des R. scaber und R. hirtus, 
während der typische R. Borreri unter günstigen Verhältnissen viel kräftiger wird. 


Hierher gehört die Rasse: 


I. Griffithianust). Schössling  stumpfkantig, ungleichstachelig, 
stieldrüsig, behaart und bereift. Blätter 5zählige; Blättchen un- 
gleich-scharf-gesägt, unterseits weichhaarig, in der Jugend meist 
graufilzig, später grünlich; Endblättchen aus breitem, ausgerandetem 
Grunde rundlich verkehrt-eiförmig, zugespitzt. Blüthenstand ziem- 
lich schmal, unten mit entfernten, achselständigen, kurzen Aestchen, 
nach oben zu mehr gedrungen. Achsen abstehend-filzig, drüsig 
und ungleichstachelig; Blüthenstielchen kurz. Blüthen ansehnlich. 
Kelchblätter an der Blüthe zurückgeschlagen, später mehr abstehend. 
Kronblätter rosa. 

Waldränder und buschige Abhänge. Eine westliche Englische 
Pflanze; die Deutsche Form sah ich bisher nur in getrockneten 
Exemplaren, die ich aber von den Englischen nicht zu trennen ver- 
mag. Bisher nur bei Siegelau im Elzthale im Schwarzwald (Götz). 
Bl. Juli. 

R. uncinatus II. Griffithianus Focke in A. u. G. Syn. VI. 

(1902). R. Griffitnanus Rogers Fl. Angles. and Carnarv. 
48 (1895). Rogers Handb. Brit. Rubi 68. 


R. praeruptorum (Babingt. Journ. of Bot. XXX [1892]. 301) ist dem R, 
Griffithianus ähnlich, gehört aber nicht zu Boulay’s gleichnamiger Vogesen- 
Pflanze, welche eine Form aus der Reihe des R. Koehleri ist. — Der Name 
„Griffithianus“ kann wegen des Indischen R. Griffithi schwerlich beibehalten 
werden, doch wird die Pflanze in Frankreich schon unter irgend einem andern 
Namen beschrieben sein. 


(Verbreitung der Rasse: Irland, westl. England, Frankreich ?) 
”* 


SEI 8, Sl Busen. 1. 
37* 


580 Rosaceae. 


R. reniformis (Boulay exsiee.) weicht von dem typischen R, uneinatus durch 
kreisrundliche, tief herzförmige, klein gesägte Blättchen und durch wenig gebogene 
Blattstielstacheln ab. Bisher nur vom Westabhang der Vogesen (Pierrat) bekannt, 
wird aber auch an der Ostseite kaum fehlen. 


(Verbreitung der Unterart und Art: England, Irland, Frankreich.) 
=] 


R. acanthodes, der mit manchen Formen des R. Borreri Aehnlichkeit hat, 
schliesst sich besser an die Formenreihe des R. apieulatus an. 


122. (65.) R. apieulatus. fi. Schössling niedrig-bogig, kantig, spär- 
lich behaart, oft glänzend, mit zerstreuten Stieldrüsen und meist zahl- 
reichen, ungleichen Stachelhöckern. Grössere Stacheln ungleich, aber 
nicht durch Mittelgebilde in die Stachelhöcker übergehend, derb, aus 
breitem Grunde lanzettlich oder an den Aesten gebogen. Blätter 3 zählig 
oder fussförmig 4- bis 5zählig; Blattstiel behaart, drüsig und krumm- 
stachelig, oberseits nach unten zu rinnig; Nebenblätter linealisch; Blätt- 
chen derb, fast lederig, ziemlich grob- und ungleich-gesägt, oberseits 
kaum behaart, unterseits mehr oder minder dicht graufilzig-schimmernd, 
bei Lichtstellung in der Jugend oft weissfilzig, später und bei Schatten- 
stellung blassgrün; Endblättchen meistens aus abgerundetem Grunde 
verkehrt-eiförmig, spitz oder kurz zugespitzt, seltener mit fast parallelen 
Rändern elliptisch und länger gespitzt. — Blüthenstand mässig entwickelt, 
unregelmässig verästelt, ziemlich schmal, unten durchblättert, nach oben 
etwas verjüngt, mit wenigblüthigen, manchmal trugdoldig-3blüthigen 
unteren und oft einblüthigen oberen Aestchen. Achsen kurz zottig- 
filzig, mit ungleichen, zum Theil langen Stieldrüsen und zahlreichen 
derben, pfriemlichen Stacheln. Blüthen mittelgross; Kelchblätter aussen 
zottig graufilzig, locker zurückgeschlagen, an der Frucht manchmal auf- 
recht. Kronblätter blassrosa; Staubblätter die Griffel etwas überragend. 

An Waldrändern und buschigen Thallehnen, selten in Hecken. 
Im westlichen Gebiete vom östlichen Schleswig-Holstein bis zur Rhein- 
provinz, dem Schwarzwald und den Vogesen verbreitet. Anscheinend 
gehört auch eine von Bayer bei Steyr in Oberösterreich gesammelte 
Pflanze hierher. Bl. Juli. 

R. apiceulatus Wh. u. N. in Bluff u. Fingerh. Comp. Fl. Germ. 
I. 680 (1825); Wh. u. N. Rub. Germ. 69 t. XXIV. Nyman Consp. 219. 
Suppl. 107. R. Anglosaxonicus Gelert Bot. Tidsskr. XVI. 81 (1888). 
Rogers Handb. Brit. Rubi 57. 


Tracht eines kleinen R. radula. 
Genevier’s Beschreibung des R. insolatus passt zu R. apiculatus, während 
nach anderen R. insolatus (P. J. Müll. Flora XLI [1858] 166) eine dem R. Reussü 


entsprechende stachelige Abänderung aus dem Formenkreise des R. hirtus sein soll. 
P. J. Müller’s Originalbeschreibung ist zweifelhaft, der Name daher unbrauchbar, 


(Frankreich, England.) 


Dem R. apiculatus als Rassen zugeordnet werden wohl am besten 
folgende abweichende oder hibride Formen: 


Rubus. 581 


B. trachydermis!). Blüthenstand schmal traubig; Kelchblätter nach 
dem Verblühen völlig aufgerichtet, die Frucht umhüllend. Sonst 
wie der Typus. 

Rüdesheim. 
R. apieulatus B. trachydermis Focke in A. u. G. Syn. VI. 581 
(1902). R. trachydermis Focke Syn. Rub. Germ. 324 (1877). 


(Verbreitung der Rasse: nur im Gebiete.) =] 


C. horridicaulis. Stacheln sehr lang und kräftig, am mittleren 
Theile des Schösslings gerade, meist zahlreich, am oberen Theile zum 
Theil gebogen. Blättchen breit, oft am Grunde herzförmig und fast 
rundlich. Blüthenstand gedrungen, mit zahlreichen, kräftigen Stacheln. 
Kronblätter weiss. 

Vogesen; Schwarzwald. 
R. apieulatus C. horridicaulis Focke in A. u. G. Syn. VI. 581 
(1902). R. horridicaulis P. J. Müll. Bonpl. IX (1861) 284. 


Die von Götz im Elzthale gesammelte Form übertrifft durch ihre reich- 
liche und starke Bewehrung noch die Vogesenpflanze, nähert sich aber durch 
die Blattgestalt mehr dem Typus. — Dem horridicaulis nahestehend ist R. 
@erard-Martini2) P. J. Müll (a. a. ©. 287 [1861]. Nyman Consp. 219) vom 
Westabhang der Vogesen; derselbe dürfte übrigens hibriden Ursprungs sein. 


(Verbreitung der Rasse: Frankreich.) x] 


D. pinicola. Bestachelung sehr ungleich; Blätter meist 5 zählig; Blätt- 
chen unterseits grün, das endständige meist eiförmig oder herzeiförmig, 
lang zugespitzt. Fruchtkelch locker zurückgeschlagen oder abstehend. 

Königr. Sachsen, Thüringen. Eine ähnliche Form erhielt ich 
durch Spribille aus der Gegend von Krotoschin, Prov. Posen. 
Bl. Juli. 

R. apieulatus D. pinicola Focke in A. u. G. Syn. VI. 581 
(1902). R. pinicola H. Hofmann Abh. Gesellsch. Isis 1897. 98. 


Eine noch näher zu prüfende Pflanze, die vielleicht vollständig von R. 
apieulatus zu trennen ist. 


‚An R. apiculatus schliessen sich folgende Unterarten an, von 
denen R. glaucovirens in grösserer Verbreitung nachgewiesen ist, als 
die beiden andern: 

b. R. glaucovirens. Schössling rundlich-stumpfkantig, mehr 
oder minder behaart, mit fast gleichförmigen, aus breiterem Grunde kurz 
pfriemlichen Stacheln und + zahlreichen Stieldrüsen und Borsten. Blätter 
3 zählig und fussförmig 4- bis 5zählig; Blättchen ungleich-, aber ziemlich 
seicht-gesägt, oberseits wenig behaart, unterseits weichhaarig, blassgrün, 
seltener graulich-grün; Endblättchen länglich-verkehrt-eiförmig mit auf- 
gesetzter Spitze. — Blüthenstand kurz, locker, sparrig, oben mit genäherten 
Aestchen. Blüthenstiele dünn; Achsen kurzhaarig, mit ungleichen Stiel- 


1) Von zeayös rauh und d£gua Haut. 
2) Nach dem Vogesen-Führer G&rard Martin in Retournemer, welcher 
die Pflanzen der Hoch-Vogesen in Exsiecaten verbreitete, 


532 Rosaceae, 


drüsen und langen, schlanken Nadelstacheln. Blüthen mittelgross ; Kelch- 
blätter nach dem Verblühen abstehend oder locker zurückgeschlagen. 
Kronblätter schmal, länglich, blassrosa. Staubblätter reichlich griffelhoch. 
Früchte klein. — In der Gestalt der Blätter dem R. Schleehtendalü 
ähnlich; in mehrfacher Beziehung an R. Lejeumei erinnernd. 

In Waldungen und an Waldrändern, über ein weites Gebiet zerstreut, 
aber anscheinend nirgends häufig. In Oberschlesien bei Rybnik (R. Fritze), 
an verschiedenen Stellen und in etwas verschiedenen Formen in Nieder- 
schlesien und der Provinz Posen (Spribille), ferner in Brandenburg: 
Spandau (Scheppig) und Kgr. Sachsen bei Grossenhain (Herm. Hof- 
mann), in der Prov. Sachsen, insbesondere um Altenhausen bei Erx- 
leben (G. Maass), im Harz, am Ettersberg bei Weimar (Haussknecht), 
im nördlichen Schwarzwald bei Baden-Baden. Aus dem Elzthale sah 
ich nur eine erheblich abweichende Form (Götz). Eine etwas schlitz- 
blättrige Abänderung bei Oker am Harz. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. glaucovirens Maass Verh. BV. Brandenb. XII. 162 (1871). 
Focke Syn. Rub. Germ. 270. R. Schummelii!) Wh. in Wimm. u. Grab. 
Fl. Sil. I. 2. 47. 56 (1829) z. T.? Nyman Consp. Suppl. 108. 


Der mit einer nichtsnutzigen Beschreibung versehene Name R. Schummelii ist 
verständiger Weise in den späteren Auflagen der F]. Siles. unberücksichtigt geblieben 
und hat zur wissenschaftlichen Kenntniss der Art nicht das Geringste beigetragen. 
Die Pflanze ist mit R. apieulatus verwandt, ist aber in allen Theilen, insbesondere 
in Blattgestalt und Blüthenstand, wesentlich abweichend. Aehnlich, aber drüsen- 
reicher und. kahler ist R. glaucellus Sudre (Excurs. Pyren. 22 [1898]), der in 
den Pyrenäen vorkommt. Die im südöstlichsten Zipfel der Provinz Posen beobachtete 
Form unterscheidet Spribille (BV. Brand. XL. 16 [1898]) als B. Siemiamicensis 2). 


(Verbreitung der Unterart: Pyrenäen.) =] 


Dem Rubus glaucovirens nahestehend sind folgende Unterarten 
und Rassen: 

II. Beckii?). Schössling behaart, spärlich stieldrüsig, mit kräftigen, 
lanzettlichen, zurückgeneigten Stacheln und 3zähligen oder fuss- 
förmig-5 zähligen, unterseits grünen Blättern. Blüthenstand um- 
fangreich, locker, mit behaarten und reichlich stieldrüsigen Achsen. 
Blüthen ansehnlich, weiss oder hellrosa. 

Bisher nur im Payerbachgraben in Niederösterreich. 
R. glaucovirens b. Beckii Focke in A. u. G. Syn. VI. 582 
(1902). R. Beckii Haläcsy Verh. ZBG. XLI. 1891. 248. 


II. R. eieuwr*). Immergrün; Schössling stumpfkantig, ästig, kahl, 
mit zerstreuten Stieldrüsen und Höckern, sowie mit wenig zahlreichen, 
ungleichen, lanzettpfriemlichen Stacheln ; Blätter gefingert-5 zählig; Blatt- 
stiel wenig behaart, mit fast geraden Stacheln, oberseits nach dem Grunde 


!) Nach Emil Schummel, Lehrer zu Breslau, 7 1848, Mitarbeiter an den 
Schlesischen Centurien von Günther, Wimmer und Grabouski. 

2) Nach dem an der Preussisch-Russischen Grenze im südöstlichen Zipfel der 
Provinz Posen gelegenen Dorfe Siemianice. 

3) Vgl. S. 207 Fussn, 1. 

!) cijcur zahm, im Gegensatz zu saevus, 


Rubus. 583 


zu rinnig; Nebenblätter fädlich; Blättehen ziemlich grob- und nach vorn 
zu ungleich-gesägt, oberseits kaum behaart, unterseits kurzhaarig, blass- 
grün ; Endblättchen elliptisch, gespitzt; äussere Blättehen gestielt. Blüthen- 
stand ziemlich kurz, locker, im unteren Theile beblättert, mit trugdoldig- 
3 blüthigen unteren und einblüthigen oberen Aestchen; Achsen kurzhaarig, 
zerstreut stieldrüsig und fein uadeletachelir. Kelchblätter aussen grau- 
filzig, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen. Kronblätter verkehrt- 
eiförmig, weiss; Staubblätter die Griffel weit überragend. Fruchtknoten 
kahl. Früchte halbkugelig, grosspflaumig. 

Nach Holuby im Walde Jarolinka in den Weissen Karpaten, 
Com. Tren£in, sowie bei Rokytnitz in Böhmen. Wohl weiter verbreitet. 
Bl. Juli. 

R. cicuwr Holuby ÖBZ. XXV (1875) 311. 


Dem R. glaucovirens ähnlich, aber durch die Blattgestalt abweichend und viel 
drüsenärmer. 


(Verbreitung der Unterart: Nur im Gebiete.) x] 


1II. R. conothyrsos'!). Schössling wenig behaart, mit einzelnen 
oder mit zahlreichen Stieldrüsen und Stachelhöckern sowie mit fast 
gleichen, rückwärts geneigten grösseren Stacheln. Blätter 3zählig und 
fussförmig 5.zählig; Blattstiele oberseits etwas gefurcht; Blättchen gefaltet, 
scharf-gesägt, oberseits fast kahl, unterseits weichhaarig, blassgrün oder 
graulich; Endblättchen schmal verkehrt-eiförmig oder elliptisch, lang zu- 
gespitzt. Blüthenstand reichblüthig, nach oben verjüngt, unten locker, 
mit achselständigen, traubigen oder traubig-rispigen Aestchen, oben ge- 
drungener, mit kurzen, abstehenden, meist trugdoldig getheilten Aestchen. 
Achsen filzig-kurzhaarig, stieldrüsig und nadelstachelig. Kelchblätter 
nach dem Verblühen abstehend ; Kronblätter gross, blassrosa, Staub- 
blätter die Griffel überragend. — Mittelform zwischen R, rudis und 
R. vulgarıs. 

Halbschattige Stellen im Hügellande an der mittleren Weser zwischen 
Hannover und Minden ziemlich häufig; anscheinend zerstreut in weiterem 
Umkreise vorkommend. Bl. Juli. 

R. conothyrsus Focke Syn. Rub. Germ. 271 (1877). 


C. R. acanthödes?). Schössling aus hohem Bogen liegend, in 
der Mitte kantig mit ebenen Flächen, bereift, behaart, mit meist spär- 
lichen, zuweilen aber auch zahlreichen ungleichen Stieldrüsen und 
Stachelhöckern. Grössere Stacheln ziemlich gleich, kräftig, lanzett- 
pfriemlich, leicht geneigt. — Blätter überwiegend fussförmig - 5zählig; 
Blattstiel mit leicht gebogenen Stacheln, oberseits etwas rinnig; Neben- 
blätter schmal lineal-lanzettlich. Blättehen mässig tief- und ungleich- 
gesägt, oberseits mattgrün, unterseits weichhaarig, schimmernd. 
Endblättchen aus ausgerandetem, oft ziemlich breiten Grunde verkehrt- 
eiförmig, seltener elliptisch oder rundlich, allmählich zugespitzt. — 


1) Von xövog Kegel und Yöo00g Strauss. 
2) Von dxawdodng, stachelig. e 


534 Rosaceae. 


Blüthenstand mässig entwickelt, am Grunde durchblättert, locker, 
mit meist 3blüthigen unteren und einblüthigen oberen Aestchen, 
Achsen abstehend behaart, mit ungleichen Stieldrüsen und reichlichen 
Nadelstacheln. Blüthen mittelgross; Kelchblätter an Blüthe und Frücht 
locker znrückgeschlagen. Staubblätter die Griffel überragend. Früchte 
gut entwickelt. Blüthen weiss oder röthlich. 

Im oberen Elbgebiete, namentlich in den Thälern des Sandstein- 
gebirges der Sächsischen Schweiz und der angrenzenden Theile von Böh- 
men; in weiterem Umkreise zerstreut, so bei Tharand, auf dem Kahls- 
berg bei Zittau und im Jeschkengebirge bei Reichenberg in Böhmen ge- 
funden (Herm. Hofmann). Bl. Juli. 

R. acanthodes Herm. Hofmann Plant. erit. Saxon. exsiec. fasc. V. 
101 (1900). R. Thuringensis var. Areschoug in Herb. (aus dem 
Amselgrunde), erwähnt Focke Syn. Rub. Germ. 324. 

Im Blüthenstande dem R. villicaulis sehr ähnlich, aber weniger kräftig, mit 
bereiften drüsigen Schösslingen. Formen mit reichlichen Stachelhöckern und mehr 
gedrungenem Blüthenstande erinnern an R. Borreri, doch scheint die Pflanze sich 
näher an R. apieulatus anzuschliessen. 

An R. acanthodes lassen sich ferner einige von Holuby aus dem nordwest- 


lichen Ungarn beschriebene Formenkreise, deren Umgrenzung und Verbreitung noch 
weiterer Untersuchung bedürfen, als Rassen anreihen. 


I. polyecarpus!). Schössling stumpfkantig, verzweigt, bereift, 
fast kahl, mit zahlreichen Stieldrüsen und ungleichen lanzett- 
pfriemlichen bis nadeligen Stacheln. Blätter überwiegend fuss- 
förmig-5 zählig; Blättchen ziemlich fein-, etwas buchtig-gesägt, unter 
seits graufilzig, zuletzt grau-grün. Endblättchen verkehrt-eiförmig, 
zugespitzt. Blüthenast mit langen geraden, zum Theil rechtwinklig 
abstehenden, pfriemlichen Stacheln; Blüthenstand ziemlich lang und 
locker, grossentheils durchblättert, mit trugdoldigen Aestchen; Achsen 
kurzhaarig, reichlich stieldrüsig ‘und nadelstachelie. Kelechblätter 
aussen graufilzig, drüsig, an der Blüthe zurückgeschlagen, an der 
‘Frucht (nach der Beschreibung) aufrecht oder (nach Originalexem- 
plaren) locker zurückgeschlagen bis abstehend; Kronblätter ellip- 
tisch, rosa; Früchte gut entwickelt, gross, lang konisch, vielpflaumig. 

Ungarn: um Nemes Podhrad im Tren£iner Com , besonders in 
Erlengebüsch im Bosaäcthale. 

R. acanthodes Il. polycarpus Focke in A. u. G. Syn. VI. 
584 (1902). KR. polycarpus Holuby OBZ. XXV (1875) 313 
(nicht G. Braun). 

(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) ®] 

Eine ähnliche Form, die am Semmering gesammelt wurde, ist wenig 
fruchtbar und scheint ein Bastard von R. pilocarpus zu sein. 

Hierher gehört die Abart: ! 

b. lacteus; unterscheidet sich von II. polycarpus durch oberseits dicht striegel- 
haarige, unterseits blassgrüne Blättehen und weisse Blüthen, Mit den vorigen 


!) Von zoAds viel und xagmös Frucht. 


Rubus. 585 


Formen. — R. acanthodes II. b. lacteus Foche in A. u. G. Syn. VI. 584 
(1902). R. lacteus Holuby OBZ. XXV (1875) 312. 


Die durch Holuby versandten getrockneten Zweige, welche in die 
Formenreihe des R. polycarpus gehören, lassen sich nur zum Theil in eine 
der beschriebenen „Arten“ einreihen. Später hat Holuby (DBM. IX [1891] 
113) noch eine derartige Form aus derselben Gegend R. Kheküi) genannt. 
Wirkliche Uebereinstimmung scheinen die ähnlichen Pflanzen aus andern 
Theilen Ungarns, aus Mähren, Böhmen und Oesterreich nicht zu zeigen. Sie 
nähern sich meistens mehr dem R. epipsilos. 

III. delicatus. Schössling unverzweigt, dicht behaart, mit spärlichen 
Stieldrüsen. Endblättchen aus ausgerandetem Grunde rundlich. 
Achsen des Blüthenstandes dicht abstehend behaart, mit vereinzelten 
Stieldrüsen. Kelchblätter zur Fruchtzeit abstehend; Kronblätter 
rosa; Früchte halbkugelig. Sonst dem R. polycarpus ähnlich. 


Ungarn: Bei Nemes Podhrad, in Erlengebüsch im Bosäcthale. 


R. acanthodes III. delicatus Focke in A. u. G. Syn. VI. 585 
(1902). R. delicatus Holuby OBZ. XXV (1875). 312. 


(Verbreitung der Rasse und Unterart: Nur im Gebiete.) [:*] 


D. R. erubescens. Tracht des R. villicaulis, aber viel kleiner. 
Schössling unterwärts rundlich, nach oben zu kantig, reichlich zottig-be- 
haart, meist mit zerstreuten, zuweilen mit zahlreichen Stieldrüsen und 
Stachelhöckern, sowie mit rückwärts gebogenen, ziemlich kräftigen 
Stacheln. Blätter ziemlich klein, meist fussförmig-5 zählig; Blättchen 
ungleich-grob-gesägt, unterseits von langen, anliegenden Haaren schim- 
mernd, die jüngeren oft etwas graufilzig; Endblättchen aus abgerundetem, 
seltener ausgerandetem Grunde eiförmig bis elliptisch, zugespitzt. Blüthen- 
stand ziemlich entwickelt, manchmal am Grunde mit beblätterten Seiten- 
ästen, oberwärts mit rechtwinklig-abstehenden mehrblüthigen Aestchen. 
Achsen dicht zottig-graufilzig, mit zahlreichen, meist im Filz versteckten 
Stieldrüsen und reichlichen sicheligen Stacheln. Kelchblätter aussen 
grau-zottig, meist stachelborstlich, nach der Blüthe zurückgeschlagen ; 
Kronblätter ansehnlich, länglich-keilig, weiss; Staubblätter die Griffel 
überragend, Staubfäden weiss, später rosa; Innenfläche des Blüthenbodens 
nebst den Griffeln nach dem Verblühen dunkelroth. 


Waldränder, Gebüsche und Hecken in den Hügel- und Berg- 
gegenden am linken Rheinufer. Eiffel, Hohe Veen und Ardennen nebst 
Vorbergen in Rheinprovinz und Belgien. Bl. Juli, Anf. August. 


R. erubescens Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 1. Nr. 93. ed. 2. Nr. 32 
(1858). Flora XLII (1859) 234. Focke Syn. Rub. Germ. 313. Nyman 
Consp. 219. 

An diese Unterart scheint sich nach getrockneten Exemplaren der bei Husum 


in Schleswig gefundene R. Eideranus?2) (K. Friderichsen in Herb.) am 
nächsten anzuschliessen. Er weicht ab durch geringere Behaarung, namentlich an 


1) Nach Eugen Johann Khek, * 1861 Neuhaus (Böhmen) (br.), Apotheker 
in Wien, eifrigem Sammler, besonders um die Flora Böhmens verdient. 
2) Nach dem Flusse Eider, 


86 Rosaceae. 


den Blattunterflächen, durch grössere Blätter und sehr spärlich bewehrten Blüthen- 
stand, Die Verschiedenheiten von R. thyrsiflorus, zu dem Friderichsen die 
Pflanze stellte, sind viel beträchtlicher. 


(Für England zweifelhaft.) [=]? 


E. R. podophyllos*). Schössling aus bogigem Grunde nieder- 
liegend, kantig, spärlich behaart, mit zerstreuten Stieldrüsen und Stachel- 
höckern, sowie mit mässig zahlreichen ungleichen, lanzettlich-pfriemlichen, 
geneigten Stacheln. Blätter theils 3 zählig, theils fussförmig 4—5 zählig; 
Blattstiel behaart, mit ungleichen Stieldrüsen und sicheligen Stacheln ; 
Blättchen gleichmässig fein gesägt, nach vorn zu oft mit eingemengten 
grösseren Zähnen, oberseits mattgrün, angedrückt striegelhaarig, unter- 
seits weichhaarig, oft etwas grauschimmernd; Endblättchen 3—4 mal 
länger als sein Stielchen, meistens schmal elliptisch, mit abgerundetem 
oder seicht ausgerandetem Grunde, zugespitzt. Blüthenast mit 3zähligen 
Blättern, abstehend behaart, mit bald spärlichen, bald ziemlich zahl- 
reichen, schwachen Stacheln. Blüthenstand gut entwickelt, nur am 
Grunde beblättert, nach oben zu wenig verjüngt; die unteren Aestchen 
mehrblüthig, aufrecht abstehend, die mittleren meist dreiblüthige Dichasien 
tragend, die oberen rechtwinklig abstehend, einblüthig. Achse und 
Blüthenstiele dicht abstehend behaart, mit unter den Haaren ver- 
borgenen Stieldrüsen und schwachen, pfriemlichen, etwas abwärts ge- 
neigten Stacheln. Blüthen ziemlich ansehnlich; Kelchblätter aussen grau- 
grün, mehr oder minder stieldrüsig, an Blüthe und Frucht locker zurück- 
geschlagen. Kronblätter länglich, weiss oder blass rosa. Staubblätter 
die Griffel überragend. Fruchtknoten oft mit einigen langen Haaren. 

In Bergwaldungen; durch Südwestdeutschland (Schwarzwald, V ogesen), 
die nördliche Schweiz und den Schweizer Jura bis in die Gegend von Genf 
zerstreut, stellenweise sehr häufig und selbst vorherrschend. Bl. Ende 
Juni, Juli. 

R. podophyllos P. J. Müll. Bonpland. IX (1861) 281. Boulay 
Rone. d. Vosges 61 no. 44. 


Aendert ab in der Breite der Blättehben sowie in der Zahl der Stachelhöcker 
und Stieldrüsen, in der Behaarung sowie in der Menge der Stacheln. 


Schmidely (Bull. SB. Gen. No. 4. 1888. 127) zieht für R. podophyllos und. 


die nächstverwandten Formen den „ältesten“ Namen R. decipiens vor. Müller be- 
nannte seinen R. decipiens, weil er dem R. speciosus d. i. R. bifrons, zum Ver- 
wechseln ähnlich sah und sich zunächst nur durch das Vorkommen von Stieldrüsen 
bestimmt unterscheiden liess, R. podophyllos hat keine Aehnlichkeit mit R, bifrons, 
Eine solche Aehnliehkeit kann ich auch an den durch Boulay als R. decipiens 
vertheilten Exemplaren nicht finden, obgleich Boulay sie als R. bifrons X hirtus 
deutet. — R. obsectifolius (Ronces Vosges no. 13 p. 14) ist durch unterseits weich- 
haarig graue Blättchen von R. podophyllos verschieden ; die andern Merkmale, welche 
angegeben werden, sind durchaus unbeständig,. — Die Zweckmässigkeit einer Ver- 
einigung des R. podophyllos mit der Gesammtart R. apieulatus ist zweifelhaft; es 
würde keinenfalls unrichtig sein, ihn als selbständige Art zu behandeln. 


(Verbreitung der Unterart: Mittleres und nordöstliches Frankreich, 
nach Ro Ber rs auch in England.) *] 


1) Von zods (gen. modds) Fuss und pÖAAor Blatt. 


Rubus. 587 


123. (66.) R. Caflisehiit). h. Mittelglieder zwischen R. bifrons 
und R. hirtus nebst Verwandten. Die Eigenschaften der beiden Grund- 
arten finden sich bei den Subbifrondes in verschiedener Weise neben 
einander vereinigt oder mit einander verschmolzen. Es ist unmöglich, 
alle einzelnen vorkommenden Combinationen zu beschreiben oder zu 
unterscheiden, vielmehr muss man sich darauf beschränken, die ver- 
breitetsten und offenbar samenbeständigen Typen hervorzuheben. 

R. Caflischii Focke Syn. Rub. Germ. 278 (1877) erw. (Formen- 
reihe der Subbifrondes Focke Syn. Rub. Germ.) 

Eine etwas veränderliche Art, die gegen eine Reihe ähnlicher Formen nicht 
bestimnit abzugrenzen ist. Zu diesem Formenkreis gehören: 

A. Blüthenstand kurz, meistens sparrig; Blättehen ungleich-grob-gesägt. 

I. A. R. eu-Cajflischii. Schössling niedrig-bogig, nach oben zu 
kantig, an der Spitze oft gefurcht, mit zerstreuten, sehr ungleichen Stiel- 
drüsen und Stachelhöckern, sowie mit fast gleichen, Ban exell Br 
grossen Stacheln. Blätter 3zählig oder fussförmig 5zählig; Blattstiele 
oberseits kahl, unterseits durch lockern Filz weiss oder ne 
zuletzt oft nur blassgrün; Endblättchen herzeiförmig oder breit elliptisch, 
kurz zugespitzt; äussere Seitenblättchen kurz-gestielt. — Blüthenstand 
ziemlich kurz, mit sparrig abstehenden, 1- bis nn Aestchen; 
Achsen locker behaart, mit zahlreichen Stieldrüsen und feinen Nadel- 
stacheln, seltener auch mit einigen Drüsenborsten. Kelchblätter aussen 
grauzottig, oft nadelstachelig, an Blüthe und Frucht zurückgeschlagen ; 
Staubblätter die Griffel überragend. 

Waldungen und Gebüsche. Süddeutschland, nördl. Schweiz, Nord- 
tirol. Bl. Juli. P 


B. epipsilos?). Endblättchen eiförmig, meist lang zugespitzt;. innere 
Seitenblättchen der 5zähligen Blätter lang (2 cm) gestielt. 
Zerstreut im südl. Bayern, wahrscheinlich auch in Oesterreich. 
R, eu-Caflischii B. epipsilos Focke in A. u. G. Syn. VI. 587 
(1902). R. epipsilos Focke Syn. Rub. Germ. 258 (1877). Nyman 
Consp. 217. 


C. ceticus?°): Blüthenstand umfangreich, sparrig; Blüthen purpurn. 
Sonst dem AR. epipsilos ähnlich. 
Bei Scheiblingstein in Niederösterreich. 
R. eu- Caflischü C. ceticus Focke in A. u. G. Syn. VI. 587 
(1902). R. Ceticus Haläcsy Verh. ZBG. XLI 244 (1891). 


D. thelybatos®). Kleiner und zarter als R. eu-Caflischii; End- 
blättchen aus gestutztem oder ausgerandetem Grunde breit eiförmig, 


1) Nach Jakob Friedrich Caflisch (* 3. März 1817 Herbishofen bei Mem- 
mingen, 7 9. Mai 1882 Augsburg), Lehrer daselbst, Uebers. der Flora von Augs- 
burg, Augsb. 1850 und Verfasser der verdienstlichen Excursionsflora für das Südöst- 
Jiche Deutschland. Augsburg 1878 (umfasst das Bayerische und Württembergische 
Donaugebiet incl. Jura). Vgl. Holler, 27. Ber, Naturh. V. Augsb. 199. 

2) Von ei über (oberseits) und wıAds nackt, hier kahl. 

3) Von xnjtog Walfisch, wegen der Grösse des Blüthenstandes, 

4) Von InAug weiblich, zart und Adrog Brombeere, 


588 Rosaceae. 


mit undeutlicher kurzer und breiter Zuspitzung; Seitenblättchen der 
3zähligen und innere Seitenblättchen der 5zähligen Blätter 
lang (2 cm) gestielt: Blüthenstand kurz, sparrig; Fruchtkelch 
zurückgeschlagen. 

Bayern. 

R. eu-Caflischii D. thelybatos Focke in A.u.G. Syn. VI. 587 
(1902). R. thelybatos Focke Syn. Rub. Germ. 279 (1877). 


II. decipiens (R. decipiens P. J. Müll. Jahresb. Pollich. XVI, XVII. 158 
[1859]) -ist die dem R. bifrons ähnlichste Form der ganzen Reihe vgl. oben 
S. 586. 


(Verbreitung der Rassen und Unterart nur im Gebiete) x] 


I. B. R. Salisburgensis'!). Kleiner und zarter als R. eu- 
Caflischii,; Blätter meist 3zählig, Blättchen unterseits graufilzig oder 
häufiger blassgrün; Endblättchen aus herzförmigem Grunde eirundlich, 
mit sehr kurzer, breiter Zuspitzung; Seitenblättchen meist auf- 
fallend kurz gestielt; Blüthenstand kurz, am Grunde sparrig; 
Fruchtkelch abstehend. 

Grafsch. Glatz; Böhmen; Bayern: bei Regensburg (Vollmann), bei 
Traunstein (Progel), Salzburg, Schwarzwald. Bl. Juli. 

R. Salisburgensis Focke Syn. Rub. Germ. 280 (1877). 


Die kürzeren Stielehen der Sejtenblättehen lassen die Pflanze meist leicht von 
R. thelybatos unterscheiden, doch kommen auch Formen vor, deren Blätter voll- 
ständig mit denen des R. thelybatos übereinstimmen, während Fruchtkelehe und 
Blüthenstand auf die Zugehörigkeit zu R. Salisburgensis zu deuten scheinen. — 
Uebrigens stimmen die in ziemlich weit von einander entfernten Gegenden (Sudeten 
bis Schwarzwald) gesammelten Exemplare zum Theil genau mit einander überein. 


(Verbreitung der Unterart: Nur im Gebiete.) #1 


B. Blüthenstand verlängert; Blättchen fein-gesägt. 


I. ©. R. denticulatus. Schösslingsstacheln manchmal ungleich, 
einzelne kleinere in Drüsenborsten übergehend; Blätter 3- und 5zählig; 
Blättchen fein gesägt, in der Jugend unterseits weissfilzig, später grau 
oder blassgrün. Blüthenstand schmal; Achsen mit ungleichen Drüsen, 
aber nur ausnahmsweise mit Stachelborsten. Fruchtkelch aufrecht. — 
Blattgestalt wie bei AR. Salısburgensis oder etwas mehr zugespitzt. 

Waldungen; vom Neograder Com. in Ungarn durch Oesterreich, 
Salzburg, Tirol nach Oberbayern und bis in die nördliche Schweiz ver- 
breitet. Bl. Juli. 

R. denticulatus A. Kerner in Focke Syn. Rub. Germ. 282 (1877). 


Ziemlich veränderlich ; entschiedene Mittelform zwischen R. bifrons und R. hirtus. 


Verbreitung der Unterart: Nur im Gebiete. Ix 
8 #1 


II. D. R. inaegualis. Schössling etwas bereift, spärlich be- 
haart, zerstreut drüsig, fast gleichstachelig; Blätter meist fussförmig- 
5zählig; Blättchen meist weniger fein gesägt als bei R. denticulatus, 


1) Salisburgensis Salzburgisch; nach dem ersten Fundorte. 


u 


Rubus. 589 


unterseits graufilzig, später blassgrün; Endblättchen herzeiförmig, lang 
zugespitzt. Blüthenstand schmal, nach oben zu gedrungen. Blüthen 
rosa; Staubblätter griffelhoch. 

Bergwälder in Niederösterreich, zuerst bei Gloggnitz gefunden; in 
den Kleinen Karpaten (R. Carpaticeus). Bl. Juli. 

R. inaeg. Haläcsy Verh. ZBG. Wien XXXV (1885). 662. R. 
Carpaticus Borb. u. Sabransky Verh. ZBG. Wien XXXVI. 92 (1886). 


(Verbreitung der Unterart und Art: Nur im Gebiete.) [=] 


124. (67.) R. melanoxylon!). fh. Schössling kantig, fast kahl, 
mit mehr oder minder zahlreichen Stieldrüsen und Stachelchen, sowie mit 
vielen fast gleichen, ziemlich kräftigen, aus breitem Grunde rück- 
wärts geneigten oder gebogenen Stacheln, meist dunkelbraun ge- 
färbt. Blätter meist fussförmig-5 zählig; Nebenblätter lineallanzettlich ; 
Blättehen ziemlich grob-gesägt, unterseits behaart, blassgrün; 
Endblättchen eiförmig, kurz-gespitzt. DBlüthenstand unten unter- 
brochen; Achsen angedrückt sternfilzig, ohne längere Haare, 
mit Stieldrüsen, Drüsenborsten, Stachelborsten und zahlreichen kräftigen 
leicht gebogenen Stacheln. Kelchblätter aussen graugrün, oft drüsig 
und borstlich. Blüthen hellrosa. 

Auf humosem Waldboden. Kondelwald bei Bertrich hinter Bons- 
beuren (Wirtgen), Freudenberg im südl. Westfalen (Utsch). Genau 
übereinstimmende Formen von anderen Orten. sind mir nicht be- 
kannt. Bl. Juli. 

R. melanoxylon Müll. u. Wirtg. in Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 2 
Nr. 101 (1861). Focke Syn. Bub. Germ. 257. Nyman Consp. 217. 

Erinnert an schwache Formen von R. villicaulis B. incarnatus. An diese bisher 
nicht von andern Orten nachgewiesene Form reihe ich einige ähnliche Pflanzen an, 
welche den Subbifrondes ähnlich sind, aber sich durch eine viel geringere Behaarung 
unterscheiden. Wie bei der Leitform ragen bei ihnen die Stieldrüsen über den an- 
gedrückten Sternfilz der Achsen hinaus. 

B. varius. Schössling fast kahl, oft reichlich stachelborstlich, mit 
schmalen, sichelig gebogenen Stacheln. Blätter fussförmig oder ge- 
fingert; Blättchen fein- und scharf-gesägt, oberseits ziemlich 
kahl, unterseits dicht grau- bis weissfilzig; Endblättchen 
herzeiförmig, lang zugespitzt. DBlüthenstand reich entwickelt, 
ziemlich lang, fast blattlos oder durchblättert, mit abstehenden, mehr- 
blüthigen Aestchen. Achsen angedrückt sternfilzig, Stieldrüsen un- 
gleich, auch die kürzeren den Filz weit überragend; Drüsenborsten 
und Stachelchen bald fehlend, bald zahlreich. Kelchblätter dicht 
filzig, meist mit einigen Borsten, an der Frucht zurückgeschlagen. 
Kronblätter schön rosa; Früchte gut entwickelt, Fruchtknoten an 
der Spitze bärtie. 

Waldungen im Elzthale im Schwarzwald (Götz). Bl. Juli. 
R. melanoxylon B. varius Focke in A. u. G. Syn. VI. 589 
(1902). 


1) Von uE£iag schwarz und &ö4ov Holz, 


Rosaceae, 


Die Zahl der Stieldrüsen und Borsten ist bei dieser Rasse sehr wechselnd, 
ebenso die Länge des Endblattstielchens. Die Blätter erinnern durch ihre Ge- 
stalt an BR. macrophyllus, doch sind sie viel kleiner. In mancher Beziehung 
Mittelform zwischen R. bifrons und R. foliosus. — Die lebhaft grünen Blatt- 
oberflächen, weissen Blattunterflächen, braunen Achsen und schön rosafarbenen 
Blüthen geben der Pflanze ein buntes Ansehen. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) 


* 


amphistrophos!). Schössling mehr oder minder behaart, mit 
kräftigen Stacheln; Zahl der Stieldrüsen und Stachelborsten sehr 
wechselnd. Blätter meist gefingert-5 zählig; Blättchen ungleich- 
scharf-gesägt, mit ziemlich tiefen grösseren Zähnen, unterseits 
dünn grau-filzig; Endblättchen eiförmig bis schmal elliptisch, 
lang zugespitzt. Blüthenstand mässig lang, nur am Grunde be- 
blättert, mit mehrblüthigen Aestchen. Achsen angedrückt 
filzig, mit den Filz überragenden ungleichen Stieldrüsen, ausser- 
dem aber auch mehr oder minder locker zottig. — Sonst wie 
der Typus. 

Verbreitet im südlichen Bayern, von Traunstein bis Augsburg 
nachgewiesen, besonders in der Umgegend von München. BI. Juli. 

R. melanoxylon ©. amphistrophos Focke in A. u. G. Syn. VI. 
590 (1902). R. melanoxylon var. Focke Syn. Rub. Germ. 258. 


Eine Form mit vielseitigen Verwandtschaftsbeziehungen ; im südöstlichen 
Bayern anscheinend durch Mittelglieder mit R. epipsilos verbunden. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Grebiete.) 1] 


Abnobarum?). Schössling unterwärts rundlich, oberwärts kantig, 
mit zerstreuten, etwas ungleichen, kleinen, dünnen, rückwärts 
geneigten Stacheln sowie mit spärlichen Stieldrüsen und Haaren. 
Nebenblätter schmal, tief entspringend. Blätter 3—5zählig; Blätt- 
chen unterseits in der Jugend durch dünnen Filz graulich, später 
blassgrün; Endblättchen aus schmal ausgerandetem oder abge- 
rundetem Grunde elliptisch, allmählich lang zugespitzt, nach 
vorn zu scharf- und ungleich-gesägt. — Blüthenstand mit ent- 
fernten kurzen, achselständigen Aestchen beginnend, oberwärts 
mässig lang, blattlos, sehr dieht und gedrungen, mit an- 
gedrückt-filzigen Achsen, zerstreuten, ziemlich kurzen, aber 
den Filz weit überragenden Stieldrüsen und bald spärlichen, bald 


zahlreichen Nadelstacheln. Kelchblätter aussen filzig, nach dem 


Verblühen locker zurückgeschlagen. Kronblätter länglich, lebhaft 
rosa. — Die Blüthen des ganzen Blüthenstandes scheinen sich fast 
gleichzeitig zu erschliessen. 


Im Elzthale im Schwarzwald (Götz). Bl. Juli. 


R. melanoxylon D. Abnobarum Focke in A. u. G. Syn. VL 


590 (1902). 


I) dupioroogpos, schwankend. 
2) Von Abnobae, dem alten Namen des Schwarzwaldes. 


Rubus. 591 


Auffallend durch die geringe Behaarung, die schwache Bewehrung und 
den gedrungenen Blüthenstand. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) [=] 
(Verbreitung der Art: Angeblich in Frankreich.) =]? 


125. (68) R. vagus, hi. Schösslinge aus bogig aufstrebendem 
Grunde niedergestreckt, kriechend, stumpfkantig, an der Spitze oft scharf- 
kantig, kahl oder zerstreut behaart, mit mehr oder minder zahlreichen 
Stieldrüsen und Stachelborsten. Grössere Stacheln oft ziemlich 
kräftig, lanzettlich; Uebergänge zu den Stachelborsten sind spärlich. 
oder fehlen. Blätter 3—5zählig; Blättchen von einander entfernt, 
ungleich grob-gesägt, oberseits zerstreut striegelhaarig, unterseits 
die jüngeren grau- bis weissfilzig, die älteren graugrün, weichhaarig; 
Endblättchen oft lang gestielt, eiförmig bis rhombisch, lang 
zugespitzt; äussere Seitenblättehen kurz gestielt. Blüthenzweige meist 
filzig-zottig, mit zerstreuten sicheligen Stacheln; Blüthenstand meist 
wohl entwickelt, nur am Grunde beblättert, lang und lockerblüthig, 
mit abstehenden wenigblüthigen, nach oben zu einblüthigen Aestchen. 
Achse und Blüthenstiele kurz filzig oder filzig-zottig, mit zahlreichen 
Stieldrüsen. Deckblätter grossentheils 3spaltie mit langen, fäd- 
lichen Abschnitten. Blüthen klein bis mittelgross; Kelchblätter aussen 
graugrün, zur Blüthezeit abstehend oder zurückgeschlagen, später zum 
Theil aufrecht, der Frucht anliegend. Staubblätter etwa griffelhoch. 

Wälder und Gebüsche in den Vorbergen der südwestlichen Alpen. 
Piemont; Cant. Tessin. Bl. Juni, Anf. Juli. 

R. vagus Focke in Burnat Fl. Alp. mar. III. 11 (1899). 


In verschiedenen Abänderungen: 


B. Insubriceus!). Schösslinge kahl, zerstreut stieldrüsig. Endblättchen kaum 
doppelt so lang wie sein Stielchen, breit rhombisch. Achse des Blüthenstandes 
abstehend-zottig. R. vagus 8 Insubrieus Focke in Burnat a. a. ©. (1899). 

C. Pesianus?). Schössling fast kahl, dicht stieldrüsig. Endblättchen dreimal 
länger als sein Stielchen, eirhombisch. Achse des Blüthenstandes filzig, mit den 
Filz überragenden Stieldrüsen. R. vagys Pesianus Gremli in Burnat a. a. O. 
(1899). 

D. Brigianorum3): von der Abart C. Pesianus vorzüglich durch viel kleinere 
Stacheln und herzeiförmige lang zugespitzte Endblättchen abweichend. R. vagus 
Brigianorum Gremli in Burnat a. a. O. (1899). 

Ein noch näher zu studirender Formenkreis, dessen einzelne Glieder durch 
Mittelformen zusammenzufliessen scheinen. Möglicherweise ist aber doch eine 
natürliche Abgrenzung einzelner Unterarten durchführbar. Lebend habe ich nur 
die Var. Insubrieus gesehen, und auch diese nur ein- oder zweimal. Zu ver- 
gleichen mit R. napaeus, s. o. S. 543. Gleich diesen scheint auch R. vagus 
in Beziehung zu R. incanescens oder R. Lejeunei zu stehen. E@] 


126. (69.) R. corymbosus. }}. Schössling aus bogigem Grunde 
liegend, stumpfkantig, spärlich oder reichlich behaart, mit zerstreuten 
oder zahlreichen kurzen Drüsen und ungleichen, mässig kräftigen, bei 

1) 8. II. S. 246 Fussn. 1. 

2) Nach dem Pesio, einem Zuflusse des Tanaro im südwestl. Piemont, 

3) Nach den Bewohnern des Städtehens Briga am Col di Tenda, 


592 Rosaceae, 


Schattenformen feinen Stacheln. Blätter theils 3zählig, theils 5zählig; 
Blättchen ziemlich gleichmässig sägezähnig, oberseits behaart, unterseits 
weichhaarig, grün oder etwas graufilzig. Endblättchen verkehrt-eiförmig, 
zugespitzt, die äusseren kurz, oft sehr kurz gestielt. Blüthenstand kurz, 
oberwärts traubig, am Grunde meist mit einigen längeren achselständigen, 
mehrblüthigen Aestehen, flach-gipfelig, oft fast ebensträussig. Blüthen- 
stiele und Achse abstehend behaart, mit zahlreichen feinen, ziemlich 
gleichen Drüsen und Nadelstacheln. Kelchblätter bei und nach der 
Blüthe zurückgeschlagen, ‘bei Schattenformen zuweilen sich aufrichtend; 
Kronblätter schmal elliptisch, rosa; Staubblätter reichlich griffelhoch; 
Griffel bald grün, bald röthlich. 

Im Hügel- und niedrigen Berglande in Wäldern und Gebüschen. 
Ziemlich verbreitet im Westen des Gebiets vom südl. Bayern und der 
Schweiz durch den Schwarzwald, die Vogesen und das Rheinische Schiefer- 
gebirge bis in die Belgischen Ardennen. Scheint aber auch weiter öst- 
lich vorzukommen; trockne Exemplare aus Niederschlesien und dem 
Königreich Sachsen zeigen, soweit sich erkennen lässt, ziemlich voll- 
ständige Uebereinstimmung mit dem westdeutschen R. corymbosus. 
Bl. Juli. 

R. corymbosus P. J. Müll. Fl. XLI (1858) 151. Nyman Consp. 221. 


Zarte Schattenformen gleichen den kleinsten Glandulosi, während die derber 
bewehrten, an belichteten Stellen wachsenden Stöcke mehr mit R. fuscus und R. 
rudis vergleichbar sind. Die Dichtigkeit der Behaarung und die Menge der Drüsen 
sind ungemein wechselnd, so dass die Umgrenzung des Formenkreises recht schwierig 
ist, namentlich wenn man nur trockne Zweige vor sich hat. 


(Frankreich.) Ei 


127. (70) R. badius. }. Schössling aus bogigem Grunde 
niederliegend, flachseitig, spärlich behaart, braunroth, im oberen Theile 
meist mit zahlreichen ungleichen Stieldrüsen und Stachelhöckern; Stacheln 
zerstreut, breit aufsitzend, bald verengt, schmal pfriemlich, 
rückwärts geneigt. Blätter meist fussförmig-5 zählig; Nebenblätter schmal 
lineallanzettlich; Blättchen ziemlich klein- und scharf-gesägt, ausser- 
dem oft seicht-buchtig, grosszähnig, oberseits wenig behaart, unterseits 
anliegend seidig-schimmernd, grün; Endblättchen elliptisch, zugespitzt; 
die äusseren Blättehen sehr kurz gestielt. — Blüthenstand ziemlich ent- 
wickelt, zusammengesetzt, bald nur am Grunde, bald bis zur Spitze 
durchblättert, mit mässig langen, traubigen unteren und trugdoldigen 
oberen Aestchen. Achsen locker behaart, an den Blüthenstielen kurz- 
filzie und locker-zottig, mit mehr oder minder zahlreichen Stieldrüsen 
und Drüsenborsten, sowie mit zerstreuten Nadelstacheln. Deck- 
blätter meist 3spaltig oder 3theilig, mit lanzettlichen Abschnitten. Blüthen 
ansehnlich; Kelchblätter aussen graugrün, drüsig und oft nadelborstig, 
an der Blüthe und an der reifen Frucht zurückgeschlagen, nach dem 
Verblühen zeitweise abstehend oder aufgerichtet; Kronblätter elliptisch, 
lebhaft rosa; Staubblätter die Griffel überragend, Staubfäden roth, 
Blüthenstaub arm an wohlgebildeten Körnern. Fruchtknoten meist be- 
haart. Früchte gross, meist gut entwickelt. 


Rubus. 593 


Im Gestrüpp an Hügellehnen und Bergabhängen, an Steinbrüchen, 
in Hecken. Zerstreut im östlichen Holstein (ges. von Gelert, Erich- 
sen), im niedersächsischen und westfälischen Hügellande, z. B. um 
Helmstedt, Braunschweig, Hildesheim, im Thale der mittleren Weser, 
Teutoburger Wald, Herford, ferner im südl. Westfalen und am Nieder- 
rhein. Bl. Juli. 

R. badius Focke Syn. Rub. Germ. 276 (1877). Nyman Consp. 
Suppl. 108. R. rubeolus Weihe exs. (ohne Beschreibung). R. glandi- 
thyrsos') G. Braun exs. 

Steht in vieler Beziehung den Corylifolii nahe, ist aber doch andrerseits dem 
R. conothyrsos und verwandten Arten ähnlich. 

(England? — getrocknete Pflanzen stimmen anscheinend überein.) 

?x] 


12. Koehleriani (Babgt. Brit. Rubi 199 [1869]. Hystrices ?) 
Focke Syn. Rub. Germ. 78, 342 [1877]). Schössling aus niedrigem 
Bogen niederliegend, mit sehr ungleichen, zum Theil kräftigen 
Stacheln besetzt, dieohne bestimmte Grenze in Stachelborsten, 
Drüsenborsten und Stieldrüsen übergehen. Blüthenstand zu- 
sammengesetzt, die mittleren Aestchen trugdoldig; Achsen mit 
ungleichen Drüsen, Borsten und Nadelstacheln. 

Von den Glandulosi vorzüglich durch die Blüthenstände zu unterscheiden. Bei 
den Koehleriani stehen die Blüthen an den Aestchen meist trugdoldig oder sie nähern 
sich doch der trugdoldigen Stellung, während sie bei den Glandulosi vorwiegend 
traubig angeordnet sind. R. Koehleri schliesst sich den echten Glandulosi an und 
stellt eine Uebergangsform zwischen ihnen und den Radulae dar; dagegen vertritt 
R. rosaceus einen selbständigen eigenartigen Typus. Wenn trotz dieser Erkenntniss 
die Vereinigung der beiden Arten unter einen gemeinsamen Gruppennamen vor- 
läufig noch ayfrecht erhalten wird, so rechtfertigt sich dies Verfahren dadurch, dass die 
als R. hystrix zusammengefasste Formenreihe lückenlos von der einen zu der andern 
Hauptart hinüberleitet. R. pilocarpus erscheint als ein selbständiger Typus, der mit 
den beiden andern nur eine allgemeine Aehnlichkeit hat. Er nähert sich, gleich 
manchen Formen von R. hystrix, dem R. Lejeunei. 


Uebersicht über die Arten und Unterarten. 


A. Schössling dicht abstehend-behaart. 
‘ I. Grössere Stacheln kräftig, krumm; jüngere Blättchen meist unter- 
seits grauhaarig, das endständige breit eirundlich (vgl. unter R. 


rosaceus). R. horridus. 
U. Grössere Stacheln lanzett-pfriemlich; Endblättchen elliptisch. S. 
Vestiti oben S. 554. R. fusco-ater. 


B. Schössling locker behaart oder kahl. 
I. Blüthenstand kurz, ausgebreitet; Stacheln zum Theil hakig. 
a. Schössling kahl oder spärlich behaart; Achsen des Blüthen- 
standes filzig-kurzhaarig; Blüthen rosa. R. rosaceus. 


1) Schlecht gebildetes Bastardwort aus glans (statt glandula, Drüse) und 
thyrsus, Strauss. 
2) bystrix Stachelschwein. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. { 38 


594 Rosaceae. 


b. Schössling behaart; Achsen des Blüthenstandes locker zottig; 
Blüthen weiss. R. pygmaeopsis. 
II. Blüthenstand verlängert, mit abstehend behaarten Aestchen. 
a. Kelchblätter nach der Blüthe zurückgeschlagen. 
1. Blättchen in typischer Gestalt schmal. R. hystrix. 
2. Endblättchen meist eiförmig oder breit elliptisch. R. Koehleri. 
b. Kelchblätter nach der Blüthe aufrecht. 
1. Blüthenstand- mit feinen, nadeligen Stacheln; Kelchblätter 


aussen grünlich. R. apricus, 
2. Blüthenstand mit derben, langen, pfriemlichen Stacheln; 
Kelchblätter aussen dicht graufilzig. R. pilocarpus. 


128. (71.) R. rosäceus. h. Schössling aus kaum bogigem Grunde 
niederliegend, selten kletternd, ziemlich stark, unregelmässig kantig, kahl 
oder spärlich behaart, rothbraun gefärbt, mit zahlreichen, flächen- und 
kantenständigen, ungleichen Stieldrüsen und Stachelchen, so- 
wie mit kräftigen, aus breitem Grunde plötzlich verschmälerten, rück- 
wärts geneigten, oft zum Theil krummen grösseren Stacheln. Blätter 
3zählig und fussförmig-5 zählig; Blattstiel wenig behaart, mit Drüsen- 
borsten und sicheligen Stacheln; Nebenblätter schmal lineal-lanzettlich, 
ziemlich hoch angewachsen. Blättchen ziemlich gross, flach, breit, 
sich oft mit den Rändern deckend, ungleich-grob-gesägt, mit krautig- 
stachelspitzigen Zähnen, oberseits dunkelgrün, glänzend, spärlich behaart, 
unterseits auf den Nerven behaart, ohne Sternfilz. Endblättchen 
aus herzförmigem Grunde rundlich oder breit elliptisch, ziemlich 
lang zugespitzt. — Blüthenstand ziemlich kurz, ausgebreitet, sparrig, 
mit rechtwinklig abstehenden, von der Mitte an trugdoldig getheilten, 
oft 3blüthigen mittleren und meist einblüthigen oberen Aestchen; Achsen 
graufilzig, mit langen Stieldrüsen, Borsten und Nadelstacheln. Deckblätter 
lang, schmal lineallanzettlich. Blüthen ziemlich klein; Kelchblätter 
eiförmig, aussen graugrün und rothborstig, zur Blüthezeit zurückgeschlagen, 
nachher abstehend oder halb aufrecht. Kronblätter elliptisch, lebhaft 
rosa. Staubblätter anfangs aufrecht, die Griffel überragend. Frucht- 
knoten kahl. Früchte gut entwickelt. 

Lichte Waldplätze und Waldränder. Im Flussgebiete des Rheins 
vom oberen Schwarzwald und den Hochvogesen bis zum Niederrhein, 
zerstreut; häufig um Aachen, Eupen und Malmedy, sowie stellenweise 
in Belgien; im Wesergebiete bisher nur versprengt bei Erve, nördl. von 
Bremen gefunden; eine reichlicher behaarte Abänderung auch etwas weiter 
östlich bei Settenbeck. Bl. Juli. 

R. rosaceus Wh. u. Nees in Bluff u. Fingerh. Comp. Fl. Germ. I. 
685 (1825). Wh. u. N. Rub. Germ. I. 685 t. XXX VI Focke Syn. Rub. 
Germ. 345. Boulay in Rouy u. Camus Fl. France VI. 99. Nyman Consp. 
220. Suppl. 108. 


In ausgeprägter Gestalt eine sehr charakteristische Art, kenntlich durch die 
breiten, dunklen Blätter, die geringe Behaarung und die sehr ungleiche, derbe Be- 
wehrung an Schössling und Blüthenast. Die Pflanze ändert indess bald in diesem, 
bald in jenem Merkmal ab und scheint in vielen Gegenden durch Kreuzungen 


Rubus. 595 


beeinflusst zu sein. Die bei Settenbeck unweit Bremen in ziemlicher Verbreitung 
vorkommende Form nähert sich dem Schwedischen R. horridus (Hartm. Handb, 
2. Uppl. 139 [1832]), der an Achsen und Blattunterflächen viel reicher behaart ist, 
sodass die jungen Blättchen bei freiem Stande unterseits weissfilzig werden können. 
Ob eine in Mecklenburg gefundene Form dahin zu ziehen ist, scheint zweifelhaft. 


Dem R. rosaceus reiht sich als Unterart an: 

B. R. pygmaeopsis'). Schössling locker behaart, übrigens 
wie bei R. rosaceus. Blättchen beiderseits wenig behaart, grob gesägt; 
Endblättchen eiförmig oder elliptisch, zugespitzt, am Grunde ab- 
gerundet oder seicht herzförmig; äussere Seitenblättchen verhältniss- 
mässig lang gestielt. Blüthenstand unterwärts unterbrochen, durchblättert;; 
der obere Theil kurz, flachgipfelie; Achsen filzig-zottig, dicht 
mit Stieldrüsen und kräftigen, sehr ungleichen, theils geraden, 
theils gekrümmten Stacheln besetzt. Kelchblätter aussen grünlich, 
meist nadelborstig, nach der Blüthe abstehend oder aufgerichtet. Kron- 
blätter elliptisch, weiss; Staubblätter die Griffel kaum überragend ; Frucht- 
knoten kahl. 

In Waldungen zerstreut, vorzüglich an Berghängen, aber auch in 
der Ebene. Westl. Niedersachsen, Westfalen, Rheinprovinz. Wird auch 
aus Oesterreich angegeben. Bl. Juli. 

R. pygmaeopsis Focke Syn. Rub. Germ. 364 (1877). Nyman 
Consp. 220. R. pygmaeus Wirtg. Fl. pr. Rheinpr. 161 (1857) z. T. 
(nicht Wh. u. N.). 

Die genauere Kenntniss dieser Unterart hat dahin geführt, sie an die Seite des 
R. rosaceus zu stellen, mit welchem sie in Wuchs und Bewehrung übereinstimmt, 
während sie sich in der Blattgestalt, Behaarung und Blüthenfarbe von ihm unter- 


scheidet. Weicht von den Glandulosi durch die derbe Bestachelung des Blüthen- 
astes ab. 


(Verbreitung der Unterart: Nur im Gebiete.) 
(Verbreitung der Art: England, Frankreich.) 


1=1[*] 


Bastarde des R. rosaceus. 


Mit R. carpinifolius: s. 8. 466. Mittelform; Wuchs von R, carpinifolius, 
aber ungleiche Stacheln, zerstreute Stieldrüsen und rosa Blüthenfarbe. Ziemlich 
fruchtbar. Erinnert an R. Questierii s. oben S. 525. 


129. (72.) R. hystrix. h. Schössling locker büschelhaarig, mit 
gedrängten, in Grösse und Gestalt sehr ungleichen Stacheln, 
Stachelchen, Drüsenborsten und Stieldrüsen; die grössten 
Stacheln sehr kräftig, lanzettlich. Blätter überwiegend 5zählig; Blätt- 
chen schmal, ziemlich tief- und nach vorn zu fast eingeschnitten- 
doppelt-gesägt, unterseits kurzhaarig, hellgrün; Endblättchen aus 
ausgerandetem Grunde schmal elliptisch, lang zugespitzt. — 
Blüthenstand ziemlich lang und locker, oft reichlich durchblättert; Achsen 
abstehend behaart, dicht ungleichstachelig und stieldrüsig. Blüthen 


2) 8. II 8. 95 Fussn. 1. mvyuaiog zusammengesetzt mit öapıs: Anblick, weil 
die Pflanze für R. pygmaeus gehalten wurde, 


38” 


596 Bosaceae. 


mittelgross; Kelchblätter aussen drüsenborstig, nach dem Verblühen ab- 
stehend oder etwas aufgerichtet. Kronblätter länglich, rosa. 

Im nordwestlichen Deutschland, insbesondere in Westfalen und am 
Niederrhein, in typischer Form selten und vereinzelt. Bl. Juli. 

R. Hystrixe Wh. u. N. in Bluff u. Fingerh. Comp. Fl. Germ. I. 
687 (1825). Rub. Germ. 92 t. XXXXIL Nyman Consp. 220. Suppl. 108. 


Ungemein formenreich, in den Merkmalen zwischen R. Koehleri, R. rosaceus 
und R. obscurus schwankend, z. T. auch an R. Lejeunei erinnernd. 


In England finden sich Formen, die hieher gehören, ziemlich häufig; eine nahe 
verwandte Form, R. infoecundus (Rogers Journ. bot. XXX. 338 [1892]) ist dort 
und in Nordfrankreich gut charakterisirt, der eigentliche R. Ahystriv ist jedoch in 
den Merkmalen schwankend. — Auf fruchtbarem Boden scheinen die Blättchen breit 
zu werden. 


Bemerkenswerth sind die Rassen: 

B. adornatus. Schössling niedergestreckt oder klimmend, flachseitig- 
kantig oder rundlich, mehr oder minder dicht behaart; durch kurze 
Stachelborsten und Drüsen rauh, mit ungleichen, aus breitem 
Grunde rückwärts geneigten Stacheln. Blätter grossentheils fuss- 
förmig- oder gefingert-5 zählig; Blattstiele mit sicheligen oder fast 
geraden Stacheln. Blättchen ungleichmässig-grob-gesägt, oberseits an- 
gedrückt-behaart, unterseits feinhaarig, grün oder die jüngeren 
durch dünnen Sternfilz verschleiert; Endblättchen verkehrt- 
eiförmig, rhombisch-elliptisch oder länglich, zugespitzt. — 
Blüthenstand schmal, ziemlich lang, mit entfernten, achselständigen 
unteren und kurzen, aufrecht-abstehenden oberen Aestchen; Achsen 
dicht filzig-zottig, mit zahlreichen, die Haare nicht überragen- 
den Stieldrüsen und Borsten, sowie mit gedrängten, pfriemlichen 
Stacheln, zuweilen auch mit einzelnen Drüsenborsten. Blüthen ziem- 
lich klein; Kelchblätter aussen graugrün, zottig, nadelstachelig 
und drüsig, anfangs locker zurückgeschlagen, an der Frucht abstehend 
oder aufrecht. Kronblätter elliptisch oder verkehrt-eiförmig-keilig, 
rosa. Staubblätter länger als die dunkelrothen oder röthlichen Griffel. 
Staubfäden rosa bis purpurn, Staubbeutel gelb. Narben grünlich gelb. 

Gebüsche und Waldränder. Nassau, Rheinprovinz, besonders 
in der Eiffel; Belgische Ardennen. Exemplare aus dem Schwarz- 
wald scheinen kaum verschieden zu sein. Bl. Juli. 

R. hystrie B. adornatus Focke in A. u. G. Syn. VI. 596 
(1902). R. adornatus P. J. Müll. in Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 1 
no. 87 (1858); Focke Syn. Rub. Germ. 313. Nyman Consp. 219. 

Im Gebiete die verbreitetste Rasse des R. hystriv. Zu vergleichen mit 
R. napaeus s. oben 8. 543. 

(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) #1 


C. Fuck&liit). Blättehen grob-gesägt, unterseits kurzhaarig, 
frisch grün; Endblättchen elliptisch oder eiförmig, ziem- 


I) Nach Leopold Fuckel, * 3. Febr. 1821 Reichelsheim (Hessen-Nassau), 
7 8. März 1876 Wien, Apotheker in Oestrich (Rheingau), verdienstvollem Myko- 
logen, Verfasser von Nassau’s Flora, Phanerogamen. Wiesbaden 1856. 


Rubus. 597 


lich lang gespitzt. — Blüthenstand ziemlich lang und locker, 
nach der Spitze zu verjüngt, mit langen, trugdoldig-getheilten, 
unteren und kurzen oberen Aestchen. Achsen abstehend-behaart, 
mit ungleichen, meist unter den Haaren verborgenen Stieldrüsen 
und zahlreichen Nadelstacheln. Kelchblätter aussen graufilzig, nach 
dem Verblühen zurückgeschlagen. Staubblätter die Griffel beträcht- 
lich überragend. 

Bergwälder und Gebüsche. Rheinprovinz: typisch im Koblenzer 
Walde. — Bl. Juli. 

R. hystrix C. Fuckelüi A. u. G. Syn. VI. 596 (1902. R. 
Fuckeli Wirte. Hb. Rub. Rhen. ed. I. no. 96 (1858). Flora XLII 
(1859) 235. Nyman Consp. 219. Suppl. 108. 

Hierher wohl: 

B. hystricosus: Schössling und Blüthenstand mit gedrängten, fast gleichen 

Stacheln. — Bei Darmstadt; im Schwarzwald. — R. hystricosus Focke Herb. 

130. (73.) R. Koehleri!). h. Schössling aus bogigem Grunde 
niedergestreckt, seltener in Gebüschen kletternd, ziemlich stark, unter- 
wärts rundlich, nach oben zu mehr oder minder kantig, meist braun- 
roth gefärbt, spärlich behaart, aber dicht mit grossen und kleinen 
Stacheln, Drüsenborsten und Stieldrüsen besetzt. Grössere 
Stacheln lanzettlich, lang, gerade oder wenig rückwärts geneigt. 
Blätter vorwiegend fussförmig-5 zählige, daneben z. T. gefingert oder 3- 
zählie; Blattstiel oberseits flach; Nebenblätter linealisch, hoch angewachsen. 
Blättchen mittelgross, ziemlich derb, grob- und ungleich-, nach 
vorn zu oft buchtig- bis eingeschnitten- gesägt, oberseits sparsam kurz- 
haarig, glänzend, sattgrün, unterseits weichhaarig, hellgrün. 
Endblättehen zwei- bis dreimal länger als sein Stielchen, aus 
breitem, abgerundetem oder seicht herzförmigem Grunde elliptisch, 
vorn zugespitzt. — Blüthenzweige in der Regel kräftig, dicht bewehrt 
und drüsig, oft mit einzelnen sicheligen Stacheln zwischen den geraden. 
Blüthenstand meist gut entwickelt, oft sehr lang, nach oben zu kaum 
verjüngt, oft reichlich durchblättert. Die unteren Aestchen entfernt, 
aufrecht-abstehend, traubig oder trugdoldig getheilt, 3- bis 5blüthig, die 
oberen genähert, fast rechtwinkelig abstehend, 1- bis 3blüthig. Achsen 
abstehend-behaart, dicht mit langen, ungleichenNadelstacheln 
und Stieldrüsen besetzt. Blüthen mittelgross, Kelchblätter aussen 
etwas graufilzig, drüsig und oft nadelstachelig, an Blüthe und Frucht 
zurückgeschlagen. Kronblätter eiförmig, weiss, seltener blassrosa. 
Staubblätter die Griffel überragend, nach der Blüthe zusammenneigend. 
Früchte gut entwickelt. 

Im unteren Berg- und Hügellande, selten in der Ebene, an buschigen 
Thallehnen, Waldrändern, lichten Waldplätzen, Steinbrüchen u. s. w., 
seltener in Hecken. Durch das ganze nördliche und mittlere Gebiet 

1) Nach dem Instituts-Vorsteher Johann Christian Gottlieb Köhler, * Göris- 
seiffen, Kr. Löwenberg, 30. Juli 1759, 7 24. Oct. 1833 (Schube br.) in Schmiede- 
berg in Schlesien, einem der ersten sorgfältigen Rubus-Forscher. Die in den Rubi 


German. von Weihe und Nees aus Schlesien beschriebenen Rubi wurden durch 
Köhler gesammelt und unterschieden, 


598 Rosaceae, 


verbreitet, sehr zerstreut von Östpreussen an westwärts in der Nord- 
deutschen Ebene, häufig im Hügellande von Schlesien bis Belgien, 
mehr zerstreut in den Vorbergen und Thälern der Karpaten und Alpen. 
Bl. Ende Juni, Anf. Juli. 

R. Koehleri Wh. u. N. in Bluff u. Fingerh. Comp. Fl. Germ. I. 
681 (1825). Rub. Germ. 71 t.25. Focke Syn. Rub. Germ. 348. Rogers 
Handb. Brit. Rub. 82.. Nyman Consp. 220. Suppl. 108. 


R. Koehleri tritt in verschiedenen Formen auf, die zum Theil durch standört- 
liche Verhältnisse bedingt sind. Im Osten frieren die Schösslinge stärker zurück 
und die im nächsten Sommer entwickelten Blüthenstände pflegen dann länger und 
bis oben durchblättert zu sein. Im Schatten sind die Blattunterflächen wenig be- 
haart, bei Lichtstellung dicht weichhaarig. Es lassen sich zwei oder drei Haupt- 
typen unterscheiden, die aber ohne bestimmte Grenzen in einander übergehen: 


A. eu-Koehleri. Blättehen buchtig-doppelt-gesägt, Blüthenstand lang und 
schmal, bis weit hinauf, oft bis zur Spitze durchblättert, mit sehr langen, starken, 
etwas rückwärts geneigten Nadelstacheln. Blüthen weiss. — So in Schlesien, 
Böhmen, Königreich Sachsen und Thüringen; die zerstreuten Formen der Nord- 
deutschen Ebene sind ähnlich; Im Süden und Westen treten die typischen 
Formen seltener und sehr zerstreut auf. — R. Koehleri A. eu-Koehleri Focke 
in A. u. G. Syn. VI. 598 (1902). Ueber R. Casparyi vgl. S. 180. 


B. Reuteri!). Blättchen meist schmal, grob gesägt, nicht buchtig; Blüthenstand 
meist nur am Grunde beblättert, mit ungleichen, gedrängten, aber nicht auf- 
fallend langen, zum Theil etwas gebogenen Stacheln. Blüthen weiss oder blass 
rosa. R. Koehleri B. Reuteri Focke in A. u. G. Syn. VI. 598 (1902). R. 
Reut. E. Mereier in Reuter Catal. pl. Geneve &d. 2. 272 (1861). Nyman Consp. 
Suppl. 108. 

Hieher gehört als kleine Form mit kurzem Blüthenstande II. brevis 
(R. brevis Gremli Beitr. Fl. Schwz. S. 33 [1870)). 

Diese Formen sind vom nördlichen Ungarn durch Oesterreich, das südliche 
Bayern, die Schweiz, Westdeutschland und Belgien verbreitet. Uebergänge zum 
Typus sind sehr häufig. Die Unterabart B. II. brevis sah ich vorzüglich aus 
der Schweiz, dem südlichen Bayern, Baden und Belgien. — Eine Abänderung 
mit rothen Griffeln scheint b. plinthostylus?2) zu sein. R. plinthostylus 
Genev. M&m. Soc. Maine-et-Loirre XXVIII. 108 (1869) nach Boulay in Rouy 
u. Camus Fl. France VI. 105. 


C. squalidus: Blättehen oberseits dunkel- und trüb-grün, oft buchtig-gesägt, die 
äusseren auffallend kurz gestielt; Blüthenstand nur unterwärts beblättert; 
Blüthen blassrosa. — Im Gebiete noch nicht unterschieden, aber kaum ganz 
fehlend. — R. Kochleri C. squalidus Focke in A. u. G. Syn. VI. 598 (1902). 
R. squalidus Genev. in M&m. Soc. Maine-et-Loire XXVIII. 281 (1869). 


Die folgenden Rassen sind mir nur unvollständig, zum Theil nur aus Be- 
schreibungen und einzelnen getrockneten Zweigen bekannt; sie bedürfen eines 
näheren Studiums. 

2. Bavaricus. Blättchen unterseits mehr oder minder grau- 
filzig, bei Lichtstellung selbst weissfilzig, im Schatten graugrün ; 
Blüthenstände zusammengesetzt, oft kurz und sparrig, mit vielen 
sicheligen Stacheln. Blüthen weiss oder blass rosa. 

Im südlichen Bayern, in Tirol und Oberösterreich. 

R. Koehleri subsp. Bavaricus Focke Syn. Rub. Germ. 351 
(1877). Nyman Consp. 220. 


1).S. II S. 172 Fussn. 1. 


2) Von rAivdog Ziegel und orölog Griffel, wegen der ziegelrothen Farbe der 
Letzteren, 


Rubus. 599 


Durch die unterseits mehr oder minder weissgrauen Blättchen auffallend, 
aber in den übrigen Eigenschaften veränderlich. Könnte aus Kreuzungen mit 
R. Caflischii und andern Subbifrondes, vielleicht auch mit R. bifrons selbst 
hervorgegangen sein. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) #1 


3. Preissmannii!). Schössling dünn, rundlich, mit pfriem- 
lichen, rückwärts geneigten Stacheln und fussförmig-5 zähligen 
Blättern; Blättehen gross, dunkelgrün, das endständige am Grunde 
seicht ausgerandet. Blüthenstand verlängert, locker, meist blattlos; 
Achsen langhaarig, nadelstachelig, mit ungleichen Stieldrüsen. Staub- 
blätter die Griffel weit überragend; Fruchtknoten filzig-kurzhaarig. 

Häufig in Wäldern bei Mariagrün nächst Graz in Steiermark 
(H aläcsy). Wohl weiter verbreitet. Eine der Beschreibung ent- 
sprechende Form fand Progel häufig in Wäldern am Waginger 
See bei Traunstein im südöstl. Bayern. Bl. Juli. 

R. Koehleri 3. Preissmannü Focke in A. u. G. Syn. 
599 (1902). R. Preissmanni Haläcsy Verh. ZBG. Wien = 
(1891) 275. 

(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) 1] 


4. saevus?) Kräftige; Schössling nebst Blattstielen fast unbehaart, 
ungleich-stachelig; Blüthenstand wie bei eu-Koehleri, locker, durch- 
blättert, mit kurzhaarigen Achsen, zerstreuten, ungleichen Stiel- 
drüsen und zahlreichen, ungleichen kräftigen Stacheln. 

Von Holuby in den Weissen Karpaten des Tren@iner Com. 
gefunden, scheint im nördlichen Ungarn weiter verbreitet. 

R. Koehleri 4. saevus Focke in A. u. G. Syn. VI. 599 (1902). 
R. saevus Holuby ÖBZ. XXIII (1873) 383. R. malefeus Holuby 
ÖBZ. XXV (1875) 314 mit unterseits graufilzigen Blättern ist mir 
unbekannt. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) [*] 


5. hostilis. Blättchen ziemlich klein gesägt, unterseits graufilzig. 
Blüthenstand ziemlich kurz, viel schwächer bewehrt als bei dem Typus 
mit ungleichen Nadelstacheln und Stieldrüsen. 

Rheinprovinz; Schwarzwald. 

R. Koehleri 5. hostilis Focke in AuG, Syn. VI. 599 (1902). 
R. hostilis P. J. Müll. u. Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. I no. 139. 

Aehnlich ist auch R. praeruptorum (Boulay Rone. Vosg. Nr. 78. 97), der 
aber ein steriler Bastard zu sein scheint. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) kl 


6. Jacqueli®). Achsen zottig; Blattunterflächen lang grauhaarig; End- 
blättchen rundlich, kurz gespitzt. — Dem R. vestitus ähnlich, 


1)78. I. S. 79 Fussn. 1. 

2) Saevus: wild, im Gegensatz zu cieur, 

3) Nach dem Pfarrer Jacgqu el, der in dem Dorfe Coinche am Westabhang 
der Vogesen wirkte, Verfasser von Topographie du Canton de Gerardmer 1852 (mit 
Pflauzenverzeichnis). 


600 Rosaceae, 


aber durch die Bestachelung sich dem R. Koehleri anreihend. Scheint 
kein unmittelbarer Bastard Koehleri X. vestitus, sondern eine be- 
ständige Mittelform zu sein. 

Schwarzwald (Götz); Vogesen, z. B. im Kleinthal bei Münster 
i. Els. (Focke). 

R. Koehleri: 6. Jacqueli Focke in A. u. G. Syn. VI. 599 
(1902). R. Jacqueli Boulay Ronces Vosg. 68 no. 50 (1867). 


(Verbreitung der Rasse: Frankreich, Depart. Vosges.) 
(Verbreitung der Art: England; Frankreich.) 


Bastarde des R. Koehleri. 


Mit R. bifrons: s. oben S. 598. 

Mit R. tomentosus: s. oben $. 498. 

Mit den G@landwulosi: hierher wahrscheinlich viele Mittelglieder, die den 
Formenkreisen des R. apricus und R, viridis nahe stehen. 

Mit R. caesius: hierher Formen der Corylifolii Sub-Glandulosi. 


Zu den Bastarden des R. Koehleri scheint auch RB. Thuringensis (Metsch 
Linn. XX VIII. 199 [1856]) zu gehören. Auf der Rappelsdorfer Kuppe in Thü- 
ringen; ähnliche Pflanzen aus Thüringen schliessen sich zum Theil vielleicht an 
diese Form an, zum Theil mögen sie zu R. pinicola oder andern Uebergangsgliedern 
in Beziehung stehen. Die zweite Stammart des R. T’huringensis mag R. radula sein. 

R. pygmaeus!) (Wh. u. Nees Rub. Germ. 93 t. 42 [1827]. Nyman Consp. 220), 
sowie R. petraeus (Köhl. in Wimm. et Grab. Fl. Sil. I. 2. 55 [1829]. Nyman 
Consp. 220) sind auf vereinzelte, muthmaasslich aus Kreuzung von R. Koehleri 
und AR. Schleicheri hervorgegangene Sträucher begründet. Derartige Formen finden 
sich hie und da vereinzelt, stimmen jedoch unter einander keineswegs genau überein, 


An R. Koehleri schliesst sich an: 

R. apricus. Mittelform zwischen R. Koehleri und R. hirtus. 
Schössling reichlich behaart und ungleich stieldrüsig, mit zahlreichen 
ungleichen, aus breiterem Grunde plötzlich verengten, rückwärts geneigten 
Stacheln. Blätter 3zählig und fussförmig 5zählig, ungleich-grob- 
und nach der Spitze zu buchtig-gesägt, unterseits auf den Nerven 
behaart, bei Lichtstellung dicht weichhaarig; Endblättchen aus gestutztem 
Grunde elliptisch. Blüthenstand mässig entwickelt, nach oben zu ge- 
drängt, mit 1- bis 3-, selten mehrblüthigen Aestchen; Achsen dicht 
behaart, mit Stieldrüsen, Drüsenborsten und ungleichen Nadel- 
stacheln dicht besetzt. Kelchblätter zur Blüthezeit zurückgebogen, 
nachher aufrecht; Staubblätter die Griffel überragend. Früchte gut 
entwickelt. 

In Waldungen und an Berglehnen. An vielen Stellen in Schlesien 
und der Oberlausitz; nördl. Böhmen; anscheinend auch sonst im König- 
reich Sachsen. Aehnliche westdeutsche Formen sind vermuthlich hibriden 
Ursprungs. Bl. Juli. 

R. apricus Wimm. Fl. v. Schles. 3. Aufl. 626 (1857). Focke 
Syn. Rub. Germ. 351. Nyman Consp. 220. Suppl. 108. 


Aus England (Surrey) sah ich getrocknete Zweige, welche ganz mit R. apricus 
übereinstimmen. 


1&1l&I 


mVel. II. S. 95 Eussn. 1. 


Rubus. 601 


Stacheln schwächer, Drüsenborsten und Drüsen mehr gedrängt als bei R. Koeh- 
leri; dazu der Blüthenstand kürzer und die Fruchtkelche aufrecht. In Tracht und 
Blattschnitt dem R. Koehleri sehr ähnlich. Schliesst sich übrigens dem R. flaceidi- 
folius und R. incultus an. Wohl nur als Gebirgsform des R. aprieus ist aufzufassen 
die Rasse: 

B. Mikaniit). Schössling mehr oder minder behaart, etwas bereift, 
mit ziemlich gleichartigen, dünnen, nadeligen Stacheln. Blätt- 
chen seicht gesägt, unterseits auf den Nerven weich behaart, 
das endständige herzeiförmig oder eiförmig; Blüthenstand kurz 
und dicht, Achsen abstehend behaart, mit zahlreichen Stieldrüsen 
und Drüsenborsten, sowie mit feinen, z. T. borstenartigen Nadel- 
stacheln. Blüthen klein; Staubblätter etwa griffelhoch, in höheren 
Gebirgslagen kürzer. Fruchtknoten filzig. Fruchtkelch aufrecht. 

In Gebirgswäldern Schlesiens. Bl. Juli. 

R. apricus B. Mikanii Focke in A. u. G. Syn. VI. 601 
(1902). R. Mikani Köhler in Wimm. u. Grab. Fl. Sil. I. 2. 56 
(1829). Nyman Consp. 220. R. hirsütus Wimm, Fl. Schles. 3. Aufl. 
627 (1857) (die stark behaarte Form). 


R. Weigelii2) (Koehl. in Wimm. u. Grab. Fl. Sil. II. 55 [1829]. Nyman 
Consp. 220). Steht dem R. hirtus noch etwas näher als B. Mikanit. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) *] 
(Verbreitung der Unterart: England.) *] 


131. (74.) R. pilocarpus ®). h. Schössling aus niedrigem Bogen 
liegend, stumpfkantig, oft etwas bereift, spärlich oder ziemlich dicht be- 
haart, mit zerstreuten Stieldrüsen und sehr ungleichen, am 
Grunde stark verbreiterten Stacheln, die grösseren derselben kräftig, 
schlank, lanzett-pfriemlich. Blätter theils 3-, theils fussförmig- 
5zählig; Blattstiel mit sicheligen Stacheln, oberseits flach; Nebenblätter 
fädlich; Blättehen ungleich-, aber nicht tief-gesägt, oberseits wenig be- 
haart, unterseits grün oder kurzhaarig-graufilzig; Endblättchen aus aus- 
gerandetem oder seicht herzförmigem Grunde schmaler oder breiter ellip- 
tisch, zuweilen fast rundlich, bald kurz-, bald lang zugespitzt. Blüthen- 
stand am Grunde unterbrochen, mit aufrecht-abstehenden, zum Theil 
trugdoldig-3blüthigen Aestchen; an der Spitze die Aestchen genähert, 
meist einblüthig, oft fast doldentraubig. Achsen locker behaart und 
ausserdem kurz filzig, mit-zahlreichen ungleichen Stieldrüsen und Drüsen- 
borsten, sowie mit schlanken, kräftigen, rechtwinkelig ab- 
stehenden, pfriemlichen Stacheln. Kelchblätter aussen 
grau- bis weissfilzig, rothdrüsig, nach dem Verblühen aufrecht, den 


1) Nach Johann Christian Mikan, * 1769 Teplitz, 7 1844 Prag, Professor 
an der Universität daselbst, bereiste mit Pohl, Spix und Martius Brasilien; 
er hat sich auch mit der einheimischen Flora beschäftigt; u. a. unterschied er in 
Hoppe’s Bot. Taschenbuch 1807. 74 zuerst Myosotis sparsiflora. 

2) Nach Johann Adam Valentin Weigel, 7 1806, Prediger in Haselbach 
bei Landeshut in Schlesien, um die Flora des Riesengebirges verdient. 

3) Von zilog Filz und xagrds Frucht. 


602 Rosaceae, 


Grund der Frucht umhüllend. Kronblätter verkehrt-eiförmig, 
rosa. Staubblätter anfangs etwa so hoch wie die Griffel, zuletzt kürzer. 
Fruchtknoten lang behaart. Früchte gut entwickelt. 

An Waldrändern und ähnlichen Standorten zerstreut. Von den 
Kleinen Karpaten in Ungarn und vom Böhmerwald längs des Nord- 
abhangs der Alpen bis zum Schwarzwald, den Vogesen und dem Jura. 
Aehnliche Formen auch in Piemont (Cottische Alpen, Seealpen). Bl. Juli. 

R. pilocarpus Gremli Beitr. Fl. Schweiz 42 (1870). Focke Syn. 
Rub. Germ. 354. Schmidely in Bull. SB. Genöve No. 4. 151 (1888). 


Ein noch nicht genügend untersuchter Formenkreis, der offenbar in eine An- 
zahl von geographisch gesonderten Unterarten zerfällt. Am besten bekannt ist mir 
die scharf ausgeprägte Unterart R. Marshalli1) (Focke u. Rogers Journ. of Bot. 
XXXIII [1895] 103) mit sehr dichter Haarbekleidung und sehr langen Nadelstacheln ; 
sie ist im Gebiete noch nicht gefunden, — Zu den kahlen östlichen Formen könnten 
nach der Beschreibung in OBZ. LXT. 1891. 147 wohl R. Kerneri2) (Borb. Vasyärm. ; 
Herb. [1884]) aus dem Eisenburger Com. in Ungarn sowie R. orthosepalus 3) (Haläesy 
Verh. ZBG. Wien XXXV [1885] 664) gehören; der letzte ist am Semmering in 
Unterösterreich gefunden. 


13. Glandulosi (P.J. Müller Pollichia XVI—XVIN. 192 [1859]. 
Focke Syn. Rub. Germ. 78, 355). Niedrig, während des Winters 
grösstentheils belaubt. Schösslinge kriechend, selten kletternd, oft be- 
reift; alle Achsen und Blattstiele mit ungleichen Stieldrüsen sowie mit 
mehr oder minder zahlreichen, ungleichen Drüsenborsten, Stachelborsten 
und Stacheln besetzt. Blüthenstand kurz oder mässig lang, unten zu- 
sammengesetzt, mit meist traubig-wenigblüthigen Aestchen, oberwärts 
einfach traubig. Blüthen klein oder mittelgross; Kronblätter schmal; 
Fruchtkelche vor der Reife meist aufrecht. — Nebenblätter hoch an- 
gewachsen, linealisch; äussere Blättchen deutlich gestielt. 


Ueber die Unterschiede von den Kochleriani s. diese (S. 592). Zu den Ra- 
dulae bilden die Formen, bei welchen Mittelgebilde zwischen Stacheln und Stiel- 
drüsen selten sind, mancherlei Uebergänge. Die Corylifolii Subglandulosi sind durch 
breitere Nebenblätter und ungestielte äussere Blättchen leicht zu unterscheiden. 

Die Systematik der Glandulosi bietet grosse Schwierigkeiten. Deutlich ge- 
trennt von den übrigen Arten sind fast nur R. thyrsiflorus, R. Schleicheri und 
R. Bellardü; selbst für diese Typen sind die unterscheidenden Merkmale keines- 
wegs scharf, lassen sich auch kaum in Beschreibungen klar zum Ausdruck bringen, 

Durch die klebrigen Ausscheidungen der Stieldrüsen werden nicht selten kleine 
Gliederthiere, namentlich geflügelte Blattläuse, festgehalten und getötet, anscheinend 
auch, wie bei Drosera, für die Ernährung der Pflanze verwerthet. Muthmasslich 
binden die Drüsen atmosphärisches Ammoniak. Vgl. ferner die Bemerkung bei den 
Radulae S. 559. 


Uebersicht über die Arten und Unterarten. 
(Vgl. auch die R. hirtus nahestehenden Glandulost.) 


A. Grössere Schösslingsstacheln breit, kräftig. 
I. Blüthenstand schmal, traubig, vor dem Aufblühen nickend. 


1) Nach Rev. Edward Sheaburn Marshall in Keevil Vicarage, Trowbridge, 
Wiltshire. 

2) S. S. 202 Fussn, 2. 

3) Von 6odög gerade, aufrecht und sepalum Kelchblatt. 


Rubus. 603 


a. Grössere Schösslingsstacheln derb, gebogen; Blüthen klein. 
R. Schleicheri. 
b. Grössere Schösslingsstacheln lanzett-pfriemlich; Blüthen an- 
sehnlich. R. Metschii. 
U. Blüthenstand ausgebreitet, zusammengesetzt. 
a, Stachelborsten und Stieldrüsen am Schössling kurz oder spärlich. 
1. Stieldrüsen am Schössling oft spärlich; Blättchen kurz ge- 


spitzt. R. Helveticus. 
2. Stieldrüsen am Schössling zahlreich, kurz; Blättchen mit 
langer, schmaler Spitze. R. cercophyllus. 


b. Stachelborsten und Stieldrüsen am Schössling sehr ungleich, 
zum Theil lang. 
1. Blättchen breit, rundlich; Blüthenstand flachgipfelig. 
a. Blattunterflächen kurzhaarig ; Endblättchen kurz gespitzt. 
R. thyrsiflorus. 
b. Blattunterflächen weich behaart; Endblättchen lang zu- 
gespitzt. R. humifusus, 
2. Blättchen eiförmige, herzeiförmig oder verkehrt -eiförmig; 
Blüthenstand nach oben verjüngt. 
a. Blättchen ungleich-grob -gesägt. 
1. Schössling ‚oberwärts scharfkantig; Stacheln fast gleich. 
R. Metschii. 
2. Schössling oberwärts stumpfkantig; Stacheln meist sehr 


ungleich. R. viridis. 

b. Blättchen klein-gesägt. — Blättchen unterseits dicht be- 
haart, in der Jugend oft grau; Kelchblätter aussen grau- 
filzig-zottig. R. saxicolus. 


® Schösslingsstacheln sämmtlich schmal, pfriemlich bis‘ borstlich. 
I. Achsen rothdrüsig oder schwarzrothdrüsig; Laub frischgrün oder 
dunkelgrün. 

a. Blättchen gross, klein-gesägt. 

1. Blättchen breit, sich oft deckend, oberseits kurzhaarig; End- 
blättehen breit herzeiförmig oder rundlich. Vel. R. Har- 
cynicus unter R. hirtus. R. crassus. 

2. Blättehen sich nicht deckend, oberseits striegelig-lJanghaarig; 
Endblättchen regelmässig-elliptisch, mit aufgesetzter, schmaler 
Spitze. R. Bellardii. 

b. Blättchen mittelgross oder klein, meist mässig tief gesägt. 

- 1. Achsen besonders im Blüthenstande, lang und dicht drüsen- 
borstig; Stacheln dünn und weich; Blüthenstand meist ziem- 
lich gedrungen. R. hirtus. 

2. Drüsenborsten zerstreut; Achsen, besonders im Blüthenstande, 
dicht nadelstachelig; Blüthenstand sehr locker, traubig oder 
sparrig-rispig. R. divexiramus. 

II. Achsen bleich rothdrüsig; Laub mattgrün. 
a. Schössling locker behaart; Staubblätter reichlich griffelhoch. 
R. serpens. 


604 Rosaceae. 


b. Schössling dicht abstehend-behaart; Staubblätter kürzer als die 
Griffel. R. chlorostachys. 


Vgl. ferner den kurzdrüsigen R. tereticaulis. 


132. (75.) R. Schleicheri!). h. Halb immergrün, im Frühling mit 
spärlichem, bräunlichem Laube. Schössling am Grunde aufstrebend, meist 
in Gebüschen kletternd oder niederliegend, im unteren Theile rundlich, 
nach oben zu kantig, grün, schwach bereift, mehr oder minder behaart, 
ringsum mit gedrängten, ungleichen Stieldrüsen, Drüsenborsten, Stachel- 
chen und Stacheln besetzt. Grössere Stacheln breit aufsitzend, 
derb, kräftig, sicheligrückwärts gebogen, die kleineren mehr 
gerade, übrigens ähnlich, zurückgeneigt. Blätter überwiegend 3zählig, 
daneben häufig einige fussförmig 4- bis 5zählig, im Winter bleibend. 
Blattstiel oberseits flach, mit sicheligen Stacheln; Nebenblätter hoch an- 
gewachsen, linealisch. Blättchen fast gleich gross, ungleich-grob- 
und nach vorn zu oft eingeschnitten gesägt, oberseits dunkel- 
grün, kurzhaarig, unterseits blasser, dicht anliegend behaart; End- 
blättchen aus schmal gestutztem Grunde elliptisch, in eine ziem- 
lich scharfe Spitze auslaufend; Seitenblättchen ziemlich lang gestielt, oft ge- 
lappt. Blüthenstand mässig lang, schmal, oft mit geknickter Achse, 
vor dem Aufblühen nickend, oberwärts traubig; untere Aestchen 
entfernt, achselständig, traubig-wenigblüthig, die oberen abstehend. Achsen 
dicht behaart, mit zahlreichen, den Filz nicht überragenden 
Stieldrüsen, zerstreuten etwas längeren Drüsenborsten und feinen 
Nadelstacheln besetzt. Deckblätter lang, schmal linealisch, die unteren 
dreispaltig.. Blüthen ziemlich klein; Kelchblätter lanzettlich, aussen 
etwas graulich-grün, drüsig, oft auch nadelborstig, gegen Ende der 
Blüthezeit herabgeschlagen, nachher halb aufrecht, zur Reifezeit zurück- 
geschlagen, welkend. Kronblätter schmal, verkehrt-eilänglich, weiss. 
Staubblätter die Griffel überragend. Fruchtknoten auf dem Rücken 
filzig-kurzhaarig. Früchte kleinpflaumig, meist nur aus 10—12, mit- 
unter auch aus zahlreicheren Steinfrüchtchen zusammengesetzt, aromatisch. 

Waldränder, Gebüsche und Hecken, bis in die Dorfzäune vor- 
dringend. Von Schlesien und der Lausitz durch Sachsen, Thüringen, 
Niedersachsen und Westfalen bis zum Niederrhein verbreitet, in manchen 
Gegenden häufig. In Bayern nicht sicher nachgewiesen. Aus Ungarn 
habe ich die Pflanze neuerdings nicht gesehen, doch glaubte ich einen 
in der Matra gesammelten Zweig, der mir früher einmal durch die Hände 
ging, für R. Schleicheri halten zu müssen. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. Schleicheri Wh. in Bönngh. Prodr. Fl. Monast. 152 (1824). 
Wh. et N. Rubi Germ. p. 68 tab. 23 (inflorescentia „pietoris errore 
erecta delineata“). Focke Synops. Rub. Germ. p. 361 (non Boulay). 

R. Schleicheri Wh. in Tratt. Ros. Monogr. bezieht sich nicht auf die in den 


Rub. Germ, dargestellte Art, sondern auf eine in der Schweiz gefundene Pflanze, 
die Weihe irrthümlich für die nämliche Species hielt. 


1) 8. I S. 143 Fussn. 2. 


Rubus. 605 


(? Balkan-Halbinsel: ich besitze einen nach der zugehörigen Eti- 
kette bei Saloniki gesammelten Zweig, den ich zu keiner andern Art 
als zu R. Schleicheri stellen kann.) #1? 


Bastarde des R. Schleicheri. 
Eine muthmaassliche Bastardform ist R. pygmaeus vgl. S. 600. 


133. (76.) R. thyrsiflorus. h. Schössling liegend oder kletternd, 
nach oben zu mehr oder minder deutlich kantig, dicht oder locker be- 
haart oder ganz kahl, mit zerstreuten oder mit zahlreichen Stieldrüsen 
und Stachelborsten, sowie mit kurzen, breit aufsitzenden, rück- 
wärts geneigten oder gebogenen, meist ziemlich gleichen Stacheln. 
Blätter 3zählig oder fussförmig-5zählig; Nebenblätter tief am 
Blattstiel entspringend, schmal lineallanzettlich. Blättchen 
in der Regel breit, sich oft mit den Rändern deckend, dünnhäutig, 
grob- und ungleich-gesägt, oberseits kurzhaarig, oft fast kahl, 
_unterseits locker kurzhaarig, grün; Endblättchen aus herzförmigem 
Grunde rundlich oder breit verkehrt-eiförmig, ziemlich kurz zugespitzt. 
— Blüthenstandan den stengelständigen Zweigen unten unterbrochen, 
durchblättert, oben gedrungen, dicht, mit genäherten, abstehenden 
wenigblüthigen Aestchen; Achsen abstehend-behaart, mit ungleichen, 
grösstentheils in den Haaren verborgenen Stieldrüsen und Stachelborsten, 
sowie mit einzelnen oder zahlreichen langen Drüsenborsten, reichlich 
fein nadelstachelig. Blühende grundständige Triebe, wenn vorhanden, 
ungemein reichblüthig. Blüthen klein bis mittelgross. Kelchblätter 
graulichgrün, weiss berandet, drüsig, zur Blüthezeit und an der reifen 
Frucht zurückgeschlagen, vor der Fruchtreife meist abstehend. Kron- 
blätter elliptisch, weiss. Staubblätter meist die Griffel etwas überragend, 
zuweilen kürzer. 

In Waldungen und Gebüschen, besonders an Bächen oder in 
feuchten Gründen, im niederen Berg- und Hügellande des westlichen 
Gebiets. An der mittleren Weser, Westfalen, Rheinprovinz, Belgien, 
Rheinpfalz, Elsass, Schwarzwald, nördl. Schweiz. Nach v. Haläcsy 
auch in Böhmen und Mähren. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. thyrsiflorus Wh. u. N. in Bluff u. Fingrh. Comp. Fl. Germ. 
I. 684 (1825). Wh. u. N. Rub. Germ. 83 t. XXXIV. Focke Syn. 
Rub. Germ. 335. R. Bloxamii!) Lees in Steele Handb. field bot. 55 
(1847). Rogers Handb. Brit. Rubi 72. R. condensatus P. J. Müll. in 
Flora XLI (1858) 167. R. Rhenanus P. J. Müll. Flora XLI (1858) 
184. R. Lejeunei Godron exs. nicht Weihe u. N. 


Die Menge der längeren Stieldrüsen und Stachelborsten ist bei dieser Art sehr 
wechselnd, so dass man sie den Radulae, den Koehleriani und den Glandulosi zu- 
rechnen kann, Die Stellung bei den Glandulosi ist vorzüglich mit Rücksicht auf 
die nahe Verwandtschaft mit R. humifusus gewählt worden. Die meisten Schrift- 


1) Nach Andrew Bloxam, * 22. Sept. 1801 Rugby, 7 2. Febr. 1878 
Harborough (Leicester), Rector (Pfarrer) daselbst, Bato- und Mykolog. B. machte 
als Naturforscher 1824—5 die Reise der „Blonde“ nach Süd-America mit. 


606 Rosaceae. 


steller (Babington, Rogers, Focke Syn, Rub. Germ.) haben sie bisher bei den 
Radulae abgehandelt, ein Verfahren, welches an sich berechtigt ist, aber doch weniger 
zweckmässig, weil jene Gruppe keine wirklich nahe verwandte Art enthält. 


B. acridentulus ist eine feinstachelige, meist kleine Form, die sich in 
mancher Beziehung dem R,. foliosus nähert. Blättchen rundlich oder breit 
elliptischh am Grunde tief ausgerandet, klein gesägt, beiderseits kurzhaarig, 
Fruchtkelch sich bald aufrichtend. — Elsass, Schweiz. — R, thyrsiflorus B. 
acridentulus Focke in A. u. G. Syn. VI. 606 (1902). R. acridentulus P. J. 
Müll. in Boulay, Ronc. Vosg. no. 33, 43. _R, tiliaefolius Pierrat exs, 


Hierher gehört die Unterart: 

B. R. Helvweticus. Schössling spärlich oder ziemlich dicht be- 
haart, mit zerstreuten, manchmal nur mit vereinzelten Stiel- 
drüsen. Blätter 3 zählig, meist gross; Endblättchen breit herzeiförmig. 
Blüthenstand oft ziemlich locker, kurz oder mässig lang; Achsen 
abstehend behaart, nadelstachelig, meist mit ziemlich zahlreichen, zuweilen 
nur mit spärlichen Stieldrüsen. 

Süddeutschland, Schweiz. Selten in der Sächs. Schweiz, häufiger 
in Thüringen (auch am Südharz ?) und Bayern, sowie im Schwarzwald 
und in der nördlichen Schweiz. 

R. Helveticus Gremli Beitr. Fl. Schwz. S. 36 (1870). Focke Syn. 
Rub. Germ. 267. 


R. moravieus (Sabransky in ÖBZ. 1887 8. 405), der dicht behaarte Schöss- 
linge haben, übrigens dem R. thyrsiflorus ähnlich sein soll, ist in Mähren gefunden. 
Mir nicht bekannt. Ebenso vermag ich auch über den mährischen R. Spitzneri1) 
Sabransky OBZ. 1889. 436 nichts anzugeben. 


(Verbreitung der Unterart: Nur im Gebiete.) E 


(Verbreitung der Art: England, Nordfrankreich.) * 


Bastarde des R. ihyrsiflorus. 


Mit R. rhamnifolius: s. 8. 477. 

Mit R. hirtus und anderen Glandulosi: wahrscheinlich häufig, aber noch 
nicht näher nachgewiesen. 

Mit R. caesiws: bei Bergkirchen unweit Minden i. W. beobachtet, dem 
R. chlorophyllus ähnlich. 


134. (77) R. humifüsus. h. Schössling aus bogigem Grunde 
niederliegend, seltener kletternd, unterwärts rundlich, nach oben zu 
kantig-gefurcht, unbereift, an der Lichtseite braunroth gefärbt, meist 
wenig behaart, mit Stieldrüsen, gedrängten Stachelborsten und zerstreuten, 
sehr ungleichen, rückwärts geneigten Stacheln. Blätter 
3 zählig oder fussförmig 4—5zählig; Nebenblätter schmal, ziem- 
lich hoch entspringend; Blättchen weich, ungleich- und nach 
vorn zu buchtig-grob-gesägt, oberseits lebhaft grün, striegelhaarig, unter- 
seits blasser und reichlicher behaart, an sonnigen Standorten oft weich- 
haarig schimmernd; Endblättehen 3—4 mal länger als sein Stielchen, 
aus ausgerandetem oder herzförmigem Grunde verkehrt-eiförmig 


1) Nach Wenzel Spitzner, * 1852 Beraun (Böhmen) (br.), Professor in 
Pressburg, später in Prossnitz, hochverdient um die Flora. Mährens. 


Rubus. 607 


bis rundlich, meist breit elliptisch, mit aufgesetzter, schmaler, 
manchmal sehr langer Spitze. Blüthenzweige mit schwachen, 
rückwärts geneigten Stacheln. Blüthenstand mässig entwickelt, meist 
zusammengesetzt, etwas sparrig, nach oben kaum verjüngt, unter- 
wärts und zuweilen auch oben durchblättert, mit traubig-wenigblüthigen 
Aestchen. Achsen abstehend behaart, mit zahlreichen die Haare kaum 
überragenden und einzelnen längeren Stieldrüsen, so wie mit 
zerstreuten Drüsenborsten und Stachelborsten. Blüthen mittelgross; 
Kelchblätter aussen grün, dicht stieldrüsig und stachelborstig, zur Blüthe- 
zeit zurückgeschlagen, nachher oft aufgerichtet, bei der Fruchtreife wieder 
zurückgebogen. Kronblätter eilänglich, weiss. Staubblätter die Griffel 
überragend; Blüthenstaub reich an wohlgebildeten Körnern. Fruchtknoten 
behaart. Früchte gut entwickelt, reichpflaumig, wohlschmeckend. 

Waldungen und Hecken der Waldgegenden, vorzugsweise im niederen 
Berg- und Hügellande. Von Holstein (zwischen Hamfelde und Trittau, 
ges. von Erichsen) und dem Unterharz an durch das westliche und 
südliche Deutschland, besonders im Schwarzwald, in der Pfälzischen 
Hardt und den Vogesen verbreitet. Aus der Schweiz mir noch nicht 
sicher bekannt; in Belgien. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. humifusus Wh. u. Nees in Bluff u. Fingrh. Comp. Fl. Germ. 
I. 685 (1825). Wh. u. N. Rubi Germ. 84 t. XXXV. R. corylinus 
P. J. Müll. in Flora XLI (1858) 169. R. Betckei!) Focke Syn. Rub. 
Germ. 361 (ob Marsson ?). R. acutifrons Aug. Ley Journ. Bot. XXXI 
(1893) 13. Rogers Handb. Brit. Rubi 90. 

Dem R. thyrsiflorus ähnlich und im wesentlichen Mittelform zwischen ihm und 
R. hirtus, aber häufig ausgezeichnet durch die aufgesetzte, lange und schmale Blatt- 
spitze. Durchschnittlich mehr behaart und reicher an Drüsenborsten als R. thyrsi- 
florus, aber schwer durch ausgeprägte Merkmale abzugrenzen. Trotzdem ist die 


Bestimmung selten schwierig oder zweifelhaft, sobald man die beiden Arten einmal 
kennt. 


(England, Nord-Frankreich.) x 


Im Anschluss an R, humifusus sei hier eine Reihe von schwer zu umgrenzen- 
den Mittelgliedern zwischen den Silvatiee und Radulae einerseits, den Glandulosi 
andrerseits aufgeführt. Wenn auch manche Formen in bestimmten Gegenden eine 
erhebliche Verbreitung besitzen, kann man diesen Mittelgliedern doch nur den Rang 
von Kleinarten zuerkennen. Unter einander sind sie zu wenig übereinstimmend, 
um sie naturgemäss in eine Art einzureihen, 


R.saxteolus. Schössling stumpfkantig, spärlich behaart, mit 
zahlreichen sehr ungleichen Stieldrüsen, Drüsenborsten und Stacheln ; 
kräftige Stacheln breit aufsitzend, mit dünner Spitze, sichelig oder rück- 
wärts geneigt. Blätter theils 3zählig, theils fussförmig-5zählig; Neben- 
blätter hoch entspringend, linealisch; Blättchen derb, ziemlich 
gleichmässig klein-gesägt, unterseits dicht behaart, grün oder in 
der Jugend graugrün. Endblättehen meist breit elliptisch, bald mehr 
eiförmig, bald verkehrt-eiförmig, mit kurzer, breiter Spitze. Blüthenstand 


1) Nach Ernst Friedrich Beteke, 7 1865 Pentzlin in Mecklenburg, Arzt 
daselbst. Schrieb im Meckl. Arch. IV. 73 (1850): Beschreibung der Mecklenb. 
Brombeersträucher. 


608 Rosaceae. 


bei voller Entwickelung zusammengesetzt und durchblättert; Achsen 
dicht behaart, mit gedrängten Stieldrüsen, einzelnen Drüsenborsten und 
vielen rückwärts geneigten, pfriemlichen oder nadeligen Stacheln. Kelch- 
blätter aussen graufilzig-zottig, nadelborstig, abstehend, zur Zeit der 
Fruchtreife meist zurückgeschlagen. Kronblätter ansehnlich; Staubblätter 
die Griffel überragend. 

In Bergwäldern, oft auf Felsgrund. Schwarzwald, Vogesen, Hardt, 
Eiffel, Ardennen. Bl. Juli. 

R. saxicolus P. J. Müll. in Jahresb. Poll. XVI. XVII. 202 (1859). 


Der Formenkreis dieser Klein-Art lässt sich zur Zeit noch nicht genügend 
übersehen, so dass ihre Umgrenzung unsicher bleibt. Boulay übergeht sie ganz, 
Rogers führt sie nur zweifelnd auf; Genevier schreibt ihr dagegen eine grosse 
Verbreitung in der Auvergne und den Pyrenäen zu. Vielleicht nur standörtliche 
Abänderung von R. humifusus. 


(Frankreich, England.) - =] 


R. Metschii!). Schössling kantig, nach oben zu gefurcht, etwas 
bereift, spärlich behaart, mit Stieldrüsen, Drüsenborsten, Stachelborsten 
und ziemlich kräftigen, oft fast gleichen Stacheln. Stacheln am 
Grunde des Stengels gedrängt, kurz, weiter oben etwas weiter entfernt 
stehend, aus breitem Grunde lanzettpfriemlich, gerade oder zurück- 
geneigt. Blätter theils 3zählig, theils fussförmig-5 zählig; Blättchen 
ungleich-grob-gesägt, unterseits zerstreut kurzhaarig, grün; End- 
blättchen aus abgerundetem, seltener etwas ausgerandetem Grunde läng- 
lich-eiförmig oder elliptisch, allmählich lang zugespitzt. — Blüthen- 
stand mässig lang, locker, mit entfernten, aufstrebenden, achselständigen 
unteren, unregelmässig getheilten, wenigblüthigen mittleren und. ein- 
blüthigen oberen Aestchen. Achsen kurzhaarig, mit zahlreichen ungleichen 
Stieldrüsen und Nadelstacheln. Blüthen ansehnlich. Kelchblätter nach 
dem Verblühen abstehend oder aufrecht, zur Zeit der Fruchtreife zurück- 
geschlagen. Kronblätter gross, länglich. Staubblätter die Griffel über- 
ragend; Fruchtknoten kahl. Früchte gross, länglich, sehr reich- 
pflaumig. 

In Waldungen der Vorberge und der welligen Ebenen längs des 
Nordrandes der Alpen. Oberösterreich, Salzburg, südl. Bayern, nördl. 
Schweiz. Wird auch aus Kärnten angegeben. Bl. Juli. 

R. Metschii Focke Syn. Rub. Germ. 359 (1877) z. T. 

Der Name war zwar zunächst für eine Thüringische Pflanze bestimmt, die zu- 
gehörige Beschreibung jedoch nach der Bayrischen entworfen. Da mir die Thüringische 
Form, die ich seit langer Zeit nicht gesehen habe, zweifelhaft geworden ist, halte 
ich es für richtiger, die besser bekannte Bayrische als Typus zu betrachten. 

Mittelform zwischen R. Gremlü und R. hirtus. Steht den Apieulati, Koehleriani 


und Glandulosi nahe, scheint jedoch wegen der Seltenheit trugdoldiger Aestchen im 
Blüthenstande unter den Glandulosi den richtigsten Platz. zu finden. 


[#1 
1) Nach Johann Christian Metsch, * 25. Febr. 1796 Suhl, 7 28. Juli 1856 


Schleusingen, Sanitätsrath und Kreisphysicus daselbst, Verfasser von Flora Henne- 
bergica Schleusingen 1845 und Rubi Hennebergenses (Linnaea XXVIII [1856)). 


Rubus. 609 


R. viridis. Schössling nach oben zu kantig mit gewölbten oder 
ebenen Flächen, meist kräftiger als bei R. hirtus. Blätter grösstentheils 
5zählig, in der Gestalt oft an R. macrophyllus und R. pallidus 
erinnernd. Drüsenborsten zerstreut. Blüthen weiss oder blassrosa. 

R. viridis Kaltenb. Fl. Aach. Beck. S. 284 (1845). 

Eine Sammelart, welche die zwischen R. hirtus und R. macrophyllus stehenden 
Formen umfasst. Es lassen sich 3 Rassen unterscheiden: 

A. eu-viridis. Schössling mehr oder minder behaart, mit sehr un- 
gleichen, zum Theil breit aufsitzenden Stacheln sowie mit grossen 
und kleinen Stachelhöckern und Stieldrüsen. Blätter meist fuss- 
förmig 5zählig; die grösseren Blattstielstacheln sichelig. Blättchen 
ungleich-scharf- und ziemlich tief gesägt, beiderseits anliegend fein- 
haarig; das endständige aus herzförmigem Grunde eilänglich, all- 
mählich lang zugespitzt. Blüthenstand entwickelt, locker, oberwärts 
traubig. Achsen und Blüthenstiele kurzhaarig-filzig, mit zahlreichen 
Nadelstacheln und ungleichen Stieldrüsen sowie mit zerstreuten Drüsen- 
borsten. Staubblätter die Griffel überragend. 

Waldungen am Niederrhein und in Belgien. Bl. Juli. 

R. viridis A. eu-viridis Focke in A. u. G. Syn. VI. 609 
(1902). 

Nahe verwandt, aber kahler ist R. calyculatus Kaltenb. Fl. Aach. Beck. 
283 (1845). 


(Verbreitung der Rasse: England.) * 


B. incultus. Schössling locker abstehend-behaart, mit schmal-lanzett- 
pfriemlichen, am Grunde wenig verbreiterten Stacheln. Blüthenstand 
ziemlich kurz und dicht; Achsen und Blüthenstiele filzig kurz-zottig, 
ungleich stieldrüsig und nadelstachelig. Blätter meistens gross. 

Waldungen. Im Norden der Alpenkette im Hügellande und 
in der bayerischen Ebene ziemlich verbreitet, seltener im niedrigen 
Berglande Mitteldeutschlands.. Von den Kleinen Karpaten durch 
Mähren, Oesterreich, Salzburg, Bayern, den Böhmerwald, das Rheinische 
Schiefergebirge und den Schwarzwald bis zu den Vogesen. Bl. Juli. 

R. viridis B. incultus Focke in A. u. G. Syn. VI. 609 (1902). 
R. incultus Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. 1 no. 153 (1862). Focke 
Syn. Rub. Germ. 369 (1877). 


Oft dem .R. pallidus sehr ähnlich, aber durch die ungleiche Bestachelung 
und die zahlreichen Mittelbildungen zwischen Stieldrüsen und Stacheln ver- 
schieden. Andererseits manchmal schwer von grossen Formen des A. hirtus 
zu unterscheiden. Eine Abänderung mit schmalem Blüthenstande scheint R. 
stenothyrsos Holuby in OBZ. XXV (1875) 315 zu sein. 


Verbreitune der Rasse: Nur im Gebiete. * 
{>} 


C. flaccidifolius. Schössling locker abstehend behaart, mit oft fast 
gleichen, breit aufsitzenden, kurzen Stacheln. Blätter gross; End- 
blättehen meist mit abgerundetem Grunde. Kelchblätter nach der 
Blüthe abstehend oder locker zurückgeschlagen. — Dem B. incultus 
bis auf die Stacheln sehr ähnlich. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 39 


610 Rosaceae. 


Waldungen. Von Oberschlesien (? Ratibor) an durch die Nieder- 
lausitz, Harz, Thüringen, Schwarzwald, Vogesen; wohl auch sonst. 

R. flaecidifolius P. J. Müll. Bonplaudia IX (1861) 300; ferner 
nach der Beschreibung wahrscheinlich R. Ratiboriensis Spribille 
Verh. BV. Brandenb. XLII. 169 (1900). 


(Verbreitung der Rasse: Frankreich.) x 
(Verbreitung der Klein-Art: England; Frankreich.) x 


135. (78.) R. Bellärdii!). h. Bei einigem Schutze ziemlich voll- 
ständig immergrün. Schössling stielrund, nur nach der Spitze zu un- 
deutlich kantig, bläulich bereift, sparsam behaart; die grössten Stacheln 
mit verbreitertem Grunde, Blätter 3 zählig, äusserst selten einzelne fünf- 
zählig; Blattstiel oberseits etwas gewölbt oder flach. Blättchen gross 
und einander fast gleich, ziemlich gleichmässig klein-gesägt, 
oberseits striegelhaarig, hellgrün, unterseits blasser, mit etwas reich- 
licherer Behaarung; Endblättchen elliptisch, von der Mitte an 
nach beiden Enden gleichmässig abgerundet, vorn mit aufgesetzter 
lanzettlicher, zuweilen fast lineallanzettlicher Spitze. Seitenblättchen 
ziemlich lang gestielt. Blüthenstand kurz, mit sparrigen, 2—3 blüthigen 
unteren und einblüthigen oberen Aestchen. Blüthenstiele dünn, roth- 
drüsig. Deckblätter dreispaltig, die oberen lanzettlich oder lineallanzett- 
lich. Blüthen ziemlich gross; Kelchbecher weisslich sternfilzig, reichlich 
drüsenborstig. Kronblätter spatelig. Staubblätter die grünlich weissen 
Griffel überragend. Früchte ziemlich klein, glänzend schwarz, aromatisch.. 
Fruchtsteinchen fast dreieckig. 

Auf frischem Waldboden, vorzüglich an feuchten oder quelligen 
Stellen, sowohl in den Ebenen als im Berglande; im Harz bis über 
"500 m, in den Voralpen bis gegen 1200 m ansteigend. Durch ganz 
Deutschland von Königsberg i. Pr. an verbreitet, ferner im nördlichen 
Mähren und Böhmen, in Salzburg, Vorarlberg, Belgien, der Schweiz, 
Savoyen; aus Piemont bis jetzt nur von Biella gesehen. Scheint in 
den Karpaten und in ganz Ungarn zu fehlen; über die Verbreitung 
im südlichen eisleithanischen Oesterreich vermag ich nur Haläcsy’s 
Angaben zu wiederholen: zerstreut in Oberösterreich, Unterösterreich 
und Kärnten. Bl. Juni, Anf. Juli; im Gebirge zuweilen später. 

R. Bellardi Wh. u. N. in Bluff u. Fingerh. Comp. Fl. Germ. 
I. 688 (1825). Wh. u. N. Rub. Germ. 97 t. XLIV. Focke Syn. Rub. 
Germ. 382. Rogers Handb. Brit. Rubi 86. 

Eine sehr beständige Art, durch die Blattgestalt leicht kenntlich ; doch gestatten 
nur die normalen Blätter, die dem mittleren und oberen Theile des Schösslings und 


seiner Aeste angehören, eine sichere Bestimmung. Eine in Südböhmen gefundene 


var. glaucophyllus ist von Celakovsky in Sitzungsber. böhm. Ges. Wiss. 1887 
S. 634 beschrieben. 


(Dänemark, südl. Schweden; in England nicht häufig; östl. Frank- 
reich.) &| 


1) Nach Carlo Antonio Ludovico Bellardi, * zu Cigliano 30. Juli 1741, 


f 4. Mai 1826 zu Turin, Mitarbeiter an Allioni Fl. Pedemontana. Vgl. II. S. 55 
TFussn, 1. 


Rubus. 611 


Bastarde des R. Bellardii:. 


Mit R. gratus: Mittelform; bei Lübbecke im nördl. Westfalen beobachtet. 

Mit R. macrophyllus: s. 8. 529. 

Mit R. hirtus: hin und wieder sollen Mittelformen beobachtet sein; ge- 
trocknet sind sie schwer kenntlich. 

R. Bellardii @ X caesius g' ist von mir absichtlich erzeugt. Tracht 
von R. Bellardi, aber die Seitenblättchen kaum gestielt. Ziemlich unfruchtbar. 


Wo nur R. Bellardü und R. Schleicheri mit anderen Brombeeren gesellig 
wachsen, pflegen drüsenreiche Zwischenformen selten zu sein, während R. hirtus 
in der Regel von Uebergangsgliedern zu den verschiedensten drüsigen und nicht- 
drüsigen Arten begleitet wird. 


136. (79.) R. hirtus. h. Die ganze Pflanze dicht rothdrüsig oder 
schwarzrothdrüsig, im Winter belaubt. Schössling aus flachem Bogen 
niederliegend, weithin kriechend, unten rundlich, nach der Spitze zu 
etwas kantig, meist nicht deutlich bereift, behaart oder fast kahl, mit 
gedrängten Stieldrüsen, Drüsenborsten, Nadelborsten und ungleichen, 
dünnen Stacheln. Blätter vorwiegend 3zählig, an kräftigen Stöcken 
mit eingemischten 5zähligen. Nebenblätter linealisch; Blättchen bei den 
meisten Formen ungleich-doppelt- und oft etwas buchtig- 
gesägt, oberseits striegelhaarig, unterseits ziemlich dicht behaart; End- 
blättehen aus ausgerandetem bis herzförmigem Grunde eiförmig (bei 
Harcynicus rundlich), seltener verkehrt-eiförmig, allmählich zu- 
gespitzt. Blüthenstand mässig, zuweilen ziemlich reich entwickelt, 
bald locker und hängend, bald dicht und steif aufrecht, meist nur am 
Grunde beblättert; blüthenständige Laubblätter oft oberseits rothdrüsig. 
Achsen ähnlich wie der Schössling dicht stieldrüsig, drüsenborstig 
und nadelstachelie. Blüthen ziemlich klein; Kelchblätter nach dem 
Verblühen aufgerichtet, den Grund der Frucht umfassend; Kronblätter 
schmal, weiss. 

Bergwälder durch das ganze Gebiet, hier und da auch im Hügel- 
lande; fehlt in den Ebenen, daher auch im ganzen nördlichen Flach- 
lande. Bl. Juli; in höheren Gebirgslagen bis in den August. 

R. hirtus W. K. Plant. rar. Hung. II. 150 t. 114 (1805). Wh. 
u. N. Rub. Germ. 95 t. XLIII. Im übrigen ist die Synonymik sehr 
zweifelhaft, weil der Begriff der Art bald viel weiter, bald enger ge- 
fasst ist. 


Uebersicht über die Rassen: 


A. Rothdrüsig; Staubblätter die Griffel überragend. 
I. Endblättchen etwa dreimal länger als sein Stielchen, meist ei- 


förmig, zugespitzt; Bezahnung oft grob. eu-hirtus. 
II. Endblättchen etwa doppelt so lang wie sein Stielehen, rundlich, 
fast gleichmässig klein-gesägt. . Harcynicus. 


B. Hellrothdrüsig; Staubblätter kürzer als die Griffel. 
I. Blättchen ziemlich klein gesägt, im Alter oberseits kahl. Bayert. 
C. Schwarz rothdrüsig. 


39* 


612 Rosaceae. 


I. Staubblätter die Griffel überragend; entwickelte Blüthenstände 


locker, hängend. Kaltenbachit. 
II. Staubblätter kürzer als die Griffel; Blüthenstände aufrecht. 
i Guentheri. 


A. eu-hirtus. Schössling oft reichlich behaart; alle Achsen mit 
zahlreichen, langen Drüsenborsten neben den Stieldrüsen 
und schlanken, ungleichen Stacheln. Blättchen ziemlich grob- und 
nach vorn zu ungleich-gesägt, unterseits blassgrün, auf den Nerven 
weichhaarig; Endblättchen meist aus abgerundetem oder schmal ge- 
stutztem Grunde breit elliptisch, nach vorn zu allmählich zu- 
gespitzt. Blüthenstand aufrecht. Blüthenstiele mit kurzer, abstehen- 
der Behaarung, die durch Drüsen und Borsten oft ganz verdeckt 
wird. Oberste Laubblätter oberseits meist drüsig. Kelche dicht 
rothdrüsig; Staubblätter zahlreich, die grünlichen Griffel überragend. 
Fruchtkelch aufrecht. 

In den Bergwäldern der Karpaten und ihrer Vorberge bis 
800 m Höhe, ebenso in der unteren Waldregion der Alpen und in 
allen anderen Gebirgen Oesterreich-Ungarns in vielen Formen; in 
Deutschland von Schlesien, den Lausitzer Bergen und dem Harz 
an durch alle mittel- und süddeutschen Gebirge verbreitet; in den 
Belgischen Ardennen, der Schweiz, Savoyen, den Cottischen Alpen 
(auch wohl in den Seealpen). Bl. Ende Juni, Juli. . 
R. hirtus A. eu-hirtus Focke in A. u.G. Syn. VI. 612 (1902). 
Ungemein formenreich und nicht immer scharf gegen die anderen Unter- 
arten abzugrenzen. Aendert ab in der Zahl und Länge der Drüsenborsten, in 
der Gestalt und Behaarung der Blätichen, in der Entwickelung der Blüthen- 
stände u. s. w. — Besonders auffallend sind die starken grundständigen Blüthen- 
stände, wie sie sowohl durch W.K. als durch W. N. beschrieben werden. Aber 
auch die normalen, stengelständigen Blüthenzweige sind ungemein verschieden 
entwickelt, und es ist manchmal selbst an Ort und Stelle schwierig zu ent- 
scheiden, in wie weit standörtliche Verhältnisse, Belichtung, Beschädigung des 
Schösslings, individuelle oder Rassen-Eigenthümlichkeiten eine ursächliche Be- 
deutung für derartige Erscheinungen besitzen. Die Blätter ändern in mannich- 
faltiger Weise ab. Merkwürdig sind insbesondere die gefiederten Blätter, die 
Sabransky (ÖBZ. 1892 S. 89) bei einer var. coerulescens beobachtet hat; zu 
seinen Erklärungsversuchen sei bemerkt, dass einige den europäischen Glan- 
dulosi äusserst ähnliche centralasiatische Rubi regelmässig gefiederte Blätter. 
führen. — Bei dunklerer Färbung der Drüsen und bei Schwinden der äusseren 
Staubblätter entstehen Formen, die zu R. Kaltenbachii und R. Guentheri hin- 
überleiten, doch sind derartige Mittelglieder verhältnissmässig selten und viel- 
leicht hibriden Ursprungs. 
Hunderte von Einzelgliedern aus dem Formenkreise des R. hirtus sind 
als besondere Arten beschrieben worden. Erwähnenswerth sind: 

1I. Posoniensis!) (R. Pos. Sabransky Verh. ZBG. Wien XXXVI [1886] 90), 
der sich durch hohen Wuchs, sehr üppigen Blüthenstand und schmale Blätt- 
chen auszeichnet. — Bei Pressburg. 

III. celtidifolius?2) (R. celtidifolius Focke in Gremli Beitr. Fl. Schweiz 33 
[1870]. R. chamaeceltis Kern. in Herb.). Blättchen ungleich-tief-gesägt, mit 


1) Von Posonrium, dem lat. Namen der Stadt Pressburg, ung. Pozsony. 
2) Wegen der Achnlichkeit der Blättehen und der Blüthe von Celtis australis, 


Rubus. 613 


lang vorgezogener Zuspitzung. Blüthenstand entwickelt; Stieldrüsen nur 
mässig lang; Blüthen ansehnlich. — Tirol, nördl. Schweiz, Schwarzwald. 


IV. amoenus (R. amoenus Köhler in Wimm. u. Grab. Fl, Sil. I. 2. 54 [1829]) 
ist eine rosa blühende Form mit langen Staubblättern und ohne lange Drüsen- 
borsten, von Köhler zu Hohwiese bei Schmiedeberg gefunden. — Eine roth- 
blühende Form mit verhältnissmässig kräftigen Stacheln ist von Haläcsy 
in. ÖBZ. XLII (1892) 203 als R. Topitziii) beschrieben; sie fand sich 
unweit Grein in Oberösterreich. 

Zahlreiche eng verwandte Formen erscheinen durch ziemlich wesent- 
liche Merkmale von R. hirtus getrennt. So lange indessen nicht nach- 
gewiesen ist, dass sie ihre besonderen Eigenschaften in verschiedenen Gegen- 
den und unter verschiedenen äusseren Verhältnissen beibehalten, kann man 
sie nicht als vollwerthige Arten auffassen. Wenn man geglaubt hat, sie ent- 
fernt von den Orten, an denen sie zuerst beobachtet wurden, aufzufinden, so 
hat man sie meistens nur an einzelnen Eigenschaften erkannt; die Ueber- 
einstimmung war somit unvollkommen. Es ist sehr wohl möglich, dass viele 
dieser auffallenden Formen hibriden Ursprungs sind. Bemerkenswerth und 
weiterer Beachtung zu empfehlen sind folgende dem Formenkreise des R. 
hirtus angehörige Abarten (Rassen ?): 

b. erythradönes?2). Stacheln fein, im oberen Theile des Blüthenstandes 
oft ganz fehlend; Drüsenborsten zahlreich, aber etwas kürzer als bei den 
östlichen Formen, etwa 2—3mal länger als der Querdurchmesser der 
Blüthenstielehen. Endblättehen grob gesägt, meist aus ausgerandetem 
Grunde elliptisch, lang zugespitzt, Blüthenstand an kräftigen Pflanzen 
reichblüthig, oft hängend, Lässt sich als Typus der westlichen Formen 
des R. hirtus auffassen, aber nur durch die weniger langen Drüsenborsten 
von eu-hirtus und R. Kaltenbachii einigermaassen abgrenzen. In allen 
Bergwäldern des Gebiets westlich vom Harz, Thüringer Walde, Böhmer- 
walde und den Salzburger Alpen die vorherrschende Form. — R. hirtus 
A. 2. erythradenes Focke in A. u. G. Syn. VI. 613 (1902). R. erythra- 
denes P. J. Müll. Bonpl. 1861. 288. R. anoplostachys3) P. J. Müll. a. a. O. 
292. R. orthoclados 4) Boulay Ronces Vosges no. 127. 142. R. erythrocomos 
G. Braun Hb. Rub. Germ. no. 113 und viele andere Formen sind nur 
durch unwesentliche Merkmale verschieden. R. Pierrati5) Boulay Ronces 
Vosges no. 89. 108 ist eine Abänderung mit beginnender Verlaubung der 
Kelchblätter. 

€. rubiginosus, der nach P. J. Müller in der Umgegend von Weissen- 

burg i. E. verbreitet ist, scheint demselben engeren Formenkreise anzu- 

gehören. Nach der Beschreibung sollen die Kelchblätter zurückgeschlagen 
sein, doch ist nicht erwähnt, dass dies auch an der Frucht der Fall sei. 

In der That richten sich die Kelchblätter an der Weissenburger Pflanze 

oft spät und unvollkommen auf. Wahrscheinlich wird ce. rubiginosus, als 

der ältere Name, unter Einschliessung von b. eryihradenes und allen dahin 
gehörigen Formen, sich am besten zur Bezeichnung der verbreitetsten west- 
europäischen Rasse des R. hirtus eignen. R. hirtus A. c. rubigimosus 

Focke in A. u. G. Syn. VI. 613 [1902]. R. rubiginosus P. J. Müll. in 

Flora XLII [1859] 72. 

tenuiglandulosus. Schössling dicht behaart, mit sehr langen, dünnen 

Drüsenborsten und feinen, borstenähnlichen Stacheln; Blätter 3 zählig, 

beiderseits wenig behaart; Endblättehen aus gestutztem und ausgerandetem 


= 


1) Nach Anton Topitz, * 26. März 1857 Linz (br.), Oberlehrer in St. Nicola a. D. 
bei Grein. 

2) Von &ovdodg roth und dd7w Drüse. 

3) Von dvorriog waflenlos und or«yvs Aehre. 

4) Von 6odög gerade und »/ddog Ast. 

5) Nach D. Pierrat in Saulxures im Dep. Vosges, Mitarbeiter Boulays bein 
Sammeln der Rubi der Vogesen. 


614 Rosaceae, 


Grunde schmal elliptisch, allmählich in die Spitze auslaufend. Blüthen- 
stand kurz, traubig oder mit wenigblüthigen Aestchen. Kelchblätter aussen 
mit angedrücktem, weisslichem Filz. Staubblätter etwa griffelhoch. — Wald- 
Br. aus dem niederen Berg- und Hügellande der Schweiz. — R, hirtus 
A: +d: tenuiglandulosus Focke in A. u. G. Bar VI. 613 (1902). R. tenwi- 
glandulosus Gremli in ÖBZ. XXI (1871) 9 
Kaum verschieden ist R. br A Grenli a. a. O. S. 96. 
Von R. graeilicaulis und R. Burnati durch die zahlreichen langen 
Drüsenborsten verschieden. — Hierher gehört auch 
ne Richteril), eine ähnliche, zarte Waldbrombeere mit freudig grüner 
Belaubung; sie weicht durch geringe Behaarung, etwas stärkere Stacheln 
und längere Staubblätter von R. tenuiglandulosus ab. — Bei Gloggnitz 
jr Niederösterreich nach Haläesy in ÖBZ. XL (1890) 434. — R. hirtus 
A.d. 2. Richteri Focke in A. u. G. Syn. VI. 614 (1902). 
R. tristis (Gremli in ÖBZ. XXI [1871] 97) ist feinstachelig und 
dunkellaubig, erinnert bald an kleine Formen von R. Kaltenbachü, bald 


{=} ] 


an R. chlorostachys. — Schweiz. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) IE 


B. Hareynicus?). Blätter mittelgross; Blättchen sich nicht deckend, 
die vom mittleren und oberen Theile des Schösslings entspringenden 
ziemlich gleichmässig klein-gesägt; Endblättchen etwa doppelt 
so lang wie sein Stielchen, aus ausgerandetem Grunde rundlich 
bis breit-elliptisch, mit aufgesetzter Spitze. Blüthenstand meist 
gerade, ziemlich lang, kräftig und reichblüthig. — Sonst wie R, eu- 
hirtus. Aendert nach Schmidely (exs.) mit rosa Blüthen ab. 

In Waldungen des Berg- und Hügellandes. Niederschlesien, 
Lausitz, Königr. Sachsen, Harz, Thüringen, Schwarzwald, Jura, 
westliche und nördliche Alpenthäler; nach Sabransky auch bei 
Pressburg. Bl. Juli. 

R. hirtus B. Harcynieus Focke in A. u. G. Syn. VI. 614 
(1902). H. Hercynicus G. Braun in Focke Syn. Rub. Germ. 370 
(1877). R. Hennebergensis?) Sagorski DBM. V (1887) 82 scheint 
kaum verschieden; R. hirtus Schmidely exs. 

Nach der Beschreibung scheint R. Wittingii4) Haläsey in Verh. ZBG. 
Wien XLI (1891) 271 wenig verschieden zu sein, doch sind die Blüthen gross, 
die Kronblätter eiförmig. Gefunden im Eichholzgraben unweit Villach in 
Kärnten, 

R. najas hat G. Braun in exs. eine Brombeere aus dem Okerthale im 


Harz genannt; sie scheint ein an schattigem und feuchtem Standorte wachsender 
R. Harcynicus zu sein. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) 1] 


1) Nach Karl Richter, * 1855, 7 28. Dec. 1891 Wien, um die Flora Nieder- 
Oesterreichs verdient, Verf. des brauchbaren Nachschlagewerkes Plantae Europaeae 
Tom. I. Leipzig 1890, das in erheblich verbesserter Gestalt von M. Gürke fort- 
gesetzt wird. (Tom. II. Fase. 1. 1897. 2. 1899.) 

2) Nach dem Harzgebirge ; die Schreibweise Hereynicus ist weniger empfehlens- 
werth, da die silva Hereynia der Römer irrthümlich mit dem Harz identifieirt wurde. 

3) Nach der früheren Grafschaft Henneberg in Thüringen. 

4) Nach Eduard Witting in Wien, * 2. Febr. 1834 (br.), der diese Form 
auffand. 


Rubus. 615 


C. Bayeri!). Rothdrüsig; mit fast einreihigen, die Griffel nicht 
überragenden Staubblättern. Blättchen ziemlich klein-gesägt, 
oberseits in der Jugend fein striegelhaarig, später fast kahl; End-- 
blättchen etwa 3mal länger als sein Stielchen, breit-elliptisch oder 
verkehrt-eiförmig. Blüthenstände schmal und dichtblüthig, reichlich 
nadelstachelig. Blüthen meist klein. 

An den Vorbergen und den Thalhängen der Alpen und Kar- 
paten. Bl. Juli. 

R. hirtus C. Bayeri Focke in A.u. G. Syn. VI. 615 (1902). 
R. Bayeri Focke ÖBZ. XVIII (1868) 99. Syn. Rub. Germ. 378. 

In ausgeprägter Form eine bemerkenswerthe Pflanze, die sich sowohl von 
R. eu-hirtus als von R. Guentheri auffallend unterscheidet. Ist durch Zwischen- 
formen mit R. eu-hirtus verbunden, da die kurzen Staubblätter, die das einzige 
einigermaassen scharfe Unterscheidungsmerkmal bilden, manchmal mit Eigen- 
schaften in Blattgestalt und Bewehrung verbunden sind, die auf R. Bayer: hin- 
deuten und umgekehrt. Eine solche Mittelform zwischen Bayeri und hirtus 
ist auch der ursprüngliche R. polyacanthus Gremli in ÖBZ. 1871 S. 95 von 


Luzern. Später sind von mir wie von Andern vielfach Formen des R. dwerxi- 
ramus und andere Glandulosen für R. polyacanthus gehalten worden. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) Ei 


D. Guentheri?). Schwarzrothdrüsig; Staubblätter ein- biswenig- 
reihig, niedriger als die Griffel. Laub dunkelgrün. Schösslinge 
-grün, zuweilen etwas bereift. Blüthenstand an schwachen Pflanzen 
kurz und wenigblüthig, an kräftigeren zusammengesetzt, nur am 
Grunde durchblättert, mit aufrecht-abstehenden, vielblüthigen unteren 
und kurzen, rechtwinklig abstehenden oberen Aestchen. Blüthen 
klein ; Blüthenstiele, Kelehbecher und Kelchblätter aussen weisslich- 
sternfilzig, dieht schwarzrothdrüsig. Kronblätter klein; Griffel 
meist roth, wenigstens am Grunde. 


In Bergwäldern Mitteleuropas, vorzüglich in Höhen von 500 
bis 1000 m. Karpaten, Slavonische Bergwälder, Oesterreichische 
Berggegenden, Sudeten, Riesengebirge, Lausitzer Berge, Böhmerwald, 
Bayrische Alpen, Westerwald, Schwarzwald, Vogesen, Schweizer 
Voralpen, Jura, Savoyen. Bl. Juli. 


R. hirtus D. Güntheri Focke in A. u. G. Syn. VI 615 (1902). 
R. Giintheri Wh. u. N. in Bluff u. Fingrh. Comp. Fl. Germ. 1. 
679 (1825). Rub. Germ. 63 t. 21. Focke Syn. Rub. Germ. 376. 


Aendert ab in der Bezahnung der Blättchen, in der Blattbreite und in 
der Behaarung der Achsen und Blattunterflächen. Ausgeprägte Formen sind: 


1) Nach Johann Nep. Bayer, * 20. März 1802 + 14. Febr. 1870, Eisenbahn- 
beamten, zuletzt General-Inspector, in Prag, Pest und Wien. B. lebte im Ruhestande 
als Botaniker zu Steyr in Ober-Oesterreich; er hat sich u. a, eingehend mit Tilia 
beschäftigt und gab 1869 ein Bot. Exeursionsbuch heraus. 

2) Nach Karl Christian Günther, * 1769 + 1833, Apotheker in Breslau, 
hochverdient um die Flora Schlesiens durch Herausgabe der Schlesischen Centurien 
(später mit Unterstützung von E. Schummel, s. S. 582 Fussn. 1, Wimmer, 
s. II. 2. S. 93 Fussp. 1 und Grabowski, s. S. 488 Fussn. 1). 


616 Rosaceae. 


II. Lamyi!). Blättchen schmal, grob- bis eingeschnitten-gesägt. — Verbreitete 
Bergpflanze, — R. hirtus D. II. Lamyi Focke in A. u. G. Syn. VI. 616 
(1902). R. Lamyi Genev. Monogr. ed. 2 92 (1880). 

b. erythröstachys?) (Sabransky in ÖBZ. XXXVI [1886] 289) hat einen ver- 
längerten Blüthenstand. — Hierher auch R. graeilis Holuby ÖBZ. XXIH 
(1873) 380 nicht Roxb. 

III. pseudo-Guentheri. Blättchen breit, aus herzförmigem Grunde eirundlich, 
ziemlich klein gesägt. — So in den Alpenthälern, im Schwarzwald und den 
Vogesen. — R. hirtus D. III. pseudo-Guentheri Focke in A. u. G. Syn. VI. 
616 (1902). R. pseudo-Güntheri Boulay u. Pierrat exs. Entspricht dem 
R. Harcynieus. 


Ferner gehören in den Formenkreis der Rasse D. Güntheri: 2, Reus- 
sii3) (R. Reussii Holuby ÖBZ. XXV [1875] 314), bei dem die Drüsen- 
borsten grossentheils durch lange rothe Nadelborsten ersetzt sind, in Schlesien 
(var. russatus Schwarzer in Herb.), in den Weissen Karpaten (Holuby), im 
Böhmerwald (Progel). Sabransky beschreibt ÖBZ. XLII (1892) 89 als 
m. mirabilis eine Pflanze, bei der selbst die Striegelhaare der Blattoberfläche 
in Stachelchen verwandelt sind. 

(Verbreitung der Rasse: Frankreich, insbesondere Auvergne 


und Pyrenäen; in England anscheinend sehr selten.) =] 


E. Kaltenbächii®). Schwarzrothdrüsig; Staubblätter mehr- 
reihig, beim Aufblühen die meistens rothen Griffel überragend. 
Blüthen grösser als bei R. Guentheri. — Kräftige Stöcke in Ge- 
büschen kletternd, mit vielen 5zähligen Blättern und grossen zu- 
sammengesetzten, nickenden oder hängenden Blüthenständen. 
Endblättehen an den 5zähligen Blättern seicht herzförmig, länglich, 
allmählich zugespitzt. Schwächere Formen oft nur durch die rothen 
Griffel und die dunkleren Drüsen von eu-hirtus zu sondern. Im 
Allgemeinen sind indess die Blüthenstände viel reicher entwickelt 
als bei eu-hirtus. 

In Wäldern des niederen Berg- und Hügellandes. In den 
kleinen Karpaten, in Schlesien, der Lausitz, Kgr. Sachsen, Thüringen, 
Westerwald, in der Gegend von Aachen und in den Belgischen 
Ardennen sowie weiter südwärts in Süddeutschland, der Schweiz, 
Nord- und Südtirol. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. Kaltenbachii Metsch Linnaea XXVILI (1856) 170. Focke 
Syn. Rub. Germ. 375. 


Offenbar ist E. Kaltenbachii nur eine androdynamische Form von R. 


Guentheri. Er ändert in ähnlicher Weise ab wie dieser. Der typische E. Kalten- 


bachii ist eine stattliche Pflanze mit grossen hängenden Blüthenrispen. 


II. cernuus (R. cernuus P. J. Müll. Jahresb. Pollich. XVI—XVII [1859] 194, 
293) ist nur durch dichtere Behaarung der Achsen und Blattunterflächen ver- 


1) Nach Edmund Lamy de la Chapelle, * 1804 + 23. Sept. 1886 Limoges, 
Lichenologen, Verf. von Flore du D&p. de la Haute-Vienne Limoges 1360. 

2) Von &ovieog roth und ordyvg. Aehre. 

3) Vgl. Bd. VI. S. 176 Fussn. 4, 

4) Nach Johann Heinrich Kaltenbach, * 30. Oct. 1807 Köln, 7 20. Mai 
1876 Aachen, Realschullehrer daselbst (Frings nach F. Wirtgen br.), Verfasser 
einer Flora des Aachener Beckens (1845), beschäftigte sich in späteren Jahren vor- 
zugsweise mit entomologischen Studien (Die Pflanzenfeinde aus der Klasse der 
Insecten). 


Rubus. . 617 


schieden. Aehnlich R, propendens Boulay Ronces Vosg. no. 16 p. 18, R. in- 
elinabilis Gremli OBZ. XXI (1871) 124, auch wohl R. pendulinus P. J. Müll. 
Bonpl. IX (1861) 290. — Bei R. perplexus P. J. Müll. in Focke Syn. Rub. 
Germ. 275 (1877) ist der Blüthenstand aufrecht. 


II. coloratus (R. coloratus Gremli ÖBZ. XXI [1871] 126) ist kleinblättrig, 
reichlich behaart und dicht mit dunklen Stieldrüsen sowie zerstreuten Drüsen- 
borsten versehen. — Schweiz. 


IV. iodest) (R. iodes Boulay Ronces Vosges no. 121. 137 [1869]) hat klein- 

i und scharf gesägte Blättchen, entsprechend der unter R. Güntheri genannten 
Form pseudo-Güntheri. Blüthen weiss, Vogesen. 

V. lilacinus (R. lilac. Wirtgen Hb. Rub. Rhen. ed. I. no. 152; ed. II. no. 80 
[1861]) hat im Schatten lilafarbene, in der Sonne röthliche Kronblätter 
und im Schatten „fast himmelblaue“ Staubfäden. Uebrigens durch den 
entwickelten Blüthenstand und die dunklen Drüsen dem R. Kaltenbachii 
gleichend. Im Kelberger Walde in der Eiffel; 600 m. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) El 


(Verbreitung der Art: England; Frankreich; Pyrenäen.) "x 


Bastarde des AR. hirtus. 


In Rouy u. Camus Fl, France VI. 131 führt Bonlay eine Anzahl von Kreuz- 
ungen zwischen verschiedenen Glandulosi auf. Man wird derartige Hibriden mitunter 
an Ort und Stelle beurtheilen können, aber in der Regel werden alle Versuche zur 
Ermittelung der genauen Abstammung einer einzelnen Form sehr unsichere und 
zweifelhafte Ergebnisse liefern. Wenig besser steht es in den Fällen, in welchen 
man Kreuzungen mit Arten, die den Glandulosi nahe stehen, vermuthen kann, z.B, 
solche mit R scaber, R. corymbosus, R. Menkei, den Formenkreisen des 
R. pallidus, R. foliosus u. s w. Indess verdienen Schmidely’s nach Be- 
obachtungen bei Genf gemachte Angaben Vertrauen. 

Mit grösserer Sicherheit lässt sich die Abstammung bei Kenntniss der Ver- 
hältnisse des Vorkommens erkennen, wenn es sich um Kreuzung mit fernerstehenden 
Arten handelt. Man täuscht sich aber wahrscheinlich sehr über die Beständigkeit 
der Merkmale, wenn man unterscheiden zu können glaubt, ob in einer bestimmten 
Pflanze R. serpens oder R. chlorostachys oder R. hirtus enthalten ist. Hibriden 
mit einer dieser Arten sind erwähnt unter R. plicatus, R.tomentosus, R. bi- 
frons, R. rudis (napephilus), an getrockneten Zweigen glaube ich auch solche 
mit R. thyrsanthus erkannt zu haben. 


Ueber die Bastarde mit R. eacsius vgl. die Corylifolii Sub-Glandulosi. 


An .R. hirtus reihen sich mehrere Formenkreise, welche nicht wohl als Unter- 
arten jener Gesammtart aufgefasst werden können, welche aber andererseits auch 
nicht genügend ausgeprägt erscheinen, um als selbständige Arten zu gelten, Vor- 
läufig lassen sie sich am besten anhangsweise neben R. hırtus aufführen. 


Uebersicht über die dem R. hirtus nahe stehenden 


Glandulost. 
A. Blätter gross, klein-gesägt; Endblättchen breit herzeiförmig. — 
Lange Drüsenborsten zahlreich. R. erassus. 


. Blätter mitteleross oder klein, meist ziemlich tief gesägt. 
I. Achsen, besonders die des Blüthenstandes, mit zahlreichen langen 
Drüsenborsten. x 


1) Zoöng veilchenfarben. 


618 Rosaceae, 


a. Blättchen länglich, beiderseits zerstreut behaart. Blüthen- 


achsen dicht nadelig. R. rirularis. 
b. Blättchen breit, oberseits fast kahl, unterseits weichhaarig 
schimmernd. R. lamprophyllus. 


II. Blüthenstand mit zerstreuten langen Drüsenborsten oder ganz 
ohne solche. ; 
a. Stieldrüsen ungleich, von mässiger Länge. 
1. Ziemlich kräftig; Endblättchen schmal verkehrt-eiförmig; 
Blüthenstand ziemlich gedrungen, feinstachelig. 
KR. serpens. 
2. Meist zart; Endblättchen meist elliptisch; Blüthenstand 
traubig oder bei grösserer Entwickelung sparrig, mit 
gedrängten, verhältnissmässig kräftigen, nadeligen und 
krummen Stacheln. FR. divexiramuus. 
b. Stieldrüsen kurz, wie bei den Radulae. 
1. Stacheln sehr fein, borstlich; Blättchen kaum zugespitzt. 
R. gracilicaulis. 
2, Stacheln am Schössling zum Theil breit aufsitzend, im 
Blüthenstande kräftig, nadelig; Blättchen mit langer, 
schmaler Spitze. R. cercophyllus. 


R. rivularis. Schössling bei der typischen Form dicht behaart. 
Blüthenstand meist reichblumig, die Achsen abstehend behaart, stieldrüsig 
und reichlich mit sehr langen, feinen Drüsenborsten und ungleichen 
Nadelstacheln besetzt. Blüthen verhältnissmässig gross, Staubblätter 
lang. Sonst wie R. eu-hirtus. 

Zuerst in Waldungen der Umgegend von Coblenz, besonders an 
Bachufern, beobachtet. — Sehr ähnliche, aber meist kahlere Formen 
finden sich in Holstein (von Friderichsen und Erichsen zu R. 
apricus gezogen) und in fast allen mittel- und süddeutschen Gebirgen, 
von der Oberlausitz an westwärts, so in Thüringen, im Harz, Wester- 
wald, Schwarzwald, Vogesen und Ardennen. Bl. Juli. 

R.rivularis P. J. Müll. u. Wirte. Hb. Rub. Rhen. ed. 1 no. 104 
(1858). Flora XLII (1859) 237. R. setiger Lefevre u. P. J. Müll. 
Jahresb. Poll. XVI—XVII (1859) 149. R. dasyacanthos ') G. Braun 
exs. in Focke Syn. Rub. Germ. 367. 

Erinnert an R. diveriramus, B. serpens und andere Glandulosi. Ob R. ri- 
vularis, in etwas weiterem Sinne aufgefasst, wirklich eine einheitliche Rasse dar- 


stellt, oder ob er aus verschiedenen Localformen besteht, die der Coblenzer Local- 
form ähnlich sehen, bleibt zweifelhaft. 


(Frankreich.) =] 


R. lamprophyllus?). Schössling mehr oder minder dicht ab- 
stehend-behaart, mit ziemlich kräftigen, pfriemlichen Stacheln. Blättchen 
oberseits frisch grün, etwas glänzend, unterseits durch 
reichliche, anliegende Behaarung schimmernd; Endblättchen 


1) Von daods dicht und &zavd«a Stachel. 
2) Von Zaungös glänzend und p%/Ao» Blatt. 


er ee 


Rubus. 619 


aus ausgerandetem Grunde verkehrt-eiförmig oder breit elliptisch, mit 
aufgesetzter, manchmal langer und schmaler Spitze. Blüthenstiele mit 
abstehender Behaarung, mit vielen langen Drüsenborsten und dünnen 
Nadelstacheln. 

Waldungen der Vorberge der Alpen in der nördlichen und west- 
lichen Schweiz; sehr ähnliche Formen auch im Norden der Östalpen, 
in Schwarzwald und Vogesen. Bl. Juli. 

R. lamprophyllus Gremli ÖBZ. XXI (1871) 94. Focke Syn. Rub. 
Germ. 381. 

In typischer Gestalt eine auffällige Form. Bei geringerer Ausbildung der Be- 
haarung auf den Blattunterflächen kann es zweifelhaft sein, ob trockene Exemplare 
zu dieser Form oder zu R. rivularis zu ziehen sind. — Ob sämmitliche hierber zu 
ziehende Formen wirklich einer einheitlichen Rasse angehören, ist ebenso zweifel- 
haft wie bei R. rivularis. Eine ähnliche Form aus dem Weidritzthale bei Press- 
burg beschrieb Sabransky (ÖBZ. XLII [1892] 57. 88) als R. Progeliüi!). Eine 
Schweizerische Localform mit kürzeren Staubblättern ist R. polyacanthus2) Gremli 
in ÖBZ. 1871 S. 95. Die in der Synops. Rub. Germ. versuchte Verbindung mit 
Süddeutschen Formen scheint nicht naturgemäss zu sein, 11 


R. gracilicaulis. Zarte kriechende Pflanzen mit sehr feinen 
Stacheln; Stieldrüsen grösstentheils kurz, etwa so lang 
wie der Querdurchmesser der Blüthenstiele; dazwischen zerstreute längere. 
Endblättchen aus schmal-gestutztem, etwas ausgerandetem Grunde rhom- 
bisch-elliptisch, ohne abgesetzte Spitze. Blüthenstand kurz, ‚oft wenig- 
blüthig, traubig, bei stärkerer Entwickelung am Grunde locker, mit 
langen, dünnen, abstehenden, 2—3blüthigen unteren und einblüthigen 
oberen Aestchen. Blüthen klein. 

R. gracilicaulis Gremli in ÖBZ. XXI (1871) 125. — R. pul- 
chellus Gremli ÖBZ. XXI (1871) 97 hat längere Staubblätter. Ob 
hierher. R. inermis Haläcsy in ÖBZ. XLII (1892) 204 (non alior.) aus 
Oberösterreich ? 


Die hierher gehörigen Formen verdanken einen Theil ihrer auffälligen Eigen- 
schaften offenbar standörtlichen Verhältnissen. Sie sind sämmtlich Waldpflanzen, 
die unter dem Einflusse besserer Belichtung und Ernährung sich kräftiger entwickeln 
werden. Der einzige Aussaatversuch, den ich mit einer hierher gehörigen Pflanze 
machen konnte, spricht indess für Beständigkeit der wesentlichen Eigenschaften, — 
Hierher gehören: 

A. eu-graeilieaulis. Schösslinge zerstreut behaart oder kahl, mit dünnen, 
nadeligen, seltener gebogenen Stacheln; Blüthenstand kurz, locker, sparrig, 
mit dünnen, abstehenden, 1—3blüthigen, unteren Aestehen, Staubblätter kürzer 
als die Griffel. — Nördl. Schweiz, Schwarzwald; ähnliche Formen auch in 
Oesterreich. — R. gracilicaulis A. eu-graeilicaulis Focke in A. u. G. Syn. VI 
619 (1902). 

B. Burnatii3). Schösslinge (bei der typischen Form) behaart, Blätter 3zählig, 
Blättchen schmal, unterseits kurzhaarig,. Blüthenstand traubig. Staub- 


1) Nach Dr. August Progel, * 2. Jan. 1829 München, 7 26. April 1889 
Waldmünchen als kgl. Bezirksarzt daselbst (Urban br.). Er bearbeitete einige 
Familien in der Flora Brasiliensis und schrieb BV. Landshut 8. (1880/1) 91—110 
und 11. Ber. (1888/9) 128—139 über Rubus. Vgl. Holler 11. Ber. BV. Landshut 
(1888/9) XXXIV. 

2) Von zoAvög viel und dxavda Stachel. 

3) Vgl. Bd! VI S. 119 Fussn. 1. 


620 Rosaceae, 


blätter griffelhoch. — Aendert ab mit kahlen Schösslingen, mit zahlreichen 
Drüsenborsten, grösseren Blüthen u. s. w. 

Vorberge der Schweizer und italienischen Alpen. 

R. graeilicaulis B. Buwrmatü Focke in A. u.G. Syn. VI. 619 (1902). R. 
Burnati A. Favrat Bull. soe. Vaud. se. nat. XXI. 26 (1881). 

Wahrscheinlich schliessen sich auch kurzdrüsige Glandulosen aus den Vor- 
bergen der Oesterreichischen Alpen und aus den Böhmischen und Süddeutschen 
Gebirgen hier an. 


(Apenninen Mittelitaliens.) I] 


R.divexiramaus?). Kleine, oft zarte Pflanze mit weithin kriechen- 
den Trieben. Schösslinge, Blüthenachsen und Blüthenstiele kurzhaarig, 
mit gedrängten Stieldrüsen und Nadelstacheln sowie mit zerstreuten 
Drüsenborsten. Blätter 3zählig; Blättchen seicht gesägt, das endständige 
von elliptischer Grundform, am Grunde gestutzt, vorn zugespitzt. Blüthen- 
stand kurz, locker, entweder wenigblüthig, traubig, oder mit langen, 
sparrig-abstehenden 2- bis 3-, selten mehrblüthigen Aestchen, von denen 
mitunter einzelne trugdoldig-3 blüthig sind. Blüthen meist klein. Kelche 
gleich den Blüthenstielen dicht nadelig. Kronblätter weiss. Staubblätter 
die grünlichen oder am Grunde rothen Griffel bald etwas überragend, 
bald kürzer. Fruchtkelch abstehend oder aufgerichtet. Stacheln meist 
kürzer und derber als bei den Formen des R. hirtus. 

An lichten Stellen der Bergwälder, besonders zwischen Steinen und 
Gestrüpp. Salzburg, südl. Bayern, Schwarzwald, Vogesen, nördl. Schweiz. 
— Bl. Ende Juni, Juli. 

R. divexiramus P. J. Müll. in Boulay Ronces Vosg. no. 30. 38 
(1866). R. Schleicheri Boulay in Rouy u. Camus F]. France VI. 111 
(1900) nicht Wh. u. N. R. horridulus P. J. Müll. in Boulay Ronces 
Vosg. no. 94. 112 (1868). 


So auffallend die gut entwickelten Formen dieser Art auch sind, so schwierig 
ist es, sie in allen Abänderungen, insbesondere auch den standörtlich bedingten, zu 
erkennen. Unter den zahlreichen Benennungen, welche die Localformen erhalten 
haben, scheint divexiramus sich für einen weiteren Formenkreis am besten zu eignen, 
weil er sich auf den Typus der Art bezieht. 


Zu R. divexiramus gehören u. a. folgende Formen: R. longipes (Boulay Bone. 
Vosg. 106 no. 87 [1869]), eine kahle Gebirgsform; R. trichopus (Boul. a. a. ©. 
144 [1869]), eine zarte, kahle, gynodynamische Schattenform; BR. apertiflorus 
(P. J. Müll. in Boulay a. a. ©. 110 no, 91 [1868]), eine kräftige, derbstachelige, 
reichlich bewehrte Form. Etwas mehr abweichend, vielleicht gekreuzt, sind R. 
sphenoideus (Boul. a. a. ©. 150 no. 137 [1869]), R. cavatifolius (P. J. Müll. in 
Bab. Journ. bot. XVI. 44 [1878]) u. a. m. Die bemerkenswertheste Abänderung ist: 

B. horridulus. Blüthenstand schmal, traubig oder zusammengesetzt, mit aufrecht- 
abstehenden 1—3blüthigen Aestchen: Blüthenstielchen kurz, nebst den Kelchen 
dicht nadelstachelig. Blättehen fast regelmässig-klein-gesägt. — R. diveriramus 

B. horridulus Focke in A. u. G. Syn. VI. 620 (1902). R. horridulus P. J. Müll. 

in Boulay Ronces Vosges no. 94. 112 (1868) nicht Hook. f. — Eine dunkel- 

drüsige Form ist R. violaceus Boulay Ronces Vosg. n. 34. 44. 

In ausgeprägter Gestalt eine auffallende und zierliche Form ; Mittelglieder 
zwischen ihr und dem eigentlichen R. divexiramus sind nicht selten; die Ver- 
breitung beider Formen ist die nämliche, 


!) Von divexus kreuzweise stehend, durcheinandergewachsen. 


Rubus. ’ 621 


C. Schnetzleril) aus der südwestlichen Schweiz (eine sehr ähnliche Pflanze sah 
ich am Vierwaldstätter See) hat allmählich lang zugespitzte Blättchen und 
einen kurzen, gedrungenen Blüthenstand; er ist durch seine grossen weissen 
Blumen ausgezeichnet. — R. diveriramus C. Schnetzleri Focke in A. u. G. 
Syn. VI. 621 (1902). R. Schnetzleri A. Favrat in Bull. soec. Vaud. se. nat. 
XXT. 119 (1881). 


(Frankreich, England.) * 


R. crassus. Blätter gross, fast nur 3zählig; Blattstiel 
kürzer als die Blättchen, auch deren Stielchen verhältnissmässig kurz. 
Blättehen derb, breit, sich oft mit den Rändern deckend, ungleich- 
mässig klein-gesägt, mit stachelspitzigen Sägezähnen, und ausserdem 
oft buchtig gross-gezähnt, beiderseits angedrückt kurzhaarig, 
zuletzt oberseits fast kahl; Endblättchen breit herzeiförmig 
oder rundlich, plötzlich kurz zugespitzt; Seitenblättichen am Grunde 
schief ausgerandet, mit kurzen Stielchen. Blüthenstand ziemlich kurz, 
mit kurzen Aestchen, nach oben zu gedrungen. Staubblätter selten 
mehr als griffelhoch, meist kürzer. — Uebrigens ähnlich dem R. eu- 
hirtus mit zahlreichen langen Drüsenborsten. 

In Bergwäldern der Karpaten, nach Westen zu bis zum Böhmer- 
wald verbreitet; Ostalpen? Scheint in den Kleinen Karpaten bei Press- 
burg zu fehlen. Bl. Juni, Juli. 

R. crassus Holuby ÖBZ. XXIII (1873) 381. 


In der Gestalt der Blätter dem Orientalischen R. platyphyllos sehr ähnlich, 
aber durch die Behaaruug verschieden, indem die Kaukasische Pflanze ganz kahle 
oder nur unterseits sternfilzige Blättehen hat. Der Typus des R. crassus scheint 
ebenso veränderlich zu sein wie der des R. hirtus; unter andern werden dahin 
gehören: 

B. begoniifolius. Blätter etwas kleiner; Staubblätter zahlreich, die Griffel über- 
ragend. — Mit dem Typus. — R. crassus B. begonüfolius Focke in A. u. G. 
Syn. VI. 621 (1902). R. begoniaefolius Holuby OBZ. XXV (1875) 315. 

C. peltifolius. Blätter kleiner, zuweilen 5 zählig; Blättehen unterseits graufilzig- 
schimmernd, zuletzt graugrün. — So im Böhmerwald und in Südtirol (von 
Sardagna). — R. crassus C. wpeltifolius Focke in A. u. G. Syn. VI. 621 
(1902). R. peltaefolius Progel in 8. Ber. BV. Landshut VIII. 107 (1882). 

Derartige Formen nähern sich zum Theil dem R. pseudo-Guentheri, R. 

Harcynicus und sonstigen breitblätterigen Typen aus dem Kormenkreise des 

R. hirtus. El 


R. serpens. Blass rothdrüsig mit bläulich-grüner Belaubung. 
Schössling bereift, mehr oder minder behaart, ungleich stieldrüsig und 
nadelstachelig, mit eingemischten zusammengedrückten, kurzen, leicht 
gekrümmten, stärkeren Stacheln. Blätter 3zählig -und fuss- 
förmig; Blättchen ungleich- aber seicht-gesägt, unterseits kurzhaarig, 
bläulichgrün oder blassgrün; Endblättehen 3—4mal länger als sein 
Stielchen, aus schmal gestutztem Grunde länglich verkehrt-eiförmig, 
seltener mehr herzeiförmig, lang zugespitzt. — Schwache Blüthenstände 
traubig, die stärkeren unten mit traubigen achselständigen Aestchen, an 


1) Nach Johann Balthasar Schnetzler, * 3. Nov. 1823 + 29. Juni 1896, 
Lehrer und Professor der Botanik zu Vevey und Lausanne. 


6223 Rosaceae. 


der Spitze traubig. Achsen filzig-kurzhaarig, mit gedrängten, den 
Filz wenig überragenden Stieldrüsen, zerstreuten Drüsenborsten 
und sehr feinen Nadelstacheln. Blüthenstielehen lang; Kelchbecher aussen 
grünlich; Kronblätter länglich; Staubblätter zahlreich, kaum höher als 
die grünlichen Griffel. 


In Waldungen des Berg- und Hügellandes, selten in der Ebene; 
im Harz mit R. Bellardii bis über 500 m, in Süddeutschland erheb- 
lich höher ansteigend. In Schleswig (ges. von Hinrichsen, Fri- 
derichsen), im Harz, der Lausitz, Prov. Posen (ges. von Spribille), 
Schlesien, in den Kleinen Karpathen (nach Sabransky); durch ganz 
Mittel- und Süddeutschland, die Belgischen Ardennen, Oesterreich, Tirol. 
Bl. Ende Juni, Juli. 


R. serpens Wh. in Lej. u. Court. Comp. fl. Belg. II. 172 (1831). 
Focke Syn. Rub. Germ. 365. Rogers Handb. Brit. Rubi 86. R. Gero- 
mensis P. J. Müll. in Flora XLI (1858) 185. R. Lusatieus Rostock 
bei Wagner Fl. Löb. Berg. Progr. (1886). 

Von R. hirtus durch die geringe Zahl und die Kürze der Drüsenborsten ver- 
schieden, ausserdem durch die kurzgestielten Endblättehen und durch die Färbung. 
Auch Blattgestalt und Behaarung zeichnen die Art aus, obgleich die Formenmannich- 


faltigkeit des R. hirtus eine durchgreifende Sonderung mittels einzelner Merkmale 
unmöglich macht. 


Wenn auch breitblätterige oder schmalblätterige Formen in einzelnen Gegenden 
vorherrschen, so hat doch eine Unterscheidung von Varietäten innerhalb dieses 
Formenkreises schwerlich irgend welchen Werth. [=] 


R. cercophyllus'). Schössling mit kurzen Borsten und Stiel- 
drüsen, sowie mit ungleichen Stacheln besetzt, von denen die stärkeren 
aus breitem Grunde lanzett-pfriemlich oder leicht gebogen sind. 
Blätter 3zählig, Blattstiel mit längeren Stieldrüsen und zum Theil 
sicheligen Stacheln; Nebenblätter klein, fädlich; Blättchen scharf ge- 
sägt, beiderseits behaart, unterseits blasser, das endständige schmal 
elliptisch, mit langer, sehr schmaler, ganzrandiger (Träufel-)' 
Spitze, die seitlichen verhältnissmässig lang gestiel. Blüthenstand 
zusammengesetzt; Aestchen und Blüthenstiele kurz-filzig, mit dünnen, 
zum Theil langen Stieldrüsen und zahlreichen, kräftigen, rechtwinkelig 
abstehenden Nadelstacheln. Kelchblätter angedrückt grau- bis 
weissfilzig, nach dem Verblühen aufrecht, den Grund der Frucht 
umschliessend. Staubblätter die Griffel überragend; Pollen reich an 
normalen Körnern. Früchte anscheinend gut entwickelt. 

Thäler der Cottischen Alpen, westlich von Turin (Rostan). 

R. cercophyllus Focke in A. u. G. Syn. VI. 622 (1902). 

Vielleicht hat diese Pflanze Bellardi vorgelegen, als er seinen R. glandu- 
losus beschrieb. Sein Vergleich der Blattspitze mit derjenigen von Ficus religiosa 
macht diese Vermuthung einigermassen wahrscheinlich ; im übrigen ist die Termino- 


logie in Bellardi’s Beschreibung zu ungenau, um eine Erkennung der Art, auf 
die sie sich bezieht, zu ermöglichen, 


1) Von #£oxog Schwanz und PoAAov Blatt, wegen der langen Blattspitze. 


Bubus. 623 


Durch die fast weissen, aufrechten Kelchblätter auffallend. Von R. pilocanpus 


durch die Bewehrung des Schösslings völlig verschieden. — Muthmaasslich eine 
selbständige Art oder Unterart; scheint von R. hirtus und R. Bellardii eben so weit 
verschieden zu sein wie R, humifusus oder R. Schleicheri. il 


137. (80.) R. ehlorostachys!). h. Bleichdrüsig, mit trüb grüner, 
im Winter bleibender Belaubung. Schössling aus bogigem Grunde 
kriechend, rundlich, kurz zottig-filzig, mit zahlreichen blassen, zum 
Theil im Filz verborgenen Stieldrüsen und ungleichen, schwachen, zu- 
rückgeneigten Nadelstacheln. Blattstiel oberseits flach; Nebenblätter 
fädlich. Blätter 3 zählig, selten einzelne unvollkommen 5zählig; Blätt- 
chen am unteren Theile des Schösslings ungleich- und nach vorn zu 
grob-gesägt, weiter oben mit ziemlich gleichmässigen, flachen 
Sägezähnen, oberseits wenig behaart, unterseits blasser, kurzhaarig; 
Endblättchen 3—4mal länger als sein Stielchen, aus schmal aus- 
gerandetem Grunde rhombisch-elliptisch, ziemlich lang zugespitzt; 
Seitenblättchen kurzgestielt, zuweilen zweilappig. — Blüthenstand 
kurz oder mässig lang, nur am Grunde beblättert, oberwärts mit ab- 
stehenden 1—3 blüthigen Aestehen. Achsen kurz zottig-filzig, mit 
zahlreichen ungleichen, gelblichen Stieldrüsen und zerstreuten, 
mitunter spärlichen, sehr feinen Stacheln. Blüthen klein; Kelch- 
blätter aussen graugrün-filzig, zur Blüthezeit zurückgeschlagen, 
später aufrecht. Kronblätter klein, länglich, weiss. Staubblätter schon 
beim Aufblühen etwas kürzer als die Griffel. Fruchtknoten filzig. 


In Waldungen des Berglandes, insbesondere der Voralpen und der 
Nachbargebirge, vorzüglich in Höhen von 300-1000 m, stellenweise 
bis 1200 m ansteigend. Nach den Oesterreichischen Batographen von 
den Kleinen Karpaten durch Mähren, Südböhmen, Nieder- und Ober- 
österreich westwärts verbreitet. In Südtirol (ges. durch v. Sardagna), 
im südl. Bayern und Württemberg (ges. durch Hegelmaier), im 
Schwarzwald (häufig), den Vorbergen der Alpen in der nördl. Schweiz, 
in den Vogesen und Belgischen Ardennen (ges. von Gravet). An- 
scheinend auch in Piemont in den Cottischen Alpen (Val Germanasca, 
ges. von Rostan). Bl. Juni, in höheren Lagen Juli. 


R. chlorostachys P. J. Müll. Bonpland. IX. 303 (1861). Boulay 
in Rouy u. Camus Fl. de Franc. VI. 115. R. brachyandrus?) Gremli 
Beitr. Fl. Schweiz 29 (1870). Focke Syn. Rub. Germ. 385. 


Die Müller’schen Namen und zugehörigen Beschreibungen beziehen sich 
grossentheils auf individuelle oder locale Formen. Es scheint mir weder richtig, 
noch zweckmässig, eine oder die andere der für die Formen einer verbreiteten Art 
vorgeschlagenen Individualbenennungen zu einem Artnamen zu erheben. Nachdem 
aber Boulay den Namen R, chlorostachys für den Typus angewendet hat, welcher 
von den Schweizerischen, Deutschen und Oesterreichischen Batographen bisher R. 
brachyandrus genannt ist, wird die Mehrzahl der Botaniker voraussichtlich den 
Namen R. chlorostachys für „älter“ und daher richtig erklären. 


1) Von xAwoög grün und ozdyvs Aehre. 
2) Von Aoaydös kurz und dvje Mann = Staubblatt. 


624 Rosaceae. 


R. chlorostachys in dem beschriebenen Umfange gehört zu den bestcharacteri- - 
sirten Arten der Glandulosi. Abänderungen und nahe verwandte Formen sind: 


R. retroflexus Boul. et Pierrat Ass. Rubol. no.518. Kaum abweichend. — Vogesen, 


B. leptopetalus!) (R. leptopetalus Focke in Gremli Beitr. Fl. Schwz. 28 [1870]) 
ist etwas drüsenreicher und hat nicht grünliche, sondern röthlich gelbe Staub- 
beutel. — Zürich, h 

C. renifrons (R. brachyandrus subsp. renifrons Sabransky OBZ. XLII [1892] 
55) Blättehen tief herzförmig, breiter als lang, beiderseits lebhaft hellgrün. — 
Com. Pressburg. 

D. populifolius (R. brachyandrus subsp. populifolius Sabransky ÖBZ. XLII [1892] 
56). Blättchen nahe über dem Grunde am breitesten, rautenförmig oder drei- 
eckig-eiförmig, oberseits reichlicher behaart, als unterseits. Blüthenstand und 
Kelche dicht bestachelt; Fruchtknoten kahl. — Im Weidritzthale, Com. Pressburg. 

E. polytrichus?) (R. hirtus. var. polytrichus Progel 8. Ber. bot. Ver. Landshut 102 
[1882]) hat eine viel längere, zottig-filzige Behaarung als der Typus; Staub- 
blätter die grünen oder rothen Griffel überragend. — Böhmerwald, Gegend von 
Traunstein. 

Unter den Namen R. Re ,„ R. comexifolius und R. spinulicaulis 
hat P. J. Müller (Bonplandia IX [1861] 302—305) kahlere, rundblätterige 
Formen aus der Verwandtschaft des R. chlorostachys beschrieben. Vielleicht 
Hibriden. 

R. tardijlorus (Focke in Gremli Beitr. Fl. Schwz. 29 [1870]) ist ursprüng- 
lich nur an einer Stelle bei Schaffhausen gefunden worden und könnte wohl 
ein R. chlorostachys X rudis sein. Formen von andern Fundorten, die mit 
R. tardiflorus verglichen wurden, scheinen nur etwas kahlere Abänderungen 
des R. chlorostachys zu sein. 


(Frankreich.) =] 


14. Corylifölii (Focke in Abh. NV. Bremen I. 277 [1868] 
Syn. Rub. Germ. 79, 387). Schösslinge aus niedrigem Bogen kriechend, 
meist bereift; Nebenblätter in der Mitte Ferkreiterh Tanl 
zettlich; äussere Blättehen kaum gestielt; Früchte gross- 
pflaumig. Meist kurze, manchmal auch längere Stieldrüsen führend; 
Fruchtkeleh gewöhnlich abstehend oder aufrecht. 


Besteht aus R. caesius sowie aus den Mittelformen zwischen dieser Art und 
den übrigen Brombeeren nebst R. Idaeus. Manche dieser Mittelformen sind offenbar 
Bastarde und sind zum Theil bereits bei den einzelnen zweiten Stammarten erwähnt. 
Andere dagegen sind samenbeständig und zeigen sich bei beträchtlicher Verbreitung 
kaum veränderlich. Es kann indess schwerlich bezweifelt werden, dass alle diese 
Mittelformen ursprünglich hibride Abkömmlinge des R. caesius sind. Bei der Viel- 
gestaltigkeit jeder einzelnen gekreuzten Verbindung (vel. R. caesius X tomentosus) 
ist die Mannichfaltigkeit der Zwischenformen geradezu unbegrenzt. In jeder Gegend 
werden bei genauerer Untersuchung zuerst mehrere Formen der Corylifolii unter- 
schieden, an mehr oder minder weit entfernten Stellen nachgewiesen und für gute 
Arten erklärt, aber dann häuft sich bald.die Zahl der abweichenden und nicht recht 
zu deutenden Stöcke, sodass man dazu gelangt, wie es Friderichsen und 
Gelert gethan haben, ausser zahlreichen benannten Corylifolii noch einen Rubus 
centiformis und R. milliformis anzunehmen. Der von P. J. Müller gegebene Name 
„Triviales“ für diese Gruppe ist ungeeignet, weil die Americanische Art R. irivialis 
nicht dazugehört. 

Offenbar würde es richtig sein, die Corylifolii nach ihrer Abstammung sy- 
stematisch zu ordnen, aber dafür fehlt es bis jetzt an einigermassen zuverlässigen 


1) Von Zerrög dünn und zera/o» Blatt, Blumenblatt. 
2) Von moAörgıyog vielhaarig. 


Rubus. 625 


Kennzeichen. Versuche, die in dieser Richtung gemacht sind, mussten sehr bald 
zu willkürlichen Annahmen und Vermuthungen führen. Es bleibt daher vorläufig 
nichts übrig, als sich auf die Grundzüge einer Abstammungssystematik zu beschränken. 
Offenbare directe Hibride, sowie alle solche zweifelhaften Formen, welche nahezu 
oder vollständig unfruchtbar sind, können nicht als „Arten“, selbst nicht als solche 
niedrigsten Ranges, angesehen werden, sind daher von der Beschreibung ausgeschlossen 


worden. 
Im ganzen Süden des Gebiets sind die Caesius-Abkömmlinge von R. tomen- 
tosus und R. bifrons, im Mittelmeerbecken auch von R. rusticanus, vorherrschend, 
während in dem norddeutschen Tieflande solche Formen häufig sind, die auf Ab- 
kunft von R. Idaeus und R. thyrsoideus hindeuten. Noch allgemeiner verbreitet 
sind dort Rassen, welche zwar Annäherungen an R. plicatus, R. villicaulis oder R. 
pyramidalis zeigen, aber in keine bestimmte Beziehung zu einer dieser Arten ge- 
bracht werden können. 

Analoge Verhältnisse wie bei den Corylifoli finden sich bei vielen Zier- 
pflanzen, die in den Gärten absichtlich und zufällig auf’s Mannichfaltigste gekreuzt 
sind, z. B. bei Viola tricolor, den Gartenformen von Abutilon, Rosa, Rhododendron, 
Erica, Gladiolus, Nareissus u. s. w. Ebenso wie bei diesen aus vielfachen Kreuz- 
ungen hervorgegangenen Gartensorten eine genaue botanische Bestimmung der ein- 
zelnen Stöcke und Rassen unmöglich ist, muss man auch auf eine vollständige 
Systematik der Corylifolii verzichten und sich auf eine Charakteristik weniger Typen 
beschränken. 


Uebersicht über die grösseren Formenkreise, 


A. Schössling stielrund oder nur oben undeutlich kantig, stark bereift, 
mit ziemlich gleichartigen, kleinen oder pfriemlichen Stacheln. 

I. Blätter 3zählig, unterseits grün. 

a. Pollen gleichkörnig; Früchte bereift. R. caesius. 
b. Pollen ungleichkörnig, mit spärlichen normalen Körnern ; 
Früchte unbereift oder kaum bereift; Nebenblätter schmäler 
als bei R. caesius. Sub-Caesii. 

IH. Endblättehen oder Seitenblättchen oft getheilt, die jüngeren unter- 
seits meist weisslich-filzig. — Früchte meist schwarzroth. 

Sub-Idaei. 
B. Schössling oberwärts mehr oder minder deutlich kantig, bereift oder 
unbereift. 

I. Schössling ungleichstachelig, borstig und drüsenreich. Tracht 
wie bei R. hirtus oder R. Koehleri; Blüthenstand meist ungleich- 
nadelstachelig. Sub-Glandulosi. 

II. Schössling mit zerstreuten Stieldrüsen oder drüsenlos; Stacheln 
ziemlich kräftig, fast gleichartig, am Schössling kantenständig. 
a. Blättchen mässig tief- oder klein-gesägt. 

1. Blattunterflächen grün, zuweilen weichhaarig und dann in 
der Jugend grau. Sub-Silvatici. 
2. Blattunterflächen ‚sternhaarig, bei Lichtstellung lange mehr 
oder minder weisslich, zuletzt blassgrün. Endblättchen breit 


herzeiförmig oder rundlich. Sub-Discolores. 
b. Blättchen grob-gesägt. — Blüthenstand schmal. 
Sub-Thyrsoidei. 


A. R. caesius. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 40 


626 Rosaceae. 


138. (81.) R. eaesius. (Ackerbeere, Kratzbeere; dän.: Korbaer; 
rum.: Mur, Rug; russ.: Bupws3a.) h. Niedrig, sommergrün, im Herbste 
früh entlaubt. Schössling anfangs aufrecht, bald aus niedrigem Bogen 
hingestreckt, kriechend oder in Gebüschen kletternd, im Herbste reich- 
lich verzweigt und mit wurzelnden Spitzen, stielrund, bereift, kahl 
oder seltener kurzhaarig, mit zerstreuten oder gedrängten, schwachen 
und kurzen, bald mehr borstlichen, bald sicheligen, unter sich 
fast gleichen Stacheln, sowie häufig mit kurzen Stieldrüsen besetzt, 
Blätter 3zählig; Blattstiel kurzhaarig, kleinstachelig, oberseits seicht 
rinnig. Nebenblätter vom Grunde des Blattstiels entspringend, 
nach der Mitte zu stark verbreitert, nach vorn lanzettlich ver- 
schmälert. Blättchen meist dünn, grob- und ungleich-, oft eingeschnitten- 
gesägt, oberseits behaart, hellgrün, unterseits blasser, kurzhaarig; End- 
blättchen breit herzeiförmig bis eirautenförmig, auch wohl 
eiförmig oder rundlich, zuweilen 3lappig; Seitenblättchen ungestielt oder 
kaum gestielt, oft tief 2lappig. — Blüthenzweige in Bewehrung und 
Blättern den Schösslingen ähnlich; die Nebenblätter schmäler lanzett- 
lich oder lineallanzettlich. Blüthenstand in der Regel kurz und 
flachgipfelig, oft fast ebensträussig, mit wenigblüthigen, achsel- 
ständigen, oft nahe am Grunde getheilten unteren und einblüthigen 
oberen Aestchen. Blüthenstiele meist lang und dünn, an trockenen 
sonnigen Standorten kürzer. An tief entspringenden, langen Blüthen- 
zweigen die Blüthenstiele fast büschelig in den Blattachseln. Achsen 
kurzhaarig, meist mit zerstreuten, zuweilen mit gedräneten Stieldrüsen 
und feinen Stacheln. Blüthen ansehnlich. Kelchblätter aussen grün, 
kurzhaarig, oft stieldrüsig, selten stachelborstig, nach dem Verblühen 
und auch an der reifen Frucht aufrecht. Kronblätter breit ellip- 
tisch, kurz benagelt, kahl, weiss. Staubblätter zahlreich, etwa griffel- 
hoch, um Mitte der Blüthezeit weit ausgebreitet. Blüthenstaub aus 
grossen, regelmässigen Körnern gebildet. Fruchtboden und 
Fruchtknoten kahl; Griffel blassgrünlich. Früchte oft durch Febl- 
schlagen wenigpflaumig, manchmal aber auch vollkommen entwickelt; 
Steinfrüchtchen verhältnissmässig gross, schwarz, blaubereift, säuerlich. 
Fruchtsteinchen ziemlich gross, im Profil fast eiförmig, mit sichelig nach 
innen gebogener Spitze. Die Früchte fallen gewöhnlich, wie bei den 
Brombeeren, mit dem Fruchtträger verbunden ab, lassen sich aber auch 
bei einiger Vorsicht von dem stehenbleibenden Pi abheben, 
wie bei den Himbeeren. 

Auf etwas kalkführendem Boden, besonders an Waklouells und 
im Gebüsch an Bach- und Flussufern, aber auch an feuchten Felsen 
und auf Dünen der Küstengegenden, an Dorfhecken und auf mergeligen 
Aeckern. Durch das ganze Gebiet verbreitet; fehlt auf sehr kalkarmem 
Boden; in Gebirgen bis zu 1000 und 1200 m mit dem Anbau längs 
der Flussthäler vordringend. Erträgt an Flüssen und Bächen längere 
Ueberschwemmungen. 

Bl. Ende Mai, Juni; einzeln bis zum Spätherbst. 

R. caesius L. Spec. plant. ed. 1. 706 (1753). Wh. u. N. Rub. 


Rubus. 627 


Germ. 102, tab. XLVI. Focke Syn. Rub. Germ. 407. Rogers Handb. 
Brit. Rubi 97. Koch Syn. ed. 2. I. 248. Nyman Consp. 221. Suppl. 
H. 109. 

Aendert vielfach ab, so dass Gelegenheit zur Zersplitterung in viele angeb- 
liche Arten geboten war. Nach der Menge der Drüsen und Stacheln kann man 
folgende Formen unterscheiden ; 

. vulgaris mit zerstreuten Stieldrüsen und Stacheln; 

. glandulosus mit rothdrüsigen Blüthenstielen und Kelchen ; 

. armatws mit dichtbestachelten Schösslingen und Blüthenzweigen; 

. echinatus ebenso, zugleich mit igelstacheligen und drüsigen Kelchen. 


Dab» 


Unter den standörtlichen Abänderungen sind die ausgezeichnetsten: 


I. aquaticus. Schösslinge kahl; Blättchen flach und dünn, tief eingeschnitten, 
meist gelappt, unterseits locker behaart; Blüthenstiele lang und dünn; Kelche 
aussen grün. Stacheln zerstreut. — So im Ufergebüsch an Flüssen, Bächen 
und Quellen. — R. caesius aquaticus Wh. u. N. Rub. Germ. 105 (1827). 
R. caesius a. umbrosus Rehb. Fl, Germ. exe. 608 (1832). 

III. dunensis. Schösslinge flaumig-filzig, dicht bewehrt;; Blättchen klein, runzelig, 
kaum eingeschnitten-gesägt, unterseits dieht behaart. Blüthenstiele kurz, Kelche 
graugrün. Früchte sehr vollkommen. — So auf den Dünen der Nordseeinseln ; 
ähnliche Formen auch an andern trockenen Standorten. — R. caesius du- 
nensis Noeldeke Abh. NV. Bremen III. 139 (1872). 

IV. arvalis wie vorige, aber die Schösslinge meist kahl und weniger stachelig. 
— Die gewöhnliche Form des Culturlandes, — R. caesius ß. arvalis Rchb. 
Fl. Germ. exc. 608 (1832). R. caesius agrestis Wh. u. N. Rub. Germ. 106 
(1827) nicht R agrestis W. K. 

Aus wärmeren Gegenden, namentlich aus dem Orient, erhält man oft 
Formen mit aussen weissfilzigen Kelehblättern. Sie werden standörtliche Ab- 
änderungen von R. caesius sein, während ähnliche im Gebiete beobachtete 
Formen hibriden Ursprungs zu sein scheinen. 


(Fast ganz Europa mit Ausnahme des äussersten Nordens und 
Südens; Sibirien bis zum Altai.) * 


Bastarde des R. caesius. 


Kreuzungen mit R. Idaeus, R. tomentosus und R. ulmifolius (rusti- 
canus) sind bereits genauer beschrieben worden. Andere muthmaassliche Bastarde 
sind bei den betreffenden Arten erwähnt. Da jede dieser Verbindungen in mannich- 
faltigen Abänderungen vorkommt, ist ihre Deutung schon bei der Beobachtung an 
ihren natürlichen Standorten schwierig und unsicher. Auch von den samenbestän- 
digen Arten der Oorylifolii sind sie kaum anders als durch längere Uebung und 
Erfahrung zu unterscheiden. Eine einigermassen sichere Deutung getrockneter Zweige 
ist nur in Ausnahmefällen möglich. — Künstlich habe ich Bastarde des R. caesius 
(J) mit R. [daeus und R. Bellardii erzeugt. 


B. Sub-Caesii (Focke in A. u. G. Syn. VI. 625 [1902]). 
Schwache, kriechende Pflanzen mit kleinen Stacheln und dreizähligen 
' Blättern. Blüthenstaub arm an wohlgebildeten Körnern; Fruchtansatz 
sehr spärlich; Früchte unbereift, schwarz. 


Die hierher gehörigen Formen lassen sich nicht wohl als Arten betrachten, die 
den vorstehend geschilderten Arten auch nur annähernd gleichwerthig sind. Sie 
seien daher nur anhangsweise neben R. caesius erwähnt. 


? R. Acheruntinus!). Schössling rund, behaart, mit kurzen, ge- 
bogenen Stacheln. Blätter 3zählig; Blättchen unterseits grün. Blüthen- 


1) Abgeleitet von Acherusia, dem alten Namen des Lago del Fusaro. 
40* 


628 Rosaceae. 


stiele und Kelche graufilzig, mit zerstreuten Stieldrüsen, Früchte 
aus 3—5 saftarmen, schwarzen, sauren Steinfrüchtchen zusammengesetzt. 

Eine der Beschreibung entsprechende Pflanze nicht selten an Hecken, 
Weg- und Ackerrändern in Norditalien und im Canton Tessin. Bl. 
Mai, Juni. 

R. Acheruntinus Ten. Syll. Fl. Neap. 603 (1833). 

Die typische Pflanze vom Lago del Fusaro bei Neapel ist mir nicht bekannt. 
Die genaue Uebereinstimmung mit der in Norditalien häufigen, dem R. caesius sehr 
ähnlichen, wenig fruchtbaren Form bleibt daher zweifelhaft. Im Norden der Alpen 
und selbst in Norddeutschland findet man übrigens Formen, welche von den Nord- 


italienischen kaum verschieden sind. In Süditalien gilt R. caesius X tomentosus 
meist als R. Acheruntinus. 


Dem R. caesius oft noch ähnlicher sind die muthmaasslichen Kreuzungs- 
producte zwischen dieser Art und den COorylifolü. Sie finden sich überall zerstreut. 
Hierher R. Mortensenii!) (Friderichs. u. Gelert. Bot. Tidsskr. XVI. 120 [1887]). 
R. eyelophyllus?2) (Lindebg. exs.) scheint ein R. eaesius X Wahlbergii zu sein. 
Dem R. caesius sehr nahe steht auch R. carneistylus P. J. Müll. in Flora XL (1858) 
179. Kaum versehieden ist R, Mougeoti3) Billot Arch. d. F. p. 166; vgl. S. 94. 


Eine ungemein üppige, grossblüthige Pflanze aus Istrien ist von Freyn (Verh. 
ZBG. Wien XXXI [1881] 376) als R. viridulus beschrieben. Ob hierher gehörig? 
Auffallende Ueppigkeit deutet in der Regel auf hibride Abkunft, 


C. Sub-Idaei (Focke in A. u. G. Syn. VI. 625 [1902)). 
Schössling rundlich; Blätter mit Neigung zur Fiederung. 


139. (82.) R. pruinosus. h. Schösslinge rund oder nach oben 
zu rundlich, bereift, mit rings um den Stengel zerstreut-gestellten, 
nur am Grunde zusammengedrückten, kegeligen oder pfriemlichen, 
oft schwarzviolett gefärbten Stacheln. Stieldrüsen spärlich oder fehlend. 
Blätter 3zählig oder durch Theilung gefingert-5 zählig oder 7zählig, 
selten gefiedert-5zählig. Blattstiel breit gefurcht. Nebenblätter lineal- 
lanzettlich. Blättchen sich mit den Rändern deckend, das endständige 
gewöhnlich aus breit-herzförmigem Grunde eiförmig bis rund- 
lich. Blüthen meist gross, mit breiten, weissen Kronblättern. 
Kelchblätter bei fehlschlagenden oder wenigpflaumigen Früchten 
aufrecht, bei gut entwickelten abstehend, zuletzt locker zurück- 
geschlagen. Früchte schwarzroth. 

Ziemlich verbreitet im nördlichen Gebiete, zerstreut bis Mittel- 
deutschland. Bl. Juni, hier und da bis in den Juli. 

R. pruinosus Arrhenius Rub. Suec. mon. 15 (1839). 

Die erste Form aus der Reihe der Sub-Idaei wurde durch Arrhenius 1839 
unter dem Namen R. pruinosus beschrieben. Eine wesentlich abweichende, vor- 
trefflich ausgeprägte Form wurde 1869 durch Marsson als R. maximus unter- 
schieden. Sehr ähnlich ist die Pflanze, welche ich 1877 als R. maximus var. 


Visurgis bezeichnete. Zehn Jahre später wurden dann noch die Zwischenglieder 
R. simulatus und R, Warmingiüi beschrieben. 


1) Nach Herm. Mortensen, * 28. April 1825 auf der Insel Falster, von 
1856 bis 1895 Seminarlehrer in Johnstrup auf Seeland, lebt jetzt im Ruhestande 
in Kopenhagen (Östenfeld br.), hochverdient um die Flora Dänemarks. 

2) Von »v#Aog Kreis und pd4/Ao» Blatt. 

3) 8. 8. 506, Fussn. 1. 


Rubus. 629 


Die ganze Formenreihe hat grosse Aehnlichkeit mit dem vielgestaltigen Bastard 
R. caesius X Idaeus. Aus Früchten dieses Bastards erzog ich u. a. eine dem R. 
Warmingüi gleichende Pflanze. Die Möglichkeit, dass Pollen einer andern Brom- 
beere den Bastard befruchtet hatten, lässt sich allerdings nickt ausschliessen, doch 
fehlt es an allen Anhaltspunkten für diese Annahme. 

Die Unterarten des R. pruinosus lassen sich nicht scharf gegen einander ab- 
grenzen, doch sind die Endglieder der ganzen Formenreihe beträchtlich von einander 
verschieden. Friderichsen und Gelert haben sie mit den Subeaesü zu einer 
Sammelart R. centiformis vereinigt. Die Art R. prwinosus erscheint aber doch gut 
abgegrenzt und zeigt eigentlich nur zu R. dissimulans, vielleicht auch zu R. acutus, 
nähere Beziehungen. 


A. R. masximus. Schössling kräftig, kahl, mit gleich- 
förmigen, kleinen, kegelig-pfriemlichen, schwarzrothen 
Stacheln. Blätter 3zählig und gefingert-5zählig; Blättchen beiderseits 
wenig behaart, eingeschnitten-grob-sägezähnig; Endblättchen aus seicht 
herzförmigem Grunde rundlich, kurz gespitzt, Blüthenstand kurz, mit 
flaumigen Achsen, zerstreut nadelstachelig, manchmal vereinzelte Stiel- 
drüsen führend. Blüthen gross. Kelchblätter aussen grün, 
weiss berandet. Kronblätter elliptisch, meist weiss. Staubblätter reich- 
lich griffelhoch. Früchte bei der typischen Form gut entwickelt. — 
Aendert ab mit reichlich nadelstacheligen Blüthenstielen, mit weniger 
tief gesägten Blättchen u. s. w. 

Die typische Pflanze in Dünengehölzen an der Küste im westlichen 
Pommern, insbesondere auf Usedom und bei Wolgast. Sehr ähnliche 
Formen, meist weniger fruchtbar, in Mecklenburg, an der Schleswigschen 
Ostküste und in Niedersachsen. Bl. Juni. 

R. maximus Marsson Fl. Neuvorpomm. 151 (1869). R. centi- 
formis var. simulatus Friderichs. u. Gelert Bot. Tidsskr. XVI. 121 
(1887). 

Die nördlich von Bremen zerstreut vorkommende Form (B. Visurgis !) Synops. 
Rub. Germ. 406) führt vereinzelte Stachelhöcker auf dem Schössling. R. simulatus 
schliesst sich am nächsten an R. maximus an, doch stehen einige dahin gerechnete 
Formen anscheinend dem R. Warmingiü näher. Unter No. 75 der Dänisch-Schles- 
wigischen Rubi hat Gelert eine Pflanze aus Jütland vertheilt, welche derbere 
Stacheln hat als die übrigen Formen des R. pruinosus, auch in den Blüthenzweigen 
dem R. plicatus ähnlicher ist. 


R. maximus erinnert in vieler Beziehung an R. suberectus, wenn auch die 
Wuchsverhältnisse vollständig verschieden sind. 


(Verbreitung der Unterart: Südl. Schweden, Dänemark.) x] 


B. R. Warmingii?). Schössling in der Jugend, oft auch 
später, kurzhaarig-flaumig, seltener kahl, mit aus breitem Grunde nadelig- 


1) Visurgis, Name der Weser bei den Römern. 

2) Nach Joh. Eugenius Bülow Warming, * 3. Nov. 1841, Professor der 
Botanik, anfangs in Stockholm, seit 1886 in Kopenhagen, hochverdient als Syste- 
matiker, Morpholog und Pflanzengeograph. Seine Lehrbücher der Botanik (Handbuch 
der systematischen Botanik, übersetzt von Knoblauch, Berlin 1890; 2. Aufl. von 
Moebius 1902) und Lehrbuch der ökologischen Pflanzengeographie (übersetzt von 
Knoblauch, Berlin 1896; 2. Aufl. von Graebner 1902) sind auch in Deutsch- 
land hochgeschätzt. Bezüglich seiner zahlreichen z. T. als elassisch zu bezeichnen- 
den Arbeiten besonders über die biologischen Verhältnisse der Pflanze und der 
Vegetationsformationen sei auf die 2. Aufl. des letzteren Werkes verwiesen. 


630 Rosaceae, 


pfriemlichen Stacheln, manchmal mit eingemischten vereinzelten Stachel- 
höckern oder Stieldrüsen. Jüngere Blätter sehr häufig, die älteren an 
sonnigen Standorten unterseits dünn graufilzig; Bezahnung der Blätt- 
chen wechselnd, bald grob, bald ziemlich fein. Endblättchen aus herz- 
förmigem Grunde breit eiförmig, spitz oder allmählich zugespitzt. Kelch- 
blätter aussen graufilzig. — Sonst wie R. mazimus. 

In Hecken und an Gehölzrändern durch Schleswig-Holstein und 
das nördliche Niedersachsen verbreitet. Bl. Juni. 

R. Warmingii G. Jensen Bot. Tidsskr. XVI. 122 (1887). 


Hier und da gut fruchtend, meist nur wenige Steinfrüchtchen reifend. Schwankt 
in den Merkmalen zwischen R. maximus und R, eu-prwinosus. Vielleicht richtiger 
mit R. eu-pruinosus zu vereinigen. Die Behaarung der Schösslinge ist offenbar ein 
unzuverlässiges Merkmal. 


(Verbreitung der Unterart: Dänemark.) #1 


©. R. eu-pruinosus. Schössling kahl, drüsenlos, stark: bereift, 
mit zahlreichen langen, aus breitem Grunde pfriemlichen 
Stacheln. Blättchen unterseits dicht graufilzig, später graugrün, 
im Schatten blassgrün; Endblättchen breit-herzeiförmig bis rundlich. 
Blüthenstand kurz oder ziemlich lang, durchblättert; Blüthenstiele mit 
ziemlich derben, sicheligen Stacheln, oft mit kurzen Stieldrüsen. Kelch- 
blätter aussen graufilzig, an der Frucht abstehend, zuletzt zurückgeschlagen. 
Kronblätter ansehnlich, weiss oder blass rosa. Früchte lange roth bleibend, 
zuletzt fast schwarz. 

An Hecken und zwischen Steinen; die Verbreitung im Gebiete ist 
noch näher festzustellen. Durch Bengt Lidforss bei Weida in Thü- 
ringen gefunden. Wahrscheinlich weiter verbreitet, aber unabgrenzbar 
in R. Warmingii übergehend. Bl. Juni. 

R. eu-pruinosus Focke in A. u. G. Syn. VI. 630 (1902). R. 
pruinosus Arrhen. Rub. Suee. mon. 15 (1839) im engeren Sinne. 

Die ursprünglich durch Arrhenius gegebene Beschreibung bezieht sich vor- 
zugsweise auf eine zwischen Felsgeröll wachsende Sonnenform, welche sich durch 
faltige runzelige Blättchen und durch lange Blüthenstände auszeichnet. — Nach 


L. M. Neuman (Öfvers. Vet. Akad. Förh. 1887. 633) sind bei dem Schwedischen 
R. prwinosus 83—95°/o der Pollenkörner gut entwickelt. 


(Verbreitung der Unterart: Schweden.) #1 


D. R. inhorrens. Schösslinge kahl, bereift, mit zahlreichen, 
bei Sonnenformen oft gedrängten, ungleichen, aus breitem Grunde 
pfriemlichen Stacheln, meist mit eingemischten Stachelhöckern, 
Stachelborsten oder Stieldrüsen. Blätter meist 3zählig oder unvoll- 
kommen 5—7 zählig, seltener vollständig getheilt, zuweilen gefiedert- 
5zählig, Blüthenstand bald kurz, fast ebensträussig, bald verlängert, 
unterbrochen und durchblättert; Blüthenstiele mit ziemlich kräftigen, 
theils sicheligen, theils geraden Stacheln und eingemischten Stieldrüsen, 
ziemlich dicht behaart. — Kelchblätter graugrün, weiss berandet. 
Blüthen weiss, selten hellrosa. Fruchtkelch meist aufrecht, an gut ent- 
wickelten Früchten jedoch abstehend bis zurückgeschlagen. Blätter wie 


bei R. Warmingii. 


Bubus. 631 


Waldränder, Lichtungen, Hecken. Ueber einen ansehnlichen Land- 
strich zwischen Bremen und Oldenburg verbreitet. Offenbar die näm- 
liche Pflanze erhielt ich von Frauendorf bei Stettin (E. Holzfuss). 
Wohl weiter verbreitet. Bl. Juni bis in den Juli. 

R. inhorrens Focke in A. u. G. Syn. VI. 630 (1902). 


Stacheln bald mehr zerstreut und dann oft von zahlreichen kleinen Stachel- 
höckern begleitet, bald gedrängt, mit eingemischten Stieldrüsen und Drüsenborsten ; 
die stacheligsten Formen erinnern an R. diversifolius. Färbung der Stacheln im 
Sehatten bald grünlich, bald schwarzviolett, bei Sonnenstellung braunroth bis braun- 
violett. Blätter der Schattenformen meist sehr gross; die Gestalt ändert manchmal 
beträchtlich; bei einer zarten, im Kieferwalde gewachsenen Form sah ich längliche, 
am Grunde seicht und schmal ausgerandete Blättehen. Bei Beobachtung in der 
freien Natur ist die Zusammengehörigkeit aller dieser Formen zweifellos, während 
man einem zusammengeschleppten Material von trockenen Zweigen rathlos gegen- 
übersteht. R. inhorrens ist das dem A. maximus am fernsten stehende Glied der 
ganzen Formenreihe, dagegen ist eine scharfe Abgrenzung gegen R. Warmingii und 
R. eu-prwinosus schwerlich möglich. 


(Die Unterart ausserhalb des Gebiets nicht bekannt.) =] 
(Verbreitung der Art: Schweden, Dänemark.) I*] 


D. Sub-Glandulosi (Focke in A. u. G. Syn. VI. 625 [1902)). 
S. S. 453. Schösslinge rundlich, nach der Spitze zu mehr oder minder 
kantig, ungleichstachelig und reichlich stieldrüsig, in der Tracht meist 
an R. hirtus und R. Koehleri erinnernd. 

Von den Unterarten dieser Formenreihe zeigen sich einige recht beständig 
und besitzen eine ansehnliche Verbreitung. Im Allgemeinen ist indess auch in 
dieser Untergruppe die Veränderlichkeit recht gross, sodass jede zum Zweck eines 
Ueberblicks unentbehrliche Eintheilung und Gliederung als willkürlich und künst- 


lich erscheinen muss. Die Mehrzahl der Formen lässt sich in leidlich natürlicher 
Weise in zwei Reihen ordnen, die man allenfalls als Arten auffassen kann. 


Uebersieht über die Arten und Unterarten: 


A, Stacheln nadelig oder pfriemlich. R. orthacanthus. 
I. Stacheln fein, nadelig. 
a. Endblättchen elliptisch, Seitenblättehen deutlich gestielt. 
R. oreades. 
b. Endblättehen breit eiförmig bis rundlich, Seitenblättehen im 
Sommer ungestielt. R. Villarsianus. 
II. Stacheln derber, pfriemlich. 
a. Stacheln ziemlich gleichartig. 


1. Blättchen grob gesägt. R. eu-orthacanthus. 

2. Blättchen fein gesägt. R. chlorophyllus. 

b. Stacheln sehr ungleich, die grösseren breiter. — Blättchen 

grob gesägt. R. pseudopsis. 

B. Grössere Stacheln breit, lanzettlich. R. diversifolius. 
I. Stacheln derb und lang. 

a. Normale Blüthenstände verlängert, kurzästig, — Blättchen 


grob-gesägt. R. eu-diversifolius. 


632 Rosaceae. 


b. Normale Blüthenstände mit verlängerten, entfernten unteren 
Aestchen, fast ebensträussig endigend. 


1. Blättchen klein-gesägt. R. oreogiton. 
2. Blättchen ungleich tief-gesägt. R. pseudopsis. 
II. Stacheln klein und kurz. R. Jensenii. 


140. (83.) R. orthacanthus!). I. Tracht der Glandulosi. Schöss- 
linge wenig kantig. Grössere Stacheln aus oft gestrecktem, niedrigem, 
breitem Grunde plötzlich verschmälert, nadelig oder pfriemlich. 

R. orthacanthus Wimm. Fl. Schles. 3. Aufl. 626 (1857) erweitert; 
vgl. unten R. eu-orthacanthus. 


A. R. oreades?). Schössling dünn, wenig kantig, etwas behaart, 
später oft kahl, mit zerstreuten ungleichen, schmalen Stacheln und 
ziemlich zahlreichen Stachelborsten und Stieldrüsen. Blätter gross, 
3zählig, seltener unvollkommen 5zählig; Blättchen dünn, hell- 
grün, unterseits durch angedrückte Haare schimmernd, die unteren 
grob- und ungleich-, die oberen gleichmässiger gesägt; Endblättchen 
aus ausgerandetem Grunde elliptisch, lang zugespitzt, die seit- 
lichen mit kurzen, aber deutlichen Stielehen. Blüthenstand 
an kräftigen Zweigen gross, durchblättert, sehr locker, mit langen 
Aestchen und Blüthenstielen, an den kurzen oberen Zweigen gedrungener; 
Blüthenstiele drüsig und mit nadeligen oder borstenartigen Stacheln. 
Kelchblätter aussen grün, nach dem Verblühen aufrecht. Blüthen weiss. 

Lichte Waldplätze, Bachufer. Im westlichen Deutschland zerstreut, 
stellenweise häufig. Südl. Westfalen, Rheinprovinz, Schwarzwald, Vogesen ; 
nördl. Schweiz (Zürich); südl. Bayern. Bl. Juni, Juli. 

R. oreades P. J. Müll. et Wirtg. Hb. Rub. Rhen. ed. I. no. 154 
(1860). Focke Syn. Rub. Germ. 391. 


Durch die gestielten Seitenblättehen von R, Villarsianus und andern Arten 
verschieden; im Blüthenstande dem R. caesius sehr ähnlich. Eine nahe verwandte 
Form unterscheide ich als: 


B. oreöchares3). Nadelstacheln lang und dünn; Endblättechen herzeiförmig, 
Seitenblättehen sehr kurz gestielt. — So in den Vorbergen Schlesiens und in 
Thüringen, — R, oreades B. oreochares Focke in A. u. G. Syn. VI. 632 (1902). 
R. serpens einige Samnler. 

C. Frisicus#®). Stacheln kurz; Blätter oft 5zählig; seitliche Blättehen gestielt. 
So im westl. Schleswig. Drüsen nicht sehr zahlreich, sodass die Form auch 
unter Zi. nemorosus gestellt werden könnte. — R. oreades C. Frisieus Focke 
in A. u. G. Syn. VI. 632 (1902). RB. frisicus Friderichsen in Herb. 


(Verbreitung der Unterart: Mittl. Frankreich.) * 


BD. R. Villarsianus?). Schössling liegend, rundlich, wenig 
behaart, etwas bereift, mit sehr ungleichen feinen, theils pfriemlichen, 


1) Von dodög gerade und dnavdea Stachel. 

2) ’Oosıdöeg Bergnymphen. Die Genitivform müsste Oreadum heissen. 

3) Ogsioyaoiis, gern auf Bergen lebend. 

4) Nach der Landschaft Nordfriesland. 

5) 8. I. S.261 Fussn, 2. Villars unterschied ausser den Linne@’schen Rubus- 
Arten einen R. hybridus, 


Rubus. 633 


theils borstlichen Stacheln und meist zahlreichen, ungleichen Stieldrüsen 
und Drüsenborsten. Blätter fast nur 3zählig; Nebenblätter schmal 
lineallanzettlich. Blättchen breit, mit ziemlich grossen, aber nicht 
tiefen, ungleichen Sägezähnen, oberseits striegelhaarig, unterseits etwas 
reichlicher behaart, zuweilen in der Jugend weichhaarig; Endblätt- 
chen aus seicht herzförmigem Grunde breit eiförmig oder fast 
rundlich, mit kurzer, breiter Spitze. Blüthenstand meist kurz, 
unterwärts unterbrochen, oben gedrungen, rothdrüsig, aus wenigblüthigen, 
nicht selten büscheligen Aestchen. Achsen mit zahlreichen, 
dünnen, rechtwinkelig abstehenden Nadelstacheln, Stachel- 
borsten, Drüsenborsten und Stieldrüsen. Kelchblätter aussen zottig, drüsig, 
graugrün, nach dem Verblühen aufgerichtet oder abstehend ; Kronblätter 
ziemlich gross, verkehrt-eiförmig, weiss. Staubblätter reichlich griffelhoch. 
Früchte grosspflaumig 

In Waldungen der Alpenthäler und V hen in der Schweiz, in 
Savoyen und Piemont, anscheinend in den östlichen Alpen seltener. 
Bl. Juni, Anf. Juli. 

R. Villarsianus Focke in Gremli Beitr. Fl. Schwz. 28 (1870). 
Syn. Rub. Germ. 393. 

Tracht des R, hirtus, aber durch die ungestielten Seitenblättehen, die breiteren 


Nebenblätter, die abstehenden Nadelstacheln des Blüthenstandes und die breiten 
Kronblätter leicht zu unterscheiden. 


(Verbreitung der Unterart: Oestliches Frankreich.) *] 


©. R. eu-orthacanthus. Schössling kräftiger als bei R. 
Villarsianus, behaart, mit zahlreichen, ziemlich gleichartigen, geraden, 
pfriemlichen und zerstreuten, kleineren Stacheln sowie mit Drüsenborsten 
und ungleichen Stieldrüsen besetzt, behaart. Blätter ungleich-grob-säge- 
zähnig, unterseits weichhaarig, meist 5zählig; Endblättchen meist breit 
eiförmig. Blüthenstand mit langen Nadelstacheln, Borsten und Stiel- 
drüsen. Kronblätter verkehrt-eiförmig. Fruchtkelch abstehend oder 
aufrecht. 


Waldränder und Waldlichtungen, seltener in die Hecken des 
Culturlandes übergehend. Zerstreut in den Schlesischen Gebirgen, in 
Böhmen, Sachsen und Thüringen, anscheinend aber auch weiter ver- 


breitet. Bl. Juni, Anf. Juli. 


R. eu-orthacanthus Focke in A. u. G. Syn. VI 633 (1902). R. 
orthacanthus Wimm. Fl. Schles. 3. Aufl. 626 (1857). Focke Syn. 
Rub. Germ. 390 im engeren Sinne. 


Die typischen Formen sind durch Gestalt und Bezahnung der Blättehen von 
R. chlorophyllus und R. oreogiton gut zu unterscheiden. Dagegen sind die Ver- 
schiedenheiten in der Stärke und Gestalt der grösseren Stacheln wegen individueller 
Schwankungen viel weniger ausgesprochen, so dass namentlich getrocknete Exemplare 
von R. pseudopsis, R. Slesvicensis und R. oreogiton nicht immer bestimmt zu 
sondern sind. Die ausgeprägten Typen dieser Formenkreise sind aber so charak- 
teristisch, dass es unnatürlich sein würde, auf ihre Unterscheidung zu verzichten. 


(Verbreitung der Unterart: Bisher nur im Gebiete.) “1 


634 Rosaceae. 


D. R. chlorophyllus!). Meist etwas kräftiger als R. eu- 
orthacanthus, mit langen, theils nadeligen, theils pfriemlichen Stacheln. 
Belaubung schön grasgrün; Blättchen fein- und scharf-gesägt, beider- 
seits behaart; Endblättchen aus seicht ausgerandetem Grunde rundlich, 
weniger häufig breit-elliptisch, mit kurzer Spitze. Blüthenstand mit 
ziemlich kräftigen Stacheln. Blüthen ansehnlich, meist weiss. Staub- 
blätter meistens die Griffel etwas überragend. Sonst wie R. eu-orth- 
acanthus. 

Waldränder und lichte Waldplätze der Voralpen und der deutschen 
Mittelgebirge; verbreitet in der nördlichen Schweiz, im Badischen und 
Württembergischen Schwarzwalde, im Böhmerwald und Thüringerwald; 
Formen,. welche schwerlich abzutrennen sind, auch in Nordungarn, den 
Mährischen, Schlesischen und Böhmischen Gebirgen, sowie zerstreut in 
Norddeutschland. Bl. Juni. _ 

R. chlorophyllus Gremli OBZ. XXI (1871) 95. 


Hat sich samenbeständig erwiesen, Scheint durch Mittelglieder einerseits mit 
R. Villarsianus, andererseits mit R. pseudopsis und R.oreogiton verbunden, ist jedoch 
eine der am besten charakterisirten Formen unter den Corylifolii. Wahrscheinlich 
gehören hierher: 


B. fossieola. Blättehen ziemlich fein- aber entschieden doppelt- gesägt, die 
jüngeren unterseits meist mit dünnem Sternfilz. — Eine östliche, in Mähren 
und im nördl, Ungarn verbreitete Form. — R. chlorophyllus B. Jossicola Focke 
in A. u. G. Syn. VI. 634 (1902). R. fossicola Holuby ÖBZ. XXIII (1873) 381, 


C. Berolinensis?2). In allen Theilen kleiner, nadelstachelig. — So in Kiefer- 
waldungen der Mark Brandenburg. — R. chlorophyllus C. Berolinensis Focke 
in A. u. G. Syn. VI. 634 (1902). R. Berolinensis E. H. L. Krause Abh. BV. 
Brandenb. XXVI. 16 (1884). 

(Verbreitung der Unterart: Bisher nur im Gebiet). 1] 


Anhangsweise neben R. orthacanthus sei hier erwähnt: 


R. präsinus?). Eine der kleinsten Formen. Schössling grün, 
unbereift, mit zerstreuten Stieldrüsen und ungleichen, breit auf- 
sitzenden, kurzen, mehr oder minder sicheligen, braunrothen 
Stacheln. Blätter klein, theils 3-, theils 5zählige, einzelne auch mit 
getheiltem Endblättchen; Nebenblätter schmal lineallanzettlich; Blätt- 
chen sehr ungleich-gesägt, tiefgrün, die jüngsten unterseits etwas 
grauhaarig; Blüthenstand schmal, mit entfernten, achselständigen, 
kurzen unteren und gedrängten oberen Aestchen; Achsen mit 
ungleichen, theils geraden, theils sicheligen Stacheln und gedrängten, 
ungleichen Stieldrüsen, ohne Uebergangseebilde (Stachelborsten, Drüsen- 
borsten): Blüthenstiele kurz; Kronblätter elliptisch, weiss. Fruchtkelch 
aufrecht. Früchte unbereift. Samenbeständig. 

Hecken und Gehölzränder in den Kreisen Blumenthal und Oster- 
holz nördl. von Bremen. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. prasinus Focke in Abh. NV. Bremen I. 302 (1868). Syn. 
Rub. Germ. 394. 


1) Von yAwgoog grün und Pd4Ao» Blatt. 
2) Bei Berlin (Berolinum) gefunden, 
3) zodoıvog lauchgrün. 


Rubus. 635 


Weicht erheblich von R. caesius und den Corylifolii ab; zeigt keine wirk- 
lich nahe Verwandtschaft zu irgend welchen andern bekannten Brombeeren. Die 


Verbreitung ist indess sehr beschränkt. 1] 
(Verbreitung der Art: Frankreich.) *]? 


141. (84.) R. diversifolius. Meist kräftiger als die Formen des 
R. orthacanthus; Schösslinge mehr kantig, dicht bewehrt; die stärkeren 
Stacheln lanzettlich, aus breitem Grunde allmählich ver- 
schmälert. 


A. R. diversifolius. Tracht des R. Koehleri. Schössling 
dicht mit kräftigen, lanzettlichen oder sicheligen Stacheln von ungleicher 
Grösse sowie mit eingemischten Stachelchen und Stachelhöckern bewehrt, 
Stieldrüsen und Haare führend. Blätter meist fussförmig 5 zählig; Blätt- 
chen ungleich-grob-gesägt, oberseits dunkelgrün und oft gerunzelt, unter- 
seits blasser, dünn filzig und kurzhaarig; Endblättchen aus oft seicht 
herzförmigem Grunde eiförmig, zugespitzt. — Blüthenstand entwickelt, 
lang, durchblättert, oft schmal und kurzästig, an üppigen Zweigen aber 
durch längere Aestchen locker; Achsen dicht mit ungleichen Stacheln, 
Stachelborsten und Stieldrüsen besetzt. Kelchblätter aussen graufilzig, 
stachelborstig, nach dem Verblühen aufrecht, zuletzt zurückgebogen. 
Kronblätter elliptisch, weiss. 


Waldränder, Hecken im nordwestl. Gebiet; Schleswig-Holstein, 
westl. Niedersachsen, Niederrhein: Aachen, Cleve; auch in den Nieder- 
landen und in Belgien; ferner anscheinend in Savoyen: Aix-les-bains. 


Bl. Juni, Juli. 


R. diversifolius Lindl. Syn. Brit. Fl. 1. ed. 93 (1829), nicht 
Tineo Sie. 41 (1817). Rogers Handb. Brit. Rubi 93. R. myriacanthus !) 
Focke Abh. Natw. Ver. Bremen II. 467 (1877). R. hystricopsis?) 
K. Friderichsen in Herb. 

Die typische Form der Pflanze zeichnet sich durch lange, schmale Blüthen- 
stände nach Art des R. Koehleri und R. radula aus. Die Schleswig-holsteinischen 
Exemplare, welche ich gesehen habe, zeigen zum Theil einen mehr lockeren Bau 


der Rispe; übrigens kommen derartige Formen auch in England vor. — Tineo’s 
R. diversifolius gilt als verschollen. 


An R. diversifolius schliessen sich als Rassen an: 


B. imitabilis. Schössling stumpfkantig, kaum behaart, mit Stiel- 
drüsen und zahlreichen ungleichen, geraden, kräftigen Stacheln. 
Blätter 3- und 5zählig; Blättchen ziemlich klein- und regelmässig- 
gesägt, unterseits kurzhaarig und blassgrün ; Endblättchen breit und 
rundlich. — Blüthenstand meist wenigblüthig, mit zahlreichen un- 
gleichen Stieldrüsen und Stacheln. Kronblätter gross, weiss. Frucht- 
kelch aufrecht. 


1) Von uvelog sehr viel und dxavda Stachel. 
2) Von öozguf (s. S. 595) Stachelschwein und öwıs Anblick. 


636 Rosaceae. ö 
Bisher nur bei Hadersleben und Schleswig. Bl. Juni bis 
Anf. Juli. 
R. imitabilis K. Friderichsen Bot. Tidsskr. XVI. 111 (1887). 


Erinnert an R. Drejeri und R. mueronaltus. 


(Verbreitung der Rasse: Fünen.) x] 


C. pyracanthust). Mit ungleichen, zum Theil kräftigen, oft lebhaft 
rothen Stacheln, die theils gerade, theils sichelig sind. Blätter meist 
5zählig, mit kleinen, feingesägten, unterseits graufilzigen Blättchen. 
Kronblätter klein, blassrosa. Dem R. Drejeri ähnlich. 

Umgegend von Hadersleben. Bl. Juli. 
R. pyracanthus J. Lange Bot. Tidsskr. XVI. 108 (1887). 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) IE 


D. ferus. Grössere Schösslingsstacheln ziemlich gleichartig, breit und 
kräftig, die kleineren nebst den Stachelhöckern und Drüsenborsten 
bald spärlich, bald gedrängt. Blättchen scharf-doppelt-gesägt, unter- 
seits grün. Blüthenstand steif aufrecht, stets mit gedrängten braun- 
rothen, pfriemlichen und nadeligen Stacheln, Stachelborsten, Drüsen- 
borsten und Stieldrüsen, oberwärts kurz und gedrungen. Blüthen 
lebhaft rosa. Früchte zuweilen. gut ausgebildet, in der Regel bis 
auf wenige Einzelfrüchtchen fehlschlagend. 

In Hecken auf lehmigem Boden; zerstreut im westlichen Theile 
von Norddeutschland. Bl. Juni, Juli. 

R. diversifolius D. ferus Focke in A. u. G. Syn. VI. 636 
(1902). R. feroe Wh. in Bönngh. Prodr. Fl. Monast. 153 (1824). 
R. dumetorum ö. feroe Wh. et N. Rub. Germ. 100 tab. 45 B. 
R. horridus Focke Syn. Rub. Germ. 403 (an Schultz Starg.?) 
R. polycarpus G. Braun exs. 


Weshalb gerade diese in Südwestdeutschland keinenfalls häufige Form für 
R. spinosissimus P. J. Müll. ausgegeben wird, ist mir nicht bekannt. 


Die für diese Form gebräuchlichen Namen ferox, horridus und poly- 
carpus?) sind sämmtlich sehr anfechtbar und bleiben zweckmässig anderen 
Arten vorbehalten. Ich schlage daher die Abänderung des ältesten Namens 
Jferox in ferus vor. 


(Verbreitung der Rasse: Dänemark, England.) *] 
(Verbreitung der Unterart: Irland; England; Dänemark.) *] 


B. R. oreogiton?). Schössling nach oben zu stumpfkantig- 
kaum behaart, mit gedrängten, ungleichen Stacheln und spärlichen oder 
zahlreichen Stachelhöckern, Drüsenborsten und Stieldrüsen; grössere 
Stacheln kräftig, theils pfriemlich, theils lanzettlich. Blätter vor, 
wiegend 5zählig; Blättehen ungleich-, klein- oder mässig tief- 


1) Von zög Feuer und dxavd«, Stachel. 

2) G. Braun hat auf eine irrige Bestimmung Braeucker’s hin diese 
Pflanze für Holuby’s R. polycarpus gehalten. Vgl. oben S. 584. 

3) 8. S. 167 Fussn. 1. 


Rubus. 637 


gesägt. Endblättchen herzeiförmig, zugespitz. Blüthen- 
stand entwickelt, locker, mit dicht nadelstacheligen und ungleich- 
drüsigen Achsen. Blüthen gross; Kelchblätter aussen graugrün, nach 
dem Verblühen aufgerichtet; Kronblätter weiss, seltener rosa; Staub- 
blätter die Griffel überragend. 

Hecken und Waldränder an den Vorbergen in Schlesien, in den 
Nachbargegenden auch in der Ebene verbreitet, insbesondere in Posen 
und Brandenburg, ferner im Königr. und Provinz Sachsen, Thüringen, 
Böhmen und Mähren. Bl. Juni, Juli. 

R. oreogeton Focke Syn. Rub. Germ. 404 (1877). R. nemorosus 
b. montanus Wimm. Fl. Schles. 3. Aufl. 631 (1857). 


(Verbreitung der Unterart: Nur im Gebiete.) l*i 


C. R. pseudopsis!), Schössling kahl oder spärlich behaart; 
Stacheln sehr ungleich, theilweise sichelig; Blättchen ungleich- 
tief-gesägt; Endblättchen eilänglich, breit zugespitzt. Blüthen- 
stand durchblättert, mit entfernten unteren Aestchen, oben fast eben- 
sträussig. Kronblätter eilänglich, meist röthlich. 

Hecken und Waldränder. Südwestl. Deutschland, Schweiz; ähnliche 
Formen auch sonst. 

R. pseudopsis Gremli in Focke Syn. Rub. Germ. 394 (1877). 
R. prasinus Gremli Beitr. 26 (1870) nicht Focke. R. spinosissimus 
P. J. Müll. Flora XLI (1858) 177? 


Was Müller unter R. spinosissimus verstanden hat, vermag Niemand bestimmt 
zu sagen. Boulay hat in Ronces Vosg. 49 no. 57 einen R. spın. commutatus be- 
schrieben und vertheilt, anscheinend eine fast völlig unfruchtbare hibride Pflanze, 
etwa R. apieulatus X caesius. Eine dem R. pseudopsis ähnliche Form ist: 


R. Slesvicensis. Schössling zottig, mit fast gleichartigen, starken, lanzett- 
lichen, grösseren, oft auch eingemischten kleineren Stacheln und mehr oder minder 


zahlreichen Stieldrüsen. Endblättehen breit, herzförmig, buchtig gesägt. — Ost- 
schleswig. — R. Slesvicensis J. Lange Fl. Dan. tab. 2905; Bot. Tidsskr. XIV. 
139 (1885). 

(Verbreitung der Unterart: Dänemark, Frankreich.) *] 


D. R. Jensenii?). Schössling rundlich, nach der Spitze zu 
kantig, zerstreut behaart und drüsig, mit ziemlich gleichartigen, feinen 
Stacheln. Blätter 3- und 5zählig; Blättehen grob- und ungleich-gesägt, 
beiderseits grün; Endblättchen breit herzeiförmig. — DBlüthenstand: 
ziemlich lang und durchblättert; Achsen dicht behaart, reichlich stiel- 
drüsig und stachelig. Kronblätter verkehrt-eiförmig. Fruchtkelch auf- 
recht; Früchte glänzend schwarz. 


1) Von »eödog Falschheit und öapıg Anblick, Aussehn. 

2) Nach Johann Georg Keller Jensen, * 4. Jan. 1818 Viborg (Jütland), 
+ 3. Jan. 1886 als Apotheker in Kirke-Hvalse bei Roeskilde. Wurde 1842 Pharma- 
ceut, später 1846—53 Lehrer zuerst in Rödding in Schleswig, dann in Kolding. 
1853—71 war er Apotheker in Kvaern. Er beschäftigte sich viel mit Rubus und 
hat besonders Lange (S. II. 183 Fussn. 1; VI. 517 Fussn. 4) viele Beiträge zu 
seinem Haandbog geliefert (Axel Lange br.). 


638 Rosaceae. 


In Gehölzen und Hecken der Landschaft Angeln in Schleswig. 
— Formen aus Thüringen, Schlesien, dem Com. Tren@in stimmen nicht 
genau überein. 

R. Jensenii J. Lange Fl. Dan. (fasc. XLVII. 7) 1833 fig. 1—3 
(1871). 


(Verbreitung der Unterart: Nur im Grebiete.) ®] 
(Verbreitung der Art: Irland; England; Dänemark.) | 


E. Sub-Silvatici (Focke in A. u. G. Syn. VI 625 [1902]). 
Schössling oberwärts kantig; Blattunterflächen grün. 


142. (85.) R. nemorosus. Schösslinge mittelkräftig, niedrig bogig, 
mit liegenden oder herabhängenden Aesten, oberwärts stumpfkantig ; 
Stacheln ziemlich gleichartig, mässig kräftig, breit aufsitzend; Stieldrüsen 
zerstreut oder fehlend. Blätter überwiegend 5zählig, Blättchen fein- 
oder mässig tief-gesägt, in der Jugend unterseits grün oder graufilzig, 
später nur an sonnigen Stellen etwas grau, das endständige breit-ellip- 
tisch bis herzeiförmig. Blüthenstand locker, sparrig, oft mit büscheligen 
Blüthenstielen, meist durchblättert und unterbrochen, fast ebensträussig 
endigend. Achsen meist mit zerstreuten, zuweilen ziemlich zahlreichen 
Stieldrüsen. Blüthen ansehnlich, Kelchblätter aussen grün oder grau- 
grün; Kronblätter rundlich; Staubblätter etwa griffelhoch. 

Vorzugsweise in Hecken, an Wegen und Mauern zwischen Cultur- 
land, aber auch in Nadelwaldungen, seltener im Laubwalde. Häufig 
im nördlichen und mittleren Gebiete; südwärts der Alpen und in Süd- 
ungarn nicht sicher nachgewiesen. Bl. Juni; Spätblüthen bis zum 
Herbst. - 

R. nemorosus Hayne Arzneigew. III t. 10 (1813). R. dumetorum 
Wh. in Bönn. Prodr. Fl. Monast. 153 (1824) z. T. Wh. u. N. Rub. 
Germ. 98 t. XXV zT. 


Mittelformen zwischen R. caesius einerseits, den Subereeti und Silvatiei 
andererseits; vgl. die Bemerkung zu den Sub-Discolores. Welche besondere Form 
dieser Sammelart Hayne bei Beschreibung seines R. nemorosus vorgelegen hat, 
ist zweifelhaft. Der Name eignet sich am besten für einen weiteren Formenkreis, 
in den man auch AR. Gothieus einbegreifen kann. Neben den einigermassen ver- 
breiteten und leidlich umgrenzten engeren Arten bleibt ein unentwirrbares Chaos 
von Localformen, Individualformen und Hibriden bestehen, bei denen man sich mit 
den allgemeinen Benennungen R. nemorosus oder R. dumetorum begnügen muss. 
Bei der durch örtliche Einflüsse bedingten grossen Veränderlichkeit jeder indi- 
viduellen Pflanze dieses Formenkreises sind Herbarstudien über diese Rubi völlig 
werthlos. 


Von den unzähligen Formen dieser Sammelart lassen sich einige verbreitete 
ziemlich gut charakterisiren. Dahin gehören: 


Uebersicht über die Unterarten und Rassen: 


A. Schössling oberwärts stumpfkantig, mit gleichartigen Stacheln. 
I. Stacheln kräftig. 
a. Blättchen ungleich-sägezähnig. 
Staubbeutel behaart; Blättehen kurz gespitzt. R. divergens. 


Rubus. | 639 


Staubbeutel kahl; Blättchen lang zugespitzt. S. unten. 
R. Gothieus. 
b. Blättchen klein gesägt. R. serrulatus. 
II. Stacheln schwach oder mässig stark. 

Blättchen oberseits striegelhaarig, unterseits weichhaarig, grau. 

B. Friesii. 
Blättchen oberseits dicht feinhaarig, unterseits grün. 

C. eommixtus. 


B. Schössling oberwärts scharfkantig, mit kräftigen ungleichen Stacheln. 


R. dissimulans. 


B. Friesiit), Schössling und Blattstiele mit kleinen, schwachen Stacheln; 


Blattunterflächen durch längere, etwas abstehende Haare weich, in 
der Jugend grau; Kelchblätter aussen graugrün, an der Frucht auf- 
gerichtet. — Blüthenstand ziemlich entwickelt, mit langen Blüthen- 
stielen. Schössling manchmal behaart und stieldrüsig; Blüthenstand 
bald mit schwächeren, bald mit längeren Nadelstacheln, oft reich- 
lich stieldrüsig. 

Die typische zarte Form in Angeln; ähnliche kräftigere Formen 
zerstreut in Niedersachsen, wohl auch in anderen Gegenden. 

R. nemorosus B. Friesii Focke in A. u. G. Syn. VI. 639 
(1902). R. Friesii G. Jensen Bot. Tidsskr. XVI. 112 (1887). 

Die typische Form ist zart und kleinblätterig; sie wird als Mittelform 
zwischen R- caesius und R. silvaticus beschrieben. Die Niedersächsischen Formen 
sind zum Theil grösser und stehen mehr zwischen R. caesius und R. macro- 
phyllus. — Es ist zweifelhaft, ob diese Pflanzen einem einheitlichen Arttypus 
angehören. Es giebt ferner Formen mit weichhaarigen Blättern und kräftigen 
Stacheln, deren Einordnung unsicher bleibt. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) 1] 


commixtus. Stacheln schwach bis mittelkräftig. Blättchen grob- 
doppelt-gesägt, oberseits reichlich fein-behaart, unterseits grün, be- 
haart, das endständige meist aus ausgerandetem Grunde breit-ellip- 
tisch, kurz zugespitzt. Blüthenstand verlängert, unterbrochen, mit 
kurz filzig behaarten Achsen. Kronblätter gross, rundlich, weiss. 
Staubblätter die grünlichen Griffel etwas überragend. 

Zunächst in Schleswig-Holstein nachgewiesen; nach trockenen 
Exemplaren soll die Pflanze fast überall in Deutschland vorkommen, 
doch ist die wirkliche Uebereinstimmung zweifelhaft. Aehnliche Formen 
sind jedenfalls ungemein häufig. Bl. Juni, Juli. 

R. commixtus Friderichs. u. Gelert Bot. Tidsskr. XVII. 245 
(1888), nicht P. J. Müll. Pollichia XVI—XVIl (1859) 112. .R. 
Dethardingii?) E. H. L. Krause Verh. BV. Brand. XXVI 18 


(1885) z. T. vgl. unter R. Laschü. 


DES 1. S: 2247 Hussna 1, 
2) Nach Georg Gustav Detharding, * 22. Juni 1765 Rostock, 7 1838 als 


Arzt in Rostock, hochverdient um die Flora Mecklenburgs, deren Phanerogamen- 
und Kryptogamenflora (er unterschied zuerst Juncus Baltieus und Chara aspera) er 
eifrig durchforschte. Sein Hauptwerk ist Conspeetus plantarum Magniducatuum 
Megapolitanorum phanerogamarum. Rostock 1828, 


640 Rosaceae. 


R. commixtus wird an der Behaarung der Blattoberflächen erkannt, die 
in ähnlicher Weise namentlich bei den Kreuzungen des R. caesius mit R, 
tomentosus und R. vestitus vorkommt. Friderichsen hat daher auch seine 
Art später R. fascieulatus genannt nach einem der von P. J. Müller unter- 
schiedenen Tomentosus-Bastarde. Für R. Friesü liefern die Blattunterflächen, 
für R. serrulatus die Bezahnung, für R. divergens die behaarten Staubbeutel 
die Erkennungsmerkmale, Es scheint, dass es Botaniker giebt, welche im Ernst 
an die Zuverlässigkeit und Beständigkeit dieser Kennzeichen glauben. Reich- 
lich feinhaarige Blattoberflächen wird man bei sehr vielen Corylifolii finden, 
auch bei solchen, die bisher zu R. Gothieus oder R. divergens gestellt sind. 


Der Müller’sche Name R. commiztus kann wohl als verschollen gelten. 
R. ambifarius und R. malacophyllus, die Friderichsen für typischen R. 
commixtus erklärt, sind schon in der Synops. Rub. Germ. zu R. caesius X 
tomentosus gestellt. 


Sowohl unter den zu R. commisxtus neigenden Formen als bei vielen 
anderen Corylifolii finden sich Exemplare mit reichlichen Stachelhöckern 
und kleinen Stacheln auf den Schösslingen. Diese Abänderungen werden oft 
R. scabrosus (P. J. Müll. Poll. XVI—XVII [1859] 269) genannt. 


(Verbreitung der Rasse: Dänemark.) I*] 


Systematisch höher stehend (Unterarten) sind: 


B. R. divergens. Schössling niedrig-bogig, stumpfkantig, wenig 
behaart, oft mit zerstreuten kurzen Stieldrüsen, im unteren wie im 
oberen Theile zerstreut bestachelt; Stacheln fast gleichmässig, kräftig, 
aus breitem Grunde lanzett-pfriemlich, gerade, an den oberen Schöss- 
lingstheilen leicht rückwärts geneigt oder gebogen. Blätter meist 5- 
zählig; Blättchen ungleich-sägezähnig, unterseits in der Jugend grau- 
filzig, später meist grün, angedrückt-behaart. Endblättchen breit ellip- 
tisch, im Schatten oft schmäler, in der Sonne mehr rundlich, kurz zu- 
gespitzt. — Blüthenstand mässig entwickelt, oberhalb der Laubblätter 
kurz und flachgipfelig, unten mit achselständigen, mehrblüthigen, ab- 
stehenden, oft verlängerten Aestchen. Achsen kurz flaumig, mit lockerer 
längerer Behaarung, sowie mit meist ziemlich zahlreichen ungleichen 
Stieldrüsen und Nadelstacheln; Blüthen gross oder mittelgross; Kelch- 
blätter aussen graugrün, nach dem Verblühen abstehend oder häufiger 
die junge Frucht umfassend; Kronblätter gross, blassröthlich oder weiss; 
Staubblätter reichlich so hoch wie die blassgrünlichen, seltener röthlichen 
Griffel; Staubbeutel bärtig. Früchte in sonnigen Lagen oft gut 
entwickelt, grosspflaumig, mattschwarz, zuletzt oft undeutlich bereift. 

In Hecken und Gebüschen, an Waldrändern u. s. w. durch Nord- 
und Mitteldeutschland westlich der Oder verbreitet; aus dem Osten und 
Süden nicht sicher bekannt. Bl. Juni, Spätblüthen bis August. 

R. divergens Neuman Öfvers. K. Vet. Akad. Förh. 1883 79. 
R. eiliatus Lindeb. Hb. Rub. Scand. no. 50, 51 (1885). 

Der Name divergens ist früher einmal von P. J. Müller für eine ungenügend 


beschriebene und niemals in Sammlungen vertheilte Corylifolii-Form (caesius X 
tomentosus?) verwendet worden; diese völlig unbekannt gebliebene Pflanze darf wohl 
als verschollen gelten. 

Zur Erkennung und Abgrenzung des R. divergens benutzt man neuerdings 
gewöhnlich die Behaarung der Staubbeutel. Im Allgemeinen erhält man dadurch 
einen natürlichen Formenkreis, doch ist eine speeifische Beständigkeit des Merkmals 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


Flora der nordwestdeutschen Tiefebene. 
Buchenau, Franz, &. 1894. 6 7.—; in Leinen geb. .# 7.75. 


— Flora der ostfriesischen Inseln (einschliesslich der Insel Wangerooge). 
Vierte Auflage. 8. 1901. Jb 4.—; in Leinen geb. b. 4.60. 


D affner Franz Die Voralpenpflanzen. Bäume, Sträucher, Kräuter, 
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schreibung, Verwertung und Sagen. 8. 1893. bt 8.—; in Leinen geb. 4% 9.—. 


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Tertiärperiode. I. Teil: Die extratropischen (Gebiete der nördlichen 
Hemisphäre. Mit 1 chromolith. Karte. gr. 8. 1879. Ib T.—. 


— — II. Teil: Die extratropischen Florengebiete der südlichen Hemisphäre 
und die tropischen Gebiete. Mit einer pflanzengeographischen Erdkarte. 
gr. 8 188. Sb 11.—. 


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der Alpenkette, erläutert an der Alpenanlage des neuen Königlichen 
botanischen Gartens zu Dahlem-Steglitz bei Berlin. Mit 2 Orientierungs- 
karten. gr. 8. 1901. (Appendix VII des Notizblattes des Königl. bota- 
nischen Gartens und Museums zu Berlin.) Jb 2.40. 


— Die pflanzengeographische Gliederung Nordamerikas, erläutert an der 
nordamerikanischen Anlage des neuen Königlichen botanischen Gartens zu 
Dahlem-Steglitz bei Berlin. Mit einer Verbreitungskarte und einem Orien- 
tierungsplan. er. &. 1902. (Appendix IX des Notizblattes des Königl. 
botanischen Gartens und Museums zu Berlin.) Ab 2.40. 


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ewisten Verfassers, radiert von W. Unger, biographischen Nachrichten 
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Zoologischen Verein. 8. 189. = 6 5.—; in Leinen geb. 5.75. 


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> von Ferdinand Pax. Elfte, verbesserte und ver- 
mehrte Auflage. Mit 414 Figuren in Holzschnitt. gr. 8. 1900. 

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Vollständig in etwa 10 Lieferungen (folio) von 10. Bogen zum Sub- 
skriptionspreis von je «## 4.—. Nach Vollendung des Werkes wird 
der Preis auf .# 6.— für die Lieferung erhöht. 


Nachdem die die Siphonogamen behandelnden Teile der „Natürlichen 
Pflanzenfamilien“ zum Abschluss gelangt waren, stellte sich vielfach das Bedürfnis 
nach einem Werk heraus, das in knapper Fassung, mit Ausschluss der Beschreib- 
ungen, eine Uebersicht über die Ordnungen und Familien der Siphonogamen, deren 
Unterabteilungen bis zu den Gattungen und Sektionen giebt. Der Nutzen eines 
derartigen Handbuches für die systematische Botanik, insbesondere zum Ordnen der 
Herbarien, dürfte nach den Erfahrungen, die man mit Endlicher’s Encheiridion 
und Durand’s Index gemacht hat, allgemein anerkannt sein. Wie für Durand’s 
Index Generum Phanerogamorum die Genera plantarum von Bentham-Hooker 
die Grundlage abgegeben haben, so fusst das Werk der beiden Verfasser auf Engler 
und Prantl’s „Natürlichen Pflanzenfamilien*“ und deren Nachträgen. Die fossilen 
Gattungen werden in der systematischen Aufzählung nicht aufgeführt, sondern nur 
die ausgestorbenen Familien; es soll aber ein Anhang mit den alphabetisch geord- 
neten Gattungsnamen fossiler Siphonogamen veröffentlicht werden. 

In der allgemeinen Anlage des Werkes folgen die Verfasser dem Index 
Durand’s: Ein erster Teil bringt die Aufzählung der Ordnungen, Familien, 
Gattungen und Sektionen in systematischer Reihenfolge, der zweite bildet das 
alphabetische Nachschlage-Register. 

Im systematischen Tei! werden nicht nur die nach den von den Beamten 
des botanischen Museums in Berlin vereinbarten Regeln angenommenen Gattungs- 
namen, sondern auch deren Synonyme mit den vollständigen Literaturzitaten ver- 
sehen ; gerade dadurch bildet das Werk für systematische Studien eine notwendige, 
oder wenigstens eine sehr willkommene Ergänzung zu den „Natürlichen Pflanzen- 
familien“, in denen diese Zitate bekanntlich fehlen. 

Im zweite. Teile, dem alphabetischen Register, wird für jedes 
Synonym und jede Sektion die Gattung sowie die Familie und für jede giltige 
Gattung die Familie angegeben, zu der sie gehören. Ausserdem wird zu jedem 
Gattungs- und Sektionsnamen die Nummer der Gattung zitiert, unter der er im 
systematischen Teile zu finden ist. 

Mehrere der Herren Mitarbeiter an den „Natürlichen Pflanzenfamilien*, die 
am Berliner Botanischen Museum thätig sind, haben sich bereit erklärt, die von 
ihnen bearbeiteten Familien für die „Genera Siphonogamarum“* zu revidieren, so 
dass auf diese Weise die Studien, die sie in neuester Zeit über verschiedene der 
von ihnen für die „Natürlichen Pflanzenfamilien“ bearbeiteten Familien gemacht 
haben, in dem vorliegenden Werke zum Ausdruck kommen. 


Druck der Kgl. Universitäts-Druckerei von H. Stürtz in Würzburg. 


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SMNOPSIS 


DER 


\ITTELBUROPÄISCHEN FLORA 


VON 


PAUL ASCHERSON 


DR. MED. ET PHIL. 
PROFESSOR DER BOTANIK AN DER UNIVERSITÄT ZU BERLIN 


UND 


PAUL GRAEBNER 


DR. PHIL. 
CUSTOS AM KGL. BOTANISCHEN GARTEN ZU BERLIN 


34. uno 35. LIEFERUNG 
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Professor der Botanik und Direktor des pflanzenphysiologischen Instituts 
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4ie/y)r 


Rubus, 641 


unwahrscheinlich, Für R. nemorosus in engerem Sinne habe ich früher eine roth- 
griffelige, in Niedersachsen häufige Pflanze gehalten, welche sich von R. divergens 
durch unterwärts dicht pfriemstachelige Sehösslinge, kalılere Blattunterflächen und 
kahle Staubbeutel unterscheidet. Sie scheint weit verbreitet (Polen bis Westfalen) 
zu sein; von R. Gothieus, dem R. nemorosus Arrhen., weicht sie wesentlich ab, 
Sie ist R. nemorosus Focke Synops. Rub. Germ, 403. 


(Verbreitung der Unterart: Dänemark, südl. Schweden.) l*I1 

C. R.serrulatus. Blättchen klein-gesägt, unterseits auch in 
der Jugend grün; Endblättchen aus ausgerandetem Grunde rundlich 
oder elliptisch, mit kurzer, aufgesetzter Spitze. Blüthenstand oft traubig; 
Achsen flaumig-filzig, mit sehr kurzen Stieldrüsen und spärlichen Nadel- 
stacheln. Blüthenstiele meist lang. Kelchblätter aussen graugrün, nach 
dem Verblühen abstehend. Kronblätter schön rosa. Staubbeutel un- 
behaart; Griffel grünlich. Fruchtansatz meist unvollkommen. 

In Hecken, Gebüschen und Holzungen, zerstreut von Niedersachsen 
und Schleswig-Holstein bis Thüringen, Schlesien und Posen vorkommend; 
wahrscheinlich weiter verbreitet, anscheinend auch in der nördlichen 
Schweiz. Bl. Juni bis August. 
 —__R. serrulatus Lindeb. Hb. Rub. Scand. no. 46 (1884). 


Die Exemplare aus verschiedenen Gegenden stimmen recht gut überein, Ausser 
der feinen Bezahnung besitzt die Art indess keine charakteristischen Merkmale. 


(Verbreitung der Unterart; Südl. Schweden, Dänemark.) Ix*I 


R. Gothicus. Endblättchen eiförmig, von der Mitte an all- 
mählich zugespitzt. S. unten unter Sub- Thyrsoidei. 


0. R. dissimulans. Schössling nach oben zu scharfkantig, 
hellgrün, etwas bereift, kurze Stieldrüsen führend, unbehaart, mit un- 
gleichen aus breitem Grunde pfriemlichen Stacheln. Blätter meist 5- 
zählig; Blattstiel oberseits gefurcht; Blättchen ungleich sägezähnig, 
oberseits wenig behaart, hellgrün, meist glänzend, unterseits spär- 
lich kurzhaarig; Endblättehen herzeiförmig, allmählich breit 
zugespitzt. Blüthenstand oft einfach traubig, bei stärkerer Entwickel- 
ung die unteren achselständigen Aestchen verlängert, aufstrebend, wenig- 
blüthig. Blüthenstiele lang und dünn, nebst der Hauptachse 
flaumig, mit kurzen Stieldrüsen und zahlreichen pfriemlichen oder 
nadeligen, zum Theil auch etwas gebogenen Stacheln. Blüthen ansehn- 
lich; Kelchblätter aussen grünlich, weiss berandet, nach dem 
Verblühen aufrecht, die Frucht umhüllend. Kronblätter weiss oder rosa; 
Staubblätter etwa griffelhoch. Fruchtansatz mangelhaft; Früchtehen 
schwarz, glänzend. 

In Hecken und Gebüschen in Schleswig-Holstein und Nieder- 
sachsen, wahrschemlich weiter verbreitet. Bl. Juni, Juli. 

R. dissimulans Lindeberg Act. Soc. se. Gothob. XX. Bih. 32 (1884), 

Aendert ab mit mattgrünen Blättern, sodass Lindeberg von der typischen 
var. nitens eine var, obumbratus trennte. Beide sollten auch durch Unterschiede 


Ascherson u. Graebner, Synopsis, VI. 41 


642 Rosaceae. 


2 


in Bestachelung, Blattgestalt u. s. w. von einander abweichen, Die Merkmale finden 
sich indess nicht regelmässig mit einander verbunden, vielmehr ändert die Pflanze 
nach verschiedenen Richtungen hin ab, z. B. mit breiten, fast rundlichen, und mit 
schmäleren, sich nicht deckenden Blättehen, mit schwächeren oder stärkeren Stacheln, 
mit weissen oder rosa Blüthen u. s. w. — Trotzdem eine der beständigeren Unter- 
arten des Formenkreises. 

Hierher gehören: 

B. lamprococeus!). Zarter als der Typus von R. dissimulans, mit schmäleren 
Stacheln. Endblättchen länglich herzeiförmig, zugespitzt, ungleich-grob-gesägt ; 
Blätter abgesehen von den kurzen Stielchen, den Blättern des R. pallidus 
gleichend. Blüthen klein. Steinfrüchtchen klein, glänzend schwarz. — Bisher 
nur im Kirchspiel Lesum, nördl. von Bremen. — R. dissimulans B. lampro- 
coeeus Focke in A. u. G. Syn. VI. 642 (1903). R. lamprococeus Focke in 
Abhandl. NV. Bremen I. 307 (1868). 

C. Hallandiecus2). Mit breit herzeiförmigem Endblättchen und Staubblättern, die 
kürzer als die Griffel sind. — Wird von Erichsen als bei Hamburg wachsend 
angegeben. Frühblühend. — R. dissimulans C. Hallandieus Focke in A. u.G. 
Syn. VI. 642 (1903). R. Hallandieus Gabrielson in Erichs. Verh. NV. Hamburg 
VIII. 48 (1900). 


(Verbreitung der Unterart: Dänemark, Südl. Schweden.) x] 
Di 


Sub-Thyrsoidei (Focke in A. u. G. Syn. VI. 625 [1902]). 
8.8. 625. 

143, (86.) R. Läschii?). Blättchen grob- oft eingeschnitten-gesägt. 
Blüthenstand schmal, verlängert. Blättchen unterseits in der Jugend oft 
filzig. Endblättchen eiförmig oder länglich, nicht rundlich, Kelchblätter 
aussen grau- bis weissfilzig. — Durch die Blattgestalt von den Sub- 
Discolores, durch filzige Kelche von den Sub-Silvatiei, durch grobe 


Bezahnung von beiden Untergruppen abweichend. 
R. Laschii Focke Syn. Rub. Germ. 402 (1877) erweitert. 


Zerfällt in 2 Unterarten: 

4. R. eu-Laschii. Schössling rundlich, etwas bereift, wenig 
behaart, drüsenlos, mit zerstreuten, ziemlich kleinen, fast gleichartigen, 
am unteren Theile des Stammes lanzettpfriemlichen, weiter oben sicheligen 
Stacheln. Blätter theils 3-, theils 5zählig; Blattstiel oberseits rinnig; 
Nebenblätter schmal; Blättchen klein, grob- und oft ein- 
geschnitten-gesägt, oberseits fast kahl, unterseits anfangs 
graufilzig, später weisslich grün, kurzhaarig; Endblättchen rhom- 
bisch elliptischh Blüthenstand verlängert, schmal, zuweilen ein- 
fach traubig, bei stärkerer Entwickelung mit zu 2—3 büschelig ge- 
stellten Blüthenstielen oder mit kurzen, wenigblüthigen Aestchen. Achsen 
angedrückt-filzig, mit spärlichen kurzgestielten Drüsen und feinen 
Stacheln. Kelchblätter aussen dicht graufilzig, zur Blüthezeit zurück- 


i) Von Aaumoog glänzend und x0xx0g Beere. 

2) Nach der Schwedischen Provinz Halland an der Kattegatküste. 

3) Nach Wilhelm Gottfried Lasch, * 28. Jan. 1787 Berlin, 7 1. Juli 1863 
Driesen, lebte als Apotheker und eifriger Florist zu Driesen in der Neumark, Er 
beschäftigte sich vorzugsweise mit den Formen kritischer Gattungen, deren viele ihm 
ihre Klärung verdanken. Auch eine Reihe Kryptogamen, besonders höhere Pilze 
entdeckte er. Vgl. Baenitz Verh. BV. Brandenb. V. S. XII (1863). 


Rubus, 643 


geschlagen, später abstehend. Kronblätter elliptisch, weiss, seltener 
blassrosa. Staubblätter die grünlichen Griffel kaum überragend. Frucht- 
boden spärlich behaart, Fruchtknoten kahl; Früchte ziemlich gut aus- 
gebildet. 

An. Waldrändern und in Hecken; hier und da in Niedersachsen 
und anscheinend zerstreut durch die meisten Gegenden Deutschlands, 
östlich bis Driesen in der Neumark (ges. von Lasch), westlich bis 
Aachen, südlich bis in die nördliche Schweiz. Bl. Ende Juni, Juli. 

R. eu-Laschii Focke in A.u. G. Syn. VI. 642 (1903). R. Laschii 
Focke Syn. Rub. Germ. 402 (1877); nicht G. Braun exs. 

Durch den schmalen Blüthenstand und die verhältnissmässig schmalen, tief 
gesägten, unterseits filzigen Blättehen an R. candicans erinnernd. Eine dem R. 
Laschi recht ähnliche Form hat E. H.L. Krause in Arch. Naturgesch. Mecklenb. 


XXXIV S, 203 als R. Dethardingii1) beschrieben. — Lässt sich nach getroeknetem 
Material nicht sicher von der folgenden Unterart trennen. 


(Verbreitung der Unterart: Bisher nur im Gebiete.) *] 


B. R. Gothicus?). Blüthenstand meist kürzer und lockerer 
als bei der Leitart; junge Blätter oft unterseits kaum filzig; Endblätt- 
chen aus eiförmigem Grunde von der Mitte an allmählich zugespitzt. 
Oft ziemlich reich an Stieldrüsen, ist daher von G. Maass und Andern 
für einen R. caesius X radula gehalten; Griffel roth (ob regelmässig’). 

In Hecken und an Waldrändern durch das nordöstliche und mittlere 
Gebiet, von Östpreussen bis Schleswig-Holstein, Thüringen und Nord- 
ungarn; anscheinend zerstreut auch weiter westlich vorkommend. 

R. gothicus Friderichsen Bot. Tidsskr. XVI. 115 (1887). .R. 
nemorosus Arrhen. Monogr. 45, nicht Hayne. R. nemoralis Areschoug 
in Blytt Norges Fl. III. 1168, nicht P. J. Müller. R. acuminatus 
Lindebg. Act. Gothob. 1884 nicht Smith. R. Warnstorfii?) Focke 
in Herb. z. T., nicht in Deutschl. Flora. 


Arrhenius wollte seinen R. nemorosus, der im Wesentlichen mit R. Gothieus 
übereinstimmt, an den rothen Griffeln erkennen, doch ist dies Merkmal schwerlich 
überall beständig. Blättehen meist am Grunde mehr abgerundet als bei R, eu- 
Laschüi, Blütbenstände, namentlich än tief entspringenden Trieben manchmal locker, 
ja selbst weitschweifig sparrig. — Exemplare, die Köhler früher als R. jueundus 
bezeichnete, aber nicht beschrieb, wurden bei Schmiedeberg gesammelt und scheinen 
zu R. Gothicus oder R. Aschersonü zu gehören. 


Aehnliche Formen sind hierher als Rassen anzureihen: 


B. Fioniae*). Zarter als R. Laschii, mit dicht graufilzigen, in der 
Jugend selbst weissfilzigen Blattunterflächen und manchmal mit 
sehr zahlreichen Stieldrüsen im Blüthenstande. 

An verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein zerstreut. 


1) Nach Georg Gustav Dethärding, * 22, Juni 1765 Rostock, 7 1838 eben- 
dort, Arzt daselbst, Verf. von Conspectus plantarum magniducatuum Megapolita- 
norum phanerogamarum. Rostockii 1828. 

2) Nach dem schwedischen Stamme der Gothen. 

3) S. H. S. 143 Fussn. 2, 

4) Fionia, die dänische Insel Fünen. 


al 


644 Rosaceae. 


R. Fioniae K. Friderichsen Bot. Tidsskr. XVI. 115 (1887), 
R. Gothieus B. Fioniae Focke in A.u.G. Syn. VI. 643 (1903). 


(Verbreitung der Rasse: Insel Fünen, Jütland.) I*1 


©. Aschersonii!). Stark bereift; Blätter meist 3zählig; Endblättchen 

eiförmig-rundlich, Seitenblättchen kurz gestielt, meist sehr breit. 

Kelchblätter aussen weissgrau, zur Blüthezeit zurückgeschlagen. 

Stieldrüsen spärlich oder fehlend. Blüthen lebhaft rosa; Griffel roth. 
Schlesien, Prov. Posen (Spribille). 

R. Gothicus ©. Aschersonü Focke in A. u. G. Syn. VI. 643. 

(1903). R. Aschersonii Spribille Jahresb. Preuss. Bot. Ver. 1898/99 

14. Abh. BV. Brandenb. XLI 212 (1900). 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) ix] 
(Verbreitung der Art und Unterart: Dänemark, Schweden.) 
#1 


Sub-Discolores (Focke in A. u. G. Syn. VI. 625 [1902)). 
S. 8. 625. 


144. (87.) R. eorylifolius. Ih. Schösslinge kräftig, niedrig-bogig, 
mit liegenden oder herabhängenden Aesten, oberwärts kantig; Stacheln 
ziemlich gleichartig, derb, breit aufsitzend, Blätter überwiegend 5 zählig; 
Blättehen oberflächlich gesägt, in der Jugend unterseits grau- bis 
weissfilzig, später im Schatten blassgrün, das endständige rund- 
lich oder breit eiförmig, oft am Grunde herzförmig. Blüthenstand 
ziemlich entwickelt und gedrungen; die Achsen drüsenlos oder mit zer- 
streuten, kurzen Stieldrüsen. Blüthen ansehnlich. Kelchblätter aussen 
grau- bis weissfilzig. Kronblätter rundlich, Staubblätter griffel- 
hoch oder die Griffel überragend. 

Im Anschluss an das ÖOulturland in Hecken, an buschigen Ab- 
hängen und Waldrändern, vorzugsweise im nördlichen Küstengebiete 
sowie im Westen und Süden des Gebiets, ähnliche Formen indess auch 
zerstreut im Osten. Bl. Juni, Juli. 

R. corylifolius Sm. Fl. Brit. II. 542 (1800). 

Mittelformen zwischen R. caesius einerseits, R. rhamnifolius, R. hedycarpus 
und AR. bifrons andererseits, Die zu R. bifrons neigenden Formen sind weniger 
kräftig, stimmen aber in der starken Bewehrung und der allgemeinen Blattgestalt 
mit den andern Sub-Discolores überein. Eine sichere Abgrenzung gegen die Sub. 
Stilvatiei ist nicht durchführbar, Wer die beständigeren Glieder der Untergruppe 
einmal kennt, wird in vielen Fällen eine zweifelhafte Form in die eine oder andere 


Abtheilung einreihen können, dagegen ist eine. naturgemässe Trennung auf 
Grund bestimmter Merkmale unmöglich. 


Zerfällt in 2 Unterarten mit einigen Rassen: 

A. R. eu-corylifolius. Schössling aus niedrigem Bogen 
hingestreckt, rundlich, nach der Spitze zu stumpfkantig, kaum be- 
haart, hin und wieder mit vereinzelten Stieldrüsen oder Stachelhöckern, 


178, 1.18. 287°Eusen, 1, 


Rubus. ' 645 


bereift, meist blassgrün, roth angelaufen. Stacheln zerstreut oder 
mässig zahlreich, fast gleich, aus kurzem, breiterem Grunde fast 
kegelig oder pfriemlich, schlank, etwas geneigt. Blätter meist 
fussförmig-5 zählie, zuweilen mit Theilung des Endblättchens; Blattstiel 
oberseits rinnig; Nebenblätter schmal, fast linealisch. Blättchen sich 
mit den Rändern deckend, am Rande oft etwas wellig, oberseits frisch 
grün, spärlich striegelhaarig, unterseits in der Jugend meist grau- 
bis weissfilzig, später graugrün, dicht behaart; Endblättchen 3- bis 
4 mal länger als sein Stielchen, aus herzförmigem Grunde rund- 
lich oder breit-eiförmig, kurz zugespitzt, manchmal dreilappig, selten 
getheilt; äussere Blättchen breit elliptisch, ungestielt. — Blüthenstand 
mässig entwickelt, nach oben zu gedrungen; Blüthen mittelgross; 
Blüthenstiele und Aussenfläche der Kelchblätter graufilzig, zu- 
weilen mit kurzen Stieldrüsen und Stachelborsten, an der Frucht locker 
zurückgeschlagen, seltener abstehend. Kronblätter rundlich, weiss oder 
gelblichweiss, seltener rosa. Staubblätter meistens reichlich griffelhoch. 
Früchtchen behaart, Griffel gelblich, nach dem Grunde zu oft röthlich. 
Früchte ziemlich gut entwickelt, schwarzroth, zuletzt schwarz. 

An Gehölzrändern, in Hecken und Gebüschen des südwestlichen 
Gebiets. Provence, Piemont, Ligurien, Tessin; ohne Zweifel auch in 
der Lombardei. Bl. Juni bis August. 

R. eu-corylifolius Focke in A. u, G. Syn. VI. 644 (1903). R. 
corylifolius Sm. Fl. Brit. I. 542 (1800) z. T. Rogers Handb. Brit. 
Rubi 95.. R. corylifolius var. sublustris Lees in Steele Handb. 54 
(1847). 

In England tritt der typische R. corylifolius als eine weit verbreitete cha- 
rakteristische Pflanze auf, wird aber von mannichfaltigen, leichten Abänderungen 
begleitet, die jede scharfe Abgrenzung unmöglich machen. Die Norditalienische 
Pflanze habe ich nur wenige Male beobachtet, halte sie aber nicht für wesentlich 
verschieden von der Englischen, 

Aehnliche Formen sind: 


R. Holandreit)P, J. Müll. in Flora (1858) 185 (nur Name), R. Wahlbergüi 
Gren. et Godr. Fl. Fr. — Schössling unbereift; weissblühend, mit abstehendem 
Fruchtkelch; durch sonstige bestimmte Merkmale ist die Pflanze schwerlich von ER 
corylifolius zu trennen. Näch Godron ist R. Holandrei in Elsass-Lothringen 
verbreitet, — Hierher gehören auch R. rotundifolius P. J. Müll. in Flora (B. Z.) 
XLI (1858) S. 178 [nicht Reinw. 1855!] und R. tiliaefolius Harmand [non alior.!] 
aus Hecken und dem Buschwald der unteren Vogesen. 

Mittelform zwischen R. macrostemon und R. Godroni einerseits, BR. caesius 
_ andererseits. 

Sehr ähnlich sind die Mittelformen, welche R. caesius mit R, bifrons ver- 
binden. Sie lassen sich zusammenfassen unter dem Namen: 


B. callianthus?). Schössling unten rundlich, oberwärts stumpfkantig, 
etwas bereift oder ganz unbereift, wenig behaart, mitunter einzelne 
Stieldrüsen und Stachelehen führend, mit ziemlich gleich grossen 
lanzettlichen oder etwas sicheligen Stacheln. Blätter meist fuss- 


1) 8. S. 511 Fussn. 1. 
2) Von xd/Aog Schönheit und &vdog Blume. 


646 


Rosaceae. 


förmig-5zählig; Blattstiel mit sicheligen Stacheln, oberseits flach oder 
an den unteren Blättern seicht gefurcht; Nebenblätter schmal lineal- 
lanzettlich; Blättchen unregelmässig-, aber meist nicht tief-gezähnt, 
oberseits angedrückt-behaart, später fast kahl, unterseits schimmernd 
weichhaarig, in der Jugend grau, später meist blassgrün; Endblätt- 
chen rundlich bis breit-elliptisch, mit mehr oder minder ausgerandetem 
Grunde, kurz gespitzt; äussere Seitenblättchen kurz, oft mit kurzen 
Stielehen. — DBlüthenstand unregelmässig zusammengesetzt, mit 
kurzem, blattlosem Gipfel; Achsen kurz-filzig, oft mit zerstreuten 
Stieldrüsen, mit mehr oder minder zahlreichen, fast geraden Stacheln. 
Blüthen ansehnlich; Kelchblätter aussen filzig, nach dem Verblühen 
abstehend ; Kronblätter breit elliptisch, gross, rosa; Staubblätter meist 
reichlich griffelhoch. Oft ziemlich gut fruchtend. 

In Hecken, an buschigen Thallehnen und Waldrändern, auch 
zwischen Steinen; im Rheingebiete und in Belgien. Formen, welche 
dem R. callianthus sehr ähnlich sehen, kommen auch in der Schweiz, 
in Oesterreich und Ungarn vor. Bl. Juni bis August. 

R. eu-corylifolius B. callianthus Focke in A. u. G. Syn. VI. 
645 (1903). R. roseiflorus P. J. Müll. in Flora XLI (1858) 179. 
R. callianthus P. 3. Müll. Pollichia XVI—XVN. 294 (1859). 
Flora XLII (1859) 257. R. discoideus P. J. Müll. in M&m. soc. 
Maine et Loire XXIV. 58 (1869). 


Genevier’s R. discoideus ist nach Boulay ein R. ulmifolius X caesius. 
Von den Namen, welche sich auf diesen Formenkreis beziehen, ist rosei- 
florus zwar älter als callianthus, ist aber wegen des allzu ähnlichen Namens 
rosaeflorus (rosiflorus) Hook. unzweckmässig. Den R. roseiflorus beschreibt 
P. J. Müller als stieldrüsenlos, aber Boulay hat unter den Vogesen-Rubi 
Exemplare mit Stieldrüsen vertheilt. Ebenso hat Wirtgen im Hb. Rub. Rhen, 
vom gleichen Standorte Exemplare mit und ohne Stieldrüsen ausgegeben. — 
Die in den Formenkreis des R. callianthus gehörigen Pflanzen erscheinen in 
ihrem natürlichen Vorkommen oft als unmittelbare Mischlinge von R. bifrons 
und R. caesius, obgleich nicht bezweifelt werden kann, dass sie wenigstens in 
der Regel eine samenbeständige Rasse darstellen. 

Gegen R. Holandrei und selbst gegen den eigentlichen R. corylifolius ist 
R. calliantkus sehr schwer abzugrenzen, wenn man sich nicht auf Blüthenfarbe 
und ähnliche äusserliche Merkmale verlassen will. 


(Verbreitung der Rasse: Frankreich.) =] 


(Verbreitung der Unterart: England, Frankreich, Mittelitalien ; 
die Uebereinstimmung ähnlicher Pflanzen aus anderen Gegenden mit 
diesem De bleibt zweifelhaft.) *| 


B. R. Wahlbergii‘!). Schössling kräftig, aus niedrigem 


Bogen hingestreckt, im Herbste sehr ästig, am Grunde rundlich- 
stumpfkantig, oberwärts scharfkantig, mit derben Stacheln, 
spärlich bebayıt, später meist kahl, oft einzelne, selten zahlreiche, kurze 


1) Nach Pehr Fredrik Wahlberg, * 19. Juni 1800 Stockholm, 7 22. Mai 


1877 (Murbeck br.) ebendort als Professor der Botanik, um die Flora des nörd- 


lichen Europas, besonders Schwedens hochverdient. Verf. von Flora Gothoburgensis, 
1820, 1824. 


Rubus. 647 


Stachelehen und Stieldrüsen führend, grün, wenig bereift, am Lichte 
roth angelaufen. Untere Stacheln klein, aus breitem Grunde kurz 
‘ kegelig; die mittleren kräftig, aus niedrigem, breitem Grunde lanzettlich ; 
die obersten sichelig. Blätter gross, vorwiegend 5zählig; Blattstiel mit 
sicheligen oder zurückgeneigten Stacheln, oberseits rinnig; Nebenblätter 
lanzettlich, meist drüsig-gewimpert. Blättchen breit, unregel- 
mässig scharf gesägt, oberseits ziemlich kahl, unterseits dicht 
graufilzig, die jüngeren weissfilzig; Endblättchen dreimal länger 
als sein Stielehen, aus mehr oder minder herzförmigem Grunde 
breit eiförmig bis rundlich. Blüthenzweige kantig, ungleich- 
stachelig, mit 3zähligen Blättern und oft eingeschnitten gesägten Blätt- 
chen. Blüthenstand mässig entwickelt, am Grunde durchblättert und 
unterbrochen, nach oben zu gedrungen. Achsen kurzhaarig-filzig, zer- 
streut stieldrüsig, mit ziemlich derben, geraden Stacheln. Deckblätter 
lanzettlich. Blüthen ansehnlichh Kelchblätter aussen dicht graufilzig, 
oft mit kurzen Stieldrüsen und Stachelborsten, an der Blüthe zurück- 
geschlagen, an der Frucht abstehend oder locker zurückgebogen. Kron- 
blätter gross, verkehrt-eirundlich, rosa, seltener weiss. Staubblätter die 
grünlichen Griffel überragend. Früchte glänzend, schwarz, — Mittel- 
form zwischen R. Lindebergii und R. caesius. 

In Hecken und Gebüschen, an Gehölzrändern, vorzugsweise in 
Schleswig-Holstein, spärlicher im Regbz. Stade und in Mecklenburg 
verbreitet. Aehnliche Formen anderer Gegenden scheinen mehr abzu- 
weichen. Bl. Juni bis August. 

R. Wahlbergii Arrhen. Rub. Suec. 39 (1839). 


Durch die kantigen Schösslinge und kräftigen Stacheln vor den andern Coryli- 
folii ausgezeichnet. 
Hierher gehören die Rassen: , 

B. colurnifolius. Stacheln weniger kräftig als bei der Leitart; 
Blättchen gross, unterseits nur in der Jugend etwas filzig, später 
blassgrün, oberseits schön hellgrün. Tracht der Leitart, gleich dieser 
in den einzelnen Merkmalen vielfach abändernd. 

Im südöstlichen Böhmen, in Mähren und im nördlichen Ungarn, 
insbesondere in den Weissen Karpaten (Com. Tren£in), wo Holuby 
die Pflanze in vielen Formen gesammelt und unter verschiedenen 
Benennungen versandt hat. Ob hierher auch der R. Wahlbergü 
in Kärnten? Bl. Juni, Juli. 

R. Wahlbergii B. colurnifolius Focke in A. u. G. Syn. VI. 
647 (1903). 

Schössling kantig, wenig behaart, etwas bereift, mit lanzett-pfriemlichen 
Stacheln. Blätter 3- und 5zählig; Blattstiel oberseits gefurcht; Nebenblätter 
lineal-lanzettlich. Blättchen breit, sich deckend, meist ungleich-grob- und scharf- 
gesägt, unterseits in der Jugend oft graufilzig, später hellgrün, und wenig be- 
haart; Endblättchen breit herzeiförmig, zugespitzt. Blüthenstand kurz, flach- 
gipfelig; Achsen filzig, mit pfriemlichen Stacheln und zerstreuten Stieldrüsen. 
Blüthen gross, weiss oder rosa; Kelehblätter aussen graufilzig, an der reifenden 


Frucht abstehend, seltener aufrecht; Staubblätter die Griffel überragend,; Früchte 
mitunter meist fehlschlagend, oft sehr gut ausgebildet. — In mancherlei Formen; 


648 


A. 


B. 


Rosaceae, 


nicht selten finden sich Sternhärchen auf der Oberseite der jüngeren Blätter, 
Die Bezahnung der Blättchen ist meist grob, manchmal aber auch kleiner; zu- 
weilen finden sich auf den Achsen Stachelhöcker oder Stieldrüsen. — Die 
Formenreihe hat Beziehungen zu R. caesius X tomentosus, ist aber anderer- 
seits dem R. Wahlbergii ungemein ähnlich. Man könnte R. Wahlbergü als 
einen dem nördlicheren Klima angepassten .R. colurnifolius, aber auch diesen 
als einen südländischen R. Wahlbergü deuten. 


£ 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) #1 


Warnstorfiil), Dem R. Wahlbergii ähnlich, aber mit etwas 
schwächeren Stacheln und mit grünen Blattunterflächen, die nur bei 
ganz jungen Blättern etwas graugrün erscheinen. Blüthen gross; 
Fruchtkelche locker zurückgeschlagen oder abstehend. 

Die typische Form am östlichen Harzrande und sonst in der 
Provinz Sachsen; übrigens scheint die Pflanze von Schleswig-Hol- 
stein und der Provinz Brandenburg bis zur Oberpfalz und bis Mähren 
verbreitet zu sein, wahrscheinlich auch über diese Grenzen hinaus. 

R. Wahlbergii C. Warnstorfii Focke in A. u. G. Syn. VI. 
648 (1902). R. Warnstorfi Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s 
Syn. 789 (1892), nicht früher in Herb. 

Früher habe .ich Formen von R. Gothieus mit dieser Pflanze vereinigt. 
Es giebt Zwischenformen, die wenigstens in getrockneten Exemplaren nicht 


sicher bestimmt werden können; die eigentlichen Typen von R. Warnstorfii 
und R. Gothieus sind indess beträchtlich verschieden. 


(Verbreitung der Rasse und Unterart: Nur im Gebiete.) I*I 
(Verbreitung der Art: England; Frankreich; Mittelitalien.) x] 


2. Subtribus. 


POTENTILLINAE. 
(Focke Nat. Pfl. III. 3. 12. 32 [1894)). 
S. 8. 440. 


Uebersicht der Gattungen, 


Blüthenachse zuletzt saftig oder schwammig, sich leicht vom Kelch 

ablösend. — Blumenblätter verkehrt-eiförmig, selten rosa. Griffel 

seitlich, welkend. Blätter 3 zählieg. 

I. Blüthen fast stets zu mehreren, auf einem besonderen, mit Laub- 
oder Hochblättern besetzten Stengel, weiss. Fragaria. 

II. Blüthen einzeln in den Blattachseln von Blättern der nieder- 
liegenden Ausläufer, gelb. Duchesnea. 

Blüthenachse sich nicht vom Kelch trennend, bleibend. 

I. Blumenblätter rundlich oder verkehrt-herzförmig, zuweilen 4, ab- 
fällig. Blüthenachse meist trocken, Griffel fast end- oder seiten- 
ständig, abfallend. 


1) Vgl. II. 1. 143 Fussn. 2, 


Rubus. Fragaria, 649 


II. Blumenblätter lanzettlich, zugespitzt, bleibend, (bei unserer Art) 
dunkelpurpurn. Blüthenachse zuletzt schwammig-fleischig, Griffel 


fast endständig. Blätter fingerie-gefiedert. Comarum. 
a. Fruchtblätter 5—12. Staubblätter 5 (selten 4 oder 10). Blätter 
gefingert, Blüthen grünlich, unansehnlich. Sibbaldia. 


b. Fruchtblätter zahlreich. Staubblätter etwa 20. Blätter gefiedert 
oder gefingert. Blüthen ansehnlich, gelb, seltener weiss oder 
roth. Blumenblätter klein, gelb. Potentilla. 


10. FRAGÄRIA!). 


((Tourn. Inst. 295 t. 192] L. Gen. pl. [ed. 1. 147] ed. 5. 518 [1754]. 
Nat. Pfl. TI. 3.- 33.) 
Erdbeere ; niederl.-vlaem.: Aardbezie, Aardbei; dän.: Jordbaer; franz.: 
Fraise, Pfl.: Fraisier; ital.: Fragola; rum.: Fragi; poln.: Poziomka; 
wend.: Slinjafka; böhm.: Jahoda, Pfl.: Jahodnik; kroat.: Jagoda, 
Suniea, Suljea; russ.: Bemaamma; litt.: Zemügge; ung.: Szamöca. 
S. 8. 648. Ausdauernde Kräuter mit langgestielten, 3 zähligen, unter- 
seits blassgrünen Grundblättern, langen, fadenförmigen, an der Spitze 
oder an den Stengelgliedern wurzelnden und wieder Rosetten treibenden 
Ausläufern. Stengelblätter meist wenige und meist ungetheilt, öfter aber 
sehr klein. Blüthen in oft wenigblüthigen Trugdolden, diese an der 
Hauptachse stehend. Kelch 5theilig. Aussenkelchblätter meist kürzer 
als die in der Knospenlage klappieen Kelchzipfel, mehr abstehend. 
Blumenblätter 5, verkehrt-eiförmig, fast stets weiss. Früchtchen zahl- 
reich, nussartig, der eiförmigen oder kegelförmigen, nach der Blüthezeit 
vergrösserten, fleischig-saftigen, eine falsche Beere bildenden, zuletzt 
abfallenden Blüthenachse eingefügt. 


Etwa 8 Arten, 
In Europa nur unsere Arten. 


A. Früchtchen bei der Reife an der Oberfläche der Blüthenachse (nicht 
eingesenkt). 
I. Kelch an der Frucht abstehend oder zurückgeschlagen. 


Gesammtart F. vesea 
(A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 405 [1898)). 


145. (1.) F. vesca (Walderdbeere, rothe Besing; niederl.: Maand- 
bloeier; serb.: Mamuwa). 2}. Grundachse meist nicht kräftig, meist mit 
den braunen bis rothbraunen Resten vorjähriger Blätter bedeckt. Stengel 
meist schlaff aufrecht, seltener mit niederliegendem Grunde, meist 0,7 
bis 1,5 dm hoch, wenig länger als die Blätter, wenigstens unterwärts 
wagerecht abstehend behaart. Blätter mit lanzettlichen, zu- 
gespitzten, röthlich braunen, schwach, nur in der Nähe der Stiele stärker 
aufrecht oder anliegend behaarten Nebenblättern, wagerecht ab- 
stehend behaartem Stiele und ovalem bis (das Mittelblättchen) 


1) Zuerst bei Matthaeus Silvaticus; fragum, die Erdbeere bei Vergilius. 


650 Rosaceae. 


verkehrt-eiförmigen, kerbig-gezähnten, mit geraden Zähnen versehenen, 
besonders unterseits an den Nerven anliegend seidenhaarigen, sitzenden 
(nur das mittlere selten kurz gestielt) Blättchen.. Blüthenstiele (oft 
schon der obere Theil des Stengels) alle, oder doch wenigstens die seit- 
lichen mit aufrechten oder angedrückten, seidig glänzenden 
Haaren. Blüthen zweigeschlechtlich, selten bis etwa 2 cm im Durch- 
messer. Aussenkelchblätter so lang als die Kelchblätter. Staubblätter 
kaum so lang als das Fruchtblattköpfehen. Scheinfrucht bei der Reife 
scharlachroth. 

Auf trockenen Hügeln, in Wäldern, Gebüschen, selten auf Wiesen, 
durch das ganze Gebiet nicht selten, fehlt aber auf den Nordseeinseln, 
in den Alpen bis 2000 m (Jaccard 88) ansteigend. Bl. Mai, Juni, 
vereinzelt (seltener zahlreich) bis zum Herbst. 

F. vesca L. Spec. pl. ed. 1. 494 (1753) z. T. Koch Syn. ed. 2, 
234. Nyman Consp. 222. F. vulgärıs Ehrh. Beitr. VII. 21 (1792). 


Aendert ziemlich stark ab, der Formenkreis gliedert sich in folgender Reihe: 


A. Pflanze nur einmal blühend, im Juli und später meist nur ver- 
einzelte Blüthen oder keine erzeugend. Pflanze meist niedrig, meist 
nicht über 1,5 em hoch. 

I. silv&stris. Grundachse ganz oder fast ganz unverzweigt, daher 
meist nur eine oder ganz wenige Blattrosetten tragend, daher (bes. 
an sonnigen Standorten) die älteren Blätter im Kreise ausgebreitet, 
z. T. wohl durch die in ihren Achseln stehenden Aus- 
läufer zur Seite gedrückt. Der meist nur wenigblüthige Blüthen- 
stand in der Frucht daher deutlich sichtbar, nicht von den Blättern 
verdeckt. Blüthen meist ziemlich klein. 

Die bei weitem häufigste Rasse, überall an Abhängen und 
Waldrändern. Bl. Mai, Juni, vereinzelt bis Herbst. 

F, vesca a. silvestris L. Spec. pl. ed. 1. 494 (1753). Ser. 
in DC. Prodr. II. 569 (1825) veränd. A. u. G. Syn. VL 650 
(1903). F. sylvestris Duchesne Hist. nat. frais. 61 (1766). Lam. 
Enec. II. 531. Nyman Consp. 222. 


Zerfällt in eine Reihe von Abarten und Gartenformen: 


a. Blüthen weiss. 

1. typica. Scheinfrüchte kugelig, bis eiförmig, selten kurz kegelförmig,. — 
Die bei weitem häufigste Form. — F‘. vesca A. I. a. 1. typica A. u.G. Syn. 
VI. 650 (1903). — Eine ganze Reihe unbedeutender Formen beschreiben 
Jordan u. Fourr. Brev. I. 13—15. — Die kleine Form der sonnigen 
Hügel und trockenen Wälder ist b. minor (Ser. in DC. Prodr. II. 569 
[1825]. F. minor Duchesne in Lam. Eneyel. II. 531 [1786]). — Hierzu 
gehört auch 

l. monophüllal) (F. monophylla Duchesne Hist. nat. frais. 124 
[1766]. F. abnormis Tratt. Ros. Monog. III. 166 [1824]. Lam. Diet. II. 
532. Nyman Consp. 222.) An jedem Blatte nur das Endblättchen aus- 
gebildet, die Seitenblättehen fehlend. — Selten, fast nur in Gärten, 
neuerdings durch Vilmorin in Paris mehr verbreitet. 


1) Von wövog einzeln und pöAAo» Blatt. 


Fragaria. 651 


l. erenata (Schur Enum. pl. Transs. 186 [1866]). Blumenblätter 
gekerbt. — Bisher nur in Siebenbürgen. 

Zwei von Seringe (DC. Prodr. II. 569 [1825]) als Varietäten 
hierher gestellte monströse Formen beschreibt Duchesne (in Lam. 
Diet. II. 532, 533 [1786]) als F. mültiplex mit bleichen, kleinen Schein- 
früchten und F. botryformis 1) mit zahlreichen, aus einer Blüthe hervor- 
sprossenden kleinen Blüthen. 

2. hortensis, Früchte verlängert, schmal, mehr als doppelt so lang als 
breit. — So wild selten, in Gärten sehr beliebt und in zahlreichen 
Culturformen mit rothen, weissen und schwärzlichen Scheinfrüchten ver- 
breitet. — F. vesca d. hortensis Ser. in DC. Prodr. II. 569 (1825). F. 
hortensis Duchesne Hist. nat. frais. 113 (1766). 

b. Blüthen lebhaft rosa gefärbt. 

rösea, — Sehr selten, bisher im Gebiete nur in Westpreussen: in 
einem grasigen Kiefernwalde bei Matemblewo, Kreis Danziger Höhe, am 
Wege nach Kelpin (Elsa Lietzmann! vgl. Conwentz Ber. Westpr. 
Prov. Mus. 1893. 19. Ascherson Verh. BV. Brand. XXXVI.S. XXX 
[1895]). — F. vesca var. rosea Rostrup in Lange Haandb. Dansk. Fl. 
4 Udg. 810 (1888). 

II. eflag&llis. Der vorigen Rasse ähnlich, meist höher. Grund- 
achse meist stark verzweigt, rasenbildend, die Blätter daher meist 
auf verlängerten Stielen aufrecht stehend, keine Ausläufer 
in ihren Achseln tragend. Blüthenstand reichblüthig, bis 
über 10 Blüthen tragend. Scheinfrüchte meist verlängert. 

Selten wild beobachtet, in Gärten neuerdings verbreitet. 

F. vesca e. efflagellis Ser. in DC. Prodr. II. 569 (1825). 
Schur Enum. pl. Transs. 186 (1866). F. efflagellis Duchesne 
Hist. nat. frais. 119 (1766). Lam. Enc. U. 532. Nyman 


Consp. 222. 


Vielleicht nur als Abart des Typus zu betrachten; stellt indessen in 
der am meisten verbreiteten Form eine sehr eigenartige, charakteristische 
Abänderung dar. Ei 9 


B. Pflanze vom Mai oder Juni bis Herbst ununterbrochen blühend. 


semperflörens. Pflanze kräftig, bis 3 dm hoch. Grund- 
achse meist ziemlich reich verzweigt, die Pflanze daher dichte 
Büsche bildend. Blätter zumeist auf verlängerten Stielen aufrecht, 
in ihren Achseln Ausläufer tragend. Blüthenstand meist 
wenigstens z. T. unter den Blättern’ verborgen, meist wenigstens ein 
grosses, gestieltes Laubblatt tragend, meist gegabelt, reichblüthig, 
mitunter bis über 10 Blüthen tragend, zuletzt meist zur Seite ge- 
“bogen bis niederliegend, die Frucht daher fast nie über die Laub- 
masse hervorragend. Blüthen eines Blüthenstandes meist zu un- 
gleicher Zeit sich erschliessend, während die unterste bereits die 
Scheinfrucht reift, die obersten meist noch im Knospenzustande oder 
in Blüthe. Blüthen meist ziemlich klein. Scheinfrüchte meist länglich 
oder kegelförmig, seltener kugelig. 

Einheimisch wohl nur an Felsen und auf Triften am Fusse 
der Gebirge im südöstlichen Europa, im Gebiete der Pannonischen 


1) Bastardwort aus ßdrevg die Traube und formis. 


652 Rosaceae, 


Flora, in Gärten nicht selten und im ganzen Gebiete (oft in grossen 
Mengen) aus demselben verwildert. Das Gebiet des ursprünglichen 
Vorkommens dürfte kaum mehr sicher festzustellen sein, in den 
Sudeten bis zum Riesengebirge!! anscheinend noch wild. 


F. vesca ß. semperflorens Ser. in DC. Prodr. II. 569 (1825). 
Koch Syn. ed. 1. 211 (1837) ed. 2. 234 (1844). F. semperflorens 
Duch. Hist. nat. frais, 49 (1766). Hayne Arzney-Gew. III. t. 25 
(1834). Rehb. Fl. Germ. exe. 596. Schur Enum. pl. Transs. 181. 
Nyman Consp. 222. F. alpina Steud. Nomenel. ed. 1. 344 (1841). 
F. vesca var. alpestris hiemälis Schur a. a. (1866). 


Eine sehr eigenartige Rasse, die von vielen Schriftstellern als eigene Art 
betrachtet wird. — Wird in Gärten in einer grossen Zahl von Culturformen 
gezogen, die sich zumeist durch die Gestalt, die Farbe und das Aroma der 
Scheinfrüchte unterscheiden. Viele von ihnen gehören in Folge der durch den 
ganzen Sommer fortgesetzten Production der Scheinfrüchte und des vortreff- 
lichen Geschmackes derselben zu den beliebtesten Erdbeeren. — Von den zahl- 
reichen Abänderungen sind einige auch botanisch interessant, besonders 


B. Hauchecörnei!) (Graebner Naturw. Wochenschr. N. F. I. 477 [1902]). 
Blumenblätter bis zur Fruchtreife bleibend, nicht welkend, zuletzt meist matt 
rosa gefärbt. — Im Garten der Kgl. Bergakademie zu Berlin entstanden, er- 
scheint ganz constant (vgl. Graebner, a.a. ©. [1902]). — Diese Form bietet 
deshalb botanisch besonderes Interesse dar, da bekanntlich ausser den habituellen 
Merkmalen ete., die Trennung der Gattungen Comarum und Potentilla haupt- 
sächlich nach den erhalten bleibenden oder abfallenden Blumenblättern geschieht. 
Es ist dies Vorkommniss ein weiterer Beweis, dass dasselbe Merkmal in zwei 
verschiedenen Fällen nicht gleich bewerthet werden darf, sondern dass der 
systematische Werth eines solchen hauptsächlich in der Combination mit 
anderen liegt. 


Die entgegengesetzte Abänderung ist 


C. muriedta (Duchesne in Lam. Eneyel. II. 533 [1786] Ser. in DC, Prodr, II, 
569. Vilmorin Blumengärtnerei 3, Aufl. 237 [1894]). Kelchblätter gross, laub- 
artig. Blumenblätter fehlend. Griffel sehr stark verlängert. Scheinfrucht klein, 
smaragdgrün, zuletzt scharlachroth, durch die bleibenden vergrösserten grünen 
Griffel stachelig erscheinend. — In Gärten. — Auch diese Abart bietet durch 
die bleibenden verlängerten Griffel und die fehlenden Blumenblätter systema- 
tisches Interesse. 


Von Gartenformen sind dann noch zu erwähnen solche mit weissen, bei 
einigen etwas gelblichen und mit schwarzrothen Scheinfrüchten. Andere sind 
auffällig durch sehr langgestreckte oder etwas verbänderte (als ob zwei ver- 
wachsen wären) oder durch fast birnförmige Scheinfrüchte. 


(Verbreitung der Rasse: Sicher im südöstlichen Europa weiter ver- 
breitet.) +? 


Verbreitung der Art: Canarische Inseln; fast ganz Europa, auch 
im arktischen Gebiete, fehlt in fast ganz Griechenland und den Griechi- 
schen Inseln; Nord-Afrieca; nördliches Asien; eingebürgert in Nord- u. 
Süd-America.) * 


1) 8.1. S. 80 Fussn. 1. Nachzutragen ist, dass unser verehrter Freund und 
Gönner am 15. Jan. 1900 gestorben ist. 


Fragaria, 653 


145. X 146. F. vesca X moschata s. S. 654. 
145. X 147. F. vesca X. viridis s. S. 657. 
145. X . F. vesca X Chiloensis s. S. 658. 
145. X . F. vesca X Virginiana s. S. 658. 


146. (2.) F. moschäta (Zimmterdbeere, Moschuserdbeere, serb.: 
Kurwaya). 21. Der Leitart sehr ähnlich, von ihr hauptsächlich durch 
folgendes verschieden: Pflanze meist grösser und kräftiger, meist 1,5 
bis 3 dm hoch. Stengel meist erheblich länger als die Blätter, auch 
oberwärts bis in die letzten Auszweigungen wagerecht 
abstehend behaart. Blätter mit meist etwas breiteren Nebenblättern, 
oft länger behaartem Stiele und meist weniger behaarten, meist grösseren, 
sämmtlich kurz gestielten Blättchen. Blüthenstand meist kürzer, meist 
auf das obere !/ı—!/3 des Stengels beschränkt, meist 5—12blüthig, 
mehr oder weniger trugdoldig erscheinend. Blüthen auf abstehend 
behaarten Stielen, grösser, unvollständig (selten vollständig: F' elatior 
ß. dioeca Duchesne nach Ser. in DC. Prodr. 1I. 570 [1825]) zwei- 
‚häusig, etwas wohlriechend. Aussenkelchblätter kürzer als die Kelch- 
blätter. Blumenblätter weiss, öfter etwas gelblich, Staubblätter bei den 
fruchtbaren Blüthen so lang, bei den unfruchtbaren doppelt so lang als 
das Fruchtköpfchen. 


In schattigen Laubwäldern, in Gebüschen, selten an sonnigen 
Hängen, fast im ganzen Gebiete zerstreut, stellenweise, so in Nordwest- 
deutschland (Buchenau, Fl. Nordwestd. Tiefeb. 280) und den Nieder- 
landen selten, fehlt auf den Nordseeinseln. Im nordöstlichen und mitt- 
leren Deutschland sowie in Polen bereits ziemlich verbreitet, auch im 
südlichen Gebiete anscheinend nirgend selten, nur am Südabhange der 
Alpen, in Bosnien, Dalmatien und Hercegowina wieder sehr zerstreut. 
In den Alpen bis in die montane Region aufsteigend. Bl. Mai, Juni. 


F, moschata Duchesne Hist. nat. frais. 145 (1766). A. u. G. 
Fl. Nordostd. Flachl. 404. F. vesca 8. sativa L. Spec. pl. ed. 1. 495 
(1753). F. vesca $. pratensis L. Spec. pl. ed. 2. 709 (1762). F\ pra- 
tensis Duch. in Lam. Encyel. II. 536 (1786). F. magna Thuill. Fl. 
Paris ed. 2. 254 (1799). F. elätior Ehrh. Beitr. VII. 23 (1792). Koch 
Syn. ed. 2. 234, Aschers. Fl. Prov. Brand. I. 188. Nyman Consp, 
222. Suppl. 109. F. reversa Kit. Linnaea XXXII (1863) 595. 


Meist schon durch die Grösse und die meist mehr doldig gedrängten Blüthen 
von der vorigen zu unterscheiden. Gleichfalls ziemlich veränderlich in der Grösse 
und der Form der Blätter. Die denen des Typus der Leitart analogen Formen 
erscheinen nur erheblich unbeständiger. Die zahlreichen Culturformen der Gärten 


sind kaum systematisch bemerkenswerth, — Wichtiger ist 
B. rubriflora (Heimerl Abh. ZBG. Wien XXXI [1881] 176). Blumenblätter 
karminroth oder rothgestreift. — Bisher nur zwischen Aggobach und Maria- 


Laach in Niederösterreich (Heimer!]). 


Eine Form mit grossen laubartigen Kelchblättern ist II, calyeina 
(F. calyeina Soy.-Willem. in Lois. Fl, Gall. 299 [1868]. Nyman Consp, Suppl. 
109 [1878] vgl. indessen F. Ohiloensis X Virginiana.) — Selten. 


654 Rosaceae. 


(In Dänemark und Skandinavien wohl nur eingebürgert; England; 
Frankreich ; Nord-Spanien; scheint in Italien südlich der Alpen als 
wilde Pflanze zu fehlen, ebenso auf der Balkanhalbinsel südlich von 
Serbien, Rumänien und Bulgarien; findet sich im westlichen Russland 
bis zur Krim.) * 


145. X 146. F. vesca X. moschata s. unten. 
146. X 147. F. moschata X viridis s. S. 658. 
146. X. . F. moschata X. Virginiana s. S. 658. 


Bastard. 


A,1; 


145. X 146. (3.) F. veseca X moschata. |. Pflanze meist 
höher als F\ moschata. Blüthenstiele meist gemischt mit an- 
liegenden, aufrechten und abstehenden Haaren versehen. 
Kelchblätter in der Frucht abstehend. 

Mit den Erzeugern hin und wieder, sehr oft in Gärten. Bl. 
Mai, Juni. j 

F. vesca X moschata A.u.G. Syn. VI. 654 (1903). F. inter- 
media Bach Flora XXIV (1841) 719; Beck Fl. N.-Oesterr. 748 
(1892). F. drymöphila*) Jord. u. Fourr. Icon. t. XXVIII fig. 48 
Brev. 15. Bull. Soc. nat. Toulouse III. 117 (1870). F\ elatior X vesca 
Hausskn. Mitth. geogr. Ges. Thüring. III. 280 (1885). Beck a. a. O. 
(1892). 

Zu dieser Kreuzung gehören eine grosse Menge von Gartenformen und Garten- 
kibriden; besonders mit der Rasse semperflorens sind in Gärten eine Reihe Kreuz- 
ungen der F. moschata zu finden. Sie sind den Abarten der Rasse sehr ähnlich, 
aber meist etwas kräftiger und leicht an den beigemischten abstehenden Haaren 
(mitunter ganze Blüthenstiele abstehend behaart) die oberen Blüthenstiele erkennbar. 

EI 
II. Blüthen meist unvollständig zweihäusig. Kelch der Frucht an- 
gedrückt oder aufrecht. 


147. (4) F. viridis. I. (serb.: Ilynasıma.) Grundachse meist 
nicht oder wenig verzweigt, meist nur eine bis wenige Rosetten tragend, 
Stengel meist ziemlich starr aufrecht, dünner als bei der vorigen, 
meist 0,7—1,5 dm hoch, unterwärts wagerecht abstehend be- 
haart, an den obersten Auszweigungen (oft schon oberwärts) 
mit angedrückten oder aufrechten Haaren, wenig länger als 
die Blätter, meist nur in Hochblättern besetzt. Blätter mit meist 
ziemlich schmalen, hellbraunen bis dunkelbraunen Nebenblättern, ab- 
stehend behaartem Stiele und beiderseits, besonders unter- 
seits dicht schillernd seidenhaarigen Blättehen, von denen die 
seitlichen meist sitzen, das mittlere indessen meist kurz gestielt 
ist. Blattzähne meist etwas nach vorn gekrümmt. Blüthenstand ziemlich 


1) Von dovuds Wald, Gehölz und giAog lieb, wert. 


Fragaria. 655 


klein, meist auf das obere !/s—!/s des Stengels beschränkt, meist 
arm- (etwa 4-) blüthig; etwas locker. Aussenkelchblätter meist etwa 
so lang als die Kelchblätter. Blumenblätter gelblich-weiss, meist ziemlich 
klein. Staubblätter bei den fruchtbaren Blüthen so lang, bei den un- 
fruchtbaren doppelt so lang als das Fruchtblattköpfehen. Scheinfrucht 
‚roth, etwa so gross wie bei F\, vesca. 

Auf sonnigen Hügeln, an Waldrändern, in Gebüschen, in der 
Ebene meist auf Diluvium, kalkliebend. Im grössten Theile des Ge- 
bietes zerstreut, in Nordwestdeutschland, in Belgien und den Niederlanden 
selten, nicht auf den Nordseeinseln, auch an der Ostseeküste sehr spärlich, 
sowie im südlichen Gebiete hier und da fehlend, in den Alpen bis in die 
Bergregion ansteigend. Bl. Mai, Juni. 

F. viridis Duchesne Nat. hist. frais. 135 (1766). A. u. G. Fl. 
Nordostd. Flachl. 404. F. Breslingea!) Duchesne nach Ser. in DC. 
Prodr. II. 570 (1825). F. collina Ehrh. Beitr. VII. 26 (1792). Koch 
Syn. ed. 2. 235. Aschers. Fl. Prov. Brand. I. 188. Nyman Consp. 222. 
Suppl. 109. FF cerinodlba, F. suecica und andere Jord. u. Fourr. 
Brev. pl. nov. Fasc. I. 13—15 (1870). F\ campestris Stev. Bull. Soc. 
nat. Mosc. XXIX. 2. 176 (1856). 

Durch die gelblichweissen Blüthen und die besonders an sonnigen Standorten 
fast metallisch schillernden Blättchen meist leicht kenntlich. Die Scheinfrucht ist 
härter und weniger schmackhaft als bei der vorigen. Beim Ablösen derselben ent- 


steht anfangs ein luftverdünnter Raum, bei dessen Aufreissen ein kleiner Knall ge- 
hört wird; daher der deutsche Name Knackelbeere (Irmisch), 


Aendert gleichfalls ziemlich stark ab, bemerkenswerth erscheinen folgende 
Formen: 


A. Seitenblättehen sitzend, Endblättchen kurz gestielt. 
I. Pfanze besonders die Blätter ziemlich dicht behaart. 


a. Blättehen kerbig gezähnt. 


1. alpina. Pflanze sehr niedrig, meist nur 5em hoch. Blätter, Stengel 


und Kelche sehr dicht behaart. — So bisher nur im südöstlichen Ge- 
biete, auf trockenen Felsen. — F' viridis A. I. a. 1. alpina A. u. G. 


Syn. VI. 655 (1903). F. collina a. alpina Schur Enum, pl. Trauss. 18 
(1866). — Vielleicht eine südöstliche Gebirgsrasse. 

2, typica. Pflanze höher, meist 0,7—1,5 dm hoch, Nur die jüngsten 
Blätter ganz dicht silberhaarig,. — Die bei weitem häufigste Form. — 
F. viridis A. I. a. 2. typica A. u. G. Syn, VI. 655 (1903). — Hierzu 
gehören die Unterabarten 
b. Slayellifera (F. collina b) flagellifera Schur Enum. pl. Transs, 

186 [1866]. F. media Schur herb. u. a. a. O. [1866]. Nyman Consp. 
222.) Ausläufer sehr stark verlängert. 
2. subpinnata (F. collina $. subpinnata Celak. Prodr. Fl. Boehm. 


634 [1874]. F. collina f. foliolosa Beck Fl. N.-Oesterr. 748 [1892]). 
Blattstiele in der Mitte 1—2 kleine Blättehen tragend. — Selten. 


' 1) Breslinge, französischer Name, vermuthlich auf einem älteren, deutschen 
Bresling (so noch jetzt in Thüringen [Rottenbach m.]), Pressling zurückgehend. 


656 Rosaceae. 


3, Magnusianal) (R, collina f. Magnusiana Holzfuss ABZ, VIIL 
26 [1902]). Blätter z. T. wie vor., z. T. 5zählig. — Sehr selten, 
b. Blättchen tief eingeschnitten. 
subpinnatiseeta. — Selten, bisher nur in Westpreussen, Thorn 
(Scholz) und Graudenz (Scharlock). — F. viridis var. subpinnatiseeta 
Duchesne in Lam. Enc. II. 533 (1786). 

II. Pflanze nur wenig behaart. Blätter oberseits zuletzt fast ganz verkahlend. 
e umbelliförmis. Pflanze meist höher. Blätter grösser. Blüthenstand 
ziemlich reichblüthig, die Blüthen etwas doldenartig gestellt. — Selten an 
etwas schattigen, buschigen Orten. — F‘ viridis A. II. umbelliformis A. u.G. 
Syn. VI. 655 (1903). F\, umbelliformis F. Schultz (1867) nach Nyman Consp, 
222 (1878—82). — Könnte vielleicht einer Kreuzung der F. vesca mit F, 
viridis entstammen. 


B. Alle Blättchen (das Endblättchen länger) gestielt. 

Die von Seringe (in DC. Prodr, II. 570 [1825]) unter dem Namen 
F. Breslingea hierher als Varietäten gezogenen Duchesne’schen „Arten“ 
gehören z. T. hierher (z. T. wenigstens dem Namen nach nicht), Jedoch ist 
ihr Umfang nicht mehr festzustellen, weshalb ihre Einreihung unterbleibt. 

Hagenbachiäna?). Pflanze meist etwas kräftig. Das End- 
blättehen mit einem (bis über 1 cm langen) Stiel, der etwa 
!/a so lang ist als dasselbe. 

Selten, bisher meist im nördlichen und östlichen Gebiete, in 
Belsien, Norddeutschland, Polen und Siebenbürgen (Janka Linnaea 
XXX [1860] 567) beobachtet. Bl. anscheinend etwas früher als 
der Typus. 

F. viridis B. Hagenbachiana Aschers. Fl. Brand. I. 188 
(1866). F\ majaitıfea?) Duchesne in Lam. Eneycl. II. 533 (1786). 
Ser. in DC. Prodr. II. 570 (1825)? nach Beck Fl. N.Oesterr, 748. 
F. Hagenbachiana Lang bei Koch Flora XXV (1842) 532. Koch 
Syn. ed. 2. 443. Nyman Consp. 222. 

Falls die nicht unwahrscheinliche Angabe Beck’s, dass F. majaufea als 
Synonym hierhergehört, richtig ist, sind auch hierher zu stellen die Abarten 


I. bifera (Duchesne a.04..0: [1786] ] Ser, a. a. O.). Mehrmals blühend, reich- 
fruchtend,. Scheinfrüchte rundlich, zusammengedrückt. 


II. dübia (Duchesne a, a. O. [1786] Ser. a. a. O.). Scheinfrüchte armfrüchtig, 
oft die Früchtehen fehlschlagend. — Vielleicht eine Form hibrider Abkunft. 


(Verbreitung der Rasse: Frankreich.) *] 


(Verbreitung der Art: Canarische Inseln; fast ganz Europa, fehlt 

im nördlichsten Gebiete [aber noch in Island] und im südlichen Mittel- 

meergebiete; im südlichen Russland bis zur Krim; Kaukasus; Sibirien.) 
* 


1) Nach Paul Wilhelm Magnus, * 29. Februar 1844 Berlin, Universitäts- 
professor daselbst, sehr verdient durch morphologische und mykologische Arbeiten. 
Er beschäftigte sich eingehend mit der Gattung Najas (Beiträge zur Kenntniss der 
Gattung Najas. Berlin 1870. Najadaceae Nat. Pf. II. 2). Unter den Pilzen bearbeitete 
M. hauptsächlich die Uredineen und andere parasitische Familien und unter diesen 
hat er sich namentlich durch die Zusammenstellungen der pflanzlichen Parasiten 
der Alpengebiete verdient gemacht. Auch seine Arbeiten über Missbildungen müssen 
erwähnt werden. Die Verfasser der Synopsis sind ihm für viele Mittheilungen Dank 
schuldig. 

2) Nach Carl Friedrich Hagenbach, * 1771 Basel, 7 20. Nov. 1849 daselbst, 
Professor der Botanik in Basel, Verfasser von Tentamen Florae Basiliensis 1821—34. 

3) Französischer Name Majaufe, 


Fragaria. 657 


145. X 147. F\ vesca X viridis s. 
146. X 147. F. moschata X viridis s. S. 658. 


*+ F. Chilo@nsis !) (Chili-Erdbeere). ‘|. Grundachse meist nicht oder wenig 
verzweigt. Stengel meist aufrecht, meist 1,5—2,5 dm hoch, so lang oder etwas 
länger als die Blätter, bis in die äussersten Auszweigungen abstehend 
behaart. Blätter mit abstehend behaarten Stielen und auch ober- 
seits behaarten, hellgrünen, sämmtlich gestielten, mit flachen, breiten 
Sägezähnen versehenen Blättehen. Blüthenstand meist nicht sehr vielblüthig, 
Blüthen ziemlich gross, weiss, Scheinfrucht (bis über 3 cm) gross, roth. 

In Süd-America einheimisch, auch in Nord-America (wohl eingebürgert), bei 
uns nicht häufig in Gärten (zuerst 1710 von Frizier nach Brest gebracht), selten, 
im südöstlichen Gebiete anscheinend häufiger verwildert. Bl. Mai, Juni. 

F. chiloensis Ehrh. Beitr. VII. 26 (1792). Koch Syn. ed. 2. 235. Nyman 
Consp. 222. F. vesca ß. chiloensis L. Spec. pl. ed. 1. 494 (1753). 


Unterscheidet sich leicht durch die stärkere Behaarung und die breiten und 
kurzen Sägezähne der Blättchen, die breiter sind als lang. 


Aendert ab: | 
B. pentaphylla2). Am Grunde der Seitenblättchen noch seitlich 2 kleine 
Blättehen. — Bisher nur in Siebenbürgen in Gärten bei Heltau beobachtet. — 


F. chiloensis a. pentaphylla Schur Enum. pl. Transs. 187 (1866). 


145. X . F. vesca X Chiloensis =. S. 658. 
146. X . F. moschata X. Chiloensis s. S. 658. 
x . F. Ohrloensis X Virginiana s. S. 659. 


Bastarde. 
A 


145. X 147. (5.) F. veseca X viridis. 4. Bei der Aehnlichkei- 
der beiden Erzeuger oft schwer zu erkennen und besonders im Hert 
barium nicht immer sicher zu unterscheiden. Der Einfluss der F\, viridıs 
macht sich meist durch die mehr oder weniger schillernde Behaarung 
der Blattunterseite bemerkbar, während die Blätter erheblich weniger 
behaart sind als bei dieser Art. Blüthen weiss oder etwas gelblich. 
Kelch an der Frucht abstehend oder anliegend, selten 
zurückgeschlagen, meist bei einem Exemplar wechselnd, oft die Blätter 
eines Kelches verschieden gestellt. 

Mit den Erzeugern, ‘wohl nicht selten und oft übersehen. Bl. 
Mai, Juni. 

F. vesca X viridis Focke Pfl.Mischlinge 126 (1881). F. sub- 
collino-vesca Lasch Linnaea V (1830) 458. F'. collina X. vesca Hausskn. 
Mitth. Geogr. Ges. Thür. III. 279 (1885). Beck Fl. N.Oesterr. 748 (1892). 
Floderus Bot. Not. 1894. 146. F. praestäbilis Beck a. a. O. (1892). 
Nach J. Gay soll auch F. majaufea bez. F. Hagenbachiana (S. 656) 
hierher gehören (vgl. Focke a. a. O.). 

Vgl. auch F, viridis A. II. umbelliformis S. 656. 


(Schweden.) 1 


1) Zuerst auf der Insel Cliiloe in Süd-Chile beobachtet. 
2) Von zevra- fünf- und pöA/Ao» Blatt. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 42 


658 Rosaceae, 


A. 


146. X 147. (6.) F. moschata X viridis. %. Meist höher als 
F. viridis. Blätter unterseits schwach schillernd behaart. Blüthenstand 
meist fast doldenartig. Blüthenstiele theils mit abstehenden, 
theils anliegenden Haaren versehen. Blüthen meist ziemlich 
klein, gelblichweiss. Aussenkelchblätter deutlich länger als der Kelch. 
Kelch in der Frucht wie bei vorigem Bastard. 


Mit den Erzeugern selten, aber auch wohl öfter übersehen. Bl. 
Mai, Juni. 

F. moschata X viridis A. u. G. Syn. VI. 658 (1904). F. 
cerino-alba Jordan u. Fourr. Brev. I. 15 (1866). Ice. t. XX VIII fig. 4. 
Bull. Soc. nat. Toul. III. 117 (1870)? vgl. Haussknecht aa. a. ©. 
F.neglecta Lindem. Bull. Soc. imp. Moscou XXVIIl. 2. 218 (1865). 
Nyman Consp. Suppl. 109. Beck Fl. N.Oesterr. 747 (1892). F\ vesco 
X collina Lasch Linnaea V (1830) 458. F. collina X. elatior Hausskn. 
Mitth. Geogr. Ges. Thüring. III. 280 (1885). Beck a. a. O. (1892). 
F. sericea Christ in Nyman Consp. Suppl. 109 (1890) nicht Dougl. 


x] 
A, 


145. X . F. vesca X Chiloensis und 146. X . F. moschata X 
Chiloensis und Kreuzungen beider Bastarde unter einander finden sich ziemlich 
zahlreich unter den Gartenerdbeeren und zwar sowohl als bestimmte Gartensorten 
benannt als auch in verwilderten Erdbeerbeeten. — F. vesca X Chiloensis und F, 
moschata X Chiloensis A. u. G. Syn. VI. 658 (1904). 


B. Früchtehen bei der Reife in tiefe Gruben der Blüthenachse ein- 
gesenkt., 


*r- F. Virginiäna!) (Scharlacherdbeere). h. Grundachse nicht oder 
wenig verzweigt. Stengel zuerst aufrecht, meist 1,5—2,5 dm hoch, zu- 
letzt niederliegend, meist kürzer als die Blätter, mit aufrechten oder ab- 
stehenden Haaren. Blätter mit meist ziemlich breiten Nebenblättern, 
abstehend oder aufrecht behaartem Stiele und sämmtlich gestielten, 
scharfgesägten, oberseits ziemlich kahlen, zuletzt etwas lederartigen 
Blättehen. Blüthenstand meist ziemlich armblüthig. Blüthen un- 
vollständig zweihäusig, ziemlich gross. Kelch in der Frucht ab- 
stehend. Blumenblätter weiss. Scheinfrucht dunkelroth, gross bis 
sehr gross. 

In Nordamerica einheimisch, bei uns nicht selten in Gärten hin 
und wieder verwildert und stellenweise völlig eingebürgert. Bl. Mai, Juni. 

F. virginiana Duchesne Hist. nat. Frais. 204 (1766). Mill. Diet. 
ed. 8 No. 2 (1768). Ehrh. Beitr. VI. 24 (1792). Koch Syn. ed. 2. 
235. Nyman Consp. 222. Aschers. Fl. Prov. Brand. I. 189. 


1) Aus Virginien zuerst beschrieben. 


Fragaria, 659 


145. X . F. vesca X Virginiana | 
146. X . F. moschata X Virginiana 3 8:4659 
5 . F. Ohiloensis X Virginiana | 
B astarde. 


Die F. Virginiana-Bastarde finden sich in Gärten ausserordentlich 
häufig, man beobachtet sie sowohl zwischen den Erzeugern, als auch werden sie 
unter bestimmten Garten-Namen von Handelsgärtnereien vertrieben. Von grösserer 
Wichtigkeit ist nur 


E72 . (7) F. Chiloensis X Virginiana (F. grandi- 
flöra) (Ananaserdbeere). Grundachse meist nicht oder wenig verzweigt. 
Stengel aufrecht, zuletzt fast stets niederliegend, meist 1,5—4,5 dm 
hoch, mit aufrechten Haaren, fast stets kürzer als die Blätter. 
Blätter mit meist breiten Nebenblättern, mit aufrechten Haaren 
besetztem Stiele und sämmtlich gestielten, tief grob gesägten, ober- 
seits fast kahlen, dunkelgrünen Blättchen. Blüthenstand meist 
ziemlich armblüthig. Blüthen gross. Blumenblätter weiss. Scheinfrucht 
röthlichweiss, meist noch grösser als bei den vorigen. Früchtchen in 
seichte Gruben (seichter als bei F" Virginiana) eingesenkt. 

In Gärten in zahllosen Abarten gezogen, nicht selten, oft in grossen 
Mengen verwildert. Bl. Mai, Juni. 


F. Chiloensis X Virginiana Focke Pfl.mischl. 126 (1881). F. 
grandiflora Ehrh. a. a. OÖ. 25 (1792). Thuill. Fl. Paris. ed. 2. 
264 (1799). Koch Syn. ed. 2. 235. Nyman Consp. 222. F. calycina 
Mill. Icon. t. 288 (1794) nach Ser. in DC. Prodr. II. 569 vgl. F. 
moschata Il. calycına. F. Anandssa Duchesne Hist. nat. frais. 190 
(1766) nach Ser. in DC. Prodr. II. 571 (1825) z. T.? F. Chilensis 
ß. ananassa Ser. a. a. O. (1825). 


Wenn die allerdings sehr wahrscheinliche Deutung, dass die F. Ananassa 
Duchesne’s zu diesem Bastard gehört, sich sicher nachweisen liesse, würde der- 
selbe den Duchesne’schen Namen zu tragen haben. 

Bei diesem Bastarde macht sich oft viel entschiedener als bei den vorher- 
beschriebenen Arten die sexuelle Differenz bemerkbar. Alle von einem Exemplar 
durch vegetative Vermehrung entstandenen Individuen vermögen oft selbst in grossen 
Mengen keine einzige Frucht hervorzubringen. Dadurch ist es zu erklären, dass viele 
Gartenbesitzer trotz aller Pflege über die Unfruchtbarkeit ihrer Erdbeerbeete zu 
klagen haben und dass an Stellen, an denen die Pflanze zu vielen Tausenden ver- 
wildert ist, oft auch nicht eine Scheinfrucht beobachtet worden ist (z. B. auf einer 
Wiese bei Garz a. O.!!) 

Zu diesem Bastarde oder zu Kreuzungen desselber mit anderen Arten (F. 
hybrida Duchesne in Lam. Eneyel. Il. 340 [1788]. F. Virginiana $. hybrida Ser. 
in DC. Prodr. II. 571 [1825] = F. Virginiana X grandiflora?), besonders mit den 
grossfrüchtigen Arten und deren Bastarden gehören die grösste Mehrzahl der in den 
Gärten gezogenen Formen. Die vollständigste Uebersicht der existirenden Formen 
giebt wohl der Katalog der bekannten Handelsgärtnerei von G. Goeschke in Köthen. 

Ein ]l. mit weissbunten Blättern wird in Gärten als F\. vesca folüis variegatis 
gepflanzt. Vgl. Vilmorin, Blumengärtnerei 3. Aufl. 237 (1894), 

Auch bei diesem Bastarde ist eine Form mit bleibenden Blumenblättern (der 
Abart Hauchecornei S. 652 der F. vcesca entsprechend) beobachtet worden (vgl. 
Graebner, Naturw. Wochenschr. N. F. I. 510 [1902]). 


49* 


660 Rosaceae, 


11. (4) DUCHESNEA!) 
(Smith Transact. Linn. Soc. X. 372 [1811j. Focke Nat. Pfl. III. 3. 33.) 


S. S. 648. Ausdauernde Kräuter mit niederliegenden, an den 
Knoten wurzelnden weit kriechenden Stengeln. Blätter 3zählig. Blüthen 
einzeln, an ausläuferähnlichen Sympodien, gestielt, zweigeschlechtlich. 
Aussenkelchblätter gross, an der Spitze grob 3zähnig. Blumenblätter 
gelb. Scheinfrucht äusserlich der der vorigen Gattung ähnlich aber 
schwammig, geschmacklos. Sonst wie Fragarta. 


2 nahe verwandte Arten, bei uns nur 


147. (6.) D. Indiea. %. Blätter ziemlich lang gestielt, mit lanzett- 
lichen Nebenblättern und verkehrt-eiförmigen am Grunde mehr oder 
weniger keilig verschmälerten, am Rande gekerbten, dunkelgrünen Blätt- 
chen. Die einzeln scheinbar seitlich an ausläuferähnlichen Sympodien 
stehenden Blüthen die Blätter meist nicht oder wenig überragend. 
Blumenblätter goldgelb. Scheinfrüchte leuchtend scharlachroth. 

In Vorder- und Hinterindien bis zum südlichen China einheimisch, 
bei uns gern in Gärten und als Ampelpflanze gezogen; leicht ver- 
wildernd. Im südlichen und westlichen Gebiete öfter vollständig ein- 
gebürgert, so am Südfusse der Alpen am Lago d’Orta und L. Maggiore 
(N obili), z. B. bei Locarno (Focke in Hallier-Wohlf. Koch’s Syn. 
802) und Pallanza! (Haussknecht; Thür. BV. N.F. VI. 31); Bergamo 
(Rodegher), Meran (R. v. Uechtritz DBG. IH. CLXIX, Verona 
(Goiran); Prov. Treviso: Asolo (Bolzön), Udine, Cividale (Bolzön 
br.}, Cormons: Brazzano (Marchesetti br.); Görz. Vel. Höck Beih. 
Bot. Centr.bl. IX. 413. XIII. 211. Im nordöstlichen Gebiete oft auch 
jahrelang constant aber in strengen Wintern erfrierend. (Eingebürgert 
auch bei Turin; Padua; Nord- und tropisches America.) Bl. Mai bis 
October. 

D. indica Focke Nat. Pfl. III. 3. 33 (1894). Fragaria indica 
Andr. Bot. Rep. t. 475 (1797—1804). Ait. Hort. Kew. ed. 2. III. 273 
(1811). D. fragarioides Smith Trans. Linn. Soc. X. 373 (1811). D. 


1) Nach Antoine Nicolas Duchesne, * 7. Oct. 1747 Versailles 7 18. Febr. 
1827 Paris, beschäftigte sich hauptsächlich mit der Naturgeschichte der Nutzpflanzen, 
insbesondere der Erdbeeren. Seine Hauptwerke sind: Manuel de botanique con- 
tenant les proprietes des plantes utiles pour la nourriture .... Paris 1764. His- 
toire naturelle des Fraisiers, contenant les vues d’&conomie r&unies A la botanique. 
Paris 1766. Essai sur l’histoire naturelle des Courges (in Lam, Ene.). Essai sur 
l’histoire naturelle des Fraisiers (ebendort). — Ein Verwandter von A.N.Duchesne 
war Edouard Adolphe D. * 1804 Paris, der sich ebenfalls mit Nutzpflanzen beschäf- 
tigte; er schrieb: Traite du Mais ou ble de Turquie, contenant son histoire sa eulture 
et ses emplois en economie domestique et en medecine, Paris 1831. (Deutsche Ueber- 
setzung Ilmenau u. Weimar 1833). Repertoire des plantes utiles et du plantes vene- 
neuses du globe. Paris 1836. 2. ed. Bruxelles 1846. — Ein J. B. Duchesne ver- 
fasste Guide de la culture des bois ou herbier forestier. Paris 1825. — Leger Du- 
chesne (in seinen lateinischen Werken Leodegarius a Quercu genannt) lebte um 
die Mitte des 16. Jahrhunderts in Paris. Er verfasste u. a.: In Ruellium de stir- 
pibus epitome.  Parisiis 1539. De stirpibus vel plantis ordine alphabetico digestis 
epitome. Cadomi 1541. Parisiis 1544. 


Duchesnea. Sibbaldia, 661 


fragiförmis Don Prodr. Fl. Nep. 233, 235 (1802—1803). D. chrys- 
äntha') Mig. Fl. Ind. Bat. I. 1. 372 (1855). 


Ueber das Vorkommen in Ober-Italien, wo die Pflanze schon 1869 von 
Visiani und Saccardo 249 erwähnt wird, vgl. Goiran NGB. It. XXI. 455, 
Bolzön Riv. It. sc. nat. XI fasc. VI, Nobili a. a. ©. XIV, Rodegher und 
Venanzi Bull. SB. It. 1893. 49, 

In der Tracht der Potentilla reptans nicht unähnlich. — Auch in ihren bio- 
logischen Eigenschaften und besonders im Blüthenbau steht sie der P. reptans so 
nahe, dass ich keinen Anstand nehme, sie als „Potentilla Indica“ unmittelbar 
neben diese zu setzen. Im Jahre 1902 befruchtete ich diese P. Indica mit dem 
Blüthenstaub der P. repians und erzielte reife Früchtchen, welche 1903 als ganz 
unzweifelhafte P. Indica @ X reptans 5' aufgingen und nach allen bisherigen An- 
zeichen in der Mitte zwischen beiden Eltern stehen (unter anderem 4—-5 zählige 
Blätter statt der bei P. Indica constant 3zähligen, hellgrünes Laub statt des 
dunkelgrünen ete.). Der Bastard gedeiht sehr kräftig zwischen den Vorfenstern 
und wird hoffentlich dieses Jahr (1904) zum Blühen kommen. Es ist gewiss auf- 
fallend, dass die P. reptans, die sich mit keiner ausser der Tormentilla-Gruppe 
stehenden Potentilla einlässt, die „Duchesnea“ willig aufnahm. — In Asien gibt es 
mehrere Potentillen mit sehr stark anschwellendem Carpophor, z. B. auch die der 
P. reptans sehr nahestehende P. centigrana (Maxim. Bull. Ac. St, Pötersb, XVIH. 
163 [1874]), aus Japan, die allerdings sehr kleine Blüthen besitzt. (Th. Wolf.) 

Die Pflanze wird mitunter „hochstämmig“ gezogen, d. h. von einer bewurzelten 
Rosette werden die gesammten vegetativen Theile bis auf einen Ausläufer entternt. 
Der letztere wird aufrecht angebunden und aus der sich dann an der Spitze des- 
selben entwickelnden Rosette entspringen eine Reihe hogig herabhängender Ausläufer 
mit Blüthen und Scheinfrüchten. 


(8. 8. 660.) Il 


12. SIBBALDIA?) 


([Sibaldıa L. Fl. Lapp. 77. Gen. pl. ed. 5. 137 [1754]. Sibbaldia 
Haller Enum. stirp. Helv. I. 342 L. Phil. bot. 31.] L. Spee. pl. ed. 1. 
284 [1753]. Focke Nat. Pfl. III. 3. 36.) 


S. S. 649. Meist niedrige, ausdauernde Kräuter mit (bei uns) 3- 
zähligen, gefingerten, meist langeestielten Blättern. Blüthen unansehn- 
lich, meist 2geschlechtlich oder z. T. nur weiblich oder nur männlich. 
Staubblätter 5, vor den Kelchblättern stehend, selten 4 oder 10 mit 
fadenförmigen Staubfäden. Fruchtblätter 5— 12 auf der zuletzt trockenen 
Blüthenachse, sonst wie Fragaria. 


Etwa 8 Arten in den Asiatischen Hochgebirgen, in Europa nur 


149. S. procumbens. %. Grundachse mehr oder weniger ver- 
zweigt. Stengel meist aus niederliegendem Grunde aufsteigend, die meist 
verzweigten, nichtblühenden, dicht mit langgestielten, grossen, die blühen- 
den, meist 1—3 dm hohen, locker mit kleineren und kürzer gestielten 
Blättern besetzt. Blätter mit an den untersten linealischen, ziemlich 


1) Von xovoog Gold und &vd#og Blume. 

2) Nach Robert Sibbald, * 1643 7 1720, Professor der Mediein in Edin- 
burgh, einer der nahmhaftesten Naturforscher seiner Zeit. Sein Hauptwerk ist 
Seotia illustrata sive Prodromus historiae naturalis. Edinburgi 1684. 


662 Bosaceae, 


weit mit dem Blattstiel verbundenen, an den oberen schief eiförmigen, 
zugespitzten, nur ganz am Grunde verbundenen Nebenblättern, anliegend 
grau behaartem, mitunter in oder über der Mitte noch mit 1—2 ganz 
kleinen Blättchen besetztem, an den obersten oft fast ganz fehlendem 
Stiele und verkehrt-eiförmigen, sitzenden (nur das Endblättchen fast 
stets gestielt), nur oberwärts mit wenigen breit-eiförmigen, spitzen Zähnen 
versehenen, oberseits fast kahlen oder mit borstlichen, mehr oder weniger 
abstehenden Haaren besetzten, am Rande dicht weisshaarigen, unterseits 
dicht weissbehaarten, zuletzt oft ganz roth gefärbten Blättchen. Blüthen- 
stand fast trugdoldig, aus der Achsel der mittleren Stengelblätter meist 
noch kleinere, seitliche Blüthenstände entspringend, in allen Auszweig- 
ungen dicht grauhaarig. Blüthenstiele so lang bis fast doppelt so lang 
als die Blüthen. Aussenkelchblätter lanzettlich, meist erheblich kürzer 
als die etwa 5 mm langen, eiförmigen, spitzen Kelchblätter, wie diese 
mit borstlichen, oft glänzenden Haaren besetzt. Blumenblätter lanzettlich, 
gelb, hinfällig. Früchtchen meist nur 1 mm lang, eiförmig, braun bis 
schwärzlich, glatt. 

An felsigen Orten, zwischen Geröll und in Gesteinsritzen, in den 
Vogesen und Alpen. In den Vogesen nur an den Spitzköpfen des 
Hohneck. In den Alpen fast durch die ganze Kette bis 3000 m 
(Jaecard 94) verbreitet und meist nicht selten bis zerstreut, öfter in 
die Thäler hinabsteigend; fehlt in Ober-Oesterreich und Küstenland. 
Findet sich meist auf Urgestein. Bl. Juni bis August. 


S. procumbens L. Spec. pl. ed. 1. 284 (1753). Koch Syn. ed. 2. 

. Nyman Consp. 229. $. octopelala‘) Mill. Gard. Diet. ed. 8 no. 2 
(1768). Potentilla procumbens Clairv. Man. Herb. 166 (1811) nicht 
Sibth. Potentilla Sibbäldii Hall. fil. in Ser. Mus. Helv. I. 51 (1818). 
Dactylophjlium?) Sibbaldia Spenn. Fl. Frib. III. 1034 (1829). Pot. 
Sibbaldia Griesselich Kl. bot. Schr. I. 239 (1836). Sibbaldia cuneäta 
Hornem. Ind. sem. Hort. Hafn. 1842, 1845 vgl. Kunze Linnaea XX 
(1847) 59. Edgew. Trans. Linn. Soc. XX. 44 (1846). Potentilla Sıb- 
baldidna Lehm. Nov. Act. Nat. Cur. XXIII. Suppl. (Revis. Potent.) 
203 (1856). 


(Arktisches Europa; Britische Inseln; Pyrenäen; Spanische und 
Italienische Gebirge. Die nahe verwandte Asiatische 8. parviflöra 
Willd. Neue Schr. Naturf. Freunde Berl. II. 125 t. V. fig. 2 [1799] 
ist als eigene Art zu betrachten.) | 


1) Von öxro ächt und zera/iov Blumenblatt. 
2) Von öd»rvAog Finger und pöAAon» Blatt. 


Sibbaldia. Comarum. 663 


13. COMARUM)) 


(L. Gen. pl. [ed. 1. 148] ed. 5. 220 [1754] als Gatt. Tausch. Ht. 
Canal. fasc. I [1823] als Sect. v. Potentilla. Potentilla Sect. II. Eu- 
potentilla C. Pinnatae Focke Nat. Pfl. III. 3. 34 [1894] z. T.) 


Blutauge; niederl. und vlaem.: Waterhenpoot, Waterbezie; dän.: Krage- 
fod; franz.: Comaret; poln.: Siedmpalusznik; böhm.: Zäbelnik, Peti- 
listnik; russ.: Cyxororunks; ung.: Komorka. 


S. S. 649. Halbsträucher mit beblättertem Stengel. Blätter un- 
paarig gefiedert, meist mit sehr genäherten Blättchen. Blüthenstand 
trugdoldig arm- oder reichblüthig, endständig an der Hauptachse. 
Blüthen meist mittelgross bis gross. Blumenblätter lanzettlich, zu- 
gespitzt oder verkehrt-eiförmig, bleibend. Blüthenachse zuletzt schwammig- 
fleischig. Griffel seitenständig. Sonst wie Potentilla. 


2 Arten, Ausser unserer Art wird neuerdings eine Asiatische pfirsichroth 
oder weisslich blühende Art mitunter gepflanzt und zwar: 


0. Salesowianum?) (A.u.G. Syn. VI 663 [1902]. Potentilla Salesowiana 
Stephan Mem. Soc. Nat. Mose. II. 6 t. III [1809]. Potentilla Salesöwii Stephan 
nach Willd. Enum. Hort. Berol. 552 [1809]. Comarum Salesowii Bunge Delect. 
sem, Hort. Dorp. 1839. 8. Linnaea XIV. Litt. 119 [1840]) von Sibirien bis Turkestan 
und dem Himalaja verbreitet, ausgezeichnet durch mit 7—9 fast fiederspaltig ge- 
sägten Blättchen versehene Blätter. 


150. C. palüstre. fi. Grundachse lang kriechend. Stengel 
meist aus niederliegendem Grunde aufsteigend, meist mehr oder weniger 
stark verzweigt, 3—9 dm hoch. Blätter mit an den unteren roth- 
braunen bis fast schwarzbraunen Nebenblättern, an den unteren langem, 
an den oberen kurzem bis fast fehlendem, kurzbehaartem Stiele und 5 
bis 7, an den oberen 3, oberseits ebenso behaarten, länglichen, scharf 
gesägten, unterseits blaugrünen, filzigen Blättchen. Blüthenstand meist 
ziemlich locker, nicht reichblüthig.. Blumenblätter kürzer als 
der Kelch, schwarzpurpurn bis zur Fruchtreife bleibend, zuletzt 
oft grünlich. Früchtchen kahl. 

Auf sumpfigen Wiesen, an Ufern, auf Wiesen, seltener auf Heide- 
mooren im ganzen nördlichen und mittleren Gebiete meist nicht selten, 
in den Alpen bis 2100 m (Jaccard 88) aufsteigend, auch auf den 
Nordseeinseln. Im Süden und Südosten des Gebiets meist nur in 
Gebirgslagen; fehlt in den Seealpen, Küstenland, Dalmatien und den 
Hinterländern, doch noch in Kroatien angegeben. Bl. Juni, Juli, ver- 
einzelt bis Herbst. 

CO. palustre L. Spec. pl. ed. 1. 718 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
235. Nyman Consp. 222. Potent. palustris Scop. Fl. Carn. ed. 2. I. 
359 (1772). Com. rubrum Gilib. Fl. Lithuan. II. 255 (1781). Poten- 


I) zöuagov, bei Theophrastos die Frucht von nirrageS dem Erdbeer- 


baum (Arbutus unedo). 
2) Ueber Salesow haben wir nichts ermitteln können. 


664 Rosaceae, 


tilla Cömarum Nestl. Monogr. Potent. 36 (1816). P. rubra Hall. fil. 
in Ser. Mus. Helv. I. 54 (1818). 
Aendert ab 


B. villosum. Blätter unterseits dichtzottig, Blüthenstiele drüsig behaart. Ost- 
preussen; Ungarn und wohl weiter verbreitet. — (. palustre $. villosum Pers. 
Syn. I, 58 (1807). ©. pal. var. myriotrichum Borb. Term. füz. XIX. 211 (1896). 


i Die an Gerbsäure reiche Pflanze früher als Radix et herba Pentaphylli 
aquatici offieinell. 

(Im ganzen mittleren und nördlichen Europa, im südlichen selten; 
Spanien, N.-Italien; Serbien; Bulgarien; Russland bis Transkaukasien; 
S.-Armenien; Sibirien ; Nord-America.) * 


14. POTENTILLA'). 


(Sect. Trichothalamus und Fragariastrum von Hermann Poeverlein; das Uebrige 
unter Mitwirkung von Theodor Wolf bearbeitet.) 


(L. Gen. pl. [ed. 1. 147] ed. 5. 219 [1754] erw. (incl. Tormentilla 
[Tourn. Inst. 298 t.'153. L. Gen. pl. ed. 1. 147] ed. 5. 219 [1754]). 
Nestler Monogr. de Potentilla [1816]. Lehmann Monogr. Gen. Poten- 
tillarum [1820], Suppl. Fasc. I [1835], Revis. Potentillarum in Nov. act, 
Acad. Caes. Leop.-Car. nat. cur. XXIII suppl. [1856]. Focke NV. Bremen 
X. 3. 413 [1889], Nat. Pfl. III. 3. 34 [1894], Hallier-Wohlfarth 
Koch’s Syn. I. 802 [1892]. Th. Wolf Pot. Stud. I. [1901] HI [1903] 
[letztere drei Schriftsteller z. T.].) 


‚(Fingerkraut; Fünffingerkraut; niederl. und vlaem.: Ganzerik; dän.: 

Potentil; franz.: Potentille, Quintefeuille; ital.: Cinquefoglio, Potentilla, 

Fragolaceia; rum.: Gälbenuse, Scrintitoare; poln.; Pie@perst; böhm.: 

Mochna; kroat.: Petoparst; russ.: „laayarka; litt.: Penkpirszezei; ung.: 
Pimpö.) 

S. S. 649?). Ausdauernde, selten einjährige Kräuter oder Sträucher, 
bald aufrecht, bald kriechend oder Ausläufer treibend, stets unbewehrt. 
Laubblätter 3- bis vielzählig gefingert oder gefiedert. Blüten scheinbar 
seitenständig einzeln oder endständig in 1- bis vielblüthigen trugdoldigen 
oder trugdoldig-rispigen Blüthenständen, zwitterig, 5-, selten 4- oder 6- 
zählig. Ausser dem Kelch stets ein meist kleiner Aussenkelch vorhanden. 
Blumenblätter meist gelb, seltener weiss, rosafarben oder roth. Staub- 
blätter 20—30. DBlüthenachse behaart, bei der Reife oft schwammig 
vergrössert, trocken, meist ungefärbt. Griffel seiten- oder fast end- 
ständig (auch fast grundständig). Früchtehen meist viele, nussartig hart, 
den Samen eng umschliessend, sich einzeln ablösend. Samen hängend 
bis aufrecht. 


1) Zuerst in Althochdeutsche Glossen (ed. Hoffmann von Fallersleben) 
vgl. Fischer Benzon (Altd. Gartenflora 203). Von potens mächtig, kräftig wegen 
eingebildeter Heilkräfte, 

2) Die dort irrthümlich zu Potentilla gesetzte Bestimmung Blumenblätter 
klein, gelb, gehört zu Sibbaldia. 


. Potentilla. 665 


In einer grossen Anzahl z. T. sebr vielgestaltiger Formenkreise mit etwa 
300 Arten fast über die ganze Erde verbreitet. 


Zählt nicht nur neben Rosa, Alchimilla und Rubus zu den schwierigsten Gat- 
tungen der Familie, sondern bietet in mancher Hinsicht noch mehr Schwierigkeiten 
als diese. 


A. Dies gilt vor allem von der Abgrenzung nach aussen hin, die bei Rosa und 
Rubus (weniger Alchimilla) eine ziemlich scharfe ist und daher ernstliche 
Zweifel über den Umfang dieser Gattungen wohl niemals wird aufkommen 
lassen können. Anders bei Potentilla. 


I. Dieselbe weist zunächst nahe verwandtschaftliche Beziehungen und z. T. auch 
Uebergänge zu einigen der nächststehenden Gattungen auf, wodurch eine Ein- 
beziehung dieser in die Gattung Potentilla seitens verschiedener Autoren ver- 
anlasst wurde, Von einheimischen Gattungen kommen hier in Betracht: 


a. Fragaria, die schon Seopoli (Fl. Carn. ed. 2.1. 363 [1772] und von 
Neueren insbesondere wieder Prantl (Exe.fl. Bayern 346 [1884]) in die 
Gattung einbezogen hat. Aehnlich ordnete Crantz (Stirp. Austr. II. ed. 1 
[1763] und 2 [1769] und Instit. II [1766]) alle ihm: bekannten Potentilla- 
Arten der Gattung Fragaria unter. 


In der That erscheint es insbesondere im Hinblick auf die grosse 
habituelle Aehnlichkeit einzelner Arten der Fragariastrum-Gruppe mit 
Fragaria, auf den durch die Gattung Duchesnea geschaffenen Uebergang 
zwischen Fragaria und Potentilla und insbesondere darauf, dass auch zu- 
weilen P. supina die für Duchesnea als einziges Unterscheidungsmerkmal 
von Potentilla in Betracht kommende rothe Färbung der Fruchtachse 
besitzt, sehr fraglich, ob die Gattungen Duchesnea und Fragaria auf die 
Dauer aufrecht erhalten werden können (s. S. 661). 


b. Comarum palustre wurde zuerst ebenfalls von Scopoli a. a. O. 359 
[1772]) als P. palustris, später insbesondere von Haller fil. (in Seringe 
Mus, Helv. I. 56 [1818]) als P. rubra, von Nestler (Monogr. 36 No. 15 
[1816]) als P. Comarum, neuerdings namentlich von Lehmann (Monogr. 52, 
Revis. 73) und Focke (a. a. O. [1889]) mit Potentilla vereinigt. Andere 
versuchten umgekehrt einzelne Arten der letzteren Gattung in die Gattung 
Comarum herüberzuziehen, so Alefeld (BZ. XXIV [1866] 262), der P, supina 
als C©. supinum mit Ü. palustre zu einer Gattung vereinigte, und Roth 
(Tent. Fl. Germ. I. 224 [1788] II. 577 [1789]), der ?. sterilis als CO. 
‚ragarioides in die Gattung Comarum versetzte. Aehnlich gründete La- 
marck (Fl. Fr. ed. 1. III. 120 [1778]) auf P. supina, P. anserina und 
Comarum seine Gattung Argentina. 


Nestler, Lehmann und Focke haben übereinstimmend darauf 
hingewiesen, dass die sich auch bei anderen — namentlich aussereuropäischen 
— Potentilla-Arten findende schwammige Fruchtachse, welcher für (o- 
marum charakteristisch sein soll, zur Beibehaltung der Gattung nicht be- 
rechtigt. 

e. Sibbaldia procumbens wurde zuerst von Clairville (Man. d’herb. 166 
[1811]) als P. procumbens, später von Haller fil. a. a. O. 51 [1818]) als 
P. Sibbaldi und Griesselich (Kl. Bot. Schr. I. 239 [1836], als P. 
Sibbaldia, neuerdings u. A. von B. Daydon Jackson (Journ, of bot. 
N. S. IX. 277 [1880]) und Prantl (Exe.fl. Bayern 345) in die Gattung 
Potentilla einbezogen. Auch Focke (in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 
822) bemerkt, dass die durch die geringe Zahl der Frucht- und Staubblätter 
(meist je 5) sich unterscheidende Sibbaldia von Potentilla kaum zu trennen 
Sei, aber eine Uebergangsstufe zu Alchimilla bezeichne, 

Am radicalsten verfuhren (ähnlich wie neuerdings Prantla. a. ©.) 
Sehimper und Spenner (Fl. Friburg. III. in Add. 1084 [1829]), die 
unter Aufgabe der Gattung Potentilla diese mit Frragaria, Duchesnea, Co- 
marum und Sibbaldia zu einer neuen Gattung Dactylophyllum vereinigten. 


666 Rosaceae. 


Mögen nun auch verschiedene Momente für eine derartige Erweiterung 
der Gattung sprechen, so bestand hiezu im Rahmen gegenwärtiger Bearbeit- 
ung umsoweniger Anlass, als die hiefür in Betracht kommenden Arten der 
Gattungen Fragaria, Sibbaldia und Comarum sämmtlichen einheimischen 
Potentilla-Arten gegenüber gut charakterisirt sind und die definitive Auf- 
gabe dieser drei Gattungen ein vorgängiges gründliches Studium, insbesondere 
auch der aussereuropäischen Arten nothwendig machen wird, welches mir 
schon in Ermangelung des hiezu erforderlichen Materiales nicht möglich war. 


II. Den auf Ausdehnung der Gattungsgrenzen gerichteten Bestrebungen gegenüber 
steht andererseits das durch die erheblichen morphologischen Verschieden- 
heiten, welche die Formenkreise der Gattung unter sich aufweisen, begünstigte 
Bestreben, unter Abtrennung einzelner derselben die Grenzen der Gattung zu 
verengern. Hierher gehören ausser den bereits erwähnten Versuchen, eine 
oder mehrere Arten mit Comarum zu vereinigen, insbesondere die früher all- 
gemein übliche, u. a. auch von Linne angenommene Abtrennung der durch 
vierzählige Blüthen ausgezeichneten Tormentilla, später die Aufstellung der 
Gattungen Bootia, Dasiphora und Fraga (letztere von Lapeyrouse Hist. 
abr. des plant. des Pyren. 287 [1813] auf P. sterilis gegründet). 

In neuerer Zeit ist ein ähnlicher Versuch meines Wissens nur mehr 
von Rydberg gemacht worden, der in seiner Monogr. of the North American 
Potentilleae 188 (1898) die Section Trichothalamus wiederum als eigene Gat- 
tung Dasiphora abtrennte (ebenso die Rupestres als Drymocallis und die 
Anserinae als Argentina Th. Wolf). 


B. Nicht unerhebliche Schwierigkeiten verursacht auch die Zusammenfassung 
einzelner Arten in Formenkreise und deren gegenseitige Abgrenzung. Das von 
Lehmann in seiner grundlegenden Revisio Potentillarum (1856) aufgestellte 
System hat sich (insbesondere wegen der unhaltbaren Dreiteilung seiner „Ter- 
minales“ in Pinnatae, Digitatae und Ternatae) als unzulänglich erwiesen und 
haben demzufolge Neuere wiederholt eine Eintheilung der Gattung nach den 
natürlichen Verwandtschaftsverhältnissen versucht, so insbesondere S. Watson 
(Proceed. Amer. ac. of arts and seiene. VIII. 549 [1873]), Fritsch (Verh. ZBG. 
Wien XXXIX. 62 [1889]), Focke (Abh. NV. Bremen X. 3. 413 [1889]). 
Trotz des unverkennbaren Fortschrittes, welchen diese Arbeiten (auch gegen- 
über den meisten gleichzeitigen und neueren Veröffentlichungen) bedeuten, ist 
es bisher nicht gelungen, eine den thatsächlichen Verwandtschaftsverhältnissen 
vollständig entsprechende Gliederung der Gattung vorzunehmen und ein all- 
gemein angenommenes System aufzustellen. Hierbei verursacht die meisten 
Schwierigkeiten die Eintheilung der Pinnatae Lehmann’s, in welchen eine 
Anzahl der verschiedensten und mit einzelnen Digitatae ete. oft weit näher 
als unter sich verwandten Formenkreise zusammengefasst ist, und innerhalb der 
Gruppe Quinquefolium die Unterbringung der beiden intermediären Formen- 
kreise der Chrysanthae und Collinae. 

Wenn ich mieh im Folgenden (mit geringen Abweichungen) dem Focke- 
schen System angeschlossen habe, so geschah dies einerseits, weil ich dieses von 
den bisher aufgestellten immer noch für das beste halte, andererseits auch in 
der Ueberzeugung, dass die Aufstellung eines Systemes für sämmtliche Poten- 
tilla-Arten ein mir bisher nicht mögliches eingehendes Studium, vor allem der 
aussereuropäischen Formenkreise (und zwar nach Thunlichkeit an lebendem 
Material) zur unabweislichen Voraussetzung hat und jedenfalls auch den Rahmen 
dieses Werkes weit überschreiten müsste. 


C. Während die vorerwähnten Schwierigkeiten und dadurch bedingten Lücken und 
Mängel der Speeialforschung bei der räumlichen Begrenzung des in dieser Be- 
arbeitung zu behandelnden Florengebiets weniger in die Erscheinung treten, ist 
dies umsomehr hinsichtlich der nunmehr zu besprechenden der Fall, welche 
sich bei der Einreihung der einzelnen Individuen in die systematischen Ein- 
heiten unterster Ordnung, bei der gegenseitigen Abgrenzung und systematischen 
Bewerthung dieser Einheiten und ihrer Zusammenfassung in die nächsthöheren 
ergeben. 


Potentilla. 667 


Hier waren denn auch bei der Polymorphie der Gattung die Anschau- 
ungen ihrer einzelnen Bearbeiter dem meisten Wechsel ausgesetzt. 

Während die ältere Speciallitteratur, welche in Lehmann'’s Revisio 
ihren Abschluss und zugleich auch ihre Krönung fand, mit Entschiedenheit an 
dem alten Artbegriffe festhielt und die wenigen bis dahin unterschiedenen Varie- 
täten, Formen und Bastarde gleichsam als nothwendiges Uebel und damit nur 
nebensächlich behandelte, hat die nach mehreren Decennien fast gänzlichen Still- 
standes (Fortschritt brachten nur einzelne Arbeiten, so die von Kerner, 
KrasSan u. A.) zu Anfang der 80er Jahre vorigen Jahrhunderts zuerst mit den 
Arbeiten Zimmeter’s („Die europäischen Arten der Gattung Potentilla“. 


Steyr 1884. — „Schlüssel zur Bestimmung der deutschen, österreichisch- 
ungarischen und schweizer Arten der Gattung Potentilla* im Botaniker-Kalender. 
1887. 66. — „Beiträge zur Kenntnis der Gattung Potentilla.“ S.-A. aus dem 


Programm der k, k. Oberrealschule für 1888—89. Innsbruck 1889) ins Leben 
gerufene, dann in den zahlreichen (meist in Zeitschriften u. a. periodischen 
Schriften zerstreut) erschienenen Veröffentlichungen eines Blocki, Borbäs, 
Evers, Waisbecker u. A. und den Exsiccaten Siegfried’s zum typischsten 
Ausdrucke gelangte neuere Specialforschung sich gerade das Studium der syste- 
matischen Einheiten unterster Ordnung und der zahlreichen Zwischenformen 
und Bastarde zur Aufgabe gesetzt und, indem sie — wie dies bisher schon 
in vielen anderen Gattungen geschehen war — an Stelle des althergebrachten 
Speciesbegriffes einen im Vergleiche mit diesem weitaus engeren setzte, fast 
sämmtliche von ihr neu unterschiedene Formen und Bastarde mit binären 
Namen belegt. 

Wenn xıun dies letztere Verfahren sich auch aus einer von der bisherigen 
verschiedenen Auffassung des Artbegriffes rechtfertigen lassen mag, so war doch 
das bei Aufstellung und Benennung dieser neu unterschiedenen „Arten“ ein- 
geschlagene Verfahren in vielen Fällen ein incorrectes: 


I. Eine grosse Anzahl derselben wurde im Tauschverkehr oder in Exsiccaten- 
werken unter neuen Namen ausgegeben, ohne dass eine Veröffentlichung der 
Diagnose erfolgte. (Dieselbe steht namentlich bei einem grossen Theile der 
Siegfried’schen Exsiecaten jetzt noch aus und ist wegen des inzwischen 
erfolgten Ablebens des Herausgebers auch nicht mehr zu erwarten.) Es 
bedarf wohl keiner besonderen Hervorhebung, dass in solchen Fällen eine 
etwa auf Grund getrockneten Materiales von einem Dritten publieirte Dia- 
gnose die Originaldiagnose nur dann zu ersetzen vermag, wenn sie im Ein- 
vernehmen mit dem Autor veröffentlicht wird, da er anderen Falles keine 
Sicherheit dafür haben kann, dass die von ihm an dem ihm vorliegenden 
Material beobachteten und als charakteristisch hervorgehobenen Merkmale 
auch bei allen Exemplaren dieser Form vorhanden und dass es auch zugleich 
thatsächlich diejenigen Merkmale sind, auf Grund deren der Autor sie von 
anderen ähnlichen Formen unterscheiden zu können und mit einem neuen 
Namen belegen zu müssen glaubte. 


II. Bei vielen dieser neuen „Arten“ aber, für welche eine Diagnose gegeben und 
veröffentlicht wurde, ist dies geschehen, ohne dass der Autor sich zunächst 
ınit den bereits beschriebenen nächst verwandten Formen hinreichend ver- 
traut gemacht und ihre Beziehungen zu der von ihm entdeckten, vermeintlich 
neuen Form eingehend studirt hätte. In solehen Fällen konnte es dann nicht 
ausbleiben, dass solche „Arten“ auf rein zufällige Merkmale gegründet wurden 
und dass der Autor (wie dies auch z. B. bei Zimmeter gar nicht selten 
der Fall war) seine eigenen „Arten“ später selbst nicht mehr zu erkennen 
und zu unterscheiden vermochte, sowie dass Diagnosen veröffentlicht wurden, 
in welchen (wohl aus guten Gründen!) die Unterscheidungsmerkmale von den 
nächstverwandten Formen überhaupt nicht hervorgehoben wurden, 

Unter diesen Umständen kann es auch wohl kaum Wunder nehmen, wenn 
viele — und darunter nicht die schlechtesten — der neueren Floristen und 
Systematiker einer derartigen Specialforschung gegenüber sich überhaupt prin- 
eipiell ablehnend verhielten und sie gänzlich ignorirten. 


"665 Rosaceae, 


Damit war man jedoch in das andere, nicht minder bedenkliche Extrem 
verfallen, indem auf diese Weise neben den vielen Auswüchsen der modernen 
Speeialforschung auch das wirklich Brauchbare und Werthvolle, das sie ge- 
schaffen, mit ersteren der Vergessenheit anheimzufallen drohte, 

Hier war nun der Punkt, wo die Floristik einsetzen musste und auch 
thatsächlich einsetzte, um durch sorgfältige Naturbeobachtung die Richtigkeit 
und Haltbarkeit der neueren Forschungsergebnisse zu prüfen. So entstanden 
neben Abhandlungen über einzelne Arten und Formenkreise, neben den aus- 
führlichen Bearbeitungen der Gattung in einzelnen Gebiets- und Localfloren 
und neben zahlreiehen Arbeiten über Schweizerische Potentillen, die gelegent- 
lich im Texte zur Anführung gelangen sollen, u. A. Speeialbearbeitungen der 
Potentillen Tirols (Theodor Wolf Potentillen-Studien II, 1903), Mittel- 
tirols (Sauter OBZ. XXXIX. 210 [1889]), Nordtirols (Murr DBM. IX, 
17 [1891]), Böhmens (Domin Sitzgsber, K. böhm. Ges. Wiss. No. XXV. 1903), 
Mährens (Oborny I. Jahres-Ber. der deutschen Landes-Oberrealschule in 
Leipnik 1900), des Königreichs Sachsen (Theodor Wolf Potentillen-Studien 
I. 1901), Bayerns (Poeverlein KBG. Regensburg VII N.F. I. 147 [1898]) 
und Centralrusslands (Petunnikow Acta hort. Petrop. XIV. 1. 1 [1895)). 
Von diesen Arbeiten zeichnen sich neben der letztgenannten vor allem die 
-Wolf’s durch eine Fülle neuer Beobachtungen, unbefangenes Urtheil und 
eingehendes Studium der. Gattung aus, sodass eine Fortsetzung dieser Poten- 
tillen-Studien des Verfassers nur mit Freuden begrüsst werden kann. Ich 
bin demselben neben so mancher Anregung, die ich durch sein Werk 
empfangen habe, insbesondere auch für zahlreiche in uneigennützigster und 
liebenswürdigster Weise erfolgte briefliche Mittheilungen- für nachstehende 
Bearbeitung zu grossem Danke verpflichtet. 

Selbstverständlich war ich dabei auch im Uebrigen bemüht, die Ergeb- 
nisse der neueren Forschung nach Thunlichkeit zu verwerthen, jedoch gleich- 
zeitig mit den in diesem Werke sonst vertretenen taxonomischen Grundsätzen 
in Einklang zu bringen. Wo dies nicht oder nicht vollständig gelungen, mag 
dies durch die Schwierigkeiten, welche sich der erstmaligen Durchführung 
dieses Bestrebens bei der Bearbeitung der Potentillen eines so grossen Floren- 
gebietes mit Nothwendigkeit entgegenstellen mussten, entschuldigt werden. 

H, Poeverlein. 


Uebersicht der Sectionen!). 
Nach H,. Poeverlein. 


(Nur für die Arten des Gebietes berechnet). 


A. Pflanze strauchig oder krautig, jedoch niemals einjährie; Früchtcehen 
bei der Lösung von Haaren umhüllt. 
I. Pflanze strauchig mit holzigem Stengel; Blätter gefiedert; Blumen- 
blätter gelb; Griffel kurz, dick, fast grundständig. 
1. Triehothalamus, 
II. Pflanze krautig, nur die Grundachse verholzend; Blätter gefingert- 
3- bis vielzählig; Blumenblätter (mit Ausnahme von P. grammo- 
petala) weiss oder rosa; Griffel fädlich, seitenständig. 
2, 3. Fragariastrum. 
B. Pflanze stets krautig, ausdauernd, selten einjährige; Früchtehen ohne 
anhängende Haare. 


1) Die unter A aufgeführten Seetionen sind in diesem Werke von Poever- 
lein bearbeitet, der leider durch überreiche Dienstgeschäfte an der Weiterarbeit 
verhindert war, aber freundlichst seine weitere Mitwirkung zugesagt hat. 


Potentilla. 669 


I. Blätter gefiedert; Blumenblätter weiss oder gelb; Griffel spindel- 
förmig, in der Mitte verdickt, seiten- oder fast grundständig. 
a. Pflanze mehrjährig; Blumenblätter weiss (selten hellgelb); 

Staubblätter auf einer gebogenen Leiste stehend; Griffel fast 

grundständig; Honigscheibe entwickelt. Rupestres. 
b. Pflanze mehr- oder einjährig; Blumenblätter stets gelb; Staub- 

blätter ohne grundständige Leiste; Griffel fast endständig; 

Honigscheibe schwach. 

1. Pflanze ein-, selten mehrjährig; Blätter unterseits niemals 


graufilzig. Rivales. 
2. Pflanze stets mehrjährig; Blätter unterseits + graufilzig. 
Pennsylvanicae. 


U. Blätter (mit Ausnahme von P. multifida und der Gruppe 
Chenopotentilla) gefingert; Blumenblätter stets gelb; Griffel 
in der Mitte unverdickt, fast endständig. 

a. Pflanze stets mit Ausläufern (gestreckten sympodialen Achsen); 
Blätter stets gefiedert; Blüthen einzeln, stets 5zählig; Griffel 
fädlich. Chenopotentilla). 

b. Pflanze oft mit Ausläufern (gestreckten sympodialen Achsen); 
Blätter stets gefingert- 3 bis 5zählig; Blüthen meist einzeln, die 
oberen jedoch zuweilen genähert, 4 bis 5zählig; Griffel fädlich. 

Tormentilla. 

c. Pflanze stets ohne Ausläufer; Blätter (mit einziger Ausnahme 
der P. multifida) gefingert; Blüthenstand rispig - verzweigt, 
selten 1- oder wenigblüthig; Griffel oft über dem Grunde 
verdickt oder eylindrisch. Quinquefolium. 


Uebersicht der Sectionen und Gruppen. 
Von Th. Wolf. 


A. Trichocarpae. Früchte stets behaart. 

i. Rhopalostylae?). 

II. Nematostylae°). 

B. Gymnocarpae. Früchte ohne anhängende Haare !). 

I. Olosterostylae°). Griffel fast grundständig, aus dünnem 
Grunde in der Mitte spindelförmig verdickt und gegen die ver- 
breiterte Narbe hin wieder dünn zulaufend. Blätter gefiedert. 
Staubfäden auf einer gebogenen, stark angeschwollenen Honig- 
scheibe stehend, meist 30, Blumenblätter nicht ausgerandet, (bei 
MOSETER MAIL) WEISE. ale ee 4. Rupestres. 

II. Conostylae®). Griffel fast endständig bis seitenständig, aus 


1) Von yijv Gans und Potentilla; hieher gehört P. anserina. 

2) Von dora/ov Keule und orölog Griffel. 

3) Von vrjua Faden und orökos. 

4) Bei dieser Hauptabtheilung folgen wir in der Anordnung und Nomenclatur 
der Gruppen dem von Th. Wolt hier zum ersten Male gegebenen System. 

5) Von x»Awornje Spindel und oröfkos. 

6) Von x@vog Kegel und oröfos. 


670 


dem 


Rosaceae. 


angeschwollenen und oft warzigem Grunde nach oben bis 


zur plötzlich verbreiterten Narbe hin sich kegelförmig verjüngend 


(bei 


den Arten unseres Gebiets meist nicht länger als die 


Früchtchen). 


a. Eriotrichae. Pflanzen stets mehrjährig, am Stengel und 
auf der Blattunterseite mehr oder weniger dicht mit einem 
wollie-gekräuselten Filz (ausserdem mit längeren Haaren) 
besetzt. 


1. 


2. 


3. 


Blätter gefiedert. ANGE; . 5. Multifidae. 
Flierher Gractiles nd Hoacmalbon oae. 


Blätter (bei unserer Art) nur 3zählig; kleine hochalpine 
(und nordische) Pflanzen. . . . 6. Niveae, 


Blätter 5—7zählig; hochwüchsige Pflanzen des Tieflandes 
und der mittleren Bergregionen. 


a. Griffel immer in der typischen Form der Comostylae. 
Pflanze stets mit einer durch den Blüthenstengel ab- 
schliessenden Hauptachse (einachsig). Filz auf der Blatt- 
unterseite mit spärlichen, oder, wenn dichter stehenden, 
doch locker abstehenden, weichen Haaren bedeckt. 

7. Argenteae. 


b. Griffel häufig missbildet und zwischen dem der Cono- 
stylae und dem der Gomphostylae schwankend. Haupt- 
achse theils mit dem Blüthenstengel, theils mit einer 
sterilen Blattrosette abschliessend (ein- oder zweiachsig). 
Der oft sehr spärliche Filz der Blattunterseite meist von 
anliegenden, fast seidig schimmernden, langen Striegel- 
haaren bedeckt. — Eine schwer zu definirende, sehr ver- 
änderliche, zumeist aus secundären, stabil gewordenen 
Bastarden bestehende Mischgruppe zwischen den Argenteae 
und den Aureae vernales, deren Arten in der Tracht bald 
mehr zu diesen, bald mehr zu jenen neigen. 

8. Collinae. 


b. Orthotrichae. Pflanzen an den Blättern stets nur mit 
schlichten oder höchstens geschlängelten (nie wollig gekräuselten) 
Haaren besetzt. 


1. 


Blätter gefiedert, Pflanzen mehrjährig, oft drüsenreich, Stengel 
steif aufrecht mit einem im oberen Drittel verzweigten, wenig 
durchblätterten Blüthenstand. . . 9. Tanacetifoliae. 


Blätter gefiedert oder 3—5 zählig gefingert. Pflanzen (unseres 
Gebietes) @, ©) bis wenigjährig. Stengel meist schon vom 
unteren Drittel an stark verzweigt. Blüthenstand stark 
durchblättert mit sehr een Hochblättern, oft zur 
Wickeltraube neigend. Blumenblätter sehr klein, meist hell- 
gelb. Antheren sehr klein, fastrund. 10. Rivales. 

Hierher Persticae. 


Potentilla. 671 


3. Blätter 3—5—7zählig. Pflanzen stets mehrjährig, hoch- 
stengelig, doldenrispig mit wenig entwickelten Hochblättern 
und ansehnlichen goldgelben Blumenblättern. 

a. Die Hauptachse schliesst mit einem gipfelständigen Blüthen- 
stengel ab (axis determinatus). Stengel und Blüthenstiele 
(oft auch die Blätter) sind unter der längeren weichen Be- 
haarung von kurzen, steifen, horizontal abstehenden Borsten- 
härchen mehr oder weniger dicht besetzt. Früchtchen stark 
runzelig, mit geflügeltem Kiel. Antheren gross und lang. 

11. Rectae. 

b. Die Hauptachse schliesst mit einer sterilen Centralrosette 
ab (axis indeterminatus). Stengel und Blüthenstiele sind 
unter der längeren Behaarung nur mit weichen ge- 
schlängelten Flaumhärchen besetzt. Früchtchen mässig 
runzelig oder glatt, mit einer schwachen Kiellinie. An- 
theren ziemlich klein, oval. 

1. Griffel (bei den Arten unseres Gebiets) über der ko- 
nischen Basis sehr lang ausgezogen, viel länger als 
das Früchtehen. Dickstenglige, diekblättrige Pflanzen 
der höheren Alpenregion mit 3—5zähligen Blättern, 
im Habitus sich den Reetae nähernd. 

12. Grandiflorae. 

2. Griffel kürzer als das reife Früchtehen. Dünnstengelige, 
dünnblätterige Pflanzen der Bere- und Voralpenregion 
mit 5—9zähligen Blättern, im Habitus und manchen 
Beziehungen den Aureae sich nähernd. 

13. Chrysanthae, 


III. Gomphostylae'). Griffel nagelförmig aus einem zugespitzten 
Grunde zuerst ziemlich gleichdick verlaufend und dann sich unter 
der verbreiterten Narbe schwach verdickend, fast endständig bis 
seitenständig, nicht länger als das reife Früchtchen. Pflanzen 
stets mehrjährig, die Hauptachsen mit sterilen Blattrosetten 
endigend. 


a. 


Blätter 3—7zählig gefinger. Grundachse dünn, unter der 
Erde sehr verzweigt. Stengel die Grundblätter nicht oder 
wenig überragend. Blüthenstand trugdoldig. 
14. Aureae. 

Blätter 3—7zählig gefingert. Grundachse dick (oft knollig) 
und wenig verzweigt. Stengel die Grundblätter weit über- 
ragend, oft liegend, peitschenförmig verlängert und wurzelnd, 
einfach oder langästig-dichotom, selten scheinbar doldenrispig 
verzweigt. . - ... 15. Tormentillae. 


IV. Leptostylae*). Griffel fädlich, sehr dünn und vom Grund 
bis zu der kaum verbreiterten Narbe gleichförmig. Pflanze (bei 


1) Von yöugog Nagel und ozölog Griffel. 
2) Von Aertog dünn und oröfos, . 


672 Rosaceae. 


der einzigen europäischen Art) mit vielpaarig gefiederten Blättern, 
ausläuferartigen, an den Knoten wurzelnden Stengeln und einzelnen, 
langgestielten 5 zähligen Blüthen. Griffel sehr kurz, seitenständig. 
Früchtchen diek und dickschalig, fast kugelig-dreieckig, glatt und 
ungekielt. is. "zum, „Inunagnd sr) l6.byänserina 


A. Triehocärpae') (Th. Wolf Pot. Stud. I. 122 [1901)). S. S. 669. 


Uebersicht der Sectionen s. $S. 668 und S. 669. 


I. (1.) Triehothälamus?) (Focke Abh. NV. Bremen X. 3. 413 
[1889] und in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 802 [1892]. 
Fruticösae Döll Rhein. Fl. 772 [1843]. Fruticulösae und Suf- 
fruticulösae Lehmann Pugill. 24 [1851], Revis. 3 [1856]. 
Comocärpa?) Torrey u. Gray Fl. N.-Amer. I. 445 [1840] erw.; 
Poeverlein KBG. Regensburg VII. N.F. I. 152 [1898]. Dasi- 
phora*) Raf. Act. bot. 167. Aut. bot. 167 (1838); Rydberg 
Monogr. of. the North American Potentilleae 188 (1898). 8. 
S. 668, 669. 


In Europa ausser unserer Art, nach Th. Wolf (briefl.) noch in Russ- 
land die sonst in fast ganz Asien vorkommende P, bifurca (L. Spec. pl. 
497 [1753]). In Gärten und Anlagen nicht selten eultivirt. Diese Art bildet 
die Gruppe Bifurcae der Rhopalostylae (s. S. 669 Th. Wolf). 


In Gärten die zur Gesammtart P. fruticosa gehörige P. Davurica5) 
(Nestler Monogr. Potent. 31 t. I [bis] [1816]) aus dem östlichen Asien mit 
nur 5 ganzrandigen Blättehen, von denen die 3 obersten noch oft verbunden 
sind, versehenen Blättern und weissen Blüthen. Ihre Blätter sollen in Russ- 
land und Sibirien wie die von P. frutic. als Theesurrogat dienen, daher der 
Name Kurilischer Thee. Wird von Einigen (so Lehmann Monogr. 32 [1820], 
Seringe in De Candolle Prodr. III. 579) als Varietät zu P. fruticosa gezogen. 


151. (1.) P. frutieosa. Russ.: Kypnıckiä Yaü. fi. Strauch mit 
zahlreichen, 20—100 em langen, holzigen, braunrothberindeten Ästen. 
Blätter gestielt, 5—7zählig gefiedert, selten 3zählig. Nebenblätter läng- 
lich-lanzettlich, theilweise mit dem Blattstiel verwachsen, trockenhäutig. 
Blättchen oft theilweise herablaufend, länglich, seltener eilänglich oder 
schmallanzettlich, spitz, ganzrandig, oberseits schwach seidig-behaart, 
unterseits, besonders auf den Nerven und an den Rändern dicht seiden- 
haarig. Blüten einzeln oder in wenigblüthigen Rispen endständig, an- 
sehnlich. Aussenkelchblätter linealisch -lanzettlich, ebenso lang, doch 
schmäler als die dreieckig-lanzettlichen, stumpfen Kelchblätter, oft 
mehr oder weniger unregelmässig zweispaltig. Blumenblätter rundlich, 
länger als die Kelchblätter, gelb. Staubblätter 25, die 10 äusseren 


1) Von dHois Haar und zagzög Frucht. 

2) Von deiE Haar und IdAauog eigentlich Schlafgemach, in der botanischen 
Kunstsprache Blüthenaxe, 

3) Von x6um Haupthaar und xaorös Frucht. 

4) Wohl von daods dieht behaart und -p0gog tragend. 

5) Aus Dahurien —= Transbaikalien. 


Potentilla, 673 


‚paarig vor den Kronblättern, die 10 folgenden paarig vor den Kelch- 
blättern, die 5 inneren vor der Mittellinie der Kelchblätter stehend. 
Grffel kurz und dick, nach dem Grunde zu verschmälert, fast grund- 
ständig, keulenförmig, mit sehr verbreiterter, trichterförmig vertiefter 
Narbe (Th. Wolf). 

An steinigen Hängen, (ausserhalb des Gebietes auch an feuchten 
oder im Winter überschwemmten Plätzen). Im Gebiete einheimisch nur 
an Abhängen im Hochgebirge und zwar nur in den Seealpen sowohl 
auf der Abdachung zum Mittelmeere (Quellgebiet des Boreone bei 
S. Martino Vesubia) als nach dem Po-Becken (Entracque und Valdieri); 
die Fundorte liegen zwischen 1850 und 2550 m (Burnat Fl. Alp. 
mar. II. 235). Sonst (z. B. Elsass, Schwaben, Franken! Fichtel- 
gebirge! Niederlande, Oesterreich) wohl stets nur aus der Cultur ver- 
wildert, stellenweise eingebürgert (s. Höck Beitr. B. Centr.bl. IX. 413). 
Bl. Juni bis August. 


P. frutieösa L. Spec. pl. ed. 1. 495 (1753). Nestler Monogr. 30. 
Lehmann Monogr. 31 No. 1, Revis. 16, Pugill. 31 excel. var. Zimmeter 
Eur. Art. 6, Beitr. 10. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 803. 
Poeverlein KBG. Regensburg VII N.F. I. 152. Nyman Consp. 222. 
Suppl. 109. Guimpel Fremde Holzg. t. 42. Fragaria fruticosa 
Crantz Inst. II. 176 (1766). Dasiphora fruticosa Raf. a. a. O. (1838). 
Rydberg a. a. O. 189. 


P. fruticosa neigt sehr zur Dioecie. Hooker fil. nennt sie in der Flora 
of Brit. India geradezu „dioica*, „fruticosa® ...... etc. Jedenfalls habe ich 
selbst häufig androdynamische und gynodynamische Blüthen gefunden, die ersten 
ohne oder mit verkümmerten Carpellen und grossen Petalen, die zweiten mit 
kurzen Staubfäden und meist kleinblüthiger (Th. Wolf). Ihre Blätter sollen in 
Russland und Sibirien als Theesurrogat dienen, daher der Russische Name „Kuri- 
lischer Thee* (s. P. Davurica 8. 672). 


Der Auffassung Focke’s (in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 803), welche 
die Blätter unserer Art als 3zählig oder gefingert 5zählig, mit bis auf den Mittel- 
nerven eingeschnittenem, 3theiligem Endblättchen bezeichnet, kann ich mich nicht 
anschliessen. 


Eine kahle Blattoberseite, wie sie von vielen Schriftstellern angegeben wird, 
konnte ich noch an keinem Exenplar beobachten, vielleicht liegt hier z, T. eine 
Verwechselung mit P. Davurica vor. 


Von den Abarten dieser Art kommen für das Gebiet in Betracht: 


A. vulgäris. Pflanze aufrecht oder aufsteigend, 50—100 em hoch. Aeste ziemlich 
lang, meist 2- bis mehrblüthig. Blättchen länglich bis eilänglich. — P. fruti- 
cosa a. vulgaris Willd. nach Schlechtend. Consp. Potent. Herb. Willdenow 
Magaz. Ges. naturf. Fr. zu Berlin VII. 285 (1813). Rouy u. Camus Fl. de Fr. 
VI. 174 (1900). 


B. Pyrenäica. Pflanze niedergestreckt, 20—50 em hoch. Aeste ziemlich kurz, 
einblüthig. Blättehen schmallanzettlich bis länglich. — P. fruticosa ß. Pyre- 
ndica Willd. nach Schlechtend. Consp. Potent. Herb. Willdenow a. a. ©. (1813). 
Rouy u. Camus a. a. ©. P. prosträta Lapeyrouse Hist. abr. des plant. des Pyren. 
Suppl. 67 (1818). P. fruticosa var. prosträta Gautier Fl. Pyr.-Orient. 160 (1896). 


Scheint auf den ersten Blick von der typischen Form leicht zu unter- 
scheiden, ist jedoch nach Rouy u. Camus 1. c. — namentlich in Osteuropa und 
Sibirien — mit dieser durch zahlreiche Uebergänge verbunden. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 43 


674 Rosaceae. 


(Pyrenäen; England; Irland; Insel Oeland; Kur- und Ehst- 
land; Kaukasus; Ural; Sibirien; Innerasien bis zum Himalaja; 
Japan [Th. Wolf]; Nordamerica. (Vgl. Köppen Geogr. Verb. 
Holzg. Europ. Russl. I. 315.) 


II. Fragariästrum!') (Seringe in De Candolle Prodr. II. 583 
[1825] z. T. Koch Syn. ed. 2. 243 [1844]. Zimmeter Eur. 
Art. 28 [1884]. Focke NV. Bremen X. 3. 413 [1889] und in 
Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 802 [1892]. Poeverlein KBG. 
Regensburg VII. N.F. I. 258 [1898]. Fragarvastra Th. Wolf 
Pot.-Stud. I. 122 [1901], II. 6 [1903]. Fragariästrum + Lupim- 
föliae Lehmann Revis. 6, 7 [1856]. Leucötricha?) Zimmeter 
a.a. 0. [1884]. Thermophyllum?) Wallroth Sched. erit. I. 246 
[1822]. 


Uebersicht der Subsectionen. 


a. Blüthenstand am Ende eines wenig straffen Stengels, ziemlich 
locker; Blätter mit wenigen Ausnahmen 3zählig; Früchtchen 
nur an der Anheftungsstelle behaart, sonst kahl; Pflanzen der 
Ebenen und niederen Gebirge. 2. Campestres. 

b. Blüthenstand am Ende eines straffen, wenn auch oft kurzen 
Stengels, gedrängt. Blätter meist 5- bis viel-, nur bei wenigen 
Arten 3zählig. Früchtehen (mit Ausnahme der P. grammo- 
petala) stets "auf der ganzen Oberfläche behaart. — Pflanzen 
der Alpen und höheren Gebirge. - 3. Alpinae. 


2. Campestres (Poeverlein KBG. Regensburg VII. N. F. I. 
258 [1898]). S. oben. 


Uebersicht der Arten. 


A. Grundständige Blätter fast stets 3zählig, oberseits schwach behaart; 
Blättchen breit, verkehrt-eiförmig, die seitlichen unsymmetrisch, 
wenigstens die seitlichen fast vom Grunde an gezähnt; Blattstiele 
stets wagrecht-abstehend behaart; Blumenblätter klein, weiss, selten 
rosaroth. 

I. Mit kriechenden, wurzelnden Stämmchen; Pflanze drüsenlos oder 
armdrüsig; Aussenkelchblätter kürzer als die Kelchblätter; Kelch- 
becher innen gelblich; Blumenblätter breit, die Kelchblätter über- 
ragend; Staubfäden fädlich, kahl. P. sterilis. 

II. Kriechende wurzelnde Stämmchen fehlen; Pflanze reichdrüsig; 
ang etwa so lang wie die Kelchblätter; Kelch- 


1) Wegen der Aehnlichkeit der meisten Arten mit Fragaria. 
4) Von Aevnög weiss und ol Haar. 
3) Von #&ouog Lupine und P6AAoo Blatt. 


Potentilla. 675 


becher innen gelblich; Blumenblätter breit, die Kelchblätter über- 
ragend; Staubfäden zusammengedrückt, breit, nach unten zu 
behaart. P. Carniölica. 


- III. Kriechende wurzelnde Stämmchen fehlen; Pflanze drüsenlos oder 
armdrüsig; Aussenkelchblätter etwa so lang wie die Kelchblätter; 
Kelchbecher innen dunkelpurpurn; Blumenblätter schmal, etwa 

, so lang oder etwas kürzer als die Kelchblätter; Staubfäden zu- 
sammengedrückt, breit, nach unten zu behaart. P. mieräntha. 
Vgl. P. steriis X Carniolica. 

(6) P. sterelis X micrantha. 
P. Carniolica X micrantha. 

B. Grundständige Blätter 5—» - (sehr selten 3-)zählig; Blättehen meist 
länglich-lanzettlich, die seitlichen nicht unsymmetrisch, fast nur gegen 
die Spitze gezähnt; Blattstiele fast stets angedrückt behaart, Blumen- 
blätter gross, stets weiss. P. alba. 


Vel. (7) P. sterilis X alba. 


152. (2.) P. sterilis. 4. Grundachse oberirdische, verlängerte 

(bis 30 cm lang), liegende und wurzelnde Sprosse treibend. 
Pflanze drüsenlos oder mit spärlichen, kurzen Drüsen- 
haaren. Blüthentragende Stengel zur Zeit der vollen Blüthe so lang 
oder länger als die gleichzeitig im Frühling hervorsprossenden grund- 
ständigen Blätter, fadenförmig, ungetheilt, 1- oder gabelig 2-blüthig, mit 
einem oder zwei 3schnittigen Blättchen besetzt, nebst den Blattstielen 
dicht abstehend-behaart. Blätter 3 zählig, äusserst selten mit Ansatz zum 
. gefiederten Blatt (z. B. bei crassa F. Schultz Flora XXX VIII [1855] 
30) s. S. 676. Blättchen breit, die seitlichen von der Mitte (an 
der Aussenseite vom Grunde an) gegen die Spitze jederseits mit 
4—5 (selten 1 mehr oder weniger) oft stumpflichen, zuweilen 
fast kerbigen Sägezähnen besetzt. Aussenkelchblätter lan- 
zettlich, kürzer als die eiförmigen Kelchblätter. Kelch- 
becher innen gelblich. Blumenblätter 4!/a mm breit, die 
- Kelchblätter überragend, verkehrt-herzförmig, vorne deutlich aus- 
gerandet, in einen schmalen, 1 mm langen Nagel rasch zusammengezogen, 
dreimal so breit als die unter ihnen stehenden Blättchen des Aussen- 
kelches. Staubfäden fadenförmig, schmäler als die Antheren, 
kahl. 

In lichten Waldungen, an grasigen, halbschattigen und buschigen 
Stellen fast durch das ganze Gebiet zerstreut (so Schweiz! Elsass!! 
Pfalz!! Baden!! Württemberg! Bayern!! Vorarlberg, Tirol, Salzburg, 
Steiermark, Ober- und Niederösterreich, Böhmen (?), in Mitteldeutschland 
von der Rheinprovinz bis zum Königreich Sachsen, wo sie neuerdings 
wieder aufgefunden wurde (Th. Wolf nach Schorler Isis 1902. 131 
und Pot.-Stud. II. 71 [1903]); Niederlande, Belgien! im westlichen 
Theile des norddeutschen Flachlandes, nordöstlich bis Schleswig - Hol- 
stein, Mecklenburg und Altmark verbreitet! aber nicht auf den Nord- 


43* 


676 Rosaceae. 


seeinseln, fehlt jedoch in der Provinz Brandenburg schon ganz, in 
Schlesien sehr selten; fehlt im mittleren Tirol und in Mähren, ebenso 
(oder doch selten) in’ dem Mittelmeer- und Pannonischen Gebiete. In 
letzteren beiden Gebietstheilen wird sie meist durch P. micrantha, z.T. 
auch P. Carniolica ersetzt und vertreten. Steigt in Nord-Tirol bis 
1300 m an (Murr DBM. IX. 24). Bl. März—Mai. 

P. sterilis Garcke Fl. v. Halle II. Nachtr. z. d. Phan. 200 (1856), 
Zimmeter Eur. Art. 30, Beitr. 36. Kerner ÖBZ. XX. 41 (1870), Fl. exs. 
Austro-Hung. Schedae III. 14 No. 822. Poeverlein KBG. Regensburg 
VII. N.F. I. 263 (1898). F’ragaria sterilis Linn& Spec. pl. ed. 1. 485 
(1753) (in Mant. II. 400 jedoch „flagella nulla“)? nicht Allioni. Coma- 
rum fragarioides Roth Tent. Fl. Germ. II. 575 (1789). P. fragari- 
oödes Villars Pl. Dauph. III. 561 (1789) nicht Linne. P. prosträta 
Moench Meth. 659 (1794) nicht Rottböll oder Hänke. P. Fragäria 
Poiret Eneyel. meth. V. 599 (1804). Seringe in De Candolle Prodr. II. 
585 ausschliesslich $. emargindta, Mus. Helv. I. 59. Nestler Monogr. 
76 ausschliesslich var. $. und des Synonyms P. parviflöra Herb. Des- 
fontaines und Lehmann Monogr. 160. P. fragariaefölia Gmelin Fl. 
Badens. II. 452 ausschliesslich des Synonyms P. Vailläntiw *) (1806). 
P. Fragariästrum Ehrhart Exs. No. 14 nach Persoon Syn. II. 56 
(1807). Haller fil. im Ser. Mus. Helv. I. 49 (1818). Koch Syn. ed. 2. 
243. Lehmann Revis. 146. Nyman Consp. 228. Suppl. 112. Focke 
in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 805. Th. Wolf Pot.-Stud. I. 12, 
II. 8. Sturm Deutschl. Fl. XX. 92. Fraga sterilis Lapeyrouse Hist. 
abr. des plant. des Pyr&n. 287 (1813). Frragaria praecox Kitaibel in 
Schult. Oest. Fl. 2. Aufl. II. 32 (1814) und Herb. Lehm. Trattinick 
Rosaec. Monogr. III. 165 (1823)? nicht F. Schultz. P. Gunneri?) . 
Hartman Handb. i Skand. Fl. ed. 1. 201 (1820). Dactylophyllum Fra- 
gariästrum Schimper u. Spenner Fl. Friburg. III. in Add. 1084 (1829). 


Ist (wie z. T. auch die beiden folgenden) in der Tracht den Fragaria-Arten 
sehr ähnlich, unterscheidet sich jedoch von dieser schon im blühenden Zustande 
durch die unterseits dunkler blaugrünen, nicht weisslichen, am Rande stärker be- 
haarten Blättehen, zur Zeit der Fruchtreife auch durch die trockenen, ungefärbten 
Blüthenachsen, im Herbste durch die beblätterten, derben, fast holzigen Ausläufer. 

Von P. mierantha, der P. sier. sich mitunter in einzelnen Merkmalen nähert, 
ist sie in solchen Fällen stets durch die Gesammtheit der übrigen Merkmale, ins- 
besondere die purpurrothe niemals gelbliche Färbung des Kelchinneren und durch 
die fadenförmigen Staubfäden unschwer zu unterscheiden. 

Die von F. Schultz (Flora XXX VII. 30 [1855]) beschriebene, bei Weissenburg 
i. E. auf Diorit und schwarzem Granit gefundene ß. erassa („Stengel stark, dick, 
selten und dann nur an der Basis wurzelnd, 2- oder mehrblüthig, länger als die 
Blätter. Blätter dreizählig, unter den stengelständigen selten auch ein einzähliges. 
Blättehen trübgrün, viel dieker und starrer als bei der gewöhnlichen P, Fragari. 
Blumenkrone nicht länger als der Kelch, mehr von der Form derer der P. mier- 
antha als der P. Frag., nicht rein weiss, oft in’s Röthliche spielend. Staub- 


1) S. S. 683. 
2) Nach Johann Ernst Gunner, * 1718 Christiania. + 1773 Drontheim, 
Bischof daselbst. Verf. von Flora Norvegica. 2 Bde. Hafn, 1766, 1772. Nach ihm 


benannte Linn® (Mant. I. 16 [1767]) die bekannte, als Zierpflanze beliebte Halor- 
rhagidaceen-Gattung Gunner.a. 


Potentilla. 677 


gefässe wie bei P. Frag., aber an der Spitze zusammengeneigt, wie bei P. mierantha 
die Antheren alle fest aneinander anliegend.“‘) dürfte nach Kerner (ÖBZ. XX 
43 Fussnote 1 [1870]) den Bastard P. sterilis X micrantha (S. S. 680) darstellen. 

Die #. Bogenhardiäna!) desselben Schriftstellers (£. breviseapa Bogenhard 
in Wirtgen Fl. Regbez. Coblenz 61 [1841]. P, hybrida Wirtgen Prodr. Fl. preuss. 
Rheinl. 64 [1842] nicht Wallroth. P. splendens Wirtgen Fl. preuss. Rheinprov. 
140 [1857] nicht Ramond. P., reticulata F. Schultz Pollichia XVIIH/XIX, 147 
[1861]. P. Fragariastrum var, reticulata F. Schultz ibid.) auf Porphyr am Lem- 
berg in der Nordpfalz hat sich nach seiner eigenen späteren Angabe in seinen 
„Grundzügen der Phytostatik der Pfalz‘‘ (20. u. 21. Jahresber. der Pollichia 1863, 
43) im Garten in die gewöhnliche P. sterilis verwandelt. 

Die von Gremli in seinen „Neuen Beiträgen zur Flora der Schweiz‘ I. 45 
(1880) angegebene ‚noch näher zu prüfende Form‘ ohne Ausläufer (immer?) und 
mit nach dem Verstäuben zusammenneigenden Staubblättern bei Vevey, welche er 
später (Exc.fl. der Schweiz 4. Aufl. 154 [1881]) var. permixta nennt, soll nach seiner 
Angabe in den ‚Neuen Beiträgen‘ ete. V. 74 (1890) auch bei Winterthur vor- 
kommen und der von F. Schultz beschriebenen Abart crassa verwandt sein, sich 
jedoch von dieser durch rein weisse Blüthen unterscheiden. Vielleicht dürfte auch 
diese Form als Bastard mit P. mierantha zu betrachten sein, 


(Durch fast ganz Mittel- und Süd-Europa verbreitet. Dänemark; 
in Skandinavien nur in Schonen ; in Osteuropa fast fehlend [nach Lede- 
bour in Littauen]; Anatolien ?). *] 


152. X 153? P. sterilis x Carmiolica? s. S. 6831. 
152. X 154. P. sterilis X micrantha s. S. 680. 
19212x 455.°B4sterilis: X- alba. 3. 8. 682. 


i 153. (3.) P. Carniölica?). 4. Grundachse kurze, gedrängte, 
schopfig verdickte Sprosse treibend. Pflanze meist mit 
zahlreichen, langen, gegliederten Drüsenhaaren besetzt. 
Blüthentragende Stengel zur Zeit der vollen Blüthe so lang als die 
gleichzeitig im Frühling hervorsprossenden grundständigen Blätter, 
fadenförmig, gabelig getheilt, 3—4blüthig, mit einfachen Blättchen be- 
setzt, nebst den Blattstielen dicht-abstehend behaart. Blätter dreizählig. 
Blättchen breit, von der Mitte, die seitlichen an der Aussenseite vom 
Grunde an gegen die Spitze jederseits mit 7—10 (selten 1 mehr 
oder weniger) sehr spitzen Sägezähnen besetzt. Aussen- 
kelchblätter länglich-lanzettlich, so lang als die dreieckig-lanzett- 
lichen Kelchblätter. Kelchbecher innen gelblich. Blumen- 
blätter 4!/je—6 mm breit, die Kelchblätter überragend, rund- 
lich-verkehrteiförmig, vorne gestutzt oder sehr schwach ausgerandet, in 
den unmerklichen Nagel allmählich verschmälert, dreimal so breit als 
die unter ihnen stehenden Blättchen des Aussenkelches Staubfäden 
zusammengedrückt, bandartig, schmal-lineal, vorn plötzlich 


1) Nach Karl Bogenhard, * 3. April 1811 Magdala (Thomas br.), Phar- 
maceut, um 1838 in Neuwied, 1840--1841 in Sobernheim, 1843—1844 in Herz- 
berg (Prov. Sachsen), 1844—7 in Jena, 1848—9 in Magdala, 1849—50 in Keula, 
1850 in Rudolstadt, 1852 in Hettstedt (Moellendorf br.); wanderte dann nach 
America aus und ist verschollen. B. war Verf. des vortrefflichen Taschenbuch der 
Flora von Jena, Leipz. 1850 und einiger Aufsätze in Flora 1840—2 (bes. über 
die Flora des Nahethals) und in Sachse, Allg. deutsche Naturh.-Zeitung, Dresden 
1846. Vgl. Hallier DBM. III. 116, 168, 188 (1885). 

2) Aus Krain (Carniolia) beschrieben. 


678 Rosaceae, 


zusammengezogen, so breit als die Antheren, bis zur Mitte 
dieht wimperhaarig. 

Auf grasigen Plätzen zwischen niederem Buschwerk in Krain: 
Lorenziberg bei Billichgraz, Sagor in Unterkrain (Kerner). Steier- 
mark: Hrastnigg, Bukova gora bei Trifail (Preissmann ÖBZ. XLI 
[1891] 357), sowie unweit Lopaca! In Kroatien mehrfach (Hire br.), 
Bosnien: Smolin bei Zepce, hier wie am Lorenziberge mit Daphne Bla- 
gayana (Beck Veg. Verh. Illgr. 236, vgl. auch Kerner Pflanzenleben 
2. Aufl. II. S. 651 Vollbild), nach Focke muthmasslich weiter ver- 
breitet. Bl. März—Mai. k 

P. carniölica A. Kerner OBZ. XX. 44, 96 (1870). Fl. exs. Austro- 
Hung. Schedae III. 14 No. 823, Pflanzenleben 1. Aufl. II t. zu 703. 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 31, Beitr. 36. Focke in Hallier-Wohlfarth 
Koch’s Syn. I. 806. Nyman Consp. Suppl. 112. 

Ich würde kein Bedenken tragen, in P. Carniolica eine der P, mierantha X 
sterilis entsprechende, jedoch ungeschlechtliche Zwischenform zwischen diesen beiden 
Arten zu erblicken, wenn ihr nicht einige Merkmale eigenthümlich wären, die sie 


mit keiner von beiden theilt, so vor allem die sehr reichlichen, langen Drüsenhaare, 
auf welche zuerst Th. Wolf (Pot.-Stud. I. 12 [1901]) aufmerksam gemacht hat, 


(Bisher nur im Gebiete.) I 1#] 


152. X 155? P. sterilis x Carmiolica? s. S. 681. 
153. X 154? P. Carniolica X micrantha? s. S. 681. 


154. (4.) P. mieränthat). |. Grundachse kurze, gedrängte, 
schopfig verdickte Sprosse treibend. Pflanze drüsenlos oder 
mit spärlichen, kurzen Drüsenhaaren. Blüthentragende Stengel 
zur Zeit der vollen Blüthe kürzer als die gleichzeitig im Frühlinge her- 
vorsprossenden grundständigen Blätter, fadenförmig, ungetheilt, 1- oder 
gabelig 2blüthig, mit einfachen Blättchen besetzt, nebst den Blattstielen 
dicht-abstehend behaart. Blätter dreizählig. Blättchen breit, von der 
Mitte, die seitlichen an der Aussenseite vom Grunde an gegen die 
Spitze jederseits mit 7—1U (selten 1 mehr oder weniger) spitzen 
Sägezähnen besetzt. Aussenkelchblätter länglich-lanzettlich, 
etwasolangals die dreieckig-lanzettlichen Kelehblätter. Kelch- 
becher innen dunkelpurpurn. Blumenblätter 3 mm breit, so 
lang oder etwas kürzer als die Kelchblätter, keilig-verkehrt- 
eiförmig, vorne gestutzt oder sehr schwach ausgerandet und in den un- 
merklichen Nagel allmählich verschmälert, doppelt so breit als die unter 
ihnen stehenden Blättchen des Aussenkelchee. Staubfäden zu- 
sammengedrückt, bandartig, schmallineal, vorne rechtwinklig ab- 
geschnitten, breiter als die sehr kleinen Antheren, bis 
zur Mitte dicht wimperhaarig. 

An buschigen Hügeln, steinigen Abhängen u. s. w. sehr zerstreut 
in den westlichen und südlichen Theilen des Gebietes, so in der Rhein- 
provinz!! Hessen-Nassau, Pfalz, Elsass, Baden, Schweiz! Seealpen, 
Piemont, Tirol (dort bis 1600 m Murr DBM. IX. 24), Steiermark, 


!) Von wızoög klein und &vdog Blüthe. 


Potentilla. 679 


Niederösterreich! Görz; Kroatien; Slavonien, Ungarn! Siebenbürgen, 
Bosnien! und Hercegovina, Montenegro, Dalmatien. Eingeschleppt bei 
Hamburg (DBM. X. 125). Bl. März—Mai. 

P. mieräntha Ramond in Lam. u. DC. Fl. Fr. IV. 467 (1805). 
Koch Syn. ed. 2. 243. Prina de Potent. Ital. 20. Lehmann Monogr. 
158, Pugillus 62, Revis. 147. Kerner OBZ. XX. 41 (1870), Fl. exs. 
Austro-Hung. No. 824. Schedae III. 14. Focke in Hallier-Wohlfarth 
Koch’s Syn. I. 806. Poeverlein in KBG. Regensburg VII. N. F. I. 266. 
Th. Wolf Pot.-Stud. II. 9. Sturm Deutschl. Fl. XX. 92. Nyman Consp, 
238. Suppl. 112. Fragaria sterilis Allioni Fl. Pedem. II. 60 (1785) 
nicht Linne. Fraga sterilis 8. parviflöora Lapeyrouse Hist. abr. des 
plant. des Pyren. 287 (1813). P. Fragäria 8. micräntha Nestler 
Monogr. 77 (1816). P. breviscapa Vest Flora IV. 157 (1821), P. 
Fragariästrum Gussone Prodr. I. 582 (1827) nicht Ehrhart. P. Fra- 
gariästrum ß. micrantha F. Schultz Flora XI. 555 (1853). P. Fra- 
gariästrum var. 8. Schlosser u. Vukotinovid Fl. Croat. 124 (1869). 


„Eine hübsche Form mit rosenrothen Kronblättern“ erwähnt Murr (DBM. 
IX. 24 [1891]) als von Evers auf der Arzler Alpe in Tirol gefunden; Freyn- 
Brandis ZBG. Wien XXXVIII. 604 (1888) erwähnen dieselbe auch von Travnik 
in Bosnien. Ich habe übrigens an sämmtlichen Exemplaren, die ich anfangs April 
1904 im Nahethal und dessen Seitenthälern fand ausnahmslos rosenrothe Blumen- 
blätter beobachtet. 

P. Carniolica und P. micrantha unterscheiden sich von allen anderen Arten 
der Gattung durch die bandförmigen Staubfäden, welche sich bei der nahe ver- 
wandten Gattung Horkelia wieder finden. 

(Nord - Spanien; Pyrenäen, Mittelfrankreich ; Corsica; Sardinien ; 
Italien; Balkan- und Kaukasusländer; Krim; Kleinasien; Armenien ; 
Persien.) E) 


152. x 154. P. sterilis x mierantha s. S. 680. 
153. X 154°? P. Carniolica X mierantha? s. S. 681. 
154. X 155? P. micrantha X alba? s. S. 683. 


155. (5.) P. alba. 9. Grundachse wenig verzweigt, stets ohne 
Ausläufer. Stengel dünn, mehr oder weniger niederliegend, oft 
schon vom Grunde verzweigt mit aufrechten langen Blüthenstielen, zur 
Blüthezeit etwa so lang als die grundständigen Blätter, ebenso wie 
die Blattstiele fast stets angedrückt-behaart. Grund- 
ständige Blätter 5-, sehr selten 3-zählig. Blättchen meist 
länglich-lanzettlich, nach dem Grunde zu keilig verschmälert, 
nur an der Spitze, selten schon von der Mitte an mit wenigen, 
seichten, angedrückten Sägezähnen, oberseits kahl, 
unterseits und am Rande glänzend seidenhaarig. Aussenkelchblätter 
linealisch-lanzettlich, kürzer als die lanzettlichen Kelchblätter. Blumen- 
blätter ziemlich gross und breit, verkehrt-herzförmig, ausgerandet, 
länger als die Kelchblätter, Staubfäden kahl, deutlich schmäler als die 
Staubbeutel. 

In lichten, trockenen Laub-, seltener in Kiefernwäldern, an halb- 
schattigen, grasigen Abhängen, auf trockenen Wiesen fast durch das 


680 Rosaceae. 


ganze Gebiet zerstreut, bei uns die West- und Nordgrenze erreichend, 
fehlt im nordwestlichen Gebiete: Belgien, Niederlande, (in der Rhein- 
provinz nur bei Kreuznach), Westfalen, nordwestdeutsches Flachland, 
Schleswig-Holstein, sowie auch sonst in der Nähe der Ostsee und im 
nördlichen Ostpreussen; ausserdem vielfach auf weite Strecken; in 
Bayern bis etwa 600 m (Sendtner 766) ansteigend. Bl. Mai, Juni. 


P. alba Linn& Spec. pl. ed. 1. 498 (1753). Koch Syn. ed. 2. 243. 
Prina De Potent. Ital. 17. Nestler Monogr. 58. Lehmann Monogr. 132, 
Pugill. -61, Revis. 135. Zimmeter Eur. Art. 29, Beitr. 36. Focke in 
Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 804. Poeverlein in KBG. Regensburg 
I. N.F. VII. 261. Th. Wolf Pot.-Stud. I. 10, II. 7. Nyman Consp. 
227. Suppl. 111. Sturm Deutschl. Fl. I. 4. P. nitida Scopoli Fl. 
Carn. ed. 2. I. 362 (1772) nicht L. P. cordäta Schrank Prim. Fl. 
Salisb. 467 (1792). P. Olusiäna*) Genersich Catal. plant. rar. Scepus. 
No. 277 (1801) nicht Jacg. P. caulescens Moench Meth. Suppl. 280 
(1862) nicht L. 

P, alba ändert je nach dem Standort ab, namentlich in Bezug auf Höhe und 


auf Grösse der vegetativen Theile, welche sich insbesondere in der Cultur sehr 
üppig entwickeln. 


Die Zwergform, welehe G. Vidalin Magnier’s Flora seleeta unter No. 3764 
als subvar. rediücta ausgab (vgl. Serinia Fl. sel. XV. 377 [1896]), findet sich an- 
nähernd auch in Bayern!! Königreich Sachsen! Schlesien! und Böhmen (Domin). 
— Eine Form (1.?) mit sämmtlich 3zähligen Blättern aus der Umgegend von Breslau 
erwähnt von Uechtritz im 63. Jahresber. Schles. Ges. f. 1885. 250 (1886). 


Eine sehr interessante Abart ist die neuestens von Th. Wolf beschriebene 
und mir vom Autor gütigst zur Ansicht mitgetheilte 


B. obovata. Blättehen vorn stark verbreitert, verkehrt-eiförmig. Behaarung 
der Stengel und Blattstiele stark wagrecht-abstehend. — Val di Non! und Val 
Vestino! in Südtirol (ganz ähnliche Exemplare sammelte Preiser im Mahlener 
Walde bei Breslau! mit der typischen Form). — P. alba B. obovata Th. Wolf 
Pot.-Stud. II. 8 (1903). 


P. alba X sterilis und P. montana in der Tracht ähnlich, ohne jedoch 
hibriden Ursprungs zu sein. 


(Ost-Pyrenäen; Languedoc; Ober-Italien; Serbien; Bulgarien; Ru- 
mänien; Russland nördlich bis Grodno, Minsk; Smolensk; Moskau; 
Nizegorod; Kasan, östlich bis Ssimbirsk und Ssaratow; Kaukasus.) 


63 
152. X 155. P. sterilis. x alba.s. S. 682, | 
154. X 155. P. micrantha X alba s. S. 683. 


Bastarde. 


A. 1.48.89 :675). 


152. X 154. (6.) P. sterilis X miecräntha. 2. Grundachse 
kurze, oberirdische, liegende und wurzelschlagende Sprosse 


1) 8. IL. 1. S. 441 Fusm. 1. 


Potentilla. 631 


treibend. Pflanze drüsenlos oder mit spärlichen, kurzen 
Drüsenhaaren. Blüthentragende Stengel zur Zeit der vollen Blüthe 
fast so lang als die gleichzeitig im Frühling hervorsprossenden grund- 
ständigen Blätter, fädlich, ungetheilt, 1- oder gabelig 2 blüthig, mit 1—3 
3 sschnittigen, 2schnittigen oder einfachen Hochblättern besetzt, nebst den 
Blattstielen dicht abstehend-behaart. Grundblätter 3zählig. Blättchen 
breit, von der Mitte, die seitlichen an der Aussenseite vom Grunde an 
gegen die Spitze jederseits mit 6—8 (selten 1 mehr oder weniger) 
spitzen Sägezähnen besetzt. Aussenkelchblätter länglich- 
lanzettlich, unbedeutend kürzer als die dreieckig-lanzettlichen 
Kelehblätter. Kelchbecher innen röthlich angehaucht 
oder trüb-röthlichbraun. Blumenblätter 4 mm breit, etwa 
so lang als die Kelchblätter, verkehrt-herzförmig, vorn schwach 
ausgerandet, in einen kurzen, verhältnissmässig breiten Nagel zusammen- 
gezogen, 2—3 mal so breit als die unter ihnen stehenden Blättchen des 
Aussenkelehes. Staubfäden fädlich, schmäler als die An- 
theren, am Grunde spärlich gewimpert. 


Mit den Erzeugern von Kerner zuerst 1862 im Botanischen 
Garten zu Innsbruck, dann 1869 wildwachsend auf den tertiären 
Hügeln des am Fusse der Solsteinkette nördlich von Innsbruck sich 
hinziehenden Mittelgebirges, hauptsächlich an dem Gehänge gegen die 
Mühlauer Klamm und in der Umgebung des sog. Arzler Alpels in 
einer Meereshöhe von 600-1000 m beobachtet. Nach Zimmeter wohl 
auch anderwärts, wo beide Erzeuger zusammen vorkommen, so z. B. 
Schweiz: Le Mont bei Lausanne (Masson!). Nach Kerner wohl 
auch im Nahethal, bei Weissenburg i. E., in Niederösterreich und 
Steiermark (jedoch hier überall noch nicht mit Sicherheit nachgewiesen 
und daher noch weiter zu suchen). Bl. März—Mai. 


P. sterilis X mieräntha Poeverlein in A. u. G. Syn. VI. 680 
(1904). P. Fragaria ß. erassa F. Schultz Flora XXXVIII (1855) 
30? s. 8. 677. P. micräntha X. sterilis Kerner OBZ. XX (1870) 
41, 06. P. fragariästrum X mieräntha Focke in Hallier-Wohlfarth 
Koch’s Syn. I. 806 (1892). P. mierantha X Fragariastrum Th. Wolf 
Pot.-Stud. II. 9 (1903). P. spüria Kerner a. a. O. (1870). Zimmeter 
Eur. Art: 30. 


Nach Kerner a. a. ©. 43 schlagen die meisten Früchtehen fehl, sodass man 
in der Regel auf der Blüthenachse neben zahlreichen vertrockneten Fruchtknoten 
nur einige wenige ausgereifte Früchtchen vorfindet. 


Nach Jen&id (ÖBZ. [1900] L. 42) erwiesen sich an im Wiener Botanischen 
Garten gepflanzten Exemplaren vom Originalstandorte bei Mühlau nächst Innsbruck 
68, 75°/o der Pollenkörner als steril. x] 


152. X 153? 153. X 154? Bastarde der P. Carniolica mit P,.sterilis 
und P. mierantha sind bisher nicht bekannt; da dieselben jedoch wegen der 
fast intermediären Stellung der P. Carniolica zwischen diesen beiden Arten und 
ihrer nahen Verwandtschaft zu ihnen äusserst schwer zu erkennen sein dürften, so 
ist es keineswegs unwahrscheinlich, dass dieselben bisher nur übersehen wurden und 
im Verbreitungsgebiete der P. Carniolica noch gefunden werden. 


682 Rosaceae. 


A. X B. (e. 8. 675). 


152. X 155. (7.) P. sterilis X alba. 24. 

Findet sich mit den Erzeugern, jedoch sehr zerstreut: In den Nieder- 
landen, wohl verschleppt, da am Fundorte Beekbergerwoud beide Eltern 
fehlen (vgl. Prodr. Fl. Bat. ed. 2. I. 2. 516 [1902]. Braunschweig; 
Hakel (?), Nordost- und Südharz! Thüringen! Nahethal; Württemberg; 
Schweiz; Nordtirol. Bl. April, Mai. 


P. sterilis X alba Poeverlein in A. u. G. Syn. VI. 682 (1904). 
P. albo-sterilis Garcke Fl. v. Nord- u. Mitteldeutschl. 4. Aufl. 111 
(1858). 

Im Gebiete in drei Formen, deren morphologische Unterschiede Sagorski 
(DBM. IX. 51 [1891]), deren anatomische Verschiedenheiten H. Diedicke (Verh. 
Thür. BV. N.F. X. 23 [1897]) eingehend besprochen und übersichtlich zusammen- 
gestellt hat: 

A. Gremblichii!). Grundständige Blätter wie bei P. alba fast 
nur 5zählig. Blattstiele mehr oder weniger angedrückt behaart. 
Blättchen länglich-verkehrt-eiförmig, oberseits fein gestriegelt-behaart, 
unterseits anfangs dicht weiss-, später lockerer und mehr grau-seidig 
behaart, beiderseits mit 3—5 meist stärker ausgeprägten Zähnen. 

Bisher mit Sicherheit vom Gnadenwald bei Hall in Nord- 
tirol und vom Steiger bei Erfurt! bekannt. 

P. sterilis X alba A. Gremblichir Poeverlein in A. u. G. 
‚Syn. VI. 682 (1904). P. superälba X sterilis Gremblich Herb. 

(1880). Sagorski a. a. OÖ. Diedicke a. a OÖ. P. Gremblichii 

Gandoger Herb. (1880). Zimmeter Eur. Art. 29. P. alba > fra- 

gariästrum Rouy u. Camus Fl. de Fr. VI. 220 (1900). P. super- 

alba X Fragarvastrum Th. Wolf Pot.-Stud. II. 9 (1903). 

Steht der P. alba am nächsten. 


B. hibrida. Grundständige Blätter 3-4-5zählig, die 5zähligen aber 
niemals vorherrschend. Blattstiele aufrecht-abstehend-behaart. Blätt- 
chen länglich-verkehrt-eiförmig, oberseits mehr oder weniger behaart, 
selten im Alter ganz kahl, unterseits mehr oder weniger grauseidig 
behaart, beiderseits mit 3—7 Zähnen. 

Die häufigste und daher auch schon am längsten bekannte 
Form. 

P. sterilis X alba B. hibrida Poeverlein in A.u. G. Syn. 
VI. 682 (1904). P. hybrida Wallroth Sched. erit. I. 247 (1822). 
Trattinick Rosac. Monogr. IV. 128. Seringe in De. Candolle 
Prodr. II. 586. Zimmeter Eur. Art. 30, Beitr. 36. Nyman Consp. 
228. P. fragarvastro-alba Schiede Linnaea XIV. 76 (1840). P. 
Fraterna Wallroth in Linnaea XIV. 578 (1840). P. splendens 
Koch Syn. ed. 2. 243 (1845). Sturm Deutschl. Fl. XX. 92 nicht 


1) Nach Julius Gremblich, * 28. Febr. 1851 Hall (Tirol), Franeiscaner,' 
Prof. am Gymnasium daselbst, verdient um die Flora Tirols (Dalla Torre und 
Sarnthein Litt. Fl. Tir. 93). 


Potentilla. 683 


Ramond. P. alba X sterilis Garcke a. a. OÖ. (1858) in engerem 
Sinne. Sagorski a. a. O. (1891). Diedicke a. a. OÖ. P. alba X 
fragariastrum Focke Pflanzenmischlinge 132 (1881) und in 
Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 805. Rouy u. Camus 1. c. 
Th. Wolf Pot.-Stud. II. 8. 


Hält die Mitte zwischen beiden Arten. 


C. Rein&ckeit). Grundständige Blätter fast nur 3-, selten ein ein- 
zelnes 4zählig. Blattstiele verworren, fast horizontal-abstehend be- 
haart. Blättchen rundlich-verkehrt-eiförmig, oberseits mehr oder 
weniger behaart, selten im Alter ganz kahl, unterseits mehr oder 
weniger grauseidig behaart, beiderseits mit 3—7 Zähnen. 


Bisher nur vom Steiger bei Erfurt! bekannt. 


P. sterilis x alba C. Reineckei Poeverlein in A. u. G. 
Syn. VI. 683 (1904). P. supersterilis X alba Sagorski a.a. O. 
(1891). Diedicke a. a. ©. P. Reineckei Sagorski a. a. O. (1891). 
P. alba < fragariastrum Rouy u. Camus ]. ec. (1900). P. super- 
Fragariastrum X alba Th. Wolf. Pot.-Stud. II. 9 (1903). 


Der P, sterilis näher stehend. l*1 


Dem Bastard P. sterilis X alba steht sehr nahe die früher damit irr- 
thümlich identifieirte, jedoch im Gebiete sicher nicht, sondern nur in West- 
und Südwesteuropa vorkommende P. montana (Brotero Fl. Lusit. II. 390 
[1804]. Ficalho u. Cout. Bol. Soc. Brot, XVI. 116. Rouy u. Camus Fl. de Fr. 
VI. 219. P. nitida Thuillier Fl. Paris. 2. &d. 257 (1799) nicht L. P. alba 
ß. splendens Poiret in Lam. Diet. V. 596 (1804). Seringe in De Candolle 
Prodr. II. 584. P. emargindta Desfontaines Catal. hort. Paris. 175 (1804) nicht 
Pursh. P. splendens Ramond in Lam. u. DC. Fl. Fr. IV. 467 (1805). Leh- 
mann Monogr. 175, Pugill. 631, Revis. 144 nicht Wallich. P. subacatlis 
Gmelin Fl. Badens. II. 450 (1806) nicht der anderen Schriftsteller. Fraga 
Vailläntii2) Lapeyrouse Hist. abr. des plant. des Pyren. 287 (1813). P. 
Vaillantii Nestler Monogr. 75 (1816). Zimmeter Eur. Art. 30. P. Fragäria 
ß. emargindta Seringe in De Candolle Prodr. II. 586 (1825) ausser dem Syno- 
nym von Pursh und Lehmann. — Diese nicht hibride Zwischenform zwischen 
P. alba und P. sterilis unterscheidet sich von P, sterilis X alba A. Grem- 
blichii und B. hibrida vor allem durch die fast regelmässig 3 zähligen Blätter 
und die dicht wagrecht-abstehend behaarten Blattstiele, von C. Reineckei, der 
sie hienach am meisten ähnelt, aber durch die auffallend grossen, den Kelch 
um 3—4 mm überragenden Kronblätter. 


Rouy und Camus (Fl. de Fr. VI. 219 [1900]) begreifen unter BP, 
hytrida auch P. alba X micrantha mit; diese Bastardverbindung ist jedoch 
meines Wissens bisher überhaupt noch nicht mit Sicherheit eonstatirt, wenn- 
gleich die Annahme ihrer Existenz sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich hat. 


3. Alpinae (Poeverlein KBG. Regensburg VII. N. F. I. 258 
[1898]. Lupiniföliae Lehmann Revis. 6 [1856] erw., jedoch 
ausschliesslich der P. alba). S. S. 674. 


1) Nach Karl L. Reinecke, * 20. Mai 1854 Erfurt (br.), Bürgerschullehrer 
daselbst, um die Flora Thüringens verdient. Auch die Verf. der Synopsis ver- 
danken ihm werthyvolles Material. 

2) S. I. S. 350 Fussn. 1. 


654 Rosaceae., 


Uebersicht der Arten. 


A. Grundständige Blätter 3- bis 5- bis vielzählig. Blumenblätter stets 
weiss oder rosenroth. Früchtehen in der Jugend auf der ganzen 
Oberfläche behaart, später oft verkahlend. 

I. Pflanze wollig-filzig. Grundständige Blätter stets 3zählig. 
P. speeciösa. 
II. Pflanze mit geraden Haaren dicht bedeckt. Grundständige 
Blätter 3—5- bis vielzählig. 
a. Grundständige Blätter meist 3-, selten 4- bis 5 zählie. 
1. Nebenblätter klein. Blumenblätter ganzrandig, weiss, selten 
rosenroth. P. Apennina. 
2. Nebenblätter gross, dem Blattstiele weit angewachsen. Blumen- 
blätter ausgerandet oder gestutzt, rosenroth, selten weiss. 
P. nitida. 
b. Grundständige Blätter 5- bis vielzählig. 
1. Staubfäden kahl oder nur am Grunde sehr schwach behaart. 

a. Stengel niedrig, bis 10 cm hoch, 1—20 blüthig. Blätter 
oberseits kahl oder fast kahl. Aussenkelchblätter so lang 
oder kürzer als die Kelchblätter. 

1. Blätter unterseits zerstreut seidenhaarig, grün. Rand 
der Blättchen nicht umgerollt. Blüthen wenige (1—3), 
nicht doldig gestellt. Kelch ebenso wie die Staubfäden 
und Griffel meist roth überlaufen. Blumenblätter aus- 
gerandet. P. Clusiana. 
2. Blätter unterseits von dichten Seidenhaaren weiss. 
Rand der Blättchen umgerollt. Blüthen zahlreich (7 
bis 20), fast doldig gestellt. Kelch, Staubfäden und 
Griffel niemals roth überlaufen. Blumenblätter nicht 
oder nur wenig ausgerandet. P. saxifraga. 

b. Stengel 10—40 cm hoch, stets vielblüthig. Blätter beider- 
seits weich und lang seidenhaarig oder oberseits kahl. 
Aussenkelchblätter länger als die Kelchblätter. 

1. Grundständige Blätter beiderseits dicht seidenhaarig 
filzig. — Pflanze des westlichen Mittelmeergebietes. 
P. nivalis. 
2. Grundständige Blätter oberseits kahl, freudig-grün. — 
Pflanze des östlichen Mittelmeergebietes. 
P. Haynaldiana. 
2. Staubfäden wenigstens am Grunde stets behaart. 

a. Ganze Pflanze mit Ausnahme der Blattoberseite dicht 
kurzhaarig. Blättehen bis unter die Mitte mit 13—21 
Zähnen. Aussenkelchblätter länger als die Kelchblätter. 

P. Valderia. 

b. Ganze Pflanze anliegend-, oft auch drüsig-, jedoch niemals 

dicht kurz behaart, Blättchen grün, nur an der Spitze 


Potentilla. 655 


mit 3—5 zusammenneigenden Zähnen. Aussenkelch- 
blätter etwa so lang wie die Kelchblätter. 
P. eaulescens. 
Vgl. (17) P. speciosa x Apennina. 
B. Grundständige Blätter 3-, seltener 5zählig. Blumenblätter weiss oder 
gelblich. Früchtchen nur an der Spitze in der Nähe des Griffel- 
ansatzes behaart. P. grammopetala. 


156. (8.) P. speeiösa. 9. Ganze Pflanze (zuweilen mit Aus- 
nahme der Blattoberseite) mit diechtem, grauem oder weissem 
Wollfilz bekleidet. Stengel aufstrebend, etwa 3—6blüthig. 
Blätter dicklich, unterseits grau- oder weissfilzig, oberseits im Alter 
zuweilen verkahlend, die grundständigen 3zählig, die stengel- 
ständigen oft einfach. Blättchen verkehrt-eirundlich, am Rande 
mit gleichförmigen, kurzen, stumpfen Kerbzähnen besetzt, am 
Grunde keilförmig ganzrandig, die seitlichen unsymmetrisch, 
am äusseren Rande schon vom Grunde an gezähnt. Neben- 
blätter breit eiförmig, kurz zugespitzt, fast trockenhäutig. Aussen- 
kelchblätter lineallanzettlich, spitz, etwa so lang als die 
eilänglichen, stumpfen Kelchblätter. Blumenblätter etwas 
länger als der Kelch, nicht ausgerandet, in einen langen 
Nagel verschmälert, weiss. 

In Spalten der Kalkfelsen der höheren Gebirge in Dalmatien, der 
Hercegovina und Montenegro, bis 1900 m über dem Meere. Bl. 
Juni, Juli. 

P. speciösa Willdenow Spec. pl. II. 2. 1110 (1800). Sibthorp 
Fl. Graec. V. 68, t. 484. Seringe in De Candolle Prodr. II. 586. 
Nestler Monogr. 74, t. 11. Lehmann Monogr. 168, Revis. 141. Mur- 
beck Beitr. z. Fl. Südbosn. Herceg. 140 (1891). Nyman Consp. 228. 

Im Gebiete ausser in der typischen Abart A. discolor (Haläcsy Consp. Fl, 


Graec. I. 513 [1901] vgl. Keller in Engl. Jahrb. XIV. 496 [1892]) mit oberseits 
verkahlenden Blättern. 


B. elätior. Pflanze in allen Theilen viel grösser. Stengel bis 3 dm hoch, sehr 
kräftig. Blättchen der Grundblätter bis 5 em lang und 3 cm breit. Aussen- 
kelehblätter viel länger als die.Kelchblätter. Blumenblätter aussen etwas filzig. 
— Montenegro: Stirnido (Rohlena). Bl. Juni. — P. speciosa B. elatior 
Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 685 (1904). — Vom Typus ausser durch die 
Grösse durch die längeren Aussenkelchblätter und die behaarten resp, stärker 
behaarten Blumenblätter verschieden. — Die gegentheilige Abänderung wie 
C. minor. — Vielleicht eine Rasse. 

Die den Balkanländern angehörende C. minor (Lehmann Rev. Pot. 141 
[1856]. P. poetarum Boissier Diagn. pl. nov. orient. I. 3. 3) stellt nur eine Zwerg- 
form der P. speciosa dar. 


(Balkanhalbinsel; Kreta; Taurus, Kurdistan.) #1 


156. X 157. P. speciosa X Apennina s. 5. 694. 


157. (9) P. Apennina. 4. Ganze Pflanze dicht silber- 
grau seidig-behaart. Stengel kurz, aufstrebend, meist 3blüthig. 
Blätter dicklich, beiderseits gleichmässig behaart, die grundständigen 


636 Rosaceae. 


dreizählig. Blättchen länglich - verkehrt-eiförmig, ganzrandig 
oder an der Spitze mit 2—3 zusammenneigenden Zähnen, 
von denen der mittlere kleiner ist. Nebenblätter klein, lineal, 
spitz. Aussenkelchblätter sehr klein, lineal, stumpflich, etwa 
so lang als die eiförmigen, stumpflichen Kelchblätter. Blumen- 
blätter fast zweimal so lang als der Kelch, nicht aus- 
gerandet, in einen langen Nagel zusammengezogen, weiss, selten 
rosenroth. 

Auf Kalkfelsen der höheren Gebirge: im Gebiete nur in der 
Hercegovina, 1700—1 00 m über dem Meere. Velez Planina (Born- 
müller, Murbeck); Prenj Planina (Beck). Glogovo, Prislab; Porim 
Planina (Vandas). Trinata (Beck). Bl. Juli—September. 

P. apennina Tenore Cat. Hort. Neap. 50 (1815), Fl. Napol. 
XXX, I 291 (exel. syn. v. Boccone), t. 46 f.4. Bertoloni Fl. Ital. V. 
263. Seringe in De Candolle Prodr. II. 585. Lehmann Revis. 142. 
Zimmeter Eur. Art. 29, Beitr. 36. Murbeck Beitr. z. Fl. Südbosn. 
Herceg. 138 (1891). Beck Ann. Hofmus. Wien XI. 54 [157] (1896). 
Nyman Consp. 228. Suppl. 112. P. Boccön«*) Nestler Monogr. 73, t. 10 
f.2 (1816). Seringe in De Candolle Prodr. II. 585. Lehmann Monogr. 
189. Trattinick Rosac. Monogr. IV. 134. P. nitida Beck Ann. Hofmus. 
Wien II. 117 [135] (1887) nicht L. 

Die Angabe von Gussone (Pl. rar. 209), dass an 3blüthigen Stengeln die 
Seitenblüthen 4zählig seien, wird von Murbeck (a. a. O.) bestritten, der unter 


zahlreichen untersuchten Blüthen nur zweimal je eine unvollständig 4zählige fand, 
bei der ein Kelchblatt 2spaltig war. 


(Apenninen ; Serbien.) #1 


Der P. Apennina schliessen sich unmittelbar an die nur ausserhalb des 
Gebietes vorkommenden: P., deorum (Boissier u. Heldreich in Boissier Diagn. 
pl. nov. orient. 2 ser. II. 51 [1856] vom Thessalischen Olymp), die sich von P. Apen- 
nina nur durch stärker bezahnte Blättehen und durch geflügelt-gekielte, kahle (??) 
Früchtehen unterscheiden soll und wohl besser als Unterart derselben betrachtet 
wird, und P. Kionaea?) (Haläesy Verh. ZBG. Wien XXXVIN. 751 [1888]) aus 
Griechenland, die sich von P. Apennina insbesondere durch rothe Blumenblätter 
unterscheidet und dadurch zu ihr in einem ähnlichen Verhältnisse steht wie die 
ebenfalls rothblühende P., Oweriniana3) (Ruprecht in Boiss. Fl, Or. II [1872]) 
aus dem Kaukasus zu P. speciosa. i 


156. X 157. P. speciosa X Apennina s. S. 694. 


1) Nach Paolo Boccone, * 24. Apr. 1633 + 22. Dee. 1703 Palermo, Cister- 
eienser, Botaniker des Grossherzogs von Toscana. B. botanisirte vielfach in Italien 
(auch auf Corsica und Malta), bereiste dann Frankreich, Deutschland und England 
und veröffentlichte u. a. zwei wichtige Kupferwerke: Icones et deseript. rar, pl. 
Sieiliae, Melitae, Galliae et Italiae. ed. Rob. Morison Oxonii 1674 und Museo di 
piante rare della Sicilia, Malta, Corsica, Italia. Herbarien haben sich in Wien, 
Genua und Paris erhalten, vgl. u. a. Bonnet SB. France XXX. 213. 

2) Nach dem Fundort, dem Berge Kiona in Doris (Nord-Griechenland). 

3) Nach Alexander Pawlowitsch Owerin, Topographen in Tiflis, verdient 
um die Flora Transkaukasiens, Verf. (mit Ssytowsky) einer (unvollendeten) Flora 
des Kaukasus 1858, einer Abhandlung über Pflanzen des Achalzychschen Kreises 
1874 und von Pjatigorsk 1875 (alles russisch). (Kusnetzow br.) 


Potentilla. 687 

158. (10.) P. nitida. 9. Ganze Pflanze dicht weissgrau 
seidig-behaart. Stengel sehr kurz, aufstrebend, meist 1-, selten 
2blüthige. Blätter dicklich, dreizählig, sehr selten mit einigen 
4—5zähligen untermischt. Blättchen verkehrt-eilänglich, ganz- 
randig oder nur an der Spitze mit wenigen spitzen, zu- 
sammenneigenden Zähnen. Nebenblätter gross, dem Blatt- 
stiele weit angewachsen, lanzettlich, zugespitzt. Aussenkelch- 
blätter linealisch, spitz, kürzer als die lanzettlichen, innen meist 
purpurn überlaufenen Kelchblätter. Blumenblätter breit-verkehrt- 
eiförmig, deutlich länger als die Kelchblätter, ausgerandet, 
rosenroth, selten weiss. 

In Spalten der Kalk- und Dolomitfelsen der höchsten Alpen, 2 
bis 3000 m über dem Meere: In den südlichen Alpen zerstreut. 
Dauphin&; Savoyen; Grigna; Südtirol!! Venetien; Kärnten! Krain! Steier- 
mark! fehlt der Schweiz. Bl.. Juli, August. 

P. nitida Linn& Cent. pl. U. 18 (1756). Amoen. acad. IV. 316 
(1759). Spec. pl. ed. 2. 714 (1762). Koch Syn. ed. 2. 244. Seringe in 
De Candolle Prodr. II. 585. Nestler Monogr. 63. Lehmann Monogr. 187, 
Revis. 143. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 803. Zimmeter 
Eur. Art. 29, Beitr. 36. Th. Wolf Pot.-Stud. IL. 6. Sturm Deutschl. 
Fl. VI. 22. Nyman Consp. 228. Suppl. 112. P. subacarlis Scopoli 
Fl. Carn. ed. 2. I. 364 (1772) nicht Linne. P. terglovensis') Hacquet 
Pl. alp. Carn. 15, t. 4 (1782). 


Findet sich in drei kaum streng von eineinander zu trennenden Formen: 


A.typica. Blättchen der grundständigen Blätter an der Spitze 3zähnig. — Die 
weitaus häufigste Form. — P. nitida var. tjpica Poeverlein in A. u. G. Syn. VI. 
687 (1904). 


B. multidentäta. Blättehen der grundständigen Blätter an der Spitze 5—7 zähnig. 
— Selten mit dem Typus. — P. nitida ß. multidentäta Seringe Mus. Helv. I. 
63 (1823), Obs. It. 2 f. 1, in De Candolle Prodr. II. 585. Rouy u. Camus Fl. 
de Fr. VI. 225. P. nitida Jacquin Fl. Austr. app. t. 25 (1778). 


C. edentäta. Blättchen der grundständigen Blätter an der Spitze ganzrandig 
oder kurz zweizähnig. — Selten mit dem Typus. — P. nitida y. edentäte 
Seringe in De Candolle Prodr. II. 585 (1825). Rouy u. Camus a. a. O. 

Die weissblühende Form nennt F. Sauter (ÖBZ. XXXIX. 214 [1889]) 
f, albiflora. 


(Apenninen in Toscana.) I*] 


159. (11). P. Clusiäna?). 9. Pflanze mit Ausnahme der 
fast kahlen Blattoberseite schwach seidenhaarig. Stengel 
aufstrebend, 5—10 cm hoch, mit wenigen (meist 3) nicht doldig 
gestellten Blüthen. Grundständige Blätter 5-, selten 3- 
zählig, unterseits schwach seidenhaarig, oberseits fast 
kahl, beiderseits grün. Blättchen länglich-lanzettlich, am Grunde 
stark keilig, am Rande nicht umgerollt, an der Spitze mit 3, 
seltener 5 gleich grossen, spitzen, nicht zusammenneigenden Zähnen. 


1) Nach dem Berge Terglou (Triglav) in Krain. 
2) S. II. 1 S. 441 Fussn. 1. 


688 Rosaceae. 


Nebenblätter länglich, spitz, ganzrandig. Aussenseite desKelches 
meist roth überlaufen. Aussenkelchblätter lineallänglich, 
zugespitzt, etwa so lang als die lanzettlichen, zugespitzten Kelch- 
blätter. Blumenblätter gross, verkehrt-eiförmig, den Kelch 
überragend, ausgerandet, am Grunde stark zusammengezogen 
und weit auseinanderstehend, weiss. Griffel und Staubfäden 
roth überlaufen. 


In Felsenspalten der östlichen Kalkalpen, 16—-200N m über dem 
Meere: Oberbayern!! Tirol (nur am Wormser Joch; Zillerthal?), Salz- 
burg. Ober-! und Niederösterreich! Steiermark! Kärnten! Krain! 
Kroatien. Dalmatien. Bosnien. Hercegovina. Montenegro. Bl. Juni 
bis August. 


P. COlusiäna Jacquin Fl. Austr. II. 10, t. 116 (1774). Koch 
Syn. ed. 2. 244. Nestler Monogr. 60. Lehmann Monogr. 128, Revis, 
133. Zimmeter Eur. Art. 29, Beitr. 36. Focke in Hallier-Wohlfarth 
Koch’s Syn. I. 104. Poeverlein KBG. Regensburg VII. N. F. I. 260. 
Th. Wolf Pot.-Stud. II. 7. Sturm Deutschl. Fl. IX. 22. Nyman Consp. 
227. Suppl. 112. P. caulescens Jacquin Enum. Stirp. Vindob. 91, 246 
(1762). Seopoli Fl. Carn. ed. 2. I. 361 (1772). Seringe in De Can- 
dolle Prodr. II. 584 pr. p. nicht Linne. Fragäria caulescens Crantz 
Stirp. Austr. II. 78 (1769). P. caulescens 8. Olusiäna Poiret in Lam. 
Eneyel. bot. V. 595 (1804). P. Olusiana triphylla Trattinick Rosac. 
Monogr. IV. 133 (1824). 


(Bisher nur im Gebiete; eine weitere Verbreitung erscheint jedoch 
— namentlich in den Balkanländern — nicht ausgeschlossen.) [x]? 


160. (12.) P. saxifraga. 9. Pflanze mit Ausnahme der 
nahezu kahlen Blattoberseite durchaus dicht seiden- 
haarig. Stengel aufstrebend, bis 10 cm hoch, mit zahl- 
reichen (7—20), fast doldig gestellten, langgestielten 
Blüthen. Grundständige Blätter mit 2 bis 3 bis 5 sehr 
ungleichen Blättcehen, unterseits von dichten Seidenhaaren 
weissglänzend, oberseits fast kahl, dunkelgrün. Blätt- 
chen in der Regel länglich-keilig, selten schmäler, am Rande um- 
gerollt, an der Spitze mit 2—5, meist 3 ungleichen, spitzen, 
gegen die Spitze zusammenneigenden Zähnen. Nebenblätter linealisch- 
lanzettlich, zugespitzt, ganzrandig. Aussenseite des Kelches nie- 
mals roth überlaufen. Aussenkelchblätter lineal oder zweispaltig, 
etwa !/s kürzer als die eilanzettlichen, spitzen, drüsigen Kelch- 
blätter. Blumenblätter breit verkehrt-eiförmig, den Kelch 
mehr oder weniger überragend, nicht oder nur wenig 
ausgerandet, am Grunde wenig zusammengezogen und eng an- 
schliessend, weiss. Griffel und Staubfäden nicht roth über- 
laufen. 


In Felsenspalten der Französischen und Italienischen Seealpen, 
bis 900 m über dem Meere (Burnat II. 236). Bl. Mai, Juni. 


“ 


Potentilla. 689 


P. saxifraga Ardoino in De Notaris Index sen. hort. bot. Genuens. 
1848 collect. 25 und in Annal. des science. nat. III. 11. 256 (1849). Leh- 
mann Pugillus 60, Revis. 134, t. 48. Zimmeter Eur. Art. 28. Nyman 
Consp. 227. Suppl. 112. 


(Bisher nur im Gebiete, nachdem sich Lehmann's weitere An- 
gabe für die Pyrenäen nach Rouy und Camus (Fl. de Fr. VI. 222 
[1900]) nicht bestätigt hat.) Ei 

Die nahestehende, nur in den Pyrenäen und in Guipuzcoa vorkommende P. 
alehimilloides (Lapeyrouse Mem. Ac. Toul. I. 212, t. 17 [1782]) unterscheidet 


sich durch weit kräftigere, 10—30 em hohe Stengel mit dichtgedrängten, kurz- 
gestielten Blüthen und den Kelch weit überragende, tief ausgerandete Blumenblätter. 


161. (13.) P. niväalis. 4. Ganze Pflanze (auch die Blattober- 
seite) von dichten, weichen, langen Seidenhaaren zottig. 
Stengel aufstrebend, 10—40 cm hoch, vielblüthig. Grund- 
ständige Blätter lang gestiel, 5—7zählig. Blättchen verkehrt- 
eiförmig oder länglich bis lanzettlich, im oberen Drittel mit 5—9 
kleinen, spitzen, gegen die Spitze etwas zusammenneigenden Zähnen 
oder ganzrandig. Nebenblätter lanzettlich, zugespitzt, nach oben 
an Grösse zunehmend. Aussenseite des Kelches niemals roth 
überlaufen. Aussenkelehblätter linealisch, ausgebreitet, länger 
als die lanzettlichen, der Krone fast anliegenden Kelchblätter. 
Blumenblätter kürzer als die Kelchblätter, schwach aus- 
gerandet, weiss. Griffel und Staubfäden nicht roth über- 
laufen. 


Felsen und Gerölle der französischen Alpen, bis 2751 m über dem 
Meere (Burnat II. 238) (Isere! Dröme, Hautes-Alpes, Basses-Alpes, 
Alpes-Maritimes). Bl. Juli, August. 


P. nivälis Lapeyrouse Ac. Toulous. I. 210, t. 16 (1782), Hist. 
abr. des plant. des Pyren. 290. Lehmann Pugill. 61, Revis. 136. Zim- 
meter Eur. Art. 28. Nyman Consp. 227. Suppl. 111. P. lanäta Lamarck 
Fl. Fr. III. 646 (1778) excel. das Synonym. P. stipuläres Lapey- 
rouse Ac. Toulous. I. 212 (1782) nach Lehmann, nicht Linne. P. Val- 
deria Villars Fl. Delph. III. 572 (1789) nicht Linne. P. lupinoides 
Willdenow Spec. pl. II. 2. 1107 (1799). Nestler Monogr. 60. Leh- 
mann Monogr. 126. P. valderia A. lupinotdes und B. niwälıs Poiret 
Eneyel. bot. V. 598 (1804). P. lupinoides P. nivalis Persoon Syn. 
pl. II. 55 (1807). P. caulescens ß. nivälis Seringe in De Candolle 
Prodr. II. 584 (1825). P. glaciälis Pourret Fl. Narbon. nach Leh- 
mann Revis. 137 (1856). 


Kommt in drei wohl kaum streng aus einander zu haltenden Abarten vor: 


A. genuina. Grundständige Blätter 7zählig, Blättchen gross, verkehrt-eiförmig, 
im oberen Drittel mit 7—9 Zähnen. Nebenblätter schmal. — Die häufigste 
Form. — P. nivalis a. genwina Rouy u. Camus Fl. de Fr. VI. 223 (1900). 

B. intermö&dia. Grundständige Blätter 5zählig. Blättchen klein, länglich, nur 
an der Spitze mit 2—3 Zähnen. Nebenblätter breiter als bei voriger. — Mit 
dem Typus, seltener, — P. nivdlis ß. intermedia Bouy u. Camus a. a. O. (1900). 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 44 


690 Rosaceae. 


C. integrifölia. Grundständige Blätter 5zählig. Blättchen klein, länglich- 
lanzettlich bis lanzettlich, an beiden Enden verschmälert, spitz, ganzrandig. 
Nebenblätter noch breiter, die oberen grösser als die Blättehen. — Selten, mit 
dem Typus. — P. nivalis ß. integrifolia Lapeyrouse Hist. abr. des plant. des 
Pyren. 291 (1813), Suppl. 69. P, lupinoides ß. integrifölia Nestler Monogr. 60 
(1816). Lehmann Monogr. 126. 

(Verbreitung der Art: Pyrenäen, Cantabrische Kette, Catalonien ; 
Valencia). *] 

Der P. nivalis einerseits, anderseits jedoch auch der P. grammopetala und 
der ihr nahestehenden Syrischen P. Libanotica (Boissier Diagn. Ser. 1. III. 4 
[1843]) verwandt ist die in ihrer Verbreitung auf Corsica und Sardinien beschränkte 
P. erassinervia (Viviani Append. ad Fl. Cors. prodr. 2 [1825), die sich von 
P. nivalis vor allem durch die stark drüsige Behaarung aller Theile (ähnlich wie 
bei P. grammopetala) unterscheidet. 


162. (14) P. Haynaldiäna!. 4. Pflanze mit Ausnahme 
der kahlen, freudig-grünen Blattoberseite von dichten, 
weichen, langen Seidenhaaren silberglänzend zottig. 
Stengel aufstrebend, 10—40 cm hoch, vielblüthig. Grund- 
ständige Blätter langgestielt, 5—7zählig, unterseits dicht 
seidenhaarig, oberseits kahl, freudig-grün. Blättchen 
aus keiligem Grunde länglich oder länglich-lanzettlich, beiderseits ver- 
schmälertt, vom Grunde oder von der Mitte an gezähnt. 
Nebenblätter eiförmig- oder lanzettlich-dreieckig, langzugespitzt. Aussen- 
kelchblätter schmal-linealisch, zugespitzt, etwa }/alänger als die 
dreieckig-eiförmigen, zugespitzten Kelchblätter. Blumenblätter 
länglich oder länglich-spatelig, deutlich kürzer als der Kelch, ge- 
stutzt oder ausgerandet, weiss. Staubfäden kahl oder 
nur am Grunde schwach behaart. 

An Gneissfelsen am Pareng (Paringul) bei Petrozseny im Hunyader 
Comitat in Siebenbürgen, 2150 m über dem Meere! Bl. Juli—September. 

P. Haynaldiäna Janka ÖBZ. XXI. 176 (1872). Boissier Fl. 
Orient. II. 704. Zimmeter Eur. Art. 28, Beitr. 36. Nyman Consp. 227. 
Suppl. 111. 

Die von Burnat und Briquet (Burnat Fl. des Alp. marit. II. 239 [1896]) 
und von Rouy und Camus (Fl. de Fr. VI. 228 [1900]) vertretene Anschauung, 
dass P. Haynaldiana nur eine die P. Valderia in den Balkanländern vertretende 
Varietät derselben sei, vermag ich nicht zu theilen, da sie von P. Valderia ins- 


besondere durch die kahlen Staubfäden wohl ebenso gut unterschieden ist wie von 
P. nivalis durch die kahle Blattoberseite., 


(Balkanländer.) [E) 


163. (15.) P. Valderia2. 9. Pflanze mit Ausnahme der 
weniger dicht behaarten bis fast kahlen Blattoberseite 
dicht seidenhaarig-filzig. Stengel aufstrebend, 10—50 em 
hoch, vielblüthig. Grundständige Blätter lang gestielt, 
5—7zählig, unterseits dicht seidenhaarig-filzig, ober- 


1) S. II. 1 S. 321 Fussn. 1 S.-671 Fussn. 3. 


2) Nach dem Originallundorte, dem Badeorte Bagni di Valdieri in den Pie- 
montesischen Seealpen. 


Potentilla. 691 


seits weniger dicht behaart bis fast kahl. Blättcehen un- 
gleich, das mittlere oft gestielt, aus keiligem Grund verkehrt-eilänglich 
bis länglich, stumpf, mit 13—21 kleinen, spitzlichen Zähnen. Neben- 
blätter zum Theil mit den Blattstielen lang verbunden, im freien Theile 
zugespitzt-lanzettlich. Aussenkelchblätter linealisch-lanzettlich bis 
linealisch ausgebreitet, länger als die lanzettlichen, aufrechten oder 
den Blumenblättern anliegenden Kelchblätter. Blumenblätter 
verkehrt-eilänglich, kürzer als der Kelch, kaum gestutzt, weiss. 
Staubfäden behaart. 

Felsen, Gerölle und Alpenweiden auf kieselhaltigem Gestein in 
den französischen und italienischen! Seealpen, 1300—2400 m über dem 
Meere. Bl. Juli, August. 

P. Valderia Linn& Speec. pl. ed. 2. 714 (1762). All. Fl. Ped. 
III t. 24 fig. 1. Seringe in De Candolle Prodr. II. 585. Prina de 
Potent. Ital. 16. Nestler Monogr. 61. Lehmann Monogr. 124, Pugill. 
60, Revis. 130. Zimmeter Eur. Art. 28. Nyman Consp. 227. Suppl. 111. 


Die von Burnat und Briquet (Burnat Fl. des Alp. marit. II. 239 [1896]) 
unterschiedenen Formen concolor (Blätter im Alter oberseits seidenhaarig-filzig) und 
dvscolor (Blätter im Alter oberseits verkahlend) sind nicht haltbar, da sie nach der 
Autoren eigener Angabe sich zuweilen an ein und derselben Pflanze zusammen 
vorfinden. El 


164. (16.) P. eaulescens. 4. Pflanze mit Ausnahme der 
Blattober-, zuweilen auch -unterseite mit mehr oder 
wenigerzahlreichen, anliegenden Haaren, dazwischen oft 
mit kurz gestielten Drüsen besetzt, niemals filzig. Stengel 
aufstrebend, 10—30 em hoch, reichblüthig. Grundständige 
Blätter lang gestielt, meist 5-, selten 3- oder 7zählig, unter- 
seits schwach behaart oder kahl, oberseits meist kahl, 
meist mit seidiggewimperten Rändern. Blättchen aus keiligem 
Grunde verkehrt-eiförmig bis länglich -lanzettlich, sitzend oder kurz 
gestielt, an der Spitze mit 3—5 kleinen, spitzen, zusammenneigen- 
den Zähnen besetzt. Untere Nebenblätter lineal-lanzettlich, obere 
eiförmig. Aussenkelchblätter so lang und nahezu ebenso breit 
als die lanzettlichen, spitzen Kelchblätter. Blumenblätter 
länglich -verkehrt-eiförmig, an der Spitze wenig ausgerandet, 
länger als der Kelch, weiss. Staubfäden der ganzen 
Länge nach dicht behaart. 

In Spalten der Kalkfelsen fast durch das ganze Alpengebiet: 
Französische! und italienische! Alpen. Schweiz! bis 2100 m (Jaccard 
424), Vorarlberg, Tirol!! Bayerische Alpen!! (zw. 900 u. 1800 m 
Prantl 347), Salzburg, Ober!- und Niederösterreich, Steiermark! 
Kärnten, Krain, Görz, Kroatien, Bosnien, Hercegovina, Montenegro. 
Bl. Juli— August. 

P. caulöscens Linn& Amoen. acad. IV. 316 (1759), Spee. pl. 
ed. 2. 713. Koch Syn. ed. 2. 244. Nestler Monogr. 59. Lehmann 
Monogr. 130, Revis. 132. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. 
I. 804. Nyman Consp. 227. Suppl. 111. P. alba ß. Lamarck Fl. Franc. 


44* 


692 BRosaceae. 


ed. 1. III. 118 (1778). P. alba Moench Meth. Suppl. 280 (1802) nicht 

Linn‘. P. soröria Wenderoth Fl. Hass. 158 (1846). 

P. caulescens ist die vielgestaltigste Art des ganzen Formenkreises. Die zahl- 
reichen, an systematischer Selbständigkeit unter sich schr verschiedenen Formen 
lassen sich, wie folgt, gruppiren: 

A. anad&öna!). Pflanze nicht oder sehr wenig drüsig. Blätt- 
chen meist beider- oder wenigstens unterseits anliegend weichhaarig 
und am Rande weiss-seidig bewimpert, sitzend. 

Durch das ganze besonders aber das nördliche Ver- 
breitungsgebiet der Art ziemlich verbreitet. Fehlt nach Burnat 
in den See-Alpen, vielleicht auch anderwärts, wo die Rasse petiolu- 
losa herrscht. 

P. caulescens var. «. anadena Burnat u. Briquet in Burnat 
Fl. des Alp. marit. II. 240 (1896). P. caulescens var. a. Seringe 
Mus. Helv. I. 63 (1823) in De Candolle Prodr. II. 584. P. caules- 
cens Gaudin Fl. Helv. III. 373 (1828). Zimmeter Eur. Art. 28, 
Beitr. 36. Poeverlein KBG. Regensburg VII. N. F. I. 258. 


Zimmeter unterscheidet (a. a. ©. [1884]) von diesem Typus der P. 
eaulescens zwei Formen: f. pauciflora „eine niedrige, zwerghafte, arm- 
blüthige Form“ und f. robusta „mit breiteren, reicher gesägten Blättchen und 
reichlichen Blüthen“. Beiden dürfte wohl nur der Werth von Standortsformen 
beigelegt werden. Etwas weiter entfernt sich vom Typus: 


II. Kristofiäna?2). Pflanze sehr robust, bis 3 dm hoch, mit langgestielten, 
meist 7zähligen Grundblättern, deren lanzettlich-längliche Blättchen bis unter- 
halb der Mitte jederseits von 6—12 scharfen Sägezähnchen besetzt und unter- 
seits fast kahl sind. Durch letzteren Umstand, durch die kurzgestielten Mittel- 
blättchen einiger Grundblätter, sowie durch spärliche Sitzdrüsen auf deren 
Mittelnerven nähert sich diese Form etwas der folgenden Abart. — Bisher 
nur am Comer See (Beyer!) und in Unterkärnten bei Eberndorf. (Die von 
Siegfried in Exs. No. 299 ausgegebene „P. Kristofiana über der Teufels- 
brücke im Loiblthal in den Karawanken [Jabornegg]“, ist eine gewöhn- 
liche caulescens mit ein paar [zufällig] 7 zähligen Grundblättern.) — P. 
caulescens A. anadena II. Kristofiana Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 
692 (1904). P. Kristofiana Zimm. Eur. Pot. 29 (1884). P. caulescens var. 
laria3) R. Beyer BV. Brand. XXVII f. 1885 115 (1886) nach Beyer br. 


B. petiolulösa. Pflanze meist stark drüsig; Blättchen beider- 
seits fast: kahl, am Rande mit spärlichen abstehenden Haaren (nicht 
weissseidig bewimpert) und auf dem Mittelnerv mit meist zahlreichen 
Sitzdrüsen besetzt, die mittleren meist kurzgestielt. 

Besonders in den südlichen Alpen ziemlich verbreitet von den 
Seealpen bis Tirol, ferner am Mont Sal&ve bei Genf. 

P. caulescens ß. petiolulosa Ser. Mus. helv. I. 64 (1823); 
in DC. Prodr. II. 584 (1825); Burn. u. Brig. in Burn. Fl. d. 
Alp. Marit. II. 240 (1896). P. petiolulata Gaud. Fl. Helv. III. 
374 (1828); Koch Syn. ed. 2. 191; Zimm. Eur. Pot. 29 (1884); 
Schinz u. Keller Fl. d. Schweiz (1900); Rouy u. Cam. Fl. d. Fr. 


1) Von @vev ohne und ddıjw Drüse. 
2) Nach dem Entdecker Lorenz Kristof, * 7. Aug. 1842 Heiligenstadt (Kärnten) 
(br.), Lyceal-Direetor in Graz, um die Flora der Oesterreichischen Alpenländer verdient. 
3) Lacus Larius, antiker Name des Comer Sees. 


Potentilla. 693 


VI. 226 (1900). Nyman Consp. 227. Suppl. 111. P. caulescens ß. 
petiolulata Lehm. Rev. Pot. 132 (1856); Th. Wolf Pot. Stud. II. 7. 
Eine scharfe Grenze zwischen dieser und der vorigen Rasse scheint nicht 
zu bestehen. 
Hierher gehört: 


II. viscosa; so nannte Huter eine Form, an der sich der Drüsenreichthum an 
allen Pfanzentheilen bis zur Klebrigkeit steigert. Diese Abart herrscht in 
Südtirol (Seiss, Trient, Val Vestino, Judicarien) vor, findet sich aber wahr- 
scheinlich auch anderwärts. — P. caul. var. petiolulata f. viscosa Th. Wolf 
in Pot. Stud. II. 7 (1903). /. caulescens var. viscosa Huter Herb. 

Hier wäre wohl auch noch zu erwähnen: P. caulescens y. yrandijlora 
Lehm. Rev. Pot. 133 (1856) (nach ihm = P. petioluiata $. Gaud.), die ich 
nicht kenne, die aber nur eine Form der petiolulosa sein dürfte „serraturis 
foliolorum subsessilium obtusis, petalis majoribus“ (Th. Wolf br.). 

Ausserhalb unseres Gebietes finden sich in Europa noch folgende Ab- 
arten resp. Rassen oder Unterarten der P. caulescens: P. eaulescens var. 
Üebennensis (Siegfr. Herb.) in Süd-Frankreich und Ost-Spanien, P. petro- 
phila (Boiss. Voy. Esp. II. 728 [1845]) in Spanien, P. Nebrodensis 
(Strobl nach Zimmeter Eur. Art. Pot. 29 [1884]) in Sieilien, P. Doerfleri 
(Wettst. Bibl. bot. H. 26 (1892) in Albanien. Alle vier sind starkdrüsig wie 
die Abart petiolulosa, unterscheiden sich aber von dieser unter anderem durch 
eine viel stärkere Behaarung der Blätter und hauptsächlich durch nur bis 
zu halber Höhe (nicht bis zur Spitze) behaarte Staubfäden., 


(Frankreich; Iberische Halbinsel; Italien; Balkanhalbiusele 
Nord-Africa.) | 


165. (17.) P. grammopetala!). 4. Ganze Pflanze mehr oder 
weniger abstehend-weichzottig und mit sehr langen ge- 
gliederten Drüsenhaaren dicht besetzt, daher, besonders an 
den oberen Theilen, klebrig. Stengel aufrecht oder aufsteigend, 
10—30 em hoch, armblüthig, wenig verzweigt, die 3—7 (selten 
mehr) kurzgestielten grossen Blüthen am Endein einen 
dichten, kopfigen Blüthenstand zusammengedrängt. Grund- 
ständige Blätter mässig lang gestielt, 3- (selten 5)zählig, besonders 
in der Jugend und unterseits dicht seidenhaarig und grauweiss schimmernd 
(aber ohne eigentlichen Filz), ihre Nebenblätter weit hinauf angewachsen, 
mit lanzettlichen, lang zugespitzten Oehrchen; Stengelblätter stets 
3zählig, kurz gestielt, beiderseits weit weniger stark behaart und von 
gelblich-grüner Färbung, ihre Nebenblätter gross, breit-eiförmig, 
kurz zugespitzt und meist eingeschnitten-grob-gezähnt. Blättchen 
derb und besonders die der Stengelblätter stark und hervorragend 
netznervig, verkehrt-eiförmig-elliptisch, die äusseren an der Aussen- 
seite etwas verbreitert, an der oberen Hälfte jederseits mit 5—9 kleinen, 
spitzen Sägezähnen. Aussenkelchblätter sehr schmal lineal mit 
einem starken Mittelnerv, fast rinnig, beinahe so lang als die schmal 
lanzettlichen, ebenfalls stark nervigen und pfriemlich zugespitzten 
Kelcehblätter. Blumenblätter schmal spatelförmig, kaum 
so lang als die Kelchblätter, gelblichweiss bis hellgelb; Staubfäden 


1) Von yogauuij Strich und zeraAov Blumenblatt wegen der schmalen Blumen- 
blätter. 


694 Bosaceae. 


kahl; Früchtehen nur an der Spitze mit einigen langen 
Haaren, oft auch ganz verkahlend, 

An Felsen in den Insubrischen Alpen: Graubünden: Misox und 
im nordöstlichen Piemont: Val Intrasca, Valle Vegezzo und Anzasca 
und Valsesia. Bl. Juli, August. 

P. grammopetala Moretti Giorn. fis. Pavia 1826. 4 t. 2. Bert. 
Fl. It. V. 256. Lehmann Rev. Pot. 130. Zimmeter Eur. Art, Pot. 30. 
Nyman Consp. 227. Suppl. 112. P. Fontolii‘) Colla Herb. Ped. II. 
326 (1834) nach Zimmeter a. a. O. (1884). 


Die in mehreren Beziehungen sehr eigenthümliche P. grammopetala findet 
hre nächste Verwandte erst in Syrien, in der P. Libanotica (s. S. 690). 


| [EI 
Bastard. 


A. (s. 8. 684, 685). 


156. X. 157. (18.) P. speeiösa X Apennina. %. Pflanze dichtrasen- 
förmig. Stengel meist 1,2—2,5 cm hoch, etwas abstehend aber 
nicht zottig behaart. Blätter mit ebenso behaarten Stielen, die 
grundständigen 3zählig, mit verkehrt-eiförmigen oder am 
Grunde etwas keilförmigen, in der oberen Hälfte oder 
im oberen Drittel mit 6—14 Zähnen versehenen Blättchen, 
die stengelständigen mit eiförmig-lanzettlichen an der 
Spitze mit spärlichen Zähnen versehenen Blättchen, 
oberwärts ziemlich dicht seidenhaarig, unterseits schneeweissfilzie. 
Blüthenstand 3—7blüthig. Kelch wenig kürzer als die 
Blumenblätter. Nagel der Blumenblätter etwa 1!/smal so lang 
als die weisse oder etwas rosenrothe stumpf eiförmige, am Rande 
wellige Spreite. Fruchtblätter und Pollen meist fehlschlagend. 

Mit den Erzeugern bisher nur in der Hercegovina: an den Ab- 
stürzen der VeleZ Planina gegen das Nevesinsko polje 1700—1800 m 
(Murbeck). Bosnisch-montenegrinisches Grenzgebirge. Bl. Juli. 

P. speciosa X Apenmina Poeverlein in A. u. G. Syn. VI. 694 
(1904). P. Apennina X ‚speciosa Murbeck Beitr. zur Fl. Bosn. u. 
Here. Lunds Universitets Arsskrift XXVII. 138 (1891). 11 


B. Gymnmocärpae?) (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 669 [1904]) 
3.,.2669. 

I. Closterostylae?) (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 669 [1904]) 

s. S. 669. 

Hierher nur: 

4. Rupestres (Th. Wolf Pot. Stud. II. 10 [1903]. Penta- 
phylloides Tourn. Inst. 153 [1700] z. T. Fohis penmatis 
Lehmann Monogr. 20. 31 [1820] z. T. Multicipites Koch 


1) Nach Vito Fantoli (nicht Fontoli), * um 1800 Omegna bei Pallanza, 
Apotheker, verdient um die Flora des Lago Maggiore-Beckens (Mattirolo durch 
Penzig br.). 

2) Von yours nackt und %aezög Frucht. 

3) Von #/worje Spindel und orödog Griffel. 


Potentilla. 695 


Syn. ed. 2. 236 [1844] z. T. Glandulosae Lehmann Revis. 
4. 46 [1856]. Pinnatae Zimmeter Eur. Art. 6 [1884] z. T. 
Poeverlein Denkschr. KBG. Regensb. VII. N. F. I. 156 [1898]. 
Pinnatae Leucanthae‘) Nyman Consp. 223 [1878]. Dry- 
mocällis?) Rydberg Monogr. N.Am. Pot. 19 [1889]. Penta- 
phyllästrum®) Focke Abh. Naturw. V. Bremen X. 414 [1889] 
in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 806 [1892] erw.). S. S. 669. 


In Europa ausser unserer Art noch die in der Krim und im Kau- 
kasus vorkommende P. geoides (M. Bieb. Fl. Taur.-Caue. I. 404 [1808] 
III. 355. Lehmann Rev. Pot. 46). 


166. (19.) P. rupestris. 4. Pflanze mit kurzen, einfachen 
rechtwinkelig abstehenden Haaren bedeckt, denen lange schlaffe ge- 
eliederte Drüsenhaare beigemischt sind. Grundachse aufrecht, mehr oder 
weniger reich verzweigt. Stengel aufrecht, seltener aufsteigend, einzeln 
bis zahlreich, meist 3—5 dm hoch, oberwärts rispig verzweigt, mit 
gabelig gestellten aufrechten Aesten, meist röthlich überlaufen (P. 
rubricaulis Jord. nach Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 11 [1889] 
nicht Lehmann. P. rubens Moench Meth. 657 [1794]? nicht Crantz,. 
P. rupestris ß. rubescens Rouy u. Camus Fl. France VI. 175 [1900)). 
Grundständige Blätter einfach-, seltener unterbrochen gefiedert, 5- bis 
meist 7zählig, mit eiförmig-lanzettlichen ungetheilten Neben- 
blättern. Blättchen rundlich-elliptisch, am Grunde schief ungleich 
eingeschnitten-gesägt bis doppelt-gesägt, beiderseits flaumig behaart, am 
Rande gewimpert, das endständige verkehrt-eiförmig bis rundlich. 
Blüthen lang gestielt. Aussenkelchblätter viel kürzer als die spitzen 
Kelchblätter, häufig 2—3 spaltig. Blumenblätter verkehrt-eiförmig, weiss 
(bis gelblich-weiss) bis etwa doppelt so lang als die Kelchblätter. 
Früchtchen glatt oder runzelig. 

An steinigen Orten, in Felsritzen, auf trockenen Hügeln, im süd- 
lichen, mittleren und im östlichen Gebiete zerstreut, in den Alpen bis 
1900 m aufsteigend; im Norddeutschen Flachlende nur im östlichen 
Theile bis an die Oder vordringend, aber auch dort in der Nähe der 
Ostseeküste fehlend (vgl. auch Abromeit Fl. Ost- und Westpr. I. 
245), westlich davon nur in der Prov. Brandenburg bis Luckau!! 
Bukow, Schwedt. Auch im südlichen Polen, in Oberschlesien und 
Galizien und auch sonst auf weite Strecken fehlend (Zimmeter 6). 
Bl. Mai, Juni. 

P. rupestris L. Spec. pl. ed. 1. 711 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
806. Nyman Consp. 223. Suppl. 109. Sturm Deutschl. Fl. I. fasc. 91 
t. 3. Nestler Monogr. 39. Lehmann Monogr. 47. Revis. Pot. 51. 
Zimmeter Eur. Art. 7. Beitr. 10. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s 


1) Von Asvxdg weiss und dvdog Blüthe. 

2) Von dovuög Hain und xdAAog Schönheit. 

3) Von zevrdpviiov (schon bei Dioskorides [IV, 42] Namen für Arten 
von Potentilla, von zevrd- fünf- und P5/A/o» Blatt) und -astrum (richtiger -aster) 
einem Suffix, durch welches die wilde Pflanze gegenüber. einer gebräuchlichen oder 
eultivirten bezeichnet werden soll. Vgl. I. S. 211 Fussn. 3. 


696 Rosaceae, 


Syn. 806. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 156 
(1898). Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no. 46—46 f. Th. Wolf Pot. 
Stud. I. 16 II. 10. P. rubens Moench Meth. 657 (1794) nicht Crantz. 
P. fragarioides Poir. Eneycl. V. 586 (1804) nicht Vill. P. leucantha') 
Güldenst. Reise I. 192 (1787)? P. inquinans Turez. Bull. S. N. 
Moscou XVI. 624 (1843). P. rupicola Werder. nach Lehmann Rev, 
Pot. 52 (1856). 

Ziemlich veränderlich; die für das Gebiet in Betracht kommenden Formen 
gliedern sich in folgender Reihe: 
A. Blätter flaumig-weichhaarig. 

I. gräcilis. Pflanze meist 3—5 dm hoch. Blättchen ungleich 
eingeschnitten gesägt bis etwas gekerbt. Blüthen mit mittel- 
grossen, meist 8 mm langen und 7 mm breiten Blumenblättern. 

Die bei weitem häufigste Rasse. 

P. rupestris var. gracilis Friv. Flora IX (1836) 20 nur der 
Name. P. rupestris var. typica Th. Wolf Pot. Stud. II. 11 (1903). 

Aendert ab mit oberwärts stark drüsigen Stengeln und Blüthenstielen 
(f. glandulosa Th. Wolf Pot. Stud. II. 16 [1903]) — so am häufigsten, 
und mit sehr spärlichen kleinen Drüsen (oder vielleicht auch ganz ohne 
solche (f. eglandulosa Th. Wolff a. a. O. [1903)). 


Eine rothstengelige Zwergform ist b. hümilis (Rouy u. Camus Fl. 
France VI. 175 [1900)). 


(Verbreitung der Rasse: Wie die der Art.) * 


II. Beniezkyi?). Pflanze niedrig. Stengel meist nur mit einem 
3zähligen Laubblatt, meist nicht über 1—1,5 dm hoch. Blätt- 
chen meist nicht über 1,3 cm lang, scharf und etwas tief gesägt. 
Blüthen mit dichter, etwas glänzend behaarten Kelchblättern und 
viel grösseren, etwa 11 mm langen und eiwa 10 mm breiten 
Blumenblättern. 

Im Gebiete nur im 'Banat: Mehadia (Stein! Zimmeter 
Eur. Pot. 7). Nach Th. Wolf (Pot. Stud. IL. 11) auch in Tirol: 
am Ritten bei Bozen und Völs bei Innsbruck (mit Formen, „die 
sich stark der var. fypica zuneigen“ und im Canton Tessin. 

P. rupestris A. II. Beniczkyi A. u. G. Syn. VI 696 
(1904). P. Beniczkyi Friv. Flora IX (1836) 437. P. benaczkyi 
Lehm. Rev. Pot. IX (1856). Lehmann Rev. Pot. 52, 53 (1856). 
P. Benyetzkyi Nyman Consp. 223 (1878). Suppl. 109. P. 
Benitzkii Zimmeter Eur. Pot. 7 (1884). P. rupestris B. grandi- 
flöra Heuff. nach Zimmeter Eur. Art. 7 (1884). Th. Wolf Pot. 
Stud. II. 10. P. rupestris var. vellosa Lec. u. Lamotte Cat. 
Pl. cent. 154 (1847). P. Roemeri?) Friv. nach Degen ÖBZ. 
XLI (1891) 335. 


1) S. S. 895 Fussn. 1. 

2) Ueber Beniezky, dessen Namen vom Autor in seinen Veröffentlichungen 
und auf Herbar-Etiketten auf fünf verschiedene Weisen geschrieben wurde (die wahr- 
scheinlichste Lesart wohl Benyicezky) war nichts zu ermitteln (A. v. Degen br.). 

3) Auch über die Persönlichkeit dieses Römer habe ich nichts ermittelt 
(A. v. Degen br.) 


Potentilla. 697 


Eine sehr ähnliche Form mit weniger tief eingeschnittenen Blättern 
und weniger dichten Behaarung sahen wir im Herbarium des Berliner 
Botanischen Museums vom Brandner Ferner über dem Montafoner Thal. 


(Verbreitung der Rasse: Süd-Frankreich; Rumelien.) I] 


B. Blätter beiderseits sammetartig behaart oder striegelhaarig und 
besonders an den Nerven rauhhaarig. 


mollis. Stengel aufrecht, gabelig-ästie oder nur oberwärts 
ästig. Blätter öfter unterbrochen gefiedert, mit meist nur wenigen 
(3—5 [bis 7]) Blättchen. DBlättchen länglich, am Grunde schief, 
stumpf gesägt bis deutlich gekerbt. Kelchblätter seidie behaart. 
Blumenblätter verkehrt-eiförmig, nur wenig länger als die 


Kelcehblätter. 


Bisher mit Sicherheit nur in Serbien, verwandte Formen in 


den Alpen. 


P. rupestris var. mollis A. u. G. Syn. VI. 697 (1904). 
P. mollis Pane. Add. ad. Fl. Serb. 139 (1884) in Zimmeter Eur. 
Pot. 7 (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 11 (1889) nicht Borb. 
P. malacophylla*) Borb. bei Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 
11 (1889). Siegfried Exs. Pot. spont. ceult. no. 51. 


Nach Janka (Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 11) soll die 
Pflanze auch in den Alpen bei Sarmieux am Mont Blane (Bohatsch) ge- 
sammelt sein; Zimmeter hält die Pflanze für eine „intermediäre Form 
von P. mollis und P. rupestris“. Es dürfte sich danach wohl um eine 
eigene Rasse handeln. Aehnlich steht es wohl mit der von Woerlein 
(DBM. VII [1889] 8) aus Südtirol angegebenen Pflanze. 


(Serbien. ET 


Ausser diesen im Gebiete beobachteten oder zu erwartenden Rassen sind 
in Europa noch C. maer ocalyz 2) (Lehmann Bey. Pot. 52 [1856]. P. macro- 
calyc Huet Ann. sc. nat. Ser. 3. XIX. 252 [1853]. Hierzu nach Rouy und 
Camus Fl. France VI. 176 [1900] auch P. rupestris var. villosa Lec, u. La- 
motte Cat. pl. cent. 154 [1847]. Lamotte Prodr. Fl. pl. cent. 244 vgl. oben 
bei. Beniczkyi) in den Pyrenäen. D. pygmaea3) (Duby Bot. Gall. I. 172 
[1828]. Moris Fl. Sard. II. 26 [1840]. P. corsica Lehmann Ind. sem. Hamb. 
1849. Add. 6. Rouy und Cam. Fl. Fr. VI. 176. P. pygmaca Jord. Obs. pl. 
nouv. 7. fragm. 25 [1850]) in Sardinien und Corsica. (Die Jordan ’sche 
Pflanze, die Rouy u. Camus /. saxticola nennen, soll eine Zwergform 
sein) und E. Hoalacsyanat) (P. Haläcsyana Degen ÖBZ. XLI [1891] 334) 
auf der Insel Samothrake. C. macrocalyx ist nach Th. Wolf (br.) wohl besser 
mit der Rasse Beniczkyi zu vereinigen. 


(Verbreitung der Art: Fast ganz Europa, ausser dem nörd- 
lichen Skandinavien, Dänemark, Schottland, Irland, dem nordwest- 
lichen Frankreich, dem südlichen Italien und der südlichen Balkan- 
halbinsel; Kaukasus; Krim; Kleinasien; Sibirien; N.America.) :* 


1) Von uaAands weich und pö/Ao»v Blatt. 

2) Vo 2 ueE lang, gross und xd@/v& Hülle, Kelch. 

3) 8. . 95 Fussn, 1. 

4) S. 3 150 Fussn. 3. Von dem Conspeetus Florae graeca sind jetzt die 
Bände I und II vollständig und von Bd. III Fasc. 1 (1904) erschienen. 


695 Rosaceae. 


II. Conostylae*) (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 669 [1904]). 
S. S. 669. 
a. Eriötrichae?) (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 669 [1904)). 
8.8. 070. 


Uebersicht der Gruppen. 
DB. By. BRD. 


5. Multöfidae (Lehmann Rev. Pot. 4. 26 [1856] erw. 
Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI 670 [1904]. Tanaceti- 
‚föliae Lehmann Rev. Pot. 5. 55 [1856] z. T. Pinnätae 
Ohrysanthae?) » Nyman Consp. 223 [1878] z. T. Pin- 
natae Zimmeter Eur. Art. Pot. 6 [1884] z. T.). S. S. 670. 

Ausser unseren Arten in Europa P. pulchella (R.Br. in Ross 
Voy. ed. 2. 193 [1819]. Parry’s 1. Voy. Suppl. 277. Lehmann Rev. 
Pot. 36) mit der Rasse BB Sommerfeltii 4) (Th. Wolf in A. u. G. 
Syn. VI. 698 [1904]. P. Sommerfeltii Lehmann Pol. sem. H. Hamb. 
1849. 6. Nov. et min. cogn. stirp. Pugill. IX. 4 [1851]) in Spitz- 
bergen. P. Eversmannidnad5) (Fischer bei Claus in Göbel Reise 
II. 272 [1838]) im südlichen Uralgebiete im Gouvernement Orenburg 
und die der P. Pennsylvdnica verwandte P. Hispanica (Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 7 [1884]. P. pensylvanica der Spanischen Schriftsteller 
nicht L.) in Spanien (und Nordafrica), der Sibirischen P. Sibiriea 
(Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 698 [1904'. P. pensylvdnieca der 
Russischen Schriftsteller nicht L.) nahe stehend. 


Uebersicht der Arten. 


A. Pflanze meist kräftig, gross. Blätter einfach gefiedert, die Blättchen 
linealisch-lanzettlich, gezähnt bis fast fiederspaltig eingeschnitten mit 
stumpflichen oder spitzlichen Zähnen. P. Pennsylvanica. 

B. Pflanze meist klein bis mittelgross. Blätter doppelt gefiedert, die 
Blättchen tief bis fast zur Mitte zerschlitzt mit linealischen 
Zipfeln. P. multifida. 


167. (20.) P. Pennsylväniea®). 9. Grundachse aufrecht, ziemlich 
dick, dicht verzweigt. Stengel aufrecht oder aufsteigend, meist 3 bis 


1) Von xövog Kegel und orölog Griffel. 

2) Von £gıov Wolle und Jei& Haar. 

3) Von xovoog Gold und &@vdog Blüthe, 

4) Nach Sören Christian Sommerfelt, * 9. April 1794 Sukkestad bei 
Christiania, * 28. Dec. 1838 Ringebo bei Christiania, hochverdient um die Natur- 
geschichte besonders die Flora Norwegens und der arktischen Zone, Verf. von 
Supplementum Florae Lapponicae ed. G. Wahlenberg (s. II. 2 S. 512 Fussn. 1) 
Christian. 1826. 

5) Nach Eduard Friedrich Eversmann, * 23. Jan. 1794 Hagen (Westfalen) 
+ 4. April 1860 Kasan, Professor der Zoologie an der Universität daselbst, welcher 
die Steppen östlich der Wolga bereiste und ausser zahlreichen und werthvollen 
zoologischen Schriften auch einige botanische Abhandlungen veröffentlichte, bes, 
In Lichenem esculentum Pallasii et species consimiles adversaria. Nova Acta Ac, 
Leop.-Car. XV. 349 (1831). 

6) Weshalb Linn& diese Art gerade nach der Colonie, dem heutigen Staate 
Pennsylvania in Nord-America nannte ist aus seinen Schriften nicht ersichtlich. 


Potentilla. 699 


5 dm hoch , dicht wollig-filzig mit abstehenden Haaren bedeckt, ober- 
wärts meist ziemlich wenig verzweigt. Grundständige Blätter meist 
viel- (bis über 10)zählig. Stengelblätter mit ganzrandigen oder 
eingeschnittenen Nebenblättern. Blättchen meist linealisch- 
lanzettlich, grobgezähnt bis fiederspaltig eingeschnitten, 
mit stumpflichen oder spitzlichen Zähnen, oberseits mehr oder weniger 
dicht kurzhaarig, grün oder grünlich, unterseits mehr oder weniger dicht 
filzig behaart, grau oder grünlich-weiss, bei den oberen seitlichen öfter die 
gegenüberstehenden oder auch eins oder beide oberste seitliche mit dem End- 
blättehen zusammenfliessend. Blüthenstand eine ziemlich wenigblüthige 
Trugdolde darstellend. Aussenkelchblätter linealisch -lanzettlich, dicht 
filzig behaart, erheblich oder etwas kürzer als die eiförmigen bis länglich- 
eiförmigen, ebenso behaarten spitzlichen Kelchblätter. Blumenblätter 
verkehrt-eiförmig, stumpflich, seltener etwas ausgerandet, kaum 
länger bis über doppelt so lang als die Kelchblätter. 

P. pensylvanıca L. Mant. I. 76 (1767). Lehmann Monogr. Pot. 
55. Rev. Pot. 56 (z. T... Nyman Consp. 223. Suppl. 110. Jacq. Hort. 
Vindob. II. t. 189. 


Eine sehr veränderliche Art, die in mehrere von vielen Schriftstellern als 
Arten angesehene Rassen und Abarten zerfällt, von deren jedoch bei weitem die 
meisten in Nord-America verbreitet sind. In Europa nur unsere Rassen. 

A. eu-Pennsylvänica. Stengel ziemlich starr, hoch, etwas kurzhaarig. Blättchen 
länglich-lanzettlich, oberseits mehr oder weniger dicht behaart, 
unterseits dicht grauhaarig mit ziemlich zahlreichen Zähnen jederseits. 
Kelchblätter wenig spärlicher behaart als die viel kürzeren Aussenkelchblätter. 
Blumenblätter wenig länger als die Kelchblätter. 

Im Gebiete nur in Gärten, wegen der weissfilzigen Blätter als Einfassungs- 
pflanze benutzt. Einheimisch in Nord-America, bei Paris früher längere Zeit 
eingebürgert! ob noch? Die Angaben in Sibirien nach Th. Wolf falsch. BI. 
Juli, August. 

P. Pennsylvanica A. eu-Pennsylvänica A. u. G. Syn. VI. 699 (1904). P. 
pensylvanica L. a. a. ©. (1767) im engeren Sinne. Zimmeter Eur. Art. 7. 
P. pensylvanica «. Lehmann Rev. Pot. 60 (1856). 

B. hispida. Stengel meist kürzer, ziemlich dick, mit ziemlich langen Haaren. 
Blüthen grösser. Blumenblätter gross, breit herzförmig bis über doppelt 
so lang als die Kelchblätter. 

Angeblich in Sibirien einheimisch, bei uns gleichfalls nur in Gärten. 

P. pensylvanica hispida Tratt. Ros Monogr. IV. 30 (1824). P. hispida 
Willd. Enum. pl. hort. Berol. I. 553 (1809). Nyman Consp. 223 nicht Nest. 
P. pensylvanica ß. grandiflöra Lehmann Rev. Pot. 58 (1856). 

C. sanguisorbifölia. Pflanze ziemlich gross. Stengel bis über 7 dm 
hoch, ziemlich kurzhaarig. Blättehen bis 7 cm lang, gross, läng- 
lich, oberwärts breiter, oberseits fast kahl oder sehr spärlich 
behaart, unterseits graugrün, jederseits mit 6—7 sehr grossen 
(bis 1 em) eingeschnittenen, stumpflichen, seltener spitzen Zähnen, 
deren Ränder etwas zurückgebogen sind. Blüthenstand meist sehr 
reichblüthig, oft dicht graufilzig. Aussenkelchblätter linealisch, 
kürzer bis etwa so lang als die Kelchblätter. Kelchblätter 
dreieckig, graugrün, spärlich, seltener dichter filzig behaart. 
Blumenblätter etwas verkehrt-herzförmig, wenig kürzer, so lang 
oder etwas länger als die Kelchblätter. 


700 Rosaceae. 


Nur im südwestlichen Gebiete, in den Alpen der Dauphine 
und von Nord-Piemont: Dep. Isere: Felsen bei St. Christophe-en 
ÖOisans (Ravaud nach Rouy u. Cam. Fl. France VI. 178). Pie- 
mont: Val Grisanche (R. Beyer!); Vall6e de Cogne: Barma pe- 
leuza bei Epinel 1300 m (Wolf u. Favre, R. Beyer!); auf Felsen- 
triften am Colle di Baranca in Valle del Ne oberhalb Va- 
rallo im Novaresischen (Biroli in Rchb. Fl. Germ. exc. 596). 

P. Pensylvanica C. sanguisorbifolia A. u. G. Syn. VI. 699 
(1904). P. pensylvanica Rchb. Fl. Germ. exc. 596 (1832) P. 
sanguisorbifoha Favre Bull. Soc. Murith. XI. 9 (1883) ohne 
Beschr. Zimmeter Eur. Art. Pot. 7 (1884). 

Diese Rasse steht dem Typus augenscheinlich ziemlich nahe, wenigstens 
sahen wir ein von Kralik bei Paris gesammeltes Exemplar, welches dieser 
Rasse ziemlich genau entsprach, nur die Behaarung ist etwas dichter und die 
Blumenblätter sind etwas länger. — Nach Th. Wolf (br.) steht diese Rasse 
der häufigsten in America vorkommenden Form der P, Pennsylvanica (vgl. 
Rydberg Monogr. N.Am,. Pot.), die gleich der Rasse sanguisorbifolia viel 
weniger behaart ist, viel näher als der in unseren Gärten häufig gepflanzten 
bei Paris verwilderteu Form. Th. Wolf hält deshalb die Pflanze der Süd- 
alpen dort auch nur für eingebürgert; es wäre dies also ein dem Vorkommen 


der Opuntia vulgaris analoger Fall. R. Beyer (br.) widerspricht indess dieser 
Vermuthung auf das Entschiedenste. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) 1] 
(Verbreitung der Art: [Frankreich eingebürgert?]; [Asien ?]; Nord- 
America.) sn 


168. (21.) P. multifida. . Stengel aufsteigend oder aus nieder- 
liegendem Grunde aufgerichtet, meist 5—10 cm hoch, spärlich bis dicht 
behaart. Grundständige Blätter ziemlich lang gestielt, mit wenigen 
Blättcehen, die oberen kurz gestielt, mit lanzettlichen bis breitlanzett- 
lichen ungetheilten oder zweispaltigen Nebenblättern. Blättchen tief, 
oft bis zum Grunde oder fast zum Grunde zerschlitzt, 
die unteren kleiner, die oberen oft zusammenfliessend, mit (bei uns) 
linealischen bis linealisch-lanzettlichen, spitzen Zipfeln, ober- 
seits spärlich behaart, unterseits dicht grau- bis weissfilzig. 
Blüthenstand armblüthig, oft nur mit 2—3 Blüthen, häufig nickend. 
Blüthen ziemlich klein. Aussenkelchblätter länglich-linealisch, etwa so 
lang als die eiförmig-lanzettlichen Kelchblätter, beide spitz. Blumen- 
blätter verkehrt-eiförmig, gelb, kaum länger als die Kelchblätter. 

Im Gebiete nur in den südwestlichen Alpen in der Dauphine: 
Lautaret. In Piemont: am Mont Cenis. Im Wallis: um Zermatt und 
Saas mehrfach bis ca. 3000 m! Die Angabe in Dalmatien (Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 7) nach Th. Wolf (br.) sehr unwahrscheinlich. Bl. Juli, 
August. 

P. multifida L. Spec. pl. ed. 1. 496 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
236. Lehmann Monogr. Pot. 64. Rev. Pot. 35. Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 6. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 807. Nyman 
Consp. 223. Suppl. 110. Ser. Mus. Helv. It. 8. 


Potentilla. 701 


Zerfällt in eine Reihe von Rassen, von denen die meisten in Asien, in Europa 
noch in Russland B. major (Ledeb. Fl. Ross. II. 43 [1844]. P. multifida 6. lati- 
loba Lehmann Rev. Pot. 35 [1835]) mit mehreren Abarten. Bei uns nur 


A. Lappönica. Stengel niederliegend oder aufsteigend. Blättchen 

tief eingeschnitten mit linealischen bis linealisch-lanzettlichen Zipfeln. 

P. multifida var. lapponica Nyland. Bot. Not. 1844. 53 

vgl. Flora XXVII (1845) 46. P. alpestris geramioides Nyland. 
Spie. pl. Fenn. I. (1843). 


Hierzu gehört 


II. subsericea. Zierlich, klein, mit ober- und unterseits dieht von 
anliegenden Seidenhaaren weissgrau schimmernden Blätt- 
chen; auch Stengel und Kelche sind dicht seidenhaarig. — 
Westliche Alpen: Lautaret, ä Prime Messe; alt. 2000 m. — P. multifid« 
A. Il. subsericea Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 701 (1904). — Nur der ab- 
weichende Blattschnitt hindert mich, sie mit der polymorphen P., sericea L. 
zu vereinigen, welche durch ganz Asien vorkommt, aber in Europa bis jetzt 
noch nicht aufgefunden wurde. Jedenfalls eine sehr beachtenswerthe Varietät, 
die mit keiner anderen verwechselt werden kann. (Th. Wolf). 


(Verbreitung der Rasse: Lappland; östliches Russland; Sibirien.) 


* 
(Verbreitung der Art: Lappland; nördliches und östliches Russ- 
land; Kaukasus; Nord-Persien; Sibirien; Himalaja.) I 


168. X 185. P. multifida X frigida s. am Schlusse der 
168. X 187. P. multifida X Orantzü Conostylae. 


* Gräciles (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 670 [1904] 


mit der Untergruppe 


* Hippianae!)(Th. Wolf a. a. O. [1904]. Subpalmatae 
Lehmann Rev. Pot. 565 [1856] z. T.). 


Nord-America, in Europa keine Art, in Gärten häufiger nur 


* P. pulcherrima. 9]. Stengel meist aufsteigend, wie die Blüthenstiele grau 
behaart. Grundständige Blätter 7zählig (in der Heimath nach Rydberg 
gefingert, selten fast gefiedert) mit meist 4 unteren, fast quirlig genäherten und 
etwas entfernten 3 grösseren endständigen Blättchen. Stengelblätter mit eiförmig- 
lanzettlichen, spitzen, ganzrandigen Nebenblättern. Blättchen sitzend, länglich 
bis fast elliptisch, stumpf, oder an den Stengelblättern spitz, tief eingeschnitten 
gesägt, mit ziemlich gleichgrossen stumpflichen Zähnen, oberseits angedrückt behaart, 
unterseits schneeweiss filzig. Blüthenstand ziemlich vielblüthig, etwas diek. Aussen- 
kelchblätter linealisch, etwa so lang als die lanzettlichen Kelchblätter. Blumenblätter 
fast verkehrt-herzförmig, wenig länger als die Kelchblätter. 

In Nordamerica einheimisch, bei uns der schönen Behaarung der Blätter wegen 
nicht selten in Gärten. Bl. Juli, August. 

P. puleherrima Lehmann Nov, min. cogn. stirp. Pug. 1I. 11 (1830) in Hook. 
Fl. Bor.-Amer. I. 190. Rev. Pot. 69 t. 23. P. pensylvanica ö. pulcherrima Torr, 
u, Gray Fl. North Amer. I. 438. 


1) P. Hippiana (Lehm. Pag. II. 7 [1830]) in Nordamerica ist nach Karl 
Friedrieh Hipp, Professor der Mathematik am Johanneum in Hamburg benannt, 
dem Lehmann bei dessen 25jährigen Amtsjubiläum, am 27. August 1830, den 
Pugillus II. widmete. 


Be | 
=) 


2 Rosaceae. 


Der P. PennsylWwanica in der Tracht ähnlich und in Gärten öfter mit ihr ver- 
wechselt aber leicht dureh die zu 4 fast quirlig gestellten unteren und die unter- 
seits silberweiss filzigen Fiederblättehen zu unterscheiden. Bei P, Pennsylvanica 
sind die Blätter typisch gefiedert und unterseits trüb-graugrün. 


*+ Haematochröae!) (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 670 
[1904|. Macrophyjllae?) Lehmann Rev. Pot. 150 [1856] 
erw.). 

Hierher nur aussereuropäische Arten. 
Uebersicht der Arten. 


A. Blätter nur unterseits grau- bis weissfilzig, matt (nicht seidig glänzend) 


behaart. Blüthen dunkelroth. P. atrisanguinea. 
B. Blätter meist (wenigstens anfangs) beiderseits (unterseits sehr dicht) 
seidenglänzend behaart. Blüthen gelb. P. argyrophylla. 


Gesammtart P. argyrophylla). 


*+ P. atrisanguinea. 9. Stengel kräftig, aufrecht oder aufsteigend, meist 
3—5 dm hoch, mehr oder weniger dicht kurzhaarig. Blätter gross, meist dreizählig, 
die grundständigen öfter 4 bis fast 5zählig. Blättehen länglich-eiförmig bis länglich- 
verkehrt-eiförmig oder die obersten fast lanzettlich, oberseits grün, unterseits 
dieht, grau oder in der Jugend weissfilzig, matt oder doch nur in der 
Jugend an den Nerven schwach glänzend, am Rande ziemlich scharf und grob ein- 
fach, selten doppelt gezähnt, mit eiförmigen bis breit-eiförmigen spitzen Zähnen. 
Nebenblätter breit-eiförmig, zugespitzt, schief, meist am Rande gekerbt oder gezähnt, 
Blüthenstand meist locker. Blüthen gross mit langen behaarten Stielen. Aussen- 
kelehblätter eiförmig, spitz, stärker behaart und kürzer als die zugespitzten Kelch- 
blätter. Blumenblätter dunkelblutroth, viel länger als die Kelchblätter. 

Im Himalaja heimisch, bei uns wegen der schönen rothen Blüthen nicht selten 
in Gärten, in denselben und auf Schutthaufen verwildernd. Bl. Juni, Juli (bis 
Herbst). 

P. atrosanguinea Loddiges Bot. Cab. t. 786 (1818—24), Lehmann Rev. 
Pot. 150. 


. P. atrisangwinea X argyrophjlla s. S. 703. 


*+ P. argyrophylla 3). 9. Der vorigen Art in der Tracht sehr ähnlich von 
ihr hauptsächlich durch Folgendes verschieden: Meist niedriger 2—4 dm hoch, selten 
höher. Blätter auch die grundständigen nur 3zählig. Blättehen meist verkehrt- 
eiförmig bis breit-länglich, beiderseits (besonders unterseits dicht) mit seiden- 
glänzenden Haaren besetzt, oberseits öfter fast verkahlend, an den Rändern 
grob, meist tiefer und schärfer gezähnt, oft fast gesägt. Blüthen gross, gelb. 

Gleichfalls im Himalaja heimisch, bei uns wegen der silberglänzenden Blätter 
in Gärten besonders zu Einfassungen verwandt, leicht verwildernd. Bl. Juni, Juli 
(bis Herbst). 

P. argyrophijlla Wall. Cat. no. 1020 (1829). Lehmann Rev. Pot. 151. 


Bemerkenswerth ist die Abart 


B. insignis. Blätter auch oberseits dicht seidenhaarig. — So besonders häufig 
in Gärten. — P. argyrophylla ß. insignis Lehmann Rev. Pot. 151 (1856). 
P. insignis Royle in Lindley Bot. Reg. t. 37 (1841). 


ER . P. atrisanguinea X argyrophylla s. S. 703. 


!) Von aiua Blut und go@vvvuı ich färbe. 
2) Von uaxrodg lang, gross und pdAAo» Blatt. 
3) Von doyvoog Silber und p&4Ao» Blatt. 


Potentilla. 703 


Bastarde, 


x P. atrisanguinea X argyrophylla. 2]. Meist sehr dicht 
behaart. "Blüthen lebhaft roth. Früchte fehlschlagend. 

Nicht selten in Gärten, entsteht leicht zwischen den Erzeugern; wegen der 
lebhaft rothen Blüthe geschätzt. Bl. Juni bis Herbst. 

P. atrosanguinea X argyrophylla A. u. G. Syn. VI. 703 (1904). P. Fintel- 
mdämmii!) E. Otto Hamb. Gartenz. V. 52 (1849). P. Menziesii2) Paxt. Bot. Mag. 
XV. 247 (1849). 

Ausser diesem Bastarde werden noch einige andere Kreuzungen von P, atri- 
sanguwinea mit gelbblühenden P.-Arten wegen der schön rothen Farbe ihrer Blüthen 
in Gärten gezogen, ebenso solche von P, argyrophylla, so besonders die mit der 
rothen P. Nepalensis3) (Hook. Exot. Fl. t. 88 [1823—27]) unter dem Namen 
P. Russelliana#) (hort. nach Sweet Brit. Flower Gard. t. 279 [1831—38]. Bot. 
Reg. t. 1496). 


6. Niveae (Lehmann Rev. Pot. 163 [1856] z. T. Th. Wolf 
in A. u. G. Syn. VI. 670 [1904]. Canescentes boreales 
Th, Woli Pot. Stud.-II. 13 [1903]) s. S. 670. 


Ausser unserer Art noch die Sibirisch-Americanische vielleicht in 
Europa vorkommende P. villosa (Pall. in Pursh Fl. Am. sept. I. 
353 [1814]) nicht Zimm. 


169. (22.) P. nivea. 9}. Pflanze niedrig. Stengel meist aufsteigend 
oder aus niederliegendem Grunde sich aufrichtend, nur oberwärts ver- 
zweigt, meist nur 0,5—1,5 (bis 2) dm hoch, meist dicht grau bis weiss- 
filzig.. Grundständige Blätter 3 zählig; mit längerem oder kürzerem, meist 
schneeweissem Stiele, das (selten 2) Stengelblatt oft ungetheilt mit läng- 
lich-eiförmigen bis lanzettlichen Nebenblättern. Blättchen eiförmig 
bis verkehrt-eiförmig, mit kurz keilförmigem Grunde, oberseits 
schwach behaart bis fast kahl, unterseits schneeweiss- 


1) Nach Gustav Adolf Fintelmann, * 30. Juni 1803 Berlin + 1. März 
1871 Charlottenhof bei: Potsdam, Hofgärtner auf der Pfaueninsel bei Potsdam, wie 
sein Onkel und Pflegevater Joachim Anton Ferdinand F., * 1774 7 24. Dec. 1863, 
Ober-Hofgärtner in Charlottenburg, welchem Kunth (Enun. II. 362 [1837]) die 
Cyperaceengattung Fintelmannia (1 Art in Brasilien, in Madagaskar) widmete, her- 
vorragend als Gärtner und Pflanzenkenner. Er veröffentlichte 1841 ein werthvolles 
Werk über Wildbaumzucht und begründete 1858 mit Karl Koch (s. S. 311 Fussn. 3) 
die Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde (Berlin, später Organ des Preus- 
sischen Gartenbau-Vereins). Ich verdanke G. A. F., welcher auch ein Kenner der 
einheimischen Flora war, werthvolles Material. Sein gleichnamiger Sohn, * 22, Juni 
1846 Pfaueninsel, seit 1898 Hofgarten-Direetor in Sanssouci bei Potsdam und Director 
der Kgl. Gärtner-Lehranstalt Wildpark-Dahlem, hatte die Güte die hier gegebenen 
Notizen wesentlich zu vervollständigen. A. 

2) Nach dem Züchter Menzies, Gärtner bei H. Edwards Esq. auf Hope 
Hall bei Halifax (Yorkshire). 

3) In Nepal im Himalaja heimisch. 

4) Nach dem Züchter, einem Herrn Russell, in Battersea bei (jetzt in) 
London (vgl. Bot. Mag. t. 3470). Nicht zu verwechseln mit Lord John Russell, 1802 
6. Herzog von Bedford, * 6. Juli 1766 7 20. Oet. 1839 London, welcher auf 
seinem Landsitze Woburn Abbey (in Bedford) eine sehr reiche Sammlung seltener 
lebender Pflanzen, besonders von Gehölzen zusammenbrachte, über welche er durch 
seinen Obergärtner James Forbes, * Mai 1773 Bridgend (Perth) 7 6. Juli 1861 
Woburn Abbey (Britten und Boulger Journ, of Bot. XXVI. 372), mehrere 
werthvolle Werke veröffentlichen liess; am bemerkenswerthesten die Prachtwerke 
Salicetum woburnense London 1829 und Pinetum wob. Lond. 1839. 


704 Rosaceae. 


filzig, an den Rändern grob und tief gezähnt, oft fast eingeschnitten, 
mit eiförmigen, ziemlich regelmässigen, spitzlichen oder stumpflichen 
Zähnen. Blüthenstand wenig- (oft nur 2—3)blüthig. Blüthen mittel- 
eross mit meist dicht behaarten Stielen, öfter nickend. Aussenkelch- 
blätter linealisch -lanzettlich so lang oder kürzer als die eiförmigen 
spitzen Kelehblätter. Blumenblätter verkehrt-herzförmig, ausgerandet, 
gelb, erheblich länger als die Kelchblätter. 

Auf Geröllhalden, an steinigen grasigen Plätzen, in Felsritzen, 
auf Kalkgestein. Im Gebiete nur in den Alpen, in’der Dauphine! im 
Wallis! (hier zwischen 2400 und 3100 m Jaccard 89), im Mittel- 
und Öst-Tirol! und Salzburg: Venediger! Bl. Juli, August. 

P. nivea L. Spee. pl. ed. 1.499 (1753). Lehmann Monogr. Pot. 
184. Rev. Pot. 165. Zimmeter Eur. Art. Pot. 28. Focke in Hallier- 
Wohlfarth Koch’s Syn. I. 808. Kerner Fl. exs. Austr.-Hung. No. 1250. 
Sched. IV. 13 (1886). Nyman Consp. 229. Suppl. 112. 

Eine sehr eigenartige schöne Pflanze, die an der schneeweissen Blattunter- 
seite leicht kenntlich ist. In der Tracht und Grösse einigermaassen veränderlich. 
Grosse Exemplare haben öfter einen ziemlich starren Stengel, starr aufrechten 
Blüthen und grösseren sehr grob gezähnten Bläitchen. 


Von den Formen, die wohl z. T. Rassen darstellen, kommen im arktischen 
Europa vor: B. dretica (Cham, u. Schlecht. Linnaea II. 21 [1827]. Lehmann 
Rev. Pot. 167. P. groenländica R. Br. in Ross voy. ed. 2. 193 [1819]). C. sub- 
viridis (Ledeb. FI. Ross. I. 57 [1844]. P, nivea f. pallidior Swartz Summa 
veg. Scand. 19 [1814]). D. macrophülla ı) (Hook. Bot. Mag. I,VII t. 2982 [1830]. 
Lehmann Rev. Pot. 168. Eine sehr ähnliche Form sahen wir aus Tirol!) Im 
Gebiete nur 


A. vulgäris. Blätter oberseits weich behaart oder glatt, unterseits 
ganz weissfilzig.. Blumenblätter wenig länger als die Kelchblätter. 
P. nivea ß. vulgäris Cham. u. Schlecht. Limnaea II. 21 


(1827) erw. Lehmann Nov. min. cougn. stirp. Pug. IX. 67 (1851). 
Rev. Pot. 166. 


Hierzu gehören: 


I. alpina. Pflanze klein. Blüthenstand meist nur 1—3blüthig. Blättchen nicht 
sehr tief eingeschnitten. — Die bei weitem häufigste Form. — P. nivea ß. 
alpina Turez Bull. S. Nat. Moscou XVI. 607 (1843). Lehmann Rev, Pot. 166. 

II, major. Pflanze grösser. Stengel öfter starr aufrecht. Blüthenstand mehr (7”—12)- 
blüthig. Blättchen grösser. — Seltner. — P. nivea «a. major Turez. Bull, S. 
Nat. Moseon XVI. 607 (1843). Gmel. Fl. Sib. III. t. 36 fig. 1. P. nivea a. b. 
maultiflöora Lehm. Nov. min. cogn. stirp. Pug. IX. 67 (1851). 

(Verbreitung der Rasse und der Art: Norwegen; arktisches 


Europa; Kaukasus; Sibirien ; Asiatische Hochgebirge ; Nord-America.) 


169. X 185. P. nivea X frigida | s. am Schlusse der Cono- 
169. X 187. .P. nivea X Cranteu stylae. 


7. Argenteae (Lehmann Rev. Pot. 93 [1856]. Zimmeter Eur. 
Art. Pot. 9 z. T. [Oanescentes argenteae| Th. Wolf Pot, 
Stud. II. 13 [1903] einschliesslich der Canescentes Zimmeter 


1) Von uaxoog lang, gross und pö/Ao» Blatt. 


Potentilla. 705 


in Sydow u. Mylius Bot. Kal. 1887. 72. Poeverlein Denkschr. 
KBG. Regensburg VII N.F. I. 191 [1898)). 


Ausser unseren Arten in Europa noch die seit langem verschollene 
P. virgäta (Lehmann Monogr. Pot. 75 [1820] Rev. Pot. 104) in 
Podolien und P. tomentosa (Ten. Fl. Neap. IV. 293 [1830]) in 
Calabrien. Letztere Art stellt nach Th. Wolf br. eine der P, canescens 
nahestehende Art dar. 


Uebersicht der Arten. 


A. Blättehen flach, unterseits graufilzig, meist grob gezähnt. Stengel 
meist graufilzig mit zahlreichen längeren Haaren. Kelchblätter 
filzig und langhaarig. P. eanescens, 

B. Blättchen am Rande zurückgerollt, meist unterseits weissfilzig, grob- 
gesägt bis fiedertheilig. Stengel meist weissfilzig mit wenigen längeren 
Haaren. Kelchblätter weissfilzig mit längeren Haaren. 

P. argentea. 


170. (23.) P. eanescens. 2. Stengel aufrecht oder aufsteigend, 
meist weniger kräftig als bei 171, meist 2—4 dm hoch, weich- 
zottig und filzig, über der Mitte, oft nur an der Spitze, locker 
doldenrispig verzweigt. Blätter Bi T)zühlig, mit lanzettlichen bis 
eiförmig-lanzettlichen, spitzen, ganzrandigen oder mit meist nur einem 
grossen Zahn versehenen Nebenblättern. Blättchen auch an den 
erundständigen meist länglich-lanzettlich (vgl. indessen die 
Formen), am Grunde kürzer oder länger verschmälert, eingeschnitten 
(oft fast fiedertheilig doppelt-) gesägt, oberseits anliegend, dünn behaart, 
unterseits mehr oder weniger dicht ran iilaie mit zerstreuten 
abstehenden Haaren besetzt und gewimpert, mit linealischen bis eiförmig- 
linealischen stumpflichen Zähnen. Blüthenstiele dicht graufilzig. Blüthen 
klein. Aussenkelchblätter länglich - linealisch, etwa so lang als die ei- 
förmigen, spitzen Kelchblätter, beide dicht graufilzig. Blumenblätter 
goldgelb, öfter kürzer als der Kelch. Früchtehen mit einem schwachen 
fädlichen Kiele. 

An sonnigen Diluvialabhängen, auf Geröllhalden, an Felsen, im 
mittleren und südlichen Deutschland zerstreut bis ziemlich verbreitet, 
im Norddeutschen Flachlande meist nur verschleppt, in Posen mehr- 
fach aber von zweifelhaftem Indigenat (Pfuhl Abh. NV. Posen B. 
Abth. II. 58) hier auch bei Bromberg (Kühling!) gesammelt, später 
nicht mehr (Abromeit Fl. Ost- und Westpreuss 236), in Böhmen, 
Schlesien und dem südlicheren Polen zerstreut; im südlichen, besonders 
südöstlichen Gebiet nicht selten; im Wallis bis 1520 m ansteigend 
(Jaccard 90). Bl. Juni bis August. 

P. canescens Besser Fl. Galic. I. 330 (1809). Bertol. Fl. It. V. 
251. Lehmann Monogr. Pot. 47. Sturm Deutschl. Fl. Fase. 91 t. 8. 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 9. Beitr. 15. Focke in Hallier-Wohlfarth 
Koch’s Syn. I. 810. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensb. VII. N. F. 
192 (1898). P. hirta Hänke Abh. Böhm. Ges. Wiss. 1787. 112 


Ascherson u. @raebner, Synopsis. VI. - 45 


706 Rosaceae. 


nicht L. P. assurgens Vill. Fl. Delph. III. 567 (1789). P. opäca 
Krock. Fl. Siles. II. 171 (1790). P. intermedia Wahlenb. Fl. Carpath. 
154 (1814) z. T. nicht L. P. viminea Schrad. Ind. sem. hort. Götting. 

(vor 1820). P. adscendens Waldst. u. Kit. in Willd. Enum. hort. 
Berol. I. 554 (1809). P. hungärica Willd. Magaz. Naturf. Freunde 
Berlin VII. 289 (1813). P. varıa &. canescens Spenn. Fl. Frib. II. 
755 (1829). P. canescens ß. hümtlis Ten. Fl. Nap. IV. 283 (1830). 
P. canescens ß. inclindta Ser. in DC. Prodr. II. 578 (1825). P. 
inclinäta M. u. K. Deutschl. Fl. III. 522 (1831). Koch Syn. ed. 2. 
237 (1843). Lehmann Rev. Pot. 100. Neilr. Kroat. 232. Nachtr. 818. 
Boller Verh. ZBG. Wien XLI. 254 (1892). Nyman Consp. 224 
Suppl. 110 nicht Vill. P. argentea «a. inchinata Döll Rhein. Fl. 773 
(1843). P. ruthenica Willd. Herb. z. T. nach Ledeb. Fl. Ross. II. 
47 (1844) nicht Spec. pl. und nicht Steud. 


Eine ausserordentlich kritische und vielgestaltige Art, die in der Tracht auf- 
fällig an einen Bastard zwischen P. recta und P, argentea erinnert. Nach Focke 
(Pflanzenmischl. 130) stellen auch einige von verschiedenen Schriftstellern hierher- 
gezogene Formen Bastarde der genannten Arten dar. Die Mehrzahl der hierher 
gehörigen Formen sind aber sicher nicht hibriden Ursprungs, sondern stellen eine 
beiden Arten verwandte Art dar, die nur wegen äusserlicher Merkmale als Bastard 
angesprochen wurde, Verschiedene Schriftsteller vermuthen einen Art gewordenen 
Bastard beider, eine Annahme, die aber bei der vollständigen Fruchtbarkeit gewagt 
erscheint. (Vel. Th. Wolf Pot. Stud. I. 38, 39.) Die Behaarungsart von P, recta 
und P, argentea ist eine völlig verschiedene (Gruppen-Unterschied!) und die echten 
Bastarde zwischen ihnen (P. argentea X recta s. 8. 785) lassen sich stets unter 


dem Mikroskop durch die Mischung beider Behaarungsarten unterscheiden. — Die 
Rasse polytoma!) (Borb. u. Bornm, Term. füz. XVI. 43 [1893]) nur in Süd- 
Serbien. — Unsere Formen gliedern sich in folgender Reihe: 


A. Blättehen (bes. an den Endblättehen der mittleren Stengelblätter) 
bis zum Grunde gezähnt, höchstens im unteren !/a ohne Seiten- 
zähne, selten an vereinzelten Blättchen, dann meist nur auf einer 
Seite, die zahnlose Strecke etwas länger, niemals aber über 1/3 bis 
zur Hälfte. 


I. Blättehen mit eiförmigen bis linealischen stumpfen bis spitzlichen, 
niemals schlank zugespitzten lanzettlichen Zähnen. Auch die Neben- 
blätter der obersten Blätter meist ungetheilt oder doch nur mit ver- 
einzelten kleineren Zähnen (vgl. indessen Leopoliensis). 

typica. Stengel mässig kräftig, aufsteigend oder kräftig, 
dann meist mehr oder weniger aufrecht. Grundständige Blätter 
5- oder mitunter bis 7zählig. Blättcehen derselben meist läng- 
lich-lanzettlich bis länglich-verkehrt-eiförmig, gleichmässig 
oder ziemlich gleichmässig gesägt bis eingeschnitten gesägt, meist 
jederseits mit File 7 Zähnen. Aussenkelchblätter meist länglich, 
später etwa so lang als die Kelchblätter. 

Die bei weitem häufigste Rasse, 


I) Von zo/ög viel und z£uvo ich schneide, wegen der tief eingeschnittenen 
Blättchen. 


Potentilla. 707 


P. canescens a. typica Beck Fl. N.Oesterr. 755 (1892). 
Beck rechnet hierher (Fl. N.Oesterr. 755) auch P. Kerneri!) 
(Borb. Akad. Ertes. ÖBZ. XXXVIIT. 391 [1878] in Zimmeter 
Eur. Art. 10 [1884]) vgl. darüber indessen S. 721, 722. 

a. Blättchen länglich-lanzettlich (lanzettlich bis linealisch vgl. 3). 
1. vulgäris. Blättehen eingeschnitten-gesägt, mit meist eiförmigen bis 
eiförmig-länglichen, vorwärts gerichteten Zähnen. — Die häufigste Abart. 

— P. canescens A. I. a. 1. vulgarıs A. u. G. Syn. VI. 707 (1904). 

— Hierzu gehören: 

b. vinosa (P, vinosa Lodd. Cat. ed. 11. 46 [18?]. P. Loddigesüi2) 

Spreng. Syst. veg. IV. Cur. post. 199 [1827]. P. megalontodon 3) Lehmann 

Ind. sem. hort. bot. Hamb. 1839. 8. P., inelindia y. subseptendta Leh- 

mann Rev. Pot. 101 [1856]). Stengel oft roth überlaufen. Grund- 

ständige Blätter und untere Stengelblätter meist 7zählig. Blättehen 
gross, mit sehr grossen und stumpfen Zähnen. — So auf nährstoff- 

reichen Boden, in Gärten etc. . 

2. maerocdphalat) (Borbäs Akad. Firtes. 9 [1882]. ÖBZ. XXXVI 

[1856] 292. Zimmeter. Eur. Art, Pot. 9. Beitr. Kenntn. Gatt. 
Pot. 15). — Blüthen grösser. 


Eine Zwergform ist: 


ß. Arthuriänad) (P. Arthuriana Hofm. Pl. erit. Sax. no. 40 
[1897]. ABZ. III. 35 [1897]. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensb. 
VII. N. F. I. 192 [1898]. Th. Wolf Pot. Stud. I. 37). Pflanze 
kleiner. — An trockenen Hügeln. — Th. Wolf weist a. a. O. 
an Originalexemplaren u. durch Beobachtungen am Staudort nach, 
dass die Vermuthung anderer Schriftsteller (Zimmeter u. a.), 
dass diese Pflanze einen Bastard von P. argentea und P, canes- 
cens oder gar von P. reeta und P. canescens ist, durch absolut 
nichts gestützt ist, sondern, dass die Pflanze, wenn sie überhaupt 
abweicht, nur eine Kümmerform der echten P, canescens darstellt, 
in deren Gesellschaft sie vorkommt. 


Durch die Behaarung sind ausgezeichnet: 


S polytricha6) (Borbäs a. a. ©. [1882]). Pflanze sehr dicht 
behaart. 

SS pyenotricha”) (Borbäs a. a O. [1882]). Haare kräftiger 
und dicker, 

SSS liotricha8) (Borbäs a. a. O. [1882]). Haare gerade oder 
wenig gekrümmt. 

SSSS oligotricha®) (Borbäs nach Zimmeter Eur. Art, Pot. 9 
[1886]) z. T.? =. P, arg. X recia. Haare kürzer. — Die An- 
gabe von Borbäs, dass hierzu P. Wolffiana gehört, ist nach 
Th. Wolf irrthümlich, da letztere einen Bastard der Art mit 
P. reeta darstellt. 


1) S. VI S. 202 Fussn. 2. 

2) Nach den Handelsgärtnern Konrad Loddiges, * in Deutschland 7 Hackney 
bei (jetzt in) London 1820 und seinem Sohne George, * 12. März 1784 7 5. Juni 
1846 Hackney, Herausgebern des Abbildungswerkes Botanical Cabinet London 
1817 —34, 

3) Von ugyag gross und» ödoög Zahn. 

4) Von uanodg gross und zepain Kopf. 

a) S. U. 2. S. 70 Eussn. 1. 

6) moAörgıyog vielhaarig. 

?) Von zvxvog dicht und Foi$ Haar. 

8) Von Aeiog glatt und #eiS. 

9) Von öAlyog wenig und #olE. 

45* 


708 


Rosaceae. 


8SSSS virescens (Boiss. Fl. Or. II, 714 [1872]. P. canescens f, 
viridis Keller u. Siegfried in Engl. Jahrb. XIV. 504 [1891]?) 
Pflanze sehr schwach behaart, unterseits graugrün. — Oft nur 
verkahlende Schatten- oder Herbstformen (so var. steno- 
mallaı) Borb. in Baenitz Herb. Eur. no. 6583 [1891]) (Th. 


Wolf br... — Findet sich wie die vorhergenannten Be- 
haarungsabänderungen an sehr vielen Abarten und Rassen 
wieder. 


Nach der Form der Blattzähne, der Grösse der Pflanze, 
der Dichtigkeit und der Reichblüthigkeit der Blüthenstände ete. 
liessen sich noch eine ganze Reihe von Unterabarten unter- 
scheiden. — Bei Pflanzen trockener Standorte wird die Zahl 
der Zähne oft geringer, der keilförmige Grund dadurch länger, 
solche Formen nähern sich in der Tracht der Rasse fallax 
(s. S. 711). Diese Unterabart ist oligodonta2) (Th. Wolf 
in A. u. G. Syn. VI. 708 [1904]. — Nach Th. Wolf (br.) 
ist auch beim Typus eine der Abart polyodonta (s. S. 710) 
entsprechende Abänderung selten zu beobachten. 


b. Blättchen der unteren Blätter verkehrt-eiförmig bis länglich - verkehrt- 


eiförmig. 
1. Leopoli&nsis?). Stengel meist ziemlich kräftig, starr aufrecht, seltener 


dünn, aufsteigend, meist röthlich überlaufen. Grundständige Blätter stets 
5zählig. Blättchen verkehrt-eiförmig bis länglich-verkehrt-eiförmig, auch 
unterseits nur mässig behaart, bis zum Grunde (die kräftigen doppelt-) 
gezähnt, mit eiförmigen bis länglich-eiförmigen Zähnen. Nebenblätter 
meist mit grossen Zähnen, oft fast fiedertheilig. Blüthenstand dicht 
oder etwas locker schwach behaart. Blüthen klein. Aussenkelchblätter 
lanzettlich, viel schmäler als die Kelchblätter, beide fast grün, schwach 
behaart. Blumenblätter länger als die Kelehblätter. — Bisher nur in 

Wäldern und auf trockenen Hügeln in Galizien bei Lemberg (Blocki!) 

mehrfach. — P. canescens A. I. b. 1. Leopoliensis A. u. G. Syn. VI. 

708 (1904). P. leopoliensis Blocki OBZ. XXXVII (1837) 334. ' ABZ. 

II (1896) 56. Zimmeter Beitr. Kenntn, Gatt. Pot. 16. Siegfried Exs, Pot, 

spont. eult. No. 106. — Eine Form mit tiefer eingeschnittenen Blätt- 

chen mit länglich-eiförmigen Blattzähnen bezeichnet Btrocki (Herb.) als 

f. fissa. — Diese Form macht in der Tracht den Eindruck eines 

Bastardes der P. canescens mit P. recta und einige Abänderungen der- 

selben mit grösseren Blüthen ete. könnten vielleicht dafür angesprochen 

werden. 

2. cerassieaülis. Der vorigen in der Tracht oft ähnlich, Stengel 
starr aufrecht, hoch, roth überlaufen, meist dicht beharrt. Untere 
Blätter oft 7zählig. Blättehen länglich-verkehrt-eiförmig, das mittlere 
öfter 3spaltig, unterseits dicht graufilzig, ziemlich tief gezähnt mit 
länglieh-eiförmigen bis eiförmig-spitzlichen Zähnen. Nebenblätter ganz 
oder mit wenigen Zähnen, dicht grauhaarig. Blüthenstand locker oder 
dieht mit sparrig abstehenden Aesten und dicht behaarten Blüthen- 
stielen. Aussenkelchblätter eiförmig, stumpf, wenig schmäler als die 
gleichfalls dicht behaarten Kelchblätter. Blumenblätter wenig länger 
als die Kelchblätter. — Bisher nur in Niederösterreich: Kalksburg 
auf dem Zugberg (Diehtl!. — P. canescens A. 1]. b. 2. crassicaulis 
A.u.G. Syn. VI. 708 (1904). P. inerassata Dichtl in Schultz Herb. 
norm. nov. ser. No. 2434 (1888) nicht Zimmeter, P. erassicanlis 
Blocki in Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 15 (1889, nur der 
Name). 


1) Von orevög schmal (locker) und ua@AAög Zotte, Vlies. 
2) Von öAiyog wenig und ödods Zahn. 


3) Bei Lemberg (Leopolis) gesammelt. 


Poteptilla. 709 


3. Blättehen linealisch bis linealisch-lanzettlich. 


pseudo-Besseri!). Pflanze kräftig. Stengel meist starr aufrecht; 
bis unter die Mitte verzweigt, die unteren Aeste schwächer. Blätter 5 zählig. 
Blättchen mit keilförmigem, nur am Mittelblättchen mitunter bis '/3 
der Länge erreichendem, meist viel kürzerem ungezähntem Grunde, 
sonst scharf und regelmässig gesägt mit dreieckigen spitzen Zähnen, 
Nebenblätter aus eiförmigem Grunde lanzettlich, zugespitzt. Blüthen- 
stand trugdoldig, sehr reichblüthig, etwas gedrängt mit meist ziemlich 
starren, verlängerten Aesten. Blüthen ziemlich gross. Aussenkelch- 
blätter lanzettlich bis breitlanzettlich, sich zuletzt vergrössernd ; etwa so 
lang als die aus eiförmigem Grunde spitzen Kelchblätter. Blumenblätter 
viel länger als die Kelchblätter. — Bisher nur in Oesterr.-Podolien: Bileze 
(Blocki!). — P. canescens A. 1. a. 3. pseudo-Besseri A. u. G. Syn. VI. 709 
(1904). P. Besserii Btocki in Siegfried Exs. Pot. spont. eult. no. 113 
(1892) z. T. — Durch die in die schmalen Blättchen ziemlich tief ein- 
schneidenden dreieckigen Zähne sehr auffällig. Die Blättchen erinnern 
dadurch in der Tracht etwas an Myrica asplenifolia. — Bildet einen 
gewissen Uebergang zur Gruppe B. Nach Th. Wolf (br.) gehören die 
Siegfried’schen Exemplare, sowie die von Blocki an botanische 
Gärten versandten Pflanzen wenigstens zum grossen Theile zu P. reecta. 
Es scheint danach zweifelhaft, ob der vorangestellte Name der hier 
beschriebenen Form wird verbleiben können. 


(Verbreitung der Rasse: Wie die Art.) * 


II. Blättehen mit lanzettlichen bis linealisch-lanzettlichen, spitzen oder 
meist schlank zugespitzten Zähnen. Nebenblätter oft gespalten 
oder mit spitzen Zähnen. 

laciniösa. Stengel meist kräftig, meist ziemlich starr auf- 
recht, seltener aufsteigend, oft roth überlaufen. Untere Blätter 
5- oder 7zählig. Blättehen länglich-verkehrt-eiförmig bis läng- 
lich-lanzettlich, selten verkehrt-eiförmig, unterseits ziemlich wenig 
bis graugrün behaart mit schlanken, meist lanzettlichen, oft wieder 
mit einem Zahne (oder mehreren Zähnen) versehenen oft gekrümmten 
Zähnen. Nebenblätter meist 2—3spaltig, die schwächeren un- 
getheilt. Blüthenstand meist nur auf den oberen Theil des Stengels 
beschränkt, meist ziemlich locker. 

An sonnigen Hügeln, in Gebüschen in Bayern, Schlesien, 
Böhmen, in den Alpen und besonders im ganzen südöstlichen 
Gebiete. Bl. Juni, Juli. 

P. canescens var. laciniosa Beck Annal. XI. 52 [155] (1896) 
vel. Mert. u. Koch Deutschl. Fl. III. 522 (1831) vgl. Koch Syn. 
ed. 1. 214 ed. 2. 237. Lehmann Rev. Pot. 101. P. curvidens 
Schur Enum. pl. Transs. 190 (1866) vgl. Zimmeter a. a. O. und 
in Sched. Fl. Exs. Austr. Hung. no. 446 II. 22 (1882). Poever- 
lein Denkschr. KBG. Regensb. VII. N. F. I. 196 (1892). Nyman 
Consp. 224. Suppl. 110. 


Zerfällt in eine Anzahl von Abarten, von denen es uns etwas zweifel- 
haft ist, ob alle ihnen zugerechneten Formen dazu gehören, oder ob nicht 
gespaltenblättrige Abarten des Typus mit guten geographischen Rassen ver- 
mengt worden sind. Von den verschieden tief eingeschnittenen Formen dieser 


1) S. II. 1 S. 252 Fussn. 2. 


710 


Rosaceae. 


Rasse (oder Gruppe von Rassen) lassen sich nach Th. Wolf (briefl.) eine 
Reihe von Abänderungen auffinden, so nach der Behaarung eine f. lanu- 
ginodsa mit dicht, sublanuginosa mit etwas schwächer behaarten Blättern 
und virdscens mit mehr oder weniger verkahlenden Blättern. 

Das uns vorliegende Material reicht zur Entscheidung der Frage nicht 
aus, deshalb ziehen wir vorläufig hierher: 
a. Blättehen länglich oder länglich-lanzettlich. 

1. fissidens. Blättchen meist ziemlich gross, die grundständigen meist 
7zählig. Blättehen länglich-lanzettlich, unterseits ziemlich schwach be- 
haart, mit, groben, tiefen, oft nochmals gesägten Zähnen. — Anscheinend 
die häufigste der Formen dieser Rasse. — P. canescens var. fissidens 
Borbäs Akad. Ertesitö 9 (1882). Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s 
Syn. I. 810 (1892). P. fissidens Zimmeter Eur. Art. Pot. 9 (1884). 
Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 15. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. 
N. F. I. 196 (1898). — Die Huter’sche Pflanze (Zimmeter a. a. O.) 
ist eine P. argentea X reeta. — Eine sehr tief eingeschnittene Form 
ist P. curvidens var. sublacinidta Schur Enum. pl. Transs. 191 (1866). 

2. polyodönta!). Der vorigen Abart sehr nahe stehend und wohl oft 
nicht sicher verschieden. Stengel starr aufrecht, öfter stark behaart. 
Blättehen länglich, unterseits dichter graugrün filzig, mit sehr zahlreichen 
(6—10), bis zum Grunde des Blättehens reichenden vorwärts gekrümmten 
Zähnen. — Vielleicht nur eine Unterabart der vorigen. — P. canescens 
var, polyodonta Borbäs Akad. Ertesitö 9 (1882). P. polyodonta Borbäs 
nach Zimmeter Eur. Art. Pot. 9 (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 15. 
Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 195 (1898). Sehinz 
u. Keller Fl. Schweiz 2. 47. P. finitima Christ in Gremli Exe.fl. Schweiz 
2. Aufl. 169 als Synonym (1874)? nach Zimmeter a. a. ©. (1886). Sieg- 
fried Exs. Pot. spon. cult. no. 100—100c. — Eine Zwergform gab Sieg- 
fried (a. a. ©. no. 100) aus der Schweiz aus. 

Entgegengesetzte Formen mit wenigen Zähnen stellen eine der 
Dichtliana (oligodonta s. S. 712) entsprechende Abänderung dar (Th. 
Wolf br.). 

b. Blättehen länglich-verkehrt-eiförmig oder verkehrt-eiförmig. 
pectinäta. Blättchen kammförmig eingeschnitten, die gedrängt 
stehenden Zähne sichelförmig nach vorn gebogen. — Selten. — P, canes- 
cens var. inciso.dentata f. pectinata Th. Wolf handschr. P. incrassata var. 
valesiaca2) Favrat in Jaccard Cat. 90 (1895) z. T. P. Kerneri var. valesiaca 

Siegfried Herp. — Hierzu gehören: 

1. Sadl&ri3). Pflanze kräftig, reich, öfter bis fast zum Grunde verzweigt, 
untere Aeste kurz. Blättehen tief eingeschnitten, mit an den unteren 
oft wieder (mitunter beiderseits) gezähnten Zähnen, die nur zum Theil 
spitz sind, an den oberen ziemlich scharf gesägt, unterseits graufilzig 
behaart. Nebenblätter ganzrandig oder oft mit einem grossen Zahn. 
Blüthen klein. Aussenkelchblätter spitz, meist länger als die spitzen 
Kelchblätter. Blumenblätter etwa so lang als die Aussenkelchblätter. — 
In Ungarn! Siebenbürgen! Kroatien und Italien sehr zerstreut. — P. 

canescens A. II. b. 1. Sadleri A. u. G. Syn. VI. 710 (1904). P. Sadleri 
Rehb. Fl. Germ. exe. 540 (1832). Nyman Consp. 224. Zimmeter Eur. 
Art. Pot. 9. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 16. Poeverlein Denkschr. KBG. 
Regensburg VI. N. F. I. 197 (1898). Siegfried Exs. Pot. spont. cult. 
no. 101 z. T. (nach Th. Wolf br... — Mit dieser in typischer Aus- 
bildung recht eigenthümlichen Form werden augenscheinlich von vielen 
Schriftstellern unbedeutende, mit zufällig vorn etwas verbreiterten Blätt- 
chen versehene, geschlitzt-blätterige Formen des Typus vermengt (wie 


1) Von zo/ög viel und ddods Zahn. 
2) Im Wallis (Vallesia) gefunden. Vgl. II. 1 S. 354 Fussn. 6. 
3) 8. II. 1. S. 320 Fussn. 1. 


Potentilla, 711 


auch Poeverlein a. a. O. angiebt). Bei der Unzuverlässigkeit der 
Litteratur und nieht genügendem Vergleichsmaterial ist es uns aber nicht 
möglich zu entscheiden, ob die charakteristische Form über die oben 
angegebene Verbreitung hinausgeht. — Reichenbach hielt a. a. ©. 
diese Form für einen Bastard der P. recta laciniosa mit P. canescens. 
— Aber auch nach Wol£f’s Untersuchungen spricht nichts dafür. Die 
Behaarung ist absolut die der P. canescens (Th. Wolf Pot. Stud. I. 39). 
3. incerassäta. Stengel meist ziemlich kurz, an kräftigen (besonders 
Cultur-) Exemplaren verlängert, meist ziemlich dick, oft roth überlaufen. 
Untere Blätter 5—7zählig, bei kleineren Exemplaren in der Mitte des 
Stengels mehr oder weniger genähert. Blättchen verkehrt-eiförmig, ober- 
seits meist etwas, unterseits meist dicht graufilzig behaart, tief ein- 
geschnitten, nicht gesägt, die einzelnen Zähne linealisch-lanzettlich, 
meist (an kräftigen Blättern) jederseits wieder mit einem Zahne, zwischen 
sich sehr wenig Raum lassend, öfter mit den seitlichen Zähnchen sich 
berührend, meist nicht schlank zugespitzt. Mittleres Blättchen öfter 
2—3spaltig. Blüthenstand dicht. Blüthen ziemlich klein. — So in 
Schlesien! Mähren! Niederösterreich, in den Südalpen (Wallis ete.) und 
wohl noch anderwärts beobachtet. — P, canescens var. incrassata Schinz 
u. Keller Fl. Schweiz 247 (1900). P. inerassata Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 9 (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 16. Siegfried Exs. Pot. spont. 
eult. no. 102 z. T. (Th. Wolf br.). P. crassa Uechtritz nach Zimmeter 


a. a. ©. (1884) nicht Tausch. — Trotz ihres eigenartigen Aussehens, 
besonders wegen der Gestalt der unteren Blätter, wohl sicher nur eine 
Abart. 


(Verbreitung der Rasse: Italien; Balkanhalbinsel.) [x] 


B. Blätter am Grunde lang keilförmig, auf diesem, !/3 bis !/2 der Länge 
der Blättehen erreichenden Strecken ungezähnt, höchstens an ver- 
einzelten (bes. seitlichen Blättchen) und dann fast stets nur an 
einer Seite, die Zähnung weiter herabreichend. 

I. fallax. Pflanze meist nur mässig gross. Stengel aufrecht, 
meist einzeln oder wenige, meist reich, oft vom Grunde an 
verzweigt, mehr oder weniger grauhaarig. Aeste meist ziem- 
lich stark aufrecht abstehend. Blätter 5zählig mit eiförmigen 
bis länglich zugespitzten, meist ungetheilten ganzrandigen Neben- 
blättern. Blättchen (auch die der Stengelblätter) verkehrt- 
eiförmig bis länglich-verkehrt-eiförmig, im oberen 
Drittel am breitesten, meist nur mit wenigen (beim Typus 
jederseits meist nur mit 2—3) länglich-eiförmigen spitzen Zähnen. 
Blüthenstand meist reichblüthig, reich verzweigt. Blüthen meist 
sehr klein. Aussenkelchblätter länger und schmäler als die Kelch- 
blätter, beide dicht grauhaarig. Blumenblätter lebhaft gelb, meist 
länger als die Aussenkelchblätter. 

In Schlesien! Böhmen, Siebenbürgen und Galizien! beobachtet, 
sicher auch in Mähren und Ungarn. 

P. canescens var. fallax Uechtritz 44. Jahresber. Schles. 
Ges. vaterl. Cult. 1862. 81 (1863). Focke in Hallier-Wohlfarth 
Koch’s Syn. I. 810. P. Uechtritzii*‘) Zimmeter Eur. Art. Pot. 9 
(1884). P. argentea var. impolita Pax nach Zimmeter a. a. O. 
(1884) nicht P. impolita Wahlenb. 


1) 8. I. S. 275 Fusen. 2. 


112 Rosaceae. 


Eine sehr eigenthümliche Rasse, die in der Tracht einer kräftigen, steif 
aufrechten P. argentea ähnlich ist; durch die reiche Verzweigung, die Klein- 
heit der aussen graubehaarten Blüthen sehr ausgezeichnet. — Hierher gehört 
b. Baumgartenidnal) (P. Baumgarteniana Schur Enum. pl. Transs. 191 

[1866] ÖBZ. XXXIV [1884] 72 z. T.? nicht Simk. P. suberecta Jordan 
nach Schur a. a. O. [1866]. P. canescens var. Podolica Biocki Kosmos 506 
(1880). P. Podolica Blocki ÖBZ. XXXV [18855] 291 z. T. Zimmeter Beitr. 
Kenntn. Gatt. Pot. 17. Siegfried Exs. Pot. spont. eult. no. 111. Beck Fl. N.- 
Oesterr. 755. P. Kerneri Richt. Verh. ZBG. Wien nicht Borb.). Pflanze 
meist etwas kräftiger, aber auch selten bis 3 dm hoch. Blättehen grösser 
bis 3 em lang, jederseits mit 3—5, selten bis 6 Zähnen, mitunter dichter 
grauhaarig. — Ungarn, Siebenbürgen und Galizien! — Die von Simonkai 
als P. Baumgarteniana bestimmten Barth’schen Pflanzen sind nach Th. 
Wolf (br.!) der Besse’schen P. pallidioides sehr ähnlich. Vgl. P. canes- 
cens X recta. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete, aber sicher 
im Südosten weiter verbreitet.) ?Ix] 


Grössere durch zahlreichere Blattzähne erheblich selbstständigere 

Formen sind: 

2, Diehtliäna?) (Beck Fl. N.Oesterr. 755 [1892]. P. Dichtliana Blocki 
herb. u. ABZ. III [1897] 23. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. 
N. F. I. 204 [1898]. P. canescens f. oligodönta 3) Th. Wolf Pot. Stud. I. 
36 fig. 5e [1991]). Pflanze meist kräftig. Stengel meist nur oberwärts 
verzweigt. Blätter 5- oder die untersten 5zählig. Blättchen an den 
untersten öfter verkehrt-eiförmig, an allen mit lanzettlichen bis länglich- 
eiförmigen spitzen, öfter noch mit einem seitlichen Zähnchen versehenen 
Zahne. Blüthen mittelgross. Aussenkelchblätter linealisch, schmal, länger 
und kaum halb so breit als die eiförmigen spitzen Kelchblätter, — 
Niederösterreich (Kalksburg!) Serbien (ABZ. IX [1903] 52), Bulgarien 
(Podpöra Verh. ZBG. Wien LII [1902] 649). (Maly br.) — Hierher 
gehörige Formen aber wohl ausser in Bayern (Poeverlein.a.a. O.) 
auch wenigstens in den Alpen mehrfach, — In der Blattbreite an- 
scheinend sehr wechselnd. Biocki schreibt a. a. O. seiner Pflanze ver- 
kehrt-eilängliche Blättehen zu, was nach uns vorliegende Original- 
Exemplare, aber nur für die Grundblätter zutrifft und auch bei diesen 
kommt der Umriss nur durch die verlängerten vorderen Zähne zu Stande. 
b. Bohemica. Pflanze ziemlich kräftig. Stengel aufrecht, oft fast bis 

zam Grunde verzweigt, die unteren Aeste schwach, aufrecht-abstehend. 
Blätter 5-, selten die untersten bis 7zählig. Blättchen lanzettlich, 
mit lang keilförmigem, ungezähntem Grunde, nur im oberen ?/s bis '/e 
mit groben, gleichmässigen lanzettlichen bis eiförmig - lanzettlichen, 
spitzen oder spitzlichen Zähnen, unterseits ziemlich schwach behaart. 
Nebenblätter aus eiförmigem Grunde lanzettlich. Blüthenstand locker 
ziemlich reichblüthig. Blüthen mittelgross bis klein. Aussenkelch- 
blätter länglich-linealisch, spitz, erheblich länger als die länglich- fast 
dreieckigen, spitzen Kelchblätter. Blumenblätter so lang oder etwas 
kürzer als die Aussenkelchblätter. — Bisher nur in Böhmen: VySehrad 
bei Prag. Nach Zimmeter (Beitr. 17) auch in Siebenbürgen. — 
P. canescens B. II. b. Bohemiea A. u.G. Syn. VI. 712 (1904). P. Bo- 
hemica Blocki in Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 17 (1889) nur 


1) S. II. 1. S. 437 Fussn. 4. 

2) Nach P. Alois Diehtl S. J., * 4. Nov. 1841 Krummau (Böhmen), jetzt 
in Wien, früher Professor der Naturgeschichte in Kalksburg bei Wien und in Maria- 
schein bei Teplitz, verdient um die Flora von Böhmen und Nieder-Oesterreich. 
Ein grösserer Aufsatz über letztere DBM. I—IV. 

3) Von öAlyog wenig und ödoög Zahn. 


Potentilla, 713 


der Name, Siegfried Exs. Pot. spont. eult. no. 109. — Eine der laciniosa 
entsprechende Abänderung. 


Hierher gehört auch die Unterart 

II. B. P. cana. Pflanze kräftig. Stengel aufrecht oder 
aufsteigend, öfter zahlreich, oft roth überlaufen, meist über 3 dm 
hoch, obenwärts oder bis zur Mitte oder noch tiefer verzweigt, die 
Aeste aber meist ziemlich steif aufrecht, die unteren meist ziemlich 
schwach und kurz. Blätter 5zählig, mit meist lanzettlichen zugespitzten 
ungetheilten Nebenblättern. Blättchen länglich-lanzettlich 
bis lanzettlich, in oder etwas über der Mitte am breitesten, seltner 
die der untersten Blätter länglich-verkehrt-eiförmig, meist (beim Typus) 
tief eingeschnitten gesägt, selten mit kurzen Zähnen, oberseits mehr 
oder weniger dünn, unterseits meist ziemlich dicht grauhaarig, das 
mittlere Blättchen (beim Typus) 2—3 theilig. 

Bisher nur in der westlichen Schweiz, sicher in den Alpen weiter 
verbreitet. 5 

P. cana Jord. Cat. pl. jard. Grenobl. 1856. 28. Boreau Fl. Cent. 
ed. 3. 204. Zimmeter Eur. Art. Pot. 10 (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. 
Pot. 16. Nyman Consp. 224. P. canescens var. cana Schinz u. Keller 
Fl. Schweiz 247 (1900). 


In der Tracht erinnert diese Rasse lebhaft an P. recia oder Verwandte, resp. 
einen Bastard mit dieser Art und Zimmeter giebt auch an, dass die Jordan’sche 
Originalpflanze einem zweifellosen Bastarde der P. hirta und P. argentea (von Triest) 
sehr ähnlich sei. 

Nach Th. Wolf (briefl.) ist es einigermaassen zweifelhaft, was Jordan unter 
seiner P. cana verstanden hat, da eine Diagnose des Autors nicht vorhanden ist. 
Jedenfalls stellen die später unter dem Namen P. cana beschriebenen Pflanzen 
(hibride?) Zwischenformen von P. canescens und P. argentea oder zur P, argentea 
hinneigende Formen der P, canescens dar, deshalb kann der Namen diesen letzteren 
verbleiben, 


(Verbreitung der Unterart: Bisher nur in Mittel-Frankreich.) % 


(Verbreitung der Art: [Südliches Schweden ?|; Mittel-Frankreich ; 
Italien [ausser dem südlichen]; Balkanhalbinsel [ausser der südlichen]; 
westliches, mittleres und südliches Russland; Kaukasus; Nord-Persien ; 


—) 


Altaisches Sibirien [Nord-America eingeschleppt|.) Pr 


170. X 171. P. camescens X argentea >. ie le 
170. X 172—4? P. canescens X. collina? s. 8. 741. 
170. X 178. P. canescens X. recta s. 8. 783. 


171. (24.) P. argentea. 2. Stengel aufrecht oder meist bogig 
aufsteigend, seltener aus niederliegendem Grunde aufgerichtet, meist ziem- 
lich dünn, meist 2—4 em hoch, mehr oder ‚weniger dicht, weiss bis 
weisslich-filzig. Grundständige Blätter 5-, selten 6—7 zählig, obere ziem- 
lich kurz gestielt, 5zählig mit meist eiförmig-lanzettlichen, ungetheilten 
oder häufig getheilten Nebenblättern. Blättchen im Umriss verkehrt- 
eiförmig bis lanzettlich -verkehrt-eiförmig, tief eingeschnitten, oft fast 
3spaltig oder fiederschnittig, mit gezähnten bis doppelt gezähnten Ab- 
schnitten. Abschnitte linealisch bis linealisch-lanzettlich, spitz, seltner 


714 Rosaceae. 


stumpflich mit deutlich zurückgerolltem oder zurückgebogenem 
Rande, oberseits meist dünn behaart, unterseits meist dicht 
weissfilzig. Blüthenstand meist etwas locker. Blüthen klein. 
Aussenkelchblätter schmal, meist länglich-linealisch, so lang oder kürzer 
als die eiförmig-spitzen Kelchblätter, beide wie die Blüthenstiele meist 
dicht-weissfilzig.. Blumenblätter länglich-verkehrt-herzförmig bis verkehrt- 
herzförmig, meist kaum länger als die Kelchblätter. 

An Wegrändern, auf Hügeln, trocknen Grasplätzen, in Gebüschen 
und trocknen Wäldern durch das ganze Gebiet verbreitet meist häufig, 
fehlt auf den West- und Östfriesischen Nordseeinseln (Buchenau FI. 
Fl. Nordwestd, Tiefeb. 278) in den Alpen bis 1760 m aufsteigend 
(Jaccard 90). Bl. Juni, Juli, vereinzelt bis Herbst. 

P. argentea L. Spec. pl. ed. 1. 497 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
237. Lehmann Monogr. Pot. 94. Rev. Bot. 96. Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 13. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 110 
(1898). Th. Wolf Pot. Stud. I. 21. II. 13. Nyman Consp. 224. Suppl. 
110. Sturm D. Fl. fase. 17 t. 5. P. tomentösa Gilib. Fl. Lith. II. 
254 (1782). Exerc. phyt. I. 364 (1792) nicht Tenore. 

Eine sehr veränderliche Art, bei der die Gliederung der Formen besonders 
deshalb grosse Schwierigkeiten bereitet, weil die Pflanze einen stark ausgeprägten 
Saisondimorphismus "zeigt, wie bereits Th. Wolf (Pot. Stud. I. 22) betont. Wir 
können diese Beobachtung in vollem Maasse bestätigen, Dieselbe Pflanze besitzt im 
Frühjahr oft ganz andere Blätter als im Sommer und Herbst und je nach der 
Figenschaft des Standortes in den verschiedenen Jahreszeiten finden wir eine ver- 
schiedenartige Ausbildung. Ebenso haben auch wir beobachtet, dass dieselbe Pflanze 
bald 7-, bald 5zählige Grundblätter auszubilden vermag. Gleichfalls erkennen wir 
die von Wolf hervorgehobene Schwierigkeit an, die sich durch die Frage ergiebt, ob 
man die Formen nach dem Blattschnitt oder nach der Behaarung am besten ein- 
theilen soll; in beiden Fällen erhält man behaarte aller Blattformen oder Blattformen 
mit allen möglichen Behaarungen. Wir folgen Th. Wolf in der Einteilung der 
Formen, Bei der Bewerthung der Formen stellen sich nun weitere Schwierigkeiten 
heraus, denn im Laufe der Entwicklung in einem Sommer kann aus einer Abart 
eine einer andern gleichende Pflanze werden, andererseits sahen wir in der Cultur 
Formen dieser selben Abarten, die sich gleich von vornherein erkennen liessen. 
Durch das Vorkommen stark saisondimorphen Formen ist nieht die Minderwertigkeit 
einer Form auf alle Fälle bewiesen, daher die grosse Unsicherheit gegenüber 
allem Herbarmaterial. Wir haben uns bemüht die Formen mit eigener geographischer 
Verbreitung herauszuschälen und als Rassen hervorzuheben, die übrigen aber alle 
als Abarten resp. Unterabarten aufgeführt, obwohl wir es nicht für ausgeschlossen 
halten, dass auch hierunter constantere Formen stecken mögen, deshalb sehen wir 
von der Ausscheidung einer Rasse euargentea ab. 

A. Blätter oberseits schwach behaart bis kahl. (P. argentea var. discolor 

Tratt. Rosac. Monogr. IV. 50 [1824]). 

I. Blättchen der unteren und mittleren Stengelblätter aus keilförmigem 
Grunde verkehrt-eiförmig, nach vorn verbreitert, jederseits mit 1-—5 
tief eingeschnittenen, ungleichen abstehenden Zähnen versehen. 
a. Stengel aufrecht oder meist bogig aufsteigend. 

1. Blättchen jederseits mit 1—3 (selten 4) Zähnen. Stengel (ausser 
an ganz kleinen Exemplaren aufsteigend) ziemlich dünn. 

a. typica. Pflanze meist mittelgross, selten kräftiger oder klein. 

Blätter derb, meist dunkelgrün. Blättchen sieh meist mit den 

Rändern berührend, mit meist abstehenden Zähnen, meist nicht 


Potentilla, 715 


sehr fein getheilt. Blüthen klein, in der Frucht nicht wesentlich 
vergrössert. — Die bei weitem häufigste Form. — P. argentea ß. 
typica Beck Fl. N.Oesterr. 754 (1892). Schwarz Fl. Nürnb.-Erl. 248. 
Th. Wolf Pot. Stud. I. 24. II. 15. — Hierher gehören folgende 
Unterabarten: 

2. septemsedcta (Mey. Fl. Hanov. exe, 178 [1849]. Beck FI. 
N.Oesterr, 754. P. argentea m. septenata Lehmann Rev. Pot, 97 
[1856]. Th. Wolf Pot, Stud. I. 23. II. 15. P. septemsecta 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 13 [1884]. Poeverlein Denkschr, KBG, 
Regensburg VII. N. F. I. 203 [1898]). Grundständige Blätter alle 
oder zum Theil 7 zählig. — Formen mit 7zähligen Blättern finden 
sich auch nicht selten bei anderen Formen der P. argentea. 

3. multifida (Tratt. Rosac. Monogr. IV, 51 [1824] z. T.? Beck 
Fl. N.Oesterr. 754). Zähne der Blättchen verlängert. — Ueber- 
gangsform zu tenuiloba. 

4. latisdeta (F. Sauter ÖBZ. XXXIX. [1889] 210. Zimmeter Beitr. 
Kenntn, Gatt. Pot. 23 [1889]. Th. Wolf Pot. Stud. II. 15). Zähne 
der Blättchen breit bis länglich-eiförmig. — Hierzu ß. maero- 
tomaN!) (Borb. Balat. Fl. 417 [1900]). Zähne gross, grob. 

. angustisecta (F. Sauter a. a. ©. [1889]. Zimmeter a. a. ©, Th, 
Wolf a. a. O.). Zähne der Blättchen schmal. — Diese Form 
nähert sich der tenwiloba besonders durch perincisa (s. 8. 718). 
Durch die Tracht sind ausgezeichnet 
ß. altissima (Borbäs in Zimmeter Beitr. Kennt. Gatt. Pot. 23 

[1883]. Th. Wolf Pot. Stud. II. 16). Pflanze kräftig. Stengel 

ziemlich hoch. 

y. argentata (P. argentata Jord. in Verlot Cat. hort. Grenoble 
25 (1856) Suppl. 49 [1856] z. T. Zimmeter Eur. Art. Pot. 13. 
Siegfried Exs. Pot. spont. eult. no. 152, 152a. Fiala Wiss, 
Mitth. Bosnien VI. 726). Stengel sehr zierlich, dünn, auf- 
steigend oder niederliegend, seltner aufrecht. Blätter lang und 
dünn gestielt. Blättchen schmäler, tief- und scharf - gesägt, 
oberseits meist fast kahl, mit schmalen zierlichen Zipfeln. 
Blüthenstand sehr locker. Blüthen sehr klein, mit sehr dünnem 
filzigem Stiele. Aussenkelch- und Kelchblätter weissfilzig. — 
Mit dem Typus hin und wieder. — In der Tracht je nach 
dem Standort ziemlich wechselnd, bald sehr schlaff und lang, 
bald (an steinigen Hängen) klein, aufrecht. ö 

6. minüta (Ser. in DC. Prodr. II. 577 [1825] z. T.? P. minuta 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 13 [1884]. P. argentea f. pusilla 
Vocke nach Zimmeter a. a. O. [1884] z. T.?). Pflanze sehr 
klein, oft nieht 1 dm hoch. Stengel meist starr aufrecht. — 
An trocknen Orten, an Felsen, 

SS virdscens (Wahlenb. Vetensk. Akad. Handl. 316 [1821]. 
Hartm. Handb. Skand. Fl. 5 udg. 162. Lehmann Rev. Pot. 97. 
Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. 811). Blätter unter- 
seits grünlichweiss. — Besonders an schattigen Orten. — Ob 
die hier beschriebene Pflanze wirklich die Wahlen berg’sche 
ist, ist nach Th. Wolf (br.) nicht sicher, da vielleicht mit 
derselben eine Form der P. sordida gemeint ist. 

Von anderen hierher gehörigen Formen stellt P. Sauteri 2) 
(Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 18 [1889] nach Th, 
Wolf [Pot. Stud. II. 14]) nichts als einen Zustand des Typus 
dar, nämlich Pflanzen, die im Herbst bereits Blattrosetten 
erzeugt haben. Auch die P. confinis (Jord, Pug. pl. nov. 68 


Or 


1) Von uaxoög lang, gross und z&uvo ich schneide. 
2) S. II. 1. S. 182 Fussn. 1 und II. 2. S. 130 Fussn, 1, 


716 


Rosaceae. 


[1852]. Formänek ÖBZ. XXXIX [1889] 60. XL [1899] 104 
Nyman Consp. 224) ist eine kleine Form der P. argentea, 
deren Zugehörigkeit zu einer bestimmten Unterabart wegen 
der fehlenden Uebereinstimmung der Diagnose mit Original- 
exemplaren nicht festgestellt‘ werden kann (Th. Wolf Pot. 
Stud. II. 15). 


b. erändiceps. Stengel meist aufsteigend. Blätter meist 


kürzer gestielt, Blättchen sich mit ‚den Rändern nicht be- 
rührend, aus ziemlich lang keilförmigem Grunde länglich, 
jederseits mit nur 1—2 stumpfen Zähnen. Blüthenstand 
ziemlich armblüthig, sehr locker gespreizt. Blüthen mit 
sehr kurzen Stielen ziemlich gross, in der Frucht sich 
stark vergrössernd. 

Anscheinend wild nur in den Alpen, dort in den 
Centralalpen sehr verbreitet, sicher von den Westalpen 
bis Tirol, aber wohl in der ganzen Alpenkette, die Stand- 
orte nördlich der Alpen (soweit sie nicht irrtümlich hierher 
gezogene, etwas grossköpfige Exemplare des Typus dar- 
stellen) wohl nur auf eingeschleppte Pflanzen zurückzu- 


führen (Th. Wolf Pot. Stud. Il. 17). 


P. argentea var. grandiceps Th. Wolf Pot. Stud. II. 
17 (1903). P. grandiceps Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. 
Pot. 25 (1889). 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) Tx] 


2. Grössere Blättchen jederseits mit bis 5 (seltner bis 6) Zähnen. 
Stengel ziemlich starr und kräftig. 


pseudo-arg&ntea. Stengel aufrecht oder aufsteigend, 
meist roth überlaufen, ziemlich dünn behaart. Blättchen 
ziemlich gross, aus ziemlich lang keilförmigem Grunde 
verkehrt-lanzettlich, im oberen ?2/3—!/ge mit meist 2—5 
groben, länglich-dreieckigen, spitzen Zähnen, oberseits fast 
kahl, lebhaft grün. Nebenblätter ungetheilt. Blüthenstand 
ziemlich locker, reichblüthig. Blüthen lang gestielt, ziem- 
lich gross. Aussenkelchblätter lanzettlich, spitz, so lang 
oder länger als die Kelchblätter, beide grau und ziemlich 
langhaarig. Blumenblätter meist etwas länger als die 
Aussenkelchblätter. 

Nur ım Süden und Süd-Osten, im Gebiet nur in 
Galizien (Blocki!). 

P. argentea A. 1. a. 2. pseudo-argentea A. u. G. 
Syn. VI. 716 (1904). P. pseudo-argentea Blocki nach 
Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 23 (1889). Siegfried 
Exs. Pot. spont. eult. 153—153b. P. Oornazi!) Buser 
nach Zimmeter a. a. ©. (1889) z. T.? 


1) 8. S. 112 Fussn. 1. 


Potentilla. 717 


Macht den Eindruck eines Bastardes der P. canescens mit P. 
argentew und die von Cornaz ausgegebenen Exemplare von 
Bormio stellen nach Th. Wolf (br.) wirklich einen solchen dar. 


(Nord-Italien; Balkanhalbinsel; Süd-Russland; Klein- 
Asien.) E 


b. Stengel niederliegend, aufsteigend. 


1. 


deceiimbens, Pflanze sehr kräftig, aber schlaff,. Stengel allmählich 
aufsteigend. Blätter gross. Blättehen am Rande nicht oder nur schwach 
zurückgebogen. Blüthenstand locker, wie der Stengel meist schwächer 
behaart. — Auf nährstoffreichem Boden. — P. argentea var. decumbens 
Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. 811 (1892). Beck Fl. N.Oesterr. 
754 (1892). Th. Wolf Pot. Stud. I. 25 (1901) II. 16. Formänek 
ÖBZ. XL (1890) 104. P. decumbens Jord. Cat. Jard. bot. Grenoble 
22 (1849). Zimmeter Eur. Art, Pot. 13. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 23. 
Poeverlein Denkschr. KBG. Regensb. VII. N. F, I. 204. Nyman Consp, 
224. — Nach Th. Wolf (Pot. Stud. I. 26) auch in einer f. latisecta 
und f. angustisecta vorkommend (s. S. 715). Diese Abarten finden 
sich bei den verschiedensten Rassen wieder. — Eine Uebergangsform 
zu incanescens ist 
b. Magyarica (P. magyarica Borbäs nach Zimmeter Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 25 [1889]. Pflanze sehr kräftig. Blätter gross, weich 
und breit, oberseits filzig behaart. — In sandigen Wäldern. 
Systematisch viel selbstständiger ist: 
demissa. Pflanze niedrig. Grundachse dick. Stengel sich 
unmittelbar am Grunde überbiegend, daher dicht dem Boden 
anliegend, von oder über der Mitte sich mit den Zweigen 
bogig über den Boden erhebend. Zwischen den Stengeln 
oft dichtbeblätterte, nicht blühende Blattrosetten, daher die 
Pflanze zweiachsig. Blätter klein, oberseits dunkelgrün, ganz 
oder fast kahl, unterseits schneeweiss filzig. Blättchen läng- 
lich, aus langem, schmalem, keilförmigem Grunde verbreitert, 
an der Spitze jederseits nur mit 1—2 (bis 3) Zähnen, an 
den Rändern stark zurückgerollt, meist mit sehr schmalen 
Zähnen. Blüthenstand locker, ausgebreitet, reich verzweigt. 
Blüthen klein. 

Auf sandigem Boden, auf Heiden, an trockenen Hügeln 
anscheinend durch das ganze Gebiet zerstreut, stellenweise 
auf grosse Strecken fehlend. 

P. argentea var. demissa Th. Wolf Pot. Stud. I. 26 
(19061) II. 16. P. demissa Jord. Cat. Jord. bot. Grenoble 22 
(1849). Nyman Consp. 224. P. argentea var. minlta Ser. 
in DC. Prodr. II. 576 (1825) z. T.? P. minüta Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 13 (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 24 z. T. 
P. argentea var. pusilla Mertin Herb. P. grandiceps 
Poeverlein Denkschr. KBG. Regensb. VII. N. F. I. 206 
(1898) wenigstens z. T. nicht Zimmeter. 


Wie bereits Th. Wolf hervorhebt, eine ganz ausgezeichnete 
Form, die auch in der Cultur constant blieb (!) durch die wie nieder- 
getreten aussehende Stengel sehr eigenartig aussieht, und durch die im 
Kreise niederliegenden Stengel im Wuchsan Polygonum avieulare erinnert. 


718 


Rosaceae. 


Wir ziehen es mit Wolf vor, den jüngeren Namen demissa voran- 
zustellen, da erst durch die Jordan’sche Beschreibung die Form unter- 
schieden wurde, der Seringe’sche Name umfasst alle Zwergformen der 
P. argentea. 


Hierher gehört: 

b. Wislieednit) (Landauer Herb. nach Poeverlein Denkschr. KBG. 
Regensburg VII. N. F. I. 203 [1898]. P. Wislieeni Poeverlein a. a. O. 
[1898]). Stengel weit ausgebreitet, reich verzweigt. Blätter dicht 
grünlich-weissfilzig. Blättehen gegen die Spitze wenig ver- 
breitert, vorn jederseits mit 1—2 stumpfen, tief eingeschnittenen 
Zähnen, Blüthen ziemlich gross. Aussenkelch- und Kelch- 
hlätter grünlich-weiss,. — Bisher nur in Unterfranken: Im Vorspessart 
im Dorfe Aura (Landauer). — Eine der Beschreibung genau ent- 
sprechende Pflanze sahen wir von Petersburg: Sandhügel bei Poklo- 
najara. 


(Verbreitung der Rasse: Süd - Frankreich; Italien; 
Balkanhalbinsel; Russland; [Nord-America ?].) ge 


II. Blättehen länglich, schmal, jederseits mit 1—4 langen linealischen 
Abschnitten, oft doppelt fiederspaltig. 


a. tenuiloba.. Stengel aufsteigend, seltener aufrecht. Blätter oberseits 


schwach behaart bis kahl, unterseits weissfilzig. Blättehen länglich "bis 
länglich-verkehrt-eiförmig, sich mit den Rändern nicht berührend, mit 
keiligem, ganzrandigem Grunde, jederseits mit 2—4 langen, 
schmalen und spitzen, nach vorn gerichteten Abschnitten, 
besonders häufig das mittlere Blättchen doppelt fiederspaltig. — Meist an 
sonnigen, besonders troeknen Orten, — P. argentea var, tenuiloba Schwarz 
Fl. Nürnb.-Erl. 248 (1899). Schinz u. Keller Fl. Schweiz 247 (1900). 

vgl. Beck Annal. II. 134 (1887). Th. Wolf Pot. Stud. I. 27. II. 17. P., 
tenuiloba Jord. Pug. pl. nov. 67 (1852). Zimmeter Eur. Art, Pot. 13. Beitr. 
Ar Ar Pot. 24. Formänek ÖBZ. XL (1890) 104, Fiala Wiss. Mitth. 
Bosn. VI. 726. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N.F. I. 205 
en — a die Bewerthung der Formenkreise dieser Abänderung wagen 
wir kein abschliessendes Urtheil, denn einerseits finden sich besonders in 
Deutschland häufig Uebergänge zu anderen Abarten, besonders zur angusti- 
secta des Typus und durch stärkere Behaarung der Blattoberseite zu dissecta, 
andererseits finden sich hierher gehörige Formen, die eine grössere syste- 
matische Selbstständigkeit zu besitzen scheinen, so sahen wir beispiels- 
weise mehrfach eine charakteristische Form vom Südabhange der ‚Alpen, 
die constant ausgezeichnet war durch die bogig aufstrebenden, reich ver- 
zweigten, stark spreizenden, fast schneeweissen Stengel, die (verhältniss- 
mässig) breiteren Blattzipfel, den lockeren, an demissa erinnernden Blüthen- 
stand und die zahlreichen kleineren, dünngestielten, diehtbehaarten Blüthen, 
deren elliptische Aussenkelehblätter viel kürzer als die breiten Kelchblätter 
sind. Es kann hier sehr wohl eine geographische Rasse vorliegen (Sieg- 


fried Exs. Pot, spont. ceult. no. 157a). — Eine ähnliche Pflanze sahen 
wir auch aus der Hercegovina und Th. Wolf aus Bosnien. — Hierher 
gehört 


2. perincisa (Borbäs nach Zimmeter Eur. Art. Pot. 13 [1884]. Sieg- 


fried Exs. Pot. spont. eult. no. 158. P. perincisa Zimmeter in Sydow 
u. Mylins Bot. Kal. 1887. 69. Borb. Mag. orv. munk. XXV. 500 [1891] 
nur der Name, Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N.F. I. 
205 [1898]). — Pflanze meist zierlicher. Blättehen schmal, meist nach 
oben (bis zu den Zähnen) kaum verbreitert, jederseits mit nur 1—2 


1) N 


ach Wilhelm Gustav Wislicenus, * 23. Jan. 1861 Zürich (br.), Prof. 


der Chemie a. d. Universität in Tübingen, welcher sich während seines Aufenthaltes 
in Würzburg lebhaft für die dortige Flora interessirte, 


Potentilla. 719 


(öfter ohne) sehr scharfen spitzen Zähnen. — Mit der Abart, besonders 
auf Sandboden. 


b.tenerrima. Pflanze sehr zierlich. Stengel dünn, meist dunkel. 
Blätichen sehr schmal mit 1—2 sehr schmalen linealischen bis lanzett- 
lichen Abschnitten. Blüthen sehr klein. — Bisher nur in Bulgarien: 
Ost-Rumelien. — P. argentea var. tenerrima Th. Wolf in A. u. G. 
Syn. VI. 719 (1904). P. collina var. tenerrima Velen. Fl. Bulg. 102 
(1891). — Wohl eine Rasse. Der demissa am ähnlichsten. 


b. Blävii!). Pflanze meist etwas kräftig bis ziemlich klein. 
Blättehen sehr schmal, linealisch, jederseits mit einem in ver- 
schiedener Höhe bogig abstehendem schmal-linealischem spitzem 
Zahne, ungetheilt oder das Endblättchen dreitheilig, dann jeder 
Abschnitt wie ein ungetheiltes Blättchen gestaltet, stark zurück- 
gerollt, Blüthen gross. 

Bisher nur in Bosnien (Blau!). 
P. argentea A. U. b. blavu A. u. G. Syn. IV. 719 
(1904). 


Durch die in verschiedener Höhe des Blättehens jederseits bogig 
abstehenden, fast pfriemlichen Zähnen, wie durch die grossen Blüthen 
sehr auffällig. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete. =] 


B. Blätter oberseits stark behaart bis filzig. 


T. inecan&@scens. Stengel fast stets bogig aufsteigend, selten mehr oder weniger 
schlaff, ausgebreitet. Blättehen der unteren und mittleren Stengelblätter aus 
keilförmigem Grunde verkehrt-eiförmig bis länglich-verkehrt-eiförmig, nach 
vorn verbreitert, jederseits mit 1—3 tief eingeschnittenen, ungleichen, ab- 
stehenden Zähnen versehen. Blüthen klein. — Zumeist an sonnigen Stellen. 
— P. argentea var. incanescens Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. 811 
(1892). Beck Fl. N.Oesterr. 754 (1892). Th. Wolf Pot. Stud. I. 27. II. 17. 
F. incanescens Opitz Nat. Tausch 136 (1824). Rchb. Fl. Germ. exe. 594 
(1832). Zimmeter Eur. Art. Pot. 13. Formänek ÖBZ. XXXIX (1889) 60. 
XL (1890) 104. Poeverlein Denksehr. KBG. Regensburg VII. Hal. Consp. 
Fl. Graee. I. 511. N. F. I. 207 (1898). P. impolita Wahlenb. Fl. Carp. prince. 
155 (1814). Brandza Dobhrog. 741. P. cinerea Rafın. in Lehmann Rev. Pot. 
97 (1856). P. neglecta Baumg. Enum. Transs. II. 63 (1816). P. argentea 
var. impolita Tratt. Ros. Monogr. IV. 47 (1824) erw. Ser. in DC. Prodr. II. 
577 (1825). Koch Syn. ed. 2. 238. Lehmann Rev. Pot. 97. — In der 
Dichtigkeit der Bekleidung und in der Gestalt der Blättchen sehr veränder- 
lich, auch für diese Formenreihe gilt das bei tenuiloba gesagte. Th. Wolf 
betont, dass er so schön weissfilzige Formen, wie aus dem südlichen Gebiete, 
im nördlichen nie sah und dass die Behaarung der Blattoberseite bald durch 
stärkere, seidig glänzende Striegelhaare, bald durch Filzhaare ausgezeichnet 
sei. Wir vermuthen, dass sich (besonders an den Formen des Südens und 
Südostens) einige geographisch isolierte Rassen ausscheiden lassen, wagen je- 
doch, um die schon verwickelte Synonymie nicht mehr zu verwirren, keine 
bestimmte Grenze zu ziehen. Die Formen des nördlichen Gebietes stellen 
sicher nur eine durch zahlreiche Uebergangsformen mit dem Typus ver- 
bundene Abart dar. — Nach der Breite der Blättchenabschnitte kann man 
wie bei den übrigen Abarten die beiden Formen unterscheiden, 

a. Jatisceta (Th. Wolf Pot. Stud. I. 27 [1901]). Blättehen mit breiteren 
und 
b. angustisdeta (Th. Wolf a. a. O. [1901]). Blättehen mit schmäleren 


DES. Ile S2 2570 Russn, 1, 


720 Rosacene, 


Abschnitten. Nach der Stärke der Behaarung kann man folgende ab- 

weichende Unterabarten unterscheiden. 

2. subincanescens (F.Sauter ÖBZ. XXXIX [1889] 210. Th. Wolf Pot. 
Stud. I. 28. IT. 17). Blätter oberseits weniger dichtfilzig. — Ueber- 
gangsform zu lyrica. 

3. absinthiifolia (Tratt. Rosac. Monogr. IV. 49 [1824]. Th. Wolf Pot. 
Stud I. 28. P. cinerea Willd. Magaz. Ges. Nat. Fr, Berl. VII. 296 
[1813] nicht Chaix. P. argentea y. einerea Lehmann Monogr. Pot. 93 
[1835]. Rev. Pot. 96 vgl. Mert. u. Koch Deutschl. Fl. III. 524. Haus- 
mann Flora von Tirol 1424 (1854). P. argentea y. tephrodes!) Rehb. 
Fl. Germ. exe. 594 [1832]. P. tephrodes Zimm. Eur, Art. Pot, 13 
[1884]. Freyn ÖBZ. L [1900] 199. P. argentea ß. tomentosa Döll Fl. 
Baden III. 1705 [1862]. P. albipellis Borbäs nach Zimmeter Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 26 [1889]). Blättchen oberseits dicht weissfilzig, vg}. Magyarica 
S. 717. — So besonders im südlichen und südöstlichen Gebiete, — Zer- 
fällt sicher in eine Reihe von Formen. 

b. serrata (P. arg. ß. tephrodes «a. serrata Peterm. Fl. Lips. 380 [1838]). 
Blättehen gesägt, mit kurzen Zähnen. 

II, dissdeta. Stengel fast stets bogig aufsteigend. Blättchen länglich, schmal, 
seltener verkehrt-eiförmig, jederseits mit 2—4 langen linealischen, nach vorn 
gerichteten Abschnitten, oft, besonders das Mittelblättchen doppelt-fiederspaltig. 
Blüthenstand meist locker mit spreizenden Aesten. Blüthen klein. — An 
ähnlichen Orten wie vorige zerstreut. — P. argentea y. dissecta Wallr. Sched. 
erit. 237 (1822). Ser. in DC, Prodr. II. 577 (1825). Focke in Hallier-Wohl- 
farth. Koch’s Syn. 811. Beck Fl. N.Oesterr. 754 (erw.). Schwarz Fl. Nürnb.- 
Erl. 249. Hal. Consp. Fl. Graee. I. 511. P. dissecta Zimmeter Eur. Art, 
Pot. 13. Formänek ÖBZ. XL (1890) 104. Nieie Elem. agr. Vranj. 35 (1894). 
F., varia y. laciniata Spenn. Fl. Frib. III. 755 (1829)? 

Bei dieser Form wie bei der vorigen macht sich eine wechselnde 
Dichtigkeit der Behaarung bemerkbar sodass sich die entsprechenden Unter- 
abarten unterscheiden lassen (vgl. Th. Wolf Pot. Stud. II. 18). Wie bei 
incanescens ist, auch bei dieser Abart die Dichtigkeit der Behaarung im 
Laufe des Sommers ausserordentlich verschieden. Während wie Th. Wolf 
richtig hervorhebt, bei der Mehrzahl der Pflanzen im Frühjahr von einer 
Filzbekleidung auf der Oberseite der Blätter nichts zu sehen ist (ausser bei 
gewissen Formen des Mittelmeergebietes und des Süd-Ostens!), entwickelt sich 
der Filz mit der fortschreitenden Jahreszeit immer mehr und es bildet sich 
danach die Form subincanescens bis zur absinthifolia heraus, oft nur die 
schwach, meist die mässig stark behaarten, seltener (meist nur im südlichen 
Gebiete) die dicht weissfilzige Form. Dieser Saisondimorphismus, der sicher 
ähnlich wie Wettstein bei Euphrasia etc. gezeigt hat, zur Bildung geo- 
graphischer Rassen geführt hat, wird wohl später nach genauerer Kenntniss 
der Formenkreise nicht nur engebegrenzter Gebiete eine andere natürlichere 
Eintheilung der Formen der P. argentea herbeiführen. 

Hierher gehört die Rasse Oadlabra (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI, 
750 [1904]. P, calabra Ten. Prodr. Fl. Neap. Suppl. II. 47 [15]) aus 
Süditalien und den Balkauländern. In Bulgarien ete. sind Zwischenformen 
zur dissecta (var. pseudocdlabra Th. Wolf br.) vorhanden (vgl. Boissier 
RL .OrcT. 2214). 


(Verbreitung der Art: Fast ganz Europa; westliches Asien; 
Nord-A merica.) = 
170. X 171. P. canescens X argentea s. S. 721. 
171. X 172—174. P. argeniea X. collina s. 8. 742. 
171. X 178. P. argentea X recta | siehe am Schlusse der 
171. X 179. P. argentea X hırta | Conostylae. 


1) zepposıöıs, repowöng aschgrau. 


Potentilla. v2l 


170. x 171. P. canescens X argenteat). 2. Hält in den Merk- 
malen bald zwischen den Erzeugern die Mitte, bald nähert er sich dem 
einen der Erzeuger in der Tracht. Stengel meist kräftiger und dicker 
als bei P. argentea, meist ziemlich dicht filzig. Blätter 5—7 zählig. 
Blättehen aus keilförmigem Grunde meist verkehrt-eiförmig 
bis länglich-verkehrt- -eiförmig, nach der Spitze verbreitert, jederseits mit 
meist 3—4 Zähnen, am Rande nicht oder wenig umgerollt, 
oberseits grün mit meist deutlichen geraden Haaren, unterseits grau- 
filzig. Blüthenstand meist reich verzweigt. Blüthen meist klein, 
meist nicht grösser als an P. argentea. Pollen und Früchtchen 
grösstentheils fehlschlagend. 

Mit den Erzeugern hin und wieder wohl oft übersehen und ver- 
kannt. Mehrfach im südlichen und südöstlichen Gebiete beobachtet. 
Bl. Juni bis Herbst. 

P. canescens X argentea Zimmeter Eur. Art. Pot. 10 (1884). 
P. semiargentea Borbäs Akad. Ertesitö 9 (1882). Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 10. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 17. P. cana Jord. Cat. pl. Jord. 
Gren. 1856. 28? (vgl. S. 713.) P. Kerneri?) Borb. ÖBZ. XVII 
(1868) 391. Zimmeter Eur. Art. Pot. 10. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 16, 
wenigstens z. T. P. Cornazi?) (P. Comazt) Buser in Zimmeter Beitr. 
Kennt. Gatt. Pot. 13 (1889) z. T. P. Sadleri*) verschiedener Autoren 
nicht Rchb. u. Borb. P. heterodönta Borb. und P. polytoma Bornm. 
u. Borb. Term. Füz. XVI. 1. 47 (1893)? nach der Beschreibung. P. 
incrassäüta var. valesiaca Favr. in Jaccard Catal. 90 (1895) z. T. vgl. 
S. 710. P. semipinnäta Velen. Fl. Bulg. Suppl. I. 103 (1898). P. 
pseudoargentea Blocki in Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 23 (1889) 
2. T. P. Bohemica X argentea Blocki in Zimmeter Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 17 (1889). P. Besseäna°) (superargentea X. incrassata 
var. valesiaca) Siegfried Exs. Pot. spont. cult. 937. P. superargentea 
'Waisb. Herb. 5 


Wir haben uns vergeblich bemüht die einzelnen Formen dieses vielgestaltigen 
Bastardes zu gliedern. Bei der grossen Veränderlichkeit der Erzeuger ist es nach 
getrocknetem Material nur in den wenigsten Fällen möglich eine ganz sichere Aus- 
kunft über die Herkunft und besonders die Beständigkeit der einzelnen Formen zu 
geben. Dazu kommt die Aehnlichkeit vieler Formen, besonders der canescens mit 
Bastarden und last not least sind unter vielen hier eitirten Namen (selbst von den 
Autoren) die verschiedenartigste Dinge aufgeführt worden. Um deshalb nicht eine 
unbrauchbare und vielleicht falsche Darstellung zu geben, haben wir es vorgezogen, 
die Namen einfach als Synonyme zu eitiren und geben im Folgenden die uns von 


1) Ebensowenig wie bei der Gattung Rubus können bei den polymorphen 
Potentillen-Gruppen die Bastarde gezählt werden, da die nichthibriden Zwischen- 
formen von den Bastarden oft nicht sicher getrennt werden können. 

2) S. S. 202 Fussn. 2. 

3) S. 8. 212 Fussn. 1. 

A)ES. U 1. 8. 320 Fussn. 1. 

5) Nach Maurice Besse, * 28. Jan. 1864 Montagnier, Vallee de Bagnes 
(Wallis) (br.), Canonicus vom Grossen St. Bernhard, Viear in Martigny (Wallis), um 
die Flora des Cantons, besonders der Kenntniss von Hieracium, Potentilla und 
Alchimilla verdient (J accard XII). 


Ascherson u. Graebner, Synopsis VI. 46 


722 Rosaceae. 


Th. Wolf gütigst zur Verfügung gestellten Notizen über die hierhergehörigen 
Formen an. 

P. Kermeri ist alles mögliche genannt worden. Borbäs erklärte sie für 
P. recta X argentea, seine Originalpflanzen gehören aber z. T. zu P. canescens, 
2. T. zu P. canescens X argentea. 

P. Cornazi des Herb. Zimmeter ist kaum von P. argentea verschieden, wohl 
aber die von Cornaz selbst ausgegebenen Exemplare, die zu diesem Bastard gehören. 

P. heterodonta und P. polytoma aus dem südlichen Serbien sind nach den 
Beschreibungen wahrscheinlich hierhergehörige Bastarde. 

P. inerassata var. valesiaca ist z. T. P. canescens X argentea, aber alle 
unter diesem Namen ausgegebenen Exemplare gehören nicht hierher. 

P. semipinnata aus Bulgarien stimmt nach den ÖOriginalexemplaren voll- 
ständig mit P. pseudo-argentea überein. Velenovsky hielt sie irrthümlich für 
eine neue Art und brachte sie mit Orientalischen Potentillen in Verbindung. 

P. semiargentea gehört sicher hierher; nach Siegfried (Exs. Pot. spont. eult. 
no. 114) stellt sie eine P. supercanescens X argentea dar. 

P. pseudoargentea aus Lemberg in Galizien ist der P. cana (s. S. 713) sehr 
ähnlich, hat gleichfalls oft 3spaltige Blättchen, Exemplare aus Paphlagonien dagegen 
stellen eine der P, argentea tenwiloba ähnliche Form dar. 

P. Bohemica X argentea ist nach Siegfried eine P. superargentea X 
bohemica. 

P. Besseana ist nach Originalexemplaren der P. Cornazi ausserordentlich 
ähnlich. 


[) 

8. Collinae (Zimmeter in Sydow u. Mylius Bot. Kal. 1887. 
72. Poeverlein in Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 
210 [1898]. Canescentes Collinae Th. Wolf Pot. Stud. I. 
53 [1901] IL. 19). 8. S. 670. 


Die Collinae sind weit die schwierigste Gruppe, die bei der schon 
an sich schwierigen Gattung Potentilla vorkommt, besonders was die 
systematische Anordnung und Bewerthung der Formen betrifft. Da 
die Collinae im Allgemeinen Zwischenformen zwischen den Argenteae 
und Aureae darstellen, so bestehen sie aus einer bald der ersteren, 
bald der letzteren sich nähernden Reihe, aus der sich wohl eine An- 
zahl Typen als Unterarten oder Rassen herausschälen lassen, ihre Ver- 
einigung zu „Arten“ ist aber ausserordentlich schwierig. Andererseits 
würden bei Einbeziehung aller in eine Art sehr verschiedenartige Typen 
in einer vereinigt werden, Sicher stellen alle dar eine 


Gesammtart P. eollina (172—174). 


(Wibel Prim. Fl. Wertheim. 267 [1799]. Koch Syn. ed. 2. 238. Leh- 
mann Monogr. Pot. 99. Rev. Pot. 98. Zimmeter Europ. Art. Pot. 10 
[als „Sammelspecies“|.. Th. Wolf Pot. Stud. I. 30 [1901] I. 21.) 


Uebersicht der Formenkreise („Arten“). 


A. Stengel meist aufrecht oder aufsteigend, seltner im Kreise nieder- 
liegend, zwischen denselben keine (oder doch erst im Spätsommer 
erscheinende) nichtblühende Rosetten. Stengel und Unterseite der 
Blättchen meist ziemlich dicht graufilzig. Den Argenteae näher 
stehenden Unterarten: P. sordida. 

B. Stengel meist aus niederliegendem Grunde aufsteigend, fast stets 
schon im Frühjahr am Grunde mit nichtblühenden Rosetten. Den 
Aureae näher stehenden Unterarten: 


Potentilla. 123 


I. Stengel und Unterseite der Blätter ausser den Striegelhaaren 
darunter mit deutlichem Filz. P. Wiemanniana. 


II. Stengel und Unterseite der Blätter ohne oder fast ohne Filz. 
P. Theodoriana. 


172. (25.) P. sördida. 4. S. S. 722. Stengel mehr oder 
weniger kräftig, meist bogig aufsteigend, zwischen ihnen fast 
nie oder doch nur zum Spätsommer nicht in Blüthen tragende 
Stengel auswachsende Blattrosetten (vgl. indessen D. eusordida), 
meist 2—3 dm hoch, meist nur oberwärts, seltner bis zum Grunde 
verzweigt. Blätter unterseits ziemlich dicht graufilzig, oberseits kahl 
oder behaart. Blättchen meist aus keilförmigem Grunde länglich-ver- 
kehrt-eiförmig, das mittlere öfter 2—3 theilig, am Rande öfter (getrocknet 
fast stets) etwas zurückgebogen. Blüthenstand meist mehr oder weniger 
trugdoldig, locker oder etwas dicht. Blüthen klein, Aussenkelch 
und Kelchblätter fast stets dicht grau bis weissfilzig. Blumenblätter 
meist ziemlich dunkelgelb, nicht viel länger als die Kelchblätter. 


P. sordida Zimmeter Eur. Art. Pot. 12 (1884) erw. P. collina 
var. sordida Fries Summa veg. 171 (1846) erw. P. argentea var. 
sordida Fries Novit. ed. 1. VI. 89 (1823) ed. 2. 164 (1828). Koch 
Syn.,ed. 2. 238. 


Zerfällt bei uns in 3 Unterarten: 


A. P. Wibeliana') Pflanze kräftig. Stengel bogig 
aufsteigend, meist 2,5— 3,5 dm hoch, daher in der Tracht der 
P. argentea ähnlich, meist ziemlich dicht behaart. Grundständige nicht- 
blühende Rosetten fehlend. Untere Blätter ziemlich lang gestielt, obere 
sitzend mit eiförmigen, spitzen, ungetheilten oder oft zweispaltigen Neben- 
blättern. Blättchen verkehrt-eiförmig bis länglich-verkehrt-eiförmig, tief 
eingeschnitten gezähnt, jederseits mit meist 2—4 länglichen, stumpfen 
bis spitzlichen Zähnen (der Endzahn kürzer als die übrigen), 
unterseits ziemlich dicht silbergraufilzig, oberseits locker kurzhaarig. 
Blüthenstand ziemlich reichblüthig mit etwas aufgerichteten Aesten. 
Blüthen mittelgross.. Blüthenstiele auch in der Frucht gerade. 
Aussenkelchblätter länglich -linealisch, meist etwa so lang als die ei- 
förmigen spitzen Kelchblätter, beide dicht behaart. Blumenblätter länger 
als die Kelchblätter. 

An trockenen Wegrändern, an Abhängen, zwischen Gerölle, an- 
scheinend über das ganze Gebiet verbreitet, aber meist selten oder zer- 
streut, wenn die Angaben im südöstlichen Gebiete wirklich diese Unter- 
art (vielleicht eine Rasse derselben) betreffen. Bl. Mai—Juli. 

P. Wibeliana Th. Wolf Pot. Stud. II. 21 Anm. (1903). Domin 
Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 11. P. collina Wibel Prim. 
Fl. Werth. 267 (1799) im engeren Sinne. Zimmeter Eur. Art. Pot. 10 
(1884). Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VI. N. F. I. 211 (1898). 


1) S. II. 1. S. 294 Fussn. 2. 
46* 


794 Bosaceae. 


(Verbreitung der Unterart: Frankreich; Skandinavische Halbinsel; 
Russland.) x? 


B. P. Johanniniana'). Pflanze ziemlich kräftig. 
Stengel aufsteigend bis ziemlich aufrecht, mitunter bis 
über 3 dm hoch, locker behaart. Blättchen aus keilförmigem Grunde 
verkehrt-eiförmig, bis zur Mitte oder bis zum Grunde meist ziemlich 
tief eingeschnitten gezähnt. mit jederseite meist 4—6 spitzen Zähnen 
(der Endzahn verlängert, vorgezogen), unterseits graufilzig, 
oberseits spärlich behaart, grün, gewimpert. Blüthenstielein der 
Frucht gekrümmt. Blumenblätter länger als die ziemlich dicht- 
haarigen Kelchblätter. 

Auf sandigen Hügeln, an Wegrändern, in den Vorbergen um 
Verona, ausserdem nach Th. Wolf (Pot. Stud. II. 24) vielleicht in Süd- 
tirol: bei Trient: Gocciadoro (Gelmi) falls diese Pflanze nicht hibriden 
Ursprungs sein sollte. Am Südabhange der Alpen weiter zu suchen. 
Bl. Mai bis Juli. 

P. Johannminiäna Goir. Spec. morphogr. veg. Veron. 45 t. 3 (1875). 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 12. Th. Wolf Pot. Stud. II. 23. 


Hauptsächlich durch den lang vorgezogenen Endzahn der Blättchen von der 
vorigen Unterart verschieden. 


(Verbreitung der Unterart: Bisher nur im Gebiet.) 1] 


0. P. eu-sördida. Pflanze schwächer. Stengel schlaff, 
meist aus etwas niederliegendem Grunde aufsteidend, 
meist 2—3 (auch niedriger oder höher) dm hoch, mässig stark behaart. 
Grundständige, nichtblühende Rosetten fehlend oder einzeln vorhanden. 
Auch die mittleren Blätter meist noch ziemlich lang gestielt, mit ziem- 
lich breiten, eiförmigen, spitzen Nebenblättern. Blättchen aus schlank- 
keilförmigem Grunde länglich-verkehrt-eiförmig, nur oberwärts jederseits 
mit 2—3 eiförmigen bis länglichen, spitzlichen Zähnen (der Endzahn 
nicht vorgezogen, meist kleiner), unterseits ziemlich dicht graufilzig, 
oberseits fast kahl, grün, oft am Rande deutlich zurückgebogen. Blüthen- 
stand oft armblüthig, seltner (an kräftigen Pflanzen) reichblüthig, 
trugdoldig. Blüthen klein, mit meist ziemlich langen, dünnen Stielen. 
Aussenkelchblätter schmal-linealisch, etwa so lang als die eiförmigen 
Kelchblätter. Blumenblätter meist etwas länger als die Kelchblätter. 

Auf trockenen Hügeln, an Abhängen, der Typus nur im nord- 
östlichen Gebiete, in Brandenburg: Galgensee bei Schwiebus (Golenz!), 
Westpreussen in den Kreisen Neustadt, Carthaus und bei Danzig 
(Klinggräff nach Th. Wolf briefl.). 

P. eu-sordida A. u. G. Syn. VI. 724 (1904). P. collina var. 
sördida Fries Summa veg. 141 (1846) im engeren Sinne. P. argentea 
var. sördida Fries Novit. ed. 1. VI. 89 (1823) ed. 2. 164 (1828). 
P. sördida Zimmeter Eur. Art. Pot. 12 (1884) im engeren Sinne. 


1) Nach Fräulein Giaele Gioannini, 1875 Direetorin des Kgl. Mädchen- 
Gymnasiums degli Angeli in Verona, auf dessen Grundstück die Pflanze wächst 
(Goiran br.). 


Potentilla. 125 


= 


Durch Merkmale nähert sich diese Unterart bereits, besonders in gewissen 


Formen der nächsten Art, hat aber in ihrer Tracht, wie ja das Fries sche 
Synonym beweist, grosse Aehnlichkeit mit P. argentea, mit der sie auch sehr oft 
die Zurückrollung der Blättehen gemeinsam hat. Die Angabe Fries’, dass nicht- 
blühende Blattrosetten der Pflanze fehlen, ist nicht richtig, selbst an einigen uns 
vorliegenden Fries’schen Original-Pflanzen sind solche vorhanden. Hierher gehören 


B. humifüsa. Stengel sehr reich verzweigt, niederliegend, zwischen ihnen stets 


niehtblühende Blattrosetten. Blättchen fast stets flach, unterseits locker behaart. 
Blüthenstand reich verzweigt, sehr sparrig. 

Bisher nur in Schweden. 

P. sordida var. humifüsa Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 725 (1904). 
P. collina var. humifisa Fries Summa veg. I. 171 (1846). P. humifüsa Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 12 (1884). 
decipiens. Stengel am Grunde niederliegend, ausgebreitet, meist 
verlängert, oberwärts aufsteigend. Nichtblühende Blattrosetten häufig 
vorhanden. Untere Blätter meist 7zählig, obere 5- und 3zählig, 
mit linealisch -lanzettlichen, ungetheilten Nebenblättern. Blättchen 
flach, schwächer behaart, mit vorwärts gerichteten Zähnen. Blüthen- 
stand mit aufrechten, genäherten, schlanken, hin- und hergebogenen 
Aesten, wenigblüthig. Blüthen klein, mit in der Frucht gebogenen 
Blüthenstielen. Aussenkelchblätter wenig schmäler und meist etwas 
länger als die Kelchblätter. Blumenblätter kaum länger als die 
Aussenkelchblätter. 

Auf trockenen, grasigen Hügeln, auf Urgestein nur im Westen 
des Gebietes im Elsass, besonders im Öberelsass um Kolmar ver- 
breitet (Th. Wolf br.), bei Lyon: Saint-Genis (Jordan). Bl. 
Mai, Juni. 

P. sordida var. decipiens Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 
725 (1904). P. inaperta Jord. Cat. Jard. bot. Grenoble 23 (1849) 
nur der Name. P. decipiens Jord. Pugill. pl. nov. 65 (1852). 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 12. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 21. P. 
Petryana') Blocki nach Rouy u. Camus Fl. France VI. 190 (1900). 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) *] 


Hedrichii?. Pflanze stattlich mit meist über 4 dm 
hohen, kräftigen, in eine oft weitschweifige Trugdolde endigenden 
Stengeln. Zahlreiche nichtblühende Blattrosetten schon im zeitigen 
Frühjahre vorhanden. Grundblätter gross, fünfzählig, doch regel- 
mässig siebenzählige beigemischt, die Theilblättchen fast im 
ganzen Umfange gezähnt, an den Mittelblättchen jederseits 
5—7zähnig. Alle Blätter oberseits in der Regel kahl 
oder verkahlend, auf der Blattunterseite durch einen 
sehrdünnen gekräuselten Filz meist grauschimmernd,,. 
seltner fast verkahlend und dann grünlich. Stengel reich beblättert, 


Diedenhofen (Lothringen), wohl dem besten Kenner der Flora der Reichslande. Wir 
sind ihm für zahlreiche und werthvolle Mittheilungen zu Dank verpflichtet. 


2) Nach Johann Hedrich, * 17. Juli 1866 Wittmannow bei Wittingau 


(Böhmen), Inspektor des botanischen Gartens der böhmischen Universität in Prag, 
gutem Kenner der Böhmischen Flora (Domin br.). 


726 Rosaceae, 


Stengelblätter mit tief, scharf und reich (beiderseits 4—7) gezähnten 
Theilblättchen, das mittlere und seltner die zwei seitlichen mitunter 
3 spaltig. 

Mittelböhmen: Auf steinigen Stellen in dem Säzavathale bei 
Pikovie sehr häufig. Bl. Juni— August. 

P. sordida var. Hedrichii Domin Sitzb. Böhm. Ges. Wiss. 
1904. XIV. 5 mit Beschr. Taf. Fig. 1—3. P. Hedrichii Domin 
Prüv. po kvet. tesk& I. 22 (1904) nur der Name. 

Diese Rasse ist schon durch die reiche Bezahnung der Theilblättchen 


sowie durch die schwache Behaarung gut charakterisirt und stellt eine merk- 
würdige vom Typus der P. sordida nicht unwesentlich abweichende Pflanze dar. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) #1 

(Verbreitung der Unterart: Schweden; wohl auch im Westen 
und Osten des Gebietes.) x]? 

(Verbreitung der Art: Frankreich; Skandinavien; Russland; 
Italien.) * 


170. X. 172. P. canescens X sordida s. S. 741. 


173. (26.) P. Wiemanniana). 9. Stengel meist niederliegend 
oder bogig aufsteigend, meist niedrig, sich nur 0,5—1,5 dm hoch 
erhebend, schlaff, zwischen ihnen fast stets nichtblühende 
Blattrosetten. Untere Blätter fast stets 5zählig, seltner einzelne 
7zählige. Blättchen unterseits mehr oder weniger dicht 
graufilzig, jedenfalls stets mit deutlichem Filz zwischen 
den Striegelhaaren. PBlüthenstand arm- bis reichblüthig, meist 
ausgebreitet. Blüthen klein bis mittelgross, aussen meist graufilzig. 
Blumenblätter stets länger als die Kelchblätter. 

An sonnigen Hügeln, an Berglehnen, an Felsen, die bei weitem 
häufigste und verbreitetste Art der Gesammtart. Bl. Juni, August, ver- 
einzelt bis Herbst. 

P. Wimanniäna Günth. u. Schummel Cent. siles. exs. V (1813) 
mit Diagn., erw. [P. Wiemanniana]| Uechtritz 44. Jahresb. Schles. Ges. 
Vaterl. Kult, 1866. 82. ÖBZ. XXI (1871) 341. Fiek Fl. Schles. 132. 
P. Guentheri?) Pohl Tent. Fl. Boh. II. 185 (1815). Lehmann Monogr. 
Pot. 97 t. 10 erw. P. collina P. deffüsa Lehm. Rev. Pot. 98 (1856) erw. 


In der Tracht sich den Arten der Gruppe Aureae nähernd, durch den schlaffen 
niedrigeren Stengel von der vorigen und durch den deutlichen Filz zwischen den 


1) Nach dem Entdecker, dem Breslauer Arzte Dr. Wiemann, 7 1817. Wir 
bleiben bei der herkömmlichen Schreibweise Wiemanniana, obwohl die Autoren 
Wimanniana schrieben und diese Schreibweise seit Petunnikow (Acta Horti 
Petrop. XIV. 44 [1895]) wieder Aufnahme gefunden hat, weil in Flora VII (1824) 
64 ein offenbar competenter Schlesischer Botaniker —d (Beilschmied?) diese 
Schreibweise in Gegensatz zu Wim. für die richtige erklärt. Dr. Schube sandte 
uns eine vonWiemann geschriebene Etikette auf der eine fremde Hand (Henschel?) 
den Namen Wieman hinzugefügt hat. Das ie scheint also festzustehen. 


Ar m 
2) S: S. 651 Fussn. 2. 


Potentilla. DORT 


Striegelhaaren von der folgenden Art leieht zu unterscheiden. — Zerfällt in eine 
ganze Reihe von Unterarten und Rassen, von denen bei uns die folgenden in 
Betracht kommen : 


Uebersicht der Unterarten der P. Wiemanniana. 


A. Blüthen klein bis mittelgross. Stengel mehr oder weniger dicht 
filzhaarig, die längeren abstehenden Haare meist nur zerstreut, 
höchstens an den Knoten dichter. — Bl. meist nicht vor (Mai) Juni 
(vgl. indessen P. Sılesiaca). 

I. Blumenblätter etwa doppelt so lang oder länger als die Kelch- 
blätter. t 
a. Blüthenstand trugdoldig bis doldenrispig. Blättchen oberseits 
ziemlich dicht behaart. 
1. Blättchen jederseits mit 3—5 Zähnen. P. Silesiaca. 
2. (Mittlere) Blättchen nur, an der Spitze mit 3—4 unregel- 
mässigen Zähnen, jederseits nur 1—2. P. eu-Wiemanniana 
b. Blüthenstand traubig-rispig. Blättchen oberseits fast kahl. 
P. thyrsiflora. 
II. Blumenblätter nicht doppelt so lang als die Kelchblätter. Blätt- 
chen oberseits seidig behaart. P. Leucopolitana. 

B. Blüthen gross. Stengel besonders oberwärts und die Blattstiele mit 

abstehenden gebogenen weichen Haaren besetzt. Bl. April, Mai. 
P. praecox. 


A. P. Silesiaca!). Pflanze ziemlich niedrig, mit meist zahl- 
reichen grundständigen, nichtblühenden Blattrosetten. Stengel meist aus 
niederliegendem Grunde bogig aufsteigend, meist nicht über 1 dm hoch, 
meist ziemlich dicht behaart, nur oberwärts ästig. Blätter meist ziem- 
lich gedrungen, 5—7zählig, auch die unteren mässig lang gestielt, mit 
lanzettlichen, zugespitzten Nebenblättern. Blättchen aus kurz keil- 
förmigem Grunde verkehrt-eiförmig bis länglich-verkehrt-eiförmig, 
meist sehr deutlich nervig, jederseits mit 3—5, meist eiförmig- 
stumpflichen, gleichmässigen Zähnen, oberseits mehr oder 
weniger dicht mit etwas seidig glänzenden Haaren besetzt, unterseits 
dicht grau-schimmernd behaart. DBlüthenstand meist wenig- 
blüthig, meist nicht über 10 Blüthen tragend. Blüthen mit mässig 
langen, dünnen, in der Frucht gebogenen oder zurückgekrümmten Stielen. 
Aussenkelchblätter länglich-linealisch, meist nicht viel kürzer als die 
breiteiförmigen, spitzen Kelchblätter, beide dicht seidigfilzig, sich in der 
Frucht vergrössernd. Blumenblätter doppelt so lang als die 
Kelchblätter. 

Auf trocknen sandigen Hügeln, in Heiden bisher nur im nörd- 
lichen Schlesien, dort zerstreut (Fiek Fl. Schles. 133. Schube Verb. 
Gefässpfl. Schles. 179 [1903]) und im angrenzenden Posen und Polen; 
in der östlichen Provinz Brandenburg in den Kreisen Krossen, Züllichau- 


1) Silesiacus, Schlesisch. 


798 Rosaceae. 


Schwiebus und Öst-Sternberg, in letzterem bei Lagow und Schermeissel 
(Golenz!). Bl. April—Juni. 

P. Silesiaca Uechtritz 44. Jahresber. Schles. Ges. vaterl. Kult. 
1866. 82 (1867) ÖBZ. XXI (1871) 341. Zimmeter Eur. Art. Pot. 11 
Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 10. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. 
812. P. collina b) silesiaca Garcke Fl. v. Deutschl. 19. Aufl. 130 
(1871). A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 409 (1898). P. Wiemanniana 
c) silesiaca Garcke Fl. Deutschl. 16. Aufl. 149 (1890). 


Durch die Gestalt der Blättchen und der Rosetten bei oberflächlicher Be- 
trachtung an P. cinerea erinnernd, aber durch die aufrechteren starreren Blüthen- 
stände und die besonders oberseits nicht deutlich sternhaarigen Blättcehen leicht zu 
unterscheiden. — Wenn je eine Collina-Form aus der Verbindung der P. argentea 
mit der P. arenaria hervorgegangen sein sollte — Petunnikow (a. a, O.) leitet 
alle Collinae aus dieser Combination ab, was kaum angehen dürfte — so ist es die 
P. Silesiaca, denn an ihr lassen sich unter dem Mikroskop die zahlreichsten und 
unzweifelhaftesten Zackenhaare (unvollkommene Sternhaare) nachweisen, besonders 
am Blattrand. Die Unterseite der Blättehen ist gleichsam von einem Gemisch von 
groben Filzhaaren und mehrstrahligen Zackenhaaren bedeckt, ähnlich wie bei ge- 
wissen echten argentea X arenaria-Bastarden (Th. Wolf), 


(Verbreitung der Unterart: Nur im Gebiete.) *] 


171732. PP: vargentea X. Stlesiaca =.,8.«R42: 


B. P. eu-Wiemanniana. Pflanze mässig gross, mit zahl- 
reichen bis einzelnen nichtblühenden Blattrosetten. Stengel aufsteigend, 
oder seltner aus niederliegendem Grunde aufgerichtet, meist 1—2 (bis 3) dm 
hoch, meist ziemlich dicht weissfilzig, meist von der Mitte an ästig. 
Blätter fast stets 5zählig, die unteren meist lang gestielt mit schmal- 
lanzettlichen, spitzen Nebenblättern. Blättchen (wenigstens die mittleren) 
aus schlank keilförmigem Grunde verkehrt-eiförmig bis (bei den oberen 
fast alle) länglich-verkehrt-eiförmig, nur oberwärts ein- 
geschnitten gezähnt, jederseits mit nur 1—2 (an den Aussen- 
seiten der Seitenblättchen öfter mehr) unregelmässigen, gerade 
vorgestreckten, schmalen und spitzen Zähnen, oberseits 
mehr oder weniger dicht, anliegend behaart, unterseits + dicht grau- 
filzig. Blüthenstand locker, oft nicht regelmässig trugdoldig, 
die mittleren Verzweigungen oft hervorragend, daher doldig-rispig, 
oft ziemlich vielblüthig. Blüthen mit ziemlich dünnen, nach der Blüthe 
verlängerten, in der Frucht gebogenen, abstehenden oder zurückgebogenen 
Stielen, mittelgross bis klein. Aussenkelchblätter lanzettlich, meist etwa 
so lang als die länglich-eiförmigen Kelchblätter, beide dünn-graufilzig, 
sich in der Frucht nicht erheblich vergrössernd. Blumenblätter 
doppelt so lang als die Kelchblätter. 

Auf sandigen Hügeln, in Kiefernwäldern, auf Strandtriften, im 
West- und Ost-Preussen! (Abromeit Fl. Ost- u. Westpreuss. 238.) 
Posen (Pfuhl B. Sect. III. 23), in Schlesien! verbreitet. Die Angaben 
aus Böhmen nach Th. Wolf (briefl.) irrtümlich. Aus Bayern nicht mit 
Sicherheit nachgewiesen (Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg 
VII N.F.]I. 212 [1898]). In den Alpen anscheinend nur im östlichen 


Potentilla. 729 


Theile, westlich noch im südlichen Tirol (Th. Wolf Pot. Stud. I. 
21), fehlt anscheinend bereits in der Schweiz (Schinz u. Keller FI. 
Schw. 247). Mähren. Galizien, Ungarn, Siebenbürgen. Bl. (Ende Mai) 
Juni, Juli. | 

P. euw-Wiemanniana A. u. G. Syn. VI. 728 (1904). P. Wı- 
manniana Günth. u. Schumm. Exs. Schles. Cent. V (1813) mit 
: Diagnose, im engeren Sinne. Zimmeter Eur. Art. Pot. 12. Beitr. Kenntn. 
Gratt. Pot. 22. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 811. Poeverlein 
Denkschr. KBG. Regensburg VII. N.F. I. 212 (1898). Th. Wolf Pot. 
Stud. I. 21. P. brachyjloba Sauter ÖBZ. XXXIX (1889) 211 
z. T.? nicht Borb. s. S. 736. 


In der Tracht und der Dichtigkeit der Behaarung einigermassen veränderlich. 
Von wichtigeren Formen wäre zu erwähnen 
B. Hausmänni!). Blätter zum Theil 7zählig. Blättchen schwächer 
behaart, mit gekräuseltem Filz und oft dichteren, längeren Striegel- ' 
baaren, auch mit etwas reicherer Bezahnung. 
So bisher in Süd-Tirol. 
P. Wimanniana var. Hausmannı Th. Wolf Pot. Stud. II. 
22 (1903). P. Hausmanni Uechtritz in Herb. z. T. nach Th. 
Wolf a. a. ©. (1903). 


Oefter in Zwergformen. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) #1 


II. Wiemannioides. Pflanze grösser und kräftiger. Stengel 
aufsteigend, mitunter bis über 4 dm hoch, oft roth überlaufen, 
an Gartenexemplaren oft sehr dick und kräftig. Blätter 5-, selten 
7zählig. Blättchen länglich-verkehrt-eiförmig, jederseits mit 
meist 4-6 Zähnen, nur im unteren !/3—!/ı ohne Zähne, 
meist ziemlich dicht behaart. Aussenkelchblätter viel kleiner und 
kürzer als die Kelchblätter. 

Bisher nur in Galizien: Lesienice bei Lemberg (Blockil). 
P. Wiemanniana II. Wiemannioides Tb. Wolf A. u. G. 
Syn. VI. 729 (1904). P. Wimannioides Blocki Herb. 


Eine einigermassen kritische Pflanze, die wie Th. Wolf (br.) sehr richtig 
betont, vielleicht hibriden Ursprungs ist, vielleicht aber auch eine echte Rasse 
der P. Wiemanniana. Ist schon der Typus der Unterart der P, argente« 
(kleinen Formen derselben) im Aussehen sehr ähnlich, so tritt diese Aehn- 
lichkeit bei der Rasse Wiemannioides noch deutlicher, auch in der Grösse 


zu Tage, 
(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) Pl 
(Verbreitung der Unterart: Frankreich ; Nord-Italien; Balkan- 
halbinsel; mittleres und südliches Russland.) x 


171. X 173. B. P. argentea X ew- Wiemanniana s. 8. 742. 
B. x ©. P. eu-Wiemanniana X thyrsiflora s. S. 738. 


1) 8. I. S. 47 Fussn. 1. 


730 .  Rosaceae, 


©. P. thyrsiflöra. Pflanze mittelgross, zumeist mit einzelnen 
nichtblühenden Blattrosetten. Stengel aufsteigend oder niederliegend, 
meist 2—-3 dm lang oder länger. Untere Blätter 5—7zählig, die meist 
etwas genäherten stengelständigen 5zählig, mit lanzettlichen bis schmal- 
lanzettlichen Nebenblättern. Blättcehen verkehrt-eiförmig bis länglich- 
verkehrt-eiförmig, mit etwas kürzer keilförmigem Grunde, jederseits 
oft bis ziemlich tief herab mit 4—6 tief eingeschnittenen, länglichen, 
stumpfen bis spitzen, ziemlich gleichmässigen, etwas vorwärts gerichteten 
Zähnen, oberseits grün, kahl oder spärlich behaart, unterseits mehr 
oder weniger graugrünfilzig. Blüthenstand sehr locker, deutlich 
traubig-rispig, meist reichblüthig, die Zweige schlank, die unteren 
deutlich seitenständig, so gross oder kürzer als die oberen. Blüthen 
mit langen dünnen, auch zuletzt geraden oder fast geraden Stielen, 
ziemlich gross. Aussenkelchblätter länglich-lanzettlich, stumpflich, etwa 
so lang oder kürzer als die dreieckig-eiförmigen spitzen Kelchblätter, 
beide graugrün-filzig. Blumenblätter verkehrt-herzförmig, sich mit 
den Rändern meist nicht erreichend, doppelt so lang als die 
Kelchblätter. 

In trocknen Kiefernwäldern auf Hügeln, nur im östlichen Gebiete. 
In den Provinzen Posen! und Schlesien zerstreut; Westpreussen: Kr, 
Putzig: Pogorsch (Klinggräff, Th. Wolf briefl.), anscheinend in 
Östpreussen noch nicht beobachtet (vgl. Abromeit Fl. Ost- u. West- 
preuss. 238). Im Königreich Sachsen im Elbhügellande zerstreut (Th. 
Wolf Pot. Stud. I. 31). Bayern: Feldrain bei Stein südl. von Nürn- 
berg (A. Schwarz nach Th. Wolf briefl.. Polen, auch wohl in 
Mähren, Böhmen, besonders um Prag häufig. Galizien (Blocki!). In 
den Alpen sicher in Südtirol (Th. Wolf Pot. Stud. II. 22). Bl. Juni 
bis August. 

P. thyrsiflora Hülsen nach Zimmeter in Kerner Fl. exs. Austr. 
Hung. no. 446. Sched. II. 21 (1882). Eur. Art. Pot. 11 (1884). P. 
collina var. thyrsiflöra Hülsen nach Zimmeter a. a. O. (1882). A. u. G. 
Fl. Nordostd. Flachl. 409. P. Wiemanniäna var. grandiflöra Blocki 
nach Zimmeter in Kerner a. a. O. (1882). 


Durch die Form des Blüthenstandes, der stets mit deutlich seitenständigen 
kräftigen schlanken Aesten versehen ist, sehr ausgezeichnet, auch das lebhafte Grün 
der Blätter macht sie auffällig. 


Zu dieser Unterart gehört nach Th. Wolf (briefl.) auch als Rasse 


II. argenteiformis (P. argenteaeformis Kauffmann Flora v. Moskau 159 
[1869]. Trautv. Act. Hort. Petrop. VIII. 813 [1883]. Petunnikov Act. Hort. 
Petrop. XIV. 1. 39, 52 [1895]), besonders durch eine reichliche Bezahnung 
der Blättchen ausgezeichnet. — Bisher nur in Central-Russland ! 


Bei uns ändert die Unterart einigermassen in der Tracht und Grösse ab, 
bemerkenswerth erscheinen 
B. isosepala I). Pflanze dunkelgrün, meist grösser und kräftiger. Stengel bis 
über 3 dm hoch. Blättchen der grundständigen Blätter breiter, ziemlich schwach 
behaart. Blüthenstand meist sehr ausgebreitet. Blüthenstiele in der Frucht 


ayy on we gleich und sepalum Kelehblatt (modern-lateinisches Wort). 


Potentilla. 731 


oft gebogen. Aussenkelchblätter etwas breiter. — So bisher in Galizien. — 
P. thyrsiflora f. isosepala Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 730 (1904). P. iso- 
sepala Biocki Herb. — Wichtiger erscheint: 

C. Andrzejöwskiit). Stengel niederliegend oder aufgerichtet. Blätt- 
chen meist länglich-verkehrt-eiförmig, schmäler als beim Typus, unter- 
seits dicht-graufilzig, mit schmalen, fast linealischen, meist deutlich 
zurückgebogenen Zähnen. Blüthenstand oft fast doldentraubig mit 
.dicht behaarten Aesten und Blüthenstielen. Aussenkelch- und Kelch- 
blätter dicht behaart. 

Bisher nur in Galizien! mehrfach (Blocki!). 
P. thyrsiflora C. Andrzejowskü A. u. G. Syn. VI. 731 (1904). 
P. Andrzejowskii Blocki ÖBZ. XXXVIII (1888) 407. Zimmeter 

ı  Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 19. 

Eine eigenartige Pflanze, die in der Tracht sich oft ziemlich stark der 
P. argentea nähert, auch die diehtere Behaarung und die Zurückrollung der 


Blätter erinnert an diese Art. Es erscheint, wie auch Th. Wolf (briefl.) betont, 
ein hibrider Ursprung daher nicht ausgeschlossen. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) 1:*] 
(Verbreitung der Unterart: Westliches und mittleres Russland.) 
|* 


171. X 173.0. P. argentea X thyrsiflora s. S. 742. 

B. x C. P. eu-Wiemanniana X thyrsiflora s. S. 738. 

173.C. x 194. P. thyrsiflora X arenaria s. am Schlusse der 
Gattung. 


D. P. Leucopolitän«a?). Pflanze meist klein bis mittelgross, 
mit meist einzelnen, seltner zahlreichen, nichtblühenden Blattrosetten. 
Stengel meist aus niederliegendem Grunde aufsteigend, meist ziemlich 
dicht weiss- oder graufilzig. Blätter fast stets 5zählig mit lanzettlichen, 
sehr häufig mit einen schmalen Seitenzahn versehenen Nebenblättern. 
Blättchen aus schlank keilförmigem Grunde länglich-verkehrt-eiförmig, 
die oberen fast lanzettlich-verkehrt-eiförmig, jederseits mit meist 
nur 2—3 länglichen bis lanzettlichen, spitzen Zähnen 
und meist, wenigstens an den oberen, hervorragendem Mittelzahn, ober- 
seits mehr oder weniger dicht seidig bis graufilzig behaart, 
dunkelgrün, unterseits graufilzig behaart. Blüthenstand meist ausge- 
breitet, meist doldenrispig, nur auf den oberen Theil des Stengels be- 
schränkt, mit meist grauweiss behaarten Aesten und Bitenenklen, meist 
nicht sehr reichblüthie. Blüthen klein mit sehr dünnen, meist noch 
zuletzt aufgerichteten Stielen. Aussenkelchblätter länglich bis schmal- 
länglich, meist viel kürzer als die länglich- eiförmigen, spitzen Kelch- 
blätter. Blumenblätter nicht viel länger, jedenfalls nicht doppelt 
so lang als die Kelchblätter. 

Auf sandigen Hügeln, an Dünen, in lichten Wäldern. Die ver- 
breitetste Unktart im östlichen Theile des Norddeutschen Flachlandes 


1) S. S. 73 Fussn. 1. 
2) Zuerst bei Weissenburg (Leucopolis) im Elsass gesammelt. 


132 Rosaceae. 


zerstreut, Schlesien, Böhmen. In der oberrheinischen Ebene zerstreut 
(Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. 812, Poeverlein Denkschr. 
KBG. Regensburg VII. N. F. I. 215 [1898]), Niedere Schweiz. Im 
südöstlichen Gebiete anscheinend nirgend selten. Bl. Juni— August. 

P. leucopolitana J. P. Müller Arch. d. Fl. 272 (1858). Zimmeter 
in Kern. Fl. Austr.-Hung. no. 447. Sched. 23 (1882). Eur. Art. Pot. 
11. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 18. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s 
Syn. 812. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. 215 
(1898). P. Lindackeri‘) Tausch Flora II (1819) 466 z. T. (nach 
Originalexemplaren [K. Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 
9 ff.] eine fast stets sehr kleine, stark seidig schimmernde, striegelhaarige 
Form). P. eu-microdons?) Schur Enum. pl. Transs. 192 (1866). P. 
collina var. canescens Uechtritz nach Zimmeter a. a. O. (1882). P. 
Wiemanniana var. parviflöra Blocki nach Zimmeter a. a. O. (1882). 
P. collina D) Leucopolitana A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 408 
(1898). 


P. leucop. var. inclinita (Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 18. 
P. inelinata Presl Fl. Cech. 106 [1819] nicht Vill.) stellt eine zu P. thyrsiflora 
neigende Form dar. 


In der Tracht ebenso wie in einigen Merkmalen sehr veränderlich, zerfällt 
daher in eine Reihe von Formen, die sich in folgender Weise gliedern: 

A. Blättchen jederseits nur mit 2—3, selten vereinzelt mit 4 Zähnen, 
die Zähne nur in der oberen Hälfte oder von den mittleren Stengel- 
blättern aufwärts und im oberen !/s—!/ı, vgl. auch brachyloba 
mit 2—3 oder mehr Zähnen. 

I. Blättehen der unteren Stengelblätter tief gespalten, wenigstens 
etwa bis zur Mitte eingeschnitten mit länglichen bis lanzettlichen, 
spitzen Zähnen. 

a. Pflanze mit meist ziemlich zahlreichen nichtblühenden Blatt- 
rosetten. 


Schültzii3). Stengel meist schlaff, niederliegend, aufsteigend, 
meist nicht über 2 dm hoch, in der Cultur viel höher, meist mehr oder 
weniger dicht graufilzig. Blätter stets 5zählig mit schmal-lanzettlichen 
spitzen Nebenblättern. Blättchen länglich-verkehrt-eiförmig bis länglich- 
verkehrt-lanzettlich, unterseits dieht grauhaarig, oberseits graugrün mit 
länglich-lanzettlichen, spitzlichen Zähnen. Blüthenstand locker, trugdoldig- 
rispig, mässig vielblüthig. Blüthen etwas gross. Aussenkelchblätter läng- 
lich, stumpflich, meist nicht viel kürzer als die spitzen Kelchblätier, 
beide mehr oder weniger dicht graufilzig, sich in der Frucht vergrössernd, 
Fruchtstiele meist stark gebogen. — An trockenen uncultivirten Orten, 


1) Nach Johann Thaddäus Lindacker, * 1768 7 13. Nov. 1816 in Prag, 
Schichtmeister in Karlshütten. L. war in Schemnitz ein Schüler von Seopoli 
(s. U. 2 S. 177 Fussn. 1), der ihn für die Botanik begeisterte; er bereiste 1791 
mit Hoser und Preissler den Böhmerwald, ausserdem die Sudeten, Karpaten 
und Alpen (Maiwald br.). Sein werthvolles Herbar ging in den Besitz des Grafen 
Kaspar Sternberg (s. VI S. 303 Fussn. 2) über. Tausch (s. I. S. 34 Fussn. 2) 
beschrieb aus denselben ausser obiger Potentilla noch (Flora XIX [1836]) den 
bekannten Alpenrosen-Bastard Rhododendrum intermedium. 

2) Von wınodg klein und Ödods Zahn). 

3) S. S. 352 Fussn. 2. 


Potentilla. 733 


an Dünen. Durch das ganze Gebiet der Unterart anscheinend zerstreut. 

‘ Bl. bereits anfangs Mai. — P. leucopolitana var. Schultzi Th. Wolf in 
A. u. G. Syn. VI. 732 (1904). P., Schultzii P. J. Müller in F. Schultz 
Herb. norm. Cent. 3 no. 255 (1858) z. T. Cent. 5 no. 255 bis, Arch, de 
Fl. 272 nur der Name, Pollichia 1861. 104. Zimmeter Eur, Art. 11. 
Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 19. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. 
N.F. I. 203. Siegfried Exs. Pot. spont. eult. no. 137a. P. collina var. 
laxijlora F. Schultz Herb. nach Herb. norm. Cent, 5 no. 255 bis Zimmeter 
Eur. Art. Pot, 11 (1884). 


b. Pflanze ohne oder doch mit wenig zahlreichen nichtblühenden 
Blattrosetten. 


1. Vöckeil),” Stengel meist etwas steif, meist aufsteigend, mehr oder 
weniger dicht graufilzig. Blätter 5—7 zählig, mit aus breiteiförmigem 
Grunde zugespitzten Nebenblättern. Blättehen verkehrt-eiförmig bis 
länglich - verkehrt -eiförmig, das oder die mittleren oft bis zur Mitte 
3spaltig, dann die einzelnen Abschnitte wieder gezähnt, die übrigen 
jederseits mit 1—3 meist lanzettlichen spitzen Zähnen. Blüthenstand 
loeker oder etwas dicht. Blüthen klein. Aussenkelchblätter meist nicht 
viel kürzer als die spitzen Kelchblätter, beide aussen graufilzig, sich 
in der Frucht vergrössernd. Fruchtstiele meist aufrecht. — An sandigen 
Waldrändern sehr zerstreut. Bl. Mai—Juli. — P. Leucopolitäna var. 
Vockei Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 733 (1904). P. Vockei P. J. 
Müller in F. Schultz Herb. norm. Cent. 3 no. 254 (1858). Archiv. de 
Fl. 272, 291, 306 (18 ). P. inclindta A. Vocke Herb. nach F, Schultz 
a. a. ©. (1858) nicht Vill. 

2. Knäppii2). Stengel meist niederliegend, selten aufrecht, meist 1 bis 
3 dm lang. Blätter stets 5zählig mit aus mässig breiteiförmigem Grunde 
zugespitzten, meistens mit 2 schwachen Nebenzähnen versehenen Neben- 
blättern. Blättechen verkehrt-eiförmig bis länglich - verkehrt- eiförmig, 
unterseits dicht graufilzig, oberseits dicht auliegend behaart, grün, stark 
nervig, jederseits mit meist 3 an den unteren Blättern stumpflichen, 


1) Nach Adolf Vocke, * 21. Nov. 1821 Magdeburg, 7 1. Mai 1901 Nord- 
hausen (Quelle br.), früher Handelsgärtner daselbst. V. botanisirte in Polen, wo er 
diese Potentilla-Form sammelte, in der Provinz Brandenburg und Altmark, besonders 
um Potsdam, vor Allem aber in den Umgebungen Nordhausens, über welche er mit 
dem Lehrer C. Angelrodt daselbst ein systematisches Verzeichniss: Flora von 
Nordhausen und der weiteren Umgebung. Berlin 1886 veröffentlicht hat. Sein Herbar 
ging in den Besitz des Botanischen Gartens in Göttingen über. Ich erhielt von ihm 
Beiträge für meine Flora von Brandenburg und bin ihm für Führung im Süd-Harz 
im Herbst 1900 zu Dank verpflichtet. A. 

2) Nach Joseph Armin (Hermann) Knapp, * 14. Mai 1543 Alsö-Köröskeny 
(Nentra) (Degen br.), * 31. März 1899 Wien, Assistent am Botanischen Hof- 
museun daselbst, früher am Botanischen Institut in Klausenburg. K. erwarb 
sich Verdienste um die Flora seiner Heimat Oberungarn (Prodromus florae Comi- 
tatus Nitriensis ZBG. Wien XV. 89 [1865]) Slavoniens (Schulzer von Müggen- 
burg, A. Kanitz [vgl. I. S. 254 Fussn. 2]) und J. A. Knapp, Die bisher be- 
kannten Pflanzen Slavoniens a. a. OÖ. XVI. 1) und vor allem Galiziens und der 
Bukowina (Die bisher bekannten Pflanzen Galiziens und der Bukowina. Wien 1872) 
ein Werk, das wie sein Vorbild, das Neilreich’sche über Ungarn, bis jetzt keine 
Nachfolge gefunden hat und immer noch unentbehrlich ist. 1869 erforschte er im 
Auftrage von Ascherson und Kanitz die Flora Bosniens und der Hercegovina. 
1884 bereiste er NW.Persien. Die Arbeiten von K. zeichnen sich, wie die seines 
Freundes Kanitz, durch vollkommene Beherrschung der vielsprachigen Litteratur 
aus. Er besass umfangreiche (nach seinem Tode von Prof. Ign. v. Szyszylowicz 
erworbene) litterarische Sammlungen über die Flora Ost-Europas, die er in den 
letzten Jahren aber nur verwerthete, um Veröffentlichungen auf diesem Gebiete 
scharf und nicht immer gerecht zu kritisiren. 


734 Rosaceae. 


an den oberen spitzen bis spitzlichen, meist lanzettlichen Zähnen. 
Blüthenstand meist locker bis sehr locker, ziemlich reichblüthig. Blüthen 
klein. Aussenkelchblätter länglich, stumpflich, meist kürzer als die 
spitzeren Kelchblätter, in der Frucht kaum vergrössert, Fruchtstiele 
meist zurückgebogen. — Auf grasigen, sandigen Triften. Bisher nur 
aus Galizien ! vorliegend, aber wohl weiter verbreitet, — P. Leuco- 
politäna A.I.b. 2. Knappü A.u.G. Syn. VI. 733 (1904). P. Knappü 
Biocki OBZ, XXXIX (1889) 3. Zimmeter Beitr. Kenutn. Gatt. Pot. 19. 
— Steht der vorigen meist westlichen Abart ausserordentlich nahe und ist 
vielleicht besser mit ihr zu vereinigen. 
II. Blätteben mit wenig tief eingeschnittenen, eiförmigen bis läng- 

lichen stumpfen Zähnen. 

a. Blüthen mittelgross. 

1. Karöi!). Pflanze mit wenigen oder ohne nichtblühende 
Blattrosetten. Stengel meist ziemlich verlängert, oft hin- 
und hergebogen, schlaff. Blätter 5—7 zählig, mit meist aus 
eiförmigem Grunde zugespitzten, mit 1—2 Zähnen versehenen 
Nebenblättern. Blättchen länglich-verkehrt-eiförmig bis ver- 
kehrt-lanzettlich, unterseits dicht graufilzie, oberseits schwach 
behaart, jederseits mit meist 3 eiförmigen stumpfen Zähnen. 
Blüthenstand etwas dicht, ziemlich reichblüthig. Blüthen 
über 1 em im Durchmesser, ziemlich lang und dünn-gestielt. 
Aussenkelchblätter länglich, eiförmig, meist so lang oder gar 
länger als die spitzen Kelchblätter. Fruchtstiele zurückgebogen. 

Die verbreitetste Rasse. 

P. Leucopolitana A. II. a. 1. Karoi A. u. G. Syn. 
VI. 734 (1904). P. Karoi Uechtritz Herb. Zimmeter Beitr. 
Kenntn. Gatt. Pot. 18 (1889). Siegfried Pot. exs. spont. 
eult. no. 126. 

Die Originalpflanzen der P. leucopolitana stimmen mit der 
Uechtritz’schen P. Karoi fast vollständig überein, die Gestalt und 
die Zähnung der Blättchen, die Grösse der Blüthen und die Form der 
Aussenkelch- und Kelchblätter sind so gleichartig, dass wir nicht Be- 
denken tragen, diese Formen zu identifieiren. 


(Verbreitung der Rasse: Frankreich; Russland) % 
Weniger wichtig erscheint Er 


2. Borüssica2). Pflanze stets mit, oft mit mehreren nichtblühenden 
Blattrosetten. Stengel dünn, schlaff, etwas verlängert. Blätter oft 
ziemlich lang gestielt, die stengelständigen viel kleiner als die grund- 
ständigen, meist kaum halb so gross. Blättehen länglich-keilförmig. bis 
keilförmig verkehrt-eiförmig, jederseits mit 1—3 eiförmigen bis läng- 
lichen Zähnen, unterseits dicht graufilzig.. Blüthenstand etwas dicht, 


1) Nach Ferdinand Karo, * 6. Jan. 1845 Brest Litewsky (Frau Karo durch 
Rostafiüski br.), Apotheker in Blagowjestschensk am Amur, welcher in den 60er 
und 70er Jahren in Polen, namentlich um Losice botanisirte und dortige Pflanzen 
käuflich abgab (Karo ÖBZ. XVII. 396, XXI. 243, 247, Rostafinski ZBG. XXI. 
87). 1888 sammelte K. um Irkutsk, 1889 — 93 um Nertschinsk , von 1898 an am 
Amur 'bei Blagowjestschensk und an der Zea bei der gleichnamigen Stadt; die 
betr. Sammlungen wurden von J. Freyn in der ÖBZ. veröffentlicht und zwar 
Plantae Karoanae 1889—90, Pl. Kar. Dahuricae 1895—6, Pl. Kar. amuricae et 
zeaensae [sie!] 1901—3. 

2) Borussiecus aus Preussen. 


Potentilla. 135 


mit aufrechten Aesten, reichblüthig. Blüthen der vor. ähnlich. Aussen- 
kelchblätter länglich -eiförmig, erheblich kürzer als die sehr breiten 
spitzen Kelchblätter. Fruchtstiele aufrecht oder fast aufrecht. — Nur 
im nordöstlichen Deutschland in Ost- und Westpreussen, Posen und 
der Provinz Brandenburg beobachtet. — P. Leucopolitana A. II. a. 2. 
Borussica A. u.G. Syn. VI. 734 (1904). P. borussica Uechtritz Herb. 
Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 10 (1889). — Steht der vorigen 
und folgenden Abart sehr nahe. 


b. Blüthen sehr klein, bis etwa 8 mm im Durchmesser. 


Koernickeil). Pflanze klein und zierlich, meist nicht über 
1,5 dm hoch, mit nichtblühenden Blattrosetten. Stengel meist vom Grunde 
an ziemlich sparrig verzweigt. Blätter mässig lang gestielt mit breit- 
lanzettlichen, oft gezähnten Nebenblättern. Blättehen aus keilförmigem 
Grunde länglich-verkehrt-eiförmig bis schmal-keilförmig, unterseits schwach 
grau behaart, die unteren jederseits mit meist 2-, die oberen meist 
1förmigen bis breit-eiförmigen stumpfen Zähnen. Blüthenstand locker. 
Blüthen meist sehr lang gestielt. Aussenkelchblätter länglich, etwa so 
lang als die eiförmigen spitzen Kelchblätter, beide sich in der Frucht er- 
heblich vergrössernd, dünn grauhaarig. Fruchtstiele gekrümmt. — Bisher 
nur in Ostpreussen: Waldau Kr. Königsberg (Körnicke!). — P. Leuco- 
politana A. II. b. Koernickei A. u. G. Syn. VI. 735 (1904). P. Koernickei 
Uechtritz Herb. Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 19 (1889). Abromeit 
Fl. Ost- u. Westpr. 238. — Diese sehr eigenthümliche Pflanze ist wohl 
besser als Rasse zu betrachten, in der Cultur zeigte sie sich völlig samen- 
beständig! 


B. Blättehen jederseits meist mit zahlreicheren Zähnen, die Zähne auch 
bei den mittleren Blättchen der unteren Blätter unterhalb der Blatt- 
mitte oft fast am Grunde beginnend. 


I. Leucopolitanoides. Pflanze meist ziemlich kräftig, mit 
zahlreichen nichtblühenden Blattrosetten. Stengel meist 
sehr sparrig verzweigt, ziemlich dicht graufilzig. Blätter fast stets 
5zählig, die unteren lang, die oberen ziemlich kurz gestielt mit 


oh 

1) Nach dem Entdecker Friedrich August Körnicke, * 29. Jan. 1828 Pratau 
bei Wittenberg, Geheimer Regierungsrath in Bonn, 1849 Assistent am Kgl. Herbarium 
Berlin, 1856 Conservator am Kaiserl. Botanischen Garten zu St. Petersburg, 1859 
Docent, später Professor an der Landwirthsch. Akademie Waldau bei Königsberg in 
Preussen, 1867—1898 an der Landw. Hochschule Poppelsdorf bei Bonn. K. ver- 
öffentlichte werthvolle Monographieen wichtiger monokotyler Gruppen: Eriocaulaceae 
in Martius Fl. Bras. III. 1 fase. 33 (1863). Erioe monogr. supplementum. Linnaea 
XXVI. 561 (1856). Monogr. Marantac. Prodr. M&m. Soc. imp. nat. Moscou XI. 299 
(1859). Bull. S. nat. Mose. XXXV. 1 (1862). Monogr. der Rapateaceen. Linnaea 
XXXVI. 417 (1872). K. ist einer der hervorragendsten Vertreter der landwirth- 
schaftliehen Botanik (Handbuch des Getreidebaues von K. u. Werner. 2 Bände. 
Bonn 1885); er erwarb sich ausserdem grosse Verdienste um die Floren der Provinz 
Brandenburg und seiner Sächsischen Heimat, Ost- und Westpreussens (Beitrag zur 
Flora der Prov. Preussen und Posen. Physik. Ges. Königsb. III. 157. Zweiter Bei- 
trag a. a. O. V. 34 [1861]. Dritter Beitrag a. a. O. VIU. 1 [1867]), der Rhein- 
provinz und St. Petersburgs (Erinnerungen aus der Flora von Petersburg OBZ. 
XII (1863) 171, 248, 273 [durch Druckfehler 173]). Hier wären auch folgende 
wichtige monographische Arbeiten zu nennen: Ueber Bidens platycephala (= radi- 
atus) Bonplaudia VIII (1859) 222. Glyceria nemoralis (BZ. XXIV [1866] 121). 
Ich bin ihm seit einem halben Jahrhundert für wichtige Mittheilungen und werth- 
volles Material zu Dank verpflichtet (vgl. u. a. II. 1. S. 679, 712, wobei ich noch 
nachtragen muss, dass K. unsere Darstellung der eultivirten Triticum- und Hordeum- 
Formen revidirt hat). A. 


736 Bosaceae, 


lanzettlichen bis schmal-lanzettlichen, oft 2 spaltigen Nebenblättern. 
Blättehen aus keilförmigem Grunde eiförmig bis länglich- 
eiförmig, unterseits meist ziemlich dicht, oft schimmernd grau- 
filzig, jederseits (an den grösseren) mit 4—6 ziemlich schmalen, 
lanzettlichen bis länglich-linealischen, spitzen bis 
stumpflichen Zähnen. Blüthenstand zuletzt sehr locker, ausge- 
breitet. Blüthen ziemlich klein mit mässig langen Stielen. Aussen- 
kelchblätter länglich, stumpf, kürzer als die eiförmigen spitzen 
Kelchblätter, beide ziemlich dicht graufilzig, sich in der Frucht 
vergrössernd. 

Nur im östlichen Gebiete, dort anscheinend sehr verbreitet, 
von Siebenbürgen und Galizien! durch Polen bis Böhmen, Ost- 
und Westpreussen! 

P. Leucopolitäna var. Leucopolitanoides Domin Sitzb. K. 
Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 12. P. Leucopolitana Zimmeter 
in Kerner Fl. exc. Austr.-Hung. no. 447. Schedae II. 22 (1882). 
P. leucopolitanoides Blocki ÖBZ. XXXIX (1889) 50 (blosser 
Name). Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 18 (1889). P. pseudo- 
leucopolitana Zimmeter in Sydow u. Mylins Bot. Kal. 1887. 

Findet sich in Herbarien öfter mit dem Namen P. Lindackeri. Stellt 
vielleicht eine P. argentea X Leucopolitana dar. (Vgl. Th. Wolf inK. 
Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903 XXV. 12). 

(Verbreitung der Rasse: Bisher ausser im Gebiete, noch in 


Mittel-Russland [Th. Wolfl]). I*] 


II. brachylobat). Pflanze meist weniger kräftig, ohne oder 
mit nur sehr wenigen, nichtblühenden Blattrosetten. Stengel 
meist aufsteigend, bis etwa 3 dm hoch, ziemlich schlank, nur 
oberwärts verzweigt, meist schwach behaart. Blätter ziemlich klein, 
5 zählig, die unteren ziemlich lang gestielt mit lanzettlichen, spitzen 
Nebenblättern. Blättchen derb, aus keilförmigem Grunde läng- 
lich bis länglich-verkehrt-eiförmig, unterseits meist dicht. seidig 
schinnmernd behaart, jederseits mit 2—3 an kräftigen Exem- 
plaren zahlreicheren kleinen breiten, eiförmigen Zähnen. 
Blüthenstand dicht, fast trugdoldig. Blüthen ziemlich gross mit 
ziemlich langen Stielen. Aussenkelchblätter länglich - linealisch, 
etwa so lang als die eiförmig-spitzen Kelchblätter, sich in der 
Frucht wenig vergrössernd, dichter oder schwächer behaart. Frucht- 
stiele meist aufrecht oder schwach gebogen. 

Auf felsigem Boden, zwischen Gerölle nur im mittleren und 
nördlichen Ungarn! ‚Nach Zimmeter Eur. Art. Pot. 11 auch in 
Schlesien und Ostpreussen. Bl. Juni, Juli. 

P. Leucopolitana B. II. brachyloba Th. Wolt in A. u. G. 
Syn. VI. 736 (1904). P. collina var. brachyloba Borbäs Fl. 
Budap. 162 (1879). P. brachyloba Borbäs nach Zimmeter Eur. 
Art. Pot. 11 (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 19. Kerner Fl. 


1) Von $oaxyös kurz und Aoß6g Lappen (im elassischen Griechisch nur Leber- 
lappen). 


Potentilla. 137 


exs. Austr.-Hung. no. 2834. Siegfried Exs. Pot. spont. cult. 


no. 136. 
(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) #1 
(Verbreitung der Unterart: Frankreich; Dänemark ; Skandi- 
navische Halbinsel; Russland; Balkanhalbinsel.) * 


E. P. praecox. Pflanze meist niedriger mit zahlreichen nicht- 
blühenden Blattrosetten, Stengel sehr schlaff, niederliegend, bogig 
aufsteigend, meist ziemlich dünn und oberwärts dichter behaart, mit 
längeren gebogenen weichen Haaren besetzt, meist nicht 
über 2 dm lang. Blätter 5zählig, die unteren und mittleren meist 
ziemlich lang gestielt, mit aus eiförmigem Grunde lanzettlichen, zuge- 
spitzten Nebenblättern. Blättchen aus keilförmigem Grunde länglich- 
verkehrt-eiförmig, unterseits dicht seidig-grau, oberseits dünn seidig- 
behaart, jederseits mit 2—4 ziemlich tief eingeschnittenen, länglichen, 
stumpfen oder stumpflichen Zähnen. Blüthenstand ziemlich dicht, zuerst 
ziemlich dicht weissfilzig. Blüthen gross, bis 1,5 cm im Durch- 
messer, mit mässig langen Stielen. Aussenkelchblätter länglich, ziem- 
lich schwach behaart, kürzer als die aus breitem Grunde dreieckigen, 
spitzen, dichter behaarten Kelchblätter, sich in der Frucht wenig ver- 
grössernd. Blumenblätter viel länger als die Kelehblätter, breit, sich 
mit den Rändern berührend. Fruchtstiele gebogen. 

An Wegrändern, an Mauern, zwischen Gerölle auf Kalkboden. 
Bisher nur in der Schweiz bei Basel und Schaffhausen! mehrfach ge- 
sammelt. Die Angaben aus Südtirol sind irrtümlich (Th. Wolf Pot. 
Stud. II. 25). Bl. April, Mai. 

P. praecox F. Schultz 16/17. Jahresber. Pollichia 5 (1859). Herb. 
norm. Cent. 3. no. 850. Zimmeter Eur. Art. Pot. 11. Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 17. Th. Wolf Pot. Stud. II. 25. P. argentea X verna 
Focke Pfl.Mischl. 130 (1881). P. salisburgensis X argentea (sie!) 
Blocki nach Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 17 (1889). 


Nähert sich in der Tracht und durch die grossen Blüthen der Gruppe der 
Äureae, ist aber durch die weisslich schimmernde Behaarung und die sehr ver- 
längerten Blüthenstengel leicht kenntlich. (Die Blüthenstengel sind nicht 
selten bis 3 dm lang!) (Th. Wolt). 


(Verbreitung der Unterart: Bisher nur im Gebiete.) * 
(Verbreitung der Art: Skandinavische Halbinsel; Frankreich ; Ober- 
italien; Balkanhalbinsel; West- und Mittel-Russland.) 


B. x 0. P. eu- Wiemanniana X thyrsiflöra. Eine 
hierher gehörige Mittelform der P. Wiemanntana var. Hausmanni X 
Ihyrsiflora entsprechend sah Th. Wolf (Pot. Stud. II. 22 [1903]) aus 
Süd-Tirol. 


E2 


BUNTEN PN ennestens X Wiemanntana ? BISTEN 
171. X 173. P. argentea X Wiemanniana s. S. 742. 
173. x 174. P. Wiemanniana X Theodoriana s. S. 741. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 47 


738 Rosaceae. 


174. (27) P. Theodoriäna !). Pflanze meist niedrig, sich 
meist nicht über 1—2 dm erhebend, mit wenigen bis zahlreichen nicht- 
blühenden Blattrosetten. Stengel meist niederliegend oder aufsteigend, 
meist ziemlich schlaff. Blätter fast stets 5zählige. Blättchen aus 
meist langkeiligem Grunde verkehrt-eiförmig oder länglich - verkehrt- 
eiförmig, meist mit wenigen Zähnen, auch unterseits grün, mit 
längeren, geschlängelten, oft schimmernden Haaren be- 
setzt (der sonst für die Gruppe charakteristische gekräuselte Filz 
fehlend oder nur in Spuren). Blüthenstand meist nicht sehr reichblüthig. 
Blüthen kleiner bis mittelgross. Aussenkelch- und Kelchblätter etwa 
gleichlang, oder die ersteren kürzer, etwas schmäler und dunkler grün, 
beide meist locker behaart bis dünn graufilzig. 


An Wegrändern, an Felsen und Mauern in 3 geographisch ge- 
trennten Unterarten. Bl. Mai, Juni (Juli). 


P. Theodoriäna A. u. G. Syn. VI. 738 (1904). 


Wir haben für diese Art einen neuen die 3 geographisch getrennten Formen 
umfassenden Namen vorgeschlagen. Den ältesten Namen einer derselben P. Rhenana 
auf die ganze Art zu erweitern erschien nicht zweckmässig, da der Name sowohl 
wie die Beschreibung eine ganz bestimmte Furm betreffen und die Unterart als- 
dann hätte anders benannt werden müssen, Th. Wolf ist unseres Wissens der 
erste, der auf die systematische Zusammengehörigkeit der 3 hierher gezogenen Unter- 
arten (briefl.) aufmerksam gemacht hat. Es ist daher berechtigt die Art als P, 
Thheodoriana zu bezeichnen. Die Fassung des Namens ist bedingt durch die gleich- 
zeitige Existenz einer P, Wolfi und einer P. Wolffiana, die allerdings beide nur 
Bastarde sind. 


Uebersicht der Unterarten der P. Theodoriana. 


A. Blättchen tief bis über die Mitte des Blattes eingeschnitten, die 
Zähne lanzettlich, der Endzahn und auch öfter einige seitliche, oft 
mit verschmälertem Grunde ansitzend. P. Rhenana. 


B. Blättehen weniger tief eingeschnitten. 


I. Blattzähne lanzettlich oder länglich, spitz. Blättchen deutlich 
schimmernd behaart. P. alpiecola. 


II. Blattzähne eiförmig oder länglich, stumpf oder stumpflich. Blätt- 
chen höchstens in der Jugend etwas schimmernd behaart. 


P. Opizii. 


1) Nach Franz Theodor Wolf, * 13. Febr. 1841 in Bartholomä auf der 
Schwäbischen Alb in Württemberg, Dr. phil. W. studirte in Bonn neben seinem 
Hauptfache, der Geologie, eifrig Botanik unter Schacht und Hildebrand („Bei- 
träge zur Entwicklungsgeschiehte der Orchideen-Blüthe“ im Jahrb. f. wiss. Bot. IV. 
1865), wurde 1870 als Professor für Geologie und Mineralogie an die Universität 
Quito berufen und, nach Aufgabe dieser Stellung, 1875 zum Staatsgeologen der 
Republik Eeuador ernannt. 1891 kehrte er nach Deutschland zurück und lebt seit- 
dem als Privatgelehrter in Dresden, wo er sich, nach Herausgabe eines grossen 
Werkes über die Geographie und Geologie Eeuadors nebst Karte, wieder der Botanik 
zugewendet hat und speeiell seit etwa 8 Jahren Vorstudien zu einer allgemeinen 
Monographie der Potentillen betreibt. Vel. S. 664, 668. 


Potentilla. 739 


A. P. Rhenana'). Pflanze meist mit wenigen nichtblühenden 
Blattrosetten. Stengel schlaff niederliegend oder etwas starr, dann auf- 
steigend, meist nur bis 2 dm lang. Blättehen 5 zählig mit lanzettlichen, 
spitzen, ungetheilten Nebenblättern. Blätter aus schlank keil- 
förmigem Grunde oberwärts verbreitert, verkehrt-eiförmig bis länglich- 
verkehrt-eiförmig, unterseits schwach seidig glänzend behaart, an der 
Spitze tief eingescehnitten mit 3—5 (seltner noch kleinen seit- 
lichen) eiförmig-länglichen bis lauzettlichen, oft auch am Grunde 
deutlich verschmälerten, abstehenden Zähnen, meist an 
der Spitze fast oder ganz 3lappig erscheinend. Blüthenstand 
locker, ausgebreitet, mehr oder weniger reichblüthige. Blüthen ziemlich 
gross, etwa 1,5 cm im Durchmesser, ziemlich lang gestielt. Aussen- 
kelchblätter lanzettlich, wenig kürzer als die eiförmig-spitzen Kelch- 
blätter, beide sich in der Frucht vergrössernd. Blumenblätter viel länger 
als die Kelchblätter. Fruchtstiele gerade oder meist etwas, seltner stärker 
gebogen. 


An sonnigen Hügeln im Deutschen Rhein-! und Moselgebiete! 
anscheinend verbreitet. Bl. Mai, Juni (Juli). 


P. rhenana P. J. Müller in Schultz Arch. de Fl. 1858. 272. 
22.—24. Jahresb. Pollichia 154 (1866, nur der Name). Herb. norm. 
nov. ser. Öent. 8 no. 780. Zimmeter Eur. Art. Pot. 12 (1884). 


Eine durch die Gestalt der vorn fast 3 fingerig bis 5 fingerig getheilten Blättchen 
sehr ausgezeichnete, sehr constante Pflanze. 

(Verbreitung der Unterart: Frankreich?? Nach Th. Wolf [br.] 
sehr zweifelhaft, da von Rouy u. Camus verwechselt.) *]? 


B. P. alpicola. Pflanze meist klein, dichte Rasen bildend, 
meist mit ziemlich zahlreichen, nichtblühenden Blattrosetten. Stengel 
etwas starr, im Kreise herum bogig aufsteigend, meist nicht über 1,5 dm 
lang (in der Cultur viel grösser), mehr oder weniger dicht mit ab- 
stehenden, geschlängelten, weichen Haaren besetzt. Blätter fast stets 
5zählig mit breit-lanzettlichen bis lanzettlichen, öfter etwas gezähnten 
Nebenblättern. Blättehen aus mehr oder weniger schlank keilförmigem 
Grunde länglich-verkehrt-eiförmig, unterseits graugrün mit schimmernden 
Haaren ziemlich (dicht (oberseits zerstreut) besetzt, jederseits mit 
2—3 (an grossen Exemplaren noch mehr) länglichen bis ei- 
förmigen stumpfen oder stumpflichen Zähnen, die drei 
Endzähne öfter etwas verlängert, dann aber (an den Mittelblättchen) 
mehrere seitliche Zähne vorhanden. Blüthenstand zusammengezogen, 
etwas dicht. Blüthen ziemlich klein, nicht über 1 em im Durchmesser, 
ziemlich dünn gestiel. Aussenkelchblätter länglich, meist erheblich 
kürzer als die Kelchblätter, beide ziemlich dicht behaart, sich in der 
Frucht nicht: erheblich vererössernd. Blumenblätter nicht erheblich 
länger als die Kelcehblätter. Fruchtstiele aufrecht. 


1) Zuerst am Rhein (Rhenus) beobachtet. 
47* 


740 Rosaceae. 


An sonnigen Abhängen, Felsen, auf Kalk. Mit Sicherheit bisher 
nur in den Cottischen Alpen, im Canton Tessin (Th. Wolf briefl.) 
und im unteren Wallis, dort zerstreut (Th, Wolf Pot. Stud. I. 24). 
Wohl auch in den Seealpen. Für das südliche Tirol zweifelhaft. Die 
Angabe ähnlicher Formen bei Verona (Zimmeter) irrthümlich (Th. 
Wolf). Bl. Juni— August. 


P. alpicola. De la Soie Bull. Soc. Murith. V. 18 (1876). Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 12. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 21. Siegfried Exs. Pot. 
spont. eult. no. 145, 145a. Th. Wolf Pot. Stud. II. 24. 


(Verbreitung der Unterart: Bisher nur im Gebiete.) 11 


0. P. Opizii!). Pflanze meist mit ziemlich zahlreichen Blatt- 
rosetten. Stengel meist ziemlich schlaff, niederliegend oder aufsteigend, 
meist ziemlich dünn behaart. Blätter 5—7zählig, die oberen kurz ge- 
stielt mit meist aus eiförmigem Grunde lanzettlichen, meist ungetheilten, 
oft ziemlich kleinen Nebenblättern. Blättchen aus mässig lang keil- 
förmigem Grunde länglich-verkehrt-eiförmig, unterseits ziemlich dünn, 
nur in der Jugend schimmernd behaart, jederseits mit meist 3—5 
(—6) eiförmigen bis lanzettlichen spitzen, meist mehr oder 
weniger vorwärts gerichteten Zähnen, auch die vordersten meist nicht 
stark spreizend. Blüthenstand mässig dicht. Blüthen ziemlich klein, 
nicht über 1 em im Durchmesser, lang und dünn eestielt. Aussen- 
kelchblätter länglich-linealisch, etwa so lang als die eiförmig-spitzen 
Kelchblätter, beide ziemlich dünn behaart, sich i in der Frucht vergrössernd. 
Blumenblätter nicht viel länger als die Kelchblätter. Fruchtstiele mehr 
oder weniger gebogen. 

An Wegrändern, Abhängen im mittleren und südlichen Böhmen 
zerstreut. Bl. Juni— August. 


1) Nach Philipp Maximilian Opitz (später schrieb er sich Opiz), * 5. Juni 
1787 Caslau (Böhmen) 7 20. Mai 1858 Prag, als K. K. Kameral-Forstkonzipist im 
Ruhestande. ©. brachte durch eigene Sammlungen und als Leiter des ersten 
botanischen Tauschvereins, in welcher Eigenschaft er auf seine Zeitgenossen sehr 
anregend wirkte (vgl. seine Zeitschrift Naturalientausch 12 Nummern 1823—8), 
das werthvollste Material zur Flora Böhmens zusamnıen, dessen eigentlich wissen- 
schaftliche Verwerthung allerdings erst einer späteren Generation vorbehalten blieb 
(vgl. Celakovsky I 8. 230 Fussn. 2). ©. selbst veröffentlichte mit dem Grafen 
Berchtold (s. I. S. 345 Fussn. 1), F. A. Fieber und Seidl (s. II. 2. S. 325 
Fussn. 5) eine unvollendet gebliebene Oeconomisch-technische Flora von Böhmen, 
3 Bände, Prag 1836—43. O. ging in der Zersplitterung der Gattungen und Arten 
sehr weit und wurde so in letzterer Hinsicht ein Vorläufer des wissenschaftlich un- 
gleich bedeutenderem A. Jordan (s. VI 8. 109 Fussn. I). Vgl. Celakovsky, 
Opie a Jordan (Casopis tesk. mus. 1876 sv. 4). Seine Anschauungen sind in dem 
1352 in Prag erschienenen Namensverzeichniss Seznam rostlin kvöteny teske (Be- 
kanntmachung der Pflanzen der böhmischen Flora) niedergelegt. O.’s Pflanzen- 
sammlungen und Manuseripte bewahrt das Böhmische Museum in Prag. Vgl. über 
OÖ. und seine Schule die mit grosser Liebe geschriebenen Programmabhandlungen 
von V.Maiwald: Die Opizianische Periode in der floristischen Erforschung Böhmens, 
Braunau 1900 und 1901. Wir sind dem Verf. für zahlreiche Mittheilungen über 
böhmische Botaniker zu Dank verpflichtet. 


ee 


Potentilla, 741 


P. Opizüt K. Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. 9. P. 
Lindackeri Tausch Flora II (1819) 466 z. T.? (s. S. 732). Celakovsky 
ÖBZ. XXXIX (1889). Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 813. 
Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no. 135 nicht Tausch. P. adpressa 
Opiz Seznam 79 (1852) nur der Name. P. Guentheri ß. virescens 
Celak. Prodr. Fl. Böhm. 630 (1875). 


Celakovsky (ÖBZ. XXXIX [1889] 201) führt aus, dass diese Pflanze die 
Tausch’sche P. Lindackeri sei, denn sowohl die Beschreibung, dass sie „glänzend 
von angedrückten langen Haaren, besonders an der unteren Fläche‘ der Blätter sei, 
als auch die spätere Angabe Tausch’s (Flora XIII [1830] 560), dass seine Pflanze 
nur eine verkahlte Varietät der P. collina sei, passe auf diese allein in Böhmen 
vorkommende Unterart. Last not least hätte Tausch sie dann auch in seinem 
Herb. Bohem. no. 437b als P, Lindackeri ausgegeben. — Die spätere Unsicher- 
heit des Namens sei entstanden durch Vertauschung zweier Herbarzettel in Herb. 
Lehmann, resp. Kosteletzky (vgl. Celakovskf a. a. O). — Gegen diese 
Anschauung wendet sich Domin (Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 9—22). 
Nach Prüfung der Originalexemplare Tausch’s und Celakovsky’s kommt er zu 
dem Schluss, dass die Tausch’schen Originalpflanzen in den Formenkreis der 
P, Leucopolitana, die von Celakovsky aber zu verschiedenen Unterarten der 
Collinae gehören. Wir bezweifeln, dass Tausch 1819 bereits nur eine bestimmte 
Collina-Form unter seiner P, Lindackeri verstanden hat, und bei der so ganz all- 
gemeinen späteren Verkennung und Verwechselung der Pflanze resp. der Anwendung 
des Namens im verschiedenartigsten Sinne halten wie es für zweckmässig den 
Tausch’schen Namen trotz seines Alters fallen zu lassen, 


(Verbreitung der Unterart: Bisher nur im Gebiete.) l* 
(Verbreitung der Art: Frankreich??; Nord-Italien.) ?%] 


173. X 174. P. Wiemanniana X Theodoriana und zwar 
173. 0. X 174. ©. P. thyrsiflora X Optzii s. unten. 
170. X 172—174°? P. canescens X collina s. unten. 


Bastarde. 


173. X 174. P. Wiemanniana X Theodoriäna. (P. Do- 
miniäna!) A. u. G. Syn. VI. 741 [1904].) >!. Beobachtet als: 


173. 0. X 174. 0. P.thyrsiflora X Cptzii. Dieser Com- 
bination entspricht eine von Domin (Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 
1903. XXV. 20) beschriebene Form. In der Zahnung der Blättchen 
der ersteren in der Behaarung der letzteren ähnlich. 

Bisher nur in Böhmen: Bei V$enor (Celakovsky) und bei Prag: 
VyS8ehrader Schanzen (Domin). 1] 

170. X 172—174? P. ecanescens X collina? In der Tracht zur P. canes- 
cens neigende Formen der Gesammtart P. collina besonders der dazu gehörigen J”. 
sordida und P. Wimanniana sind in den Herbarien mehrfach zu finden, ohne dass 
jedoch der positive Beweis ihres hibriden Ursprungs geführt wäre. 


1) Nach Karl Domin, * 4. Mai 1882 in Kuttenberg (Böhmen), Dr. phil., 
Assistent am botanischen Garten der K. K. Böhmischen Universität in Prag (s. 8. 
668). Wir sind ihm für mehrfache Mittheilungen zu Dank verpflichtet. 


742 Rosaceae. 


171. X 172. P. argentea X sordida? |. Einen Bastard der 
P. argentea mit der Unterart P. Johanniniana stellt nach Th. Wolf 
(briefl.) wahrscheinlich P. Goirdnt!) (Zimmeter Beitr. Kennt. Gatt. 
Pot. 22 [1889]) dar. Dieselbe wurde von Goiran bei Verona ge- 
sammelt. Rigo sammelte die Pflanze bei Gargnano am Garda-See 
und gab sie als P. Sadleri (s. S. 710) aus, seine P. Goirani von dort 
ist /’. argentea tenwiloba. -— Sehr wahrscheinlich hibriden Ursprungs 
(P. argentea X ew-sordida) sind nach Th. Wolf (br.) von H. von 
Klinggräff in Westpreussen in den Kreisen Neustadt, Carthaus und 
bei Danzig gesammelte Exemplare. 


171. X 173. P. argentea X Wiemanniäna. Dieser Bastard 
ist von Th. Wolf (Pot. Stud. II. 26 [1903]) mehrfach in Tirol be- 
obachtet worden und zwar „P. argentea X Weimanmiana var. Haus- 
manni‘‘ am Guntschna-Berg bei Bozen und ‚„P. argentea X thyrsi- 
flora‘‘ Virgl und am Guntschna-Berg (P. superargentea X. bolzanensis 
Saut. nach Th. Wolf a. a. O. [1903]) bei Bozen und bei Trient. 
P. arg. X Silesiaca ist von Callier (Fl. Siles. exs. No. 1043 [1894]) 
als P. Scholzidna?) aus Lissa und Bojanowo in Posen ausgegeben 
worden und auch bei Nimkau in Schlesien beobachtet (Th. Wolf br.). 


Eine Reihe anderer Formen, die auch sicherlich einer Kreuzung einer P. collina 
mit P. argentea ihre Entstehung verdanken, sind nicht sicher zu deuten, theils tritt 
in ihnen die P. argentea („P. superargentea X eollina‘“), theils die P. collina 
(„P. supercollina X argentea* Th. Wolfa.a. ©. [1903]) mehr hervor. — Zu dieser 
Form gehört u. a. P. praecocioides Saut. OBZ. XXXVIII (1888) 113 XXXIX 
(1889) 211 wenigstens z. T. 


Die von Borbäs (in Baenitz Herb. Eur. No. 7413 Prosp. f. 1894. 3 [1893]) 
als P. Baenitzii3) benannte Pflanze, die er als P. argentea X Wiemanniana an- 
spricht, ist nach Th. Wolf (br.) nur eine Herbstform der typischen P, argentea mit 
Blattrosetten. 


Anhang zu den Collinae. 


Hierher gehört als Vertreter einer ausserordentlich kritischen Gruppe der 
Collinae Orientales (Th. Wolf briefl.): 


r P. radiäta. 2]. Pflanze kräftig. Stengel bis 2,5 dm hoch, ziemlich reich 
beblättert. Untere Nebenblätter sehr gross, braun, am Rande lang gewimpert. 
Blättehen mit ziemlich kurz keilförmigem Grunde, nur vorn tief eingeschnitten ge- 
zähnt, mit nur 3—7 Zähnen, unterseits seidig-langhaarig, dazwischen kurz flaumig. 
Blumenblätter wenig länger als der Kelch. (Nach Lehmann.) 

Nach Lehmann in Nord-Persien heimisch, nach Poeverlein (Denkschr. 
KBG. Regensburg VII. N. F. 197 [1888]) in Bayern in Regensburg (Loritz) 
verwildert. 

P. radiata Lehmann Ind. sem. hort. bot, Hamb. 1849, coll. Add. 9 (1850). 
Rev. Pot. 127 t. 45. Celakovsky ÖBZ. XXXIX (1889) 250. Poeverlein a. a. O. 
(1889). 


1) 8. II. 1. S. 659 Fussn. 3. 

2) Nach Karl Scholz, * 12. Aug. 1858 Kapsdorf Kr. Trebnitz 7 16. Mai 
1903 Warmbrunn (br. Mitth. seiner Witwe Frau Gertrud S.), Drogist daselbst, 
früher Apotheker in Bojanowo (Prov. Posen), um die dortige Flora verdient. 

3)#8. 1.98. 17 Busen! ie 


Potentilla. 743 

Die Stellung und Deutung dieser Art ist ausserordentlich unsicher, es ist sogar 

fraglich, ob sie, wie Celakovsky annahm, zu den Collinae gehört. Aus dem 
Lehmann’schen Herbar ist sie verschwunden (Th. Wolf br.). 


b. Orthötrichae!) (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 760 
[1904]. S. 8. 760. 


Uebersicht der Gruppen der Orthotrichae. 
8.8. 160, 761. 


9. Tanacetiföliae?) (Lehmann Rev. Pot. 5. 55 [1856|] 
z. T.] Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 760 [1904)). 
8.1760. 


Hierher verschiedene Asiatische Arten; in Europa nur: 


P. pimpinelloides. >). Stengel aufrecht, oberwärts ästig, be- 
blättert, meist mit 3—5 Laubblättern besetzt, wie die Blüthenstiele 
abstehend behaart und drüsige. Blüthenstand reichblüthig, dicht oder 
zuletzt locker. Grundblätter mit vielen, meist 15—25 Blätt- 
chen und fingerförmig eingeschnittenen, mit grossen 
linealisch-lanzettlichen, spitzen Abschnitten versehenen 
Nebenblättern. Blättchen ziemlich gleichgross, sparsam behaart, 
die oberen oft zusammenfliessend, eiförmig bis rundlich, seltner schmäler 
eingeschnitten gezähnt, mit stumpfen bis spitzlichen bis 6 mm langen 
Zähnen. Blüthen gross bis 1,5 em Durchmesser. Die länglich-eiförmigen 
Aussenkelchblätter meist etwa so lang als die eiförmigen spitzen Kelch- 
blätter, beide behaart. Blumenblätter fast verkehrt-herzförmig, sanft 
ausgerandet, länger als der Kelch, hellgelb. 

An steinigen Plätzen, auf Geröllhalden, bisher im Gebiete nur im 
Banat bei Versee (Janka in Mag. Ak. Math. &s term. közl. XII 
No. 8. 166 als P. Vistiänii nach Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 9 
[1889] angegeben; nach A. v. Degen (br.) beruht aber diese Angabe 
auf einer Verwechselung mit P. supina. Vielleicht doch auch im süd- 
östlichen Gebiet aufzufinden. Bl. Mai. 

P. pimpinelloides L. Spee. pl. ed. 1. 497 (1753). Lehmann 
Rev. Pot. 191. Zimmeter Beitr. Gatt. Pot. 9 (1889). Nestl. Monogr. 32 
t. 2 fig. 1. Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no. 3a! 

Diese ausserordentlich charakteristische Art kann keinesfalls neben P., supina 
gestellt werden, selbst wenn die im Herbarium schlecht controllirbare (nach Th. 
Wolf zweifellos richtige) Angabe, dass ihre Blüthen gelb sind, richtig ist; sie 
gehört nach allen Merkmalen in die Verwandtschaft der P. tanacetifolia, ist auch 


keinesfalls einjährig, wie die vorliegenden Exemplare beweisen. Zu ihr gehören 
einige Rassen, von denen bei uns in Betracht kommt 


1) Von 6odög gerade und Yei& Haar. 

2) Nach der Sibirischen P. tanacetifolia (Willd. Magaz. Ges. Naturf, Fr. 
Berlin VII. 286 [1813]). Das Vorkommen dieser Art in Siebenbürgen wird von 
Simonkai 218 mit Recht bezweifelt. 


744 Rosaceae, 


B. Visiänii!l), Stengel aufrecht, bis über 3 dm hoch, oberwärts gabelig ver- 
zweigt, drüsig, meist dunkelrothbraun gefärbt. Untere Blätter meist nur 
mit 5—7 Fiederpaaren. Blättchen aus keilförmigem Grunde läng- 
lich-eiförmig, grob gesägt mit jederseits nur 2—3 (—4), an den 
oberen meist nur 1—2 Sägezähnen, unterseits auf den Nerven spärlich 
behaart. Blüthenstand locker, Aussenkelchblätter linealisch, spitz, Jänger 
als die eiförmigen Kelehblätter. Blumenblätter gross, verkehrt-eiförnig, 
ausgerandet, etwa doppelt so lang als die Kelchblätter, heiigelb. 

Bisher nur in Serbien. 

P. pimpinelloides ß. Visidmü A. u.G. Syn. VI. 744 (1904). P. pimpinelloides 
Pan?. Verh. ZBG. Wien VI. (1856) 487 nicht L. P. Visianii Pant. Mem. Ist. 
Venet. X. 433. (1861) XI. 480 (1864). Fl. prine. Serb. 273 (1874). Zimmeter 
Eur. Pot. 17. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 11. Nyman Consp. 223. P. . poterüfolia 
Vis. u, Pant. Mem. Ist. Venet. X, 433 (1861) nicht Boiss, 


Hierher gehört auch die nach Th. Wolf (briefl.) den Typus der Art dar- 
stellende Rasse A. Tanaitica?) (P. tanaitica Zinger Bull, Soc. nat. Moscou 
III. 69 [1882]), in Süd-Russland mit weniger eingeschnittenen Blättern, — Die 
völlige Identität der P. Tanaitica mit der typischen P. pimpinelloides ist bereits 
von Petun nikow (Act. Hort. Petrop. XIV. 1. 50 [1895]) hervorgehoben 
worden. 


(Serbien; Südrussland; Armenien; Kaukasus.) 


10. Riväles (Th. Wolf Pot. Stud. II. 11 [1903]. Acephalae?) 
Lehmann Rev. Pot. 191 [1856]. Poeverlein Denkschr. KBG. 
Regensb. VII. N.F. I. 152 [1898] Annuae s. Acephalae 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 5 [1884]. Potentillastrum*) Focke 
Abh. Naturw. Ver. Bremen X. 414 [1889] in Hallier-Wohl- 
farth Koch’s Syn. 806 [1892]. S. 8. 670. 

Zerfällt in etwa 18 Arten, von denen in Europa nur unsere 3 
vorkommen. 


Uebersicht der Arten der Riväles. 


A. Blätter alle oder doch die unteren geliedert, Blüthen nach dem 
Verblühen abwärts gebogen. P. supina. 
B. Blätter 3- oder 5zählig, selten vereinzelte untere mit 3—5 spaltigem 
Mittelblättchen. Blüthen auch nach dem Verblühen aufrecht. 
I. Stengel und Blätter von geraden Haaren rauhhaarig. P. Norvegica. 
II. Stengel und Blätter von gekrümmten weichen Haaren zottig. 
P. intermedia. 


175. (28.) P. supina (rum.: Serintitöre, Gälbenuse), GQ—). 
Stengel einzeln oder zu mehreren, niederliegend oder aufsteig ir 
seltner aufrecht, meist 0,7—5 dm lang, meist wiederholt gabelästig, 
abstehend weichhaarig. Grundständige Blätter gefiedert, mit 
meist 5—9 (—11) Blättehen und ungetheilten breit ei- 
förmigen spitzlichen Nebenblättern. Stengelblätter 3—5 zählig 
(selten 7zählig). DBlättchen ziemlich gleichgross, keilförmig - elliptisch 


18, 1. 8. 88 Eussn, 1 

2) Am Flusse Don (Tanais) im Gouv. Orel in Süd-Russland gesammelt. 
3) Von « privativum und xepa/n Kopf, wegen der fehlenden Rosetten, 
4) 8. S. 695 Fussn, 3. 


Potentilla. 745 


oder an den oberen länglich, eingeschnitten gesägt, beiderseits grün, 
die oberen herablaufend, daher zusammenfliessend. Blüthen zahlreich 
an den letzten Verzweigungen in traubenförmigen Wickeln, länger oder 
kürzer gestielt mit nach dem Verblühen abwärts gebogenen 
Stielen. Deckblätter der Blüthen sämmtlich laubartig, 
verkehrt-eiförmig-lanzettlich, oft noch 2—3theilig. Aussenkelchblätter 
lanzettlich bis länglich-lanzettlich, meist länger bis viel länger als die 
eiförmigen spitzen, locker behaarten Kelchblätter. Blumenblätter klein, 
gelb, verkehrt-eiförmig, mitunter an der Spitze ausgerandet, so lang 
oder kürzer als die Kelchblätter, sich mit den Rändern nicht erreichend. 
Fruchtachse sich stark vergrössernd, schwammig. 

An feuchten überschwemmt gewesenen Stellen, an Ufern, Teich- 
rändern, gern auf Dorfstrassen fast im ganzen Gebiete zerstreut, stellen- 
weise, so in den Alpenländern, im nordwestlichen Deutschland und in 
Belgien selten. Steigt wohl nicht über 600 m (Th. Wolf Pot. Stud. I. 
12). Häufig eingeschleppt und unbeständige. Bl. Juni bis Herbst. 

P. supina L. Spee. pl. ed. 1. 497 (1753). Koch Syn. ed. 2. 235. 
Lehmann Rev. Pot. 193. Zimmeter Eur. Art. Pot. 5. Focke in Hallier- 
Wohlfarth Koch’s Syn. I. 806. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensb. VII. 
N.F.I (1898). Th. Wolf Pot. Stud. I. 12. II. 12. Nyman Consp. 223 
Suppl. 110. Fl. Dan. XIII t. 2175. Sturm Fl. Deutschl. fasc. 91 t. 1. 
Comarum Flavum Roxb. Cat. hort. Beng. 39 (1814). Fl. ind. II. 521 
(1824). P. prostrata Haenke It. Sud. nach Pohl Tent. Fl. Boh. II. 181 
(1815) nicht Moench und anderer. P. supina «. vulgäris Spenner Fl. 
Frib. III. 759 (1829). Comarum supinum Alefeld BZ. XXIV (1866) 262. 


Bemerkenswerthe Abänderungen sind 


A. deeüümbens. Niederliegend. — Die bei weitem häufigste Form (Freyn ÖBZ. 
LII. 62 [1902]). 


B. limösa. Stengel aufrecht oder etwas aufsteigend, ganz oder fast ganz un- 
verzweigt. — So besonders an schlickigen Ufern. — P. supina ß. limosa 
Boenningh. Fl, Monast. Westph. 154 (1824). Lehmann Rev. Pot. 193. P. limosa 
Zimmeter Eur. Art. 5. Nyman Consp. 223. P. supina ß. ereeia Spenn. Fl. 
Frib. III. 759 (1829). Fucke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 307. Abromeit 
Fl. ©. u. W. Preuss. 232. P. supina a) altissima Schur Enum. pl. Transs. 189 
(1866). P. P. supina ß. terrestris Formänek Kvöt. Moravy rak. Slezska II 
t. 870 (1896). Domin Sitzb. Böhm. Ges. Wiss..1903 No. XXV. 5. 

C. elätior. Pflanze in allen Theilen höher und kräftiger als der Typus, sehr 
spärlich behaart. — Selten. — P. supina ß. elätior Lehmann Nov. stirp. pugill. 
IX. 74 (1831) Rev. Pot. 193. P. Garipensis!) E. Mey. Flora XXVI (1843) 
Bes. Beilage 92, 94 nur der Name. 


II. incäna. Pflanze kleiner, in allen Theilen dicht grauhaarig. — Bisher wohl 
nicht im Gebiete, im Mittelmeergebiete zu erwarten. — P. dentieulosa Ser, in 


DC. Prodr. II. 537 (1825). P. denticulata Wall. Num. list 1029C (1828, 
blosser Name). P. supina ß. aegyptiaca Vis. Pl. Aegypt. Nub. 21 (1836). P. 


supina ö. incana Lehmann Rev. Pot. 193 (1856). — Nach Th. Wolf (br.), 
nur eine unbedeutende Standortsform, da er aus Samen der sehr charakteris- 
tischen Pflanze aus Aegypten den Typus erzog. — Eine ähnliche Form ist 


y. villosiuscula (Peterm. Fl. Lips. exe. 381 [1838] vgl. Th. Wolf Pot, Stud. I. 13). 


1) Nach dem Garip (Oranje-Rivier) in Süd-Africa, an dessen Ufern die Pflanze 
vorkommt. 


746 Rosaceae 


b. mierophylla!) (Siegfr. IIerb.). Blätter halb so gross als beim Typus. 
— Selten mit dem Typus. 

Beck unterscheidet (Fl. Nieder-Oesterr. 752 [1892]) @. typica von 
der durch tiefer eingeschnittenen Blättchen ausgezeichneten ß. discissa. 
Blättchen fast gefiedert, an den untersten die Sägezähne nochmals ein- 
geschnitten. — Eine var. ternata (Peterm. Anal. Pflzschl. [1846]) mit stets 
3zähligen Stengelblättern. 


(Dänemark; Frankreich; Italien; Balkanhalbinsel; süd- 
liches und mittleres Russland; Africa; Asien.) * 


175. X 176? P. supima X Norvegica® s. S. 747. 
176. (29.) P. Norvegiea. © und © bis 9. Der vorigen Art 


ziemlich ähnlich, aber meist kräftiger und stärker. Stengel meist 
einzeln, seltner zu mehreren, aufrecht oder aufsteigend, meist 1,5 —5 dm 
hoch, oberwärts meist rispig verzweigt, abstehend rauhhaarig, die 
grösseren Haare am Grunde verdickt. Blätter 3zählig oder die 
erundständigen mitunter gefiedert, 5—7zählig mit breit eiförmigen bis 
länglichen, selten lanzettlichen, spitzen, ganzrandigen, seltner unterwärts 
grob gezähnten Nebenblättern. Blättchen aus keilförmigem Grunde 
verkehrt-eiförmig bis länglich, an den oberen bis länglich-lanzettlich, 
am Grunde ganzrandig, sonst gleichmässig grob gesägt mit spitzlichen 
oder spitzen Zähnen, abstehend rauhhaarig. Blüthen zahlreich, an 
den letzten Verzweigungen in traubenförmigen Wickeln meist ziemlich 
(dieht gestellt, länger oder kürzer gestielt, auch nach dem Ver- 
blühen aufrecht oder abstehend. Deckblätter der oberen 
Blüthen klein, meist nur 3—4 mm lang, eiförmig bis lanzettlich, 
spitz. Aussenkelchblätter breiter, meist etwa so lang oder kürzer, seltner 
länger als die rauh behaarten derberen Kelchblätter. Blumenblätter 
klein, verkehrt-eiförmig, etwas ausgerandet, sich mit den Rändern wohl 
erreichend, kürzer als die Kelchblätter. Früchtehen kaum gefurcht, 
seltner stark gefurcht. 

An feuchten überschwemmt gewesenen Orten, an Ufern, in Fisch- 
teichen, in Torfstichen. Im norddeutschen Flachlande nur im Osten!! 
in Mecklenburg bereits fehlend, aber bei Hamburg und in Schleswig- 
Holstein, sonst im nordwestdeutschen Flachlande nur einmal bei Meppen 
beobachtet. Niederlande nur eingeschleppt (Prodr. Fl. Bat. I. 2. 517). 
In Böhmen zerstreut!! (Celakovsky Prodr. Fl. Böhm. 632, 901), Ker. 
Sachsen zerstreut, in Thüringen selten, im südlichen Deutschland sehr 
selten, in Bayern als wilde Pflanze fehlend, nur eingeschleppt (Poever- 
lein Denkschr. KBG. Regensb. VII N. F. I. 153 [1898]) bei Regens- 
burg (Loritz), dort in Gärten noch jetzt, bei München: Nymphenburg 
(Woerlein) und in Nürnberg: am Gewerbemuseum (Kaufmann). 
In Württemberg nur einmal bei Wangen: Reipertshofen beobachtet. In 
Baden nur bei Stockach und Freiburg: Waldsee (Thellungn. Neu- 
berger BV. Bad. IV. 200 [1900]) und in Elsass nur bei der Orangerie 
bei Strassburg gefunden. Schweiz: Zürich: Belvoir (Schröter Ber. 
Schw. BG. XI. 201). Salzburg: Hinter dem Hafnerbad (Pichlmayr 


1) Von wuıxoög klein und pöAAo» Blatt. 


Potentilla. 747 


ÖBZ. XVII [1867] 20). Nordtirol: bei Innsbruck (Th. Wolf Pot. 
Stud. II. 12). Südtirol sehr selten. Niederösterreich; Mähren selten 
(Oborny Beitr. 4); Ungarn; Galizien; (für Siebenbürgen nach Si- 
monkai 218 sehr zweifelhaft); Polen. Steigt wohl nicht über 1000 m. 
Oft verschleppt und unbeständig. Bl. Juni bis September. 

P. norvegica L. Spec. pl. ed. 1. 499 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
235. Lehmann Monogr. Pot. 153. Rev. Pot. 198. Zimmeter Eur. 
Art. 6. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 807. Poeverlein 
Denkschr. KBG. Regensb. VII. N. F. I. 152 (1898). Th. Wolf Pot. 
Stud. I. 14 II. 12. Nyman Consp. 228 Suppl. 112. Fl. Dan. II 
t. 797. Sturm Deutschl. Fl. fasc. 92 t. I. P. monspeliensis ?) Güldenst. 
Reise I. 192 (1787). P. trifoliata Gilib. Exere. phytot. 361 (1792). 
P. dichötoma*) Moench Meth. 659 (1794). P. geminiflöra Schrank 
Syll. pl. Rat. I. 216 (1823) nicht Zimmeter. P. grandiflöora fl. minöre 
Pall. nach Ledeb. Fl. Ross. II. 36 (1844). P. grossa und P. mille- 
gräna Dougl. nach Lehmann Rev. Pot. 198 (1856). P. fragariaefölia 
Hoppe Pl. exs. nach Liehmann a. a. O. (1856). 


In der Tracht ziemlich veränderlich, auf lockerem, nährstoffreichem Boden 
(also besonders in Gärten) werden die Pflanzen gross und robust und die Theilung 
besonders der Grundblätter wird stärker. Nicht selten theilen sich die beiden oder 
eins der seitlichen Blättchen, so dass das Blatt fast fingerförmig 5 zählig erscheint. 
Noch häufiger aber ist das Vorkommen gefiederter Blätter, die nach Wahlenberg 
(vgl. Flora V [1822] 294), Mertens und Koch (Deutschl. Fl. III. 546) auf 
Spaltung des Endblättehens in 2 (selten 4) weitere seitliche und ein Endblättchen 
zurückgeführt werden kann, Die Variabilität der Blattform und ihre Annäherung 
an die der P. supina ist besonders von Scharlok an zahlreichen Culturen 
studiert worden (vgl. Abromeit Fl. O. u. W. Preuss. 223)!! — Solche grosse 
robuste Exemplare erinnern, wie Abromeit a.a. O. sehr richtig bemerkt, lebhaft 
an grünblätterige Formen der P, intermedia, von der sie sich jedoch durch steifere 
borstliche Behaarung, die blassgelben abstehenden Blumenblätter, die meist kürzer 
als der Keleh sind, sowie durch die in der Frucht stark vergrösserten Kelchblätter 
unterscheiden. An manchen Orten scheinen Formen mit dieser stärkeren Theilung 
eine grosse Constanz zu zeigen und nicht nur Standortsabänderungen zu sein, da 
sich die Theilung auch an schwächlichen Exemplaren erhält. Solche Formen, viel- 
leicht z. T. auf Bastarde mit P. supina (?) zurückzuführen, bedürfen näheren Studiums. 


An dürren oder später trocken werdenden Orten erreicht die Pflanze oft nur 
wenige cm Höhe und nimmt oft einen dünnen schlaffen Stengel an, wodurch sie 
dann gleichfalls sehr an manche Formen der £. supina erinnert (f. parvula 
Domin Beih. B. Centr.bl. XVI. 333 [1904, blosser Name], Sitzb. Böhm, G. Wiss. 
1904 No. XIV. 2. 


Was die Lebensdauer dieser Art betrifft, so sind darüber die Angaben in den 
Floren verschieden, bald wird die Pflanze als 1- und 2jährig, bald als ausdauernd 
angegeben. Dass die Pflanze mitunter einjährig sein kann, beobachteten wir z. B. 
an (Hunger-) Formen in als überflüssig zurückgesetzten Aussaattöpfen des Berliner 
botanischen Gartens, Unter günstigeren Vegetationsbedingungen ist sie (von der- 
selben Aussaat) nur im zweiten Jahre blühend beobachtet worden, was auch Th. 
Wolf bestätigt. Derselbe hat die Pflanze auch sicher ausdauernd beobachtet, und 
zwar in 3- und 4jährigen Exemplaren; nach ihm zugegangener briefl. Mittheilung 
des Missionärs Hettasch dauert sie in Labrador wenigstens 3 Jahre aus. 

Von Abarten sind zu erwähnen: 


1) dıydrowog gabeltheilig. 
2) S. S. 748 Fussn. 2. 


748 Rosaceae, 


B. värians. Pflanze meist sparriger. Grundblätter alle oder doch zum Theil 


fingerlörmig oder gefiedert, 5- (selten bis 7-) zählig, — Auf fettem Boden nicht 
selten, oft mit dem Typus vgl. oben. — JP. Norvegica B. varians A. u. G. 


Syn. VI. 748 (1904). P. varians Moench Meth. 658 (1794) nach Lehmann 
Rev. Pot. 199. P. ruthenica Willd. Spee. pl. II. 2, 1097 (1800). Nyman 
Consp. 229. P. difüsa Willd. Enum. pl. Hort. Berol. I. 555 (1809). Ser, in 
DC. Prodr. II. 579. P. ruthenica ß. difrısa Nestl. Monogr. 93 (1816). Leh- 
mann Monogr. 44. P. norvegica var. Sprengel Syst. II. 540 (1825). Turez. Bull. 
Soc. nat. Mose. XVI. 610 (1843). P. norvegica y. degeneräta Lehmann Rev. Pot. 
199 (1856). P. norvegica f. pinguis Petunnikow Seript. bot. hort. Univ. Petrop. 
XIII t. II (1896). 

Die von Lehmann (Rev. Pot. 199) und anderen als Synonym dieser 
Form eitirte P. visurgina 1) (Weihe in Rehb. Fl. Germ. exe. Add. 871 [1832]) 
gehört, wie bereits Beekhaus (10. Jahresb. Westf. Prov. Verein f. 1881. 96) 
und Ueehtritz (bei Aschers. Verh. BV. Brand. XXIV. 77 [1882]) nachwiesen, 
gar nicht zur P. Norvegica, sondern zu der öfter mit ihr verwechselten P. 
intermedia. 

II. Monspeliensis?). Ganze Pflanze stärker behaart. Stengel meist steifer 
und dicker, weniger verzweigt. Blättchen meist ziemlich breit mit stumpfen 
bis stumpflichen Zähnen. — Einheimisch wohl nur in Nord-America, bei 
uns wohl nur eingeschleppt. (Frankfurt a. M.!) — P. Norvegica II, Mon- 
speliensis A. u. G. Syn. VI. 748 (1904). P. Monspeliensis L. Spee. pl. 
ed. 1. 499 (1753). Nyman Consp. 228. ?. hirsuta Rich. in Mich. Fl. Bor.- 
Am. I. 303 (1803). Hook. Fl, Bur.-Am. I. 193. Lehmann Monogr. Pot. 155. 
P. Morisoni3) DC. Cat. pl. hort. Monsp. 1813, 135. Ser. in DC. Prodr. I. 
573. P. norvegiea ß. hirsita Torr. u. Gray Fl. N.Amer. I. 436 (1839) vgl. 
Cham, u. Schlechtd. Linnaea II. 25 (1827). Lehmann Rev. Pot. 199. — Wohl 
sicher eine Rasse. 

(Nördliches Europa (in England wohl nur eingeschleppt]; 
Russland; Kaukasus; Sibirien; Nord-America.) I* 


175. X 176. P. supina X Norvegica s. S. 747. 


177. (30.) (7.) P. intermedia. 9) und Q@. Stengel meist aus 
bogigem Grunde aufsteigend, oberwärts aufrecht, meist 2—4 dm hoch, 
schon unterhalb der Mitte verzweigt, mit meist ziemlich zahl- 
reichen, sperrig aufrecht-abstehenden Aesten, daher locker doldenrispig, 
reichblüthig, von sehr weichen gekräuselten Haaren mehr oder weniger 
filzig, öfter noch von längeren weichen Haaren zottig. Grundständige 
Blätter stets 5 zählig, ebenso die Stengelblätter, nur die obersten 3 zählig, 
mit meist halbeiförmigen zugespitzten, mit einem oder wenigen groben 
Zähnen versehenen Nebenblättern. Blättchen der grundständigen 
Blätter verkehrt-eiförmig (bis länglich-verkehrt-eiförmig), mit kurz- 


1) An der Weser, in Alterthum Visurgis, gesammelt. 

2) Magnol (s. II. 1. S. 346 Fussn. 3) hatte Linn& die Pflanze aus Mont- 
pellier (lateinisch Mons Peliensis oder Passulanus [die älteste urkundliche Form 
975 Pestellarius Egli Nom. geegr. 619]) gesandt, und letzterer hielt sie deshalb 
dort für heimisch. Magnol hatte die Pflanze aber aus aus England erhaltenem 
Samen erzogen (vgl. Loret und Barrandon Fl]. Montp. II. 808). 

3) Nach Robert Morison, * 1620 Aberdeen + 10. Nov. 1683 London, seit 
1669 Professor der Botanik in Oxford, vorher Director des botanischen Gartens des 
Herzogs Gaston von Orl&ans (Bruder Ludwig’s XIII) in Blois a. d. Loire, Verf. von 
Hortus regius Blesensis Lond. 1669 und Plantarum historia universalis Oxonii 1680 
3 Bände mit 296 Tafeln. Namentlich durch letzteres Werk ist M. wohl der be- 
deutendste Vertreter der systematischen Botanik im 17. Jahrh. vor Tournefort. 


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Potentilla. 749 


keilförmigem Grunde, mitunter das mittlere gestielt, grob-gesägt, beider- 
seits zottig, grün, die der oberen länglich-verkehrt-eiförmig mit ziem- 
lich lang-keilförmig verschmälertem Grunde, an den mittleren Stengel- 
blättern das mittlere Blättchen oft 3theilig, alle mit meist eiförmigen 
oder schmäleren, stumpfen oder spitzlichen Zähnen. Blüthen ziemlich 
klein, auf ziemlich langen dicht filzigen Stielen. _Aussenkelchblätter 
länglich bis elliptisch-spitzlich, etwa so lang als die aus breiteiförmigem 
Grunde spitzen Kelchblätter. Blumenblätter goldgelb, meist kürzer als 
der Kelch. Griffel über dem Grunde verdickt. Fruchtstiele aufrecht. 
Früchtehen geflügelt-gekielt. 

An Wegrändern an Grasplätzen, besonders in der Nähe von 
Mühlen, Bahnhöfen ete., hauptsächlich seit dem Jahre 1870 aus Russ- 
land eingeschleppt (vgl. Heidenreich ÖBZ. XXI [1871] 166. XXI 
[1872] 81. Ascherson und Uechtritz Verh. BV. Brandenb. XXIV 
[1882]. Sitzb. 74. XXXI [1890] 138), jetzt an vielen Orten im nörd- 
lichen Deutschland gefunden, hie und da völlig eingebürgert. Bereits 
1842 und 1848 in Ost- und Westpreussen beobachtet (Abromeit Fl. 
Öst- und Westpr. 236); schon 1825 auf Mauern in Vlotho a. Weser 
(Weihe). Vgl. Höck Beih. B. Centr.bl. IX. 414. Bl. Juni— August. 

P. intermedia L. Mant. I. 76 (1767) z. T. Fries Summa veg. I. 
170 (1841). Lehmann Rev. Pot. 103 t. 4!. Aschers. u. Uechtr. Verh. 
BV. Brandenb. XXIV f. 1882. Sitzb. 74 (1883) XXXIL (1890) 138 
(1891). Zimmeter Eur. Art. Pot. 10. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 17. 
Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 810. Abromeit Fl. Ost- u. 
Westpreuss. 236. Nyman Consp. 225. Suppl. 110. P. diffusa Rehb. 
Fl. Germ. exc. Add. 870 (1832) nicht Willd. P. visurginat) Weihe 
in Rehb. Fl. Germ. exe. Add. 871 (als Synonym von P. diffusa) (1832) 
vel. Uechtritz bei Aschers. a. a. O. (1882). P. ruthenica Steud. Nomenel. 
bot. II. 389 (1841). Freyn Bot. Centralbl. V. 107 (1884) nicht Willd. 
P. digitäto-flabelläta A. Br. u. Bouch& Ind. sem. hort. Berol. 1851. 
Add. 3 (1852). Nyman Consp. Suppl. 110. 

Diese Pflanze ist häufig verkannt und besonders mit der in der That ähnlichen 
P. Norvegieca verwechselt worden. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde 
die Pflanze fast allgemein als P. digitato-fabellata bezeichnet, die angeblich aus 
Nord-America stammen und hauptsächlich durch das bei P. intermedia nicht seltene 
Merkmal des dreispaltigen Mittelblättchens ausgezeichnet sein sollte. Th. Wolf (br.) 
hält die Pflanze für einen Art gewordenen Bastard von P. Norvegiea mit P. argenlea. 

Von der wie bemerkt ähnlichen P. Norvegica unterscheidet sich P. ınıermedıa 
durch die weiche flaumige Behaarung, durch längere genäherte Blumenblätter, die 
ungesägten lineal-lanzettlichen Hochblätter und die bei der Fruchtreife nicht ver- 
grösserten Kelche (Abromeit). 

In der Tracht einigermassen wechselnd, je nach dem Standorte, die Pflanze 
schattiger Orte sind meist sehr kräftig, hellgrün, die sonnigen, womöglich etwas 
trockner Orte sind steifer, diehter behaart, daher etwas grau und haben nicht selten 
roth überlaufene Stengel. Bemerkenswerth sind folgende Formen, 

A. typica. Blätter auf der Blattunterseite ganz dünn behaart, so grün wie auf 
der Oberseite. — So bei uns viel seltener, — P. intermedia «, Ijpiea Rupr. 

Fl. Ingr. 322 (1860) erw. einschliessl. y. composita. Abrom. Fl. Ost- u. West- 

preuss. 237 (1898). P. argentea y. virescens Fr, Nov. Fl. Suee. ed. 2, 164 


1) 8. S. 748 Fussn. 1. 


750 RBosaceae. 


(1828). P. intermedia «. campestris Fr. Mant. III. 44 (1842) (die Fries’sche 
Pflanze eine kleine Form trockner Standorte). 

B. Heidenreichii!). Pflanze reichlicher behaart. Blättchen unterseits dichter 
behaart, dicht graugrün-filzig, — So bei weitem am häufigsten. — P. inter- 
media var. Heidenreichii Focke in Hallier- Wohlfahrth Koch’s Syn. I. 870 
(1892). A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 408. P. intermedia ß. canescens Rupr. 
Fl. Ingr. 322 (1860). Abrom. Fl, Ost- u. Westpreuss. 237 nicht P, canescens 
Bess. P. digitato-Nabelläta Heidenreich ÖBZ. XXI. (1871) 169. XXII. (1872) 
86 nicht A. Br. vgl. oben. P. Heidenreichii Zimmeter Eur. Art. Pot. 10 (1884). 
— Th. Wolf (br.) und Petunnikow halten diese Form für P. intermedia X 
argentea. Dieser Bastard müsste dann aber gleichfalls constant geworden sein, 
da er bei uns an den meisten Fundorten constant und zwar meist allein auf- 
tritt, wie wir durch eigene Beobachtungen bestätigen können. 


(Schweden; nördliches Russland.) | 


171. X 177. P. argentea X intermedia? s. oben und am Ende 
der Conostylae. 


Aus der Gruppe der Persicae (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 670 [1804]) 
in Europa nur P. Nevadensis (Boiss. Elench. 40 [1838]) in Spanien. Die einzige 
bis Europa reichende Art dieser interessanten Gruppe, deren Arten z. T. gefingerte, 
z. T. gefiederte oder fast gefiederte Blätter besitzen. Die 10 übrigen nahe ver- 
wandten Arten sind auf das Persisch-Armenische Hochland beschränkt und zeigen 
in jeder Beziehung nahe Verwandtschaft mit den ausdauernden Rivales, nur ist ihr 
Griffel lang ausgezogen. Man hat P. Nevadensis neben P, aurea stellen wollen 
(Zimmeter), eine Ansicht, die absolut irrthümlich ist. Am nächsten verwandt 
ist P. Nevadensis der P. pulvinaris (Fenzl Pugill. Pl. nov. Syr. 6 [1842]). 
(Nach Th. Wolf). 


11. Rectae (Lehmann Rev. Pot. 81 [1856]. Zimmeter Eur. 
Art. Pot. 18. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. 
NAEH. 185 [1898]).7 87 SH. 


Ausser unseren Arten in Europa noch: P., Taürica (Willd. 
Magaz. Ges. Naturf. Fr. Berlin VII. 291 [1813]. Lehmann Rev. Pot. 
81. Zimmeter Eur. Art. Pot. 8) in der Krim und in Rumelien mit 
B. Bornmwelleri2) (P. Bornmülleri) Borb. Vasvär. növen. floräja 
[Geogr. en. Castriferrei] 311 [1888]), die gleichfalls durch lange weisse 
.Haare ausgezeichnet ist. Grundständige Blätter 5zählig, meist klein. 
Blättchen mit lang keilförmigem Grunde und vorgezogenem Endzahn 
mit angedrückten, fast schimmernden Haaren. — Bulgarien: Varna. — 
Nach Zimmeter auch P. Detommaäsii3) ([Dethomasii) Ten. Fl. Nap. 
I. 285 [185 ]. Lehmann Rev. Pot. 106. Zimmeter Eur. Art. Pot. 8. 
P. Thomdsii +) Ser. in DC. Prodr. II. 576 [1825] nieht Haller fil. und 


1) 8.1 8. 327 Fussn. 1. Heidenreich, * 9. April 1819, wurde in Tilsit 
am 20. April 1901 ermordet. 

2) Nach Joseph Friedrich Nieolaus Bornmüller, * 6. Dee. 1862 Hildburg- 
hausen, seit 1904 Custos des Herbarium Haussknecht in Weimar, 1887—9 Inspector 
des botanischen Gartens in Belgrad, welcher 1886 in Dalmatien, Montenegro, der 
Hercegovina, Bosnien, Bulgarien, Brussa und Griechenland, 1887—9 in Serbien, 1889 
und 1890 in Kleinasien, 1891 in Thasos, Athos und auf dem Thessal. Olymp, 
1891—3 und 1902 in Persien, 1897 in Syrien und Palästina, 1900 in Madeira und 
auf den Canarischen Inseln (diese Angaben nach Borum br.) werthvolle Pflanzen- 
sammlungen machte. Auch in Mitteleuropa hat B., dem wir werthvolles Material 
verdanken, vielfach botanisirt, besonders auch in den Alpen. 

3) Nach Carlo Antonio de Tommasi, * 17 ? + 18 ? Neapel, welcher in 
Calabrien botanisirte und seine Sammlungen Tenore mittheilte (Saecardo II. 107). 

4) Nach Tenore (Fl. Nap. IV. Syll. 73) durch Druckfehler für Detommasii 
entstanden. 


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Potentilla. al 


nicht C. A. Meyer), in Italien, der Balkanhalbinsel und den Orient, 
mit der sich dem Gebiete nähernden Rasse B. holosericea (P. holo- 
sericea Griseb. Spie. Fl. Rum, et Bith. IT. 99 [1843]. Lehmann Rev. 
Pot. 111 t. 38. Zimmeter Eur. Art. Pot. 8) in Bulgarien und Serbien, 
— Für P. tomentösa (Ten. Fl. Neap. IV. 293 [1830]. Lehmann Rev. 
Pot. 105), die zu den Argenteae gehört s. S. 705, wurde nach Th. Wolf 
briefl. eine kleinblüthige Abart der P. Detommasii oder vielleicht eine 
P. Detommasii X hirta gehalten und vertheilt. 


Uebersicht der Arten. 


A. Blättehen länglich-verkehrt-eiförmig bis länglich. Stengel zerstreut 
oder locker mit den langen Haaren besetzt, überwiegend kurzhaarig, 
sehr häufig drüsig. P. recta. 

B. Blättehen meist schmal, meist linealisch. Stengel dicht, bei weitem 
überwiegend mit langen Haaren bedeckt, niemals mit Drüsenhaaren. 

P. hirta. 

C. Blättehen verkehrt-eiförmig, wie der Stengel dicht behaart. Pflanze 

stets mit Drüsenhaaren. P. Adriatica. 


Gesammtart P. reeta (178—180). 


178 (31.) P. reeta. 9. Stengel meist steif aufrecht oder 
aufsteigend, ziemlich diek, meist 2—5 dm hoch, selten höher, unter- 
wärts unverzweigt, oberwärts gabelästig, von kurzen Härchen 
dicht oder etwas locker zottig, zwischen diesen von langen Haaren 
rauhhaarig-zottie. Grundständige Blätter 5—7 zählig, lang gestielt, mit 
dem Stengel ähnlich behaarten Stielen, Stengelblätter 5—7- oder die 
obersten nur 3zählig, die untersten mässig lang gestielt, die oberen 
kurz gestielt oder sitzend, mit meist ziemlich grossen länglich-lanzettlichen 
bis linealischen ungetheilten oder besonders an den obersten einge- 
schnittenen Nebenblättern. Blättchen länglich-verkehrt- 
eiförmig bis länglich, am Grunde keilförmig verschmälert, dort 
oft ein kurzes Stück, meist nicht !/a der ganzen Länge ohne Zähne, im 
übrigen Theil aber regelmässig grob bis eingeschnitten gesägt, beider- 
seits grün und rauhhaarig, mit eiförmigen bis lanzettlichen spitzen oder 
stumpflichen Zähnen. Blüthenstand meist reichblüthig doldenrispig, oft 
sehr gross. Blüthen ansehnlich. Aussenkelchblätter länglich-linealisch 
bis eiförmig-länglich, meist kürzer als die eiförmig-lanzettlichen Kelch- 
blätter, beide dicht langhaarig, zuletzt nervig. Blumenblätter verkehrt- 
herzförmig, so lang oder wenig bis viel länger als die Kelchblätter. 
Früchtchen runzlig, fast geflügelt gekielt. 

An sonnigen, oft buschigen und steinigen Abhängen, an sonnigen 
Waldrändern im südlichen und mittleren Gebiete zerstreut, in den 
Alpen meist nicht häufig, wohl nicht über 1000 m ansteieend. Im 
norddeutscher Flachlande vielleicht nirgends ursprünglich einheimisch, 
wohl nur eingebürgert, so in der Provinz Posen selten und in der 
Provinz Westpreussen (Abromeit Fl. Ost- und Westpreuss. 235) sehr 
zerstreut; an anderen Orten hin und wieder verschleppt, aber meist 
bald wieder verschwindend, Bl. Juni, Juli. 


752 Rosaceae, 


P. recta Spec. pl. ed. 1. 497 (1753). Koch Syn. 'ed. 2.236: 
Lehmann Rev. Pot. 82. Zimmeter Eur. Art. Pot. 8. Poeverlein Denkschr. 
KBG. Regensburg VII. N. F. I. 186. Nyman Consp. 224. Suppl. 110. 


Ziemlich veränderlich. Ausser unseren Formen gehören u. a. hierher noch 
divariedta (Lehmann Rev. Pot. 84 [1856]. P. divarieäta Poir. Eneyel. bot. 
Suppl. IV. 540 [1816]) in Corsica, 

Die Eintheilung der zu dieser Art gehörigen Formen bereitet grosse Schwierig- 
keiten; wie schon Focke (in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 809) bemerkt, lassen 
sich selbst die Formenkreise der pilosa von den übrigen nicht immer sicher ab- 
grenzen. Noch schwieriger gestaltet sich die Systematik der übrigen Gruppen. Das 
Merkmal der dunkleren Färbung der Pflanze und der kleineren dunkleren Blüthen 
gegenüber den Pflanzen mit hellerem Grün und grösseren hellgelben Blüthen, welches 
zwar für die Pflanzen der Deutschen Flora verwendbar erscheint, lässt bei Be- 
trachtung der europäischen oder auch schon mitteleuropäischen Pflanzen völlig im 
Stiche. Denn einerseits haben entschieden der pallida nahestehende Pflanzen kleine 
Blüthen und rothe Stengel, andererseits finden sich grossblüthige dunkelgelbe, bald 
finden sich 5-, bald 7zählige Blätter, kurz fast alle Combinationen lassen sich bei 
einem grossen Material herausfinden, Focke vermuthet wenigstens bei den Garten- 
formen Bastarde, und diese scheinen auch zahlreich vertreten. Wir haben sehr 
lange geschwankt, welche Merkmale wir für die Eintheilung dieses Formenkreises 
hauptsächlich verwenden sollten, konnten aber lange zu keinem Ziele gelangen, da 
wie gesagt keins der Merkmale für die Sortirung des Materials sich als durchgreifend 
erwies, wenn man natürliche Gruppen trennen wollte. Durch Zusammenlegung der 
augenscheinlich verwandten ähnlichen Formen gelangten wir schliesslich zu dem 
Resultate, dass die Gestalt und Zähnung der Blättehen noch die Abtrennung der 
natürlichsten Gruppen gestattet. Die bisher übliche 2- oder 3 Theilung erwies sich 
sehr bald als absolut unnatürlich, es mussten bestimmte geographische Rassen, wie 
crassa, lacimiosa ete, die auch aus Samen gezogen völlige Constanz zeigen, und die 
systematisch sicher mindestens ebenso selbstständig sind als pallida, corymbosa und 
pilosä, ausgesondert werden. Zu dieser Aussonderung aber bot die Gestalt der 
Blättchen und der Zähne die besten Merkmale, die sicher nicht zufällig auch nach 
der Tracht etc, verschiedene Formen abscheiden liess. Die Breite und Zuspitzung 
der Blattzähne steht in bestimmter Beziehung zur Form und Breite der Blättchen 
und diese wieder ganz augenscheinlich zur Zahl der Blättchen. 


Unsere Formen gliedern sich in folgender Reihe: 

A. Blättchen sämmtlich oder doch wenigstens die der obersten (dem 
Blüthenstand vorausgehenden Blätter) mit spitzen Zähnen. Zähne 
(lreieckig bis lanzettlich oder linealisch, oft auswärts gebogen, stets 
(wenigstens aussen) mit concaver, gerader oder fast gerader Seite, 
Grundständige Blätter meist 7 zählig. 

I. Blättchen nicht über die Mitte eingeschuitten. 

a. Grundständige Blätter fast stets 7zählig, ihre Blättchen fast 
stets mit spitzen Zähnen, der Endzahn meist weit über die 
beiden obersten seitlichen hervorragend. Untere Stengelblätter 
fast stets 6- oder 7zählig. Blättchen der Stengelblätter 
meist länglich bis länglich-lanzettlich, meist in oder wenig 
über der Mitte am breitesten, 

1. Stengel mit mehr oder weniger zahlreichen 7- oder meist 
5zähligen Blättern, nicht dieht mit weissen Haaren besetzt, 

a. acutifolia. Pflanze meist hellgrün, meist gross und 
kräftig, mässig behaart. Stengel meist grün, bis über 

5 dm hoch, oberwärts fast stets drüsenhaarig. 


Potentilla. 153 


Grundständige Blätter meist 7zählig. Blättchen länglich 
bis länglich-lanzettlich, seltner länglich-verkehrt-eiförmig, 
meist ziemlich locker behaart, stets mit ziemlich schlank 
keilförmigem Grunde, daher fast gestielt erscheinend, mit 
eiförmigen bis dreieckigen oder kurz-lanzettlichen, an den 
unteren spitzlichen, an den oberen spitzen Zähnen. Neben- 
blätter an den unteren Blättern oft ungetheilt, an den 
oberen mehr oder weniger tief 2—3spaltig. Blüthen- 
stiele drüsenhaarig. Aussenkelchblätter lanzettlich 
bis schmal-lanzettlich, viel länger als die gleichfalls drüsen- 
haarigen Kelchblätter. Blumenblätter viel länger 
bis fast doppelt so lang als die Aussenkelchblätter 
schwefelgelb. 


Im nördlichen und westlichen Gebiete anscheinend 
überwiegend, im südöstlichen dagegen seltner; im nord- 
deutschen Flachlande ausschliesslich als wildwachsende 
Pflanze ! 


P. recta A. 1. a. 1. a. acutifolia A. u. G. Syn. VI. 
752 (1904). P. acutifölia Gilib. Fl. Lith. II. 253 (1781). 
P. intermedia Roth Tent. Fl. Germ. I. 223 (1788) nicht L. 
P. pallens Moench Meth. 658 (1794). P. sulphürea 
Lam. u. DC. Fl. Franc. III. 114 (1805). Borb. Vasvär. 
növ. flor. (Geogr. en. Castrif. 312 [1888]. P. recta ß. 
Besser Enum., pl. Volh. 21 (1820). P. pallida Lagasca 
Cat. pl. hort. Matrit. (nicht erschienen) nach Besser 
Enum. pl. Volh. 69 (1821). P. hirta e. recta Ser. in 
DC. Prodr. II. 579 (1825). P. erecta Uspenski nach 
Ledeb. Fl. Ross. II. 45 (1846). P. recta (L. a. a. O. 
z. T.) Gren. u. Godr. Fl. France I. 534 (1846). Lehmann 
Monogr. Pot. 79. Sturm Deutschl. Fl. fasc. 91. 4. Rchb. 
Ic. bot. Cent. IV t. 430 fig. 521. Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 8. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 12. Poeverlein Denkschr. 
KBG. Regensburg II. N. F. I. 186 (1898). P. recta ß. 
sulphürea Lapeyr. Hist. abr. Pyrön. 288 (1813). Focke 
in Hallier-Wohlfahrth Koch’s Syn. I. 808. P. recta ß. 
pällida Lehmann Rev. Pot. 83 (1856). 

In der Tracht ete. ziemlich veränderlich, aber stets an den 
ziemlich scharf und tief eingeschnittenen Blättchen, die etwa in 
der Mitte am breitesten sind und hauptsächlich durch die grossen 
schwefelgelben Blüthen ausgezeichnet. Da die unter dem oben auf- 
geführten Namen in den Floren ete. angegebenen Pflanzen oft von 
der meist obscura genannten mitteleuropäischen Rasse corymbosa 
hauptsächlich durch 7zählige Grundblätter unterschieden worden 
sind (ein sehr nebensächliches und unsicheres Merkmal), sind die 
Angaben der Verbreitung sehr ungenau und bedürfen neuerer 
Prüfung. (Vgl. darüber auch Poeverlein Denkschr. KBG. Regens- 
burg VII. N.F. I. 188 [1898)). 


Von Abarten sind zu erwähnen: 


Ascherson u. Graebner, Synopsis VI. 48 


b. 


Rosaceae, 


2, Köchii!). Blättchen tief eingeschnitten, schmal. Aussenkelch- 


blätter oft dreispaltig. — P., recta A. I. a. 1. a. 2. Kochü A. u. G. 

Syn, VI. 754 (1904). P. laeiniosa Lindl. Bot. Reg. XVIII t. 1478 

nicht Waldst. u. Kit. P. reeta y. laciniosa Koch Syn, ed. 2, 

237 (1843) z, T. P. recta ß. pällida b) Lehmann Rev. Pot. 84 

(1856). 

ß. diminüta. Stengel aufrecht dünn dichtbeblättert, die Stengel- 
blätter bis auf die untersten genäherten, ziemlich plötzlich viel 
kleiner, ihre Blättehen dicht klein gesägt, die Zähne bis zum 
Grunde reichend, der unterste (stielartige) Teil von den Zähn- 


chen geflügelt. — So an trockenen Hängen in den Westalpen: 
Dep. Haute-Savoie (Perrier!). Bl. Juni. — P/. recta A. ]. 


a. 1. a. ß. dıminüta A. u. G. Syn. VI. 754 (1904). — Viel- 
leicht eine Rasse. 

(Verbreitung der Rasse: Wie die Art?) * 
fallacina. Der vorigen Rasse ziemlich ähnlich, von 
ihr hauptsächlich durch Folgendes verschieden: Stengel 
grün oder oft röthlich überlaufen, oberwärts meist ganz 
drüsenlos. Blätter oft grösser. Blättchen oft breiter, 
meist ziemlich tief eingeschnitten, mit oft sehr grossen, 
spitzen oder (an den unteren öfter) stumpflichen, öfter 
nochmals gesägten Zähnen. Nebenblätter ungetheilt 
oder mit wenigen, nicht tief einschneidenden Zähnen. 
Blüthenstiele nicht oder nur sehr zerstreut 
drüsenhaarig. Aussenkelchblätter und Kelchblätter 
meist mit vereinzelten Drüsen besetzt, seltner ohne solche. 
Blumenblätter viel kürzer, meist kürzer bis nicht 
viel länger als die Aussenkelchblätter, goldgelb. Frücht- 
chen meist flach netzgruhig. 

An Waldrändern, sonnigen Hängen, in lichten Wäldern 
nur im östlichsten Gebiete. Im östlichen und nordöst- 
lichen Galizien anscheinend verbreitet auf Kalkboden 


(Blocki von einer Reihe von Fundorten!). Bl. Juni. 


P. recta A. I. a. 1. b. fallacina A. u. G. Syn. VI. 
754 (1904). P. fallacina Blocki in Woloszezak Fl. Polon. 
exs. no. 623 (1898!) z. T.! nicht früher. 

Blocki hat zunächst mit P. fallacina wohl die von den mittel- 
europäischen Schriftstellern als obseura bezeichnete Pflanze bezeichnen 
wollen. Es geht dies auch aus einer 1891 auf einem Herbarzettel 
von ihm gemachten Notiz: P. recta B. Bi. olim, non L. teste 
Zimmeter hervor. Diese Bemerkung bezieht sich darauf, dass 
Zimmeter (Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 12) darauf hinweisst, dass 
Biocki abweichend von der Mehrzahl der Schriftsteller, die meist 
als „obscura Willd.“ bezeichnete Pflanze als der Typus der P. reeta 
betrachte und daher P. recta nenne, Die bei weitem grösste Mehr- 
zahl der von Blocki als P. fallacina ausgegebenen Pflanzen stellt 
aber sicher eine Form dar, die trotz der kleineren dunkleren Blüthen 
wohl der Rasse acutifolia näher steht und die uns beachtenswerth 
erscheint. Man ist deshalb vor die Wahl gestellt, entweder den 
Namen fallacina (z. T.) anzunehmen oder der Pflanze einen neuen 


322 Fussn. 3. 


Potentilla. 155 


f 
Namen zu geben. Wir ziehen das Erstere vor, um die Synonymie 
der Reeta-Formen nicht unnütz zu vermehren. Aus dem übrigen 
Theile des Gebietes sahen wir keine hierher zu rechnende Pflanze. 


Hierher gehören : 


2. ealeicola. Pflanze kräftiger. Blättchen an den untersten meist 
deutlich über der Mitte am breitesten mit meist unterseits roth 
gefärbten Mittelrippe. Blüthenstand stärker behaart. — Bisher 
nur in Galizien. — P., fallacina var, caleicola Blocki Herb. P. 
Jallacına Blocki Herb. z. T. 


3. subpinnatifida. Blättchen doppelt gesägt, oft im oberen 
Theile 2—3spaltig mit scharf gezähnten Abschnitten. — In 
Galizien bei Brody (Blocki!). — P. fallacina f, subpinnatifida 
Blocki Herh. 

(Verbreitung der Rasse: Süd-Russland; Klein-Asien.) 
cr 
2. Stengel wie die Aussenkelch- und Kelchblätter dicht (selten 
spärlicher) mit weissen Haaren besetzt, meist niedrig, meist 
nieht über 3 dm hoch, mit meist nur 1—3 fünfzähligen 
Blättern, wenn höher und mit mehr Blättern die mittleren 
und oberen plötzlich kleiner. 


cerassa. Stengel meist nicht über 1—2 dm 
hoch, meist diek und kräftig, am Grunde dicht beblättert, 
Grundständige Blätter (7”—) meist 6- oder 5zählig, meist 
ziemlich kurz gestielt, mit dicht und lang weisshaarigen 
Stielen, die Stengelblätter an kräftigen Pflanzen bis 7-, meist 
4- oder 5zählig. Blättchen länglich-lanzettlich bis lanzettlich- 
verkehrt-eiförmig, an den unteren mit schmalen spitzlichen 
oder stumpflichen Zähnen. Nebenblätter ungetheilt. 
Blüthenstand meist nicht reichblüthig. Blüthenstiele lang 
weisshaarig. Kelchblätter wie die fast ebenso langen Aussen- 
kelchblätter dicht und lang weisshaarig. Blumenblätter gross, 
viel länger als die Kelchblätter, ziemlich dunkel gelb. 

Auf sonnigen Hügeln. Böhmen: Prag (Mann nach 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 8). In Ungarn! Bosnien! und 
der Hercegovina! anscheinend verbreitet. Wohl oft über- 
sehen. Bl. Juni. 

Pryeesiaax. Ih. 22. crassa A. u.,G..Syn.ıVEN@5 
(1904). P. crassa Tausch in Opitz Böh. Gew. 63 (1823). 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 8. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 13. 
Borbäs Vasvär. növ. flor. (Geogr. en. Castriferr.) 312 (1888). 
Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no. 60. P. obscura var. 
leucötricha!) Grecescu Consp. Fl. Rom. 205 (1898). 


Durch die langen weissen Haare sehr ausgezeichnet und leicht 
kenntlich. — Hierher gehören 

b. leucolöphias2). Pflanze höher. Stengel reicher beblättert, die 

mittleren und oberen Blätter erheblich kleiner. Grundständige Blätter 


1) Von Asvndg weiss und Fol Haar. 
2) AsvnoAopiag, mit weissem Federbusche. 


48* 


756 


Rosaceae. 


länger gestielt. Blüthenstand meist reichblüthiger. Blüthen meist 
kleiner, Bisher nur aus Ungarn! wild bekannt, aber wohl überall 
mit der Rasse. Eingeschleppt bei Swinemünde in der Nähe des 
Westerkopfs (RB Ruthe!). — R., recta A. I. a. 2. b. leucolophias 
A. u. G. Syn. VI. 755 (1904). P. recta var. leucotricha Borbäs 
ÖBZ. XXXIV. (1884) 737. P. leucötricha Borb. ÖBZ. XXXVI. 
(1886) 291. Vasvär. növ. flor. (Geogr. en. Castrif.) 311, 312 z. T. 
Zimmeter Beitr. Kennt. Gatt. Pot. 13 (1889). — Die von Zimmeter 
a. a. OÖ. beschriebene Forın ist eine hohe Form der Rasse crassa. 
Es ist bedauerlich, dass der für diese Form sehr geeignete Name 
leueotricha wegen der zahlreichen Verwechselungen nicht mehr ver- 
wendet werden kann (vgl. S. 757). Wie dort erwähnt, gehören die 
Mehrzahl der von den Ungarischen Floristen gesammelten als P£. 
leueotrieha bezeichneten uns vorliegenden Pflanzen, auch von Borbäs 
selbst (Pot. Hung. exs.) auffälligerweise zu P. hirta. 

c. Prage&nsis. Pflanze höher und kräftiger bis über 3 dm hoch. 
Untere Blätter 5- (bis —7-)zählig. Blättehen Jänglich - linealisch 
mit sehr breiten, doppelt gezähnten Blättehen. Zähne der 
unteren Blätter meist breit, stumpf, nur die unteren schmaler, 
spitz. Blüthenstand meist breit. Blüthen gross. — P. recta A. TI, 
a. 2. c. Pragensis A. u. G. Syn. VI. 756 (1904). — Eine durch 
Cultur sehr kräftige Form ist die oben erwähnte von Siegfried 
ausgegebene Pflanze. 


(Verbreitung der Rasse: Balkanhalbinsel; Krim.) 
#1 
b. Grundständige Blätter zum grössten Theile 5zählig, öfter mit 
vereinzelten 7zähligen. Stengelblätter fast stets (auch die 
unteren) 5zählig. Blättcehen länglich verkehrt-eiförmig, über 
der Mitte am breitesten, die grundständigen und unteren 
Stengelblätter meist mit stumpfen oder stumpflichen Zähnen. 
1. corymbösa. Pflanze meist kräftig, dunkelgrün. 
Stengel starr aufrecht, meist roth überlaufen, ober- 
wärts aufrecht abstehend verzweigt mit starren Aesten. 
Blätter meist mässig langgestielt, meist im oberen Drittel 
erheblich verbreitert, mit meist kürzerem keilförmigem Grunde, 
am Rande meist ziemlich grob und gleichmässig gesägt, mit 
an den unteren Blättern eiförmigen, oberwärts stets mit 
convexen Seiten versehenen stumpflichen Zähnen, der End- 
zahn an den unteren Blättern meist wenig über die beiden 
obersten Seitenzähne hervorragend. Nebenblätter fast 
stets ungetheilt, lanzettlich bis eiförmig-lanzettlich zuge- 
spitz. Blüthenstand meist reichblüthig, meist dicht, 
mit fast stets aufgerichteten ziemlich starren Aesten. 
Aussenkelchblätter meist nicht viel länger als die Kelch- 
blätter. Blumenblätter kurz, meist kaum so lang oder 
kürzer als die Aussenkelehblätter, goldgelb. 

Stellenweise, so im südöstlichen Gebiete bereits in Böhmen 
(Zimmeter Eur. Art. Pot. 8). Als häufigste Form in Süd- 
und Mitteldeutschland sehr zerstreut (vel. Poeverlein 
Denkschr. KBG. Regensburg VIl. N. F. I. 189 [1898)). 
In Schlesien nach Fiek (Fl. Schles. 131) noch auf den 


Potentilla. 57. 


Striegauer Bergen (Uechtritz), in Norddeutschland wohl 
nur verwildert und eingeschleppt (Abromeit Fl. Ost- und 
Westpreuss. 235). 

P. recta A. II. b. corymbösa A. u. G. Syn. VI. 756 
(1904). P. corymbösa Moench Meth. Suppl. 279 (1802) 
vgl. Lehmann Rev. Pot. 82 nicht Pourret. P. obscura 
Nestl. Monogr. 44 (1816). Spreng. Syst. II. 226 (1825). 
Bertol. Fl. It. V. 248 (1842). Lehmann Monogr. Pot. 82. 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 8. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 12. 
Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 189 
(1898). Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no. 61a ob Willd.?? 
Nyman Consp. 224. Suppl. 110. P. hirta €. obscura Ser. in 
DC. Prodr. II. 579 (1825). P. recta 8. obseiwa Koch Syn. 
ed. 2. 236 (1843). Sturm Deutschl. Fl. fasc. 91 t. 5. P. recta 
a. obschra a. genuina Lehmann Rev. Pot. 82 (1856). P. 
recta var. leucotricha Borb. ÖBZ. XXXIV (1884) 73 nur 
der Name? P. leucotrieha‘) Borbas ÖBZ. XXXVI (1886) 
7, 291 z. T. Vasvär. növ. flor. (Geogr. en. Castrif.) 311 z.T. 


Die Nomenclatur diesev Form ist ausserordentlich strittig, Im 
Herbarium Willdenow liegen zwei Formen, von denen auf die eine, 
die nicht zu der von uns bier beschriebenen Form gehört, die Diagnose 
Willdenow’s (Spec. pl. II. 2. 1100 [1800]) passt. Die Pflanzen 
sollen angeblich aus Sibirien stammen, eine Angabe, die uns mit Th. 
Wolf zweifelhaft ist, es scheinen cultivirte Pflanzen zu sein. Dazu 
kommt, dass das was in den Floren und Herbarien seit Willdenow’s 
Zeit als „P. obseura Willd.“ bezeichnet wird, alle möglichen verschiedenen 
P. reeta-Formen umfasst, die zum grossen Teil auch von neueren 
Potentilla-Forschern, wie wir glauben, fälschlich zu einer Rasse ver- 
einigt werden. Eingehendes Studium der sogenannten obseura-Formen 
wird lehren, dass darunter, besonders im südöstlichen Gebiete eine 
Reihe charakteristischer Formen steckt, die völlig constante (z. T. 
sicher in der Cultur!) und geographisch getrennte Formen (also Rassen) 
darstellen. Wir haben, soweit es ging, eine Gliederung vorzunehmen 
versucht, die aber selbstverständlich nicht vollkommen sein wird. Wegen 
den häufigen Vermengungen, der Unsicherheit der Willdenow’schen 
Angaben hielten wir es zur scharfen Präcisirung unserer Pflanze für 
besser, den nächstältesten Moench’schen Namen voranzustellen, der 
verwendet werden kann, da die Pourret’sche Art völlig zweifelhaft 
und unbekannt ist. — Ueber die Nomenclatur vgl. auch Zimmeter 
Eur. Art. 8. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 12. Borbäs ÖBZ. XXXVIL 
(1886) 291, deren Gründe durch die Unsicherheit der Herkunft der 
Willdenow’schen Pflanze allerdings nicht stichhaltig sind, wie auch 
Th. Wolf Pot. Studien II. 28 hervorhebt, der sich allerdings für die 
Beibehaltung des Namens obscura ausspricht. Wir glaubten den 
Willdenow’schen Namen um so eher fallen lassen zu sollen, als 
(mit einem gewissen Recht) bei den neueren Potentillenforschern be- 
sonders bezüglich der Sectionen und Gruppen allgemein die Tendenz 
hervortritt, unklare oder in ihrem Umfange zu verändernde Gruppen 
lieber mit einem neuen Namen zu belegen, 

Der Name P., leucotricha ist am besten völlig aufzugeben, da 
kaum eine Klärung der fast unglaublichen Verwechselungen möglich er- 
scheint. Borbäs führte OBZ. XXXIV (1884) 73 unter einer Auf- 


1) 8. 8. 755 Fussn. 1. 


Rosacene, 


zählung eine P. reeta var. leucotricha ohne Beschreibung auf, von der 
Zimmeter (Eur. Art. Gatt. Pot. 8 [1836]) wegen der im Namen an- 
gedeuteten Weisshaarigkeit ihre Identität oder doch nahe Verwandt- 
schaft mit der Tausch’schen P. erassa vermuthete. Die von Zimmeter 
(Fl. exs. Austr. hung. 1242 [1886]) als P. obseura ausgegebene, that- 
sächlich zur Rasse eorymbosa gehörige (!) wenig stärker behaarte Pflanze 
erklärt Borbäs (ÖBZ. XXXVI. [1886] 291) für seine P, leucotricha 
und schlägt, weil ja die Willdenow’sche P, obscura nicht mit der 
der Europäischen Schriftsteller übereinstimme, vor, die bisher P, 
obscura genannte Form als P, leucotricha oder falls diese mit der P, 
crassa identisch sein sollte, als P. crassa zu bezeichnen. Nach 
Zimmeter (Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 13 [1889]) stehen ihm vorge- 
legte Exemplare der P. leucotricha der Tausch’schen P. erassa nahe, 
sind nur eine höhere Form derselben, gehören also zu unserer leuco- 
lophias. Die grösste Mehrzahl der von Ungarischen Floristen gesammelten 
uns vorliegenden Exemplare, auch solehe von Borbäs selbst (Pot. 
Hung. exs.!) gehören zu P., hirta resp. einer zu P, hirta neigenden 
Form der P., recta. — Schliesslich erklärt Blocki dann noch (DBM. 
1v [1886] 24. ÖBZ. XXXVI. [1887] 369) P. pilosa (s. S. 761) für 
identisch mit der P. obscura der mitteleuropäischen Floristen (vgl. 
Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 13!!) ebenso Borbäs, der dann 
weiter auch noch P. hirta für eine Form der P, recta erklärt (Vasvär. 
növ. flor. [Geogr. en. Castrif.] 311). 


Gleichfalls ziemlich veränderlich in der Stärke der Behaarung 
und in der Grösse der Blätter, die Formen sind aber anscheinend 
wenig bedeutend. Erwähnenswerth erscheinen 


a. pseudo-obsetira. Pflanze kräftig, fast stets über 3 dm hoch, 
mässig stark behaart. — Die bei weitem häufigste Form. — P. recta 
A.I. b. 1. pseudo-obscura A. u. G. Syn, VI. 758 (1904). P. pseudo- 
obseiira Blocki in Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 14 (1889). — 
Nach Siegfried (Exs. Pot. spont. eult. no. 73) soll die Blocki’sche 
Pflanze durch Kreuzung der Rasse fallaeina mit Herbichü entstanden 
sein (P. superfallacina X Herbichii Siegfried a. a. O.). Nach uns 
vorliegenden Exemplaren stellt die Blocki’sche Pflanze den Typus 
der Rasse dar. — Hierher gehören 
2, subobseüra (P. subobseüra Blocki Herb.). Ziemlich schlank. 

Stengel nur am Grunde röthlich gefärbt. Blättchen schlanker, 
etwas schärfer gezähnt. Nebenblätter verlängert. Blüthenstand 
locker. 


. Besserii) (P. Besserü Blocki Herb, z. T. s. S. 709). Der vor. 
ähnlich. Blüthenstand gross, ziemlich locker, Obere Blättchen 
schmäler als die unteren. . 

ß. Herbichii2) (P. Herbichii Blocki ÖBZ. XXXV [1885] 291. 
Siegfried Exs. Pot. spont. eult. no. 71). Pflanze von ziemlich 
verschiedener Tracht, denen anscheinend nur das Merkmal, dass 
die Mittelnerven der Blättchen unterseits roth gefärbt sind, ge- 
meinsam ist. — Nach Th. Wolf (br.) vielleicht von höherem 
systematischem Werthe und durch die verkehrt - eiförmigen 


SE) 


1) SI 19827252/Bussn,"2: 
2) Nach Franz Herbich, * 8. Mai 1791 Wien, + 29. Sept. 1865 Krakau, 


Regimentsarzt a. D., welcher sich während seines 40 jährigen Aufenthalts in Galizien 
und der Bukowina die grössten Verdienste um die botanische Erforschung dieser 
Kronländer erwarb (u. a. Selectus plantarum rar. Galieiae et Bucovinae Czernoviei 
1836. Stirpes rariores Bucovinae. Stanislawow 1853. Flora der Bucowina. Leipzig 


1859). 


Vgl. Neilreich ZBG. Wien XV. 963 mit Bildnis. Knapp, Die Pfl. 


Galiziens XIV—XVIII. 


Potentilla. 759 


! 


Blättchen Beziehungen zu pilosa zeigend. Vielleicht besser 
mit der früher beschriebenen T'yraica zu verbinden. 


b. Tyräical). Stengel kurz, meist nicht über 2 dm lang, ziemlich 
grün, mit längeren weissen Haaren besetzt, ziemlich dicht beblättert. 
Blättchen ziemlich breit. Blüthenstiele, Aussenkelch- und Kelch- 
blätter mit ziemlich langen weissen Haaren besetzt. — Selten. Bis- 
her nur in Galizien. — P. recta A. I. b. 2. Tyraica A. u. G. 
Syn. VI. 759 (1904). P. thyraica Blocki ÖBZ. XXXV (1885) 291. 
Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 14 (1889). — Diese Abart steht 
nach Th. Wolf (br.) der Form Herbichii sehr nahe. Nach Sieg- 
fried (Exs. Pot. spont. cult. no. 72) soll diese Abart einen Misch- 
ling der Rasse fallacina mit dieser Rasse darstellen (P, Herbichü 
X fallacina Siegfried a. a. O.). Blocki dagegen erklärt seine P. 
pseudo-Herbichii (s. S. 765) für diesen Mischling. Letztere Deutung 
scheint uns nach dem vorliegenden Material richtig. 

(Verbreitung der Rasse: Frankreich; Mittelmeergebiet ; 


Süd- und Mittel-Russland.) 2 


2. auriflöra. Pflanze gross und kräftig. Stengel meist roth 
überlaufen, wie seine Aeste hin und hergebogen. Grund- 
ständige Blätter auch an sehr kräftigen Exemplaren 5zählig, 
die stengelständigen mit grossen lanzettlichen ungetheilten 
oder nur schwach gezähnten Nebenblättern. Blättchen läng- 
lich-verkehrt-eiförmig bis (an den obersten) lanzettlich-ver- 
kehrt-eiförmig, mit unterseits oft roth überlaufenen Nerven, 
grob und gleichmässig gezähnt. Blüthenstand ziemlich 
locker mit kürzeren, schlanken, aufrecht-abstehen- 
den meist nicht starren Aesten. Blüthen mittelgross. 
Aussenkelchblätter zugespitzt, etwa so lang und breit als 
die Kelchblätter mit langen weissen Haaren. Blumen- 
blätter ziemlich kurz, so lang oder meist etwas länger, 
seltner kürzer als die Kelchblätter, goldgelb. 

Auf sonnigen, trocknen, buschigen Hügeln bisher nur 
in Ungarn und Siebenbürgen. Bl. Juli. 

P.recta A... b. 2. auriflora A. u. G. Syn. VI. 759 
(1904). P. pilosa var. auriflora Borbäs Temesm. veg. 77 
(1884). Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 14. P. Roemeri ?) 
Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no. 68 (1892!) no. 68a 
(1893). 

In der Tracht erinnert diese Form meist an die Rasse acutifolia, 
da sie wie diese einen lockeren Blüthenstand mit nicht geraden aufge- 
richteten Zweigen und einen nicht straffen, geraden Stengel besitzt. 
Durch die Form der Blätter, die kleinen dunkleren Blüthen aber ge- 
hört sie sicher in die Verwandtschaft der Rasse corymbosa. Eine dieser 
letzten sich in der Tracht nähernden Form (starrer, stärker mit den 
langen weissen Haaren besetzt, im Blüthenstand fast silberig behaart) 
hat Siegfried (Exs. Pot. spont. eult. no. 68b [1892!]) als P. Roemeri 


1) Am Dniester-Flusse in Galizien (im Alterthum Tyra oder Tyras) gesammelt. 

2) Nach Julius Römer, * 21. April 1848 Kronstadt (Brassö) in Siebenbürgen 
(br.), Professor an der evangelischen Mädehen-Bürgerschule daselbst, um die dortige 
Flora verdient, Verf. des mit 30 schönen Pflanzenabbildungen geschmückten Werkes 
„Aus der Pflanzenwelt der Burzenländer Berge in Siebenbürgen“. Wien 1898, 


760 


Rosaceae. 


forma ohne Namen aus der Umgebung von Torda (J. Wolff!) ausge- 
geben. — Die Siegfried’sche Pflanze ist nach Th. Wolf (briefl.) 
mit der von Borbäs völlig identisch. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete) [x] 


II. Blättehen tief, bis über die Mitte eingeschnitten-gezähnt. 


a. laciniösa. Pflanze meist kräftig. Stengel aufrecht oder 


seltner aufsteigend, hoch, oberwärts, meist in oder über der 
Mitte reich-verzweigt, mit ziemlich schlanken Aesten, meist roth 
überlaufen. Grundständige und untere Stengelblätter stets 
7zählig mit fast fiedertheiligen Nebenblättern, 
Blättehen meist schlank, linealisch-lanzettlich, mit 
linealisch-lanzettlichen bis linealischen, an den grösseren 
wieder mit einem lanzettlichen bis linealischen Zahne ver- 
sehenen abstehenden Zähnen, die unteren Zähne jedes 
Blättchens meist spitz, die oberen etwas stumpflich. Blüthen- 
stand meist locker-reichblüthig. Blüthen ziemlich gross. 
Aussenkelchblätter (besonders an den unteren Blüthen) oft 
mit linealischen Zähnen, mit langen weissen Haaren besetzt, 
so lang oder länger als die breiten Kelchblätter. Blumenblätter 
erheblich länger als die Aussenkelchblätter, meist ziemlich 
dunkel gelb. 

In Ungarn, Kroatien, Dalmatien (Zimmeter Eur. Art. Pot. 8) 
einheimisch, wohl weiter verbreitet. Bl. Juni. 

P. recta e. laciniösa Koch -Syn. ed. 2. 237 (1843) z. T. 
Ledeb. Fl. Ross. II. 46 (1844). Lehmann Rev. Pot. 84 (1856). 
P. laciniösa Waldst. u. Kit. in Nestl. Monogr. Pot. 45 (1816). 
Linnaea XXXIL 597 (1863). d’Urv. Enum. pl. 56 (1822). 
Spreng. Syst. II. 536. Lehmann Monogr. 86 t. 7. Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 8. Borbäs Vasvär. növ. flor. (Geogr. en. Castrif.) 
311 (1888). Nyman Consp. 224. Siegfried Exs. Pot. spont. 
eult. no. 62. P. hirta n. lacimiosa Ser. in DC. Prodr. II. 
579 (1825). Bertol. Fi. It. V. 249 (1842). P. cardiopetala !) 
Besser nach Lehmann Rev, Pot. 85 (1856). P. herta ß. strieta 
Schloss. u. Vuk. Fl. Croat. 120 (1869)? nicht P. streeta Jord. 


Eine ausserordentlich charakteristische Rasse, die durch die linealischen 
Blattzähne sehr leicht kenntlich ist. In der Färbung der Stengel und 
auch der Blüthen ist sie der Rasse corymbosa ähnlich. Durch die Form 
der Blätter, die ganze Tracht und die Grösse der Blumenblätter erinnert 
sie an die Rasse pallida. — In der Breite der Blattzähne einigermassen 
abändernd. Eine recht eigenartige hierher gehörige Form ist 


2. semilaeiniösa. Stengel wie die Blatt- und Blüthenstiele meist 
dichter mit den weissen Haaren besetzt. Blättchen breiter, meist nur 
einfach gezähnt, nur vereinzelte Zähne noch mit einem seitlichen Zahn, 
die Zähne breiter, die kräftigeren aber doch deutlich linealisch, — 
Bisher nur im mittleren Ungarn bei Budapest mehrfach! (Borbäs in 
F. Schultz Herb. norm. no. 2825! in Fl. exs. Austr.-Hung. 2831!) — 
P. recta A. II. a. 2. semilaciniosa A. u. G. Syn. VI. 760 (1904). P. 


!) Von zaoödia Herz und zera/iov Blumenblatt. 


Er 


Potentilla. 761 


I 


semilaciniosa Borbäs Budapest. növ, 164 (1879). Vasvär. növ. flor. 
(Geogr. en. Castrif.) 31l z. T. Zimmeter Eur. Art. Pot. 8. Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 13. Siegfried Exs. Pot. spont. ceult. no. 63, 63a. P. Peli- 
vanovieıi 1) (Druckfehler P. Pelivarovieii) Petrov. nach Borbäs Vasvär. 
növ. flor. (Geogr. atq. Enum. pl. com. Castrif.) 311. P. recta ß. swb- 
laciniosa Greceseu Consp. Fl. Rom. 205 (1898). — Als P. semilaciniosa 
wurden vielfach (auch von Borbäs selbst) sehr abweichende Formen 
von P. hirta aus den Balkanländern ausgegeben (Th. Wolf br.). 


(Verbreitung der Rasse: Südlicheres Russland; Balkan- 
halbinsel; Italien.) * 


b. anabaptista2). Pflanze starr aufrecht. Stengel meist sehr verlängert, 
oft roth überlaufen, oberwärts mit starr aufrechten Aesten. Grundständige 
und Stengelblätter (öfter noch die oberen) 7 zählig, mit ungetheilten 
oder nur mit vereinzelten groben Zähnen versehenen 
Nebenblättern. Blättchen schlank, schmal- (nicht linealisch-) 
lanzettlich, die oberen sehr schmal mit dreieckig-lanzettlichen, 
stark vorwärts gerichteten, meist spitzen, selten noch mit einem 
kleinen Seitenzahn versehenen Zähnen. Blüthenstand dicht, reichblüthig. 
Blüthen gross. Aussenkelchblätter etwas schmal, ungetheilt, so lang oder 
länger als die Kelchblätter. Blumenblätter erheblich länger als die 
Aussenkelchblätter, dunkelgelb. 

Angeblich in Süd-Frankreich einheimisch, dann wohl auch im süd- 
westlichsten Gebiete. 

P. recta A. II. b. anabaptista A. u. G. Syn. VI. 761 (1904). P. 
strieta vieler Botan. Gärten. Siegfried (1894) nach Siegfr. B. Centralbl. 
LXII. 33 (1895, blosser Name)? nicht Jordan nach Zimmeter Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 15 (1889) und Th. Wolf (briefl.). 


Diese sehr auffällige Pflanze ist in botanischen Gärten vielfach unter 
dem Jordan’schen Namen verbreitet, sie erinnert in der Tracht lebhaft 
an die Rasse corymbosa, von der sie als schmalblätterige Abart betrachtet 
werden könnte, wenn sie nicht durch die grossen offenen Blüthen sehr 
verschieden wäre. Von der vorigen ist sie leicht durch die fast nie 
(höchstens ganz vereinzelt) linealischen, vorwärts gerichteten Zähne zu 
unterscheiden. 


(Verbreitung der Rasse: ?) ? 


B. Blätter sämmtlich, auch die im Blüthenstand (so lange sie nicht 
hochblattartig sind) mit stumpfen Zähnen. Zähne rundlich bis ei- 
förmig, stets mit convexen Seiten. Grundständige und Stengelblätter 
stets 5 zählig. 


I. Blumenblätter fast stets so lang oder etwas kürzer als die Kelch- 
blätter, viel kürzer als die Aussenkelchblätter. 
pilösa. Stengel aufrecht oder aufsteigend, meist mässig 
kräftig, meist 3—4 dm hoch, öfter röthlich überlaufen, meist 
wenigstens unterwärts mit längeren. weichen Haaren besetzt, nur 
oberwärts mit aufrechten Aesten, meist nicht sehr reichblüthie. 
Blätter mit stets ungetheilten, höchstens an den obersten schwach 
eingeschnittenen Nebenblättern. Blättchen länglich-ver- 
kehrt-eiförmig, am Grunde keilförmig, mehr oder weniger 


1) Nach Sveta Pelivanovid, * um 1860 Paratin (Serbien) 7 1901 Belgrad, 
Gymnasiallehrer daselbst, um die Flora Serbiens verdient (Adamovic br.). 
2) dvaßanııorög wiedergetauft. 


Rosaceae, 


behaart, mit meist ziemlich gleichmässigen, eiförmigen Zähnen. 
Blüthen ziemlich klein. Aussenkelchblätter länglich - lanzettlich, 
erheblich breiter und länger als die aus eiförmigem Grunde all. 
mählieh zugespitzten Kelchblätter, beide meist ziemlich dicht lang- 
haarig. Blumenblätter verkehrt-herzförmig, meist goldgelb bis 
citronengelb. Kiel der Früchtchen schmäler. 

Auf sonnigen buschigen Hügeln im mittleren und südlichen 
Deutschland zerstreut, stellenweise, so in Bayern (Poeverlein 
Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 190 [1898]) selten. 
Thüringen!! Böhmen! Mähren! Nieder-Oesterreich; Ungarn! 
Wohl weiter verbreitet. Im norddeutschen Flachlande nur ein- 
geschleppt und verwildert, stellenweise anscheinend ziemlich be- 
ständig (A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 408). Bl. Juni, Juli. 

P. recta a. ß. pilösa Lehmann Rev. Pot. 83 (1856). P. 
pilösa Willd. Spec. pl. II. 2. 1100 (1800). Koch Syn. ed. 2. 
237. Nyman Consp. 224 z. T. Zimmeter Eur. Art. Pot. 8. 
Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 13. Borbäas Vasvär. növ. flor. (Geogr. 
en. Castrif.) 312. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. 
N. F. I. 190 (1898). A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 408. Sturm 
Deutschl. Fl. Fasc. 91 t. 5 nicht Vill. P. hirta «@. rubens 
Ser. in DC. Prodr. II. 578 (1825) z. T. P. obscura Rechb. Ice. 
bot. Cent. IV. 31 t. CCCXL fig. 521 (182 ) nicht Willd. P. 
pentaphylia Richter Naturg. Geg. Reichb. nach Pohl Tent. Fl. 
Boh. IR Mer 1S1s), 

Wie bereits Focke (in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 809) bemerkt, 
steht diese Rasse der Rasse corymbosa entschieden nahe. Da sie eine ziem- 
lich grosse systematische Selbstständigkeit besitzt, haben wir lange geschwankt, 
ob wir sie nicht wieder als Unterart aufführen sollten, aber der Mangel an 
scharfen leicht zu constatirenden Merkmalen und die oft sehr ausgeprägten 
übrigen Rassen lassen es uns natürlicher erscheinen, sie mit den übrigen 
Rassen in einen Rang zu stellen. An sehr kräftigen, besonders solchen in 
mehr stoffreichem Gartenboden gezogenen Pflanzen finden sich mitunter 7- 
zählige Grundblätter (var. Vlasicensis 1) Poeverlein Denkschr. KBG. Regens- 
burg VI. N. F. I. 191 [1898] nicht Siegfried). 

Von einigen Schriftstellern wird diese Rasse für hibriden Ursprungs 
gehalten und zwar für einen Bastard zwischen P. recta und P. argentea 
(vel. Uechtritz ÖBZ. XXI [1871] 340 und Focke Pflz.Mischl. 130 [1881], 
der sie eine der P. obseura nahestehende Mittelform zwischen P. reeta und 
P. argentea nennt). Kerner erklärt sie (ÖBZ. XIX [1869] 167) für P. 
incelinata X obseura. Bereits Zimmeter (Eur. Art. Pot. 8) weist jedech 
darauf hin, dass der Pflanze die für die P, canescens und P. argentca 
eharakteristischen gekräuselten Haare völlig fehlen. 

In der Grösse, der Dichtigkeit des Blüthenstandes und in der Be- 
kleidung sowie in der Blüthenfarbe veränderlich. Ausser der oben genannten 
Form mit z. T. 7zähligen Grundblättern erscheinen bemerkenswerth 
b. viserdula (P. pilosa var. viscidula Borbäs Temesm. veg. Fl. com. Temes. 

77 [1884]. Zimmeter Beitr. Kenntn.. Gatt. Pot. 14. Vasvär. növ. flor. 312 


[1888]). Pflanze besonders oberwärts etwas drüsenhaarig. — Selten, 
(Verbreitung der Rasse: Südliches und mittleres Russland ; 
Italien.) Es 


1) 8. S. 764 Fussn. 1. 


Potentilla. 763 
/ 
IH. Blumenblätter länger als die Kelchblätter, so lang oder länger 
als die Aussenkelchblätter. 

a. Astracänicat). Pflanze meist sehr kräftig. Wurzeln z. T. 
ziemlich dick. Grundachse ziemlich kurz. Stengel meist 
niedrig, meist nichtüber 3 dm hoch, aufrecht oder auf- 
steigend, mehr oder weniger dicht mit langen Haaren bekleidet. 
Blätter mit schmalen, ungetheilten, an den oberen oft sehr 
verlängerten Nebenblättern. Blättchen verkehrt-eiförmig bis 
länglich-verkehrt-eiförmig, wenigstens unterseits oft seidenhaarig, 
mit längerem oder kürzerem keilförmigem Grunde, mit breiten 
eiförmigen bis fast rundlich-eiförmigen, seltner an den obersten 
mit schmäleren spitzeren Zähnen. Blüthenstand mehr oder 
weniger zusammengezogen. Blüthen gross. Aussenkelch- 
blätter ziemlich breit eiförmig, länger und viel breiter 
als die spitzen Kelchblätter, beide mehr oder weniger dicht mit 
langen Haaren besetzt. Blumenblätter breit-verkehrt-herzförmig, 
meist länger als die Aussenkelchblätter. 

Auf trocknen sonnigen Hügeln und Abhängen nur im 
südöstlichsten Gebiete in Bosnien (Blau!) mehrfach. Sicher 
im Südosten weiter verbreitet. Bl. Juni. 

P. recta » astrachänmica Ledeb. Fl. Ross. II. 45 (1844). 
Lehmann Rev. bot. 84. R. Keller Engl. Jahrb. XIV. 502 (1892). 
P. astracänica Jacgq. Mise. II. 349 (1781). Ice. pl. rar. I. 92 
t. 92. Lehmann Monogr. Pot. 77 (z. T.). Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 8. Grecescu Consp. Fl. Rom. 206. Nyman Consp, 244. 
Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no. 65 (grosse kräftige Cultur- 
pflanze). P. alternifölia Rich. nach Nestl. Monogr. 41 (1816). 
Lehmann Rev. Pot. 84. P. hirta d. astracäanica Ser. in DC. 
Prodr. II. 578 (1825) z. T. P. rupestris Falk Beitr. U. 
193 (1786) nicht L. 

Eine sehr kritische Rasse, die zwar fast stets schon an der grossen, 
fast kopfförmig gedrängten Blüthen kenntlich ist, deren systematische 
Stellung aber ziemlich schwierig zu deuten scheint. Dass die Pflanze 
durch die Gestalt der stets 5zähligen Blätter und die Behaarung der 
pilosa nahesteht, erscheint nicht zweifelhaft, andererseits zeigen sich durch 
eine gewisse Neigung der obersten Blättchen am Blüthenstande zur Ver- 
schmälerung und damit zur Verschmälerung und Zuspitzung einzelner 
Zähne Anklänge an die früheren Rassen, von denen besonders crassa 
durch die ähnliche Tracht und Behaarung ihr näher kommt. R. Keller 
nennt sie (Engl. Jahrb. XIV. 502 [1892]) eine „gut ausgeprägte Form 
welche zu P, recta pallida in analogem Verhältnis steht wie die P. pilosa 
zu P. reeta obscura“, eine Anschauung, der wir nach vorliegendem 
Material nur zustimmen können. In Herbarien ist die Rasse Astracaniea 
sehr oft mit P. Taurica (s. S. 750) verwechselt worden, so auch von 
Lehmann, Zimmeter u.a. 

Eine auffällige schmalblätterige Form mit lang-keilförmigen, nur 


oberwärts gezähnten Blättchen mit kleineren, sehr stumpfen Zähnen ist 
von Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no, 65a! ausgegeben. 


1) Zuerst bei Astrachan an der Wolga-Mündung beobachtet. 


Rosaceae. 


(Verbreitung der Rasse: Balkanhalbinsel; Krim; Süd- 
Russland.) [* 


tuberösa. Pflanze meist schlank. Grundachse sehr 
kurz. Wurzeln im oberen Teile zum Teil sehr stark, fast 
rübenförmig verdickt, dann oft etwas plötzlich in den 
dünnen Teil verschmälert. Stengel aufrecht, ziemlich dünn, 
meist 3—5 dm hoch, mehr oder weniger dicht mit langen 
Haaren bekleidet. Blätter mit an den unteren und mittleren 
schmalen, oberwärts linealischen, an den oberen lanzettlichen 
Nebenblättern. Blättchen länglich-verkehrt-eiförmig, meist wenig 
behaart, am Grunde kurz-keilförmig, mit eiförmigen, nur wenig 
tief eingeschnittenen, ziemlich kleinen Zähnen. Blüthen- 
stand locker mit aufrechten oder aufrecht-abstehenden, 
verlängerten Aesten. Blüthen gross Aussen- 
kelchblätter linealisch-lanzettlich bis linealisch, 
spitz oder spitzlich, etwa so lang bis wenig länger als die 
viel breiteren Kelchblätter, beide mässig dicht behaart. Blumen- 
blätter breit verkehrt-eiförmig, erheblich länger als die Kelch- 
blätter und Aussenkelchblätter. 

Auf trockenen Bergwiesen, an grasigen Hängen bisher 
nur in Siebenbürgen: am Gorgam bei Torda \J. Wolff Fl. 
exs. Austr.-Hung. no. 28321). 

P. recta B. U. b. tuberosa A. u. G. Syn. VI. 764 (1904). 
P. tuberösa J. Wolff in Siegfried Exs. Pot. spont. eult. 
no. 914 (1892). Fl. exs. Austr.-Hung. no. 2832 (1898). 


Eine sehr charakteristische Rasse, die in der Tracht etwa der pallida 
am nächsten kommt, aber sicher keine nähere Verwandtschaft zu ihr be- 
sitzt, Durch die grossen Blüthen sehr leicht von pilosa zu unterscheiden, 
von Astracanica durch die Grösse, den schlanken Stengel und den lockeren 
Blüthenstand verschieden. — Nach Th. Wolf (briefl.) steht diese Rasse 
der corymbosa aın nächsten. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete) [x] 


Balcänica. Pflanze zwischen den langen, abstehenden Haaren 
dicht kurzhaarig. Stengel aufrecht, schlank. Blätter fast 
stets 5-, selten 6—7zählig. Blättchen der unteren 
aus keilförmigem Grunde verkehrt-eiförmig, der oberen 
länglich-spatelförmig. Nebenblätter schmal-lanzettlich, un- 
getheilt, lang zugespitzt. Aussenkelchblätter lineal. Kelch- 
blätter lanzettlich, fein zugespitzt, kürzer als die Blumen- 
blätter. 

In Bosnien, Dalmatien und Montenegro verbreitet. 

P. recta var. balcanica Th. Wolf ABZ. IX. (1903) 
181. P. pilosa Velen. Fl. Bulg. 171 (1891) nieht Willd. 

Hierzu gehören nach Th. Wolf (br.) 
2. Vlasieensist) (Siegfried Exs. Pot. spont. eult. no. 916, nicht Poever- 

lein). Grundblätter mitunter 7 zählig. 


!) Auf dem Vlasidgebirge bei Travnik in Bosnien gefunden. 


ME HEE 


Potentilla. 765 


/ 


a. hirsütior (P. pilosa a. Velen. Fl: Bulg. 171 [1891)). In allen 
Theilen stärker behaart, daher graugrün. Blüthen meist heller gelb. 


b. viridis (P. ptiosa $. Velenovsky Fl. Bulg. 171 [1891]). Pflanze 
höher, weniger behaart. — Bosnien. — Vgl. Th. Wolfa.a. ©, (1903). 


(Verbreitung der Rasse: Serbien; Bulgarien.) [x] 


Mischlinge. 


Das Vorkommen von Mischlingen vermuthet Focke (in Hallier-Wohlfarth 
Koch’s Syn. I. 809). Bei der grossen Aehnlichkeit der Formen ist es als sicher 
anzunehmen, dass viele auch Kennern der Gattung vorgelegte als zweifelhaft be- 
zeichnete Exemplare als Mischlinge der einzelnen Rassen anzusehen sind. Verbreitet 
sind sicher pallida X corymbosa, pallida X pilosa und corymbosa X »pilosa, 
jedoch geben, wie Focke richtig bemerkt, Herbarexemplare wenig Anhalt zur 
richtigen Deutung. Die in botanischen Gärten (aus Samen anderer Gärten) gezogenen 
Pflanzen sind zweifellos oft Kreuzungen der einzelnen Rassen, sicher beobachteten 
wir im Berliner botanischen Garten pallida X laciniosa zwischen echter laciniosa. 
Ferner erscheint bemerkenswerth: 


fallacina X corymbösa. In der Tracht und Farbe der 
corymbosa ähnlich, aber die Blättehen nicht immer vorn 
breiter mit ziemlich groben eiförmigen, spitzen oder spitzlichen 
Zähnen. Nebenblätter ungetheilt oder schwach eingeschnitten. Blüthen- 
stand ziemlich gross mit verlängerten aufrechten Aesten, 
etwas locker. Blüthen etwas klen. Blumenblätter erheb- 
lich länger als die Aussenkelchblätter. 

Bisher mit Sicherheit nur in Galizien: bei Borszezöw (Block i!) 
mehrfach mit den Erzeugern; aber wie die übrigen Mischlinge wohl 
sicher öfter übersehen. 

P. recta fallacina X. corymbösa A. u. G. Syn. VI. 765 (1904). 
P. Pseudo- Herbechir!) (P. fallacina X Herbichii) Blocki Herb. 
Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 14 (1889). Siegfried Exs. Pot. 
spont. ceult. no. 74. „P. obscura Aut. — recta X obscura Lehmann“? 
Formänek ÖBZ. XXXIX (1889) 60. 

Von Siegfried werden in seine Exs. Pot. spont. cult. noch weitere Pflanzen 
als zu diesem Mischling gehörig aufgeführt, so werden die Blocki’schen P, thyraica 
als P. Herbiehii X fallacina (also genau wie von Btocki im Herbarium seine 
Pseudo-Herbichii!) und P. pseudo-obscura (s. S. 758) als P. superfallaeina X Herbichii 
gedeutet, Annahmen, denen wir nach dem vorliegenden Material nicht zustimmen 
können. 


(Verbreitung des Mischlings: Bisher nur im Gebiete.) I] 


(Verbreitung der Art: Frankreich; Europäisches Mittelmeergebiet; 
südliehes und mittleres Russland; Kaukasus; Vorder-Asien; westliches 
- Sibirien.) * 
170. X 178. P. canescens X recta s. S. 783. 


171. x 118: P, argeniea X .recta s. 8. 185. 
ax 9m BD. vecta, X. hirta 2:17, 


ESTER, 


766° Rosaceae, / 


179. (32.) P. hirta. 9. Der Leitart sehr ähnlich, von ihr 
hauptsächlich durch Folgendes verschieden: Stengel meist ziemlich 
starr, oft aus bogigem Grunde aufrecht, diek oder dünn, meist 2—3 dm 
hoch, mehr oder weniger dicht (besonders an den Knoten) mit weissen 
starren dieken Haaren (zwischen weicheren Haaren) besetzt, oft 
roth überlaufen. Blätter 5- oder 7zählig, oft fussförmig, mit meist 
ungetheilten ganzrandigen, lanzettlichen bis linealischen, meist ziemlich 
langen, mit den charakteristischen Haaren besetzten Nebenblättern. 
Blättehen an den grundständigen Blättern länglich-verkehrt-eiförmig, 
mit langem, schmalem, fast stielartigem keilförmigem Grunde, die 
oberen breit-linealisch, linealisch- verkehrt-eiförmig, alle am 
Rande ziemlich tief eingeschnitten-gesägt, besonders unterseits 
meist ziemlich dieht mit starren derben Haaren besetzt, mit 
stumpfen bis spitzlichen Zähnen. Blüthenstand oft ebensträussig-rispig, 
meist nicht sehr vielblüthig, besonders an den Blüthenstielen dicht mit 
den starren Haaren besetzt. Blüthen gross. Aussenkelchblätter 
etwa so lang als die Kelchblätter, beide dicht steifhaarig. 
Blumenblätter breit verkehrt-herzförmig, lebhaft gelb, viel länger als 
die Kelchblätter. 

An steinigen, grasigen und buschigen Orten nur im südlichen Ge- 
biete. Im südlichen Frankreich, an der Riviera und in den südlichsten 
Alpen verbreitet. Ungarn im mittleren! und südlichen Theile zerstreut 
und südlich davon bis zum Oesterreichischen Küstenlande! und Dalmatien 
wohl nirgend fehlend. Bl. Mai, Juni. 

P. hirta L. Spee. pl. ed. 1. 497 (1753). Koch Syn. ed. 2. 237. 
Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 809. Th. Wolf Pot. Stud. 
I. 42 II. 29. Nyman Consp. 224. :Suppl. 110, 362. P. hepta- 
phylla‘) Mill. Gard. Diet. ed. 8 no. 9 (1768). Nyman Consp. Suppl. 
362 nicht Lehmann, vgl. Ascherson BV. Brand. XXIV. Sitzb. 76 
und bei Zimmeter in Kern. Fl. exs. Austr.-Hung. nater no. 825. Sched. 
III. 17. P. pilosa Vill. Fl. Delph. III. 575 (178 ) nicht Willd. P. 
rubens All. Fl. Pedem. 58 (1785) nicht Crantz und Vill. .P. leueö- 
tricha Borb. OBZ. XXXIV (1884) 73 z. T.! und mehrerer anderer 
Ungarischer Schriftsteller s. S. 756, 760. 

Wie bei P, recta ist auch bei dieser Art die Nomenclatur durch neuere art- 
spaltende Schriftsteller verwirrt worden. Was wir schon bei Alchimilla ete, aus- 
einandersetzten, gilt auch hier, weder Linnd ncch seine Zeitgenossen haben mit 
den von ihnen geschaffenen Namen eine einzelne Form dieser Art bezeichnen wollen 
und es ist sicher, dass sie, selbst wenn ihnen die Formenkreise in ihrem ganzen 
Umfange zugänglich gewesen wären, sie nach ihrem Artbegriff keine specifische 
Trennung vorgenommen hätten. Langathmigen Auseinandersetzungen, welche von 
den zahlreichen Formen die P. hirta „L.* und der übrigen „Autoren“ ist, scheinen 


uns gänzlich zwecklos und nicht im Interesse der Klärung der verwandtschaftlichen 
Verhältnisse zu liegen. 


Diese schon durch die viel diekeren starren Haare fast stets von den Formen 
der P, recta leicht zu unterscheidende Pflanze ist merkwürdiger Weise oft mit letzterer 
verwechselt worden, Wenn nicht einmal so gut verschiedene Pflanzen wie P. recta 


1) Von örra- sieben- und pöAAonv Blatt. 


ee 


Potentilla. 167 


und P. hirta (in typischer Ausbildung!) von den Floristen sicher getrennt werden 
können, so fragt man sich unwillkürlich, welche Sicherheit dann die Scheidung 
subtiler Formen einer der Arten (als „neue Arten“ oder Varietäten) bietet und gar 
die Bestimmung und Identification derselben (vgl. auch S. 757). Aus Ungarn und 
dem Oesterreichischen Küstenlande liegen uns eine ganze Reihe (auch von Borbäs 
und Blocki gesammelte bezw. bestimmte und vertheilte) Pflanzen aus verschiedenen 
Jahren vor, bei denen nicht einmal die Art richtig getroffen ist! 


Aendert ähnlich der vorigen ab. 


A. Blättchen der grundständigen Blätter nur an der Spitze gezähnt, 
meist 3—5 zähnig. 

angustifölia. Stengel meist ziemlich dünn, bogig aufsteigend, 
meist nur 1—2 dm lang, oft sehr dunkel gefärbt, meist ziemlich 
dicht mit den langen weissen Haaren besetzt. Blätter 5- oder 
7zählig, die unteren meist 7zählig mit langen schmalen, meist 
linealisch-lanzettlichen, meist mit wenigen schmalen spitzen Zähnen 
versehenen Nebenblättern. Blättehen der grundständigen Blätter 
meist nicht über 1 cm lang, aus lang-keilförmigem Grunde schmal 
verkehrt-eiförmig-lanzettlich, die Stengelblätter schmal-linealisch, oft 
ziemlich weit herabgezähnt, alle unterseits ziemlich dicht angedrückt 
behaart. Blüthen gross. Aussenkelchblätter und die zugespitzten 
Kelchblätter ziemlich gleichlang, die ersteren meist etwas länger 
dicht behaart. Blumenblätter viel länger als die Kelch- 
blätter, dunkelgelb. 

Im südwestlichsten Gebiete in Süd-Frankreich und an der 
Riviera sehr zerstreut. Bl. April, Mai. 

P. hirta ß. angustifölia Ser. in DC. Prodr. II. 578 (1825). 
Koch Syn. ed. 2. 237. Lehmann Rev. Pot. 87. P. hirta (L. a. 
a. O. z. T.) Lap. Hist. abr. Pyren. 228 (1813). Rehb. Fl. Germ. 
exc. 594. Zimmeter Eur. Art. Pot. 8 in Kern. Fl. exs. Austr.- 
Hung. unter no. 825. Schedae III. 16. P. angustifolia DC. Fl. 
France. V. 540 (1815) nicht Herb. Willd. (diese ein Synonym 
der nordostasiatischen P. betonicifölia Poir. Enc. bot. V. 601 
[1804]. P. chrysopetala!) Besser nach Lehmann Rev. Pot. 87 
(1856). P. australis Jordan Cat. Grenoble 28 (1856) nicht Krasan? 
Im Herb. Lehmann „eult. ex sem. aut.“ eine P. recta (Th. Wolf). 

Lehmann beschreibt a. a. ©. zwei Formen mit breiteren Grundblättern, 
die eine mit grösseren (P. hirta $. Lap. a. a. O. [1813]), die andere mit 
kleineren Blüthen (P. hiria var. parviflöra Andrä BZ. XI. [1853] 457?). 

Nach Th. Wolf (br.) gehört hierher 

B. strieta (P., strieta Jord. Cat. jard. Gren. 28 [1856]). Pflanze kräftig, steif 
aufrecht, bis über 3 dm hoch, mit grösseren Stengelblättern. Blättchen mit 


zahlreichen, bis fast zum Grunde reichenden Sägezähnen. — So in der Dauphine: 
Gap. (Spanien). 


Fast stets durch die Gestalt der Grundblätter sehr leicht kenntliche zier- 
liche Form, hin und wieder zeigen auch die Blätter der übrigen Rassen, wenn 
die Exemplare von trocknen Standorten stammten, solche am Grunde stark 


1) Von xovods Gold und zEra@/ov» Blumenblatt. 


768 


Rosaceae. 


keilförmige, dort ungezähnte Blättehen. Im typischer Ausbildung sind die 
mittleren Blättehen der Grundblätter ganz keilförmig. 


(Verbreitung der Rasse: Süd-Frankreich; Spanien; nordwest- 


liches Italien.) * 


jlättchen ziemlich tief herab grob-gezähnt, nur selten an einem er- 


heblichen Theile des kurzen keilförmigen Grundes ohne Zähne. 


I. laeta. Pflanze lebhaft grün. Stengel meist zu mehreren, meist 


starr aufrecht oder aufsteigend, meist roth oder röthlich überlaufen, 
meist (dicht behaart mit aufrecht abstehenden Haaren. Blätter 
5- oder 7zählig-handförmig, mit fast stets ganzrandigen un- 
getheilten Nebenblättern. Blättchen an den grundständigen Blättern 
länglich-verkehrt-eiförmig bis tief unter der Mitte gezähnt, die 
der oberen Blätter linealisch-lanzettlich, an den Nerven und am 
Rande angedrückt bis abstehend behaart, tief und gleichmässig 
grob gezähnt. Aussenkelchblätter und Kelchblätter etwa gleich- 
lang, sehr dicht behaart. Blumenblätter hellgelb, etwa 
doppelt so lang als die Kelchblätter. 

Nur im südöstlichsten Gebiete in Istrien! und Dalmatien !! 
zerstreut. Bl. April, Mai. 

P. hirta b. laeta Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I 
809 (1892). P. hirta (L. a. a. O. z. T.) Sturm Deutschl. Fl. 
Fase. 91 t.6 (18 )._P. recta Seop. Fl. Carn. ed 227 353 
(1772) z. T. nicht L. P. laeta Rehb. Fl. Germ. exc. 595 (1832). 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 8. Beitr. Kennt. Gatt. Pot. 15 in Kern. 
Fl. exs. Austr.-Hung. no. 825. Schedae III. 15 (1884). Nyman 
Consp. Suppl. 662. P. parva Friv.? nach Griseb. Spie. Fl. Rum. 
Bith. I. 97 (1843). Nyman Consp. 224. P. pilösa Nocca u. 
Balb. Fl. Tie. I. 240 (1816) nicht Willd. P. hırta a. genuina 
Lehmann Rev. Pot. 86 (1856). P. hırta y. stricta Schloss. u. 
Vukot. Fl. Croat. 128 (1869)? 


Aendert in der Stärke der Bekleidung, der Zähnung der Blätter und 
in der Grösse ab. Wichtigere Formen sind 


b. pinnatifida. Blättehen sehr tief, fast fiederspaltig eingeschnitten. — 
3isher nur in Montenegro (Rohlena nach Th. Wolf briefl.), der Balkan- 
halbinsel südlich des Gebietes und auf Sieilien beobachtet, wohl auch im 
südöstlichsten Gebiete. — P. hirta ß. pinnatifida Griseb. Spie. Fl. Rum. et 
Bith. I. 97 (1843). Zimmeter Eur. Art Pot. 8. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 15. 
— In der Tracht an kleine Formen der P. recta laciniosa erinnernd. 


ce. diversifölia. Blätter nicht eingeschnitten, sondern flach gezähnt. — 
Bisher nur in Italien. — P. hirta y. diversifolia Ser. in DC. Prodr. II. 
578 (1825)?. Lehmann Rev. Pot. 86 (1856). P. hirta ß. Bertol. Fl. It V. 
249 (1842). 


2. mieränthat). Blüthen viel kleiner. Blumenblätter wenig länger als 


die Kelchblätter, — Istrien. — P., hirta y. mierantha Freyn Abh.. ZBG. 
Wien. XXXI. 378 (1881). P. laeta y. mierantha Zimmeter Beitr. Kenntn, 
Gatt. Pot. 15 (1889). 


!) Von mıxoög klein und &vdog Blüthe, 


Potentilla. 769 


b. subsericea (Griseb, Spie. Fl. Rum. Bith..I. 98 [1843]. Lehmann Rev. Pot. 
86) ganz dicht grau behaart. — Bisher nicht im Gebiete, annähernde Formen 
im Küstenlande. 


2. ophiolithical) (P, laeta v. ophiolithica Levier in Zimmeter Beitr. 
Kenntn. Gatt. Pot. 15 [1889]). Pflanze sehr klein. — So an trockenen 
Orten in Italien. 

(Verbreitung der Rasse: Italien; Balkanhalbinsel; Süd- 
Russland.) [* 


I. pedäta. Pflanze meist dunkelgrün. Stengel aufsteigend oder 
starr aufrecht, meist kräftig, hoch, oft roth oder braunroth 
überlaufen , mehr oder weniger dicht behaart. Grundständige 
Blätter stets (oder fast stets) 7 zählig, obere Stengelblätter 5 zählig, 
beide mehr oder weniger deutlich fussförmig, mit 
ungetheilten, meist dicht behaarten, ganzrandigen Nebenblättern. 
Blättchen an den grundständigen Blättern länglich-verkehrt-eiförmig 
bis länglich-linealisch, oft bis 3 oder 4 cm lang, grob und unregel- 

‘ mässig (an kleinen Exemplaren oft ziemlich vereinzelt) gezähnt, 
zuletzt oft fast ganz verkahlend, an den oberen länglich-linealisch, 
mit keilförmigem Grunde, weit herab grob gezähnt, unterseits und 
am Rande mit ziemlich langen, meist deutlich abstehenden Haaren 
besetzt. Blüthenstand ziemlich dicht mit aufrechten 
starren Aesten. Aussenkelchblätter etwas länger als die am 
Grunde breiteren, oberwärts schmäleren Kelchblätter. Blumen- 
blätter fast doppelt so lang als die Kelchblätter, lebhaft gelb. 

So im südlichen Gebiete verbreitet von Südfrankreich! und 
Piemont! in den südlichen Alpen bis zum mittleren Ungarn! 
dem Küstenlande und Dalmatien! Bl. Mai, Juni. 

P. hirta d. pedata Koch Syn. ed. 2. .237 (1843). Lehmann 
Rev. Pot. 87. Focke in Hallier-Wohlfarth. Koch’s Syn. I. 809. 
P. pelösa DC. Fl. France. V. 540 (1815). Nyman Consp. 224 
nicht Willd. P. pedata Willd. Enum. pl. Suppl. 38 (1813). Nestl. 
Monogr. 44 (1816). Rchb. Fl. Germ. exe. 595. Zimmeter Eur. 
Art. Pot. 9. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 15 in Kerner Fl. exs, 
Austr.-Hung. no. 826, 825. Schedae III. 18. Nyman Consp. 224. 
Suppl. 362. P. hirta var. &. Schloss. u. Vukot.-Fl. Croat. 128 (1869). 

Wir haben lange geschwankt , ob wir die vorige Rasse von: dieser als 
solehe trennen sollten, denn ebensowenig wie Focke (a. a. O. 809) haben 
wir zwischen beiden scharfe Grenzen beobachten können, nur’der Umstand, 
: dass thatsächlich im westlichen Mittelmeergebiete der Rasse laeta | | völlig 
gleichende Formen zu fehlen scheinen, hat uns zur Beibehaltung veranlasst. 
Darüber, dass die beiden letzteren durch bis tiefer herab gezähnte Blättchen 
ausgezeichneten Rassen einander näher stehen als der angustifolia, kann kein 
Zweifel bestehen. Trotzdem konnte die Rasse angustifolia nicht höher be- 
werthet werden, da die Merkmale sich ziemlich wechselnd zeigten und wir 


z. B. aus Istrien und Dalmatien Pflanzen trockner Standorte sahen , deren 
Grundblätter. nur oberwärts gezähnt waren, aber bis auf eine. nicht zu 


we) Auf Gabbro (Ophiolitb) des Monte Ferrato bei Prato unw. Florenz a 
(Levier br.). 


Aacherson u. Graebner, Synopsis. VI. 49 


770 Rosaceae. 


angustifolia gehörten. Auch Blüthengrösse und -farbe erscheint ziemlich 
wechselnd. 

In der Grösse stärker abändernd als die beiden vorigen, in kleinen 
Formen, wie bemerkt, nicht immer ganz sicher von der Rasse laeta abzu- 
grenzen, da auch bei dieser Rasse sich mitunter Blätter finden, die deutliche 
Neigung zur Fussförmigkeit haben. — In der Tracht, der Dichtigkeit der 
Bekleidung (kleine Formen trockner Orte sich auch hierin öfter der Rasse 
laeta nähernd), der Schärfe und Tiefe der Blattzähne sehr wechselnd, doch 
lassen sich bestimmte Formen nur künstlich unterscheiden. Im südlichen 
Gebiete finden sich nicht selten Formen mit sehr tief eingeschnittenen Blättchen. 

Als Hauptmerkmal der Rasse betrachten wir den kräftigen Wuchs und 
die meist ziemlich dichten aufrechten Aeste des Blüthenstandes, dadurch 
wird sie in kräftigen Exemplaren einiger Rassen der P. recta ähnlich, mit 
der wohl auch diese Rasse die nächste Verwandtschaft zu besitzen scheint. 
Diese kräftige, aus aufsteigendem Grunde starr aufrechte Form, die vielleicht 
einen eigenen Namen verdient, sahen wir in ganz gleicher Ausbildung aus 
dem mittleren Ungarn (als P. leucotricha bezeichnet), aus der Hercegovina, 
Dalmatien und Süd-Russland. Die Fussförmigkeit der Blätter ist gerade bei 
den kräftigen Formen sehr wenig constant, denn während sie oft sehr deut- 
lich ausgebildet ist, fehlt sie manchmal an Blättern derselben Pflanze. 


(Verbreitung der Rasse: Languedoc; Iberische Halbinsel; 


Italien einschliesslich der Inseln; Balkanländer.) [#1 
(Verbreitung der Art: Languedoc; Iberische Halbinsel; Italien; 
Balkanhalbinsel; Süd-Russland.) E 


170. X 179? P. canescens X hirta? s. S. 785. 
171. X 179. P. argentea X hirta s. S. 785. 
178. X 179. P. recta X hirta s. unten. 


Bastard. 


178. x 179. P. reeta X hirta. 9. In der Tracht der Rasse 
acutifolia der P. recta ähnlich, aber Stengel, Blätter und Blüthen 


ausser mit den weichen langen Haaren, mit mehr oder - 


weniger zahlreichen starren kurzen Haaren besetzt. Blätter 
meist 7zählig, z. T. deutlich fussförmig. Blättchen ziemlich tief ein- 
geschnitten. 

Bisher nur bei Budapest auf grasigen Hügeln (Borbäs!). 

P. recta X hirta A. u. G. Syn. VI. 770 (1904). P. pedata 


x reeta (P. pedatoides) Hausskn. Thür. Bot. V. N. F. V. 97 


(1893). P. leucotricha Borb. herb. z. T. (s. S. 758). 
(Thessalien.) #1 


180. (33.) P. Adriätiea. 2). Stengel steif aufrecht, bis 35 em 
hoch,. oft ästig, dicht kurzhaarig und mit langen abstehenden Haaren 
besetzt, Blätter oft drüsig, fussförmig-kurzhaarig, 5zählig, nicht selten 
6- oder 7 zählig, mit schmal-lanzettlichen, lang zugespitzten, ganzrandigen 
oder gezähnten, drüsigen Nebenblättern. Blättehen der unteren Blätter 
stets verkehrt-eiförmig, mit keilförmigem Grunde, die der stengelständigen 
länglich-spatelförmig bis länglich. Mittelblättehen an der Spitze 
abgerundet, aber gestutzt Aussenkelchblätter linealisch, kürzer 


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w 0 2 2 


Potentilla. 701 


als die Kelchblätter, wie diese dicht drüsig-klebrig. Kelchblätter 
lanzettlich, fein zugespitzt. Blumenblätter länger als die Kelchblätter, 
hellgelb» Früchtchen sehr gross (2 mm), scharf gekielt. 

In Dalmatien: Spalato mehrfach (Pichler in Kerner Fl. Austr.- 
Hung. no. 1241, Bornmüller ÖBZ. XXXIX [1889] 334); Hercego- 
vina (Murbeck a.a.O.); Um Tihaljina in Bez. Ljnbuski (Fiala Wiss. 
‚Mitth. aus Bosn. VI. 726; Montenegro (Beck u. Szysz. Pl. Mont. 120); 
Antivarı (Horäk ÖBZ. L. 160, Th. Wolf br.). Bl. Juni, Juli. 

P. adriatica Murbeck Beitr. Fl. S.-Bosn. 134 (1891). P. taurica 
Zimmeter in Kerner Fl. exs. Austr. Hung. 1241. Schedae IV. 8 (1886) 
nicht Willd. P. taurica Rasse adriatica Horäk ÖBZ. L. (1900) 160. 


Stellt gewissermassen eine Zwischenform zwischen P. hirta und der im Gebiet 
nicht beobachteten P. Taurica (s. S. 750) dar, mit welcher sie die Drüsenhaare, 
die bei P. hirta (stets nach Th. Wolf) fehlen, gemeinsam hat. 


(Albanien ?) #1 


12. Grandiflörae (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 671 [1904]. 
Rectae und Frigidae Lehmann Rev. Pot. 81 und 153 [1856] 
Tr NID. 8.674. 

Ausser unseren Arten in Europa noch P. Pyrenaica (Ram. in 
- DC. Fl. Frane. IV. 459 [1805] V. 542. P. grandiflora y. pyrenaica 
Ser. in DC. Prodr. II. 573 [1825]. P. maculata ß. pyrenaica Lehmann 
Rev. Pot. 120 [1856]) in den Pyrenäen. P. umbrosa (Stev. in M. 
Bieb. Fl. Taur.-Caue. III. 357 [1808] in der Krim und im Kaukasus. 
P. Reuteri!) (Boiss. Diagn. Ser. 2. II. 51 [1856]) in Spanien, 
in ihren Merkmalen Anklänge an die Reetae zeigend. Die öfter mit 
P. Montenegrina verwechselte ihr sehr nahestehende P. Buceoana:) 
(Clementi Sert. Orient. 39 t. VIII fig. 2 [1855]. Lehmann Rev. Pot. 
207) bis jetzt nur auf dem Bithynischen Olymp, nicht in Europa. 


Uebersicht der Arten der Grandiflor.ae. 


A. Blättchen sitzend oder sehr kurz gestielt. 

I. Blätter 3zählig. Blättchen gezähnt mit ziemlich breiten Zähnen, 
ziemlich dicht abstehend behaart (vgl. jedoch B. Pedemontana). 
Pflanze mittelgross. P. grandiflora. 

II. Blätter 5zählig. Blättchen eingeschnitten gesägt, mit kurzen 
angedrückten Haaren locker besetzt. Pflanze kräftig. 

P. Delphinensis. 

B. Blättchen (wenigstens das mittlere) deutlich (5—10 mm lang) gestielt, 
angedrückt kurzhaarig. Pflanze kräftig, hochwüchsig. 

P. Montenegrina. 


181. (34.) P. grandiflöora. %. Pflanze meist kleinere Rasen 
bildend, mit zahlreichen, nicht blühenden Blattrosetten. Stengel 


1) S. II. 1. S. 172 Fusen. 1. 
2) Nach Giovanni Bucco, * 9. Apr. 1822 Moncalieri bei Turin, 7 1900 
Genua, Obergärtner und Custos am botanischen Garten daselbst (Penzig br.) 


49* 


772 Rosaceae. 


aufsteigend, seltener aufrecht, meist 1,5--3 (bis 4) dm hoch, meist 
ziemlich dicht abstehend behaart. Blätter meist 3- (selten ver- 
einzelt 4- oder 5-)zählig, die unteren meist ziemlich lang gestielt, mit 
abstehend behaarten Stielen, die oberen kurzgestielt, mit abstehend 
behaarten Stielen, die oberen kurzgestielt bis fast sitzend, mit eiförmig- 
lanzettlichen Nebenblättern. Blättchen aus keilförmigem Grunde ver- 
kehrt-eiförmig, die mittleren auf beiden Seiten, die unteren auf der 
inneren Seite am Grunde ganzrandig, oberwärts jederseits gleichmässig 
gesägt, ‚mit eiförmigen, ‚stumpflichen bis spitzlichen Zähnen, unter- 
seits stärker, oberseits schwächer behaart. Blüthenstand mit 
ziemlich aufrechten meist wenigblüthigen Aesten. Blüthen gross, kurz 
bis zuletzt meist ziemlich lang gestielt. Aussenkelchblätter länglich- 
lanzettlich bis linealisch-lanzettlich, 3nervig, kürzer oder etwa so lang 
als die breiteren zugespitzten Kelchblätter. Blumenblätter breit verkehrt- 
herzförmig ausgerandet, viel länger als die Kelchblätter. Frucht aufrecht. 

Auf Alpenweiden, in Gerölle nur auf Urgestein in den Alpen!! 
von den Seealpen bis Steiermark verbreitet; in Wallis zwischen 1500 
und 3000 m. (Jaccard 93). Die Angaben aus dem südöstlichen 
Gebiete beziehen sich wohl ul auf P. Montenegrina. .n 
Juli, August. 

P. grandiflora L. Spee. ‚pl. ed. 1. 499 (1753). -Koch Syn. ed. 2. 
242. Lehmann Monögr. Pot. 164. Zimmeter ‚Eur. Art. Pot. 26. Beitr. 
Kenntn. Gatt. Pot. 35. Rev. Pot. 156. Nyman Consp. 228. Suppl. 
112. Focke in Hallier-Wohlfahrth Koch’s Syn. I. 808. Th. Wolf Pot. 
Stud. II. 62. Sturm Deutschl. Fl. Fase. 92 t. 5. P. gallica Siegfried 
Exs. Pot. spont. cult. no. 925, vgl. auch Rouy u. Camus Fl. Fr. 

In der Grösse und der Behaarung einigermaassen veränderlich. Den Typus 


der Art beschreibt Burnat (Fl. Alp. marit. II. 246 [1896] als &. genuina. Bei 
uns sind folgende Abarten beobachtet: 


B. minor, Pflanze niedrig. Stengel kurz, sehr ästig. Blüthen viel kleiner, — 
Wallis. — P. grandiflora $. minor Venetz in Gaud, Fl. Helv. III, 381 (1828). 


C. stenopetalal). Blumenblätter etwa so lang als beim Typus, aber sehr 
schmal, lang keilförmig-verkehrt-eiförmig, hellgelb. — Wallis, — P, grandi- 
flora f. stenopetala Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 772 (1904). 


I. stenophülla2) (Briquet Herb. nach Zimmeter Beitr. 35 [1889]). Blättchen 
schmal, länglich. 


b. cinerei-sericea (cinereo-sericea Schmidely Bull. SB. Geneve IX, 130 [1899]). 
Blättchen stark grauseidig behaart. — Wallis, Piemont. 
Bemerkenswerther ist: 
B. Pedemontäna?). Stengel meist dünner, oft aus niederliegendem 
Grunde aufsteigend, meist anliegend, oft nur oberwärts etwas ab- 
stehend behaart mit meist stärker geschlängelten Haaren. Blätter 
fast stets 3zählig, meist kürzer gestielt. Blättchen mit länger keil- 
förmigem Grunde, nur in der oberen Hälfte bis !/s mit wenigen 


1) Von orevös schmal und zeraAov Blumenblatt. 
2) Von orevög und PÖAAo» Blatt. 
») In Piemont (Pedemontium): zuerst gefunden. S 


Ya U urn m Deal a ed nn int, a rn a a A m U 


ve PT VEWure 


Potentilla. Les 


jederseits 2—3 gröberen Zähnen, am Rande und unterseits auf den 
Nerven meist deutlich schimmernd angedrückt behaart. 

In den südwestlichsten Alpen zerstreut,. in den Seealpen die 
häufigste Form (der Typus der Art scheint nach Burnat a.a. ©: 
dort zu fehlen); östlich bis zum. Canton Tessin (Chenevard nach 
Th. Wolf br... Für Wallis angegeben und vertheilt, aber nach 
Th. Wolf (br.) zweifelhaft, wenigstens nicht typisch. 

P. grandiflora var. Pedemontana Gremli in Herb. Burnat 
nach Th. Wolf (br.) (1904). P. pedemontana Reuter Cat. graines 
Jard. bot. Geneve 1861. 4 (1862). Zimmeter Eur. Art. Pot. 27. 
Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 35. Nyman Consp. 228. 


In der Tracht erinnert diese Form durch ihre Schlaffheit thatsächlich an 
einen Bastard mit P. aurea, von welchem Zimmeter (Beitr. Kenntn, Gatt. 
Pot. 35) eine auffällige Aehnlichkeit erwähnt, 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiete.) 
(Verbreitung der Art: Pyrenäen.) . 


belle] 


181.X 185. P. grandiflora X frigida 7} 
181. X 187. P. grandiflora X villosa. |» Ba 
181. x 188. P. grandiflora X aurea | sallS: 


182. (35.) P. Delphinensis!). %. Pflanze meist kräftig, rasen- 
bildend.. Stengel meist aufrecht, oberwärts etwas schlaff, mit 
kurzen aufrecht abstehenden Haaren besetzt. Untere Blätter 
5zählig, ziemlich lang gestielt, die oberen 3zählig mit eiförmig- 
lanzettlichen, zugespitzten,  ungetheilten oder eingeschnittenen Neben- 
blättern. Blättchen aus keilförmigem Grunde verkehrt-eiförmig, am 
Grunde ganzrandig, oberwärts eingeschnitten-gesägt, an der Spitze ab- 
gerundet, unterseits etwas dichter, oberseits spärlicher mit angedrückten 
kurzen Haaren besetzt, am Rande bewimpert. Blüthenstand meist 
reichblüthiger. Aussenkelchblätter lanzettlich, zugespitzt, 3 nervig, etwa 
so lang als die wenig breiteren Kelchblätter. Blumenblätter verkehrt- 
herzförmig, breiter als bei voriger, etwa doppelt so lang als die Kelch- 
blätter. 

Nur in der Dauphin& in Gesellschaft der vorigen: Col de Lautaret 
und Monte Viso. Bl. Juli, August. 

P. delphinensis Gren. u. Godr. Fl. France I. 530 (1848). Lieh- 
mann Rey. Pot. 87. Zimmeter Eur. Art. Pot. 15. Nyman Consp. 225. 
Suppl. 111. 


(Verbreitung der Art: Nur im Gebiet.) 


183. (36.) P. Montenegrina. 2. Pflanze kräftig. Stengel 
ziemlich dick, aus bogig aufsteigendem Grunde ziemlich starr aufrecht, 
3—5 dm hoch, nur oberwärts verzweigt. Blätter fast stets 3zählig 
(in der Cultur an üppigen Exemplaren oft 4--5 zählig!), die unteren lang 


...1) In der Dauphine (Delphinatus) vorkommend. 


774 Rosaceae. 


gestielt, die oberen mit meist sehr breiten, eiförmigen bis länglich-eiförmigen 
Nebenblättern. Mittel-Blättchen deutlich (bis 1 em lang) ge- 
stielt, verkehrt-eiförmig bis länglich - verkehrt-eiförmig, nach dem 
Grunde abnehmend grob gezähnt mit stumpfen oder stumpflichen Zähnen, 
meist nur spärlich angedrückt kurzhaarig. Blüthenstand ziemlich reich- 
blüthig mit aufrechten Aesten. Blüthen gross, ziemlich lang gestielt, 
auch in der Frucht aufrecht, mit ziemlich dieht angedrückt behaarten 
Stielen. Aussenkelchblätter länglich, viel kürzer als die fast lanzett- 
lichen spitzen Kelchblätter, beide angedrückt behaart. Blumenblätter 
meist länger als die Kelchblätter. 

Auf subalpinen Wiesen auf Kalkboden nur im südöstlichsten 
Gebiete. Bosnien! zerstreut (Maly br.). Hercegovina: Auf der Lisin- 
und Preslica planina (Vandas Sitzb. Böhm. Ges. Wiss. 1890. 260), 
Visocica planina (Beck). Montenegro: Im Thale Peru£ica dol, Sinjavina 
planina (Pantocsek); bei Narda unter dem Kom Vasojevicki (Bal- 
dacci Contrib. cogn. Mont.-Alb. 19 [1900]. Bl. März—Mai. 

P. montenegrina Pantocsek OBZ. XXIII (1873) 5. NV. Presb. 
N.F. 2. f. 1871/2. 119 (1874). Zimmeter Eur. Art. Pot. 27. Nyman 
Consp. 228. Suppl. 112. 


Hierher die Rasse: 


B. Jankaeänat). Stärker behaart, fast seidig. Nebenblätter der 
Stengelblätter an der Spitze 3—4zähnig. Seitenblättchen fast 
sitzend. Zähne der Blättchen spitzlich. 

Montenegro: Biela Carina beim Kom. 
P. Montenegrina B. Jankaeana Th. Wolf in A. u. G. Syn. 
VI. 774 (1904). P. Jankaeana Pantocsek OBZ. XXIII (1873) 


!) Nach Vietor Janka von Bules, * 24. Dec, 1837 Wien 7 9. Aug. 1390. 
Budapest, 1870—89 Custos der botanischen Abtheilung des National-Museums da- 


selbst, früher Oberleutnant der Cavallerie. J.’s wissenschaftliche Laufbahn hat bei 
aller Verschiedenheit der Lebensstellung und des Temperaments grosse Aehnlichkeit 
mit der seines nur um ein Jahr jüngeren Altersgenossen und Freundes R. v. Uecht- 
ritz (s. I S. 275 Fussn. 2). Beide gehörten zu den besten Kennern der Euro- 
päischen Flora, standen mit den hervorragendsten Floristen ihrer Zeit in lebhaftem 
Briefwechsel und haben durch grossmüthige Unterstützung und Anregung Anderer 
ebenso die Wissenschaft gefördert wie durch ihre Forschungen; leider haben beide 
(und zwar J. noch mehr als U.) ihr reiches Wissen nur in zahlreichen meist 
kleinen Artikeln und Correspondenzen in Zeitschriften, nicht in grösseren zusammen- 
hängenden Werken verwerthet. J. erforschte einen grossen Theil Ungarns und 
besonders Siebenbürgens, sowie 1871 und 1872 den nördlichen Theil der Balkan- 


halbinsel bis Athos und Constantinopel (Plantarum novarum tureicarum breviarium,' 


ÖBZ. XXII [1872] 174, wo u.a. die herrlichen neuen Arten Potentilla Haynaldiana 
[s. S. 690] und Inula Aschersoniana beschrieben sind, Il. a. a. ©. XXIII [1873] 
194 ff.). Er liebte es, seine kritischen Studien über wichtige Gruppen der Euro- 
päischen Flora (Gramina, Carex, Lilüflorae, Cruciferae, Leguminosae, Plumbagina- 
ceae, Scrophulariaceae) in der unvollkommenen Form von Bestimmungs-Schlüsseln 
niederzulegen (früher in der OBZ., später in der Termöszetrajzi füzetek des Ungar. 
Nat, Mus.). Ueber J.’s Anfänge s. Neilreich ÖBZ. XV, 1 mit Bildniss. Sein 
Herbar befindet sich im Besitz des Botanischen Instituts in Klausenburg (Kolozsvär). 
Ich bin J. noch besonders für freundliche Fübrung in der Flora der pontischen 
Hügel und Steppen Mittel-Ungarns Dank schuldig. A. 


72. 5 1 u en De a a m a nn 


„Art Ka ) a 4 1 A ne a 


Potentilla. 775 


5. NV. Presb. N. F. II. f. 1871/2. 119 (1874). Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 27 (1884). Nyman Consp. 228. Suppl. 112. 


(Verbreitung der Rasse: Nur im Gebiet.) l*] 
(Verbreitung der Art: Serbien.) E 


13. Chrysänthae ([Lehmann Rev. Pot. 75 [1856]. Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 15 [1884] z. T.] Th. Wolf in A. u. G. Syn. 
VI. 671 [1904]. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg 
VI. N.F. I. 215 [1898]. Aureae Chryanthae Th. Wolf 
Pot. Stud. I. 46 [1901] II. 31.) S. S. 671. 

Diese Gruppe steht der nächsten ausserordentlich nahe (vgl. 
Th. Wolf Pot. Stud. I. 46 ff.), unterscheidet sich aber stets leicht 
dureh die abweichende Griffelform (s. S. 671). Die Chrysanthae haben 


einen am Grunde verdickten, die Aureade einen nach dem Grunde ver- 
schmälerten Griffel. 


Ausser unserer Art in Europa nur noch die Central-Russische 
P, löongipes (Ledeb. Fl. Ross. II. 50 [1844]. Lehmann Rev. Pot. 88 
t. 36). Bei uns nur 


184. (37.) P. ehrysantha'). (Rum.: Gälbenuse, Gainuse.) 2}. Pflanze 
mittelgross. Stengel meist zahlreich im Kreise ausgebreitet, aufsteigend, 
oft mehr oder weniger niederliegend, meist 1—3 dm lang, drüsig oder 
drüsenlos. Blätter 5—9zählig, die unteren lang, die oberen kürzer 
- gestielt, mit meist ziemlich grossen Nebenblättern. Blättchen ver- 
kehrt-eiförmig, länglich-verkehrt-eiförmig bis fast lanzettlich mit mehr 
oder weniger zahlreichen grösseren oder kleineren spitzen bis 
stumpflichen Zähnen, angedrückt oder abstehend behaart. Blüthen- 
stand meist nicht sehr reichblüthig. Blüthen mittelgross bis gross, 
mit drüsenhaarigen oder drüsenlosen behaarten Stielen. Blumenblätter 
länger bis viel länger als die Kelchblätter, goldgelb. 

 _P. chrysantha Trev. Ind. sem. Hort. Vratisl. 1818. 5 erw. 


Eine ungewöhnlich vielgestaltige Art, deren Formen oft ausserordentlich 
schwierig zu scheiden sind, da es an constanten Merkmalen fehlt und daher bei 
der Abänderungsfähigkeit jedes einzelnen Merkmals zahlreiche kritische („Ueber- 
gangs“)-Formen auftreten, die selbstverständlich phylogenetisch betrachtet, keinerlei 
Uebergang darzustellen brauchen. Ueber die Unbeständigkeit der Merkmale vgl. 
Th. Wolf Pot. Stud. I, 46 ff. — Zerfällt in 2 Unterarten: 


A. P. eu-chrysantha. Pflanze häufig kräftiger. Stengel auf- 
steigend, oft von der Mitte an ästig. Untere Blätter meist 5-, 
. seltener bis 7zählig, die oberen mit eiförmig-lanzettlichen spitzen 
Nebenblättern. Blättchen verkehrt-eiförmig bis länglich-verkehrt-eiförmig 
oder länglich-lanzettlich, am Grunde verschmälert, meist wenigstens an 
den seitlichen bis zum Grunde gezähnt, beiderseits mehr oder weniger 
anliegend oder etwas abstehend behaart, jederseits mit 5, meist 8—10 
meist stumpflichen oder an den oberen spitzen Zähnen. Blüthenstand 
meist locker. Blüthen gross. Aussenkelchblätter linealisch, stumpf- 


1) Von xovoög Gold und dvdog Blume. 


776 Rosaceae, 


lich, etwa so lang als die spitzen Kelchblätter. Blumenblätter 
goldgelb, wenigstens um die Hälfte länger bis doppelt 
so lang als die Kelchblätter (vgl. b. kocarpa). 

An buschigen Abhängen, in Wäldern, nur im südöstlichen Gebiete. 
In Siebenbürgen (Simonkai 221) und im Banat zerstreut. In Krain 
nach Kittel 1186. Bosnien: Travnik (Sendtner Ausland 790); 
bei Krupa (Formänek ÖBZ. XXXIX [1889] 60). Selten verschleppt. 
Schlesien: Schmiedeberg: Buchwald (Schube 178). Bl. März— Juni. 

P. eu-chrysantha A. u. G. Syn. VI. 775 (1904). P. chrysantha 
Trev. a. a. ©. (1818) im engeren Sinne. Lehmann Rev. Pot. 78. Koch 
Syn. ed. 2. 239. Nyman Consp. 225. Suppl. 110. Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 15. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 29. Rchb. Ic. bot. Cent. VI t. 589 
fir. 808. P. laxa Willd. Magaz. Ges. Naturf. Freunde Berlin VII. 
289 (1813)? 

Zerfällt in eine Reihe von Abarten und Rassen von denen bei nns zu er- 
wähnen sind: 


B. ehrysanthoides. Pflanze niedrig. Blätter klein, dicht angedrückt behaart, 
Blüthen kleiner mit kürzeren Blumenblättern. — Gebirgsform trockener Hänge. 
— P. chrysantha a. chrysanthoides Schur Enum. pl. Transs. 198 (1866). P. 
chrysanthoides Zimmeter Eur. Art. Pot. 16 (1884). 


II. latifoliata. Blättchen breit-verkehrt-eiförmig, am Grunde keilförmig, mit 
tiefer eingeschnittenen groben, mitunter eingeschnittenen stumpfen Zähnen, 
— So an schattigen Orten, vielleicht nur eine Unterabart. Nach Th. Wolf 
(br.) nur in Gärten beobachtet. Vielleicht eine üppige Culturform. — P. 
chrysantha var. latefoliata Rehb. Fl. Germ, exe. 593 (1832). P. adscendens 
Baumg. Enum, pl. Transs. II. 52. Nyman Consp. 224 (1816)? P. chrysantha 
ß. macrophylla Lehmann Rev. Pot. 78 (1856). P. chrysantha var. trimera, 
Borb. nach Zimmeter Eur. Art. Pot. 16 (1884). P, latefoliata« Zimmeter 
a. a. O. (1884). 


Erheblich wichtiger ist: 


b. liocärpa!). Pflanze meist ziemlich kräftig, seltener klein. 
Stengel aus niederliegendem Grunde aufsteigend, seltener auf- 
recht, meist 1—4 dm hoch. Blätter selten 6zählig, die unteren 
ziemlich lang gestielt. Blättehen aus keilförmigem 
Grunde verkehrt-eiförmig, seltener länglich - verkehrt- 
eiförmig, ziemlich derb, ziemlich gleichmässig auf beiden Seiten 
bis fast zum Grunde mit kleinen, einfachen, selten (an grossen 
Exemplaren) noch mit einem kleinen Seitenzahne versehenen 
Zähnen, beiderseits mehr oder weniger dicht anliegend behaart. 
Blüthenstand meist gross, ausgebreitet, der Stengel öfter schon. 
fast vom Grunde verzweigt. Blüthen ziemlich lang und dünn 
gestielt, kleiner als beim Typus. Aussenkelchblätter 
länglich-lanzettlich-spitzlich, meist etwas länger als die breiteren, 
spitzen Kelchblätter, beide lebhaft grün. Blumenblätter 
ziemlich breit, goldgelb, nicht viel oder deutlich (bis etwa Y/3) 
länger als die Kelchblätter. — Meist reichdrüsig. 


1) Von Aelog glatt und xaozög Frucht. 


Potentilla. 777 


: An waldigen und buschigen Abhängen nur im südöst- 
lichsten Gebiete, im südlichen Siebenbürgen und im Banat! 
‚sehr zerstreut, wohl oft nicht vom Typus der Art geschieden. 
“Bl. April— Juni. 
P. chrysantha A. P. eu-chrysantha b. liocarpa A. u. G. 
Syn. VI. 776 (1904).- P. leiocarpa Vis. u. Pant. Mem. Ist. 
‘ Ven. X. 431 t. 2 fig. 1 (1861). Pan&. Fl. Serb. 273. Nyman 
Consp. 225. Zimmeter Eur. Art. Pot. 16. Beitr. Kenntn. Gatt. 
Pot. 29. P. Heuffeliäna') Steudel Nomenel. II. 387 (1841) 
nach Borbäs Temesvärmegye veg. 76 (1884) vgl. Just Jahresb. 
XII. 2..347. P. chrysantha y. concinna Heuffel ZBG. Wien 
VIII. 101 (1858)? nach Zimmeter a. a. O. P. Heuffeliana 
var. pseudochrysantha Borb. a. a O. (1884). P. pseudo- 
chrysantha Borb. in 'Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 29 


(1889). 
(Verbreitung der Rasse: ae, | E] 
(Verbreitung der Unterart: Mittleres und südliches Russ- 
land; Balkanhalbinsel.) Ir 


B. P. Thuringtaca. Pflanze meist mässig gross, seltener 
höher. Stengel (oft aus niederliegendem Grunde) aufsteigend, meist 
ziemlich schlaff, öfter nur oberwärts verzweigt. Untere Blätter fast 
stets (wenigstens z. T.) 6- oder 7zählig, seltener an schwachen Exem- 
plaren alle 5zählig, die oberen mit lanzettlichen bis schmal-lanzettlichen 
Nebenblättern. Blättchen der unteren Blätter meist ziemlich schmal- 
länglich - verkehrt-eiförmig bis lanzettlich - verkehrt -eiförmig, nach dem 
Grunde und meist auch nach der Spitze verschmälert, jederseits mehr 
oder weniger bis zum Grunde reichend mit meist (6 bis) 8 bis 12 
eiförmigen, stumpflichen bis dreieckigen und spitzen meist vorwärts 
gerichteten Zähnen versehen, die der oberen Blätter meist länglich- 
linealisch bis lanzettlich, meist nur oberwärts mit wenigen entfernten 
Zähnen versehen, alle oberseits ziemlich dünn anliegend, unterseits 
mehr oder weniger dicht anliegend bis abstehend behaart. Blüthenstand 
meist nicht sehr reichblüthig, mehr oder weniger ausgebreitet. Blüthen 
meist ziemlich lang gestielt, mittelgross. Aussenkelchblätter länglich- 
lanzettlich, spitz, etwa solang als die erheblich breiteren Kelchblätter. 
Blumenblätter meist ziemlich wenig ausgerandet, meist etwas 
länger, seltener nur so lang als die Kelchblätter. 

An sonnigen Waldrändern, an Abhängen und Wegrändern, in 
lichten Velden, im mittl. und südl. Gebiete ziemlich selten. Im 
Königreich Sachsen früher bei Leipzig: Panitzsch (H. Pause nach 
Th. Wolf Pot. Stud. I. 46); in Thüringen! Bayern! (Poeverlein 
Mitth. Bayr. Bot. Ges. heim. Fl. Nr. 32. 393 [1904]) und Böhmen 
(Domin Sitzb. Böhm. Ges. Wiss. 1903. 27). zerstreut bis sehr zer- 
streut, aber sicher oft übersehen und verkannt. In den Alpen in der 


1) S. II. 1 S. 243 Fussn. 2. 


778 Rosaceae, 


Bergregion sehr zerstreut bis selten, in Wallis bis 1900 m (Jaccard 
91), ebenso im südöstlichsten Gebiete auf weite Strecken bisher nicht 
beobachtet, sicher noch in Siebenbürgen zerstreut! Vgl. über die Ver- 
breitung dieser Unterart Rottenbach ABZ. II (1896) 83, 98. Bl. 
Mai, Juni, einzeln bis zum Herbst. 

P. thuringiaca Bernh. in Link Enum. pl. Hort. Berol. II. 64 
(1822). Ser. in DC. Prodr. II. 578. Koch Syn. ed. 2. 239. Poeverlein 
Denkschr. KBG. Regensburg VII. N.F. I. 216 (1898). Th. Wolf Pot. 
Stud. IL. 46 II. 30. Domin Sitzb. K. Böhm. G. Wiss. 1903. 27. Sturm 
Deutschl. Fl. XX Fasc. 91 t. 11. P. chrysantha Rchb. Fl. Germ. 
Exc. 293 (1832) nicht Trev. Nyman Consp. 225. P. heptaphylla y. 
parviflora Lehmann Rev. Pot. 77 (1856) z. T. P. heptaphylla Celak. 
ÖBZ. XXI (1876) 295. Nyman Consp. 224. Suppl. 110, 362 nicht Mill. 


Nach Lehmann’s Vorgang ist entweder P, Thuringiaca oder Formen der- 
selben als P. heptaphylla „Mill. Gard. Diet, III. 662 (1776)“ bezeichnet worden. 
Die Beschreibung Millers, die Zimmeter (Eur. Art. Pot. 14) wiedergiebt, be- 
weist aber, wie schon Ascherson (BV. Brand. XXIV f. 1882 Sitzb. 76 und bei 
Zimmetera.a. OÖ.) feststellte, zur Genüge, dass Miller sicher gar keine Poten- 
tilla aus dieser Verwandtschaft vor sich gehabt hat, sondern wohl eine aus dem 
Formenkreise der P. hirta (P. pedata?). 


Wie bereits oben erwähnt, sehr formenreich und von der vorigen Unterart 
besonders im südöstlichen Gebiete nicht immer ganz sicher zu trennen. Hierher 
gehören : 

A. Pflanze meist nur 1—2 dm hoch, seltener bis 2,5 oder vereinzelt 
bis 3 dm hoch (der Stengel oft erheblich länger). 

I. eu-Thuringiaca. Pflanze meist mittelgross. Stengel bogig 
aufsteigend, selten bis 5 dm lang. Blättchen der Grund- 
blätter ziemlich schmal, länglich-lanzettlich bis 
länglich-verkehrt-eiförmig, nach der Spitze deutlich ver- 
schmälert, mit meist nicht sehr tief einschneidenden eiförmigen 
bis dreieckigen, meist vorwärts gerichteten Zähnen, die der oberen 
Blätter oft an der Spitze mit nur wenigen Zähnen. Obere Blätter 
meist nicht (oder doch nur die obersten) gegenständig. Blüthen 
ziemlich gross. Blumenblätter breit, verkehrt-eiförmig, am Grunde 
abgerundet. 

Die am weitesten verbreitetste Rasse des Gebietes. Im süd- 
lichen Gebiete nur von vereinzelten Standorten bekannt, daher 
ihre Verbreitung näher festzustellen. 

P. Thuringiaca A. I. eu-Thuringiaca A. u. G. Syn. VI. 
778 (1904). P. depressa Willd. Magaz. Ges. Nat. Freunde Berlin 
VII. 289 (1813) z. T. P. thuringiaca Bernh. a. a. O. (1822) 
im engeren Sinne. Zimmeter Eur. Art. Pot. 13. Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 26. Focke in Hallier-Wohlfahrth Koch’s Syn. I. 812. 
P. mieropetala‘) Rehb. Fl. Germ. exsicc. no. 3844 nicht Don. 
P. adscendens Baumg. Enum. pl. Transs. IL. 52 (1816)? =. 
S. 776. P. pontica?) K. Koch Linnaea XIX (1847) 44? 


!) Von wızoods klein und zEra/ov» Blumenblatt. 
”) In Pontus (an der östlichen Nordküste Kleinasiens) gefunden. 


Potentilla. 779 


Zerfällt in eine Reihe von Abarten und Unterabarten. Die von Sieg- 
fried (Exs. Pot. spont. eult. no. 169) ausgegebene P. jurassica (P. thuringiaca 
var. jurassica Th. Wolf Pot. Stud. I. 46 [1901]) stellt nach Th. Wolf (br.) 


den Typus der Rasse dar oder ist doch von ihm nur ganz unwesentlich durch 
vorn etwas breitere Blätter verschieden. (Aus diesem Grunde wurde sie auch 


von einigen Schriftstellern als Uebergangsform zur Rasse Nestleriana gestellt, 


mit der sie aber nicht vereinigt werden kann. 


Bemerkenswerth sind; 


b. gentilis. Stengel ausgebreitet, aufsteigend, oberwärts sparrig verzweigt, 


weichhaarig. Blätter mit breit-lanzettlichen Nebenblättern. Blättchen 
deutlich kurz gestielt, länglich - verkehrt - eiförmig, beiderseits ver- 
schmälert, ziemlich weichhaarig, jederseits mit 5—7 lanzettlichen, 
stumpflichen Zähnen. Blüthen ziemlich lang gestielt, in der Frucht 
zurückgekrümmt. Aussenkelchblätter lanzettlich, meist kürzer als die 
eiförmig-lanzettlichen Kelchblätter. Blumenblätter sattgelb, rundlich-ver- 
kehrt-eiförmig, länger als die Kelchblätter. — Bisher nur in den west- 
lichen Alpen in der Dauphin& und der Schweiz. — P. Thuringiaca A. 1. 
b. gentilis A. u. G. Syn. VI. 779 (1904). P. intermedia Koch Syn. ed. 1 
215.(1837) z. T. und vieler Schweizerischer Schriftsteller und Sammler 
nieht L. P. gentilis Jord. Pug. pl. nov. 69 (1852). Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 15. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 27. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s 
Syn. I. 814, — Wie Zimmeter (Eur. Art. 15) betont, ist die früher 
sehr verbreitete Annahme, dass P. inclinata (Vill. Pl. Dauph. III. 567 
t. XLV [1789]) zur P. canescens (s. S. 706) gehört, sicher irrthümlich, 
sondern wie Diagnose und Abbildung ergeben, ist die Villars’sche Pflanze 
in die Verwandtschaft der Chrysanthae oder der Aureae zu stellen und 
Zimmeter ist geneigt, sie mit einiger Sicherheit mit dieser Form, die ja 
in den westlichen Alpen ihr Hauptverbreitungsgebiet (wir vermuthen, dass 
sie auch in den östlichen Alpen nicht fehlt), zu identifieiren. Wäre die 
Annahme Zimmeter’s zweifellos richtig, würde P. Thuringiaca (oder gar 
P.chrysantha) als P. inclinata bezeichnet werden müssen. Es scheint uns 
jedoch keineswegs so sicher, dass Villars nicht irgend eine Form der 
Aureae vor sich gehabt hat, zumal die Beschreibung keineswegs genau 
passt, wie auch die Abbildung sehr ungenügend ist. Wir ziehen es des- 
halb vor, die Identifieation der Villars’schen Pflanze als noch immer 
unsicher anzusehen und belassen es lieber bei der alteingebürgerten Nomen- 
elatur,' statt willkürliche nur Verwirrung stiftende Namensänderungen vor- 
zunehmen. — Ob hierher auch P. camonia!) (Rota Prosp. della Fl. 
Bergamo 99 [1853]) gehört, wie Zimmeter (Eur. Art. Pot. 15 [in Beitr, 
Kenntn. Gatt. Pot. 28 ist die Originaldiagnose abgedruckt]) vermuthet, ist 
nach Th. Wolf (Pot. Stud. II. 30) sehr zweifelhaft. Die von Zimmeter 
als P. camonia, bestimmten Pflanzen gehören zu den Aureae und auch 
aus der Diagnose ist nichts positiv gegen die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe 
sprechendes ersichtlich. 

. Buquoyana2). Pflanze ziemlich gross, oft ziemlich stark drüsig. 
Stengel dünn, ziemlich steif, aufsteigend. Untere Blätter 7- oder öfter 
sogar 9zählig, mit lanzettlichen bis breit -lanzettlichen Nebenblättern, 
Blättcehen öfter etwas gestielt, meist ziemlich gross, länglich-lanzettlich 
bis länglich, beiderseits deutlich verschmälert, fast ausgesprochen gesägt, 
jederseits mit meist 8—10 dreieckigen, spitzliehen bis eiförmig- 
dreieckigen, meist etwas vorwärts gerichteten Zähnen. Blüthenstand mit 
meist ziemlich aufrechten Aesten. Blüthen sehr lang gestielt. Aussenkelch- 
blätter länglich-linealisch, etwa so lang als die viel breiteren, fast dreieckig- 


1) In der Valle Camonica der Lombardei (Ogliothal) gefunden. 
2) Nach der Gräfin Gabriele Bouquoy auf Rothenhaus in Böhmen, welche 
Knaf während seiner Studienzeit grossmüthig unterstützte (Maiwald br). 


780 Rosaceae. 


eiförmigen Kelchblätter. Blumenblätter schmal, deutlich länger als die 
Kelehblätter. — Anscheinend im südöstlichen Gebiete zerstreut, in Böhmen 
bei Komotau: Eichbusch bei Eidlitz (Knaf!) nach Zimmeter (Eur. Art, 
Pot. 14) auch in Siebenbürgen und im Banat. Wohl sicher weiter ver- 
breitet, — P. Thuringiaca var. Buquoyana Th. Wolf Pot, Stud. I. 47 
(1901). P. Bugquoyana Knaf Flora XXX (1847) 188. [Bouguoiana] Celak. 
ÖBZ. XXI (1871) 295. Zimmeter Eur. Art. Pot. I. 14. Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 26. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 814. Nyman 
Consp. 225. P. amphibola 1) Schur Enum. pl. Transs. 198 (1866)? Nyman 
Consp. 225 PP. heptaphyila var. perrobusta Borb. nach Zimmeter Eur. 
Art, 14 (1884). — Zeigt gewisse Anklänge an die Rasse Goldbachü, die 
sich nach Th. Wolf (br.) besonders in der Cultur in der Aehnlichkeit der 
Blätter zeigen. — Ob das Schur’sche Synonym hierher gehört, scheint 
nach den die Kelchblätter um das Doppelte an Länge übertreffenden 
Blumenblättern etwas zweifelhaft; sicher gehört dagegen wohl hierher die 
von Schur dazu gezogene 
2. biserrata (P. amphibola a. biserräta Schur Enum. pl. Transs. 198 
[1866]. P. biserrata, P. taurica, P. Sadleri und P, polyphylla Schur 
a. a. O. [1866]). Blättehen sehr gross, schlaff, doppelt gesägt. Blumen- 
blätter etwa so lang als die Kelehblätter. — In Siebenbürgen. 


Minder wichtig erscheint: 


d. subalpina. Pflanze niedrig, meist nur 0,7—1,5 dm hoch, selten kräftiger. 
Stengel zahlreich ausgebreitet, oberwärts verzweigt. Blätter 5—7 zählig. 
Blättchen schmal, mit ziemlich lang, oft bis zur Mitte reichendem, keil- 
förmigem, ungetheiltem Grunde. — Blüthen mittelgross. Blumenblätter 
erheblich länger als der Kelch. — So in den Alpen, Karpaten und den 
Ungarischen Gebirgen. — P. Thuringiaca A. I. d. subalpina A. u. G. 
Syn. VI. 780 (1904). P. heptaphylla a. subalpina Schur Enum. pl. Transs. 
196 (1866). P. subalpina Zimmeter Eur. Art. Pot. 14 (1884). — In der 
Tracht den Aureae sich nähernd. 


(Verbreitung der Rasse: Wie die Unterart.) * 

- U. Nestleriäna?). Pflanze meist niedriger. Stengel meist nur 
wenige, meist aufsteigend, meist nicht bis 5 dm lang, oberwärts 
rispig. Grundständige Blätter langgestielt 5—7-, selten bis 9- 
zählig, ihre Blättehen breiter, aus keilförmigem Grunde 
verkehrt-eiförmig bis länglich-verkehrt-eiförmig mit ab- 
gerundeter Spitze, bis zum Grunde grob und tief gezähnt 
bis eingeschnitten gezähnt, mit meist 7—11 abstehenden, meist 
spreizenden Zähnen. Obere Blätter meist deutlich gegenständig, 
jederseits mit etwa 4—5 bis zum Grunde reichenden Zähnen. 
Blüthen verschieden gross, Blumenblätter etwas kürzer bis viel 
länger als die Kelchblätter. 

An waldigen Abhängen, im Gebüsch, zwischen Gerölle, 
seltener an Felsen sehr zerstreut und wohl sicher nicht überall 
geschieden. Böhmen: mehrfach bei Pürglitz und Dymokur (Gintl! 
Celakovsky! Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903 No. 


I) dupißo/og zweideutig. 

2) Nach Christian Gottfried Nestler, * 1. März 1778 + Oct. 1832 Strass- 
burg i. E., Professor der Botanik an der Universität daselbst, hochverdient um die 
Flora des Elsass (s. Kirschleger Fl. d’Alsace I. LXV), Verf. der verdienstvollen 
Schrift De Potentilla monographia. Paris. et Argent. 1816. 


Potentilla. 7S1 


XXV. 27). In den westlichen Alpen, auch in der Dauphine 
sehr zerstreut. Siebenbürgen. Wohl auch anderwärts. 

P. thuringiaca var. Nestleriana Schinz u. Keller Fl. 
Schweiz 248 (1900). P. intermedia Vill. Pl. Dauph. III. 568 
(1789). Nestl. Monogr. Pot. 49 t. 8 (1816). Koch Syn. ed. 1. 
215? nicht L. P. alchemilloirdes‘!) Willd. Magaz. Ges. Naturf. 
Freunde Berlin VII. 291 (1813) z. T. nicht Lapeyr. P. Nest- 
leriana Tratt. Ros. Monogr. IV. 91 (1824). Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 14. Beitr. Kenntn. Gutt. Pot. 26. Focke in Hallier-Wohl- 
farth Koch’s Syn. I. 813. Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 
1903. 27.: P. Halleriana?) Tratt. a. a. O. 86 (1824). P. Bau- 
 hini?) der Gärten nach Schlechtend. Linnaea II. 26 (1827). P. 

heptaphylla Lehmann in Mert. u. Koch Deutschl. Fl. III. 528 
(1831) und mehrerer anderer Schriftsteller nicht Mill. (s. S. 778). 
P. Nestleri Fries Novit. Fl. Suec. Mant. III. 45 (1842). 


“ Gleichfalls sehr veränderlich. Wichtig erscheinen folgende Formen: 


a. Pflanze mittelgross. 

1. typica. Blätter meist mässig tief eingeschnitten mit stumpflichen Zähnen. 
Blüthen mittelgross.. Blumenblätter höchstens um die Hälfte länger als 
die Kelchblätter. — Die verbreitetste Form. — P, thuringiaca A. II. 
Nestleriana a. 1. typica A. u. G. Syn. VI. 781 (1904). — Hierher 
gehört 
db, caleveola (P. heptaphylia b. caleicola Schur Enum, pl. Transs. 197 

[1866]. P. paradoxa Schur a. a. O. [1866]. Nyman Consp. 224, 
Stengel wenig verzweigt. Blättehen tiefer eingeschnitten mit ab- 
gerundeten Zähnen. Blumenblätter die Kelchblätter wenig über- 
ragend. — In Siebenbürgen. 

2. oligodonta4) (P. thuringiaca Subsp. P. Nestleriana f. oligodonta 
Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 27). Auch die 
untersten Stengelblätter bereits 3zählig. Blättehen derselben schmaler, 
mehr keilförmig, jederseits mit nur 2—3 Zähnen, die der mittleren 
Stengelblätter mit nur 1 Zahne. — Böhmen. 

2. Coron&nsisd). Stengel im Kreise niederliegend, aufsteigend bis über 
3 dm lang, oberwärts sparrig verzweigt, mit verlängerten Aesten, ab- 
stehend behaart. Blättchen tiefer eingeschnitten gezähnt mit spitzen oder 
spitzlichen Zähnen, am Grunde nur auf ein kurzes keilförmiges Stück 
‘ohne Zähne, Blüthen gross. Blumenblätter bis doppelt so lang als die 
Kelchblätter. — So bisher nur in Siebenbürgen auf Kalkboden zerstreut. 
— P.thuringiaca Subsp. P. Nestleriana var. coronensis Th. Wolf Pot. 
Stud. I. 48 (1901). P. heptaphylla ce. coronensis (P. permixta) Schur 
Enum. pl. Transs. 197 (1866). Nyman Consp. 224. Suppl. 110. P. coro- 
nensis Zimmeter Eur. Art. Pot. 14 (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 27. 
— Vielleicht eine geographische Rasse, 

b. Pflanze klein, selten über 1,5 dm hoch. Blüthen klein. Pflanzen höherer 

Gebirge. 

parviflora, Stengel meist schlaff, oft hin- und hergebogen. Grund- 
ständige Blätter meist mässig lang gestielt, mit dicht hellbehaarten Stielen, 


1) Wegen (entfernter) Aehnlichkeit mit Alchimilla alpina. 
2) 8. II. 1 S. 204 Fussn. 1. 
SS. 1. 1°8.:347 Fussn. 1. 


4) Von öAiyog wenig und ödoög Zahn. 
5) Zuerst am Schlossberg bei Kronstadt (Corona) in Siebenbürgen beobachtet, 


732 Rosaceae, 


die Stengeiblätter mit breiten, eiförmig-lanzettlichen Nebenblättern. Blätt- 
chen meist nur 3—5 em lang, gleichmässig gezähnt, jederseits mit bis 8 
verhältnissmässig kurzen, nicht oder doch nur wenig abstehenden eiförmigen 
bis lanzettlichen Zähnen, unterseits dicht oft fast grau behaart. Blüthen- 
stand ziemlich armblüthig mit aufrechten Aesten. Blüthen klein, ziemlich 
lang gestielt, in der Reife niekend. Aussenkelchblätter länglich-linealisch 
etwa so lang als die wenig breiteren Kelchblätter beide dicht behaart. 
Blumenblätter solang oder bis !/4 länger als die Kelehblätter. — In den 
Alpen der westlichen Schweiz zerstreut (Schinz u. Keller Fl. Schw. 
248). — P. thuringiaca var. parviflora Schinz u. Keller Fl. Schweiz 248 
(1900). P. parviflora Gaud. Fl. Helv. III. 388 (1828). Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 15. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 27. P. Nestleriana var. parviflora Focke 
in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 813 (1892). Th. Wolf Pot. Stud. I. 48. 
— Eine sehr kritische Pflanze. Die Schweizerischen Exemplare sind alle 
ausserordentlich gleichartig gestaltet und blieben auch in der Cultur ziem- 
lich constant, sodass sie wohl eine Rasse darzustellen scheinen, — Cela- 
kovsky hat nun aber in Böhmen: Pürglitz! Pflanzen gesammelt, die mit 
dem Typus der Kasse Nestleriana zusammen vorkommend, sich durch 
ausserordentlich kleine Blüthen (Blumenblätter kaum länger der Kelch) 
auszeichnen, dabei aber nicht die charakteristische Tracht und Behaarung 
der Schweizer aufweisen. Auch aus anderen Gebieten sahen wir in der 
Grösse der Blüthen sehr wechselnde Formen dieser Gruppe. Wir haben 
es deshalb mit Th. Wolf vorgezogen parviflora vorläufig als Abart bestehen 
zu lassen, wenngleich wir sicher annehmen, dass bei genauerem Studium 
des Formenkreises sich wenigstens eine constante geographische kleinblüthige 
Rasse wird herausschälen lassen. 


(Verbreitung der. Rasse: Nur im Gebiete.) EI 
B. Pflanze gross, meist 3—5 dm hoch. 


Goldbächii!). Pflanze sehr kräftig, oft drüsig. Stengel dick, 
meist aufrecht oder bogig aufsteigend, oft roth überlaufen. Grund- 
blätter meist sehr lang gestielt, 7zählig, gross, die oberen mit 
ziemlich grossen, lanzettlichen bis eiförmig-lanzettlichen, öfter ge- 
zähnten Nebenblättern. Blättchen aus schlank keilförmigem 
Grunde lanzettlich-verkehrt-eiförmig bis länglich - verkehrt- 
eiförmig (bis 8em lang) meist auch an der Spitze verschmälert, 
jederseits mit bis 11 regelmässigen, selten nochmals mit einem 
Zahne versehenen Zähnen, von denen die unteren spitz, 
die oberen meist stumpflich oder stumpf sind. Blüthen- 
stand reichblüthig, meist etwas zusammengezogen. Blüthen sehr 
langgestielt, auch in der Frucht meist aufrecht. Blüthen ziemlich 
klein. Aussenkelchblätter linealisch-lanzettlich, etwa so lang als die 
viel breiteren Kelchblätter. 

In lichten Wäldern, auf Waldwiesen nur in Siebenbürgen und 
in Süd-Ost-Galizien! zerstreut. 

P. thuringiaca Subsp. P. Goldbachii Th. Wolf Pot. Stud. I. 
48 (1901). P. elongata Goldbach Flora III (1820) 20 nur der 
Name, nicht Bess. Nyman Consp. Suppl. 110. P. intermedia y. 


1) Nach Karl Ludwig Goldbach, * 12. April 1793 Leipzig $ 13. März 
1824 Moskau, Hofrath daselbst, Verf. von Dissert. Croei hist. sist. Mosquae 1816, 
Monogr. Croei tent. Soe. nat. Mose. V., Plantae offie. Rossiae Fase. I, II. Mosqu. 
1823, um die Flora Moskaus verdient. 


2er 


u a 1 


Potentilla. 783 


elongata Ser. in DC. Prodr. II. 577 (1825). P. elongata Gold- 
bachri Rupr. Hist. stirp Petr. diatrib. 62 (1845). P. Goldbachii 
Rupr. Fl. Ingr. 319 (1860). Zimmeter Eur. Art. Pot. 14. Beitr. 
Kenntn. Gatt. Pot. 26. P. chrysantha b. elongata Heuffel nach 
Borb. Math. term. Közlem. XI. 278 (1874). 


Eine schon durch ihre Tracht sehr auffällige Pflanze, sie erinnert in 
kräftigen Exemplaren lebhaft an manche Formen der P. recta. An dürren 
Orten nimmt die Pflanze aber mehr und mehr die Tracht der meisten Chrys- 


anthae an. 
(Verbreitung der Rasse: Russland.) x 
(Verbreitung der Art: Pyrenäen; Süd-Frankreich; Russland.) 

* 

171. X 184. P. argentea X chrysantha s. S. 786. 

ri % 2 2 Be 2, vıllosa | 

184. . P. chrysantha X aurea 

184. X:189. P. rs x. rubens [> ei SEP 

184. X 192. P. chrysantha X Tabernaemontani { Peer 

184. X 193. P. chrysantha X Gaudini 5: 

184. X 194. P. chrysantha X arenaria 


Bastarde. 
BIlNs.'S. 069). 


Diese Gruppe umfasst besonders die Bastarde der P. canescens und P. argentea 
mit P, recta. Bei diesen gilt (vielleicht in erhöhtem Maasse), was wir bei den 
Bastarden der Argenteae und Collinae hervorhoben. Die Formenkreise sind viel 
zu wenig bekannt, als dass die Aufführung und Beschreibung der benannten Formen 
ein Bild geben würde. Niemand hat bisher eine Darstellung des Formenkreises der 
betr. Hibriden gegeben, die aus der Reihe beschriebenen „Arten“ sind willkür- 
lich aufgegriffene Formen, deren Beschreibung absolut keine Förderung der Kenntniss 
bedeutet, da ja niemand weiss, wie sie sich zu den übrigen Pflanzen hibriden Ur- 
sprungs verhalten. Dazu kommt last not least, dass die Schriftsteller, die die 
„neuen Arten“ beschrieben, sie meist selbst mit Formen einer der erzeugenden 
Arten oder mit ähnlichen Arten resp. Bastarden vermengten, so dass es ein ganz 
müssiges Unternehmen wäre, nachzuspüren, was ursprünglich und was später von 
dem einen oder dem anderen Schriftsteller unter seiner „Art‘‘ oder Varietät ver- 
standen wurde. Wir folgen der uns von Th. Wolf gegebenen Darstellung. 


170. X 178. P. eanescens X reeta. %. Ein ausserordentlich 
formenreicher Bastard, dessen Formen bald der einen, bald der anderen 
Art ähnlich sind. Bei allen zeigt sich aber die charakteristische Misch- 
ung der Behaarung der Argenteae und Rectae (s. 8. 670, 671). Steife 
Borstenhärchen sind mit den weichen Filzhaaren der P. ca- 
nescens gemischt, dazu treten an den Blüthenstielen oft 
Stieldrüsen auf, wie sie meist bei P. recta zu finden sind. 

Anscheinend mit den Erzeugern nicht selten, aber oft verwechselt 
und übersehen. 

P. eamescens X recta A. u. G. Syn. VI. 783 (1904). P. recta 
x canescens Th. Wolf Pot. Stud. I. 38 (1901). P. canmescens var. 


784 Rosaceae. 


oligotricha Borbäs in Zimmeter Eur. Art. Pot. 9 (1884) wenigstens 
z. T. (s. S. 707). P. canescens f. twreica Siegfried in sched. Exs. 
N. 709 (1892)? 


Bei vielen Formen ist nicht mit Sicherheit festzustellen, welche der Rassen 
der Arten bei der Bildung des Bastardes betheiligt ist. Zu bemerken ist. folgendes: 


P. Baumgarteniana!) Schur Enum, pl. Transs. 191 (1866)?? Ob die Schur- 
sche Pflanze (s. S. 712) hierher gehört, ist sehr zweifelhaft; die von Barth (1901) 
ausgegebene Pflanze, die Simonkai als P. Baumgarteniana bestimmte, gleicht 
der Besse’schen P. pallidioides aus dem Wallis vollkommen (Th. Wolf br.). 
Die Annahme Zimmeter’s, dass hierher P, podolica Bilocki’s (s. S. 712) ge- 
hört, ist nach Blocki’schen Exemplaren nicht zutreffend. 

P. Buschäkii2) (Blocki ÖBZ. XXXV [1885] 291 (ohne Beschr.). Zimmeter 
Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 16. Siegfried Exs. Pot. spont. eult. no, 107. P. canes- 
cens y. badensis Beck Fl. N.Oesterr. 755 [1892]) ist eine sehr kräftige mit breiten 
Blattzähnen versehene Form, die in der Tracht lebhaft ‘an ?. recta. erinnert. — 
Oestliches Galizien! und Niederösterreich: Baden bei Wien. 

P, Sapichae 3) (Blocki ÖBZ. XXXV [1885] 291. (ohne Beschr.). Zimmeter 
Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 17. Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no. 112) ist nach 
Th. Wolf br. eine der P. recta näherstehende Form der „P. superrecta X canescens“. 
— Galizien. 

P. Wolffiana4) (Siegfried Herb. Th. Wolf Pot. Stud. I. 38 [1901]) stellt eine 
etwa die Mitte zwischen den Erzeugern haltende Form dar. — Ungarn und Sieben- 
bürgen. 

P. Skofitzii5) (Blocki ÖBZ. XXXV [1885] 291 (ohne Beschr.). Zimmeter 
Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 17. Th. Wolf Put. Stud. I. 38, 39) steht der P. canes- 
cens etwas näher, sowohl in der Tracht als in der Mehrzahl der Merkmale, — 
Galizien! 

P. Waisbeckeri6) (Siegfried Herb. [1891] Waisb. Köszeg növ. 63 [1891, 
blosser Name]. Oborny Jahresb. Oberrealsch. Leibnitz 1900 10 mit Beschr.) ist 
nach Th. Wolf (br.) eine P. supercanescens X recta. 

P. pallidioides (Besse in Siegfried Ber. Schw. BG. III. 128 [1893]) ist nach 
Siegfried (a. a. O.) „P. incrassata var. Valesiaca X P. pallida“?? — Wallis. 


Zweifelhaft sind: 


P. Hoelzlii?) (Blocki Herb. [1893]) angeblich „P. fallacina X argentea* ist 
nach Th. Wolf sicher falsch gedeutet. Blocki’s Pflanzen sind nach Th. Wolf (br.) 


1) S. II. 1.:8.:437 Fussn. 4. 

2) Nach Johann Buschak, 7 1890, Finanzbeamten in Czortköw (Galizien), 
eifrigem Sammler (Blocki br.). I IR 

3) Nach dem Fürsten Adam Sapieha, T 1902, einem Gönner des Autors 
(Blocki br.). i 

4) Nach Julius Wolff, * 14. Apr. 1844 Klausenburg, Dr. der Chemie, Spaı- 
kassen-Direetor in Torda, Siebenbürgen, wie sein Vater Gabriel, * 7. April 1811 
Reps 7 29. Jan. 1802 Torda (J. Wolff br.) Apotheker daselbst, früher in Klausen- 
burg, um die Flora Siebenbürgens verdient. Ich verdanke G. Wolff werthvolles 
Material. A. 

5) S. II. 2. S. 405 Fussn. 6, 

6) Nach Anton Waisbecker, * 29. Jan. 1835 Güns (Köszeg) im Eisen- 
burger Comitat (br.), Honorar-Physikus, Bezirksarzt a. D. daselbst, verdient um 
die dortige Flora, namentlich die Kenntniss der Pteridophyten, Carex, Rubus, Po- 
tentilla, Verf. von Köszeg &s videkenek edenyes növenyei (Gefässpfl. von Güns und 
Umgebung) Kösz. 1882. 2. Aufl. 1891. 

°) Nach Karl Hölzl, * um 1835, Czernelica Kreis Horodenka (Rehmann 
br.), welcher Ende der 50er Jahre. in Ost-Galizien botanisirte, in Lemberg, 1862 


Potentilla. 735 


ganz mit dessen P. commutata identisch welche z. T. reine P. canescens, z. T. viel 
leicht P. canescens X recta ist. 


P. Kerneri (s. S. 721, 722) ist öfter als P, canescens X recta gedeutet worden, 
nach Th. Wolf (br.) zeigte keine der von ihm untersuchten Pflanzen eine Be- 
einflussung durch P., recta. Ist meist canescens, z, T. argentea X canescens. 


[P. Sadleri (s. S. 710) wird von Reichenbach als P. reeta X canescens 
angesprochen, gehört aber sicher nicht hierher. ] 


(Russland; Balkanhalbinsel.) [* 


170. X 179. P. canescens X hirta? 2. Hierher gehört nach Siegfried 
(Herb.) P. Degeni!) (Siegfried Herb.), die eine „P. super-pedata X canescens“ sei. 

Nach Th. Wolf (br.) gehören hierher wahrscheinlich auch P. tossiensis 2) 
(Siegfried Herb. 1892) und P. tossiensiformis (Siegfried Herb. 1894). — Letztere 
ist nach Siegfried „P. tossiensis X pindicola*“ (?). 

(Balkanhalbinsel mehrfach [Th. Wolf])). IE 


171. X 177? P. argentea X intermedia? 9. 
Th. Wolf und Petunnikov. nehmen diesen Ursprung für die von uns als 
P. intermedia B. Heidenreichiü aufgeführte Pflanze an. Vgl. oben S. 750. 


171. X 178. P. argentea X recta. 9. Der P. canescens X 
recta oder Formen der P. camescens sehr ähnlich und im Herbarium 
oft nicht mit Sicherheit zu unterscheiden. Meist mit schmäleren Blatt- 
abschnitten und kleineren Blüthen als dieser Bastard. Von den Formen 
der P. canescens durch das Vorhandensein der steifen Borstenhärchen 
unter den Filzhaaren zu unterscheiden. 

Mit den Erzeugern anscheinend viel seltener aber oft übersehen. 

P. argentea X recta Th. Wolf Pot. Stud. I. 39 (1901) II. 29 
(1903) nicht Zimm. 


Hierher gehört auch 
P. pseudocanescens (Blocki Herb. P. Jundzilliana 3) Blocki Herb. wird von 
Blocki nach Th. Wolf (br.) für ein „P. argentea X pallida“ gehalten (?). 


P. Kerneri (s. S. 721, 784) ist von Zimmeter (Eur. Art. Pot. 10) irr- 
thümlich als hierhergehörig erklärt worden (vgl. auch Th. Wolf Pot. Stud. II. 29), 


bis 1865 in Wien studirte, und in ZBG. Wien XII (1862) Abh. 1141 eine Abhand- 
lung über einen für Oesterreich neuen Lathyrus [pisiformis] XIII (1863) 119 eine 
solehe über die Potentillen Galiziens (als Probe aus seinem [nicht erschienenen] 
mit Unterstützung von F. Herbich (s. S. 758 Fussn. 2) bearbeiteten Manuscript 
einer Flora Galiziens veröffentlichte. Ueber sein Leben haben wir sonst nichts er- 
mitteln können. 

1) Nach Arpad von Degen, * 1866 Presburg (br.), Dr. med., Arzt, Privat- 
Docent an der Universität und Leiter der Kgl. Samenprüfungsanstalt in Buda- 
pest, Herausgeber der seit 1902 erscheinenden werthvollen Zeitschrift Magyar bo- 
tanikai lapok (Ungarische botanische Blätter), welche die Vermittelung der bota- 
nischen Forschungen Ungarns und des Auslandes bezweckt. A. v. D. ist einer der 
besten Kenner der Flora Ungarns und der mehrfach von ihm bereisten Balkanhalb- 
insel. Die Verf. der Synopsis sind ihn für zahlreiche werthvolle Mittheilungen und 
gespendetes Material zu Dank verpflichtet. A. v. D. beschäftigt sich besonders ein- 
gehend mit den Ungarischen Gräsern und giebt die Gramina Hungarica, ein Ex- 
siccatenwerk heraus. 

” 2) Nach dem Fundorte Tossia im nördlichen Kleinasien, 

3) S. S. 53 Fussn, 1. 


. Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. "50 


786 Rosaceae. 


P. commutata (Blocki = Hoelzlii Blocki [s. S. 784]) wird von Blocki für 
P. recta var. obscura X argentea erklärt, stellt aber nach Th. Wolf eine Form der 
P. canescens dar (wenigstens in den untersuchten Exemplaren). 


Wichtiger ist 
B. super-reeta X argentea. Pflanze weniger behaart, der P, recta 
näherstehend. 
Tirol: Calvarienberg und Haslach bei Bozen (Hausmann). 
P. super-recta X argentea Th. Wolf Pot. Stud. II. 29 (1903). 
P. Huteri‘!) Hausmann Herb. nach Th. Wolf a. a. ©. (1903) nicht 
Siegfr. 
(Bisher nur im Gebiete.) #1 


171. X 179. P. argentea X hirta. 9. Zu dieser Combination 
gehört nach Zimmeter (Eur. Art. Pot. 10) ein bei Triest: Schanze 
Terstizze (Kammerer) gesammeltes Exemplar, das in der Tracht der 
P. cana (s. S. 713) sehr ähnlich war, hervorgegangen durch Einwirkung 
der P. hirta pedata. 

P. argentea X hirta A. u. G. Syn. VI. 786 (1904). P. pedata 
x argentea Zimmeter Eur. Art. Pot. 10 (1884). 


(Balkanhalbinsel.) Ei 


Hierher gehören weiter: 


P. Lamöltei2) (P. argentea X laeta Siegfried) Atti Soc. Nat. Modena Ser. 3a 
XIV. 43 (1896) durch Einwirkung der P. hirta laeta entstanden. — Modena. 

P. pindicola (Haussknecht in Nyman Consp. Suppl. 110 (1889, blosser Name). 
Mitth. Thür. BV. N.F. V. 95 (1893, mit Beschr.) ist nach Th. Wolf br. eine 
„P. superhirta pedata X angentea“ — P. dolosa (P. argentea X pindicola) Hauss- 
knecht a. a. O. 98 (1893). — P. dispersa (P. pedata X pindicola) Haussknecht (a. 
a. O. [1893].) — Letztere 3 aus Griechenland. Aehnliche Formen auch in Bul- 
garien (Th. Wolf). 


171. X 184. P. argentea X chrysantha. 9. Hierher (P. argentea X 
Thuringiaca var. Goldbachii) gehört nach Petunnikov (Act. Hort. Petrop. XIV 
[1895] 26) wahrscheinlich eine mehrfach in Russland gesammelte von Ruprecht 
P. Goldbachii y. tomentosa (Fl. Ingr. 319) genannte Pflanze. Th. Wolf stimmt ihm zu. 


III. Gomphostylae?°) (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 671 [1904]) 
38.64: 


Uebersicht der Gruppen der Gomphostylae s. S. 671, 672. 


14. Aüreae (Lehmann Rev. Pot. 112 [1856]. Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 17 [erw.. Th. Wolf Pot. Stud. I 53 
U. 30 [z. T.]. P. verna L. Spec. pl. ed. 1. 498 [1753]). 
&.. 8 Gr, 


2)28..1. 8.116 Blussn. d. 

2) Nach Martial Lamotte, * 1820 Riom (Puy-de-Döme) + 23. Febr. 1883 
Clermont-Ferrand, Direktor des Botanischen Gartens daselbst (St. Lager br.), Verf. 
von Flore du plateau centr. France 1877—81 und mit Lecogq, Verfasser von Cata- 
ogue raisonn& des plantes vasculaires du plateau central de la France. Paris 1847. 

3) Von ydugog Nagel und orölos Griffel. 


Potentilla. 187 


Uebersicht der Untergruppen der Aureae: 
A. Nebenblätter der unteren Blätter kurz, breit-eiförmig bis 
eiförmig-lanzettlich (nicht linealisch). Blätter 3- oder 5zählig. 
I. Grundstäudige Blätter stets 3zählig. Nichtblühende Sprosse kurz. 
nicht wurzelnd, am Grunde meist von braunen, trockenhäutigen 


Nebenblättern dicht umgeben. — Pflanzen der arktischen, alpinen 
und subalpinen Gebiete. a. Frigidae. 

II. Blätter 5—7 zählig (vgl. indessen die Siebenbürgische P. chryso- 
craspeda). 


a. Nichtblühende Sprosse meist am Grunde mit braunen, trocken- 
häutigen Nebenblättern dicht bedeckt, kurz oder wenig ver- 


längert, wenig wurzelnd. — Pflanzen der alpinen und sub- 
alpinen Region, meist drüsenlos, seltener mit sitzenden Drüsen 
besetzt. b. Alpestres. 


b. Nichtblühende Sprosse am Grunde nicht mit trockenhäutigen 
Nebenblättern bedeckt, kurz, nicht wurzelnd. — Pflanzen der 

Ebene und der Berg- (selten der subalpinen) Region, drüsen- 

los oder bäufig mit gestielten (selten mit sitzenden) Drüsen 
bedeckt. c. Opacae. 

B. Nebenblätter der unteren Blätter linealisch, verlängert. Nichtblühende 
Sprosse meist verlängert, wurzelnd, nur im Frühjahr rosettenartig 
gestaucht. — Pflanzen der Ebene und der Berg- (selten der sub- 
alpinen) Region, drüsenlos oder drüsig. d. Vernae. 


a. Frigidae (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 787 [1904]. 
Nanae Lehmann Rev. Pot. 157 [1856] z. T. Alpinae 
Zimmeter in Sydow u. Mylius Bot. Kal. Poeverlein 
Denkschr. KBG. Regensburg VII N. F. I. 253 [1898] 
zu. E.)., , ©. oben, 

In Europa ausser unseren Arten vielleicht noch P, fragi- 
formis (Willd. Magaz. Ges. Naturf. Freunde Berlin VII. 294 [1813]) 
in Sibirien (das Vorkommen in Europa nach Th. Wolf [br.] etwas 
zweifelhaft) und die fälschlich mit ihr vereinigte P, emarginata 
(Pursh Fl. Am. sept. I. 353 [1814]) in Spitzbergen (und Nord- 
America). — Die Asiatische P. gelida (C. A. Mey. Verz. Pfl. 
Caue. 167 [1831]) kommt auch in Norwegen vor, nach Th. Wolf 
von Boissier und Reuter gefunden, 


Uebersicht der Arten der Frrigidae. 


A. Laubblätter beiderseits seidig-zottig behaart. — Pflanze klein bis 
mässig gross. P. frigida. 
B. Laubblätter oberseits kalıl. — Pflanze sehr klein. P. dubia. 


185. (38) P. frigida. 9. Pflanze niedrig bis mässig 
(meist nicht über 1 dm) hoch, trübgrün, sehr zottig. Stengel 
sehr verkürzt oder etwas verlängert, dann schlaff, aufsteigend, meist 
hin und hergebogen. Untere Blätter mit kurzen bis mässig langen, 


50* 


788 Rosaceae. 


mit langen dünnen, weichen Haaren besetzten Stielen, mit lanzettlichen 
bis breit lanzettlichen Nebenblättern. Blättchen eiförmig oder das 
mittelste verkehrt-eiförmig, sich mit den Rändern deckend, oberseits 
mit langen Haaren anliegend zerstreut besetzt, unter- 
seits dieht zottig, tief eingeschnitten gezähnt, jederseits mit bis 5 
länglich-eiförmigen bis länglich-linealischen, stumpflichen in einen Haar- 
schopf endigenden Zähnen. Blüthenstand meist einblüthig. Blüthen 
ziemlich klein. Aussenkelchblätter länglich-eiförmig, etwa so lang als 
die gleichfalls langhaarigen, ähnlich gestalteten, etwas schmäleren Kelch- 
blätter. Blumenblätter lebhaft gelb, breit verkehrt-eiförmig ausgerandet, 
so lang oder etwas länger als der Kelch. — Ganze Pflanze mehr 
oder weniger dieht mit sitzenden Drüsen bedeckt. 

In Felsspalten, in Gerölle, an kiesigen Orten in den Hochalpen 
meist nicht unter 2500 m Höhe, in Wallis bis über 3540 m ansteigend 
(Jaccard 93). In den Centralalpen von der Dauphine! und Piemont 
bis Steiermark allgemein verbreitet. Bl. Juli, August. 

P. frigida Vill. Hist. pl. Dauph.-III. 563 (1789). Koch Syn. 
ed. 2. 243. Lehmann Monogr. Pot. 177. Rev. Pot. 158. Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 27. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 35. Th. Wolf Pot. Stud. 
II. 63. Nyman Consp. 229. Suppl. 112. Sturm Deutschl. Fl. Fasc. 92 
t. 7. P. helvetica Schleich. Cat. 20 (1797). P. glacialis Hall. fil. in 
Ser. Mus. Helv. I. 51 t. 7 (1818). DC. Prodr. II. 576 (1825). 

Eine sehr ausgezeichnete an der Behaarung der Blattoberseite und an den 
dreizähligen Blättern leicht kenntliche Art. 


(Pyrenäen.) *] 


s. am Schlusse der 


169. X 185. -P. nivea X frigida Gattung 


181. X 185. P. grandiflora X frigida 
185. X 187. P. frigida X villosa s. am Schlusse der 
185. X 188. P. frigida X aurea Aureae. 


186. (39.) P. dubia. 4. Pflanze sehr klein, meist nicht 
über 4—5 cm hoch, hellgrün bis lebhaft grün. Stengel aufrecht 
oder aufsteigend, schwach behaart. Blätter sehr klein, meist ganz kurz 
gestielt mit meist breit lanzettlichen Nebenblättern. Blättchen ver- 
kehrt-eiförmig, meist nur bis 7 mm lang, sich meist nicht mit den 
Rändern deckend, oberseits kahl, unterseits fast nur auf den 
Nerven behaart, mässig tief gezähnt, jederseits mit nur 2—4 
eiförmigen, spitzen oder stumpflichen Zähnen. Blüthenstand meist 1- 
oder 2blüthig. Blüthen kleiner als bei voriger, meist nicht über 12 mm 
im Durchmesser. Aussenkelchblätter länglich-eiförmig bis rundlich, meist 
viel kürzer als die eiförmigen, stumpflichen Kelchblätter. Blumenblätter 
meist deutlich länger als die Kelchblätter. 

An Felsen, auf kurzgrasigen Alpenwiesen, in Gerölle, im Hoch- 
gebirge durch die ganze Alpenkette verbreitet, öfter in den Thälern 
herabsteigend; in Wallis zwischen 2000 und 3100 m (Jaccard 93). 


168. X 185. P. multifida X frigida | 


, Ali 


Potentilla. 789 


Im Schweizerischen Jura am Reculet. Bl. Juni bis August, vereinzelt 
auch später. 

P. dubia Zimmeter Eur. Art. Pot. 25 (1884). Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 35. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 817. Poever- 
lein Denkschr. KBG. Regensburg VII N. F. I. 253 (1898). Fragaria 
dübia Crantz Stirp. Austr. I. 24 (1763) ed. 2. I. 81 (1769). Pot. 
minima Hall. fil. in Schleich. pl. exs. no. 59 (1794, ohne Beschr.). 
Ser. Mus. Helv. I. 51 (1818). Koch Syn. ed. 2. 242. Lehmann Rev. 
Pot. 159 (z. T... Th. Wolf Pot. Stud. II. 61. Nyman Consp. 229. 
Suppl. 112, 363. P. Braunidna‘) Hoppe Bot. Taschenb. 137 (1800). 
Nestl. Monogr. Pot. 70. P. frigida $. P. Braunidna Lam. u. DC. 
Fl. Franc. -IV. 462 (1805). 


5 Wir hätten mit Th. Wolf (a. a. O.) gewünscht, dass der sehr charakteristische 
Name P. minima dieser kleinsten aller unserer Potentillen erhalten geblieben wäre. 
Will man aber in der Nomenclatur nicht völlige Willkür walten lassen, muss der 
Name fallen, denn erstens ist der Crantz’sche Name viel älter und zweitens würde 
selbst wenn man nach „Once a synonym, always a synonym“ (wegen der jüngeren 
Moench’schen P, dubia) oder nach der Kew-Regel (ältester Name in der richtigen 
Gattung) den Namen P. dubia verwerfen wollte, bliebe doch P. minima nicht un- 
angefochten, da die Pflanze unter diesem Namen nur im Herbarium ausgegeben ist 
und erst nach der P. Brauniana beschrieben wurde, 


(Pyrenäen.) *] 


185. X 187. P. dubia X. villosa u ; 

De, Seamren: s. am Schlusse der Aureae. 

b. Alpestres (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 787 [1904]. 
Alpinae Zimmeter in Sydow u. Mylius Bot. Kal. 1887 
77. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. 
1: 2530]1898 1 & 3.) 278° 787; 


In Europa nur unsere Arten, 


Uebersicht der Arten der Alpestres. 


A. Blättchen am Rande nicht von silberglänzenden seidigen Haaren 
bewimpert. Pflanze mehr oder weniger weichhaarig zottig. 

P. villosa. 

B. Blättchen am Rande von silberglänzenden seidigen Haaren be- 
wimpert. Pflanze meist ziemlich dünn anliegend behaart. 

P. aurea. 


Gesammtart P. aurea. 


187. (40.) P. villosa. 2. Nichtblühende Triebe kurz, am Grunde 
durch die annähernd 2zeilig gestellten trockenhäutigen Nebenblätter 
‘flachgedrückt erscheinend, daher auch die Verzweigungen der Grund- 


1) Nach Franz Anton von Braune, * 16. März 1766 Zell am See 7 24. Sept. 
1853 Salzburg, Verf. von Salzburgische Flora. 3 Bde. Salzb. 1797. 


790 Rosaceue. 


achse oft fast zweizeillig, Stengel meist im Kreise aufsteigend, die 
inneren der Rasen meist aufrecht, meist 1—2 dm hoch, meist etwas 
sparrig verzweigt, abstehend weichhaarig. Untere Blätter ziemlich 
kurz bis etwas lang gestielt, mit eiförmigen oder breit-eiförmig- 
lanzettlicehen Nebenblättern, fast stets 5zählig, nur an ganz 
schwachen Pflanzen öfter mit wenigen Blättchen. Blättchen ver- 
kehrt-eiförmig mit ziemlich breit keilförmigem Grunde, meist nur ober- 
wärts mehr oder weniger tief eingeschnitten, oberseits mehr oder weniger 
anliegend behaart bis fast kahl, unterseits und am Rande lang 
abstehend bewimpert bis zottig. Blüthenstand meist ziemlich 
reichblüthig. Blüthen meist ziemlich lang gestielt, gross, mit ziemlich 
abstehend behaarten, seltener mit Sitzdrüsen versehenen Stielen. Aussen- 
kelchblätter meist länglich, stumpf bis fast abgerundet, kürzer oder so 
lang als die eiförmigen, etwas mehr zugespitzten Kelchblätter. Blumen- 
blätter breit verkehrt-herzförmig, dottergelb oder reingelb meist nıit dotter- 
gelben Fleck am Nagel, oft auch ohne denselben, meist wenigstens doppelt 
so lang als die Kelchblätter. 

Auf Wiesen, an Abhängen und Waldrändern, zwischen Gerölle oder 
in Felsritzen in den Alpen, Karpaten und bis Montenegro verbreitet, 
in Wallis zwischen 1300 und 3100 m (Jaccard 91), im Schweizer 
Jura sehr zerstreut. In den Vogesen: Hohneck und auf dem Sulzer 
Belchen (Kirschleger Fl. d’Als. III. 16). Bosnien zerstreut. Monte- 
negro (Rohlena). Sicher auch in Dalmatien und der Hercegovina 
(Th. Wolf br.). Bl. Mai—September. 

P. villosa Zimmeter Eur. Art. Pot. 25 (1884) erw. Focke in 
Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 818 (1892). Schinz u. Keller Fl. 
Schw. 249 nicht Pall. P. verna L. Spec. pl. ed. 1. 498 (1753) z. T. 
(. 8. 786) ed. 2. 712 (1763) z. T. Fl. Suec. ed. 2. 177 (1755). 
Ascherson Verh. BV. Brandenb. XXXII (1890) 149 ff. (1891). Poever- 
lein Denkschr. KBG. Regensburg VII N.F. I. 250 (1898). #. Wahlenb. 
Fl. Lapp. 146 (1812). Fragaria villösa Crantz Stirp. Austr. I. 15 
t. I fig. 2 (1769) ed. 2. U. 75 (1769). Fragarıa Crantzii Crantz 
Inst. II. 178 (1766). P. maculata Pourr. Act. Tolos. III. 316 (1788). 
Lehmann Rev. Pot. 121 (z. T.). P. salisburgensis Haenke in Jacg. 
Collect. II. 68 (1788). Tratt. Ros. Monogr. IV. 106. M. u. K. Deutschl. 
Fl. III. 530. Rchb. Fl. Germ. Exec. 592. Rouy u. Camus Fl. France 
VI. 196. P. filiföormis Vill. Fl. Delph. III. 564 (1789). P. rotundi- 
folia Vill. a. a. O. 565 (1789). % alpestris Hall. fil. in Ser. Mus. 
Helv. I. 53 (1818). Koch Syn. ed. 2. 240. Nyman Consp. 225. Th. 
Wolf Pot. Stud. II. 54. P. Or ne 1) Beck in sched. nach Fl. NÖ. 
760 (1892). Fritsch Exe.fl. f. Oest. 295 (1897). 


1) Nach Heinrich Johann Nepomuk Freiherrn von Crantz, * Luxemburg 
1722 7 Zeising in Ober-Steiermark 1799, Professor der Mediein an der Universität 
Wien. Wenn auch die Animosität gegen seine grossen Zeitgenossen Linn& und 
Jacquin (s. II. 2. S. 384 Fussn. 4) ihn zu vielfach ungerechten und kleinlichen 
Angriffen verleitete, enthalten seine Schriften, besonders Stirpes austriacae 3 Bde. 
Vind. et Lips. 1762—7 ed. 2. 1769. Institutiones rei herbariae 2 Bde. Vind. 1766. 


Potentilla. 79 


Die Richtigstellung der Nomenclatur dieser Art gehört mit zu den schwierigsten 
Aufgaben und es wird wohl noch lange keine Einigung in dieser Frage zu erzielen 
sein. Da die Deutung der Iiinne’schen Namen für diese und verwandte Arten 
ebenso strittig bleiben wird als die Frage, ob diese oft und viel (z. T. von Linne 
selbst) umgedeuteten Namen zu erhalten oder zu verwerfen sind. Koch (Syn.) 
griff von den damals schon ziemlich zahlreichen Namen dieser Art willkürlich den 
jüngsten derselben P. alpestris heraus, weil ihm dieser Haller’sche Name am 
passendsten schien. Ebenso willkürlich, oder weil ihm das nöthige Material zur 
Feststellung fehlte, vertheilte er die Linn&@’schen Namen P. verna und P. opaca. 
— Froh darüber, unbestrittene Bezeichnungen für die Formen dieser kritischen 
Gruppe zu haben, behielten die Floristen die Koch’schen Namen lange in 
Geltung Lehmann schloss sich in seiner Rev. Pot. der Koch’schen Nomen- 
-clatur ziemlich an, nur dass er für P, alpestris den älteren Namen P. maeculata 
anwandte, später zogen dann einige einflussreiche Schriftsteller (so nach M. u. K., 
Garcke) für P. maculata den Namen P. salisburgensis vor. — Zimmeter war 
es dann, der (Eur. Art. Pot. 1884) an den Grundfesten dieser Nomenelatur rüttelte 
indem er die absolute Priorität gelten liess und ausserdem (z. T. mit Recht) auf 
die irrthümliche Deutung Linne&’scher Namen durch Koch hinwies, um aller- 
dings z. T. auch wieder in willkürliche theilweise irrthümliche Deutungen zu ver- 
fallen, Er wies nach, dass Crantz (Stirp. Austr. 1769) der Erste war, der die 
schwierig unterscheidbaren Arten der Aureae richtig unterschied und danach 
(leider unter der Gattung Fragaria) einzeln benannte (vgl. z. B. auch P. dubia 
S. 789). Den Linn&’schen Namen P. verna beschränkte er auf eine Form der 
Koch’schen P. alpestris, der er den Namen P. villosa (Crantz’s Fragaria vil- 
losa) beilegte. Für die Koch’sche P. verna setzte er den Namen P. opaca, für 
die P. opaca den Namen P. rubens (Crantz’s Fragaria rubens) ein. Diese voll- 
ständige Umwälzung der Nomenclatur einer so kritischen Gruppe unter Ueber- 
tragung der früheren Namen auf andere Arten musste natürlich Verwirrung und 
Unsicherheit schaffen, und die Folge war denn auch, dass seine Aenderungen bald 
theilweise, bald ganz, bald gar nicht von den verschiedenen Schriftstellern an- 
genommen wurden, je nachdem dieselben das Prioritätsprineip annahmen oder nicht 
oder mehr oder weniger von der Richtigkeit seiner Darstellungen überzeugt waren. 
Ascherson versuchte deshalb in einer sehr eingehenden Studie über die Nomen- 
clatur dieser Gruppe (Verh. BV. Brandenb. XXXII [1890] 139—157 [1891]) die 
‚Sachlage endgiltig aufzuklären. Da Linn& (wenigstens in der Fl. Suec.) sicher 
unter seiner P. verna in erster Linie die Haller-Koch’sche P. alpestris (P., 
villosa, P. maculata, P. salisburgensis) verstanden hat, schlug er vor, dieser Art 
den Linn&’schen Namen zu lassen, trotz der früher von Linne& selbst und später 
von anderen Schriftstellern bewirkten Vereinigungen und Verwechselungen. Da 
die Nomenclatur der P. verna sowie. der P. opaca Koch’s (Linne’s z. T.?) auch 
in allen Synonymen eine confuse blieb, schlug Ascherson für erstere den Namen 
P. Tabernaemontani vor, für letztere blieb aus Prioritätsrücksichten der älteste Name 
P. rubens (Crantz’s Fragaria rubens). Von den beiden nahe verwandten P. are- 
naria und P. cinerea, die Ascherson nur als Unterarten einer Art auffasst, ist 
letztere die zuerst beschriebene. Will man also nicht einen neuen Namen schaffen, 
so bleibt der Name P. einerea mit der Unterart P. incana. Die Schwierigkeit 
bezüglich der beiden letzteren wird dadurch gehoben, dass Th. Wolf dem wir 
ja bezüglich der Artgrenzen etc. folgen, sie wieder als 2 Arten aufnimmt. Bestehen 
bleibt die Frage, wie die Koch’sche P. alpestris heissen soll. Wir würden es mit 
Th. Wolf gern sehen, könnte der sehr bezeichnende Koch’sche Name erhalten 
werden. Leider besitzt die Art aber ausser dem ältesten Crantz’schen Namen 
unter Fragaria noch die beiden gleichalten älteren Namen P. salisburgensis und 
P. maculata, welche beide wohl ebenso oft angewandt, also ebenso „anerkannt“ 
sind als P, alpestris. Wollen wir aber überhaupt je die Hoffnung hegen, besonders 


Classis Umbelliferarum emendata. Lips. 1767. Classis Cruciferarum em, Lips. 1769 
manche gute Beobachtung. Seine Darstellung von Potentilla bedeutet für seine Zeit 
einen entschiedenen Fortschritt. 


792 Rosaceae. 


in systematisch schwierigen Gruppen, zu einer einigermassen stabilen, von Willkür 
und Auffassungen nicht abhängigen unzweideutigen Nomenclatur zu kommen, so 
kann das einzige Gesetz, dem man folgen muss, das Prioritätsprineip sein, solange 
seine Befolgung durch allerhand Emendationen und Deutungen das Verständnis 
nieht schwerer und unsicherer macht als vorher. Die Erfahrung hat gezeigt, dass 
jedes andere Prineip dahin geführt hat, dass wenigstens in den verschiedenen 
Ländern durch die verschiedenen „Monographen* für dieselbe Pflanze ganz ver- 
schiedene Namen bekannt resp. „anerkannt“ wurden. Die Nomenclaturverwirrung 
bei Potentilla wird (wie auch Focke u.a. anerkannt haben) nie zur Ruhe kommen, 
wenn sie nicht nach der strengen Priorität unter absolutem Ausschluss aller ver- 
wirrten und viel verwechselter Namen geregelt wird. Die geringen Differenzpunkte 
bei der Anwendung der Priorität, ob der älteste Speciesnamen unter allen Umständen 
anzuwenden ist (falls er natürlich absolut feststeht) oder ob der älteste Speciesuame 
in der jetzt angenommenen Gattung vorzuziehen ist (Kew-Regel), lässt doch schliess- 
lich nur die Wahl zwischen 2 nicht wie bei anderen Prineipien oft zwischen einem 
halben Dutzend oder mehreren Namen. Wir haben uns stets für die absolute An- 
wendung des ältesten nicht misszudeutenden Speciesnamens ausgesprochen, gleich- 
giltig mit welchen Gattungsnamen er verbunden war. Es scheint uns dieses 
Uebel, dass eine (in diesen wie in der grössten Mehrzahl der Fälle glücklicher- 
weise nur wenigen Botanikern bekannte) Art umgetauft werden muss, erheblich 
geringer und doch schliesslich zur Möglichkeit einer stabilen Nomenclatur führend, 
als das Prineip den in der angenommenen Gattung ältesten Namen anzuwenden, 
da über den Umfang der Gattungen, über den Gattungsbegriff (ob grosse, ob kleine 
„Gattungen“ anzunehmen sind, vgl. namentlich bei den Gräsern und die Ein- 
leitung zu Potentilla selbst), voraussichtlich nie eine Uebereinstimmung unter den 
Monographen zu erzielen sein wird. Je nach der Begrenzung der Gattungen, je 
nachdem ihr Gattungsname so oder so hiesse, würden also sehr viele Pflanzen, 
stets nicht nur verschiedene Gattungs-, sondern auch verschiedene Speciesnamen zu 
führen haben. Dazu kommt noch, dass über die Benennung (abgesehen von der 
Begrenzung) der Gattungen bisher noch in sehr vielen Fällen eine internationale 
Einigung nicht hat erzielt werden können, und wohl auch sehr schwer erzielt werden 
wird. Bei der Anwendung der verschiedenen Gattungsnamen für dieselbe Gattung 
würden also auch oft noch mehrere Speciesnamen für dieselbe Art in Frage kommen, 
abgesehen davon, dass durch dies Prineip bei der dabei nöthigen Ueberführung der 
Speciesnamen in die betr. Gattung, der Willkür Thür und Thor geöffnet bleiben, 
wie man bei den zahlreichen Umtaufungen einiger Amerikanischer Schriftsteller 
beobachten kann. Eine Reihe von Pflanzenarten besitzen durch die Kombination 
mehrerer solcher Fälle eine geradezu verwirrende Synonymie „anerkannter* 
Namen. Aus diesen Gründen haben wir uns hier für die Annahme des Zimmeter 
Focke’schen Namens P. villosa entschieden, zumal die Pallas’sche 1814 be- 
schriebene P. villosa (s. S. 703) bereits 1813 als P. lucida (Willd. Magaz. Nat. 
Fr. Berlin VII. 296 [1813]) benannt und beschrieben wurde, mithin diesen Namen 
führen muss, Der Name P. villosa kann also unbedenklich für unsere Art an- 
gewendet werden, wollte man ihn verwerfen, müsste die Art den noch unbekannteren 
Namen P. Crantzii führen. 


Den Namen P. verna, den Ascherson nach den späteren Linn&’schen 
Schriften für die P. villosa (P. salisburgensis, P. alpestris) erhalten sehen wollte, 
den Focke aber, da der Nachweis keine absolute Sicherheit ergab und Linne 
sicher die Arten dieser polymorphen Gruppe nicht geschieden hat, wieder für P. 
Tabernaemontani anwandte, haben wir um jedem Missverständniss und weiteren 
Deutelungen vorzubeugen überhaupt fallen lassen, da eben die P. verna L. Spec. 
pl. ed. 1 (s. S. 786) lediglich ein Synonym der Gruppe Aureae ist und Linn&’s 
spätere engere Fassungen seines Namens ganz sicher nicht mit der Kochschen, 
der Ziinmeter’schen ete. Deutung übereinstimmen. Von nach — Linne&’schen 
Schriftstellern kann keiner den Linn&’schen Namen nachträglich Priorität ver- 
leihen wie dies Garcke und Petunnikov wollen, da ja Crantz bereits 1769 
die Arten gut geschieden und abgebildet hat. 


Sn 


N 


Ze 2 1 DZ 


Potentilla. 193 


Einigermassen veränderlich. 


A. Aussenkelchblätter länglich, etwa so lang oder etwas kürzer als 
die eiförmigen bis länglichen Kelehblätter. 


I. typica. Pflanze von wechselnder Grösse. Blättchen meist 
länglich-verkehrt-eiförmig mit ziemlich breit keilförmigem Grunde, 
fast stets bis erheblich unter die Mitte gezähnt. Blüthen 
goldgelb, von verschiedener Grösse. 

Die bei weitem verbreitetste Rasse. 


P. alpestris var. typica Th. Wolf Pot. Stud. I. 55 
(1903) erw. 


Wird vielleicht später in mehrere Rassen zerlegt werden müssen, so- 
weit aber die hierher gehörigen Formen jetzt bekannt sind, sind sie durch 
häufige Uebergänge verbunden, wie sowohl Focke (a. a. O.) als Th. Wolf 
(a. a. O.) angeben. Wir haben sie deshalb als Abarten hierhergezogen. 


a. firma. Stengel oft ziemlich hoch und kräftig, meist steif, oft roth über- 
laufen. Blättchen dicklich, breit-verkehrt-eiförmig, sich erheblich mit den 
Rändern deckend, mit breiten, meist stumpfen Zähnen. — So in den Alpen 
und Vogesen. — P. villosa var. firma Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s 
Syn. I. 818 (1892). P. rubens Vill. Fl. Delph. III. 566 (1789). P, sa- 
bauda Lam. u. DC. Fl. Franc. IV. 458 (1805). P. salisburgensis ß. de- 
pressa Tratt. Ros. Monogr. IV. 106 (1824). P. aurea ß. firma Gaud. Fl. 
Helv. III. 395 (1828). P. afinis Host Fi. Austr. II. 41 (1831). P. alpestris 
a. firma Koch Syn. ed. 1. 246 (1837) ed. 2. 241. Th. Wolf Pot. Stud. II. 
56. P. maculäta y. firma Lehmann Rev. Pot. 120 (1856). P. villosa var. 
verna Schinz u. Keller Fl. Schw. 249 (1900). — Diese Abart, die kaum 
eine Rasse darstellen dürfte, ist von Zimmeter (Eur. Art. Pot. 25) für die 
Linn&’sche P. verna erklärt worden und Sehinz u. Keller haben ihr 
daraufhin den Namen P., villosa var. verna gegeben. Th. Wolf weisst 
(Pot. Stud. II. 56) nach, dass Zimmeter sich im Irrthume befand, wenn 
er annahm, dass diese Form die in nördlichen Ländern herrschende sei, 
denn sie ist bisher nur aus den Alpen, nicht aber aus dem Norden bekannt, 
dort kommt nur der Typus der Rasse vor. Linn& hat sie wahrscheinlich 
nie gesehen. — Aber selbst gesetzt den Fall Linn& hätte sie gekannt, 
ist es ganz unzweckmässig willkürlich einer verhältnismässig unbedeutenden 
Form mit dem Namen zu belegen, unter dem der Autor ursprünglich die 
ganze Gruppe der Aureae verstand. — Eine Unterabart mit noch breiteren 
Blättcehen ist nach Zimmeter 


2. obtusifolia (P. obtusifolia Schleicher nach Zimmeter Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 35 [1889]). 
Hegetschweiler erwähnt (Reisen Gebirgst. Glarus und Graub. 
157 [1825]) eine P. alpestris 6. leucantha!) (P. Clusidna Hegetschw. 
in Suter Fl. Helv. ed. 2. 366 [1822] vel. S. 687), die er a. a. O. auf 
Fig. 66 abbildet. Die Abbildung gehört nach Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 25 deutlich hierher, er bezweifelt aber mit Recht, dass P. villosa 
mit weissen Blüthen vorkommt. Die Vermuthung, dass diese nicht zu 
controllirende Angabe zu einer ganz anderen Art gehört, liegt nicht fern. 


b. graeilior. Stengel schlanker, meist schlaff und dünn. Blättchen meist 
verkehrt-eiförmig, sich mit den Rändern meist nicht deckend. — So sehr 
verbreitet. — P. villosa var. gracrlior Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s 
Syn. I. 818 (1892). P. alpestris $. gracilior Koch Syn. ed. 1. 255 (1837) 
ed. 2. 241. Th. Wolf Pot. Stud. II. 55. P. maculata 6. graeilior Lehmann 
Rev. Pot. 121 (1856). — Poeverlein (Denkschr. KBG. Regensburg VII. 
N.F,. I. 252) und Th. Wolf (Pot. Stud. II. 55) halten es für besser durch 


1) Von Aevndg weiss und dvdog Blume, 


94 


d. 


Rosaceae. 


die Abarten graeilior, firma, debilis etc. keine volle Auftheilung der Formen- 
kreise zu bewirken und meinen, dass auch Koch und Lehmann (ersterer 
trotz der Zerlegung in «., ß. etc. dies nicht beabsichtigt hätten. Th. Wolf 
scheidet deshalb eine var. typica aus, die wir zur Rasse erhoben haben. 
Poeverlein tadelt Zimmeter deshalb, weil er die Lehmann’sche 
P. maculata 6. gracitior direct als Synonym zu seiner P., villosa zieht, 
ohne auf eine bei Lehmann nicht genannte in der Artdiagnose versteckte 
var. «@. Rücksicht zu nehmen, Wir halten es im ganzen für zweckmässiger 
in diesem Falle, wo es sich bei der Unterscheidung um breit- und schmal- 
blättriger, starr und schlaffstengeliger Formen handelt, wie es auch Focke 
(vielleicht nach Koch) gethan hat, mit Zimmeter durch geringe Aus- 
dehnung des Begriffes der Abart, den Formenkreis dadurch aufzutheilen. 
Ein besonders unterschiedener Typus, den wir nicht zu diagnostieiren 
wüssten, müsste in diesem Falle alle Uebergangsformen zwischen den ver- 
schiedenen Formen, die sich nicht in eine streng gesonderte nach mehreren 
Merkmalen diagnostieirte Abart hineinpassen lassen, also ziemlich heterogene 
Dinge umfassen. Dadurch können übereifrige - Schriftsteller sehr leicht 
zur Aufstellung zahlreicher „neuer“ Varietäten oder Arten, je nach der zu- 
fälligen Combination der Merkmale verleitet werden. Die sich stets massen- 
haft ergebenden Zwischenformen lassen sich auf keine Weise vermeiden, 
sobald wir es eben (wie hier) mit einer in fast allen Theilen abändernden 
Pflanze zu thun haben. — Dass Zimmeter und auch Lehmann es mit 
dem „erw.“ oder „z. T.“ bei unbedeutenden Veränderungen unbedeutender 
Formen nicht so genau genommen haben, können. wir nicht als Fehler 
betrachten, wir halten mit Th. Wolf dafür, dass die Untersuchung des 
Materials zu besseren Resultaten führt als derartige Discussionen. Wir 
werden es auch bei der folgenden Gruppe so halten. 


debilis. Stengel meist schlaff, seltener starrer und aufrecht. Blättchen 
länglich-verkehrt-eiförmig, meist tief eingeschnitten gezähnt. Aussenkelch- 
blätter meist schmal, kürzer als die Kelehblätter. — Zerstreut. — P. 
villosa var. debilis Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 818 (1892). 
P. debilis Schleicher Cat. ed. 3. 23 (1815). Gaud. Fl. Helv. III. 400 
(1828). P. alpestris y. debilis Koch Syn. ed. 1. 256 (1837). 


strietiecaülis. Pflanze sehr gross und kräftig. Stengel meist abstehend 
langhaarig. Untere Blätter langgestielt oft 6—7 zählig, mit meist ziemlich 
dicht abstehend langhaarigen Stielen. Blättehen länglich-verkehrt-eiförmig, 
oft kurzgestielt, am Grunde keilförmig, grobgezähnt, beiderseits grün, weich 
und dünn behaart. Blüthen meist gross, selten nur mittelgross. — Schweiz, 
Tirol und Montenegro: Bjelasica planina 2100 m (Rohlena nach Th. 
Wolf br... — P. villosa A. I. e, strieticaulis A. u. G. Syn. VI. 794 
(1901). P. strieticaulis Gremli Herb. (1864) nach Zimm, Beitr. 28. P. 
engadinensis (P. heptaphjlla X alpestris) Brügger Schweiz. Met. Beob. 
Sterm. Zürich IV. 560 (1867) V. 520 (1868). Zimmeter Eur. Art. Pot. 15 
2. T.? P. alpestris var. strieticaulis Th. Wolf Pot. Stud. II. 57 (1903). — 
Geht nach Wolf besonders in die ihr naheverwandte Abart firma über. 
Zimmeter zog die Brügger’sche Pflanze a. a. O. zu P. gentilis (s. 
S. 779), stellte sie aber später (Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 28) in die Nähe 
der P. villosa, er gibt dort an, dass er mit ihr übereinstimmende Exemplare 
der strictieaulis sah. Wolf betont (Pot. Stud. II. 57, 58) mit Recht, dass 
diese keinesfalls hibriden Ursprungs sein kann, da sie z. B. in Tirol in 
Gegenden ohne P. Thuringiaca vorkomme. Die Frage, ob nun wirklich 
ein Theil der Brügger’schen P, engadinensis der angegebenen Kreuzung 
entspricht, scheint uns mit Wolf bei der bekannten Unzuverlässigkeit 
der Brügger’schen Angaben nicht der Mühe werth, es ist besser den 
Brügger’schen Namen verschwinden zu lassen. 


Eine dureh die Blüthengrösse ausgezeichnete Abart die nähere Beachtung ver- 
dient, ist 
’ 


Potentilla. 795 


2. macrop&tala!l), — Bisher nur am Schlern bei Bozen in Tirol. — 
P. villosa f. macropetala Sauter in Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 
35. (1889). P. alpestris f. grandiflora Th. Wolf Pot. Stud. II. 56 (1903). 


Eine sehr zierliche, kleine Form mitdurchgehends 7zähligen Blättern 
und meist halbgefüllten Blüthen fand sich am Riffelhorn über Zermatt. Sie blieb 
in der Cultur seit mehreren Jahren constant (Th. Wolf). — Das Gegenstück zu 
dieser ist die P. mirabilis Siegfr. u. Moehrl. Herb. (1894) eine kleine Form mit 
vorwiegend 3zähligen Blättern vom Mt. Suchet im Canton Wadt (Siegfr. Exs. Nr. 998). 


Durch Behaarung ist ausgezeichnet: 


b. subsericea. Pflanzen stärker behaart, seidenhaarig. -— Bisher nur 
in der Westschweiz und aus Montenegro: auf dem Gradiste bei 
Kolasin 2100 m (Rohlena nach Th. Wolf br.). — P. alpestris var. 
subsericea Th. Wolt Pot. Stud. II. 59 (1903). P. Verloti2) (Jord. Cat. 
Jard. Grenoble 1856 nur der Name?). Jordan scheint seine P. Verloti 
nicht beschrieben zu haben. Die Beschreibung in Rouy u. Camus 
(Fl. Fr. VI. 197) passt nun ziemlich gut zu den kleinsten Zwerg- 
Exemplaren meiner var. subsericea, wie sie an den höchsten Alpen- 
spitzen im Wallis vorkommen, nicht aber zu den höhern Formen, in 
welche jene Zwergformen allmählich übergehen. — In meinem Herbar 
liegt eine „P. Verloti Jord.*, ex „herb. E. A. Burle ä Gap.“ (eines 
Freundes Jordans, dem dieser häufig seine Pflanzen bestimmte) 
„Dauphine, Alpes des environs de Gap. Glaise*. Dieses Exemplar 
sieht aus wie eine gewöhnliche, mässig stark behaarte, mittelgrosse 
P. alpestris, die schwach an die Rasse Baldensis erinnert, aber nicht 
im entferntesten zur P. Verloti von Rouy u. Camus gebracht werden 
kann. — Dann sah ich noch ein Exemplar der „P. Verloti“ aus dem 
bot. Garten von Paris, das aber ganz werthlos ist, es scheint eine fast 
kahle, degenerirte Riesenform der P. alpestris zu sein. — Aus diesen 
Gründen wagte ich es nicht, meine var. subsericea var. Verloti zu 
nennen, wie ich anfangs vor hatte (Th. Wolf). 


(Verbreitung der Rasse: Wie die Art.) * 


Hierher gehören nach Th. Wolf (br.) 3 augenscheinlich durch Standorts- 
einflüsse entstandene, in der niederen Bergregion wachsenden Formen, die vielleicht 
bei näherem Studium (Culturversuchen) sich als Rassen herausstellen werden. Wir 
führen sie vorläufig als Abarten auf: 


2. saxätilis. Pflanze am Stengel und besonders auf der Blattunter- 
seite mit sitzenden gelben Drüsen. — Auf Serpentin in den Vogesen. 
P. villosa A. I. 2. saxatilis A. -u. G. Syn. VI. 795 (1904), P. 
saxatilis Boulay Billotia 109 (1869). Zimmeter Eur. Art. Pot. 22. 
P. verna var. glandulosa Boulay Herb. Zimmeter a. a. O. (1884). 
— Diese Pflanze wurde von F. Schultz fälschlich als P. prae- 
ruptorum (eine in den Formenkreis der P, Tabern«emontani gehörige 
Form) ausgegeben, daher auch die Vermengung beider ‚bei Rouy 
u. Camus (Fl. France VI). — Neuerdings bei Germainxard (Remir- 
mont) wieder aufgefunden (Th. Wolf br.). 

3. Juräna. In der Tracht und der Behaarung der P. Tabernae- 
montani ähnlich. — In der Schweiz, dem Schweizer Jura und in 


1) Von uaxoodg lang, gross und zcetaAov Blumenblatt. 

2) Nach Jean Baptiste Verlot, * 1815 + 1891 Grenoble, Direktor des Bo- 
tanischen Gartens daselbst, Verf. von Catalogue des pl. eult. au jard. bot. de la 
ville de Gr. en 1856. Gr. 1857. — Sein Bruder Bernard Verlot, * 20. Mai 1836 
Longvie bei Dijon, + 24. Jan. 1897 Paris, Obergärtner des Botanischen Gartens 
des Musse d’histoire naturelle daselbst. Verf. von Guide du botaniste herborisant 
(St. Lager br.). 


796 Rosaceae. 


den Vogesen. — P. villosa A. I. 3. Jurana A. u. G. Syn. VI. 795 
(1904). P. jurana Reuter Bull. Soc. Haller. IV. 108 (1856). 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 22. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 33. — Zim- 
meter scheint a. a. OÖ. einen Bastard zwischen P. villosa und P. 
Tabernaemontani zu vermuthen, nach Th. Wolf (br.) steht die 
Pflanze aber zweifellos der P. villosa nahe, 


4. Serpentinj. Blätter lang gestielt, 5zählig. Blättchen der grund- 
ständigen Blätter länglich-keilförmig, an der Spitze abgerundet, 
schwach behaart, eingeschnitten gesägt, jederseits mit meist nur 3 
länglichen Zähnen, obere Blätter meist sehr klein, 3zählig oder 
ungetheilt. Blüthen und Früchte sehr klein. — Auf Serpentin in 
Ungarn: mehrfach im Eisenburger Comitat. — P. villosa A. I. 4 
Serpentini A. u. G. Syn. VI. 796 (1904). P. Serpentini Borbäs 
Erdesz. Lap. XXXIII. 341 (1884). Zimmeter Eur. Art. Pot. 22 
(1884). Beitr. Kenntn, Gatt. Pot. 33. — Vertritt die beiden vorigen 
Formen im südöstlichen Gebiete und steht nach Th. Wolf (br.) der 
gleichfalls auf Serpentin wachsenden saxatilis nahe, Von Jurana 
nach Zimmeter hauptsächlich durch die viel kleineren Blüthen 
und Früchte verschieden. 

II. Baldönsis!). Stengel meist dünn und schlaff, niederliegend 
oder aufsteigend, locker aufrecht behaart. Grundständige Blätter 
5zählig. Blättcehen aus keilförmigem Grunde verkehrt-eiförmig, 
an der Spitze abgerundet mit jederseits nur oberwärts 2—4 
länglichen bis eiförmigen 'spitzlichen Zähnen, oberseits grün, 
unterseits heller, beiderseits (besonders aber unterseits) von langen 
weissen Haaren fast seidig anliegend behaart und gewimpert. 
Obere Blätter mit eiförmigen bis länglichen ganzrandigen oder wenig 
zähnigen Nebenblättern. Aussenkelchblätter linealisch, stumpf. 
Kelchblätter lanzettlich, spitz. Blumenblätter länger als der Kelch, 
bleicher, schwefelgelb bis dunkler gelb (so in Bosnien). 

Im südlichen Tirol zerstreut, ebenso in den Venetianischen 
Alpen (Th. Wolf Pot. Stud. II. 59). Bosnien; Vlasi@ bei Travnik 
(Brandis nach Th. Wolf a. a. O.). Volujak auf Karstgelände 
(Brandis in Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no. 269b nach Th. 
Wolf a. a. O.). Treskavica (Murbeck Beitr. 136). Hercegovina: 
Velez (Murbeck.a.a. O.). Montenegro: GradiSte Somina planina, 
Distr. Kolain (Baldacei Altre Not. fl. Mont. 700 [1893] Maly br.). 

P. villosa A. II. Baldensis A. u. G. Syn. VI. 796 (1904). 
P. baldensis Kern. OBZ. XX (1870) 220 (nur Name, Zimmeter in 
Fl. exs. Austr. Hung. no. 833. Schedae III. 27 (1884). Eur. Art. 
Pot. 25. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 35. P. verna subsp. baldensis 
Murbeck Beitr. 136 (1891). P. opaca var. baldensis Beck Ann. 
KK. Hofmus. Wien. XI. 53 (1896). P. alpestris var. baldensis 
Th. Wolf Pot. Stud. II. 58 (1903). P. vzllosa f. carstiensis 
Siegfried Herb. nach Th. Wolf a. a. O. 59 (1903). P. Hell- 
wegeri?) Murr. Herb. nach Th. Wolf a. a. O. 59 (1903). 


1) Zuerst am Monte Baldo am Garda-See gesammelt. 
2) Nach dem Sammler Michael Hellweger, * 2. Januar 1865 Innsbruck, 


Cooperator und Provisor, jetzt Lehrer in Innsbruck. Verdient um die Flora 
von Tirol. 


Potentilla. IN 


Eine sehr auffällige und nach Kerner (a, a. ©.) auch in der Cultur 
völlig constante Pflanze, die durch die nur oberwärts eingeschnitten gesägt- 
gezähnten Blätter, die langen Triebe, die lange weiche Behaarung und die 
hellgelben Blüthen sehr ausgezeichnet ist. — Eine stärker behaarte Form 
nennt Th. Wolf (Pot. Stud. II. 41) subsericea. 

Eine sehr merkwürdige kleine Form der Rasse sammelte Murr (nach 
Th. Wolf a. a. ©. 59) bei Trient in höchstens 550 m Höhe, 


I. x II? typica X Baldensis? Zwischenformen, bei denen es nicht ganz sicher 
ist, ob sie hibriden Ursprungs sind, sah Th. Wolf (Pot. Stud. 1I. 59) von 


der Pallonspitze am Bondone bei Trient (Murr) und von Zermatt. — P. 
alpestris var. typiea-baldensis Th. Wolt Pot. Stud. II. 59 (1903). 
(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) 11 


B. Aussenkelchblätter rundlich-eiförmig bis länglich-eiförmig, viel kürzer 
als die fast dreieckigen Kelchblätter. 
 Tridentinat). Pflanze meist niedrig. Grundständige Blätter 
klein bis mittelgross, der vorigen Rasse ähnlich behaart oder kahler. 
Blüthen klein bis mittelgross. 

Bisher nur auf dem Monte Vasone bei Trient (Gelmi in 
Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no. 987!) in 1200—1800 m Höhe. 
Eine sehr ähnliche Pflanze sammelte Rohlena in Montenegro: 
Andrijevica 900 m (Th. Wolf br.). 

P. alpestris var. tridentina Th. Wolf Pot. Stud. II. 59 (1903). 
P. tridentina Gelmi Prosp. Fl. Trent. (1893) in Siegfried a. a. O. 
(1895). 

Steht der vorigen Rasse anscheinend nahe und Th. Wolf gibt auch an, 
dass er sie vielleicht mit derselben vereinigt hätte, wenn sie nicht die so ganz 
abweichend gestalteten Aussenkelchblätter besässe, die er annähernd nur bei 


Formen aus Island und Grönland wiederfand (br.). In der Dichtigkeit der 
Behaarung anscheinend sehr wechselnd. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur .im Gebiete.) 11 

(Verbreitung der Art: Island; Schottland; Nord-England; 
Skandinavische Halbinsel; Nord-Russland; Pyrenäen; Balkanhalb- 
insel; Kaukasus; Armenien; Kleinasien; Persien; Arktisches Asien 


und America; Grönland.) * 
168. X 187. P. multifida X villosa 

169. X 187. P. nwea X villosa s. am Schlusse der 
181. X 187. P. grandiflora X villosa { Gattung. 
184. X 187. P. Thuringiaca X vıllosa 

185. X 187. _P. frigida X villosa 

186. X 187. P. dubia X villosa 

187. X 188. . P. villosa X aurea s. am Schlusse 
187. X 192. P. villosa X Tabernaemontani | der Aureae. 
187. X 193.. P. villosa x Gaudini 

187. X 194. P. villoa X Tommasiniana 


188. (41.) P. aurea. %. Der Leitart ziemlich ähnlich, von ihr 
hauptsächlich durch Folgendes verschieden: Stengel häufig ziemlich 


1) Bei Trient (Tridentum) beobachtet. 


798 Rosaceae. 


stark aufsteigend, oft nur am Grunde bogig, bis aufrecht, meist 0,5 bis 
2 dm hoch, mitunter noch höher, anliegend behaart, meist nur in 
der oberen Hälfte verzweigt, mit meist ziemlich aufrechten Aesten. 
Untere Blätter meist ziemlich lang gestielt mit lanzettlichen 
Nebenblättern, die oberen mit eiförmig-lanzettlichen oft gezähnten. 
Blättchen aus keilförmigem Grunde verkehrt-eiförmig bis länglich- 
verkehrt-eiförmig oder länglich-keilförmig, meist nur oberwärts gesägt, 
oberseits hellgrün, auf der Fläche fast kahl, am Rande von langen 
seidenglänzenden, angedrückten Haaren bewimpert, 
unterseits angedrückt seidenhaarig. Blüthenstand meist zu- 
sammengezogen, arm bis etwas reichblüthig. Blüthen gross. Aussen- 
kelchblätter linealisch-lanzettlich, meist kürzer als die länglich-eiförmigen 
Kelchblätter. Blumenblätter verkehrt-herzförmig, gelb, am Grunde 
meist mit orangefarbenem Fleck, viel länger als die Kelchblätter. 

Auf Wiesen und kurzgrasigen Triften, an Felsen, in Gebüsch und 
in lichten Wäldern in den Voralpen und in der alpinen Region nicht 
selten, oft weit in die Flussthälern herabsteigend. In der ganzen Alpen- 
kette!! verbreitet, in Wallis zwischen 1350 und 2800 m (Jaccard 91), 
im Schweizer Jura zerstreut. Schwarzwald: am Feldberg!! Im Riesen- 
gebirge sehr verbreitet, öfter ziemlich tief herabsteigend!! Glatzer Schnee- 
berg. Im Mährischen Gesenke nicht selten!! (Fiek Fl. Schles. 134). 
In den Karpaten verbreitet!! von dort und den Alpen übergehend auf 
die Balkangebirge. Kroatien (Neilreich 232). Bosnien! sehr verbreitet, 
zahlreiche Angaben. Hercegovina und Montenegro verbreitet (Maly br.). 
Bl. Juni— August und später. 

P. aurea L. Amoen. acad. IV. 316 (1759). Spec. pl. ed. 2. 712. 
Koch Syn. ed. 2. 240. Lehm. Rev. Pot. 128. Zimmeter Eur. Art. Pot. 
24. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 34. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensb. 
VI. N.F. I 256 (1898). Th. Wolf Pot. Stud. II. 54. Nyman Consp. 
225. Suppi. 111. Sturm Deutschl. Fl. Heft 17. P. Halleri!) Ser. in 
DC. Prodr. II. 576 (1825). Gaud. Fl. Helv. III. 403. Lehmann Flora 
XIII (1830) 130. 

Eine sehr charakteristische Art, die durch die silberhaarig umsäumten Blätter 
an P. alba oder an Alchimilla alpina erinnert, und durch dieses Merkmal leicht 


von den Verwandten zu scheiden ist. — Im Ganzen wenig veränderlich. Von 
Formen erscheinen nur bemerkenswerth: 


B. Piperorum?) (Rohlena Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. 27). Blätter etwas 
stumpfer gezähnt. — Montenegro. — Nach Th. Wolf (br.) nur eine un- 
bedeutende Abänderung. 

I. minor (Lehmann Rev. Pot. 129 [1856]. P. Halleri y. minor Ser. in DC. 
Prodr. II. 576 [1825]. P. aurea var. alpina Willkomm Führer Pfl. Deutschl. 
[1863]. P. alpina Zimmeter Eur. Art. Pot. 24 [1884]). Pflanze niedrig. 
Blüthenstand meist nur 1—2blüthig. Grundständige Blätter oft z. T. 4- oder 
gar 3zählig. — So besonders in höheren Lagen der Alpen. — Wir stimmen 
Th. Wolf (Pot. Stud. II. 56) vollständig bei, wenn er diese Pflanze nur für 
eine Standortsform der Hochalpen erklärt. Wir haben zahlreiche aus den 

1) 8.1. S. 62 Fussn. 1. 
2) Nach dem Fundort Piperska Lukavica in Montenegro. 


Potentilla. 799 


Alpen in den Berliner Botanischen Garten eingesandte Pflanzen beobachtet, aber 
keine gesehen, die nicht in den Typus überging. 


III. trifoliata. Pflanze niedrig. Blätter stets 3zählig. Blüthen klein. — Riffel- 
berg über Zermatt. — P. aurea C. trifoliata Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 
799 (1904). — Diese und die vorhergehende Form dürfen nicht verwechselt 
werden mit der in der Tracht oft ähnlichen Unterart. 


B. P. chrysocräaspeda'‘). Pflanze meist niedriger. Stengel 
meist schlaffer, unterhalb des Blüthenstandes meist nur mit einem dem 
Stengelgrunde genäherten Blatt. Grundständige Blätter 3zählig, 
selten vereinzelt 4 zählig, meist kleiner. Blättehen meist breiter, bis zur 
Mitte oder (die seitlichen oft) bis zum Grunde gezähnt, am Rande 
schwächer seidig bewimpert. Blüthenstand (bei etwas verlängertem 
Stengel) meist nur auf den obersten Theil des Stengels beschränkt, 
meist nicht über 4blüthig. Blüthen kleiner. Aussenkelchblätter etwa 
so lang als die Kelchblätter, öfter ziemlich stark seidenhaarig. Blumen- 
blätter bis fast doppelt so lang als die Kelchblätter. 


Auf grasigen Triften nur im südöstlichsten Gebiete in Ungarn im 
Biharia-Gebirge, in Siebenbürgen! und im Banat! zerstreut. Bosnien: 
Treskavica (Murbeck Beitr. Kenntn. S.Bosn. 136 [1891]). Montenegro 
(Rohlena nach Th. Wolf br.). 


P. chrysocräspeda Lehm. Ind. sem. hort. bot. Hamb. 1849. 
Add. 14. Rev. Pot. 160 t. 54. Zimmeter Eur. Art. Pot. 24. Beitr. 
Kenntn. Gatt. Pot. 34. P. ternäta K. Koch Linnaea XIX. 45 (1847) 
kleine Form. Nyman Consp. 225. Suppl. 111. P. transsilvänica Schur 
Sert. n0.920. Verh. Siebenb. Ver. 131 (1848). Janka Linnaea XXX. 566 
(1855). Kerner ÖBZ. XIX (1869) 146. 


Aendert ab: 
B. pusilla (Heuff. Enum. 66). Pflanze sehr niedrig, — Banat. — Wohl nur 
eine zwergige Standortsform. — Eine ähnliche Form in Rumänien ist P. 


chrysocraspeda ß. minor Boiss. Fl. Or. I. 725 (1872). P. terndta K. Koch 

a. a. OÖ. (1847) im engeren Sinne. 

(Verbreitung der Unterart: Serbien [Pandi@ 275], Bulgarien, Ru- 
mänien; Macedonien; Kleinasien.) E3 

(Verbreitung der Art: Frankreich; Iberische Halbinsel; Italien; 
Balkanhalbinsel; Kleinasien.) 


181. X 188. P. grandiflora X aurea | s. am Schlusse der 
184. X 188. P. Thuringiaca X aurea | Gattung. 

N & A = re s. am Schlusse der Aureae. 
187. X 188. P. villosa X aurea s. 8. 800. 
188. X 192? P. aurea X Tabernaemontani? s. am Schlusse 


der Aureae. 


1) Von xovoos Gold und xgdonedov Saum, Rand. 


800 Rosaceae. 


Bastarde. 
B. III. a. (14b). 


187. x 188. P. villosa X aurea. 2. Tritt in sehr vielen 
Formen auf, die theils in den Merkmalen, besonders in der Behaarung 
zwischen beiden Arten die Mitte halten, theils mehr oder weniger dem 
einen oder dem andern der beiden Erzeuger nahestehen (wohl durch 
nochmalige Kreuzung des einen Erzeugers mit dem Bastarde), sodass 
man eine fast lückenlose Reihe hibrider Zwischenformen finden kann. 

In der Schweiz nicht selten, in anderen Theilen der Alpen weniger 
beobachtet, z. B. Tirol (Th. Wolf Pot. Stud. IL. 61). Wohl häufig 
übersehen. 

P. villosa X aurea A. u. G. Syn. VI. 800 (1904). P. aurea 
x. alpestris (P. Huteri*) Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no. 324 
(1890). Th. Wolf Pot. Stud. II. 61 (1901) nicht Hausm. 


Siegfried hat ausser der genannten Pflanze noch (a. a. O. no. 266 [1890]) 
eine P. super-alpestris X aurea (P. Trefferi2) aus dem Weissbachthal im Puster- 
thal (Treffer!) ausgegeben. Wir müssen Th. Wolf zustimmen, dass diese Pflanze 
kaum von der typischen P., villosa verschieden ist. — Eine P. alpestris X aürea 
Brügger Jahr, Ber. NG. Graub. 1881. 58. P. aürea X maculdta Brügger Fl. Cur. 
99 (1874) ist nach Zimmeter Eur. Art. Pot. 24 wohl nur eine P. aurea mit 
scharf gesägten Blättern, 1] 


c. Opäcae (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 787 [1904)). 
S. 8. 787. 


Ausser unseren Arten in Europa noch die bisher unbeschriebenen 
P. muscicapa3) (Th. Wolf h. P. puberula var. muscaecapa 
Borbäs in Callier Iter Taur. tert. Exs. no. 600 [1900]) in der 
Krim und P. Rigoiit) (Th. Wolt h.) (P. explanata Zimm. 
Herb.) aus Calabrien. 


Uebersicht der Arten der Opacae. 


A. Aussenkelchblätter den Kelchblättern ähnlich gestaltet, so breit oder 
schmäler, aber höchstens halb so breit als die Kelchblätter. 

I. Stengel meist sehr schlaff. Pflanze mit sehr weichen grauen 

Haaren besetzt. P. rubens. 

Il. Stengel starrer. Pflanze, besonders von den jugendlichen Theilen 

mit straffen, glänzend-weissen Haaren besetzt. P. Australis. 

B. Aussenkelchblätter schmal-linealisch, vielmals schmäler als die drei- 

eckigen Kelchblätter. P. patula. 


1)8. IS. 16 Fussn. 1. 

2) Nach Georg Treffer, * 11. April 1847 + 31. Oct. 1902 Luttach im 
Tauferer Thale (Pusterthal, Tirol), Bergführer, guter Pflanzenkenner, durch seine 
vortrefflichen verkäuflichen Exsiccaten verdient (vgl. L. Graf Sarnthein ÖBZ. 
LIII. 336). 

3) museicapus, fliegenfangend, wegen der klebrigen Behaarung. 

4) Nach dem Entdecker Gregorio Rigo, * 3. October 1841 Torri del Benaco 
(Garda-See), Apotheker daselbst, machte sich durch Anlegung vortrefflicher Samm- 
lungen (auch mit Porta) verdient. Eine Reihe von ihm gesammelter Arten ist von 
Kerner in seiner Fl. Austr.-Hung, ausgegeben worden. 


Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. 


Im Erscheinen: 
Die 
Europäischen Laubmoose. 


Beschrieben und gezeichnet 


von 


Georg Roth, 


Grossherzoglichem Rechnungsrat i. P. zu Laubach in Hessen, 


1. bis 8. Lieferung: 


1. Band (kleistokarpische und akrokarpische Moose). 
Bogen 1—37 mit Tafel I—-LI. 


2. Band (akrokarpische und pleurokarpische Moose). 
Bogen 1—24 mit Tafel I-XXX. 


Lex. 8 1904, Jede Lieferung # 4.—. 


Hiermit hat ein für alle Bryologen unentbehrliches Werk 
zu erscheinen begonnen, an das der Verfasser Jahrzehnte aus- 
dauernder und mühevoller Arbeit gesetzt hat. Die mikroskopisch 
gezeichneten und photolithographisch reproduzierten Tafeln zeigen 
Moose, die zum grossen Teil bisher niemals bildlich dargestellt 
worden sind. Die Europäischen Laubmoose (mit Ausnahme 
der Sphagna) werden zwei Bände von zusammen etwa 80 Bogen 
Text und 112 Tafeln umfassen und zunächst in etwa 10—12 
rasch aufeinander folgenden Lieferungen von je 8 Bogen Text 
und 10 Tafeln erscheinen. 


Die Abnahme der ersten Lieferung verpflichtet zum Bezuge 
auch der folgenden. Einzelne Lieferungen werden nicht abgegeben. 
Die erste Lieferung legen die Buchhandlungen zur Ansicht vor. 


Druck der Kgl. Universitäts-Druckerei von H. Stürtz in Würzburg. 


an :. 
Ei; 


I NÜOPRSIS 


DER 


\ITTELBUROPÄISCHEN FLORA 


VON 


PAUL ASCHERSON 
DR. MED. ET PHIL., GEH. REGIERUNGSRATH 
PROFESSOR DER BOTANIK AN DER UNIVERSITÄT ZU BERLIN 


UND 


PAUL GRAEBNER 


DR. PHIL. 
CUSTOS AM KGL. BOTANISCHEN GARTEN DER UNIVERSITÄT BERLIN 
NARY 
SOTANICAL 
GARDEN 
36. LIEFERUNG 
SECHSTER BAND 
BOGEN 51—56 uno TITELBOGEN zu VI, 1 2, 
ROSALES 
ROSACEAE 


POTENTILLEAE (SCHLUSS), KERRIEAE 


LEIPZIG 
VERLAG VON WILHELM ENGELMANN 
1905 


| Abgeschlossen Ende November 1904, Ausgegeben am 20. Januar 1905. | 


Br Dur 


Potentilla. s01 


Gesammtart P. rubens (189—191). 


189. (42.) P. rubens. %. Oft ziemlich grosse Rasen bildend. 
Stengel meist sehr schlaff, im Kreise niederliegend, meist 
1—2 (bis 3) dm lang, nur mit den Blüthenständen aufsteigend, mit 
langen, weichen, oft rückwärts gerichteten oder wage- 
recht abstehenden grauen Haaren besetzt, meist roth 
überlaufen, niemals wurzelnd. Grundständige Blätter meist 
ziemlich lang gestielt, meist 7—9zählig, mit eiförmig-lanzettlichen 
Nebenblättern. Blättchen lanzettlich-verkehrt-eiförmig bis länglich- 
verkehrt-eiförmig, mit meist schlank keilförmigem Grunde, jederseits mit 
meist nur 4—6 dreieckigen scharfen und spitzen Sägezähnen, unterseits 
und am Rande mit langen, weichen, meist gekrümmten Haaren besetzt. 
Blüthenstand ziemlich gross, meist locker ausgebreitet, vielblüthig, mit 
oft mehr oder weniger geschlängelten Zweigen, dicht weichhaarig. Blüthen 
meist ziemlich lang und dünn gestielt, mittelgros. Aussenkelch- 
blätter schmal-lanzettlich bis linealisch-lanzettlich, etwa so lang 
und halb so breit als die eiförmig-lanzettlichen Kelch- 
blätter. Blumenblätter bis doppelt so lang als die Kelchblätter. 

Auf sonnigen Hügeln, in trockneren lichten Laub- und Nadel- 
wäldern, im mittleren und südlichen Gebiete meist nicht selten, jedoch 
stellenweise auf weite Strecken fast fehlend, so in Tirol (vgl. Th. Wolf 
Pot. Stud. II. 32), im nördlichen Gebiete im mittleren und östlichen 
Theile zerstreut bis Neuhaldensleben —Calvörde— Uelzen— Lüneburg— 
Hamburg— Lübeck nordwestlich dieser Linie und an der Ostseeküste 
fehlend, auch nach Nordosten abnehmend aber vereinzelt noch in Öst- 
preussen; bei uns die West- und Südwestgrenze erreichend; in den 
Alpen Nieder-Oesterreichs bis 1400 m ansteigend (Beck 756). Bl. 
März, im nördlichen Gebiete April—Mai. 

P. rubens Zimm. Eur. Art. Pot. 16 (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. 
Pot. 30 erw. Aschers. Verh. BV. Brandenb. XXXII (1890) 149 (1891). 
Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 814 (1892). Poeverlein 
Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 222 (1898) Nyman Consp. 
Suppl. 111, 312 nicht Vill. oder All, Moench und St. Amans. P. opäca 
L. Amoen. acad. IV. 274 (1760) z. T.? (Beschreib. u. Synonyme z. T. 
aber nicht L. herb.!) vgl. Aschers. a. a. O. 140 ff. [1891} s. S. 807). Jacg. 
Ic. pl. rar. I t. 91. Koch Syn. ed. 2. 242 (1843). Lehmann Rev. Pot. 
123. Celakovsky Sitzb. Böhm. Ges. Wiss. 1890. 452. Petunnikow Act. 
Hort. Petrop. XIV. 130 (1895). (Rouy und Camus Fl. France VI. 205?) 
Th. Wolf Pot. Stud. I. 55 I. 32. Nyman Consp. 226. Suppl. 111, 
362. Sturm Deutschl. Fl. Heft 17. Fragaria Rubens Crantz Stirp. 
Austr. Fasc. II. 14 (1763). P. dubia Moench Fl. Hass. 433 (1777) 
Meth. 659. Suter Fl. Helv. I. 308 (1802) z. T. Beck Fl. N.Oesterr. II. 
756 nicht Ziinmeter,. P. laxa und P. depressa Willd. Magaz. Ges. 
Naturf. Fr. Berl. VII. 289 (1813) z. T. P. polymörpha') d. opaca 
Schimper u. Spenner Fl. Friburg. III. 754 (1829). P. verna d. opaca 


1) mo/öuoggoz vielgestaltig. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 51 


s02 Rosaceae. 


Döll Rhein. Fl. 771 (1843). Neilr. Fl. N.Oesterr. 911 z. T. P. värıa 

Wender. Fl. Hass. 160 (1846) z. T. nicht Schimper u. Spenner. P. 

sibirica Patr. Herb. nach Lehmann Rev. Pot. 124 (1856)? nur der 
Name. 

Die Nomenclatur dieser Art ist sehr strittig (vgl. S. 791), wir ziehen es, wie 
wir a. a. O. auseinandergesetzt haben, vor, den unzweideutigen Namen P. rubens 
anzuwenden. 

Eine Zierde unserer sonnigen Hügel in den ersten Frühlingsmonaten. Durch 
die weiche Behaarung, die schlaffen, meist roth überlaufenen Stengel und die 
eiförmig-lanzettlichen Nebenblätter (vgl. Th. Wolf Pot. Stud. I. fig. 7) meist leicht 
kenntlich. — Wenig veränderlich, einige Formen nach Th. Wolf (Pot. Stud. I. 58) 
nur als Saisondimorphismen aufzufassen. Nach der Behaarung unterscheidet man 
2 Formen: i 

A. typica. Pflanze drüsenlos. — Stellenweise anscheinend die vorherrschenden 
stellenweise (vgl. Th. Wolf Pot. Stud. I. 61) die seltenere Form. — P. rubens 
var. iypica Poeverlein Denksehr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 220 (1898). 
P. dubia a. typiea G. Beck Fl. N.Oesterr. II. 756 (1892). P. opaca f. eglan- 
dulosa Th. Wolf Pot. Stud. I. 61. II. 32 (1901). 

B. Gadensis!). Pflanze mehr oder weniger reich drüsenhaarig. — Stellenweise 
überwiegend. — P. rubens var. gadensis Poeverlein Denksehr. KBG. Regens- 
burg VII. N.F. I. 220 (1898). P. rubens f. petiolis glanduliferis Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 16 (1884). P. dubia ß. gadensis G. Beck Fl. N.Oesterr. Il. 756 
(1892). P. gadensis Beck nach Poeverlein a. a. O. (1898). P. opaca f. glandu- 
losa Th. Wolf Pot. Stud. I. 61 (1901). 


Ausserdem ändert P. rubens in der Grösse und der Blüthenfarbe ab: 


II, aurantiaca (P. rubens floribus aurantiacis Zimmeter Eur. Art. Pot. 16 [1884]) 
mit orangegelben Blüthen. — Selten. 


b. pusilla (P. opaca f. pusilla Vocke in Zimmeter Eur. Art. Pot. 16 [1884]). 
Pflanze sehr klein, Stengel öfter nur wenige em lang. — Zwergform trockner Orte. 
(Dänemark; Schweden; Russland; Balkanhalbinsel; [Vorder-Asien 
sehr zweifelhaft, die Angaben von Boissier irrthümlich; Th. Wolf 
sah keine hierhergehörige Pflanze]; Kaukasus [Sibirien nach Th. Wolf 
zweifelhaft; er sah nur P. opaciformis. Die Angaben aus Frankreich, 


Schottland und Nord-America sicher irrthümlich]). |* 
171. X 189. P. argentea X rubens?? s. S. 858. 
188. X. 189. P. rubens X Australis s. S. 804. 
188. X 190. P. rubens X patula s. S. 805. 
189. X 192. P. rubens X Tabernaemontani s. S. 829. 
185. X 192. X 194. P. rubens X Tabernaemontani X are- 
narıa s. S. 831. 
189. X 194. P. rubens X arenaria s. S. 831. 
189. X 195. P. rubens X cinerea?? s. S. 832. 


190. (43.) P. Austrälis. 9. Der Leitart sehr ähnlich, von ihr 
hauptsächlich durch Folgendes verschieden: Pflanze meist dichtere Rasen 
bildend. Stengel oft starrer, meist kürzer; grundständige Blätter meist’ 
kürzer gestielt. Blättchen oft breiter, bis fast verkehrt-eiförmig, mit 


1) Bei Gaden in Nieder-Oesterreich zuerst unterschieden. 


BE 


m Te a en 5 N ULLA u 2 u sn 


Y Potentilla. 303 
meist breiteren, weniger tief eingeschnittenen Zähnen, besonders in der 
Jugend, wie auch die Stengel und Blattstiele mit mehr oder 
weniger straffen, geraden, anliegenden oder aufrecht-abstehen- 
den glänzend weissen Haaren besetzt. Blüthenstand meist 
dichter, wenigerblüthig, die Blüthenstiele in der Frucht gebogen. 
Aussenkelchblätter lanzettlich bis linealisch -lanzettlich, etwa so lang 
als die eiförmigen, höchstens doppelt so breiten Kelchblätter, oft 
dunkler als diese. Blumenblätter lebhafter gelb. 

An trockenen grasigen Orten. Im Oesterreichischen Küstenlande! 
zerstreut. In Bosnien und der Hercegovina anscheinend nicht selten. 
Dalmatien! Montenegro: Loveen (Bornmüller ÖBZ XXXIX 
[1889] 334), Aus Kroatien nach Maly (br.) bisher nicht bekannt. 
Bl. März, April. 

P. australis Krasan ÖBZ. XVII (1867) 302. Freyn Verh. ZBG. 
Wien XXVII (1877) 331. Zimmeter Eur. Art. Pot. 16. Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 30. Fl. exs. Austr.-Hung. no. 839. Sched. III. 33. Focke 
in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 814. Nyman Consp. Suppl. 111, 
362. P. verna 8. hirsuta Vis. Fl. Dalm. III. 252 (1852) nicht DC. 
Fl. France. V. 542. P. opaca subsp. australis Murbeck Beitr. Fl. Bosn. 
136 (1891). P. dubia f. australis G. Beck Fl. N.Oesterr. 756 (z. T.) 
(1892). Ann. KK. Hofmus. Wien XI. 53 (1896). P. opaca ß. 
australis Marches. Fl. Trieste 195 (1897). 

Durch den kräftigen compaeten Bau und die Behaarung von der Leitart ver- 
schieden. Nach Zimmeter (Eur. Art. Pot. 16) sollen auch nördlich der Alpen 
ähnliche Formen vorkonımen, so z. B. die aus Böhmen stammende P. Matzialekii 1) 
(Opiz Herb.), die indessen nach Domin (Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss, 1903. 33) 


einen Bastard der P. rubens mit P. Tuabernaemontani (s. S. 829) darstellt. Wir 
sahen solche Formen nicht. 


Krasan unterscheidet a. a. O. 302 (1867) 4 Formen dieser Art, die wir aber 
mit Zimmeter (Fl. exs. Austr.-Hung. no. 839 Sched. III. 34) nur als Standorts- 
formen ansehen: «. firma starre Form sonniger Orte, 8. angustifolia Blätt- 
chen schmäler, Pflanze meist schlaf, y. elatior hohe Form buschiger feuchterer 
Orten, d. pygmaea Zwergform. 


Hierzu gehört nach Th. Wolf (br.) als Rasse B. faginevcola (P. faginei- 
cola Lamotte Prodr. Fl. Centr. France I. 241 [1877]. Nyman Consp. 226. P, opac« 
var. fagineicola Rouy und Camus Fl. France VI. 206 [1900]) in Frankreich. 


(Frankreich [Rasse B.]; Griechenland.) _ = 


189. X 190. P. rubens X Australis s. S. 804. 


191. (44.) P. patula. 2. Pflanze meist ziemlich steif. Stengel 
meist aufsteigend spreizend, meist keine Rasen bildend, meist 1,5--2,5 dm 
lang, mit anliegenden oder aufrecht abstehenden, ziemlich 
steifen Haaren besetzt, nur oberwärts verzweigt, in der Mitte 
schlank, unbeblättert. Grundständige Blätter meist ziemlich lang gestielt 


1) Ueber Matzialek hat Herr Prof. Maiwald (br.) nur ermittelt, dass er 
1858, im Todesjahre von Opiz, in Prag studirte und eifriges Mitglied des von diesem 
geleiteten Tauschvereins war. 


Dil 


304 Rosaceae, 


mit dünnen, steifen, aufrecht abstehend- und dazwischen kurzflaumig- 
behaarten Stielen, meist 7—9zählig. Blättehen schmal, aus schlank- 
keilförmigem Grunde linealisch-lanzettlich, mit stumpfer Spitze, 
jederseits mit 1—7 ziemlich gleichmässigen grossen, länglich drei- 
eckigen Sägezähnen, der Endzahn viel kleiner, unterseits graugrün, 
dicht mit langen starren Haaren, oberseits um am Rande locker mit 
kurzen anliegenden Haaren besetzt. Blüthenstand meist nicht sehr 
reichblüthig, mehr oder weniger zusammengezogen. Blüthen mittelgross 
mit sehr langen, dünnen, meist mit weichen Haaren besetzten, zu- 
letzt gebogenen Stielen. Aussenkelchblätter schmal-linealisch- 
lanzettlich, mehrmals schmäler als die verlängert-drei- 
eckigen meist kahlen oder fast ganz kahlen Kelchblätter. 

Auf sonnigen Grasplätzen, an Abhängen, nur im südöstlichen 
Gebiete von Mähren! durch das mittlere Ungarn! bis Siebenbürgen! 
zerstreut. Bosnien: Vlati& (Freyn und Brandis Abh. ZBG. Wien 
XXXVII [1888] 604). Bukowina (Procopianu-Procopivieciu 
ZBG. XLII. 63 [1892]. ÖBZ. XLII [1892] 392). Die Angaben in 
Schlesien irrthümlich (Fiek Fl. Schles. 134). Bl. April, Mai. 

P. pätula Waldst. u. Kit. Pl. rar. Hung. I. 218 Ile. t. 199 
(1802). Lehmann Rev. Pot. 75. Zimmeter Eur. Art. Pot. 16. Beitr. 
Kenntn. Gatt. Pot. 30. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 814. 
Nyman Consp. 226. Suppl. 111, 362. 


Focke erklärt (Pflz.mischl. 130 [1881]) diese sehr charakteristische Art für 
einen Bastard der P. argenten mit P. rubens, eine Ansicht, die aber wie schon 
Zimmeter a,a. O. hervorhebt, keine Stütze findet. Wir halten sie für eine sehr 
gute Art, die sowohl durch die Behaarung, die Blättchen als besonders durch die 
Gestalt der Aussenkelchblätter sehr ausgezeichnet ist. Hierher gehört auch 

B. tenella. Pflanze in allen Theilen feiner und zarter. Stengel schlaffer. Blätt- 
chen breiter und kürzer, am Grunde meist nicht so schlank keilförmig. Keleh- 
blätter behaart. — So besonders in Siebenbürgen aber auch anderwärts, 
in Russland nach Petunnikow nur diese Form. — P. patula var. tenella 
Tratt. Ros. Monogr. IV. 93 (1824). P. pratensis Schur Verh. Siebenb. V. 
1859. 98 nieht Herbich. Enum. pl. Transs. 192. Nyman Consp. 226. Suppl. 111. 
P. opdea var. angustiloba Schur Enum. pl. Transs. 192 (1866). P. Schuri!) 
Fuss in Zimmeter Eur. Art. Pot. 17 (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 30. 
Nyman Consp. Suppl. 362. 


(Serbien; Bulgarien; Rumänien ; Süd-Russland!) E3 


188. X 190. P. rubens X patula s. S. 805. 
190. X 193. P. patula X Gaudini s. S. 832. 


Bastarde der Opacae. 


Zwischenformen, die hibriden Ursprungs zu sein scheinen, besonders zwischen 
P. rubens und P. Austrälis, aber auch zwischen P. rubens und P. patula scheinen 
innerhalb der Verbreitungsgebiete der P. Australis und P. patula mehrfach vor- 
zukommen, doch wagen wir nach dem Herbarmaterial kein sicheres Urtheil. — Die 
Annahme Reichenbach’s (Fl. Germ. exe, 592), dass die P. Tabernaemontani 
Neumanniana etwa eine P. opaca X patula sei, bedarf nicht der Widerlegung. 
Sicherer ist nach Th. Wolf: 


11,8. 1.8. 271 Russn. 1, 


ev 


Bier 


Potentilla. S05 


189. X 191. P. rubens X patula. 2. Zu dieser Combination 
gehört höchstwahrscheinlich eine = F. Schultz (Herb. norm. nov. 
Ser. no. 51) als P. glandulifera (s. S. 817) ausgegebene Pflanze aus 
Ungarn: Gyöngyös. 

P. opaca X pätula Th. Wolf Pot. Stud. II. 36 (1903). 


Janka (Herb.) hielt diese Pflanze nur für eine Form der P. patula, was 
nicht ganz unmöglich ist (Th. Wolf). E7] 


d. Vernae (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 787 [1904]) s. S. 787. 


In Europa nur unsere Arten. 


Uebersicht der Arten der Vernae. 


A. Ganze Pflanze ohne Sternhaare (siehe jedoch die Bastarde). 

P. Tabernaemontani. 

B. Ganze Pflanze, besonders aber die Blätter mehr oder weniger stark 

sternhaarig; die Sternhaare den einfachen Striegelhaaren beigemischt 
und oft mit diesen combinirt. 

I. Sternhaare mit 3—10 meist kurzen Strahlen, auf der Blattunter- 

seite on stehend und nie einen geschlossenen Sternfilz bildend. 

P. Gaudini. 

II. Sternhaare reichstrahlig (mit bis 20 und mehr ziemlich langen 

Strahlen), auf der Blattunterseite einen dicht geschlossenen Stern- 

filz bildend, daher die Blättchen unterseits stets grau bis weiss, 

a. Aussenkelchblätter länglich, spitzlich, wenig kürzer 

oder ebenso lang wie die spitzen Kelchblättchen. Striegel- 

haare der Stengel- und Blattstiele mässig lang oder kurz, an- 

liegend oder locker aufrecht abstehend. Blättchen 

meist ziemlich dünn und weich, mit selten über 5 Säge- 

zähnen jederseits. . ER RER LE EL ID N ORSRATIN, 

b. Kal hlareer elliptisch, stumpf oder ab- 

gerundet, meist bedeutend kürzer als die stumpflichen Kelch- 

blättchen. Striegelhaare der Stengel und Blattstiele sehr 

lang, horizontal abstehend, oft sehr dicht stehend. Blätt- 

chen derb, lederartig, fast gekerbt-gezähnt, häufig mit 

mehr als 6 Zähnen jederseite. . . - . . .  P. einerea. 


192. (45.) P. Tabernaemontani!). 9. Pflanze meist ziemlich 
grosse Rasen bildend, grasgrün, Stengel niederliegend, an den 
Knoten wurzelnd, an den Enden später Blattrosetten treibend; die 
blühenden Stengel aufsteigend, nicht mehr wurzelnd, mit ziemlich 
starren aufrecht abstehenden Haaren besetzt, bis über 
3 dm lang, sich aber selten über 1—2 dm erhebend. Grundständige 
Blätter meist 5—7zählie, mit längerem oder kürzerem dem Stengel 
ähnlich behaarten Stiele und schmal-linealischen Nebenblättern. 


S06 Rosaceae. 


Blättchen länglich verkehrt-eiförmig, an der Spitze abgerundet, oberseits 
+ glänzend, mit kurzen anliegenden Haaren zerstreut besetzt, mit- 
unter fast ganz kahl, unterseits lebhaft grün, wie auch am 
Rande lang abstehend behaart, jederseits mit meist 3—4 meist 
länglich -eiförmigen bis länglichen stumpfen oder stumpflichen Zähnen. 
Blüthenstand meist nicht sehr reichblüthig, meist locker, meist drüsen- 
los, seltener etwas drüsige. Blüthen auf ziemlich langen, dünnen Stielen, 
mittelgross. Aussenkelchblätter länglich, stumpf, meist viel kürzer als 
die eiförmigen spitzen Kelchblätter. Blumenblätter verkehrt-herzförmig, 
meist nicht sehr breit. 

Auf kurzgrasigen Triften, an sonnigen Hängen im Gebiete meist 
zerstreut, stellenweise häufiger, stellenweise seltener, öfter auf grosse 
Strecken fehlend, so nach Nordosten abnehmend, in Posen und West- 
preussen sehr selten, fehlt bereits in Ostpreussen (Abromeit Fl. Ost- 
u. Westpr. 243), in der Provinz Schleswig-Holstein und auf den Nordsee- 

Inseln. Auch in Tirol bisher nicht beobachtet (Th. Wolf Pot. Stud, 
IH. 33) ebenso in einem grossen Theil der Alpen sicher irrthümlich 
angegeben. Im südöstlichen Gebiete anscheinend überall fehlend und 
mit P. Gaudini verwechselt, nur noch im westlichen Ungarn, süd- 
lichen Mähren und in Böhmen (Th. Wolf Pot. Stud. II. 46); in den 
Sudeten bis 700 m ansteigend (Schube br.). Bl. März, im nördlicheren 
Gebiete April bis Mai, einzeln auch später. 

P. Tabernaemontani Aschers. Verh. BV. Brandenb. XXXIH 
(1890) 156 (1891). A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 409. P. verna 
L. Spee. pl. ed. 1. 498 (1753) zum kleinsten Theil, ed. 2. 712 (1762) 
z. T.? Koch Syn. ed. 2. 241. Lehmann Rev. Pot. 117. Focke in 
Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 815. Nyman Consp. 226. Suppl. 
111. Th. Wolf Pot. Stud. I. 62. II. 33. Domin Sitzb. K. Böhm, Ges. 
Wiss. 1903. 28. Sturm Deutschl. Fl. Heft 17. P. opaca L. Herb.! 
und Amoen. ac. IV. 274 (1760) (Beschreib. z. T, mit Ausschluss der 
Synonyme vel. Ascherson BV. Brand. XXXH. 140 [1891] s. S. 801). 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 17. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 30. Poeverlein 
Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 238 (1898). P. minor 
Gilib. Exere. 362 (1792) z. T.?? Aschers. Fl. Brand. I. 935 (1864). 
P. verna ß. campestris Wallroth Sched. erit. I. 238 (1822). P. poly- 
mörpha Spenn. Fl. Friburg. III. 735 (1846) z. T. P. värıa Wender. 
Fl. Hass. 160 (1829) z. T. P. viridis Fritsch Excurs. fl. Oesterr. 295 
(1897) z. T. aber nicht Zimm. u. P. verna ß.virıdis Neilr. (s. S. 815). 

Ueber die Nomenclatur dieser Art vgl. S. 791. Hinzuzufügen wäre, dass es 
unverständlich bleibt, wie Poeverlein (a. a. ©. 241) den Namen P. Tabernae- 
montanit mit der Bemerkung verwirft, dass das „pro parte“, welches dem Linne- 
schen Namen (nämlich P. opaca!) beigefügt werden muss, bliebe sonach auch bei 
der Wahi des Ascherson’schen Namens nicht erspart. Ganz abgesehen davon, 
dass die Unsicherheit der Zimmeter’schen Identification der Linn&’schen P. 
opaca von vielen Seiten nachgewiesen war und der Ascherson’sche Name nur 
eine unzweideutige Benennung für die P. verna der meisten Schriftsteller sein soll, 
also in Bezug auf Deutlichkeit so scharf, wie nur möglich ist, betont Poeverlein, 


dass er die Zimmeter’schen „Arten“, die oft unbedeutendsten Abänderungen dar- 
stellten, nicht als wirkliche Arten betrachtet. Trotzdem will er sie nomenelatorisch 


Potentilla, 07 


als solche behandeln. Bei Neuaufstellung jeder unbedeutenden Varietät als „Art“ 
würde also der unzweideutigste Name durch ein „z. T.“ in die Gruppe der zu ver- 
werfenden nomina confusa fallen. Wohin sollte das führen. Zugleich ist unklar 
warum Poeverlein dann nicht sämmtliche von Zimmeter und ihm angenommene 
Namen älterer Schriftsteller mit „pro parte“ bezeichnet hat. Wir ziehen es mit 
Th. Wolf vor bei der Litteraturangabe nicht unsere Zeit damit zu verlieren, welchen 
Umfang die betr. „Art“ bei diesem oder jenem Autor gehabt hat, wenn er sich nur 
darüber klar war, was er mit seinem Namen bezeichnen wollte. — Vor Besorgung 
der letzten Correctur stellten wir fest, dass P. opaca in Linn& Cent. I. 13 (1755) 
P. heptaphylla heisst, ein Name, der, da nur ein (zu P. rubens gehöriges) Syno- 
nym eitirt ist, eher für /. Tab. annehmbar wäre als die noch ein Synonym der 
P. arenaria enthaltende P. opaca; doch spricht gegen der Annahme ausser der An- 
wendung des Namens durch Miller (S. 766) und Lehmann (S. 778) die Un- 
sicherheit, ob Linne nicht P. Gaudini oder aurulenta vor sich hatte. 


Ausserordentlich veränderlich. Die Formen gliedern sich nach Th. Wolf 
(Pot. Stud. I. 79) in folgender Reihe, 


A. Ganze Pflanze besonders die Blätter stark aufrecht-abstehend oder 
anliegend behaart. 

pilösa. Pflanze meist ziemlich niedrig, selten hoch. Blätter 
meist 5zählig. Blättchen meist klein, meist mehr oder weniger 
grauhaarig, jederseits meist mit 2—4 kurzen stumpfen Zähnen. 

Sehr zerstreut. 

P. Tabernaemontanı A. pilosa A. u. G. Syn. VI. 807 (1904). 
P. verna ß. hürsitta Lehm. Rev. Pot. 118 (1856) z. T. Th. Wolf 
Pot. Stud. I. 72 (1901). Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. 
29 nicht DC. P. verna var. prlösa Döll Rhein. Fl. 771 (1843) 
wenigstens z. T. Th. Wolf Pot. Sfüd. I. 72 erw. 

Durch die eigenthümliche Behaarung sehr ausgezeichnei, so eigenthümlich 
charakteristische Formen derselben sind, stellt sie wohl sicher keine einheitliche 
Rasse dar. Die Formenkreise sind noch zu wenig geklärt, als dass wir es 
wagen möchten, eine Sonderung vorzunehmen. 

Die mitteleuropäische Form gehört vielleicht nach Th. Wolf (br.) fast 
ausnahmslos einer stärker behaarten Abart des Typus an und ist diesem 
vielleicht besser unterzuordnen, falls sich nicht einige ausgeprägte Formen 
bei näherer Prüfung reichlicheren Materials als geographische Rassen erweisen 
sollten. Für die stark behaarte Rasse des Mittelmeergebietes (Ligurien, Süd- 
Frankreich, Spanien), die wohl auch im südwestlichen Gebiete vorkommt, 
bleibt der Name P. verna $. hirsuta DC. Fl. Franc. V. 542 (1815). Th. Wolf 
in A. u. G. Syn. VI. 807 (1904) reservirt. 

Häufig sind Bastarde und erkrankte Pflanzen als hierhergehörig an- 
gesprochen worden. Th. Wolf macht a. a. ©. darauf aufmerksam, dass bei 
P. Tabernaemontani wie auch bei anderen Arten Verhaarungen, wohl in- 
folge von Gallenbildung durch Zooceeidien nicht zu selten sind. Diese, sich 
meist nur auf beschränkte Flecken ausdehnende dichtere Behaarung darf 
nicht auf diese Form gedeutet werden. — Zu dieser Rasse gehören: ' 


IJ. appressa. Pflanze klein. Blättehen keilförmig, gestutzt, nur oberwärts 
mit einigen eingeschnittenen, länglichen, stumpflichen, vorwärts gerichteten 


Zähnen. Aussenkeleh- und Kelchblätter oft sehr dicht filzig. — Selten 
typisch. — P. Tabernaemontani A. II. appressa A. u. G. Syn. VI. 807 


(1904). P. albeseens Opiz nach Zimmeter Eur. Art. Pot. 19 (1884)?? 
Poeverlein Denkschr. KBG. Regensb. VII N. F. I. 243 (1898) vgl. Th. Wolf 
Pot. Stud. I. 72. P. adpressa (Opiz z. T. nach) Zimmeter a. a. O. (1884). 
Nach Th Wolf (br.) ist die P. albescens nur der oben beschriebene 
krankhafte, filzig gewordene Zustand an der Rasse incisa (alle Original- 
exemplare von Opiz [Th. Wolf!]). 


S08 Rosaceae, 


III. Schwärzii!). Blätter sehr lang gestielt, später den Blüthenstand über- 
ragend. Blättehen länglich - verkehrt-eiförmig, jederseits mit bis 6 etwas 
nach vorn zusammenneigenden Zähnen. Blüthenstand dicht, zusammen- 
gezogen. Blüthen lang und dünn gestielt, dunkelroth überlaufen. Aussen- 
kelehblätter und Kelehblätter gross, roth überlaufen. — Bisher nur in 
Bayern, auf Dolomitabhängen. — P. Tabernaemontani A. III. Schwarzii 
A. u. G. Syn. VI. 808 (1904). P. Schwarzi Poeverlein Denkschr. KBG. 
Regensburg VII N. F. I. 243 (1898). — Nach Th. Wolf (Pot. Stud. I. 72) 
vielleicht ebensogut zu tjpieca zu ziehen. 


IV. brevipila. Pflanze ganz kurzhaarig oder doch nur mit wenigen längeren 
Haaren. — P. Tabernaemontani A. IV. brevipila A. u. G. Syn. VI. 808 
(1904). P. verna f. brevipila Th. Wolf Pot, Stud. I. 72 (1901). Hierzu 
gehört vielleicht z. T. P. puberula Krasan OBZ. XVII (1867) 304. Zimm. 
‘Eur, Art. 20 (1884). (Th. Wolf Pot. Stud. I. 72), welche zum grössten 
Theile sicher zn P. Gaudini gehört (Pot. Stud. II. 40). 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) E17 


B. Ganze Pflanze ziemlich locker mit aufrecht- (selten fast wagerecht-) 
e abstehenden oder anliegenden Haaren besetzt. 

I. Pflanze klein oder mittelgross. Blätter meist 5zählig. Blättchen 
klein, derb, aus keilförmigem Grunde verkehrt-eiförmig, jederseits 
mit 2—4 kurzen, stumpfen Zähnen. 

a. typica. Pflanze meist ziemlich schwach behaart. Stengel oft 
roth. Blättehen vorn und seitlich mit Zähnen. Zähne 
jederseits etwa 3—4, an den Herbstblättern meist zahlreicher, 
mässig tief eingeschnitten, spitzlich. Blüthenstand meist 
mittelgross. Blumenblätter meist wenig länger als die Kelch- 
blätter, falls länger meist schmal. 

Die bei weitem häufigste Form. 

P. Tabernaemontani B. I. a. typica A. u. G. Syn. VI. 
808 (1904). P. verna var. typica Th. Wolf Pot. Stud. I. 79 
(1901). Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV., 28. 
P. verna F heterophylla Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s 
Syn. I. 819 (1898) z. T. P. Tabernaemontanı a. typica 
Schwarz Fl. von Nürnb.-Erl. 253 (1899) z. T. 

In der Tracht, der Bekleidung etc. ziemlich veränderlich, es lassen 
sich aber kaum getrennte Formen unterscheiden. 


2. septenäta (P. verna typica f. septenata Th. Wolf Pot. Stud. I. 72 
[1901]. Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 28). Grund- 
ständige Blätter vorwiegend, 6- oder 7 zählig. — Nicht selten. 


Durch ihre Kleinheit ist ausgezeichnet 


3. pusilla (P. pusilla Host Fl. Austr. II. 39 [1831]. P. verna y. pu- 
silla Koch Syn. ed. 1. 217 [1835] 2. 241. Maly Enum. 341. Th. Wolf 
Pot. Stud. I. 72. P, verna y. nana Lehmann Monogr. Pot. 109 [1835] 
2. T. Rev. Pot. 119). — An sonnigen trockenen Orten. — Noch kleiner 


1) Nach August Friedrich Schwarz, * 21. Juni 1552 Nürnberg (br.), Stabs- 
veterinär daselbst, Verfasser der vortreflliehen Phanerogamen- und Gefässkrypto- 
gamen-Flora der Umgegend von Nürnberg-Erlangen, herausgegeben von der Naturhist. 
Ges. in Nürnberg in 5 Theilen 1892, 1897, 1899, 1900 und 1901. Die Verf. der 
Synopsis sind ihrem verehrten Freunde für freundliche Führung, werthvolle Mit- 
theilungen und gespendetes Material zu Dank verpflichtet. 


Potentilla, 809 


ist 4. minima (Vocke Herb, nach Zimmeter Eur. Art. Pot. 18 [1884]). 
— Sehr dünnstengelige Formen sind 5. gräeilis (Vocke a. a. ©. |1884]). 
Eine sehr kräftige Form ist 
6. oblongifolia (P.verna #, oblongifolia Petermann Fl. Lips. 378 [1838)). 
Blättchen jederseits mit 3—4 Zähnen, 
Nach der Form und Grösse der Blüthen unterscheidet man: 

a. grandiflora (P. verna var. hjpica f. grandiflora Th. Wolf Pot. Stud. 
I. 72 [1901]. P. verna ö. grandiflora Lehmann Rev. Pot. 118 [1856] 
z. T.). Blumenblätter viel länger als der Kelch. 

b. parviflora (Lehmann a. a. O. [1856] z. T. Th. Wolt a. a. ©. [1901]). 
Blumenblätter so lang oder kürzer als der Kelch. 

ec. platypetala!) (Th. Wolf a,a. ©. [1901]). Blumenblätter breit, sich 
seitlich berührend oder mit den Rändern deckend. 

d. stenopetala?2) (Th. Wolf a. a. ©. [1901j). Blumenblätter schmal, 
spreizend. Die Merkmale der Blüthen combiniren sich oft und es 
scheinen dabei wirklich constantere Formen vorzukommen, wie z. B. 
nach Th. Wolf in bestimmten Gebieten in Sachsen eine f. grandiflora 
stenopetala.. Wir halten derartige nomenclatorische Combination für 
sehr glücklich und klar bis wir über die Constanz der betr. Formen 
wirklich sichere Aufschlüsse haben und das wird so schnell nicht ein- 
treten. Wir halten diese Methode für viel besser als das einfache 
Beschreiben einer „nova forma“ oder „species“ ohne Gliederung des 
Formenkreises. 

Selten ist P., Tabernaemontani drüsig behaart (f. glandulosa Th. Wolf Nachtr. 
Pot. Stud. I. 2) besonders an pseudoineisq dann auch an Amansiana beobachtet. 


(Verbreitung der Rasse: wie die Art.) * 
b. Amansiäna°). Pflanze meist sehr spärlich, stark angedrückt- 
behaart, niedrig bis mittelgross, mitunter grösser als vor. Blätt- 
chen klein, die der grundständigen und unteren Stengelblätter 
aus keilförmigem Grunde verkehrt-eiförmig, nur oberwärts 
jederseits mit 2—3 Zähnen. Blumenblätter gross, 
breit, goldgelb, fast doppelt so lang als der Kelch. 
Im mitteldeutschen Berg- und Hügelland zerstreut von den 
Vogesen bis zum Harz, dem sächsischen Elbhügellande (Th. Wolf 
Pot. Stud. I. 73) und Böhmen (Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. 
Wiss. 1903. XXV. 29). Die Angabe aus Tirol irrthümlich 
(Th. Wolf Pot. Stud. II. 40). 
P. Tabernaemontani B. I. b. Amansiana A. u. G. Syn. 
VI. 809 (1904). P. verna var. Amansiana F. Schultz Arch. 
de Flore 1856. 219, 228, 377. 'Th. Wolf Pot. Stud. I 73 II. 
40. P. rubens St. Amans Fl. Agen. 170 (1821) nicht Villars, 
Moench, All. oder Zimm. Nyman Consp. 226. P. Chau- 
bardriäna*) Timbal-Lagr. Obs. sur. I’herb. abb& Chaix (1856). 


1) Von zA/urög breit und z&ra/ov Blumenblatt. 

2) Von orevog schmal und zEerafov. 

3) Nach Jean Florimond Boudon de St. Amans, * 24. Juni 1745 7 28. Oct. 
1831 Agen, Verf. von Flore Agenaise ou deser. meth. des plantes observ. dans le 
dep. de Lot-et-Garonne Agen 1821. 

4) Nach Louis Anastase Chaubard, * 17. Aug. 1785 Agen 7 13. Jan. 1854 
Paris, verdient um die Flora und Palaeontologie seiner Heimat, mit dem ebenfalls 
aus Agen gebürtigen Bory de S. Vincent Verf, des Prachtwerkes Nouvelle Flore 
du P&loponntse Paris et Strasb. 1838. 


. 810 


Rosaceae. 


P. verna var. grandiflöora Vocke nach Zimmeter Eur. Art. 19 
(1884). P. Amansiana Zimmeter Eur. Art. Pot. 19 (1884) 
z. T. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 816. 


Durch die stets sehr grossen Blüthen sehr ausgezeichnet; die gross- 
blüthigste Form dieser Gruppe, auch durch die Gestalt der Blättchen von 
grossblüthigen Formen der typica zu scheiden. 


(Verbreitung der Rasse: Frankreich.) 


®] 


II. Pflanze mittelgross, selten gross (vgl. auch III). Blättchen ieder- 


seits meist nur mit 2-—3 schmalen Zähnen. 
a. ineisa. Pflanze zart und schmächtig. Stengel sehr dünn, 


schwach angedrückt-behaart. Blätter dünn, häufig 6 —7zählig. 
Blättchen fast gestielt, aus lang keilförmigem Grunde abgestutzt, 
vorn tief eingeschnitten mit linealischen, stumpfen, nach vorn 
gerichteten Zähnen. Blüthen mittelgross mit fast stets ziemlich 
schmalen Blumenblättern. 

Auf sonnigen Hügeln anscheinend über das ganze Gebiet 
zerstreut. 

P. Tabernaemontani B. 1. a. incısa A. u. G. Syn. VI. 
810 (1904). P. verna ß. incisa Tausch Flora II (1819) 467. 
Lehmann Rev. Pot. 118. Th. Wolf Pot. Stud. I. 74 (1901). 
Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV..30. P. serö- 
tina Vill. Hist. pl. Dauph. III. 564 (1789) z. T.??. Nyman 
Consp. 226. Suppl. 111. Zimmeter Eur. Art. Pot. 18 (1881). Beitr. 
Kenntn. Gatt. Pot. 31. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensb. 
VII N.F. I. 246 (1898). P. verna f. gracilis Vocke nach 
Zimmeter a. a. O. (1884) z. T.? vgl. S. 809. P. verna subsp. 
serotina Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 816 (1892). 
P. opaca «a. typica f. serotina G. Beck Fl. N.Oesterr. 758 
(1892)? .P. Tabernaemontani ß. serotina Schwarz Fl. Nürnb. 
Erl. 253 (1899). 

Eine ausserordentlich charakteristische Rasse, durch die schmalen 
Zähne der Blättchen und der schlaffe Wuchs sehr ausgezeichnet. Dass 
Tausch (vor der Veröffentlichung) seine ineisa mit seiner P. Lindackeri (s. 
S. 732) vermengt hat, berechtigt, wie Domin richtig bemerkt, nicht dazu 
den sehr passenden Namen fallen zu lassen, zumal der Villar’sche Name 
serotina, abgesehen davon, dass er wenig passend ist und nur wieder einen - 
Zustand dieser Form bezeichnet haben kann, in seiner ursprünglichen Be- 
deutung keineswegs fest steht und wenn nicht sogar von Villars selbst, 
so doch von sehr vielen Schriftstellern auf spätblühende Formen und 
Nachblüthen des Typus Anwendung gefunden hat. — Nach Tn. Wolf 
(br.) ist es sogar sehr zweifelhaft, ob diese Rasse im Sammelgebiet von 
Villars vorkommt, Villars hat vielleicht eine herbstbiühende Form der 
pseudo-ineisa vor sich gehabt. Sehr häufig erhalten bei der überhaupt 
bei P. Tabernaemontani sehr ausgeprägten Heterophyllie (vgl. Focke a. 
a. O.) die Herbstblätter des Typus eine dieser Rasse sich nähernde Gestalt, 
ohne natürlich irgendwie mit ihr zusammenzuhängen. 

In der Gestalt und Behaarung der Blätter einigermassen veränderlich : 


2. quindta (Th. Wolf Pot. Stud. I. 74 [1901]). Blätter 5 zählig. 
3. septendta (Th. Wolf a. a. ©. [1901]). Blätter alle oder z. T. 7zählig. 


Potentilla. si 


a. porrigens (P. verna var. porrigens Rehb. Fl. Germ. exe, 591 [1832]. 
Th. Wolf a. a. ©. [1901]. P. porrigens Zimmeter Eur. Art. Pot. 18 
[1884]. Pflanze niedrig, Blätter kleiner. Blüthenstiele lang und 
dünn. — Bisher in Sachsen und Böhmen aber sicher weiter ver- 
breitet. — Die von Petermann unter diesem Namen in seiner Fl, 
Lips. aufgeführten Pflanze gehört nach Th. Wolf (a. a. ©.) zum Typus 
der Art und stellt eine langstengelige Form derselben. dar. 

2. angustifolia (Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 
30). Blätter länger, schmäler. 
b. pubescens (Domin a. a. O. [1903]). Pflanze stärker behaart. 


(Verbreitung der Rasse: näher festzustellen.) * 


b. pseudo-incisa. Pflanze grösser und kräftiger, meist stark, 
oft fast wagerecht abstehend behaart, öfter etwas drüsig. 
Blätter derber. Blättchen nur im oberen Drittel gezähnt, mit 
spitzen, weniger tief einschneidenden Zähnen. 

Fast über das ganze Gebiet der Art verbreitet, besonders 
häufig in der nördlichen Schweiz, Württemberg, Elsass, Rhein- 
provinz, Harz, im Elbgebiet des Kgr. Sachsen und in Böhmen 
(Th. Wolf br.). 

P. Tabernaemontani B. U. b. pseudo-ineisa A. u. G. 
Syn. VI. 811 (1904). P. verna var. pseudorncisa Th. Wolf 
Pot. Stud. II. 39 (1903). Domin Denkschr. K. Böhm. Ges. 
Wiss. 1903. XXV. 30. P. aurulenta Gremli Exe.fl. d. Schweiz 
1. Aufl. XII (1867) z. T. P. prosträta Gremli Exe.fl. der 
Schweiz 2. Aufl. 171 (1874). Nyman Consp. Suppl. 111 vgl. 
Th. Wolf Pot. Stud. I. 42. P. vitodurınensis!) Siegfried in 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 19 (1884) s. S. 829. P. turicı- 
nensis?) Siegfried in Zimmeter Eur. Art. Pot. 20 (1884) =. 
S. 850. P. explandta Gremli nach Zimmeter a. a. O. 20 
(1884) =. S. 830. P. Siegfriedii?) Zimmeter Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 32 (1889). 

Die hier als Synonyme eitirten „Arten“ sind ganz unbedeutende Ab- 
änderungen, die weil sie Namen für einzelne Individuen darstellen, zweck- 


mässig nicht für die Rasse verwerthet werden. — Die Rasse steht der 
Billotii und longifolia am nächsten und ist mit diesen durch Uebergänge 
verbunden. 


(Verbreitung der Rasse: noch festzustellen, wahrscheinlich 
noch im südlicheren Frankreich [Th. Wolfl].) 1? 


III. Pflanze meist gross und kräftig. Blätter gross und derb; Blätt- 
chen reich gezähnt, jederseits mit 3—9 Zähnen. 


I) Bei Winterthur (Vitodurum) gefunden. 

2) Bei Zürich (Turieum) gefunden. 

32) Nach Hans Siegfried, * 15. Juli 1837 Zofingen (Aargau) 7 11. Juni 
1903 Bulach (Ct. Zürich) (Schinz br., vgl. Verh. Schweizer naturf. Ges. 1903 
Locarno‘. S. hat sich durch seine Potentilla-Culturen und -Exsiecaten (Exsiccatae 
Potentillarum spontanearum cultarumque cent. I—VIII. 1890—7) unleugbare Ver- 
dienste um die Kenntniss der Gattung erworben, s. oben S. 667; vgl. jedoch Th. 
Wolf Potentilla-Studien II. 4. 


s12 Rosaceae. 


a. Neumanniänal), Pflanze lang niederliegend, stark wurzelnd. 
Blätter meist 7zählig, spärlich und anliegend behaart. Blättchen 
aus ziemlich lang keilförmigem Grunde verkehrt-eiförmig, nach 
vorn stark verbreitert, jederseits an der oberen Hälfte mit 3 
bis 5 stumpfen Zähnen. 

Anscheinend im mittleren Gebiete zerstreut von der Pfalz 
(Zimmeter Eur. Art. Pot. 18) und dem Fränkischen Jura (Poever- 
lein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 247 [1898]) bis 
Sachsen und Böhmen. 

P. Tabernaemontani B. III. a. Neumanmıana A. u. G. 
Syn. VI. 812 (1904). P. verna var. Neumannıdna Th. Wolf 
Pot. Stud. I. 75 (1901). Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 
1903. XXV. 31. P. Neumanniana Rehb. Fl. Germ. exe. 592 
(1832). Zimmeter Eur. Art. Pot. 18. Poeverlein Denkschr. KBG. 
Regensburg VII. N.F.I. 247 (1898). Nyman Consp. 226. P. 
opdca b. Neumanniana Wünsche Excurs.fl. v. Sachsen 2. Aufl. 
367 (1875). 

Eine ausserordentlich charakteristische Form, die durch ihre grossen 
7 zähligen Blätter, wie durch die langen, wurzelnden Stengel sehr auffällt. — 


Von einigen ist die Pflanze als hibriden Ursprungs betrachtet worden, abersicher 
mit Unrecht, auch Reichenbach sagt a. a. O. „forte hybrida inter vieinas“. 


(Verbreitung (der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) [x] 


b. longifölia. Stengel lang und kräftig, leicht wurzelnd, meist 
schwach behaart. Blätter meist 5zählie.. Blättchen an den 
Frühlingsblättern abgestumpft, vorn verbreitert, reichzähnig, an 
den Sommer- und Herbstblättern länglich-lanzettlich, (wenigstens 
die 3 inneren) deutlich gestielt, scharf-gezähnt, jederseits meist 
bis fast zum Grunde mit 6—8 spitzen Zähnen, die der oberen 
Stengelblätter lang und schmal, aber weniger reich gezähnt. 
Blumenblätter schmal, wenig länger als die Kelchblätter, hellgelb. 

Weit verbreitet, vielfach verwechselt und verkannt, ihr Ver- 
breitungsgebiet daher genauer festzustellen, dem der pseudoineisa 
ähnlich. 4 

P. Tabernaemontani IL. b. longifolia A. u. G. Syn. VI. 
812 (1904), P. verna var. longifolia Th. Wolf Pot. Stud. I. 76 
(1901) II. 37. Domin Sitzb. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 
32. 1904 XIV. 8 nicht Borbäs. P. verna subsp. löngifrons 
Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 816 (1892). P. 
opaca a. typeca f. longifrons G. Beck Fl. N.Ocsterr. II. 758 
(1892) z. T.? P. Tabernaemontani d. longifrons Schwarz Fl. 
Nürnb. Erl. 253 (1899). P. longifrons Poeverlein Denkschr. 
KBG. Regensburg VII. N.F. I. 245 (1898) nicht Borb. und 


nicht Zimmeter. 


1) Nach Johann Christian Neumann, * 19. Apr. 1784 Georgswalde (Nord- 
böhmen) 7 8. Mai 1855 Iglau, Gartendireetor in Hlabos bei Piibram, Nieder- 
Friedersdorf (Sachsen) und Klein-Skal, um die Flora Böhmens verdient (H. W. 
teichardt, Verz. aller von Herrn J. Chr. N. in Böhmen ges. Pflanzen. ZBV. 
Wien IV. 253 [Maiwald Gesch. Bot. Böhm. 161)). 


es u ee 


lt 2 22 


Potentilla. 813 


Gleichfalls eine sehr charakteristische Rasse, die auch wie Th. Wolf 
bemerkte, in der Cultur sehr eigenartig blieb. 


Aendert analog der Rasse typica ab. Th. Wolf erwähnt (Pot. Stud. 
I. 77 [1901]) eine f. incisa mit tiefer eingeschnittenen Blättchen und 
eine f. septendta mit 7zähligen Blättern. Erstere ist vielleicht ein 
Blendling der Rasse ineisa mit longifolia (ineisa X longifolia Th. Wolf 
a. 3, 03,13]: 


Die von Borbäs und Zimmeter mit P. longifrons resp. P. longi- 
Jolia bezeichneten Pflanzen gehören zu P. Gaudini, ebenso wohl die Beck - 
sche Angabe mindestens zum grössten Theil. 

(Verbreitung der Rasse: Mit Sicherheit bisher nur im 
Gebiete, aber nach Th. Wolf sehr wahrscheinlich auch in 
Frankreich.) =? 


€. Billötii!). Pflanze ziemlich gross. Stengel und Blattstiele 
oft mit langen, fast wagerecht abstehenden Haaren. Blätter 
gross, meist 5zählig. Blättchen länglich-verkehrt-eiförmig, ober- 
wärts mit jederseits 4—6 langen, stumpfen, oft treppenartig ein- 
geschnittenen Zähnen, besonders unterseits dicht behaart. Blüthen 
meist ziemlich gross. 

Im Königreich Sachsen und in Böhmen nicht selten. Harz. 
Elsass. Rheinprovinz, Fränkischer Jura, Bayrische und Nord- 
Schweizer Alpen. 

P. Tabernaemontani A. II. Billotii A. u. G. Syn. VI. 
813 (1904). P. verna var. Billoter Th. Wolf Pot. Stud. II. 39 
(1901) u. Nachtr. zu I. Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. 
XXV. 29. 1904. XIV. 8. P. Billoti Boulay Billotia I. 111 
(1869). Zimmeter Eur. Art. Pot. 19. Poeverlein Denkschr. KBG. 
Regensburg VII. Nat. I. 247 (1898). Nyman Consp. 226. 

Eine kleinblüthige Abart (f. parviflora Th. Wolf in Domin Sitzb - 
Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 29) in Böhmen. 

Ist den Rassen pseudoincisa und longifolia nahe verwandt und bildet 
häufig (hibride?) Uebergangsformen zu diesen (Th. Wolf br.). 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) I] 

P. verna aestwa Haller fil. Mus. Helv. I. 52 (1818) Gaud. Fl. Helv. II 
395 (1828) und P. autumnalis Opiz Herb. nach Zimmeter Eur. Art. Pot. 19 (1884) 
vgl. Dumin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 31 bezeichnen höchst wahr- 
scheinlich nur herbstblühende Formen verschiedener Rassen mit grossen, oft 7 zähligen 
Sommerblättern. Von der Opiz’schen Pflanze ist es sicher, dass er verschiedene 
Herbstformen P. autumnalis nannte; was Haller filius unter seiner P. vern« 
«aestiva verstand, ist nicht sicher, spätere Schriftsteller haben sehr verschiedenerlei 
‚darunter zusammengefasst (Th. Wolf br.). 


Mischlinge. 


Mischlinge zwischen den Rassen dieser Art sind nach Th. Wolf 
(Pot. Stud. I. 76 [1901]) höchstwahrscheinlich nicht selten, jedoch nicht 
mit Sicherheit nachgewiesen. Als vielleicht hibriden Ursprungs erwähnt 


1) 8. I. S. 61 Fussn. 2. 


Ssı4 Bosaceae. 


Th. Wolf solehe in Sachsen beobachteten Uebergangsformen zwischen 
Neumanniana und typica, Amanstana und Neumanniana, Neu- 
manniana und incisa sowie die obenerwähnte zu incisa neigende 
Form der longifolia. — Zwischenformen zwischen Billotri, longıfolia 
und pseudo-incisa sind nicht selten innerhalb deren Verbreitungs- 
gebieten. 


Als Unterart gehört hierher: 


B. P. aurulenta. In der Tracht einem Bastarde der P. rubens 
mit P. Tabernaemontani ähnlich, von ihm und P. Tabernaemontani 
hauptsächlich durch Folgendes verschieden: Pflanze meist kräftig, 
ziemlich gross, von gedrungenem Wuchs mit kürzeren wenig wurzeln- 
den Trieben, diehter und länger, stärker abstehend behaart 
als bei P. Tab. Blätter meist 6—7zählig, die Sommerblätter gross und 
lang gestielt. Blättchen aus keilförmigem Grunde vorn verbreitert, sich 
seitlich berührend, meist mässig tief eingeschnitten gezähnt, meist denen 
der Rasse Neumanniana ähnlich, seltener tiefer eingeschnitten. Blüthen 
sehr gross. Blumenblätter flach, sattgelb. Pollen und Frücht- 
chen meist gut ausgebildet. 

Im mittleren Gebiete zerstreut bis selten, anscheinend oft übersehen 
und verwechselt, bedarf dringend weiterer Beobachtung. Schweiz. Aus 
Bayern nicht angegeben, im Königreich Sachsen zerstreut, in Böhmen 
selten. 

P. aurulenta (Gremli Exe.fl. Schweiz 1. Aufl. XII [1867]. Beitr. 
Fl. Schweiz 68 [1870| z. T.? Zimmeter Eur. Art. Pot. 20. Beitr. 
Kenntn. Gatt. Pot. 32. Schinz u. Keller Fl. Schweiz 250 [1900] erw. ?). 
Th. Wolf Pot. Stud. I. 83. II. 41. Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 
1903. XXV. 33. Nyman Consp. Suppl. 111. P. opäca x rubens 
(P. verna X opaca auct.) Zimmeter Eur. Art. Pot. 20 (1884). P. 
aestiva und P. autumndlis vieler Schriftsteller z. T. z. B. P. aestwva. 
Schwarz Fl. Nürnb. Erl. 252 (1899). Schinz u. Keller Fl. Schweiz 
251 und vielleicht auch Hall. fil. resp. Opiz (vgl. S. 813 und Th. Wolf 
a. a. O. 84). 


Wie Th. Wolf a. a. OÖ. mit Recht hervorhebt eine sehr schöne Pflanze, Die 
zwischen P. rubens und P. Tabernaemontani eine gewisse intermediäre Stelle ein- 
nimmt, aber sicher einen primären Bastard nicht darstellt. Von diesen letzteren 
besonders durch die Fruchtbarkeit und die sehr grossen mit flachen sattgelben 
Blumenblättern versehenen Blüthen verschieden. — Ob die Gremli’sche Pflanze 
wirklich die hier beschriebene Unterart ist, ist nach Th. Wolf (br.) einigermassen 
zweifelhaft geworden. Was Siegfried aus der Schweiz ausgab, gehört alles zu 
den Rassen pseudo-ineisa und Billotü. 


Ziemlich wenig veränderlich, bisher nur in drüsenlosen Formen bekannt. 


(Verbreitung der Unterart: Mit Sicherheit bisher nur im Gebiete.) 
I*] 
(Verbreitung der Art: Frankreich, Spanien [wenigstens in der Rasse 
hirsuta], England, Dänemark, südl. Schweden; für die übrigen Länder, 
besonders ist die sehr verbreitete P. Gaudini mit ihr verwechselt [Th. 
Wolf br.]). *]|. 


Potentilla. 315 


171. X 192. P. argentea X Tabernaemontani s. S. 858. 
172 — 174.X 192. P. collina X Tabernaemontanı s. S. 859. 
184. X 192. P. chrysantha X Tabernaemontani s. S. 862. 
187. X 192. P. villösa X Tabernaemontani s. S. 828. 
188. X 192..P. atrea X Tabernaemontami? s. S. 829. 
189. X 192. P. rubens X Tabernaemontani s. S. 829. 
189. X 191. X 194. P. rubens X Tabernaemontami X arenaria 
Sl. 
192. X 193. P. Tabernaemontanı X Gaudini s. S. 824. 
192. X 194. P. Tabernaemontanı X arenaria s. S. 825. 
192. X 195. P. Tabernaemontani X cinerea s. S. 826. 


193. (46.) P. Gaudini!). Pflanze meist mässig grosse Rasen 
bildend. Stengel aufrecht oder aufsteigend, häufig wurzelnd. Blätter 
3—7zählig, mit ziemlich starren derben Striegelhaaren 
und kurzen, unvollkommenen Stern- und Zackenhaaren, 
welche auf der Unterseite und am Rande zerstreut stehen und keinen 
geschlossenen Filz bilden. Blättcehen oberseits grün, mehr 
oder weniger reich gezähnt. Blüthenstand meist mittelgross, oft schlaff, 
mit gebogenen dünnen Blüthenstielen. Blüthen meist mittelgross. Aussen- 
kelchblätter und Kelchblätter den Blättern ähnlich behaart. 

Auf grasigen Triften, an Abhängen, zwischen Felsen und im Geröll 
in der Alpenkette sehr verbreitet. Von den südwestlichen Alpen bis in 
die Cantone Waat, Genf und Graubünden verbreitet, besonders häufig 
in Wallis (hier bis 1620 m aufsteigend Jaccard 92), Tirol und den 
südöstlichen Alpen. In den nördlichen Alpen von Tirol ostwärts durch 
Salzburg, Ober- und Nieder-Oesterreich. Dann im westlichen Ungarn, 
im südlichen Mähren und im östlichen Böhmen sehr zerstreut. Nach 
Südosten durch Dalmatien, die Hercegovina und Bosnien verbreitet. 
Ein bisher isolirter Standort im Königreich Sachsen: bei Leipzig (Th. 
Wolf ABZ. VIII (1902) 45. Pot. Stud. II. 46, 47). Bl. April, Mai. 

P. Gaudini Gremli Exec. fl. Schweiz 2. Aufl. 171 (1874). Zim- 
meter Eur. Art. Pot. 21. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 33. Th. Wolf Pot. 
Stud. II. 44—53. Nyman Consp. Suppl. 362. P. cınerea Gaud. Fl. 
Helv. III. 399 (1828) nicht Chaix. P. verna der subalpinen und süd- 
osteuropäischen Schriftsteller nicht L. P. verna $. viridıs Neilr. Fl. 
NÖ. 911 (1859) mindestens zum grössten Theil?). P. glandulifera 
Kra$an ÖBZ. XIX (1869) 169 zum grossen Theile. P. viridis Fritsch 
Exe.fl. Oesterr. 295 (189 ) z. T. vgl. Wolf Pot. Stud. II. 50. 

Eine sehr veränderliche und oft verkannte Art, deren Formenkreise sich in 
folgender Reihe gliedern: 

A. Blättchen alle oder doch zum grössten Theil 5—7zählig, seltener 
bei Hungerformen mit vielen 3zähligen untermischt. 
I. Blättehen unterseits deutlich graugrün oder gelbgrün. 


1) S. II. 1 S. 201 Fussn. 1. 
2) Th. Wolf hat bisher noch keine P, Tabermaemontani aus Nieder-Oester- 
reich gesehen (br.)! 


S16 


a. 


Rosaceae, 


typica. Stengel und Blattstiele lang, aufrecht-, abstehend-, 
selten anliegend- oder abstehend-behaart. Blätter derb, 5—7- 
zählig. Blättchen ziemlich breit verkehrt-eiförmig, am Grunde 
etwas keilförmig, jederseits im oberen Theile 2—4 stumpfliche 
Säge- oder Kerbzähne, unterseits graugrün. Blumenblätter meist 
mittelgross, breit, erheblich länger als der Kelch. 
So am verbreitetsten im Gebiete, z. B. in Wallis, Nord- 
tirol etc. 
P. Gaudini var. typica Th. Wolf Pot. Stud. II. 48 
(1905). Ä 
In der Stärke der Behaarung sehr wechselnd. Th. Wolf weist 
a. a. OÖ, darauf hin, dass die Graufärbung der Unterseiten nicht immer 
von dichter Behaarung herkommt, sondern dem Blatte selbst eigenthüm- 
lich ist. Nach der Anzahl der Drüsenhaare, die sich oft nur auf den 
Blüthenstielen und Kelchen finden, unterscheidet Th. Wolf (a. a. O 
[1903]) eine f. parece glandulosa mit sehr wenig eine f. glandu‘ 
losa (P. aestiva Zimmeter Eur. Art. Pot. 19 [1884] z. T. vgl. Th. Wolr 
Pot. Stud. II. 38) mit zahlreicheren Drüsen und eine f. glandulosis. 
sima (P. glandulifera Krasan bei Kerner OBZ. XIX [1869] 169 z. T, 
vgl. S. 517), die ganz mit Stieldrüsen bedeckt ist. — Weiter gehört hierher 
b. abbreviäta (Th. Wolf Pot. Stud. II. 40, 49 [1903]. P. abbreviata 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 19 [1889]. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 32. 
P. montreola Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 31 [1889] vgl. Th. 
Wolf Pot. Stud. II. 40). Pflanze sehr klein, dicht rasenförmig, meist 
drüsig. Blätter 3—5zählig. Blättchen sehr klein, die grössten meist 
nicht über 5 mm lang. Blüthen sehr kurz gestielt, klein. Aussenkelch- 


blätter meist nur halb so lang als die Kelchblätter. — An trockenen 
sonnigen Orten. 
(Verbreitung der Rasse: Wie die Art.) =] 


longifölia. Pflanze meist schwächer behaart. Blättchen 
derb, nur die ersten «es Frühlings lang verkehrt-eiförmig, stumpf 
nur in der vorderen Hälfte gezähnt, alle übrigen grösser, ziem- 
lich schmal, länglich-lanzettlich, aus dem keilförmigem 
Grunde (wenigstens an den mittleren) in einen kurzen Stiel 
verschmälert, bis fast zum Grunde mit zahlreichen, 
spitzen, seltener stumpflichen Zähnen versehen, unterseits 
gelbgrün. 

Anscheinend in der ganzen Alpenkette, soweit die Art dort 
verbreitet ist, zerstreut. Ost-Böhmen. 

P. Gaudini var. longefoka Th. Wolf Pot. Stud. II. 37. 
49 (1903). P. verna var. longifolia Borbäs in Zimmeter Eur. 
Art. Pot. 18 (1884) z. grössten Theil vgl. S. 812. P. longi- 
folva Zimmeter a. a O. (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 31. 
Nyman Consp. Suppl. 362. P. löngifrons Borb. ÖBZ. XXXVIIL 
(1887) 404 z. T. P. opaca a) f. longifrons Beck Fl. NO. 
758 (1892). 

Hierher gehört auch: 


2. Tirolensis. Rasenbildend. Stengel aufrecht-abstehend behaart. Aussen- 
kelchblätter meist etwa so lang als die Kelchblätter. — Die häufigere 
Form der Rasse „P. Gaudini var. tirolensis Schinz u. Keller Fl. Schweiz 
248 (1900). P. tiroliensis Zimmeter F]. Austr. Hung. No. 830 Schedae 


Potentilla. 817 


Ill. 22 (1884). Eur. Art. Pot. 21 (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 33 

vgl. Th. Wolf Pot. Stud. II. 49. Nyman Consp. Suppl. 111, 362. — 

Zimmeter stellte diese Form nochmals als Art auf, weil er bei seiner 

P. longifolia die Sternhaare nicht beachtet hatte, sie daher zu P. Taber- 
naemontani zog. — Eine stärker behaarte Standortsform ist 

b. aprica (P. tiroliensis f. aprica Huter Herb. Th. Wolf Pot. Stud. II. 49 [1903)]). 

3. Benacensis!). Pflanze stark und lang behaart und stark drüsig. 

Haare wagerecht abstehend. — So sehr selten, bisher nur am Garda- 

See. — P. Gaudini var. benacensis Th. Wolf Pot. Stud. II. 50 (1903). 

P. benacensis Zimmeter Herb. vgl. Th. Wolf Pot. Stud. II. 38 (1903). 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete) [x] 


II. Blättehen auch unterseits grün. 

a. vir&scens. Pflanze meist weniger behaart. Blätter 5—7 zählig, 
Blättehen weniger derb, oft weich, breit verkehrt-eiförmig, am 
Grunde kurz keilförmig, jederseits mit nur 2—4 spitzlichen oder 
stumpfen Zähnen, reichdrüsig bis drüsenlos s. S. 816. 

Anscheinend durch das ganze Areal der Art verbreitet. 

P. Gaudini var. verescens Th. Wolf Pot. Stud. II. 50 
(1903). P. bolzanensis?) Zimmeter Eur. Art. Pot. 21 (1884). 
Nyman Consp. Suppl. 111. P. vindobonensis?) Zimmeter Fl. 
Austr. Hung. No. 831 Sched. III. 23 (1884). Nyman Consp. 
Suppl. 111, 362. P. oenipontäna*) Murr Herb. nach Th. Wolf 
a.a. O. (1903). P. ossulana®) Siegfried Herb. P. Bormiensis®) 
Cornaz Herb. 


Ausserordentlich veränderlich, wird vielleicht später in einige Rassen 
zerlegt werden müssen. Bezüglich der bisher als „Arten“ unterschiedenen 
Formen stimmen wir Th. Wolf vollkommen darin bei, dass dieselben weder 
als Abarten erhalten werden können, noch dass es zweckmässig erscheint, 
der Rasse den Namen einer dieser „Arten“ zu erhalten. Wie bemerkt, ist 
gerade diese Rasse ausserordentlich veränderlich und zwar fast.in allen 
Theilen (Tracht, Behaarung, Blattform, Blüthengrösse ete.). Diese Abände- 
rungen combiniren sich nun selbstredend ausserordentlich oft und wer die 
nöthige Zeit darauf verwenden wollte, würde leicht im Stande sein, aus 
einem grossen Material die Mehrzahl der möglichen Combinationen von 2, 
3, 4, oder noch mehr Merkmalen herauszusuchen und könnte so eine recht 
ansehnliche Zahl den obengenannten gleichwertigen „Arten“ beschreiben. 
— DBeachtenswerth erscheinen folgende Abänderungen, deren sich wie 
bemerkt, oft mehrere an einer Pflanze vereinigen. 

1. eglandulosa (Th. Wolf Pot. Stud. II. 50 [1903]). Pflanze drüsenlos. 
— Selten. 

2. glandwlosa (Th. Wolf a. a. O. [1903]. P. glandulosa Krasan ÖBZ. 
XVII [1867] 303 z. grössten Theil, nicht Lindl. P. glandulifera Krasan 
bei Kerner ÖBZ. XIX [1869] 169. Fl. Austr. Hung. no. 836. Schedae 
III. 30 [1884]. Nyman Consp. 226 Suppl. 362 z. T.). Pflanze deutlich 
drüsig. — Häufig. 

Als P. glandulifera wurden eine ganze Reihe drüsiger Formen, 
selbst verschiedener Arten betrachtet, da die Arten nicht genügend 
geschieden wurden, vgl. darüber Th. Wolf Pot. Stud. II. 35. 


1) Am Gardasee (im Alterthum Lacus Benacus) gefunden. 

2) Bei Bozen (ital. Bolzano) beobachtet. 

3) Bei Wien (im Alterthum Vindobona) beobachtet. 

4) Bei Innsbruck (latein. Oenipontum) gefunden: 

5) Um Domo d’Ossola in Piemont unter dem Simplon gefunden. 
6) Bei Bormio gesammelt. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 52 


518 


Rosaceae. 


Eine gleichfalls hierhergehörige Pflanze, die nur durch stärkere 
Behaarung abweicht ist P. puberula Krasan ÖBZ. XVII (1867) 303. 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 20 (1834) (z. T. kranke Formen) vgl. Th, 
Wolf Pot. Stud. II. 40, 41. . $ 

3. glandulosissima (Th. Wolf a. a. O. [1903]). Pflanze sehr stark 
drüsig, ganz dicht mit Drüsen besetzt. — Selten. 

Nach der Grösse und Gestalt der Blüthen unterscheidet man: 

a. grandiflora (Th. Wolf a. a. ©. 50 [1903]). Blüthen sehr gross. — 
Hierher gehören P. Amansıiana Zimmeter Eur, Art. Pot. 19 (1884) 2.7; 
nicht F. Schultz vgl. S. 809. P. bolzanensis var. macrantha1) Saut. 
ÖBZ. XLIX (1889) 212. P. Mezzocorönac 2) Evers Verh. ZBG. Wien 
XLVI (1896) 57 ete. 

b. parviflora (Th. Wolf a, a. O. 50, 51 [1903]. P. bolzanensis var. mier- 
«ntha3) Sauter a. a. O. [1889] erw.). Blüthen klein. — Häufiger. 


e, stenopetala4) (Th. Wolf a. a. O. 50 [1903]). Blumenblätter schmal, 
weit von einander entfernt. — Selten. — Hierzu gehört eine merk- 
würdige Form: 

2. Mürriid) (P. Murrü Zimmeter Eur. Art. Pot. 21 [1584]. P. 
Gaudini var. virescens f. Murriäna Th. Wolf Pot. Stud. II. 51 [1903]). 
In allen Theilen sehr klein, besonders die Blüthen. Blumenblätter 
nicht ausgerandet, schwefelgelb, kürzer als die Kelchblätter. — Bis- 
her nur einmal in Tirol an sandigen Dämmen der Inzinger Au bei 
Innsbruck (Murr). 


(Verbreitung der Rasse: Noch näher festzustellen.) 

Gleichfalls klein und wegen der wenigstens am Kelch vorhandenen 
Sternhaare hierhergehörig ist: 
Sarajevensis. Stengel aufsteigend, von kurzen krausen, 
längeren, aufrecht abstehenden Haaren und kleinen Drüsen- 
haaren bekleidet. Blätter 5—7zählig, grasgrün, fast freudig- 
grün. Blättchen länglich - verkehrt-eiförmig, keilie oder fast 
spatelig (9,5—10 X 4—6 mm), kaum gestielt, tief gekerbt, 
beiderseits mit je 2—3 Zähnen, (Endzahn "nicht vortretend), fast 
eleichfarbig, oberseits fast kahl, mit etwas vertieften Nerven, 
beiderseits, besonders an den Nerven anliegend behaart und 
auch mit kleinen Drüsenhaaren besetzt. Nebenblätter der Grund- 
blätter lanzettlich, schmal, spitz, an den Stengeln eiförmig, zu- 
geschweift stumpflich. Aussenkelchblätter röthlich, oval, stumpf 
oder stumpflich, schmäler und etwas kürzer als die Kelchblätter. 
Kelchbecher aussen ziemlich stark lang- und drüsenhaarig. Blumen- 
blätter gelb, etwa 3,5 mm lang und breit, nicht benagelt, wenig 
ausgerandet, mit den Rändern sich nicht berührend, kaum 


1) Von uaxoög lang, gross und &vdog Blume. 

2) Beim Castell Mezzocorona bei S. Michele in Süd-Tirol gefunden. 

3) Von wızoög klein und &vos. 

4) Von orevög schmal und zera/ov Blumenblatt. 

5) Nach Joseph Murr, * 6. Juni 1864 Brixen, Professor an der Deutschen 


Abtheilung des K. K, Staatsgymnasiums in Trient, früher in Hall, Innsbruck, Mar- 
burg und Linz, hochverdient nm die Flora der Oesterreichischen Alpenländer, auch 
um die Dendrologie der Gärten Süd-Tirols, um die Kenntniss kritischer Gattungen, 
wie Carex, Hieraeium, Viola und Chenopodium (zusammenfassende Darstellung 


zB: 


in der Festschrift zu Ascherson’s 70. Geburtstag 1904. 216). Die Ver- 


fasser der Synopsis sind M. für vielfache Förderung ihrer Arbeit zu Dank verpflichtet. 


EEE WPD FRE A A ee 


3 
p) 


ER a ERERTTTEEN 


Potentilla. 319 


länger als die Kelchzipfel. Pollen normal. Blüthenachse weiss- 
seidig behaart. 

Bosnien: Auf der Gradina im Norden von Sarajevo bei 
etwa 1250—1270 m. Bl. Mai. 

P. Gaudini A. II. b. Sarajevensis Maly in A. u. G. Syn. 
VI. 818 (1904). P. Tab. forma Sarajevense Maly Wiss. Mitth. 
Mus. Bosn. VII. 532 (190\', ohne Beschr.). ZBG. Wien LIV. 
201 (1904). 

Unterscheidet sich vom Typus hauptsächlich durch das kleinere Aus- 
mass der Blatt- und Blüthenorgane, die beiderseits 2—3kerbigen, fast 


spateligen Blättchen und die Bekleidung der vegetativen Organe mit mikro- 
skopisch kleinen, transitorischen Drüsenhaaren. =] 


Ihr nahe steht: 


2. Boosiänal). Stengel aufsteigend, mit längeren, aufrecht abstehenden 
und kürzeren krausen Haaren bedeckt. Blätter 5—7 zählig, im letzteren 
Falle die untersten seitlichen Blättchen klein und unscheinbar. Blätt- 
chen verkehrt eirund (2—3:1), 9,5—11 mm lang und 4,5—5 mm breit, 
die Sommerblätter auch bis 16 mm lang und 6 mm breit, von der 
unteren Hälfte oder vom oberen Drittel an keilig, gegen den Grund ver- 
schmälert, deutlich gekerbt-gesägt; Sägezähnchen jederseits 2—3, vor- 
gestreckt, die Endkerbe kleiner und zurücktretend. Blätter oberseits 
grasgrün, matt, unterseits heller gefärbt, schwach, unterseits, besonders an 
den Nerven stärker behaart, oberseits nicht oder nur gegen die Spitze 
zu, unterseits deutlicher zerstreut sternhaarig. Nebenblätter wie beim 
Typus. Aussenkelchblätter oval, spitzlich; Kelchblätter eirund. spitz. 
Blüthenstiel, Kelchbecher und Kelchblätter aussen meist reichlich mit 
Büschelhaaren und wenigen Drüsenhaaren bedeckt. Blumenblätter ver- 
kehrt-herzförmig, eirund, ausgerandet, etwa 4—4,5 mım preit, goldgelb, 
mit den Rändern sich kaum berührend, nur wenig länger als die Kelch- 
zipfel. Fruchtstiele an der Spitze umgebogen, die Früchte daher nickend. 
Blüthenachse weissseidig behaart. Pollen reichlich entwickelt, normal. 
— Bosnien: Grasige Abhänge des Bergrückens zwischen dem Miljatka- 
und Mostanicathale nächst Da Riva bei Sarajevo. — P. Gaudini B. I. 
2. Boosiana K. Maly in A. u. G. Syn, VI. 819 (1904), P, Tabernae- 
montani var. P. Boosiana K. Maly Wiss. Mitth. VII. 532 (1900). ZBG. 
LIV. 202 (1904). 

Vielleicht eine Mittelform oder ein Bastard zwischen P. Gaudini 
var, Sarajevensis und P. arenaria, eine Pflanze, die möglicherweise schon 
Formänek im Jahre 1837 bei Bakje unweit des obgenannten Stand- 
ortes sammelte und als P. Tommasiniana F. Sch. X P. opaca bestimmte 
(Maly br.). 

B. Blätter stets 3 zählie. 
arenicola. Pflanze meist klein. Blätter kurz gestielt. 
Nur im äussersten Südwesten des Gebietes in der Provence: 
Vallon de Parouvier bei Aix und bei Ampus (Var). 
P. Gaudini Rasse arenicola Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 


819 (1904). P. arenicola Roux Cat. pl. Prov. 176 (1881). Rouy 


1) Nach Franz Boos, * 1753 Frauenalb (Baden) + 1832 Schönbrunn bei Wien, 
Hofgarten- und Menagerie-Direetor daselbst, welcher 1783—5 die Bahama-Inseln und 
Carolina, 1785—8 das Capland und die Mascarenen als Pflanzensammler bereiste. 
Vgl. Kronfeld Bot. Centr.bl. L. (1892) 289—294. Sein Sohn Joseph, * 13. Sept. 
1794 + 16. März 1879 Schönbrunn, K. K. Hofgärtner daselbst, schrieb Schönbrunn’s 
Flora Wien 1816 (br. Mitth. ihres Ururenkels bez. Urgrossneffen Karl Maly). 


928 


820 Rosaceae, 


u. Camus Fl. France VI. 210. (1900). P. Alberti!) Zimmeter 
Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 33 (1889). P. arenaria Albert Feuille 
jenn. nat. VI. 76 (1876), pl. nouv. du Var 19 (1884) nach Rouy 
u. Camus a. a. ©. 

(Verbreitung der Rasse: Süd-Frankreich.) *] 


Von weiteren z. T. sicher, z. T. wahrscheinlich zu P, Gaudini gehörigen 
„Arten“2) des Herın G. Evers (Abh. ZBG. Wien XLVI. 57 ff. [1896]) nennt 
Th. Wolf (Pot. Stud. II. 53) noch P. bruginoensis, P. Pari, P. Rivae, P., viscida, 
P. Noarnae, P. Bondonis, P. Ronchi, P. Ponäle, P. dubiösa, P. loppiensis., — 
Wir halten es mit Th. Wolf auch für besser, diesen werthlosen Formen nicht 
weiter nachzuspüren. 


(Verbreitung der Art: Süd-Frankreich; Ober-Italien; Balkanländer 
[Wolf br.].) *] 


171. X 193? P. argentea X Gaudini? s. S. 858. 

184. X 193. P. chrysantha X arenaria s. S. 862. 
172 — 174 X 193. P. collina X Gaudimi s. S. 859. 

189. X 193. P. rubens x Gaudini s. S. 831. 

190. X 193. P. patula X Gaudmi >. 8. 832. 

192. X 193. P. Tabernaemontanı X Gaudimi =. S. 824. 
193. X 194. P. Gaudini X arenaria s. S. 826. 


Gesammtart P. einerea (194 u. 195). 


194. (47.) P. arenäria. 9. Pflanze meist grosse, ziemlich dichte 
Rasen bildend, meist ziemlich niedrig, graugrün. Stengel und Blatt- 
stiele mit mässig langen oder kurzen anliegenden oder auf- 
recht abstehenden Striegelhaaren. Blätter 5zählig oder mehr 
oder weniger reich mit 3zähligen untermischt, seltener alle 3zählig. 
Blättchen meist klein, dünn und weich, aus keilförmigem 
‘Grunde verkehrt-eiförmig bis länglich- verkehrt-eiförmig, jederseits 
mit nur 3—5 (vereinzelt bis 6) kleinen, meist eiförmigen bis läng- 
lich-eiförmigen Zähnen, unterseits stets dieht grau stern- 
haarig-filzig, oberseits mehr oder weniger dicht sternhaarig. 
Blüthenstand meist nicht reichblüthig, meist zusammengezogen. Blüthen 
etwas klein bis mitteleross. Aussenkelchblätter länglich, spitz, 
meist wenig kürzer als die eiförmigen bis länglich-eiförmigen spitzen 
Kelchblätter. Blumenblätter meist viel länger bis über doppelt so lang 
als die Kelchblätter. 

An sandigen oder felsigen, sonnigen Abhängen, auf Sandfeldern, 
Heiden und an Waldrändern, auch in lichteren Wäldern, besonders in 
der Ebene und den niederen Gebirgen, wohl nicht über 500 m, ver- 
breitet. In den Alpen nur im östlichen Theile, fehlt ganz in der Schweiz 
(Schinz u. Keller Fl. Schweiz 600), dagegen noch ein Fundort in 
Tirol (vgl. Tommasiniäna); fehlt im nordwestlichen Gebiete jenseits 


1) Nach dem Sammler Abel Albert, * 15. August 1836 Villard St. Chaffrey 
bei Briangon (Hautes-Alpes) (br.), Lehrer in La Farlöde (Var), verdient um die 
dortige Flora. 

2) Auch diese Formen sind meist nach Oertlichkeiten in Süd-Tirol, besonders 
bei Trient benannt. 


Potentilla. Ss21 


der Linie Istein—Ingersheim bei Kolmar, Kirchheim-Bolanden —Kreuz- 

nach— Bingen— Frankfurt — Butzbach — Würzburg— Staffelberg—Rudol- 

stadt— Erfurt— Mühlhausen — Moringen — Nordhausen — Aschersleben — 

Blankenburg — Braunschweig — Stendal — (Höhbeck b. Lenzen?) Neu- 

zuppin — Rheinsberg — Neustrelitz — Stettin—-Insel Wollin, sonst in der 

Nähe der Ostsee erst in Preussen. Bl. März—Mai,. vereinzelt auch im 

Spätsommer und Herbst. 

P. arenaria Borkh. Flora der Grafschaft Catzenellenbogen ined. ? 

Fl. Wetterau II. 248 (1800). Zimmeter Eur. Art. Pot. 23. Beitr. Kenntn. 

Gatt. Pot. 33. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 815. Th. 

Wolf Pot. Stud. I. 86, II. 53. Nyman Consp. Suppl. 362. P. incäna 

Fl. Wett. 248 (1800) (aber wohl nicht Moench Meth. Suppl. 279 [1802] 

vgl. Ascherson BV. Brand. XXXII. 153). Aschers. Fl. Brand. 194 (1860). 

A. u. G. Fl. NO. D. Flachl. 409 (1898). Poeverlein Denkschr. KBG. 

Regensburg VII. N.F. I. 230 (1898). Nyman Consp. 226 Suppl. 111 

nicht Zimm. P. cinerea vieler deutscher Schriftsteller, Koch Syn. ed. 2. 

241. Lehmann Rev. Pot. 114. Nyman Consp. 226 Suppl. 111, 362 

z. T. Dietr. Fl. Boruss. III. tab. 167 nicht Chaix. 

Aehnlich den vorhergehenden Arten veränderlich in Blattform, Grösse und 

Blüthengrösse. Man unterscheidet folgende Formen: 

A. typica. Pflanze in der Grösse sehr wechselnd. Blätter alle oder 
doch zum grössten Theile 5zählig, selten alle 3zählie. Blüthen 
klein bis gross. 

Die bei weitem häufigste Form. 
P. arenaria A. typica A. u. G. Syn. VI. 821 (1904). 
Nach der Grösse und Form der Blüthen unterscheidet man: 
I. grandiflora (Th. Wolf Pot. Stud. I. 87 [1901]). Blüthen gross. 
I. parviflöra (Th. Wolf a. a. ©. [1901]). Blüthen klein. 
II. platyp&tala!) (vgl. Th. Wolf a. a. O.). Blumenblätter breit, sich mit En 
Rändern deckend. 
IV. stenopetala?2) (Sanio Herb.). Blumenblätter schmal. 
Durch fast oder völlig ausnahmslos 3zählige Blätter ist ausgezeichnet: 


b. ternäta (Celak. Prodr. Fl. Böhm. 628 [1872]. P. einerea var. trifoliata 
Koch Syn. ed. 2. 242 [1843] z. T. Lehmann Rev. Pot. 115 z. T. P. cinerea 
var. triseeta Scholz Verh. PÖG. Königsberg XXXVII. 153 [1896]. Veg. 
Verh. Preuss. Weichselgel. 111 t. I. P. arenaria f. triphylla 3) Blocki Herb.). 
— Diese Form darf nicht mit der folgenden Rasse vermengt werden, sie 
ist oft sicher nur eine Standortsform trockner Hänge oder nährstoffarmen 
Bodens (s. S. 823). — Eine sehr kleine Form derselben ist 2, minütula 
(Beck Fl. N.Oesterr. 757 [1892] f. parvula Biocki Herb. Th. Wolf Pot. 
Stud. I. 87 [1901]). — Noch kleiner, mit nur 2 mm langen Blättchen ist 
3. ericetorum (P. opdäca ß. ericetorum Opiz Sezuam 79 [1852] vgl. 
Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 36). 

e. septendta (Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss, 1903. XXV. 36. P. in- 
cana var. heptaphjlia 4) Hippelli Herb. nach Domin a. a. O.). Blätter 
alle 7 zählig. — Sehr selten. 


1) Von wAarög breit und zeruAov Blumenblatt. 
2) Von orevög schmal und zerakon. 

3) Von rgı- drei und pöAlonv Blatt. 

4) Von £rra- sieben- und pö/Ao» Blatt. 


Rosaceae. 


In der Blattform und der Dichtigkeit der Behaarung gleichfalls sehr 
wechselnd. Th. Wolf bemerkt a. a. O. 88 (1901), dass man sehr leicht 
eine f. longifolia mit langen schmalen (vgl. auch Domin Sitzb. K. Böhm, 
Ges. Wiss. 1903. XXV. 35. 1904. XIV. 9), f. cuneifolia mit breit keil- 
förmigen Blättchen, f. cerenulata mit stumpfen Kerbzähnen, f. acütidens 
mit spitzen, f. incisa mit tiefen Zähnen, f. peciinadta (Th. Wolf in 
Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1904. XIV. 9) mit kammförmig ein- 
geschnittenem Blattrande etc., denen der früber besprochenen Arten analog 
unterscheiden könne. Die Pflanze mit den aus keilförmigem Grunde ver- 
kehrt-eiförmigen Blättehen nennt Domin (a. a. O. [1904]) var. gentina. 

Durch die Bekleidung sind folgende Formen ausgezeichnet: 

2. meridiondlis (P. meridionalis Siegfried Herbar. [1891], f. concolor 
Th. Wolf Herb. nach Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903 XX'V. 35. 
1904. XIV. 10). Blätter beiderseits dicht sternfilzig, — Zerstreut an 
sonnigen Orten. 

3. epipsilal) (G. Beck Fl. N.Oesterr. 757 [1892]). Blätter oberseits 
schwach behaart bis fast kahl. — Selten. 

4. glandulosa (Waisbecker Köszeg. ed. növ. 64 [1891]. Th. Wolf Pot. 
Stud. I. 86 [1901]. Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 35. 
1904. XIV. 9. P. incana var. glandulosa Poeverlein Denkschr. KBG. 
Regensburg VII. N. F. I. 87 [1898]). Pflanze mehr oder weniger reich- 
drüsig, — Stellenweise (anscheinend meist) überwiegend. — Th. Wolf 
weist bereits a. a. O. darauf hin, dass die Drüsen dieser Form sehr häufig 
übersehen sind, besonders wenn sie kurz sind und zwischen dem Sternfilz 
versteckt liegen, alsdann sind sie oft nur mit dem Mikroskop deutlich 
sichtbar. — Je nach der Zahl der Drüsen kann man dann noch 
b. parce-glandulosa (Domiu Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 

35) mit spärlicher Drüsenbehaarung und eine reichdrüsige Form unter- 

scheiden: 

ce. glandulosissima (Domin a. a. O. [1903] viscosa Schur Herb.). 

5. eglandulosa (Th. Wolf a. a. O. [1901]. Domin a. a. ©. [1903, 1904)). 
Pflanze drüsenlos. — Sehr zerstreut. 

Wie Th. Wolf bemerkt, besitzt P. arenaria einen den übrigen Poten- 
tillen nieht eigenthümlichen , besonders zur Blüthezeit auffälligen streng aro- 
matischen Geruch, der für die Art charakteristisch erscheint. 


(Verbreitung der Rasse: Dänemark, Skandinavische Halbinsel; 
Russland; Balkanhalbinsel; Italien.) I* 
Tommasiniäna?°). Pflanze meist kräftiger, Stengel oft ziemlich 
lang verholzend, in der Jugend filzie. Blätter fast stets 3- 
zählig, seltener sind 5zählige Formen. Blättchen kerbig gezähnt, 
beiderseits dicht filzig, graugrün, etwas dicker und derber als bei 
A. typica. Blüthen gross, goldgelb. 

Nur am Südabhange der Alpen von Tirol, hier selten (Th. Wolf 
Pot. Stud. II. 53), ostwärts bis Dalmatien, Hercegovina und Bosnien, 
dort wie in Montenegro, Istrien und im Banat häufig bis zerstreut 
(Maly briefl.). Ungarn zerstreut bis Siebenbürgen. Ausserdem wohl 
nur in Böhmen (s. S. 823). 

P. arenäria Subsp. (oder Var.) Tommasiniana Th. Wolf Pot. 
Stud. II. 53 (1903). P. subacaitlis Wulf. in Jacq. Collect. II. 145 
(1788). Ic. pl. rar. t. 491. Vis. Fl. Dalm. III. 252. Nyman Consp. 
226 Suppl. 111 nicht L. P. cinerea ß. trifoliata Koch Syn. ed. 1. 


!) Von äzi auf, oberseits und ıı/og kahl. 
2) 8. II. 1 S. 390 Fussn. 1. II. 2 S. 183 Fussn. 3. 


u 


ER 


Potentilla. 323 


217 (1836) ed. 2. 242 z. T. Lehmann Rev. Pot. 115 z.T. P. verna 
y. trifoliata Kitt. Taschenbuch 1184 (1853). P. Tommasiniana 
- F. Schultz Arch. Flor. 273 (Dec. 1858). Pollichia 1859. 7. Zim- 
meter Eur. Art. Pot. 24. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. 
I. 815. Nyman Consp. 226 Suppl. 111. P. arenaria var. trifoliata 
Borb. Budap. fl. 162 (1879). P. trifoliata Beck Annal. Wien. 
Hofmus. II. 734 (1887). 


Kommt zumeist in drüsenlosen Formen vor, Die Böhmischen Pflanzen 
sind so gross und kräftig, dabei fast stets mit 3zähligen Blättern versehen, dass 
man sie nach Th. Wolf (br.) kaum von Tommasiniana trennen kann (vgl. var. 
ternata S. 321). 


(Verbreitung der Rasse: Italien; Balkanhalbinsel.) 


(Verbreitung der Art: Wie Rasse A.) I* 
171. X 194. P. argentea X arenaria s. S. 859. 
184. X 194. P. chrysantha X arenaria s. 8. 862. 
187. X 194. P. villösa X arenäria s. S. 829. 
189. X 194. P. rubens X arenaria s. S. 831. 
192. X 194. P. Tabernaemontanı X arenaria s. S. 825. 
193. X 194. P. Gaudini X arenärıa s. S. 826. 


195. (48.) P. einerea. 9. Der Leitart sehr ähnlich, von ihr haupt- 
sächlich durch Folgendes verschieden: Pflanze meist grösser und kräf- 
tiger. Stengel meist aufsteigend, ausser mit den Sternhaaren mit zahl- 
reicheren, langen, geraden, wagerecht abstehenden Striegelhaaren 
bekleidet. Blätter meist 5zählig, seltener 3zählig. Blättchen derb 
lederartig, länglich-verkehrt-eiförmig, bis 3 em lang und 1 cm breit, 
oberwärts eingeschnitten gezähnt, jederseits oft mit 6—8 
stumpflichen Zähnen, ober- und unterseits meist dicht graufilzig. Blüthen- 
stand grösser, meist etwas locker starr. Blüthen ziemlich lang gestielt, 
Aussenkelchblätter elliptisch, stumpf oder abgerundet, 
meist viel kürzer als die stumpflichen Kelchblätter, beide eiförmig, 
stumpflich. Blumenblätter hellgelb, länger als der Kelch. 

Nur im südwestlichsten Gebiete in der Dauphin& und Provence 
zerstreut, bis 800 m ansteigend (St. Lager br.). Bl. März, April. 

P. einerea Chaix in Vill. Hist. pl. Dauph. III. 566 (1789). Lehmann 
Rev. Pot. 114. Nyman Consp. 226 Suppl. 111, 362 (z. T.). Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 22 (z. T. mit Ausschluss des Huter’schen Standorts). 

Aendert der vorigen ähnlich ab. Bemerkenswerth sind: 

A. typiea. Blätter vorwiegend 5zählig, stark und abstehend behaart. 
So überwiegend im Gebiete. 
P. einerea A. typica Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 823 

(1904). 
Hierher gehören: 
II. vestita. Weniger dicht sternfilzig. Blättehen ziemlich dünn, aus keil- 
förmigem Grunde verkehrt-eiförmig, oberseits ganz grün, jederseits mit meist 
nur 4—5 länglich-vorgestreckten Zähnen. Blüthen klein. —- An Waldrändern 


in der Dauphine. — P. einerea A. II. vestita A. u. G. VI. 823 (1904), P. 
vestita Jordan Cat. Jard. bot. Grenoble 1849. 23. Zimmeter Eur. Art. Pot. 


> 


4 Rosaceae 


23. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 33 vgl. Th. Wolf Pot. Stud. I. 87. Nyman 
Consp. 226. 2 
III. Battersbyil) (P. Battersbyi Siegfried Herb. nach .Zimmeter Beitr, Kenntn, 
Gatt. Pot. 34 [1889]). Pflanze kräftiger, grösser. — Seealpen. 
(Verbreitung der Rasse: Wie die Art.) =] 
B. velütina. Pflanze mittelgross. Blätter 3zählig. Blättchen 
länglich-verkehrt-eiförmig, stumpfgezähnt, jederseits mit nur 3—4 
(bis 5) Zähnen, beiderseits dicht sternfilzig, mit kürzeren, spärlicheren 
Striegelhaaren, unterseits stark nervig. Aussenkelchblätter länglich, 
stumpf, kürzer als die eiförmig-länglichen Kelchblätter. Blumen- 
blätter wenig ausgerandet. 

An trockenen Orten im Rhönethal und in der Provence (Basses- 
Alpes, See-Alpen: Vaucluse). 

P. cinerea y. velutina Lehmann Rev. Pot. 115 (1856). Fra- 
garia incana Lam. Fl. Frane. IIL 112 (1778)? P. subacäulis 
Lam. u. DC. Fl. Franc. IV. 463 (1805)? Gren. u. Godr. Fl. France 
I. 525 nicht L. P. velutina Lehm. Monogr. Pot. Suppl. 17 (1835). 
Nyman Cönsp. 226. P. cinerea ß. trifoliolata Purkyn& in Willk. 
u. Lange Prodr. Fl. Hisp. III. 231 (1874). P. incana Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 23 (1884) nicht Fl. Wett. 

Hierher gehört: 


II. Clementi?). Pflanze kräftiger, stärker und länger behaart. Stengel meist 
stark verlängert. Blätter 3zählig, — An sandigen Orten bei Bloches im 
Rhönethal unterhalb Lyon. — P, einerea B. II. Olementi Th. Wolf in 
A. u. G. Syn. VI. 824 (1904). P. Clementi Jord. Pugill. 70 (1852). 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 23 vgl. Th. Wolf a. a. ©. Nyman Consp. 226. P. 
velutina ß. Clementi Rouy u. Camus Fl, Fr. VI. 211 (1900). — Die Rasse 
velutina verhält sich zum Typus der Art wie Tommasiniana zur typischen 
P. arenaria (Th. Wolf). 


(Verbreitung der Art: Süd-Frankreich; Spanien.) *] 


189. X 195. P. rubens X cinerea??? s. S. 832. 
192. X 195. P. Tabernaemontani X cimerea s. 8. 826. 


Bastarde der Fernae. 
B. IM uw, 


192. X 193. P. Tabernaemontani X Gaudini. 2%. In allen 
Formen zwischen den Erzeugern vorkommend. 

ÖOstböhmen: Leitomischl viel, Vorarlberg; auch von Favrat im 
Kanton Waat gesammelte Formen scheinen hierher zu gehören (Th. 
Wolf Pot. Stud. II. 39). 

P. Tabernaemontani X Gaudini A. u. G. Syn. VI. 824 (1904). 
P. verna X Gaudini Th. Wolf Pot. Stud. II. 33 (1903). 


!) Nach Charles Henry Battersby, * 16. Jan. 1836 Kells (Grafschaft Meath, 
Irland) (br.), Arzt in Cannes, um die dortige Flora verdient (Burnat br.). 

2) Ueber die Persönlichkeit von Cl&ment, von dem Jordan zahlreiche 
Pflanzen erhielt, konnte auch Herr Saint-Lager nichts ermitteln. 


Potentilla. s25 


Oft schwer von P. Gaudini virescens zu unterscheiden (vgl. Th. Wolf Pot. 
Stud. II. 50). #1] 


192. X 194. P. Tabernaemontäni X arenäria. 2}. Stengel 
meist mehr oder weniger einzeln, nicht oder schwach wurzelnd. Untere 
Blätter meist klein. Sonst in den Merkmalen stets die beiden Er- 
zeuger zeigend. Die Behaarung stets gemischt. Blüthen meist fruchtbar. 

Stellenweise häufig, stellenweise sehr selten. 

P. Tabernaemontani X arenaria A. u. G. Syn. VI. 825 (1904). 
P. Neumannidna Wimmer Fl. von Schles. 3. Aufl. 640 (1857) nicht Rehb. 
(s. S. 812). P. incana X verna Aschers. Fl. Prov. Brand. I. 195 
(1860). P. arenaria X minor Aschers.-Lackowitz Fl. Prov. Brand. 


2 


438 (1866). P. subeimerea Borb. Akad. Ertesitö 9 (1882). Zimmeter 
Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 33 (1889). Poeverlein Denkschr. KBG. Regens- 
burg VII. N. F. I. 234 (1898). P. subarenaria Borb. in Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 21 (1884). P. opaca X arenarıa — P.verna X. cıinerea 
Zimmeter a. a. O. (1884). P. verna X arenaria Th. Wolf Pot. Stud. 
I. 92 (1901). P. autumnälis Opiz Herb. z. T. nach Domin Sitzb. 
Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 38 (1903). 


Hierher gehört auch P. incana X Schwarzi (P. Prechtelsbaueri\) Poeverlein 
Denkschr. KBG. Regensburg VII. N.F. I. 236 (1898) ebenso P. aestiva X incana 
Poeverlein a. a. ©. 235 (1898). : 


Aehnlich wie der Bastard P. rubens X Tabernaemontani sehr veränderlich, 
auch hier sind sehr häufig die Einwirkungen der Abänderungen der Erzeuger deutlich 
sichtbar, besonders eine f. incisa (Th. Wolf Pot. Stud. I. 93 [1901]) wird häufig 
beobachtet. Ebenso drüsige (f. glandulosa) und drüsenlose (f. eglandulosa) 
Formen. — Ausser den in ihren Merkmalen zwischen den Erzeugern die Mitte 
haltenden Formen (zu denen auch Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 
37 eine b) P. verna var. Billotii X arenaria, ec) P. verna var. incisa X arenaria, 
d) P. verna var. pseudoineisa X arenaria und 2) P. verna var. longifolia X are- 
naria rechnet, und wozu auch wohl P. verna var. stellipila Uechtritz bei Cela- 
kovsky Böhm. Ges. Wiss. 1890. 459 gehört, noch die folgenden Th. Wolf (Pot. 
Stud. I. 94) unterschiedenen: 


B. P. super-Tabernaemontani X arenaria, der P. Tabernaemontanı näher 
stehend. — P, superverna X arenaria Th. Wolf a. a. ©. (1901). — Hierher 
nach K. Domin Sitzb. K. Böhm, Ges. Wiss. 1903. XXV. 37 eine b) P. super- 
verna var. Billotii X arenaria, ce) P. superverna var. incisa X arenaria und 
d) P. superverna var. longifolia X arenaria. 

C. P. superarenaria X Tabernaemontani der P. arenaria näher stehend. 
— P. superarenaria X verna Th. Wolf a. a. ©. (1901). — Von dieser be- 
obachtete Th. Wolf eine f. septenata mit 7zähligen Blättern. P. Gaudini 
aus den Alpen wurde häufig als dieser Bastard gedeutet. Drüsige Formen 
finden sich oft unter dem Namen P. glandulifera s. S. 817. E 


Hierzu gehört auch: 


B. P. aurulenta X avrenaria. Dem Tripelbastard P. rubens 
X Tabernaemontani X arenaria sehr ähnlich und oft nur durch das 
unzweifelhafte Vorkommen mit P. aurulent«a kenntlich. Meist von der 
Tracht der P. aurulenta. 


1) Nach Otto Preehtelsbauer, * 20. März 1851 Dornhausen bei Gunzen- 
hausen (Mittelfranken) (br.), Lehrer in Nürnberg, um die dortige Flora verdient. 


826 Rosaceae. 


Mit den Erzeugern sehr zerstreut, meist übersehen. 

P. aurulenta x arenaria Th. Wolf Pot. Stud. I. 97 (1901). 
P. aestiva X incäna Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. 
N. F. I. 235 (1898) z. T. 


Ausser der typischen, zwischen den Erzeugern die Mitte haltenden Form unter- 
scheidet Th. Wolf (a.a. ©.) noch P, superaurulenta X arenaria, der P. aurulenta 


und P. aurulenta X superarenaria der P. arenaria näherstehend. — Alle Formen 
kommen drüsig und drüsenlos vor. 1] 


192. X 195. P. Tabernaemontani X cinerea. 2. Dieser Com- 
bination entspricht nach Rouy u. Camus höchst wahrscheinlich die 
von Jordan als P. vivariensis!) (Cat. Jard. bot. Grenoble 1849. 24. 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 19. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 32. Nyman 
Consp. 226) beschriebene an der Rhöne bei Chateaubourg gegenüber 
Valence gesammelte Pflanze. 

P. Tabernaemontani X cinerea A. u. G. Syn. VI. 826 (1904). 
P. velitina var. Olementi X verna var. hirsuta Rouy u. Camus Fl. 
France VI. 211 (1900). 

(Spanien ??) #1? 

Hierher wäre auch die P. Chodatiana?) (Paiche Herb. 1892) zu stellen, 
die Siegfried (Ber. d. Schweiz. bot. Ges. 1893, Heft III.) für „Pot. verna auct. 
X cinereu Chaix forma Genevensis Siegfr.* erklärt. Auf alten Moränen um Genf, 
— Ich sah nur Siegfried’sche Cultur-Exemplare, nach denen sich nicht ent- 
scheiden lässt, welche Species der Stellipilae dabei betheiligt ist. Es wird vor allem 


darauf ankommen, ob um Genf die echte P. cinerea vorkommt, was mir durchaus 
nicht sicher zu sein scheint (Th. Wolf br.). 


193. X 194. P. Gaudini X arenaria dürfte bei der nahen Verwandtschaft 
beider Stammorten wohl vorkommen, aber nur in den wenigen Gebieten, in denen 
beide zusammenwachsen (gewöhnlich schliessen sie sich gegenseitig aus), doch ist sie 
mir bisher noch nie zu Gesicht gekommen (Th. Wolf). — Hierher gehört wohl = 
durch drüsige P. arenaria erzeugte P. Krasani3) (Beck Fl. NÖ. 756 [1892]), 
aber auch P. Ginsiensis 4) (Waisb. Köszeg &s vid. ed. növ. 64 [1891] OBZ. Be 
[1891] 351. XLV [1895] 145)? Sie ist wohl dasselbe wie Waisbecker’s P, glan- 
dulifera X arenaria und Fe nur P. arenaria f. glandulosa? (Th. Wolf br.). 
Vgl. auch P. Gaudini A. II. b. 2. Boosiana 8. 319. 


1) Nach der Landschaft Vivarais im jetzigen Departement Ardeche , 

2) Nach Robert Chodat, * 6, April 1864 Genf, Professor der Botanik an 
der Universität daselbst, besonders verdient auf dem Gebiete der Algologie. ‘Unter 
seinen systematischen Schriften ist für unser Gebiet von Wichtigkeit: Monographia 
Polygalacearum. M&m, Soc. phys. et hist. nat. Geneve. Vol. Suppl. (1891) u. XXXI. 
2. No. 2 (1893). Ch. ist auch um die Flora der SW. Schweiz verdient. 

3) Nach Franz Krasan, * 2. Oct. 1840 Sempas bei Görz, Professor am 
K. K. Gymnasium a. D. und Schulrath in Graz, früher in Krainburg und Cilli. 
Ausser vielen Beiträgen zur Flora der österreichischen Alpenländer verfasste K. 
werthvolle pflanzengeographische Arbeiten über den Einfluss von Klima und Boden 
auf die Pflanzengestalt, glaubte namentlich auch Wirkungen des Einflusses der Erd- 
wärme zu bemerken. Eine Reihe von Aufsätzen, welche K. mit Prof. Constantin 
von Ettingshausen in den Abhandlungen der Wiener Akademie 1888—91 ver- 
öffentlichte, behandelte die Abänderungen lebender Pflanzen mit Hinblick auf die 
palaeontologische Abstammung. Die Verf. der Synopsis verdanken ihm werthvolle 
Mittheilungen ; so stellte er uns ein handschriftliches Verzeichniss der Flora von Görz 
zur Verfügung. 

4) Bei Güns (Köszeg) im Eiseuburger Comitat gefunden, 


EIER 


D 
KV 
| 


Potentilla. 


Bastarde verschiedener Gruppen der Aureae unter 
einander. 


B.-IILxas 


185. X 187..P. frigida X villosa. 2. In allen Formen von 
reiner P. frigida bis zu P. villosa in der Schweiz um Zermatt. In 
Tirol selten, bisher nur auf dem Hühnerspiel am Brenner (Sauter 
nach Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 35. Murr nach Th. Wolf 
Pot. Stud. II. 63). Die Angabe bei Telfs in Tirol (Gremblich) 
gehört nach Th. Wolf m P. frigida. 

ı P. frigida X villosa A. u.G. Syn. VI. 827 (1904). P. Hegetsch- 
weileri!) (Brügger 23. u. 24. Jahresber. Nat. Ges. Graubünd. 59 [1881]?) 
Zimmeter Eur. Art. Pot. 27 (1884). P. alpestris X frigida (Brügger 
a. a. O. [1881]%). Th. Wolf Pot. Stud. II. 63 (1903). P. frigida X 
verna Zimmeter a. a.O. (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 35. P. frigida 
forma quinqueloba Sauter ÖBZ. XXXVIII (1888) 115. EI 


185. X 188. P. frigida X en |. Bisher nicht im Gebiete, nur aus 
den Pyrenäen angegeben. Die von Zimmeter (P. frigida X aurea) dafür gehaltenen 
Cultur-Exemplare aus Innsbruck (Malfatti) gehören nach Th. Wolf (Pot. Stud. 
II. 61) zu P. dubia. 


P. Eynensis?) P. aurea X frigida Rouy u. Camus Fl. France VI. 192 
(1900). Th. Wolf Pot. Stud. II. 61, 62. 


186. X 187. P. dubia X villosa. 2. In der Schweiz anscheinend 
verbreitet, besonders in der Umgebung von Zermatt; in Tirol nur an der 
Amthorspitze am Hühnerspiel (Huter in Siegfried Exs. Pot. spont. eult. 
no. 326). 

P. dubia X villosa A.u. G. Syn. VI. 827 (1904). P. Amthoris?) 
Huter Herb. 1889. Siegfried Ber. Schweiz. Bot. Ges. 1893. 128. P. 
ternata Brügger Cat. Hort. Turie. XIV. Suppl. 3 (1870)? nicht Koch. 
P. villosa X dubia Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 35 (1889). P. 
alpestris X minima (Brügger 23. u. 24. Jahresb. Nat. Ges. Graub. 58 
[1881]?). Th. Wolf Pot. Stud. II. 62 (1903). 

Findet sich nach Th. Wolf (a. a. O.) in allen Formen P. superalpestris X 


minima bis P. superminima X alpestris. Nach Zimmeter Eur. Art. 25 gehört 
vielleicht auch P. Brauneana $.auricoma Tratt. Ros. Monogr. IV. 117 (1824)? hierher. 


ll 

186. X 188. P. dubia X aurea. 2%. Dieser Bastard wurde 

bisher in der Schweiz, besonders über Zermatt auf dem Riffelhorn (dort 

anscheinend verbreitet) und in Tirol: auf dem Griesberg und Platzer- 
berg am Brenner (Huter) beobachtet. 


MUS. TIERES 19, Bussn. 1. 

2) Nach dem Fundort Vall&e d’Eynes in den Pyrenäen. 

3) Die Amthor-Spitze ist benannt nach Eduard Amthor, * 17. Juli 1820 
Themar (Sachsen-Meiningen) 7 3. Juli 1884 Gera, Director der Handelsschule daselbst, 
bekanntem Alpinisten, Verfasser des in seinem Selbstverlage erschienenen Tiroler- 
führers. 1.—7. Aufl. Gera 1865—93 (Dalla-Torre und Sarnthein 3). 


8328 Rosaceae. 


P. dubia X aurea A. u. G. Syn. VI. 827 (1904). P. aurea X. 
minima (P. pulchella) Brügger 23. u. 24. Jahresber. Nat. Ges. Graub. 
1881. 61? Zimmeter Eur. Art. Pot. 24 (1884). P. subnivalis Brügger 
29. Jahresber. Nat. Ges. Graubünd. 1884—85. 18. Poeverlein Denkschr. 
KBG. Regensburg VII. N. F. I. 255 (1898). P. semiternata Huter 
u. Porta Herb. Zimmeter Eur. Art. Pot. 24 (1884). P. aurea X minima 
Huter u. Porta a. a. ©. (1884). Th. Wolf. Pot. Stud. II. 62 (1903). 
P. aurea X dibia Zimmeter a. a. O. (1884). 


Von Siegfried (Exs. Pot. spont. cult. no. 254a) als hierher gehörig aus- 
gegebene aus Kärnten stammende Pflanzen gehören nach Th. Wolf (a. a. O.) nicht 
hierher, sondern zu P. villosa oder P, villosa X aurea s. S. 800. 


187. X 192. P. villosa X Tabernaemontani? 9. Eine Zwischenform 
zwischen diesen Arten vermuthet Zimmeter (Eur. Art. Pot. 21 [1884]), aber sicher 
mit Unrecht, in der P. praeruptorum F. Schultz 18.—19. Jahresber. Pollichia 105 
(1861) 22.—24. Jahresber. 154 (1866). Arch. des Flor. 371. Herb. norm, no. 1059, 
Aus den: Vogesen und dem oberen Rheinthal angegeben. — Nach Th. Wolf (br.) 
ist dieser Bastard sehr zweifelhaft. 

Die von Zimmeter gleichfalls als Mittelform zwischen P. villosa und opaca 
L. (alpestris und verna auet.) angesprochene P. juräna s. $. 795 nähert sich nach ihn 
(Eur. Art. Pot. 22) der P, villosa. — Ebenso nach Zimmeter P. Serpentini, die 
jedoch in den Formenkreis der P, villosa gehört s. S. 796. P. praeruptorum gehört 
sicher nicht hierher! was F. Schultz beschrieb ist eine der P. Tabernaemontani 
Billoti oder pseudo-incisa ähnliche Form und was er ausgab ist P, villosa sara- 
ilis. — P. jurana wird viel besser zu P. villosa gezogen (s. S. 795). 


187. X 193. P. villosa X Gaudini. %. In der Tracht der P. 
vellosa firma ähnlich, aber durch die lang ausgezogenen Nebenblätter 
der Grundblätter, sowie durch die Striegelhaare an Blattstielen und Blatt- 
unterseite an P. Gaudini erinnernd. Blättchen mehr oder weniger deutlich 
mit Zackenhaaren und meist auch mit Stieldrüsen besetzt. 

Bisher mit Sicherheit nur aus dem Wallis und Tirol bekannt. 

P. villosa X Gaudini A. u. G. Syn. VI. 828 (1904). P. 
Schroeteri!) Siegfried Ber. Schweiz. Bot. Ges. 1892. 102. P. Gau- 
dini X villosa Jaccard Cat. Valais. 94 (1895). P. alpestris X !'Gau- 
dini Th. Wolf Pot. Stud. II. 61 (1903). 


1) Nach Karl Joseph Sehröter, * 19. Dee. 1855 Esslingen (Württenb.) 
(br.), Professor der Botanik am Polytechnikum in Zürich. Von seinen zahlreichen 
werthvollen Schriften sind besonders folgende auf unser Gebiet bezügliche zu nennen: 
Die Flora der Eiszeit (Neujahrshlatt) Zürich 1882. Die besten Futterpflanzen. I. u. II. 

.— 3, Aufl. Bern (bez. Bremen, Bern, Wien) 1883—1901. Die Alpenfutterpflanzen. 
Bern 1889. Beiträge zur Kenntniss der Matten und Weiden der Schweiz. I.,—X. 
(Landw. Jahrb. der Schweiz.) (Diese 3 Schriften mit F. G. Stebler s. II. 1. 223 
Fussn. 1.) Fortschritte der Floristik in der Schweiz (Referat u. Original-Mitth. 
Ber. Schw. BG. 1891—1904). Das St. Antönienthal im Praettigau (Landw. Jahrb. 
der Schw. 1895). Die Vegetation des Bodensees.. (Mit ©. Kirchner.) (Schr. d. 
V. f. Gesch. d. Bodensees u. d. Umgeb.) Lindau 1896—1902. Ueber die Vielgestaltig- 
keit der Fichte (Vierteljahrschr. naturf. Ges. Zürich). 1897. Naturgesch. der Blüthen- 
pflanzen Mitteleuropas (mit Kirchner und Loew s. II. 2. 505 Fussn. 1 [506]). 
Lief. 1,.2. Stuttgart 1904. Das Pflanzenleben der Alpen. Lief. 1. Zürich 1904. 
Die Moore der Schweiz. Bern 1904. Die Verfasser der Synopsis sind ihm für 
werthvolle Mittheilungen und gespendetes Material zu Dank verpflichtet. 


Lee un a ar 


Potentilla. 829 


In Tirol bisher nur die der P. villosa näherstehende Form P. superalpestris 
x Gaudini Th. Wolf Pct. Stud. II. 60 (1903). P. aurigena Kern. in Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 22 (1884) nicht Siegfried. Ausgezeichnet durch undeutliche und 
spärlichere Zackenhaare. 

P. super-Gaudini X alpestris nach Th. Wolf bisher nur in Wallis beobachtet 

Vielleicht gehört. hierher auch die von Gelmi erwähnte P. tridentina X glan- 
dulifera (P. Vasonis !)) Evers Verh. ZBG. Wien XLVI. 57 [1896]). 

Der Bastard tritt nach Th. Wolf (a. a. ©. 61) drüsig (f. glandulosa) und 
drüsenlos (f. eglandulosa) auf. 1] 


187. X 194. P. villosa X arenäria. 2. P. arenaria subsp. 
Tommasiniana X. alpestris var. baldensis wurde nach Th. Wolf Pot. 
Stud. II. 54 (1903) von Huter in den Venetianischen Alpen am 
Monte Serva bei Belluno gesammelt. 

P. vıllosa X arenaria A. u. G. Syn. VI. 829 (1904). P. Bellu- 
nensis Huter u. Porta Herb. nach Zimmeter Eur. Art. Pot. 23 (1884). 
P. baldensis X cinerea Zimmeter a. a. O. (1884). P. Kerner! Huter 
u. Porta a. a. OÖ. (1884) nicht Borbäs (s. S. 721, 722, 785). x] 


188. X 192? P. aurea X Tabernaemontani? 9]. Für diese Combination 
resp. für eine Zwischenform hielt Zimmeter Eur. Art. Pot. 22 die P. Zimmeteri2) 
Borbäs Akad. Ertesitö (1882) 180. Die Deutung kann sicher nicht richtig sein, da . 
die Pflanze aus Kroatien also ausserhalb des Verbreitungsgebietes der P. Tabernae- 
montani stammt. Nach Th. Wolf (br.) gehören die Pflanzen nach den Originalen 
in Zimmeter’s Herbar z, T. zu P. aurea, z. T. zu P. aurea X willosa. 


189. X 192. P. rubens X Tabernaemontäni. 2}. Stengel meist 
kürzer als bei P. Tabernaemontani, meist weniger wurzelnd, weicher 
und länger behaart, meist abstehend behaart. Blätter meist 6— 7 zählig, 
die unteren mit lang lanzettlichen bis linealischen Nebenblättern.  Blüthen 
meist gross, oft sehr fruchtbar. 

Mit den Erzeugern meist nicht selten, an gemeinsamen Fundorten 
meist nicht fehlend, die meisten Angaben aus den Alpen irrthümlich 
(vgl. Th. Wolf Pot. Stud. II. 41). 

.P. rubens X Tabernaemontani A. u. G. Syn. VI. 829 (1904). 
P. verno < opaca? Wirtgen Fl. pr. Rheinpr. 141 (1857) vgl. auch 
Focke Pfl.Mischl. 129. P. opäaca X verna Ruhmer Jahrb. Bot. G. und 
Mus. Berlin I. 238 (1881). Th. Wolf Pot. Stud. I. 79 (1901). Domin 
Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 33. P. Matzialekiv?) Opiz 
Herb. nach Domin a. a. O. (1903) s. S. 803. 

Drüsige Formen wurden öfter als P. glandulifera (s. S. 817) bezeichnet. 


P. vitodurinensis Siegfried in Zimmeter Eur. Art. Pot. 19 (1884). P. vito- 
durensis4) Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 32 (1889) von Zimmeter als der P. Tabernae- 


1) Nach dem Fundort Monte Vasone bei Trient. 

2) Nach Albert Zimmeter, * 5. Juli 1848 7 15. Dec. 1897 Innsbruck, 
Professor an der Oberrealschule daselbst, früher in Steyer (Ober-Oesterreich), verdient 
um die dortige Flora. Ausser seinen Arbeiten über Potentilla (s. S. 667 und Wolf 
Potent. Stud. I. 8. II. 4 verfasste er eine werthvolle Studie über Aquilegia (Progr. 
der Oberrealschule zu Steyr 1875). 

3) 8. S. 803 Fussn. 1. 

4) 8. S. 811 Fussn. 2. ei 


S30 Rosaceae. 


montani näherstehende Bastard bezeichnet, gehört nach Th. Wolf (br.) zu P. Taber- 
naemontani s. 8. 811. 

P, turieinensis !) Siegfried in Zimmeter Eur, Art. Pot. 20 (1884). P. turicensis 
Beitr. (1889). Nach Zimmeter: Grosse kräftige, der P. rubens näherstehende Form 
mit tief eingeschnittenen Blättehen und ziemlich grossen hellgelben Blüthen. Gehört 
nach Th. Wolf (br.) zu P. Tabernaemontani (s. S. 811). 

P. explandta Zimmeter a. a. O. 20 (1884) ist gleichfalls nur eine Form der 
P. Tabernaemontani (s. S. 811). 


P. intriedta (Gremli) Zimmeter a. a. O. 20 (1884) ebenfalls kein Bastard, sondern 
wie die 3 vorhergehenden zu P. Tabernaemontani und zwar zumeist in den Formen- 
kreis der Billotii resp. pseudoincisa gehörig (Th. Wolf br.). 

P. opacdäta Jordan Cat. pl. eult. Jard. bot. Grenoble 1856. 23 (nur der Name) 
Nyman Consp. 226 nicht Zimmeter Eur. Art. Pot. 20 (1884), P. vivariensis 2) 
Jordan Cat. Jord. bot. Grenoble 1849. 24, P, agrivaga Timbal-Lagr. Bull. Soc. hist. 
nat. Toulouse IV. 46 (1870)? P. agrivagua Zimmeter Eur. Art. 20 (1884) und P. 
Jagineicola Lamotte Prodr. Fl. Plat. centr. France 241 (1883) Zimmeter Eur, Art. 
Pot. 20. Nyman Consp. 226 können keine P. rubens-Bastarde sein, da P. rubens in 
Frankreich fehlt. P. opacata identifieirte Rouy u.Camus mit Döll’s P. verna 
5. pülosa (S. 807). Zimmeter’s P. opacata dürfte zu P. Tabernaemontani var. 
pseudo- ineisa gehören. — P. vivariensis ist nach Rouy und Camus höchst wahr- 
scheinlich „P. velutina var. Clementi X verna v. hirsuta“! (s. S. 826). — P. agrivaga 
(ebenso P., montivaga Timb.-Lagr, Bull. Soc. Hist. Nat. Toul. IV. 47 (1870) Jeanb. 
u. Timb. Lagr. Massif du Laurenti 370 [1879]) ist identisch mit P. Tabernae- 
montani var. hirsuta. — FP. fagineicola ist (nach meinen Untersuchungen an 
Exemplaren aus Frankreich) eine Form (Rasse?) der P. australis s. S. 803 (Th. 
Wolf br.). 

P. subopdäca Zimmeter a. a. O. 20 (1884). Poeverlein Denkschr. KBG. Regens- 
burg VII. N.F. I. 228 (1898) gehört theoretisch allerdings hierher, aber in praxi 
hat Zimmeter lauter davon verschiedene Dinge in sein Herbar eingereiht; er 
konnte die Arten und die Bastarde nicht unterscheiden. 

P. tomentulosa P. Müll. in Zimmeter Eur. Art. Pot. 20 (1884). Diese Form 
wurde von P. Müller mit noch 8 „Arten“ in einem autögraphirten Manuseript auf- 
gestellt. Zimmeter nennt nur diese, die übrigen sind P. stenoloba, P. obscurdta, 
P. gracilescens, P. hirtella, P. inerassdäta, P. tenuifacta, P. minutiflöora, P. auri- 
petala! Alle gehören zu P. Tabernaemontani und sind ganz unbedeutende Formen. 

P. aestiva Zimm, a.a.O. 19 (1884). P. verna aestiva (Haller fil. Mus. Helv. I. 
52 (1818) z. T.?) vieler Schriftsteller (s. S. 813). P. autumndlis (Opiz a.a. 0. z. T.?) 
vieler Schriftsteller (s. S. 813). P. verna var. eroeca Koch Syn. ed. 1. 217 (1835) 
ed. 2. 241. Lehmann Rev. Pot. z. T. — Vielleicht gehört auch z. T. Döll’s P. verna 
#. pilosa s. S. 307 hierher. 

Bei den in den Merkmalen zwischen P, rubens und P. Tabernaemontani 
haltenden Formen vgl. auch P. aurulenta (s. S. 814). 

In den Merkmalen hält der Bastard bald die Mitte zwischen den Erzeugern, 
bald nähert er sich dem einen oder anderen derselben. Danach unterscheidet Th. 
Wolf (Pot. Stud. I. 81 [1901]) drei Formen: 

1. die genau in der Mitte stehende, 

2. superopdca X verna der P. rubens näherstehend, 

3. superverna X opaca der P. Tabernaemontani näherstehend. 

Wie Th. Wolf ganz richtig bemerkt, können diese letzteren zwei Formen 
sowohl durch zufällige Häufung der Merkmale einer Art als primäre Bastarde ent- 
standen sein, als auch können sie Kreuzungen des Bastards mit einem der Erzeuger 
darstellen. 

Der Bastard kommt sowohl drüsig (f. ylandulosa Th. Wolf a. a O. 82 
a) ) als drüsenlos (f. eglandulosa Th. Wolfa. a. O.) vor. 

S. s11 Fussn. 3, 
S. 826 Fussn. 1. 


K 


u 


Potentilla. s51l 


Auch in der Gestalt der Blätter und Blüthen ist der Bastard den Abänder- 
ungen der Erzeuger entsprechend (vgl. dieselben S. 802 und 807) sehr veränderlich 
und mit einigem Zeitaufwande ist man leicht in der Lage die (wenigstens die 
häufigeren) Abänderungen der Erzeuger in dem Bastarde (oft „mehrere vereinigt“) 
wiederzufinden. Die hierher gehörigen als „Arten“ beschriebenen Formen sind solche 
Kreuzungen von Abarten und ein Versuch die beschriebenen Formen irgendwie zu 
gliedern oder unterzubringen würde zur Folge haben, dass höchst überflüssigerweise 
auch alle übrigen zahllosen Combinationen erwähnt oder gar benannt werden müssten. 
Wir wollen deshalb mit Th, Wolf alle diese zufällig herausgegriffenen Formen un- 
berücksichtigt lassen. 


189. X 192. X 194. P. rubens X Tabernaemontani X are- 
naria. 2}. Dieser Tripelbastard findet sich nach Th. Wolf in einzelnen 
Theilen Sachsens nicht selten und ist auch wohl anderwärts verbreitet, 
auch wir fanden hin und wieder in Nordost-Deutschland Formen, die 
wir von diesem Ursprunge abzuleiten geneigt waren. 

P. rubens X Tabernaemontani X arenaria A. u. G. Syn. VI. 
831 (1904). P. opaca X verna X arenäria Th. Wolf Pot. Stud. I. 94 
(1901). Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXXI. 39. 


Auch dieser Bastard findet sich nach Th. Wolf in einer Reihe von Formen, 
die sowohl durch die Behaarung (f. parce-glandulosa, glandulosa), die Blättchen 
(f. ineisa, longifolia), als durch ihre Tracht verschieden sind. Von letzteren erwähnt 
Th. Wolf (a. a. ©. 96 [1901]) folgende: 


P. (opaca X verna) X arenaria allen 3 Arten etwa gleichnahestehend, gross 
blüthig. 
P. (opaca X verna) X subarenaria mit schwacher Behaarung der P. arenaria. 
P. (superverna X opaca) X subarenaria, P. (superverna X opaca) X are- 
naria, P. (superverna X opaca) X superarenaria. E] 


189. X 193. P. rubens X Gaudini. 2|. Bisher mit Sicherheit 
aus Ostböhmen: Leitomischl bekannt; vielleicht auch in Nieder-Oester- 
reich und Tirol: S. Nicolo bei Trient (Murr). 

P. opaca X Gaudini 'Th. Wolf Pot. Stud. II. 52 (1903). Hierher 
wohl auch P. opaca X dubia Beck Fl. NÖ. 75 (1892). 


189. X 194. P. rubens X arenaria. 2. In der Tracht zwischen 
den Erzeugern stehend, meist mehr der P. rubens ähnlich, aber durch _ 
die Sternhaare zwischen der langen, dichten, abstehenden Behaarung 
an P. arenaria durch die Gestalt und Bezähnung der Blättchen, die 
kleinen dunkelgelben Blüthen und die zarten zurückgehogenen Blüthen- 
stiele an P. rubens erinnernd. 

Nach Th. Wolf sehr selten und meist vereinzelt. 

P. rubens X arenaria A. u. G. Syn. VI. 831 (1904). P. sub- 
acauli-opaca Lasch Linnaea IV. 427 (1829). P. opaca-cinerea Ritschl 
Progr. Fr. Wilh. Gymn. Posen. Ostern 1857. 2. P. arenaria X opaca 
Aschers.-Lackowitz Fl. Brand. 438 (1866). P. incana X opaca R. 
v. Uechtritz im Focke Pflanzenmischl. 129 (1881) vgl. Aschers. Fl. 
Prov. Brand. 195 (1860). P. cinerea X opaca auct. (P. subrübens 
Borb.) in Zimmeter Eur. Art. Pot. 21 (1884). P. arenaria X rubens 
Zimmeter a. a. ©. (1884). P. incana X rubens Poeverlein Denkschr. 


832 Rosaceae. 


KBG. Regensburg VII. N.F. I. 227 (1898). P. opaca X arenaria 
Th. Wolf Pot. Stud. I. 91 (1901). Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 
1903. XXV. 367. 


Eine P. superarenaria X opaca anscheinend bei Coswig unweit Dresden (Th. 
Wolf Pot. Stud. I. 89, 92 [1901]. — Kommt nach Th. Wolf (a. a. O.) drüsig 
(f. glandulosa) und drüsenlos (f. eglandulosa) vor. 


189. X 195. P. rubens X einerea. II. Dürfte nicht existiren, da P. rubens 
nicht im Verbreitungsgebiete der P, cinerea vorkommt; die in Herb, so bezeichneten 
Pflanzen gehören, soweit sie überhaupt Bastarde sind, zum vorhergehenden, 


190. x 193. P. patula X Gaudini. Y. Unterscheidet sich von 
patula, von der sie die Blattform und aufrechte Striegelbehaarung hat, 
besonders durch die an den Blättern sehr deutlich hervortretenden 
Zackenhaare, durch zahlreiche Stieldrüsen an Stengel und Blüthenstielen, 
durch etwas breitere Aussenkelchblättchen (länglich-linealisch, aber nicht 
schmal-linealisch und rinnenförmig) und schwach behaarten Innenkelch. 
Tracht der P. patula. | 

Kroatien: Agram (Vukotinovi@ nach Th. Wolf br.). 

P. patula X Gaudini Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 832 (1904). 


15. Tormentillae!) (Tormentilla [Tesrn. Inst. 298. L. Gen. 
pl. ed. 1. 147] ed. 5. 219 [1754] erw. und der Folgenden, 
auch nach Koch Syn. ed. 1. 220 als Gatt. erw. Focke Abh. 
N.V. Bremen X. 415 [1889] in Hallier-Wohlfarth Koch’s 
Syn. 819. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. 
I. 161 [1898]. Asxcliiflörae Lehmann Rev. Pot. 11, 174 ' 
[1856]. Zimmeter Eur. Art. Pot. 5 z. T.) 8. 8. 671. 


In Europa nur unsere Arten. 


Ueber den z, T. recht complieirten Aufbau der oberirdischen Achsen finden 
sich genauere Angaben in der trefflichen Arbeit von Murbeck (Bot. Not. 1890. 
193 ff.) Bei P. reptans beginnt der sympodiale Aufbau der Laubblätter tragenden 
Achsen schon nahe über dem Grunde der ausläuferartigen Blüthensprosse von der 
untersten, wie die folgenden relativ terminalen Blüthen an, während bei P, silvestris 
der Blüthenstand von dem grösstentheils monopodialen Laubstengel fast so scharf 
gesetzt ist wie bei den vorhergehenden Artengruppen ; P. procumbens und die 3 
Hibriden stehen zwischen diesen beiden extremen Fällen in der Mitte. Der Kürze 
wegen werden im Folgenden die oberirdischen Achsen ohne Rücksicht auf ihren 
mono- oder sympodischen Aufbau als „Stengel“ bezeichnet. 


? Uebersicht der Arten. 


A. Blätter sämmtlich 3zählig. Stengel aufsteigend, nicht wurzelnd. 
P. silvestris. 
B. Grundständige Blätter 5-, seltener 7 zählig. Stengel niederliegend, 
an den Knoten früher oder später wurzelnd. 


1) Zuerst in Glossen des 9. Jahrhunderts, von tormentum Kolik, wegen An- 
wendung der P. silwestris gegen Durchfall. 


7 IE METER EBENE 


Potentilla. 833 


I. Blüthen meist 4zählig. Blätter ausser den unteren 3zählig, die 
oberen sehr kurz gestielt. Stengel gabelig verzweigt. 
P. proeumbens. 


II. Blüthen meist 5zählig. Blätter fast alle 5zählig, alle gestielt. 
Stengel sich scheinbar nicht verzweigend, einfach. P. reptans. 


196. (49.) P. silvestris (Blutwurz, Tormentill, Armetill, Ruhr- 
wurz, Heideckern; niederl.: Meerwortel, Zevenblad; dän.: Tormentil; 
fr.: Tormentille; it.: Tormentilla; rum.: Selipeti, Serintitoare; böhm.: 
Nätrznik; russ.: Sasaskıks). 4. Grundachse aufrecht, holzig, dick, un- 
regelmässig verdickt. Stengel meist dünn, schlaff, aufrecht oder meist 
aufsteigend, meist 1,5—3 dm lang, oberwärts rispig verzweigt, 
kurzhaarig. Grundständige Blätter bei älteren Pflanzen zur Blüthe- 
zeit fast stets fehlend, wenn vorhanden, fast stets 3zählig, ziemlich 
lang und dünn gestielt, die stengelständigen meist sitzend, 
seltener gestielt, stets 3zählig mit grossen, blattartigen, unregel- 
mässig tief eingeschnittenen Nebenblättern. Blättchen 
sehr kurz gestielt, fast sitzend, an den grundständigen meist verkehrt- 
eiförmig, keilförmig-länglich, nach vorn grob eingeschnitten-gesägt, beider- 
seits besonders unterseits auf den Nerven angedrückt behaart, öfter ober- 
seits, seltener fast ganz kahl mit länglichen, seitlich meist abstehenden, 
oberwärts geraden stumpflichen oder spitzlichen, seltener spitzen Zähnen. 
Untere Blüthen meist entfernt, einzeln, die oberen genähert, alle, 
besonders die unteren auf ziemlich langen dünnen, die Länge der 
Blätter überragenden Stielen, ziemlich klein, meist nicht viel über 1 cm 
im Durchmesser oder weniger, meist 4zählig. Aussenkelchblätter 
länglich-eiförmie, stumpflich, meist länger als die breiteren, eiförmigen, 
gleichfalls locker kurzhaarigen Kelchblätter. Blumenblätter verkehrt- 
herzförmig, solang oder etwas länger als der Kelch, am Grunde dunkler 
gelb. Pollenkörner gleichmässig entwickelt. Früchtchen fast glatt. 

Auf Heidemooren, in Wäldern auf feuchtem Boden, auf Triften 
und Wiesen im ganzen Gebiete nicht selten, auch auf den Nordsee- 
inseln, in den Alpen bis 2000 m aufsteigend (Murbeck Bot. Not. 
1890. 198). Bl. Juni bis August, vereinzelt bis zum Frost. 

P. silvestris Necker Del. Gall-Belg. I. 222 (1768). Aschers. Fl. 
Brand. I. 193. A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 411. Tormentilla erecta 
L. Spec. pl. ed. 1. 500 (1753). Sturm Deutschl. Fl. Heft 34. Fl. Dan. 
IV t. 589. Fragaria, Tormentilla officinarum Crantz Stirp. Austr. 
ed. 1. II. 23 (1763). P. Tormentilla Necker Hist. Comm. Acad. Palat. 
I. 491 (1770) nach Murbeck a. a. OÖ. 196 und Lutz br. Schrank 
Bayer. Fl. II. 53 (1789). Sibth. Fl. Oxon. 162 (1794). Koch Syn. 
ed. 2. 240. Lehmann Monogr. Pot. 169. Rev. Pot. 176. Focke in 
Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 819. Nyman Consp. 227. Suppl. 111. 
Potentilla Tormentilla erecta Scop. Fl. Carn. ed. 2. I. 360 (1772). 
Tormentilla officindlis Curt. Fl. Lond. V. t. 35 (vor 1796). Sm. 
Engl. Fl. ed. 2. II. 428. Nyman Consp. 227. Torm. tuberösa Ren. 


Ascherson u. Graebner, Synogsis. VI. 53 


834 Rosaceae.: 


Fl. Dep. de l’Orne 148 (1804). P. tetrapetala') Hall. fil. in Ser. 
Mus. Helv. I. 51 (1818). Nyman Consp. 227. Potent. erecta Hampe 
Linnaea XI. 50 (1837). Dalla Torre Anleit. Beob. Best. Alpenpfl. 204 
(1882). Zimmeter Eur. Art. 5 (1884). Murbeck Bot. Not. 1890. 194 
nicht Wallroth, Uspenski und Anderer. Torm. parviflöra Wallr. Lin- 
naea XIV. 580 (1840)? Torm. adstringens Lindem. Bull. Soc. nat. 
Moscou XXIL 2. 480 (1850). Torm. recta Schur Enum. pl. Transs. 
188 (1866). | 

Sehr veränderlich, sowohl in der Gestalt der Blätter, als auch in der Tracht 
und der Grösse der Blüthen. Die einzelnen Formen haben bei den verschiedenen 
Schriftstellern eine sehr verschiedenartige Bewerthung gefunden, denn während die 
Mehrzahl von einigen als Standortsabänderungen aufgefasst worden ist, sind sie von 
anderen als „gute Arten“ abgetrennt worden. Wir haben uns nicht davon über- 
zeugen können, dass auch nur eine von den uns bekannten in den Verwandschafts- 
kreis der P. silvestris gehörigen Formen der Rang einer Art oder auch nur Unter- 
art zu erhalten verdiente. Trotzdem man wohl im Stande ist, eine Anzahl systematisch 
ziemlich selbständige und auch wohl monophyletisch entstandene Rassen zu unter- 
scheiden, ist die systematische Gliederung dadurch erschwert, dass sich kein Merkmal 
als einzelnes betrachtet, völlig eonstant erweist. Dadurch hat sich auch die Mehr- 
zahl der systematisch wenig geschulten Schriftsteller oft irreleiten lassen. Nur die 
immer constanten Merkmale kennzeichnen eine Rasse. Ausser unseren Rassen 
scheinen in Europa noch bemerkenswerth: C. Langei2) (A. u. G. Syn. VI. 834 
[1904]). Stengel sparrig verzweigt, Blättchen der grundständigen Blätter zur Blüthe- 
zeit vorhanden, breit verkehrt-eiförmig, oft fast verkehrt-dreieckig, mit 
rundlichen bis eiförmigen Zähnen, ziemlich stark behaart, die der stengel- 
ständigen Blätter schmal, verkehrt-lanzettlich mit länglichen Zähnen, alle 
am Grunde keilförmig, nur oberwärts, die unteren jederseits mit 3—4, die oberen 
mit 1—2 (bis 3) Zähnen. Blüthen klein. Aussenkelchblätter nur halb so lang und 
breit als die Kelehblätter. — Bisher nur bei Kopenhagen (Lange!) aber wohl auf 
den Strandwiesen der Ostsee im Gebiete zu erwarten. — D. Lusitänica3) (A.u. G. 
Syn. VI. 834 [1904]). Stengel lang, schlaff, sehr langhaarig. Stengelblätter 
kurz gestielt, mit tief eingeschnittenem linealischen, sichelförmig auswärts 
gebogenen Zähnen. Blüthen gross. Aussenkelchblätter fast so lang als die Kelch- 
blätter. — Nur in Portugal bei Coimbra (Moller Fl. Lus. exs. no. 961). — Unsere 
Formen gliedern sich in folgender Reihe: 


A. Stengelblätter sitzend, selten ein oder einige unterste gestielt; bei 

Schattenformen f. selvatıca (v. Uechtritz Herb.!) die Stiele sogar 

öfter ziemlich verlängert, dann aber die mittleren und oberen bereits 

sitzend, die Blattzähne stets schmal und spitzlich, nicht eiförmig, 

stumpf, die Aussenkelchblätter fast stets so lang oder wenig kürzer 

als die Kelchblätter. . 
eu-silvestris. — Die verbreitetste Rasse. — P. silvestris 

A. eu-silvestris A. u. G. Syn. VI. 834 (1904). 

I. Stengel niederliegend oder aufsteigend, selten über 2 dm hoch. 

a. Blätter unterseits nur an den Nerven angedrückt (nicht seidig) behaart, 

grün, oberseits wenig behaart, öfter ganz kahl. 

l. tfpiea. Stengel lang niederliegend oder aus kurz niederliegendem 
Grunde bogig aufsteigend, meist 1,5—3 dm lang, meist oberwärts ver- 
zweigt. Blätter meist nicht über 2 em lang, am Grunde ziemlich kurz 
keilförmig, bereits unter oder in der Mitte gesägt. Blüthe klein, nicht 

1) Von zezoa- vier- und z&r«Aov Blumenblatt. 
2) S. II. 1. S. 183 Fussn. 1. VI. S. 517 Fussn. 4. 
3) Lusitania Portugal. 


STE UIID TETR 


Potentilla. s5 


über 1 em im Durchmesser. — In den meisten Gebieten die häufigste 

Form. — P. silwestris «. typica Beck Fl. .N.Oesterr. 752 (1892) z. T. 

Th. Wolf Pot. Stud. I. 103. 

Hierher gehören die Unterabarten (bei denen sich öfter die Merk- 
male mehrerer combiniren): 

b. alpina (Tormentilla recta a) alpina Schur Enum. pl. Transs. 188 
[1866]. £. Tormentilla var. minor Sauter ÖBZ. XXXIX [1889] 210. 
F, erecta f. minor Zimmeter. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 10 [1889]. 
P. erecta f. pusilla Favr. Bull. S. Murith. XVI—-XVII. 3 [1890]. 
P. erecta f. depressa alpina Huter nach Siegfried Bot. Centralbl. 
LXII. 34 [1895] nur der Name. Pflanze niedrig; Stengel öfter nur 
2 cm meist nicht über 1 dm lang, meist nur wenige Blüthen tragend, 
oft an der Spitze (über den Blüthen) in einen Blattschopf endigend. 
— In den höheren Gebirgen auf Mooren und Triften, an trockenen 
Hängen, seltener. in der Ebene auf Heidemooren, auf Wegen ete. — 
So eigenartig diese Form aussieht, scheint sie uns keinen Anspruch 
auf eine höhere Bewerthung zu haben, denn von den häufigen hier- 
hergehörigen Zwergformen der Alpen, die in dem Berliner botanischen 
Garten eingeführt wurden, bewahrte keine ihre Tracht in der Cultur. 
Dazu kommt, ‘dass nicht unterscheidbare Pflanzen sich nicht selten 
auch in der Ebene an sehr nahrstoffarmen Orten, auf kurzgrasigen 
Wegen etc. finden. —- Dieser Form sehr nahe verwandt ist 

e. parvifiora (Tormentilla erecta ß. parviflora Opiz Seznam 98 [1852]. 
Tormentilla parviflora Wallr. Linnaea XIV. 580 [1840]? s. 8. 851. P. 
erecta var. mierantha1) Vocke nach Zimmeter Eur. Art. Pot. 5 [1884]. 
Vocke Mitt. Thür. BV. III. IV. 27 [1893]. P. sciaphila vieler Schrift- 
steller.) Der vorigen sehr ähnlich aber Blüthen kleiner, meist nicht 
über 6—7 mm im Durchmesser. — Bisher nur aus dem nördlicheren 
Gebiete gesehen. — Alles’ was wir aus dem Gebiete nördlich der Alpen 
unter dem Namen sciaphila sahen, stellte kleine schlaffe oder com - 
pacte Pflänzchen dieser Abart vor. Die Stielung der Blätter, die bei 
der Rasse sciaphila constant erscheint, ist sehr unbeständig und fast 
stets ganz undeutlich. — Zuweilen zugleich die Abart alpina. 

2. macrophüjlla2) (Paiche nach Siegfried B. Centr.bl. LXII [1895] 
33). Stengel meist kräftig. Blätter grösser bis weit über 3 cm 


lang. — So öfter auf buschigen Wiesenmooren und in Wäldern. 
3. parvifolia (A. u. G. Syn. VI. 835 [1904]). Blätter meist nicht 
über ”—S mm lang. — Selten fast nur in den höheren Gebirgen. » 


ß. patula (A. u. G. Syn. VI. 835 [1904]). Stengel kräftig, meist 
bereits unter der Mitte verzweigt, mit zahlreichen weit spreizen- 
den Aesten. — Auf kurzgrasigen Wiesen nicht selten. — Hierzu 
gehört meist 
SS macrope£iala3) (A. u. G. Syn. VI. 835 [1904]). Blüthen 

bis 1,5 em im Durchmesser. — Auf Wiesen. 

** integristipula (A. u. G. Syn. VI. 835 [1904]). Neben- 
blätter ganz, nur wenig gezähnt. — Selten, am häufigsten eine 
kräftige, grossblätterige Pflanze. 

”* fissistipula (A. u.G. Syn. VI. 835 [1904]). Nebenblätter 
fast fingerförmig eingeschnitten. — Häufiger. — Eine’extreme 
Form ist 

”** pinnatifida (P. Torm. 8. pimn. Säby Bot. Tidsskr. 3 
Raekke II. 268 [1878]. Lange Haandb. 4 Udg. 807 [1888]. 
Abromeit Fl. Ost- u. Westpreuss. 242, P. silvestris f. incisa 
Domin Sitzb. Böhm. Ges. Wiss. 1903. 40.) Blättehen tief 
hunderttheilig. — Selten. 


1) Von wıxgög klein und &vog Blüthe. 
2) Von mangös lang, gross und pdAAo» Blatt. 
3) Von uaxoog lang, gross und wer«Aov Blumenblatt. 


bar 


Rosaceae. 


Eine f. laxa (nur den Namen) erwähnt Formänek 
(ÖBZ. XXXIX [1889] 59). 

Es liessen sich noch mehr Formen unterscheiden, wenn man die 
Tracht, die Gestalt der Blättchen, die Blüthenfarbe (sehr unwahrschein- 
lich ist die Angabe einer weissblühenden Form s. Kemp ÖBZ. XXIII 
(1873) 347 ete. in Betracht zöge, aber diese Formen scheinen uns noch 
unbedeutender als die aufgeführten, die wir erwähnen zu müssen glaubten, 
als Ergänzung zu dem auch in anderen Werken, oft unverdient hoch, 
hervorgehobenen Unterabarten. — Kommt wie auch einige andere Ab- 
arten und Rassen mitunter mit 3zähligen (Nestler Monogr. 66), 5- 
zählign (Lehmann Rev. Pot. 177) oder 6zähligen Blüthen vor 
(Scheele Flora XX VI [1843] 1. 448. Lehmann a. a. O. Poeverlein 
Denkschr. KBG. Regensburg VII N.F. I. 173). — Ueber die Anatomie 
vgl. Orth Beitr. Kenntn, Gatt. Pot. Diss. Kiel 1893. 3. 

2. Neumayeriänal). Stengel kräftig, meist unverzweigt. Blättchen aus 
lang keilförmigem Grunde, länglich, an der Spitze 3 zähnig oder ober- 
wärts mehrzähnig. Aussenkelchblätter etwa 5 mm lang, so lang oder 
länger und fast so breit als die Kelchblätter. Blumenblätter oft drei- 
mal so lang als der Kelch. — Bisher nur in Niederösterreich. — P. 
silvestris 8. Neumayeriana Beck Fl. N.Oesterr. 752 (1892). P. Neu- 
mayeriana Tratt. Monogr. Ros. IV. 75 (1824). Neilr. Fl. NÖ. 909 (1859). 
Nyman Consp. 227. — Vielleicht eine Rasse? 

b. Blätter stark behaart, unterseits dicht, oft seidig glänzend, oberseits weniger, 
aber oft auch seidenglänzend behaart. 

1. Aussenkelchblätter so lang oder wenig kürzer als die Kelchblätter. 

a. Monace&nsis?2). Stengel niederliegend, seltener aufsteigend, dicht 
behaart, oft röthlich überlaufen, wenig verzweigt. Blättchen tief ge- 
theilt, öfter fast fiederspaltig mit ziemlich schmalen, stumpflichen oder 
spitzlichen Zähnen. Nebenblätter tief getheilt mit linealischen,, öfter 
an der Spitze wieder eingeschnittenen Zipfeln. Blüthen mittelgross. 
Aussenkelchblätter etwa so lang als die Kelchblätter. — Anscheinend 
ziemlich selten, wir sahen sie sowohl aus dem südlichen als aus dem 
nördlichen Deutschland und aus Frankreich. — P. silvestris var. 
monacensis Woerlein Ber. Bayer. BG. München III. 48 (1893). Poever- 
lein Denkschr. KBG., Regensb. VII N.F. I. 166 (1898). P. monacensis 
Zimmeter in Sydow u. Myl. Bot. Kal. 67 (1887). Poeverlein a. a. O. 
(1889). P. erecta f. monacensis Woerlein nach Zimmeter Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 9 (1898). — Trotz des schon von Woerlein angegebenen 
auffälligen Aussehens der Pflanze, welches hauptsächlich von der seidigen 
Behaarung herrührt, halten wir die Form nur für eine Abart des Typus, 
eine systematische Selbständigkeit scheint sie nicht zu besitzen. — 
Hierher gehört 
2. Daonensis3) (P. daonensis Evers Verh. ZBG. Wien XLVI [1896] 

56). Stengel aufsteigend. Blättchen am Rande zurückgebogen, ober- 
‘seits dunkelgrün, kahl,.unterseits blässer, auf den Nerven glänzend 
seidenhaarig. — Valle di Daone, felsige Ufer des Chiese (Evers). 
Bl. August. 

b. distendens. Der vorigen Abart meist ziemlich ähnlich, öfter weniger 
seidenglänzend. Stengel meist reich verzweigt, mit sparrig abstehenden 
Aesten,. Blättehen verkehrt-eiförmig. Blüthen gross, ziemlich kurz ge- 
stielt. Aussenkelchblätter zuletzt etwa so lang als die Kelchblätter. — 
Anscheinend verbreiteter als vorige Abart, vielleicht besser mit ihr zu 
vereinigen. Da sie in der Stärke der Behaarung einigermassen schwankt, 
bildet sie einen gewissen Uebergang zu sparrigen Formen des Typus. 


1) 78.717. 91,28: 256 @Blussn®l, 
2) Zuerst bei München (Monachium, Monacum) beobachtet. 
3) Im Valle di Daone im südwestlichsten Tirol beobachtet. 


Potentilla. 33% 


— P., silwestris A. I. b. 2. distendens A. u. G. Syn. VI. 836 (1904). 
P. divergens Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 169 
(1889) nicht Rehb. P. tormentilla var. divergens Focke in Hallier- 
Wohlfarth Koch’s Syn. I. 819 (1892) z. T.? — Eigenthümliche hier- 
hergehörige Formen, die. vielleicht eine eigene Rasse darstellen, finden 
sich besonders in den südlichen Alpen. 
2. Aussenkelchblätter viel kürzer als die Kelchblätter. 
Fleisehmänniil). Stengel sparrig verzweigt, aufrecht reich- 
blüthig. Blätter klein, mit tief eingeschnittenen Nebenblättern. Blätt- 
chen bis 2 em lang, scharfgezähnt, die oberen unterwärts dicht behaart, 
alle oberseits locker behaart. — Bisher nur in Krain bei Laibach 
(Fleischmann in Rechb. Fl. Germ. exs. no. 2247!) — P. silwestris A. 1. 
b. 2. Fleischmannü A. u. G. Syn. VI. 837 (1904). — Vielleicht eine Rasse. 
— Ist von Reichenbach (Herb. Leipzig) als seine P. divergens be- 
stimmt (Th. Wolf br.). 
II. Stengel starr aufrecht oder aufsteigend, oft über 3 dm hoch. 

a. strietissima. Stengel ziemlich steif aufrecht, oft (besonders unterwärts) 
röthlich überlaufen, meist zerstreut behaart, unverzweigt oder nur oberwärts 
verzweigt. Zweige aufrecht abstehend. Blätter an den Haupttrieben ziem- 
lieh gross, meist ziemlich zahlreich, bis über 3 cm lang. Blättchen läng- 
lich-verkehrt-eiförmig bis länglich-lanzettlich, mehr oder weniger behaart, 
meist nur oberwärts ziemlich tief gezähnt. Nebenblätter tief eingeschnitten. 
— Hauptsächlich in den Gebirgen verbreitet, aber auch in den Ebenen nicht 
fehlend. — P. silvestris II. a. strietissima Beck Ann. Wien. Hofmus. XI. 
51 (1896). P. strietissima Zimmeter Eur. Art. Pot. 5 (1884). Beitr. Kenntn. 
Gatt. Pot. 10. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N.F. 1.164 
(1898). Fl. Exs. Austr. Hung. no. 2836. Siegfried Exs. Pot. spont. cult. 
no. 11, 11a (letztere eine kleinere Form). P. tormentilla var. strietissima 
Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 820 (1892). Th. Wolf Pot. Stud. 
I. 105 (1901) II. 65. — Stellt sicher nur eine Abart dar. 


Nach Fiek und Schube (67. Jahresb. Schles. Ges. Vaterl. Cult. f. 1889 

163 [1890]) finden sich im Riesengebirge 2 abweichende Formen dieser Abart, 

eine mit breiten, ziemlich stumpf gezähnten Blättechen und eine andere mit 

etwas gestielten Blättehen. — Hierher gehört nach Domin (Sitzb. K. 

Böhm. G. Wiss. 1903. No. XXV. 40) nach Originalexemplaren auch als 

| Form Tormentilla alpina Opiz Böheims phan. u. krypt. Gew. 64 (1823). 
— Ausserdem sind erwähnenswerth: 

| 2, hirsüta (P. strietissima f. hirsuta Domin Sitzb. K. Böhm. G. Wiss, 

1903. XXV. 40). Pflanze dichter behaart. — Auf Bergen sehr zerstreut, 

| b. turfosa (P. strietissima f. turfosa Domin Sitzb. K. Böhm. G. Wiss. 

} 1903. 41). Stengel meist zahlreich aus der Grundachse, niedriger, 

Blätter kleiner, tiefer eingeschnitten. — Auf torfigen Wiesen. Böhmen. 

ö b. latiloba. Stengel aus niederliegendem Grunde aufsteigend, meist sehr 

S kräftig, mehr oder weniger reich, öfter ziemlich sparrig, meist aufrecht 

{ abstehend verzweigt. Blätter meist gross, oft dunkelgrün. Blüthen nicht 

gross, lang gestielt. Aussenkelchblätter oft länger als die Kelchblätter, 

beide meist abstehend behaart. — An grasigen Plätzen, auf Wiesen und 

| in Wäldern zerstreut, besonders in der Ebene. — P. silvestris A. II. b. 

latiloba A. u. G. Syn. VI. 837 (1904). P. Tormentilla 8. latiloba Ser. in 

' DC. Prodr. II. 574 (1825) (z. T.?). P. Tormentilla $. Ruprecht Fl. Ingrica 

d 314 (1860). P. Tormentilla $. eldtior Lehmann Rev. Pot. 177 (1356) 

(z. T.). — Seringe, sowohl als Ruprecht und Lehmann haben sicher 


1) Nach Andreas Fleischmann, * 1805 in der Nähe. von Laibach 7 5. Juni 

’ 1867 Laibach, Obergärtner des Botanischen Gartens daselbst, Verf. der sehr mangel- 

$ haften Uebersicht der Flora Krains. Laibach 1844. Vgl. P. Winter DBM. XV 
(1897) 297. 


838 Rosaceae, 


in erster Linie die. verbreiteten kräftigen Abänderungen der typischen Rasse 
unter ihren Namen verstanden, da sie sonst sicher andere Merkmale als 
den kräftigen Wuchs und die damit Hand in Hand gehende Blattgrösse 
aufgeführt hätten. — Eine Form mit sehr grossen Nebenblättern, die fast die 
Grösse der Blättchen erreichen, ist P.-Tormentilla elatior Tratt. Ros. Monogr. 
IV. 74 (1824). Hierzu gehört zumeist 


2, silvätica (v. Uechtritz Herb. s. S. 834). Unterste Stengelblätter gestielt, 
mittlere und obere aber wieder sitzend, nur vereinzelt an den kräftigsten 
Trieben auch einige mittlere noch ganz kurzgestielt. — Selten, besonders 
in Wäldern. 


(Verbreitung der Rasse: Wie die Art.) * 


B. Stengelblätter deutlich, „die unteren zuweilen lang gestielt (P. Tor- 
mentilla . petiolüta Van den Bosch Prodr. Fl. Bat. I. 78 [1850] 
ed. 2.529; 1902])...... 

I. Blätter sämmtlich kurz, auch die untersten nicht über 0,5 cm 
lang gestielt. Stengel nicht sehr verlängert oder wenn kräftig, 
aufsteigend, oder reich sparrig verzweigt. 

a. Stengel wenig oder nicht verzweigt, die Zweige aufrecht-abstehend. 
1. sciäphilal), Stengel niedrig, kurz, kaum über 1 dm lang, 
sehr zierlich, mehr oder weniger behaart, schlaff nieder- 
liegend. Blätter (oft sehr) kurz gestielt, mit breiten, 
an den oberen breit-lanzettlichen, ganzrandigen 
oder nur oberwärts einges schnittenen (selten 
einmal gespaltenen unteren) Nebenblättern. Blättchen ver- 
kehrt-eiförmig-lanzettlich, klein, mit nur wenigen (jederseits 1 
bis 2 [bis 3]) nicht tiefen Zähnen. Blüthen mit ziemlich 
langen, sehr dünnen Stielen, klein oder mittelgross. 
Aussenkelchblätter höchstens halb so lang und 
breit als die Kelchblätter. 

Anscheinend nur in Gebirgen des südlichen Gebietes. 
Typische Exemplare sahen wir nur aus den südlichen Alpen 
von der Schweiz bis Krain. Nach Zimmeter auch an 
andern Orten (vgl. Th. Wolf Pot. Stud. II. 65) und in 
Bosnien (Formänek nach Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. 
Pot. 5). Nach Th. Wolf auch in der Dresdener Heide (Pot. 
Stud. 1: 105). 

P. silvestris B. I. a. 1. sciaphila A. u. G. Syn. VI. 
838 (1904). P. sciaphila Zimmeter Eur. Art. Pot. 5 (1884). 
Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 10. Sauter ÖBZ. XXXIX (1889) 
210. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensb. VH. N. F. I. 172 
(1898) '.z. T. 

Eine ganze Reihe zierlicher, kleiner, niederliegender Formen vom 
Typus der Art werden vielfach ‚mit dieser Rasse identifieirt. Die Pflanze 
der Südalpen, wie der Italienischen Gebirge, die auch Siegfried in 
der Cultur völlig constant fand, scheinen eine Form von ziemlich grosser 


systematischer Selbständigkeit und Constanz der Merkmale zu sein. Diese 
auch von Zimmeter beschriebene Form hat unserer Meinung nach nichts 


1) Von oxıd Schatten und giAog -liebend. | 


Potentilla. 39 


mit den meist dazu gerechneten Zwergformen des Typus zu thun, die 
mitunter auch. eine ganz schwache Stielung der Blätter aufweisen. Zim- 
meter hat, sicherlich unter seinem reichen Material auch solche Formen 
aus Deutschland gesehen, gibt aber kein solches Vorkommen an, rechnet 
sie also auch nicht zu seiner P, sciaphila, die wir für eine südliche Rasse 
halten. In dem sehr reichen Material der P. silvestris fanden wir auch 
nicht ein einziges Exemplar von nördlicheren Standorten, welches wir trotz 
gewisser habitueller Eigenthümlichkeit dieser Rasse hätte zurechnen können. 

Durch die dünnen. langen Blüthenstiele, die ganzen Nebenblätter, die 

kleinen schmalen Aussenkelchblätter etc. (alles Merkmale, die wir an 

zugehörigen südlichen Exemplaren stets vereint fanden) konnten wir 
stets ihre Herkunft bestimmen. — Eine ihr ähnliche Form erwähnt 

Formänek OBZ. XXXIX (1889) 59. 

Hierzu gehört nach Brügger: 

b. Curi@nsisti), Stengel aufrecht, bis höchstens 7 cm hoch, armblüthig. 
Blätter 2—3 em lang, gestielt, mit meist ganzrandigen Nebenblättern. 
Blättchen klein. Blüthen bis 1 cm im Durchmesser. Aussenkelchblätter 
fast so lang als die Kelehblätter. — Nur im Oberrheinthal bei Chur: 
St. Luzi Haldee — P. silwestris B. I. a. 1. b. Ouriensis A. u. G. 
Syn. VI. 839 (1904). P, Tormentilla var. curiensis Brügger 29. Jahresb. 
N.G. Graub, 1884—85. 63 (1886). P. (Tormentilla) euriensis Brügger 
a. a. O. (1886). P. erecta var. curiensis Zimm. Beitr, 9 (1889). — 
Stellt vielleicht eine Rasse dar. Ausser durch den aufrechten Wuchs, 
durch die fast die Länge der Kelchblätter erreichenden Aussenkelch- 
blätter verschieden. 


(Verbreitung der Rasse: Italien! eine verwandte Rasse 
auch in Georgien [K. Koch!)). [*] 


2. Favräti?). Pflanze kräftiger. Stengel dicker als 

bei voriger, schlaff, aus niederliegendem Grunde aufsteigend, 
mehr oder weniger behaart. Blätter meist länger gestielt, 
mit meist sehr grossen, meist tief getheilten Neben- 
blättern. Blättchen bis 2,5 em lang, jederseits mit 2 
bis 3 bis 5 scharfen tiefen Zähnen, meist derb, mit keil- 
förmigem Grunde. Blüthen gross, bis über 1 cm im 
Durchmesser, meist bleicher als bei den übrigen Formen. 
Aussenkelchblätter viel kürzer und schmäler 
als die Kelchblätter. 

Bisher nur aus den Alpen bekannt: Rhönegletscher 
(Favrat nach Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 10) und in 
den Alleäuer Alpen (Sendtner nach Poeverlein Denkschr. 
KBG. Regensburg VII. N. F. I. 173 [1898]. Siegfried Ess. 
Pot. spont. eult. no. 15). 

P. sivestris B. 1. a. 2. Favrati A. u. G. ‚Syn. VI. 
839 (1904). P. Favrati Zimmeter in Sydow u. Mylius 
Botan. Kalend. 67 (1887). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 10. 
Poeverlein Denschr. KBG. Regensburg VII. N.F. I. 173 
(1898. 


Ob die uns vorliegende auch im Berliner Garten cultivirten cha- 
rakteristischen Pflanzen, mit der Favrat’schen identisch sind, erscheint 


1) Bei Chur (im Alterthum Curia Raetorum) gefunden. 
2) S. S. 316 Fussn. 2. 


Rosaceae. 


uns, da Th. Wolf (br.), der die Originale sah, sie für unbedeutende 
Abänderungen erklärt (vgl. Pot. Stud. II. 65), einigermassen zweifelhaft. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) [*] 


b. Stengel kräftig, ‘von unter der Mitte ab verzweigt mit sparrig 


abstehenden Aesten. 


divergens. Stengel etwas dieklich oder zierlich, schlaff, 
verlängert (oft fast ausläuferartig) niederliegend, bis über 3 dm 
lang, schwach behaart, zuletzt knickig hin- und hergebogen und 
reich sparrig verzweigt mit aufrechten oder aufstrebenden Aesten. 
Blätter ziemlich gross bis 3 em lang, sehr kurz, (2—3 mm) lang 
gestielt, mit grossen, meist nur vorn tief gesägten oder wenig 
getheilten, an den oberen meist ganzrandigen Nebenblättern. 
Blättchen dunkelgrün, derb, eiförmig bis länglich - verkehrt- 
eiförmig, grob gesägt, an den unteren und mittleren Stengel- 
blättern mit breit-eiförmigen, stumpflichen Zähnen. Blüthen 
ziemlich lang und dünn gestielt, klein. Aussenkelch- 
blätter fast so lang als die Kelchblätter, schwach 
behaart. 

In den Alpen zerstreut, von der Schweiz (Schinz und 
Keller Fl. Schw. 216) bis Tirol und Salzburg (Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 5) verbreitet. In Krain bei Laibach (Fleisch- 
mann in Rehb. Fl. Germ. exs. no. 2248!). In Siebenbürgen 
im Csiker Comitat (Zimmetera.a.O.). Im südlichen und öst- 
lichen Böhmen zerstreut (Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 
1902. 41. Th. Wolf ABZ. VI. 115 [1902]. Nach Poever- 
lein (a. a. O.) auch in Bayern in den Mittelgebirgen und der 
oberen Hochebene zerstreut. Wohl oft übersehen. 

P. sıilvestris B. I. b. divergens A. u. G. Syn. VI. 840 
(1904). P. Tormentilla ß. alpina Ser. in DC. Prodr. II. 574 
(1825)? Gaud. Fl. Helv. III. 382 (1828)? aber nicht Tor- 
mentilla alpına Opiz Böh. Gew. 64 (1823) s. S. 837. Tor- 
mentilla divergens Rehb. Fl. Germ. exs. 2248 (18 ). Tor- 
mentilla nodosa Schur Enum. pl. Transs. 188 (1866). Simonkai 
Enum. Fl. Transs. 222. Murbeck Bot. Not. 1890. 198. Nyman 
Consp. 227. P. divergens Nyman Consp. 227 (1878) nicht 
Poeverlein. P. dacica!) Zimmeter a. a. O. (1884). Poeverlein 
Denkschr. KBG. Regensburg VII. N, F. I. 171 (1898) aber 
nicht P. Tormentilla var. däcica‘) Borbäs nach Zimmeter Eur. 
Art. Pot. 5 (1884) nach Th. Wolf Pot. Stud. I. 104, 105). 


Wir können der Vermuthung Zimmeter’s, dass Reichenbach’s 
Tormentilla divergens mit seiner P. dacica identisch sei, nur zustimmen, 
denn die uns in mehreren Exemplaren vorliegenden Originalexemplare 
Reichenbach’s (seine no. 2248) stimmen völlig mit der Zimmeter- 
schen Beschreibung und den unter dem Namen P..dacica vorliegenden 
Exemplaren. Der Einwand Poeverlein’s (Denkschr. KBG. Regensburg 
VII N,.F.1.169 [1898]), dass P. dacica gestielte Blätter haben, Reichen- 


1) 8. II. 2. 1. 102 Fussn. 2. 


Potentilla. s4 


bach seine Pflanze ausdrücklich aber mit „foliis sessilibus“ angibt, trifft 
nicht zu, denn einige von Reichen bach’schen Originalpflanzen zeigen ganz 
deutlich die von Zimmeter genannten folia caulina brevissime petiolata. 
Die P. divergens Poeverlein’s mit sitzenden Blättern s. $. 837 ist 
sicher nur eine auch bei uns nicht seltene Abart des Typus, sie stimmt 
keinesfalls mit der Reichenbach’schen überein, die weder stark behaarten 
Stengel und Blätter noch grosse ziemlich kurz gestielte Blüthen besitzt. 
Mit dieser Rasse sind auch öfter robuste Schattenformen des Typus 
(vgl. 8. 838) vermengt worden, die gleichfalls öfter gestielten Blätter 
erhalten, diese sind aber ausser durch die Tracht ete. stets durch die 
schlanken nicht kurzen breit-eiförmigen Zähne der Blättchen zu unter- 
scheiden. Die Verbreitung ist daher näher festzustellen. In dem reichen 
Material des Berliner botanischen Museums fanden wir kein hierhergehöriges 
Exemplar von Fundorten ausserhalb der Alpen. 
Zu dieser Rasse gehört nach Poeverlein 
2. hirta. Blättchen breit, stark behaart. — Anscheinend selten. — P- 
silvestris B. I. b. 2. hirta A. u. G. Syn. VI. 841 (1904). P. Tormen. 
tilla var. hirta Holler 23. Ber. Nat. V. Augsburg 101 (1875). P. tor. 
mentilla var. pubescens Holler nach Woerlein DBM, II. 51 (1885)- 
Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 9 (1889). P. silvestris var. pubes- 
cens Woerlein Bayr. BG. Mnch. III. 48 (1893). Poeverlein Denkschr. 
KBG. Regensburg VII. 167 (1898). P. pubescens Poeverlein a. a, O. 
167 (1898). ; 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete) |Ix*I 


II. Untere Stengelblätter bis über 2 em, mittlere meist 3—4 mm 
lang gestielt. Stengel lang und schlaff niederliegend, fast aus- 
läuferartig. 

dyseritost). Stengel bis über 3 dm lang, etwas dicklich, 
schwach behaart. Blätter mit an den unteren eingeschnittenen, an 
den oberen lanzettlichen, ganzrandigen Nebenblättern. Blättchen 
aus keilförmigem Grunde verkehrt-eiförmig, bis länglich-verkehrt- 
eiförmig oder. lanzettlich, sehr gross, bis über 3 cm lang und bis 
1 cm breit, über der Mitte jederseits mit 3—5 scharfen, tief ein- 
geschnittenen Zähnen. Blüthen lang gestielt, klein oder mittel- 
gross, selten bis etwa 1,5 cm im Durchmesser messend. Aussen- 
kelchblätter fast so lang, nur schmäler als die Kelchblätter, Frücht- 
chen und Pollen durchaus fruchtbar. 

Bisher mit Sicherheit nur in den Alpen, nach Zimmeter 
(Eur. Art. Pot. 5) auch im Böhmerwalde, in Schlesien, in der 
Provinz Brandenburg und in Thüringen. Jedoch sind alle diese 
Fundorte mehr oder weniger zweifelhaft, da vielleicht zu P. sıl- 
vestris X prochmbens gehörig (vgl. Murbeck Bot. Not. 1890. 
197). Nach Poeverlein (a. a. O. 178) vielleicht auch in Bayern. 

P. silvestris B. II. dyseritos A. u. G. Syn. VI. 841 (1904). 
P. fallax Zimmeter Eur. Art. Pot. 5 (1884). „Moretti“ nach 
Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 178 (1898) 
nicht Rochel. P. Tormentilla var. fallax „Mor.“ nach Zimmeter 
a. a. O. (1884). 


Eine ebenso eigenthümliche als kritische Form, die besonders schwer 
von ‚Bastarden der Art mit /. procumbens zu unterscheiden ist und deshalb 


1) Öögxoırog schwer zu unterscheiden. 


842 Rosaceae, 


oft mit diesen verwechselt worden ist. Sie steht der vorigen Rasse augen- 
scheinlich nahe und ist vielleicht nur eine grössere schlaffere Abart derselben, 

Wie bereits Appel u. Callier (DBM. X [1892] 163) nachgewiesen 
haben, ist der Autorname „Mor.“ bei Zimmeter auf einen Lesefehler für 
„Marss.“ zurückzuführen. Uechtritz hielt die Pflanze für die Marsson- 
sche P. Tormentilla var. fallax, die bekanntlich zu P. silwestris X pro- 
cumbens gehört. Der Name fallax kann deshalb keinesfalls beibehalten 
werden zumal es schon eine ältere Rochel’sche Pflanze dieses Namens gibt 
und die Beibehaltung der aus einer unrichtigen Bestimmung. entstandenen 
Zimmeter’schen fallax stets zu Missverständnissen Veranlassung geben 
müsste, 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) =] 


Mischlinge. . 


„Zwischenformen“ zwischen verschiedenen Rassen gibt Poeverlein an. Da 
der genannte Schriftsteller indessen die Formenkreise nach bestimmten einzelnen 
Merkmalen abgrenzt und die Namen daher nicht auf die geographischen Rassen 
beschränkt, dürften diese „Uebergangsformen* nicht in allen Theilen Bastarde der 
Rassen sein, zumal nur in einzelnen Fällen die UVebergangsformen mit einer der 
betreffenden Rassen zusammen beobachtet sind. Poeverlein gibt folgende Ueber- 
gangsformen an: Zwischen P. silvestris eu-silvestris und divergens (zwischen P., 
strietissima und P. däeica Denkschr. KBG. VII. N. F. I. 170 [1898]; zwischen P. 
erecta und P. dacica a. a. O. 171), zwischen scidphila und divergens (zwischen P, 
daeica und P. sciaphila a. a. ©. S. 172). Vgl. indessen die Verbreitungsgebiete der 
Rasse und S. 179 P. fallax X silvestris. 


Off. Die Grundachse, Rhizoma Tormentillae, Tormentille (Souche), 
Tormentilla (radacinea) Ph. Beleg. Gall. Germ. Helv. Rom. 


Die Grundachse war in früherer Zeit als Arzneimittel hochgeschätzt und steht 
auch beim Volke noch immer in Ansehen; besonders wird sie zur Bereitung eines 
heilkräftigen Schnapses verwandt (Petzold DBM. VIII. 116 [1890] 116). 

(Verbreitung der Art: Fast ganz Europa, fehlt im Süden der 
Iberischen Halbinsel, in Sieilien und in Griechenland; gemässigtes 
Asien.) j * 


196. X 197. P. silvestris X procumbens s. S. 851. 
196. X 198. P. silvestris X replans s. 8. 852. 


197. (50.) P. proeumbens. 2}. Grundachse mehr oder weniger 
diek, aufrecht, oft ziemlich verlängerte Ausläufer treibend. Stengel 
verlängert, meist 1,5 bis über 5 dm lang, fast stets ausläuferartig 
niederliegend, seltener etwas aufsteigend, später an den Knoten wurzelnd, 
mehr oder weniger dicht zottig, oberwärts mehr oder weniger reich 
gabelig verzweigt, die Aeste meist aufrecht-abstehend. Grund- 
ständige Blätter langgestielt, meist 5zählig, Stengelblätter 3zählig, 
die unteren ziemlich, bis mehrere cm lang und dünn gestielt, 
die oberen sehr kurz gestielt mit ungetheilten oder 2—3 spal- 
tigen Nebenblättern, am Ende des Stengels fast gegenständig 
mit Blüthen in den Achseln. Blättchen kurz gestielt aus keilförmigem 
Grunde verkehrt-eiförmig, vorn eingeschnitten-gesägt, besonders unter- 
seits an den Nerven angedrückt behaart, oberseits oft mehr oder weniger 


Potentilla. 343 


verkahlend, mit lanzettlichen spitzen Zähnen. Blüthen einzeln, ihre Stiele 
meist ziemlich dünn, so lang: oder länger als die Blätter, meist vier- 
zählig, gross bis mittelgross, selten klein. Aussenkelchblätter meist 
ebenso lang, häufig länger und breiter als die Kelchblätter. Blumen- 
blätter verkehrt-herzförmig, länger (meist doppelt so lang) als die Kelch- 
blätter, am Grunde dunkler gefärbt. 

Meist in schattigen Wäldern, an feuchten Stellen, an Sumpfrändern, 
an Ufern, in Mooren. In Belgien, den Niederlanden und im nördlichen 
Deutschland zerstreut, nach Osten abnehmend, im nordwestdeutschen 
Flachlande ausser in Ostfriesland sehr selten, auf den Nordseeinseln 
vereinzelt (Buchenau Fl. Nordwestd. Tiefeb. 279). In Thüringen und 
Sachsen zerstreut, südl. bis Basel (Murbeck Bot. Not. 1890. 208), in 
Württemberg selten, in Bayern urwüchsig zuerst auf dem Heidenberg 
bei Schwabach (von Schwarz! entdeckt), dort im Keupergebiete ver- 
breitet (Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 177 
[1898]. In Böhmen stellenweise (Th. Wolf ABZ. VII. 116 [1902]. 
Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1892. 43). Mähren. Westliche 
Karpaten und in Siebenbürgen beı der Kerczesoaraer Glashütte (Fuss 
nach Murbeck a.a. O.). Alle südlicher angegebenen Fundorte gehören 
nicht hierher. Zimmeter gibt zwar (Eur. Art. Pot. t) die Art bei 
Winterthur an, doch ist auch diese Angabe irrthümlich, Schinz und 
Keller (Fl. Schw.) erwähnen sie gar nicht. Bl. Juni— August. 

P. procumbens Sibth. Fl. Oxon. 162 (1794). Koch Syn. ed. 2 
239. Flora XXIII (1840) 369. Lehmann Rev. Pot. 179. Aschers. 
Fl. Prov. Brand. I. 193. Siegfried Exs. Pot. spont. cult. no. 18—18e. 
Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 175 (1898). 
Nyman Consp. 226. Suppl. 111. Fl.. Dan. XI t. 1819. Sturm Deutschl. 
Fl. Heft 92 t. 2. Tormentella reptans L. Spee. pl. ed. 1.500 (1753). 


- Koch Syn. ed. 1, 220. Potentilla tormentilloödes Mayer Physik. Autfs. 


II t.1 fig. 2 (1785) nach Tausch Flora II (1819) 467. Nyman Consp. 
227 (Form mit 5zähligen Blüthen). P. sylvestris Renault Fl. Dep. de 
l’Orne 148 (1804) nicht Neck. P. galiciäna Schult. Cat. h. Crae. 
(von Schott in Besser Enum. Fl. Gal. I. 333 [1809]) mit P. tormen- 
tilloides nrig zu P. rubens gezogen, vgl. Hölzl ZBG. Wien XIII (1863) 
125. Abh. trotzdem ‚auch bei Nyman Consp. 226 dort erwähnt. P. 
nemorälis Nestl. Monogr. Pot. 65 (1816). Lehm. Monogr. 147. Nyman 
Consp. 227. P. Tormentilla &. nemoralis Ser. in DC. Prodr. II. 574 
(1825). P. erecta ß. nemoralis Hampe Linnaea XI. 50 (1837) vgl. 
Wallroth Linnaea XIV. 115 (1840). Tormentilla reptans a. u. Pf. 
Wallroth Linnaea XIV. 579 (1840). P. Tormentilla ß. procumbens 
Wenderoth Fl. Hass. 159. (1846). 


Macht in der Tracht den Eindruck eines Bastardes von P. silvestris mit P. 
reptans und wird auch häufig mit diesem verwechselt, Manche Schriftsteller halten 
die Pflanze auch für ursprünglich hibriden Ursprungs (Th. Wolf Pot. Stud. I. 110). 
Wir glauben aber mit Murbeck (Bot. Not. 1890. 206), dass P. procumbens 
sicher eine Art, nicht einen Bastard darstellt, schon da sie eine mit dem gemeinsam 
bewohnten Arnal der vermeintlichen Erzeuger nicht übereinstimmendes eigenes Wohn- 
gebiet besitzt. Die von Murbeck (a. a. OÖ. 233) nachgewiesene Fruchtbarkeit des 


844 Rosaceae, 


Pollens und der Früchtchen, gibt ihr absolut nicht den Platz unter den geschlecht- 
lich stark geschwächten Bastarden dieser Gruppe, was auch bei denen der übrigen 
Arten mit P. procumbens selbst der Fall ist. Auch das eigenartige Auftreten, oft 
auf grosse Strecken herrschend, weit entfernt von verwandten Arten und viel ge- 
selliger als diese, dazu das Vorkommen in Wäldern spricht nicht für einen Bastard. 

Von P. reptans auch durch die meist nicht an den Knoten rosettenartig ge- 
drängten Blätter, von P. silvestris durch die viel grösseren Blüthen, die gestielten 
Blätter, meist weniger getheilten Nebenblätter und die niederliegenden Stengel zu 
unterscheiden (vgl. indessen P. silvestris B). 


Viel weniger veränderlich als die verwandten Arten (eine auch nicht für einen 
Bastard sprechende Eigenthümlichkeit). Bemerkenswerth erscheinen nur 


B. Seem&niil). Stengel ziemlich kurz und dick, dicht beblättert. Blätter in der 
Jugend unterseits dicht seidig schimmernd behaart, auch die alten Blätter ober- 
seits mit glänzenden Haaren zerstreut. — So auf Strandwiesen an der Nordsee 
anscheinend zerstreut, zuerst auf Borkum von OÖ. von Seemen beachtet, — 
P. procumbens B. Seemeni A. u. G. Syn. VI. 844 (1904). — Vielleicht eine 


Rasse. 
II. ineisi-serräta. Blättchen grob und sehr tief eingeschnitten gesägt. — 
Bisher nur mehrfach im östlichen Ostpreussen. — P. procumbens b) ineiso- 


serrata Abromeit Fl. Ost- und Westpreuss. 242 (1898). 
b. parvifolia (A. u. G. Syn. VI. 844 [1904]). Blättehen sehr klein, nicht 
über 1,5 cm lang. — Selten. 
2. parviflora (Domin Sitzb. K. Böhm, Ges. Wiss. 1892. 43). Blüthen klein. 
— Nach Domin in den meisten Fällen eine „superprocumbens X Tormentilla*. 
(Frankreich; England; Dänemark, südliches Schweden; mittleres 
West-Russland; Gibraltar; Madeira.) * 


196. X 197. P. silvestris X. procumbens s. 8. 851. 
197. X 198. P. procumbens X reptans s. 8. 849. 


198. (51.) P. reptans (Fünffingerkraut; niederl.: Vivblad, Vijt- 
fingerkruid; dän.: Ferafingerurt; it.: Cinquefoglio, Centifoglio, Spilla- 
buco; pol. Pieeiornik; böhm.: Petiprstka; kroat.: Petolist, Petoparst, 
Petoparstica; litt.: Penkpirszezei; russ.: Ilarıumerkues, Moxna). >. 
Grundachse aufrecht, ziemlich dick. Stengel sehr verlängert, 
meist 3—6 dm lang und länger, zerstreut behaart, meist ohne, selten 
mit vereinzelten oder sehr selten (monstr.) mit zahlreichen Laubzweigen, 
meist früh an allen Knoten wurzelnd. Blätter sämmtlich fuss- 
förmig 5zählig (selten 6—7zählig), oberwärts mit vereinzelten 3- 
zähligen untermischt, alle gestielt mit ungetheilten oder 2—3 spaltigen 
Nebenblättern.  Blättehen aus keilförmigem Grunde verkehrt-eiförmig 
bis länglich-verkehrt-eiförmig, oberseits kahl oder sehr zerstreut kurz- 
haarig, unterseits mehr oder weniger dicht angedrückt- behaart, am 
Rande bewimpert, oberwärts grob gekerbt-gesägt. Blüthen einzeln, 
seltener zu 2, ansehnlich, bis über 2 (bis 3) em im Durchmesser, fast 
stets 5zählig, ihre Stiele so lang oder länger als die Blätter. 
Aussenkelchblätter eiförmig bis länglich-eiförmig, meist stumpf oder 
stumpflich, meist länger als die eiförmigen spitzen Kelchblätter. Blumen- 
blätter verkehrt-herzförmig, viel länger als die Kelchblätter. 


8. 1.8. 339 "Pussn.’ il: 


u nn A DL Ss = NUT 


Potentilla. S45 


Auf feuchten Wiesen, in Gebüschen, an Gräben und Ufern im 
ganzen Gebiete meist nicht selten, auch auf den Nordseeinseln!! (auf 
den Östfriesischen aber nur vereinzelt verschleppt [Buchenau ABZ. 
III (1897) 95]), in den Alpen bis 1675 m aufsteigend (Jaccard 89). 
Bl. Juni bis August, vereinzelt bis Herbst. 

P. reptans L. Spec. pl. ed. 1. 499 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
239. Lehmann Monogr. Pot. 154. Rev. Pot. 183. Krafan ÖBZ. XV 
(1865) 215. Zimmeter Eur. Art. Pot. 6. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 10. 
Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 179. Höck 
DBM. XVII (1899) 144. Nyman Consp. 226. Suppl. 111. Sturm 
Deutschl. Fl, XX. Heft 91 t. 12. Fl. Dan. VII t. MOLXIV. ' 

In der Tracht und Grösse ziemlich veränderlich. P. pinnatifida Presl Delie. 
Prag. I. 54 [1822]. Lehmann Rev. Pot. 178. Zimmeter Eur. Art. Pot. 6. Nyman 
Consp. 226 ist nach Murbeck (Bot. Not. 1890. 225) eine monströse Form. — Die 
Formen. des Gebietes gliedern sich in folgender Reihe: 

A. Blättchen oberseits kahl oder nur mit sehr zerstreuten kurzen 
Haaren bedeckt, jedenfalls oberseits nicht dicht grauhaarig. 


I. Aussenkelchblätter stumpf oder stumpflich, selten mit kurzer Spitze. 
a. Blättchen mit breiten stumpflichen Zähnen. | 
typica. Stengel meist ziemlich derb. Blätter gross oder 
klein. Blüthen meist gross. 
Die bei weitem häufigste Rasse. 
P. reptans var. typica Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 
1905. No. XXV. 41 (nur der Name). 


Fast in allen Theilen veränderlich. Von ihren Abarten und Unter- 
abarten gilt das bei P. silvestris gesagte, dass nur ganz genaue Prüfung 
aller Theile der vorliegenden Pflanzen die Zugehörigkeit der betreffenden 
Form zu einer Abart des Typus oder zu einer pflanzengeographischen Rasse 
sicher erkennen lässt. Wenn wir also eine alpine oder südliche Rasse be- 
sitzen, die neben anderen Merkmalen etwa durch kleine Blätter ausgezeichnet 
ist, so dürfen kleinblätterige Formen der Ebene oder niederer Gebirge 
nicht mit dieser identifieirt oder als „Uebergang“ zu ihr bezeichnet werden, 
wenn auch nicht die übrigen Eigenheiten der Rasse ausgeprägt sind. Bei 
so veränderlichen Gruppen, wie es viele Formenkreise von Potentilla sind, 
kann es nicht Wunder nehmen, wenn bei der Variabilität fast aller Organe 
nach allen Richtungen hin, sich immer hie und da Merkmale finden, die 
für andere Rassen oder verwandte Arten charakteristisch sind, ohne dass 
dabei auch nur eine Spur wirklich verwandtschaftlicher Beziehungen da- 
durch angedeutet wäre; im Gegentheil, das rein zufällige Wiederauftreten 
bestimmter Merkmale bei formenreichen Gruppen ist eine ganz allgemeine 


. Regel. Nur dann, wenn wir uns bemühen streng die geographischen Rassen 


mit eigener Verbreitung, von den zufälligen Abänderungen und den Stand- 
ortsformen zu scheiden ist zu hoffen, dass allmählich eine wirklich natür- 
liche Darstellung der polymorphen Gruppen erzielt wird. 

Zu dieser Rasse gehören: 
1. -Blättehen 2 bis über 3 em lang. 


a. Blättehen oberseits kahl oder sehr spärlich, unterseits etwas dichter 
behaart. 


1, Blätter fast alle 5zählig, nur die kleinen Blätter in den Blatt- 
büscheln mit nur 3 Blättchen. 


@. Stengel alle lang niederliegend, 


846 


Rosaceae. 


$. vulgäris. Pflanze mittelkräftig. Stengel verlängert, meist un- 
verzweigt, keine oder wenige seitliche Ausläufer treibend, diese 
wenn vorhanden, aus den bereits angewurzelten Rosetten ent- - 
springend. — Die bei weitem häufigste Form. — P. reptans 
A.I. a. 1.a. 1. a. $ vulgaris A. u. G. Syn. VI. 846 (1904). 
—- Aendert ab mit grösseren und kleineren Blüthen. Selten 
sind Formen mit gefüllten Blüthen (vgl. Poeverlein Denkschr. 
KBG. Regensburg 180 [1898]), halb gefüllte dagegen nach Th. 
Wolf (br.) ziemlich häufig. Die Zähnelung der Blättchen ist 
gleichfalls bei dieser Abart verschieden, sodass sich nach der 
Grösse und Zahl, Gleichmässigkeit oder Ungleichmässigkeit der 
Zähne einige Unterabarten unterscheiden liessen. — Die Thei- 
lung der Blätter unterliegt gleichfalls gewissen Schwankungen. 
Die typischen Exemplare wenigstens des nördlichen Gebietes 
haben stets deutlich fussförmige Blätter, die beiden seitlichen 
Blättchen jederseits besitzen ein gemeinsames Stielchen, bei 
kleineren Formen etc. ist das Vorhandensein dieses gemein- 
samen Stielchens oft mehr oder weniger verwischt und die 
Blätter werden dadurch handförmig 5 zählig. In einigen Gebieten 
scheinen solche tiefer getheilten Formen häufiger zu sein, da 
von vielen Schriftstellern das Vorhandensein fussförmig ge- 
theilter Blätter bei den einzelnen Formen stets ausdrücklich 
hervorgehoben wird. — Durch die Blüthenfarbe ist ausgezeichnet 
** aurantiaca (Knaf in Celakovsky Prodr. Fl. Böhm, III. 626 
[1872]. P. reptans var. typica f. aurantiaca Domin Sitzb. 
K. Böhm. Ges. Wiss, 1903. XXV. 42). Blüthen orangefarbig. 
— Bisher nur in Böhmen bei Komotau (Knaf). 
Durch geringe Grösse ist ausgezeichnet: 
+r minor (Sauter ÖBZ. XXXIX [1889] 210. Zimmet. Beitr. 
10 [1889]). Pflanze niedrig. Blattstiele kürzer oder wenig 
länger als die Blätter. Blättchen beiderseits behaart. Blüthen 
kleiner. — Mitteltirol. — Ob vielleicht eine der Rasse Hohen- 
ackeri nahestehende Form? Nach Th. Wolf (Pot. Stud. II. 
66) nur eine unbedeutende Abänderung. Vgl. 8. 847, 
8$ ramösa. Pflanze sehr kräftig. Stengel sehr verlängert, ver- 
zweigt, die gleichfalls ausläuferartigen Nebenzweige aus den 
Achseln der Stengelblätter entspringend. — Selten. — P. reptans 
ß. ramosa Uechtr. in Fiek Fl. Schles. 135 (1881). Murbeck Bot. 
Not. 1890. 222. P. reptans var. ramostssima Uechtritz Herb.! 
Stellt vielleicht nur eine durch Ueberfütterung entstandene 
Monstrosität dar. Gehört nicht zu P. procümbens X reptans. 
ß. Stengel zum Theil aufsteigend. 
ascendens. Stengel oberwärts etwas dicht beblättert, selb- 
ständig bis über 2 dm aufgerichtet. — So an trockneren Orten 
zwischen Gräsern und Stauden selten. — P. reptans var. ascen- 
dens Buddensieg in Schönheit Fl. Thür. 139 (1850). — Hierzu 
gehört: P. reptans f. suberecta Beckhaus 8. Jahresb. Westph. 
Prov. Ver. (1879) 198 (1880). f. recta Penzig in Bizzozero Att. 
Ist. Venet. XVI (1883). erecta Celakovsky Prodr. Fl. Böhm, IV. 
892 (1881) z. T. Domin Sitzber,. K. Böhm. Ges.. Wiss. 1903. 
XXV.42. Stengel bis 3 dm hoch, ziemlich starr aufrecht. Stengel 
roth überlaufen. Blüthenstiele aufrecht. Kelchblätter dicht behaart. 
— Ist nach Th. Wolf br. nur eine Standortsform, die in der 
Cultur sofort in den Typus überging. 
2. Blätter zum Theil 3 zählig. 
subpedäta. Untere Blätter langgestielt, normal fussförmig, 
özählig, stets mit grossen, wenig oder nicht in der Grösse ver- 
schiedenen 3zähligen untermischt, selten die Stengelblätter über- 
wiegend 3 zählig. — Selten. — P. reptans y. subpedata Lehmann 


Potentilla. 87 


Pugill. IX. 71 (1849) Rev. Pot, 183. P. subpedata K. Koch Lin- 
naea X VI. 349 (1841) Zimm. P. reptans var. podophjlia1) Murr DBM. 
XVIII (1900) 168. —.Ob die Koch’sche Pflanze einer östlichen 
Rasse angehört oder wie die Exemplare des Gebietes nur eine Ab- 
art darstellt, müssen bei dem schlechten Originalmaterial spätere Unter- 
suchungen lehren. Der Namen subpedata ist, wie Th. Wolf (Pot. 
Stud. I. 109) mit Recht bemerkt, wenig passend, da fast alle Blätter 
der Art, ausser den 3zähligen etwas fussförmig sind; diese auf- 
fälligen stark fussförmigen Formen verdienen darum doch Erwähnung. 
b. Blättchen oberseits zerstreut, unterseits dicht seidenhaarig. 
mollis. — Selten, aber wohl oft übersehen. Schlesien; Böhmen 
(Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 1903. XXV. 41). Budapest; im 
Bot. Garten (Borbäs). In der Schweiz bei Winterthur (Zimm. Beitr. 
10)? und bei Martigny (Fiek u. Pax a. a. O.). — P. reptans var. 
«nollis Borbäs Fl. Budap. 162 (1879). Th. Wolf Pot. Stud. II. 66. 
P. reptans var. pubescens Fiek und Pax 66. Jahresb. Schles. Ges. 
vaterl. Cultur f. 1888. 174 (1889). Vgl. #. lanata S. 865, mit welcher 
Zimmeter (Eur. Art. 6, Beitr. 10) diese Form mit Unrecht vereinigt. 
Hierzu gehört: 
ß. hirsüta (P. reptans y. hirsuta Opiz nach Domin Sitzb. K. Böhm. 
Ges. Wiss. 1903. XXV. 42. P, reptans var. pubescens f. hirsuta 
Domin a. a. O. [1903]). Pflanze rauhhaarig. 
2. Blättchen oft nicht über S mm, höchstens 1,5 cm lang. 
microphylla?). Stengel meist zierlich, meist roth gefärbt, meist 
locker beblättert. Blättchen meist zierlich, breit-verkehrt-eiförmig, oft 
fast dreieckig, ganz stumpf, sehr gleichmässig gesägt, öfter (besonders 
im Süden) stärker behaart. — An trockneren Orten, in Gebirgen, auf 
Mooren zerstreut. — P. reptans 8. microphylla Tratt. Ros. Monogr. IV. 
80 (1824). Lehmann Rev. Pot. 183. P. reptans $. minor Ser. in DC. 
Prodr. II. 574 (1825). P. mierophylla Zimmeter Eur. Art. Pot. 6 (1884). 
Beck Ann. K. K. Naturh. Hofmus. Wien II. 116 (1887). Sauter ÖBZ. 
XXXIX (1889) 210? Siegfried Ber. Schw. B. G. II. 108 (1892). Poever- 
lein Denkschr. KBG. VII N. F. I. 180. Domin Sitzb. K. Böhm. Ges. Wiss. 
1902. 42 nicht Don. Nyman Consp. Suppl. 111. — Diese Form bedarf 
weiteren Studiums, es sind sicher unter ihr mehrere Abarten zu unter- 
scheiden, in den südlichen Alpen, Süd-Ungarn ete. scheint eine Ab- 
änderung vorzukommen, die z. B. durch die sehr breiten Aussenkelch- 
und Kelchblätter ausgezeichnet erscheint und die sich vielleicht später 
als besondere Rasse herausstell. Auch gewisse Formen der Alpen 
machen einen eigenartigen Eindruck, lassen sich aber aus Mangel an 
Vergleichsmaterial nicht sicher fixiren (vgl. S. 846). — Hierzu gehört: 
b. glabra (Koch Syn. ed. 2. 239 [1843]). Blättchen oberseits kahl. 
Eine Monstrosität mit 7 zähligen Blättern ist P. reptans 6. ano- 
mala Lehm. Pugill. IX. 71 (1849). Schinz u. Keller Fl. Schw. 246. 
P. reptans 6. anomala a. Lehmann Rev. Pot. 183 (1856). P. ano- 
mala Ledeb. Fl. Ross. II. 53 (1844). Zimmeter Eur. Art. Pot. 6. 
Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 10. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensb. 
VII N.F.I. 181 (1898). — Vgl. Th. Wolf Pot. Stud. I. 109 besonders 
Pflanzen fetten Bodens, meist auch sehr grosse Aussenkelchblätter. 


(Verbreitung der Rasse: Wie die Art.) * 
b. Blätter meist tief eingeschnitten gesägt, mit schlanken spitzen 
Zähnen. 


1. sessilis. Pflanze meist ziemlich kräftig. Blätter meist ziemlich lang 
gestielt. Blättehen schmal, meist lanzettlich, mit keilförmigem 


1) Von zods Fuss und pöAAor» Blatt. 
2) Von wınoög klein und pöAlon» Blatt. 


848 


Rosaceae. 


Grunde, mit grossen, tiefen Zähnen bis fast fiederspaltig. Blüthen 
meist langgestielt. Aussenkelchblätter meist etwa so lang als 
die Kelchblätter. — Selten. Wir sahen die Pflanze aus dem süd- 
östlichen Gebiete und aus dem mittleren Russland mehrfach. Leh- 
mann gibt dieselbe aus Böhmen an und Poeverlein beschreibt (a. 
a. ©. 180) eine entsprechende Form aus Bayern: Regensburg, — P. 
reptans A. I. b. 1. sessilis A. u. G. Syn. VI. 847 (1904). P. sessilis 
Schmidt in May. Samml. phys. Aufs. I. 197 (1785). Tratt. Ros. Monogr, 
IV. 79. Zimmeter Eur. Art, Pot. 6. P. reptans ß. Pohl Tent. Fl. Boh. 
II. 184, P. reptans e. subpinmatifida Lehmann Pugill. IX. 71 (1849). 
Rev. Pot. 154. — Wir wagen vorläufig noch nicht diese Pflanze als 
Rasse aufzustellen, denn so charakteristisch die uns vorliegenden Pflanzen 
des östlichen Europa auch erscheinen, lässt die wechselnde Zähnung der 
Blättchen bei dieser Art keine sichere Scheidung zu. Auch beziehen 
sich die vorhandenen Namen augenscheinlich auf alle Formen mit tief 
eingeschnittenen Blättern. — Wichtiger erscheint 


2. Bläviil). Pflanze kräftige Stengel, sehr ‚stark verlängert. 
Blätter ziemlich gross, lang gestielt. Blättchen länglich-ver- 
kehrt-eiförmig, grob und gleichmässig scharf gesägt. 
Blüthen sehr gross. Aussenkelchblätter eiförmig-läng- 
lich, sehr gross und breit, etwa um die Hälfte länger 
als die Kelchblätter. 

Bisher nur in Bosnien bei Sarajevo (Blau!). 
P, reptans A. I. b. 2. Blavir A. u. G. Syn. VI. 848 
(1904). “es 

Eine sehr charakteristische Pflanze, die nieht mit Formen mit 

grossen öfter fast verlaubten Aussenkelchblättern, wie wir sie beispiels- 

weise aus dem südlichen Deutschland und Oesterreich häufiger sahen, 


verwechselt werden darf. Die scharfen Zähne der Blättehen machen 
sie leicht kenntlich und auffällig. 


(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) EI 


II. Aussenkelchblätter scharf zugespitzt. 


Hohenackeri?). Pflanze sehr zierlich. Stengel sehr dünn, 
schlaff. Blättchen klein, aus keilförmigem Grunde verkehrt- 
eiförmig, nur oberwärts mit 3eckigen scharfen Zähnen. 
Blüthen mit ziemlich langem, dünnem, fast fadenförmigem 
Stiele, klein. Aussenkelchblätter etwa so lang als die Kelch- 
blätter. 

In den Alpen: Bisher nur aus der Schweiz vorliegend (Hohen- 
acker Arzn. u. Handelspfl. no. 4231). In den Berliner botanischen 


1)48.:1%. 1. 8.1.8:.257 Fussn. 1: 
2) Nach Rudolf Friedrich Hohenacker, * 1798 Zürich 7 14. Nov. 1574 


Kirchheim u. T., bis 1837 ev. Pfarrer in Helenendorf (Transkaukasien), um die 
dortige Flora verdient (Enum. pl. in territorio Elisabethopolensi et in provineia 
Karabach spont. erese. Bull. Soc. Nat. Moscou 1833. Enum. pl. in itin. per prov. 
Talysch collect. a. a. ©. 1838). H. wohnte von 1841 an in Esslingen, von 1856 in 
Kirchheim, übernahm nach der Auflösung des Württembergischen Reisevereins (s. 
II. 1. $. 242 Fussn. 1 und S. 726) dessen Bestände und gab zahlreiche käufliche 
Sammlungen meist ausländischer getrockneter Pflanzen heraus. Fischer und 
Meyer (Ind. sem. h. Petrop. II. 38 [1835]) benannten nach ihm die bemerkens- 
werthe Orientalisch - Spanisch - Algerische Umbelliferen - Gattung Hohenackeria 8. 


B 


uchinger] BZ. XXXII. 829. 


EIER 


We 


Potentilla, 849 


Gärten aus den westlichen Alpen ohne genaue Herkunftsangabe 
eingeführt. 
P. reptans A. II. Hohenackerı A. u. G. Syn. VI. 848 
(1904). 
Eine ausserordentlich zierliche Pflanze, durch die kleinen Blüthen sehr 
auffällig. Blieb im Garten constant, 
(Verbreitung der Rasse: Bisher nur im Gebiete.) [#1 


B. Blättchen beiderseits dicht graufilzig. ur 


lanäta. Pflanze meist ziemlich kräftig. Stengel oft dunkelroth über- 
laufen, dicht filzig behaart. Blätter mit dicht behaarten Stielen. Blättchen 
mittelgross bis gross, seltener klein, mit meist ziemlich zahlreichen Säge- 
zähnen, meist stumpf, Blüthen ziemlich gross. Aussenkelchblätter spitz oder 
spitzlich, dieht behaart, meist etwa so lang oder länger als die ebenso be- 
haarten spitzen Kelchblätter. 

Diese bisher mehrmals in Spanien, in Italien und Sieilien (Todaro Fl. 
Sie. exs. no. 769) gesammelte Rasse ist bisher nicht aus Mitteleuropa bekannt. 
Die Angaben beziehen sich auf mollis (S. 847). 

P. reptans 8. lanata Lange Medd, Nat. For. Kiebenh. 2. Aart. VII. 146 
[341] (1866). Willk. u. Lange Prodr. Fl. Hisp. III. 230. P, lanata Zimm, 
Eur. Art, 6 (1884) nicht 


Diese Art war früher (jetzt nur noch in Ph. Hisp.) als Herba Quinquefolü 
offieinell. 


(Verbreitung der Art: Fast ganz Europa, ausser dem nördlichsten; 
Nord-Africa; Abessinien [Azoren?]; Vorder-Asien! nördliches Asien; 
[Nord-America selten eingeschleppt (Rydberg Bull. Torr. Bot. Club. 
XXIV [1897])]; Bolivia [Bang! nach Th. Wolf br. wohl ein- 
geschleppt]; Australien ; Neuseeland.) * 


Ueber die wohl hierher gehörige P. Indica s. S. 661. 


148. X 198. P. Indica X reptans s. S. 661. 
196. X 198. P. silvestris X reptans s. S. 852. 
197. X 198. P. procumbens X reptans s. unten. 


Bastarde. 
B. III. b. (15 B). 


197. x 198. P. procumbens X reptans. 9%. Grundachse auf- 
recht. Stengel 2—15 dm lang, niederliegend, meist früh fast wie 
P. reptans wurzelnd, fast stets, wenigstens oberwärts verzweigt. Grund- 
ständige Blätter zum grössten Theile (nach Murbeck 75°/o) 
5zählig, wenige 4- und auch 3zählig, langgestielt, Stengel- 
blätter 3—5zählig, unterhalb einer Blüthe meist das unterste 3, die 
oberen 4- oder überwiegend 5zählig, mit lanzettlichen bis eiförmigen, 
oft 2—3spaltigen Nebenblättern. Blättehen breiter oder schmäler ver- 


- kehrt-eiförmig, im oberen ?/s meist. grob gesägt. Blüthen ziemlich 


gross, zum grössten Theile 5- oder 4zählig, oft zu gleichen Theilen 
gemischt. Aussenkelchblätter meist etwa so lang, selten länger als die 
Kelchblätter. Blumenblätter meist gross. Pollen und Früchtchen 
meist fehlschlagend (vgl. Murbeck Bot. Not. 1890. 235). 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 54 


850 Rosaceae. 


Mit den Erzeugern nur im nördlichen Gebiete sehr zerstreut, mit 
Sicherheit in Schlesien! Brandenburg!! und Schleswig-Holstein, woher sie 
Murbeck (Bot. Not. 1890. 223) sah. Auf der Nordseeinsel Borkum 
(v. Seemen! ABZ. III 44 [1895] vgl. dagegen Buchenau ABZ. 
III [1895] und v. Seemen ABZ. IV. 114). Sicher auch in Mecklen- 
burg und Pommern (Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 10). In 
West- und Östpreussen zerstreut (Abromeit Fl. Ost- und Westpreuss. 
247!). In Posen mehrfach aus dem Kreise COzarnikau (Straehler 
DBM. IX [1891] 184) angegeben. In Böhmen mehrfach (Domin 
Sitzb. Böhm. Ges. 1903 No. XXV. 44). Sachsen zerstreut (Th. Wolf 
Pot. Stud. I. 117). Die übrigen Angaben sind nachzuprüfen, da der 
Bastard sehr häufig mit Formen der P. procumbens und P. reptans 
verwechselt worden ist (vgl. Murbeck a. a. OÖ. Prantl Exefl. 50. 
Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N.F. I. 179 [1898)). 
Bl. Juni bis Herbst. 

P. procumbenti— reptans G. F. W. Mey. Fl. Han. exc. 178 (1849). 
Keller Bot. Centralbl. XL. 278 (1889). Murbeck Bot. Not. 1890. 216. 
P. mixta Nolte in Koch Syn. ed. 2. 239 (1843). Lehmann Ind. sem. 
Hort. Hamb. 1849. Add. 11. Rev. Pot. 206. Rchb. Fl. Germ. exs. 
(nicht exe.!) no. 1743. Winkler DBM. I. (1883) 17. Zimmeter Eur. 
Art. Pot. 6. Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 10. Hausskn. Ber” DBG. VI 
S. OXX. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. N.F. I. 179 
(1898). Nyman Consp. 226. Suppl. 111. P. procumbens ß. mixta 
Breb. Fl. Norm. (18 ). Marsson Fl. Neuvorp. Rüg. 160 (1869). 
Hartm. Handb. Skand. Fl. 11. Uppl. 290 (1879). 


Beim ersten Anblick möchte man diesen Bastard für eine kleine P. reptans 
mit kleineren z. T. 4zähligen Blüthen halten. (Diese finden sich bei P. reptans 
[wie auch bei /. anserina u. a.] wie oben 8. bemerkt, einzeln nicht selten, 
umgekehrt 5zählig bei P. procumbens), doch erinnern die Behaarung, die Form der 
Blättchen, sowie besonders der oberwärts ästige (oft mit gegenständigen Zweigen 
versehene!) Stengel am P. procumbens. Die Früchte und Pollenkörner bilden sich 
sehr schlecht (nur wenige °/o) aus und dadurch sind alle Exemplare des Bastardes 
von etwa ähnlichen Formen der Erzeuger mit Sicherheit zu unterscheiden (vgl. 
Murbeck Bot. Not. 1890. 218, 235). — Wie Abromeit (a. a. O. 247) nach 
Beobachtungen im Königsberger botanischen Garten bemerkt, wurzeln die Stengel 
leichter und schneller an als bei P. procumbens. — Vgl. auch P. procumbens. 

Ziemlich veränderlich, es finden sich sowohl Formen, die der P. procumbens 
als solche, die der P. reptans näher stehen, letztere besitzen mehr 5zählige Blätter 
mit derberen kürzeren Blättchen als die intermediäre (vgl. Abromeit Fl. Ost- u. 
Westpreuss. 247) oder gar die reicher verzweigte zu P. procumbens neigende Form. 


(Frankreich; England; Dänemark; Schweden; Russland) * 


197. X (197. x 198.) P. proeumbens X (procumbens X reptans). 9|. 
Diese Combination gibt Figert (DBM. XVI. 3 [1898]) als mixta X procumbens an. 
Liegnitz: früher bei Hummel und Panten, jetzt durch Anlage der Rieselfelder ver- 
schwunden. — Nach Th. Wolf (Pot. Stud. I. 115 ff.) wohl nur eine Form der 
P. procumbens. 


198. X (197. X 198.) P. reptans X (procumbens X reptans). |. 
Von Figert (a. a. ©. [1898]) von derselben Stelle (früher) als mixta X reptans 


angegeben, — Nach Th. Wolf (Pot. Stud. I. 118) wohl zu P. procumbens X reptans 
gehörig. 


Potentilla. 851 


B: IH. b. (15.) 


196. X 197. P. silvestris X procumbens. 2. Grundachse auf- 
recht, öfter unregelmässig verdickt. Stengel niederliegend oder auf- 
steigend, meist 1—7 dm lang, oberwärts meist reich verzweigt 
mit meist vorwärts gerichteten, etwas verlängerten, seltener abstehenden, 
oberwärts stets mit gegenständigen Aesten. Grundständige Blätter 
zumeist 5zählig, weniger 3—4zählig, lang gestielt, Stengelblätter 
ziemlich kurz, die unteren meist 0,5 —1,5b cm, die oberen nur 2 bis 
3 mm lang, gestielt, meist (die oberen stets) 3-, die unteren öfter 
einzeln 4- oder 5zählie. Blättehen verkehrt-eiförmig bis lanzettlich- 
verkehrt-eiförmig, scharf gesägt, die seitlichen meist nur mit 3—5, 
seltener bis 6 Zähnen jederseits. Nebenblätter eiförmig-lanzettlich, 
ganz oder meist mehr oder weniger tief 2—3theilig. Blüthen 
fast stets 4zählig, nur wenige 5zählig, mittelgross bis klein, meist 
1—1,7 cm im Durchmesser. Aussenkelchblätter halb so lang oder zu- 
letzt öfter so lang als die Kelchblätter. Pollen und Früchtehen 
zumeist fehlschlagend. 

Mit den Erzeugern im norddeutschen Flachlande und in Schlesien 
sehr zerstreut, auch auf den Nordseeinseln Norderney (Murbeck Bot. 
Not. 1890. 204) und Borkum (v. Seemen ABZ. IV. 115 [1898]); 
Holland. In Belgien mit Sicherheit nur bei Antwerpen (v. Heurck nach 
Murbeck a. a. O.). In Mitteldeutschland selten, nur Kgr. Sachsen häufig, 
in Thüringen bei Jena, Ilmenau, Dittersdorf und bei Waldeck (Hauss- 
knecht Mitth. BV. Ges. Thür. VII. 28). In Bayern nur im Keuper- 
gebiet sehr selten (Schwarz nach Poeverlein Denkschr. KBG. Regens- 
burg VII. N.F. I. 174 [1898j). In Böhmen sehr zerstreut (Murbeck 
a. a. O.). In Siebenbürgen bei der Kerezesoaraer Glashütte (Fuss nach 
Murbeck a. a. O.). Wohl oft übersehen. Bl. Juni bis Herbst. 

. P. sivestris X procumbens A. u. G. Syn. VI. 851 (1904). 
Tormentilla reptans Fl. Dan. VII. t. 1217 (1799) nicht L. Torment. 
recta ß. procumbens Wahlenb. Fl. Suec. I. 327 (1824)? Torm. 
parviflora Wallroth Linnaea XIV. 580 (1840)? Pot. Tormentilla «. 
b. Lehmann Rev. Pot. 177 (1856). Torment. montana Schur Enum. 
Fl. Transs. 188 (1866) Nyman Consp. 227 nach der Beschreibung (!). 
Murbeck Bot. Not. 1890. 200. P. Tormentilla ß. fallax Marss. Fl. 
Neuvorp. Rüg. 159 (1869). Fiek Fl. Schles. 135 (1881) letztere wenigstens 
2. T. vgl. Murbeck Bot. Not. 1890. 201. Pot. procumbens X. silvestris 
Warnstorf Verh. BV. Brand. XVIII. 69 (1876). A. u. G. Fl. Nordost. 
Flachl. 411. P. suberecta Zimmeter Eur. Art. Pot. 5 (1884). Beitr. 
Kenntn. Gatt. Pot. 10. P. confüsa E. H. L. Krause in Prahl Krit. 
Fl. II. 89 (1889). P. erecta X procumbens Zimmeter a. a. O. (1884). 
Murbeck Bot. Not. 1890. 198. P. procumbens X. tormentilla Focke 
in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 820 (1892). P. Tormentilla X 
‚procumbens Th. Wolf Pot. Stud. I. 115 (1901). Domin Sitzb. K. Böhm. 
Ges. Wiss. 1903. XXV. 43. 

"Wächst oft in grosser Menge mit den Erzeugern, wie bereits Focke bemerkt, 
öfter zahlreicher als P. silvestris. — Findet sich gleichfalls in sehr verschiedener, 

54* / 


852 Rosaceae. 


bald Sun einen, bald dem andern der Erzeuger näher stehend. Vgl. auch P, pro- 
cumbens 2, - parviflora S. 844, 

Ausser der zwischen beiden Erzeugern die Mitte haltenden Form, die er als 
 F. Tormentilla X procumbens bezeichnet, unterscheidet Th. Wolf nach 


B. P. supertormentilla X procumbens (Th. Wolf Pot. Stud. I. 116 [1901]. Domin 
Sitzb. K. Böhm, Ges. Wiss. 1902. 43). In der Tracht der P. silvestris näher 
stehend. Vgl. auch P. silvestris dyseritos S. 841. — Zerstreut. 


RE, superprocumbens X Tormentilla (vgl. P. fallax Mor. S. 841). (Th. Wolf 
Pot. Stud. I. 116 [1901]. Domin a. a. O. 43.) In der Tracht der P, procumbens 
ähnlicher. — Zerstreut. 

(Frankreich [vgl. auch Callier ABZ. I. (1895) 43]; England; 
Dänemark; Skandinavische Halbinsel; Russland.) * 


B. IH. b. (15.) 


196. X 198. P. silvestris X reptans. 2. Grundachse auf- 
recht, meist cylindrisch. Stengel verlängert, meist 2 dm bis über 1 m 
lang, kriechend, oft an den Knoten wurzelnd, oberwärts mehr 
oder weniger stark, meist nicht sehr reich verzweigt mit vor- 
wärts gerichteten Aesten. Grundständige Blätter meist 5-, 
wenige 3—4zählig, die Stengelblätter öfter oberwärts alle 3- 
zählig, meist aber zum grossen Theil 5zählig mit ziemlich grossen, 
meist eiförmig-lanzettlichen, meist ungetheilten oder mit 
einzelnen tiefen seitlichen Einschnitten versehenen 
Nebenblättern. Blättchen schmaler oder breiter verkehrt-eiförmig 
bis fast lanzettlich, denen von P. procumbens oft ähnlich aber meist 
kahler und grösser. Blüthen meist ziemlich gross, meist 1,4—2 cm 
in Durchmesser, zum grössten Theile 5zählig oder 4- und 5- 
zählig, etwa zu gleichen Theilen gemischt. Aussenkelch- 
blätter meist kürzer, seltener länger als die Kelchblätter. Pollen und 
Früchtcehen zumeist fehlschlagend, sehr oft keines von beiden 
sich entwickelnd. | 

Mit den Erzeugern besonders an feuchten Waldstellen, an den 
Rändern von Mooren etc. ziemlich selten, doch verbreitet im südlicheren 
Gebiete besonders in den Alpen anscheinend viel häufiger (Murbeck 
Bot. Not. 1890. 215). Wohl oft übersehen. Bl. Juni bis Herbst. 

P. silvestris X reptans A. u. G. Syn. VI. 852 (1904). P. 
It@lica Lehmann Delect. sem. hort. Hamb. 1849 Add. 11. Pug. IX 
nov. mar. cogn. 20 (1851). Rev. Pot. 179. Murbeck Bot. Not. 1890. 
210, 215. Nyman Consp. 227. P. mixta Michalet Hist. nat. Jur. 148 
(1864). Rapin Guide bot. Vaud 183 (1862) nicht Nolte. P. procumbens 
a. mixta u. ß. nemoralis Grenier Fl. Chaine Jur. 211 (1865). P. ad- 
scendens Gremli Beitr. Fl. Schw. 68 (1870) Nyman Consp. Suppl. 111 
nicht Waldst. u. Kit. und anderer. P. Gremlii!) Zimmeter Eur. Art. 
Pot. 6 (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 10. Beck Ann. K.K. Naturh. 
Hofmus. II. 116 [134]. Poeverlein Denkschr. KBG. Regensburg VII. 


1) S. S. 102 Fussn. 2. 


ER Er 


Potentilla, 853 


N.F. I. 177 (1898). P. reptans X erecta Zimmeter Eur. Art. Pot. 6 
(1884). P. erecta X reptans Murbeck Bot. Not. 1890. 208. P. reptans 
x tormentilla Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 820 (1892), 


Oft der P. procumbens sehr ähnlich und deshalb auch häufiger mit ihr ver- 
wechselt, mit Sicherheit aber an dem meist völlig fehlschlagenden Pollen und dem 
stets nur spärlich entwickelten Früchtchen zu unterscheiden. 


In der Tracht ziemlich veränderlich; es finden sich sowohl Formen, die der 
P. reptans als solche die der P. silvestris näher stehen. Die letzteren unterscheidet 
Focke (in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 821 [1892]) als: 


B. per-silvestris (per-tormentilla Focke a. a. O. [1892]. P. suwpertormentilla 
X reptans Th. Wolf Pot. Stud. I. 114 [1901]). In der Tracht einer kräftigen 
P. silvestris ähnlich, aber verschieden durch die gestielten unteren Stengel- 
blätter, die oft ungetheilten, meist tief eingeschnittenen Nebenblätter und 
erheblich grossen Blüthen. 

Die der P. reptans nahestehende Formen (A. per-reptans [P. super- 
reptans X tormentilla Th. Wolf Pot. Stud. I. 114 (1901)]) sind durch den 
lang niederliegenden Stengel ausgezeichnet. 

Siegfried erwähnt (Ber. Schweiz. BG. I. 103 [1892]) zwei Formen 
dieses Bastardes II. aprica und die Schattenform III umbrosa aus der 
Schweiz. Vgl. auch Ber. Schweiz. BG. III. 129 und Bot. Centralbl. LXII. 34. 


Dieser Bastard zeigt wie auch die vorhergehenden die grosse Veränder- 
lichkeit der Hibriden polymorpher Gruppen, denn neben der fast allem öfter 
beobachteten Bastarden zukommenden Eigenthümlichkeit, dass die Merkmale 
der Erzeuger sich in den verschiedenen Individuen in verschiedener Weise 
combiniren und daher in der Tracht bald dem einen, bald dem anderen ähn- 
liche oder ganz intermediäre Formen entstehen, können wir an zahlreicheren 
Exemplaren des Bastardes noch die in den Formenkreis der erzeugenden Arten 
fallenden zahlreichen Variationen aller einzelner Organe beobachten. Die von 
Poeverlein (Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F, 178 [1898]) gewünschte 
Gliederung dieser Bastarde je nach der Einwirkung der einen oder der anderen 
Abart der erzeugenden Art, können wir nur insofern als nützlich anerkennen, 
als dabei geographische Rassen (also petites especes) berücksichtigt werden. Es 
ist bekannt, dass gerade Pflanzen hibriden Ursprungs sehr oft Merkmale an- 
nehmen, die zwar meist auch bei Formen der Erzeuger vorkommen, die aber 
den erzeugenden Individuen völlig gefehlt haben. Es sind daher a priori 
sämmtliche Abänderungen der Arten auch in ihren Hibriden zu erwarten und 
das Auftreten eines bestimmten Merkmals bietet keine Berechtigung, die Ein- 
wirkung einer durch dasselbe Merkmal ausgezeichneten Form des Erzeugers an- 
zunehmen, — Eine so vorzügliche Darstellung der Bastarde dieser Gruppe wie 
sie Murbeck (Bot. Not. 1890. 193 ff.) gegeben hat, in der er alle ihm zu 
Gesicht gekommenen Abänderungen aufführt und beschreibt, die Procentzahlen 
der Häufigkeit des Auftretens des einen und des anderen Merkmals genau an- 
gibt, scheint uns völlig erschöpfend zu sein, da sie eine klare und einwandfreie 
Uebersicht über die Formenkreise und die sich immer wiederholenden Com- 
binationen verschiedener Merkmale darbietet. Eine Gliederung dieser Bastarde 
in Formen, die wieder mit der Bildung neuer Namen verbunden wäre, scheint 
uns bei der ohnehin schon oft sinnverwirrenden Nomenelatur bei Potentilla 
weder zweckmässig noch natürlich. 


(Frankreich; Britische Inseln; Dänemark; Skandinavische Halb- 
insel; Russland ; Italien.) " 


IV. Leptostylae (Th. Wolf in A. u. G. Syn. VI. 671 [1904)). 
16. Anserinae (|Lehmann Rev. Pot. 188 (1856). Th. Wolf 
Pot. Stud. II. 63 [1902]. Azzlliflörae Zimmeter Eur. Art. 


" Rosaceae, 


es) 
Ei 
m 


Pot. 5 [1884] z. T. COhenopotentilla‘) Focke. Naturw. V. 
Bremen X. 415 [1889] in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 
821. A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 410. Poeverlein Denkschr. 
KBG. Regensb. VII. N. F. I. 157 (1898). Argentina Lam. 
Fl. Franc. III. 118 [1778] z. T. Rydberg Monogr. N. Am. 
Pot, 719 [1898] als 'Gatt.): "8: 8.’ 671. 

In Europa nur unsere Art. 


Die ausläuferartig gestreckten Stengel dieser Art zeigen denselben 
sympodialen Aufbau wie P. reptans (s. S. 332). 


199. (52.) P. anserina. (Hundsribbe, Gänserich, Gänsefingerkraut, 
Silberblatt, Silberkraut, Grensing; niederl.: Zilverkruid, Blik, Reinevaar; 
franz.: Argentine; it.: Argentina, Pi® di gallo; poln.: Srebrnik, Gezie 
ziele; wend.: Rozowe zele; böhm.: Stribrmik; serb.: Crema; russ.: 
Cepe6peHHuKB, Mom; litt.: L£zuwelei.) 2}. Ausläufer meist sehr 
verlängert, meist 1,5 bis über 5 dm lang, kriechend, an den Knoten 
wurzelnd, abstehend .oder anliegend "weichhaarie. Blätter an den 
Grundrosetten ziemlich gross, bis etwa 2 dm lang, selten noch länger, 
meist 13— 21 zählig, unterbrochen gefiedert, an den Ausläufern öfter 
die unteren, selten alle, etwa ebenso gross, meist schnell an Grösse ab- 
nehmend, an den oberen oft nur auf die (an den unteren) trocken- 
häutigen, gelbbraunen bis braunen, (an den oberen) scheidenartigen 
vielspaltigen Nebenblätter beschränkt. Blättchen elliptisch 
bis länglich-verkehrt-eiförmig, bis zum Grunde scharf und tief ein- 
geschnitten bis fiederspaltig gesägt, oberseits kahl oder behaart, unter- 
seits mehr oder weniger dicht seidenhaarig-filzig, meist weiss- 
schimmernd, nach dem Grunde des Blattes an Grösse immermehr ab- 
nehmend. Blüthen einzeln (selten zu 2) an den Knoten der Stengeln 
ansehnlich, langgestielt, ihre Stiele meist länger als die Blätter. Aussen- 
kelchblätter meist 3- seltener mehrspaltig, seidig behaart, so lang oder 
länger als die eiförmigen, spitzlichen, öfter auch getheilten Kelchblätter. 
Blumenblätter oval, nicht ausgerandet, meist etwa doppelt so lang als 
die Kelchblätter: 

Auf Grasplätzen, Wiesen, an Wegrändern, auf Angern im ganzen 
Gebiete häufig, auch auf den Nordseeinseln sehr verbreitet (Buchenau 
Fl. Nordwestd. Tiefeb. 280) in den Alpen bis 2000 m aufsteigend (Jac- 
card 89). Bl. Mai bis Juli, vereinzelt bis zum Frost. 

P. anserina L. Spec. pl. ed. 1. 495 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
236. Lehmann Monogr. Pot. 71. Rev. Pot. 188. Zimmeter Eur. Art. 6. 
Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. 821. Poeverlein Denkschr. 
KBG. Regensburg VII. N.F. 157 (1898). Wolf Pot. Stud. I. 97 II. 
63. Nyman Consp. 223. Sturm Deutschl. Fl. IL Heft 4. Argentina 
vulgaris Lam. Fl. Frang. III. 119 (1778). Dactylophylium Anserina 
Spenn. Fl. Frib. III. 1084 (1829). Argentina Anserina Rydb. Monogr. 
N.Amer. Pot. 19 (1898). 


1) Von xy» Gans, der Name bezieht sich wie anserina, auf das Vorkommen 
auf Gänseweiden. 


als 


Man a En Sp 2 Sa Be ne = a a nn 


Potentilla. S55 


Einigermassen veränderlich, ausser unseren Formen findet sich nach Zim- 
meter vielleicht in Spitzbergen noch €, Egedii!) (Torr. u. Gray Fl. N,Amer. I. 
444 [1840]. P. Eyedü Wormsk. Fl. Dan. IX t. MDLXXVIIL [1818]. Argentina Eygedii 
Rydberg a. a. ©. [1898]). Unsere Formen gliedern sich in folgender Reihe: 


A. argentina. Pflanze mässig stark behaart. Haare der Stengel und Blattstiele 
keinen zusammenhängenden Filz bildend. Blättehen meist wagerecht oder 
fast wagerecht abstehend, ziemlich breit, mit ziemlich breiten, oft stumpflichen 
Zähnen, oberseits dünn behaart, seltener ganz kahl, daher oberseits 
stets grün. Aussenkelch- und Kelchblätter anliegend kurz- 
haarig. 

Die bei weitem verbreitetste Form. 

P. anserina A. argentina A. u. G. Syn. VI. 855 (1904). P. Argentina 
Huds. Fl. Angl. ed. 1. I. 195 (1762). Gilib. Fl. Lith. V. 254 (1782). P. 
Anserina «. vulgaris Hayne Arzueig. IV. 31 (1816). P, Anserina a. communis 
Lehmann Ind. Sem. hort. bot. Hamb. 1850. Add. 10. Rev. Pot. 188 z. T. 

I. Blüthen einzeln an den Stengelknoten. 
a. Blätter meist weit über 5 em lang. (P. Anserina major Schrank Bayer. 

Fl. II. 46 [1789]. Poeverlein a. a. ©. 157.) 

1. discolor. Blätter oberseits grün, unterseits weiss bis grauweiss. — Die 
häufigste Form. — P. Anserina «. discolor Wallr. Sched. erit. I. 236 
(1822). Lehmann Rev. Pot. 188. P, Anserina «&. comminis Turez. Bull, 
Soc. nat. Moscou XVI. 623 (1843). P. Anserina b) bicolor Schur Enum. 
pl. Transs. 189 (1866). 

Hierher gehören: 
b. grandis (Lehm, Fl. Dan. t. MMMXXI [1883]) sehr grossblättrig. 
Blätter langgestielt mit etwas entfernten Blättchen, 
ce. longissima (Schur Enum, pl. Transs. 189 [1866]). Ausläufer sehr 


verlängert. Blätter sehr gross und lang. — Selten, 
d. tenella (Lange Haandb. 3 Udg. 398 [1864]. Fl. Dan. t. MMMXX 
[1883]). Blätter und Blättehen schmal und dünn. — So am Strande 


der Nordsee auf den Inseln Röm und Föhr (J. Schmidt DBM. 

XVII [1899] 26). 

2. inei’sa (Th. Wolf nach Domin Sitzb. Böhm. G. Wiss, 1903. 39). 
Blättchen sehr tief eingeschnitten., fast fiederspaltig. Nebenblätter 
fiedertheilig. Aussenkelchblätter zerschlitzt, meist stärker behaart. 

3. stenodonta?2) (Borbäs bei Murr DBM. XVI [1898] 62). Blätt- 
chen kleiner, eng und sehr scharf gesägt, unterseits ziemlich spärlich 
behaart. — Selten. 

Durch die lebhaft rothgelbe Blüthenfarbe ist ausgezeichnet 
. aurantiaca (Zimmeter bei Siegfried Ber. Schweiz. BG. III. 
129 [1893]). Bisher nur in der Schweiz bei Winterthur, an kiesigen 
Orten. 

2. nuda. Blätter beiderseits spärlich behaart oder oberseits fast ganz kahl, 
— Ziemlich selten. — P. Anserina y. nuda Gaud. Fl. Helv. III. 405 
(1828). Beck Fl. Nied.Oesterr. 752. P. Anserina y. viridis Koch Syn. 
ed. 1. 213 (1835) ed. 2. 236. Lehmann Rev. Pot. 189. P. Anserina 
y. glabrata Sond. Fl. Hamb. 290 (1851) z. T. P., viridis Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 6 (1884) nicht Fritsch. 

b. Blätter höchstens bis 5 em lang, meist kürzer. 
minor. Pflanze niedrig. Ausläufer dünn, meist sehr verlängert. 

Blätter meist nur wenig-, seltener bis 13zählig, — Selten, in der Ebene 

auf trockneren Sandboden und im Gebirge an Felsen, auch auf den Nord- 


1) Nach dem Entdecker Hans Egede, * 1686 + 1758 Stubbekebing (Falster), 
1721—1736 als Missionar in Grönland, um dessen Erforschung und Besiedlung er 
die grössten Verdienste hatte (OÖstenfeld br.). 

2) Von orevög schmal und ööov’sg Zahn, 


856 Rosaceae. 


seeinseln (v. Seemen!). — P. Anserina minor Schrank Bayer. Fl. II. 
46 (1789). Poeverlein Denkschr. KBG. Regensb. VII. N.F. I. 157 (1898). 
P. anserinä f. mierophjlia Uechtritz Herb. — In der Tracht der arktisch- 
amerikanischen Rasse D. @roenläandica (Hook. in Parry’s 3. Voy. App. 


125 [1824]. Torr. u. Gray Fl. N.America I. 444 [1840]) sehr ähnlich. 


— Ob die von Schrank beschriebene Pflanze eine von der der Ebene 
verschiedene Alpenform darstellt, ist aus Mangel an Exemplaren nicht zu 


entscheiden. — Hierher gehört: 

2. lacinidta (A. u. G. Syn. VI. 856 [1904]). Blättchen sehr tief ein- 
geschnitten, fast fiederspaltig. — So bisher in Tirol ara Ritten und in 
den Pyrenäen. — Vielleicht von grösserer Selbstständigkeit. 


b. minima (Petermann Herb. Th. Wolf Pot. Stud. I. 98 [1901]). Pflanze 
sehr klein. — Leipzig zwischen Kötschlitz und Dölkau. 
II. Blüthen zu 2, seiten zu mehreren an einem gemeinsamen Stiele. 

geminiflora (P, anserina ß. geminiflora Nestl. Monogr. 35 [1816]. 
Koch Syn. ed. 2. 236. Lehmann Rev. Pot. 189. Th. Wolf Pot. Stud. I, 95 
U. 64. P. Anserina biflora Tratt. Ros. Monogr. IV. 12 [1824]. Beck Fl. 
N.Oesterr. 752. P. geminiflora Zimmeter Eur. Art, 6 [1884]). — Meist zur 
Abart discolor gehörig, aber auch an anderen Formen. Wohl nur eine 
gelegentliche Missbildung (Th. Wolf br.). 

Findet sich mitunter mit 4- oder selten mit Gzähligen Blüthen (vgl. 
Scheele Flora XXVI [1843] 1. 445. Lehmann Rey. Pot. 189). — Dass 
weissblühende Formen vorkommen sollen, hat bereits Lehmann als wenig 
wahrscheinlich nachgewiesen. 

B. sericea. Pflanze stark behaart. Stengel und Blattstiele dicht behaart, in 
der Jugend weiss, Blättehen meist nach vorn gerichtet, schmaler als bein 
Typus, mit schmalen spitzen Zähnen, beiderseits weiss-seidig-behaart. 
Oberster Theil der Blüthenstiele, sowie die Aussenkelch- und Kelch- 
blätter, die meist schmaler als beim Typus sind, lang weiss-zottig- 
behaart. 

Zerstreut, anscheinend vorzugsweise im östlichen Gebiete im norddeutschen 
Flachlande sicher noch bis zur Elbe westwärts, im mittel- und süddeutschen 
Berglande wohl nirgends fehlend. Die Verbreitung ist näher festzustellen. 

P. Anserina ß. sericea Hayne Arzuneigew. IV. 31 (1816). Koch Syn. 
ed. 1. 213 (1835) ed. 2. 236. Ledeb. Fl. Ross. II. 44. P, Anserina y. con- 
color Wallr. Sched. erit. I. 236 (1822). Lehmann Rev. Pot. 189. P. Anserina 
ß. holosericea Gaud. Fl. Helv. III. 405 (1828). P. anserina a. argentea Neilr. 
Fl. Nied. Oesterr. 908 (1859). P. Anserina a. unicolor Schur Enum. pl. 
Transs. 189 (1866). P. sericea Zimmeter Eur. Art. Pot. 6 (1884). Beitr. 10 
nieht L. IP. concolor Zimmeter in Sydow Bot. Kal. 66 (1887). Poeverlein 
Denkschr. KBG. Regensburg VII. N. F. I. 158 (1898). 


Ob diese Form wie Zimmeter (Beitr. 10) meint, eine grössere syste- 
matische Selbstständigkeit besitzt als die übrigen oben erwähnten Formen der 
Art lassen wir unentschieden, sie als Art zu betrachten ist trotz ihrer (in 
typischer Ausbildung) ausserordentlich eharakteristischen Traeht, ganz unmöglich. 
Eine Standortsform, wie viele wollen ist sie keinesfalls, denn wie bereits Poever- 
lein (a. a. ©. 159) bemerkt, kommt sie (auch im norddeutschen Flachlande !!) 
auf mässig feuchtem,, luftreichem Boden, sowohl in Mooren als an trockenen 
Hängen vor. Vgl. auch Th. Wolf Pot. Stud. I 98. Rohlena ABZ. VII. 
115. Domin Sitzb. Böhm. G. Wiss. 1903. 39. 


Ueber die Anatomie vgl. E. Orth Beitr. Anat. Pot. Diss. Kiel 1893. 
26 ff. Die Constanz der Form zeigt sich sowohl durch ihr Vorkommen (auch 
an Stellen an denen ein Verdunstungsschutz, wie an troeknen Orten, in sauren 
luftarmen Mooren etc. nicht nöthig ist) in den verschiedensten Vegetations- 
formationen als bei den Culturen in Gärten. 


Off. das Kraut, Argentine Ph. Gall. (unter denselben Namen 
auch das von P. argentea. aus S. 720 nachzutragen ist). 


a a ES es" A 


N 


Potentilla. 857 


(Verbreitung der Art: In der ganzen nördlich gemässigten Zone 
verbreitet; Süd-America.) 


Bastarde., 
Bl 4, 36.8, 9.) 


168. X 185. P. multifida X frigida? 9]. Am Schwarzsee oberhalb Zer- 
matt angegeben, nach Th. Wolf irrthümlich. Er schreibt: Ich halte Alles, was 
man bis jetzt dafür ausgegeben, für P. multifida X villosa. Dieser um Zermatt 
sehr häufige Bastard wurde falsch gedeutet (vgl. Pot. Stud. I. 70). Ich habe 
mir mehrere Jahre lang alles irgendwie verdächtige Material von Zermatt kommen 
lassen und untersucht, Siegfried schrieb mir, er habe von P. frigida X multi- 
fida „nur ein paar kleine Fragmente“ in seinem Herbar, sie sei ein kleines, 
silberweissglänzendes,überund über feinhaariges Pflänzchen. Solche 
Pflänzchen erhielt ich vor 3 Jahren lebend aus Zermatt und glaubte nun, endlich 
die frigida X multifida zu besitzen: im nächsten Frühjahr entwickelten sich daraus 
grosse kräftige Stöcke der gewöhnlichen P. multifida X villosa, wie ich schon’ 
genug besass. In keinem Herbar habe ich noch eine Pflanze gefunden, bei der 
Indieien für die Combination frigida X multifida vorlägen, bei allen dieser angeb- 
lichen Combination aber solche für villosa X multifida. Auffallend ist vor Allem 
das stete Fehlen der bei P, frigida immer vorhandenen Sitzdrüsen, von denen 
wenigstens Spuren auf den Bastard übergehen müssten. 


Bulllras3<C-EIE. va.) 


168. X 187. P. multifida X villosa. 2%. Diese Combination 
liegt nach Zimmeter (Eur. Art. Pot. 26) in aus Wallis stammenden 
Pflanzen vor, die er aber (Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 35) mit Unrecht 
für eine Culturform die P. multifida X ‚frigida erklärt. Scehinz 
und Keller geben diesen Bastard indessen wieder an. Nach Th. 
Wolf bei Zermatt am Schwarzsee häufig, s. oben. 


P. multifida X villosa A. u. G. Syn. VI. 857 (1904). P. multi- 
fida 8. geranioides Gaud. Fl. Helv. III. 407 (1828). P. geranioides 
Schleich. Herb. nach Zimmeter a. a. ©. (1884) nicht Willd. P. inter- 
media Hegetschw. Reisen 158 (1825) nicht L. P. alpestris X multi- 
fida Brügger 23. u. 24. Jahresber. Nat. Ges. Graub. 59 (1881). P. 
multifida X salisburgensis Schinz u. Keller Fl. Schweiz 251 (1900). 


21 


Hierher gehören wohl auch: P. argentea var. ambigua Gaud. Fl. Helv. III. 
391 (1828)2? P. pennina Gremli Neue Beitr. Fl. Schw. I. 45 (1880). Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 27. P. frigida X multifida (P. Charpentieri 1)) Brügger 23. u. 24. 
Jahresb. Nat. Ges. Graub. 60 (1881). Zimmeter a. a. OÖ. 27. Schinz u. Keller Fl. 
Schweiz 251. P. multifida X villosa (P. Schleicheri 2)) Zimmeter a. a. O. 26 (1884) 
nach Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 35. 


1) Nach Jean G. F. de Charpentier, * 7. Dec. 1786 Freiberg + 12, Sept. 
1855 Bex, Director der Saline daselbst, ausgezeichnetem Geologen,-einem der ersten 
Erforscher der Glacial-Erscheinungen und hervorragendem Konchylien- und Pflanzen - 
kenner. 

2) S. I. S. 143 Fussn. 2. 


38 Rosaceae. 


u 


B.« (IT. va.”X "IIL’a.) 


169. X 185. P. nivea X frigida. 4. Nach F. O. Wolf und 
Favre (Zimmeter Eur. Art. Pot. 27) im Aosta-Thal beobachtet, auch 
von Schinz und Keller aus der Schweiz angegeben. 

P. nivea X frigida A. u. G. Syn. VI. 858 (1904). P. frigida 
X nivea Gremli Neue Beitr. Fl. Schweiz III. 8 (1883). Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 27 nicht Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 36. Schinz u. Keller 
Fl. Schweiz 251. Ei 


B. (I. a. X IL. a.) 


169. X 187. P. nivea X villosa. 2}. Zwischen beiden Erzeugern 
meist die Mitte haltend, die Einwirkung der P. nıvea durch den weissen 
Filz der Blattunterseite deutlich verrathen. 

Bisher mit Sicherheit nur in Tirol: auf dem Riedberg (Weissspitz) 
am Brenner oberhalb Sterzing (Huter). 

P. nivea X villosa A. u. G. Syn. VI. 858 (1904). P. Breüni«!) 
Huter Herb. Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 36 (1889) nur der 
Name. Nyman Consp. Suppl. 112. P. nivea X alpestris Th. Wolf 
Pot. Stud. IL. 13 (1903). 


Nach Th. Wolf stellt eine von Murr am Hühnerspiel gesammelte Pflanze 
vielleicht die Combination P. superalpestris X nivea dar. E31 


B. (HU. a. X II. a.) 


171. X 187. P. argentea X villosa? Für P. salisburgensis X argentea 
wird von Btocki (ÖOBZ. XXXV [1885] 291) die P. praecox erklärt. Eine ganz 
unmögliche Deutung vgl. S. 737. 


B. (I. a. X II. a) 


171. X 189. P, argentea X rubens? |. Als muthmasslich dieses Ur- 
sprungs (P. argentea X opaca) sprach Focke Pflanzenmischl. 130 (1888) sicher 
mit Unrecht die P. patula an. 


BIT. X I) 


171. X 192. P. argentea X Tabernaemontani? P. Jaeggidna ?) Siegfr. 
Herb. 1889. Keller Bot. Centr.bl. XL (1889) 199. Angeblich „P. super-verna X 
argentea“. 


B. (12a, > I. 3) 


171. X 193. P. argentea X Gaudini? Für eine P. supra Bolzanensis X 
argentea sieht Sauter seine als P. Bolzanensiformis (ÖBZ. XXXVIM [1888] 114. 
Kerner Fl. exs. Austr. Hung. no, 1611. Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 33) 
benannte, seiner Ansicht nach durch Kreuzung von P. bolzanensis (s. 8. 817) mit 
P, argentea entstandene Pflanze an, die aber nach Th. Wolf: (Pot. Stud. II. 52) 
nicht von P. Gaudini virescens (s. S. 817) verschieden ist. Wenn sie hibriden Ur- 
sprungs ist, könnte sich höchstens eine Beeinflussung durch P. collina zeigen. P. 
Burnäti3) Besse Ber. d. Schweiz. bot. Ges. 1901, 177. Angeblich hierhergehörig 


1) S. II. 1. S. 435 Fussn. 1. 
2) S. S. 344 Fussn. 3. 
3) S. S. 119 Fussn. 1. 


Potentilla 859 


ebenso: P. Gibelliäna!) Siegfried Herb. 1893. Angeblich „P. Gaudini v. Bena- 
censis X argentea“. Den Eindruck einer P. argentea X bolzanensis ÖBZ. XXXVIII 
(1888) 113 macht nach Zimmeter (Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 17) P. porphyraces 
(Sauter). Nach Sauter ist sie aber kein Bastard vgl. S. S60, nach Th. Wolf 
(Pot. Stud. II, 27) gehört sie aber doch zu P. collina X Gaudini var, virescens. 
F. O0. Wolf hielt eine Form der P. alpieola (s. S. 739) irrthümlich für eine P, 
argentea X Gaudini. 


B. (IL. a. x II. a.) 


171. X 194. P. argentea X arenaria. Y. Dieser Bastard wird 
von Lasch (Linnaea V [1830] 431) bei Driesen in der Provinz Branden- 
burg und von Hülsen bei Staykowo in der Provinz Posen angegeben. 

P. argentea X arenaria Zimmeter Eur. Art. Pot. 11 (1884). 
P. subacauli X argentea Lasch Linnaea V (1830) 431. P. argentea 
X cinerea Hülsen nach Zimmeter a. a. O. (1884). P. subargentea 
Borbäs nach Zimmeter a. a. O. (1884). Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 17. 


Die von Schultz als P. praecox beschriebene Pflanze hält Focke (Pflanzen- 
mischl. 130 (1881) vielleicht für hierher gehörig, vgl. da sie keine Sternhaare be- 
sitzt indessen S. 737. 


Da Borbäs (ÖBZ. XXXVI [1886] 104) die Hülsen’sche Pflanze für eine 
„P. superargeniea X arenarıa“ hält, macht er für die P. subargentea X arenaria* 
den Namen P. Slendzinskii2) (ÖBZ. XXXVIII [1888] 181). 


Sicher hierher gehört P. Brandisiana3) Siegfried Herb. 1891 von Travnik 
in Bosnien. Nach schönen, von Brandis erhaltenen Exemplaren erkläre ich sie 
für P. super-argentea X arenaria v» Tommasiniana (Th. Wolf). #1 


BI. TE a) 


172—174. X 192. P. collina X Tabernaemontani? „Möglicherweise eine 
P. thyrsiflora X opaca L. (verna auet.) oder P. leucopolitäna X opaca L.*“ stellt 
nach Zimmeter (Eur. Art. Pot. 11) eine von Karo an Kalkbrüchen am Kloster 
Czestochöw in Polen gesammelte von ihm P. Poloniensis genannte Pflanze dar. 


Zimmeter (Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 18) hält seine Meinung, dass die 
Pflanze ein Bastard einer Art der Collina-Gruppe mit P. Tabernaemontani sei, 
aufrecht. 


B. (IL. a. X II a.) 
172—174. X 193. P. collina X Gaudini. 2. In der Tracht 
der P. G@audini ähnlich, von ihr aber durch das Vorhandensein der 


Striegelhaare und des wenn auch schwachen gekräuselten Filzes zu 
unterscheiden. Pflanze stieldrüsig. 


Bisher nur bei Bozen und Meran mehrfach. 


LIES. Ss Ale Russnuelen] 

2) Nach dem Sammler A, Slendziäski, welcher sich um die Flora Ost- 
galiziens namhafte Verdienste erworben hat. Vgl. z. B. Juncus Thomasi II. 2 
S. 471 und J. castaneus 8. 487. j 

3) Nach Erich Brandis, S. J., * 30. Apr. 1834 Schloss Windenau bei Mar- 
burg (Steiermark), Professor am erzbischöfl. Gymnasium in Travnik, um die Flora 
Bosniens verdient (J. Freyn u. E. Brandis Beitr. zur Fl. v. Bosn. und der an- 
grenzenden Hercegovina ZBG. Wien XXXVII. 577 [1888]). 


860 Rosaceae. 


P. ceollina X Gaudini var. virescens Th. Woif Pot. Stud. Ir. 
27 (1908). P. porphyräcea Saut. ÖBZ. XXXVIIL (1888) 113. 
Zimmeter Beitr. 17 (1889) s. S. 859. 

Nach Th. Wolf lassen sich einige Formen unterscheiden: P. super-collina X 


Gaudini und P. super-Gaudini X collina. — Welche Art der Collinae bei der 
Bastardirung betheiligt ist, ist nicht zu entscheiden. 


P. Mürithiil) (Besse Herb. 1893. Keller Bull. Soc. Murith. 1894. 120) ist 
angeblich „P. alpicola X Gaudimi*. 


P. Mutinensis?2) (Siegfried Atti della Soc. Natural. d. Modena. Ser. 3a. XIV. 
43 [1896]) ist nach Siegfried „P. Schultzii X Benacensis“, aber nach Th. Wolf 
sehr zweifelhaft. 1=] 


B. (la. X II. a.) 


172—174. X 194. P. collina X arenaria? für P. arenaria 
x collina hält Zimmeter (Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 33) vielleicht 
die bei Thorn gesammelte von Froelich als P. arenaria f. major 
bezeichnete Pflanze (P. Froelichit?) Zimmeter Herb.!). Die Deutung 
Zimmeter’s ist nach den Originalexemplaren in seinem Herbar sehr 
plausibel; wahrscheinlich liegt P. thyrsiflora X arenaria vor. Einen 
sehr schönen, der P. Froelichii nicht unähnlichen collena X arenaria- 
Bastard erhielt ich aus Belgorod im Gouv. Kursk in Russland (Th. 
Wolf). 


B. (I. b. x IH. a.) 


181. X 185. P. grandiflora X frigida. Zu dieser Combination 
dürften von Huet bei Zermatt: Riffelhorn gesammelte Pflanzen gehören. 
P. grandiflora X frigida A. u. G. Syn..VI. 860 (1904). P. 
vallestaca*) Huet Bull. Soc. Hall. II. 32 (1853). Bull. Soc. Murith. 
I. 41 (1868). Zimmeter Eur. Art. Pot. 27. P. frigida X grandiflora 
Zimmeter a. a. O. (1884). Schinz u. Keller Fl. Schweiz 35 1 (1900). 


Die von Brügger (23. u. 24. Jahresb. Nat. Ges. Graub. 28 [1881]) als PR 
rigida X grandiflora beschriebene Pflanze ist nach Zimmeter Eur. Art. Pot. 26 
nur eine Zwergform der P. grandiflora. 


BAD br TH.'8.) 


181. X 187. P. grandiflora X villosa. 2. In den Walliser 
Alpen mehrfach in verschiedenen Formen beobachtet (Th. Wolf Pot. 
Stud. II. 58). 


1) S. S. 68 Fussn. 2. 

2) Bei Modena in Ober-Italien (im Alterthum Mutina) gefunden. 

3) Nach Georg Stephan Froelich, * 24. Dee. 1839 Riga F 4. Febr. 1893 
Thorn, Mittelschullehrer daselbst, um die Flora Westpreussens, die er wiederholt 
für den Preussischen Botanischen Verein bereiste, hochverdient. Sein Herbar wurde 
von dem genannten Verein angekauft (s. Abromeit Phys. Oek. Ges. Königsb. 
XXXIV, 49 [61].) Auch ich bin ihm für freundliche Führung und werthvolles 
Material Dank schuldig. A. 

4) S. II. 1. S. 273 Fussn. 3 u. $S. 354 Fussn. 6, 


Potentilla. S61 


P. alpestris X grandiflora (Brügger Fl. Cur. 100 [1874]?) Th. 
Wolf Pot. Stud. IL. 58 (1903). P. rhaetica!) Brügger 23. u. 24. 
Jahresb. Nat. Ges. Graubünden 58 (1881). Zimmeter Eur. Art. Pot. 26 
(1884). Th. Wolf a. a. O. (1903). P. villosa X grandiflora Zimmeter 
Eur. Art. Pot. 26 (1884). Beitr. 35 (1889) z. T. P. grandiflora X 
salısburgensis Schinz u. Keller Fl. Schweiz 251 (1900). 


Die aus Tirol stammenden, von Zimmeter als P. rhaetica bestimmten 
Pflanzen gehören nach Th. Wolf (Pot. Stud. II. 58) zu P. villosa strieticaulis s. 
S. 794. j =] 


BALb x II. a) 


181. X 188. P. grandiflora X aurea. 2}. Bisher aus der 
Schweiz: Zermatt in mehreren Formen, Unter-Wallis (Siegfried Exs. 
Pot. spont. cult. 278) und aus Tirol: Wormserjochstrasse zwischen 
Franzenshöhe und Ferdinandshöhe (Zimmeter) bekannt. 


P. grandiflora X aurea Zimmeter Beitr. Kenntn. Gatt. Pot. 35 
(1889). Th. Wolf Pot. Stud. II. 63 (1903). P. Peyritschii?) Zimmeter 
Herb. 


B Ur TEE) 


184. x 187. P. chrysäntha X villösa. 2}. Aus dieser Kreuzung 
hervorgegangen ist nach Rouy u. Camus (Fl. France VI. 194) die 
P. Mathoneti?) (Jord. Cat. hort, bot. Grenoble adn. 10 [1849]) 
und zwar durch Einwirkung der Unterart P. thuringiaca. 

Bisher nur in Süd-Frankreich: Dauphine, 

P. thuringiaca X villosa A. u. G. Syn. VI. 861 (1900). P. 
heptaphylla X Salisburgensis Rouy u. Camus Fl. France VI. 194 
(1900). Th. Wolf Pot. Stud. II. 58. 

Brügger deutete seine P. engadinensis (Schweiz. met. Beob. Sternw. Zürich 
IV. 560 [1867] V. 520 [1868]) als P. heptaphylia X alpestris; ein Theil der hier- 
hergezogenen Pflanzen (ob alle?) gehört aber sicher zu P. villosa strietieaulis (vgl. 
S. 194. Th. Wolf Pot. Stud. I. 57). 


B. (IH. b. X IH. a.) 


184. X 188. P. chrysäntha X aurea? 9]. Als P, aürea X heptaphylla 
bezeichnete Brügger eine Pflanze, die er für einen Bastard der P. aurea mit P. 
Thuringiaca hielt. Aber bereits Zimmeter weist (Eur. Art. Pot. 24) nach, dass 
ihm nur eine echte P. aurea vorlag. 


1) 8. I. S. 229 Fussn. 1 und VI. S. 187 Fussn. 1. 

2) Nach Johann Peyritsch, * 20. Oct. 1835 Völkermarkt (Kärnten) + 
14. März 1889 Gries b. Bozen, Professor der Botanik und Direetor des Botanischen 
Gartens an der Universität in Innsbruck, hochverdient als Systematiker, Mykolog, 
Teratolog und Pflanzenpatholog, sowie um die Flora Tirols, die er seit 1878, in 
welchem Jahre er nach Innsbruck berufen wurde, eifrig erforscht hat. S. Hein- 
richer DBG. VII (1889) (12). 

3) 8. 8. 308 Fussn, 5. 


862 Rosaceae. 


P. aurea X heptaphylla (P. Heerü!)) Brügger 23. u. 24. Jahresb. Nat. Ges, 
Graubünd. 1881. 61. Zimmeter Eur. Art. Pot. 24 (1884). Nyman Consp. Suppl. 
112. P. juradensis2) Herb. Tausend nach Brügger bei Zimmeter a. a. O. 


P. Candriäni3) (Siegfried Herb. 1891. Ber. Schweiz. B. G. 1892, 102) ist 
nach Siegfried „P. superparviflora X aurea*, aber nach Th. Wolf sehr 
zweifelhaft. 


BJ. 


184. X 192. P. chrysantha X Tabernaemontäni. Für P. 
superverna X. parviflora erklärt Siegfried in Zimmeter Beitr. 
Kenntn. Gatt. Pot. 27, 33 die von ihm ausgegebene P. Mermödi*) 
aus dem Canton Waat. Eine Deutung, die nach Th. Wolf nach 
Originalexemplaren richtig zu sein scheint. 


B. (I. b. X II. a.) 


184. X 193. P. chrysäntha X Gaudini. P. Riddensis5) Besse Herb. 
ist angeblich „P. Gaudini X parvillora*. Eine Beschreibung fehlt und die Pflanze 
habe ich nicht gesehen. — Soll im Wallis vorkommen, (Th. Wolf br.). 


BP (IL.B2 28.) 
154. X 194. P. chrysäntha X arenaria. 9|., Hierher gehört P. Thu- 
ringiaca v. Goldbächii X arenaria = P. Okaönsis („Okensis“). Petunni- 
kow Act. Hort. Petrop. XIV. 26 (1895), ein unzweifelhafter Bastard, in Tracht und 
allen Merkmalen die Mitte zwischen den Erzeugern haltend. 
An der Oka bei Moskau gefunden. 
Ob P. elongata X arenaria Biocki OBZ. XXXV (1885) 290 hierher gehört, 
ist unsicher, da Biocki einige andere Pflanzen als P. arenaria-Bastarde ausgab, 
die keine Spur von Stern- und Zackenhaaren erkennen liessen (Th. Wolf br.) 


Bestimmungstabelle der Potentilla-Arten. 


A. Pflanze strauchig oder krautig, niemals einjährig. Früchtchen stets 
wenigstens am Grunde behaart. Trichocarpae. 

I. Pflanze strauchig mit holzigem Stengel. Blätter gefiedert. Blumen- 
blätter gelb. Griffel kurz, keulenförmig, fast grundständig. Tricho- 
thalamus — Rhopalostylae S. 669. P. fruticosa S. 672. 

1I. Pflanze krautig, nur die Grundachse verholzend. Blätter gefingert 
3- bis vielzählig. Blumenblätter (mit Ausnahme der P. grammo- 
petala) ‘weiss oder rosa. Griffel lang, fadenförmig, seitenständig. 
Fragariastrum = Nematostylae S. 669. 

1) 8. I. S. 229 Fussn. 2. 

2) Ueber die Bedeutung dieses Namens ist weder Herrn Prof. Tarnuzzer- 
Chur noch Herrn Prof. Wilezek-Lausanne etwas bekannt, 

SD. IT. 1 7 S. saRssn. Mi: 

+) Nach Auguste Mermod, * 26. März 1842 Le Sepey (Ormont dessous, 
Waat), Lehrer daselbst (br.), früher in Bex, um die Flora des Cantons Waat ver- 
dient (Wilezek br.). 

5) Bei Riddes in Wallis gefunden, 


Potentilla, S63 


a. Blüthenstand auf einem wenig straffen Stengel, ziemlich locker. 
Blätter (mit Ausnahme der P. alba) 3zählig. Früchtchen nur 
an der Anheftungsstelle behaart, sonst kahl. — Pflanzen der 
Ebenen und niederen Gebirge. Campestres. 

1. Grundständige Blätter fast stets 3zählig, oberseits schwach 
behaart. Blättchen breit, verkehrt-eiförmig, die seitlichen un- 
symmetrisch, wenigstens die seitlichen fast vom Grunde an 
gezähnt. Blattstiele stets wagerecht-abstehend behaart. Blumen- 
blätter klein, weiss, selten rosenroth. 

a. Pflanze mit kriechenden wurzelnden Stämmchen, drüsenlos 
oder mit wenigen Drüsen. Aussenkelchblätter kürzer als 
die Kelchblätter. Kelchbecher innen gelblich. Blumen- 
blätter breit, die Kelchblätter überragend. Staubfäden 
: fadenförmig, schmäler als die Antheren, kahl. 

P. sterilis S. 675. 

b. Pflanze ohne kriechende und wurzelnde Stämmchen. 

1. Pflanze reichdrüsig. Aussenkelchblätter etwa so lang wie 
die Kelchblätter. Kelchbecher innen gelblich. Blumen- 
blätter breit, die Kelchblätter überragend. Staubfäden 
zusammengedrückt, so breit als die Antheren, nach unten 
zu behaart. P. Carnioliea S. 677. 

2. Pflanze drüsenlos oder mit wenigen Drüsen. Aussen- 
kelchblätter etwa so lang oder kürzer als die Kelch- 
blätter. Kelchbecher innen dunkelpurpurn. Staubfäden 
zusammengedrückt, breiter als die sehr kleinen Antheren, 
nach unten zu behaart. P. mierantha S. 678. 

Vgl. P. sterilis X Carniolica S. 681. 
P. sterilis X micrantha 8. 680. 
P. Carniolica X micrantha 8. 681. 

2. Grundständige Blätter 5 bis viel- (selten nur 3-)zählig. Blätt- 
chen meist länglich-lanzettlich, die seitlichen nicht unsyn- 
metrisch, fast nur gegen die Spitze gezähnt. Blattstiele fast 
stets angedrückt behaart. Blumenblätter gross, stets weiss. 
Staubfäden schmäler als die Antheren, kahl. P. alba S. 679. 

Vgl. P. sterilis X alba S. 682. 

b. Blüthenstand auf einem straffen, wenn auch oft kurzen Stengel, 
gedrängt.: Blätter meist 5- bis viel-, nur bei wenigen Arten 3- 
zählie. Früchtchen (mit Ausnahme der P. grammopetala) auf 
der ganzen Oberfläche behaart. — Pflanzen der Alpen und 
höheren Gebirge. Alpinae. 

1. Grundständige Blätter 3- bis 5- bis vielzählig. Blumenblätter 
stets weiss oder rosenroth. Früchtchen in der Jugend auf der 
ganzen Fläche behaart, später oft verkahlend. 

a. Pflanze dicht. grau- oder weiss-wollig-filzig. Grundständige 
Blätter stets 3zählig. Aussenkelchblätter etwa so lang als 
die Kelchblätter. Blumenblätter etwas länger als der Kelch, 
nicht ausgerandet. P. speciosa S. 685. 


Rosaceae, 


b. Pflanze mit geraden Haaren dicht bedeckt. Grundständige 
- Blätter 3- bis 5- bis vielzählig. 
1. Grundständige Blätter meist 3-, selten 4- bis 5 zählig. 
a. Nebenblätter klein, lineal. Aussenkelchblätter so lang 
als die Kelchblätter. Blumenblätter ganzrandig, weiss, 
selten rosenroth, fast doppelt so lang als der Kelch. 
P. Apennina S. 685. 
ß. Nebenblätter gross, dem Blattstiele weit angewachsen, 
lanzettlich. Aussenkelchblätter kürzer als die Kelch- 
blätter. Blumenblätter ausgerandet oder gestutzt, rosen- 
roth, selten weiss, deutlich länger als die Kelchblätter. 
P. nitida S. 687. 
2. Grundständige Blätter 5- bis vielzählig. 
a. Staubfäden kahl oder nur am Grunde sehr schwach 
behaart. 
$ Stengel niedrig, bis 1 dm hoch, 1—20blüthig. Blätter 
oberseits kahl oder fast kahl. Aussenkelchblätter so 
lang oder kürzer als die Kelchblätter. 

* Blätter unterseits zerstreut seidenhaarig, grün. Rand 
der Blättchen nicht eingerollt. Blüthen wenige (1 
bis 3) nicht doldig gestellt. Kelch ebenso wie die 
Staubfäden und Griffel meist roth überlaufen. 
Blumenblätter ausgerandet. P. Clusiana S. 687. 

** Blätter unterseits von dichten Seidenhaaren weiss. 
Rand der Blättchen umgerollt. Blüthen zahlreich 
(7—20) fast doldig gestellt. Kelch, Staubfäden und 
Griffel niemals roth überlaufen. Blumenblätter nicht 

, oder nur wenig ausgerandet. P. saxifraga S. 688. 

s$ Stengel 1—4 dm hoch, stets vielblüthig. Blätter 
beiderseits weich und lang seiderhaarig oder ober- 
seits kahl. Aussenkelchblätter länger als die Kelch- 
blätter. 

* Grundständige Blätter beiderseits dicht seidenhaarig 
filzig.. Blättehen im oberen Drittel gezähnt oder 
ganzrandig. — Pflanze des westlichen Mittelmeer- 
gebietes. P. nivalis S. 689. 

** Grundständige Blätter oberseits kahl, freudig grün. 
Blättchen vom Grunde oder von der Mitte an ge- 
zähnt. — Pflanze Siebenbürgens und des östlichen 
Mittelmeergebiets. P. Haynaldiana S. 690. 

ß. Staubfäden wenigstens am Grunde stets behaart. 
$ Ganze Pflanze mit Ausnahme der Blattoberseite dicht 
kurzhaarig. Blättchen bis unter die Mitte mit 13 bis 

31 Zähnen. Aussenkelchblätter länger als die Kelch- 

blätter. Blumenblätter kürzer als der Kelch. — Pflanze 

der westlichen Alpen. P. Valderia S. 690. 


Potentilla. 86 


ot 


$$ Ganze Pflanze anliegend-, oft auch drüsig-, jedoch nie- 

mals dieht kurz behaart. Blättchen grün, nur an der 

Spitze mit 3—5 zusammenneigenden Zähnen. Aussen- 

kelehblätter etwa so lang als die Kelchblätter. Blumen- 

blätter länger als der Kelch. P. eaulescens S. 691. 
Vgl. P. speciosa X Apennina S. 694. 

2. Grundständige Blätter 3-, seltener 5zählig.. Blumenblätter 
weiss oder gelblich, schmal spatelförmig, kaum so lang als die 
Kelchblätter. Früchtchen nur an der Spitze in der Nähe des 
Griffelansatzes behaart. Pflanze stark bis drüsig klebrig. — 
Pflanze der südwestlichen Alpen. P. grammopetala S. 693. 


.B. Früchtehen ohne anhängende Haare. Gymnocarpae. 
I. Griffel fast grundständig, aus dünnem Grunde in der Mitte 


1I. 


spindelförmig verdickt und gegen die verbreiterte Narbe hin 
wieder dünn zulaufend. Blätter gefiedert. Staubfäden auf einer 
gebogenen stark angeschwollenen Honigscheibe stehend, meist 30. 
Blumenblätter nicht ausgerandet (bei unserer Art) weiss. (lostero- 
stylae. Rupestres. P. rupestris S. 695. 
Griffel fast endständig bis seitenständig, aus dem angeschwollenen 
und oft warzigen Grunde nach oben bis zur plötzlich verbreiterten 
Narbe hin sich kegelförmig verjüngend (bei den Arten unseres 
Gebietes meist nicht länger als die Früchtchen). Conostylae (siehe 
auch III und IV). ; 
a. Pflanzen stets mehrjährig, am Stengel und auf der Blattunter- 

seite mehr oder weniger dicht mit einem wollig-gekräuselten Filz 

(ausserdem mit längeren Haaren) besetzt. Eriotrichae. 

1. Blätter gefiedert. Multifidae. 

a. Pflanze meist kräftig, gross. Blätter einfach gefiedert, . die 
Blättchen linealisch-lanzettlich, gezähnt bis fast fiederspaltig 
eingeschnitten, mit stumpflichen oder spitzlichen Zähnen. 
— Sirlwest-Alpen. P. Pennsylvanica S. 698. 

b. Pflanze meist klein bis mittelgross. Blätter doppelt gefiedert, 
die Blättchen tief bis fast zur Mitte zerschlitzt mit linealischen 
Zipfeln. — Südwestliche Hoch-Alpen. P. multifida S. 700. 

Von Culturpflanzen vgl. die Gruppe Graciles. — Hierher: 
Grundständige Blätter 7zählig mit meist 4 unteren, fast quirlig 
genäherten und 3 etwas entfernten grösseren oberen Blättchen. Blätt- 
chen fast elliptisch, unterseits schneeweiss-filzig. 

P. pulcherrima S. 701. 
2. Blätter (bei unserer Art) 3zählig (vgl. 3.) — Kleine hoch- 
alpine und nordische Pflanzen Neveae. Blättchen oberseits 

schwach behaart bis fast kahl, unterseits schneeweiss-filzig. 

Niveae. P. nivea S. 703. 

3. Blätter 5—7 zählig. — Hochwüchsige Pflanzen des Tieflandes 
und der mittleren Bergregion. 
Von Zierpflanzen vgl. die Gruppe Haematochroae. 


a. Blätter nur unterseits grau- bis weissfilzig, matt (nicht seidig glänzend) 
behaart. Blüthen dunkelroth. P. atrisanguinea S. 702. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. 55 


366 


b, 


d. 


b. 


Rosaceae. 


Blätter meist (wenigstens anfangs) beiderseits (unterseit$ sehr dicht) 
seidenglänzend behaart. Blüthen gelb... P. argyrophylla S. 702. 
Vgl. P. atrisangwinea X argyrophylla S. 703. 


Griffel immer in der typischen Form der Conostylae. Pflanze 
stets mit einer durch den Blüthenstengel abschliessenden 
Hauptachse (einachsig). Filz auf der Blattunterseite mit 
spärlichen oder, wenn dichter stehenden, doch locker ab- 
stehenden weichen Haaren bedeckt. Argenteae. Blüthen 
ziemlich klein. 

1. Blättchen flach, unterseits graufilzig, meist grob gezähnt. 
Stengel meist graufilzig mit zahlreichen längeren Haaren. 
Kelchblätter grau-filzig und langhaarig. 

P. eanescens S. 705. 

2. Blättechen am Rande zurückgerollt, meist unterseits weiss- 
filzig, grobgesägt bis fiedertheilig. Stengel meist weiss- 
filzig mit wenigen längeren Haaren. Kelchblätter weiss- 
filzig mit längeren Haaren. P. argentea S. 713. 

Vgl. P. canescens X argentea S. 721. 

Griffel häufig missbildet und zwischen dem der Conostylae 
und dem der G@omphostylae schwankend. Hauptachse theils 
mit dem Blüthenstengel, theils mit einer sterilen Blattrosette 
abschliessend (ein- oder zweiachsig). Der oft sehr spärliche 
Filz der Blattunterseite meist von anliegenden, fast seidig 
schimmernden, langen Striegelhaaren bedeckt. — Eine 
schwer zu definirende, sehr veränderliche, zumeist aus 
secundären, stabil gewordenen Bastarden bestehende Misch- 
gruppe zwischen den Argenteae und den Aureae vernales, 
deren Arten in der Tracht bald zu diesen, bald zu jenen 
neigen. Collinae. 

1. Stengel meist aufrecht oder aufsteigend, seltener im Kreise 
niederliegend, zwischen denselben keine (oder doch erst 
im Spätsommer erscheinende) nichtblühende Rosetten. 
Stengel und Unterseite der Blättchen meist ziemlich dicht 
graufilzig.. Den Argenteae näher stehende Unterarten. 

P. sordida S. 723. 

2. Stengel meist aus niederliegendem Grunde aufsteigend, 
fast stets schon im Frühjahr am Grunde mit nicht- 
blühenden Rosetten. Den Awreae näher stehende Unter- 
arten. 

@. Stengel und Unterseite der Blätter ausser den Striegel- 
haaren zwischen denselben mit deutlichem Filz. 
P. Wiemanniana S. 726. 
ß. Stengel und Unterseite der Blätter ohne oder fast ohne 
Filz. P. Theodoriana S. 738. 
Vgl. P. Wiemanniana X Theodoriana 8. 741. 


P. canescens X collina? 8. 741. 
P. argentea X sordida? 8. 742. 


P. argentea X Wiemanniana 8. 742. 


Potentilla. 867 


Vgl. die fragliche P. radiata S. 742. 

b. Pflanzen an den Blättern stets nur mit schlichten oder höchstens 
geschlängelten (nie wollig gekräuselten) Haaren besetzt. Ortho- 
trichae. 

1. Blätter gefiedert. Pflanzen mehrjährig, oft drüsenreich, Stengel 
steif aufrecht mit einem im oberen Drittel verzweigten wenig 
durchblätterten Blüthenstand. Tanacetifoliae. — Grundblätter 
mit 15—25 Blättchen und fingerförmigen Nebenblättern. 

P. pimpinelloides S. 743. 

2. Blätter gefiedert oder 3—5zählig gefingert (vgl. auch 3). 
Pflanzen (unseres Gebietes) ©, bis wenigjährig. Stengel 
meist schon vom unteren Drittel an stark verzweigt. Blüthen- 
stand stark durchblättert mit sehr entwickelten Hochblättern 
oft zur Wickeltraube neigend. Blumenblätter sehr klein, meist 
hellgelb. Antheren sehr klein, fast rund. Rivales. 

a. Blätter alle oder doch die unteren gefiedert, mit meist 5 
bis 9 (bis 11) Blättchen und ungetheilten breit-eiförmigen 
Nebenblättern. Blüthen nach dem Verblühen abwärts ge- 
bogen. Deckblätter der Blüthen sämmtlich laubartie. 

P. supina S. 744. 

b. Blätter 3- oder 5zählig, selten vereinzelte mit 3—-5 spaltigen 
Mittelblättchen. Blüthen auch nach dem Verblühen auf- 
recht. 

1. Stengel und Blätter von geraden Haaren rauhhaarig. 
Stengel meist nur oberwärts verzweigt. Blätter meist 3- 
zählig. Deckblätter der oberen Blüthen klein. 

P. Norvegica S. 746. 

2. Stengel und Blätter von gekrümmten weichen Haaren 
zottig. Stengel meist schon unterhalb der Mitte verzweigt. 
Untere Blätter stets 5 zählig, mit einem oder wenigen groben 
Zähnen versehenen Nebenblättern. P, intermedia S. 748. 

Vgl. P. supina X Norvegica? 8. 747. - 

3. Blätter 3 bis 5 bis 7zählig. Pflanzen mehrjährige, hochstengelig, 
doldenrispig mit wenig entwickelten Hochblättern und ansehn- 
lichen goldgelben Blumenblättern. 

a. Die Hauptachse schliesst mit einem gipfelständigen Blüthen- 
stengel ab (axis determinatus). Stengel und Blüthenstiele (oft 
auch die Blätter) sind unter der längeren weichen Behaarung 
von kurzen steifen, horizontal abstehenden Borstenhärchen 
mehr oder weniger dicht besetzt. Früchtchen stark runzelig 
mit geflügeltem Kiel. Antheren gross und lang. Rectae. 
1. Blättchen länglich-verkehrt-eiförmig bis länglich. Stengel 

zerstreut oder locker mit langen Haaren besetzt, über- 
wiegend von kurzen Härchen, dicht oder etwas locker 
zottig, sehr häufig drüsig. P. reeta S. 751. 

2. Blättehen meist schmal, meist linealisch. Stengel dicht, 

bei weitem überwiegend, mit langen starren weissen Haaren 


55* 


Rosaceae. 


besetzt. Aussenkelch- und Kelchblätter dicht steifhaarig. 
— Nur im südlichen Gebiet. - P. hirta S. 766. 
Vgl. P. recta X. hirta 8. 770. 

3. Blättchen verkehrt-eiförmig, das Mittelblättchen abgerundet, 
wie der Stengel dicht behaart. Pflanze stets mit Drüsen- 
haaren. Aussenkelch- und Kelchblätter dicht drüsig-kleberig. 
Früchtchen sehr gross, scharf gekiell. — Südöstlichstes 
Gebiet. P. Adriatiea S. 770. 

b. Die Hauptachse schliesst mit einer sterilen Oentralrosette ab 

(axis indeterminatus). Stengel und Blüthenstiele sind unter 

der längeren Behaarung nur mit weichen geschlängelten 

Flaumhärchen besetzt. Früchtehen mässig runzelig oder 

glatt, mit einer schwachen Kiellinie.e Antheren ziemlich 

ln. oval. 

1. Griffel (bei den Arten unseres Gebietes) über der konischen 
Basis sehr lang ausgezogen, viel länger als das Früchtchen. 
Dickstengelige, dickblätterige Pflanzen der höheren Alpen- 
region mit 3—5zähligen Blättern, in der Tracht sich den 
Rectae nähernd. Grandiflorae. 

a. Blättchen sitzend oder sehr kurz gestielt. 
$ Blätter meist 3zählig. Blättchen gezähnt mit ziemlich 
breiten Zähnen, besonders unterseits ziemlich dicht 
abstehend behaart (vgl. indessen B. Pedemontana). 
Pflanze mittelgross, Stengel aufsteigend. 
P. grandiflora S. 771. 
$$ Blätter 5zählig. Blättehen eingeschnitten gesägt mit 
kurzen angedrückten Haaren locker besetzt. Pflanze 
kräftig, Stengel meist aufrecht. — Dauphine. 
P. Delphinensis S. 773. 
ß. Blättchen (wenigstens das mittlere) deutlich (5—10 mm 
lang) gestielt, angedrückt kurzhaarig. Pflanze kräftig, 
hochwüchsig. Blätter fast stets 3 zählig. — Südöstlichstes 
Gebiet. P. Montenegrina S. 774. 

2. Griffel kürzer als das reife Früchtchen. Dünnstengelige, 
dünnblätterige Pflanzen der Berg- und Voralpenregion mit 
5—-9zähligen Blättern, in der Tracht und manchen Be- 
ziehungen den Aureae sich nähernd. C'hrysanthae. Stengel 
aufsteigend. Blättchen mit grösseren oder kleineren spitzen 
bis stumpflichen Zähnen. Blüthen mittelgross bis gross. 

P. ehrysantha S. 775. 


Vgl. 2 canescens X recta S. 783. 


P. canescens X hirta? S. 785, 
. argentea X intermedia? S. 785. 


. argentea X. recta S. 785. 
. argentea X hirta S. 786. 
P. argentea X chrysantha S. 786. 


5. NaoBheia- 


Potentilla., 869 


III. Griffel nagelförmig, aus einem zugespitzten Grunde zuerst ziemlich 
gleichdick verlaufend und dann sich unter der verbreiterten Narbe 
schwach verdickend, fast endständig bis seitenständig, nicht länger 
als das reife Früchtchen. Pflanzen stets mehrjährig, die Haupt- 
achsen mit sterilen Blattrosetten endigend. Gomphostylae. 

a. Blätter 3—7 zählig, gefingert. Grundachse dünn, unter der Erde 
sehr verzweigt. Stengel die Grundblätter nicht oder wenig über- 
ragend. Blüthenstand trugdoldie. Aureae. 

1. Nebenblätter der unteren Blätter kurz, breit-eiförmig bis eiförmig- 
lanzettlich (nicht linealisch). Blätter 3- oder 5 zählig. 

a. Grundständige Blätter stets 3zählig. Nichtblühende Sprosse 
kurz, nicht wurzelnd, am Grunde meist von braunen trocken- 
häutigen Nebenblättern dicht umgeben. -— Pflanzen der ark- 
tischen, alpinen und subalpinen Gebiete. Frigidae. 

1. Laubblätter beiderseits seidig-zottig behaart. Pflanze klein 
bis mässig gross, trübgrün, dicht mit sitzenden Drüsen 
bedeckt. P. frigida S. 787. 

2. Laubblätter oberseits kahl, unterseits fast nur auf den 
Nerven behaart. Pflanze sehr klein, hellgrün bis lebhaft 
grün. P. dubia S. 788. 

b. Blätter 5—7zählig (vgl. indessen die Siebenbürgische P. 
chrysocraspeda mit 3 zähligen Blättern). 

1. Nichtblühende Sprosse meist am Grunde mit braunen 
trockenhäutigen Nebenblättern dicht bedeckt, kurz oder 
wenig verlängert, wenig wurzelnd. — Pflanzen der alpinen 
und subalpinen Region, meist drüsenlos, seltener mit sitzen- 
den Drüsen besetzt. Alpestres. 

a. Blättchen am Rande nicht von silberglänzenden seidigen 
Haaren bewimpert. Pflanze mehr oder weniger weich- 
haarig-zottig. Untere Blätter mit eiförmigen oder breit- 
eiförmig-lanzettlichen Nebenblättern. P. villosa 8. 789. 

ß. Blättchen am Rande von silberglänzenden seidigen Haaren 
bewimpert. Pflanze meist ziemlich dünn anliegend behaart. 
Untere Blätter mit lanzettlichen Nebenblättern. 

P. aurea S. 797. 
Vgl. P. villosa X aurea S. 800. 

2. Nichtblühende Sprosse am Grunde nicht mit trocken- 
häutigen Nebenblättern bedeckt, kurz, nicht wurzelnd. — 
Pflanzen der Ebene und der Berg- (selten der subalpinen) 
Region, drüsenlos oder häufig mit gestielten (selten mit 
sitzenden) Drüsen bedeckt. Opacae. 

@. Aussenkelchblätter den Kelchblättern ähnlich gestaltet, 
so breit oder schmäler, aber mindestens halb so breit 
als die Kelchblätter. 
$ Stengel meist sehr schlaff. Pflanze mit langen, sehr 

weichen, grauen, am oft roth überlaufenen Stengel 


870 


Rosaceae. 


mit rückwärts gerichteten oder wagerecht abstehenden 
Haaren besetzt. P. rubens S. 801. 
Stengel starrer. Pflanze besonders an ‘den jugend- 
lichen Theilen mit anliegenden oder aufrecht abstehen- 
den, straffen, glänzendweissen Haaren besetzt. Blumen- 
blätter lebhaft gelb. — Pflanze des südöstlichen 
Gebietes. P. Australis S. 803. 


Un 
un 


ß. Aussenkelehblätter schmallinealisch, vielmals schmäler 


als die dreieckigen Kelchblätter. Blättchen linealisch- 
lanzettlich, jederseits mit 1—7 Sägezähnen. Stengel mit 
anliegenden oder aufrecht abstehenden steifen Haaren 
besetzt. — Pflanze des östlichen Gebietes. 
P. patula S. 803. 
Vgl. P. rubens X Australis? S. 804. 
P. rubens X patula S. 805. 


2. Nebenblätter der unteren Blätter linealisch, verlängert. Nicht- 
blühende Sprosse meist verlängert, wurzelnd, nur im Frühjahr 
rosettenartig gestaucht. — Pflanzen der Ebene und der Berg- 
(selten der subalpinen) Region, drüsenlos oder drüsig. Vernae. 
a. Ganze Pflanze ohne Sternhaare (vgl. jedoch die Bastarde), 

grasgrün. Stengel mit ziemlich starren aufrecht abstehenden 
Haaren besetzt. Blättchen unterseits lebhaft grün, wie auch 
am Rande stark abstehend behaart. 


P. Tabernaemontani S. 805. 


b. Ganze Pflanze, besonders aber die Blätter mehr oder weniger 
stark sternhaarig; die Sternhaare den einfachen Striegelhaaren 
beigemischt und oft mit diesen combinirt. 

1. Sternhaare mit 3—10 meist kurzen Strahlen, auf der Blatt- 


unterseite einzeln stehend und nie einen geschlossenen Stern- 
filz bildend. Blättehen mit ziemlich starren derben Striegel- 
haaren, oberseits grün. P. Gaudini S. 815. 
Sternhaare reichstrahlig (mit bis 20 und mehr ziemlich 
langen Strahlen), auf der Blattunterseite einen dicht ge- 
schlossenen Sternfilz bildend, daher die Blättchen unter- 
seits stets grau bis weiss. 

a. Aussenkelchblätter länglich, spitzlich, wenig kürzer oder 


ebenso lang wie die spitzen Kelchblätter. Striegelhaare 
der Stengel und Blattstiele mässig lang oder kurz, an- 
liegend oder locker aufrecht-abstehend. Blättchen meist 
ziemlich dünn und weich, mit selten über 5 Sägezähnen 
jederseits. P. arenaria S. 820. 


. Aussenkelchblätter elliptisch, stumpf oder abgerundet, 


meist bedeutend kürzer als die stumpflichen Kelchblätt- 
chen. Striegelhaare der Stengel- und Blattstiele sehr lang, 
horizontzl abstehend, oft sehr dicht stehend. Blättchen 
derb, lederartig, reicher, fast gekerbt gezähnt, häufig mit 


Potentilla. 871 


mebr als 6 Zähnen jederseits. — Pflanze des südwest- 
licehsten Gebietes. P. einerea S. 823. 
Vgl. P. Tabernaemontani X Gaudini 8. 824. 
P. Tabernaemontani X arenaria 8. 825. 
P. Tabernaemontani X cinerea 8. 826. 
P. Gaudini X. arenaria S. 826. 
P. frigida X. villosa S. 827. 
P. frigida X aurea 8. 827. 
P. dubia X villosa S. 827. 
P. dubia X aurea S. 827. 
P. villoea X Tabernaemontani S. 828, 
P. villosa X Gaudini S. 828. 
P. villosa X arenaria 8. 829. 


P. aurea X Tabernaemontani? S. 829, 

P. rubens X Tabernaemontani 8. 829. 

P. rubens X Tabernaemontani X arenaria 
8.831 

P. rubens X Gaudini S. 831. 


P. rubens X arenaria 8. 831. 
P. rubens X cinerea? S. 832, 


P. patula X Gaudini S. 832. 

b. Blätter 3—7 zählig gefingert. Grundachse dick (oft knollig) und 
wenig verzweigt. Btengel die Grundblätter weit überragend, oft 
liegend, ausläuferartig verlängert und wurzelnd, einfach oder 
lang gabelästig, selten scheinbar doldenrispig verzweigt. Tor- 
mentillae. 

1. Blätter sämmtlich 3 zählig. Stengel aufsteigend, nicht wurzelnd, 
oberwärts rispig verzweigt. Blüthen fast stets 4 zählie. 
P. silvestris S. 833. 
2. Grundständige Blätter 5-, seltener 7zählig. Stengel nieder- 
liegend, an den Knoten früher oder später oft wurzelnd. 

a. Blüthen meist 4zählig. Blätter ausser den unteren alle 3- 
zählig, die oberen sehr kurz gestielt. Stengel gabelig ver- 
zweigt. P. procumbens S. 842. 

b. Blüthen meist 5zählig. Blätter fast alle 5zählig, alle ge- 
stielt. Stengel nicht gabelig verzweigt. 

P. reptans S. 844. 
Vel. P. procumbens X reptans 8. 849. 
P. procumbens X (procumbens X reptans) S. 850. 
P. reptans X ({procumbens X reptans) 8. 850. 


P. silvestris X procumbens S. 851. 
P. sılvestris X replans 8. 852. 

IV. Griffel fadenförmig, sehr dünn und vom Grunde bis zu der kaum 
verbreiterten Narbe gleichförmig. Pflanze (bei der einzigen euro- 
päischen Art) mit vielpaarig gefiederten Blättern, ausläuferartigen, 
an den Knoten wurzelnden Stengeln und einzelnen langgestielten, 
5zähligen Blüthen. Griffel sehr kurz, seitenständig. Früchtchen 


872 Rosaceae. 


sehr dick und dickschalig, fast kugelig-dreieckig, glatt und un- 
gekielt. Leptostylae,; Anserinae. — Pflanzen der Niederungen 
und der Bergregion, wen’ger in der subalpinen Region. 
P. anserina S. 854. 
Vgl. P. multifida X frigida S. 857. 
P. multifida X villosa S. 857. 

. nivea X frigida S. 858. 
. niwea X villosa S. 858. 
argenten X viliosa? 8. 858. 


argentea X rubens? S. 858. 
P. argentea X Gaudini? 8. 858. 


P. argentea X arenaria 8. 859. 
= collina x Tabernaemontani ? S. 859. 
P. collina X Gaudini S. 859. 
P. collina X arenaria 8. 860. 
P. grandiflora X frigida S. 860. 
P. grandiflora X villosa S. 860. 
P. grandiflora X aurea 8. 861. 
P. chrysantha X villosa S. 861. 
. chrysantha X aurea 8. 861. 

. chrysantha X Tabernaemontani S. 362. 
. chrysantha X Gaudini S. 862. 

. chrysantha X arenaria S. 862. 


Druiyiy 


asla-bastas 


3. Subtribus. 


DRYADINAE. 


(Focke Nat. Pfl. III. 3. 36 [1888]. Dalla Torre u. Harms Gen. siph. 
209. Dryadeae genuinae Rechb. Nom. 167 [1841]). 


S. S. 440. Bei uns ausdauernde Kräuter oder Halbsträucher (Dryas) 
mit ungetheilten oder gefiederten, selten gefingerten Blättern. Kelch- 
becher meist schüsselförmig oder becherförmig. Aussenkelch bei uns 
meist vorhanden (bei Dryas fehlend). Kelch- und Blumenblätter meist 
5, seltener (Dryas) mehr. Staubblätter und Fruchtblätter fast stets 20 
oder mehr. Griffel endständig, an der Frucht meist bleibend, meist 
stark vergrössert. 


In Europa nur unsere Gattungen, 


Uebersicht der Gattungen. 
A. Griffel nach dem Verblühen am Grunde abfallend.. Ausdauernde 


Kräuter. 

I. Staubblätter nach dem Verblühen eintrocknend. 2 bis 5 (bis 6) 
Fruchtblätter. Waldsteinia. 

II. Staubblätter bleibend über der jungen Frucht zusammenneigend. 
Fruchtblätter zahlreich. Coluria. 


B. Griffel nach dem Verblühen bleibend, meist sich stark vergrössernd. 


Potentilla. Waldsteinia. 373 


I. Blüthen 5zählig mit 5 Kelch- und Blumenblättern. Aussenkelch 
vorhanden. Kelchbecher flach. Ausdauernde Kräuter. (eum. 
Il. Blüthen 8—9zählige mit 8 oder 9 Kelch- und Blumenblättern. 
Aussenkelch fehlend. Halbstrauch der Hochgebirge. Dryas. 


15. WALDSTEINIA!). 


(Willd. Neue Schrift. Ges. naturf. Freunde Berlin II 105 t. 4 [1799]. 
Nat. Pfl. IH. 3. 36. Comaröpsis?) L. C. Rich. in Nestl. Monogr. Pot. 
16 t. 1 [1816]. 


S. S. 872. Ziemlich niedrige bis mittelgrosse Kräuter, in der Tracht 
Potentilla ähnlich, dichter oder locker rasenbildend. Blätter in grund- 
ständiger Rosette, gelappt oder getheilt, 3--5zählig. Blüthen gelb, mit 
trichterförmigem Kelchbecher. Aussenkelch und Kelch 5blätterig, in 
der Knospenlage klappig. Blumenblätter 5, klein bis mittelgross, mit- 
unter am Grunde geöhrt. Staubblätter zahlreich. Fruchtblätter 2—6, 
mit sich nach dem Verblühen am Grunde abgliederndem Griffel mit 
fast kopfiger Narbe, etwas gestielt, Früchtchen nussartig, der kurzen, 
trockenen Blüthenachse eingefügt. 


4 Arten in der nördlich gemässigten Zone; in Europa nur unsere Arten. 


200. (1.) W. geoides. 4. Pflanze meist mittelgross, meist 0,7 bis 
2,5 dm hoch. Grundachse kurz kriechend, keine oberirdischen 
wurzelnden Ausläufer treibend. Stengel aufsteigend oder schlaff auf- 
recht, wenigblüthig. Blätter ungetheilt, breit herz-nierenförmig, 
mehr oder weniger tief gelappt, meist 5lappig, die kräftigeren stark wellig 
gefaltet, ziemlich grob doppelt eingeschnitten gekerbt, die grundständigen 
lang gestielt, wie die Stiele mehr oder weniger dicht mit abstehenden 
(oder an den Stielen meist etwas zurückgerichteten) etwas glänzenden 
. Haaren besetzt. Blüthenstand sehr locker, die Blätter nicht oder wenig 
überragend. Blüthen ziemlich gross, bis über 2 cm im Durchmesser, 
_ ziemlich lang und dünn gestielt. Aussenkelchblätter schmal, fast linealisch, 
meist nur etwa halb so lang als die in der Blüthe aufrecht abstehenden, 
lanzettlichen, spitzen Kelchblätter. Blumenblätter breit verkehrt- 
eiförmig, am Grunde mit 2 Oehrchen versehen, gelb, erheblich 
länger als die Kelchblätter. 

In Gebüschen, an Abhängen, in Wäldern und Waldlichtungen 
nur in der unteren Region (bis 755 m Kerner OBZ. XIX. 204) 
des südöstlichen Gebietes. Im Berglande Oberungarns nördlich bis zu 
den Comitaten Sohl, Borsod, Zemplin, im Pilisgebirge (mehrfach um 
Budapest!), bei Fünfkirchen, in Siebenbürgen mehrfach, im Dniester- 
gebiete Galiziens spärlich (und in der nördlichen Moldau). Die Angabe 
in Kroatien (Radoboji Wormastini bei Klinggräff Linnaea XXXIL 
54) ist unbegründet Hire (br... Ausserdem in Gärten als Zierpflanze 


3), S. II. 1. S.:418 Fussn. 1. 
2) Von Comarum s. S. 663 und öwıs Aussehen. 


874 Rosaceae. 


gezogen und z. B. um Potsdam! Berlin!! Jena verwildert (Höck B. 
Centr.bl. Beih. IX. 413). Bl. April, Mai. 

W. geoides Willd. Neue Verh. Ges. Naturf. Freunde Berlin II. 
106 t. 4 (1799). Nyman Consp. 230. Suppl. 113. Focke in Hallier- 
Wohlfarth Koch’s Syn. I. 825. 

(Balkanhalbinsel; Krim; Transkaukasien.) 1] 


201. (2.) W. ternäta. %. Pflanze meist ziemlich klein, meist nicht 
viel über 1 dm hoch. Grundachse kriechend, bis über 0,5 dm 
lange, kriechende, wurzelnde, oberirdische Ausläufer 
treibend. Stengel aufsteigend oder aufrecht. Blätter an der Spitze 
der Ausläufer rosettenartig gedrängt, langgestielt, 3zählig, beiderseits 
mehr oder weniger dicht behaart. Blättchen meist kurzgestielt, un- 
gleichmässig gekerbt-gelappt und ausserdem kerbig-gezähnt, das end- 
ständige Blättehen breit- bis rundlich-verkehrt-eiförmig, die seitlichen 
schief, am äusseren Rande öfter bis zum Grunde gekerbt, oft aber auch 
am Grunde keilförmig-ganzrandig. Blüthenstand ebensträussig-rispig, 
meist 3— 7 blüthig, mit Hochblättern. Blüthen mittelgross, etwa 1,5 cm 
im Durchmesser, lang gestielt, aufrecht. Kelchblätter in der Blüthe 
zurückgeschlagen. Blumenblätter länger als die Kelchblätter, am 
Grunde nicht geöhrt, gelb. Fruchtblätter seidig-langhaarig. 

In Waldthälern und an sonnigen Abhängen hoher Gebirge, nur 
im südöstlichen Siebenbürgen mehrfach (Simonkai 217, Römer 
Corresp.bl. V, Siebenb. Landesk. XVIII. 95 [1895]), ca. zwischen 450 
und 1500 m (v. Degen br.) (auch in der angrenzenden Moldau) und 
in Kärnten am Fusse der Koralpe (Höfner 1889 nach Fritsch 
ZBG. X. XXIX. Sitzb. 69) ca. 600 m (Fritsch br.). Bl. April, Mai. 

W. ternäta Fritsch Sitzb. BG. Wien. XXXIX. 69 (1889). Focke 
in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 825. Dalribarda ternata Stephan 
M&m. soc. Mose. I. 92 t. 10 (1806). Waldsteinia sibirica Tratt. Monogr. 
Ros. III. 108 (1823). Comaröpsis sebirica Ser. in DC. Prodr, II. 
555 (1825). Waldsteinia trifolia Rochel bei Koch Linnaea XII. 


337 t. 6 (1839). Nyman Consp. 230 Suppl. 113. W. triloba Hor- 


nung in Baumg. Enum. Mant. 45 (1846). 
(Süd-Sibirien; Japan.) 


* COLURIA!). 


(R. Br. in Parry Voy. App. 276 [1823]. Nat. Pfl. III. 3. 36. Laxmännia 2) Fisch. 
Cat. Hort. Gorenk. ed. 2. 67 [1812] nicht R. Br.). 
>... 872. 


2 Arten in Sibirien. 
* C. Laxmännii2). 2|. Pflanze mittelgross. Grundblätter in einer Rosette 
angeordnet, unterbrochen-fiederschnittig mit breit-verkehrt-eiförmigen stumpfen, grob 


doppelt: gekerbten bis gelappten Abschnitten, unterseits an den Nerven, wie am Blatt- 
stiel mit Jaugen; starren, abstehenden Haaren besetzt. Stengel aufrecht oder auf- 


1) Yon #6/ovoog mit abgeschnittenem Schwanz, wegen des abfälligen Griffels, 
2) S. I. S. 274 Fussn. 2. 


Waldsteinia. Coluria. Geum, 375 


steigend, meist nur etwa 2 dm hoch, wenig- (meist 1—3-) blüthig. Blüthen gross, 
ansehnlich. Kelchbecher trichterförmig. Blumenblätter viel länger als die Kelch- 
blätter, gelb. Staubblätter an der Frucht wie Borsten stehen bleibend. 

Im Altai heimisch, bei uns wegen der ansehnlichen Blüthen gepflanzt. 

k Coluria Laxmannii A. u. G. Syn. VI. 874 (1904). Geum .Laxmannii Gaert. 
De Fruet. I. 352 t. 74 (1788). Dryas geoides Pallas Reise III. App. 733 (1800) 
IV. 303 t. IX, X fig. 2. Laxmannia potentilloides Fisch. Cat. hort. Gorenk. ed. 2. 
67 (1812). Colüria potentilloides R. Br. in Parry 1. Voy. App. S. CCLXXVI (1823). 
©. geordes Ledeb. Fl. Alt. II. 263 (1830). Laxmannia geordes Fisch. in Ledek, Fl. 
* Alt. I. 263 (1830). 


16. GEUM!). 
ferGen. ‚pl. [ed..1. 148].ed. 5. 220 [1754]. Nat. Pi, IL 3.36.) 


(Benediktenkraut, Nelkenwurz, Heil aller Welt, Mannskraft; nieder]. 
u. vlaem.: Nagelkruid, Benedictenkruid; dän.: Nelikerod; franz.: B£noite; 
ital.: Cariofillata, Erba benedetta; rum.: Cräncesi, Cerentel; poln. u. 
böhm.: Kuklik; russ.: Tpasıarp; litt.: Dygulo Zoles, Dygäoles; ung.: 
Cikläsz, Szegfügyök.) 


S. S. 873. Ausdauernde Kräuter mit gefiederten Blättern, die 
unteren Blätter leierförmig gefiedert, die oberen meist 3zählig oder 3- 
theilie. Blüthenstände aus den Blattachseln einer Centralrosette ent- 
springend. Blüthen einzeln oder locker trugdoldig. Kelchblätter 5, in 
der Knospenlage klappig, grösser als die Aussenkelchblätter. Blumen- 
blätter 5. Staubblätter zahlreich. Früchtchen zahlreich, nussartig, durch 
den endständigen bleibenden (oft gegliederten), meist behaarten Griffel 
geschnäbelt, der meist ceylindrischen trocknen Blüthenachse eingefügt. 

36 Arten, fast über die ganze Erde verbreitet, in Europa beide Untergattungen. 


A. Eügeum. (Torr. u. Gray Fl. North-Amer. I. 420 [1840]. Beck 
Verh. ZBG. Wien. XLV [1895] 101). Griffel gegliedert. 
In Europa nur unsere Sectionen. | 
I. Griffel zwischen den beiden Gliedern hakenförmig umgebogen bis 
eingerollt, an der Abgliederungsstelle mit einem Anhängsel, das 
obere Griffelglied vor der Reife abfallend, das untere dann in 
einen spitzen Haken ausgehend. (Eugea Nyman Consp. 230 
[1878)). 
a. Caryophylläta?) (Ser. M&m. Soc. Geneve II. 139 [1824] 
in DC. Prodr. II. 551 [1825]. Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 
36. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 822). Blüthen 
nickend (vgl. auch @. silvaticum). Kelchblätter nach dem Ver- 
blühen aufrecht (vel. auch G. silvaticum). _Fruchtköpfehen 
gestielt. Blumenblätter lang benagelt. 
In Europa nur unsere Art. 


1) Pflanzenname bei Plinius (XXVI, 21); bezeichnet vielleicht G. urbamım. 

2) Name der Gattung bei den meisten vor Linn&’schen Schriftstellern auch 
noch bei Tournefort (schon gariofilata bei Albertus Magnus, garifilata bei 
Cesalpino) wegen des Nelkengeruchs der Grundachse. 


376 Rosaceae. 


202. (1.) G&. rivale. 9. Ganze Pflanze rauhhaarig. Grundachse 
ziemlich dick, dunkel- bis schwarzbraun. Stengel seitenständig, aufrecht 
oder meist am Grunde bogig aufsteigend, oberwärts ästig, drüsig-flaum- 
haarig, meist 2—3 dm hoch, oberwärts meist braunroth überlaufen. 
Untere Blätter unterbrochen gefiedert, das endständige und die beiden 
oberen seitlichen Blättchen grösser, die oberen Blätter 3zählig oder 
einfach, mit ziemlich kleinen, bis über 1 cm langen lanzettlichen bis 
eiförmig-lanzettlichen Nebenblättern. Blättchen rundlich oder keilförmig- 
verkehrt-eiförmig, eingeschnitten gelappt und ausserdem grob- und un- 
gleich-kerbig-gezähnt, an den Seitenrändern gesägt, beiderseits kurz- 
haarie. Blüthen anfangs genähert, später langgestielt, nickend, in 
der Frucht aufrecht, ansehnlich, bis etwa 3 em im Durchmesser. 
Aussenkelchblätter klein. Kelchblätter gross, 3eckig-lanzettlich, meist 
wie der Kelchbecher braunroth. Blumenblätter aufrecht breit 
verkehrt-eiförmig, ausgerandet, kürzer oder wenig länger als die Kelch- 
blätter, blassgelb. Fruchtköpfehen lang gestielt. Fruchtknoten zottig 
behaart. Unteres Griffelglied am Grunde zottig behaart, und mit weichen 
Drüsenhaaren besetzt, etwa so lang als das bis fast zur Spitze federig 
behaarte obere. 

Auf feuchten Wiesen, an Bach- und Grabenufern, in Gebüschen, 
Im nördlichen und mittleren Gebiet meist verbreitet, fehlt auf den Nord- 
seeinseln, in südlichen nur in Gebirgslagen (in den Alpen bis 2000 m 
[Jaccard 85] aufsteigend); fehlt in der immergrünen Region des Mittel-. 
meergebietes und im Ungarischen Tieflande Bl. Mai, Juni vereinzelt 
bis zum Herbst. 


G. rwale L. Spec. pl. ed. 1. 501 (1753). Koch Syn. ed. 2. 232. 
Sturm Deutschl. Fl. II. Heft 3. Fl. Dan. t. 722. Scheutz Prodr. Monogr. 
Geor. 37. Nyman Consp. 230. Suppl. 113. Focke in Hallier-Wohl- 
farth Koch’s Syn. I. 823. Beck Verh. ZBG. Wien XLV (1895) 102. 


Die Blüthen dieser schönen Pflanze sind nicht selten vergrünt und zwar in 
sehr verschiedenem Maasse, von einer Vergrösserung der Kelchblätter, die dann den 
Laubblättern ähnlich werden bis zur völligen Vergrünung und Durchwachsung,. 
Eine derartige Monstrosität ist auch @. hybridum Wulf. in Jaeq. Misc. II. 33 (1778) 
sowie Anemone dodecaphyllaı) Krocker Fl. Siles. II. 35 t. 20 (1790). — Durch 
die Blüthenfarbe ist ausgezeichnet: 


B. pällidum. Blätter meist tiefer eingeschnitten. Pflanze hellgrün. Kelche 
gelblich-grün. Blumenblätter gelblich bis gelb. — Selten. — @G. riwale ß. 
pallidum Blytt Norges Flora 1178 (1876). A. u. G. Fl. Nordostd. Flachland 
393. Abromeit Fl. Ost- u. Westpr. 227. @G. pallidum Fisch. u. Mey. Ind. 
sem, hort. Petrop. XI. 49 (1846). Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 38. Nyman 
Consp. Suppl. 113. — Diese bleichblühende Form, die in der nördlichen Ebene 
und in Schlesien mehrfach beobachtet wurde, die wir aber aus dem Gebiete nur 
von Stralsund sahen, ist deshalb besonders bemerkenswerth, weil die aus Nor- 
wegen eingeführten Exemplare sich durch viele Jahre als völlig samenbeständig 
erwiesen haben. Es wäre dringend zu wünschen, dass diese augenscheinlich 
eine nordische Rasse darstellenden Formen von den zufällig auftretenden 
bleichen Formen des Typus (Albinismen) getrennt und die Rasse in ihrer 
Verbreitung festgelegt würde. 


1) Von öwdex« zwölf und pÖ/Ao» Blatt. 


Geum. 87 


[1 


Weitere Formen sind: 


I. hümile (Schur Enum. pl. Transs. 183 [1866]. Scheutz a. a. ©. 37). Pflanze 
klein, einblüthig, Blüthen stark niekend. — So in höheren Gebirgen. 

III. strietum (Norm. Nyt Mag. Nat. Vid. VI. 248 [1851]). Pflanze höher, 
kräftiger. Blätter lang gestielt. — Zerstreut. (Norwegen.) 


b. grandifolium (Scheutz a. a. O. 38 [1870]. @. pietum der Gärten nach 
Scheutz a. a. ©. [1870]). Stengelblätter gross, leierförmig-unterbrochen-fieder- 
spaltig. Grundständige Blätter jederseits mit 8—9 Seitenblättchen und einem 
grossen Endblättchen. 

(Fast ganz Europa, fehlt im südlicheren Mittelmeergebiet auf weite 
Strecken; nördliches Asien; Nord-America.) * 


202. X 203. @. rivale X urbanum s. 8. 883. 

202. X 204. G. rivale X Aleppicum s. S. 884. 
202. X 205. @. rwale X silvaticum s. S. 884. 
202. X  . .G. rwale X coccineum s. S. 884. 
202. X 207. G. riwale X montanum s. S. 889. 


b. Caryophyllästrum!) (Ser. Mem. Soc. Geneve II. 138 
[1824]. DC. Prodr. II. 550 [1825]. Scheutz Prodr. Monogr. 
Geor. 21. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 823). 
Blüthen zur Blüthezeit aufrecht. Kelchblätter zur Fruchtzeit 
zurückgeschlagen. Fruchtköpfchen ungestielt. Blumenblätter 
unbenagelt. 

Ausser unseren Arten in Europa noch @G. pyrendicum (Mill. 
Gard. Diet. ed. 8 no, 3 [1768]. Willd. Spec. pl. IT. 1115 [1799]. @. 
Tournefortii2) Lap. Hist. abr. pl. Pyr. 292 [1813]) auf den Pyrenäen und 
in Spanien und G. hispidum (Fr. Fl. Halland. 90 [1817—18] im süd- 
lichen Schweden. 


1. Blumenblätter gelb. 
a. Stengel ästig. Blüthenstand mehr- bis vielblüthig. 
1. Unterste Stengelblätter stets deutlich gefiedert oder 
dreizählig. 


203. (2.) 6. urbanum (die meisten der für die Gattung an- 
gegebenen Namen beziehen sich speciell auf diese Art; ausserdem noch 
it.: Garofanaja, Erba de plaga; wend.: Smetanowe zele; kroat.: Stopa 
zeöja). 2. Pflanze rauhhaarig. Grundachse ziemlich dick. Stengel seiten- 
ständig, am Grunde etwas bogig, aufrecht, meist 3—6 dm hoch, ästig. 
Grundständige Blätter unterbrochen gefiedert, obere 3zählig oder ein- 
fach, 3lappig, mit grossen, ungleich eingeschnitten gezähnten laubartigen, 
bis 3 cm langen und 3—4 in breiten Nebenblättern. Blättchen läng- 
lich-rhombisch, spitz, grobgesägt, das Endblättehen der grundständigen 
Blätter abgerundet. Blüthenstiele lang, kurzhaarig-flaumig mit zerstreuten 
längeren Haaren. Blüthen mittelgross, nur 1,5—2 cm im Durchmesser. 
Blumenblätter ausgebreitet, verkehrt-eiförmig, goldgelb, etwa so 


1) Von Caryophyllus Nelke (s. S. 875 Fussn. 2) mit dem Suffix astrum (s. I. 
S. 211 Fussn. 3) gebildet; wohl des Wohlklangs halber für Caryophyllatastrum. 
2) S. I. 1. S. 711 Fussn. 2. 


878 Rosaceae, 


lang als der Kelch. Früchtehen kurzborstig, unteres Griffel- 
glied kahl, etwa 3—4 mal länger als das am Grunde kurz behaarte obere. 
In schattigen Laubwäldern, in Gebüschen, an Hecken, durch das 
ganze Gebiet, auch auf den Nordsee-Inseln, in den Alpen bis 1600 m 
(Jaccard 85) aufsteigend. Bl. Mai, Juli vereinzelt bis zum Frost. 
@G. urbanım L. Spec. pl. ed. 1. 501 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
232. Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 24. Nyman Consp. 230. Suppl. 
113. Beck Verh. ZBG. Wien XLV (1895) 102. Focke in Hallier- 
Wohlfarth Koch’s Syn. I. 823. Sturm Deutschl. Fl. IH. Heft 5. Fl. 
Dan. t. 672. @. caryophylläta Gilib. Fl. Lithuan. V. 258 (1782). 


Ziemlich wenig veränderlich, fast nur in unbedeutenden Abänderungen der 
Grösse, der Dichtigkeit der Behaarung und der Blüthengrösse. 


B. hirtum (G. hirtum Wahlb. Fl. Gothob. 60 [1820—24]). Pflanze dichter 
behaart. — Selten. 


C. glandulosum (Murbeck Beitr. Fl. Bosn.-Here. in Lunds. Univ. Arskr. XXVI. 
112 [1891]). Stengel, Blatt- und Blüthenstiele und unteres Glied des Griffels 
reichdrüsig. — In der Behaarung sich dem @. Aleppieum B. molle. nähernd 
(Beck Verh. ZBG. Wien XLV [1895] 102). 

II. robüstum (@G. robustum Schur Enum. pl. Transs. 183 [1866]. @. vicanum 
Schur a. a. O. [1866]). Pfäanze sehr kräftig bis über 1 m hoch. — Selten. 
Nach Simonkai Enum. 215 hierher gehörig und nicht, wie Scheutz 62 
vermuthet, ein Bastard mit G. Aleppicum. 


Scheutz unterscheidet folgende Formen: 


b. Orientale (Fenzl Cat. Hort. Vind. nach Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 24 
[1870]). Verkahlend. Nebenblätter sehr gross, zerschlitzt. — Nur in Cultur. 


c. simplicifolium (Scheutz a. a. O. [1870]). Alle Blätter ungetheilt oder 3- 


spaltig. 
d. grandifolium (Schur Enum. pl. Transs. 183 [1866]). Blättchen und Neben- 
blätter sehr gross, eingeschnitten gezähnt. Blüthen grösser. — In Siebenbürgen. 


e. opulifolium (Ser. in DC. Prodr. II. 551 [1825]). Stengelblätter klein, an 
der Spitze 3lappig. — In der westlichen Schweiz. 
Wichtiger scheint 


2. Austräle. Kelchblätter etwa so lang wie die Blumenblätter. Blumenblätter 
rundlich, plötzlich in eine kurze Spitze verschmälert. Früchtchen zusammen- 
gedrückt, an den Kanten lang, an den Flächen kurz behaart. — In Wäldern 
in Italien. — @. urbanum ß. australe Guss. Pl. vasc. ins. Inarime 118 (1854). 
Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 24 vgl. Ten. Fl. Neap. IV. 299. — Vielleicht 
eine südliche Rasse. | 


Das zweifelhafte @. hederaefolium Gmel. Fl. Bad. II. 460 (1806) ist viel- 
leicht auch eine Form dieser Art vgl. Scheutz a. a. O. 25. 


Off. die Grundachse, Rhizoma Caryophyllatae, Radix Gei urbani, 
Benoite (Souche), Ph. Belg., Dan., Gall., Russ. 


Die unter dem Namen Nelkenwurzel bekannte Grundachse enthält ein ätherisches 
Oel vom Geruche der Gewürznelken und etwas Gerbsäure. 


(Fast ganz Europa ausser dem arktischen und dem südlichsten ; 
gemässigtes Asien; Nord-West-America [Australien ?]). * 


202. X 203. G. rivale X urbanum s. S. 883. 
203. X 204. G. urbanum X Aleppicum s. S. 880. 


Geum. 879 


204. (3.) &. Aleppieum!!). 2%. In allen Theilen grösser und kräf- 
tiger als vorige. Stengel steifer und schlanker, meist 4—8 dm hoch, 
meist borstig behaart. Blätter meist grösser und zahlreicher, mit tief 
eingeschnittenen meist 2—2,5 cm langen Nebenblättern versehen, die 
länger als breit sind. Die grundständigen Blätter verschieden gestaltet, 
die unteren mit kleinem unregelmässig eingeschnittenen Endblättchen 
und ähnlichen Seitenblättchen, die oberen mit grossem seicht 3 lappigen, 
aus herzförmigem Grunde breit-abgerundet-dreieckigem Endblättchen. 
Blättchen meist breiter. Blüthen grösser. Blumenblätter breit-verkehrt- 
eiförmig, oft länger als der Kelch. Früchtchen langborstig, 
Griffel röthlich. Unteres Griffelglied am Grunde borsten- 
haarig, sonst kahl, etwa doppelt so lang wie das bis fast zur 
Spitze behaarte obere. 

In Gebüschen, an Waldrändern, "auf Grasplätzen, an Zäunen nur 
im östlichsten Gebiete. In Östpreussen verbreitet!! in Westpreussen 
nur bei Marienwerder (v. Bünau!) und früher bei Stuhm (Abromeit 
Fl. v. ©. u. Westpr. 22), in Polen bei Lublin (Karo Pom. Fiz. 
III), in Galizien besonders im östlichen Theile (Knapp 319), in 
Siebenbürgen bis in die subalpine Region der Grenzgebirge (1500 m 
Simonkai 215) (und in der oberen Moldau). Die Angabe bei Prenzlau 
(Garcke FI. v. Deutschl. 16. Aufl. 146 [1890]) beruht wie die a. a. O. 
S. 155 und 226 gemachten von Agrimonca pilosa und Bidens radiatus 
auf absichtlicher Täuschung durch den Sammler (vgl. Ascherson BV. 
Brand. XXXII 133). Selten verschleppt oder verwildert, so bei München 
am Würm-Canal (Brügger 1859 nach Woerlein Fl. v. München 43). 
Bl. (Juni) Juli bis September und später. 

@G. Aleppicum Jacq. Icon. I. t. 95 (1781—86). Beck Verh. ZBG. 
Wien XLV (1895) 102. A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 393. @. strietum 
Ait. Hort. Kew. ed. 2. II. 207 (1811). M&m. Soc. Mose. It. 11. 
Nyman Consp. 230. Suppl. 113. Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 28. 
Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 825. @. intermedium 
Marsch Bieb. Fl. Taur. Cauc. I. 411 (1808). Baumg. Enum. pl. Transs, 
II. 69 (1816) (ob auch Bess. Cat. hort. Crem. [1816]. Enum. Volh. 22 
[1820]? Ser. in DC. Prodr. II. 550 [1825]) nicht Ehrh. @. hispidum 
Klinggräff Fl. Preuss. 128 (1848). Patze, Meyer u. Elkan Fl. Prov. 
Preussen 551 (1850) nicht Fries. @G. inchinatum Schur Siebenb. V. 
Hermannst. X. 158 (1859). Enum. 184 nicht Schleich. 

Aendert ähnlich der vorigen ab: 

B. dissectum (Fries nach Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 29 [1870]. @. Lax- 
manni?) der Gärten nach Scheutz a. a. O. [1870]). Blätter alle fiederförmig 
eingeschnitten, mit eingeschnitten gesägten Nebenblättern. — Eine sehr cha- 
rakteristische Form. 

II. rugosum (G, rugosum Desf. nach Scheutz a, a, ©. [1870]). Stengel kahler. 


Grundblätter rauhhaarig. Stengelblätter kahler, dreilappig, alle runzelig, — 
Nur in Cultur., 


1) Der Autor nahm irrthümlich an, dass die Pflanze aus Haleb (Aleppo) in 
Nord-Syrien stamme, 
2). 8. I. 8. 274. 


Ss0 


UT, 


B. 


Rosaceae, 


hirsitum (G, hirsutum der Gärten nach Scheutz a. a. O. 30 [1870]). Stengel 
rauhhaarig. Blüthen meist gross, 

Hierzu gehört: 
molle. Pflanze dicht weich behaart, meist ohne starrere Haare, 
meist niedriger, meist nur etwa 3 dm hoch. Grundständige Blätter 
von den stengelständigen sehr verschieden gestaltet, die grund- 
ständigen mit einem sehr grossen herznierenförmigen oder 
herzeiförmig-rundlichen, gelappten, ziemlich klein und dicht stumpf- 
lich gekerbten Endblättcehen und mit 2—3 um das Viel- 
fache kleineren Seitenblättehen. Stengelblätter meist 3- 
zählig mit grossen blattartigen tief und scharf eingeschnittenen mit 
spitzen oft fast linealischen Zähnen und Spitze versehenen Neben- 
blättern. Blättchen stark vorwärts gerichtet, den Nebenblättern 
ähnlich eingeschnitten und ‘gezähnt. Blüthen öfter kleiner, mit 
kürzeren, eiförmigen, spitzen Kelchblättern. 

In Gebüschen nur im südöstlichen Gebietein Bosnien! (nachMaly 
etwa zw. 800 u. 1660 m). Hercegovina und Montenegro (Pan. 26). 

@. Aleppieum B. molle A. u. G. Syn. VI. 880 (1904). @. 
molle Vis. u. Pan£. Pl. Serb. rar. nov. I. (Mem. Inst. Ven. X.) 7 
t. 1 (1862). Scheutz Prod. Monogr. Geor. 27. Beck Verh. ZBG. 
Wien XLV (1895) 102. Nyman Consp. 230 Suppl. 113. G. inter- 
medium Ten. Fl. Nap. IV. 298 (1830) nicht Ehrh. nach Janka 
ÖBZ. XXVI (1876) 386. 


Wir haben lange geschwankt, wie wir diese Pflanze auffassen sollen, denn 
trotz dem Mangel scharfer Unterscheidungsmerkmale hat sie durch die Ver- 
schiedenartigkeit der grossen Grundblätter und der stengelständigen eine so 
eigenartige Tracht, dass man sie als Art anzusehen geneigt ist. Von Janka 
im Garten aus Originalsamen von Pantit gezogene Pflanzen, sowie solche im 
Berlin-Dahlemer Garten nähern sich aber so dem Typus des G. Aleppicum, dass 
es zweifelhaft scheint, ob wir die Form dauernd als Rasse halten können, 

(Verbreitungder Rasse: Serbien ; Bulgarien ; Italien ; Spanien.) [%] 

(Verbreitung der Art: Bulgarien, Europäisches und Asiatisches 
Russland inel. Transkaukasien il Deungami; Nord-America.) |* 


202. X 204. @G. rivale X Aleppicum s. S. 884. 
203. X 204. G. urbanum X Aleppieum s. unten. 
203..% . G. Aleppicum X coccineum s. 8. 885. 


Bastard. 
AT 
203. X 204. (4.) 6. urbanum X Aleppieum. 2%. Bei der 


Aehnlichkeit der Erzeuger oft schwer kenntlich. Von @. urbanum 
durch kürzere Blüthenstiele, von @. Aleppicum durch weniger robuste 
Tracht und nur halb so dieke Blüthenstiele verschieden. Früchtehen 
bald dem von @. urbanum (Griffel rothbraun, das untere ‚Glied gelb- 
grün fleckig, etwa 21/2 bis 3mal so lang als das obere) baldsdem vom 


@. 


Aleppicum ähnlich (Griffel gelbgrünlich, unteres Glied oft roth- 


fleckig, 2 bis 21/2mal so lang als das obere). 


a nie ne a u a a an 


Geum. 381 


Mit den Erzeugern ziemlich selten, bisher nur in ÖOstpreussen 
(Abromeit Fl. v. Ost- und Westpr. 229), Galizien und in Sieben- 
bürgen auf den Bergen Teszla (1500 m) und Büdös (Simonkai 215). 
Bl. Juli, August. 

G. urbänum X Aleppieum A., G. u. Beyer Nordostd. Schulfl. 
182 (1902). @. intermedium Bess. Enum. pl. Volh. 22 (1820). Ser. 
in DC. Prodr. II. 550 (1825)? nicht Ehrh. G@. spurium Fisch. u. 
Mey. Ind. sem. h. Petr. XI. Suppl. 28 (1846). Nyman Consp. Suppl. 
113. @. strietum X wrbäanum Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 30 (1870). 
Lehmann Fl. Poln. Livl. Nachtr. 111 (1896). Abromeit a.a.O. (1898). @. 
Teszlense ( Aleppicum X wrbanum) Simonk. Enum. pl. Transs. 215 (1886). 


(Westliches Russland.) 5 


2. Unterste Stengelblätter fast kreisrund, 3lappig, mit 
wenigen sehr kleinen Seitenblättchen. 


* G. Japönicum. ‘)|. Pflanze gross und kräftig. Stengel starr aufrecht, bis 
etwa 1 m hoch, dicht kurzhaarig mit einzelnen längeren Haaren dazwischen. Grund- 
ständige Blätter sehr lang gestielt, mit sehr locker gestellten ziemlich kleinen 
(nur die obersten mitunter etwas grösseren) eiförmigen Seitenblättehen und 
einem sehr grossen 3—Ölappigen herznierenförmigen Endblättchen, 
alle wie auch die unteren Stengelblätter rundlich, gelappt und doppelt grob gekerbt- 
gesägt. Mittlere und obere Stengelblätter 3zählig, mit lanzettlichen, scharf ein- 
geschnittenen spitzen Nebenblättern. Blättehen breit verkehrt-eiförmig, gelappt, spitz 
mit spitzen Zähnen. Blüthen ziemlich gross. Früchtehen lang borstig behaart. 
Griffel schlank. Unteres Griffelglied sehr lang, kahl, etwa 4mal so lang 
wie das in der unteren Hälfte behaarte obere. 

In Ostasien und Nordamerica heimisch, im Gebiete ziemlich selten als Zier- 
pflanze; leicht in Parks und Gärten verwildernd. Hamburg: Flottbeck (J. Schmidt 
DBG. X [86]). Bautzen: in und bei Gaussig an mehreren Stellen (Rostock!! Isis 
1888). (Auch in Norwegen und bei Petersburg! verwildert.) Vgl. Höck B. 
Centr.b. Beih. IX. 413. Bl. Juni, Juli. 


@. Japonicum Thunb. Fl. Jap. 220 (1784). Scheutz Prodr. Monogr. 31. G. 
macrophjllum Willd. Enum. Hort. Berol. I. 557 (1809). 


a . @. Japonicum X cocceineum s. 8. 885. 


b. Stengel unverzweigt, 1- oder 2blüthie. Blüthen etwas 
niekend. (Pseudo - Sieversia!) ©. A. Mey. Ind. sem. hort. 
Petrop. XI. 52 [1846]. Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 44.) 


205. (5.) G&. silvaticum. 2. Grundachse meist kurz und dick. 
Stengel aufrecht oder bogig aufsteigend, mehr oder weniger dicht lang 
abstehend behaart. Grundständige Blätter mit 1—2 Paaren breit ver- 
kehrt-eiförmiger Seitenblättchen und einem um das Mehrfache grösseren 
eiförmigen bis herzeiförmigen Endblättchen, beide an der Spitze ab- 
gerundet, an den Rändern gelappt und ziemlich klein stumpf-gekerbt. 
Stengelblätter- sehr klein, fast stets einfach, mehr oder weniger tief ein- 
geschnitte.., mit spitzen, vorwärts gerichteten Zähnen und lanzettlichen 


1) 3. 8. 886. 


Ascherson u. Graebner, Synopsis. VI. x 56 


382 Rosaceae. 


bis breit-lanzettlichen, ganzrandigen oder mit wenigen Zähnen versehenen 
Nebenblättern. Alle Blätter beiderseits dicht behaart. Blüthen ansehn- 
lich bis etwa 3 cm im Durchmesser. Blumenblätter länger als die auch 
nach der Blüthe aufrechten oder abstehenden Kelchblätter rundlich- 
verkehrt-herzförmig. Früchtchen ziemlich kurzhaarig. Unteres Griffel- 
glied kahl, nicht viel länger als das am Grunde ganz schwach behaarte 
obere. 

In Gebüschen, an Abhängen, in Hecken, Gebüschen, Triften der 
unteren Region nur im südwestlichsten Gebiete; Provence z. B. bei 
Toulon u. Fr&jus; in Südwest-Frankreich (z. B. Ste. Affrique [Aveyron] 
bis 7—800 m aufsteigend) (St. Lager br.); Riviera mehrfach. Bl. 

Mai, Juni (Juli). 
G. sylväticum Pourr. M&m. Acad. Toulouse III. 319 (1788). 
Nyman Consp. 229. @. atlanticum Desf. Fl. Atl. I. 402 (1798). @. 
biflörum Brot. Fl. Lusit. II. 353 (1804). 


(Spanien; Portugal; Südwest-Frankreich; westl. Nord-Africa.) %] 
202. X 205. @. rivale X silvaticum s. 5. 884. 


2. Blumenblätter ziegelroth (Callögeum'!) Fisch. u. Mey. Ind. 
sem. Hort. Petrop. XI. 32 [1846]. Scheutz Prodr. Monogr. 
Geor. 19.) ; 


* G. coccineum. |. Stengel meist aufrecht, an der Spitze zu Beginn der 
Blüthezeit meist übergebogen, ziemlich kurzhaarig. Grundständige Blätter unter- 
brochen-gefiedert mit verkehrt-eiförmigen bis breit-verkehrt-eiförmigen Seitenblättchen 
und einem viel grösseren, fast nierenförmigen Endblättchen. Blättchen gelappt 
mit spitzen (an den ersten Blättern kurzen, an den späteren längeren) Zähnen, 
oberseits zerstreut kurzhaarig, unterseits ziemlich dicht langhaarig. Stengelständige 
Blätter fast stets ungetheilt, breit verkehrt-eiförmig, kurz gestielt, mit meist 3—5 
grossen lanzettlichen bis breit-lanzettlichen, wenig gezähnten spitzen Zähnen. Blüthen- 
stand mehrblüthig, meist 2—4 blüthig. Blüthen mässig lang gestielt, ansehnlich, bis 
über 3em im Durchmesser. Kelchblätter ziemlich dicht behaart, nach der Blüthe 
zurückgeschlagen. Blumenblätter erheblich länger als der Kelch rundlich an der 
Spitze ausgerandet. Früchtehen borstlich langhaarig. Unteres Griffelglied im unteren 
Theile mit vereinzelten sehr langen Haaren, etwa so lang als das kahle oder mit- 
unter mit ganz vereinzelten Haaren besetzte obere, 

Auf der Balkanhalbinsel und in Kleinasien heimisch, im Gebiete nur wegen 
seinen ansehnlichen Blüthen gepflanzt. Bl. Juni bis September und October. 

G. coceineum Sibth. u. Sm. Fl. Graec. Prodr. I. 354 (1806). Fl. Graec. t. 485. 
Scheutz Prodr, Monogr. Geor. 20. Beck Verh. ZBG. Wien XLV (1895) 101. Nyman 
Consp. 229. Suppl, 113. @. Sadleri2) Friv. Flora XVIII. 332 (1835). @. grandi- 
florum K. Koch Linnaea XIX. 43 (1847). G. macedonicum Friv. Iter II. 166 nach 
Griseb. Reise Kumel. II. 166 (1841 nur der Name). 


BOSTK . @. rivale X coceineum s. S. 884. 
204. X . @. Aleppieum X coccineum s. S. 885. 


ER . @. Japonicum %X coccineum s. I. 885. 


1) Von #d@/2:s Schönheit und Geum. 
2) S. 1, 1 S. 320 Fusen. 1. 


Geum, s8 


Bastarde. 
| ART: 
202. X 203. (6.) &. rivale X urbänum. 2. In den Merkmalen 
sehr schwankend und bald dem einen, bald dem anderen Erzeuger 


näher stehend. @. urbano-rivale Schiede Pl. hybr. 72 (1825). Besonders 
in 2 Formen beobachtet: 


A. interm&dium. Pflanze meist 3—6 dm hoch. Nebenblätter gross. 
Blüthen aufrecht oder etwas nickend. Fruchtkelch 
wagerecht abstehend. Blumenblätter hochgelb, etwa 1!/a mal 
so gross als bei @. urbanum. Fruchtköpfchen sitzend oder 
kurzgestielt. Unteres Griffelglied etwa 3mal so lang als das 
bis über die Mitte behaarte obere. 

In feuchten schattigen Gebüschen, in quelligen Gründen mit 
den Erzeugern nicht gerade selten. Anscheinend meist die ver- ' 
breitertere Form. 

G. urbanum X rivale a) intermedium Aschers. Fl. Prov. 
Brand. I. 179 (1860). A. u. G. Fl. Nordostd. Flachl. 393. @. 
intermedium Ehrh. Beitr. VI. 143 (1789). Scheutz Prodr. Monogr. 
Geor. 41. Koch Syn. ed. 2. 232. Nyman Consp. 230. Suppl. 113. 
Beck Verh. ZBG. Wien XLV (1895) 104. @G. urbano-riväle Rchb. 
Fl. Germ. exe. 598 (1832). @. rivälı-urbänum G. Mey. Chloris 
Han. 39 (1836). @. intermedium a. brachypogon!) ©. A. Mey. 
Ind. Sem. hort. Petrop. XI. 42 (1846). @. ambiguum Schur Enum. 
pl. Transs. 183 (1866). @. intermedium $. Ehrharti?) Scheutz 
Prodr. Monogr. Geor. 42 (1870). G. rivale — perurbanum Abro- 
meit Fl. Ost- u. Westpr. 228 (1898) vgl. Focke Pfl.mischlinge 124 
(1881). 

In der Tracht dem @. urbanum näherstehend. Ihm ähnlich ist 
H. rubifolium. Stengel röthlich überlaufen. Blätter meist mit scharfen 

Zähnen. Blüthen mit rothen Kelchblättern und rothgelben Blumenblättern. 
— Sehr selten und fast nur in Botanischen Gärten, dort aber oft in grossen 
Mengen verwildernd (Berlin: Alter und Neuer Botanischer Garten!!) und 
sehr constant bleibend. — @. intermedium ß. Koch Syn. ed. 2.232 (1843). 


@G. rubifolium Lej. Rev. Fl. Spa 103 (1824). Lej. u. Court. Consp. Fl. Belg. 
II. 150 (1831). Nyman Consp. 230. Scheutz Prodr. Monogr, Geor. 43, 


B. Willdenöwii3). Pflanze meist 3—6 dm hoch. Nebenblätter klein. 
Blüthen nickend. Fruchtkelch aufrecht-abstehend. 
Blumenblätter hellgelb, kaum kleiner als bei G. rivale. Frucht- 
köpfchen kurzgestielt. Unteres Griffelglied doppelt so lang als 
das fast zur Spitze behaarte obere. 

Auf Wiesen an Grabenrändern, in Gebüschen, seltener in 
Wäldern, weniger häufig als A. 

@G. urbanum X rivale b) Willdenöwii Aschers. Fl. Prov. 
Brandenb. I. 179 (1860). @. intermedium Willd. Hort. Berol, 


I) Von Boaxös kurz und zoywv Bast. 
2) S. II. 18. 12 Fusen. 3. 
a)rS. IT. 18. 628 Fussn. 1. 


56* 


884 Rosaceae. 


’ 

I. 69 (1806—16). Nyman Consp. 230 aber .nicht Suppl. 113, nicht 
Ehrh. @. urbano-rivale G. F. W. Mey. Chlor. Han. 40 (1836). 
@. Willdenöwii Buek in Dietr. Fl. March. 595 (1841) nicht Fisch. 
u. Mey. @. intermedium ß. dolichopogon') C. A. Mey. Ind. sem. 
Hort. Petrop. XI. 42 (1846). @. intermedium a. typicum Scheutz 
Prodr. Monogr. Geor. 42 (1870). @. per-riväle + urbanum Abro- 
meit Fl. Ost- u. Westpr. 229 (1898) vgl. Focke Pfl.Mischlinge 124 
1881). 

n der Tracht dem @. rivale näher stehend. 

(Fast in ganz Europa beobachtet; Transkaukasien; Altai.) * 


A: 


202. X 204. (7.) 6. riväle X Aleppicum. 2%. Dem vorigen 
Bastard sehr ähnlich, besonders wie dessen Form B in der Tracht meist 
dem @. rivale ähnlicher. Behaarung und Blattform lebhaft an @. 
Aleppieum erinnernd. Blüthen und Fruchtköpfe denen von @. rivale 
ähnlich. 

Sehr selten, bisher nur in Östpreussen: Kreis Labiau Grabenwall 
beim Apothekergarten in Caymen (Weiss sen.), 

@. rivädle X Aleppieum A., G. u. Beyer Nordostd. Schulfl. 182 
(1902). @. Willdenowii?) Fisch. u. Mey. Ind. sem. Hort. Petrop.' XI. 
Suppl. 43 (1846). Nyman Consp. Suppl. 113 nicht Dietr. @. inter- 
medium y. Willdenowii Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 42 (1870). 
G. rwäle %. strictuwm Meinshausen Fl. Ingr. 98 (1878). Abromeit 
Fl. Ost- u. Westpreuss. 228 (1898). 


Hierzu gehört 
B. pseudomölle durch Einwirkung des (r. Aleppicum B. molle entstanden. — 

Bisher nur in Montenegro (Pantocsek). — @. rivale X Aleppiecum B. pseudo- 
molle A. u. G. Syn. VI. 884 (1904). @. molle X rivale (G. pseudo-molle) 
Pantocs. Verh. NV. Presb. II. 121 (1871—72). Beck Verh. ZBG. Wien XLV 
(1895) 104. Nyman Consp. 230 Suppl. 113. 

(Bulgarien.) { 

(Verbreitung des typischen Bastardes: St. Petersburg.) |x*I 


AST; 


202. X 205. G. rivale X silvaticum. |. Bisher noch nicht im Gebiete, 
nur auf der Iberischen Halbinsel. 3 

G. rivale X silvatieum A. u. G. Syn. VI. 884 (1904). G@. pratense Pau Not. 
I. 22 (1887). @. silvatico X riwale Pau a. a. OÖ. IV. 30 (1891). Willk. Suppl. 
Prodr. 228 (1893). 


AKA: 


202. X . @. rivale X coceineum. 9]. Vom Rhodope Gebirge (Janka) 
angegeben. 

@. rivale X coceineum Focke Pflanzenmischl. 123 (1881). Beck Verh. ZBG. 
Wien XLV (1895) 104. @. Jankae?) Beck a. a. O. (1895). 
I) Von do/ıyös lang und zwywv Bart, 
2) 78. II. 178.628 Enssn, 1% 
3) S, S. 774 Fussn. 1. 


Geum. 85 


A.I. 


204. X G. Aleppicum X coccineum. 2. Eine vermuthlich hierher 
gehörige Form erwähnt Focke (a. a. 0.) 122. Ein @. molle X coceineum be- 
obachtete Velenovsky: (Fl. Bule. 175 [1891]. @. Velenovskyit) Borb. Termesz. 
Füz. XIV. 48 [1893]. @. coceineum X molle Beck Verh. ZBG. Wien XLV [1895] 
104) aus Bulgarien. 

Auch ein G. Japonicum X coccineum wird von Focke a.a. 0. 122 als von 
Gaertner künstlich erzeugt aufgeführt. 


I. Orthostylus?) (Fisch. u. Mey. Ind. sem. hort. Petrop. XI. 
50 [1846]. Scheutz Prodr. ae Geor. 10 [1870]. Orthurus ?) 
Boiss. Fl. Or. I. 698 [1872]). Griffel gerade oder nur das 
obere Griffelglied etwas gebogen. Das obere Griffelglied an der 
Frucht bleibend, dieht mit rückwärts gerichteten Haaren besetzt. 


206. (8.) G. heterocarpum®). 2. Pflanze ziemlich dicht weich- 
haarig. Stengel meist schlaff aufrecht oder aufsteigend, mitunter nieder- 
liegend, verzweigt, dicht weichhaarig. Grundständige Blätter einfach bis 
unterbrochen gefiedert mit grossem herznierenförmigem Endblatt und 
vielmals kleineren eiförmigen, nach dem Grunde zu an Grösse ab- 
nehmenden Seitenblättechen. Blättehen gelappt und ziemlich grob gekerbt, 
beiderseits weichhaarig. Untere stengelständige Blätter öfter noch mit 
einem Paar von Seitenblättehen, die übrigen einfach, ziemlich gross. 
Blüthenstand ziemlich reichblüthig mit weit spreizenden Aesten und 
laubartigen Hochblättern. Blüthen auf ziemlich langen, mit lang ab- 
stehenden weichen Haaren besetzten Stielen, ziemlich gross. Aussen- 
kelchblätter schmallanzettlich über doppelt so lang als die Kelchblätter. 
Kelchblätter verlängert, linealisch-lanzettlich, öfter "gezähnt, die Blumen- 
blätter erheblich überragend. Blumenblätter verkehrt-eiförmig, blassgelb. 
Fruchtköpfchen gestielt. Früchtehen nur 5—10, gross, oft fast stern- 
förmig spreizend, lanzettlich, zerstreut-kurzhaarig, allmählich in den 
kräftigen starren Griffel übergehend, zuweilen das unterste weit ab- 
gerückt am Grunde des Köpfchenstiels. Unterer Griffeltheil fast kahl, 
gerade in den oberen dicht mit rückwärts gerichteten Haaren besetzten, 
geraden oder etwas gebogenen oberen Theil übergehend. 

An Felsen, in Gebüschen nur im südwestlichsten Theile des Gebietes 
in der Dauphing, Dep. Hautes-Alpes: Kalkfelsen am Mont Seüse bei 
Gap (Blane nach Rouy u. Camus Fl. France VI. 156) ca. 1750 m 
(St. Lager br... Bl. Mai—Juli. 


1) Nach Joseph Velenovsky, * 22. April 1858 in Cekanice bei Blatnä in 
Böhmen (br.), Professor der Botanik und Director des Botanischen Gartens der 
Böhmischen Universität in Prag, Verfasser einer Anzahl werthvoller Schriften mor- 
phologischen und phytographischen Inhalts, besonders verdient um die Flora Böhmens 
und Bulgariens, das er wiederholt bereiste (Flora Bulgarica Prag 1891 Suppl. 1898). 
Die Verfasser der Synopsis sind ihm für werthvolle Mittheilungen Dank schuldig. 

2) Von dodög gerade und orökvg Griftel.. 

3) Von dodög und odod Schwanz. 

4) Von £regog ein anderer, verschieden und xag765 Frucht, wegen des öfter 
vorkommenden, am Grunde des Fruchtstiels sitzenden Früchtchens. 


886 Rosaceae. 


@. heterocarpum Boiss. Bibl. un. de Geneve fevr. 1838. Voy. 
Esp. 201 t. 63 (1839—45). Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 18. Nyman 
Consp. 230. @. umbrösum Boiss. Voy. Esp. Suppl. 728 (1845). 

Eine in allen Theilen, besonders in der Blüthe und Frucht sehr eigenartige 
Pflanze, die fast den Eindruck einer eigenen Gattung macht. 


(Süd-Spanien; Klein-Asien; Syrien; Persien; Algerien.) Fl 


B. Sieversia!) (Willd. Mag. Ges. Nat. Fr. Berlin V. 397 [1811]. 
Nyman Consp. 229 als Gatt. Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 49. 
Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 824. Beck Verh. ZBG. 
Wien XLV [1895] 105 als Section. Oreögeum?) Ser. in DC. Prodr. 
II. 553 [1825]. Koch Syn. ed. 2. 233). Griffel ungegliedert, lang- 
haarig. Blüthen aufrecht. 

Ausser unseren Arten in Europa noch G@. micropetalum?) (Gasp. 
Not. ale. piant. Lucan. 11 [1833]. Sieversia mierop. Nyman Syll. 273 [1854]) 
in Italien. 
I. Blüthen aufrecht. Blumenblätter erheblich länger als die Kelch- 
blätter, lebhaft gelb. 


207. (9.) @. montänum (Petersbart; ital.: Sciü de luvo). 2%. 
Pflanze keine oberirdischen Ausläufer treibend. Stengel 
meist aufsteigend, meist nur 0,3—1 selten bis über 3 dm hoch, meist 
ganz ungetheilt, selten 2blüthig. Laubblätter sämmtlich grundständig 
in Rosetten, unterbrochen gefiedert mit sehr grossen, breiten, rund- 
lichen bis herznierenförmigen gelappten Endblättchen und viel 
kleineren herzförmigen bis eiförmigen nach dem Grunde des Blattes 
allmählich an Grösse abnehmenden Seitenblättchen. Blättchen 
ungleich-stumpf gekerbt, beiderseits ziemlich locker behaart. 
Stengelblätter klein, einfach, oft tief eingeschnitten mit fast hand- 
förmig eingeschnittenen Nebenblättern. Blüthen gross, oft 
3—4 cm im Durchmesser. Aussenkelchblätter schmallanzettlich, etwa 
halb so lang als die lanzettlichen, stumpflichen Kelchblätter. Blumen- 
blätter breit-verkehrt-herzförmig, ausgerandet, goldgelb, länger als die 
Kelchblätter. Griffel zur Fruchtzeit sehr verlängert, federig behaart. 

An Felsen, in Geröllen, auf Wiesen, in der subalpinen und alpinen 
Region der Hochgebirge (in Wallis 1700—2800 m Jaccard 35), im 
Alpensystem, in den Alpen von den See-Alpen bis Nieder-Oesterreich und 
Küstenland; Jura; Bosnien, Hercegovina und Montenegro; Karpaten 
vom Banat bis zur Babia Göra; Riesengebirge!! auf dem Brocken- 
gipfel sehr spärlich (Peter Fl. Süd-Hann. 147), vielleicht ursprünglich 
angepflanzt. Bl. Juni— August. 

G. montänum L. Spec. pl. ed. 1. 717 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
233. Sturm Deutschl. Fl. IV. Heft 14. Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 


1) Nach Johannes Sievers, welcher 1790—3 Sibirien, die Dsungarei und 
Mongolei botanisch bereiste, 

2) Von ögoe Berg und Geum, 

3) Von uuzeös klein und zera/ov Blumenblatt. 


a te 


Geunı. 837 
51. Focke in Hallier--Wohlfarth Koch’s Syn. I. 824. Beck Verh. ZBG. 
Wien XLV (1895) 103. Sieversia montana R.Br. in Parry’s 1. Voy. 
App. 276 (1823). Nyman Consp. 229. Suppl. 113. 


Eine sehr schöne Pflanze, neuerdings vielfach in Gärten der Ebene zur Be- 
pflanzung künstlicher Felspartieen verwendet, 


Nach der Grösse unterscheidet man; 
B. minus (Pers. Ench. II. 57 [1807]. Scheutz a. a. O.). Pflanze niedrig, Blätter 


klein. — Auf den höchsten Gebirgen. 
C. multicaule (Ser. in DC. Prodr. II. 553 [1825]. Scheutz a. a. O.). Pflanze 
kräftig. Stengel und Blüthen sehr zahlreich. — Savoyer Alpen. 


(Spanien; Pyrenäen; Frankreich; Italien ; Corsica; Balkanhalbinsel.) 
E] 


202. X 207. G. rivale X montanum s. 8. 888. 
207. X 208. @. montanum X reptans s. S. 888. 


208. (10.) G. reptans (Gelber Gathau). 4. Pflanze sehr ver- 
längerte, oberirdische Ausläufer treibend, zwischen den 
einfachen Haaren mit gegliederten Drüsenhaaren. Ausläufer mit kleinen 
gefiederten oder fiederschnittigen Blättern und breit lanzettlichen ganz- 
randigen Nebenblättern. Aufrechte Stengel unverzweigt, einblüthig, meist 
0,3—1,5 dm hoch. Grundständige Blätter unterbrochen gefiedert mit 
meist tief 3lappigen Endblättchen und meist nicht um 
die Hälfte kleineren breiteiförmigen nach dem Grunde der Spindel 
allmählich an Grösse abnehmenden Seitenblättchen. Blättchen 
eingeschnitten, spitz-sägezähnig, beiderseits zerstreut-lang- 
haarig. Stengelblätter klein, eingeschnitten, mit schief- lanzett- 
lichen bis breitlanzettlichen ganzrandigen Nebenblättern. Blüthen 
gross, bis 4 cm im Durchmesser, öfter mehrzählig. Aussenkelchblätter 
lanzettlich meist über halb so lang als die Kelchblätter. Blumenblätter 
länglich-verkehrt-eiförmie bis verkehrt-eiförmig, so lang oder länger als 
die Kelchblätter. 

Auf Felsen, in Spalten und Geröllen, oft grosse Stellen bedeckend. 
In der subalpinen und alpinen Region (in Wallis 2000 —3400 m Jac- 
card 85), selten tiefer herabsteigend, meist auf kalkarmen Substrat; in 
den Alpen!! von den See-Alpen bis Salzburg, Steiermark, Kärnten, 
Central-Karpaten!! (herab bis zum Grossen Fischsee 1500 m), in den 
‚Siebenbürgischen Grenzgebirgen spärlich (Simonkai 216). Bl. Juli, 
August. 

G. reptans L. Spee. pl. ed. 1. 501 (1753). Koch Syn. ed. 2. 233. 
Sturm Deutschl. Fl. IV. Heft 14. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s 
Syn. I. 824. Beck Verh. ZBG. Wien XLV (1895) 103. Adamsia') 
reptans Fisch. in Steud. Nomencl. ed. 1. 367 (1821). Sieversia rep- 


1) Nach Michael F. Adams, Akademiker in St. Petersburg, welcher zu An- 
fang des 19. Jahrhunderts Sibirien bereiste und von dort neue Pflauzen und In- 
seeten beschrieb. 


8 Rosaceae, 


tans R. Br. in Parry’s 1. Voy. App. 276 (1823). Nyman Consp. 229, 
Suppl. 112. 

Eine Form mit sehr grossen Blättern an den Ausläufern ist ß. macro- 
phyllumt) (Ser. in DC. Prodr. II. 553 [1825]). — Wallis. 

(Ost-Pyrenäen ? Macedonien.) Ei 


Bastarde. 
B. 


207. X 208. G. montänum X reptans? ist angeblich von Brügger in 
Graubünden beobachtet worden und als @. rhaeticum2) (25. Jahresb. Nat. Ges. 
Graub. 68 [1882]. Focke in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 828. Sieversia rhaetica 


Nyman Consp. Suppl. 113) bezeichnet worden. Schinz u. Keller (Fl. Schweiz 
253) erwähnen die Angabe gar nicht mehr. 


II. Blüthen nickend. Blumenblätter kaum aus dem Kelch hervor- 
ragend, hellgelb. 


209. (11.) %&. Bulgäricum. 2. Pflanze mit langen, gebogenen 
und kurzen De bedeckt. Grundachse dick. Stengel auf- 
recht, meist 3—5 dm hoch, gabelig verzweigt, 3—?7blüthig. Grund- 
ständige Blätter mit sehr grossen, herznierenförmigen, querbreiteren, 
gekerbt gezähnten Endblättchen und an der oft sehr verlängerten Spindel 
mit zahlreichen, sehr genäherten, sehr kleinen, länglich - drei- 
eckigen, eingeschnittenen Seitenblättehen. Stengelblätter wenige, 
länglich-dreieckig, tief fiederspaltig. Blüthen gross. Blumenblätter ver- 
kehrt-eiförmig, etwas gestutzt. Fruchtblätter behaart. Griffel sehr 
lang, an der Frucht bis zur Spitze federförmig behaart, an 
der Spitze etwas gebogen, etwas keulenförmig verdickt, schwarz. 

An steilen Felsen, steinigen Stellen, an Gebirgsbächen, im Gebiet 
nur in der Hercegovina an den Abstürzen der Prenj-Planina gegen die 
Tissovica-Alpe ca. 1800 m (Beck Ann. Hofmus. Wien XI. 54 [157)). 

@. Bulgaricum Pan&iC Elem. Fl. Bulg. 26 (1883). Boiss. Fl. 
Or. Suppl. 232. Velenovsky Fl. Bulg. 176. Beck ZBG. Wien XLV. 
103. Szeversia bulgarica Nyman Consp. Suppl. 113. 

(Bulgarien.) Ei 


Ar. BD. 


202. X 207. (12.) G. riväle x montanum. 2. Sinn meist 


aufrecht oder aufsteigend, fast stets verzweigt, 2 Bis mehr- 
blüthig. Grundständige Blätter unterbrochen gefiedert mit sehr 
grossen rundlichen bis herznierenförmigen Endbhlättchen und mehrfach 
kleineren, meist eiförmigen Seitenblättehen. Stengelblätter ungetheilt, 
tief eingeschnitten bis 3zählig mit grossen, meist gezähnten Neben- 
blättern. Blüthen meist mehr oder weniger nickend, selten fast 


on ua wods lang, gross und pöAAo» Blatt. 
. 1. 8. 229 Fussn. 1 und VI. S. 187 Fussn, 1. 


r | 


Geum. Dryas. 589 


aufrecht, ziemlich gross. Blumenblätter gelb. Griffel gegliedert; 
beide Griffelglieder zottig behaart. Ku 

Mit den Erzeugern sehr zerstreut in den Alpen, den Karpaten 
und Sudeten. Bosnien. Bl. Juli, August. 

G. rivädle X montänum A. u. G. Syn. VI 889 (1904). @. 
inclinätum Schleich. Cat. pl. Helv. 46 (1815). Koch Syn. ed. 2. 
233. Scheutz Prodr. Monogr. Geor. 47. Nyman Consp. 230. Suppl. 
113. G. Thomasianum'!) Ser. Mem. Soc. Phys. Geneve II. 140 
(1824). De Cand. Prodr. II. 552? (nach Rouy und Camus Fl. France 
VI. 165 ein G. rwale < Pyrenaicum). G. montäanum X riväle 
Focke Pfl. Mischl. 125 (1881) u. in Hallier-Wohlfarth Koch’s Syn. I. 
824. G. montäno-riväle Rehb. Fl. Germ. exe. 598 (1832). @. ri- 
vulare X montanum Beck Verh. ZBG. Wien XLV (1895) 104. @. 
Billieti?) Gillot Rev. scient. Bourbonnais 136 (1894). 

Tritt in verschiedenen Formen auf, die sich in der Tracht bald dem G. mon- 


tanım, bald dem @. rivale nähern. Die meisten Formen halten zwischen den Er- 
zeugern etwa die Mitte. Auffallend sind 

B. Tirolense. Pflanze dem @. rivale näher stehend. Stengel hoch. Stengel- 
blätter gross mit ziemlich kleinen Nebenblättern. Kelchblätter breit, wie der 
Stengel oft roth überlaufen. Blumenblätter schmal aufrecht, mit deutlich ver- 
längertem. verschmälertem Grunde, deutlich rosa. — Selten. — @. riwdle X 
montanum B. Tirolense A. u. G. Syn. VI. 889 (1904). @. tirolense (G. super- 
rwale X montänum) Kerner OBZ. XVII (1867) 105. Focke in Hallier-Wohl- 
farth Koch’'s Syn. I. 824. 

C. Sudeticum. Pflanze dem G. montanum ähnlicher. Stengel meist starr auf- 
recht. Grundständige Blätter denen von G. montanum ähnlich. Stengelblätter 
klein, mit ziemlich grossen Nebenblättern. Blüthen öfter fast aufrecht, gross, 
offen. Kelchblätter viel kürzer- als die Blumenblätter. Blumenblätter breit, 
meist ganz gelb. Früchtehen mit langem, federartigen Griffel. — Ziemlich 
selten. — G, rivale X montanum C. Sudöticum A. u. G. Syn. VI. 889 (1904). 
G. sudeticum Tausch Hort. Canal. Enum. 90 (1823). Kerner ÖBZ. XVII (1867) 
106. @G. subrivale X montänum Kerner a. a. ©. (1867). 


(Central-Frankreich.) x | 


@. coceineum X montanum. Von Velenovsky (Fl. Bulg. Suppl. 106 
[1898]) in Bulgarien beobachtet. 


17. DRYAS3). 
(L. Gen. pl. [ed. 1. 148] ed. 5. 220 [1754]. Nat. Pfl. UL 3. 38.) 
(Silberkraut, weisser Gathau, Kateinl, Alpengamander; it.: Camedrio 
alpino; böhm.: Pidiker; russ.: Verermkamenp; ung.: Magcesäki.) 


S. S. 873. Immergrüne niederliegende Zwergsträucher mit Ane- 
monenähnlichen Blüthen. Aussenkelch fehlend. Kelchblätter und 
Blumenblätter zu 6 oder bis 10, meist zu 8. Blumenblätter (bei 


1) Nach Philippe Thomas S. II. 2 S. 97 Fussn, 1. 

2) Nach Paul Billiet, Steuereinnehmer in Montlucon (Allier), um die dortige 
Flora verdient. 

3) dovds Waldnymphe, von dodg Eiche, von Linn wegen der eichenähn- 
lichen Blätter auf diese Gattung übertragen. 


390 Rosaceae. 


unserer Art) weiss. Staubblätter zahlreich, nach der Blüthe vertrock- 
nend. Fruchtblätter zahlreich auf der gewölbten Blüthenachse, Griffel 
endständig, nach der Blüthe sich stark vergrössernd, bleibend, federig 
zottig. 

2 Arten in den Hochgebirgen und der arktischen Begion der nördlichen 


Hemisphäre. In America und Nordost-Asien die bei uns öfter in Gärten gezogene 
gelbblühende D. Drummondii!) (Richards. in Hook. Bot. Mag. t. 2972 [1830)). 


209. D. oetopetala?). Stengel lang niederliegend, sich meist nur 
2—10 cm über dem Boden erhebend, sehr ästig, meist mit nieder- 
liegenden Langtrieben und zahlreichen aufgerichteten Kurztrieben. Blätter 
ungetheilt, meist ziemlich lang gestielt, länglich-eiförmig bis etwas herz- 
förmig-länglich, etwa 1,5—3 cm lang, derb lederartig, gleichmässig tief 
gekerbt-gesägt, oberseits kahl, oder meist wenigstens an den Nerven 
zerstreut kurzhaarig, unterseits angedrückt- weiss sternfilzig, mit lanzett- 
lichen, lang und fein zugespitzten Nebenblättern. Blüthen einzeln, gross, 
bis über 4 em im Durchmesser, mit bis über 1 dm (meist etwa 5 cm) 
langen, filzig-zottigen und mit langgestielten Drüsenhaaren besetzten 
Stielen. Kelchblätter wie die Blüthenstiele filzig und drüsig, lanzettlich, 
spitz oder stumpflich. Blumenblätter verkehrt-eiförmig, weiss, länger bis 
viel länger als die Kelchblätter. Fruchtköpfchen aufrecht. Griffel in 
der Frucht sehr stark verlängert, federartig dicht mit langen, weissen 
Haaren besetzt. 

In Felsspalten, in Geröllen, auf Alpenwiesen, besonders auf kalk- 
reichem Substrat im Alpensystem: Alpen von den See-Alpen!! bis 
Nieder-Oesterreich und Küstenland; Kroatien; Bosnien; Hercegovina 
und Montenegro; Karpaten des Banats und Siebenbürgens, Tatra, west- 
lich bis zu Cho@ und Rozudec; ganz vereinzelt früher im mittel- 
deutschen Berglande am Meissner in Hessen (noch 1837, vgl. Pfeiffer, 
Fl. v. Niederhessen 130). Bl. (Mai) Juni— August, vereinzelt auch später. 

D. octopetala L. Spee. pl. ed. 1. 501 (1753). Koch Syn. ed. 2. 
232. Fl. Dan. t. 31. Nyman Consp. 229. Suppl. 112. Focke in Hallier- 
Wohlfarth Koch’s Syn. I. 822. Geum chamaedryfölıum Crantz Stirp. 
Austr. ed. 1 fasc. II. 7 (1763). 


Diese charakteristische Pflanze war in der Diluvialperiode weiter in die Ebenen 
verbreitet, und werden ihre Blätter nicht selten in glacialen oder interglacialen Mooren 


gefunden. — Eine Zwergform ist D. depressa Bab. Trans. Soc. bot. Edinb. I. 195 
(1843?). Wichtiger ist 
B. vestita. Blätter oberseits zottig-filzig. — Bisher nur im Unterengadin: Scard- 


thal westlich vom Piz Madlein ca. 2400 m (Schröter! Ber. Schweiz. BG. XIII. 
126 vgl. Pflanzenl. d. Alp. 187, 188 Fig. 67) und Ober-Steiermark zw. Mürz- 
steg und Neuberg ca. 800 m (Beck Fl. N.Oestr. 763. — Dryas octopetala 
ß. vestita Beck a. a. ©. (1892). 


1) Nach Thomas Drummond, *? + März 1835 Havana, 1828 u. 1829 
Garteninspector in Belfast, verdient um die Kenntniss der Moose Schottlands; 
sammelte in Nord-America von den arktischen Küsten an, die er mit John Franklin 
1825 besuchte, bis Texas. Sein Bruder James, * 1784? + Perth West-Australien 
27. März 1363, 1809 Inspector des botanischen Gartens in Cork, wo er 1816 für 
Europa Spiranthes gummipara entdeckte, ging 1829 nach West-Australien, wo er 
werthvolle Sammlungen machte (Britten u. Boulger Journ. of Bot. XXVI, 310). 

2) Von öxro acht und z&eraio» Blumenblatt. 


Dryas. Kerria. Rhodotypos. 891 


(Arktische Zone; Britische Inseln; Skandinavische Halbinsel; Frank- 
reich; Pyrenäen; Italien; Balkanhalbinsel; Gebirge Nord-Asiens und 
Nord-Americas.) | *| 


Tribus 
KERRIEAE. 
(Focke in Engler-Prantl Nat. Pfl. III. 3. 27 [1888)].) 


S. 8. 32. Sträucher mit sommergrünen, eiförmigen bis eiförmig- 
lanzettlichen Blättern und kleinen Nebenblättern. Kelchbecher flach 
oder krugförmig. Staubblätter zahlreich, Fruchtblätter etwa 4—6. Frücht- 
chen zuletzt nuss- oder steinfruchtartig. Samen mit Nährgewebe. 

Nur aus 3. Arten bestehende Gruppe, die trotz ihrer Aehnlichkeit 3 ver- 
schiedenen Gattungen angehören. Sie sind nach Focke (Nat. Pfl. III. 3. 28) als 
Ueberbleibsel tertiärer Typen aufzufassen. Sie stehen zwischen Spiraeoideae und 
Potentilleae in der Mitte, nähern sich aber auch den Sazxifragaceae. -— Ausser 
den aufgeführten Arten mitunter auch in Gärten Neviüsial) (A. Gray Mem. Am. 
Acad. N. S. VI. 374 [1858]) mit N. Alabamensis (A. Gray a.a.O. [1858]) aus 


Alabama, leicht kenntlich durch fehlende Blumenblätter, 5 Kelchblätter, wechsel- 
ständige Blätter und zahlreiche weisse Staubfäden. 


Uebersicht der Gattungen. 
A. Blüthen gelb. Aussenkelchblätter fehlend. Kelch- und Blumen- 


blätter 5zählig. Blätter wechselständig. Kerria. 
Blüthen weiss. Aussenkelchblätter klein. Kelch- und Blumenblätter 
4zählig. Blätter gegenständig. Rhodotypos. 


#=+ KERREA?). 
(DC. Trans. Linn. Soc. XII. 156 [1817]. Nat. Pfl. III. 3. 28.) 


S. oben. Aufrechter Strauch mit kriechender Grundachse. Kelchbecher flach. 
Kelchblätter ganzrandig. Staubblätter zahlreich. — Früchtchen zuletzt eine saftige, 
gelbe, essbare Steinfrucht darstellend (sich bei uns nicht so entwickelnd). 

Nur eine Art. 


*+ K. Japönica. |j- Bis 3 m hohe Schösslinge treibend. Zweige grün. 
Nebenblätter trockenhäutig, bald abfallend. Blätter eiförmig-lanzettlich, lang zu- 
gespitzt, doppelt gesägt. Blüthen gelb, lebhaft an Poteniilla erinnernd (bei uns 
meist gefüllt). Frückte angeblich himbeerartig, gelb und essbar. 

: In China heimisch, von dort und aus Japanischen Gärten bei uns eingeführt 
(meist mit gefüllten, erst neuerdings auch mit einfachen Blumen), oft zahlreich ver- 
wildernd. Bl. Mai. : 

K. japönica DC. Trans. Linn. Soc. XII. 156 (1817). Bot. Mag. t. 1873 (Blüthen 
einfach). Rubus japonieus L. Herb. nach Smith und wohl auch Mant. I. 145 (1767)? 


1) Nach dem Entdecker Rev. R. D. Nevius, damals in Tuscaloosa (Ala- 
barna) 1884 in Victoria (Washington Terr.). 

2) Nach William Ker, + 1814 auf Ceylon, Gärtner in Kew Gardens, der 
1803 in China, später auf Java und den Philippinen lebende Pflanzen sammelte, 
zuletzt Inspeetor des Bot. Gartens zu Peradeniya (Ceylon). 


92 Rosacene. 


Cörchorus !) japönieus Thunb. Fl. Jap. 227 (1784). Bot. Mag. t. 1296 (Blüthen ge- 
füllt). K. tetrapetala?2) Sieb. Verh. Batav. Gen. XII. 69 (1830). Lem. Illustr. Hort. 
XV t. 556 (1868). 


* RHODÖTYPOS53). 


(Sieb. u. Zuce. Fl. Jap. 187 t. 99 [1835]. Nat. Pfl. III. 3. 28. Kee Deutsche 
Dendrol. 263.) 


S. S. 891. Mässig grosser Strauch. Blüthen einzeln oder zu wenigen. Aussen- 
kelchblätter klein, lanzettlich. Kelehblätter ungleich, laubartig, grobgesägt. Frucht- 
blätter 2—6, meist 4, vor den Blumenblättern stehend, von einem kegelförmigen, 
Ligula-artigen, tief eingeschnittenen Auswuchs des krugförmigen Kelchbechers be- 
deckt. Früchtehen mit glänzender, schwarzer, spröder Schale. 

Nur eine Art. 


* R. kerrioides. h. Durch die gegenständigen (mitunter sogar zu 3 stehen- 
den Blätter) sehr ausgezeichnet. Zweige dunkel. Blätter eiförmig oder länglich- 
eiförmig, zugespitzt, doppelt-gesägt mit deutlichen, krautartigen Nebenblättern. Blüthen 
an kurzen beblätterten Zweigen endständig, ansehnlich, weiss. Kelch an der Frucht 
bleibend. 

In Japan heimisch, bei uns häufig in Gärten. Bl. Mai. 


R. kerrioides Sieb. u. Zuce. Fl. Jap. 187 t. 99 (1835). Koehne Deutsche 
Dendrol. 265. Bot. Mag. t. 5805. 


1) Die Gattung Corchorus ([Tourn. Inst. 259 L. Gen. pl. ed. 1. 156] ed. 5. 
234 [1754]), zu der Thunberg die Pflanze irrthümlich stellte, gehört zu den 
Tiliaceae. Von den sich sehr nahestehenden Arten O. capsularis (L. Spee. pl. ed. 
1. 529 [1753]) und C. olitorius (L. a. a. O. [1753]) liefert die erstere die bekannte 
Jute-Faser, die zweite das in Africa (schon in Aegypten) verbreitete Gemüse Meluch1a. 
0040005 bezeichnete bei den Alten, z. B. Theophrastos, Dioskorides (II. 
209), Plinius (XXVI, 21) Anagallis arvensis. Der Name wurde erst von Linne 
auf obige Gattung übertragen. 

2) Von reroa- vier- und rer«/ov Blumenblatt. 

3) Von 6660» Rose und zörog Abbild, wohl wegen des an Rosa erinnernden 
Baues des Kelchbechers. 


Register des sechsten Bandes 


(erste Abtheilung). 


Die eursiv gedruckten Namen sind Synonyme, die mit kleiner Schrift gedruckten Namen Sectionen 


Abutilon 625. 

Acaena 431. 

AcephalaeSect.Potentilla744. 

Aconitum 186. 

Aecrimonia 420. 

Actaea 28. 

Adenophori Sect. Rubus 535, 
576. ; 

Aera 279. 

Agrimonia 384, 419, 420. 

Agrimoniinae 384. 


Agrimonioides Sect. Sangui- 
sorba 430. 

Alechimilla (Alchemilla) 384, 
385, 721. 


Alpestres Sect. Potentilla 737, 
789, 8. 

Alpinae Zimm. Sect. Poten- 
tilla 787, 789. 

Alpinae Poev,. Sect. Poten- 
tilla 674, 683, 883. 

Alpinae Sect. Rosa 388. 

Amonia 427. 

Annuae Sect. Potentilla 744. 

Anoplobatus Sect. Rubus 442, 
443. 

Anserinae Sect. Potentilla 672, 
853, 872. 

Aphanes Sect. Alchimilla 386. 

Apieulati Sect. Rubus 451, 
376. 

Aquilegia 829. 

Arabis 282. 

Aremonia 384, 426. 

Argenteae Sect. Potentilla 670, 
704, 866. 


oder Untergattungen. 


Argentina 854. 

Aruneus 8, 97. 

Astilbe 28. 

Aureae Chrysanthae 775. 

Aureae Sect. Potentilla 671, 
775, 786, 869. 

Axilliflorae Sect. Potentilla 
832, 854. 


Banksiae Sect. Rosa 46, 373. 
Barba caprae 27. 

Basilima 8, 27. 

Bidens: 735, 879. 

Bifureae Sect. Potentilla 672. 
Bromus 352. 

Bupleurum 119. 

Bursera 193. 


Calospira Sect. Spiraea 19. 
Campestres Sect. Potentilla 
674, 831. 
Canescentes Sect. Potentilia 
704. 
Canescentes Argenteae 704. 
Canescentes boreales 703. 
Canescentes Collinae 722. 
Caninae Sect,. Rosa 52, 373. 
Carex 223, 352, 423, 818. 
Carolinae Sect. Rosa 290, 380. 
Caryophbyllaceae 186. 
Caryophyllastrun Sect. Geum 
877. 
Caryophyllata Sect. Geum 875. 
Cassiniaceae 352. 


Candicantes Sect. Rubus 450, 
484. 

Chamaedryon Sect. Spiraea 10. 

Chamaemorus Sect. Rubus 441, 
442. 

Chenopodium 818, 

Chenopotentilla Sect. 
tilla 669, 854. 

Chrysanthae Sect. Potentilla 
671, 698, 759, 868. 

Cinnamomeae Sect. Rosa 298, 
380. 

Closterostylae Sect. Potentilla 
669, 694, 865. 

Collinae Sect. Potentilla 670, 
122, 866. 

Collinae Orientales Sect. Poten- 
tilla 742. 

Coluria 872, 874. 

Comarum 649, 668, 665. 

Comaropsis 873, 874. 

Comocarpa 672. 

Compositae 352. 

Conostylae Sect. 
669, 698, 865. 

Corehorus 891. 

Corylifolii Seet. Rubus 451, 
624. 

Cylactis Seet. Rubus 442, 443, 

Cytisus 119, 202. 


Poten- 


Potentilla 


Dactylophyllum 662, 665. 
Dasiphora 672. 
Diseolores Seet. Rubus 450, 


499. 


894 


Dryadinae 440, 872. 
Dryadinae genuinae 872. 
Dryas 873, 889. 
Drymocallis 695. 
Duchesnea 648, 660. 


Esregii Sect. Rubus 
939. 
Epilobium 352. 
Erica 625. 
Eriotrichae Sect. 
670, 698, 865. 
Eualchimilla Secet. Alchimilla 


451, 


Potentilla 


386. 
Eubatus Sect. Rubus 442, 
447, 448. 


Eucaninae Sect. Rosa 133, 
79% 

Eugeum Sect. Geum 875. 

Eusanguisorba Sect,. Sangui- 
sorba 428. 

Exochorda 6, 29. 


Festuca 176. 

Filipendula 436. 

Filipenduleae 436. 

Fintelmannia 703. 

Fragaria 648, 649, 665, 790. 

Fragariastra 674. 

Fragariastrum Sect. Potentilla 
668, 674, 862. 

Frigidae Lehm, Sect. Poten- 
tilla 771. 

Frigidae Th. Wolf Sect. Po- 
tentilla 787, 869. 

Fruticosae Sect. Potentilla 
672. 

Fruticosae Sect. Spiraea 9. 

Frutieulosae Sect. Potentilla 
672. 


Gallicae Sect. Rosa 47, 373. 

Geum 873, 875. 

Gladiolus 625. 

Glandulosae Sect. Potentilla 
695. 

Glandulosi Sect. Rubus 451, 
602. 

Glyceria 735. 

Gomphostylae Sect. Potentilla 
671, 786, 869. 

Graciles Sect. Potentilla 670, 
701, 865. 

Grandifiorae Sect. 
671, 771, 868. 


Potentilla 


Register. 


Grandifolii Secet. Rubus 451, 


Grypoctenium Sect. Agri- 
monia 419. 

Gustavia 426. 

Gymnocarpae Sect. Potentilla 
669, 694, 865. 


Hacquetia 20. 

Haematochroae Sect, Potentilla 
670, 702, 865. 

Hamamelidaceae 3. 

Heleocharis 361. 

Hieracium 148, 193,223, 251, 
278, 721, 818. 

Hippianae Sect. Potentilla 701. 

Holodisceae 8, 30. 

Holodisceus 30. 

Hordeum 735. 

Hystrices Sect. Rubus 593. 


Idaeobatus Sect. Rubus 442, 
44 


Indieae Sect. Rosa 45, 372. 
Jundzilliae Sect. Rosa 58, 374. 


Kerria 891. 

Kerrieae 32, 891. 

Koehleriani Seet. Rubus 451, 
39. 


Lachemilla Sect. Alchimilla 
385. 

Lathyrus 785. 

Laxmannia 874. 

Leguminosae 1. 

Leptostylae Sect. 
671, 853, 872. 

Leucanthae Sect. Potentilla 
695. 

Leueotrieha Sect. Potentilla 
674. 

Liquidambar 2, 

Lupinifoliae Seet. Potentilla 
674. 

Luteae Sect. Rosa 312, 382. 


Potentilla 


Moriferi Sect. Rubus 448. 

Multieipites 694. 

Multifidae Sect. Potentilla 670, 
698, 365. 

Mussaenda 426. 


Myginda 282. 
Myricaceae 2. 


Nareissus 625. 

Neillia 6, 8. 

Nematostylae Sect. Potentilla 
669, 362. 

Neviusia 891. 

Niveae Sect. Potentilla 670, 
703, 865. 


‚Nyctaginaceae 263. 


Opacae Sect. Potentilla 787, 

Oreogeum Sect. Geum 886, 

Orthoctenium Sect.Agrimonia 
426. 

Orthostylus Seet. Geum- 885, 

Orthotrichae Sect. Potentilla 
670, 743, 867. 

Ortnurus Sect, Geum 885. 


Pennsylvanicae Sect. Poten- 
tilla 669. 

Pentaphyllae Seet. Potentilla 
337. 

Pentaphyllastrum Sect.Poten- 
tilla 695. - 

Pentaphylloides Sect. Poten- 
tilla 694, 

Persicae Sect, Potentilla 670, 
70. 

Petrophytum Seet. Spiraea 10, 

Physocarpus 8, 9, 

Phytolaccaceae 263, 

Pimpinella 427. 

Pimpinellifoliae Sect. Rosa 309, 
382. 

Pimpinelloides Sect. Sangui- 
sorba 431. 

Pinus 305. 

Pinnatae 695, 698. 


Pinnatae Chrysanthae 698. 


Platanaceae 1, 2, 


| Platameae 2. 


Platanoideae 2. 
Platanus 3, 
Pomoideae 6, 


Potentilla 251, 649, 661, 662, 


663, 664, 829. 
Potentillae 440, 
Potentilleae 32, 385, 440, 
Potentillastrum Sect. Poten- 

tilla 744. 


| Potentillinae 440, 648. 


> ee nn 


Poterieae 384. 
Poterium 427. 
Prunoideae 6. 


Pterachanium Sect. Sangui- 


sorba 429, 


Quillaja 29. 

Quillajeae 8, 29. 

Quillajoideae 29. 

Quinquefolium Sect. Potentilla 
669, 


Badulae Sect. Rubus 
358. 

Rectae Sect. Potentilla 671, 
750, 771, 867. 

Rhamnifolii Sect. Rubus 450, 
472. 

Rhododendron 625, 732. 

Rhodotypos 30, 791, 792. 

Rhopalostylae Sect. Potentilla 
669, 672, 862. 

Rhytidopoterium Sect. Sangui- 
sorba 430, 435. 

Rivales Sect. Potentilla 669, 
670, 744, 867. 

Rosa 32, 625. 

Rosaceae 1, 3, 5. 

Rosales 1, 3. 

Roseae 31. 32. 

Rosineae 1. 

Rosoideae 6, 31. 

Bubinae 440. 

Rubigineae Sect. Rosa 215. 

Rubiginosae Sect. Rosa 91, 
216, 373. 

Rubrifoliae Sect. Rosa 59, 
374. 

Rubus 440, 721. 


451, 


Rupestres Sect. Potentilla 669, | 


694, 865. 


/ 


Register, 


Sanguisorba 427. 
Sanguisorbeae 32, 384. 
Sanguisorbinae 384, 427. 
Sanguisorboideae 384. 
Sarcopoterium Sect. Sangui- 
sorba 4835. 
Saxifragaceae 7, 28. 
Saxifrageae 3. 
Schizonotus 30, 
Sempervivum 193, 223. 
Sepiaceae Sect. Rosa 215. 
Sibiraea 8, 97. 
Sibbaldia 649, 661, 664, 665. 
Sieversia Sect. Geum 886. 
Silvatiei Sect. Rubus 451, 514. 
Sorbaria 27. 
Spallanzania 426. 
Spiraea 8, 9, 436. 
Spiraeaceae 6. 
Spiraeeae 8. 
Spiraeoideae 3, 6, 31. 
Spiraearia (Spiraria) 
Spiraea 21. 
Spiranthes 890. 
Sprengeliani Sect. Rubus 451, 
528. 
Stephanandra 8. 
Sternbergia 303. 


Sect. 


| Sub-Caesii Sect. Rubus 625, 


627. 

Subereeti Sect Rubus 450,451. 

Sub-Discolores Sect,. Rubus 
453, 467, 625, 644. 

Sub-Glandulosi Sect. Rubus 
453, 470, 625, 631. 

Sub-Idaei Sect. Rubus 447, 
625, 628. 

Subpalmatae (Sect.Potentilla) 
701. 

Sub-Silvatiei Sect. Rubus 625, 
6838. 


Sub-Sprengeliani Sect. Rubus 


453, 469. 


, Waldsteinia 872, 


895 


Sub-Rhamnifolii Sect. Rubus 
453, 463. 

Sub-Thyrsoidei Sect. Rubus 
625, 642. 


Suffrutieulosae 672. 
Synstylae Sect. Rosa 34, 372. 


Tanacetifoliae Sect. Potentilla 
670, 698, 743, 867. 
Teuerium 10, 
Thermophyllum Seet. Poten- 
tilla 674. 
Tomentosi Seet.Rubus450,494. 
Tormentilla 664, 832. 
Tormentillae Sect. Potentilla 
661, 669, 671, 832, 871. 
Triehocarpae Sect. Potentilla 
669, 672, 362. 
Trichothalamus Sect. 
tilla 668, 672, 862. 
Triticum 735. 


Poten- 


Ulmaria 436. 
Ulmarieae 32, 436. 
Ulmariae 436. 

Ursini Sect, Rubus 448. 
Urticaceae 2, 


Vernae Sect. Potentilla 787, 
805, 870. 

Veronica 176. 

Vestitae Sect. Rosa 68, 374. 

Vestiti Sect, Rubus 451, 540, 
544, 

Viola 176, 818. 

Virescentes Sect. Rubus 514. 

Viseum 176. 

Vulgares Sect.Alchimilla 405. 


873. 


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